Mentos – Verleiht Flügel (Teil 1)
Durch Zufall entdeckt, durch unermüdlichen Kampfgeist erfolgreich: Der inzwischen verstorbene Ponyhengst Mentos beeindruckte nicht nur mit seiner sportlichen und züchterischen Leistung, sondern auch mit seinem unvergleichlichen Charakter. Stolze 28 Jahre wurde der westfälisch gebrannte Reitponyhengst alt und bewies damit klar, dass sportliche und züchterische Höchstleistungen jung halten.
Am 8. Mai 1979 wurde der braune Hengst, der mit seiner einzigartigen Mischung aus Sensibilität und Löwenherz einmal die Springponyzucht beherrschen sollte wie kaum ein Zweiter, im westfälischen Ahlen geboren. Sein Züchter: Bernhard Kreikmann. Im Anschluss an die Körung von Mentos im Oktober 1981 in Münster, bei der er zum Reservesieger ausgerufen wurde, verkaufte ihn der Landwirt. Der Hengst wechselte in den Besitz von Jakob Jansen – und damit in die unmittelbare Nachbarschaft der Schulte-Geldermanns. Wie so oft bei Traumkarrieren hat auch in Mentos’ Biographie der Zufall eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Auf der Suche nach einem Dressurpony für ihre reitenden Kinder begegneten die Schulte-Geldermanns Mentos. Der Hengst wurde angeboten, weil Jakob Jansen angesichts seines fortgeschrittenen Alters mit der Ponyzucht aufhören wollte. Gewichtige Argumente sprachen gegen einen Kauf: Mentos war bereits 7-jährig, aber nach seiner HLP 1982 nicht wieder unter dem Sattel gewesen – und er war Hengst. Die Sicherheitsbedenken seiner Frau hielten Gerd Schulte-Geldermann nicht ab. Das Bewegungspotenzial von Mentos begeisterte ihn. Auch Sohn Hagen war sich sicher: den oder keinen! Der Deal wurde per Handschlag besiegelt und so bezog Mentos seine Box auf dem landwirtschaftlich geprägten Hof der Schulte-Geldermanns in Kranenburg. Mit Ponyzucht hatte die Familie zunächst nicht viel im Sinn. Zwar waren Ponys da, aber eben Reitponys. Auch Mentos war als Reitpony, nicht als Deckhengst gekauft worden. Also kastrieren? „Mentos ließ sich als Hengst auch von unseren Kindern bestens händeln. Daher blieb er Hengst“, erzählt Gerd Schulte-Geldermann. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Anfangs deckte Mentos nur sehr wenig und musste – abgesehen von den eigenen Ponystuten der Schulte-Geldermanns – mit einer sehr inhomogenen Stutengrundlage vorliebnehmen. Selbst Haflinger-Stuten ohne Papiere zählten zu seinen Partnerinnen. Das Blatt wendete sich, als er selbst im Sport Meriten verdiente und seine fliegenden Nachkommen im Parcours von sich reden machten. „Mentos-Menne“, wie die Schulte-Geldermanns ihn liebevoll nennen, wurde zur ersten Adresse, wenn es um die Zucht von Leistungsponys mit Kinderbedienprogramm ging.
Orient und Okzident
Mentos entstammt einer ganz besonderen Verbindung – der von Morgenland und Abendland. Für orientalisches Wüstensand-Flair in Mentos' Pedigree sorgt Vater Merafic ox. Der hochnoble braune Daikir ox-Sohn aus der berühmten Vollblutaraberzucht des Marbacher Landgestüts drückte der deutschen Reitponyzucht mit über 20 gekörten Söhnen, darunter der zweifache Deutsche Vielseitigkeitsmeister und EM-Siebte Merano, und ebenso vielen prämierten Töchtern (erinnert sei an die Siegerstute Verb.El.St. My Fair Lady und zahlreiche Sportgranaten) nachhaltig seinen Stempel auf. Auf über 100.000 Euro beziffern sich die Erfolge seiner Nachkommen. Das machte Merafic ox zum ersten Vererber-Superstar der deutschen Reitponyzucht. Die Mutter Sarnau Saphire gehörte in den 1960erJahren zu den ersten Stuten-Importen aus dem Mutterland der Reitponyzucht Großbritannien. Das fuchsfarbene Juwel aus dem Abendland führt Welsh B-Blut auf der Vaterseite. Auf der Mutterseite findet sich in dritter Generation der klangvolle Name des für die Warmblutzucht so wertvollen Precipation xx. Dieser ist beispielsweise Vater des Furioso xx, der wiederum Furioso II und Futuro zeugte. Egal mit welchem Hengst Züchter Bernhard Kreikmann seine englische Lady anpaarte, stets kam dabei etwas Besonderes heraus. So wurde Sarnau Saphire, selbst Vollschwester zum gekörten Hengst Sarnau Royal Mint, stolze fünffache Hengstmutter: 1970 fohlte sie Sperling (v. Springb. Novel), 1971 Downland (v. Downland Dragoon), 1972 und 1975 die Vollbrüder Saphir und Sedur (beide v. Sir) und 1979 schließlich Mentos. Sarnau Saphire hat ihre „Wir können alles und wir geben alles“-Einstellung auch an ihre Töchter vererbt. Noch kein Mitglied?! Alle Exclusive-Vorteile nutzen: © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.
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