Kategorie: Pferdehaltung

  • Absetzen leicht gemacht – für Stute und Fohlen

    Absetzen leicht gemacht – für Stute und Fohlen

    Es gibt nichts Schöneres, als den Fohlen auf der Wiese zu zuschauen, wie sie mit ihren stelzigen Beinen umher toben und in ihren Verschnaufpausen an der sicheren Seite ihrer Mütter dösen. Jedoch heißt es nach ca. 6 Monaten meistens Abschied nehmen von der Kinderstube und den nächsten Schritt in das Erwachsen werden gehen. Besonders hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, um so wenig Trennungsstress wie möglich zwischen Stute und Fohlen zu erzeugen.

    Doch wie gestaltet sich dieses Prozedere in der Natur und welche Möglichkeiten gibt es, die Trennung von Mutter und Kind entspannter zu vollziehen?

    Fohlen Absetzen in der Natur

    Bei Pferden in freier Wildbahn geschieht das Absetzen über einen längeren Zeitraum.

    Wenn man zum ursprünglichen Lebensraum und zu den Lebensweisen der Wildpferde blickt, ist die Trennung zwischen Muttertier und Fohlen ein Prozess, der mit der neuen Belegung der Stute und der anstehenden Geburt des neuen Fohlens erfolgt. Jedoch wird die Bindung meist nicht bereits nach 6 Monaten getrennt, sondern wird nach und nach distanzierter. Sobald die Mutterstute ein neues Fohlen erwartet, rückt das „alte“ Fohlen mehr und mehr in den Hintergrund. Es darf immer weniger säugen und die Distanz zwischen ihm und der Mutter nimmt zu. Dies geschieht etwa mit 9-11 Monaten. Falls die Stute jedoch kein weiteres Fohlen bekommt oder gar eine Todgeburt erfolgt, kann das aktuelle Fohlen auch noch einige Monate (bis zu einem Alter von etwa 18 Monaten) weiter gesäugt werden. Die Aufnahme von Raufutter nimmt dennoch immer weiter zu und irgendwann ernährt sich das Jungpferd ausschließlich davon.

    Absetzen durch menschliche Hand

    Fohlen schulen beim Spielen ihren Körper und die Kommunikation unter Artgenossen.

    Natürlich haben wir ganz andere Möglichkeiten der Haltung und der Beschäftigung mit unseren Pferden. Dementsprechend kann das Absetzen eines Fohlens in der Regel nicht wie in der Natur ablaufen. Die Ansprüche an Fohlen und Stute sind hoch und auch der immer häufigere Platzmangel macht es den Züchtern nicht leicht, genügend Fläche für ihren Nachwuchs bereit stellen zu können. Meist wurde die Zuchtstute auch schon wieder belegt und soll sich nicht durch ihr immer aktiver werdendes Fohlen belästigt fühlen. Auch spricht ein früherer Verkauf des Fohlens für ein Absetzen mit 6 Monaten oder die Mutter, die nicht mehr besamt wurde, soll wieder in den aktiven Sport zurück.

     

     

    Studie – Trennungsstress und dessen Folgen

    Eine Untersuchung  aus der Dissertation von der Tierärztin Dr. Regina Erber mit dem Titel “Belastungssituationen bei Fohlen und Jungpferden” an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Wien in Kooperation mit dem Graf-Lehndorff-Institut in Neustadt/Dosse (siehe: Belastungsstudie bei fohlen und Jungpferden (2)) zeigte, dass sich der Stress der Jungpferde mit intelligentem Management und Einfühlungsvermögen erheblich verringern lässt.

    Über einen längeren Zeitraum, wurde in drei Vergleichsgruppen das Stressniveau unter verschiedenen Bedingungen der Pferdekinder gemessen. Neben Futteraufnahme, Gewichtsentwicklung, Bewegungs-Intensität und Häufigkeit der Ruflaute war der Cortisol-Spiegel im Speichel der Absetzer ein gut nachweisbarer und sicherer Indikator für erlebten und tatsächlichen Stress.

    Verglichen wurde die traditionelle abrupte Absetzmethode mit zwei weiteren Möglichkeiten. Während die einen zwar im Gruppenverband, aber auf die herkömmliche Art und auf sich allein gestellt von den Müttern getrennt wurden (simultanes Absetzen), entfernten die Forscher die Mutterstuten der zweiten Fohlengruppe einzeln und über einen längeren Zeitraum aus der Herde, bis diese schließlich nur noch aus Fohlen bestand (konsekutives Absetzen). Die dritte Herde wurde zwar simultan abgesetzt, erhielt aber zwei erwachsene Kindermädchen in Gestalt vertrauter, fohlenloser, aber nicht verwandter Stuten.

    Absetz-Management vermindert Stress

    Das Ergebnis der Studie zeigt somit deutlich, dass die Fohlen aus der ersten Gruppe, dem meisten Stress ausgesetzt waren.

    In der heutigen modernen Pferdehaltung, ist das naturnahe Absetzen oftmals nicht umsetzbar. Vermarktungstermine wie Fohlenauktionen, sind für die Pferdezüchter wichtig einzuhalten. Heutzutage gibt es deshalb die unterschiedlichsten Möglichkeiten, den Fohlen einen möglichst stressfreien Start in die Selbstständigkeit zu gewähren. Gleichaltrige Spielkameraden sind ausgesprochen wichtig und helfen den Absetzern über den ersten Schreck hinweg.

    Fohlen mit Spielpartner in der Aufzuchtbox

    Diese beiden Jungpferde verbringen ihren Winter gemeinsam in ihrer geräumigen Box und auf dem Paddock.

    Eine weitere Form des Absetzens besteht darin, Fohlen paarweise, vor allem über den Winter, unterzubringen. Hierzu haben wir die Aufzucht des Fohlenhof Steins unter die Lupe genommen.

    Auf dem Fohlenhof werden alle Stuten mit ihren Fohlen, sofern diese schon fixiert genug auf die Mutter sind, Schritt für Schritt auf einer Wiese zusammengeführt und genießen anschließend in einer großen Herde den täglichen Weidegang. Gegen Herbst beziehen dann immer zwei Fohlen gemeinsam ihre geräumige und helle Aufzuchtbox (4,00m x 6,00m). Jedes Fohlen darf mit seinem favorisierten und gleichgeschlechtlichen Spielpartner zusammen bleiben, welcher das möglichst gleiche Alter hat. Hierfür werden die Fohlen während der Weidezeit mit ihren Müttern täglich beim Spielen und Grasen beobachtet. Dabei wird auch gleich die Gesundheit der Pferde kontrolliert und nach möglichen Verletzungen, die bei wilden Spielereien entstehen können, geschaut.

     

    Ein Team – Die Pferdefreunde warten auf ihr Futter.

    Die Fohlen verbringen den Winter im Zweier-Team in ihrer großzügigen Box und auf den Sandpaddocks. Im Sommer geht es dann wieder in größeren Gruppen 24 Stunden auf die großen Sommerwiesen. Im Idealfall verbringen die Absetzer bis zu ihrem dritten Lebensjahr ihr Leben gemeinsam mit ihrem liebsten Spielkameraden.

    Auch diese Methode reduziert den Stress für die Fohlen enorm, da sie ganze drei Jahre lang mit ihrem Pferdekumpel verbringen können und somit kein zusätzlicher Trennungsschmerz entsteht.

     

     

     

    Theorie in die Praxis umsetzen

    Mehrere gleichaltrige Jungpferde genießen gemeinsam ihre Jugend auf der Koppel.

    Organisation bleibt dabei allerdings das A und O. In der Gruppe sollte mindestens ein gleichaltriger Spielkamerad vorhanden sein, welcher sich dort im besten Fall für die gesamte Aufzucht aufhält.

    In der Praxis kann man sich das „perfekte Absetzen“ so vorstellen:

    Idealerweise sind die Fohlen einer Gruppe möglichst gleichaltrig, damit sie möglichst zum gleichen Zeitpunkt abgesetzt werden können. Denn wie heißt es so schön? “Geteiltes Leid, ist halbes Leid 😉.“ Auch gilt, je später die Trennung von statten geht, desto einfacher wird es für Stute und Fohlen sich an die neue Situation zu gewöhnen. Um den Stress möglichst gering zu halten, bietet sich eine nach und nach größer werdende Zeitspanne an, in der das Fohlen zunächst für ein paar Minuten, Stunden und schließlich Tage von der Mutter getrennt wird. Dabei hilft es, wenn anfangs sich das Fohlen noch in Sichtweite der Stute befindet.  Auch das Fahren im Pferdetransporter, das dem Absetzen ja häufig folgt, sollte im Beisein der Mutterstute trainiert werden. So verknüpft das Fohlen die Fahrt bzw. den Hänger nicht nur mit einem Verlust, was sich als prägendes Negativ-Erlebnis festsetzen und später zu erheblichen Verladeproblemen führen kann.

    Damit sich das Fohlen auch schnell an die neue Herde gewöhnt und Anschluss findet, ist von Vorteil, eine “gut” gemischte Gruppe zu haben. So können die Kleinen ihre sozialen Kontakte optimieren und werden in die Strukturen der Herdenhierarchie aufgenommen. Auch “Pferdenannys”, Stuten die sich als optimale Erzieherinnen eignen, können den Stut-Fohlen helfen, den Trennungsschmerz schnell hinter sich zu lassen.  Damit sich die Nanny und das Fohlen aneinander gewöhnen können, sollten sie frühzeitig in die Herde integriert werden, um ein rechtzeitiges Kennenlernen möglich zu machen und um eine Vertrauensbasis herstellen zu können. Herdenhaltung, die nach Geschlechtern getrennt ist, mindert den Stress innerhalb der Gruppe und Verletzungen durch ungestümes Verhalten aufmüpfiger Hengstfohlen können verringert oder gar komplett verhindert werden.

    In Hengstfohlen-Gruppen könnten ein paar Wallache unterschiedlichen Alters (auch gerne Rentnerpferde oder unreitbare Tiere) für die Betreuung und Erziehung zur Verfügung gestellt werden. Ein vorheriges Kennenlernen und Beschnuppern am Koppelzaun helfen beim späteren Eingliedern. Im Idealfall bleiben die sogenannten „Kindermädchen“ möglichst lange und am besten bis zum Ende der Aufzucht bei den Fohlen. Eine gute Basis, um später ein gut sozialisiertes und verträgliches Reitpferd zu bekommen, welches Sitte, Anstand und die richtige Kommunikation unter Artgenossen von Kindesbeinen an kennen gelernt hat. Ein solider Grundstein für ein seelisch und gesundheitlich robustes Reitpferd.

    Das Fohlen auf dem Weg zum Reitpferd

    Neben der artgerechten Fütterung mit genügend Gras und vor allem Raufutter in Form von Heu, sollte ein Jungpferd mit ausreichend Mineralfutter versorgt werden, um einem möglichen Mangel an Mineralien vorzubeugen. Dieses Mineralfutter kann mit einer handvoll Luzerne, Gerste oder Hafer vermischt werden. Neben diesen hochwertigen Nahrungsbausteinen, stärkt viel Bewegung die Knochen und Sehnen und sorgt für eine leistungsfähige Lunge.

    Die Gabe von Medikamenten wie der Wurmkur, kann spielerisch trainiert werden.

    Doch was sollte ein Jungpferd alles können? Natürlich kommt dies immer auf den physischen Zustand des Pferdes an. Wie ist sein Körperbau? Ist es vielleicht sogar über- oder unterernährt und welchen Eindruck bekommt man bei der Beobachtung von seinem geistigen Ist-Zustand?! Wenn das Jungpferd einen guten Eindruck macht, kann mit dem sogenannten Fohlen A-B-C begonnen werden. Berührungen zulassen, ein Halfter angelegt bekommen, sich führen und anbinden lassen, gehören zu den Basics eines jeden Reitpferdes. Auch das Hufe heben und die Verabreichung von Medikamenten wie zum Beispiel einer Wurmkur sollte trainiert und somit auch positiv verknüpft werden, damit es später keine Problematiken beim Tierarzt gibt. Hierzu kann eine leere Wurmkur beispielsweise mit Möhrenbrei oder Apfelsaft gefüllt und dem Pferd verabreicht werden. Dies schmeckt nicht nur gut, sondern fördert das Vertrauen zwischen Besitzer und Fohlen.

     

    Fohlen sollten schon frühzeitig Kontakt zum Menschen haben, um sich an sie zu gewöhnen.

    Nicht zu vergessen ist das Verladetraining. Jedes Pferd, ob es nun in den Sport geht oder nicht, sollte sich jederzeit verladen lassen. Diese Sicherheit mindert den Stress nicht nur beim Pferd, sondern auch bei seinem Besitzer. 😉 Egal ob es zum Training, in einen neuen Stall, aufs Turnier oder gar in die Tierklinik geht. Spielerisch kann schon in den ersten Monaten und Lebensjahren der Anhänger kennengelernt und erkundet werden. Am besten funktioniert dies mit der Mutterstute. Auch mit einem anderen Artgenossen und viel Vertrauen zum Besitzer, kann ein solches Training mit genügend Zeit und Geduld stattfinden.

    Sind diese Kriterien der gesunden Sozialisierung, Bewegung, Beschäftigung, Ernährung und Erziehung erfolgreich umgesetzt worden, steht einer guten Mensch-Pferd-Beziehung nichts mehr im Wege.

     

     

     

     

     

  • Veranstaltung: Vorausschauend Planen – Betriebe in die Zukunft führen

    Veranstaltung: Vorausschauend Planen – Betriebe in die Zukunft führen

    Ein Kräfte zehrendes Jahr 2020 verlangt von Stallbetreibern und Pferde-Profis Krisenmanagement und einen Blick nach vorn. Passend dazu ist das Motto der kommenden Praxistage des Arbeitskreis Pferdebetrieb Vorausschauend Planen – Betriebe in die Zukunft führen. Sie finden am 28. und 29. September in der Nähe von Dresden statt. 

    Zum Programm und Anmeldung

    Die Betriebe

    Blickt hinter die Stalltüren des Landesgestüts Moritzburg! Circa 80 Zuchthengste sind in den prächtigen Mauern zu Hause. Darunter sind Namen wie Don Plaisir, El Salvador oder Florisburg. Das Landesgestüt ist jedoch längst nicht mehr nur bei Pferde-Fans und –Profis ein Begriff: Es ist auch ein beliebtes Ausflugsziel und überzeugt mit seiner ansprechenden Optik. Landstallmeisterin Dr. Kati Schöpke zeigt den Besuchern in einer besonderen Betriebsführung, wie die Hengste werden, in welcher Tradition das Landesgestüt steht und welches Konzept es heute verfolgt.

    Don Plaisier im Training.
    Don Plaisier im Training. © Landesgestüt Moritzburg
    El Salvador ist ein weiterer der eleganten Hengste auf dem Landesgestüt Moritzburg.
    El Salvador ist ein weiterer der eleganten Hengste auf dem Landesgestüt Moritzburg. © Landesgestüt Moritzburg

    Der zweite Betrieb, den wir besichtigen, ist der Pensionsstall Gut Heinrichshof. Je nach Vorliebe und Bedürfnissen können die Kunden hier zwischen verschiedenen Haltungsformen wählen. Zur Verfügung stehen Mini-Laufstall, mehrere Aktivstall-Gruppen, Paddocktrails sowie Diätgruppen. Das Gut Heinrichshof zeigt, wie Wirtschaftlichkeit, eine Haltung mit viel Bewegung und Natur sowie Nachhaltigkeit sich verbinden können. Betriebsleiter Stefan Seyfarth erklärt das erfolgreiche Konzept des Betriebs und zeigt seine Anlage.

    Die Workshops

    Wie stelle ich meinen Betrieb für die Zukunft auf? Eine Frage, die gerade jetzt viele Betreiber von Reitanlagen und Züchter beschäftigt. Thorsten Hinrichs von HIT-Aktivstall diskutiert mit den Teilnehmern verschiedene Lösungsszenarien und gibt Tipps, wie man die jeweils für sich richtige Kundschaft ansprechen kann. Böden nachhaltig befestigen ohne die Flächen zu versiegeln, darum geht es im Workshop mit Nicole Hübner von Hübner-Lee. Warum Betriebe vor allem jetzt und in Krisenzeiten von Prozessmanagement profitieren können weiß Sker Friedhoff von RIMA. Er spricht darüber, wie man ein solches System einführen kann und sich dadurch wie die Qualitätssicherung gegenüber der Kunden erhöht.

    Mehr zum Arbeitskreis Pferdebetrieb

     

     

     

  • Hengsthaltung mit Sozialkontakt

    Hengsthaltung mit Sozialkontakt

    Wie ist die Vorstellung in vielen Köpfen, wenn es um Hengsthaltung geht? Boxengitter und vom Geschehen abgewandt – das Klischee bedeutet kompromisslose Einzelhaft. Aus Sorge vor Verletzungen und Unfällen gibt es außerdem wenig Auslauf, denn das Testosteron der Tiere scheint demjenigen, der es wagt, die Boxentür zu öffnen, förmlich entgegen zu kochen.

    Moderne Haltungsformen

    Doch halten wir fest: Die Realität sieht längst nicht mehr für alle Hengste so aus. Es gibt inzwischen auch Hengsthalter, die mit Gruppenhaltung und Sozialboxen positive Erfahrungen gemacht haben – und sie würden ihre Haltung nie für isoliertes Boxendasein eintauschen. Wir berichten von ihren Erfahrungen und geben Tipps, wie auch andere Hengsthalter von ihrem Wissen profitieren können. Vor allem das Modell Junggesellengruppe hat sich für viele Hengsthalter bewährt. Dr. Axel Brockmann, Gestütsleiter vom Landgestüt Celle, empfiehlt, Junghengste bis zu einem Alter von circa zwei Jahren nach der Trennung von ihrer Mutter in einer Gruppe mit einem älteren Erzieher zu halten. So lernen die Junghengste Sozialverhalten, das sie auch für spätere Vergesellschaftung brauchen. In der Hengststation des Landesgestüts Celle in Adelheidsdorf leben die Hengste in großzügigen Paddockboxen – und haben so viel frische Luft, Licht und Sozialkontakt zu Artgenossen. Für ausreichend freie und kontrollierte Bewegung sorgt ein für jedes Pferd individuell ausgearbeiteter Plan aus Führanlage, Training und Auslauf.

    Leitlinien gelten auch für Hengste

    Diese Bedingungen sehen die Leitlinien vor – und sie gelten nicht nur für Stuten und Wallache, sondern auch für Reit- und Deckhengste:
    – Hochgeschlossene Trennwände sind nur in Ausnahmefällen, z.B. für Kliniken, Quarantäneboxen oder Abfohlboxen zulässig.
    – Pferde müssen sich gegenseitig über die Frontseite riechen, hören und sehen können.
    – Bei der Aufstallung sollte man beachten, dass die Boxennachbarn miteinander verträglich sind. Warnzeichen sind Drohen oder Ausschlagen.
    – Grundsätzlich sind alle Pferde, unabhängig von Alter, Rasse, Geschlecht oder Nutzungsart für die Gruppenhaltung geeignet.

    Sicherer Auslauf durch sichere Hengstzäune

    Die Broschüre sichere Weidezäune des aid-Infodienstes sieht für Hengstweiden folgende Mindestmaße vor: Hengstzäune sollen drei elektrische Leiter haben: 1. Leiter 60-80 cm über dem Boden, 2. Leiter 100-120 cm über dem Boden und 3. Leier 140-160 cm über dem Boden. Abhängig ist die Zaunhöhe immer von Größe und Sprungkraft der eingezäunten Hengste.

    Hengsthaltung mit Sozialkontakt am Schweizer Nationalgestüt

    In einem mehrjährigen Forschungsprojekt des Schweizer Nationalgestütes von Agroscope in Avenches wollen die Mitarbeitenden die Haltungsbedingungen für Zuchthengste verbessern. Seit 2013 betreut Dipl. Ing. Agr. ETHZ Christa Wyss das Projekt mit. Ein wichtiges Instrument sind die Sozialboxen, die Pferden mehr Möglichkeiten zu direktem Sozialkontakt geben. Diesen neuen Boxentyp entwickeln sie ständig weiter. Dabei gilt für sie die Haltung mit Sozialkontakt als Härteprüfung, wie Christa Wyss erklärt: „Wenn dieses System mit Deckhengsten funktioniert, dann kann es für fast alle Pferde funktionieren. Allerdings empfehle ich eine Vergesellschaftung von Hengsten entsprechend nur unter der fachkundigen Begleitung von Spezialisten.“

    Die Sozialbox

    Andreas Kurz, der in der Schweiz ein Vorreiter in der Gruppenhaltung von Sportpferden ist, hat die Sozialbox entwickelt. Ihr Prinzip vereint die wichtigsten Vorzüge aus beiden Welten: Gruppen- und Boxenhaltung. Entsprechend ist die eine Hälfte der Boxenwand geschlossen – und gibt dem Hengst die Möglichkeit, sich jederzeit von seinem Nachbarn zurückzuziehen. Die andere Hälfte der Boxenwand ist mit senkrechten Stangen im Abstand von 30 cm ausgestattet. Diese geben den Freiberger-Hengsten genug Platz, um den Kopf zum Nachbarn durchzustrecken, aneinander zu knabbern oder zu spielen, gemeinsam zu ruhen oder das Stroh in der Nachbarbox zu fressen. Die Abstände der Stangen müssen jeweils auf die Größe der Pferde, die in den Sozialboxen untergebracht sind, angepasst sein. Eine auf die Größe der Hengste abgestimmte Höhe der vertikalen Stangen ist ebenfalls wichtig, wie Christa Wyss erklärt: „Die Hengste müssen beispielsweise beim Spielen steigen können, ohne sich an der oberen Querstange den Kopf anzuschlagen.“ Damit das Zusammenleben klappt, sollten sich die Boxennachbarn gut miteinander verstehen. Dies zu erkennen und richtig zu interpretieren fordert viel Fachkompetenz, lohnt sich aber. „Die Pferde nutzen die Möglichkeit zum Körperkontakt gerne“, versichert Christa Wyss. Auch auf das Verhalten wirke sich die Haltung in Sozialboxen positiv aus.

    Die Forschungsprojekte Gruppenhaltung und Sozialboxen

    Gruppenhaltung

    2009 startete die Testreihe des Nationalgestüts auf einer 4 Hektar großen Koppel direkt nach der Decksaison. Die beteiligten Hengste waren nach der Trennung von ihrer Mutter bis zu einem Alter von 30 Monaten in Gruppen aufgewachsen und deshalb sozialisiert. In der ersten Zeit kontrollierten die Mitarbeiter die Situation und beobachteten das Verhalten der Hengste genau.

    Sozialboxen

    2013 zogen die Freiberger-Hengste im Rahmen eines Forschungsprojektes paarweise in die Sozialboxen ein, wo sie regelmäßig auf Verletzungen untersucht und gefilmt wurden. Die Mitarbeiterinnen werteten das Bildmaterial aus und analysierten das Verhalten der Hengste. Das Fazit: Die Hengste verbrachten ca. 50 Minuten pro Tag ausschliesslich mit Spielen. Zahlreiche weitere soziale Verhaltensweisen kommen dazu. Selten traten aufgrund der sozialen Interaktionen kleinere Hautveränderungen mit Schwellungen, Haarverlust oder kleine blutige Stellen auf. Es gab jedoch keine Verletzungen, die zusätzliche Pflege erfordert hätten. Vor Turnieren oder wichtigen Veranstaltungen kann sich Christa Wyss vorstellen, je nach Situation eine „Körperkontaktpause“ von etwa drei-vier Wochen. Dadurch könnte man allfälligen kleinen Hautveränderungen, die allenfalls einen Turnierausschluss bedeuten könnten, vorbeugen.

    Der Schrankenschneiderhof: Hengste in Gruppenhaltung

    Der Schrankenschneiderhof in Ebersberg (Oberbayern) biete Hengsthaltung in der Gruppe an. Entstanden ist das auf dem Familienbetrieb durch Zufall, wie das Ehepaar Anton und Andrea Zeller erzählt: „Im Jahr 2002 hatten wir ein Hengstfohlen gekauft, das wir auch dauerhaft in unsere Offenstallgruppe integrieren wollten.“ Heute umfasst die Gruppe sieben Junghengste, zwei Deckhengste und sechs Wallache. Möglich ist das durch eine große Fläche, durch Beschäftigungsmaßnahmen wie den Schauer-Futterautomaten, genügend Rückzugs- und Ruhemöglichkeiten – und ein erfahrenes Management. „In der Regel achten wir darauf, dass die Hengste sozialisiert sind und zwischenzeitlich nicht längere Zeit alleine standen. Außerdem ist es wichtig, dass die Pferde in der Männer-Gruppe – vor allem die Wallache – bereit sind, sich den Hengsten unterzuordnen und die Rangordnung akzeptieren“, erläutert Andrea Zeller. Geeignet für die Gruppenhaltung hält sie jedes Pferd: „Ich glaube, der Grundcharakter muss stimmen und nicht die Rasse.“

    Fazit:

    Diese Projekte beweisen genauso wie andere Beispiele, dass auch Reit- und Deckhengste von einer Haltung mit direktem Sozialkontakt profitieren und diese Haltung für sie durchaus möglich ist. Um die Haltung zu verbessern, braucht es neben dem Fachwissen unbedingt auch Mut, besonders zu Beginn.

  • Weidezäune: Bereit für den Frühling

    Weidezäune: Bereit für den Frühling

    Nach dem stürmischen Jahresbeginn ist ein gründlicher Zaun-Check vor dem Weidestart umso wichtiger für Hütesicherheit und Tierwohl. Dem kritischen Blick dürfen dabei beschädigte Seile, Litzen und Breitbänder ebenso wenig wie Lücken im Weidezaun entgehen. Was beim Zaun-Check-Up nicht fehlen darf, verraten wir hier:

    Beim Sicherheits-Check der Zäune im Frühling stellen sich folgende Fragen:

    Ist die Zaunanlage rundum geschlossen und intakt?

    Bei einem Rundgang an den Weidezäunen gilt es, die komplette Länge der Zaunanlage zu prüfen: Ist sie intakt und lückenlos? Lassen Sich Schäden am Weidezaun erkennen? Sind Lücken in der Koppelbegrenzung mit bloßem Auge zu erkennen? Falls ja, dann müssen die entsprechenden Koppel-Elemente direkt ausgetauscht und repariert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die ordnungsgemäße Spannung der Zaundrähte. Sie dürfen weder den Boden berühren noch durchhängen, sonst sinkt die Spannung im Zaun und ebenso die Hütesicherheit.

    Sind alle Pfosten, Weidezaunbänder, -seile und Litzen einwandfrei?

    Bei Zaunpfosten ist zunächst darauf zu achten, dass sie gerade und stabil stehen. Machen Sie hier ruhig die Probe und versuchen Sie, ob sich die Pfosten bewegen lassen. Das Material darf keine Beschädigungen aufweisen. Speziell Holzpfähle können am Übergang in die Erde faulen und entsprechend an Stabilität verlieren. Was nicht mehr überzeugt, wird ausgetauscht. Gleiches gilt für Weidezaunbänder und-seile sowie Litzen. Genau hinsehen lohnt sich beim Material: Vor allem UV-Strahlung hinterlässt häufig Schäden am Kunstoff, aus dem die Litzen, Seile und Bänder bestehen. Isolatoren sollten neben möglichen Beschädigungen auch auf ihre Spannungsfestigkeit getestet werden. Schalten Sie das Weidezaungerät ein, darf es keine Funkenbildung geben. Metallleiter laufen Gefahr brüchig zu werden. Nehmen Sie sich auch hier die Zeit und tauschen sie aus, was nicht mehr intakt ist. Was die Erdung betrifft, so sollten Sie kontrollieren, ob alle Verbindungen in Kontakt stehen. Speziell verrostete Teile leiten keinen Strom und müssen ausgetauscht werden.
    Erdstäbe solten verzinkt und tief genug im Boden sein, um auch feuchtere Erdschichten zu erreichen. Mindestens 1 m tief und in einem Abstand von ca. 3 m zueinander. Beim Frühjahrs-Check der Weidezäune dürfen auch Torsysteme nicht fehlen: Die Tore müssen stabil und unbeschädigt sein. Beim Prüfen der Weidetore ist wichtig, dass sich diese leicht mit einer Hand öffen und schließen lassen. Auch hier ist auf Beschädigungen am Material zu achten.

    Fließt der Strom rundum?

    Sind alle Elemente intakt und die Spannung ist trotzdem geringer als sie sein sollte, kann das an Bewuchs am Weidezaun liegen. Generell schreibt der Verband der Elektrotechnik (VDE) für Pferdeweiden eine Spannung von 2.000 bis 5.000 Volt, maximal aber 10.000 Volt, vor. Die Stromstärke soll 100 bis 300 mA (maximal 1.000 mA) betragen. Impulse sollen alle 0,02 bis 0,1 Sekunden erfolgen, die Pausen zwischen den Impulsen etwa 0,75 bis 1,25 Sekunden dauern. Als Impulsenergie empfiehlt die VDE mindestens 0,5 aber maximal 5 Joule. Wie hoch die Spannung am Koppelzaun ist lässt sich mit einem Zaunmessgerät prüfen. Günstige Geräte sind mit einem kleinen Erdstab und einem Metallteil ausgestattet. Der Erstab wird bei der Messung einfach in den Boden gesteckt und der Metallleiter an Litze, Band oder Seil gehalten. Je nach Modell zeigt eine LED-Leiste oder ein kleiner Bildschirm die Spannung des Weidezauns an. Zeigt die Messung eine geringere Spannung kann Bewuchs die Ursache sein. Praktischer ist es, wenn eine permantente Zaunüberwachung durchgeführt wird. Dazu gibt es verschiedene Geräte am Markt, die fest mit der Zaunanlage verbunden werden und bei einem Abfall der Spannung per SMS oder Push-Nachricht den Betriebsleiter informieren. Außerdem führen die meisten der Modelle auch gleich ein Zauntagebuch, dass über mehrere Wochen die Zaunspannung dokumentiert.

    Stört der Bewuchs?

    Gras, kleine Büsche oder anderer Bewuchs am Zaun leitet Strom in den Boden ab, wodurch die Spannung im Weidezaun sinkt. In diesem Fall ist sauberes Ausmähen von beiden Seiten der nächste Schritt. Vor allem bei großen Flächen empfiehlt es sich, diese Aufgabe mit einem Zaunmulcher oder einem anderen Gerät statt mit einer Sense zu erledigen. Dieses Werkzeuge können in der Regel bereits an Kleintraktoren oder Schlepper ab 50 PS gehängt werden und wiegt im Regelfall nur zwischen 120 und 250 kg. Unbedingt zu achten ist neben dem Gewicht des Anbaugeräts auf die vom Hersteller empfohlene Fahr- und Zapfwellengeschwindgkeit.

    Funktionieren die Weidetore?

    Ein weiterer Punkt auf der Liste sind beim Frühjahrs-Check-up die Torsysteme: Funktionieren sie? Sind sie stabil und unbeschädigt? Beim Prüfen der Tore ist wichtig, dass sie sich leicht mit einer Hand öffen und schließen lassen. Desweiteren sollen sie stabil und gut sichtbar sein. Wichtig ist auch, dass diese Torlitzen so montiert sind, dass sie nach dem Öffnen keinen Strom führen.

    Ausbruchsicher – auch für Hengste?

    Als Richtwerte für die Höhe des Zauns geben die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten eine Zaunhöhe von mindestens 0,75 x Widerristhöhe über dem Grund an. Den Abstand zwischen den Pfählen setzen sie bei jeweils mindestens 260 cm, jedoch maximal 500 cm je nach Material an. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung empfiehlt je nach Pferdekategorie die Höhe der Einzelleiter des Elektrozauns für Kleinpferde auf etwa 1,10 bis 1,20 m zu setzen, für Großpferde 1,20 bis 1,40 m. Bei Springpferden oder Hengsten sollten die dritten elektrischen Leiter auf etwa 1,40 bis 1,60 m deutlich höher sein. Im Zweifelsfall gilt hier: Je höher, umso besser. Denn speziell die Hengstweide ist immer ein Sonderfall!
    Um Ausbruchversuche zu vermeiden, können Sie zusätzliches Heu oder andere Anreize auf der Koppel anbieten. Denn wenn Pferde ausbrechen und so Schäden oder Unfälle verursachen, dann folgen oft lange Rechtsstreitigkeiten. Höhere Zäune zu bauen kann verhindern, dass Hengste sie überwinden. Auch ein stromführender Innenzaun in Ergänzung zu Festzäunen ist eine Option. Weitaus wichtiger ist aber bei geschlechtsreifen Hengsten darauf zu achten, dass sie keinen direkten Kontakt zu Pferden auf Nebenweiden haben können.


  • Verlosung Platz-Max TYMY – Bodenpflegegerät sucht Tester

    Verlosung Platz-Max TYMY – Bodenpflegegerät sucht Tester

    Zusammen mit Rampelmann & Spliethoff sucht das Profi-Magazin Pferdebetrieb einen Testfahrer für den Platz-Max TYMY. Sechs Monate steht der fleißige Helfer für die Nutzung auf dem eigenen Betrieb zur Verfügung.

  • Neues aus dem Hengstbuch – Tiergerecht in Pferdezucht und Pferdesport

    Neues aus dem Hengstbuch – Tiergerecht in Pferdezucht und Pferdesport

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    Tier- und menschengerechte Lösungen im Pferde-Business

    Die Rolle des Pferdes hat seit den 1950er Jahren eine deutliche Veränderung erfahren, ebenso die Bedeutung von Tierschutz und Tierwohl. Eine immer breitere Öffentlichkeit interessiert und engagiert sich in diesem Bereich. Dabei stehen auch der Reitsport und die Zucht mit im Fokus.

    [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Ansehen und Rolle des Pferdes haben sich in unserer Gesellschaft in den vergangenen Jahrzehnten erheblich gewandelt. Waren Hans Günther Winkler und Co. in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts hierzulande noch echte Helden und standen viele Menschen allein über ihre Arbeit in Kontakt mit Pferden, änderte sich dies in den folgenden Jahren rapide. Bereits in den 1960er Jahren hatten nur noch wenige Menschen arbeitsbedingt Kontakt zu den Tieren. Erst mit der Entdeckung des Pferdes als Partner für Freizeit und Sport stiegen die Pferdezahlen und die der Menschen, die sich mit ihnen beschäftigen, wieder rapide an. Mit mehr als 1,3 Millionen Pferden und Ponys, die heute in Deutschland leben, hat sich ihre Zahl im Vergleich zum Ende der 1960er Jahre mehr als vervierfacht. Dennoch hat man den Eindruck, dass gerade in den letzten Jahren das Thema Pferd mehr und mehr aus dem Fokus der Öffentlichkeit verschwindet. Hinzu kommt eine völlig veränderte Einstellung weiter Bereiche der Gesellschaft zum Tier und seiner Nutzung. Einer, der sich bereits seit Jahren mit dieser Problematik auseinandersetzt, ist Thomas Casper, der Leiter der Hengststation Birkhof im baden-württembergischen Donzdorf. Er gehört auch zu den Gründern der Initiative Kinder für unsere Pferde, die das Thema Pferd wieder mehr in den Blickpunkt der Öffentlichkeit stellen will – speziell in der Arbeit mit Kindern.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Thomas Hartwig: Die Bedeutung von Tierwohl und Tierschutz im Blickfeld der Öffentlichkeit wächst. Wie hat sich der Spannungsbogen zwischen Reitern und Züchtern einerseits und Tierschützern andererseits in den letzten Jahren verändert?

    Thomas Casper: Generell muss man sagen, dass sich die Zeit geändert hat. Die Gesellschaft beobachtet uns Reiter und Züchter ganz anders, als noch vor wenigen Jahrzehnte. Dies kommt einerseits daher, dass die Gesellschaft ganz generell einen völlig neuen Blickwinkel zum Thema Tierhaltung und Tiernutzung entwickelt hat. Das gilt es erst einmal ganz nüchtern und klar festzuhalten. Und dies betrifft natürlich auch das Thema Pferd. Zum anderen denke ich, dass sich diese veränderte Perspektive auch dadurch ergeben hat, dass wir als Pferdehalter und -nutzer, ganz gleich ob Zucht oder Leistungs- und Breitensport, zu wenig getan haben, diese Entwicklungen zu erkennen und wahrzunehmen und daraus auch Schlüsse zu ziehen. Wir merken es erst dann, wenn es in bestimmten Bereichen unseres Sports oder der Zucht rückläufige Zahlen oder große Aufschreie gibt. Aber dann ist es für ein proaktives Handeln meistens reichlich spät. Wir müssen akzeptieren, dass wir zwei, drei oder vier Millionen Pferdenutzer nicht auf einer einsamen Insel leben, auf der alle Menschen so sind und so denken wie wir. Wir müssen sehen, dass unsere Gesellschaft in Deutschland noch weitere 75 oder 78 Millionen Menschen hat, die bezüglich der Tiernutzung eine völlig andere Auffassung haben können als wir. Wichtig ist mir, dass wir viel mehr rüber bringen, wie faszinierend das Lebewesen Pferd ist und welche positiven Effekte der Umgang mit dem Pferd für uns Menschen, etwa im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern und Jugendlichen, aber auch für unsere Umwelt und unsere Gesellschaft – etwa über das Therapeutische Reiten – hat.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Wir müssen aber auch erkennen, dass wir als Pferdeleute insgesamt und verallgemeinernd von der Gesellschaft wahrgenommen werden. Das heißt, die Gesellschaft unterscheidet nicht zwischen einem Haflinger und einem Warmblut oder zwischen Spitzen- und Freizeitsport. Wenn in irgendeinem dieser Bereiche ein tierschutzrelevantes Verhalten beobachtet wird, übertragen das weite Teile der Gesellschaft automatisch auf die gesamte Gruppe der Pferdenutzer. Deshalb bringt es auch überhaupt nichts, wenn sich einzelne Gruppierungen innerhalb der Pferdenutzung, seien es nun Verfechter einer bestimmten Reitweise, Fans einer bestimmten Rasse oder einer bestimmten Haltungsform gegenüber den anderen Pferdenutzern als die Alleinseligmachenden aufspielen oder sich gegenseitig anschwärzen.[/vc_column_text][vc_single_image image=“168957″ add_caption=“yes“ alignment=“center“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“168973″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“center“][vc_column_text]Dadurch öffnen wir nur Tür und Tor für solche Menschen, die der Pferdenutzung generell ablehnend gegenüber stehen. Auf der anderen Seite halte ich es für sehr wichtig, dass wir die schwarzen Schafe in unseren Reihen, die wir natürlich wie jede andere Sportart oder Form der Tiernutzung auch haben, herausstellen und sanktionieren. Wir müssen die Tierschützer sein, die einerseits Fehlverhalten aufzeigen und sanktionieren und die andererseits der Gesellschaft zeigen, dass das, was wir mit den Pferden machen richtig ist. Wir müssen so stark sein, dass wir aufzeigen, was man mit einem Pferd machen kann und wo die Grenzen überschritten werden. Wir dürfen nicht immer erst warten, bis wir für Dinge angegriffen werden. Wir müssen nicht reagieren, sondern agieren.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Wo liegen die Hauptproblemfelder in Sachen Tierschutz rund um das Pferd?

    Ich glaube, dass wir gerade im Bereich der jungen Pferde schonender, stressfreier und altersangemessener agieren könnten. Ich glaube, dass man, sofern die individuellen Voraussetzungen gegeben sind, auch ein dreijähriges Pferd problemlos anreiten kann. Aber wir müssen uns dabei immer an der individuellen Situation des Pferdes orientieren. Das heißt, dass es Pferde gibt, die mit zweieinhalb Jahren physisch wie psychisch weiter entwickelt sein können, als Pferde, die ein halbes oder ein ganzes Jahr älter sind. Hinzu kommt die Frage, wer macht was und in welcher Intensität mit welchem Pferd in welchem Entwicklungsstand. Da wird unter Umständen das Anreiten des jüngeren Pferdes durch den erfahrenen und sensiblen Reiter deutlich weniger Belastungen produzieren, als das Anreiten des älteren Pferdes durch einen weniger qualifizierten Menschen. Normen, die stumpf nur auf das Alter des Pferdes abstellen, werden dem Thema nur wenig gerecht.[/vc_column_text][vc_column_text]Die zurzeit diskutierten Veränderungen in den Leitlinien Tierschutz im Pferdesport des zuständigen Bundesministeriums dürften zumindest langfristig auch das Thema Körungen tangieren. Wie sehen Sie das?

    Das ist ein heißes Eisen, besonders aus der Sicht der Zuchtverbände und der Hengstaufzüchter. Ich persönlich könnte mir ein System vorstellen …..

    Mehr erfahren?

    Stöber schon bald in unserem neuen Hengstbuch 2019/20! Dieser kurze Auszug basiert auf einem Interview zwischen Thomas Hartwig und Thomas Casper, Leiter der Hengststation Birkhof Das Gesamte Interview und viele weitere spannende Beiträge findest du im Hengstbuch „Ausgewählte Hengst Deutschlands“![/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_single_image image=“166367″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://horse-gate.com/hengstbuch-2019/?C=2892/2″][/vc_column][/vc_row]

  • Platz-Max® MAXI NLGW – ideal für Problemböden

    Platz-Max® MAXI NLGW – ideal für Problemböden

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Der Platz-Max® MAXI besticht durch seine vielfältigen Möglichkeiten. An die Rahmenkonstruktion, bestehend aus 2D-Nachlaufeinrichtung, 2-Reihen Striegelzinken, hydraulischer Hackscharreihe, Hufschlagräumer und Bandenrolle für rechts und links, kann eine große Palette von Zubehör angebaut werden. Der Platz-Max® MAXI ist so konstruiert, dass jede Walze egal welcher Größe oder Beschaffenheit angebaut werden kann. Die vordere Werkzeugreihe des Bahnplaners kann je nach Anforderung mit einer Striegel-, einer Planier-, einer Zackenschiene oder der Besenreihe ausgestattet werden. Die nach oben schwenkbaren Hufschlagräumer ermöglichen die Bearbeitung des Reitbodens über die gesamte Arbeitsbreite.[/vc_column_text][vc_video link=“https://www.youtube.com/watch?v=hMRRAvvFjYM&feature=youtu.be“][/vc_column][/vc_row]

  • Platz-Max-Multi Sieger des Equitana Innovationspreises

    Platz-Max-Multi Sieger des Equitana Innovationspreises

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Das Multi-Talent für optimale Reitbodenpflege.

    Das Gerät ist für die Pflege fast aller Reitböden konstruiert worden. Der Platz-Max® Multi besteht aus einer Rahmenschleppe, in die die bewährten Komponenten der Platz-Max® Geräte kombiniert wurden. Die wechselweise hydraulische Betätigung der Glättschiene und der Farmflexwalze sorgt dafür, dass die unterschiedliche Bearbeitung verschiedener Tretschichten mit nur einem Gerät möglich ist.[/vc_column_text][vc_video link=“https://www.youtube.com/watch?v=nu4qdCBSleI&feature=youtu.be“][/vc_column][/vc_row]

  • Video: Praxistag-Teilnehmer testen 1160 eHoftrac

    Video: Praxistag-Teilnehmer testen 1160 eHoftrac

    Weidemann eHoftrac 1160
    Weidemann eHoftrac 1160 Foto: Profi-Magazin Pferdebetrieb

    Riesenbeck International: Dort, wo Ludger Beerbaum und sein Team trainieren, testeten die Teilnehmer des Praxistags vom Arbeitskreis Pferdebetrieb Anfang Mai den 1160 eHoftrac von Weidemann. Zwar war das Probefahren nur einer der Programmpunkte des zweitägigen Fachleute-Treffens neben den Themen Grünlandbewirtschaftung und -pflege, Düngevorschrift und Heuwerbung. Doch von diesem Teil steht jetzt ein informatives Video online.

    Ein weiteres Highlight der Veranstaltung des Arbeitskreises Pferdebetrieb passte bestens zu diesem Fahrzeug: Die Teilnehmer besichtigten die in der Anlage der Ludger Beerbaum Stables installierte Photovoltaik-Anlage mit 75 kWp Leistung und kompaktem Stromspeicher. Diese Kombination führt dort zu 70 Prozent Strom-Autarkie. Die vorgestellte Hoftrac-Variante mit Elektroantrieb und 240 Ah-Speicher kann helfen, den Anteil selbst genutzten PV-Stroms zu optimieren. Angesichts der niedrigen Einspeisevergütung ist das bekanntlich der Teil, der Geld spart.

    Sie interessieren sich für den Arbeitskreis Pferdebetrieb?
    Hier gibt es mehr Infos.

     

  • Impfen von Pferden als wichtige Prävention

    Impfen von Pferden als wichtige Prävention

    Ob Influenza, Herpes oder Tetanus – eine Immunisierung schützt vor gefährlichen Infektionen und Erkrankungen. Doch wie oft sollte ein Pferd geimpft werden? Welche Impfungen sind notwendig? Wann empfiehlt sich die Impfung?

    Warum Impfen wichtig ist: ein kleiner Pik mit bedeutender Wirkung

    Ansteckende Krankheiten werden ohne die richtige Vorsorge in Reitställen und Pferdezuchtbetrieben zum gefährlichen „Selbstläufer“. Als gesundheitliche Vorsorge geht kein Weg am regelmäßigen Impfen vorbei. Jedoch ist das Impfen gesetzlich nicht verpflichtend. Nur bei der aktiven Teilnahme an Turnieren, wird ein bestehender Impfschutz vorausgesetzt.

    Wie funktioniert eine Impfung?

    Jeder kennt es selbst: Nach einem kleinen Piks ist es auch schon geschafft. Doch was geschieht eigentlich beim Impfen? Die Impfung trainiert das eigene Immunsystem gegen spezifische Krankheitserreger. Wie das funktioniert? Das Immunsystem bildet Antikörper und Abwehrzellen, wenn Krankheitserreger in die Quere kommen. Eine Besonderheit ist, dass das Immunsystem Gedächtniszellen bilden kann, die die gleichen Erreger auch noch nach einigen Jahren wiedererkennen. Dies macht sich der Impfwirkstoff zu Nutzen. In kleinen Dosen werden abgeschwächte oder abgetötete Erreger gespritzt, die die entsprechende Abwehrreaktion des Immunsystems auslösen. Mithilfe der Gedächtniszellen kann sich der Körper gegen einen neuen Angriff schützen und Erreger abwehren.

     

     

    Tetanus Influenza Herpes
    Impfung verpflichtend? Nein, nur bei Teilnahme am Turniersport Nein, nur bei Teilnahme am Turniersport Nein
    Grundimmunisierung 1te Impfung im Alter von 6 Monaten

     

    2te Impfung folgt 4 bis 6 Wochen nach der ersten Impfung

     

    3te Impfung erfolgt 12-14 Monate nach der 2ten Impfung

     

    1te Impfung im Alter von 6 Monaten

     

    2te Impfung folgt 4 bis 6 Wochen nach der ersten Impfung

     

    3te Impfung erfolgt 5-6 Monate nach der 2ten Impfung

     

    1te Impfung im Alter von 6 Monaten

     

    2te Impfung folgt 4 bis 6 Wochen nach der ersten Impfung

     

    3te Impfung erfolgt 5-6 Monate nach der 2ten Impfung

     

    Auffrischungsimpfung Alle 1- 3 Jahre Alle 6 Monate Alle 6 Monate

     

    Core- und Non-Core-Komponenten der Impfstoffe

    Bei den Impfungen wird zwischen den Core- und Non-Core-Komponenten unterschieden. Core-Komponenten bekämpfen Krankheitserreger, gegen die das Pferd jeder Zeit geschützt sein sollte, um einen tödlichen Ausgang der Krankheit zu verhindern oder um Infektionsketten zu unterbrechen und somit Epidemien zu vermeiden. Non-Core-Komponenten der Impfstoffe richten sich gegen Erreger, die bei Pferden nur unter besonderen Umständen gefährliche Auswirkungen haben könnten.

    Core-Komponenten der Impfstoffe richten sich gegen Tetanus, Influenza und Herpes. Non-Core-Komponenten richten sich gegen Druse, Equine Rotavirus-Infektionen,
    Equine virale Arteritis, Lyme-Borreliose, Tollwut, Dermatomykosen,
    West-Nil-Virus-Infektionen.

    Tetanus-Impfung für Pferde ein Muss?

    Rostige Zäune können bei einer Verletzung zu einer schnellen Wundinfektion mit Tetanus führen.

    Der Wundstarrkrampf ist eine Infektionskrankheit, die sich langsam und unbemerkt ausbreitet und schließlich zum Tod führen kann. Die tückische Krankheit wird durch bakterielle Erreger hervorgerufen, die sich besonders in Böden oder an rostigen Drähten/Nägeln etc. befinden. Bei einer offenen Verletzung treten die Bakterien in die Wunde ein und lösen die Infektion aus. Dabei werden die muskelsteuernden Nervenzellen angegriffen, welches zu Krämpfen und anschließender Lähmung führt. Besonders Pferde sind anfällig für Tetanusinfektionen, die ohne Impfschutz schnell lebensbedrohlich wird.

    Pferdebesitzern sollten mit Hilfe von Tetanus-Impfungen einen Schutz gewährleisten, der in einem Abstand von ein bis drei Jahren aufgefrischt wird. Wichtig ist es, bereits das Fohlen im Alter von 6 Monaten einer Grundimmunisierung zu unterziehen. So hat das Immunsystem die Möglichkeit, Tetanus-Antikörper zu bilden und den Spiegel bei regelmäßigem Nachimpfen aufrecht zu erhalten.

    Pferde gegen Herpes impfen

    Nach einer Schätzung tragen bis zu 80 Prozent der Pferde die Herpes-Viren in sich. Jedoch brechen diese nicht immer aus. Wie beim Menschen auch, wird Herpes besonders in Stress-Situationen ausgelöst. Herpesviren (EHV) werden in unterschiedliche Virenarten eingeteilt.

    Typ 1-Viren können bei trächtigen Stuten Aborte verursachen. Auch können sie zentrale Nervensysteme beschädigen und eine Equinen Herpesvirus Myelitis (EHM) auslösen. EHV 2 und 5 zeigen Krankheitsbilder wie Hornhautentzündungen und Atemwegs-Infekte. Ausschlag an der Genitalienschleimhaut verursacht der Virus-Typ 3. Nasen- und Augenausfluss, Fieber und Husten sind in Anzeichen von EHV Typ 4.

    Eine Herpes-Impfung kann keinen hundertprozentigen Schutz bieten. Experten empfehlen jedoch, Pferde gegen EHV 1 und 4 zu impfen. Im Alter von sechs Monaten sollte die erste Impfung des Fohlens erfolgen. Die zweite Herpes-Impfung findet vier bis sechs danach statt. Einen dritten Piks gibt es dann mit einem Jahr. Um die Wirkung aufrecht zu erhalten wird empfohlen die Pferde alle sechs Monate zu impfen.

     

    Grippe-Impfung für Pferde

    Die Influenza-Impfung ist nicht verpflichtend vorgeschrieben, jedoch wird sie von Experten empfohlen. Sie schützt das Pferd vor einer hochansteckenden Grippe, die bei einem geschwächten

    Influenza-Viren können besonders bei Fohlen und schwachen Pferden gravierende Folgen haben.

    Immunsystem besonders bei alten und schwachen Tieren zu einem lebensbedrohlichen Gesundheitszustand führen kann. Typische Merkmale der Pferdegrippe sind Infektionen der Atemwegen und Fieber.

    Influenzaviren werden über die Atemwege aufgenommen und abgegeben. Da somit die Übertragung durch die Luft stattfindet, können andere Tiere im Umkreis von bis zu 40 Metern schnell angesteckt werden.

    Wie bei den anderen Impfungen auch, muss zunächst eine Grundimmunisierung stattfinden. Danach erhält das Pferd alle sechs Monate eine Impfung zur Auffrischung.

     

     

    Sollten Sie spezifische Fragen haben, so wenden Sie sich immer an Ihren fachkundigen Tierarzt!

    Horse-Gate/Sophia Tigges

  • Betriebsreportage: Hand in Hand zum Erfolg

    Betriebsreportage: Hand in Hand zum Erfolg

    Der Reit- und Fahrverein Albachten e.V. und die Hengsstation Holkenbrink sind ein eingespieltes Team. Ob der normale Pferdealltag oder eine große Veranstaltung – hier wird Hand in Hand gearbeitet und nicht jede Traktorstunde abgerechnet.

    In Albachten, einem Stadtteil von Münster, ist der Reit- und Fahrverein Albachten e. V. beheimatet. Der Verein verfügt über ein paar Boxen, eine Reithalle und einige Maschinen, ist aber nicht allein auf weiter Flur: Er befindet sich auf der Anlage von Wilhelm Holkenbrink, der hier eine EU-Besamungsstation führt. Wie kam es wohl zu dieser nicht ganz alltäglichen Kombination? Eine spannende Betriebserkundung sowie ein aufschlussreiches Interview mit Martin Farwick, Pressesprecher des Vereins, und Wilhelm Holkenbrink, Betriebsleiter der Hengststation und 2. Vorsitzender des Vereins, verschaffen einen Einblick in das harmonische Zusammenspiel von Verein und Hengststation.

    Den Grundstein für die heutige Zusammenarbeit von EU-Besamungsstation und Ausbildungsstall Holkenbrink und dem Reit- und Fahrverein Albachten e. V. wurde 1940 gelegt. Damals siedelten die Eltern des heutigen Betriebsleiters Wilhelm Holkenbrink an die Hofstätte in Münster/Albachten und gründeten einen ganz normalen landwirtschaftlichen Betrieb mit Kühen, Schweinen, Hühnern und allem, was dazugehört. Mittlerweile liegt der Schwerpunkt auf Pferdezucht, Ausbildung und Pension – und das bereits in der dritten Generation der pferdebegeisterten Familie. Kühe, Schweine oder Hühner sucht man hier heute vergeblich. In Sachen Landwirtschaft ist nur der Ackerbau verblieben.

    Der Verein

    Der Reit- und Fahrverein Albachten e. V. wurde 1948 gegründet. Im ersten Jahr freute sich der Verein über 75 passive und zwölf aktive Mitglieder. Mittlerweile sind es über 300. Geritten wurde über Jahre auf der grünen Wiese – eine Lösung, die den ambitionierten Reitern des Vereins langfristig nicht sehr erfolgsversprechend schien. Darum beschloss Albachten, eine Reithalle zu bauen und damit der erfolgreichen Ponytruppe bessere Trainingsmöglichkeiten zu bieten. Doch wo sollte diese Reithalle stehen? Die Lösung lautete: auf dem Hof Holkenbrink – hier pachtete der Verein die entsprechenden Flächen für eine kleine Reitanlage.

    1972 begannen die Mitglieder mit dem Bau einer vereinseigenen Reithalle mit den Hufschlagmaßen 20 x 70 m. Finanziert wurde der Bau durch Spenden in Höhe von 41.000 DM und Zuschüsse von Land, Landkreis und Gemeinde, die sich auf 85.000 DM beliefen. 1976 wurde die Anlage um zwölf Pferdeboxen, ein Reiterstübchen und neue Toiletten erweitert.

    Die Reithalle des Reit- und Fahrverein Albachten e. V.

    Mit der Boxenanzahl stieg auch die Zahl der aktiven Reiter des Vereins auf rund 90 und es bildete sich eine starke Ponytruppe, die unter anderem erfolgreich bei Europameisterschaften gestartet ist. Außerdem wurden noch ein neuer Außenplatz angelegt und ab 1980 regelmäßig Turniere angeboten – zunächst einmal pro Jahr eines für Ponys und eines für Großpferde, mittlerweile gibt es ein großes Turnier im Frühjahr und eines im Sommer mit bis zu 3.000 Zuschauern und 850 Nennungen.

     

    Der Hof

    Parallel zum Verein entwickelte sich auch der Hof Holkenbrink erfolgreich weiter und modernisierte den Betrieb bis zur heutigen EU-Hengststation. Bereits in den 70er-Jahren hatte der Vater des heutigen Betriebsleiters meist zwei Zuchtstuten auf dem Hof. 1983 begannen die Holkenbrinks dann mit dem Betrieb einer Deckstation in den alten Stallungen – damals mit drei bis fünf Hengsten. Mittlerweile finden auf dem Hof Holkenbrink bis zu 15 Hengste ihren Platz in einem modernen, von Röwer & Rüb ausgestatteten Stalltrakt. Zum Teil sind es eigene Tiere, zum Teil Hengste wie Da Vinci Code und Zonik One, die im Besitz von Wilhelm Holkenbrink und Paul Schockemöhle sind. „Wenn ein Hengst von der Blutführung her für unsere Station interessant scheint, dann habe ich kein Problem, wenn er mir nicht gehört“, erklärt Wilhelm Holkenbrink seine offene Politik und berichtet erfreut: „Wir haben hier auch Hengste stehen, wie beispielsweise den Rock Forever NRW und den Prämienhengst Franziskus.“

    Die Animierstute auf der EU-Besamungsstation ist aus Plastik. Eine Lösung, die laut Holkenbrink gut funktioniert.

    Seit gut acht Jahren ist der Hof Holkenbrink nicht nur ein Ausbildungs- und Turnierstall für Dressur- und Springpferde mit Fohlenaufzucht und Ausbildungsbetrieb für Pferdewirte, sondern auch EU-Besamungsstation. Um die Voraussetzungen zu erfüllen, europaweit Samen verschicken zu dürfen, musste ein neuer Stalltrakt mit Labor und Untersuchungsständern gebaut werden. Ungewöhnlich: Statt einer Animierstute neben dem Phantom setzt Wilhelm Holkenbrink in seiner Station auf ein großes Plastikpferd. „Eine gute Alternative“, sagt er. „So wird keine Stute unnötig gestresst und den Hengsten ist es in der Regel egal.“ Um den Status einer EU-Besamungsstation zu halten, fallen laut Betriebsleiter pro Hengst und Jahr rund 18.000 Euro für die vorgeschriebenen Untersuchungen an. „Nur, wenn wir alle Auflagen erfüllen, dürfen wir europaweit Samen verschicken. Wir versenden das Gefriersperma aber nicht nur innerhalb ganz Europas, sondern weltweit, beispielsweise in die USA und nach Kanada“, erklärt Wilhelm Holkenbrink.

     

    Training und Haltung

    1986 gab es auf dem Hof Holkenbrink die erste Hengstschau, damals noch in der Vereinsreithalle. Doch mit der wachsenden Anzahl an Pferden im Verein und in der Deckstation kam es zunehmend zu Konflikten zwischen den Reitern. Darum wollte Wilhelm Holkenbrink eine eigene Reithalle bauen und den vielen Reitern, Einstellern und Ausbildern einen weiteren Trainingsbereich bieten. Probleme bereitete allerdings die Baugenehmigung. Die Behörden wollten keine Reithalle, da der Betrieb mittlerweile ans Wohngebiet grenzte. Hier half ein kleiner Trick: Die Reithalle wurde offiziell als Pferdeveredelungshalle deklariert und schon durfte sie 1995 errichtet werden. Außerdem gibt es auf der Anlage zwei Longierzirkel, die gerne fürs Anreiten und für die Jungpferdeausbildung genutzt werden. Ein Laufband und eine Führanlage mit 18 Boxen runden die Trainingsmöglichkeiten ab.

    Die Führanlage sorgt für regelmäßige Bewegung.

    Insgesamt lebten 2016 rund 200 Pferde auf dem Hof in Münster, inklusive der Jungpferde, die hier aufgezogen, angeritten und vermarktet werden. Dafür stehen neben den modernen großen Hengstboxen rund 90 weitere Boxen bereit. Bei den Hengstboxen wurde übrigens darauf geachtet, dass sie hell und gut belüftet sind und dass die Tiere die Möglichkeit für Sozialkontakte haben. Dafür wurden zwischen den meisten Boxen Gitterfenster installiert, die Blick auf den Nachbarn erlauben. Das klappt laut Wilhelm Holkenbrink auch bei den meisten Hengsten. Nur selten kommt es vor, dass Tiere tatsächlich einzeln gehalten werden müssen. Aber auch dafür stehen entsprechende Boxen bereit. Außerdem gibt es für die Ein- bis Dreijährigen fünf Laufställe, in denen die Pferde, nach Geschlecht getrennt, in der Regel in Zehnergruppen stehen. Alle Boxen werden einmal am Tag mit Stroh – von umliegenden Höfen – eingestreut. Außerdem wird zweimal am Tag Heulage und Kraftfutter gefüttert. Dabei versorgt Wilhelm Holkenbrink nicht nur seine eigenen Pferde, sondern auch die des Vereins. Das wird genauso selbstverständlich mit erledigt wie die Platzpflege und andere Aufgaben, die sich der Verein und das Team Holkenbrink teilen. Dieses Motto gilt nicht nur für die Arbeiten am Hof, sondern auch für die Maschinen. „Wir rechnen jetzt nicht jede Treckerstunde ab. Eine Hand wäscht die andere. Auch bei Turnieren vom Verein oder bei der Hengstschau von Holkenbrinks werden die Ressourcen geteilt“, erklären Wilhelm Holkenbrink und Martin Farwick die Grundlage ihrer guten Zusammenarbeit.

     

    Koppeln und Futter

    Die Hengste kommen bei Holkenbrinks gar nicht auf die Koppel, die Turnierpferde nur begrenzt. Für die Freizeitreiter gibt es seit ein paar Jahren die Regelung, dass der Hof Koppeln zur Verfügung stellt und dass alle Pferde raus können, wenn die Besitzer es wünschen, doch wann und wie die Pferde auf die Koppeln kommen, müssen die Einsteller selbst organisieren. Diese Eigenorganisation klappt laut Wilhelm Holkenbrink sehr gut – und schont die Nerven. Vor ein paar Jahren hat der Hof den

    Sand-Paddocks ermöglichen Bewegungsfreiraum für die Pferde.

    Koppelservice noch angeboten, aber es gab oft Unstimmigkeiten, wann und wie lange die Pferde mit oder ohne Decke raus dürfen. „Die Einsteller machen das nun untereinander aus und wir haben keine Probleme damit“, sagt der Chef der Hengststation. Der Betrieb verfügt über rund vier Hektar Koppelflächen an der Hofstätte. Bewirtschaftet werden insgesamt rund 48 Hektar – eine Hälfte als Ackerland und die andere für Heulage und als Koppeln. Holkenbrink arbeitet hier mit Ackergras, sodass er die Flächen alle drei bis vier Jahre umbrechen kann und eine hohe Futterqualität erzielt. Laut eigenen Angaben kann er so bis zu vier Schnitte im Jahr einfahren, einen Großteil davon als Heulage. „Das hat zwei Gründe: Erstens lässt sich Heulage im Vergleich zu Heu deutlich einfacher lagern, zweitens kann sie schneller geborgen werden und man wird unabhängiger vom Wetter“, erklärt der Betriebsleiter. Außerdem werden die Flächen zum Teil als zusätzliches Weideland genutzt.

    Wilhelm Holkenbrink kümmert sich selbst um die Herstellung von Raufutter und teilweise von Kraftfutter.

    Ebenso wie die Heulage wird auch ein Teil des Kraftfutters selbst produziert. Das auf dem Hof Holkenbrink verfütterte Getreidegemisch besteht aus 10 Prozent Mais, 30 Prozent Gerste und 60 Prozent Hafer, der zugekauft wird. Aufbereitet und entstaubt wird das Getreide von einem

    Das eigene Kraftfutter wird in einem 6-Tonnen-Silo gelagert.

    Landhandel in der Region. Das Futter wird in einem Sechs-Tonnen-Silo gelagert und täglich frisch gequetscht. Außerdem wird das Getreide vor Ort automatisch mit Öl und Mineralstoffen gemischt. Das verwendete Sojaöl lagert in 200-Liter-Fässern neben dem Silo.

     

    Team

    Beate und Wilhelm Holkenbrink haben vier Kinder, die auch fleißig auf dem Hof mitarbeiten. Simon Holkenbrink, der älteste, ist zum Beispiel fest als Hofnachfolger eingeplant.

    Wilhelm Holkenbrink, Betriebsleiter der Hengststation und Martin Farwick.

    Tochter Sophie Holkenbrink ist die erfolgreichste Reiterin der Familie und trainiert unter anderem die Hengste der Station. Anna Holkenbrink ist ebenfalls Reiterin und der jüngste Sohn Linus Holkenbrink macht eine Ausbildung als Maschinenbauer und ist bereits eine tragende Säule im landwirtschaftlichen Bereich des Hofs. Außerdem gibt es noch zehn feste Mitarbeiter, manche in Teilzeit, für Büro und Beritt sowie einen Mitarbeiter, der sich hauptsächlich um die Angelegenheiten der Hengststation mit Besamung etc. kümmert. Natürlich legt man in der Hengststation Holkenbrink nicht nur auf die Ausbildung der Pferde Wert, sondern auch auf die der Menschen, sodass immer vier Auszubildende das Team um die Familie Holkenbrink unterstützen.

     

    Reit- und Fahrverein Albachten e. V./Historie

    1948: Gründung

    1972: Bau er vereinseigenen Reithalle:

    1976: Bau von 12 Pferdeboxen

    Ab 1980: Jährlich zwei Großveranstaltungen

    1982: Bau eines Richterturms

    1988: Renovierung der Räume

    1990: Renovierung der Außenanlage

     

    Kontakt Reit- und Fahrverein: www.rv-albachten.de   

    Kontakt Hengststation: www.hengststation-holkenbrink.de

    Text und Fotos: Kai Schwarz

  • Geballte Kompetenz im Pferdezelt

    Geballte Kompetenz im Pferdezelt

    Tradition und Verbundenheit mit der Landwirtschaft wird beim Pferdezuchtverband Baden-Württemberg schon immer gepflegt. Seit Gründung des „Württemberger Zuchtvereins“ im Jahr 1895 ist der Verband beim Landwirtschaftlichen Hauptfest vor Ort und repräsentiert die dortige Pferdezucht. Auch das 100jährige Jubiläum des Pferdezuchtverbandes feierte man 1995 beim Hauptfest auf dem Wasen mit einer großen Stutenschau.

    Pferde-Know-how auf Cannstatter Wasen

    Beim 100. Landwirtschaftlichen Hauptfest präsentiert sich der Pferdezuchtverband Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Pferd, dem Haupt- und Landgestüt Marbach, dem Württembergischen Pferdesportverband, der Fachgruppe Pferdehaltende Betriebe, der Fachhochschule Nürtingen und dem Pferdegesundheitsdienst (Tierseuchenkasse) an einem großen Gemeinschaftsstand im Pferdezelt. Wer Fragen rund um Pferdezucht und -haltung hat, trifft hier auf dem Cannstatter Wasen auf geballte Kompetenz! Alle Teilnehmer sind darüber hinaus mit Pferden aktiv am täglichen Schauprogramm sowie beim Forum im großen Tierzelt mit Fachvorträgen vertreten. Beispielsweise halten die Jungzüchter des Pferdezuchtverbandes am 3. und 7. Oktober mit einen Vortragzum Thema „Horsemanship von morgen“.

    Schauprogramm mit den unterschiedlichsten Pferderassen

    Beim 100. Landwirtschaftlichen Hauptfest wird der Pferdezuchtverband Baden-Württemberg mit 27 Pferden und das Haupt- und Landgestüt Marbach mit 25 Pferden über die gesamten Tage vor Ort vertreten sein. Im täglichen Schauprogramm wird die Rassevielfalt präsentiert angefangen von fünf Araberstuten aus der weltweit berühmten silbernen Herde des Haupt- und Landgestüts Marbach, den beliebten Schwarzwälder Füchsen, die international ein großartiges Aushängeschild der Pferdezucht im Ländle sind. Noch mehr Kilos bringt eine Rheinisch-Deutsche Kaltblutstute auf die Waage. Die mächtige Stute wird von weiteren Kleinpferden begleitet: Shetland- und Welshponys, Haflinger bzw. Edelbluthaflinger, Isländer und Fjordpferde sind zu bestaunen.

    Altwürttemberger wurde als gefährdete Nutztierrasse ernannt

    Ein Augenmerk wird dieses Jahr auf die Altwürttemberger gelegt: Die Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrasen e.V. (GEH) hat die Altwürttemberger zur „Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres ernannt. Insgesamt werden sechs Stuten und zwei Hengste vor Ort für den Erhalt der Rasse werben und den vielfältigen Einsatzzweck und die Unkompliziertheit dieser Pferde präsentieren. Weitere sechs Warmblüter aus der Landesfahrschule stellt das Haupt- und Landgestüt Marbach in Stuttgart auf, darunter auch das Gespann mit dem Obersattelmeister Fred Probst die Landesmeisterschaften 2018 im Zweispänner gewann, in verschiedenen Anspannungen vor. Und last but not least, er darf nicht fehlen: Silvery Moon, der schnellste Schecke der Welt.

    spannendes Programm mit Polizeireiterstaffel

    Der viel gefragte Landbeschäler wird für seine Fans auch in Stuttgart vor Ort sein. Täglich wird diese Rassevielfalt vor Ort ab ca. 10 Uhr bis 16.30 Uhr in vielfältigen Schaunummern im Reitstadion auf dem Cannstatter Wasen präsentiert. Darüber hinaus sind an folgenden Tagen zusätzliche Programmpunkte geplant: Mit fünf Warmbluthengsten und fünf Polizeipferden wird das Haupt- und Landgestüt Marbach und die Polizeireiterstaffel Stuttgart am 3., 6. und 7. Oktober eine Premiere präsentieren: Eine gemeinsame Quadrille. Darüber hinaus ist die Polizeireiterstaffel mit ihren spektakulären Schaunummern an diesen Tagen in der Schauarena zu bewundern.

    Der Schwerpunkt Tag „Pferd“ findet dieses Jahr am 6. Oktober statt. Ab 10.30 Uhr wird das Berufsbild Pferdewirt und der Polizeiberuf mit Pferd in den Fokus gestellt. Ab 13 Uhr findet ein großes Schauprogramm statt. Am Finaltag, dem 7. Oktober, richtet die Interessengemeinschaft der Kaltblutzüchter ab 10.30 Uhr einen Holzrückewettbewerb aus.

    Ein tägliches Schauprogramm mit großer Rassevielfalt ist bis zum 7. Oktober wird geboten.

    Weitere Informationen: www.lwh-stuttgart.de

    Quelle: Pferdezuchtverband Baden-Württemberg

  • Holsteiner Fohlenchampionat: Cascadello I und Clarksville  stellen Siegerfohlen

    Holsteiner Fohlenchampionat: Cascadello I und Clarksville stellen Siegerfohlen

    Seit 2015 gehört das VTV/R+V Holsteiner Fohlenchampionat zum festen Programm des Landesturniers in Bad Segeberg. Und das macht Sinn, denn in keinem anderen Bundesland sind Zucht und Sport so eng verwoben wie in Schleswig-Holstein.

    Zahlreiche Zuschauer umsäumten das Viereck, auf dem sich die besten 20 bzw. 265 Stut- und Hengsfohlen aus den einzelnen Körbezirken der Richterkommission bestehend aus Hartmut Kettelhodt (Verden), Fabian Kühl (Vechta) und Tjark Witt (Wellinghusen) präsentierten. Sie vergaben pro Fohlen drei Wertnoten: Gebäude (40 Prozent), Bewegung (30 Prozent) und Gesamteindruck (30 Prozent).

    Die Siegerin unter den Stutfohlen

    Zur neuen Championesse der Stutfohlen proklamierten die Richter eine Cascadello I-Ramirado-Tochter aus der Zucht von Sonja Franzenburg-Much, Holstenniendorf. „Wir haben hier ein ausgesprochen attraktives Stutfohlen gesehen, das mit einem wunderschönen Gesicht und hervorragender Bewegungsqualität ausgestattet ist“, lobte Hartmut Kettelhodt, der die Kommentierung der Fohlen übernommen hatte. Auf Rang zwei landete die jüngste im Starterfeld: eine im Juni geborene Casall-Emerald-Tochter, die von Manfred von Allwörden, Grönwohld, gezogen wurde. „Casall-Emerald – eine hoch interessante Abstammung“, so Hartmut Kettelhodt. „Hier passt alles zusammen“. Dritte wurde eine Dinken-Cassini I-Tochter aus der Zucht von Manfred Jüngling, Hemingstedt.

    Foto: Janne Bugtrup
    Die Siegerin unter den Stutfohlen präsentiert sich. Foto: Janne Bugtrup

    Der Sieger unter den Hengstfohlen

    Bei den Hengstfohlen stand unangefochten ein Clarksville-Lorentin I-Sohn (Züchter Birgit Jörgensen) , das extra für diesen Tag aus Dänemark angereist war, an der Spitze. Clarksville hatte übrigens am Tag zuvor das Landeschampionat der vierjährigen Reitpferde gewonnen. Der Kommentar von Hartmut Kettelhodt zu diesem Siegerfohlen: „Wir waren froh, dass wir noch nicht alle 10er-Noten vergeben hatten, als dieses Fohlen in den Ring kam“, sagte er, „das mit idealer Halsung ausgestattete Fohlen ist mit hervorragenden Bewegungen ausgestattet“. Auf Platz zwei rangierte ein Casall-Clarimo-Fohlen aus der Zucht von Max-Hermann Johannsen in Hörup. „Das Fohlen hat ein herrliches Gesicht mit guter Halsung“, war die Meinung der Jury, „vor allem im Galopp konnte das typvolle Fohlen gefallen“. Dritter wurde ein Dinken-Casall-Fohlen (Johann Hermann Claußen, Neuenkirchen) aus der nahen Verwandtschaft der Holsteiner Aushängeschilder Cassini I und Clarimo. Die Züchter bzw. Besitzer der Siegerfohlen durften dann, vor großer Kulisse auf dem Landesturnierplatz, einen Pferdeanhänger, gegeben von den VTV/R+V-Versicherungen sowie vom Böckmann Center Ahsbahs, Horst, entgegennehmen.

    Foto: Janne Bugtrup
    Das prämierte Hengstfohlen ist ein Sohn von Clarksville-Lorentin I
    Foto: Janne Bugtrup

    Norbert Boley, Geschäftsführer der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH, war mit dem von ihm maßgeblich initiierten VTV/R+V Holsteiner Fohlenchampionat mehr als zufrieden: „Die hier präsentierten Fohlen waren so gut wie noch nie“, sagte er, „und die Richterurteile waren sehr gut nachvollziehbar“. Vor allem aber freute er sich über die große Zuschauerresonanz: „Ich glaube so voll ist es am „Fohlenviereck“ noch nie gewesen“.

    Quelle:   Holsteiner Verband                                                  *                                              Foto:  Janne Bugtrup

  • Effektiver Schutz gegen kleine Blutsauger (Teil 2): Das große Summen

    Effektiver Schutz gegen kleine Blutsauger (Teil 2): Das große Summen

    Sie schwirren, summen, sorgen für nervöses Ausschlagen bei Mensch und Pferd. Die Rede ist von Bremsen, Mücken und Fliegen. Neben den lautlausen Zecken können auch fliegende Blutsauger Krankheiten übertragen. Was hilft im Kampf gegen die Plagegeister?

    Foto: Lafoudre/adobe.stock.com

    Es grünt, es blüht und es summt! Auch Sechsfüßer sind in den Sommermonaten höchst aktiv in den Ställen und auf den Weiden. Schutzdecken, Deo-Roll-ons, Sprays und Cremes auf der Basis natürlicher oder synthetischer Inhaltsstoffe versprechen Abhilfe. Aber Vorsicht: Riskieren Sie stets einen zweiten Blick auf die Produkte. Wie Sie Ihre Pferde effizient und ohne gesundheitliche Bedenken vor den Plagegeistern schützen können, verraten wir Ihnen hier.

    Was fliegt denn da?

    Die Übeltäter und ihre Schwachstellen

    Stech- und Kriebelmücken, Bremsen und Fliegen sind die häufigsten Besucher auf der Weide und im Stall. Sie wieder loszuwerden ist gar nicht so einfach. Am besten funktioniert es zweifelsohne, wenn man sich auf ihre Schwachstellen konzentriert. Gar nicht so einfach, denn die Insekten sind bestens vorbereitet und angepasst.

    Mücken stillen ihren Blutdurst besonders gern an der Schweifrübe und im Mähnenkamm der Pferde. Droht Gefahr reagieren die stets alarmbereiten Insekten rasend schnell. Die Riechhaare auf ihren Antennen helfen ihnen bei der Suche nach Beute, wobei jedes einzelne Haar wie eine kleine eigenständige Nase funktioniert. Besonders anziehend duften nach dem Geschmack von Mücken unter anderem Ammoniak, Steroide, Milchsäure sowie Harnstoff und Kohlendioxid, das beim Ausatmen entsteht. Eben jenen Stoff enthalten wirksame Insektenfangbehälter als Lockstoff. Neben ihren Riechorganen nutzen Mücken und Bremsen auch Feucht- und Thermorezeptoren, um Pferde gezielt anzusteuern.

    Pferdebremsen kündigen sich besonders lautstark an und sind auch für die Reiter selbst gefährlich. Sie nutzen ihre Fühler, um Stoffe im Schweiß und Atem der Pferde zu erkennen – selbst über große Entfernungen. Außerdem dient ihnen die Körperwärme von Pferden als Orientierung. Eine wesentliche Schwachstelle der Bremsen: Prinzipiell fliegen sie ihre Opfer nur im Freien an. Ein Unterstand auf der Weide kann den Pferden folglich Schutz bieten. Außerdem sollen Pferdebremsen dunkle Tiere bevorzugen.

    Fliegen mit dem passenden Namen Wadenstecher legen ihre Eier in verrottendes Material. Um sich fortpflanzen zu können, brauchen sie Blut. Ansonsten ernähren sie sich von Nektar und Pollenextrakten. Das können Mist oder auch feuchte Silageballen sein. Am liebsten stürzen sich Wadenstecher und Weidestechfliegen auf die Flanken, den Rücken, Hals oder die Beine ihrer Wirtstiere. Gute Stallhygiene macht ihnen das Leben schwer. Im Sommer findet man auf Pferden am häufigsten Gesichts- und Augenfliegen. Sobald die Temperaturen über 15 Grad steigen und es nicht regnet oder windig ist, werden sie aktiv. Bei schönem Wetter also immer an die Fliegenmaske denken.

     

    Verscheuchen, locken oder beides?

    Strategien und Werkzeuge im Kampf gegen brummende Quälgeister weisen eine enorme Vielfalt auf. Unterscheiden lassen sie sich in Mittel, die Insekten fernhalten sollen, sogenannte Repellents oder die bereits erwähnten Insektenfallen, die die Sechsbeiner anlocken sollen. Bei Abwehrstoffen stellt sich Pferdebesitzern zunächst die Frage: Chemisch oder natürlich? Was hilft meinem Pferd wirklich und das möglichst ohne unerwünschte Nebenwirkungen? Prinzipiell wirken Repellents entweder durch ihren Geruch oder durch den Kontakt mit ihnen abschreckend auf Insekten. Ein natürlicher Wirkstoff ist Zitronenöl, das teils auch Bestandteil von Insektiziden ist. In Kombination mit Pyrethrum verlängert sich die Wirkdauer von Zitronenöl von vier Stunden auf etwa einen Tag.

     

    Von Pferde-Deos, Decken und dem Zebralook für Draußen  

    Deodorants in Form von Ölen sollen auch bei Pferden angewandt werden, um ihren körpereigenen Geruch zu überdecken. Ob das klappen kann, darüber herrscht keine Einigkeit. Schließlich müsste der Duft der Repellents so abschreckend wirken, dass die Insekten ihren Hunger vergessen und flüchten.

    Fliegendecken sind eine gute Alternative dazu. Bei klassischen Pferdedecken unterscheidet man zwischen Fliegendecken, die sich fürs Ausreiten eignen und solchen, die im Ruhezustand auf der Koppel aufgelegt werden sollten. Letztere sind sehr engmaschig und verhindern so, dass der Stechrüssel an die Pferdehaut gelangt. Decken fürs Ausreiten haben etwas größere Öffnungen. Solange das Pferd jedoch in Bewegung ist, bietet es dennoch keine Angriffsfläche.

    Einige Hersteller setzen zusätzlich auf Zebrastreifen. Der Streifenlook soll Insekten wie beispielsweise Pferdebremsen verwirren. Je schmaler die Streifen sind und je größer die Verwechslungsgefahr zur afrikanischen Verwandtschaft, umso weniger interessieren sich die Blutsauger für die Pferde.  Außerdem gibt es Decken mit Imprägnierung, die beispielsweise das Insektizid Permethrin enthalten. Solche Netzdecken halten Insekten mechanisch ab und ziehen sie zugleich chemisch an: Permethrin lockt und macht den Schädlingen den Gar aus. Ein Problem, dass es jedoch bei allen Fliegenschutzdecken gibt: Die Pferdebeine bleiben frei. Dünnhäutige Stellen wie Innenschenkel und Unterbauch bieten weiterhin Angriffsfläche für die Blutsauger.

    Sprühschutz

    Eines der beliebtesten Mittel der Wahl zum Schutz vor fliegenden Plagegeistern sind Fliegensprays. Außerdem gibt es Gels und Pasten, die mit Schwämmen auf den gesamten Körper des Pferdes angewandt werden. Repellents zur Insektenabwehr basieren auf chemischen oder biologischen Wirkstoffen. Sie unterscheiden sich in erster Linie in der Konzentration und Zusammenstellung der Wirkstoffe. Einige Sprays bieten zusätzlichen UV-Schutz oder pflegen das Pferdefell.

     Zu den synthetischen Wirkstoffen gehören unter anderem Diethyltoluamid (DEET), Icaridin (Bayrepel) oder Permethrin. Permethrin wird als giftig eingestuft. Es wirkt nicht abwehrend sondern tötet die Insekten. Auch DEET ist bedenklich. Es kann Kunststoffe lösen und das Equipment angreifen. Kinder und schwangere Frauen sollten es meiden. Icaridin ist weniger aggressiv und wird als gut verträglich beschrieben. Biologische Wirkstoffe umfassen Neemöl oder Teebaumöl. Auch diese Stoffe können die Haut reizen – insbesondere bei Sonneneinstrahlung. Besser verträglich soll der biologische Wirkstoff Citriodiol sein. Die Wirkung wird generell von der Gesamtrezeptur und dem Trägerstoff eines Sprays beeinflusst. Als günstige Trägerstoffe dienen Wasser und Alkohol. Eine etwas teurere Alternative ist veganes Glycerin, das nur langsam verdunstet und die Wirkdauer so verlängern kann.

    Die wichtigste Regel bei der Anwendung von Insektenschutzmitteln ist flächendeckendes Einsprühen beziehungsweise Einreiben. Aber bitte nicht übertreiben: Eine dünne Schicht reicht und ist zugleich günstiger. Die Sprühköpfe einiger Sprays helfen dabei mit ihrer 360-Grad-Funktion, um auch am Bauch problemlos zu sprühen.

    Gels und Lotionen lassen sich besonders gleichmäßig auf dem Pferd verteilen. Gel-Produkte für empfindliche Körperstellen, also beispielsweise im Bereich der Augen, haben eine geringere Wirkstoffdichte. Die niedrigere Dosierung soll die toxische Wirkung und folglich die Gefahr einer Reizung durch das Produkt verringern.

     

    Wichtige Tipps:
    • Sparen Sie beim Auftragen jeglicher Produkte die Bereiche in Augennähe, die Nüstern, Maulspalte und Schleimhäute aus. Besondere Vorsicht bei Wunden und Stellen mit Sonnenbrandwalten lassen.
    • Schwitzt das Pferd, verringert sich die Schutzdauer. Sprühen Sie nach.
    • Meiden Sie den Kontakt DEET-haltiger Mittel mit Kunststoff und Kleidung.
    • Bewahren Sie alle Insektenschutzmittel immer tier- und kindersicher auf.
    • Wenden Sie Sprays nie in geschlossenen Räumen an.
    • Atmen Sie den Sprühnebel nicht ein.
    • Testen Sie jedes Insektenabwehrmittel immer vorab auf einer kleinen Stelle des Pferdes. So können Sie mögliche allergische Reaktionen bei empfindlichen Tieren bereits vorab bemerken.
    • Bedenken Sie: Auch biologische Wirk- und Inhaltsstoffe können Allergien auslösen.

     

  • Effektiver Schutz gegen kleine Blutsauger (Teil 1): Zecken

    Effektiver Schutz gegen kleine Blutsauger (Teil 1): Zecken

    Auf sechs bis acht Beinen fliegen und kriechen sie, belästigen Ross und Reiter und können gefährliche Krankheiten übertragen. Die Rede ist von Fliegen, Mücken, Bremsen und Zecken. Was können Reiter tun, um ihr Pferd und sich selbst gegen die Plagegeister zu schützen?

    Unterscheiden wir zunächst zwischen sechs- und achtbeinigen Blutsaugern: Beginnen wir mit den Spinnentieren, den Zecken. Ihre Hochsaison erleben die Blutsauger von März bis November – bei Temperaturen über 7 Grad werden sie jedoch auch im Winter aktiv. Sie lauern auf Lichtungen, im hohen Gras und einmal festgebissen sind sie zwar einfach zu entfernen aber hinterlassen teils unangenehme Krankheiten – bei Tier und Mensch. Wie hoch ist dieses Risiko der Übertragung von Bakterien und Viren durch Zecken? Wie kann man die Krabbeltiere fernhalten und wie entfernt man sie am besten? Antworten gibt es hier:

    Zecken-Fakten

    In unseren Breiten gibt es Zecken wie den Gemeinen Holzbock, der zur Familie der Schildzecken gehört. Aus dem Ei entwickelt sich eine Larve, die zur Nymphe und schließlich zur ausgewachsenen Zecke wird. Auf dem Weg dorthin und vor jeder Eiablage benötigen die Tiere je eine Blutmahlzeit. Klingt gar nicht so viel, aber sorgt für große Leistungen: Ein Zeckenweibchen legt etwa 3.000 Eier.

    Der Lebenszyklus einer Zecke.

    Der Weg aufs Pferd ist für die Zecke ein Wartespiel. Sie sitzt im Gebüsch oder auf langen Grashalmen und lässt sich von vorbeilaufenden Tieren oder Menschen einfach abstreifen. Nach dem ersten Festkrallen und Absuchen des Wirtstiers, ritzt die Zecke die Haut ein und steckt ihren Stechrüssel in die Stelle. Dieser ist mit Widerhaken besetzt und gibt gerinnungs- und schmerzhemmende Stoffe ab. Deshalb spürt weder Ross noch Reiter, wenn der Parasit sich andockt.

    Interessant: Zecken sind blind und taub. Sie reagieren auf Bewegungen, Wärme und Geruchsstoffe.

    Zecken übertragen Krankheiten

    Da Zecken auch Wildtiere als Zwischenwirte nutzen und deren Reviere sich mit Gebieten zum Ausreiten überschneiden, können Krankheiten ihren Weg zum Pferd finden. Und zwar in Form von Einzellern, Viren und Bakterien, die im Blut enthalten sind und von den Zecken übertragen werden. Zecken heißen daher in der Fachsprache auch Vektoren. Beispiele für durch Zecken übertragbare Krankheiten sind die sogenannte Anaplasmose und die Lyme-Borreliose beim Pferd. Ein geschwächtes Immunsystem, geringere Leistungsfähigkeit und Lahmheiten können die Folgen sein. Der Tierarzt kann hier für Klarheit sorgen und entsprechend behandeln.

    Anaplasmose bei Pferden

    Der Erreger Anaplasma phagocytophilum wird durch Zecken übertragen und ruft eine bakterielle Erkrankung bei Pferden hervor, die sich Anaplasmose nennt. Betroffene Pferde können unter sehr unterschiedlichen Symptomen wie Fieber, Anorexie, Ödemen an den Gliedmaßen und Lethargie leiden. Ältere Pferde sind meist stärker betroffen als jüngere Tiere. Ein Nachweis des Bakteriums im Blut ist etwa eine bis zwei Wochen nach der Infizierung möglich. Eine zweite Blutprobe macht nach weiteren zwei Wochen Sinn.

    Was tun?

    Ein wichtiger Schritt ist es, das Pferd beim Putzen regelmäßig nach Zecken abzusuchen und diese umgehend zu entfernen. Zieht man eine Zecke innerhalb der ersten 24 Stunden nachdem sie zugestochen hat heraus, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheitserreger übertragen wurden, sehr gering. Außerdem können Pferdebesitzer vorbeugen: beispielsweise durch den Einsatz von Repellents zur Abschreckung von Zecken, die in natürlicher und synthetischer Form, als Spray oder als Spot-on-Präparat angeboten werden. Vor allem zur Zecken-Hochsaison im Spätsommer und Herbst macht der Einsatz dieser Repellents Sinn. Natürliche Mittel gegen die Blutsauger basieren auf ätherischen Ölen. Sie verlieren ihre Wirkkraft im Normalfall schneller als synthetische Stoffe. Außerdem hängt die Wirksamkeit von Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit ab.

    Gegen Krankheiten wie Borreliose gibt es zudem eine Impfung für Pferde. Tierärzte empfehlen zwei Impfungen und eine Impfpause von drei bis fünf Wochen, eine anschließende Zwischenimpfung nach sechs Monaten sowie eine Auffrischung nach einem Jahr. Ansonsten: Büsche und Gräser beim Ausreiten möglichst meiden. Viel Glück und gute Ausritte ohne lästige Zecken!

    Lesen Sie nächste Woche, wie Sie Ihre Pferde vor Fliegen, Bremsen und Mücken schützen können.

    Fakten zu Zecken

    • Wird die Zeckenzange benutzt, sollten Sie das Spinnentier immer dicht über der Haut und direkt am Kopf greifen und ziehen. Als Hilfsmittel bietet sich eine klassische Zeckenzange oder eine   gebogene Stahlpinzette an.

    • Trotz aller Abscheu: Quetschen Sie die Zecke nie! Ansonsten entlässt sie direkt zum Abschied eine noch größere Menge an Bakterien und Viren im Wirt.

    • Beim Herausdrehen von Zecken können Teile der Mundwerkzeuge in der Haut stecken bleiben. Die Einstichstelle kann sich folglich entzünden.

    • Bloß nicht: Blutsaugende Zecken mit Öl oder Klebstoff antropfen. Stirbt die Zecke ab, bleibt sie dennoch in der Haut stecken, Speichel und Darminhalt inklusive der enthaltenen Krankheitserreger gelangen weiter in den Körper des Wirts.

    • Zecken sind echte Überlebenskünstler. Nach dem Herausziehen ist die sicherste Methode, eine Zecke ins Jenseits zu befördern, das Verbrennen des Parasiten.

    Titelbild von: Michael Tieck/adobe.stock.com