Die Dittmers leben ganz oben in Norddeutschland am Meer â doch die beste Anpaarungsidee fĂŒr ihre Marquesa lieferte ein Freund aus dem Rheinland, Christoph Toups. âIch habe einen gesehen, der könnte bei euch reinpassenâ sagte er eines Abends bei den Dittmers auf dem Sofa. Er brachte einen Videofilm mit, âund als Lissabon zu sehen war, war sofort klar, fĂŒr welche Stute das eine Idee war.â Wieder war der Gedanke der Doppelbegabung, Rittigkeit und des Leistungswillens ausschlaggebend. Damals wurde der junge Lissabon von einem MĂ€dchen gesprungen. Gemeinsam fuhren die Dittmers und die Toups zur Hengstschau in Aachen, um den Lordanos-Sohn anzuschauen. âAn Lissabon gefiel uns allen diese AbgeklĂ€rtheit, die ElastizitĂ€t, diese Grundehrlichkeit gemeinsam mit ĂŒberragenden Grundgangarten. Der hat ja alles mitgemacht, und dann war der noch so cool dabei. Das passte gut zu dem Ehrgeiz und Biss der Stute.â In der Box des Hengstes war es entschieden, erinnert sich Jutta Dittmer. âDer Hengst hatte solch eine innere Ruhe, er blieb sogar in der fremden Box liegen, wenn die TĂŒr aufgingâ, erzĂ€hlt die ZĂŒchterin. âDer guckte mich an und ich sah: Das ist einfach ein herzensgutes Pferd!â Im Jahr zuvor durÂfte ihr Mann den Contendro aussuchen, diesmal war sie dran mit der letztlichen Entscheidung. Und die wurde direkt dreimal wiederholt: Aus der ersten Anpaarung stammt Lissaro, danach wurden seine zwei Vollschwestern geboren. Die Fuchsstute Lissara Ă€hnelt von Typ und GebĂ€ude der Mutter Marquesa. Die StaatsprĂ€mienstute hatte zuletzt Quaid- und Franziskusfohlen, sie ist eine der aktuellen Zuchtstuten der Dittmers. Die letzte Stute aus der Marquesa, La Petite von Lissabon, ist eine charmante Stute, sehr elegant und bewegungsstark. Sie wird als Reitpferd der Familie eingesetzt. Der Lordanos-Sohn Lissabon, gezogen aus seiner Sion-Mutter, wirkte bis 2007 in Deutschland, bevor er nach SĂŒdafrika verkauft wurde. Er stand als junger Hengst auf der gleichen Station, bei der auch Lissaro seine Karriere begann: bei der Familie RĂŒscher-Konermann im MĂŒnsterland. âLissaro ist rahmiger und hat mehr Fundament als sein Vaterâ, so beschreibt Claudia RĂŒscher die Unterschiede zwischen den beiden. âLissabon war noch bunter als Lissaro, aber ebenso leichtrittig und unkompliziert. Da konnte man jeden draufsetzten, das ist eben dieses Lordanos-Blut.â
Doppelbegabung par excellence
In Deutschland ging Lissabon bis Zwei-Sterne-S-PrĂŒfungen, war bis S platziert und gewann bis M, eine Saison auch unter Johannes Ehning. Seine HengstleistungsprĂŒfung legte er in MĂŒnster-Handorf mit einer dressurbetonten Endnote von 8,51 und einer springbetonten Endnote von 8,77 ab. Sein Zuchtwert der ZWS 2014 Springen betrĂ€gt 133, sein aktueller Zuchtwert Dressur 146. Lissabon vererbt sich Ă€uĂerst vielseitig, sechs seiner Nachkommen sind in der Dressur bis zur schweren Klasse erfolgreich, 15 sind im Springen bis zur Klasse S erfolgreich. In welchem MaĂe doppelbegabt er sich vererbt, zeigt der genaue Blick auf einige erfolgreiche Kinder: So ist Lobenswert 2 mit einer mĂŒtterlichen Abstammung, die deutlich springgeprĂ€gt ist (Athlet Z-Cantus) zum Beispiel in der S-Dressur erfolgreich, ebenso wie der Sohn Lord Tomason (Quinto-General I). Der in schweren Springen erfolgreiche Sohn Landy 14 hingegen hat eine deutlich dressurgeprĂ€gte mĂŒtterliche Abstammung (Rubinstein-Weltmeister). Heute ist Lissabon auf dem GestĂŒt Callaho in SĂŒdafrika aufgestellt und geht in SĂŒdafrika auch weiterhin im Springsport. Welche gute Eingebung die Dittmers mit der Hengstwahl Lissabon hatten, wurde ihnen erst bewusst, als sie Lissaro auf die Körung vorbereiteten. Er sei ein unscheinbares Fohlen gewesen, dabei unglaublich lieb, zum Kuscheln sozusagen. Erst als JĂŒrgen Dittmer ihn die ersten Male an der Longe hatte, sah er die QualitĂ€t des Hengstes. Er war begeistert von der natĂŒrlichen Balance des Pferdes. Schon nach zwei, drei Ăbungseinheiten ging Lissaro, als ob er seit Wochen longiert wĂŒrde, erinnert sich der ZĂŒchter.
Die Dittmers sahen den Hengst immer eher im Dressurpferdelager, doch zur Körung schickte der Verband ihn ins Springlot. Die Mitarbeiter des LandgestĂŒts Celle hatten den Hengst damals schon auf ihrem Zettel mit den AnkaufswĂŒnschen â und doch war dann die Traute nicht da, den vielseitig begabten bunten Hengst mitzunehmen. Elastisch zeigte er sich am Sprung, ausgestattet mit besten Grundgangarten. Lissaro wurde zum PrĂ€mienhengst ausgerufen und fĂŒr vergleichsweise kleines Geld an die belgische Station van de Helle verkauÂft. âDas war an dem Tag ein GlĂŒcksgriff,â sagt Edith De Reys von der Station van de Helle. âEs wĂ€re einfach zu sagen: Wir haben das schon damals gesehen, wie er sich entwickelt. Aber das stimmt nicht. Man kann sagen: Er hatte damals viel, um jemand zu werden!â Um ein Haar wĂ€re Lissaro ein Springpferdevererber in Belgien geworden. Denn eigentlich wollten Edith De Reys und Paul Mais, die beiden Köpfe hinter dem Stall van de Helle, Lissaro zur belgischen Springpferdekörung des SBS (Cheval de sport belge) bringen. Alles war geklĂ€rt, auch der Name: Leopold. Doch wenige Tage zuvor rief die Station RĂŒscher-Konermann an und fragte, ob sie sich vorstellen könnten, Lissaro als Nachfolger fĂŒr seinen verkauftÂen Vater Lissabon bei ihnen im MĂŒnsterland aufzustellen. Die beiden Springpferdeleute sagten Ja, weil sie vermuteten, dass der junge Hengst dort eher Stuten bekommen wĂŒrde. Die belgische Körung fiel fĂŒr Lissaro aus, der Name Leopold wurde verworfen und der bunte Braune reiste sofort nach Deutschland, um dort noch termingerecht zur Anerkennung fĂŒr Westfalen und das Rheinland anzukommen. Ob man den Hengst denn auch etwas reiten sollte, wurde Edith De Reys bei RĂŒscher-Konermann gefragt. âNa klarâ, war die Antwort, und so fĂŒgte es sich, dass die Tochter der Station RĂŒscher-Konermann, Claudia RĂŒscher, das Jungpferd aus Lissaro formte, das Zuschauer wie Richter auf den Bundeschampionaten in seinen Bann zog. Eine kurze Episode im Springsport war Lissaro doch noch gegönnt. 4-jĂ€hrig ritt Gerd Könemann ihn erfolgreich in einigen SpringpferdeprĂŒfungen. Auch die Teilnahme an der Qualifikation fĂŒr das Bundeschampionat der Springpferde stand im Raum â doch da entschied Reiterin Claudia RĂŒscher, dass so eine Doppelqualifikation ein bisschen viel Pensum fĂŒr ein junges Pferd wĂ€re. âIch habe gesagt: Da könnten wir auch noch eine Kutsche dranhĂ€ngen, das wĂŒrde der auch noch machen, dann könnte er auch noch bei den Fahrpferden mitgehen.â Ein Kommentar, der die Leistungsbereitschaft des Pferdes unterstreicht. Die Erfolge im Dressursport waren gigantisch: Zum Beispiel kam Lissaro mit der Traumnote 9,8 aus einer ReitpferdeprĂŒfung beim Turnier der Sieger 2009 in MĂŒnster. Und so wurde entschieden, dass sein Schwerpunkt auf der Dressur liegen sollte.
LeichtfĂŒĂigkeit, Balance, ElastizitĂ€t, Ausdruck und eine Sicherheit dabei, als wĂ€re er kein junges Pferd mehr. Das sind die Attribute, die zu Lissaros AuftÂritten beim Bundeschampionat unter Claudia RĂŒscher gehörten. Sein heutiger Reiter Wolfhard Witte sah Lissaro ebenfalls schon dreijĂ€hrig auf dem Hannoveraner Championat, auf dem er damals FĂŒrst Nymphenburg vorstellte. âDer Hengst hatte viel Ausstrahlung und so eine LeichtfĂŒĂigkeit, die ihm sehr gut stand.â Damals zĂŒckte Fremdreiterin Uta GrĂ€f die Note 10. âEin junges Pferd konnte nicht besser zu reiten seinâ, sagt sie ĂŒber den jungen Lissaro. âEr war so, wie man es sich wĂŒnscht, ganz lieb und trotzdem ganz wach. Körperlich hatte er da schon eine super Balance, war schon sehr gerade in sich. Ich fand ihn schon von unten toll, aber vom reiterlichen GefĂŒhl war es noch besser.â Vorgeworfen wird Lissaro schon mal, eben zu brav zu sein, dieses Merkmal wird dann gern in Richtung langweilig ausgelegt. âDas kann ich absolut nicht bestĂ€tigenâ, sagt Uta GrĂ€f, âes war eben die ideale Mischung aus ganz eifrig dem Reiter zugewandt sein und dennoch entspannt und gelassen wirken. Ich habe dem eine 10 gegeben, und so etwas macht man ja fast nie!â Die 10 heimste Lissaro nicht nur bei den Fremdreitern, sondern auch dreijĂ€hrig und 5-jĂ€hrig auf dem Bundeschampionat fĂŒr den Schritt ein. âSo ein Pferd hat man nur einmal im Lebenâ, glaubt seine damalige Reiterin Claudia RĂŒscher. Begeistert ist sie immer noch von der Balance des Pferdes: Selbst wenn Lissaro mal an der Longe buckelte, âmachte er das so kontrolliert, dass er nie eine GrĂ€tsche machteâ. Er könne unglaublich gut mit seinem Körper umgehen, sei dazu sehr intelligent und stets konzentriert.
Der Karriereknick
Claudia RĂŒscher brachte den Hengst zum VizeweltmeisterschaÂstitel und dreimal zum Bundeschampionat. Doch âals ich beim dritten Mal, als Lissaro 5-jĂ€hrig war, auf die Mittellinie zuritt, um die Richter zu grĂŒĂen, da wusste ich einfach âdas war mein letzter Rittâ. Ich wusste, dass es vorbei ist, egal, wie gut wir abschneiden.â Der Hengst gewann, doch Claudia RĂŒschers beruflicher Weg trennte sich von dem der elterlichen Station. Die Besitzer Lissaros schauten sich nach einem neuen Reiter um und die Wahl fiel auf Edward Gal. Zwei Jahre zuvor hatte der NiederlĂ€nder sein Spitzenpferd Totilas abgeben mĂŒssen. Könnte Lissaro in diese FuĂstapfen treten? âMir war schon damals klar, dass das nicht einfach wirdâ, sagt Claudia RĂŒscher, âLissaro ist keiner, dem man sagen kann: Das verlange ich von dir! Man muss ihn als Partner behandeln und wissen, wie weit man gehen kann, sonst ist er immer einen Tacken schlauer.â Sie ergĂ€nzt: âWir haben immer schön auf ihn aufgepasst, er war die Nummer eins und nicht die Nummer zehn. Lissaro hat seine Sonderstellung gespĂŒrt, das brauchte er.â Bei Edward Gal wurde Lissaro von ihm selbst und von seiner Bereiterin geritten, erzĂ€hlt Edith De Reys, der LebensgefĂ€hrtin von Paul Mais, denen der Stall van de Helle gehört. Sie war zufrieden mit dieser Lösung. Edith De Reys fuhr mit der Bereiterin in dieser Zeit nach Holstein, um Lissaro dort anerkennen zu lassen, was funktionierte. Ansonsten hörte man von Lissaro von da an nicht mehr viel. AuĂer GerĂŒchten, dass der Samen des Hengstes nicht mehr gut sei. Es gab nicht mehr jeden Tag Frischsamen. So etwas kann einem Hengst das Genick bei den ZĂŒchtern brechen. âDas Samenproblem hat ihn damals Stuten gekostetâ, sagt Edith De Reys. Die vermeintliche Hoffnung, Lissaro könnte mit Gal der nĂ€chste Totilas werden, wurde zum Tiefpunkt seiner Karriere. Edward Gal möchte nicht ĂŒber diese Begebenheit sprechen. De Reys sagt: âEs lag nicht am Reiter. Ich glaube, ein Pferd durchlĂ€uÂft in seiner Ausbildung immer Perioden, in denen es besser geht und in denen es stockt. Man kann nicht jeden Tag Erfolg haben. Manchmal passt es eben nicht.â Die Besitzer planten darauf in eine neue Kombination: âAls Gal dann mit Glock zusammengingâ â Waffenproduzent Glock ist der Hauptsponsor Edward Gals â âwollten wir einen neuen Reiter fĂŒr Lissaro suchen, denn wir dachten, dass er sich nun, wo er einen so guten Sponsor hatte, auf die Glock-Pferde konzentrieren wĂŒrde.â Sie sprachen mit dem LandgestĂŒt Celle, die ihn gern nahmen: âDas war sinnvollâ, fanden die Hengstbesitzer, âdenn Lissaro hat die meisten Stuten in Deutschland.â Wie auch immer der Karriereknick zustande kam, angekommen in Celle war Lissaro nicht mehr derselbe.
Sein heutiger Reiter Wolfhard Witte beschreibt den Anfangszustand des Hengstes als unmotiviert. Ein Pferd, das keine Lust mehr hat auf das Reiten an sich. Ein Pferd, das abgeschaltet hat, das sich Tricks angeeignet hat, sich den Hilfen zu entziehen. Witte glaubt trotzdem an den Hengst, von Anfang an. Er bezieht seine 14-jĂ€hrige Tochter ein und teilt Lissaro zudem eine Auszubildende zu: Die beiden sollen fĂŒr das Umsorgen des Pferdes zustĂ€ndig sein. Er merkt, dass das hier kein rein reiterlich zu lösendes Problem ist. Der Hengst braucht Ansprache, Bezugspersonen. Er selbst bietet ihm so viel Abwechslung wie möglich: Er reitet viel drauĂen, geht ins GelĂ€nde, springt ihn. Das funktioniert. Lissaros Lebensgeister kehren zurĂŒck, er buckelt mal aus Freude beim Springen. Wo Wolfhard Witte in der ersten Zeit noch nach Tagesform entscheiden musste â âKönnen wir heute in die Halle gehen oder nicht?â â da weiĂ er zwei Jahre spĂ€ter: Lissaro kann wieder angepackt werden. âFrĂŒher musste ich zum Beispiel Rechtspirouetten sehr geschickt und fein einfĂ€deln. Bekam er da einmal falschen Druck am Maul, stand er. Heute sind wir ein eingespieltes Team. Ich kann mehr auf Risiko reiten und auch mal aus dem Mittelgalopp einen Ăbergang zur Pirouette reiten. Das wĂ€re frĂŒher niemals möglich gewesen.â Sein groĂer Wunsch ist es, diesen Hengst bis in die höchste Klasse zu fördern. S-Siege und Platzierungen hat er schon, 2015 geht er die ersten 3-Sterne-S-PrĂŒfungen. âIch möchte ihn bis zum Grand Prix bringenâ, sagt Wolfhard Witte, âund zeigen, was alles in diesem so o totgesagten Hengst steckt.â
Comeback Vererbung
Mit einem Paukenschlag war Lissaro van de Helle wieder in aller Munde: Er fĂŒhrt mit 176 Punkten die deutsche ZuchtwertschĂ€tzung im Jahr 2015 an. Damit ist er der Dressurvererber mit den meisten Punkten, wenn auch einer rechnerischen Sicherheit von nur 87 Prozent. Die meisten Erfolge seiner Nachkommen sind bei den jĂŒngeren JahrgĂ€ngen in Dressur-AufbauprĂŒfungen zu finden. Bisher hat Lissaro van de Helle sieben StaatsprĂ€mienstuten und drei gekörte Söhne. 85 Nachkommen sind als Sportpferde eingetragen. ErwĂ€hnenswert ist hier die Stute Passion HR (Muttervater ist der HalbblĂŒter Finalist) aus dem ersten Jahrgang 2009 von Lissaro, die bereits in 2-Sterne-M-SpringprĂŒfungen platziert ist. Der erste Jahrgang, angepaart vor seinem ersten Bundeschampionatssieg im Dressurlager, besteht nĂ€mlich hauptsĂ€chlich aus Springpferdeanpaarungen. Wie ist er optimal anzupaaren? Lissaros ZĂŒchter, die Dittmers, sehen ihren Hengst als Schritt- und Charakterverbesserer, der gut zu Blutstuten wie Lauries Crusador xx-Töchtern passen wĂŒrde. âBlut sollte in der zweiten Generation vorhanden seinâ, sagt Jutta Dittmer. Auch wĂŒrde er gut zu etwas verrĂŒckten Stuten passen, weil er eben seinen Charakter so gut weitergeben wĂŒrde. Das sei in der Familie fest verankert: âWir waren im Hochsommer mit unserer La Petite, der Vollschwester zu Lissaro, auf einem Turnier, auf dem alle Pferde von MĂŒcken geplagt wurden und herum hibbelten. Nur eine ging weiter im Takt: unsere La Petite.â So seien sie eben, die Lissabon-Marquesa-Nachkommen. Landstallmeister Axel Brockmann sieht Lissaro als Dressurpferdemacher, der Interieur und Rittigkeit gut verbessert, wenn zum Beispiel eine Mutterstute mit eingeschrĂ€nkter Rittigkeit daherkommt. âLissaro macht Pferde, die sich bedienen lassenâ, sagt er. âAuĂerdem ist er einer der wenigen Hengste im Dressurlager, die auch ein gutes Springpferd machen können.â Ideal wĂ€ren fĂŒr ihn sich edel vererbende Stuten. Lissaros Reiter Wolfhard Witte beobachtete, âdass Lissaro ein sehr korrektes Fundament vererbt, die Fohlen schön gerade stehen und gute Hufe haben.â Zudem vererbt er seine drei guten Grundgangarten. Dass Blut bei der Stute vielleicht nicht ganz weit vorne stehen muss, wohl aber der PhĂ€notyp stimmen muss, das zeigte zum Beispiel ein Lissaro-Don Crusador-Stutfohlen der Familie Engelke aus Dörverden, das mit 10er Noten fĂŒr die BewegungsqualitĂ€t und einer Typnote von 9,5 das Hannoveraner Fohlenchampionat 2014 gewann. Richterin war hier unter anderen Reitsport-MĂ€zenin Madeleine Winter-Schulze. âDas war ein Fohlen aus einer sehr leichten, groĂen Mutterstute, das hat hervorragend gepasstâ, erinnert sich Wolfhard Witte.
Lilliano OLD â ein Musterbeispiel
Lissaros gekörte Söhne sind der ZFDP-Siegerhengst und westfĂ€lisch anerkannte Lassaro (Muttervater Monsieur AA) und der ebenso westfĂ€lisch gekörte Louis dâor gold SG (Muttervater Landro L) sowie Lilliano OLD. Dieser Hengst steht als Nachwuchspferd im Stall der internationalen Dressurreiterin Viktoria Max- âeurer. Er wurde 2014 Vize-Bundeschampionatssieger der dreijĂ€hrigen Hengste in Warendorf. Der imposante Lilliano OLD, edel und zugleich groĂliniert, stammt aus der Dressurpferdezucht der Familie Schulte-Varendorff aus IbbenbĂŒhren, Nordrhein-Westfalen. Lilliano OLD ist ein ideales Beispiel dafĂŒr, wie gut Lissaro klug eingesetzt wirken kann, wie gut er auf moderne Stuten passt (seine Mutter von Sir Donnerhall trĂ€gt zurecht den Namen âSpectacularâ) und seine ReitpferdqualitĂ€ten hier zum Wirken auf die moderne Form bringen kann. Im Hause Schulte-Varendorff sind so einige Lissaro-Kinder daheim und man ist ĂŒberzeugt von den QualitĂ€ten, die der Hengst mitgibt. Vor allem wird der Grundschwung gelobt. TatsĂ€chlich ist bei Lissaro-Nachkommen auffallend hĂ€ufig das lockere Durchschwingen durch den ganzen Körper von hinten nach vorn zu sehen. Gute Taktsicherheit und Balance sowie der sichere Schritt finden sich oft wieder. QualitĂ€ten, die fĂŒr ReitpferdezĂŒchter interessant sind, nicht fĂŒr FohlenverkĂ€ufer. Die Interieurwerte sind es, die manche ZĂŒchter so begeistern, dass sie nach einem Siegerfohlen von Lissaro nichts anderes mehr wollen. Weil sie endlich noch mal Nachkommen haben, die sie von Anfang an selbst hĂ€ndeln können, vom Schmiedebesuch bis zum FĂŒhrtraining. Wenn Wolfhard Witte mit Lissaro auf Turnieren ist, wird er so von ZĂŒchtern angesprochen, die begeistert sind, wie gut sich der Hengst benimmt. Da steht dann Wittes 14-jĂ€hrige Tochter und lĂ€sst den Hengst grasen, nur ein HalftÂer drauf, und dennoch interessiert sich Lissaro fĂŒr nichts in der Umgebung. Er zappelt nicht, er schreit nicht, er ist absolut nicht hengstig. Das beeindruckt natĂŒrlich. FĂŒr seine ZĂŒchter Jutta und Jochen Dittmer ist die Sache klar: âLissaro ist ein Pferd der Herzen â eines der schönsten Pferde, die wir je gezogen haben, nicht vom ĂuĂerlichen, sondern vom Charakter her.â
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Besitzer
ZG GrĂŒndel und Köchling
34376 Immenhausen
Der Besitzer ĂŒber seinen Hengst
Der typstarke Escolar-Sohn Edelstein Gold ist ein hochinteressanter Rohdiamant, der sich aufgrund seiner hervorragenden QualitĂ€t noch zum einem funkelnden HochkarĂ€ter entwickeln wird. Mit schönem Gesicht und guter Halsung glĂ€nzt dieser athletisch aufgemachte Junghengst mit drei hervorragenden Grundgangarten, die er mit viel Ausdruck und Schick zur Schau trĂ€gt. Ausgestattet mit einem von Raumgriff geprĂ€gten Schritt, einem mit viel Schub aus der Hinterhand vorgetragenen Trab und einer ĂŒberragenden Galopp-Mechanik, ĂŒberzeugt Edelstein Gold schon jetzt auf ganzer Linie. Auch sein Interieur lĂ€sst keine WĂŒnsche offen.
WĂ€hrend seiner erfolgreich absolvierten 14-tĂ€gigen VeranlagungsprĂŒfung in Schlieckau (2017) erhielt er fĂŒr Interieur, Charakter und Leistungsbereitschaft gleich dreimal die Note 9,0. Auch im Viereck prĂ€sentierte sich Edelstein Gold GK von Anfang an in ausdrucksstarker Form und sicherte sich so Siege und Platzierungen in DressurpferdeprĂŒfungen bis Klasse L.
Bei seinem ersten Auftritt in einer DressurpferdeprĂŒfung der Klasse L ging der junge Hengst gleich auf Anhieb als Sieger hervor. Hier lieferte er eine durchweg ĂŒberzeugende Vorstellung, die mit einer Wertnote von 7,8 (Trab 8,5, Schritt 8,0, Galopp 7,5, Gesamteindruck 8,5) honoriert wurde.
Edelstein Golds Pedigree vereint sowohl ĂŒber die aktuell hocherfolgreiche Ehrentusch-Linie als auch ĂŒber Sandro Hit / Rubinstein nur allerbestes Dressurblut in sich, was ihn als zukĂŒnftigen Vererber sehr interessant werden lĂ€sst.
Vater Escolar besitzt sowohl in zĂŒchterischer als auch in sportlicher Hinsicht Weltformat. Selbst 2-facher Bundeschampion, 2ter im NĂŒrnberger Burgpokal, 4ter im Louisdor-Preis und aktuell siegreich bis Grand Prix Special, wurde ihm 2019 der „Otto-Lörke-Preis“ als bestes deutsches Grand-Prix-Nachwuchspferd zuteil. Auch als Vererber setzte er trotz seines noch jungen Alters bereits MaĂstĂ€be (u.a. 20 gekörte Söhne, Landes- und Bundeschampions) und rangiert seit Jahren an der Spitze der FN-ZuchtwertschĂ€tzung Dressur.
Muttervater Sandro-Hit zÀhlt seit 2012 zu den Top Ten der weltbesten Dressurvererber und rangiert seit 2017 auf Platz zwei der WBFSH Rangliste der erfolgreichsten Dressur-hengste zu Lebzeiten. 190 gekörte Söhne, Bundeschampions (u.a. Sir Donnerhall), 237 StaatsprÀmienstuten und Olympiateilnehmer sind nur ein kleiner Ausschnitt seiner sagenhaften Vererberbilanz.
Edelstein Gold GKs Mutter, die Brilliantringstute Wenzels Prinzess, entstammt dem erfolgreichen Hannoveraner Stutenstamm der Sanftmut. Dieser brachte zahlreiche gekörte Hengste, StaatsprÀmienstuten und international erfolgreiche Sportpferde hervor.
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Besitzer
Dressurhengste Schleier GbR
64287 Darmstadt
Der Besitzer ĂŒber seinen Hengst
GroĂlinig, bewegungsstark, von edler Noblesse â Meilenstein, sein Name ist Programm. Dieser in Typ und Ausstrahlung kaum zu ĂŒbertreffende Millennium/Donnerhall Nachkomme sorgte bereits wĂ€hrend der Körung (2017) in Verden fĂŒr viel Aufsehen. Mit seinem herausragenden Bewegungsablauf und seiner auĂergewöhnlichen PrĂ€senz ĂŒberzeugte der spektakulĂ€re Hengst auf ganzer Linie und wurde mit dem begehrten PrĂ€dikat „PrĂ€mienhengst“ gekört. Ausgestattet mit einem locker schreitenden Schritt, einer beeindruckenden Trabmechanik und einer groĂ angelegten, energischen Bergauf-Galoppade prĂ€sentiert sich der hochnoble Meilenstein als echter Ausnahmetyp, der seinem Namen wohl zukĂŒnftig alle Ehre machen wird. Hier reift ein Meilenstein fĂŒr die Dressurzucht heran, von dem wir bestimmt noch GroĂes erwarten dĂŒrfen.
Bei seinem 50-Tage-Test in Schlieckau (2018) untermauerte Meilenstein seine ĂŒberragende QualitĂ€t erneut auf sehr eindrucksvolle Weise. FĂŒr Interieur, Charakter/Temperament, Leistungsbereitschaft und Gesamteindruck erhielt er gleich vier mal die glatte 9,0 und absolvierte seine PrĂŒfung mit einer dressurbetonten Endnote von 8,46 (Trab 8,0 / Galopp 8,5, / Schritt 8,5). Bei seinen ersten drei Turnierstarts in ReitpferdeprĂŒfungen und DPF-A erreichte der charismatische PrĂ€mienhengst dreimal den Silberrang mit Wertnoten von 8,0 und besser.
Bedeutende BewegungsqualitĂ€t, enorme Leistungsbereitschaft, kapitaler Habitus und eine zĂŒchterisch hochinteressante BlutfĂŒhrung â der Hannoveraner PrĂ€mienhengst Meilenstein vereint alle Attribute, die ein moderner Vererber vorweisen sollte. Ein Spitzenhengst mit Potential fĂŒr ganz oben, sowohl in zĂŒchterischer als auch in sportlicher Hinsicht.
Meilensteins eindrucksvolles Pedigree vereint sowohl vĂ€terlicherseits ĂŒber Millennium – Easy Game, als auch mĂŒtterlicherseits ĂŒber Donnerhall – Hohenstein nur wertvollste Dressur-Blutlinien, die jedes ZĂŒchterherz höher schlagen lassen.
Vater Millennium ist aktuell der wohl bedeutendste Trakener Hengst, der mit seiner herausragenden VererbungsstĂ€rke MaĂstĂ€be setzt, die in der heutigen Reitpferdezucht hinsichtlich Konstanz ihresgleichen sucht. Mit ĂŒber 48 gekörten Söhnen, davon mehrere PrĂ€mien- und Siegerhengste, ist der Trakener Stempelhengst mit seinen Nachkommen auf Körungen aller VerbĂ€nde omniprĂ€sent vertreten und liefert auf Auktionen immer wieder spektakulĂ€re Preisspitzen. Millennium selbst war zweiter Reservesieger der Trakener Hauptkörung 2010 und kann aktuell Erfolge in DressurprĂŒfungen bis Klasse S* vorweisen. Seine FN-ZuchtwertschĂ€tzung Dressur liegt bei 144 Punkten, womit er zur Spitze der Deutschen Vererber zĂ€hlt.
Millenniums Vater Easy Game entstammt dem legendĂ€ren Elitehengst Gribaldi, der seinerzeit zum Hengst des Jahres gekĂŒrt wurde und mit Olympiareiter Edward Gal im internationalen Grand-Prix-Sport furiose Erfolge feierte. Als Vererber machte Gribaldi nicht zuletzt durch seinen spektakulĂ€ren Sohn Moorland’s Totilas (3-facher Weltmeister) von sich reden.
Muttervater Donnerhall ist bis heute der erfolgreichste Dressurvererber aller Zeiten und hat sowohl in zĂŒchterischer als auch in sportlicher Hinsicht Geschichte geschrieben. Er war Mannschaftswelt- und Europameister und seine lange Liste an Erfolgen spricht eigentlich fĂŒr sich. Zu Donnerhalls unvergleichlicher Vererberbilanz zĂ€hlen 77 gekörte Söhne, zahlreiche Siegerhengste, PrĂ€mienstuten und erfolgreich Olympia- und WM-Teilnehmer. Mit Ausnahmehengsten wie De Niro, Don Schufro, Davignon, Don Primero, Don Frederico, Damon Hill, der St. Pr. Stute Primavera und vielen anderen Nachkommen machte er sich fĂŒr immer unvergesslich. Die durch ihn erwachsene D-Linie wurde weltweit zum Inbegriff fĂŒr die erfolgreiche Dressurzucht.
Meilenstein entstammt einem der erfolgreichsten Hannoveraner StutenstĂ€mme â dem Stutenstamm der 1189505 Oböe, der neben zahlreichen gekörten Hengsten und international erfolgreichen Sportpferden auch den Bundeschampion und Weltmeister der 6j. Dressurpferde Zucchero OLD hervorbrachte.
In unserer Buchreihe hat es Tradition, dass die MutterstĂ€mme von dargestellten Vatertieren eine angemessene WĂŒrdigung erhalten. In diesem Beitrag ist es ein Nachkomme des Cornet Obolensky, Cornet DâAmour, dessen âmĂŒtterliches Umfeldâ nĂ€her beleuchtet wird.
Sucht man nach dem Ursprung von Cornet DâAmours Familie, landet man schnell am linken Marschufer der Elbe, gegenĂŒber der alten Schifferstadt Lauenburg. Hier liegt seit den 1840er Jahren ein Schwerpunkt der Hannoveranerzucht. Wo heute nur noch die EU-Besamungsstation Roydorf fĂŒr das LandgestĂŒt Celle den Dienst seiner Hengste anbietet, gab es damals drei Stationen: Hohnstorf, Brietlingen und Handorf. Auf den Stationen standen Hengste wie Regulator xx, der LinienbegrĂŒnder Flick, die Hengste Notar, Nadock und Ammer, letzterer ein erstklassiger Stutenmacher und Vater der Stute Abebella, die dem aus Tespe stammenden Hermann Stilke gehörte. Er lieĂ die braune, 1,64 Meter StockmaĂ messende Stute 1920 dreijĂ€hrig eintragen. Alle genannten Vatertiere befinden sich im Papier auf der Mutterseite des Cornet DâAmour. Abebellas Tochter Hamburg von Hammer war nicht nur Arbeitspferd, sondern auch Zuchtstute. Eines ihrer Kinder hieĂ Flakka und stammte vom Sportpferdemacher Flak. Die StaatsprĂ€mienstute wurde 1952 vom westfĂ€lischen ZĂŒchter Wilhelm Förder aus Wattenscheid gekauÂft, zum Zeitpunkt des gröĂten Niedergangs der deutschen Warmblutzucht. Flakka brachte vier Stutfohlen, zwei von Abendglanz und zwei von Konradin. Die zweite Abendglanz-Tochter, geboren im Jahr 1955, war ein Fuchs mit Blesse. 1964 kauÂe Viktor Osthoff (Lippstadt) diese âAmbra vom Hellwegâ und machte sie zur Partnerin des Radetzky-Enkels Romulus II, der selbst aus der renommierten Stutenfamilie der Helferin von Lanhausen stammte. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]
Das Stutfohlen namens Romula wurde zweimal Mutter, beide Male von FrĂŒhlingstraum II, dem vielseitigen Leistungsvererber mit dem alten westfĂ€lischen F-Blut, welches auf den oben genannten Flick zurĂŒckgeht. Bereits bei ihrer Eintragung als DreijĂ€hrige fĂŒhrte ihr neuer Besitzer Karl Lummer aus DelbrĂŒck-Westenholz Romula in den Ring. Romulas Erstling war ein Stutfohlen namens Fama, das zweite Fohlen, ein etwas schlacksiger Dunkelfuchs von beeindruckenden 1,82 Metern StockmaĂ, erhielt den Namen Fire (geboren 1973). Gleich bei seinem ersten Turnier 1978 gab es eine goldene Schleife. Im MĂ€rz 1979 ging er erstmalig unter seinem neuen Besitzer Norbert Koof, zwei Monate spĂ€ter gewann er sein erstes S-Springen und im gleichen Jahr standen bereits internationale Turniere auf dem Programm. Der Höhepunkt unter dem noch jungen Norbert Koof war am Ende neben dem Titel âDeutscher Meisterâ der Gewinn der WeltmeisterschaÂft im Jahr 1982 in Dublin. Viele GroĂe Preise gingen auf Fires Konto, im In- und Ausland gewann er rund 180.000 Euro an Preisgeldern. Die ein Jahr Ă€ltere Vollschwester zu Fire, Fama, erhielt als DreijĂ€hrige die Zulassung zur Eliteschau des WestfĂ€lischen Pferdestammbuches und die staatliche PrĂ€mie. Die NĂ€he zur staatlichen Deckstelle in Paderborn-Sande muss als ausgesprochener GlĂŒcksfall bezeichnet werden: War zunĂ€chst der Dirigent-Sohn Direx ihr Partner, folgten spĂ€ter Weinberg und vor allem der Jahrhunderthengst und bis heute ĂŒber seine Töchter und Enkel wirkende Pilot. Famas Töchter Donna und Dana (beide von Direx) initiierten ohne Zweifel die stĂ€rksten Seitenzweige in dieser auĂergewöhnlich auffĂ€lligen Stutenfamilie. Dabei ist es besonders ein Sportpferd aus der Donna, das neben dem bereits angesprochenen Fire fĂŒr die Lummer-Föhrmannsche Zucht steht: P.S. Priamos, geboren 1982, der aus der Verbindung Donna â Pilot stammt, wurde als Hengst aufgezogen und kam als ZweijĂ€hriger in den Stall Gripshöver nach Werne. Seine nĂ€chste Station war der Turnierstall von Rolf Kappel, in dem unter anderem Klaus Reinacher ritt, der ihn in SpringpferdeprĂŒfungen von Sieg zu Sieg fĂŒhrte. Ăber den PSI-Stall gelangte er zu Dirk Hafemeister. Unter ihm errang er zahlreiche Auszeichnungen und wurde 1994 in Den Haag zum ersten Mal MannschaÂftsweltmeister. 1998 gelang es P.S. Priamos zum zweiten Mal, diesen Titel zu gewinnen, diesmal in Rom mit Ludger Beerbaum â das ist weltweit einmalig. 1997 wurde er Deutscher Meister, hinzu kamen eine Vielzahl GroĂer Preise, die P.S. Priamos zu einem internationalen Springcrack machten. 19-jĂ€hrig trat er mit einer Lebensgewinnsumme von ĂŒber 847.000 Euro von der sportlichen BĂŒhne ab, ĂŒber 400 Platzierungen markierten seine sportliche Laufbahn.
Stabile Vererber und herausragende Sportpferde
Donnas Vollschwester Dana brachte vier Fohlen: den spĂ€teren LandbeschĂ€ler Exakt von Exponent, die Hengstmutter und Exponent-xx-Tochter Elfe (Sohn Pb. Potencial J. Men), das S-Springpferd aus der Verbindung mit Weinberg, Woody Allen, und die Weinberg-Tochter Wanja. Wanjas Tochter aus der Verbindung mit dem Warendorfer Rapallo (der wahrlich kein Hurra-Vererber war) namens Rapida ist Mutter der Panja (von Pilot-Sohn Pluspunkt und Vollbruder zu P.S. Priamos). ZĂŒchter Lummer-Föhrmann besann sich bei der Auswahl der Hengste wieder auf die alten StĂ€rken seines Stammes und wĂ€hlte fĂŒr Panja einen LandbeschĂ€ler mit Pilot-Blut aus: Damiani von Dinard L (von Damokles aus der Paddy von Pilot). ZĂŒchter von Damiani ist der passionierte ZĂŒchter Alfred Nieho aus MĂŒnster-Hiltrop, der sich gleich aus dem ersten Jahrgang âseinesâ Hengstes ein Stutfohlen sicherte: Daquiri aus der Panja. Konsequent wĂ€hlte Niehoff Springhengste fĂŒr Daquiri. Aus der Verbindung mit Lancer III el das S-Springpferd La Corrida. Und mit dem Jahrhunderthengst Cornet Obolensky brachte Daquiri schlieĂlich Cornet DâAmour. Dessen Karrierestart war wenig spektakulĂ€r: 2003 als Brauner mit groĂen Abzeichen geboren, aufgezogen im GestĂŒt von Kai Ligges wurde er zweijĂ€hrig zur Körung vorbereitet â zu frĂŒh fĂŒr ihn â und fiel durch. Der Belgier Leemans kaufte ihn kurz entschlossen, lieĂ ihn von Paul Baune anreiten und nahm ihn anschlieĂend mit ins Nachbarland. Tochter Evelyn Leemans feierte mit ihm erste Erfolge ĂŒber den Stangen, sodass schnell der Stall âStephex Stablesâ auf ihn aufmerksam wurde. SpĂ€ter stieg auch die amerikanische Double H Farm mit ein. ZunĂ€chst vom Brasilianer Pedro Veniss geritten, kam er schnell unter den Sattel des Hessen Daniel Deusser, der im belgischen Beerse lebt und den Schimmel an die Weltspitze ritt. Die Familie der Weltmeister und Weltcupsieger Fire, P.S. Priamos und Cornet DâAmour belegt eindrucksvoll wie kaum eine andere deutsche Stutenfamilie, dass Pferdezucht durch den klugen und konsequenten Einsatz von Hengsten mit stabiler Vererbung erfolgreich ist. Kommen dann noch Vererber mit herausragender Eigenleistung wie Cornet Obolensky hinzu, sind Zuchtprodukte wie Cornet DâAmour kein Zufall mehr.
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Als hĂ€tte die Zucht auf ihn gewartet, so schlug Cornet Obolensky ein. Vom Fleck weg erfĂŒllte der belgische Schimmelhengst die in ihn gesetzten HoffÂnungen und jumpte so ganz nebenbei ĂŒber höchste Abmessungen.
Es sollte Höhe- und Schlusspunkt einer bemerkenswerten Parcourskarriere werden â doch die Reise von Cornet Obolensky und seinem Reiter Marco Kutscher zu den Olympischen Spielen 2012 in London endete jĂ€h im Nationenpreis von Aachen. Beim CHIO riss eine bemerkenswerte Erfolgsserie ab, zu der Siege in den Nationenpreisen von Rotterdam, Barcelona und Rom sowie den GroĂen Preisen von Balve und Cervia gehörten, genau wie zweite PlĂ€tze in den Weltcup-Springen von Bordeaux und Verona und im GroĂen Preis von Rotterdam sowie dritte PlĂ€tze in den GroĂen Preisen von Rio de Janeiro und Hickstead, im Masters-League-Finale von Frankfurt und im Nationenpreis von Rom. AuĂerdem standen Cornet Obolensky und Marco Kutscher 2011 in der Deutschen EM-Gold-Equipe von Madrid und 2008 in der Olympia-Equipe von Hongkong. 2008 kam noch Bronze bei der DM in Balve hinzu. Vordere Platzierungen gab es auch in den Weltcup-Finals 2012 in âs-Hertogenbosch und 2009 in Las Vegas.
Sensationelles Springpferd
Doch zurĂŒck zum heiligen Rasen von Aachen, den Marco Kutscher im Juli 2012 nach 16 Fehlern im ersten und ebenso vielen im zweiten Umlauf kopfschĂŒttelnd verlieĂ. Zwar rehabilitierte sich Cornet Obolensky nur zwei Wochen spĂ€ter mit Nullrunden im Nationenpreis von Hickstead und den PlĂ€tzen vier und acht bei der Global-Champions-Tour-Etappe von Valkenswaard, doch das sicher geglaubte Ticket fĂŒr seine zweite Olympiateilnahme war weg. Sehr zur EnttĂ€uschung von Marco Kutscher, der seinem vierbeinigen Partner dennoch höchstes Lob zollte: âCornet ist ein sensationelles Springpferd. Er hat unheimliche QualitĂ€ten, die es, glaube ich, auf dieser Welt nicht so o gibt.â Auch die Rittigkeit, die anfangs noch nicht optimal gewesen sei, habe sich im Verlauf der Arbeit stark verbessert, was letztlich zu den vielen Erfolgen in schnellen Stechen gefĂŒhrt habe. Im Oktober 2012 hatte das Dream-Team Kutscher-Cornet dann seinen letzten AuftÂritt beim CSI5* in Rio de Janeiro. 15-jĂ€hrig wurde Cornet Obolensky aus dem Sport verabschiedet â und ist seitdem Vollzeit-Zuchthengst. Geboren wurde der schneeweiĂe Superstar am 20. April 1999 â und zwar unter dem Namen Windows vanât Costersveld. Vanât Costersveld deswegen, weil sein ZĂŒchter Thierry Degraeve seinen Zuchtstall nach der gleichnamigen StraĂe in seinem Heimatort Loppem in der FlĂ€mischen Region Belgiens benannt hatte. Degraeve, von Beruf Projektentwickler, inzierte sich 1976 mit dem Pferdevirus, zunĂ€chst allerdings rein auf den Trabrennsport bezogen. So stammt aus seiner Zucht mit Or de Bruges eines der in Frankreich erfolgreichsten Pferde vor dem Sulky. 1985 war es sein Freund Stefaan Delabie, der ihn fĂŒr die Warmblutzucht begeisterte und so grasen im Stall vanât Costersveld aktuell vier bis fĂŒnf Warmblut-Zuchtstuten â alle von feinstem GeblĂŒt, denn fĂŒr Degraeve steht fest: â80 Prozent der Genetik eines Fohlens werden maĂgeblich von der Mutter beeinflusst.â Dabei schwört er auf die Kombination von Clinton mal Heartbreaker-Mutter, wie im Fall von Cornet Obolensky.
Dessen UrgroĂmutter Gudula O entdeckte Degraeve als Fohlen beim niederlĂ€ndischen ZĂŒchter-Urgestein Martin Owens, der durch ganz Europa gereist war, um seine Stuten von den besten Springhengsten ĂŒberhaupt decken zu lassen. Gudula O hatte mit Beaujolais allerdings eher einen Dressurpferde-Macher zum Vater, doch folgte in den hinteren Generationen mit Lucky Boy xx und den Holsteinern Lorenz (v. Ladykiller xx) und Farn feinstes Springblut. Gudula O bekam lediglich zwei Fohlen, bevor sie 1993 im Alter von nur fĂŒnf Jahren ĂŒberraschend einging: Holivea vanât Costersveld und Querido vanât Costersveld. Beide absolute Volltreffer. So ging der braune Querido (v. Feinschnitt I) international unter dem Iren Tom Davin erfolgreich. Und auch fĂŒr die springgewaltige braune Holivea, abstammend vom Ramiro-Sohn Randel Z, dessen Mutter Alaric Z mit Thies Luther ĂŒber höchste Abmessungen ging, standen die KĂ€ufer Schlange. Doch mit der sehr blutgeprĂ€gten und, wie Degraeve es beschreibt, âexplosiv springendenâ Holivea hatte er andere PlĂ€ne.
Kampfgeist
Zusammen mit dem bereits erwĂ€hnten Stefaan Delabie entschied er, dass der mit Peter Geerink im Topsport erfolgreiche Heartbreaker (v. Nimmerdor) der erste Partner der Holivea sein sollte â und so wurde 1994 Rabanna vanât Costersveld geboren. Mit Clinton brachte Holivea noch den gekörten und zunĂ€chst mit Jessica KĂŒrten und spĂ€ter Roger Yves Bost bis hin zu Weltcup-Finals platzierten Vivaldo vanât Costersveld. Rabanna wurde 2000 nach GroĂbritannien verkauftÂ, wo sie sich in S-Springen platzierte. Via Embryotransfer kamen 1999 ihre Tochter Wimette vanât Kluizebois, bei der Stefaan Delabie als ZĂŒchter firmiert, und eben Windows vanât Costersveld zur Welt, beide abstammend von Clinton. Clinton seinerseits ist ein Sohn des unter Franke Sloothaak so erfolgreichen Holsteiner Verbandshengstes Corrado I , belegte mit dem Belgier Dirk Demeersman Platz zwei im Aachener Nationenpreis, verpasste 2004 mit Rang vier bei den Olympischen Spielen in Athen knapp den Sprung aufs Medaillentreppchen und wurde 2005 Zweiter im GroĂen Preis von Aachen, um nur einige wenige Erfolge aufzulisten. FĂŒr die Zucht lieferte Clinton in Deutschland 15 registrierte, gekörte Söhne, darunter Upsilon, Utrillo van de Heffinck und President, sowie Camax L und Max KĂŒhners Clintop. 2005 wurde er vom Belgischen Warmblutverband (BWP) in den Adelsstand eines Ambassadeurs (BotschaÂers) gehievt, schlieĂlich sind seine Nachkommen AushĂ€ngeschilder â wie Coral Reef via Volo unter Elizabeth Madden, Dame Blance van Arenberg/Penelope Leprevost, Darlon van Groenhove/Andres Rodriguez, Danny Boy mit Beezie Madden und Gut Neuenhofs Cimba unter Ludger Beerbaum bzw. Henrik von Eckermann. Seit Mitte 2007 mĂŒssen die Zuschauer auf die meist spektakulĂ€ren AuÂftritte von Clinton und Dirk Demeersman verzichten. Die Clinton-Besitzer Henk Nijhof und Hubert Hamerlinck entschieden, dass der damals erst 14-jĂ€hrige Hengst nur noch in der Zucht eingesetzt werden sollte. Und warum fiel Degraeves Wahl ausgerechnet auf Clinton? âGeschwindigkeit, KraÂft und Kampfgeist sind fĂŒr den Erfolg eines Springpferdes unerlĂ€sslich. Und ich wollte die Grundschnelligkeit und den Ehrgeiz von Rabanna mit der Springveranlagung von Clinton zusammenfĂŒhrenâ, sagt er. Womit der ZĂŒchter goldrichtig lag, denn der kleine Cornet, der da ganz schwarz, aber schon mit ein paar verrĂ€terischen weiĂen Haaren um die Augen, noch etwas wackelig auf den Beinen vor ihm stand, sei vom ersten Tag an ein sehr auffĂ€lliges Fohlen gewesen. âMan konnte seinen Sportsgeist schon sehen. Und er hatte bemerkenswert gute Beine, war sehr beweglich und trabte herrlich locker daher.â
Entdeckt wurde Cornet Obolensky durch Heinrich Ramsbrock â und zwar eher zufĂ€llig bei einer Reise zu einem Fohlenchampionat in Belgien. Der Mann aus Menslage mit dem legendĂ€ren Hengst(er)kenner-Blick war fasziniert von der Ausstrahlung und den elastischen Bewegungen des damals zweijĂ€hrigen Jungspunds. Nach einem kurzen Freispringtest gab es kein Halten mehr. Der Kauf wurde sofort besiegelt. 2001 trumpÂfte der vierbeinige Import dann in MĂŒnster-Handorf auf. Die Presse ĂŒberschlug sich damals. Der Hengst sei wegen seiner Beweglichkeit und Springveranlagung eine absolute Ausnahmeerscheinung und die Freude an der Bewegung und an der PrĂ€sentation vor dem Publikum stehe ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, stand im Anschluss an die 11. NRW-Hauptkörung zu lesen. Die Körkommissare sahen das ebenso und machten Cornet Obolensky zum zweiten Reservesieger. Seine BeschĂ€lerbox bezog Cornet Obolensky dann auf dem westfĂ€lischen GestĂŒt Ligges. Hier lernte der Schimmel das kleine Einmaleins fĂŒr Pferde. Und wandte es 2002 bei seinem 30-Tage-Test in MĂŒnster-Handorf auch gleich mit Bravour an. Im Freispringen gab es eine 10,0. Als bester Springhengst der 33 Teilnehmer erhielt er eine 9,24. Unter Kai Ligges trat er 4-jĂ€hrig dann in einer SpringpferdeprĂŒfung der Klasse A an â und wurde Dritter. Mit der Qualifikation fĂŒrs Bundeschampionat machte Cornet sein Hengstexamen ĂŒber die Sportschiene komplett, konnte aber aufgrund seines auslĂ€ndischen Pferdepasses in Warendorf selbst nicht an den Start gehen. Das taten dafĂŒr spĂ€ter umso hĂ€ufiger seine jumpenden Nachkommen.
Vererbt, was er selbst kann
Nach diesem Motto gelang Cornet Obolensky 2005 auf Deutschlands KörplĂ€tzen ein Einstand der besonderen Art: mit 14 gekörten Söhnen. Allein in Westfalen stellte er mit Cornado NRW den Siegerhengst, mit Cristallo I einen Endringhengst, mit Cornet Fever und Cornetâs Stern zwei PrĂ€mienhengste sowie fĂŒnf weitere gekörte Söhne. Dass es mit der Vererbung des Cornet Obolensky etwas Besonderes auf sich hat, lieĂ sich schon bei seinen DebĂŒt-JahrgĂ€ngen erahnen. Beim Deutschen Fohlenchampionat in Lienen siegte 2004 ein kleiner, damals noch rappfarbener, Vertreter. Der Oldenburger Cornet Obolensky-Lancer III-Sohn aus der Zucht von Hans-JĂŒrgen Witte, Bad Sassendorf, erhielt zwei Jahre spĂ€ter â und inzwischen schon leicht grau â unter dem Namen Champions League die Zuchtzulassung.
Der NRW-Siegerhengst Cornado bezog seine Box im nordrhein-westfĂ€lischen LandgestĂŒt Warendorf, wurde Spring- und zweiter Reservesieger seiner HengstleistungsprĂŒfung und machte unter Marcus Ehning Karriere bis hin zu Rang vier in der Team- und Platz zehn in der Einzelwertung der Weltreiterspiele 2014 in der Normandie, nachdem sie im Weltcup-Finale von Lyon Rang vier belegt hatten. Aktuell wird der Schimmel, den Antonius Schulze-Averdiek aus seiner Mutterstute von Acobat I-Cantus gezogen hat, auf Platz vier der FEI-Weltrangliste gefĂŒhrt. Aus der Schar der Nachkommen des Cornado NRW ragen der Springpferde-Weltmeister Hui Buh, der OS-Reservesiegerhengst Corydon, die Reservesiegerin beim Deutschen Elite-Stutenchampionat und WestfĂ€lische Spring-Siegerstute Canzlerin, der WestfĂ€lische Springchampion Cooper One B und der Vize Cordynox sowie die Auktions-Springspitze Cornedo heraus. Den jĂŒngeren, ebenfalls gekörten Vollbruder Cornado II pilotierte Christian Ahlmann zu Platz fĂŒnf bei der DM in Balve sowie zu vorderen Platzierungen im Nationenpreis von Calgary, im GroĂen Preis von Cannes und in den Weltcup-Qualifikationen von Mechelen und Helsinki. Ebenfalls internationale Meriten sammelte der von Ivo Auer gezogene, von Dr. Axel und Sandra G. SchĂŒrner entdeckte und bei Ludger Beerbaum in Riesenbeck stationierte Cristallo I. Der zweifache Bundeschampionatsfinalist schaffte 7-jĂ€hrig mĂŒhelos den Sprung in die internationale Klasse, konnte verletzungsbedingt seinen Höhenflug aber nicht fortsetzen.
Cristallo I, dank seiner herausragenden Grundgangarten selbst in jungen Jahren in ReitpferdeprĂŒfungen erfolgreich, ist als angehender Doppelvererber auch fĂŒr so manche Dressurstute interessant. Die ersten Nachkommen sind international erfolgreich, wie Castello, Charmeur, Chelsea und Corbusier sowie die Westfalenchampioness und Springpferde-WM-Finalistin Casablanca und die Bundeschampionatsfinalisten Chancy K, Cristobar, FBW Cristallos Lady und Cleine Cera. Der PrĂ€mienhengst Cristofin, einer von insgesamt acht gekörten Söhnen des Cristallo I, gewann 2014 mit 8,8 die Final-Qualifikation in Warendorf, nachdem er sich bereits mit 8,9 fĂŒr das Bundeschampionat qualifiziert hatte. Im Viereck glĂ€nzen der Dressurpferde-Bundeschampionats-Vierte Codiak, der WĂŒrttemberger Reitpferde-Vize-Champion Coeur und die in der internationalen Junioren-Dressur-Tour erfolgreichen Christobalito und Carlotta B. Unter Cristallos zwölf PrĂ€mienstuten finden sich die SLP- und Springsiegerinnen Cristalies, Carmina Burana W, Cristallos Cleo und Cerubina W. Cristallos Vollbruder und Riesenbecker Boxennachbar Cristallo II, mĂŒtterlicherseits ebenfalls ĂŒber Cassini I-Polydor-Festivo hochinteressant gezogen, verlieĂ 2009 den WestfĂ€lischen Körplatz als bester Springhengst, gewann 2011 Bronze beim Westfalenchampionat und qualifizierte sich 2012 fĂŒr das Finale beim Bundeschampionat, zu dem er aber wegen anderweitiger Verpflichtungen seines Reiters Henrik von Eckermann nicht antreten konnte. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]2014 folgte der Wechsel nach Italien und unter den Sattel von Jerry Smits, mit dem er 7-jĂ€hrig in der internationalen Youngster-Tour brillierte. 2014 machte auch der erste Reitpferde-Jahrgang des Cristallo II von sich reden. Im Rheinland gewann Cristella den Freispringwettbewerb in Goch und das Finale in Uedem und wurde im WestfĂ€lischen Freispringfinale mit 8,4 Achte. Ebenfalls in MĂŒnster-Handorf platziert: Carlotta. Coco Chanel war zweite Reservesiegerin der WestfĂ€lischen Elitestutenschau und des Deutschen Elite-Stuten Championats.
Ein Prinz!
Der Erfolgszucht des Willi Ottmann entspringt Cornetâs Prinz, der zuletzt mit seinem Sieg unter Guido Klatte jun. bei der Deutschen Meisterscha der Jungen Springreiter in Zeiskam und Platz zwei im Finale des EY-Cups in Salzburg fĂŒr Schlagzeilen sorgte. Zu dem prall gefĂŒllten Erfolgskonto kommen noch Silber bei der DM der Springreiter-Junioren, Siege und Platzierungen in den internationalen Konkurrenzen von Oldenburg, Hannover, Hagen a.T.W. und im âSires of the Worldâ-Springen von Lanaken sowie beim Salut-Festival in Aachen und beim Preis der Besten in Warendorf hinzu. FĂŒr seinen ersten Fohlen-Jahrgang wurde der auf dem Zuchthof Klatte in Klein Roscharden beheimatete Cornetâs Prinz mit der 1aHauptprĂ€mie ausgezeichnet. Und da aus Fohlen bekanntlich Reitpferde werden, finden sich die ersten Cornetâs-Prinz-Nachkommen in den Platzierungslisten etwa des Bundeschampionats wieder, wie der Bronzegewinner des Oldenburger Landeschampionats, Corisanto, und die WestfĂ€lische Freispringchampioness Cornetâs Prinzess. Aus dem Stamm von Ludger Beerbaums Europameisterin Gladdys S gezogen, bescherte der gekörte Cornetâs Stern, der ĂŒbrigens 2012 in Vechta den OS-Siegerhengst Cornettino Ask und in MĂŒnster-Handorf die Spring-Siegerstute Cloe stellte, seinem Vater 2008 den ersten Bundeschampionatstitel. Mit Silber musste sich damals Conte Bellini begnĂŒgen, seines Zeichens Halbbruder zum zweifachen Bundeschampion und Weltcup-Platzierten Monte Bellini. 2011 kam der gekörte Cornetâs Balou, Halbbruder zu Balou du Rouet, und 2012 Crespo PKZ hinzu.
Vorliebe fĂŒr Erfolge
Die Vorliebe der Cornets fĂŒr Championatserfolge ist nicht zu leugnen. So sicherte sich der gekörte Westfale Comme il faut, von Ludger Beerbaum aus der Olympiasiegerin Ratina Z gezogen, 2010 unter Franz-Josef Dahlmann Silber bei der WM der 5-jĂ€hrigen Springpferde im belgischen Lanaken, nachdem er zuvor im Westfalenchampionat siegreich war. 2011 gab es erneut Silber in MĂŒnster-Handorf und Warendorf â und 2014 unter Marcus Ehning gar Rang zwei im GroĂen Preis von Dortmund. Comme il faut ist Vater der WestfĂ€lischen Spring-Siegerstute und Siegerin im Deutschen Elite-Stuten Championat, Chiara, des SĂŒddeutschen Reservesiegers Coronet dâHonneur und des WestfĂ€lischen Springchampions Commissaire S. Auktions-Preisbrecher waren u. a. Cosinhus und Colestus â beide aus der Aufzucht von Heinrich Ramsbrock stammend. Cosinhus, brauner Sohn des Cornet Obolensky aus der Zucht von Albrecht Middelkampf, ging 2007 als Spring-Siegerhengst fĂŒr 600.000 Euro ĂŒber den Hannoveraner Hengstmarkt in Verden. Colestus, von Hartwig Rellensmann gezogener Cornet-Obolensky-Sohn, wechselte bei der SĂŒddeutschen Körung 2009 fĂŒr 250.000 Euro den Besitzer â und wurde 2012 Westfalenchampion der 6-jĂ€hrigen Springpferde und Achter beim Bundeschampionat. Der Schimmelhengst wurde Anfang 2015 an Madeleine Winter-Schulze verkauÂ, die Sponsorin von Ludger Beerbaum, der 2014 den Beritt des Colestus ĂŒbernahm und mit ihm in Stuttgart, Madrid, Paris, Basel, ZĂŒrich und Hongkong auf die Ehrenrunde ging. Der vĂ€terliche Halbbruder zu Cosinhus und Colestus, Con Spirit, erhielt seinerzeit in MĂŒnchen-Riem die 10,0 fĂŒr sein Freispringen, was ihm den Titel Spring-Siegerhengst einbrachte. Ebenfalls mit der SiegerschĂ€rpe vom Platz trabte Coronas und zwar 2007 bei der WestfĂ€lischen Körung in MĂŒnster-Handorf. Selbst in S-Springen platziert, stand seine Tochter Corona 2014 im Finale der Springpferde-WM und des Bundeschampionats.
Top-Jumper im Sport
Nun stehen fĂŒr Cornet Obolensky nicht nur ĂŒber 70 gekörte Söhne zu Buche, seine Nachkommen sprangen, zumindest nach deutscher ZĂ€hlung, bereits ĂŒber 3,7 Millionen Euro zusammen. Nicht weniger als 17 von ihnen stehen unter den Top 500 der FEI-Weltrangliste Springen. Dies sicherte ihrem Vater einen Platz unter der Phalanx der weltbesten Springvererber laut Ranking des Weltzuchtverbandes WBFSH (World Breeding Federation for Sport Horses) â und zwar Rang zwei und als JĂŒngster unter den Besten der Besten. Erfolgreichster Sportler ist der im FEI-Ranking an dritter Stelle und damit einen Platz vor Cornado NRW stehende Cornet DâAmour. Alfred Niehoff hat den Schimmelwallach 2003 aus seiner Daquiri von Damiani-Pluspunkt gezogen, der unter Daniel DeuĂer von Erfolg zu Erfolg springt: 2012 Gewinn des Nationenpreises von Calgary, Sieg im GroĂen Preis von Wien, Platz zwei im GroĂen Preis von Hachenburg, 2013 Gold bei der DM in Balve, Teamsilber und FĂŒnÂfter in der Einzelwertung bei der EM in Herning, Sieg im Weltcup-Springen von Wellington, Platz zwei im GroĂen Preis von Hamburg und im Nationenpreis von Rom, Rang vier im GroĂen Preis von Aachen, 2014 Sieg im Weltcup-Finale von Lyon, Rang zwei in der Global-Champions-Tour-Etappe von Doha und Platz vier bei den Weltreiterspielen von Caen. NĂ€chster Top-Jumper ist der von Christine KĂ€rcher gezogene Cornetâs Cristallo, den sein Reiter Marco Kutscher gerade erst zum Sieg im Weltcup-Springen von London sowie zu Rang zwei und fĂŒnf in den WeltcupQualis von Oslo und Madrid und zu Platz acht im GroĂen Preis von Hongkong ritt. Cornetâs Cristallos Mutter Paleika, abstammend von Pilot-Romadour I, brachte noch den Vollbruder Caesario, den Emanuele Gaudiano in Aachen und Hannover erfolgreich an den Start brachte. Der Italiener hat noch Cocoshynsky (ZĂŒchter: Dieter Meier) unter dem Sattel, mit dem er unter anderem an den Weltreiterspielen in Caen teilnahm.
Die Liste der erfolgreichen Cornet Obolenskys lĂ€sst sich beliebig verlĂ€ngern, so etwa mit Classic Man V unter Toni HaĂmann, Cornetta unter Max KĂŒhner, Cornetâs Dream mit Jana Wargers, Confident of Victory mit Shane Breen und dem Westfalen-Champion, zweifachen Bundeschampionatsfinalisten und inzwischen S-erfolgreichen Celektrik mit Toni HaĂmann. Und auch seine Töchter geben wertvollste EigenschaftÂen an ihre Nachkommen weiter. Beispiele? Die WestfĂ€lischen Springsiegerhengste Coupie (v. Coupe de Coeur), Bellini Royal (v. Balous Bellini) und Cavtat PKZ (v. Castelan II) sowie der Reservesieger All Music (v. Arpeggio). Dessen Vollschwester Abby war 2014 Siegerin im Deutschen Elite-Stuten Championat und WestfĂ€lische Siegerstute der springbetonten Stuten. Cross Country sind die Cornets ebenfalls mit von der Partie. So etwa Nachwuchsstar Kayzer, den sein Ausbilder Andrey Mitin, nach Siegen in CCI1*- und vorderen Platzierungen in CCI2*-PrĂŒfungen, 2014 bei der WM der jungen Vielseitigkeitspferde in Lion dâAngers an den Start brachte. Cornet Obolensky hat sich lĂ€ngst den Titel eines Stempelhengstes verdient â und damit die euphorischen Presseberichte anlĂ€sslich seiner Körung bestĂ€tigt, was in der Zucht nicht so hĂ€ufig vorkommt. Nahezu kein Zuchtgebiet, welches sich nicht seine Genetik gesichert hat. Der Belgische Verband erhob ihn gar, wie schon seinen Vater, zum Ambassadeur der Rasse. Das GestĂŒt Ligges, welches auch heute noch den inzwischen bei seinem ukrainischen Besitzer befindlichen Hengst weiterhin im Tiefgefriersperma anbietet, textete denn auch treffend: DHDS â Deutschland hat den Superstar!
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Im Podcast mit Ulrich Hahne (Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes) beschĂ€ftigen wir uns mit der Frage, worauf ZĂŒchter bei der Auswahl des passenden Hengstes fĂŒr ihre Stute achten sollten.
Neben gesundheitlichen Aspekten geht es dabei auch um die Frage, wie StĂ€rken und SchwĂ€chen der Stute ausgeglichen werden können und welche Rolle die StutenstĂ€mme auf Seiten des Hengstes und der Stute spielen. Zudem widmet sich Ulrich Hahne der Tatsache, dass die ZĂŒchterschaft als solche sehr vielfĂ€ltig ist und damit auch die Vorstellungen und Erwartungen an das Fohlen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row css=“.vc_custom_1587727739524{background-color: #efefef !important;border-radius: 2px !important;}“][vc_column][vc_column_text]Interviewpartner: Ulrich Hahne ist seit 2019 Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes und bereits seit 2001 StutbuchfĂŒhrer beim Hannoveraner Verband. Nach einer landwirtschaftlichen Lehre neben dem agrarwirtschaftlichen Studium in Kiel arbeitete er als Aushilfskraft beim Holsteiner Verband und betreute dort mit Herbert Blöcker die ZuchtstutenprĂŒfungen. Heute lebt er im Landkreis Verden und zĂŒchtet Hannoveraner mit Vorliebe fĂŒr blutgeprĂ€gte Springpferde.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text][zaudio title=““ artist=“Ulrich%20Hahne%20%E2%80%93%20Zuchtleiter“ albumart=“https%3A%2F%2Fhorse-gate.com%2Fwp-content%2Fuploads%2F2020%2F04%2Fhahne.jpg“ url=“https%3A%2F%2Fhorse-gate.com%2Fwp-content%2Fuploads%2Fpodcasts%2FPodcast-Ulrich-Hahne.mp3″ autoplay=“false“ color=“#324837″ miniplayer=“false“ ]
Foto: Kirsten Tilgner
[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Der kostenlose Podcast wird Ihnen prĂ€sentiert von Horse-Gate, Pferdebetrieb und mit freundlicher UnterstĂŒtzung unseres Sponsoren Bohlmann Reitböden.[/vc_column_text][vc_row_inner][vc_column_inner width=“1/3″][vc_single_image image=“206443″ img_size=“full“ alignment=“center“][/vc_column_inner][vc_column_inner width=“1/3″][vc_single_image image=“206445″ img_size=“full“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.pferde-betrieb.de/“][/vc_column_inner][vc_column_inner width=“1/3″][vc_single_image image=“206447″ img_size=“full“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.bohlmann-reitboden.de/de/index/“][/vc_column_inner][/vc_row_inner][/vc_column][/vc_row]
Nach auĂen hin ist der Hengst das dominierende Element in der Pferdezucht. Er soll Exterieur und Interieur des Fohlens bestimmen und die SchwĂ€chen der Mutter ausgleichen. Dabei sind sich ZĂŒchter lĂ€ngst einig: Stuten prĂ€gen das Fohlen mehr. Das hat nicht nur soziale, sondern auch biologische GrĂŒnde.
Seltsam. Der Hannoveraner-Fuchswallach E.T., der unter seinem Reiter Hugo Simon 3,2 Millionen Euro Preisgeld im Springen gewann, hatte eine unverkennbare Blesse. Sie war breit und kreiste in der NĂ€he des rechten Auges ein StĂŒck Fuchsfarbe wie ein rotes Ei ein. Da E.T. als Wallach keine Nachkommen zeugen konnte, lieĂ sein Besitzer ihm Gewebezellen entnehmen und davon in den USA einen Klon herstellen. 2006 kam âE.T. Cryozootech-Stallionâ zur Welt, eine 100-prozentige genetische Kopie. Und dennoch trĂ€gt der âneueâ E.T. eine normale dĂŒnne Blesse. ĂuĂerst seltsam. Gehen wir davon aus, dass Vater und Mutter, Hengst und Stute, dem Nachwuchs je 50 Prozent an Erbgut liefern. Und gehen wir weiter davon aus, dass das Erbgut allein die AusprĂ€gung zumindest der körperlichen EigenschaÂften des Fohlens ausmacht. Dann dĂŒrÂfte dieser Klon keine verĂ€nderte Blesse haben. Dass er sie doch hat, hat mit der Stute zu tun, die das Klonpferd austrug. Denn die embryonale Entwicklung der Zellen lĂ€uft nicht immer gleich â sie ist nicht nur vom genetischen Material, sondern auch von den Bedingungen abhĂ€ngig, die im Uterus herrschen. Doch dazu spĂ€ter mehr.
GrundsĂ€tzlich bekommt ein Fohlen je einen haploiden Chromosomensatz (siehe Kasten) von Hengst und Stute geliefert. Die Chromosomen sind aber nicht die einzigen TrĂ€ger der Erbmasse DNA. Die Mitochondrien enthalten ebenfalls kleine Mengen DNA. Sie sind die Hauptenergielieferanten fĂŒr den Zellstoffwechsel. Auch die groĂe Eizelle der Stute besitzt Mitochondrien, wĂ€hrend die kleine Spermazelle des Hengstes praktisch keine liefert. Daher erhĂ€lt das Fohlen nur die mĂŒtterliche mitochondriale DNA â immerhin zwei Prozent der gesamten zellulĂ€ren DNA. In Wahrheit liefern also Hengst und Stute nur je 49 Prozent der Erbanlagen ĂŒber die Chromosomen. Dazu kommen zwei Prozent ĂŒber die mĂŒtterlichen Mitochondrien. HeiĂt im Klartext: Genetisch betrachtet liefert die Stute 51 Prozent des Erbguts und der Hengst nur 49 Prozent. Der NiederlĂ€nder Jac Remijnse vom Stutbuch Zangersheide sagte einmal in einem Vortrag ĂŒber die Bedeutung von Hengstlinien, StutenstĂ€mmen und Vererberkombinationen: âDie Stuten geben die entscheidenden Merkmale zur Leistung weiterâ â und erntete Zustimmung von sĂ€mtlichen anwesenden ZĂŒchtern. Auch dieser Erfahrungswert könnte mit der mitochondrialen DNA zu tun haben. Denn dort könnte der genetische Knotenpunkt fĂŒr die Leistung verankert sein. Prof. Dr. Christine Aurich von der VeterinĂ€rmedizinischen UniversitĂ€t Wien hat zumindest eine Theorie dazu: âMitochondrien sind die KraftÂwerke der Zellen. Das könnte einen Einfluss auf Schnelligkeit, Leistung und Energie haben, der dann gezielt ĂŒber die Stute vererbt wird.â WissenschaftÂlich bewiesen ist das aber nicht. Sicher ist jedoch, dass zahlreiche EigenschaftÂen eines Individuums ĂŒber sehr komplizierte genetische VorgĂ€nge und mehrere Gene bestimmt werden. Bei diesem Vorgang werden nicht immer beide Erbanlagen von Mutter und Vater gleich âabgelesenâ. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]âTheoretisch können bei einem solchen Vorgang im Embryo die Gene an- oder abgestellt werdenâ, sagt Prof. Dr. Aurich. âDie Umgebung im Uterus hat einen Einfluss auf diesen Prozess.â Die Umweltbedingungen in der GebĂ€rmutter werden bestimmt durch Haltungs- und FĂŒtterungsfragen sowie durch psychische Aspekte. Hat die trĂ€chtige Stute genĂŒgend Platz und Zeit zum Ausruhen? Bekommt sie einwandfreies Futter? Atmet sie frische LuÂft? Ist sie körperlich gesund? Gerade bei Zuchtstuten ist eine hĂ€ufige Bewegung in den unterschiedlichen Gangarten fĂŒr eine gute Durchblutung des Uterus vonnöten. DarĂŒber hinaus muss genĂŒgend Platz fĂŒr den WĂ€lzvorgang vorhanden sein, da dieser fĂŒr die Entwicklung des Fötus im Mutterleib von besonderer Bedeutung ist.
Artur Landes, der auf dem Eulerhof in Ingolstadt mehrere Zuchtstuten mit Hannoveraner und Holsteiner Abstammung aufgestallt hat, achtet wĂ€hrend der Zeit der TrĂ€chtigkeit ganz instinktiv darauf, dass die Stuten optimal versorgt werden. Eine eher vollwertige als ĂŒppige FĂŒtterung und tĂ€gliche ausreichende Bewegung seien fĂŒr die Stuten essenziell, sagt der ZĂŒchter, ebenso wie die Haltung zusammen mit anderen trĂ€chtigen Stuten in der Herde. âDie FĂŒtterung wird stĂ€ndig dem TrĂ€chtigkeitsfortschritt angepasst. Dazu sehen wir eine ruhige, stressfreie Umgebung als sehr wichtig an.â ZĂŒchter-KoryphĂ€e Hans-Eberhard Schneider, aus dessen Zucht unter anderem der erfolgreiche Trakehner Elitehengst Van Deyk stammt, achtet vor allem darauf, dass trĂ€chtige Stuten nicht zu viel und zu reichhaltiges Futter bekommen. âEine ausgewogene ErnĂ€hrung nach Gehalt und Vitalstoffen ist zu dieser Zeit fĂŒr die Entwicklung eines gesunden Fohlens im Mutterleib und danach wichtigâ, so der Vater von Dressur-Queen Dorothee Schneider. Hengsthalter Tobias Galmbacher, der im bayerischen Umpfenbach das GestĂŒt âGalmbacher Sport Pferde Zuchtâ betreibt, sagt ganz klar: âMan kann sich noch so viele Gedanken bei der Anpaarung machen â wenn es dann bei FĂŒtterung und Haltung hapert, sind die Folgen o gravierend und spĂ€ter kaum oder nur sehr aufwendig zu korrigieren.â Die Mutterstute mĂŒsse sich dauerhaÂft wohlfĂŒhlen. âDazu gehören ein gutes Stallklima, grĂŒndliches Misten, sorgfĂ€ltige Futterzusammenstellung, die richtige Bewegung, tierĂ€rztliche Betreuung â und Ruhe.â Ăhnlich wie beim Menschen ĂŒbertrĂ€gt nĂ€mlich auch die Stute Stress ĂŒber Hormone auf ihr ungeborenes Fohlen. Die Psychotherapeutin Inge Krens schreibt: âWenn die Mutter sich zum Beispiel Ă€ngstlich fĂŒhlt, werden vermehrt Stresshormone wie Adrenalin und Kortisol ausgeschĂŒttet. Ihr Herz beginnt schneller zu schlagen und möglicherweise wird die Sauerstoffzufuhr beeintrĂ€chtigt, weil Adrenalin die BlutgefĂ€Ăe der inneren Organe verengt. Alle Stoffe ĂŒberschreiten ohne Probleme die Plazentaschranke und stimulieren im Fötus biochemisch die physiologische Reaktion auf genau dieses GefĂŒhl von Angst und Furcht.â Eine Studie des Imperial College in London wies sogar nach, dass Stresshormone in der SchwangerschaÂft die Intelligenz von Kindern senken und die Chance auf spĂ€tere Aufmerksamkeitsstörungen oder Depressionen erhöhen können. Das alles sind Schlussfolgerungen aus dem Humanbereich, eine Ăbertragbarkeit auf den VeterinĂ€rbereich liegt jedoch nahe. All diese Faktoren â und wahrscheinlich noch viele mehr â tragen zur VerĂ€nderung und PrĂ€gung des Embryos bereits in der GebĂ€rmutter bei. Das betrifft nicht nur psychische, sondern auch körperliche Bereiche. Wie zum Beispiel die Blesse von âE.T. Cryozootech-Stallionâ. Die Anlage dafĂŒr hatten er und sein Erbgutlieferant hundertprozentig identisch. Doch die genannten Uterusbedingungen waren bei E.T.s Mutter anders als bei der Leihmutter seines Klons. Und eine verĂ€nderte Blesse wird nicht die einzige körperliche Auswirkung dieses PhĂ€nomens bleiben.
Ein weiteres Indiz fĂŒr die Dominanz der mĂŒtterlichen Vererbung findet sich direkt in den Geschlechtschromosomen. Stuten besitzen zwei X-Chromosomen â eines von ihrer Mutter und eines von ihrem Vater. Hengste und Wallache dagegen haben ein X-Chromosom und ein Y-Chromosom â Ersteres von ihrer Mutter und Letzteres von ihrem Vater. WĂ€hrend das weibliche X-Chromosom sehr groĂ ist und damit auch viele genetische Informationen beherbergt, ist das mĂ€nnliche Y-Chromsom vergleichsweise klein. Die Vererbungsexpertin Dr. agr. Dr. agr. habil. Ines von Butler-Wemken schreibt in einer Abhandlung ĂŒber den Einfluss von Stuten in der Zucht: âAuf dem X-Chromosom können nun Erbanlagen liegen, welche dann beim Hengstfohlen, auch bei rezessivem Erbgang, schon in einfacher Kopie direkt wirksam werden. So wird zum Beispiel die Erbinformation zur Bluterkrankheit (…) mit nur einem X-Chromosom von der Stute an das dann kranke Hengstfohlen ĂŒbertragen. Stuten sollten dagegen zwei solche X-Chromosomen mit dem Erbdefekt besitzen, sie also von der Mutter und von dem Vater erhalten haben, um nicht nur KrankheitstrĂ€ger, sondern auch selbst von der Krankheit betroffen zu sein. Hinweise auf eine weitere solche X-Chromosom gebundene Erbkrankheit liegen beim Pferd fĂŒr das Wobbler-Syndrom, eine Gleichgewichtsstörung, vor.â Das bedeutet: Stuten geben das AuftÂreten gewisser Krankheiten rein maternal ĂŒber ihr X-Chromosom weiter. Doch nur beim Hengstfohlen bricht die Krankheit auch tatsĂ€chlich aus. Stutfohlen kompensieren das Problem durch ihr dominantes zweites X-Chromosom.
Das ist noch nicht alles. Bereits im Jahr 1938 fanden die TierzuchtwissenschaftÂler Arthur Walton und John Hammond heraus, dass Stuten auch die GröĂe des Fohlens bestimmen, indem sie entsprechende Stoffwechselprodukte produzieren, welche die GröĂe des Fötus begrenzen können. FĂŒr ihre Studie kreuzten sie Shire-Horses und Shetlandponys miteinander. Die Fohlen aus den groĂen Stuten und den kleinen Hengsten hatten bereits bei der Geburt ein deutlich höheres Körpergewicht und wurden auch spĂ€ter gröĂer als die Fohlen aus den kleinen Stuten und den groĂen Hengsten. Ăhnlich verhĂ€lt es sich seit jeher bei Hybriden aus Pferd und Esel. Das Maultier ist von der GröĂe und vom Exterieur seiner Pferdemutter Ă€hnlicher, der Maulesel hingegen seiner Eselsmutter. Bei Genetik und prĂ€natalen EinflĂŒssen hört die Weiberherrschaft aber noch lange nicht auf. Auch nach der Geburt geht es weiter. âDie Erziehungszeit nach der Geburt ist von groĂem Einfluss auf die Verhaltensmuster des Fohlens im spĂ€teren Lebenâ, sagt Hans-Eberhard Schneider. Artur Landes sieht das Ă€hnlich, verweist dabei jedoch gleich wieder auf die Genetik: âFohlen werden durch ihre Mutter im Verhalten sehr geprĂ€gt. Oft haben ranghohe MĂŒtter auch ranghohe Fohlen â was natĂŒrlich auch dem genetischen Pool der Mutter zuzurechnen ist. Wir stellen immer wieder fest, dass soziale Faktoren zwar einen bedeutenden Einfluss haben. Den genetischen Anteil sehen wir jedoch als bedeutender an.â Diesen Einwand hat auch Prof. Dr. Aurich. Die genetischen Faktoren solle man bei aller Liebe zur Verhaltenslehre nicht unterschĂ€tzen. Neuere Untersuchungen an LeihmĂŒttern und deren ĂŒber Embryonentransfer entstandenen Fohlen haben gezeigt, dass selbst Charakter und Persönlichkeit eines Pferdes stark von der Genetik geprĂ€gt werden. âDie Leihmutter hat zunĂ€chst eine gewisse Vorbildfunktionâ, erklĂ€rt die VeterinĂ€rwissenschaftÂlerin. âLangfristig sieht man aber, dass die genetischen EinflĂŒsse immer wieder durchkommen.â Am Ende dominiert die Genetik Im Schweizer NationalgestĂŒt in Avenches grast eine eigene Herde von Freiberger-, Warmblut- und Traberstuten, um fremde Embryonen auszutragen â und zu Forschungszwecken. Die Besitzer der Transfer-Nachkommen werden regelmĂ€Ăig nach den EigenschaftÂen ihrer Pferde gefragt. Sie sollen NervositĂ€t, Sozialverhalten und Bewegungsdrang der Tiere bewerten. Dabei kam heraus, dass emotionale QualitĂ€ten und Herdentrieb kaum von der Leihmutter beeinflusst werden. Die fĂŒr ein Sportpferd entscheidende Bewegungsfreude ist zu zwei Dritteln genetisch festgelegt, also von der Mutter vererbt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]âDer Einfluss der EmpfĂ€ngerstute scheint minimal zu seinâ, sagt der VeterinĂ€rmediziner Dominique Burger, zustĂ€ndig fĂŒr die zĂŒchterischen Belange in Avenches. Ăhnliche Ergebnisse hĂ€tten auch die Arbeiten des britischen Forschers William Allen erbracht. Er hatte einer Pferdestute einen Zebra-Embryo eingepflanzt. Das kleine Zebra lieĂ sich von seiner braven Pferdeleihmutter nicht beeindrucken und war vom Tag seiner Geburt an ein unzĂ€hmbares Wildtier. Auch Artur Landes glaubt, dass LeihmĂŒtter zwar vorĂŒbergehend Einfluss auf ein hibbeliges Fohlen haben können. Ob dieser Einfluss nach dem Absetzen jedoch bestehen bleibt, bezweifelt er. Tobias Galmbacher erlebt regelmĂ€Ăig, dass Jungpferde nach dem Absetzen ein Verhalten entwickeln, bei dem die genetischen Anlagen deutlich zum Tragen kommen. âDas habe ich gerade bei einer zweijĂ€hrigen Jungstute erlebt, die wahrlich typische Verhaltensweisen ihres Vaters an den Tag legt â den sie nie gesehen hat und von dem sie etliche Hunderte Kilometer entfernt aufgewachsen ist. Als mir ihre ZĂŒchter das schilderten, freute mich das natĂŒrlich. Es hieĂ: Es hat mit der Anpaarung gepasst, denn es waren die guten EigenschaÂften unseres Hengstes gewesen.â
Aus all diesen GrĂŒnden ist es so wichtig, bei der Pferdezucht auf die Auswahl der Stute zu achten. Die internationale MĂ€nnergesellschaft hat vor allem unter AmateurzĂŒchtern fĂŒr die sehr verbreitete Auffassung gesorgt, dass in erster Linie der Hengst fĂŒr eine gute Nachzucht sorgt. TatsĂ€chlich kommt es aber mehr auf die Stute an â Galmbacher schreibt ihr inklusive aller genetischen und sozialen Faktoren 60 Prozent des Vererberpotentials zu, Landes erhöht auf 65 Prozent und Schneider gar auf 70. Dabei weist Artur Landes darauf hin, dass auch das beste Fohlen ohne fachgerechte Aufzucht und guten Reiter nur die HĂ€lÂfte seiner Leistung bringen kann und andersherum ein guter Reiter auch schlechtere Jungpferde unheimlich pushen kann. Auch diese Faktoren tragen dazu bei, dass es nirgends so viele Ausnahmen von den gesagten EinschĂ€tzungen gibt wie im Pferdezucht- und Sportbereich. Neben ihrem GebĂ€ude, ihren Leistungen und ihrem Verhalten sollte eine Zuchtstute auch nach ihren weiteren mĂŒtterlichen EigenschaftÂen ausgewĂ€hlt werden. Dazu gehören zum Beispiel die nachgewiesene Fruchtbarkeit und eine hohe Laktationsleistung. Auch das Volumen der GebĂ€rmutter spielt eine Rolle. Wie bereits erwĂ€hnt, bekommen kleine Stuten auch kleine Fohlen. AuĂerdem ist das erste Fohlen einer Stute meist kleiner als die nĂ€chsten. Auch ein hohes Alter der Stute bedinge hĂ€ufig âmickerige Fohlenâ, so Prof. Dr. Aurich. Womöglich sorgen auch in diesem Fall biochemische VorgĂ€nge in der Stute dafĂŒr, dass das Fohlen nicht mehr zu groĂ gerĂ€t. Wichtig ist auĂerdem, dass eine Stute gezielt als Zuchttier ausgesucht wird und nicht wegen Krankheit oder einer geplatzten Karriere als Sportpferd in die Mutterrolle gedrĂ€ngt wird. Zahlreiche Krankheiten wie die Neigung zu Gelenkchips, Hufrolle, Spat, DĂ€mpfigkeit, Kehlkopfpfeifen und Sommerekzem schlieĂen Stuten eigentlich von der Zucht aus, da sie zumindest als Veranlagung an die Fohlen weitergegeben werden können. Absolut ungeeignet fĂŒr die Zucht sind Stuten mit Erbdefekten (siehe Seite 490). AbschlieĂend ist zu sagen, dass eine erfolgreiche Anpaarung letztendlich immer von beiden Elternteilen abhĂ€ngt. Auch die beste Stute wird mit einem mittelmĂ€Ăigen oder schlechten Hengst kaum eine ĂŒberzeugende Nachzucht liefern. Stutenbesitzer tun deshalb gut daran, beim Betrachten ihres zukĂŒnÂftigen Muttertiers die rosa Brille abzunehmen und sich ĂŒber Zuchtkriterien, Vererbung und Hengstauswahl schlau zu fragen. Ist einmal der perfekte Mann zum Superweib gefunden â dann macht ZĂŒchten erst richtig SpaĂ.
Chromosomen sind Strukturen im Zellkern aller Lebewesen, die das Erbgut enthalten. Sie bestehen aus DNA und â als Grundbaustein â aus Proteinen. Pferde haben 64 Chromosomen in einer normalen Körperzelle. Dabei handelt es sich um 32 paarweise vorhandene Chromosomentypen. Teilt sich eine solche Zelle wĂ€hrend einer Wachstumsphase, so verdoppeln sich zuvor sĂ€mtliche Chromosomen. Die beiden Tochterzellen erhalten wieder je einen gesamten Satz. Das nennt sich Mitose. Anders verhĂ€lt es sich bei der Meiose, der Reifeteilung. Hier wird der Chromosomensatz halbiert. Eizelle und Spermazelle tragen beim Pferd also jeweils einen haploiden (einfachen) Chromosomensatz. Verschmelzen die Zellen bei der Befruchtung miteinander, so entsteht wieder ein diploider (doppelter) Satz.
DNA ist die Kurzbezeichnung fĂŒr DesoxyribonukleinsĂ€ure. Sie ist die TrĂ€gerin der Gene, also der Erbinformationen. Bei allen Menschen, Tieren und Pflanzen befindet sich der Hauptteil der DNA in den Chromosomen. Ein kleiner Teil davon sitzt jedoch in den Mitochondrien und â bei Pflanzen â in den Chloroplasten.
Mitochondrien kommen in den Zellen aller Lebewesen vor. Sie fungieren als EnergiekraÂftwerke, da sie der Zelle energiereiche MolekĂŒle zur VerfĂŒgung stellen. Besonders viele Mitochondrien befinden sich deshalb in Muskel- und Nervenzellen mit hohem Energieverbrauch. Da sie im Plasma schwimmen, werden sie bei der Befruchtung fast ausschlieĂlich von der groĂen, plasmareichen Eizelle weitergegeben. Die wenigen aus der Spermazelle importierten Mitochondrien werden zum GroĂteil von der befruchteten Eizelle eliminiert.
Gene sind jeweils bestimmte Abschnitte der DNA. Labortests können herausfinden, ob ein Pferd ein bestimmtes Gen trĂ€gt oder nicht. Die Zustands- oder AusprĂ€gungsform eines Gens wiederum wird als Allel bezeichnet. So kann ein Allel zum Beispiel ânormal/gesundâ oder âmutiertâ sein. Ist ein Organismus also homozygot, so liegen zwei gleiche Allele vor. Ist er heterozygot, gibt es zwei verschiedene Allele.
Rezessive und dominante ErbgĂ€nge treten bei der Vererbung einer bestimmten EigenschaÂft auf. Eine dominante Eigenschaft setzt sich gegenĂŒber der rezessiven durch. Damit eine Krankheit rezessiv vererbt wird, muss die Anlage dafĂŒr (das Allel) sowohl von der Stute als auch vom Hengst weitergegeben werden. Nur dann bricht die Krankheit beim Fohlen aus. Die Chance dafĂŒr liegt bei 25 Prozent. Gibt nur ein Elternteil die Anlage weiter und das andere liefert ein âgesundesâ Nicht-TrĂ€ger-Chromosom, so trĂ€gt das Fohlen die Krankheit zwar weiter, doch sie bricht bei ihm selbst nicht aus. Das passiert in 50 Prozent der FĂ€lle. Ebenso kann es geschehen, dass das Fohlen von beiden Eltern ein Nicht-TrĂ€ger-Chromosom erhĂ€lt und damit gĂ€nzlich gesund ist. Die Chance dafĂŒr liegt wieder bei 25 Prozent. Bei einem dominanten Erbgang sieht die Sache etwas anders aus. Wird eine Krankheit dominant vererbt, so ist bereits ein einfacher AnlagetrĂ€ger von ihr betroffen. In einem solchen Fall bringt das betroffene Tier selbst in Verbindung mit einem gesunden Partner zu 50 Prozent MutationstrĂ€ger, also ebenfalls kranke Tiere, hervor.
Gentests können klÀren, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, aus einer bestimmten Stute und einem bestimmten Hengst ein gesundes oder krankes Fohlen zu erhalten. Wie bereits erwÀhnt steigt bei kranken Eltern und dominanten ErbgÀngen die Wahrscheinlichkeit auf eine Mutationsvererbung signifikant an.
Einer der weltweit spektakulĂ€rsten Vererber der letzten zehn Jahre ist unbestritten Nabab de Reve. Bedauerlicherweise trat er 2015 von der zĂŒchterischen BĂŒhne ab. Mit einem lupenreinen Selle-Français-Pedigree ausgewiesen, hinterlĂ€sst er, eingesetzt in Belgien, weltweit erfolgreiche Nachkommen. Besonders der Blick in seine Abstammung ist informativ und beschreibt französische Zuchtgeschichte.
In der zweiten HĂ€lfte des 17. Jahrhunderts kam es in Frankreich zur GrĂŒndung der âHaras Nationauxâ. Ziel und Zweck war es, Pferde fĂŒrs MilitĂ€r selbst zu zĂŒchten und nicht im Ausland teuer kaufen zu mĂŒssen. Im Laufe der nĂ€chsten Jahrzehnte entwickelte sich im zentralistisch gefĂŒhrten Frankreich diese nationale GestĂŒtsverwaltung zum Dreh- und Angelpunkt fĂŒr alle Pferderassen, vom Araber bis zum VollblĂŒter, vom schweren Bretonen bis zu den Maultieren. Diese staatlichen BemĂŒhungen trugen lange Zeit reiche FrĂŒchte. Im Zweiten Weltkrieg jedoch entstanden landesweit groĂe LĂŒcken im Pferdebestand, da die deutschen Besatzer zahlreiche Zuchttiere fĂŒr sich beanspruchten. Wieder waren es die nationalen GestĂŒte, die nach dem Krieg Anschubhilfe leisteten â vor allem musste nach einer neuen Legitimation fĂŒr das Pferd gesucht werden, denn der âHafer-Motorâ kĂ€mpfte einen ausweglosen Kampf gegen die dieselbetriebenen Traktoren. Zwar hatte man bereits in den 20er- und 30er-Jahren veredelt, unter anderem mit viel Traberblut, doch nun suchte man nach den passenden Veredlern in den VollblutgestĂŒten, um Reitpferde fĂŒr die aufkeimende Reiterei zu zĂŒchten. Eine Delegation von GestĂŒtsbeamten mit viel Faible fĂŒr die âneue Richtungâ wurde nach England geschickt, ins Ursprungsland der BlĂŒter. Auf den Rennbahnen wurde man schnell fĂŒndig und Furioso xx (Vater des Furioso II, der u.a. Florestan-GroĂvater wurde), Ultimate xx und Fra Diavolo xx sowie weitere kamen zu den ZĂŒchtern, vor allem in die Normandie.
Beginnt man bei Orange Peel xx, steht ein Vererber im fallenden Mannesstamm, dem viele eine zentrale Bedeutung bei der Erschaffung des modernen normannischen Pferdes zuschreiben. ĂberschwĂ€nglich wurde er hĂ€ufig als âLe pĂšre du cheval normandâ (deutsch: Vater des normannischen Pferdes) bezeichnet. Geboren 1919 wirkte der starke Braune bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges. Der Jus-dâOrange-xx-Sohn, der oft als englischer xx-Hengst bezeichnet wird, ist korrekterweise ein Produkt der französischen Vollblutzucht. Zeitlebens stand er im NationalgestĂŒt Saint Lo. Der Hippologe Gustav Rau beschreibt ihn in einem Artikel fĂŒr die Pferdezeitschrift St. Georg als einen âmĂ€chtigen Hengst von der gröĂten Anlage, mit viel Knochen, mĂ€chtigem Widerrist, prachtvollem Oberkörper, enormer Tiefe und recht guten Beinenâ. Dieser BeschĂ€ler war also in jeder Beziehung auffĂ€llig. Seziert man den Mannesstamm weiter, trifft man an entscheidender Stelle auf Le Sancy xx. Er war nicht nur GroĂvater des Rittersporn xx, der den fĂŒr die europĂ€ische Zucht so bedeutenden Ramzes AA brachte und damit fĂŒr Ramiro und Radetzky sorgte. Le Sancy xx ist auch GroĂvater von Wotan, dem erfolgreichsten deutschen Springpferd der 1920er- und 30er-Jahre.
Beim Auswerten und Suchen in Abstammungsnachweisen und ZuchtbĂŒchern erlebt man im Falle von Nabab so manchen Aha-Effekt. So findet sich hier beispielsweise der Beleg, dass die erste bekannte Stute in seinem Mutterstamm Oreille (geb. 1914) ist. Sie ist eine Enkelin des Fuchsia â was hier wie ein Stutenname klingt, ist die bedeutendste Traberlegende seiner Zeit. Dabei war Fuchsia (er gilt als Vater des französischen Trabers) ein Kreuzungsprodukt aus englischem Vollblut, Norfolker und der bereits damals erfolgreichen französischen Traber-Linie des Young Sattler, einem englischen HalbblĂŒter. Dass auch die Selle-Français-ZĂŒchter ihn als Erfolgsmotor fĂŒr ihre Springpferde reklamieren, liegt in der Tatsache begrĂŒndet, dass viele SF-Springer viel Genetik des französischen Trabers besitzen, so zum Beispiel Jappeloup und Galoubet A. Im weiteren folgen Stuten, die sich oft durch HĂ€rte und Leistungsbereitschaft in der Landwirtschaft auszeichneten, so etwa Duchesse, die von ihrem ZĂŒchter, einem âCultivateurâ, also Landwirt, so beschrieben wird: âSie wollte alles ziehen und gab nie auf!â Eine gute Voraussetzung.
Univers, Tochter von Rantzau xx und Imperatrice
Die Duchesse-Tochter Imperatrice (von Atour) wurde Partnerin des Rantzau xx, der in den ersten Jahren seines Wirkens von den ZĂŒchtern oft als unkalkulierbares Risiko eingestuft wurde. Scheinbar fehlte den Nachkommen von Rantzau xx die richtige Einstellung fĂŒr die Zusammenarbeit mit dem Menschen. Seine beiden ersten Söhne, Nez de Cuir und Prince, wurden zwar von Saint Lo und Le Pin angekauft, aber nach drei Jahren Aufzucht ohne groĂe Zuwendung nie eingesetzt. Beide hĂ€tten von Anfang an mehr menschlichen Kontakt gebraucht. Als dann die ersten Nachkommen des Rantzau xx zu leistungsstarken Reitern kamen, wurde die Zeit fĂŒr den Fuchshengst zu kurz, um noch möglichst viele Kinder zu zeugen. Unvergessen bleiben aber internationale Spitzensportler wie Fier de Lui und Prince Charmant (spĂ€ter als Deckhengst fĂŒr die Sennerzucht in Deutschland zugelassen) â und vor allem Cor de la BryĂšre, ohne den es einen Holsteiner heutiger PrĂ€gung nicht geben wĂŒrde. Bei Rantzau xx ist, dies belegen Beispiele, der Mehrwert oft erst zwei oder drei Generationen spĂ€ter aufgetreten, siehe Baloubet du Rouet, dessen Mutter Tochter des Rantzau-xx-Sohnes Starter ist. Und immer wieder die Kombination Rantzau xx â Furioso xx, sie schien ein Erfolgsrezept zu sein. Die im aufsteigenden Mutterstamm verzeichnete Rantzau-xx-Imperatrice-Tochter Univers setzt auf schmalem Grad die Stutendynastie des Nabab fort.
Caravelle wuchs als Waise auf, da Mutter Univers bei ihrer Geburt starb. Caravelles Vater war der angesehene Bel Avenir, dessen Tochter Abeille B die GroĂmutter des in Hannover lange Jahre erfolgreich eingesetzten SF-Hengstes Quasi Roi (von Hadja x). Auch die zweite Mutter des Baloubet du Rouet ist eine Bel-AvenirTochter. Kein Zufall! Caravelle brachte sechs Nachkommen, Tochter Gracieuse K (v. Artichaut) gewann zweimal mit Patrice Delaveau die französische Meisterschaft der Jungen Reiter. Gracieuse brachte die internationalen Springpferde Caladin II und Ut du Tot. FĂŒr die enorme Leistungsdichte im Mutterstamm lieĂen sich weitere Leistungspferde aufzĂ€hlen. Doch Caravelles Nachwuchs mit der gröĂten Nachhaltigkeit wurde eine weitere Artichaut-Tochter mit dem fantasievollen Namen Melodie en Fa (deutsch: Melodie auf F), geboren im Jahr 1978. ZunĂ€chst fĂŒr eine Sportkarriere vorgesehen â immerhin brachte sie es unter Jan Vleugels bis auf den dritten Platz beim belgischen Championat â und inzwischen im Beritt bei Nelson Pessoa, beendete sie ĂŒberraschend mit einem Sehnenschaden ihre sportliche Laufbahn. Sie kam zu Stephan de Bruyn ins Haras de Reve, wo sie 1988 ihr erstes Fohlen bekam. 1990 wurde Nabab de Reve vom oben beschriebenen Quidam de Revel geboren; weitere drei Kinder gehen ĂŒber 1,40, 1,50 und 1,60 Meter Höhe, neben Nabab sind das Pin-up de Reve, Rush de Reve und Une Melodie de Reve. Gekört wurden neben Nabab auch Rush de Reve und Illico de Reve (ging in die Schweiz). Die VĂ€ter der Erfolgspferde sind neben Quidam weitere sechs Vererber, was die enorme zĂŒchterische Durchsetzungskraft der Mutter belegt.
Nababs Karriere und sein Nachlass
Nabab sprang als Youngster in den AufbauprĂŒfungen fĂŒr junge Springpferde unter dem in diesem Metier erfahrenen Stephan van de Walle. Als Nabab 9-jĂ€hrig war, ĂŒbernahm der renommierte belgische Nationenpreisreiter Philippe Le Jeune die Verantwortung fĂŒr den braunen Sportsmann, die Zusammenarbeit war von Anfang an erfolgsorientiert. Sie standen ganz oben auf dem Treppchen bei den Sires of the World in Malines und beim Grand Prix im nordfranzösischen Compiegne. Beide gewannen 2001 mit dem belgischen Team den Nationenpreis von Aachen. Nach der etwas glĂŒcklosen Teilnahme an der Europameisterschaft in Arnheim 2001, kamen die Weltreiterspiele in Jerez de la Frontera im Jahr darauf zum richtigen Zeitpunkt: Bronze fĂŒr die belgische Mannschaft mit Nabab unter Le Jeune.
Zeitgenossen, die Nabab in seiner aktiven zĂŒchterischen wie sportlichen Zeit gekannt haben, beschreiben ihn als ruhig und ausgeglichen. Er verfĂŒgte ĂŒber einen starken RĂŒcken, war mit gewaltiger Galoppade ausgestattet, hatte ein unbegrenztes mutiges Springen, was ihn förmlich fliegen lieĂ, im Bewegungsablauf vermisste man die letzte ElastizitĂ€t, im Typ wurde er als schwer, als kalibrig beschrieben â obwohl er einen xx/ox-Anteil von ĂŒber 60 Prozent im Pedigree aufweist. Seine Partnerinnen, mit denen er gute Nachkommen gezeugt hat, standen oft höher im Blut, waren willensstark, mit wendigem und flinkem Bewegungsablauf. Fingerzeige auf die passenden Partnerinnen geben unter anderem die Chin-Chin-Töchter, wie beispielsweise die MĂŒtter von Glocks London, Walnut de Muze und Equador vanât Roosakker. Nabab-Kinder, die auch eine Mutter des Pachat II haben, sind ebenfalls sehr geeignet fĂŒr Anpaarungen. Pachat II, ein Hengst mit viel Leistungsbereitschaft und Go, ging international, sein Vater ist ein Anglo-Araber, seine Mutter Hautesse stammt von Quastor ab (v. Ibrahim und viel Inzucht auf Orange Peel xx). Die Mutter von Hautesse ist eine Tochter des bereits in Nababs Pedigree auffĂ€lligen Bel Avenir. Nabab mal Pachat II â das ist eine Kombination, die viele gute Springer bis ĂŒber 1,60 Meter verspricht. Ăbrigens: Pachat II stand bei Joris de Brabander, ebenso wie Nabab. Auch die Verbindung Nabab x Lys de Darmen scheint vielversprechend zu sein, denn dabei wird Nababs Vorfahre Ibrahim mit Lys de Darmens Mutter âDarmenâ (einer Enkelin des Ibrahim) zusammengefĂŒhrt. Einleuchtende Beispiele sind die Olympiapferde Valentina vanât Heike, Hello Sanctos sowie Wido. Eine weitere Variation fĂŒr gelungene Linienzucht ist Nabab de Reve mit Furioso II: Erfolgreiche Beispiele hierfĂŒr sind Derly Chin de Muze, Epleaser vanât Heike (Mutter ist die bereits erwĂ€hnte Valentina), Vagabond de la Pomme (Vigo dâArsouilles x For Pleasure) und Barron (For Pleasure x Nabab).
Bestes Springpferdeblut
Nabab de Reve ist in der Summe einer der erfolgreichsten Sportpferdevererber der Neuzeit. Der 25 Jahre alt gewordene, mĂ€chtige Braune gehört zu der Generation Hengste, die auf höchstem Niveau ihre sportlichen QualitĂ€ten bewiesen haben und gleichzeitig in ihrer Vererbung beste Genetik fĂŒr Springen im modernen, technisch anspruchsvollen Parcours weitergegeben haben. Ein Franzose fĂŒr Springpferdezucht von Welt.