Kategorie: Zuchtgrundlagen

  • Der Inzuchtkoeffizient

    Der Inzuchtkoeffizient

    Neben dem Vollblutanteil interessiert bei hochgezüchteten Rassepferden auch der Inzuchtkoeffizient. Die Bestimmung des Verwandtschaftsgrads vor einer geplanten Anpaarung ist wichtig, um die genetische Vielfalt nicht unbewusst zu reduzieren. Zudem wird so versucht, abzuschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass die herkunftsgleichen Gene zunehmen.

    Mit dem Inzuchtkoeffizienten wird ausgesagt, wie die identischen Erbanlagen zunehmen. Zu ermitteln ist er statistisch über die Pedigreeanalyse. Paart man Halbgeschwister an, besitzt das Fohlen einen Zuwachs herkunftsgleicher Gene von 12,5 Prozent. Bei der Paarung von Vollgeschwistern liegt der Prozentsatz für den Zuwachs der homozygoten Gene bereits bei 25.

    Geschlossene Rassen und Elitenbildung

    Während der Entstehung der unterschiedlichen Rassen war die bewusste Inzucht unvermeidbar. Dadurch wurden der explizite Typ und die rassetypischen Eigenschaften der Rassevertreter ausgebildet und in Abgrenzung zu anderen festgehalten. Daher gilt die Inzucht als extremste Variante der Reinzucht. Im höchsten Grad sind die so gezüchteten Pferde genetisch fast identisch und können sich dementsprechend auch bei der Weiterzucht kaum verändern.

    Alternativ steigt der Inzuchtgrad durch starke Elitenbildung. Kommen einzelne Vererber über Generationen hinweg bevorzugt zum Einsatz, führt auch das zu Inzucht. Auch auf zahlenmäßig strake Rassen hat es einen Einfluss auf den Inzuchtgrad, wenn wenige Starvererber zum Einsatz kommen.

    Linienzucht beeinflusst Inzuchtkoeffizient

    Bei Westernpferden liegt der Fokus auf der sogenannten Linienzucht, um möglichst viele Gene eines bestimmten Vorfahrens zu erhalten. Zeitgleich wird so versucht, die Nachteile einer zu engen Inzucht zu vermeiden. Das Zuchtprogramm der Linienzucht folgt konsequent einer mäßigen Inzucht. Ist der Blutanteil des Linienbegründers zu hoch, kann es mit höherer Wahrscheinlichkeit zu einer Leistungsverminderung kommen. Ist der Butanteil zu gering, kommen die Erbanlagen des Stammbegründers nicht genügend bei den Nachfahren durch.

    Um eine Linie aufzubauen, paart man den gewünschten Vererber mit einigen Stuten, die nicht miteinander verwandt sind, an. Von der folgenden Generation werden die besten Fohlen, welche Halbgeschwister sind, miteinander gekreuzt. Mit den daraus resultierenden Nachkommen wird gleichermaßen verfahren. Damit steigt aus genetischer Sicht das Risiko, jedoch nimmt auch die Chance zu, das gewünschte Leistungsmerkmal durch sämtliche Generation herauszuzüchten.

    Risiken der Inzucht

    Die Chance der Inzucht liegt in der konsequenten Vererbung eines expliziten Leistungsmerkmals. Ist der Inzuchtkoeffizient zu hoch, besteht allerdings das Risiko der Leistungsdepression. In der Folge kommt es zu unterschiedlichen unerwünschten Konsequenzen. Zu nahe Verwandtschaft beeinflusst die Größe, Fruchtbarkeit und Rittigkeit der Nachfahren. Zudem treten vermehrt Gelenksanomalien und Verhaltensstörungen auf. Daher achten erfahrene Züchter darauf, den Verwandtschaftsgrad gering zu halten, trotz der Konzentration auf das Durchzüchten bestimmter Leistungsmerkmale.

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  • Die Farbe und ihre Vererbung

    Die Farbe und ihre Vererbung

    „Rassetypischer Hengst in schicker Sonderlackierung“ – „Hengst vererbet reinerbig dunkel“ – solche und ähnliche Statements sind in Verkaufsanzeigen oder der Beschreibung auf den Seiten der Hengststationen nicht untypisch. Ist die Farbe auch nicht das Hauptargument bei der Entscheidung pro oder contra Pferdekauf oder Vererber, so spielt die Färbung doch für die meisten Käufer und Züchter eine relevante Rolle. Gerade für den Züchter ist die Beachtung, wie die Farbe sich vererbt, wichtig, da es neben der vererbten Leistung ein Kriterium beim Absatz auf dem Markt ist.

    Wie jede andere Eigenschaft auch, wird die Information zur Farbe des Nachkommens über die Gene vererbt. Insgesamt besitzt ein Pferd 32 Chromosomenpaare, entsprechend also 64 Chromosomen. Von jedem Elternteil wird die Hälfte der eigenen Chromosomen weitergegeben, so dass das Fohlen ebenfalls wieder über die üblichen 32 Chromosomenpaare verfügt. Auf einem Chromosom sind etliche Gene, wahrscheinlich mehrere tausende, hinterlegt, welche wiederum jegliche Erbinformation für das Fohlen enthalten. Die Farbe selbst wird nicht nur von einem Gen definiert, sondern vermutlich von circa sechs Stellen. Da jeder Genort doppelt existiert, wird die Farbe von insgesamt bis zu zwölf Genen bestimmt.

    Dominante vs. rezessive Farbe

    Nicht jedes vorhandene Gen kommt dabei zur Ausbildung. Dominante Gene setzen sich gegenüber rezessiven Genen durch und hindern diese daran, aufzutreten. In Fall der Farbe wird das rezessive Gen äußerlich nicht sichtbar. Bei dominanten Genen ist es nicht von Relevanz, ob die Informationen einfach oder doppelt vorhanden sind, sie treten in beiden Fällen in Erscheinung. Ein rezessives Farbgen kann sich nur durchsetzen, wenn es doppelt vorhanden ist. Damit muss es sowohl von der mütterlichen als auch von der väterlichen Seite an das Fohlen vererbt worden sein.

    Zur besseren Veranschaulichung gehen wir zunächst von den beiden Grundfarben Rappe und Fuchs beim Pferd aus, auch wenn in der Literatur der Braune oft zusätzlich als solche benannt wird. Die schwarzen Gene vererben sich dominant, während die Gene des Fuchses sich rezessiv verhalten.

    Heterozygot vs. homozygot

    Kreuzt man nun einen Fuchs mit einem Rappen, kann der Fuchs lediglich ein rotes Gen weitergeben, da er selbst mit dieser Farbausbildung nur diese hat und dementsprechend reinerbig sein muss. Der Rappe kann sowohl reinerbig (sog. homozygot) sein und somit lediglich über schwarze Gene verfügen oder mischerbig (sog. heterozygot) und damit ein rotes und ein schwarzes Gen besitzen. Ist der Rappe homozygot ist dem Fohlen schlussendlich ein rotes und ein schwarzes Gen mitgegeben worden und es wird entsprechend schwarzes Fell ausbilden. Wenn das schwarze Elternteil heterozygot ist, kann es seinem Nachkommen entweder das rote oder das schwarze Gen vererben. Die Chance auf einen Rappen steht also nur noch bei 50 Prozent.

    Werden zwei Füchse angepaart, kann lediglich ein fuchsfarbenes Fohlen entstehen, da beide Elternteile nur über rote Farbgene verfügen. Aus zwei Rappen kann hingegen ein Rappe oder ein Fuchs entstehen. Sind beide schwarzen Elternteile homozygot, ist lediglich ein Nachkommen mit schwarzem Fell möglich, da sie nur diese Gene selbst besitzen. Ist ein Elternteil heterozygot, ist das Fohlen ebenfalls ein Rappe, da nur ein einzelnes Fuchsgen weitergegeben werden kann und so das dominanten Gen für die schwarze Farbe es immer unterdrückt. Bei zwei heterozygoten Elternteilen ist sowohl ein reinerbiger Rappe, als auch ein mischerbiger Rappe oder reinerbiger Fuchs als Nachkommen möglich.

    Weitere Fellfarben

    Neben der Auskunft über roter oder schwarze Farbe, können die Gene noch weitere Informationen liefern. Der Braune ist genetisch ein Rappe, dessen Deckhaar lediglich durch den Braunfaktor aufgehellt wird. Am Langhaar ist das dominanten Gen auch hier zu erkennen, da es schwarzes ist. Bei hellem Langhaar, also rot, gelb bis weiß, ist auf beiden Genen das rezessive Rot vertreten. Der Braunfaktor vererbt sich entsprechend dominant weiter.

    Bei einem Schimmel verhält es sich ähnlich. Das Pferd kommt dunkel zur Welt, in seiner eigentlichen Farbgebung, und wird erst mit der Zeit weiß. Der Schimmel kann also jede Farbe vererbt bekommen und ist im Alter trotzdem weiß, vorausgesetzt er besitzt das zusätzliche Gen für den Schimmelfaktor. Genau genommen ist dieses Gen lediglich für eine frühzeitige Ergrauung des Pferdes verantwortlich und das weiß ist keine „echte Farbe“. Nichtsdestotrotz vererbt sich der Schimmelfaktor dominant. Somit entsteht immer ein Schimmelfohlen, wenn eines der Elterntiere ein reinerbiger Schimmel ist. Sind beide Eltern heterozygot, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein dunkles Fohlen bei 25 Prozent, wenn das Schimmelgen nicht weitervererbt wird. Ebenso wahrscheinlich entsteht ein reinerbiger Schimmel, während zu 50 Prozent ein heterozygotes Schimmelfohlen geboren wird. Die Abweichungen zum beispielsweise Apfel- oder Fliegenschimmel verursachen wiederum weitere Farbgene.

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  • Die Eignung zur Zucht

    Die Eignung zur Zucht

    Mit der gemeinhin bekannten Darwin’schen Phrase „Survival of the fittest“ lässt sich die Auswahl zur Zucht in der Natur gut zusammenfassen. Wer nicht über die Kraft und Schnelligkeit verfügte, vor einem Fressfeind zu fliehen, wurde schneller gefressen, als besser angepasste Artgenossen. Damit hatte sich das Thema Fortpflanzung dann auch erledigt.

    Was in der Natur mehr oder weniger „nebenher“ passiert, versucht der Mensch zu kategorisieren und zu objektivieren. Doch woran sehe ich, ob mein Hengst sich zur Zucht eignet? Zunächst sind hier die unterschiedlichen Herangehensweisen je nach Rasse und Reitweise zu beachten. Sind Angaben objektiv messbar, wie etwa Zug- oder Rennleistung, Turnierergebnisse und Erfolge von Verwandten, können sie auch statistisch erfasst und verglichen werden. Damit ist ein Anfang gemacht. Doch Faktoren wie „Gemüt“ und „Rittigkeit“ sind deutlich schwerer vergleichbar, da sie von individueller Wahrnehmung abhängig sind. Zudem sind die Erwartungen je nach Linie, wenn nicht gar von Züchter zu Züchter unterschiedlich.

    Individuelle Beurteilung für die Zucht

    Für jede Zuchtlinie gibt es einen Rassestandard. Dieser beschreibt verbindlich, mit welchen optischen, verhaltenstypischen und bewegungstechnischen Merkmalen das ideale Pferd dieser Rasse ausgestattet ist. Hier werden die unterschiedlichen Erwartungen wie etwa an die Leistungsbereitschaft und das Gemüt des Pferdes im Hinblick auf den gedachten Einsatzbereich festgehalten.

    Dabei werden die Anlagen eines Pferdes in drei Bereiche unterteilt. Die Kategorie des Exterieurs bezeichnet alles, was die äußere Erscheinung betrifft. Dazu gehören beispielsweise die Fellfarbe, die Kopfform, die Stellung der Hufe und die Winkelung des Sprunggelenks. Der Begriff des Gangwerks fasst alles in Bezug auf die Mechanik und Qualität der Bewegung in sämtlichen natürlichen Gangarten zusammen. Der Bereich des Interieurs ist am schwersten fassbar. Hierunter wird der individuelle Charakter des Pferdes verstanden sowie u.a. seine eigene Leistungsbereitschaft und sein persönliches Temperament.

    Bei der gesamtheitlichen Beurteilung eines Pferdes sind diese Merkmale im Zusammenhang zu betrachten. Zeigt ein Tier wenig Leistungsbereitschaft und wird überdies von mangelhaftem Gebäude gehandicapt, werden die Bewegungen nicht von Ausnahmequalität sein. Bei der Beurteilung zur Zuchteignung sollten zwei zentrale Fragen gestellt werden: Stellt dieses Pferd ein gutes, leistungsfähiges Reitpferd für den rassetypischen Einsatzbereich dar und ist dazu geeignet, genau solch eine Nachzucht hervorzubringen? Kann dieses Pferd darüber hinaus die Rassezucht stabilisieren oder eventuell sogar dazu beitragen, einem Zuchtziel näher zu kommen?

    Das Gesamtbild

    Bei der Exterieurbeurteilung ist am Ende die Harmonie des Gesamteindrucks entscheidend. Kleinere Mängel sind bei einem zusammenpassenden Körperbau weniger auffällig und sprechen nicht gegen einen Einsatz in der Zucht. Nichts desto trotz ist bei einer Zuchtschau auch die Korrektheit der Gliedmaßen und ihrer Stellung zu prüfen, da diese Einfluss auf die Qualität der Bewegung und Gesundheit des Tieres nehmen.

    Bei der Typbeurteilung fließen auch mehrere Beobachtungen der Zuchtrichter ein. Hat das Pferd Ausdruck? Entspricht die Kopfform und das Verhalten dem Geschlechtstyp? Ist das Pferd gleichmäßig und an den richtigen Stellen bemuskelt? Hierbei ist allerdings zu beachten, dass auch ein Richter der subjektiven Wahrnehmung unterliegt. Ein Teil des Handwerks zur Beurteilung, ob ein Pferd gut für die Zucht geeignet ist, kann also erlernt werden. Jedoch ist ein großer Teil auch Erfahrung und der „richtige Blick“.

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  • Ein Auszug aus dem Hengstbuch: Die Stärken und Schwächen der linearen Beschreibung

    Ein Auszug aus dem Hengstbuch: Die Stärken und Schwächen der linearen Beschreibung

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Schon früh bildeten konkrete Vorstellungen von der äußeren Erscheinung eines Pferdes die Grundlage der zielgerichteten Pferdezucht. Dabei spielte die Nutzung, ob als Militärpferd, im Gewerbe oder in der Landwirtschaft, eine wesentliche Rolle. Heute geben vor allem der Sport und die Nutzung in der Freizeit vor, wie ein Pferd sein soll. Früher endete die Beurteilung eines Pferdes mit Noten, die meistens in der Schublade verschwanden. Das neue System, die lineare Beschreibung, bietet mehr Transparenz für züchterische Entscheidungen. Im Interview dazu: Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff, der Zuchtleiter des Verbandes der Züchter des Oldenburger Pferdes.

     

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    Wie funktioniert die lineare Beschreibung? Wie ist das Prinzip?

    Durch die lineare Beschreibung, die in Oldenburg bereits seit 2012 angewendet wird, werden Hengste, Stuten und Fohlen bei ihrer Präsentation vor einer Bewertungskommission ausführlich hinsichtlich ihrer Exterieurmerkmale, ihres Ganges und weiterer Eigenschaften beschrieben.

    Die Beschreibung eines Pferdes erfolgt anhand von sieben Grundkriterien: Format und Vorderpferd, Oberlinie, Fundament, Korrektheit des Ganges und Koordination, Bewegung an der Hand, freie Bewegung sowie Bewegung unter dem Reiter bzw. an der Longe. Jedem dieser Grundkriterien sind Merkmale zugeordnet, die das Pferd möglichst detailliert beschreiben.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“166343″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_single_image image=“166331″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ el_id=“Bereits Fohlen werden einer Bewertungskommission hinsichtlich ihrer Exterieurmerkmale, ihres Ganges und weiterer Eigenschaften vorgestellt. © Pfluegler Photo/adobe.stock“][vc_column_text]Bei der Pferdebeurteilung mittels linearer Beschreibung wird zunächst bei allen Merkmalen von Null, also „nicht auffällig“ ausgegangen. Eingetragen werden nur die auffälligen, das heißt die für das Pferd charakteristischen Merkmale, die es möglichst detailliert beschreiben. Eine Abweichung bedeutet nicht automatisch gut oder schlecht, sondern stellt lediglich die jeweils beschriebene Merkmalsausprägung dar. Bei der linearen Beschreibung muss detailliert beschrieben und bei jedem Merkmal individuell unterschieden werden. Bei der Mehrzahl der Exterieurmerkmale ist dabei der Mittelwert das Zuchtziel. Gerade bei Merkmalen, die sich auf die Korrektheit der Gliedmaßen beziehen, ist eine mittlere Ausprägung erwünscht: Beispielsweise ist weder Zehenenge noch Zehenweite gut, sondern eine gerade Zehenstellung an Vorder- und Hinterhand erwünscht. Anders ist es bei Leistungsmerkmalen. Bei ihnen werden deutliche Abweichungen vom Mittelwert angestrebt. So sollte selbstverständlich das Springvermögen möglichst groß oder der Schub aus der Hinterhand energisch sein. Bei diesen Merkmalen liegt somit das gewünschte Zuchtziel möglichst nah an der Extremausprägung.

    Die oben erläuterte Beschreibung wird auf einem Tablet dokumentiert, und die Ergebnisse werden in Form eines Linearprofiles an den Züchter ausgehändigt. Auf diese Weise erhalten Züchter wertvolle Informationen über die Stärken und Schwächen ihrer Pferde.

    Früher hat der sogenannte erste Jahrgang eines Junghengstes wichtige Hinweise gegeben. Wie wird damit heute umgegangen?

    In Oldenburg versuchen wir, diese Präsentation beizubehalten, also konzentriert an einem Ort die ersten Nachkommen eines Junghengstes zu zeigen. Wir fördern dies mit attraktiven Preisen. Es gelingt aber nicht mehr in dem Umfang, wie das früher der Fall war. Aber auch da hilft uns die lineare Beschreibung, denn obwohl an verschiedenen Orten vorgestellt, erhalten wir ein umfassendes Bild, welches einen Vergleich zulässt. Der Verband veröffentlicht das zusammenfassende Ergebnis aus den Beschreibungen der Fohlen eines ersten Jahrgangs in unserem Buch „Vererbungsprofile“, welches ergänzt um die aktuell erhobenen Daten aus der linearen Beschreibung im ersten Quartal des darauf folgenden Jahres erscheint.

    Sicher ist es so, dass sich bei den alten Hengsten nur noch graduell etwas verändert. Besonders interessant sind die Junghengste oder die Hengste, die auswärts stehen, wo aber die Anzahl der Nachkommen im Zuchtgebiet inzwischen so groß ist, dass sich Vererbungsprofile anfertigen lassen. Der Umfang des Buches nimmt also ständig zu. Die Bedingungen, um berücksichtigt zu werden, sind folgende: Bei den mindestens siebenjährigen Hengsten müssen mindestens 30 linear beschriebene Nachkommen vorhanden sein, bei den vier- bis sechsjährigen Junghengsten müssen mindestens acht linear beschriebene Nachkommen erfasst sein.  Wenig deckende Hengste haben es auf diesem Weg sicher schwer, bekannt zu werden. Da muss sich der Züchter vor allem auf sich selbst und sein kritisches Auge verlassen.

    Es gibt Kritik an der Menge der Merkmale und gleichzeitig gibt es Züchter, die kritisieren, dass bestimmte Merkmale, wie die Hufe, fehlen. Wie gehen Sie mit Kritik und Schwächen der linearen Beschreibung um?

    Die Frage ist absolut berechtigt, das Problem ist: …..[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Mehr erfahren?

    Dieser kurze Auszug basiert auf einem von Franz Josef Neuhaus geführten Interviews mit  Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff, der als Zuchtleiter beim Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V. (OL) tätig ist. Der vollständige Beitrag erscheint im kommenden Hengstbuch 2019 „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“. Du willst mehr über die Lineare Beschreibung erfahren? Dann sei einer der Ersten, der das besondere Sammlerstück für Zuchtinteressierte und Hengsthalter in den Händen hält:[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_single_image image=“166357″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://horse-gate.com/hengstbuch-2019/?C=2892/8″][/vc_column][/vc_row]

  • Neues aus dem Hengstbuch: WFFS-freie Zucht – Verlust an genetischer Vielfalt?

    Neues aus dem Hengstbuch: WFFS-freie Zucht – Verlust an genetischer Vielfalt?

    WFFS – das Warmblood Fragile Foal Syndrome – ist eine ernstzunehmende Erbkrankheit. Neben der Verunsicherung wirft das Auftreten und Bekanntwerden von  WFFS Fragen auf. Was steckt wirklich hinter der Erkrankung? Ist eine WFFS-freie Zucht anstrebbar oder ist der Verlust an der genetischen Vielfalt zu groß?

    Im Buch „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ gibt Dr. Melissa Cox, wissenschaftliche Leiterin der CAG GmbH – Center for Animal Genetics in Tübingen, einen tiefen Einblick in die Materie. Sie hat ihren Doktortitel auf dem Gebiet der Genetik an der Texas A&M Universität erworben. Zudem äußert sich Wilken Treu in seiner Rolle als Zuchtleiter des Westfälischen Pferdestammbuches zur Stimmungslage unter den Züchtern. Als Dritte in der Runde erklärt Dr. Nena Winand, die mit ihrer Forschungsgruppe die Erbkrankheit WFFS erstmals beschrieb, welches Vorgehen sie für sinnvoll hält.

    In Europa wurde WFFS durch die Geburt eines erkrankten Fohlens in den Vereinigten Staaten im März 2018 zum Thema. „Zuvor wurden die Symptome wie Verletzungen nach der Geburt schlicht nicht mit WFFS in Verbindung gebracht. Kaum jemand hatte bei derartigen Geschehnissen einen genetischen Hintergrund vermutet. Man hatte das beim Warmblut einfach nicht auf dem Radar“, hält Dr. Melissa Cox fest. Zugleich betont sie, dass sie beim Thema WFFS „keinen Grund zur Panik“ sieht: „Die größte Gefahr, welche die Möglichkeiten, die wir heute dank Genanalysen haben, in sich bergen, ist, ihre Ergebnisse nicht korrekt zu nutzen.“

    Bei einer zu hohen Spannung reißt die Haut. Offene Wunden sind das Resultat. © Dr. Nina Winand

    Wie äußert sich WFFS?

    Da die WFFS-Mutation ein Gen betrifft, das grundlegende Bauprozesse im Körper steuert, gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten. Fohlen mit WFFS sind gekennzeichnet durch eine extrem empfindliche Haut, welche bereits unter geringer Belastung einreißt und extrem brüchig ist. Dies resultiert aus einer, im Vergleich zu gesunden Fohlen, deutlich geringeren Hautdichte. Ein weiteres Merkmal der Erkrankung ist eine Schwäche und Überdehnbarkeit in den Gelenken, die an den Fesselgelenken meist am deutlichsten erkennbar ist. Zunächst wirken die meisten Fohlen, die von der Krankheit betroffen sind, nur etwas schwach, aber weitgehend normal. Einige werden jedoch schon während der Geburt verletzt, sodass die Erkrankung direkt auffällt. Aussicht auf Besserung besteht nicht. Das Tier einzuschläfern ist das Einzige, was der Tierarzt für das Fohlen tun kann.

    Ist „WFFS-frei“ wirklich besser?

    Im Rahmen einer Studie zur Rolle von WFFS in der deutschen Reitpferdepopulation wurde auch diskutiert, wie sich ein vollständiger Ausschluss von WFFS-Anlageträgern von der Zucht auswirken würde. Zwar sei mit einer möglichen Steigerung der Abfohlraten um etwa drei Prozent zu rechnen, aber diesem positiven Effekt stünde der Verlust an genetischer Vielfalt entgegen. Die Zuchtleiter der Verbände waren sich einig, dass diese Folge nach derzeitigem Wissensstand in keiner Relation zu den Vorteilen einer WFFS-freien Population stünde. Vielmehr appellieren die Verbände an Hengsthalter und Züchter, das verfügbare Wissen und die gegebenen Möglichkeiten des Testens zu nutzen und die Anpaarung zweier Anlageträger konsequent zu vermeiden.

    Dr. Cox bemerkt dazu: „Man züchtet immer mit dem ganzen Pferd und nicht nur mit dem Teil, in dem ein Gendefekt vorliegt. Ein Pferd, das die WFFS-Mutation trägt, kann sich exzellent vererben. Wir müssen nur ausreichend Aufklärung betreiben und Vorkehrungen treffen, sodass beim Zuchteinsatz keine gesundheitlichen Schäden entstehen.“ Die Genetikerin unterstreicht, dass die Vielfalt des Genpools eine der Grundlagen für die erfolgreiche Zucht bildet. „Die Bedeutung großer Teile des genetischen Codes ist uns heute noch unbekannt. Wissenschaftler in aller Welt arbeiten zwar daran, mehr über die Wirkung bestimmter Abschnitte zu erfahren, aber vom vollständigen Verständnis sind wir weit entfernt. Was wir jedoch wissen: Je größer die genetische Vielfalt ist, desto größer ist auch die Chance, dass die Auswirkungen schädlicher Varianten begrenzt bleiben. Das blinde Wegzüchten einer Krankheit kann die Häufigkeit einer anderen Erkrankung erhöhen oder auch gewünschte und geschätzte Eigenschaften verschwinden lassen. Verfolgt man Zuchtziele, bedeutet dies immer eine Auswahl, eine Selektion, von Zuchttieren und damit eine Verringerung der genetischen Vielfalt“, gibt die Wissenschaftlerin zu bedenken. „Darum ist es wichtig, dass eine einseitige Selektion vermieden wird.“

    Testen und Diversität erhalten

    Die Zucht mit WFFS-freien Pferden sowie der fortgesetzte Zuchteinsatz von WFFS-Anlageträgern – ausschließlich – in Anpaarung mit WFFS-frei getesteten Pferden, ist für den Erhalt der Diversität empfehlenswert. Etliche Labore bieten den WFFS-Gentest an, so dass nicht nur Hengsthalter, sondern jeder einzelne Züchter die Möglichkeit hat, sich Klarheit über den WFFS-Status seines Pferdes zu verschaffen.

    Perspektivisch ist davon auszugehen, dass der Züchter bereits über die Routineanalytik Informationen zum WFFS-Status seines Fohlens erhält. Für die Laboruntersuchungen kann unterschiedliches DNA-haltiges Material eingesandt werden: ein Büschel Mähnen- oder Schweifhaare mit Haarwurzeln, Blut- oder bei Hengsten Spermaproben. Die Frage, wann sich der WFFS-Gentest für ein Pferd vielleicht erübrigt, beantwortet Dr. Cox wie folgt: „Wenn beide Eltern bereits WFFS-frei getestet wurden, ist ein Testen des Nachkommen nicht mehr notwendig.“

    Mehr erfahren?

    Dieser kurze Auszug basiert auf einem Beitrag von Alexandra Koch, der in „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erscheinen wird. Du willst mehr über die genetischen Ursachen der Erkrankung, die Maßnahmen in Europa, den aktuellen Kenntnisstand und mögliche Verbreitungswege von WFFS erfahren? Dann sei einer der Ersten, der das besondere Sammlerstück für Zuchtinteressierte und Hengsthalter in den Händen hält und sichere es dir bis 31. Juli zum Vorbestellerpreis:

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