Schlagwort: Fuchs

  • Caretino – Millionenverdiener und Doppelvererber aus Holstein (Teil 1)

    Caretino – Millionenverdiener und Doppelvererber aus Holstein (Teil 1)

    Als letzter kam er bei der 125-Jahre-Jubiläumsfeier des Holsteiner Verbands in die Bahn: Übermütig buckelnd und auskeilend trabte der 25-jährige Hengst frisch und munter seine Runden. Da hielt es die zahlreichen Gäste nicht mehr auf den Sitzen, es gab begeisterten Beifall für einen Hengst, der in Holstein Geschichte geschrieben hat: Caretino.

    In Zahlen sieht Caretinos Bilanz gewaltig aus: 2.84 Millionen € haben seine Nachkommen bisher verdient – 148 sind im Springsport in Klasse S erfolgreich, 13 im Dressursport der schweren Klasse. 48 Söhne besitzen die Zuchtbucheintragung im Hengstbuch I. Solche Vererber, bei denen die Leistungsbereitschaft der Nachkommen so dominant überwiegt, gibt es nicht oft. Grund genug, die Biografie dieses außergewöhnlichen Hengstes einmal näher zu beleuchten. Isidor war es, die Schuld hatte. Denn Isidor wurde nicht tragend. Und so verkaufte sie ihr Besitzer Peter Jasper Eggers aus Kaiser Wilhelm Koog an Hengsthalter Lothar Völz. Der hatte sich nämlich neben anderen Betriebszweigen darauf spezialisiert, interessant gezogene, güste Stuten aufzukaufen, sie von den bei ihm stationierten Hengsten decken zu lassen und zu verkaufen. Die Fohlen wurden dann zu festgelegten Preisen zurückgenommen. So hatte er es auch bei der damals zehnjährigen Metellus-Aldato-Tochter Isidor vor. Caletto II war ihr ausgewählter Partner und nachdem sie im Natursprung – die künstliche Besamung war in Holstein noch nicht aktuell – tragend wurde, verkaufte er sie an Johannes Vollersen in Högel. Und dort kam am 13. Februar 1983 ein Hengstfohlen zur Welt. Langbeinig mit einem wunderschönen Gesicht und viel Aufsatz präsentierte sich das Fohlen wenige Stunden nach der Geburt in seiner Box sehr selbstbewusst.

    Einen Tag nach der Geburt verkauft

    Das blieb nicht ohne Folgen: Bereits einen Tag nach der Geburt von Caretino kaufte das Hengstaufzüchter-Konsortium Peter Schimmer und Heinz Struve das sehr auffällige Kerlchen. Als Lothar Völz das Fohlen einige Wochen später sah, war er sehr verärgert. Er versuchte gerichtlich, das Fohlen zu erwerben. Doch die Verhandlung endete mit einem Kompromiss. Caretino blieb im Besitz von Peter Schimmer und Heinz Struve. Der Junghengst entwickelte sich prächtig und Anfang 1985 gab es bereits mehrere Interessenten für den Köraspiranten. Auch der Geschäftsführer des Holsteiner Verbandes, Norbert Boley, hatte von dem hoffnungsvollen Hengstanwärter gehört und zeigte großes Interesse. Nach zähen nächtlichen Verhandlungen mit den beiden Besitzern konnte er im Frühjahr 1985 den Hengst zusammen mit zwei weiteren Junghengsten für den Holsteiner Verband erstehen. Caretino kam zu Thomas Petersen, der ihn für die Körung vorbereitete und ihn Anfang November 1985 in Neumünster zur Körung stellte. „Wie zu sehen, hat dieser Hengst die nötige Kadenz, die heute im Dressursport verlangt wird. Er zeigt lockere raumgreifende Tritte verbunden mit Takt und Balance. Dabei verfügt er über sehr guten Antritt. Wie Sie sehen, tritt er sofort im Trab kräftig an. Dabei schwingt er sehr schön durch den Rücken und dürfte daher ein Pferd sein, das gut zu sitzen ist“, kommentierte der damalige Berichterstatter Dr. Haring den Junghengst. Caretino bestand seinen ersten Auftritt vor großem Publikum mustergültig: gekört. Anfang 1986 bezog Caretino in Sollwittfeld bei Thomas Petersen seine erste Deckstation. Er hatte den Hengst bereits in der Arbeit kennen gelernt und war von der Veranlagung Caretinos sehr überzeugt. Und auch die Züchter waren von Anfang an interessiert.

    Das Interesse wuchs, als das Ergebnis der Hengstleistungsprüfung bekannt wurde: Mit einem Gesamtindex von 132.18 Punkten (Springen 144.31, Dressur 116.96 Punkte) wurde Caretino in Medingen von 52 Teilnehmern dritter. Vor allem sein erstklassiges Springen wurde zweimal mit 9,0 und 9,5 bewertet.

    Erfolgreich unter Ludger Beerbaum

    Als Fünfjähriger startete er nach der Decksaison mit Erfolg auf Turnieren. 1989 zählt Caretino sechsjährig beim Bundeschampionat des Deutschen Springpferdes in Mannheim zu den auffälligsten Pferden. Mit einem lehrbuchmäßigen, nahezu perfekten Ritt gewann er mit einer Wertnote von 9,5 unter dem damaligen Verbandsreiter Thomas Schönig überlegen die Seiteneinsteigerprüfung. Mit dieser Prüfung, die es heute nicht mehr gibt, konnten sich Pferde noch direkt vor Ort für das Championat qualifizieren. Diese Art der Qualifikation war besonders für die Deckhengste interessant, denn auch Caretino war noch vier Wochen vorher auf der Station Sollwittfeld seinen Vaterpflichten im Natursprung nachgekommen. Leider verhinderte ein leichter Fehler am letzten Sprung der Qualifikation den Einzug in das Finale. Acht Tage später gewann er unter Thomas Schönig in Bad Segeberg das Landeschampionat von Schleswig Holstein mit der Traumnote 9,5. 1990 wurde er nach der Decksaison nur bei wenigen Turnieren gestartet. 1991 dann ging es richtig los für den talentierten Hengst: Caretino kam in den Beritt von Bo Kristoffersen. Durch die neu eingeführte künstliche Besamung konnte der Samen an die Hengststationen Sollwittfeld und Kattrepel täglich verschickt werden. Turniersport wurde auch in der Decksaison möglich. Das intensive Training zahlte sich aus: Caretino und Kristoffersen waren in Gera im Nationenpreis vierte mit der dänischen Equipe. Insgesamt konnten sie 40 nationale und internationale Platzierungen erringen. Bo Kristoffersen hatte ein besonderes Verhältnis zu Caretino, denn er war der Hengst des Holsteiner Verbandes, mit dem er seine sportliche Karriere begann. „Caretino war für mich immer ein Pferd mit großer Persönlichkeit, er versuchte im Parcours stets sein Bestes zu geben“, so Kristoffersen. 1994 wechselt der Hengst in den Beritt von Ludger Beerbaum, der mit ihm erfolgreich in Brüssel, Bologna, Paris und Balve startet. Doch eine Verletzung beendet die sportliche Karriere von Caretino unter Ludger Beerbaum Mitte 1994. Zur Genesung kam er wieder auf seine Hengststation nach Sollwittfeld. Und tatsächlich: Nach der Heilung konnte er mit dem Verbandsreiter Thomas Brandt 1995 noch an einigen Turnieren in Holstein teilnehmen. Insgesamt hat Caretino in seiner sportlichen Laufbahn 21.446 € verdient.

    Weit verzweigte mütterliche Abstammung

    Caretinos Mutter Isidor kommt aus dem Holsteiner Stutenstamm 826. Diese Linie hat mit der 1847 geborenen Ahne 528 ihren Ursprung bei Wilhelm von Drathen in Kamerland in der Kremper Marsch. Seine starke Verbreitung erhält der Stamm jedoch in der Seestermüher-Haselauer Marsch, denn Sohn Heinrich und sein Schwiegersohn Franz Breckwoldt, beide Bewirtschafter von landwirtschaftlichen Betrieben in Seestermühe, haben intensiv mit den Stuten aus diesem Stamm gezüchtet. In der Seestermüher Marsch war man schon von jeher bemüht, moderne, leichte Pferde mit Reiteigenschaften und Bewegung zu züchten. Dies gelang besonders durch den Einsatz des Vollblüters Trebonius xx, der von 1932 bis 1945 in Haselau deckte. Er hat vorzügliche Leistungspferde gebracht. Bereits 1948 gab es mehrere im Turniersport wie beispielsweise Trajan, Traviata oder das Dressurpferd Thyra. Die Paarung von Trebonius xx-Töchtern mit dem Hengst Heidelberg, der ebenfalls in Haselau elf Jahre deckte, war sehr häufig. Heidelberg befindet sich im Blutaufbau von sehr vielen Holsteiner Leistungspferden. Diese Blutkombination findet sich auch bei der Ur-Ur-Großmutter von Caretino, der Stute Flotte. Diese großrahmige, recht moderne Stute wurde Ende der 50er Jahre nach Dithmarschen an den passionierten Züchter Claus Groth im Dieksanderkoog verkauft. Er ließ sie von dem damals in Marne stationierten Hengst Gambrinus decken und bekam aus dieser Paarung ein Stutfohlen. Der Hengst Gambrinus war ein großliniger Hengst, der schöne Pferde mit schwungvollem Gang lieferte. Das Stutfohlen wurde verkauft an Johann Meyburg, Auenbüttel, und dreijährig auf den Namen Unna in das Holsteiner Stutbuch eingetragen. Unna brachte 1965 ein Hengstfohlen und 1966 ein Stutfohlen, jeweils von dem Hengst Aldato, der in Marne stationiert und eine Ausnahmeerscheinung in Typ und Gang war. Er war das Pferd, das in jeder Hinsicht den damals angestrebten Typ eines Reitpferdes verkörperte. Mehrfach konnte er das Holsteiner Pferd auf DLG Schauen vertreten. Auch das Stutfohlen aus der Unna entsprach im Typ und im Auftreten dem damaligen Zuchtziel. Corbala getauft, wurde sie als Fohlen verkauft an Peter Jasper Eggers aus dem Kaiser-Wilhelm-Koog. 1968 wurde sie zweijährig Siegerstute bei der Kreistierschau in Meldorf, wo bereits ihre Mutter siegreich in ihrer Klasse war. Corbala wurde 1969 mit einem 1a-Preis auf der Verbandsstutenschau in Elmshorn ausgezeichnet. 1972 bekam sie ein Stutfohlen von Metellus, der als Junghengst nur ein Jahr in Marne stationiert war, bevor er nach Argentinien verkauft wurde. Von seinen wenigen Nachkommen gab es einige sehr gute Sportpferde, wie zum Beispiel Metellus Junior oder Minerva, die auch den Hengst Landjunker brachte. Metellus’ Vater Marinus, ein Sohn des Vollblüters Manometer xx, war ebenfalls nur ein Jahr in der Zucht, deckte auf der Station Siethwende und zeugte dort mit der Ramzes-Tochter Nachtblüte aus dem erfolgreichen Stamm 456 von Paul Wilhelm Thamling den Hengst Metellus. Dessen Stutfohlen aus der Corbala wurde bei Peter Jasper Eggers geboren, eingetragen auf den Namen Isidor und brachte ihm sechs Fohlen: 1976 von Lord die spätere Staatsprämienstute Nörtje, zwei Hengstfohlen von Raimond, ein Lamour-Sohn und ein Lepanto-Nachkomme, allesamt Halbgeschwister zu Caretino. Ebenso wie die mit der Staatsprämie ausgezeichnete LepantoTochter Tisidor, die in der Zucht von Thomas Petersen mit dem Hengst Lantaan die Stute Adele brachte. Diese Stute führte Hans Karsten Ingwersen aus Högel zu Caretino. Das Zuchtprodukt aus dieser engen Inzucht auf Caretino war der Hengst Caridor Z, der im Gestüt Zangersheide in Belgien gekört wurde und international mit Jos Lansink sehr erfolgreich war. Sie errangen bei der Europameisterschaft 2001 in Arnheim den vierten Platz, Teambronze bei der Weltmeisterschaft in Jerez de la Frontera 2002 und einen zweiten Platz im prestigeträchtigen Großen Preis von Aachen. 1982 blieb Isidor leider güst und wurde verkauft. So kam es zu Caretino, der 1983 bei Johannes Vollersen in Högel geboren wird. Sein Stamm ist weit verzweigt: 1984 kommt die Stute Walestine von Lagos zur Welt. Sie wird 1989 Mutter zu dem Cor de la Bryère-Sohn Cassone. Dieser Schimmelhengst war sehr erfolgreich in Springpferdeprüfungen, nahm am Bundeschampionat und an den Weltmeisterschaften für Junge Pferde in Zangersheide teil. Mit Thomas Brandt errang er zahlreiche hohe Platzierungen in Springen der Klasse S. Stationiert war Cassone zunächst in Sachsen und seit 2004 im Landgestüt Warendorf. Isidor brachte nach Walestine noch vier Hengstfohlen von Ahorn, Cor de la Bryère und Lord. 1992 kommt ihr letztes Fohlen zur Welt, die Stute G-Lisa von Lord. Sie wurde als Zuchtstute nach Belgien verkauft.

    Der Vater Caletto II – Siegerhengst

    Mit seiner herrlichen dunklen Jacke, dem edlen und ausdrucksvollem Hengsttyp, groß liniert über viel Boden stehend, mit korrektem, makellosem Fundament und herrlichem Bewegungsablauf in allen drei Grundgangarten verkörperte Caretinos Vater Caletto II nach der Umzüchtungphase vom Wirtschaftspferd zum Sportpferd in idealer Weise das Holsteiner Zuchtziel. Caletto II wurde 1978 geboren und 1980 Siegerhengst in den Holstenhallen zu Neumünster. Auch die Abstammung des Cor de la Bryère-Sohns Caletto II entsprach den Wünschen der Holsteiner Züchter. Seine Mutter Deka kam aus dem Holsteiner Stutenstamm 730b, ein Stamm, der über erprobte Gene verfügt. Über 83 Prozent des rein holsteinischen Blutanteils in Dekas Abstammung gehen auf die bewährten Hengste Ethelbert und Achill zurück, da diese bedeutenden Linienbegründer in Dekas Stamm immer wieder zusammengeführt wurden. Hinzu kam über den Vater Consul auch noch die hohe Vorfahrenleistung des Vollblüters Cottage Son xx, der mit dem Anglo-Normannen Cor de la Bryère einen idealen Passereffekt hat. Deka war eine herausragende, bedeutende Zuchtstute. Sie brachte fünf gekörte Söhne: von Cor de la Bryère die Vollbrüder Caletto I, II und III, mit Grandioso den Hengst Gonzales und mit Landgraf ihren Sohn Lysander. Weiterhin von Cor de la Bryère die mit Herbert Blöcker im internationalen Vielseitigkeitsport sehr erfolgreiche Stute Cordeka. Dekas Tochter Nathalie von Follywise xx wurde Mutter zu Telstar von Nimmerdor, der in den Niederlanden und in den USA Bedeutung hatte. Von dem Vollblüter Tin Rod xx brachte Deka die Stute Huberta, die mit dem Vererber Lenz den Hengst Lambadero brachte. Darüber hinaus war auffallend, dass Dekas gekörte Söhne alle gute Sportpferde waren. Besondere Bedeutung im Sport hatte Caletto I, der mit Michael Rüping erfolgreich auf vielen internationalen Turnieren startete und 1983 dazu beitrug, dass die deutsche Mannschaft in Hickstead die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften erringen konnte.

    Caletto II: Außergewöhnliches in vier Jahren Zuchteinsatz

    1980 gab es auf der Körung noch kein Freispringen. Seine gute Springmanier konnte Siegerhengst Caletto II daher erst in Elmshorn bei der Hengstvorführung Anfang Januar 1981 demonstrieren. Auch in den wenigen Springpferdeprüfungen nach der Decksaison, in denen er als Vier- und Fünfjähriger unter Herbert Blöcker startete, konnte er beweisen, dass er ein erstklassiges Leistungspferd war. Caletto II erhielt Bestnoten und konnte viele Prüfungen gewinnen. Leider waren diesem außergewöhnlichen Hengst nur vier Jahre Zuchteinsatz beschieden. Anlässlich der Landestierschau 1984 ist er auf tragische Weise tödlich verunglückt. Durch seinen Tod hat das Zuchtgebiet Holstein einen unermesslichen Verlust erlitten. Das wurde besonders deutlich, als Jahre später seine Nachkommen in der Zucht und im Sport für Aufsehen sorgten. Stellvertretend für seine vielen international erfolgreichen Kinder soll hier die Stute Classic Touch herausgestellt werden. Sie hat mit Ludger Beerbaum 1992 die Goldmedaille bei den Olympischen Spielen in Barcelona gewonnen. Auch bedeutende Zuchtstuten hat Caletto II der Zucht hinterlassen. Erwähnt seien hier nur Wisma als Mutter der Hengste Cassini I und II sowie Sitte, die in Cumano den Weltmeister von Aachen 2006 brachte. Caletto II brachte in seiner kurzen Zeit als Zuchthengst nur zwölf gekörte Hengste. In der männlichen Linie haben sich Cascadeur, Corleone und Caretino weitervererbt. Die ersten haben jedoch keine Söhne mit großem Einfluss gebracht. Alle Erwartungen wurden deswegen auf der Holsteiner Körung 1985 – ein Jahr nach dem Tod von Caletto II – in Caretino gesetzt. Die Anpaarung mit Caretino war allerdings nicht einfach, denn bei seinen Fohlen zeigte sich eine große Varianz. Es gab sehr große, klobige und es gab viele kleine und kurzbeinige Nachkommen. Anfänglich war es schwer, die richtigen Stuten zu finden. Erst im Laufe der Jahre kristallisierten sich die idealen Partnerinnen für Caretino heraus. Aus den ersten Jahrgängen gab es deshalb noch keine Söhne, die für die Körung in Frage kamen. Erst 1992 stellten sich fünf Söhne der Körkommission, von denen mit Calvani und Casino zwei gekört wurden. Bis heute sind weltweit 62 Söhne für die Zucht anerkannt worden. Davon haben 34 ihre Zulassung in Holstein erhalten. Züchterisch haben sie sich in Holstein bisher alle nicht leicht getan. Bis auf die Hengste Carpaccio und Casall, die schon mehrere gekörte Söhne gebracht haben, gibt es bisher noch keinen überragenden Nachfolger von Caretino.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Joachim Tietz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Caretino – Millionenverdiener und Doppelvererber aus Holstein (Teil 2)

    Caretino – Millionenverdiener und Doppelvererber aus Holstein (Teil 2)

    Caretinos gekörte Söhne

    Caretello verfügt über eine phänomenale Bewegungsmechanik und
    ein faszinierendes Springvermögen.

    Caretello B *1988 aus der Victoria V von Calypso IV-Wahnfried-Fokus II, Stamm 5964, Züchter Hans Dietrich Wree, Viöl. Caretello B wurde 1991 zunächst in Westfalen und dann in Bayern gekört und absolvierte seine HLP mit einem Index von 130 Punkten. Er siegte in zahlreichen Springpferdeprüfungen mit Traumnoten, qualifizierte sich für das Bundeschampionat und absolvierte unter Tobias Bachl und Holger Wulschner eine erfolgreiche Karriere im internationalen Sport mit Platzierungen in Dortmund, Hamburg, Helsinki, Oslo und Windsor. Seit 1991 stationiert auf der bayerischen Hengststation Bachl, 2001 für Holstein anerkannt. Caretello B wurde 2004 in München als Hengst des Jahres geehrt. Caretello verfügt über phänomenale Bewegungsmechanik und faszinierendes Springen. Bisher wurden fünf Söhne gekört, von denen Carlando sowohl Kör- als auch HLP-Sieger war. Von seinen zahlreichen Sport-Nachkommen steht der zunächst mit Markus Merschformann, dann mit Toni Hassman sehr erfolgreiche Camirez B an der Spitze. Mit 450.000 € Gewinnsumme ist er das gewinnreichste Sportpferd Bayerns.

     

     

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    Cheenook startete bis Grand
    Prix-Niveau und zeugte zahlreiche
    gute Springpferde.

    Cheenook *1988 aus der Trika von Romantiker-Herbstglanz Sahib, Stamm 628b, Züchter Peter-Hermann Franzen, Hude. Cheenook wurde 1990 beim ZFDP gekört und absolvierte seine HLP in Medingen mit 123.73 Indexpunkten. Er wurde für Holstein und Hannover anerkannt und deckte zunächst in Holstein auf der Station Schloss Heiligenstedten. Cheenook war Finalteilnehmer auf dem Bundeschampionat des Deutschen Dressurpferdes. Nachdem er seine Beschälerbox auf dem Gestüt Tannenhof bezogen hatte, startete er bis Grand Prix-Niveau. Seine Nachkommen sind jedoch hauptsächlich im Springsport erfolgreich – am erfolgreichsten ist die Hannoveraner Stute Cyrenaika FRH. Vor ihrer internationalen Karriere gewann sie unter Toni Hassmann zweimal das Hannoversche Springchampionat und wurde im Jahr 2000 Bundeschampionesse der sechsjährigen Springpferde in Warendorf. 2005 und 2006 war Cyrenaika FRH für das Weltcup-Finale qualifiziert. 2008 machte international besonders Cheenook’s Boy unter dem Schweizer Manfred Müller für seinen Vater Werbung. Conway I *1990 aus der Wodka II von Lord-Ramiro-Albrant, Stamm 1916, Züchter Otto Boje Schoof, Hedwigenkoog. Conway I siegte in seiner HLP überlegen mit 142 Indexpunkten, deckte jedoch nur ein Jahr in Baden-Württemberg bevor er in die USA verkauft wurde und dort unter Will Simpson erfolgreich startete. Seine wenigen in Deutschland geborenen Nachkommen entwickeln sich zu sehr guten Sportpferden.

     

    Der auffällig gekennzeichnete
    Carpaccio wurde neben seinem
    Deckeinsatz als Dressurpferd
    ausgebildet.

    Carpaccio *1991 aus der Bettina von Lantaan-Ladykiller xx-Raimond, Stamm 730b, Züchter Carl-Adolf Jessen, Goldelund. Dieser auffällig gekennzeichnete Hengst wurde 1993 in Holstein gekört und ist seither auf der Station Sollwittfeld stationiert. Mit einem Gesamtindex von 146.9 Punkten gewann er seine HLP in Medingen und wurde neben seinem Deckeinsatz als Dressurpferd ausgebildet. Als Sieger in mehreren Dressurprüfungen konnte er sich fünfjährig für das Bundeschampionats-Finale qualifizieren. Seine Nachkommen verfügen über sehr gute Bewegungen. Bisher wurden zehn Söhne gekört. Herausragend dabei war der Siegerhengst der Körung 2002 in Neumünster, Chico’ s Boy. Auch im Springsport gibt es eine Reihe sehr erfolgreicher Carpaccio-Kinder. Der Bulgare Rossen Raitchev konnte sich mit Capoccino in mehreren Großen Preisen auf den vorderen Rängen platzieren. Der Österreicher Anton Martin Bauer startet mit Castello, Max Kühner mit Chesento, Tobias Bachl mit Colibri und Anna Maria Benner mit Catatani erfolgreich. Die Carpaccio-Tochter Ursa wurde Siegerstute der Elitestutenschau in Elmshorn und gewann das Landeschampionat in Bad Segeberg. Carnando S *1994 aus der Sumatra von FernandoThuswin xx–Fasching, Stamm 2004, Züchter Wolfgang und Gudrun Gutbier, Nordstrand. Zunächst in Oldenburg gekört absolvierte Carnando seine HLP mit Höchstnoten, gewann 1998 Reitpferde- und Eignungsprüfungen und war hoch platziert in Springpferdeprüfungen. Carnando nahm 1999 und 2000 beim Bundeschampionat des Deutschen Dressurpferdes teil und ist bis Intermédiare I hoch platziert. Stationiert auf dem Gestüt Tannenhof wurden bisher acht Söhne gekört. Caretano, *1992 aus der Bravo von Reichsgraf-Rasputin-Tin Rod xx, Stamm 104a, Züchter Manfred Birchler, Bilten (SUI). Caretano kommt aus einer renommierten Mutter, die stark ingezogen ist auf Ramzes und bisher die gekörten Hengste Contendro I und II, Cassito sowie das Sportpferd Caretania brachte. Caretano wurde 1994 in Neumünster gekört, legte seine HLP erfolgreich ab und wurde unter Toni Hassmann Vize-Bundeschampion bei den fünfjährigen Springpferden. Caretano wechselte 1998 zum Gestüt Zangersheide und wurde 1999 mit Jos Lansink Weltmeisters der siebenjährigen Springpferde. International war das Paar in mehreren Großen Preisen wie z.B. in Liege, Maastrich, Kiel, Amsterdam, Aarhus und Lanaken erfolgreich und nahm 2001 am Weltcup-Finale in Göteborg teil. Eine Verletzung beendete Caretanos Leben viel zu früh. Bisher wurden 15 Söhne gekört. Die Hengste Canezaro und Chicago Z erhielten die Zulassung für Holstein und deckten dort je ein Jahr. Canezaro ging anschließend als Sportpferd in die USA und Chicago Z ging 2003 wieder zurück an das Gestüt Zangesheide, wo mit seiner Reiterin Judy Ann Melchior zwischenzeitlich recht erfolgreich im internationalen Turniersport eingesetzt wird. Casall, *1999 aus der Kira von Lavall I-Raimond-Korenbleem xx, Stamm 890, Züchter Wilfried Thomann, Dresdorf. Ein großliniger Hengst mit viel Aufsatz, der von den Züchtern von Beginn an stark frequentiert wurde. Seine Fohlen sind sehr typvoll mit viel Bewegung. Leistungsmäßig konnte Casall bereits mit einem hohen Springindex auf der HLP überzeugen. 2005 kam er in den Beritt von Rolf Göran Bengtsson, der mit ihm eindrucksvoll mit der Traumnote 9,5 das Landeschampionat der sechsjährigen Springpferde von Schleswig Holstein gewann und sich für das Bundeschampionat qualifizierte. 2008 gewann das Paar den Großen Preis von Aarhus, war Zweite in Falsterbo und Dritte in Stuttgart. Bisher wurden fünf Söhne gekört. Beim Holsteiner Verband wirken Casquetto und Cebelio, deren erste Jahrgänge 2008 zur Welt kamen.

    Cefalo bestach auf der Holsteinerkörung durch seine überragenden
    Bewegungen.

    Cefalo, *1999 aus der Echse von Lauri-Fra DiavoloCor de la Bryère, Stamm 730b, Züchter Hans Werner Ritters, Krumstedt. Cefalo bestach auf der Holsteiner Körung durch seine überragenden Bewegungen und seine interessante Abstammung: Seine Mutter Echse brachte auch Marius, der unter Hinrich Romeike auf den Olympischen Spielen 2008 Doppelgold holte. Cefalo gewann mehr als 45 Springpferdeprüfungen und startet seit 2006 international mit Holger Wulschner. Der Hengst ist in Mecklenburg stationiert.

     

     

    Caretinos Sportpferde

    In der Turniersaison 2007/2008 nahm Caretino unter den Top Ten der besten Vererber auf der Welt den siebten Platz ein. Damit ist er bester Holsteiner Hengst. Bereits im Jahr davor lag er auf dem neunten Platz und 2003 konnte er sogar den dritten Platz belegen. Diese Rangierung zeugt von mehreren Nachkommen, die in großen bedeutenden internationalen Springprüfungen auf höchstem Niveau sehr erfolgreich sind. Caretinos Nachkommen sind in der Regel sehr leichtrittig, vorsichtig am Sprung und immer leistungsbereit. Auch wenn nicht alle Nachkommen das letzte Vermögen besitzen, gleichen sie das durch ihre kämpferische Einstellung aus. Meist verfügen sie über hervorragende Grundgangarten, viele haben den hervorragenden Galopp von ihrem Vater geerbt.

    Bundeschampionate

    Auf dem Bundeschampionat fällt Caretino alljährlich mit mehreren hochtalentierten Pferden auf. 2008 kam Cleveland mit Franz Josef Dahlmann auf den vierten Platz im Finale bei den sechsjährigen Springpferden. 2007 gelangte Daniel Oppermann mit Credo ins Finale der Sechsjährigen, 2006 platzierte sich Colette mit Johannes Ehning im Finale. 2005 standen im Finale der Fünfjährigen Curly Sue unter Marc Bettinger und Eurocommerce Caresino mit Torben Köhlbrandt. Bei den Sechsjährigen qualifizierten sich Casall mit Rolf Göran Bengtsson und Calapuno mit Jörg Naeve für das Finale. 2003 belegte Rolf Göran Bengtsson mit Cesano II den dritten Platz im Finale der Sechsjährigen. 2002 wurde Ulrich Kirchhoff dort mit Caruso Dritter. Leider hat bis heute kein Caretino-Nachkomme den Sieg in Warendorf einheimsen können. Die bisher beste Platzierung erreichte Caretano 1997, als er unter Toni Hassmann Bronze gewann.

    Internationale Erfolgspferde

    Charmander unter Ulrich Kirchhof.

    Über 70 Nachkommen sind bisher international erfolgreich. Auf allen Championaten und bei fast allen bedeutenden Springprüfungen sind Reiter mit Caretino-Nachkommen zu finden. Schon aus Caretinos erstem Jahrgang stammte mit der Team-Europameisterin Ballerina ein besonders begabtes Springpferd. Nachfolgend sind die wichtigsten aufgeführt. Ballerina *1987 aus der Vera I von Lorenz-Waldenser xx, Stamm 13a, Züchter Klaus Thoroe. Ballerina brachte zwei Fohlen und wurde dann von Thomas Petersen ausgebildet. Sechsjährig wechselte sie in den Stall Snoek nach Westfalen und wurde dort zunächst von Kurt Gravemeier und später Markus Merschformann geritten. Bereits achtjährig war sie international platziert, 1996 folgten Siege in den Großen Preisen von Herford, München und Münster. 1997 zählten sie zum Goldteam der Europameisterschaft in Mannheim, im Einzel gelangten sie auf Platz 16. 1997 wurde Ballerina nach Canada verkauft und war mit Marc Samuel erfolgreich, ehe sie 2001 nach einer Kolik eingeschläfert werden musste. Dega *1989 aus der Varcona von Lorenz-Marconi, Stamm 884, Züchter Peter Espersen, Westerland. Dega war fünf- und sechsjährig für das Bundeschampionat qualifiziert und stand dort sechsjährig im Finale mit Britta Braunert. Siebenjährig startete sie international erfolgreich unter Jessica Johansson und Sören von Rönne, ehe sie von 1999 bis 2001 mit der Amerikanerin Marley Goodman ging. Chandra *1990 aus der Unendliche von Silvester, Züchter Heidi Jacobsen. Chandra kam achtjährig zu Sören von Rönne, gewann mit ihm den Großen Preis in Balve, und landete auf den vorderen Plätzen in München, Hachenburg, Neumünster, Gera, Modena und Calgary. 2001 holten sie Team-Bronze auf der Europameisterschaft und wurden Einzel-Zwölfte. 2002 wurden sie im Weltcup-Finale von Leipzig Elfte und starteten in den Nationenpreisen von Luzern, Donaueschingen und Bad Aachen. Ein Jahr später siegten sie im Nationenpreis von Calgary, holten hohe Platzierungen in den Weltcup Qualifikationen in ’s-Hertogenbosch und Göteborg. Leider ging sie Ende 2003 ein. Caridor Z *1991 aus der Adele von Lantaan-Lepanto-Metellus, Stamm 826, Züchter Hans Karsten Ingwersen, Haselund. In den Niederlanden gekört, wechselte der auf Caretinos Stamm ingezogene Hengst zum Gestüt Zangersheide und startete 2001 mit Jos Lansink auf der Spring-Europameisterschaft. 2002 holten sie Team-Bronze auf der Weltmeisterschaft und wurden Einzel-Sechste, 2003 Platz 20 auf der EM in Donaueschingen. 2004 und 2005 internationale Einsätze unter Judy Ann Melchior und Edouard Mathe.

    Conally unter Markus Renzel.

    Conally *1996, aus der Taura von Lord-Raimond, Stamm 890, Züchter Elfriede Bornholdt, Moorege. Ausgebildet und in den internationalen Sport gebracht von Markus Renzel war Conally fünf- und sechsjährig Teilnehmer am Bundeschampionat und startete eine beständige Karriere mit vielen Platzierungen auf fast allen nationalen Großturnieren. Mit Conallys Stamm 890 und insbesondere seiner Mutter Taura besteht bei Caretino ein besonderer Passereffekt, denn die Vollgeschwister Crocodile Dundee und Cesano II sind erfolgreiche Sportpferde. Crocodile Dundee war mit der Amerikanerin Alison Firestone international sehr erfolgreich, mit Cesano II war Rolf Göran Bengtsson 2002 dritter im Finale des Bundeschampionats. Cristallo *1998 aus der Cambrina von Cicero-Calypso I, Stamm 739, Züchter Thies Meier, Helse. Dieser auffällige Wallach wechselte über die Holsteiner Auktion in die USA und startete mit Richard Spooner eine tolle Karriere. Bilanz: Zweiter Platz im Großen Preis von Rom, vordere Platzierungen in den Nationenpreisen von Rom, Aachen, Calgary, La Baul und Rotterdam. 2007 lag Cristallo auf Platz elf der Weltrangliste und Thies Meier avancierte damit zum erfolgreichsten Züchter 2007. Auch 2008 sind Spooner und Cristallo erfolgreich in der Global Tour, gewinnen in Monte Carlo und erreichen Platz sechs im Finale von Sao Paulo. 2008 war Cristallo mit Platz 15 in der World Ranking List und einer Gewinnsumme von fast 400.000 € das erfolgreichste Holsteiner Pferd. Chupa Chups *1998 aus der Holla von Calato-Landlord, Stamm 1298, Züchter: Hinnerk Claussen, Loit. Ausgebildet von Harm Sievers und Torben Köhlbrand war er mit dem Brasilianer Bernardo Alves hoch platziert in den Großen Preisen von Arezzo, Paris, Estoril, Rotterdam, La Coruna, Lyon und Monte Carlo. 2008 in Hongkong am Start. Chica’s Way *1998 aus der Wodka von Lord–Ramiro, Stamm 1916, Züchter: Otto Boje Schoof, Hedwigenkoog. Diese sehr sensible Stute kommt 2006 in den Beritt von Janne Friederike Meyer, die mit ihr sehr erfolgreich ist in Verden, Oldenburg, Nördlingen, Bremen, Hannover, Arezzo und Aachen. Auch der 1990 geborene Vollbruder Conway ist in den USA mit Will Simpson ein sehr erfolgreiches Turnierpferd. Carefina *1998 aus der Homaga von Corofino-Constant, Stamm 6872, Züchter Joachim Tietz. Mit Carefina gewann Felix Hassmann 2004 das höchst dotierte Springen für Junge Pferde in Kiel. 2006 holten sie auf der Europameisterschaft der Jungen Reiter in Athen Einzel- und Teambronze. 2007 gewannen sie auf der EM Teamsilber und wurden Einzel-Siebte. 2008 folgten hohe Platzierungen in Nantes, München, Francoville, Vechta, Dresden, Zagreb und der zweite Platz im Großen Preis von Frankfurt. Charett Ask *1991 aus der Blue Saimaa von Silvester-Latino, Stamm 8769, Züchter Willi Jürgens, Nübbel. Mit diesem Wallach war Lars Petersen international sehr erfolgreich unterwegs. 2001 startete das Paar auf der Europameisterschaft in Arnheim.

    Caretinos Töchter

    Carefina unter Felix Haßmann.

    Von den bis einschließlich 2008 geborenen 844 Stutfohlen sind bisher 466 in das Stutbuch des Holsteiner Verbandes eingetragen worden. 54 davon wurden ausgezeichnet mit einer Staatsprämie. Siegerstute auf der Elitestutenschau in Elmshorn wurde bisher nur eine Stute: Picolina, aus der Alma Costa von Corinader-Fernando-Roman, Stamm 5064 aus der Zucht von Frauke Bahnsen aus Leck, gelangte 2003 an die Spitze. Züchterisch sind Stuten von Caretino besonders interessant, denn hier zeigt sich der unschätzbare Wert dieses Hengstes in der Holsteiner Zucht. Besonders die Paarung mit dem Hengst Cassini I hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Es scheint, dass hier das Zusammentreffen von Topvererber Caletto II sowohl auf der väterlichen Seite als Muttervater von Cassini wie auch als Vater von Caretino selbst eine besonders positive Wirkung hat. Als Beispiele hierfür stehen der WM-Starter Eurocommerce Berlin, der aus der unter Marc Wirths in Drei-Sterne-S-Prüfungen erfolgreichen Stute Estia (Sportname Cathleen W) von Caretino gezogen ist. Ein weiteres Beispiel ist auch Carino, der mit Ulrich Kirchhoff den Großen Preis von Stuttgart gewinnen konnte. Andere Erfolgspferde sind Cascavelle NT von Cassini I mit Sarah Nagel-Tornau, Charmander mit Ulrich Kirchhoff, Cocu mit Leslie Howard in den USA, Cacique ebenfalls in den USA mit Marley Goodman, Inken mit Peter Wild. Aber auch mit anderen Hengsten bringen Caretino-Töchter gute Sportler, wie Spender von Silbersee mit Jos Lansink, Campino von Corofino mit Yani Elad, Clavio von Coriano mit Holger Wulschner und Crelido von Calido mit Rolf Göran Bengtsson oder Cactus von Calato mit Emma Emanuelsson. Holstein ist ein Zuchtgebiet, das für die Zucht von Springpferden berühmt ist. Springgene sind in fast allen Stutenfamilien verankert. Es ist deshalb vielfach schwer, junge talentierte Dressurpferde zu finden. Doch häufig sind bei Caretinos Nachkommen sehr gute Bewegungen zu erkennen, die den Weg zum Dressurpferd andeuten. Dies war bei den oben bereits erwähnten Hengsten Carpaccio, Cheenook und Carnando S der Fall, die alle im Dressursport Erfolge erzielten. 1997 gab es beim Bundeschampionat einen Holsteiner Sieger bei den sechsjährigen Dressurpferden: Caretino-Sohn Cockney aus der Stute Z-Cortina von Corso, Züchter Rudolf Petz, Jübek, gewann unter Nadine Capellmann. Heute wird Cockney erfolgreich von Sonja Bolz in Grand Prix Prüfungen vorgestellt.[/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Joachim Tietz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Caprimond – ein wahrer Stempelhengst  (Teil 1)

    Caprimond – ein wahrer Stempelhengst (Teil 1)

    Kaum ein anderer Hengst verkörpert den Trakehner Typ eindrucksvoller als Caprimond. Von seinen Vorfahren geprägt, avancierte Caprimond selbst zum Stempelhengst – Nachkommen von ihm erkennt man, ohne in das Pedigree zu sehen. Er selbst war Grand Prix-erfolgreich, Trakehner Hengst des Jahres und Elitehengst. Eine Vielzahl seiner Nachkommen startet erfolgreich im Dressursport – über 17 Söhne wurden gekört, davon haben sich viele selbst bereits mehrfach züchterisch verewigt.

    Caprimond – der Inbegriff
    des Trakehner Adels

    Rein an Fakten kann man das Vermächtnis von Caprimond jedoch nicht ablesen. Caprimond ist mehr, ist der Inbegriff Trakehner Adels, ist Hengstlinienbegründer, Familienpferd, Bronzedenkmal und Symbol für Edelpferde der Neuzeit. „Caprimond kann in seiner Wirkung in der Neuzeit verglichen werden mit dem Beschäler Pythagoras, der in Trakehnen Enormes geleistet hat“, ehrte ihn der Trakehner Zuchtleiter Lars Gehrmann einst. Ohne Caprimond hätte es vieles nicht gegeben: die Siegerfamilie der Bundesstutenschau 1994, den Rheinischen Meister und Grand Prix-Sieger Clinton, die WM-Bronzemedaillengewinnerin Noble-Dream, den Vererbungsgarant Hohenstein. Auch der damalige Preisrekord von 515.000 € für Hannovers Siegerhengst His Highness hätte es ohne dessen Großvater Caprimond ebenso wenig gegeben wie EM-Starter und Grand Prix-Sieger Münchhausen und viele S-erfolgreiche Pferde mit dem besonderen Schmelz. 15 schwere Prüfungen bis zum Grand Prix hat der Hengst gewonnen, seine Hengstleistungsprüfung als Sieger beendet, 30 S-Dressurpferde gebracht, eine Nachkommen-Lebensgewinnsumme von 267.000 € erzielt, und er wurde als Bronzestatue verewigt. Die Titel „Elitehengst“ (1995) und „Trakehner Hengst des Jahres 1998“ wurden ihm aus Respekt vor sowohl seinen züchterischen als auch sportlichen Leistungen verliehen. Kaum ein anderer Hengst verkörpert den Trakehner Typ eindrucksvoller als Caprimond. Mit seinem edlen ausdrucksstarken Kopf, seinem absolut harmonischen Körper, dem korrekten Fundament, seinen überdurchschnittlichen Grundgangarten, seiner Ausstrahlung, seiner Noblesse und seiner schon fast sprichwörtlichen Rittigkeit und Leistungsbereitschaft beweist er, dass ein schönes Pferd auch höchste Leistungen erbringen kann. Selten gelingt die Kombination zwischen Zucht und Sport, Schönheit und Leistung so exzellent wie bei Caprimond. Auch die Trakehner Sensibilität und Feinfühligkeit finden sich bei Caprimond, ohne dass er einer der oft zitierten Trakehner „Spinner“ wäre.

    Eine besondere Karriere beginnt

    Caprimond wurde am 14. April 1985 bei Familie Hanke in Hameln geboren. Der braune Hengst mit dem namensgebenden Abzeichen, dem halbmondförmigen Stern, war schon als Fohlen ein Charmeur, insgesamt als Hengstanwärter jedoch noch etwas unbedeutend. Er wurde bei Familie Poll in Hörem aufgezogen und zwei Jahre später auf der Trakehner-Körung vorgestellt. „Hinsichtlich Ausstrahlung und Auftreten von Seltenheitswert, mittelgroß, bildschönes Gesicht mit großem Auge, harmonisch und großzügig liniert, gut aufgesetzter Hals, bedeutende Schulter-, Rücken- und Kruppenpartie, stabiles, korrektes Vorderbein, im Hinterbein etwas auf äußerer Tracht fußend. Der Huf könnte geringfügig breiter angelegt sein. Sehr viel Schwung, Elastizität und Erhabenheit in der Bewegung“, lautete damals seine Kommentierung. Caprimond wurde hinter Kostolany als Reservesieger und zudem mit dem Titel „typvollster Hengst der Körung“ ausgezeichnet. Für den damals stolzen Preis von 75.000 DM erwarb ihn Burkhard Wahler vom Klosterhof Medingen in Bad Bevensen: „Seine Typ- und Bewegungsstärke haben mich schon damals sehr überzeugt.“ Der nächste Meilenstein in Caprimonds Biografie war 1988 der Sieg in der Hengstleistungsprüfung von Adelheidsdorf, der „Konkurrenz-Anstalt“ von Medingen. Dort konnte er die Crew von seiner Rittigkeit und seinem Dressurtalent überzeugen und gewann als Trakehner-Hengst gegen starke Konkurrenz aus den anderen Zuchtverbänden deutlich die Prüfung mit dem Gesamtergebnis von 135,35. Auch im Teilbereich Dressur lag er mit 147,76 Punkten vorne – nur das Springen zählte nicht unbedingt zu seinen Stärken. Doch das war auch nicht sein Metier. Er sollte die Zucht in Richtung Typ, Rittigkeit und Bewegungsqualität verbessern – das war sein Job. Und den erfüllte er zweifelsohne sehr gut.

    Caprimonds sportliche Karriere

    Caprimond hat bewiesen, dass sich Schönheit und Leistung nicht ausschließen.

    Ein Hengst muss sich auch im Sport beweisen, lautete schon immer die Maxime auf dem Klosterhof. Und das hat Caprimond bis in die höchste Klasse unter verschiedenen Reitern eindrucksvoll erfüllt. 1988 wurde er mit Burkhard Wahler Vize-Bundeschampion der dreijährigen Hengste in Hamburg-Schenefeld – damals siegte der Oldenburger Glorieux mit Miriam Henschke. Unter Dolf-Dietram Keller folgten Siege und Platzierungen in Dressurpferdeprüfungen der Klassen L und M. Siebenjährig erzielte das Paar sogar schon den ersten Sieg in Klasse S und die erste Intermédiaire I-Platzierung. Achtjährig wurden die Prüfungen der Kl. S zur Selbstverständlichkeit. 1995 wechselte Caprimond zu Nicole Uphoff, die ebenfalls mit ihm in Kl. S und Intermédiaire I erfolgreich war. Ab 1996 war es wiederum Dolf-Dietram Keller, der Caprimond zu zahlreichen Siegen und Platzierungen jetzt auch auf Grand Prix-Niveau ritt. Im Jahr 2000 schlug Caprimond seine zweite Karriere als Dressurpferd ein, er diente zunächst als Lehrmeister für Wahlers Tochter Theresa. Mit ihr durchlief er zunächste die „kleinere“ Tour auf L- und M-Niveau, um dann noch einmal richtig durchzustarten. 2002 gewann der 17-jährige Caprimond mit der 14-jährigen Theresa Wahler ihren ersten gemeinsamen Prix St. Georges. 2004 qualifizieren sich die beiden in Warendorf für den Piaff-Förderpreis, einer Grand-Prix Serie für Nachwuchsreiter. Zahlreiche Siege und Platzierungen bis zum Grand Prix gehen auf ihr gemeinsames Erfolgskonto bis zum Jahre 2005. Eine Erfolgsbilanz, die ihre Krönung erfuhr, da Caprimond einem so jungen Mädchen den Weg in den Sport geebnet hat. 2006 wurde der Hengst anlässlich der Weltreiterspiele in Aachen offiziell aus dem Sport verabschiedet – noch einmal in einem grandiosen Schaubild mit seinem Sohn Hohenstein präsentiert. Nun war es Theresas jüngerer Bruder Christoph, der im Sattel von Caprimond saß, während Hohenstein von Vater Burkhard Wahler geritten wurde. Dass ein Zuchthengst von so jungen Menschen vor so großer Kulisse in bewegenden Schaubildern wie auch beim Trakehner Gala-Abend gezeigt werden kann, spricht Bände über seinen Charakter.

    Caprimonds Töchter

    Caprimond selbst vertrat den Trakehner Verband auf der DLG-Austellung 1989 in Frankfurt. Er wurde dort hinter Weltmeyer mit einem 1b-Preis ausgezeichnet. Knapp 350 Töchter von Caprimond sind in fast allen deutschen Verbänden eingetragen, davon über 50 Staatsprämienstuten. Donaumärchen II wurde als beste dreijährige Stute anlässlich der Bundesstutenschau 1994 in Warendorf tituliert. Eindrucksvoll gewann die Familie der Donauquelle 1994 die Familienkonkurrenz der Bundesstutenschau. Die drei Töchter der Donauquelle, Donaumärchen I und II v. Caprimond sowie deren Halbschwester Donaufürstin v. Sokrates standen ohne Zweifel vorn. Auch auf der Trakehner-Bundesschau 1997 in Neustadt/Dosse siegte die Familie, diesmal ergänzt um Donaumonarch v. Sir Shostakovich xx. Weitere Stuten stellen Caprimond immer wieder ins beste Licht: 2001 wird Bell Capri 2. Reservesiegerin auf dem zentralen Eintragungstermin in Schleswig-Holstein. 2003 wird Iluna v. Caprimond Siegerstute im Zuchtbezirk Schleswig-Holstein/Hamburg. 2008 führten von elf Siegerstuten der Trakehner Zuchtbezirke vier Caprimond im Pedigree: Siegerstute Niedersachsen Nord-West/Bremen: Herbstdiora v. Distelzar – Caprimond, Siegerstute Hessen: Sky Lady v. Caprimond-Enkel Cadeau (v. Silvermoon-Caprimond), Siegerstute Bayern: Silvester-Traum v. Caprimond-Enkel Münchhausen, Siegerstute neue Bundesländer-Süd:

    Oliva IX aus einer Tochter des Hohenstein und damit ebenfalls eine Ur-Enkelin des Caprimond. Die Cadeau-Tochter Susuya wird 2008 Siegerstute der Landesschau Schleswig-Holstein. Auch als Muttervater glänzt Caprimond mit weiblicher Nachzucht: Pr.St. Kate v. Friedensfürst a.d. St.Pr.St. Kassiopeia v. Caprimond wird 2004 Bundessiegerstute in Neustadt/Dosse. Bei der Ermittlung der Trakehner Jahressiegerstute 2005 belegt seine Enkeltochter St.Pr. u. Pr.St. Skylight v. Napoleon Quatre den Rang der 2. Reservesiegerin. Die St.Pr. und Pr.St. Kampen v. Friedensfürst-Caprimond wird 2001 mit dem 1a-Preis bei den Zweijährigen anlässlich der Landesstutenschau in Schleswig-Holstien ausgezeichnet, 2002 wird sie Reservesiegerin der Dreijährigen in Schleswig-Holstein. Zahlreiche Caprimond-Töchter stehen als Mütter in den Pedigrees gekörter Hengste wie bei den 2008 gekörten Le Rouge-Söhnen Störtebeker (a.d. Seeschwalbe) und Lichtenfels (a.d. Lena II) sowie bei Everio v. Summertime a.d. Erina II und Immens v. Lauries Crusador xx a.d. St.Pr.u.Pr.St. Ilexis. Sein Sohn Hohenstein wurde Muttervater zum Siegerhengst Iskander v. Le Rouge, sein Enkel Münchhausen Muttervater zu How Ever v. Kostolany. In Oldenburg wurde 2008 ein CaprimondEnkel v. Daddy Cool a.d. Championess gekört. Caprimond ist auch Muttervater zu Dacaprio v. Davignon I a.d. Carry, Schönbrunn v. Ivernel a.d. El.St. Schöne Capri, Cadeau v. Silvermoon a.d.Cortina, Couracius v. Sixtus a.d. St.Pr.u.Pr.St. Couracia (Reservesieger 2003), Latimer v. Saint Cloud a.d. Lara XII, Zauberfürst v. Interconti a.d. St.Pr.u.Pr./El.St. Zaubernacht II (2007 Trakehner Champion auf dem Bundesturnier in Hannover und Süddeutscher Trakehner Champion 2008 und 2. Reservesieger des süddeutschen Championats), Sauvignon v. Kennedy a.d El.St. Schöne Capri, Sarasani v. Partout a.d. St.Pr.u.Pr.St. Samsara, Herbstmeister v. Kennedy a.d. Herbst-Conny, Donautanz v. De Niro a.d. St.Pr.u.Pr.St. Donaumärchen vom Klosterhof II, De Laurentis v. De Niro a.d. Chippy, Don Capone v. Don Gregory a.d. Forelle, Kaisertanz v. Katamaran xx a.d. St.Pr./El.St. Wegas Tochter, Wampun v. Welt Hit II a.d. Donnina, Donauzar v. Distelzar a.d. Pr.St. Donaumärchen v. Klosterhof, Maxwell v. Solero a.d. St.Pr.St. Monabelle, Zucchero v. Depardieu a.d Championess. Bedeutende Hengste, die Caprimond als Muttervater haben, sind der De Niro-Sohn Donautanz aus der Donaumärchen. 2001 in Verden gekört, gewann er 2002 Bronze auf dem Bundeschampionat der dreijährigen Hengste, siegte 2003 im Hannoveraner Championat und startete erfolgreich in Warendorf, wozu er sich auch als Fünf- und Sechsjähriger qualifizierte. Latimer wurde Reservesieger seiner Körung 1998, 2002 Siegerhengst der dänischen Körung, 1999 zweiter Reservesieger der Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf mit dem Sieg im Merkmal Rittigkeit (152.56) und gewann im Jahr 2000 das Bundeschampionat der vierjährigen Hengste. Seine Karriere wird unter Theresa Wahler fortgesetzt bis zu internationalen Erfolgen, dem Titel Vizemeister auf den Landesmeisterschaften in Hannover, Bronze bei den Deutschen Meisterschaften der Jungen Reiter 2007 sowie 2008 die Teilnahme an den Europameisterschaften der Jungen Reiter in Portugal. Mit seinen neun gekörten Söhnen konnte er sich auch über männlichen Nachkommen in der Zucht etablieren, schied er doch selbst infolge einer schweren Kolik mit anschließender Kastration aus dem Zuchtgeschehen aus. 2005 wurde Latimer als Elitehengst ausgezeichnet. Sein Sohn Hibiskus war 2002 Reservesieger der Trakehner Körung, ein Jahr später Vierter im Bundeschampionatsfinale der dreijährigen Hengste und wirkt nach Zwischenstation auf dem aufgelösten Gestüt Sommerlade nun auf dem Wiesenhof in Krefeld.

    Caprimonds Nachkommen im Sport

    Latimers Sohn Hibiskus war 2002
    Reservesieger der Trakehner Körung.

    Laut FN Jahrbuch Zucht 2008 sind 499 CaprimondNachkommen als Turnierpferde eingetragen und verdienten 267.142 €. In der FN-Zuchtwertschätzung gehört er zu den besten zehn Prozent der Dressurvererber mit einem Index von 134. Hauptsächlich sind seine Nachkommen in der Dressur erfolgreich, 30 bis zur schweren Klasse. Auffallend ist, dass sie aus vielen Zuchtgebieten stammen. Zu den erfolgreichsten Nachkommen 2008 gehören der Sachsen-Anhaltiner Clinton, der Bayer Galiste F, die Oldenburger Canaster II, Charlie Brown und Carpe Diem, die Hannoveraner Campo Grande und Camino, das hannoversche Reitpony Camissa Nera, der dänische Warmblüter Atterupsgaards Cassidy sowie die Trakehner Avoni TSF, Dornfelder, Merlot, Lombardi, Georgia etc. Nahezu jedes Jahr folgen sportliche Highlights „made by Caprimond“: 2008 qualifizierte sich Delgardo M von Depardieu-Caprimond zum Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde. 2007 gewann die Oldenburger Caprimond-Donnerhall-Tochter Nobledream Bronze auf der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde und der mehrfache Grand Prix-Sieger Clinton holte sich den Titel Rheinischer Meister. Der österreichische Hengst Charisma von Caprimond-Renoir wurde mit über 20 Siegen in S-Dressuren bestes Sportpferd der österreichischen Zucht. Zum Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde qualifizierte sich Simsalabim (v. Shakespeare in Love-Caprimond), was 2006 dem Hannoveraner De Niro-Caprimond-Sohn Dance of the Lords gelang. Auch 2004 holen sich mehrere das Ticket für Warendorf: Don Capone von Don Gregory-Caprimond, Donautanz von De Niro-Caprimond und Grace von Caprimond-Wandervogel I.

     

     

    Hier geht’s weiter zum Teil 2! 

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Mareile Öllrich-Overesch, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Caprimond – ein wahrer Stempelhengst  (Teil 2)

    Caprimond – ein wahrer Stempelhengst (Teil 2)

    Caprimonds Söhne

    Caprimond ist Vater zu 17 gekörten Söhnen. Den Oldenburger Brand trägt Canaster I (a.d. Wega Weissena v. Vollkorn xx), selbst Intermediaire I-erfolgreich unter Hans-Heinrich Meyer zu Strohen und Dieter Weichert. Canaster I hat sich vor allem als Muttervater der Doppel-Bundeschampionesse Silberaster OLD, die 2008 Bronze auf der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde holte, verewigt. Canasters Tochter St.Pr. St. Weidenkätzchen brachte einen gekörten Hengst von De Niro. Sein Vollbruder Canaster II wurde ebenfalls in Oldenburg gekört, hat allerdings die sportliche Schiene eingeschlagen, ist siegreich in S-Dressuren und gehört zu den erfolgreichsten Caprimond-Nachkommen im Sport. Der in Österreich wirkende Brandenburger Caprigold (a.d. Primadonna v. Gotland) wurde 1996 Siegerhengst in seinem Heimatverband und ist siegreich bis zur Dressur Kl. M. Seine ersten Nachkommen sind in S-Dressuren erfolgreich. Eine weite Reise angetreten hatte der Hannoveraner Contucci (a.d. Laureen v. Lungau), der als Sport- und Zuchthengst in den USA sehr beliebt ist. Seinen Fohlen gibt er den unverwechselbaren Charme seines Vaters Caprimond mit. Bundeschampion Österreichs wurde der inzwischen S-erfolgreiche Charisma, der aus einer Renoir-Mutter stammt. Von den Trakehner Söhnen wirken Hohenstein II in Ungarn bzw. in Österreich, Sponeck (a.d. Scala Milano v. Marduc) in Großbritannien (er war 1994 Sechster beim Bundeschampionat der vierjährigen Hengste). Der S-siegreiche Inselmond (a.d. Innung v. Amagun) deckte zunächst in den Niederlanden, bevor er nach Portugal abgegeben wurde. Soulman (a.d. Silhouette v. Komtur) war eines der Spitzenpferde der Eliteauktion in Medingen 1993 und wechselte von der Schweiz nach Frankreich. Campari Pur (a.d. Heureka v. Itaxerxes) deckt in der Ponyzucht. Catani K (a.d. Calgary v. Rubicon xx) erhielt seine Zuchtzulassungen bei den Verbänden ZfdP und Rheinland im Jahr 1992. 1993 legte er seine Hengstleistungsprüfung in Warendorf ab (Gesamtindex: 110.26) mit klarem Schwerpunkt in der Dressur. Diesen bestätigte er im Dressursport, dort ist er siegreich bis zur Klasse M eingesetzt worden. Er ist u.a. Vater zum M-Dressurpferd Chinelli S. Chronist (a.d. Charisma v. Sokrates) wurde 2002 in Köln vom Trakehner Verband gekört. Seine Leistung bewies er mit einem sehr guten 30-Tage-Test in Radegast (8,08), er bestätigte seine Eigenschaften als Rittigkeits-Reservesieger der Hengstleistungsprüfung in Prussendorf 2003 (Gesamtindex: 126.96; Dressurindex: 128.5). Tanzmeister I (a.d. Traumwiese v. Tenor) wurde 1996 in Alsfeld auf der Trakehner Nachkörung gekört. Er absolvierte im gleichen Jahr seine Hengstleistungsprüfung als 2. Reservesieger in Neustadt/Dosse mit dem Gesamtindex von 125.45. In der Rittigkeit war er Reservesieger mit dem Index von 136.41. 1997 wurde er Trakehner Champion in Köln, er war siegreich bis zur Dressur Kl. M. Sein gekörter Sohn Heidsieck ist erfolgreich bis zur Dressur Kl. S. Spektakulär war sein Auftritt anlässlich des Trakehner Gala-Abends 2008. Mit seiner Schweizer Besitzerin und Reiterin Barbara Steiger zeigte er das Schaubild „Neptuns Reich“ und demonstrierte Feinfühligkeit, Rittigkeit und Vertrauen zum Reiter. Sein Vollbruder Tanzmeister II wurde 2000 gekört, legte 1999 seine Hengstleistungsprüfung in Neustadt/Dosse mit dem Index von 102.19 ab, ist erfolgreich in Dressurprüfungen der Kl. M und bisher Vater einer Staatsprämienstute. Timotheus (a.d. Tapferkeit v. Avignon) wurde von der American Trakehner Association (ATA) 2002 in den USA gekört. Der derzeit jüngste gekörte Caprimond-Sohn ist Herbsttänzer (a.d. Herbstlicht II v. Glanzlicht), der 2008 sein positives Körurteil vom ZfdP erhielt.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Hohenstein I – Caprimonds Thronfolger und Kronprinz

    Donaufels – Prämienhengst der
    Trakehner April-Körung 2004.

    Ohne Zweifel der bedeutendste Caprimond-Sohn ist sein Boxennachbar Hohenstein I. Die Karriere dieses Rappen verläuft züchterisch wie sportlich ähnlich der seines Vaters. Hohenstein wurde am 29. Januar 1991 bei Harry Bartsch in Göttingen geboren. 1993 wurde er in Neumünster gekört und als Prämienhengst herausgestellt, 1994 erreichte er den Reservesieg und Dressursieg in seiner HLP Adelheidsdorf, 1995 wurde er Trakehner Champion in Köln unter Burkhard Wahler und bekam die Bronzemedaille auf dem Bundeschampionat. Wie bei Vater Caprimond übernimmt DolfDietram Keller die weitere Ausbildung des Hengstes, die ebenfalls von großen Erfolgen gespickt ist. Siege und Platzierungen in Dressurprüfungen der Kl. L, Finalteilnahme am Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde, weitere Siege und Platzierungen in Dressurpferde- und Dressurprüfugen der Kl. M, dann siebenjährig (ebenfalls wie sein Vater) die ersten Platzierungen in der Klasse S gekrönt von einem ersten Sieg in dieser Klasse. Achtjährig gewinnt Hohenstein seine ersten Intermédiaire I-Prüfungen. Zusammen mit seinem Vater Caprimond zeigt er sich in spektakulären Schaubildern auf Grand Prix-Niveau, so auch anlässlich der Weltreiterspiele in Aachen 2006. Auch züchterisch anvanciert er schnell zum Hauptbeschäler und Stempelhengst. Hohenstein wird 1999 zum Elitehengst ernannt, 2002 ist er Trakehner Hengst des Jahres. Den unverkennbaren Charme dieser Hengstlinie gibt er ebenso weiter wie Bewegungsqualität und Rittigkeit. 30 seiner Söhne wurden bisher gekört, darunter die Siegerhengste der Trakehner Körung 1997, Münchhausen, und der Hannoverschen Körung 2002, His Highness: Donaukaiser wurde als zehnjähriger Hengst nach Finnland verpachtet und dort zum Siegerhengst erklärt. Gekört worden sind auch Choral, Cousteau, Donaufels (Prämienhengst der Trakehner-April-Körung 2004), Elfenstein, Harvard (Hann.), Heart and Soul (Hann.), Heartbreaker, Heinrich der Welfe, Helios (Meckl.), Heraklion (Hann.), Hero (Hann.), Herrenstein (SAnha), Highcruiser (Hann.), High Spirits (Hann.), Highlander (Hann.), Hochadel (Hann.), Hohenfels, Hohenstaufen I (Hann.), Hohenzollern (Hann.), Hudson (Hann.), I-Punkt, Insterburg, Kronprinz, Ovaro, Tambour, Thalys, Titelheld.

    Caprimond wird mit Pythagoras verglichen, wird Hohenstein ein neuer Abglanz?

    Hochadel – er zeigt den
    unverkennbaren Charme von
    Vater und Großvater.

    Auffallend in der Aufzählung der gekörten Hengste ist die starke Benutzung Hohensteins auch aus dem hannoverschen Zuchtgebiet. Wird Caprimond als Pythagoras der Neuzeit bezeichnet, würde bei Hohenstein der Vergleich mit Abglanz passen, der der hannoverschen Zucht ganz besondere Impulse gab. So wurde sein Sohn Absatz einer der gefragtesten Hengste seiner Zeit und Muttervater zu Weltmeyer. Neben zwei Körungs-Junghengstsiegern stellt Hohenstein auch Sieger in den Hengstleistungsprüfungen: In Prussendorf gewann His Highness den Test, in Adelheidsdorf der sehr ähnlich gezogene Hochadel (ebenfalls aus einer Donnerhall-Mutter), der eine Beschälerbox im niedersächsischen Landgestüt Celle bezieht. Hochadel lieferte Hohenzollern, der 2008 in Adelheidsdorf den zweithöchsten Dressurindex des Durchgangs erreichte (insgesamt Platz 5/28) und bereits zuvor als Finalist das Bundeschampionat bestritt. Der Hohenstein-Sohn Hudson wurde 2005 österreichischer Vizemeister unter Marie-Therese NeuerRoth-Gschwender, zuvor war er Beschäler in den Landgestüten Sachsen-Anhalt und Bayern. Harvard wurde 1998 in Oldenburg gekört, belegte im Bundeschampionat 2000 der vierjährigen Hengste Platz fünf, wurde 2000 Reservesieger bei der Oldenburger Hauptprämienverleihung, hatte zahlreiche Siege und Platzierungen in Dressurpferdeprüfungen bis zur Kl. L vorzuweisen und hat in seiner neuen Heimat Kanada Erfolge bis Intermédiaire I. Er hinterließ eine charmante Nachzucht in Oldenburg, u. a. drei gekörte Söhne und vier Staatsprämienstuten.

    Hohensteins Sohn Münchhausen
    führt die Tradition seiner
    Vorfahren fort.

    Hohensteins Sohn Münchhausen führt die Tradition seiner Vorfahren fort, auch er beweist sich selbst im Sport und über seine Nachkommen im Dressursport: Die FN-Zuchtwertschätzung sah ihn 2004 auf dem 2. Platz aller Dressurvererber, 2007 auf Platz 3, 2008 auf Platz 7 (ZW 168). Sein väterlicher Halbbruder His Highness folgt auf Platz 13 (ZW 160), nachdem er 2007 ebenfalls auf Platz 3 stand. Münchhausen stammt aus Hohensteins erstem Jahrgang und startete eine Bilderbuchkarriere. Erster Meilenstein: Siegerhengst der Trakehner Körung 1997 und Auktionsspitze mit 350.000 DM. Zweiter Meilenstein: Sieger im Dressurindex seiner HLP 1998 in Neustadt/Dosse mit 149.3 Punkten. 1999 gewann er das Trakehner Championat in Köln und wurde Dritter auf dem Bundeschampionat, 2001 holte er unter Fie Skarsoe Silber bei der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde. Auch beim Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde stand er im Finale, und 2003 belegte er Platz sechs im Nürnberger Burgpokal. Bedeutende internationale Erfolge holte Münchhausen bei der Europameisterschaft 2005 in Hagen, als er zum dänischen Team zählte, das auf Platz fünf gelangte. 2006 errangen sie mit der dänischen Mannschaft im Nationenpreis den zweiten Platz beim CHIO Aachen. Bisher wurden neun Münchhausen-Söhne gekört, darunter der westfälische S-Sieger Mein Märchenprinz, der in die USA verkaufte Maybach und Moliere, der Württemberger Bundeschampionats-Finalist Meraldik, der Zweibrücker Mr. Big sowie Sambatänzer, Mon Baron und Titiano in der Trakehner Zucht. Die Münchhausen-Tochter Golda Meir wird 2002 zweite Reservesiegerin bei der Auswahl der Trakehner Siegerstuten in Neumünster. 2003 werden seine Töchter Sympathica WH und Herzlicht II Siegerstuten in Westfalen bzw. im Rheinland, 2005 steht seine rheinische Tochter Media Luna im Finale der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde in Verden. 2008 stammt Oldenburgs Reservesiegerstute Surprise von der Heide aus einer Münchhausen-Tochter. Hohensteins zweiter bedeutender Sohn His Highness begeisterte 2002 sowohl die Hannoveraner Körkommisssion als auch das Publikum mit seinem Typ und seiner Bewegungsdynamik. Für den Spitzenpreis von 515.000 € wurde der Siegerhengst an die Amerikaner Louise und Doug Leatherdale verkauft und bei Jens Meyer in Dorum stationiert. In der Tradition seiner Vorfahren legte er seine Hengsteleistungsprüfungen mit einem Spitzenergebnis ab. Zunächst wurde er im 30-Tage-Test in Prussendorf/Radegast mit der dressurbetonten Note von 9,08 bedacht, im 70-Tage-Test in Prussendorf 2003 wurde er Siegerhengst mit einem Gesamtindex von 149.24. Wie seine beiden Vorväter lag er in der Rittigkeit mit einem Index von 155.04 vorn. Er siegte in mehreren Reitpferdeprüfungen, war 2005 und 2006 Finalist im Bundeschampionat der fünf- bzw. sechsjährigen Dressurpferde, 2006 Reservist für die Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde und gewann bis zur Klasse M. Dann setzte im April 2007 ein tragischer Unfall seinem Leben ein viel zu frühes Ende: His Highness brach sich ein Bein und musste eingeschläfert werden. Obwohl er nur so kurz wirken konnte, hinterließ er 13 gekörte Söhne; darunter den Reservesieger der HLP Schliekau 2007, Hampton, und den 2. Reservesieger und Sieger in der Rittigkeit im 70-TageTest in Schlieckau 2007, Hendrix. Acht seiner Töchter erhielten bisher die Staatsprämie. Sportlich erfolgreich ist der Hohenstein-Sohn Insterburg (MV Giorgio Armani), der 2002 und 2003 Trakehner Champion wurde und mit Carola Koppelmann Bronze bei den Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde und dem Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde in Warendorf holte. 2006 erhielt er die Ernennung zum Elitehengst-Anwärter. Seine Karriere verläuft steil nach oben bis zum Grand Prix. 2008 war er qualifiziert für das Nürnberger Burgpokal Finale und erzielte den vierten Platz im Medien-CupFinale. Insterburg TSF ist einer der erfolgreichsten Hohenstein-Söhne im Sport mit einer Jahresgewinnsumme 2008 von über 10.000 €. 2008 wird mit Instertanz sein erster Sohn in Westfalen gekört. Tambour gehört zu den typvollsten Hohenstein-Nachkommen (MV Consul). 1988 als Prämienhengst ausgezeichnet, erzielte er den dritthöchsten Dressurindex seiner HLP und glänzt mit exzellenten Töchtern.

    2002 stellte er die teuerste zweijährige Stute auf der Auktion in Neumünster, Zaubermelodie III wurde Jahressiegerstute 2006 in Neumünster. 2008 gewinnt St.Pr.u.Pr.St. Herzenstraum die Klasse der sechs- und siebenjährigen Stuten auf der Trakehner Landesschau in Schleswig-Holstein, zudem wird sie ausgezeichnet als typvollste und beste Stute aus einem Stamm des Hauptgestüts Trakehnen. Mit ihrer Familie holte sie den Reservetitel. Mit seinen beiden gekörten Söhnen Herzog, HLP-Sieger in Marbach und Siebter beim Bundeschampionat der Vielseitigkeitspferde 2008, und Herzensdieb hatte Tambour einen großartigen Einstieg als Hengstvater. Herzensdieb wurde als solcher auf der Trakehner Körung 2005 gefeiert und zum Siegerhengst ausgerufen. Zum Spitzenpreis von 275.000 € wurde er an die His Highness-Besitzer Louise und Doug Leatherdale verkauft und bei Jens Meyer in Dorum aufgestellt. Seine Hengstleistungsprüfung 2006 in Schlieckau beendete er als Reservesieger (Gesamtindex 127.78), wurde Trakehner Champion der Dreijährigen und ist bisher erfolgreich bis Klasse L.[/ihc-hide-content]

     

    Hier geht’s weiter zum Teil 3!

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Mareile Öllrich-Overesch, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Caprimond – ein wahrer Stempelhengst  (Teil 3)

    Caprimond – ein wahrer Stempelhengst (Teil 3)

    Hohensteins Töchter

    Caprimond, Hohenstein I
    und Tanzmeister I.

    440 Töchter von Hohenstein sind in den Zuchtbüchern der verschiedenen Verbände eingetragen, davon 84 Staatsprämienstuten. 2001 werden seine Töchter Voila und Sunlight Sieger- bzw. Reservesiegerstuten der zentralen Eintragungstermine in Niedersachsen-Hannover bzw. Niedersachsen Nordwest/Bremen. Daydream wird beste vierjährige Stute in den Neuen Bundesländern-Süd. Auf der Landesstutenschau 2002 in Niedersachsen wird Dekade v. Klosterhof v. Hohenstein Reservesiegerin der dreijährigen Stuten, Donaukaiserin v. Hohenstein wird 2. Reservesiegerin bei den vier- und fünfjährigen Stuten, Donauglück v. Klosterhof v. Hohenstein wird Reservesiegerin bei den sechsbis achtjährigen Stuten. Gemeinsam gewinnen sie den Familienwettbewerb. Deren Vollbruder Donaukaiser wurde 1998 gekört und ist Vater zum gekörten Kaiserglanz. Siegerstute der zentralen Eintragung in Rheinland-Pfalz 2002 wird St.Pr.St.Until Now v. Hohenstein. 2003 gewinnt Ira XIV in den Neuen Bundesländern/ Berlin-Nord die zentrale Eintragung, Gräfin Elina wird in Niedersachsen Reservesiegerin. Auf der hannoverschen Louis-Wiegels-Schau in Uelzen wird Hillary Siegerin bei den dreijährigen Stuten. 2004 wird seine Tochter Ira XVI Reservesiegerin der 5. Trakehner Bundesschau in Neustadt/Dosse, hinter Kate v. Friedensfürst-Caprimond. 2006 wird Erentia Siegerstute in Dänemark. 2008 wird die Hohenstein-Tochter Eternity Reservesiegerin im Zuchtbezirk NiedersachsenHannover. Seine Tochter El.St. Kadenz IX wird vierfache Hengstmutter. Ihre Söhne Karolinger I und II (v. Latimer) sowie Krokant (Prämienhengst der Körung 2006, Trakehner Vizechampion 2007) und Karamell (beide v. Lauries Crusador xx) werden gekört. Karolinger I wird 2004 Siegerhengst der schwedischen Körung und absolviert seinen 30-Tage-Test in Prussendorf als Prüfungsbester mit einer Rittigkeitsnote von 9,13. 2005 wird er zum Spitzenpreis von 250.000 € über die Medinger Auktion verkauft, wird Trakehner Bundeschampion und vierter des Bundeschampionats der vierjährigen Hengste. 2006 qualifiziert er sich erneut zum Bundeschampionat, mittlerweile ist er S-Dressur siegreich. Hohensteins Tochter Pr.St. Hirtennacht bringt mit Latimer den Reservesieger der 2002er Körung Hibiskus. Zahlreiche gekörte Hengste wie Kastellan, Thanksgiving, Goldschmidt oder Prinz K 3 stammen aus Hohenstein-Töchtern. Auch der Trakehner Siegerhengst von 2008, Iskander, stammt aus einer HohensteinStute. Auch seine hannoverschen Töchter bringen gekörte Hengste, wie die in den USA gekörten Donar Weiss GGF (2004 Pferd des Jahres bei den dreijährigen Hengsten in den USA) und Donarlicht GGF v. De Niro, Hannah’s Darling Laurie Stein v. Lauries Crusador xx, Hamunaptra Wantango Star v. White Star (Prämienhengst 2004), Helena Retoucheur v. Rotspon, St.Pr.St. Harmonie Logenbruder Lauries Crusador xx und Lion King v. Latimer (USA). In Baden-Württemberg wird Helia Mutter zu Fürst Hohenstein v. French Kiss. Die Hohenstein-Tochter Pr.St. Indrissa ist Mutter zur Vizechampionesse der vierjährigen Reitpferde auf dem Trakehner Bundesturnier 2008, Iluna v. King Arthur. Hohenstein ist auch Muttervater zur besten Halblutstute der Trakehner 2008, Oliva IX v. Prince Thatch xx a.d. Ode II.

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    Hohensteins Nachkommen im Sport

    Caprimond wurde 1996 auf
    dem Klosterhof ein bronzenes
    Denkmal gesetzt.

    2000 nehmen vier Hohenstein Nachkommen am Bundeschampionat erfolgreich teil, Vizechampion wird Habitus, der auf der Elite-Auktion des hannoverschen Verbandes zum Spitzenpreis für 320.000 DM verkauft wird. 2004 qualifizieren sich Hohenfels sowie Media Luna (v. Münchhausen) für das Bundeschampionat der fünjähirgen Dressurpferde und Hohenstaufen I für das der sechsjährigen Dressurpferde. 2005 wird der Hohenstein-Sohn Hudson Österreichischer Vizemeister der Junioren mit Marie-Therese Neuer-RothGschwender, Bartlgut’s Harvard v. Hohenstein wird unter Ulrike Prunthaller Österreicher Bundeschampion der fünf- und sechsjährigen Dressurpferde. 2006 qualifiziert sich Here I am, Auktionsspitzenpferd der Medinger Auktion 2005, für das Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde, das Gleiche gelingt auch Heldenberg (MV Donnerhall) und Karolinger I (v. Latimer-Hohenstein). His Highness qualifiziert sich bei den sechsjährigen Dressurpferden, ebenso Weltrubin (v. Weltregent H-Hohenstein). Donna Antonia (v. Don Frederico-Hohenstein) qualifiziert sich 2007 zum Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde, 2008 gelingt es Highlander bei den sechsjährigen Dressurpferden. Hohensteins hannoversch gekörter Sohn Hohenstaufen I (Prämienhengst 2000) wird 2007 Europa- und deutscher Meister der Jungen Reiter unter Christin Schütte, in der Mannschaft gewinnen sie Silber. Für die Europameisterschaften konnte sich auch Habitus mit Louisa Lüttgen qualifizieren. Highway fasziniert das Publikum immer wieder aufs Neue. Der 1996 geborene Rappe ist nicht nur bildschön und gehört zu den erfolgreichsten Dressurpferden Deutschlands – er ist blind. Schon vor seiner Krankheit gehörte er mit seiner Reiterin in den rheinischen Landeskader. Seine Reiterin wagte es, mit ihm ein Programm zu erarbeiten, das es beiden möglich machte, ihre reiterliche Karriere fortzusetzen. Sie gewinnen die Silbermedaille beim Preis der Besten in Warendort und krönen ihre junge Karriere mit der Goldmedaille bei den Europameisterschaften 2008 in Portugal. In der Einzelwertung werden sie Vierte, in der Einzelwertung Kür Zweite. Bei den Deutschen Meisterschaften in Hannover kommt der Titel des Vizemeisters. Solche Leistungen gelingen nur mit einem sensiblen Pferd, das Vertrauen zu seinem Reiter aufbaut – eigentlich typisch für einen Trakehner, allerdings trägt Highway das hannoversche Brandzeichen. In einer anderen Sparte ist Pitucelli, Trakehner des Jahres 2007, hoch erfolgreich. Er gehört zu den besten Voltigierpferden der Welt: 2006 wurde er bei den Weltreiterspielen in Aachen Vizeweltmeister mit seiner Partnerin Katharina Faltin aus Österreich. 2007 wurde er mit seiner Besitzerin Sissi Jarz in Ungarn Europameister. 2008 errangen sie Platz drei beim CHIO in Aachen und die Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften in Brno (CZE), hier verhalf er Katharina Faltin zudem zu Platz sechs. 2007 gehört Hohenstein in der FN-Zuchtwertschätzung zu den ersten fünf Prozent der Dressurvererber, 2008 liegt er wiederum in der Spitzengruppe der besten fünf Prozent, seinem Sohn Münchhausen gelingt es sogar, sich mit Platz sieben in den Top Ten zu behaupten. 2008 weist sein Zuchtwert einen Indexwert von 149 auf. 632 seiner Nachkommen sind bei der FN als Turnierpferd registriert, 26 davon gehen in S-Dressuren. Hohensteins Nachkommen gewannen bisher knapp 250.000 €. Zu seinen erfolgreichsten Nachkommen 2008 gehören die Trakehner Insterburg TSF (Jahresgewinnsumme 10.135 €), Sea Cloud, Okiara, Münchhausen TSF, Koriolan, Kiruna und weitere. Aus den anderen Zuchtgebieten sind bei den erfolgreichsten Nachkommen die Hannoveraner Highway, Herzbube, Helena, Hero of Fashion, Hope and Glory, Hetkinen, Habitus, High Diavolo und Hotchkiss, die Oldenburger Hoheit, Hohenstein’s Sterchen und Homemade, der Hesse Henry und der Westfale Hawai SB vertreten. Es ist auffallend, wie viele Pferde aus anderen als dem Trakehner Zuchtgebiet stammen, ein klarer Beweis für die Begehrlichkeit der Hohenstein-Nachkommen.

    Caprimonds Eltern

    Schon immer hat der passionierte Trakehner Züchter Otto Langels aus Hämelschenburg hin und wieder Webelsgrunder Hengste benutzt und immer Glück gehabt. Auch bei Arogno sollte ihn sein züchterischer Spürsinn nicht täuschen. Ihn wählte er für die IbikusTochter Karben, deren Mutter Kaprice II er ebenfalls in Webelsgrund gekauft hatte. Kaprice II ist Schwester zu den gekörten Hengsten Kadett, Kapitän, Karneol und Kassius sowie zu den überragenden Stuten Kassia, Kassiopeia und Karavelle und brachte mit dem Hämelschenburger Hauptbeschäler Ibikus den gekörten Karneval sowie eben Karben. Diese Stute ist als Großmutter auch für die 1996er Bundeschampionesse Wildrose alias Weltspitze, die Auktionsspitze in Oldenburg war, verantwortlich. Karbens Tochter Kassuben brachte den Grand Prix-erfolgreichen Hengst Kapriolan F, ihre Falke-Tochter Kapstadt den Spitzenvererber Kostolany. Selbst erfolgreich in der schweren Klasse begeisterte er auch in der Schau-Nummer „Phantom der Oper“ und brachte zehn gekörte Söhne: Siegerhengst Gribaldi ist international mit Edward Gal auf Grand Prix-Niveau erfolgreich und einer der erfolgreichsten Vererber der Niederlande, Silvermoon brachte mit der Zauberstute Matiné die Überraschung der Weltreiterspiele 2006 in Aachen: Mit Andreas Helgstrand gewann sie Bronze im Grand Prix Special und Silber in einer Kür, die mit Standing Ovations belohnt wurde. Dieser Webelsgrunder K-Stamm brachte zahlreiche Sportpferde und geht auf die Trakehner-Stute Kassette von dem Araber Harun Al Rashid zurück. Karben wurde von Otto Langels zu Arogno gebracht und diese Wahl wurde ein absoluter Glücksfall für die Trakehner Zucht: 1981 wurde Karon geboren. Als 1. Prämienhengst auf seiner Körung ausgezeichnet, war er mit 129.02 Punkten bester Trakehner Hengst seiner HLP in Adelheidsdorf und setzte mit dem Reservesieg im Dressurindex die Rittigkeits-Dominanz seiner Vorfahren fort: Muttervater Ibikus siegte als Vierjähriger im Reitpferdechampionat des Wiesbadener Pfingstturniers. Bis zur Klasse M erfolgreich wurde Karon nach züchterischem Einsatz auf Hämelschenburg an die Oldenburger Station Vorwerk verpachtet. Bereits neunjährig musste der Hengst nach einem tragischen Unfall mit einem Beckenbruch eingeschläfert werden. Aus seiner doch relativ kurzen Beschälerzeit wurden vier seiner Söhne gekört: Caprimond (Reservesieger 1987), Schampus (Prämienhengst 1987), Beaujolais und Gadsby. Über seine Töchter ist Karon auch in den Pedigrees des 1996er Reservesiegers Trocadero, der hannoverschen Vollbrüder Rosenthal und Rubin Magic sowie des Oldenburgers Lawrence of Arabia vertreten. Karon brachte 15 Staatsprämienstuten und bis Grand Prix erfolgreiche Pferde.

    Caprimonds Mutter: Capri

    Caprimonds Mutter, die Rappstute St.Pr.St. Capri IV v. Mackensen a.d. Coeur-As v. Herzbube, wurde 1980 bei Carl A. Gebauer in Köln geboren. 1982 wechselte sie im November nach Hameln zu Jürgen Hanke. 1983 holte sie sich den Titel Siegerstute, wurde mit der Staatsprämie ausgezeichnet und nahm 1983 erfolgreich an der Bundesschau in Verden sowie später an der Bundesstutenschau in Aachen teil. Capri wurde zu einer der bedeutendesten Stuten der Trakehner Zucht und brachte 14 Fohlen. Ihre erste Tochter von Consul wurde Südafrikanische Championesse. Als Prämienstuten ausgezeichnet wurden die Ravel-Töchter Caprimona und Capriola, die den gekörten Carlton brachte. Mit Polarpunkt brachte Capri den gekörten, S-Dressur erfolgreichen Capripunkt. Immer in der Hoffnung, dass noch ein Stutfohlen geboren wird, ist im Zuchststall Hanke keine Tochter der großen Capri remontiert worden. „Capri war stets eine Diva, die sich ihrer Schönheit bewusst war, darum wirkte sie oft stolz und Fremden gegenüber ein wenig unnahbar. Jedoch hat sie uns, ihrer Familie, ihre Zuneigung auf vielfältige Art spüren lassen und war immer aufmerksam und dankbar. Wir haben Capri ein abwechslungsreiches erfolgreiches Züchterleben mit vielen schönen Erinnerungen zu verdanken.

    Am Sonntag, den 3. Februar 2008, haben wir Capri in den Pferdehimmel entlassen“, erzählt Familie Hanke. Aus Capris Familie stammen zahlreiche gekörte Hengste und erfolgreiche Sportpferde. Capris Vollbruder ist der gekörte Chantilly v. Mackensen, ihre Vollschwester die St.Pr.St. Coeur-Dame. Diese brachte u. a. den bis M-Dressur erfolgreichen Coeur v. Itaxerxes. Seine Vollschwester Coco Chanel wurde Mutter der M-Dressurpferde Caruso v. Trocadero und Come On v. Guter Planet, seine Halbschwester Colette v. Ravel brachte das S-Dressurpferd Cheops v. Guter Planet. Capris weitere Vollschwester Coeur Neuf brachte den S-Dressur-erfolgreichen Chianti v. Buddenbrock und den im Fahrsport bis zur Kl. M eingesetzen Cicho v. Consul. Vollbruder zu Capris Mutter Coeur-As ist der unter Uwe Sauer international erfolgreiche Caro-Bube. Aus diesem Stamm der Cajenne kommen auch die gekörten Hengste Carlton v. Polarpunkt, Chabrol v. Alter Fritz, Chateauneuf v. Sir Shostacovic xx, Chardonne v. Stravinsky xx, Carajan v. Herbstwind, Cordial v. Komet, Cortez v. Hartenstein. Capris Vater Mackensen v. Patron war Siegerhengst seiner Körung 1978. Er absolvierte seine Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf mit überdurchschnittlichem Ergebnis. Neun seiner Söhne wurden gekört, darunter der im Rheinland hochgeschätzte Mephistopheles und Charly Chaplin, mit über 240 Siegen und Platzierungen unter Christoph v. Daehne einer der erfolgreichsten Trakehner Hengste. Mackensens Mutter Maharani II ist eine Flaneur-Tochter, sie war 1981 Reservesiegerstute der Landesschau im Rheinland. Sie brachte auch die gekörten Hengste Marlon v. Pasteur xx und dessen hochgeschätzen Vollbruder Mahagoni. Capris Großvater Herzbube war ein ausgesprochen typvoller Hengst, 1966 Kör-Reservesieger und brachte mit Heuriger den Team-Silbermedaillengewinner der Weltreiterspiele 1994 unter Ellen Bontje. Seine Tochter El.St.Tilsit III wurde Mutter der Elite-Hengste Tenor, Tivano (beide v. Tümmler) und Tuareg v. Radom.

    Caprimonds Pedigree-Studien

    Sowohl über die Mutter- als auch über die Vaterseite treffen gehäuft Edelblutelemente aufeinander. Mutter Capri führt Fetysz ox doppelt in ihrem Pedigree, in Vater Karons Pedigree finden sich Fetysz ox, Harun Al Rashid (Arab.) und englisches Vollblut über Arognos Mutter in den vorderen Generationen. Hinzu kommen die ausgesprochen typvollen Hengste Arogno und Herzbube, die zudem für ihre rittigen und leistungsbereiten Nachkommen bekannt waren.

    Blick ins Pedigree – woher kommt diese Typbrillanz und Rittigkeit?

    Donnerhall, Florestan I, Cor de la
    Bryère, Caprimond (von links)

    Schon Caprimonds Großvater Arogno war ein ganz besonderer Hengst. Seine Mutter war die aus Irland importierte Vollblutstute Arcticonius xx von Apollonius xx, die auf den Spitzenvererber Nearco xx ingezogen ist. Sie lieferte ihrer Besitzerin Ilona Wenzel mit dem bei ihr stationierten Trakehner Flaneur die drei gekörten Vollbrüder Avignon, Arogno und Ayacucho, außerdem mit Flaneurs Sohn Damaskus den gekörten Acajou. Avignon ging in die USA und brachte erfolgreiche Hunter wie Baron Palazzo, der 1986 First-Year Green National Champion, The Dancemaster ATA Adult Amateur Champion wurde. Arcticonius’ Tochter Anna Karenina brachte den gekörten Matcho AA-Sohn Amatcho, der den gekörten Hengst Canzler und Miss Meller TSF, siegreich in CIC***-Weltcup-Qualifikationen, brachte. Arcticonius xx gehört zu den wenigen englischen Vollblutstuten, denen der Titel der Elitestute vom Trakehner Verband verliehen wurde.

    Arognos Vater Flaneur vertritt die Hengstlinie des Vollblutarabers Fetysz ox über seinen Vater Maharadscha und Großvater Famulus. Maharadschas Mutter ist die in der Trakehner-Zucht hochgeschätzte Marke, auf die sich auch die Hengste Mahagoni, Matador, Mackensen und Maserati zurückführen lassen. Arogno führt damit sowohl englisches als auch arabisches Vollblut in seinem Pedigree. Arogno wurde Reservesieger auf der Trakehner Körung 1978 und wirkte auf verschiedenen Gestüten wie Hämelschenburg, dem Tannenhof, Amselhof Walle oder im Gestüt Webelsgrund. Auch benachbarte Züchter nutzen den vierjährigen Arogno in dieser Zeit, ließ er sich doch problemlos von den damals elf und 14 Jahre alten Töchtern des Gestütsleiters Peter Oellrich reiten – ein tolles Zeichen seiner Rittigkeit. Als bester Trakehner Hengst seiner HLP er hielt er 120.45 Punkte, wurde Reservesieger im Deutschen Reitpferdechampionat in Münster-Handorf und siegte bis L-Dressur – der sportliche Einsatz von Deckhengsten war damals noch selten. Er hinterließ 32 Staatsprämienstuten, 16 gekörte Söhne, darunter sechs Prämienhengste, acht seiner Söhne beendeten ihre Hengstleistungsprüfungen mit Gesamtindices über 120. Sechs seiner gekörten Söhne konnten Erfolge in SDressuren verzeichnen. Allein 36 mal siegte Schwadroneur, der neben teuren Auktionspferden, wie die für 140.000 DM versteigerte Tamara und die 110.000 DM kostende Evita, auch den unter Andreas Helgstrand bis Intermediaire I erfolgreichen Hengst Hertug brachte, auf Grand Prix-Niveau mit Anne Grethe Thörnblad. Arogno brachte auch den international unter Anky van Grunsven siegreichen Olympia-Reservisten Partout, der neben sechs weiteren gekörten Söhnen auch den Siegerhengst und international erfolgreichen Sportler Monteverdi sowie Hans Peter Minderhouds Olympiapferd Nadine zeugte und als Elitehengst ausgezeichnet wurde. Partouts Einfluss reicht über Monteverdi und dessen Sohn Oliver Twist bis zum Trakehner Siegerhengst des Jahres 2007 Grand Passion. Der Arogno-Sohn Ivernel war selbst mit Petra Wilm bis Klasse S erfolgreich und brachte den Siegerhengst und Bundeschampionats-Finalisten Le Rouge, der 2008 den Trakehner Siegerhengst Iskander stellte. Insgesamt haben Arognos knapp 300 als Turnierpferd registrierte Nachkommen rund 230.000 € im Sport verdient. Als Lieferant für Reitpferde allerhöchster Güte bekannt geworden, stand Arogno mit über 150 Punkten bereits 1992 an der Spitze der Trakehner Hengste auf Basis der Nachkomenleistung in der Zuchtwertschätzung der FN. 1995 wurde er Elitehengst, 1996 erhielt er die Auszeichnung als „Trakehner Hengst des Jahres“. Er ist neben Consul von Swazi xx und den Pasteur xx-Söhnen Mahagoni und Michelangelo einer der wenigen Halbbluthengste, denen es gelang, sich über Generationen zu etablieren. Eindrucksvoll bestätigt das die FN-Zuchtwertschätzung 2008: Alle Trakehner Hengste oder Hengste, die von Trakehner Vererbern abstammen und zu den Top 100 Dressurvererbern 2008 gehören, führen Arogno-Blut im Pedigree. Der Hengst selbst ging 1996 20-jährig an einer Dünndarmembolie ein.

    Der „Caprimond-Typ“

    Von seinen bedeutenden Vorfahren schon mit Typ und Rittigkeit gesegnet, gelang es Caprimond, seinen Nachkommen seinen ihm eigenen Typ, den „Caprimond-Typ“ weiterzugeben. Dieser Typ zeigt sich in den folgenden Generationen dermaßen deutlich, dass der Ausdruck „Stempelhengst“ für Caprimond eigentlich nicht ausreicht. In der Zuchtwertschätzung des Trakehner Verbandes steht er in vorderster Reihe der Typverbesserer. Auch der hannoversche Verband bestätigt dies in seiner eigenen Auswertung stets aufs Neue. Die FN-Zuchtwertschätzung führt ihn seit Jahren unten den besten Dressurvererbern. Der Trakehner Zuchtleiter Lars Gehrmann verglich Caprimond mit dem Trakehner Hauptbeschäler Pythagoras: Eine solche Wirkung wie dieser Hengst damals in Trakehnen auf die Zucht ausübte, gelang Caprimond in der „Neuzeit“. Aus Respekt vor seiner sportlichen und züchterischen Leistung erhielt er die Titel „Elitehengst“ und „Trakehner Hengst des Jahres 1998“. Wie ein roter Faden ziehen sich Typ und Rittigkeit durch Caprimonds Geschichte. Sein Pedigree ist mit züchterischen Höhepunken durchsetzt, er verkörpert den Glanz der Fetysz ox-Hengstlinie und ergänzt diese noch durch seine von allen Seiten bestärkte Rittigkeit. Caprimond wurde 1996 ein bronzenes Denkmal auf dem Klosterhof gesetzt, er selbst setzt sich mit seinen Nachkommen sein züchterisches Denkmal. Seine eigenen Leistungen und die seiner Nachfahren bestätigen: Schönheit schließt Leistung nicht aus. Selten gelingt die Kombination zwischen Zucht und Sport, Schönheit und Leistung so ausgezeichnet wie bei Caprimond. Seinen klaren Typ, seine Bewegungsqualität, die Umgänglichkeit und die sprichwörtliche Rittigkeit gibt er treu an seine Nachkommen weiter – er ist zu einem wahren Stempelhengst geworden. Der „Caprimond-Typ“: Er findet sich über Generationen wieder.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Mareile Öllrich-Overesch, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Arpeggio – Westfalens Überflieger (Teil 1)

    Arpeggio – Westfalens Überflieger (Teil 1)

    Nach dem Abgang der westfälischen Stempelhengste Pilot und Polydor war es um Westfalens Springpferdezucht ruhiger geworden. Die „Durststrecke“ hielt nicht lange an, einer der „neuen Helden“ ist Arpeggio. Nicht verwunderlich: Auch in seinem Pedigree findet sich Pilot.

    Arpeggio und sein Züchter bei der Verleihung des Ramzes-Preis 2008 vor dem Münsterischen Schloss.

    Ludger Beerbaum hat einen – und der hat es in sich: All Inclusive NRW – Siebter im Olympischen Einzelfinale von Hongkong, Zweiter im Großen Preis von Aachen, Dritter im Finale der Global Champions Tour in Sao Paulo, Gesamtdritter der Riders Tour. Debby Winkler, Ehefrau von Deutschlands Springsport-Legende Hans Günter Winkler, hat mit dem Wallach Allerdings auch einen und Imke Schellekens-Bartels hat mit dem „Best Future Stallion Dressage“ Aachen einen Besonderen: Einen Arpeggio-Nachkommen. Der Warendorfer Landbeschäler hat sich zu einem herausragenden Vererber entwickelt – 23 Kinder sind in Klasse S erfolgreich, 450.000 € beträgt seine Nachkommen-Lebensgewinnsumme, sechs Söhne wurden gekört. Arpeggio entstammt der Zucht eines Mannes, der viele Verdienste um die westfälische, besser die deutsche Pferdezucht und den Reitsport geschaffen hat: Heinz Dieckhoff-Holsen. Aktiver ländlicher Reiter bis in die schwere Klasse (zw. 1957 und 1960 neun schwere Military-Prüfungen einschl. drei Olympia-Ausscheidungen), selbst international erfolgreich, Ausbilder, Richter auf Grand Prix-Niveau sowie bei den Bundeschampionaten, Hengstleistungsprüfungen, Stuten-Stationsprüfungen, lange Jahre Vorstandsmitglied und stellvertretender Vorsitzender des Westfälischen Pferdestammbuches, Mitglied des geschäftsführenden Vorstandes der Westfälischen Reit- und Fahrschule. Vor allem aber ist Dieckhoff-Holsen Züchter von etlichen Staatsprämienstuten und gekörten Hengsten wie Funke, Ramiro`s Match, Picado, Alvaretto und Weltino, dazu Aufzüchter von Hengsten wie Graziano und Respekt. Auf seinem Hof in der Telgter Bauernschaft Vechtrup ist dazu noch ein ganz besonderer Hengst geboren: Arpeggio. Von „seinem“ Arpeggio spricht Dieckhoff-Holsen mit ein wenig berechtigtem Stolz. Aber für den Westfalen ist dieser Erfolg auch erklärbar: „Was wir züchterisch miteinander verbunden haben, war ein Mutterstamm mit sicherem Leistungshintergrund sowie auf der Vaterseite bestes Blut mit Leistungsgarantie! Und trotzdem kann man den Erfolg nicht erzwingen!“

    Arpeggios Karriere-Start

    Arpeggios Züchter mit Arpeggio als Fohlen und seiner Mutter Perle.

    1995 wurde Arpeggio geboren. Seine Aufzucht gelang ohne besondere Probleme, bereits während der Vorbereitung für den Vorbesichtigungstermin fanden sich zahlreiche Interessenten für den noblen Dunkelbraunen auf dem Dieckhoffschen Hof ein. Darunter ein seit vielen Jahren in Westfalen renommierter Hengsthalter, ein Pferdezüchter aus Brasilien und die Gestütsleiterin des NRW-Landgestüts in Warendorf, Susanne Schmitt-Rimkus. Doch zunächst musste die dreitägige Körung in Münster-Handorf absolviert werden. Sie begann am Montag, den 13. Oktober 1997, mit der ersten Besichtigung der Pflastermusterung. Bereits am ersten Tag war für viele Besucher klar: An diesem Dunkelbraunen kann man nicht vorbeischauen, das ist ein ganz sicherer Kandidat! Spätestens nach der dritten Besichtigung mit Freilaufen, Schrittrunde und vor allem dem Freispringen wurde der Accord-Sohn hoch gehandelt. Er präsentierte sich ausgesprochen nobel, souverän und locker, schnell gewann er die Sympathien des Publikums, Trab und Schritt waren über jeden Zweifel erhaben. Und das Springen, erzählt noch mancher Zuschauer, gehörte sicherlich zum Besten was man je in Münster-Handorf gesehen hat: Talentiert, mit ganz viel Übersicht und mit dem unbändigen Willen, auf die andere Seite zu kommen. Die Zulassung zur vierten Besichtigung war reine Formsache. Hier wurde er an die Spitze gestellt, im Endring gab es am Ende nur einen, der an ihm vorbeizog: Der spätere Privatbeschäler Friedenstraum, ein Sohn des Ferragamo, der züchterisch nur wenig hinterlassen hat. Ganz im Gegensatz zum ersten Reservesieger, dem dunkelbraunen Accord-Pilot-Sohn aus der Zucht von Heinz Dieckhoff-Holsen. Das Rennen beim Kauf machte letztendlich die Warendorfer Gestütsleiterin, die ihm den musikalischen Namen Arpeggio gab – ein zerlegter Akkord, bei dem die einzelnen Töne nicht gemeinsam, sondern einzeln angeschlagen werden. Das Anreiten gelang ohne Probleme, schnell war Arpeggio auch unter dem Reiter locker und sicher in der Balance. Die Gestütsleiterin beschreibt ihn anlässlich der Vorstellung der Junghengste 1998: „Typmäßig ist dieser hoch moderne Junghengst stark durch das im Mutterstamm verankerte Blut des Anglo-Arabers Burnus geprägt. Burnus AA gilt bundesweit als Garant für Typ und Ausdruck.“ Ausgestattet mit dem Titel „1. Reservesieger“ gelang ihm der Einstand als Landbeschäler, aufgestellt in Warendorf, glänzend. Der erste Fohlenjahrgang sorgte Anfang Juli für einen selten erlebten Zuschauerandrang auf dem Warendorfer Lohwall, so dass der westfälische Zuchtleiter Dr. Marahrens ins Schwärmen geriet: „Nur wenigen Hengsten ist es vergönnt, eigene Vorzüge auch bei unterschiedlichen Paarungspartnern durchschlagend weiterzugeben. Schöne Gesichter, gut proportionierte Körper sowie ein flüssiger und energisch vorgetragener Bewegungsablauf im Trab waren allen Fohlen gemeinsam. So könnte es mit Arpeggio gelingen, schöne Springpferde zu züchten, die auch schon als Fohlen ihre Abnehmer finden. Aber auch das ein oder andere Dressurpferd wird bei diesen Vorzügen in einigen Jahren für den Vater Werbung machen!“ Das züchterische Interesse hielt mit den üblichen Schwankungen an, in den letzten drei Jahren konnte eine deutliche Zunahme bei den von ihm besamten Stuten verbucht werden. Doch eines nach dem anderen: Seine im Herbst 1998 geplante Teilnahme an der Hengstleistungsprüfung der Landbeschäler wurde wegen einer Verletzung auf 1999 verschoben. Nach Alterskorrektur legte Arpeggio dann als vierjähriger eine ausgeglichene Prüfung ab, sein Dressurindex lag bei 111.14 und sein Springindex bei 116.75 Punkten. Das brachte ihm am Ende einen Gesamtindex von 115.97 Punkten und den fünften Platz von 15 Teilnehmern ein. Hervorzuheben waren neben der herausragenden Springanlage seine hoch benoteten Interieur-Werte. Für seine Leistungsbereitschaft gab es die Traumnote 10,0. Im Rahmen öffentlicher Schauveranstaltungen wie Hengstparaden ist das Interesse an Arpeggio sehr groß, hier wird er bereits seit einigen Jahren bei dem anspruchsvollen Schlusspunkt der Großen Dressurquadrille präsentiert, bekannter unter dem Namen „Jacobowsky-Quadrille“. Damit beweist Arpeggio seine Vielseitigkeit einmal mehr.

    Arpeggios Sportkinder

    All Inclusive NRW – erfolgreich unter Ludger Beerbaum.

    Von Anfang an, erstmalig nach dem Turnierjahr 2002, war Arpeggio Tabellenführer der Gewinnsummenstatistik seiner Nachkommen. Dieses Ergebnis setzte ihn deutlich vor seine „Verfolger“– häufig Hengste, deren Nachkommen vor allem dressurveranlagt sind. Nach den Reitpferden im Vorjahr kamen 2003 Sieger und Platzierte in Dressur- und Springpferdeprüfungen hinzu: In allen drei Teilbereichen sorgten Arpeggio-Kinder für die Platzziffer 1. Das hat sich bis heute nicht geändert, über all die Jahre lagen die durch seine Nachkommen zusammengetragenen Gewinngelder doppelt so hoch wie beim Zweitplatzierten – und das nicht nur dank Ludger Beerbaums All Inclusive NRW, obwohl sich dieser inzwischen als unbestrittenes Aushängeschild seines Vaters etabliert hat. Der aus einer Phantom-Lord Liberty-Mutter stammende Sohn des Arpeggio-Premieren-Jahrgangs weist aufgrund seiner internationalen Erfolge inzwischen eine Gewinnsumme von 300.000 € auf. Allein seine Erfolge im Olympiajahr 2008 machen ihn zu einem der ganz Großen des Springzirkus: All Inclusive NRW wurde Gesamtdritter der Riders-Tour, erzielte den vierten Platz im Weltcup-Finale in Göteborg, gewann im Nationenpreis von Aachen und wurde Zweiter im Großen Preis beim CHIO. Sein Jahreshöhepunkt war ohne Zweifel die Berufung in die Olympia-Mannschaft und der siebte Platz in der Einzelwertung in Hongkong. Das Jahr endete für All Inclusive NRW mit dem dritten Platz im Finale der Global Champions Tour in Sao Paulo. Wenn auch All Inclusive alles überstrahlt, so ist es gerade die Menge an im Sport erfolgreichen Nachkommen, die Arpeggio zu einem Vererber der Extra-Klasse machen. Der international bis zur Klasse S erfolgreiche Amos aus einer Paulaner-Stute kann inzwischen mit Niklas Engemann eine Lebensgewinnsumme von über 12.000 € nachweisen. Abby Joseph aus einer Pilot-Mutter startet erfolgreich unter Gerrit Schepers. Neben dem gekörten Ailton (siehe unten) reitet Markus Brinkmann eine Arpeggio-Stute namens Agenda erfolgreich in der schweren Klasse; ihre Mutter stammt von Polydor. Die vom westfälischen Körkommissar Theo Lohmann gezogene Arpeggia erhielt als Dreijährige die Staatsprämie und geht heute auf Schleifenjagd im S-Parcours; ihre Mutter ist die Dinard L-Tochter Ohlala, die selbst S-erfolgreich war. Die Arpeggio-Tochter Agrippa ist S-erfolgreiche Stangenspezialistin. Sie ist Mitglied der renommierten westfälischen Stutenfamilie der Abendfee von Herringserhöfe; aus ihr gingen Hengste wie Romadour I und II, sowie DLG Siegerhengst Pazifik hervor. Auf ausländischen Turnierplätzen agierte im letzten Jahr der Arpeggio-Pilot-Sohn Ali; der aus der Zuchtstätte Schulte in Ahlen gezogene Sportler wird vom Franzosen Kevin Staut pilotiert. Auch die US-Amerikanerin Debby Winkler reitet einen Arpeggio-Sohn: Allerdings, aus einer Mutter von Diamantino. Er ist inzwischen S-erfolgreich. Insgesamt sind von gut 600 gefallenen Arpeggio-Fohlen rund 230 als Turnierpferde eingetragen, davon gehen bis heute 33 Nachkommen Springpferde L bzw. M-Springen. Darüber hinaus sind 23 Kinder (ohne den Nachwuchs, der ins Ausland verkauft ist und nicht erfasst wurde) in der S-Klasse erfolgreich. Eine ungewöhnlich hohe Zahl, die unzweifelhaft noch weiter ansteigen wird. Die hohe Leistungsdichte in der Nachkommenschaft ist sicher ein unstrittiges Indiz für seine Vererbungskraft vor allem in puncto Springen, Leistungsbereitschaft und Rittigkeit. Die Lebensgewinnsumme seiner Nachkommen liegt inzwischen bei mehr als 450.000 €. Die FN schätzt seinen Zuchtwert in der Dressur mit 124 Indexpunkten, in der Kategorie Springen mit 135. Im Ergebnis: Arpeggio ist einer der vielseitigsten Vererber in Deutschland!

    Arpeggios gekörte Söhne

    Quipeggio, der Warendorfer Landbeschäler, wurde im Rahmen seiner HLP 2008 Springsieger.

    Den Reigen der gekörten Söhne führt aus dem Premierejahrgang Astral an; der aus einer Pascal-Lucifer-Stute gezogene Schwarzbraune entstammt einer erfolgreichen westfälischen Stutenfamilie, aus der u.a. die Landbeschäler Parcours und Regen I hervorgingen. Es folgte der nachgekörte Askaban, Jahrgang 1999, aus der Pinocchio-Tochter Piconda, die auch den Ldb. Paulaner brachte; Großmutter ist die Frühlingstraum II-Tochter First Lady, sie brachte den vielbeachteten Privatbeschäler Polytraum. Der in Thüringen gekörte Acomet (geb. 2000) startet unter anderem mit Holger Wulschner siegreich in der internationalen schweren Klasse. Wen wundert es: Seine Mutter ist eine Pilot-Furioso II-Tochter. Acomet hat bereits sechs S-Springen gewonnen. Der aus Bayern stammende Arpeggio-Sohn Aachen, geb. 2001, ist ein Sohn der Coriograf B-Tochter Araconda und sorgte vor allem mit seinem Sieg beim internationalen HengstTurnier in Zwolle für Aufsehen, wo er als „Best Future Stallion Dressage“ (bester Dressur-Nachwuchshengst in den Niederlanden) das Viereck verließ. Seine Reiterin war die niederländische Weltmeisterschafts-Reiterin Imke Schellekens-Bartels. Aus der Stutenfamilie der Addi von Abgott (daraus auch Frühlingstraum I und II, Estobar NRW, Prinz Segelhorst und viele Sportpferde) stammt Ailton, geb. 2001. Er geht mit Markus Brinkmann erfolgreich S-Springen, wobei er sich aufgrund seiner Schnelligkeit besonders im Stechparcours hervorgetan hat. Weitere gekörte „Arpeggios“ sind: Der 2002 geborene Alesio aus einer Landino-Mutter sowie der 2004 geborene Almelo, der aus einer Florestan I-Stute stammt.

    Arpeggio als Stutenmacher

    Gleich aus dem ersten Arpeggio-Jahrgang erschienen fünf Töchter auf der 37. Westfälischen Eliteschau im Jahr 2002 in Münster Handorf. Aus bewährten Stämmen gezogen überzeugten sie alle mit Eleganz und Sportlichkeit. Eine von ihnen landete auf dem Endring: Alina aus der Familie der gekörten Hengste Frühlingsbote, Felano und Pius. Ihre Feldprüfung hatte sie mit der herausragenden Wertnote von 8,16 beendet und im Westfalenwappen den sechsten Platz belegt. In den nachfolgenden Jahren hat sich die Zahl der staatsprämierten Töchter auf 17 erhöht, insgesamt wurden 110 Stuten zur Zucht eingetragen. Auch als Hengstmütter etablieren sich Arpeggio-Töchter. Drei aktuelle Beispiele: Der Warendorfer Landbeschäler Quipeggio, ein Sohn des Quidam`s Rubin aus der VerbPrSt. Against All, geb. 2005, hat sein erstes Deckeinsatzjahr hinter sich und wurde im Rahmen seiner HLP 2008 Springsieger. Auf der Oldenburger Körung in Vechta wurde 2005 ein Cornet Obolensky-Sohn gekört, seine Mutter ist die westfälische Stute A`pershing von Arpeggio-Polydor. Der Schimmelhengst mit dem Namen Corlensky G ging nach Schweden und deckt dort im Gestüt Waldhof. Bei den Bundeschampionaten in Warendorf war er Finalteilnehmer. Auf der 2008er-NRW-Hauptkörung sah man einen sportlichen Sohn des Chico`s Boy aus einer Arpeggio-Pit I-Mutter, der ein positives Körurteil erhielt; mit dem Namen Chicos Son geht er ab 2009 als Leihhengst des NRW-Landgestütes auf Stutenfang.

    Der Ursprung der Arpeggio-Familie

    Über den Mutterstamm gibt es viel zu berichten: Die Familie, die im Raum Sudweyhe südlich von Bremen ihren Ursprung nahm, wird bei Claus Schridde angesprochen als Familie der Axtsilber/Astklinge von Axtmann I. Axtsilber stammt aus der Zuchtstätte von Dr. Wilhelm Bode (Brinkum, Kreis Hoya), wo sie 1950 geboren wurde. Mutter dieser gangstarken Dunkelbraunen mit der noblen Blesse war die staatsprämierte Selma von Spee II, einem ausgesprochenen Stutenmacher. In den weiteren Generationen finden sich klangvolle wie solide Namen des hannoverschen Zuchtgebietes: Allwetter I, Alciatus, Schwabenland I, Junicus, Alnok, Fiesco II, Nabob I, Fingal I. Axtmann I (Landgestüt Osnabrück) stand noch ganz im Wirtschaftspferdetyp der 40er und 50er Jahre, kurzbeinig, zugfest und ausgesprochen gangstark. Aus der Anpaarung mit dem arabisch anmutenden Typvererber Ernö von Astflug, dessen Nachkommen mitunter schwierig waren, fiel Elfi, geb. 1958. Elfi kam auf den Vogelsangshof ins Rheinland; dort betrieb der engagierte Gottfried Hoogen mit seiner Frau eine qualitätvolle Warmblutzucht. Hoogen, selbst Hengsthalter, hatte zu der Zeit einen außerordentlich aparten Anglo-Araber in seinem Hengstbestand, der 1962 Elfis Partner wurde: Burnus AA.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Franz-Josef Neuhaus, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Arpeggio – Westfalens Überflieger (Teil 2)

    Arpeggio – Westfalens Überflieger (Teil 2)

    Burnus AA – liebenswürdiger und leichtrittiger Edelmann

    Der charmante, leichte, nur 1,61 Meter messende Hengst mit hübschem Kopf und klugem, lebhaftem Auge besaß viel Aufsatz, wenig Widerrist, war ausreichend tief, mit breiter runder Kruppe und verfügte über gerade und dabei genügend schwungvolle Gänge mit etwas übertriebener Aktion. Menschen, die mit ihm umgingen, bescheinigten ihm Liebenswürdigkeit und Leichtrittigkeit sowie große Intelligenz bei allerbestem Charakter. Sieht man Fotos von Burnus, kann man sich seinem Charme nicht entziehen. Was ihn zudem auszeichnete, war seine hohe Leistungsbereitschaft, die er mit Dr. Reiner Klimke 1953 beeindruckend unter Beweis stellte: Viermal Platz 1 und 4 hohe Platzierungen in Jagd-, Dressur- und Springprüfungen der Klasse M. Bedauerlicherweise musste er seine hoffnungsvolle Karriere bereits fünfjährig verletzungsbedingt beenden. Der bekannteste Sohn dieses Anglo-Arabers war der Trakehner Stempelhengst Habicht, der unter dem ehemaligen Bundestrainer Martin Plewa internationale Militarys gewann.

    Stammstute Beatrix – die Fruchtbare

    Acomet hat bereits sechs S-Springen gewonnen.

    Elfi wurde zwei Jahre nacheinander von Burnus gedeckt. In beiden Folgejahren fielen Stutfohlen: 1963 wurde Beatrix geboren, 1964 Burgfee. 1965 hieß der Partner von Elfi Landbeschäler Frühwein, ein Frühbote-Sohn, der kurze Zeit in Wesel stand. Aus dieser Anpaarung fiel Fianetta. Beatrix kam als tragende Stute dreijährig zu Familie Tölle nach Münster, wo sie zur Stammstute einer bis heute erfolgreichen Zucht wurde. Hildegard Tölle, eine ambitionierte Züchterin, deren erfolgreiche Tochter Ulrike zweimal Westfalenmeisterin wurde: „Beatrix war ein absoluter Glücksfall für unsere Zucht. Sie hatte für die damalige Zeit viel Adel und Typ. Aber was uns am meisten begeisterte, war ihre Fruchtbarkeit: In 20 Zuchtjahren brachte sie 19 Fohlen. Ein Aspekt, der heute nicht hoch genug eingeschätzt werden kann!“ Und weiter: „Alle Kinder waren spätreif. Sie brauchten in der Regel ein Jahr länger, um für den Reitsport genutzt zu werden.“ Das erste Fohlen von Beatrix war ein Stutfohlen des Warendorfer Landbeschälers Borusse. Dieser Hengst kam 1965 als dreijähriger ins Landgestüt; ausschließlich auf Deckstellen im Rheinland eingesetzt, konnte er sich trotz einer wenig ausgeglichenen Stutengrundlage häufig durchsetzen. Seine Nachkommen werden häufig als ansprechende Modelle, im mittleren Rahmen und zumeist sehr korrekt beschrieben. Interessant ist der Hinweis auf die überdurchschnittliche Springveranlagung der „Borussen“. Die Tochter der Beatrix erhielt den Namen Baronesse und blieb bei Familie Tölle. Beatrix’ zweites Fohlen war ein Hengst aus der Verbindung mit dem Privathengst Filter von Firn. Der dunkelbraune, mehrfache Siegerhengst bei Hauptkörungen stand in der Nachbarschaft der Tölles auf der Privatstation Hesker-Lengermann. Tölles zogen den Filter-Sohn auf, um ihn auf der Hauptkörung 1970 vorzustellen. Im gleichen Jahr als der westfälische Stempelhengst Frühlingstraum II Siegerhengst wurde, erhielt auch der braune Fidux aus der Beatrix den begehrten Stempel „gekört“ und ging anschließend auf die kleine sauerländische Privatstation von G. Winkelhorst. Nach fast 20-jähriger Tätigkeit hinterließ er trotz geringer Zuchtbenutzung in einer züchterischen Diaspora eine Reihe gut brauchbarer Pferde für den ländlichen Turniersport. Er selbst ging erfolgreich Springen bis Klasse M – zu einer Zeit als es die große Ausnahme war, Deckhengste gleichzeitig im Sport einzusetzen. Beatrix brachte weitere Filter-Kinder: Tochter Fidelitas, geb. 1969, Stockmaß knapp über 1,60 m, braun, erhielt mit 7er-Noten (damals gab es eine Zucht- und eine Material-Note) die Staatsprämie. Auch die ein Jahr später geborene Fidelia (geb. 1970) wurde dreijährig mit der Staatsprämie ausgezeichnet; gleiches gilt auch für Vollschwester Filia, Jahrgang 1971. Familie Tölle war 1974 auf der westfälischen Eliteschau besonders erfolgreich: Die Frühlingstraum I-Tochter aus der oben beschriebenen Baronesse namens Frühlingssonne war wie Filia eine der Spitzenstuten in der Halle Münsterland und erhielt den Titel „Staatsprämienstute“. Nach diesen beeindruckenden Schaumodellen mit Zucht-Ambitionen aus der Beatrix folgten Nachkommen, die die Sportlichkeit des Stutenstammes des Arpeggio unterstreichen: Nach Fee, die mit Cyrian die 1972 geborene Staatsprämienstute Cynthia brachte, folgt 1973 eine weitere Filter-Tochter. Unter dem Namen Finesse ging sie erfolgreich M-Prüfungen im Springen und wurde ebenfalls mit der Staatsprämie ausgezeichnet. Als 1972 der Privathengst Filter nach Ungarn verkauft wurde, wechselte die Züchterfamilie Tölle zum Landgestüt und paarte erstmals Beatrix mit Frühlingstraum I, der damals auf Burg Hülshoff im benachbarten Roxel postiert war. Frühlingstraum I stand immer im Schatten seines jüngeren Bruders Frühlingstraum II. Der erstgeborene Beschäler aus dem Stutenstamm der Addi von Abgott (Züchter Wilhelm Spreen-Segelhorst, Rahden-Varl) machte sich vor allem als Stutenmacher und Vater einiger herausragender Sportkinder einen guten Ruf. Beides verwirklichte er auch in der Arpeggio-Familie. Der erste Nachkomme aus der Verbindung von Beatrix und Frühlingstraum I war Flamenco, der im Viereck Erfolge bis zur schweren Klasse nachweisen konnte. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Feuerzauber sammelte Schleifen im Parcours bis Klasse S. Die Vollschwestern Fliegette und Fabienne waren auf ländlichen Turnieren in A-Prüfungen über den Stangen erfolgreich. Forrester überzeugte in L-Dressuren. Aus den Anpaarungen mit dem Sohn des Halbblüters Bariton, Bartok, stammten die A-Pferde Bel Ami und Bandit. 1986 schied Beatrix 23-jährig aus der Zucht aus. Familie Tölle, deren Zuchterfolge sich in Westfalen herumgesprochen hatten, verkaufte Fidelitas an den ambitionierten Westfalenzüchter und langjährigen Deckstellenhalter des NRW-Landgestüts in Gevelsberg, Hans Joachim Wehberg. Dieser gelernte Landwirt und Tierzüchter nutzte mit der Filter-Tochter den bei ihm aufgestellten Staatshengst Frühlingsball, der gerade als Remontehengst sein Debüt an der Nahtstelle zwischen Rheinland und Westfalen gab. Der aus der klassischen westfälischen F x R-Verbindung stammende Fuchs entpuppte sich schnell als Stempelhengst mit Vererbungsstärken für Parcours- und Viereck-Nachwuchs. Fidelita hinterließ zwei L-Pferde und zwei Staatsprämienstuten, davon wurde Fidelia Mutter von sechs Nachkommen, die sich im ländlichen Turniersport Schleifen im Springen und in der Dressur holten.

    Die Baronesse-Kinder

    Alina erhielt in ihrer Feldprüfung die herausragende Wertnote 8,16.

    Baronesse wurde zwischen 1970 und 1977 in vier Jahren für die Zucht genutzt. Ihr Partner war ausschließlich der oben beschriebene Frühlingstraum I. Ihr erstes Fohlen, eine Stute, geb. 1971, war die obige Staatsprämienstute Frühlingssonne. Zwei weitere Nachkommen gingen ländliche A- und L-Springen. Frühlingssonne, eine formschöne Braune, wurde „Dauerpartnerin“ vom Ducker-Sohn Dacapo, dem Vollbruder des Johannsmannschen Springpferdes Dolan. Mit Ducker verbindet Heinz Dieckhoff-Holsen eine besondere Erinnerung: Mit dessen Sohn Dulant nahm er 1965 erfolgreich an der Europameisterschaft der ländlichen Vielseitigkeitsreiter im französischen Compiegne teil. Der Landbeschäler Dacapo brachte insgesamt neun Staatsprämienstuten, drei davon mit nur einer Partnerin: Frühlingssonne. 1976 brachte sie Dawina, 1977 Desiree und 1980 die Rappstute Dany. Die sportlichste von den drei staatsprämierten Töchtern war Dawina, sie ging erfolgreich L-Dressuren. Aber nicht nur das: Auf der 14. westfälischen Zentralschau 1979 in der Halle Münsterland wurde sie zur zweiten Reservesiegerstute gekürt und nahm für das westfälische Zuchtgebiet an der ersten Bundesschau in Münster-Handorf teil. Dort qualifizierte sie sich bis ins Jahrgangs-Championat. Dawinas Tochter Danny (v. Dialekt) erhielt ebenfalls das Prädikat „Staatsprämienstute“ und war Endring-Teilnehmerin der 31. Eliteschau in Münster-Handorf. „Neben der reiterlichen Eignung und vor allem einer entsprechenden Arbeitsbereitschaft habe ich immer viel Wert auf Korrektheit von Körper und Bewegung gelegt. Nicht anders kann man erklären, dass aus diesem Mutterstamm viele Staatsprämienstuten, aber auch eine Reihe von Sportpferden mit Erfolgen bis in die S-Klasse gekommen sind“, erklärt Hildegard Tölle.

    Desirèe geht nach Telgte

    Agenda mit Markus Brinkmann ist erfolgreich in der schweren Klasse.

    Heinz Dieckhoff-Holsen hatte als interessierter Züchter über all die Jahre die Zucht der Familie Tölle mit Interesse verfolgt: „Mich sprach neben der Sportlichkeit und dem Gangwerk auch immer die Typschönheit der Töchter aus diesem Stamm an. Im Übrigen kannte ich die Qualität von Burnus AA und seinem Sohn Habicht. Das alles zusammengenommen hat mich am Ende gedrängt, Desirèe als Fohlen zu kaufen.“ Als Desirèe dreijährig die Zulassung zur Eliteschau erhielt, war er nur wenig überrascht; zu sehr war er von der Qualität der Stute überzeugt. Am Ende war es ein Platz auf dem Endring, und Desirèe, die schwarzbraune, mittelrahmige Edeldame, gehörte damit zu den 15 besten Stuten ihres Jahrgangs. Ein toller Erfolg für den Aufzüchter, dessen Hofanlage an der Adresse mit dem bedeutungsvollen Namen „Alte Rennbahn 30“ liegt. Der Straßenname ist leicht erklärt: Sein Vater Heinrich, ein weitblickender Westfalen-Züchter, der bereits in den 30er Jahren Fohlen aus Hannover nach Telgte holte, hatte hier auf der am Hof gelegenen Galopp-Rennbahn Rennen geritten. Wie sehr die Dieckhoffs mit Edelpferden verbunden waren, zeigt die Tatsache, dass auf dem Hof für den sich ausbreitenden Rennbetrieb über viele Jahre ein ganzer Stalltrakt für Galopper an einen Rennstallbesitzer verpachtet war. Das erste Fohlen, eine Stute namens Dorina, war gleich ein Volltreffer: Die Tochter des Dialekt, eines über viele Jahre erfolgreichen Landbeschälers aus der Familie der Alme von Grothe, die auch die Landbeschäler Ehrensold und Pakt brachte, gehörte zu den Jahrgangsbesten in Westfalen. Dorina wurde Staatsprämienstute. Die in Reitpferdeprüfungen erfolgreiche Desirèe brachte zwei solide Sportkinder: Graditz, Sohn des Landbeschälers Graziano, war in M-Dressuren hochplatziert; das gleiche gilt für den Barbados-Sohn Black Bear. Im Hause Dieckhoff-Holsen lagen alle Hoffnungen auf Dorina, der schlichten Schwarzbraunen. „Die Eintragungsnoten lagen durchweg im 8er-Bereich. Für Schritt, der mir immer sehr wichtig gewesen ist, gab es sogar eine 9“, weiß Heinz Dieckhoff-Holsen zu berichten. Zwischen 1985 und 1992 fohlte sie sechsmal. Das erste, ein Stutfohlen, stammte aus der Anpaarung mit einem der letzten Hengste aus der für Westfalen so bedeutsamen Schlütter-Linie, dem Landbeschäler Schöning. „Der Hengst sprach mich besonders wegen seiner Leistungen in der abgelegten 100-Tage-Stationsprüfung an, die er gewann. Zudem überzeugten mich die Leistungen seines Mutterstammes, immerhin hatte die Vollschwester der Mutter den westfälischen Beschäler Pirol von Pilot gebracht“, berichtet Dieckhoff-Holsen. Das erste Fohlen erhielt den Namen Schalmei und wurde in die Zucht eingereiht. Drei Dorina-Söhne gingen den Weg in den Sport: Asti von Alme Star, geb. 1986, ging L-Springen, Leon von Latus, geb. 1987, ging A-Springen. Die Krönung war Dynamik vom Landbeschäler Diamantino, geb. 1991: Er sammelte im Laufe seiner sportlichen Laufbahn annähernd hundert Platzierungen, am Ende seiner Laufbahn agierte er in der S-Klasse. Dieckhoff-Holsen hakt an dieser Stelle kurz ein: „Der Einsatz von Latus war meine erste Erfahrung mit Holsteiner Genen zu einer Zeit, in der dies in Westfalen sicher noch nicht salonfähig war. Meine Erfahrungen zusammengefasst: Da wo es passt und wo es eine Ergänzung darstellt, kann man sie mit Bedacht nutzen.“ Heinz Dieckhoff-Holsen setzte seine Schalmei von Anfang an züchterisch ein. Dreijährig ging die braune Stute zu einem Hengst in die Nachbarschaft, genauer gesagt nach Angelmodde auf die Station von Hubert Vornholt, einem westfälischen „Urgestein“ mit internationalen Erfolgen im Springsport. Neben dem Gletscher-Sohn Glacier, dem Garibaldi II-Sohn Gloucester und Gran Canon von Großadmiral hatte Vornholt 1988 einen Remonte-Hengst aufgestellt, der auf der Körung im Jahr zuvor wegen seiner atemberaubenden Springakrobatik für Aufsehen gesorgt hatte: Power. Dieser Pilot-Sohn aus der Perlit-Tochter Perle – damit ingezogen auf Perseus – entsprang einem Stutenstamm mit über hundertjähriger westfälischer Geschichte. Ausgehend vom Hochzuchtgebiet um Wadersloh kam er zu seiner größten Blüte in der Zuchtstätte des Günter Schilling in Bielefeld. Das Herzstück bildete dort die Stute Finett von Firn-Fernando; die in zweiter und dritter Ahnenreihe auf den Feiner Kerl-Sohn Fesch ingezogene Stute brachte zwischen 1967 und 1983 insgesamt 17 Fohlen. Darunter die gekörten Hengste Lucullus, Papillion und Experte, das Grand-Prix-Pferd Pirol mit dem Leslie Mc Naught-Mändli Zweite beim Weltcup-Finale 1992 in Del Mar wurde sowie die Power-Mutter Perle.

    Übrigens: Firn taucht immer wieder in den Pedigrees von Leistungsvererbern wie Pascal, Parcours und Rasso auf. „Der Mutterstamm ist einer der besten des westfälischen Zuchtgebietes, viel Körpersubstanz, solide, leistungsstark und erbsicher. Nicht nur weit über zehn gekörte Söhne, eine Vielzahl bedeutender Schaustuten, ob auf DLG-, Westfalen und Eliteschauen sowie Sportpferde von der ländlichen Reiterei bis hin zu Großen Preisen kommen daraus. Ich selbst habe vor Jahren eine Vollschwester zu Power gekauft, Paola. Sie brachte mir von Accord II den späteren Privatbeschäler Alvaretto, der S-Springen unter Ulrich Kirchhoff und Hendrik Sosath ging und anschließend in die USA verkauft wurde. Diese Erfahrung hat mich sehr beeindruckt. Im Fall von Power ist sicher das konzentrierte und segensreich wirkende F-Blut kombiniert mit dem P-Blut ein züchterischer Glücksgriff gewesen. Das hat mich schon sehr überzeugt bei der Auswahl des Partners für Schalmei.“ Dass Schalmei, die Partnerin des Power, selbst viel Potenzial mitbrachte, zeigt ihre züchterische Bilanz. Ihr erstes Fohlen erhielt anlässlich der Eliteschau 1992 den Namen Perle und die Staatsprämie. Ihre Geschwister in Kürze: 1990 wurde Dascha geboren, Vater war der niederländische Beschäler und vielseitige Vererber Democraat (von Pion-Silvano); im Sport ging sie als Diandra erfolgreich Jungpferdeprüfungen. 1990 und 1991 war Schalmeis Partner der Jahrhunderthengst Polydor, die zweitgeborene Parodie wurde staatsprämiert und ging als „Pasadena“ Springen bis Klasse L. Es folgten zwei Power-Nachkommen: Petrol ging L-Springen. Der 1995 geborene Casaretto-Sohn Carlo Colucci war bis Klasse S im Viereck erfolgreich, der im Jahr darauf geborene Alvaretto–Sohn Aristo ging L-Springen. Aus der Anpaarung mit Lamoureux II ging das Springpferd Laura hervor, Schalmeis Tochter Calotta von Coronino ging erfolgreich L-Springen.

    Perle – ein westfälischer Zuchtschatz

    Accord II, Arpeggios Vater, erhielt in seiner HLP fünfmal die Traumnote 10,0.

    „Perle war bereits bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt auf der Stutenschau in Münster-Angelmodde vielbeachtet. Die Eintragungsnoten waren bis auf den Schritt alle wenigstens 8. Mit ihrer Stutenprüfung im Feld konnte sie sich ebenfalls sehen lassen: Endnote 7,58. Herausragend war das Freispringen, hier zeigte sie es allen: 9,00!“, gerät Heinz Dieckhoff-Holsen ins Schwärmen. Bereits vor der Stutenschau und Stutenprüfung war sie erstmalig belegt worden. Heinz Dieckhoff-Holsen hatte einen Hengst genutzt, der von seinem langjährigen Freund Fritz Ligges aufgestellt worden war: Dinard L, ein Sohn aus der Anpaarung Damokles-Pilot, ein hoffnungsvoller Junghengst aus einem der leistungsstärksten Stutenstämme der Westfalenzucht, der Flocke von Felsen I. Daraus kamen auch die Landbeschäler Pit I und II sowie das international erfolgreiche Springpferd Prinzregent I/Norbert Koof. Leider ging das erste Fohlen an Kolik ein. 1993 wurde Perle zu einem Hengst geführt, der die westfälische Züchterschaft spätestens nach seinem Auftritt anlässlich seiner Hengstleistungsprüfung mächtig beeindruckt hatte: Accord II. Der braune Holsteiner, Jahrgang 1987, ein Sohn des Ahorn Z aus einer Calypso I-Mutter, erhielt im Rahmen der HLP in Münster-Handorf fünfmal die Traumnote 10,00: für Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft, Parcoursspringen und Springanlage. Mit einem Gesamtergebnis von 146.06 wurde er Prüfungssieger. 1992 wurde er Vize-Bundeschampion, unter dem Reiter Thomas Mohr sammelte er später reihenweise goldene Schleifen bis in die S-Klasse. In der Zucht hinterließ er bis jetzt annähernd 50 gekörte Söhne. Heinz Dieckhoff-Holsen dazu: „Das war schon phänomenal, wie der Hengst während der HLP auftrat: bewegungsdynamisch, rittig, muskulös, immer bei der Sache, dabei ein ausdrucksvolles Gesicht, das vergisst man nicht! Der passte zu meiner Perle, davon war ich fest überzeugt!“ Gesagt, getan. Im Jahr darauf, bereits im Januar 1994 wurde Aventino geboren; er ging ins Rheinland und war bis M-Springen erfolgreich. Weil es so gut gepasst hatte, wurde die Anpaarung noch einmal gewählt. Am 2. Februar 1995 wurde ein Hengst geboren, der das Zeug zu mehr hatte: Arpeggio. Es folgte eine Zuchtpause für Perle, sie erhielt im Sport den Namen Padua und ging unter dem Sohn des Züchters, Martin Dieckhoff-Holsen, in den Sport. Das, was man von ihren Kindern erwartete, zeigte auch die Mutter: Leistungsbereitschaft, Vermögen und Technik. Ihre sportliche Bilanz kann sich sehen lassen: 48 Platzierungen in M- und L-Springen, allein fünf Siege in M, davon mehrere im Stechen gewonnen. Diese Meriten brachten ihr zudem den Titel „Leistungs-Stute Springen“. Zurück in der Zucht folgte 1999 ein Fohlen aus der Verbindung mit dem Holsteiner Coronino; die Stute, getauft auf den Namen Colina, wurde tragend nach Argentinien verkauft. 2000 brachte sie einen Sohn von Charisma, dem Calido-Sohn, der einige Zeit als Leihhengst des NRW-Landgestütes wirkte. Als Cooper war er erfolgreich in Springpferde-Prüfungen Klasse A, er wurde in die USA verkauft. Der 2001 geborene Comedy von Collin L, ein bewährter Contender-Sohn der Station Ligges, ist erfolgreich in Springpferde-Prüfungen der Klasse M gegangen. Ein Jahr später brachte Perle ein Hengstfohlen aus der Verbindung mit Contendro; als Chester ist er bisher bis Springpferde M platziert. 2004, 2005 und 2006 war Perles Partner der Heartbreaker-Sohn und Ausnahmehengst Cornet Obolensky. Die aus diesen Anpaarungen gefallenen Fohlen wurden aufgezogen, teilweise verkauft oder werden auf den sportlichen Einsatz vorbereitet. Das bislang letzte Fohlen stammt von Linton, in 2009 erwartet Perle, dann 20-jährig, ein Fohlen vom Bundeschampion Captain Fire.

    Zur Vollständigkeit

    Neben dem Hauptzweig, der Arpeggio als herausragenden Vertreter hervorgebracht hat, sind im Laufe der letzten 50 Jahre sieben gekörte Hengste aus der Familie der Axtsilber/Astklinge hervorgegangen:

    ■ Die Vollschwester der Axtsilber, Astklinge, wurde Urgroßmutter des in Baden-Württemberg aufgestellten Romeo (vom Trakehner Rosenberg), geb. 1971.

    ■ Astklinge wurde über ihre Tochter Domänenblatt Großmutter des Privatbeschälers Assuan (Jg. 1965) vom Celler Halbblüter Adlerfarn II; er stand in Ostfriesland.

    ■ Axtsilber stieß mit ihrer Tochter Emsfürstin (v. Ernoe) einen Seitenzweig an, aus dem über eine Arminius-Gazal (ShA)-Tochter der im Rheinland stationierte Ganymed (Jg. 1979) von Grimsel (T.) hervorging.

    ■ Axtsilbers Tochter Elfenwelt wurde Mutter des hannoverschen Privatbeschälers Adjutant, geb. 1960.

    ■ Axtsilbers Halbschwester Feinnervige von Feinschnitt II (er stand lange Jahre als Osnabrücker Landbeschäler in Sudweyhe und war als Stutenmacher bekannt) brachte den Ldb. Axtfeiler von Axtmann I.

    ■ Danton II, schimmelfarbener Privatbeschäler in Belgien, ging über Etretat-Derby-Ceylon auf die Stutenfamilie zurück.

    ■ Axtsilber-Tochter Elfi von Ernoe wurde über ihre Enkelin Myrte (von Master a.d. Fianetta von Frühwein) Urgroßmutter des gekörten Renoir I-Sohnes Rush, der v.a. in Dänemark wirkte.

    ■ Obige Fianetta ist Mutter des internationalen Championatspferdes Pamina (u.a. Deutscher Meister 1990 unter Otto Becker).

    Die obigen gekörten Hengste bewegten züchterisch ausnahmslos wenig.

    Gefragt nach dem Geheimnis des Erfolgs dieser Stutenfamilie, der Zucht von Arpeggio, wird Dieckhoff-Holsen nachdenklich und antwortet mit Bedacht: „Ich habe mir schon oft Gedanken darüber gemacht. Bedeutend ist sicher die solide hannoversche Grundlage mit Hengsten wie Alnok, den großen Lienienbegründer, mit Schwabenland I oder dem Osnabrücker Axtmann I, der unbestritten viel Gang vererbt hat. Entscheidend war die Hereinnahme eines Burnus AA, dessen Bedeutung Gottfried Hoogen schon früh erkannt hat und der bis heute wirkt, schauen Sie sich nur Arpeggio und seine Mutter Perle an! Was nach Burnus AA mit der Pflege der Stutenfamilie geschah, war mehr als schlichte Konservierung:

    ■ die Benutzung von Trakehnern wie dem Rappen Borusse, der zu seiner Zeit gefragte Reitpferde mit auffallend überdurchschnittlicher Springveranlagung machte

    ■ von Leistungsvererbern und Nachkommen vererbungsstarker Stutenfamilien wie Frühlingstraum und Dialekt

    ■ Hengste wie Dacapo und Schöning waren sicher keine Weltveränderer, stehen aber in unserem Stamm für die erforderliche Solidität.

    ■ Auf dieser Basis war sicher die Verbindung von Pilot- und Almè Z-Blut eine gewisse Krönung!“

    Bei der Aufzählung der Verdienste und dem, was der Züchter des Arpeggio geleistet hat, wurde ein Ereignis im Zusammenhang mit dem Accord II-Power-Sohn Arpeggio bewusst nicht genannt und soll erst am Schluss Erwähnung finden. Heinz Dieckhoff-Holsen erhielt 2008 im Rahmen des Turniers der Sieger in Münster den Ramzes-Preis überreicht. Begründet wurde die Ehrung vom Stifter des Preises, dem Westfälischen Reiterverein von 1835, mit der „züchterischen Lebensleistung des Geehrten vor allem mit Arpeggio“. Wenn man Heinz Dieckhoff-Holsen so vor sich sieht und die rasante Entwicklung des erst vierzehn Jahre alten Arpeggio Revue passieren lässt, ist man sicher: Das war noch nicht alles. Wir sind gespannt!

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Franz-Josef Neuhaus, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Quattro B (Teil 1)

    Quattro B (Teil 1)

    Es gibt sie nur noch selten, die klassischen Doppelvererber. Zu den bedeutendsten gehör(t)en Argentinus, Sandro Song, Landadel, Furioso II, Ramzes x, Inschallah AA und ebenfalls ganz vorn mit dabei: Quattro B. Zu den wenigen „Allroundern“ zähl(t)en die oben genannten, die es trotz der Spezialisierungstendenzen geschafft haben, sich zu etablieren. Was diese Hengste auszeichnet: Sie haben Spitzenpferde in allen Disziplinen gezeugt, und es geschafft, Hengstlinien zu begründen.

    Quando-Quando zählt zu Quattros
    bekanntesten Söhnen. Seit 2010 ist
    der Hengst aus dem Sport verabschiedet – mit zahlreichen Erfolgen.

    Geboren wurde der Selle Français Hengst Quattro B am 30. April 1990 bei Remi Feron in Frankreich als Ciel d’Espoir (Himmel der Hoffnung). Er wechselte in den Besitz der niederländischen Hengsthalter J.W. Greve und H.J. Nijhof. Die Zulassung zur Körung in den Niederlanden scheiterte – nicht an der Qualität des Hengstes, sondern an der seines Spermas. Des einen Leid, des anderen Freud: Der Oldenburger Hengsthalter Tönne Böckmann aus Lastrup erhielt die Chance, Miteigentümer des Hengstes zu werden. Er war begeistert von dem Hengst, seiner Ausdrucksstärke, seinem Talent über dem Sprung und seinem exquisiten Bewegungsablauf. Der Oldenburger Verband bot dem Hengst die Chance: Auf der Sattelkörung 1993 erhielt Quattro B das positive Körurteil. Obwohl er relativ spät in der Decksaison zum Einsatz kam, wurde der charmante Hengst von den Züchtern sehr gut angenommen. Die in ihn gesetzten Hoffnungen bestätigte der Qredo de Paulstra-Sohn kurze Zeit später: Als Reservesieger absolvierte er seine Hengstleistungsprüfung 1993 in Medingen. Schon hier kristallisierte sich sein Doppeltalent heraus: Sowohl im Springen als auch in der Dressur wurde er als überdurchschnittlich beurteilt. Sein Springindex lag bei 128,02, sein Dressurindex bei 121,15, sein Gesamtindex betrug 130,95. Mit „sehr gut“, also der Note 9,0, wurden bezeichnenderweise sowohl seine Springanlage als auch der Trab und der Galopp beurteilt. Die HLP gewann damals Wie Weltmeyer. 1994 wurden Quattro Bs erste Fohlen in Oldenburg geboren. Die Züchter waren von den typ- und bewegungsstarken Nachkommen des Franzosen begeistert. Auch die Körkommission fühlte sich in ihrer Entscheidung durch die HLP und die Nachzucht bestätigt, Quattro B wurde Reservesieger der Oldenburger Hauptprämie 1994 (hinter Rohdiamant). Erste Erfolge im Dressursport belegten sein Talent in der Dressur. Spielend schaffte er es bis zur Klasse M, bis die Reiterin ausfiel. Zunächst versuchte sich Gilbert Böckmann in der Dressur mit ihm (mit Erfolg!), setzte ihn dann allerdings ab 1995 in seiner Spezialrichtung ein, im Springen. Hier entfaltete Quattro B sein zweites Talent: Mit Richard Grom im Sattel gewann er in Serie L- und M-Springpferdeprüfungen. Ab 1997 wurde seine sportliche Karriere wechselseitig von beiden Reitern im Springen kontinuierlich fortgesetzt, als Siebenjähriger hatte er die ersten internationalen S-Einsätze in den Niederlanden und Frankreich – natürlich von Erfolg gekrönt. Als Achtjähriger sammelte er in der S-Klasse seine Meriten, u. a. in Grand Prix-Prüfungen. In seiner sportlichen Karriere hatte er damit alles erreicht und seine Doppelqualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, von Erfolgen in Dressurprüfungen bis zur Klasse M über die Einsätze in Springprüfungen bis zur Klasse S, in Großen Preisen sowie zu weiteren internationalen Erfolgen in Caen/FRA, Genf/SUI, Berlin, Bremen, Kiel, Münster, Oldenburg etc.

    Quattro Bs Pedigree

    In Quattros Pedigree findet sich die Crème de la Crème der französischen Sportpferdezucht wieder, inklusive der Leistungsträger der englischen Vollblutzucht: Galoubet A, Furioso xx, Pandore du Thot bzw. Turner xx, Uriel, Le Tyrol xx, Enfant Terrible xx – die Perlen der Selle Française-Zucht, hier im Pedigree wie auf eine Schnur gezogen.

    Väterliche Abstammung

    Quando-Quando mit Kristy Oatley-Nist: einer der erfolgreichsten Oldenburger Hengste im Sport.

    Quattros Erfolge kommen nicht von ungefähr. Sein Vater Qredo de Paulstra gewann u. a. den Großen Preis von Bordeaux unter Xavier Leredde/FRA, zudem ist er Vater zu über 20 gekörten Hengsten, die teilweise ebenfalls beeindruckende Sporterfolge vorweisen können, wie z. B. Duc de la Lande II (1,50 m-Springen), Experio (siegreich CSI 5*/Eric Lavallois), Hym d’Isigny (S-Springpferd/Eric Navet) und Ibis du Rozel (CSI** /Felicie Bertrand). Weitere Spitzenspringpferde wie Dorothee du Marais (Grand Prix/Giovanni Lucchetti/ITA), Gredo la Daviere (1,60 m-Springen), Habanera du Thot (1,40 m-Springen), Helisa de Kreisker (1,60 m-Springen/Grand Prix/Abdelkebir Ouaddar/MAR), Kermesse du Bisson (1,60 m-Springen/ Penelope Leprevost/FRA) und Luky de Rocquelines (1,50 m-Springen/Jerome Hennau/BEL) haben Qredo de Paulstra ebenfalls zum Vater. Auch dessen Vater Galoubet A (1972 – 2005) war ein Spitzenpferd im Sport. Mit Gilles Bertran de Balanda/FRA gewann er zahlreiche Große- und Nationenpreise. 1982 wurde er Weltmeister mit der französischen Mannschaft in Dublin. Anfang der 1980er Jahre wurde Galoubet als einer der ersten Hengste in der künstlichen Besamung eingesetzt. 1983 ging Galoubet endgültig in die Zucht. Sein Besitzer, Jean François Pellegrin, verkaufte 40 Prozent des Hengstes an Meg Douglas-Hamilton, und Galoubet wechselte in die USA. Galoubet wurde Vater zu Spitzen-(Sport-)Hengsten, neben Qredo de Paulstra auch zu Quick Star (Meredith Michels-Beerbaum), Baloubet du Rouet (Rodrigo Pessoa/BRA), Ephebe for Ever (Christian Hermon/FRA), Taloubet (Christian Ahlmann), Touchdown (James Kernan, IRL und Michael Whitaker/GBR – Touchdown ist Vater der Weltmeisterin von Jerez Liscalgot/Dermott Lennon/IRL), zu den beiden Vollbrüder Quatoubet du Rouet (Roger-Yves Bost) und Caloubet du Rouet (Jean-Marc Nicolas und Robert Smith) und Quiniou (Vater zu Barbarian, u. a. im französischen Team bei den Olympischen Spielen in Sydney). Galoubets Vater war Almé (1966 – 1991), ebenfalls einer der erfolgreichsten Springhengste. Almé war international erfolgreich unter François Mathy und Johan Heins. „Nebenbei” zeugte er seine phänomenalen Söhne Galoubet (s.o.), Jaliso, I Love You und Grand d’Escla, bevor er nach Zangersheide kam. Hengste wie Alexis Z, Ahorn Z, Aloube Z und Athlet Z sorgten dafür, dass das Almé-Blut in nahezu allen deutschen Zuchtgebieten Einzug hielt. Galoubets Mutter war die TraberStute Viti. Sie wurde Mutter zu den gekörten Hengsten Galoubet, Loic IV (v. Kibrahim) und Talisman du Montoi (v. Leopard du Castel). Sie ist „schuld“ daran, dass es ihrem Enkel Quattro in einigen Zuchtgebieten verwehrt blieb, ins Hengstbuch I eingetragen werden zu können, da Traberblut dort nicht erwünscht ist. Qredo de Paulstras Mutter, Celia de Paulstra, ist eine Tochter des legendären Furioso xx, der in Quattros Pedigree sowohl auf der Vater- als auch auf der Mutterseite auftritt. Celia de Paulstra brachte auch die gekörten Hengste Presto de Paulstra (v. Fury de la Cense) und Verso de Paulstra (v. Alme Z). Ihre Tochter Omblinne de Paulstra (v. Jalisco B) wurde Mutter zu Azur de Paulstra (v. Grand Veneur), der auch in Deutschland S-Springpferde geliefert hat. Nicht nur Celia de Paulstra ist eine Halbblutstute, auch ihre Mutter, Quella de Paulstra, stammt von einem englischen Vollblüter, Le Tyrol xx, ab. Sie wurde Mutter zu dem gekörten Delta de Paulstra (v. Mexico). Le Tyrol xx wiederum ist Vater zu Tremolo xx, der in Oldenburg Vater zu Tiro wurde. Tiro wurde 1977 Hauptprämiensieger und Vater zum Siegerhengst 1980 Triumph sowie zum Hauptprämiensiegerhengst 1982 Titus, der wiederum Vater zu den Siegerhengsten 1985 bzw. 1986 Triumphator und Top of Class wurde.

    Mütterliche Abstammung

    Quaterman im „Quattro-Galopp“.

    Mütterlicherseits stammt Quattro aus der Stutenfamilie der Kermesse. Seine Mutter ist die Selle Français-Fuchsstute Une Americaine. Ihr Vater, Pandore du Thot, wurde in den USA erfolgreich in S-Springen eingesetzt. Sein Vater Turner xx ist auch der Erzeuger zu Milou de Subligny, der in der französischen Zuchtwertschätzung in der Spitzengruppe zu finden ist. Une Americaine wurde auch Mutter zu Hispana (v. Papillon Rouge), diese brachte das von Alexandre Fichaux gerittene S-Springpferd Nispana Rouge (v. Hermes d’Authieux). Une Americaine ist Schwester zu den gekörten Hengsten Petit Bonheur und Matinal (beide v. Grand Bonheur). Une Americaine führt über ihre Mutter Hispana das begehrte Uriel-Blut. Uriel gehört zu den etabliertesten Vererbern Frankreichs. Quattros Urgroßmuter Belle Creole war wiederum eine Halbblutstute, sie stammt ab von Enfant Terrible xx, der Precipitation xx zum Vater hat. Enfant Terrible xx wurde u. a. Vater zu Vagabond, der neben zahlreichen Sportpferden den Hengst Etretat lieferte. Etretat zeugte das Spitzenspringpferd Big Ben (das über 40 Große Preise sowie 1988 und 1989 den World Cup mit Ian Miller/CAN gewann). Quattros vierte Mutter ist La Creole (v. Debuche), sie brachte neben Belle Creole auch die Uriel-Tochter Joie de Mai. Sie ist Mutter der gekörten Hengste Flying Prince (v. Papillon Rouge) und Ton Prince II (v. Benroy xx). Zu Quattros Verwandtschaft gehören auch das Springpferd Phiphi du Hequet, die CSI***-Springstute Lala de la Hurie/ Romain Potin, die CSI**-siegreiche Iriane l’Amandour/ David Jobertie/FRA, das CSI***-Springpferd Lekentucky d’Auroi /Diana Piera Salmero/ESP, der gekörte SSpringhengst Noam de la Bouverie/Nicolas Delmotte, die gekörten Hengste Peter Pan II, Histrion (er wurde Vater zu Miss San Patrignano, die Anfang der 1990er Jahre mit Michel Robert/FRA und Eddie Macken/ IRL hoch erfolgreich in internationalen Springen unterwegs war), Joyau, Diableur (er zeugte u. a. Nonix/ Michel Robert und Marconne/Eric Navet, ebenfalls Anfang der 1990er gefeierte Springpferde), Quo Vadis (v. Plein d’Espoirs), Rock n’Roll (v. Plein d’Espoirs), A L’Honneur und Vin d’Honneur (v. Olifant), letzterer ist u. a. Vater der Großmutter zu Epsom Gesmeray.

    Quattros Nachkommen

    Seine sporterfolgreiche Familie kann Quattro weder durch seine eigenen Erfolge noch durch die seiner Nachkommen verleugnen. Ihm gelang es, sowohl Spring-, Dressur- als auch Vielseitigkeitspferde auf Weltniveau zu zeugen. Und er schaffte es, eine eigene Hengstlinie zu begründen, 18 seiner Söhne wurden bisher gekört, diese sind größtenteils selbst als Hengstväter etabliert.

    Quattros (gekörte) Söhne

    Quadrofino: Charmanter 2. Reservesieger der Süddeutschen Körung 2011.

    Einer seiner bekanntesten Söhne ist wohl Quando-Quando. Quando-Quando wurde als Quality Star für sensationelle 85.000 D-Mark auf der Oldenburger Mai-Auktion 1995 verkauft. Zwei Jahre später wurde er zur Oldenburger Körung vorgestellt. Das Publikum war begeistert von seinem Typ, seinem Bewegungsablauf und seinem Gesamterscheinungsbild. Allerdings war seine Körung nicht ganz unumstritten, seine Kritiker äußerten sich entsprechend lautstark, als das positive Ergebnis bekannt gegeben wurde. Die Körkommission ließ sich nicht beirren, sie war von der Qualität des Hengstes überzeugt und zeichnete ihn mit der 1c-Prämie aus. Die Oldenburger Kommission sollte Recht behalten: Quando-Quando siegte überlegen in der Hengstleistungsprüfung 1998 in Neustadt/Dosse. Mit einem Gesamtindex von 140,86 stellte er seine 42 Konkurrenten klar in den Schatten. Die Doppelveranlagung hatte der Vater dem Sohn mitgegeben, Quando-Quando erreichte einen Dressurindex von 147,83 und einen ebenfalls überdurchschnittlichen Springindex von 112,02. Die Höchstnote 10,0 erhielt er für seinen Charakter und seine Leistungsbereitschaft, die 9,5 für seine Rittigkeit und die 9,0 für sein Temperament, Schritt, Trab und Galopp. Dressurmäßig ausgebildet wurde Quando-Quando zunächst von Falk Rosenbauer auf dem Grönwohldhof. 2000 wurde er Fünft er auf dem Bundeschampionat, ein Jahr später Fünft er auf der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde, und war Bundeschampionatsfinalist bei den sechsjährigen Dressurpferden. Unter seiner neuen Reiterin Kristy Oatley-Nist, die dann auch seine Besitzerin wurde, belegte er 2003 Platz fünf im Finale des Nürnberger Burgpokals. Aufgrund seiner sportlichen Erfolge wurde er 2003 vom Oldenburger Verband als VTV-Dressurhengst ausgezeichnet. 2004 folgte der erste Grand Prix-Sieg, der Gewinn des Weltcup B-Finales in Dortmund und die Nominierung für die Olympischen Spiele in Athen. Bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen war er der erfolgreichste Oldenburger. 2008 nahm er mit Kristy Oatley-Nist für Australien an den Olympischen Spielen in Hong Kong teil. 2010 wurde Quando-Quando aus dem Sport verabschiedet. „Nebenbei” wurde Quando-Quando als Deckhengst eingesetzt. Seine ersten zwei Jahre war er in Neustadt/Dosse stationiert, wechselte dann zum Grönwohldhof und ist seit 2011 bei Gerd Sosath, Lemwerder, im Einsatz. Wie begehrt Quando-Quando-Nachkommen sind, beweisen seine Fohlen auf den Auktionen. Auf der Verdener Auktion 2010 erzielte beispielsweise sein Sohn Ouattoleur den Spitzenpreis von 55.000 Euro. Bisher wurden sieben Söhne von Quando-Quando gekört. Allen voran Quaterman (s. u.), Quiroga (2007 Prämienhengst Baden-Württemberg), Qualia (2007 Oldenburger Prämienhengst), Quiztime (2007 Siegerhengst Mecklenburger Körung) und Hoelgaard’s Take Quando (2010 Siegerhengst bei den Pinto-Hengsten in Dänemark). Als Muttervater tritt Quando-Quando beim Prämienhengst der Deutschen Sportpferdekörung 2008 in Neustadt/Dosse Don Donnerschall (v. Don Aparte), beim Reservesieger 2007 der Körung in Neustadt/Dosse Burberry (v. Balou du Rouet), der sich 2010 zum Bundeschampionat der Springpferde qualifizierte, und beim Reservesieger der Körung Brandenburg-Anhalt 2008 Samba’s Sensation (v. Samba Hit II) auf. Aus Quando-Quandos erstem Jahrgang stammt der Brandenburger-Hengst Quaterman. Dieser war 2001 Reservesieger seiner Körung, legte einen überzeugenden 30-Tage-Test ab, gewann den 70-Tage-Test ebenfalls in Neustadt/Dosse, wurde 2004 Landeschampion und qualifizierte sich zum Bundeschampionat, an dem er 2003 und 2005 teilnahm. Als Siebenjähriger konnte er mit Jörg Ladwig erste S-Erfolge feiern. Mittlerweile ist er erfolgreich in Grand Prix-Prüfungen. Wie sein Vater ist auch Quaterman in Sport und Zucht gleichermaßen erfolgreich. Vor allem die Bewegungsqualität seiner Nachkommen bringt den Hengst in der Züchtergunst nach vorn. Seine Tochter Quellenelfe gewann 2010 das Ostdeutsche Dressurchampionat der fünfjährigen Reitpferde. Aus Quatermans erstem Jahrgang (*2003) stammt Quaterback. Mit der Körung von Quaterback 2005 in Neustadt/Dosse konnte „der Osten“ einen Star feiern, der zu einem Exportschlager in den Westen und weltweit wurde. Grund war natürlich auch sein aufsehenerregendes Auftreten beim Bundeschampionat der dreijährigen Hengste 2006 unter Christian Flamm. Zu den Höchstnoten im Trab (9,5) und Galopp (10,0) – die überragende Qualität dieser beiden Grundgangarten ziehen sich von Quattro B, über Quando-Quando und Quaterman bis zu Quaterback durch – legten beide Fremdreiter noch die 10,0 für die Rittigkeit oben auf. Der Bundeschampion stand fest: Quaterback. Nach dem Bundeschampionat legte er erwartungsgemäß einen brillanten 30-Tage-Test in Neustadt/Dosse ab. Mit der Qualifikation 2008 zum Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde erreichte er die endgültige Hengstbuch I-Eintragung in Berlin-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Hannover und Oldenburg. Trotz der Qualifikation sollte er nicht starten, da das Deckgeschäft erst einmal Vorrang hatte. 2010 wurde Quaterback von Malin Rinne erfolgreich in Dressurprüfungen der Klasse M vorgestellt, seit 2011 sitzt Susanne Göbel in seinem Sattel. Quaterback stellte zahlreiche Championats- und Auktionsfohlen, die zu Höchstpreisen verkauft wurden, wie z. B. Quasar, der über die Hannoversche Elite-Auktion 2008 für 120.000 Euro verkauft wurde, oder Quintessa, das teuerste Stutfohlen der süddeutschen Elitefohlenauktion 2010. Im selben Jahr gewannen beim Deutschen Fohlenchampionat in Lienen sowohl bei den Hengst- als auch bei den Stutfohlen Nachkommen des Quaterback. 22 Söhne von ihm sind bereits gekört worden, darunter auch die Siegerhengste Quäntchen Glück und Quatergold sowie der Prämienhengst auf der hannoverschen Körung Quasar de Charry, der zwei Jahre zuvor den Spitzenpreis auf der Fohlenauktion erzielt hatte. Zu Quaterbacks ersten gekörten Söhnen gehört Quadroneur. Er gewann 2010 das Ostdeutsche Championat der Dreijährigen. Darüber hinaus hat Quaterback mehrere Prämienhengste auf nahezu allen deutschen Körplätzen vorzuweisen, wie Quastro (Oldenburg), Quanticus (NRW), der noch namenlose braune Junghengst, der in Neustadt/Dosse gekört wurde (MV Stedinger) bzw. der 2. Reservesieger der süddeutschen Körung Quadrofino im Januar 2011.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Mareile Öllrich-Overesch, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Quattro B (Teil 2)

    Quattro B (Teil 2)

    Quattros weitere Söhne

    Quintus Gold, er vertritt die Quattro-Hengstlinie im Springen.

    Obwohl Quattro den Umweg über Oldenburg gehen musste, wurde sein Sohn Mantovani beim KWPN gekört. Mantovanis Sohn Richman erhielt zunächst in Dänemark die Zuchtzulassung, wurde dann in die USA exportiert und erhielt dort u. a. die Oldenburger Hengstbuch I-Eintragung. In den USA wird er im Dressursport erfolgreich eingesetzt, seine Nachkommen qualifizierten sich u. a. in Großbritannien für die nationalen Reitpferdechampionate. Ein weiterer gekörter KWPN-Hengst ist der im internationalen Springsport beheimatete Oliver Q. Der Hengst sorgt vor allem im Sport für Furore. 2004 war er mit dem Japaner Ryuichi Obata bei den Olympischen Spielen in Athen am Start. 2005 kam er unter den Sattel von Harrie Smolders/NED, der eine gigantische Karriere mit dem Dunkelfuchshengst einschlug. Zahlreiche Siege und Platzierungen in Grand Prix-Springen, Nationenpreisen, Worldcup-Springen konnten sie auf ihrem Erfolgskonto verbuchen. 2009 gehörten sie zu den Top 100 des WBFSH-Rankings, 2010 waren sie in Großen Preisen, in CSIO 5*- und CSI 5*-Springen erfolgreich. Anfang 2011 wurden sie in den A-Kader der Niederlande berufen. Ebenso fürs Springen ist Quartier Latin prädestiniert. Der in Bayern geborene Oldenburger Hengst wurde in München-Riem gekört. Seine überdurchschnittlichen Noten in der Hengstleistungsprüfung bestätigte er im Sport. Mit Ralf Göran-Bengtson/SWE war er unter dem Namen Don Diego la Silla im Spitzensport unterwegs. Seine Söhne Quirin (S-Springen), Quiberon und Quadrigus M wurden gekört, letzterer als Springsieger seiner Körung 2005. Quadrigus M ist international erfolgreich in der Klasse S mit Pius Schwizer/SUI im Sattel, so z. B. in Stuttgart und Donaueschingen. 2010 konnten sich zwei seiner Nachkommen beim 8. Süddeutschen Freispringchampionat in Ellwangen-Röhlingen unter den Top 10 platzieren. Quadrigus M konnte die Hengstlinie mit seinem Sohn Quadrigus Son fortsetzen. Auch andere Nachkommen von Quartier Latin sind im Springen erfolgreich, so stellte er mit Patina 2005 die Championesse der fünfjährigen Springpferde in Bayern. Ein Hengst mit Sport- und Zuchterfolgen ist auch Quattros Sohn Quinto. Er wurde 2000 in Oldenburg gekört und legte 2001 in Münster-Handorf eine typische „Quattro-Prüfung“ ab. Sowohl in der spring- als auch in der dressurbetonten Note erhielt er die 8+. 2004 schloss er seinen 70-Tage-Test in Neustadt/Dosse ab. Als junger Hengst wurde er in Springpferdeprüfungen der Klassen A und L eingesetzt. Ab 2004, als Sechsjähriger, wurde er dressurmäßig ausgebildet, als Siebenjähriger war er bereits Intermediaire I-platziert, ein Jahr später folgte die erste Platzierung im Grand Prix. 2004 wurde sein erster Sohn Qusander Springsieger der westfälischen Körung. Seine beiden „Springnachkommen“ Quinara und Quinny nahmen 2008 erfolgreich an den Springpferde-Bundeschampionaten teil, Quinny ist mittlerweile S-erfolgreich. Der KWPN-Hengst Zeno erhielt seine Zuchtzulassung von den kanadischen Warmblutverbänden CWB und CSHA und wurde 2009 Vizechampion im Western Canadian Jumper-Finale. Quaterline erhielt 2007 das positive Körurteil des Oldenburger Verbandes. 2008 legte er eine „Quattro-typische“ Hengstleistungsprüfung in Schlieckau ab, gleichermaßen überdurchschnittlich im Dressur- und Springindex. Mit dem Gesamtindex von 123,22 wurde er viertbester Hengst von 39 Teilnehmern. 2009 wurde er HauptprämienReservesieger des Oldenburger Verbandes. Quaterline tritt auf der Deckstation Böckmann in die Hufspuren seines Vaters. Auf der Springschiene vertritt auch Quicksilber seinen Vater. Quicksilber wurde 2002 als zweiter Reservesieger und bester Springhengst auf der Körung in Neustadt/Dosse ausgezeichnet. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Zum Seriensieger wurde er in Springpferdeprüfungen bis zur Klasse M. Unter Jan Peters nahm er erfolgreich 2005 am Bundeschampionatsfinale der fünfjährigen Springpferde teil. Danach erfolgte ein Reiterwechsel, Manuel Fernando Saro/ESP bekam ihn unter den Sattel: mit Erfolg! Nur knapp vier Wochen lagen zwischen dem Bundeschampionat und dem Titel des Weltmeisters der jungen Springpferde in Lanaken/BEL. 2007 wurde er erstmals in internationalen Springen der Klasse S eingesetzt. Nachdem er in den USA und Mexiko erfolgreich war, sitzt seit 2010 Andreas Kreuzer in seinem Sattel. Siegreich bzw. hoch platziert war er in Spangenberg, Gera, Haching, Isenburg und Paderborn am Start. 2009 stellte die Körkommission der süddeutschen Körung in Neustadt/Dosse seinen Sohn Quintus Gold als Springsieger heraus. Sechs seiner Söhne sind gekört worden, neben Quintus Gold auch Quick Amor, er gewann 2010 das Mitteldeutsche Freispringchampionat der dreijährigen Springpferde. Tochter Quincy qualifizierte sich 2009 zum Bundeschampionat der fünfjährigen Springpferde.

    Quattros Töchter

    Chintan als Enkel des Quattro B,
    erfolgreich unter Franz-Josef Dahlmann im großen Sport.

    Über 200 seiner Töchter sind als Zuchtstuten eingetragen, davon wurden 25 mit der Staatsprämie ausgezeichnet. Auffallend sind die Leistungen seiner St.Pr.- Töchter, kaum eine, die nicht in Sport und/oder Zucht Herausragendes geleistet hat. So war St.Pr.St. Revera siegreich in S-Springen und brachte den ebenfalls in S-Springen siegreichen Ajoureaux. St.Pr.St. Quo Vadis ist Mutter der beiden S-Pferde Lucio/Marc Bettinger und Lexion, der im Fahrsport international im Vierspänner von Raphael Tobias erfolgreich ist. Die St.Pr. St. Rubana wurde zusätzlich mit dem Titel der Elitestute ausgezeichnet, sie ist Mutter des gekörten Hengstes Defender (v. Depardieu). St.Pr.St. Quevida wurde Mutter zum gekörten Hengst Dantino (v. Dream of Heidelberg II). St.Pr.St. Quimbaya ist erfolgreich in S-Springen, sie ist zudem Mutter zu La Jolie, die 2008 erfolgreich am Springpferde-Bundeschampionat teilnahm. Als Hengstmütter sind auch weitere Quattro-Töchter ins Rampenlicht getreten, damit tritt Quattro B bei folgenden Hengsten als Muttervater auf: Status Quo (v. Stedinger, 2006 Siegerhengst der Oldenburger Körung, mittlerweile selbst Vater zu gekörten Söhnen), Chintan (v. Cento, 2005 Prämienhengst der Süddeutschen Körung, 2008 Platz fünf im Finale Bundeschampionat der sechsjährigen Springpferde unter Otto Becker, 2010 erste internationale Erfolge unter Franz-Josef Dahlmann), Question of Honour P (v. Quality), Celentano (v. Celano, 2004 bester Springhengst in Neustadt/Dosse, 2008 erste Siege in S*-Springen und internationalen Youngster-Prüfungen), Cody (v. Cornet Obolensky, siegreich M-Springpferdeprüfungen, 2010 qualifiziert zum Bundeschampionat der fünfjährigen Springpferde) und Descartes (v. De Niro/Ellen Bontje/NED). Bei dem zweiten Reservesieger der Körung des Springpferdezuchtverbands Oldenburg-International Cola Zero (v. Cola-Quidam’s Rubin) tritt Quattro bereits als Vater der Großmutter auf, die siegreich im Springen unter Gerald Geessink/BEL eingesetzt wurde. Auch bei Landser, gekörter Sohn des Landor S (MV Argentinus), steht Quattro B bereits in der dritten Generation im Pedigree. Landser nahm 2009 am Finale des Bundeschampionats und 2009 und 2010 an der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde in Lanaken/BEL teil.

    Quattros sportliche Nachkommenschaft

    Der Doppelvererber Quattro in Aktion. nicht nur in der Dressur, sondern
    auch im Springsport weist er eine
    beeindruckende Karriere vor.

    Über 400 seiner Nachkommen sind als Turnierpferde im Sport unterwegs, davon waren im Jahr 2010 71 Turnierpferde im Springen und 17 in der Dressur in der Klasse S registriert. Die Nachkommen-Lebensgewinnsumme betrug bis Ende 2010 den stolzen Betrag von 816.042 Euro, die ausländischen Gewinne nicht mit eingerechnet. In jedem Jahr sind zahlreiche Nachkommen von Quattro B zu den Bundeschampionaten qualifiziert, mittlerweile auch bereits seine Enkel und Urenkel. Internationale Spitzenreiter von allen Kontinenten sind mit Quattro B-Nachkommen weltweit auf höchstem Niveau erfolgreich: Quanta Costa/Beat Mändli/SUI und Rolf-Göran Bengtsson/SWE, Quartin Latin (Don Diego la Silla)/Rolf Göran Bengtsson/ SWE, Oliver Q mit Ryuichi Obata/JPN bzw. Harrie Smolders/NED, Quichotte/Johannes Ehning/GER, Quicksilber mit Andreas Kreuzer/GER, Quatta/Ricardo Retteg/MEX, Playmate/Giuseppe Rolli/ITA, Que Sera/Francesca Ciriesi/ITA, Quattros/Ulkan Delikan/ TUR, Quatro H mit A.Al Muhairi/UAE, Q-Two/Jacek Polikowski/POL, Quentin Tarantino mit Tim Page/ GBR, Quantico/Heike Kemmer/GER, Much Ado unter Carol Lavell/USA, Quando-Quando/Kristy OatleyNist/AUS, Quantum Tyme/Evi Strasser/CAN, Quaid/ Franca Lüdecke/GER, Qui Vincit Dynamis/Fabienne Lütkemeier und Gina Capellmann-Lütkemeier/GER etc. 2007 gewann Quinaro/Oliver Ross die Bronzemedaille beim Bundeschampionat der fünfjährigen Springpferde. Seine Karriere setzte er zielstrebig fort, siebenjährig war er bereits international S-platziert. Unter Otto und Henry Vaske steht er weiterhin in den Platzierungslisten von S-Springen. Den gleichen Weg nahm Suzie Quattro: Die 1998 geborene Stute nahm 2003 am Bundeschampionat teil, ab 2005 feierte sie mit Luciana Diniz/POR im internationalen Springsport Erfolge, die sie zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Quattro B-Nachkommen machte. Questro wurde mit Lena Schütte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in der Dressur in Aachen Vierter, mit James Davenport war er im Springen international auf Erfolgskurs. In der arabischen League ist Quatro H mit A.Al Muhairi in CSI 3* und CSI 4* wie in Dubai/ UAE, Riyadh/KSA, Kuwait/KUW, Damascus/SYR und Doha/QAT eines der Erfolgspferde. 2006 gewann er mit dem Team der Vereinigten Arabischen Emirate die Bronzemedaille bei den Asien-Spielen. Mit dem SüdKoreaner Soon-Won Hwang feierte Quattros internationale Erfolge, so u. a. 2006 bei der Sunshine-Tour. 2007 wurde er mit Ulkan Delikan/TUR Mannschaftssieger bei der Balkan-Meisterschaft in Istanbul, Siege in Nationenpreisen und Grand Prix-Springen folgten. Quanta Costa ist weltweit mit Beat Mändli/SUI unterwegs. Zu dem Sieg im Großen Preis von Hagen a.T.W. 2009 kommen weitere Erfolge in zahlreichen Großen Preisen und internationalen Springprüfungen auf die Erfolgsliste der vorher mit Rolf-Göran Bengtsson/ SWE so erfolgreichen Stute. Quentin Tarantino platzierte sich mit Tim Page/GBR in Grand Prix-Springen für junge Reiter in Folge.

    Sohn eines Weltmeisters: der 2007
    geborene Hengst Quick Amour von
    Quicksilber.

    Markus Renzel war mit Quadros in internationalen Springen erfolgreich, bevor ihn Jana Wargers übernahm und mit ihm 2010 und 2011 internationale S**- Springprüfungen gewann. 2006 nahm auch Queen of Live am Bundeschampionat teil und gewann zwei Qualifikationen der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde in Lanaken/BEL mit Jochen Niehues, bevor sie für Italien mit Giuseppe Rolli Meriten sammelte. Zur Internationalität der Quattro B-Nachkommen trägt auch Q-Two bei. Mit dem jungen polnischen Reiter Jacek Polikowski konnte er bereits Erfolge in Team-Springen und Einzelwertungen verbuchen. 2010 nahm Oliver Berger an den Deutschen Meisterschaften der Jungen Reiter mit Quattro Latino teil. Die beiden sind bereits „alte Hasen“, zahlreiche internationale S-Erfolge konnten sie erzielen. Nachdem Quality I.B. die Youngster-Prüfungen mit Hans-Christoph Kühl durchlaufen hatte, wechselte sie u. a. zu Marco Kutscher, der sie zu internationalen S-Erfolgen ritt. 2010 auf den Europameisterschaften der Jungen Reiter in Frankreich war neben Que Sera mit Francesca Ciriesi/ ITA auch Queeny mit Kevin Melliger/SUI als weiterer Quattro B-Nachkomme dabei. Andreas Krieg setzt Panama sowohl in Junioren-Prüfungen als auch in internationalen S-Prüfungen ein. Bereits siebenjährig konnte sich Panama 2009 als eines der ersten Pferde, die beim Springpferdezuchtverband OldenburgInternational registriert wurden, 25 Mal in die Erfolgslisten von M bis international-S eintragen. 2010 nahm Panama mit Niklas Krieg an den Deutschen Meisterschaften in Aachen teil. Auch Johannes Ehning setzt auf Quattro B-Nachkommen. Er pilotierte Quichotte erfolgreich in S-Springen u. a. in Wellington/USA, bevor Tim Brüggemann mit ihm internationale Springen absolvierte. Als Finalist beim Bundeschampionat der sechsjährigen Springpferde konnte sich Quinten mit Bastian Freese 2008 profilieren. Mit Christian Temme war er im selben Jahr bei der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde in Lanaken/BEL am Start. Auf der Dressurschiene vertritt neben Quando-Quando auch Quantum Tyme seinen Vater außergewöhnlich erfolgreich. Mit Evi Strasser/CAN war er 2000 und 2001 Finalist bei der Weltmeisterschaft der jungen Pferde in Verden, 2001 Vizechampion bei den Nordamerikanischen Meisterschaft en und hat mittlerweile etliche Erfolge auf der Grand Prix-Ebene zu verzeichnen. 2003 gehörte er dem Silber-Team der Panamerikanischen Spielen an, 2004 war er Reservist für die Olympischen Spiele. 2005 belegte er Platz fünf im B-Finale des Dressur World Cups in Las Vegas/USA, 2006 war er siegreich bei den kanadischen Meisterschaft en und nahm an den Weltreiterspielen in Aachen teil, 2007 erreichte er Platz drei im B-Finale des Dressur-Weltcups. Weitere Grand Prix-Erfolge füllen sein Erfolgskonto auf. Seit 2006 sitzt Heike Kemmer im Sattel von Quantico, 2007 qualifizierte sie ihn für das Nürnberger Burgpokal-Finale, Ende 2010 konnten sie ihren ersten Sieg im Grand Prix im ungarischen Kaposvar feiern. Mit Fabienne Lütkemeier ist Qui Vincit Dynamis auf der Jungen Reiter-Ebene siegreich. So konnten sie u. a. erste Grand Prix-Prüfungen gewinnen. Zuvor wurde er im Spitzensport von Mutter Gina Capellmann-Lütkemeier geritten. Queeny konnte bisher 68 Siege und Platzierungen mit Victoria Michalke bei den Jungen Reitern/Junioren in der Klasse S erringen. 2009 und 2010 platzierten sie sich auf vorderen Rängen bei den Deutschen Meisterschaft en der Jungen Reiter. Der erste Grand Prix-Sieg gelang den beiden 2010 in Turin/ ITA. Zu den bekanntesten Dressurpferden zählt der KWPN-Quattro B-Sohn Much Ado, der unter Carol Lavell/USA 2003 mit der USA-Mannschaft bei den Panamerikanischen Spielen die Goldmedaille gewann. 2005 gehörte er zu den Top 10 Grand Prix-Pferden der US-Dressage Federation. Ab 2009 wird er von Gwen Poulin Grand Prix siegreich geritten.

    Vielseitigkeit

    Mit ihrem Züchter Frank Ostholt im Sattel wurde die Quattro B-Tochter Quite Easy in Lion d’Angers/FRA 2007 Weltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde. 2008 gewannen sie die Deutsche Meisterschaft in Hünxe. Mit Erfolgen kehrten sie von etlichen internationalen CIC-Prüfungen zurück, so aus Strzegom/POL, Kreuth, Bielefeld etc. Ebenfalls CIC-Erfolge kann FST Schoensgreen Quebec vorweisen, die mit Antje Schöniger in Crostwitz und Neu-Krauscha internationale Wettbewerbe erfolgreich bestritt. 2008 wurde Quantino mit Reiner Breuer Fünft er bei den Deutschen Vielseitigkeits-Meisterschaft en in Hünxe. Erfolge bis CIC** konnten sie zusammen erzielen, so in Helvoirt/ NED, Bonn-Rodderberg, Varsseveld/NED etc. Der noch relativ junge Quaid qualifizierte sich 2009 zum Bundeschampionat der Vielseitigkeitspferde mit Franca Lüdecke, die mit dem Weser-Ems-Pony Hillery bereits Doppel-Europameisterin war. Sie setzt ihn erfolgreich „vielseitig“ ein, so erreichten die beiden Siege und Platzierungen in der Dressur, im Springen und in der Vielseitigkeit.

    Quattro überall

    Sowohl im Sport als auch in der Zucht ist Quattro B weltweit allgegenwärtig. Durch die großartigen Erfolge seiner Söhne, Enkel und Urenkel bei den verschiedenen Körungen hat er sich nachhaltig in allen deutschen Zuchtgebieten etablieren können, auch in denen, die ihn als Junghengst ablehnten. Im Sport sind es die Weltmeister Quicksilber im Springen und Quite Easy in der Vielseitigkeit sowie die Weltmeisterpferde Quando-Quando und Quantum Tyme sowie der Olympia-Teilnehmer Oliver Q, die Quattro B eindrucksvoll repräsentieren. Nicht umsonst werden er selbst, sein Sohn Quando-Quando, sein Enkel Quaterman und sein Urenkel Quaterback unter den Top-Dressurhengsten in der FN-Zuchtwertschätzung geführt. Im Springen gehört Quattro B ebenso der Spitzengruppe an. Quattro B – einer der großen Doppelvererber mit erfolgreichen Karrieren in Sport und Zucht.[/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Mareile Öllrich-Overesch, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Goldfever I und II (Teil 1)

    Goldfever I und II (Teil 1)

    Spritzig, energiegeladen, voller Ehrgeiz und Biss – Goldfevers Runden in den großen Spring-Arenen der Welt wird kaum einer vergessen, der sie live erlebt hat. Der drahtige Fuchshengst war im Jahr 2000 Mannschafts-Olympiasieger in Sydney, gewann zahlreiche Große Preise. Einen prominenten Vollbruder hat er auch: Der 13 Jahre jüngere Goldfever II, dunkelbraun und mit großen Tritten im Dressurviereck unterwegs.

    Ein Kämpfer war er immer:
    Powerpaket Goldfever.

    Mit großen Zahlen kann Goldfever I noch nicht protzen. In der Zucht nur wenige Jahre eingesetzt, ging er ausschließlich im Sport und deckt erst seit seinem aktiven Karriereende wieder. Doch letztlich entscheidet nicht die Masse, sondern die Qualität über die Vererbungsleistung eines Hengstes. Und die ist bei Goldfever sehr hoch. Gotha etwa, Fuchsstute aus einer Prestige Pilot-Mutter, wurde 2010 Zweite im Weltcup-Finale von Genf. Der gekörte Sohn Goldwing startete auf den Weltreiterspielen in Kentucky. Goldstar ist mit Mynou Diederichsmeier international erfolgreich, Guadiana hat mit Nikolas Lauer S-Springen gewonnen, Georgia ist international mit Karl Brocks und Angelina Herröder unterwegs. Doch der Reihe nach. 1990 suchte Sigurd Hochmuth für seine Galvano-Damhirsch-Tochter Gundula einen Hengst. Die aus dem Stamm der Jugendzeit gezogene Stute – gleiche Linie wie die des Gotthard-Vaters Goldfisch II – sollte das erste Mal gedeckt werden. Ihre Mutter Dana hatte Hochmuth als Sechsjährige auf einem Springturnier entdeckt – Sportname Dusty – und wurde erfolgreich von Hochmuths Sohn Holger in Springprüfungen der Klasse L eingesetzt. Nach ihrer Sportkarriere ging sie in die Zucht und brachte acht Fohlen hervor. Davon wurden sechs als Turnierpferd bei der FN registriert. 1986 brachte Hochmuth sie zu dem Celler Landbeschäler Galvano, ein Sohn des bedeutenden Hengstes Grande. „Galvano war für mich immer ein besonderer Hengst. Und in der Nachbarschaft von mir geboren wurde er auch“, lacht Hochmuth. Mit dem Hengstleistungsprüfungs-Sieger Galvano brachte Dana 1985 das Stutenfohlen Gundula zur Welt. Ein Blick in das FN-Jahrbuch Zucht weist Galvano nicht als überragenden Vererber aus. Er brachte nur einen gekörten Sohn namens Götterfunke, acht S-Dressur- und fünf S-Springpferde hervor und seine Nachkommen-Lebensgewinnsumme beträgt rund 127.000 Euro. Interessanterweise ist Galvanos Zuchtwert Springen sogar mit 86 Punkten unterdurchschnittlich. Nichtsdestotrotz – in Kombination mit Grosso Z – lieferte die Galvano-Tochter Gundula eines der weltweit besten Springpferde seiner Zeit: Goldfever. „Grosso Z habe ich mir eigens vorreiten lassen“, berichtet Hochmuth. Der oder keiner lautete seine Wahl und so wurde Gundula mit dem Siegerhengst von Aachen 1985 angepaart. Grosso Z verließ auch seine Hengstleistungsprüfung als Sieger – 148,85 Punkte lautete sein Ergebnis. Der Hannoveraner Hengst, gezogen von Leon Melchior im belgischen Gestüt Zangersheide, wirkte größtenteils auf dem rheinischen Gestüt Wiesenhof. Er zeugte insgesamt 13 gekörte Söhne, 783 in Deutschland eingetragene Sportpferde, wovon 65 in Klasse S im Parcours und 35 in der Dressur gestartet sind. Dabei führt er von allen Seiten hartes Leistungsblut. Vater Goliath Z, ein rheinischer Schimmelhengst, stammt ab vom Gotthard-Sohn Graf Gotthard. Der Celler Landbeschäler Gotthard galt seinerzeit als einer der erfolgreichsten Springvererber weltweit und hat zahlreiche internationale Spitzenpferde gestellt. Sein Werdegang war nicht einfach, am Anfang traute dem etwas hölzernen, kantigen Pferd keiner viel zu und die Züchter hielten sich stark zurück. Mehrfach stand die Kastration im Raum und vier Jahre lang deckte er gar nicht, war Reservehengst im Landgestüt und wurde zu den Wagenpferden versetzt. Als Gotthard 13 Jahre alt war, wurde er noch einmal in Hänigsen aufgestellt. Das war die Zeit, in der seine Kinder im Turniersport volljährig waren. Und voll durchstarteten. Auf einmal wurden die Züchter und Reiter aufmerksam auf die Gotthard-Kinder, die ihren Job im Parcours mehr als gut machten. Der Run auf den Schimmel begann und wurde verstärkt durch weitere, in den internationalen Sport nachrückende Gotthards. Es gab Zeiten, in denen Gotthards quasi „blind“ am Telefon verkauft wurden. Der Hengst wurde 29 Jahre alt. Zurück zu seinem Enkel Goliath Z. Er ist aus der Holsteiner Stute Heureka Z gezogen, die selbst mit Hermann Schridde 1970 den Großen Preis von Aachen gewann. Heurekas Tochter Argentina wiederum brachte mit Ramiro Z Ludger Beerbaums Erfolgsstute Ratina Z, die zweimal Olympisches Teamgold holte, zum WM-Gold-Team 1994 zählte, 1993 das Weltcup-Finale gewann und Doppel-Europameisterin 1997 wurde.

    Doppelvererber als Vater: Springen M, Dressur S

    Grosso Z selbst war in beiden Disziplinen erfolgreich: Im Springsport bis Klasse M, im Dressursport bis Prix St. Georges und Intermediaire I. Solche doppelveranlagten Hengste gibt es nur noch selten – und werden auch nur noch höchst selten in beiden Sparten gefördert. Der Hengst – inzwischen 28-jährig – verbringt seinen Ruhestand auf dem rheinischen Gestüt Krefeld. Zeugte er mit Goldfever I ein internationales Top-Springpferd, wird dessen Vollbruder Goldfever II auf eine gehobene Dressurkarriere vorbereitet und konnte 2010 altersgemäß Erfolge bis Dressurpferde M vorweisen. Doch Grosso Z brachte auch SpitzenDressurpferde. Der Hengst Goethe etwa hat mit Heiner Schiergen 37 goldene Schleifen in Klasse S und Grand Prix erzielt. Insgesamt 88 Mal war er in Klasse S erfolgreich und begeisterte vielfach auf Schaunummern wie anlässlich der Aachener Hengstgala. Sicher unvergesslich ist sein Auftritt mit einem Miniaturpferd, das Heiner Schiergen von Goethes Sattel ausführte und das bestechende Verstärkungen zeigte, während Goethe imponierend bergauf gesprungene Einerwechsel zum Besten gab. Auch Ellen SchultenBaumer hatte mit der Stute Gina Royal eine Grosso Z-Tochter unter dem Sattel. Zweimal gewannen sie den Piaff-Förderpreis und das Hamburger Derby. „Eine große Dame, die immer mit ihrem Elan, Einsatz und ihrer Grundqualität zu überzeugen wusste“, so Ellen Schulten-Baumer. Mit Grosso’s Gentle hat sie seinen weiteren Grosso Z-Sohn im Stall. „Ein geniales Ausnahmetalent, der auf Größeres hoffen lässt und mit sämtlichen Höchstschwierigkeiten zu „spielen“ weiß. Bewegungsgenie und elegant wie eine Katze“, beschreibt ihn Schulten-Baumer.

    Als Fohlen nach fünf Metern auf der Stallgasse verkauft

    Zurück zu Sigurd Hochmuths Stute Gundula. Sie wurde mehrfach mit Grosso Z angepaart. Daraus entstand das M-Springpferd Gently und die Prämienstute Gloria Day. Mit Contender brachte sie das M-Springpferd Contano. Goldfever I kam 1991 in Meerbeck, gelegen im Landkreis Schaumburg, zur Welt. Als Fohlen verkaufte der Züchter den Fuchs an Uwe Bünger aus Hemmingen. „Es waren nur fünf Meter im Trab auf der Stallgasse, aber dann wusste ich schon, dass ich dieses Fohlen haben wollte“, denkt Bünger zurück. „Pferde mit gutem Trab können meistens auch gut springen – das war meine Erfahrung und die hat sich bei Goldfever auch bestätigt.“ Zweieinhalbjährig wurde Goldfever als Hengst vorbereitet, zur Hannoveraner Körung zugelassen und gekört. „Schon in der Vorbereitungszeit zeigte er immer viel Energie und Arbeitseifer. Goldfever war immer ein hellwaches Pferd“, berichtet Uwe Bünger. In Verden zeigte er sich von seiner besten Seite und überzeugte mit herausragendem Freispringen. Das zahlte sich aus – beim Hannoveraner Hengstmarkt 1993 avancierte er zum teuersten Springhengst und wurde für 145.000 Deutsche Mark versteigert. „Bei der Körung wurde er auch als Dressurpferd gehandelt, aber er war zweijährig schon wirklich überragend am Sprung. Für mich wäre er als Dressurpferd zu griffig gewesen“, berichtet Uwe Bünger. Goldfever wechselte zu einem Konsortium, zu dem das Gestüt Bretmühle aus Greiz zählte. Dreijährig absolvierte er seine Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf und beendete sie mit 121,45 Punkten als Achter.

    Entdeckt von Reitsport-Mäzen Dieter Schulze

    Claudia Prohoffnik war die erste, die ihn vom Wiechenhof bei Hannover aus in den Sport brachte. Als Fünfjähriger entdeckte Dieter Schulze den Hengst und kaufte ihn. So wurde Goldfevers neues Zuhause der Stall von Ludger Beerbaum im westfälischen Riesenbeck. Dort ritt ihn anfangs Dirk Ahlmann, damaliger Bereiter im Stall Beerbaum. Goldfevers Erfolgsbilanz als junger Hengst: Elf Siege in Springpferdeprüfungen der Klasse L, acht Siege in Klasse M. „Fünfjährig habe ich ihn ausprobiert und sein Potenzial, das er schon damals zeigte, habe ich immer super eingeschätzt. Dazu kamen sein Charme und seine Ausstrahlung. Er war allerdings auch richtig Hengst, sehr selbstbewusst, ordnete sich nicht gerne unter und war nicht ganz so leicht zu händeln“, berichtet Ludger Beerbaum. Sechsjährig qualifizierte er sich mit Dirk Ahlmann zum Bundeschampionat und startete ebenfalls auf der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde. Doch zwei Jahre bereitete Goldfever dem Olympiasieger Kopfzerbrechen. „Wenn er richtig auf Betriebstemperatur kam, gab er einem zwar ein unglaubliches Reitgefühl aber er hatte etwas zu viel Power. Da waren schon ein paar abenteuerliche Situationen dabei, die einem Himmelfahrtskommando glichen.“ Bei seinen Pflegern stand Goldfever schon mal gerne auf zwei Beinen, im LKW musste er allen anderen Pferden zeigen, wer der Boss ist und führte sich so wild auf, dass er in den Trog sprang. Nicht selten stand das Wort Kastration im Raum weil er einfach zu hengstig war. „Dieter Schulze war es, der immer sagte, nicht kastrieren. Wir probieren es noch etwas. Gott sei Dank muss man ja im Nachhinein sagen“, erzählt Ludger Beerbaum. Ende sieben-, Anfang achtjährig normalisierte sich Goldfevers Hengstigkeit immer mehr. „Der Durchbruch kam Ende achtjährig. Davor war man doch auch im Parcours oft mehr Beifahrer und es gab einige brenzlige Situationen, in denen ich wirklich in Sitznot kam. Doch dann gewann er die German Classics in Bremen und von da an wurde er sehr konstant und mir war klar, dass wir das hinkriegen werden.“ So begann Goldfevers internationale Karriere. Neunjährig wurde das Paar Deutscher Meister. Das war im Jahr 2000. Ein Jahr später war wiederum kein Vorbeikommen an Goldfever und Ludger Beerbaum auf den Deutschen Meisterschaft en. Gemeinsam reisten sie zu den Olympischen Spielen in Sydney. Und kehrten mit Teamgold nach Hause. 2001 siegten sie im Großen Preis beim CSI-A in Cannes, 2002 zählten sie zum siegreichen Nationenpreis-Team in Luzern und heimsten zwei besondere Siege ein: „Das war ein sehr erfolgreiches Jahr mit zwei meiner schönsten Erfolge auf Goldfever: Wir gewannen den Großen Preis von Aachen und von Calgary“, berichtet Ludger Beerbaum. Auch 2003 kam keiner an dem schnellen Fuchshengst in der Aachener Soers vorbei: Sieg im Großen Preis – eine Trophäe, die jeder Reiter gerne in seiner Karriere erzielt, hat sie doch einen enorm hohen Stellenwert. Denn beim CHIO Aachen starten traditionell die besten Paare der Welt und nicht selten gilt es als Sichtung für bedeutende Championate. Im gleichen Jahr folgte ein vierter Platz bei den German Masters in Stuttgart. 2004 folgte eines der erfolgreichsten Sportjahre von Goldfever: Sieg im Großen Preis von Zürich, Sieg im Großen Preis von Vigo in Spanien, Nationenpreis-Sieg beim CSIO La Baule. Dazu der Sieg im Großen Preis von Donaueschingen und ein zweiter Platz im Großen Preis von Münster, Sieg in der Riders Tour Team-Wertung in Hannover und der vierte Platz im Großen Preis von München. Tja, und dann waren da noch die Olympischen Spiele in Athen. Das deutsche Team hatte Gold geholt. Und darunter waren Goldfever und Ludger Beerbaum. Doch die Olympischen Spiele gerieten zum Desaster, kurze Zeit später sah sich Beerbaum Dopingvorwürfen ausgesetzt. Goldfever wurde positiv auf die verbotene Substanz Betamethason getestet. Goldfever sei monatelang wegen einer nässenden Scheuerstelle mit der Salbe behandelt worden und die Tierärzte seien davon ausgegangen, dass die Wirkstoffe nicht in den Blutkreislauf eindringen könnten. Beerbaum wurde im September 2005 vom CAS endgültig disqualifiziert und so war die olympische Teamgold-Medaille weg.

    Die Erfolge hören nicht auf

    Ludger Berbaum:
    „Goldfever konnte ein unglaubliches
    Reitgefühl vermitteln.”

    Beim Großen Preis von Vigo in Spanien war Goldfever wieder voll da und wurde Zweiter. Es folgte der Einsatz beim Nationenpreis von Rom, den die deutsche Mannschaft mit Platz drei beendete. 2007 siegte Goldfever in Donaueschingen, dann kam die Springreiter-Europameisterschaft in Mannheim. Vor dem ersten Umlauf als Zweitplatzierter ins Rennen gegangen, musste der Lokalmatador – Beerbaum startet für den Reitverein Mannheim – auf dem 16-jährigen Hengst Goldfever am vorletzten Hindernis einen Klotz verbuchen: Damit fiel er auf Rang fünf ab. Im zweiten Umlauf zeigten die beiden wahre Nervenstärke und gingen nach einer Nullrunde in Führung. Doch es sollten noch einige hochkarätige Starter kommen. Würde Beerbaum seinen Traum, den Europameisterschaft s-Erfolg von 1997 an gleicher Stelle, wiederholen können? 11.000 Zuschauer waren gespannt. Doch als der gewaltige Schimmelhengst Cumano mit Jos Lansink den Parcours mit nur einem Zeitfehler beendete, waren die Gold-Träume geplatzt. Den Traum erfüllte sich eine begeisterte Meredith Michaels-Beerbaum auf ihrem Shutterfly: Einzel-Gold, Silber für Lansink und Bronze für Goldfever. „Davon habe ich geträumt, seit ich ein kleines Kind war, und dass es mir jetzt gelungen ist, macht mich unheimlich stolz. Als ich nach Deutschland kam, sah ich Leute wie Ludger und Jos reiten und dachte, wie toll es wäre, einmal neben solchen Reitern zu stehen. Dass die beiden heute auf dem Podest links und rechts neben mir standen – und ein Stückchen tiefer als ich, das ist einfach unglaublich“, strahlte die Amazone nach ihrem Sieg. Doch auch ihr Schwager war glücklich. „Wenn mir vor vier oder acht Wochen jemand gesagt hätte, dass ich hier mit Goldfever Bronze holen würde, ich hätte es nie und nimmer geglaubt“, so der 43-Jährige. Silber, genauer Team-Silber, konnte er auch mit nach Hause nehmen.

    Emotionale Höhen und Tiefen

    Als Goldfever 17 Jahre alt war wurde er Zweiter im Großen Preis von Göteborg. Das Jahr 2008 wurde für Ludger Beerbaum überschattet vom Tod von Dieter Schulze, der Goldfever fünfjährig entdeckt hat, und ihn seit Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Madeleine Winter-Schulze sportlich mit Spitzenpferden unterstützte. Das Ehepaar war längst zu engen Freunden von Beerbaum geworden und der Tod belastete Beerbaum stark. Er galt als Favorit für das Frankfurter Festhallen Turnier, das 2008 das Finale der Masters League austrug. Doch Beerbaum sagte das Turnier wegen des Trauerfalls ab. Kurze Zeit später musste Beerbaum den Tod seines Vaters verarbeiten. Wie eng Tiefen und Höhen beieinanderliegen, machte wenige Tage später die Geburt von Beerbaums Tochter Cecilia Sophie deutlich: Seine Lebensgefährtin Arundell Davison schenkte ihm zwei Tage vor Weihnachten eine gesunde Tochter.

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Goldfever I und II (Teil 2)

    Goldfever I und II (Teil 2)

    Time to say Goodbye in Aachen

    Ludger Beerbaum bei der Siegerehrung in der Springreiter-Europameisterschaft 2007 in Mannheim.

    2009 stand für Goldfever der Abschied vom Sport an. Und der fiel Ludger Beerbaum sehr schwer. „Zu diesem Hengst habe ich eine sehr tiefe Bindung, denn er hat mir immer alles abverlangt. Ihn mal eben so nebenbei zu reiten, war nie möglich, man musste immer konzentriert sein. Je erfahrener er wurde, umso besser wurde das, doch anfangs durfte man auf dem Abreiteplatz in seinem Sattel kein Pläuschchen halten“, schmunzelt er. 18 Jahre alt war Goldfever, als er ein letztes Mal durch die Soers galoppierte. Dem Ort, den er zweimal als Sieger im Großen Preis verließ. Den CHIO Aachen wählte Beerbaum, um seinen Goldfever vom aktiven Sport zu verabschieden. „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich und fiel mir nicht leicht. Es war aber schon lange überlegt, denn Goldfever hat so viel geleistet und immer gekämpft.“ In Worten: 61 Mal wurde Goldfever in der schweren Klasse die goldene Schleife angeheftet.

     

     

    Hannoveraner Hengst des Jahres 2010

    Goldfever ist heute ein aktiver Rentner. Zwei- bis dreimal die Woche wird er noch geritten – und nun steht der Zuchteinsatz wieder im Vordergrund. „Während seiner ganzen internationalen Sportzeit, also zehn Jahre lang, war Goldfever gar nicht im Deckeinsatz. Das ließ sich einfach nicht kombinieren, dazu war er immer zu hengstig“, berichtet Beerbaum. 2010 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Goldfever wurde als Hannoveraner Hengst des Jahres ausgezeichnet. In der vollen Niedersachsenhalle durfte er anlässlich der Körung aufparadieren – dort wo seine Karriere zweieinhalbjährig als teuerster Springhengst begonnen hatte. Wer ihn live gesehen hat, war überwältigt von seiner Energie und Ausstrahlung, wie ein junger Hengst trat er auf, ließ sich zu einigen Bocksprüngen an der Hand hinreißen und spielte sich mächtig auf. Goldfever zum alten Eisen abstempeln? Beileibe nicht. Sein Züchter Sigurd Hochmuth, Aufzüchter Uwe Bünger – sie alle durften der Ehrung beiwohnen. Natürlich auch Goldfevers Besitzerin Madeleine Winter-Schulze, deren verstorbener Ehemann Dieter Schulze den Hengst fünfjährig entdeckt hat. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Star auf der Aachener Hengstgala 2011

    Doch auch das Aachener Publikum durfte Goldfever 2011 noch einmal live erleben und sich überzeugen, wie frisch und kernig der Hengst noch ist. Auf der Aachener Hengstgala galoppierte sich der Fuchshengst in die Herzen der Zuschauer. „In Aachen ist immer eine enorme Stimmung und die Publikumslieblinge dürfen auf dem Abschlussring noch einmal antreten. Das sind meist nur Dressurpferde und auch 2010 waren es fünf Dressurhengste. Plus ein Springhengst: Goldfever“, erzählte ein stolzer Ludger Beerbaum. Als einziger Springvererber genoss er bei lauter Musik, unglaublicher Stimmung und tosendem Applaus seinen Auftritt. Sein Galoppiervermögen ließ die Erinnerung an die Siege im Großen Preis von Aachen in der Soers aufkommen. Goldfever – ein ganz Großer im Stall Beerbaum. „Er steht für mich in einer Linie mit Ratina, Priamos und Classic Touch“, erzählt Beerbaum. Und das will etwas heißen – mit Ratina Z und Classic Touch wurde er jeweils Olympiasieger.

    Nächste Generation schon international top

    2010 paradierte Goldfever I auf zur
    Ehrung für den Hannover Hengst des
    Jahres.

    Die nächste Generation ist längst da. Im Stall Beerbaum unter dem Namen Gotha – eine ehrgeizige Fuchsstute von Goldfever, die Beerbaum vierjährig kaufte. „Sie habe ich direkt vom Züchter Jan Minners in Jork gekauft, damals war sie schwierig zu reiten, aber sie legte eine derartige Coolness beim Springen an den Tag, die mich sehr beeindruckte. Auch 1,20 Meter brachte Gotha nicht in Verlegenheit.“ Als junges Pferd wurde die Stute behutsam aufgebaut, in Springpferdeprüfungen nur dosiert eingesetzt – Springpferde-M hat sie gewonnen. Sechsjährig startete sie erstmals international in La Baule – und war direkt Zweite. „Da lief sie das erste Mal auf einem großen Platz und machte das alles sehr cool. Sie ist generell sehr selbstbewusst“, betont Beerbaum. Gotha hatte Zeit, in den großen Sport zu wachsen. Als sie siebenjährig war – im Jahr 2008 – hatte Beerbaum mit ihrem Vater Goldfever, Coupe de Coeur, Enorm und All Inclusive NRW mehrere Spitzenpferde im Stall. 2009 ging es für die aus einer Prestige Pilot-Mutter gezogene Hannoveraner Stute dann richtig los. In Hannover wurde sie Zweite im Großen Preis, holte Weltcup-Platzierungen in Lyon und Verona und gewann in Stuttgart den als Weltcup-Qualifikation ausgeschriebenen Großen Preis. Auch in der Gesamtwertung der Riders Tour lag sie vorne. Ganz der Vater? „Anders. Sie ist ebenfalls sehr selbstbewusst, man kann sagen, eine typische Fuchsstute, denn die haben ja oft ihre ganz eigenen Gedanken. Sie ist nicht so rittig wie ihr Vater, mehr der Freak-Typ. Aber sie hat mindestens so viel Grundkraft und Vermögen wie Goldfever – wenn nicht sogar mehr.“ 2010 holte sie erneut Weltcup-Punkte in Bordeaux, s’Hertogenbosh und beendete das Weltcup-Finale in Genf mit einem hervorragenden zweiten Platz – ihr bisher größter Erfolg. „Gotha zählt nun zu meinen ersten Pferden, dieses Jahr peilen wir erneut das Weltcup-Finale an“, so Beerbaum. Auch nach Italien durfte sie reisen, wurde in San Patrignano Achte im Großen Preis und Zweite in Paderborn. Den Großen Preis von Paderborn beendete sie als Zehnte. Zukunftspläne? Oh ja. „Wenn alles gesund bleibt, stehen die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in London natürlich weit oben“, offenbart Beerbaum. Das FN Jahrbuch Zucht druckt es schwarz auf weiß: In 2010 war Gotha gemeinsam mit Marco Kutschers Cash das erfolgreichste Pferd Deutschlands. Mit zehn Jahren ein enormer Erfolg. Und die Zukunft endet nicht: In Beerbaums Laufstall tummelt sich bereits die 2010 geborene Gotha II. „Ich habe auch einen Jährling von Goldfever aus einer For Pleasure-Mutter. Mich interessiert sein Blut sehr, auch die Kombination mit Holsteiner Stuten gefällt mir gut.“

    Goldfevers einziger gekörter Sohn Goldwing startet in Kentucky

    Intelligenz, Ehrgeiz, Temperament und
    Selbstbewusstsein zeichnen ihn aus.

    Eine steile Laufbahn hat auch der bislang einzige gekörte Hengst von Goldfever, Moosbachhofs Goldwing, hingelegt. Gezogen von Manfred Gerken aus einer Lucarlo-Mutter, ist er im Besitz des österreichischen Gestüts Moosbachhof. Der Hannoveraner war Körsieger, gewann seine HLP in Neustadt/Dosse mit 133,81 Punkten und siegte 18 Mal in Springpferdeprüfungen der Klassen A, L und M mit Wertnoten bis 8.8. 2004 und 2005 qualifizierte er sich für das Bundeschampionat der fünf- und sechsjährigen Springpferde, siebenjährig war Goldwing schon auf S-Niveau erfolgreich. Gezogen ist er übrigens aus einer der bekanntesten deutschen Stutenlinien: Die Neustädter Linie der Pauline, die mit Doppel-Bundeschampionesse und Weltmeisterin Poetin, seinerzeit mit 2,4 Millionen Euro absolute Preisrekordhalterin aller Auktionen, Bundeschampion Quaterback und Siegerhengsten aufwarten kann. Goldwings Karriere verlief steil international: Mit dem ungarischen Nationenpreisreiter Sandor Szasz war er achtjährig international platziert in Italien, Deutschland und Österreich, 2008 siegte er auf S-Niveau, 2009 erzielte er einen herausragenden zweiten Platz beim Großen Preis von München. 2010 die Krönung: Teilnahme auf den Weltreiterspielen in Kentucky. Auch züchterisch konnte Goldwing bereits überzeugen mit Siegerfohlen in Österreich und Deutschland, Landessiegerstuten, einem Prämienhengst in Brandenburg, Freispring-Siegern und erfolgreichen Sportpferden. 60 Nachkommen waren 2010 bei der FN als Sportpferd registriert, viele haben bereits altersgemäß Springpferdeprüfungen gewonnen. Doch Goldfever hat weit mehr zu bieten als Gotha und Goldwing. Georgia etwa, international S erfolgreiche Hannoveraner Rappstute aus einer Come On-Mutter. Gezogen von Kurt-Heinrich Böttcher, ist sie mit Karl Brocks sowie Angelina und Siegfried Heeröder S-siegreich. Der von Arend Kamphorst gezogene Hannoveraner Goldstar. Der Fuchs kombiniert Goldfevers Gene mit Voltaire und Achill-Libero H auf der Mutterseite und ist international mit den Schwestern Mynou und Mylene Diederichsmeier unterwegs. Mit Mynou war Goldstar 2010 in den Großen Preisen von Neustadt/Dosse und Gera erfolgreich am Start. Nach nur wenigen Jahren Deckeinsatz schon ein enormer Zuchterfolg. Und da Goldfevers Zukunftsgenerationen erst nach seinem aktiven Sport-Ende gezeugt wurden, kann da noch ganz viel kommen. Auf Ludger Beerbaums neuer Hengststation wartet er auf die Damenwelt.

    GOLDFEVER II

    Gotha – ehrgeizig und cool. Die
    Grundkraft und das Vermögen hat sie
    von Goldfever.

    2003 paarte Sigurd Hochmuth seine Stute Gundula erneut mit Grosso Z an. Was da 2004 im Stroh lag, war kein Fuchs sondern dunkelbraun und sollte erst einen ähnlichen, dann jedoch ganz anderen Weg gehen als sein prominenter Vollbruder: Goldfever II war geboren. Er blieb in der Hand seines Züchters und wurde 2006 zur hannoverschen Körung vorgestellt. Bei der Vorauswahl sah ihn Norbert Bramlage, Inhaber einer eigenen Hengststation im niedersächsischen Dinklage. „Er fiel mir dort besonders auf “, berichtet Bramlage. „Doch wie bei allen besonderen Hengsten gibt es auch bei ihm einen besonderen Weg.“ Denn auf der Körung selbst konnte Bramlage den Hengst mit der Katalognummer 17 überhaupt nicht verfolgen. Er hatte selbst die Katalognummer 3, einen Escudo-Sohn, am Start und zeitgleich auf der Trakehner Körung den Axis-Sohn Ballzauber. „Sobald meine Nummer 3 in Verden ihren Auftritt beendet hatte, bin ich ins Auto gesprungen und nach Neumünster gefahren. Die Nummer 17 und damit Goldfever habe ich kein einziges Mal gesehen“, so Bramlage. Als der Hengst samstags auf der Auktion versteigert wurde, war Bramlage bereits in Neumünster. Ballzauber wurde sonntags versteigert und steht nach einem Jahr in Beritt von Edward Gal inzwischen in Amerika bei Darren Chiacchia. Und Goldfever II? „Am Montag nach dem Hengstmarkt habe ich mich damit beschäftigt, wohin die Hengste gegangen sind. Goldfever wurde an einen Reit- und Ausbildungsstall versteigert. Da ich diesen Hengst sehr hoch eingeschätzt habe und mir vor allem seine große Korrektheit und seine elastische Stabilität im Rücken gefiel, rief ich dort an, was sie mit dem Hengst vorhaben und ob sie daran interessiert sind, ihn mir zu verpachten“, berichtet Bramlage. Das war der Fall und so stand der Dunkelbraune flugs bei ihm in Dinklage.

    Tolles Springpferd mit viel Bewegung – was nun?

    Goldfevers einziger gekörter Söhn
    Goldwing startet in Kentucky.

    „Von Anfang an war er unheimlich freundlich und menschenbezogen, immer positiv eingestellt. Er zeigte von Beginn an seine sehr guten Grundgangarten, aber bei dieser schönen Springabstammung und seinem berühmten Vollbruder denkt man natürlich erstmal: Ein tolles Springpferd, das sich auch noch gut bewegt“, so Bramlage. Auch von Züchterseite wurde er so eingeschätzt und eingesetzt. „Goldfever II war von Beginn an ein stabiles Pferd, aber trotzdem sehr modern, langbeinig und langlinig, sehr korrekt im Fundament mit sehr guten Hufen. Kurz – ein sehr kompletter Hengst und noch dazu sehr nervenstark. Aus eigener Erfahrung hat ein Hengst meistens irgendwo eine Schwäche – aber die bei ihm zu finden, fiel schwer.“ Und so haben Bramlages den Hengst zum Ende der ersten Decksaison gekauft. Nach der zweiten Decksaison Ende vierjährig ging Goldfever II seine ersten Springpferdeprüfungen unter Matthias Janssen. Die beiden sammelten Schleifen bis zu Springpferdeprüfungen der Klasse L. „Und dennoch hatten wir sein Bewegungspotenzial immer im Auge und es hat uns gereizt, ihn dressurmäßig fördern zu lassen. Es war natürlich auch die Frage, die Züchter zu überzeugen, warum dieser Hengst Dressur geht, während der andere ein so erfolgreiches Springpferd war“, so Bramlage. Doch der Reiz war zu groß und so übernahm der 50-fache S-und Grand Prix-Sieger Markus Gribbe den Hengst Mitte fünfjährig. Fünf Wochen später trat das neue Paar bereits beim Verdener Gala-Abend anlässlich der Elite-Herbst-Auktion auf. Denn das war das Jahr, in dem Goldfever von Ludger Beerbaum aus dem Sport verabschiedet wurde. Nach dem großen Auftritt in Aachen verabschiedete sich Goldfever auch von seinem Hannoveraner Publikum in Verden. Und da sollte sein Vollbruder nicht fehlen.

    Sechsjährig qualifiziert zum Bundeschampionat

    Mit Markus Gribbe erfolgreich im
    Dressurviereck: Goldfever II.

    Das Ziel der Bramlages, den Hengst in den Dressursport zu bringen, ging auf. Beim Oldenburger Landesturnier holte der Hannoveraner Hengst Platz drei in der Dressurpferdeprüfung der Klasse M und qualifizierte sich zum Bundeschampionat. „Goldfever ist ein richtiges Arbeitstier, er will sieben Tage die Woche arbeiten und hat einen super Charakter. Jeder, der ihn sieht, denkt, was für ein ruhiger Kerl er ist, aber innerlich ist er doch ein Sensibelchen. Er ist sehr lieb und ein bisschen wie ein Blüter: Braucht etwas, um wirklich warm zu werden aber dann ist er voll da. Und was er einmal gelernt hat, das sitzt zu 100 Prozent“, beschreibt ihn sein Reiter Markus Gribbe. Täglich darf der Hengst zum Ausgleich auf die Weide oder den Paddock. „Eine halbe Stunde grast er meist ganz ruhig und gelassen. Doch dann bekommt er seine fünf Minuten und bockt wild durch die Gegend. Danach kann ihn wieder jedes Kind führen“, berichtet der Dressurausbilder, der einen Stalltrakt auf Gut Füchtel in Vechta gepachtet hat. Eines muss er jedoch zugeben: Goldfever ist bestechlich. Und berechnend. „Meine Pferde bekommen vor der Arbeit immer ein Stück Zucker. Und nach der Arbeit einen Apfel. Wenn er den nicht bekommt, geht er am nächsten Tag schlecht“, schmunzelt er. In puncto Leistungsbereitschaft sind die beiden Goldfevers sich sehr ähnlich. Aber bei den Hengstmanieren ist der Zweite weit gelassener als sein fuchsfarbener Vollbruder. „Auch beim Verladen und auf dem Hänger verhält er sich mustergültig. Doch so ruhig er im Umgang ist, da ist richtig Power drin. Und ich muss zugeben, als ich ihn neu bekam bin ich nach drei Tagen einmal runtergefallen. Da hat er mal ordentlich gebockt“, erzählt Gribbe mit einem Grinsen. Sportlich hält er sehr viel von dem Hengst. Nächstes Ziel: „Wir hoffen, dass er sich weiter so gut entwickelt und weiter alles lernt. Die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal wäre natürlich ein tolles Ziel“, so Bramlage.

    Auktionsfohlen aus den ersten Jahrgängen

    Die beiden Vollbrüder im Rampenlicht auf der Hengstschau der Equitana 2011: Goldfever I und II.

    Züchterisch konnte Goldfever II direkt aus seinen ersten Jahrgängen Auktionsfohlen stellen. „Sie haben sehr schnell die Züchter überzeugt, da sie sehr typvoll sind und sich das ausgesprochen schöne Gesicht des Vaters regelmäßig in ihnen findet. Viele Züchter haben ihn wieder benutzt und es gibt durchaus einige, die ihn nun schon die dritte und vierte Saison benutzen. Das ist schon eine Besonderheit finde ich“, erzählt Bramlage. Anfangs waren es vielfach springbetont gezogene Stuten, inzwischen überwiegen Dressurstuten, die von Goldfever II besamt werden. „Nach und nach haben die Dressurleute diesen Hengst entdeckt. Einige seiner Fohlen gingen bereits in dressursportlich versierte Fachhände. Mit den Preisen waren wir zufrieden, schließlich muss man immer bedenken, dass Goldfever nicht zu den klassischen Modehengsten zählt“, so Bramlage. Wie ein Hengst sich züchterisch wirklich durchsetzt, sieht man erst nach einigen Jahren. Zwischen den beiden Geburtsjahren von Goldfever liegen 13 Jahre. Und bei Goldfever I stand viele Jahre gar kein Deckeinsatz im Programm. Es kann also noch viel erwartet werden – vom feurigen Heißsporn Goldfever I, der die großen Springarenen der Welt dominierte, und von seinem smarten Dressurbruder Goldfever II, der noch viel vor sich hat.[/ihc-hide-content]

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 1)

    Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 1)

    Begibt man sich auf Spurensuche, um die Abstammung und Herkunft eines Pferdes näher zu beleuchten, ist dies oft eine Reise an unterschiedliche geografische Orte, bis hin zum Ursprungsort einer Stutenfamilie, dort, wo alles seinen Anfang nahm. Im Falle von Don Schufro, dem Donnerhall-Pik Bube-Sohn, begann alles im hannoverschen Kernzuchtgebiet unweit von Verden.

    Der nordrhein-westfälische Landbeschäler Polydor gilt als einer der
    erfolgreichsten Produzenten von
    Sportpferden auf dem Globus, trug
    zweimal die Auszeichnung „Sire of the
    world“ – weltbester Springvererber.

    Der Raum Verden als eines der Hochzuchtgebiete der hannoverschen Pferdezucht war von jeher dem edlen Pferd zugewandt. Der Stationsbezirk um die Deckstelle Oiste hatte sich hier besonders hervorgetan; über Jahrzehnte war die Station mit guten Halbblütern, zu denen man immer einen Vollblüter gesellte, besetzt; es gab sogar Phasen (ab 1840), in denen ausschließlich Vollblüter hier stationiert waren. 1893 war Oiste das Zuhause des Beberbeckers Colorado, der bis 1912 blieb, 1378 Stuten deckte und damals eine große Hengstlinie begründete. Seit 1816 wurde die Traditions-Deckstelle betrieben, immer untergebracht im Gasthaus der Familie Gewecke (sie hieß nach einem der dort eingesetzten Hengste „Zum Holderneß“) gehörte sie zunächst zum Landgestüt Celle, später zum Landgestüt Osnabrück. Clemens von Nagel, zum damaligen Zeitpunkt Oberleutnant der Reserve im Reiterregiment 4 und Sohn des Landstallmeisters Paul von Nagel, war auf Anraten des passionierten Dr. Wilhelm Uppenborn (Landstallmeister Landgestüt Osnabrück) und Gustav Rau Mitte der 30er-Jahre dorthin gekommen, um nach edlen Stuten mit Beberbecker Genetik zu suchen. Die Muttertiere waren für sein neu zu errichtendes Gestüt auf Schloss Vornholz gedacht. Dort, so war seine Vision, wollte er großrahmige, dem englischen Hunter ähnliche Leistungspferde züchten. Von seiner ersten Idee, dies auf der Grundlage irischer Stuten anzugehen, war er schnell abgekommen. Geerbt hatte er den Familienbesitz der Familie von Nagel-Dorrnick von seinem Onkel August, einem Pferdemann im eigentlichen Wortsinn, der viele Jahre in England und Irland verbracht hatte, um hinter den bekannten Meuten zu reiten.

    Müller/Intschede – eine Traditions-Zuchtsstätte

    Bei seinen „Pferde-Expeditionen“ an Aller und Weser war Baron Nagel u. a. auf den Hof der Familie Müller (seit Generationen heißen die Stammhalter Hermann) in Intschede gekommen. Auf ihrem Hof hinter dem Weserdeich hatte die Pferdezucht von jeher eine bevorzugte Stellung; ihre Stuten gingen im Geschirr, brachten jedes Jahr ein Fohlen, und wenn es die Arbeit erlaubte, ritt man sonntags in den Nachbarort, um am Turnier teilzunehmen. Die Deckstellentreue zur Station Oiste führte dazu, dass viele hier stationierte Hengste im Pedigree der Müllerschen Pferde auftauchen. Dazu gehörten die Landbeschäler Tüchtig, Schwarzwald, Schamord, Julius Caesar und damit auch viel Blut der hannoverschen Gründerhengste wie King und mehrfach Norfolk. Später tritt Colorado hinzu. Stammstute Juromette (von ihr sind rückwärts betrachtet vier Generationen nachgewiesen) wird 1916 zum Kriegsdienst verpflichtet, bringt jedoch 1912 noch ein dunkelbraunes Stutfohlen, welches den Namen Kebandina erhält und den Bestand des Stutenstammes sichert. Vater ist Kirkland, damals einer der besten und schönsten Beschäler in Hannover. Zweijährig hatte sie Glück und wurde trotz eines Hüft schadens nicht zum Schlachter gebracht. Die Müllers glaubten an die elegante Stute mit dem Stern. Sie wurde in Gurte gehängt, der Bruch heilte aus. Dieser Einsatz sollte sich lohnen! Als Mutterstute brachte sie 17 Fohlen, von den Söhnen glänzten zwei besonders: Finnland I wurde Celler Landbeschäler (u. a. stationiert in Drochtersen an der Unterelbe) und Finnland II (er stand im Landgestüt Lack in den sogenannten „zurück gegliederten Ostgebieten“); Vater der beiden war Flirt (Vollbruder des Fling), der sich nachhaltig in der Zucht bewährte. Die Vollschwester der „Finnländer“, Flickerei, brachte den Osnabrücker Ldb. Fürst von Futurist. Nach dem gleichen Rezept Fling x Kirkland (ein hannoversches Erfolgsrezept, siehe Feiner Kerl!) war die ebenfalls von Flirt stammende, 1930 geborene Finnländerin, trocken, mittelgroß und mit großen Partien ausgestattet, einzig die kurze Kruppe wurde ein wenig bemängelt. Auf dem Hof Müller hatte sie bereits zwei Fohlen zur Welt gebracht u. a. von Denksport. Die Denksport-Tochter wurde Diebin genannt und erhielt 1936 den Titel „Staatsprämienstute“; drei ihrer Nachkommen wurden Hengstmütter und zwar von

    Ldb. Novize (geb. 1973) von Novum xx, Ldb. Dozent (geb. 1966) von Duft II und Pb. Salamander (geb. 1981).

    Mutter, Söhne und Töchter, eine beeindruckende Familie – die Qualität des Blutaufbaus, solide und wohlüberlegt, Clemens von Nagel war beeindruckt. Dies sah die Hannoversche Zuchtleitung bereits 1933 so und zeichnete die Stutenfamilie der Müllers aus Intschede anlässlich der Stutenschau in Verden mit Ia sowie der großen Staatsmedaille aus.

    Endlich in Vornholz: Finnländerin und Trendelburg

    Radetzky entwickelte sich zu einem
    Stempelhengst und gründete eine bis
    heute blühende Dynastie dressurbegabter Hengste.

    Bis Baron Nagel Finnländerin sein Eigen nennen konnte, wurde hart verhandelt und mancher Korn getrunken. 1935 kam Finnländerin tragend vom Osnabrücker Fermor I nach Westfalen, mit ihr kam ihre Schwester Trendelburg (*1933) vom Beberbecker Thronerbe (er war nach der Auflösung von Beberbeck nach Osnabrück überstellt worden). Baron Nagel hatte zum Zeitpunkt der Ankunft von Finnländerin nur den Vollblüter Marcellus xx bei sich in Vornholz aufgestellt; ihm schwebte jedoch zunächst eine Anpaarung mit dem in Beberbeck geborenen und auch zunächst dort eingesetzten Meleager vor. Meleager, ein edler Halbblüter mit viel Draht und guter Linienführung, war nach der Auflösung von Beberbeck im Jahr 1929 dem Landgestüt Warendorf überstellt worden. Dass dieser exzellente Halbblüter (von Cölestin aus der Meerkatze von St. Tropez xx) nach Westfalen gelangt war, hatte einen handfesten Hintergrund: Der Vater von Clemens von Nagel, der bereits oben erwähnte Paul von Nagel, war von 1916 bis 1929 Landstallmeister im Hauptgestüt Beberbeck und hatte anschließend von 1930 bis 1935 das Landgestüt in Warendorf geleitet. Dieser begnadete Pferdemann wusste, was er aus Hessen mit nach Westfalen nahm! Bedauerlicherweise war Meleager nicht in der Nachbarschaft stationiert, er stand während der Deckzeit im 50 Kilometer entfernten Nordwalde, damals eine ziemliche Entfernung. Baron Nagel hielt das nicht ab. Er tat etwas, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war: Kurzerhand wurde Finnländerin Anfang Mai 1936 auf dem offenen Viehanhänger Richtung Nordwalde gefahren. Die Stute nahm sofort auf, im Jahr darauf wurde Meerfahrt (*1937) geboren. Im nächsten Jahr blieb sie güst. Erst 1938 probierte Baron Nagel seinen Blüter Marcellus xx als Partner von Finnländerin aus. Die aus dieser Verbindung stammende Stute Finnmark ging nach Stettin. Nun betrat Oxyd die Vornholzer Bühne. Mit Nagels glücklichem Ankauf dieses Landbeschälers aus Rastenburg (von Irrlehrer aus der Oxalis von Metellus xx), der wegen Dämpfigkeit ausgemustert worden war, stand ab 1938 ein Beschäler im Gestüt Vornholz, der ein hundertprozentiges Eigengewächs Beberbecks war. Der Hippologe Werner Schockemöhle (bestimmt kein Freund des ostpreußischen Pferdes) schrieb über den harten, großrahmigen Hunter 1962: „Oxyd vererbte seinen Kindern ungeheure Gehlust und viel Springvermögen!“ Oxyd kam nach Vornholz, erhielt einen „Freiluftplatz ohne Tür und Fenster“ und sein Allgemeinzustand wurde schlagartig besser; die ihm zugeführten Stuten machte er auf Anhieb tragend. Der Rappe entpuppte sich als wahrer Reitpferdemacher, fürs Geschirr waren seine Nachkommen jedoch nur selten brauchbar. Vor allem durch die Verbindung von Oxyd mit Finnländerin und Trendelburg entstand der besondere Typ des Vornholzer Pferdes. Oxyd wurde u. a. Vater der Olympia-Pferde Adular und Afrika, beide Bronzemedaillen-Gewinner 1952 bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Finnländerin, belegt von Oxyd, brachte zwei Mutterstuten für Vornholz: Flottille (*1941) und Feodosia (*1942).

    Töchter mit Nachhaltigkeit: Flottille und Feodosia

    Flottille gründete über ihre Tochter Flora von Ramzes AA eine Nebenlinie, die bis heute zwei Hengste für die Zucht hervorbrachte: die Vollbrüder Palisandergrund (*1977), Dressur und Springen bis S erfolgreich, und Pacific Sunset (*1979), beide von Polydor. Feodosias Tochter Feodora (von Krol Walca), geb. 1951, ging in die Zuchtstätte des passionierten Otto Werthmann in Lühringsen; sein in Irland erworbener Vollblüter Plucchino xx wurde mehrfach Partner von Feodora. Feodoras Tochter Phaedra (*1962) wurde Großmutter des international siegreichen Grand Prix-Pferdes Elastique (*1978) von Ehrensold; Reiter waren u. a. Ludger Beerbaum, Franke Sloothaak und Willi Melliger. In den nächsten beiden Jahren (1942 und 1943) wurde Finnländerin dem Warendorfer Landbeschäler Feinsprit zugeführt. Warum war von Nagel von Hengsten wie Meleager und Oxyd abgewichen? Der Zweite Weltkrieg wütete in Europa und brachte die bekannten Einschränkungen und Erschwernisse. Clemens von Nagel war für die Heeresgestütsverwaltung zunächst im polnischen Racot, später im Pferdeversuchsgestüt Grabau in Holstein als Kommandant tätig. Seine Schwester Ida von Nagel, die 1952 olympisches Bronze in Helsinki mit der Oxyd-Tochter Afrika gewann, leitete stellvertretend für ihren Bruder das Gestüt Vornholz. Meleager war inzwischen abgetreten und im Warendorfer Landgestüt hatte ein Hengst Einzug gehalten, der anlässlich seiner Körung für viel Aufsehen als Siegerhengst gesorgt hatte: Feinsprit. Der große, vornehme Beschäler war eine imposante Erscheinung und ein echter Blender, denn in seinem vierjährigen Deckeinsatz hinterließ er nur wenig Brauchbares. Dies war auch im Falle der Finnländerin so. Die beiden Söhne aus dieser Verbindung wurden schnell verkauft, sie hinterließen keine Spuren.

    Fischerin, die Zew-Tochter

    Radetzky entwickelte sich zu einem Stempelhengst und gründete eine bis heute blühende Dynastie dressurbegabter Hengste.

    Danach kam Finnländerin nur noch zum gestütseigenen Oxyd und zum inzwischen erworbenen Zew, woraus die gemeinsame Tochter Fischerin (*1946) entstand. Und wer war Zew? Zews Vater war der Vollblüter Horoscop xx, seine Mutter ist die Stute Oza II, die eine Tochter der Beberbecker Stute Oxalis ist. Oxalis wiederum (und hier schließt sich der Kreis) ist auch Mutter des o.g. Oxyd. Oxalis war mit dem gesamten wertvollen Beberbecker Stutenbestand (70 Stuten, insgesamt 160 Tiere einschließlich Nachwuchs) für eine halbe Million Goldmark an die staatliche polnische Gestütsverwaltung verkauft worden, die wiederum einen Teil aussortierte und an Privatleute verkauft e. Einer davon war der polnische Graf Jezerski-Worotnikow (Kreis Luck/Wolhynien). Das Pedigree des Zew beinhaltet mit Ortopede, Metellus xx, Jubelgreis und Blondel bestes Beberbecker Leistungsblut; die Stutenfamilie, zu der Zew und der o.g. Oxyd gehörten, die Familie mit der Nummer acht und dem Namen der Gründerstute Trompeuse, hinterließ exzellente Zuchtpferde, beispielsweise den Trakehner Hauptbeschäler Obelisk. Zew kam als Junghengst zur polnischen Hengsttrainieranstalt, wo er Jahrgangsbester wurde. Eingesetzt wurde er bis 1941 im Heereslandgestüt Lack (westlich von Warschau), anschließend im Heereslandgestüt Debica, welches für die Bezirke Krakau und Galizien zuständig war. Bevollmächtigter dieser Gestütseinrichtungen des Heeres in den sogenannten „zurück gegliederten Ostgebieten sowie im Generalgouvernement“ war Gustav Rau. Zew wird von Baron Nagel als ein „edler, vollblutartiger großer Hengst, das Vorbild eines vornehmen Reitpferdes mit etwas wenig Hengstbedeutung“ beschrieben. Zew deckte leider nur wenige Stuten, seine bewährte Tochter Obra brachte das bekannte Springpferd Ohama, Tochter Fischerin aus der Finnländerin wurde Mutter des international erfolgreichen Springpferdes Feuerdorn und sie wurde Begründerin jenes großen und vitalen Zweiges im Kebandina-Stamm, welche den Titelheld dieser Geschichte, Don Schufro, hervorbrachte.

    Mit Meerfahrt und Tochter Malta nimmt Vornholz Fahrt auf

    Die älteste Tochter der Finnländerin, Meerfahrt, brachte trotz aller Bemühungen nur ein Fohlen, welches den Namen Malta bekam; Vater war der o.g. Oxyd. Malta, eine kleine Stute, braun, mit Blesse, ansonsten keine Abzeichen, korrekt, edles Fundament, strotzte vor Fruchtbarkeit; in 17 Zuchtjahren brachte sie 15 Fohlen. Die bedeutendsten Nachkommen waren:

    ■ der gekörte Hurrikan (geb. 1947) vom Trakehner Humboldt, der im Sport als „Malteser“ Dressurlektionen auf Grand Prix-Niveau ging;

    ■ der Warendorfer Landbeschäler Radetzky (geb. 1951), der entscheidenden Anteil an der rasanten Verbreitung des R-Blutes hatte; Vater war der ab 1948 in Vornholz eingesetzte Ramzes AA, der zu jener Zeit mit einem polnischen Offizier namens Bielecki auf deutschen Nachkriegsturnieren startete.

    Ramzes AA, von dem Vollblüter Rittersporn xx aus der kleinen, unscheinbaren polnischen Araber-Stute Jordi, war mittelgroß, ausreichend tief, geschlossen, abgedreht, arabischer Kopf und einem Gesicht, was viel Ausdruck besaß. Während der Kriegsjahre u. a. in Janow Podlaski (Leiter war der deutsche Hans Fellgiebel, Vater von Inge Theodorescu) als Beschäler und zuverlässiges Jagdpferd eingesetzt, kam er nach dem Krieg in den Westen Deutschlands. Nach drei Einsatzjahren in Vornholz lieh ihn Baron Nagel zweimal nach Holstein aus, 1951/1952 und 1959/1960. Er hinterließ in Westfalen vornehmlich Dressurpferde, wohingegen es in Holstein durchweg Springpferde wie Retina, Romanus und Ramona waren. Er initiierte eine Hengstlinie, die bis heute stark präsent ist; Nachkommen wie Ramiro (der später auch nach Vornholz kam) und Rubinstein, Olympiasieger wie Rembrandt und Weltmeister wie Roman sind seine Hinterlassenschaft und gehen auf ihn zurück. Allen gab er sein sanft es und gutmütiges Gemüt mit. Selbst im Sport (Ramzes AA ging M-Springen unter Micky Brinkmann) geprüft, musste er nach einem Fesselbeinbruch seine Turnierkarriere beenden. Radetzky, auf der Körung noch als Zweifelsfall deklariert („zu wenig Hengst“), zeigte schnell, was in ihm steckte. Gekörte Söhne (allen voran die Remus-Brüder, insgesamt mehr als 20), Spitzensportler wie Rasputin, Sieger-Stuten wie Radetta und Raimonda – alles lieferte er. Seine eigene sportliche Reife war beeindruckend, er beherrschte die Grand Prix-Lektionen und galt zu seiner Zeit als der am besten gerittene deutsche Landbeschäler;

    ■ der gekörte Raban (geb. 1954) von Ramzes AA ging als Deckhengst nach Südafrika;

    ■ ebenfalls von Ramzes AA stammte Mariano, der in der Sportszene wie kaum ein anderer die RamzesNachkommen bekannt machte. Der 1955 geborene Schimmel gewann 1966 mit Josef Neckermann die erstmalig ausgeschriebene Weltmeisterschaft der Dressurpferde in Bern. Von der Olympiade 1968 in Mexiko brachte dieses unvergessene Paar die Goldmedaille mit;

    ■ ein Jahr vor Raban brachte Malta ihre Tochter Marina. Vater war der Anfang der 50er Jahre nach Vornholz gekommene Krol Walca. Von dem über viel Boden stehenden Schimmel-Hengst kannte Baron Nagel seinen Vater Jantos xx und vor allem die Mutter Warszawianka gut. Jantos xx war ein hochangesehener Bafur xx-Sohn; Warszawianka war die berühmte polnische Springstute und Olympia-Teilnehmerin 1936 in Berlin, die sich damals im Besitz des Rittmeisters Gutowski vom 17. Ulanen-Regiment in Lissa befand. Als Beutepferd war sie in die Hände der Deutschen gefallen, die sie ins Hauptgestüt Racot (Clemens von Nagel war hier Kommandant) in den Bestand der Abteilung „Leistungsstuten“ einreihten und zur Zucht benutzten. Sie brachte drei Hengstfohlen, Krol Walca war Fohlen Nummer zwei. Nach dem verlorenen Krieg wurde sie samt Nachzucht dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Gutowski verkaufte die drei Söhne der Warszawianka als Springpferde an britische Offiziere. Als Baron Nagel Krol Walca für Vornholz kaufte, befand er sich im Besitz des Royal Horse Guards-Majors Darley, der mit ihm auf dem Turnier in Vornholz startete. Die Verehrung von Warszawianka durch Baron Nagel wird dadurch deutlich, dass er beispielsweise eine Springprüfung im Rahmen seines Turniers der Sieger nach ihr benannte, den Warszawianka-Preis. Wenn Krol Walca auch nicht mängelfrei war, beeindruckte er durch seine imposante Erscheinung und durch seinen unbedingten Willen, Hindernisse zu überwinden. Besonders letzteres vererbte er „mit Garantie“.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Franz-Josef Neuhaus, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 2)

    Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 2)

    Die Nebenlinie der Malta-Tochter Marina (a. d. Malta)

    Marinas Partner war neben Ramzes AA mehrmals ein Vollblüter aus eigener Zucht mit Namen Pernod xx. Er stammte aus dem ersten Jahrgang des in der ersten Phase der Vornholzer Zuchtgeschichte eingesetzten Marcellus xx, der dazu beitragen sollte, dass im Gestüt des Barons Nagel qualitätvolle Pferde für den Hindernissport entstehen sollten. Gleichzeitig sollte der Versuch unternommen werden, Vollblüter für den Springsport zu züchten. Mutter war Perlenreihe xx aus der hoch bewährten Mydlinghovenerin Postenkette xx. Zunächst auf der Rennbahn eingesetzt, siegte er bei 24 Starts fünfmal, seine Lebensgewinnsumme (LGS) betrug 44.000 Reichsmark. Als er aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückkam, war er auf beiden Vorderbeinen niedergebrochen. Nach einer längeren Erholungspause startete er mit Willi Schultheiss zu seiner zweiten Karriere als Dressurpferd. In der schweren Klasse erhielt er 26-mal die goldene Schleife (trotz erheblicher Schwäche in der Piaffe), er war zeitweilig Deutschlands erfolgreichstes Dressurpferd. Züchterisch gesehen vererbte er in der Regel mehr Rahmen und Größe als er selbst besaß. Der erste Nachkomme aus der Verbindung Marina x Pernod xx erhielt im Sport den Namen Macbeth (geb. 1958), und wurde unter Bubi Günther im internationalen Dressursport zum Begriff. Der eigenwillige Rappe war ein ungeheures Energiebündel, der auf Trense überhaupt nicht zu reiten war, sondern sich nur mit der Kandare auf den Reiter einließ. Tochter Marokkanerin (geb. 1959), ebenfalls von Pernod xx, hat unter ihren Töchtern und deren Nachkommen Spitzen-Auktionspferde, Bundeschampionatsfinalisten und den gekörten Privatbeschäler For Jump (geb. 2001) von For Feeling, der in Kanada wirkt. Aus einer Halbschwester von For Jump, Parodie von Pik Ramiro stammt die international erfolgreiche Springstute Cindy Crawford (geb. 1995) von Cheenook, die von Piet Raymakers eingesetzt wird. Marina-Tochter Marion brachte mit dem Euro-Ramiro den Holsteiner Verbandshengst Rasputin (geb. 1973), dessen Züchterin die langjährige Vornholzer Gestütsleiterin und St. Georg-Chefredakteurin Gabriele Pochhammer ist. Der viel zu früh aus der Zucht genommene Dunkelbraune lieferte rittige und charakterstarke Pferde, besonders seine Töchter waren hoch geschätzt. Er ist Muttervater von beispielsweise Bachus und dem vielseitig vererbenden Conteur. Rasputins Schwester Mazurka (geb. 1970) von Herold brachte den Privatbeschäler Wappenprinz (geb. 1986) von Wendland II und ist Großmutter des Pb. Granulit, geb. 1993. Der Reservesiegerhengst der Oldenburger Körung 1994, HLP-Sieger 1995 und Hauptprämiensieger 1996 ist ein Sohn des Grannus, der viele Jahre bei Heinrich Klatte in Klein-Roscharden stationiert war. Er hat sich vor allem als Stuten- und Sportpferdemacher einen Namen gemacht. Heute wirkt der vielseitig vererbende Schimmel in Südafrika.

    Die Nebenlinie der Malve (a. d. Malta)

    Ging aus der Marbella-Dynastie hervor: Polany, Don Schufro und Co. –
    die Nebenlinie der Fischerin (a.d. Finnländerin)

    Malve (geb. 1957) von Ramzes AA brachte gemeinsam mit dem ehemaligen Traventhaler Landbeschäler Herold eine Reihe ausgezeichneter Mutterstuten. Der Holsteiner war von Baron Nagel aus dem Land zwischen den Meeren geholt worden, um sich die Springanlagen dieses alten Holsteiner Blutes zu sichern, und um in Vornholz einer Gefahr zu begegnen, der jede edle Reitpferdezucht ausgesetzt ist, nämlich die Verfeinerung des Fundaments, der Verlust an Größe und Stärke. Seine Blutführung war mit dem Springblut der Hengste Tobias und Favorit mehrfach angereichert. Der Braune war ein Beschäler alten Typs, besaß ein mächtiges Kaliber. Mit der geraden Kruppe und dem hohen Schweifansatz, dem gewaltigen Halsansatz und einem ausdrucksstarken Gesicht zog er den Betrachter in seinen Bann. Die „Herolds“ in Vornholz konnten alle springen, waren weniger edel wie ihre Mütter; einige hatten ein Atemgeräusch. Malve-Tochter Minerva (geb. 1964), eine typische Herold-Tochter, wurde Urgroßmutter des KWPN-Hengstes Itens (geb. 1990) von Mytens xx, der als Privatbeschäler in den Niederlanden wirkte. Itens´ Mutter Zaline ist eine Schwester der Ester, die 1989 Körelite-Siegerstute in Friesland wurde. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Marita (geb. 1967), ebenfalls aus der Verbindung Malve x Herold, ist Urgroßmutter des Pb. Adelfos (geb. 1983) von Athlet Z, der auch als internationales Grand Prix-Pferd über den Stangen Meriten verdiente. Nahe Verwandte sind der Warendorfer Ldb. Neumond (geb. 1988) von Nimmerdor sowie der ebenfalls für die Staatshengsthaltung in NRW gekaufte Good Year (geb. 1991) von Goodwill, der jedoch nicht zum Deckeinsatz kam und in der Deutschen Reitschule als Lehrpferd landete. Die Malve-Tochter Marbella (geb. 1966) stammte von Usurpator xx, der auf Rennbahn einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte. Der hart geprüfte Röttgener stand als Zweijähriger an der Spitze seines Jahrgangs und lief in neun Jahren 124 Rennen, von denen er 24 gewann. In Vornholz war der Dunkelbraune von 1965 bis 1967, anschließend stand er noch einige Jahre in Hessen. Seine Kinder waren ausgesprochen begehrt. Marbella gelangte zu Familie Bolten ins Rheinland, wo sie mit dem Frühling-Sohn Foxtrott den passenden Partner fand. Die Marbella-Dynastie brachte nicht nur den Siegerhengst Polany (geb. 1988) von Polydor, der selbst S-Springen ging, den Pb. Caracol (geb. 1992) von Cartusch, der als Dressurpferd in internationalen Grand Prix Erfolge feierte, sondern auch Rheinische Landeschampions (Florenz und Foxton), und Rheinische Siegerstuten (Revanche und Florenz) sowie zahlreiche Sportpferde bis zur schweren Klasse. Der vielleicht spektakulärste und lebendigste Zweig, der aus der Finnländerin hervorging, ist derzeit die Nebenlinie der Fischerin. Zu einer außergewöhnlichen Leistungsträgerin wurde dabei Fabiola (geb. 1961) von dem o. g. Herold. Fabiola war nicht gerade das, was man einen „Ankommer“ nennt; die hochbeinige Braune, ein Pferd mit „etwas viel Luft unterm Bauch“, einem nicht idealen Hals und den etwas langen Herold-Ohren ging zunächst unter Vornholzer Reitern im ländlichen Sport, später war sie international mit Hermann Schridde bzw. dem niederländischen Reiter Wouters van den Oudenweijer erfolgreich. Fabiolas Sohn, der im Sport den Namen Rubelit (geb. 1975) erhielt, wurde unter Christine Stückelberger eine internationale Dressurgröße; u. a. belegte er beim ersten Welt-Cup-Finale 1986 in s`Hertogenbosch mit der Schweizerin den dritten Platz. Fabiolas Tochter Fabia (geb. 1974) und ihr Bruder Rubelit stammten vom Trakehner-Hengst Unkenruf, der eine Zeit lang in Norddeutschland gewirkt hat. Unkenruf, Jahrgang 1970, war ein bunter Fuchs mit viel weiß im Gesicht und an den Beinen. Er war ein bedeutend angelegtes Beschälermodell, mit einem sehr gut gemachten Hals, einer ansprechenden Oberlinie, guter Breite und Tiefe, vier starken Beinen, ausgezeichneten, raumgreifenden Bewegungen in allen drei Grundgangarten. Vieles davon findet man in dieser Nebenlinie noch Generationen weiter (verstärkt durch Donnerhall) wieder. Vater des Unkenruf ist der Trakehner-Stempelhengst Donauwind, Mutter ist eine wenig auffällige Stute namens Ultima, die auf die Treckstute Urania zurückgeht. Für die Vererbungssicherheit der Mutter und der Familie spricht die Tatsache, dass Unkenrufs Halbschwester, die vielfache Materialprüfungssiegerin Ulanka (v. Rosenberg) mit 32.000 D-Mark Spitzenpferd der Krefelder Stutenauktion 1972 wurde. Unkenruf war trotz seines späten Geburtsdatums (26.5.1970) bei seiner Körung schon sehr ausgereift und wurde nach einem gefeierten Auftritt in Neumünster unbestrittener Siegerhengst. Er wurde auf dem anschließenden Hengstmarkt für den sehr guten Preis von 57.000 D-Mark an ein neugegründetes Gestüt zugeschlagen, den Grönwohldhof bei Trittau; Besitzer war Otto Schulte-Frohlinde, ein Mann der über viele Jahre Zucht und Sport in Deutschland prägte. Unkenruf, zeitlebens kein „Vieldecker“ jedoch bis Grand Prix gefördert, ging später in die USA, wo er als Sporthengst Beachtung fand. Die bedeutendsten Töchter der Fabia sind die Pik Bube I-Töchter Fiesta und Fantasia (geb. 1980). Ihr Vater, der Pik As xx-Enkel Pik Bube aus einer Stute von Frustra-Domspatz-Der Löwe xx, war ein sportlich hoch talentierter Schwarzbrauner, der gleich in seiner ersten Turniersaison drei S-Siege feiern konnte. Seine züchterische Bilanz auf dem Grönwohldhof ist außergewöhnlich: 28 gekörte Söhne in Deutschland und 43 Staatsprämienstuten.

    Pik Bube: Der trittgewaltige Schwarzbraune gedieh unter Herbert Rehbein
    zu einem Dressurpferd der Extraklasse. 1980, in ihrer einzigen Turniersaison, waren sie bei zwölf Starts in
    Klasse S elfmal Sieger.

    Fantasia wurde durch ihren Züchter mit dem gerade erst auf dem Grönwohldhof aufgestellten Donnerhall verbunden; der 1985 geborene Hengst namens Don Primero wurde zu einem der weltweit wertvollsten Donnerhall-Söhne und bestätigte zum wiederholten Mal die Passerpaarung Donnerhall x Pik Bube. Selbst Bundeschampion unter Heiko Münzmeier und im weiteren Sporteinsatz vorwiegend von Karin Rehbein gefördert, schaffte Don Primero Siege bis Grand Prix. Nach einem kurzen Gastspiel in Schweden setzte ihn Paul Schockemöhle ein. Don Primero lieferte Fohlenjahrgänge, aus denen zahlreiche Top-Pferde für Zucht und Sport erwachsen sind, u. a. die internationalen Dressur-Cracks Di Caprio und Dow Jones. Fiestas Tochter Fantastica, geb. 1988, aus der Verbindung mit Donnerhall wurde zweimal Hengstmutter, und zwar von Classico alias Cappuccino (geb. 1991) von Classiker, der noch 2010 unter Julia-Katharina Platen für Erfolge auf Grand Prix-Niveau sorgte. Fantasticas Sohn Sunny-Boy (geb. 1997) von Sandro Hit ist auf dem Weg, ein ganz Großer zu werden. Bereits heute verfügt er über annähernd 20 gekörte Söhne, 27 St.Pr. St. und reihenweise Auktionspferde, u. a. Spielberg (180.000 Euro). Fantasticas Urenkel Pb. Davidoffs Hit (geb. 2002) stammt aus dem Gestüt Lewitz und wurde 2004 in Vechta gekört. Fantasticas Vollschwester St.Pr. St. Donna Primera (geb. 1991) ist Mutter des Pb. Ron Rubin (geb. 2003) von Rubin Royal, ist hoch platziert in M-Dressuren und steht in der Quadriga Pferdehaltung in Radeburg. Eine weitere Vollschwester, Farina M, geb. 1994, brachte in Verbindung mit Placido-Sun das international erfolgreiche S-Dressurpferd Pentagons`s Peron M (geb. 2000). Fabina, geb. 2000, ebenfalls von Donnerhall, wurde 2003 Oldenburger Siegerstute. Zwischen all diesen Fiesta-Töchtern strahlt Don Schufro, geb. 1993, der wohl spektakulärste Donnerhall-Sohn. Den Namen erhielt er nach dem Züchter seiner Mutter Fiesta: Otto Schulte-Frohlinde, kurz „Schufro“ genannt. Nach seiner Körung und seinem Debüt als Zuchthengst absolvierte Don Schufro die HLP in Adelheidsdorf. Ergebnis: mit über 150 Punkten war er unangefochtener Dressurchampion. Nach gewonnenen Materialprüfungen ging er als Dreijähriger geradewegs im Bundeschampionats-Finale in Warendorf. Vierjährig wechselte der Dunkelfuchs nach Dänemark, zum Gestüt Blue Hors. Gefördert von Lars Pedersen und Andreas Helgstrand ging der Weg steil nach oben, bis Grand Prix. Der größte Erfolg ist sicherlich die Bronze-Medaille für das Team Dänemark bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong, in der Einzelwertung Platz 11. Im gleichen Jahr war er dänischer Meister.

    Don Schufros Glanzlichter

    Don Schufros Name rührt von seinem
    Züchter her: Otto Schulte-Frohlinde,
    kurz Schufro.

    Den Don Schufro-Kindern sagt man häufig eine auffällige Athletik, lange Linien, Dehnfähigkeit und eine tolle Einstellung nach, also eine große Sportlichkeit. Zu den Glanzlichtern seiner züchterischen Erfolge gehören zweifelsohne seine gekörten Söhne, allen voran sein erster Sohn mit Zuchtzulassung, Diamond Hit, ein wahrer Hit in Sport und Zucht. Zweimal war er Vizebundeschampion. Seine Kinder sind inzwischen mit Emma Hindle in der Grand Prix-Klasse angekommen und schicken sich an, es dem Vater gleichzutun, beispielsweise sein Sohn Donovan, der 2005 Bundeschampion der vierjährigen Hengste wurde, und seine Tochter Loxana, die 2005 den Titel „Oldenburger Siegerstute“ errang. Bei den Söhnen des Don Schufro gibt es weitere Nachkommen, die aufhorchen lassen. So wurde Sohn Don Romantic 2002 Siegerhengst der dänischen Körung in Herning und „Hengst des Jahres“ in Dänemark 2008. Er steht im Gestüt Blue Hors als Boxennachbar neben seinem Vater. Sohn Doolittle (aus einer Lauries Crusador xx-Mutter) wurde sechs Jahre später ebenfalls Siegerhengst in der dänischen Pferdemetropole. Aktuell: 2010 war der Vater des Oldenburger Siegerhengstes Don Schufro. Bei der Farbe von De Martino werden Erinnerungen wach: Er ist ein Schimmel – Ramzes AA lässt grüßen, denn den trifft man auf der Vater- wie Mutterseite! Übrigens: De Martino ist einer von 15 gekörten Söhnen, die in Deutschland registriert sind. Da sein Samen weltweit vermarktet wird, kann man sicher davon ausgehen, dass die gleiche Anzahl noch mal dazu kommt. Sohn Der Euro (aus einer Wanderer-Mutter) wurde 2002 als Vierjähriger Bundeschampion und war auch beim Oldenburger Championat auf dem Siegertreppchen ganz oben. Als Dreijähriger war er einem amerikanischen Kunden bei der Vechtaer Frühjahrs-Auktion bereits 300.000 Euro wert. Don Schufro ist auch Vater der Weltmeisterin der jungen Dressurpferde, Uno Donna Unique, die unten genannte Rebelle kam auf den vierten Platz. Zu den herausragenden Töchtern des Don Schufro gehören ohne Zweifel die Fuchsstute Rebelle (M. v. Reggazoni), die 2007 Siegerstute in Rastede wurde und im gleichen Jahr auch das Landeschampionat für sich entschied. Tochter Weihegold wurde ein Jahr später Siegerstute des Oldenburgischen Verbandes. Don Schufro hat mit seinen Leistungen und denen seiner Nachkommen sieben Jahre lang, von 2002 bis 2009, die Zuchtwertschätzung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung angeführt, erst 2010 wurde er von Real Diamond abgelöst.

    Fiona – erst Familienpferd, dann Zuchtstute

    Fabiolas Schwester Fiona (geb. 1958) von Pernod xx wurde volljährig zunächst ins Lipperland verkauft. Mit zehn Jahren kam sie zurück nach Vornholz, um hier in der Zucht eingesetzt zu werden. Es gab eine Bedingung: Das zweite in Vornholz geborene Fohlen geht an den vorherigen Eigentümer zurück. Das zweite Fohlen ging vereinbarungsgemäß an die Zwischeneigentümer, die den kleinen Hengst von Ramiro als Hengst aufzogen, und in Holstein für ihn ein positives Körurteil erhielten. Mit dem Namen Rio Negro (geb. 1979) wurde er zwei Jahre in Holstein eingesetzt, anschließend kam der Schwarzbraune zu Willi Schultheiss, der ihn bis Grand Prix erfolgreich vorstellte. Nach seiner Sportkarriere kam er nach Bayern auf die Renommierdeckstelle Breitner, die ihn noch bis in die 90er-Jahre einsetzte. Rio Negros Halbschwester Omana (geb. 1977) von Romanow (Ramiro x Holsteinerin Laute) brachte den gekörten Almé Z-Sohn Aldato, geb. 1981, der sich schnell als sicherer Springpferdemacher herausstellte. Besonders für Schlagzeilen sorgte sein Sohn Aldatus, der mit Christian Ahlmann Europameister und Jos Lansink Niederländischer Meister wurde.

    Trendelburg nicht zu vergessen

    Ohne Trendelburgs Zuchtleistung zu erwähnen, ist die Geschichte des Kebandina-Stammes nicht vollständig. Die Kebandina-Tochter Trendelburg von Thronerbe, also eine Halbschwester von Finnländerin, war ab 1938 im Zuchteinsatz auf Vornholz. Ihr ausschließlicher Partner war der oben beschriebene Oxyd, von dem sie am Ende 17-jährig nicht mehr tragend wurde; auch die Versuche mit dem Vornholzer Hengst Krol Walca (siehe unten) schlugen fehl, sodass sie ausschied. Ihr erstgeborener Nachkomme, welcher zunächst Taxus hieß, erhielt spätestens bei seiner Körung 1942 in den Zuchtviehhallen in Hamm den Namen Odenwald (geb. 1940) und wurde Landbeschäler im polnischen Janow Podlaski, wo auch damals Ramzes AA stand. Zu den wertvollen Trendelburg-Oxyd-Töchtern zählen Trosse, Trendula und Traviata. Trosse brachte die beiden Springpferde Tarquinius und Trajan (R.: Paul Weier, Schweiz) von Krol Walca. Trendula (selbst erfolgreiches Dressurpferd in Aufb auprüfungen) fohlte das spätere S-Dressurpferd Prunus III (Berlin 1963 Deutscher Vizemeister mit Willi Schultheiss) von Pernod xx sowie Vollschwester Tirolerin, die Großmutter des Privatbeschälers Godeward (Tirade x Gottwalt) wurde. Tirolerins Tochter Tiga (selbst Grand Prix Pferd im Viereck, LGS 48.000 D-Mark), von Ramzes AA, ist Mutter von Tina, die bis St. Georges erfolgreich war. Tirolerins Sohn von Raubritter, Ribot, wurde 1984 beim Zuchtverband für deutsche Pferde gekört. Zwei Söhne im Sport machten Trendelburg bekannt: Tambour, geb. 1948, ging unter Otto Rothe (Silbermedaillen-Gewinner in der Military bei zwei Olympischen Spielen) S-Prüfungen als Military-Pferd, Tannhäuser, geb. 1949, wurde nach Spanien verkauft und ging dort erfolgreich schwere Parcours‘.

    Auch das Olympiapferd Enigk stammt aus dem Kebandina-Stamm

    Rio Negro war zunächst in der Military
    bis Klasse M erfolgreich und später
    unter Willi Schultheis, der ihn bis
    Grand Prix vorstellte.

    In Intschede auf dem Züchterhof der Müllers blieb der Zweig der erwähnten Denksport-Tochter Diebin aus der Finnländerin. Diebins Tochter Futulein von dem überragenden Typvererber Futurist I brachte Fabel von Farina (vom typvollen Ostpreußen Fahnenträger). Eine ihrer Töchter Alpengerte von Abendkerl, die Partnerin des Lilienhofers Endspurt xx wurde, brachte aus dieser Verbindung ein international hoch erfolgreiches Sportpferd: Enigk. Der wenig attraktive Dunkelbraune mit den auffallend starken Ganaschen ging zunächst auf die Rennbahn, u. a. startete er in Castrop-Rauxel auf dem Rundkurs bei Haus Goldschmieding in Halbblutrennen. Sein Renneinsatz währte nicht lange; aufgrund einer Lahmheit im Vorderbein schied er aus und wurde von einem Tierarzt nach langer Auszeit wieder fit gemacht. Vermarktet über die Reitschule in Verden fiel sein enormes Springvermögen auf. Im Oktober 1968 schlug dann Enigks große Stunde, gemeinsam mit Hermann Schridde/Dozent, Alwin Schockemöhle/Donald Rex gewannen Hans Günter Winkler mit Enigk die Bronze-Medaille bei den Olympischen Reiterspielen in Mexiko. Enigk ging anschließend zu Piero d`Inzeo (Italien).

    Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm

    Der Vornholzer Mutterstamm der Kebandina spiegelt nicht nur die züchterischen Ideen und Entscheidungen des Baron Nagel wieder, sondern erzählt in allen Facetten auch den Verlauf und die Geschichte dieses in vielerlei Beziehung erfolgreichen Stutenstammes. Don Schufro ist einer der aktuellen Höhepunkte dieses Familienverbandes, an dem der westfälische Adelige sicher seine Freude gehabt hätte. Dies gilt auch für die Tatsache, dass sich diese Familie über Jahrzehnte so rasant entwickelt hat und ein Paradebeispiel für konsequente Leistungszucht von Anfang an ist. Um den Fortbestand des Kebandina-Stammes braucht man sich nicht zu sorgen, da die inzwischen vielen Nachkommen bei passionierten Züchtern gelandet sind, die vom Gedankengut des Clemens von Nagel fasziniert sind und an vielen Stellen leben.

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Franz-Josef Neuhaus, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 1)

    Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 1)

    Leicht hatte er es nicht in seiner Karriere als Deckhengst. Doch Breitling W hat alle Kritiker Lügen gestraft und trotz anfangs sehr überschaubarer Stutenzahlen zahlreiche Spitzenpferde geliefert, 2009 sogar die FN-Zuchtwertschätzung Dressur angeführt. „Mein stiller Star“ nennt ihn Wolfram Wittig, der immer an den Hannoveraner geglaubt hat. Und das absolut zu Recht, wie viele Erfolgspferde demonstrieren.

    Häme klingt nicht darin, wenn Wolfram Wittig über die Kommentare über seinen Hengst Breitling in jungen Jahren nachdenkt. Eher eine zufriedene Bestätigung, dass sich alles so entwickelt hat, wie er es sich erhoffte. Wobei er zugeben muss, dass Breitling die Erwartungen in seine Vererbungsleistung bei weitem übertroffen hat. Doch der Reihe nach. Im Frühsommer 1991 kam die spätere Weltmeisterin Nadine Capellmann in das kleine Örtchen Rahden, um Brigitte und Wolfram Wittig zu besuchen. Auf der Weide lief ein fuchsfarbenes Hengstfohlen – weder außerordentlich bewegungsstark noch auffallend schon. Als Züchter stand Wolfram Wittigs Schwiegervater Hermann Niehues im Papier. „Dieser Hengst wird einmal meine Rente verdienen“, sagte Wolfram Wittig zu Capellmann und deutete auf den kleinen Kerl. Was die erfolgreiche Dressurreiterin zu diesem Ausspruch gesagt hat, ist nicht überliefert. Und ob Breitling nun tatsächlich Wittigs Rente finanzieren muss, sei dahin gestellt, Fakt ist aber: Der Hengst gewann einige Jahre später Grand Prix-Prüfungen, holte Bronze auf der Deutschen Meisterschaft und führte 2009 die FN-Zuchtwertschätzung Dressur an.

    „WW – wertvoller Wallach“

    Ein eingespieltes Team: Wolfram und Brigitte Wittig mit Breitling W.

    Die Öffentlichkeit sah den Bismarck-Sohn lange nicht. Genau genommen vier Jahre. „Meine Pferde wurden immer zuhause gebrannt, ich bin nie zu Fohlenschauen gefahren“, berichtet Wolfram Wittig, der mit Isabell Werth die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten trainiert. Für den Grand Prix-Reiter war Breitling immer etwas ganz Besonderes. „Von Anfang an, auch schon als Fohlen, konnte Breitling super galoppieren. Und er brauchte nie irgendeinen Anlauf, um gut zu traben. Er brauchte dabei kein Gas, keine Peitsche, er machte es einfach. Und er verfügte immer über eine enorme Balance – er konnte buckeln wie eine Wildsau, ins Straucheln kam er nie“, so Wittig. Als Breitling vier Jahre alt war, lud Wittig ihn auf und fuhr zur Sattelkörung nach Vechta. Applaus bekam der Hengst nicht – im Gegenteil. „WW – wertvoller Wallach war einer der Kommentare, die Breitling galten. Sie kamen von renommierten Hengsthaltern“, berichtet Wittig. Eine fiebrige Erkaltung, unter der Breitling litt, machte den Auftritt nicht glanzvoller. Und doch: Der Hengst wurde für Oldenburg anerkannt. „Der Einzige, der die Qualität von Breitling damals wirklich erkannt hat, war Uwe Heckmann“, berichtet Wittig.

    „Das Beste ist des Guten Feind“

    „Dieser Hengst wird einmal meine
    Rente verdienen”, soll Wolfram
    Wittig über das einst unscheinbare
    Fohlen gesagt haben.

    Nächste Klippe: Um auch in der nächsten Saison decken zu dürfen, hatte Breitling seine Hengstleistungsprüfung absolvieren müssen. Doch davon war das Ehepaar Wittig kein Freund. Alternative: Der Weg über den Sport. Aber auch in Breitlings ersten Materialprüfungen kamen keine schönen Worte. „Das Beste ist des Guten Feind“ hieß es spöttisch und in der Auswahl zum Bundeschampionat fiel Breitling in der letzten Runde raus. „Damals machte Heiko Klausing gerade seine Bereiterlehre bei uns. Sein Vater Willem war eines Tages dabei und sah Breitling. Er hat seine Qualität erkannt“, so Wittig. Fünfjährig hatte Breitling die Qualifikation fürs Bundeschampionat in der Tasche – und kam dort nicht ins Finale. Sechsjährig – gleiches Prozedere: Quali ja, Finale nein. „Auch in Warendorf waren die Kommentare sehr ernüchternd“, berichtet Wittig. Doch er ließ sich nicht beirren. „Mich hat an Breitling immer beeindruckt, wie rittig und leistungsbereit er war. Er hat im Natursprung in der Halle gedeckt und machte beim Training und auf dem Turnier trotzdem super mit. Breitling hat einfach Charakter – er hat immer sein Bestes gegeben.“ Es war in Vlotho-Exter, als er Breitling sechsjährig in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse M ritt. Da stand Dr. Uwe Schulten-Baumer, der als einer der besten Dressurtrainer der Welt gilt und Isabell Werth gros gemacht hat, am Rand und sah zu. Kein Mann der großen Worte, sagte er nur zu Wittig: „Den können Sie auch bei mir aufladen.“ Das ging runter wie Öl. Siebenjährig dann war Breitling da angekommen, wo er hin gehört: In der Klasse S. Auf Anhieb war der Fuchs siegreich. 1998 war es soweit: Breitling hatte seine komplette züchterische Anerkennung sicher. „Für mich braucht ein Dressurpferd vor allem sehr gute Reitpferde-Eigenschaften und eine gute Galoppade. Ein gewisses Fundament gehört dazu. Das ist wie bei den Handys – die können immer eleganter und feiner werden, das sieht auch sehr schick aus. Aber bedienbar sind sie irgendwann nicht mehr, wenn selbst die zartesten Frauenhände die Tasten nicht mehr drucken können. Genauso ist es beim Pferd auch“, ist Wittig überzeugt.

    Bronze auf der Deutschen Meisterschaft

    Der gekörte Breitling-Sohn Bertoli W,
    zweimal Bundeschampionatsfi nalist,
    ist Wolfram Wittigs Liebling unter
    den Breitling-Nachkommen.

    Achtjährig ging es weiter: Die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal schaffte Breitling mit links und wurde Vierter im Finale, das traditionell in der Frankfurter Festhalle stattfindet. Den Sprung in die Königsklasse, den Grand Prix, meisterte Breitling bravourös – schon im Jahr 2000 holte er sich unter seinem ständigen Reiter Wolfram Wittig Bronze auf der Deutschen Meisterschaft und wurde im Grand Prix und Grand Prix Special von Lingen Dritter. 2001 folgten Siege in Hickstead, wo Breitling und Wolfram Wittig auch zum siegreichen Nationenpreis-Team zahlten.

    Ein Jahr später wurden sie Vierter auf der Deutschen Meisterschaft und Fünfter im Grand Prix und der Kur von Stuttgart. 2003 dann ein fünfter Platz in der CDI-Tour beim CHIO Aachen sowie hohe Platzierungen in Lingen und in der Weltcup-Kur von s’Hertogenbosh. 2004 folgten Siege im österreichischen Fritzens im Grand Prix Special sowie ein hervorragender zweiter Platz in der Kur in der Aachener Soers (CDI-Tour). 2005 dann der Sieg im Grand Prix und im Special beim CDI*** München, ein zweiter Platz im Special und ein Dritter im Grand Prix des CDI*** Frankfurt sowie Rang drei und vier in Lingen. Erneut wurde das Paar knapp geschlagener Vierter auf der Deutschen Meisterschaft. Insgesamt 22 Siege hat Breitling in Klasse S erzielt. Im Turniersport stets nur von Wolfram Wittig vorgestellt, dürfen im Heimatstall auch mal Schüler in seinem Sattel Platz nehmen. Doch da kommt die Intelligenz des nunmehr 19-jährigen Hengstes durch. „Er testet schon genau, wie ernst der da oben es meint. Selbstbewusstsein hat Breitling genug und weis zudem, dass er der Boss im Stall ist“, schmunzelt Wittig.

    Spitzen-Nachkommen aus wenigen Stuten

    Nahezu an einer Hand abzuzählen waren Breitlings Nachkommen aus den ersten Jahrgängen. Eine der ersten war Balalaika W. Über ihre Mutter von Cardinal xx Blut auf der Mutterseite führend, wurde sie Fünfte auf dem Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde und hat den Sprung in die schwere Klasse mühelos geschafft. Meggles Black Jack W kam 1996 aus der Vollkorn xx-Tochter Loretta zur Welt. Fünfjährig qualifizierte sich der imposante Hengst zum Bundeschampionat, hat Grand Prix gewonnen und war auch 2010 in der Königsklasse erfolgreich. Berkeley W – wie alle Pferde mit dem „W“ als Namenszusatz von Familie Wittig gezogen – startete schon Ende sechsjährig international in St. Georges-Prüfungen. Der gekörte Hengst war 2007 der letzte siebenjährige Grand Prix-Sieger Deutschlands – denn ab dem Folgejahr dürfen Grand Prix-Prüfungen nur mit mindestens achtjährigen Pferden geritten werden. 2008 war Berkeley W das laut Jahrbuch Zucht & Sport erfolgreichste Dressurpferd seiner Altersklasse. In den Folgejahren erzielte er hohe Grand Prix-Platzierungen. „Breitling vererbt sehr dominant seinen guten Charakter, er macht Pferde, die sich sehr gut arbeiten lassen. Nahezu alle Breitlinge, die wir je hatten, sind wir mit sieben Jahren S geritten. Das kann man nicht mit jedem Pferd machen und das geht nur, wenn sie rittig sind, mitmachen und wollen“, berichtet Brigitte Wittig. Die Ehefrau von Wolfram Wittig hat auch die Breitling-Tochter Baldessarini W in den Sport gebracht. Sie ist inzwischen mit Gina Capellmann-Lutkemeier hoch erfolgreich im Grand Prix-Sport. „Klick“ machte es zwischen den beiden auf dem Abreiteplatz in Lingen. „Da ich mit der Familie Wittig eng befreundet bin, habe ich die Stute auf verschiedenen Einsätzen wie dem Bundeschampionat oder der Weltmeisterschaft in Verden gesehen. Dort wurde sie ja bei den Sechsjährigen Fünfte und auch auf dem Bundeschampionat stand sie im Finale. Der Funke sprang jedoch erst über, als ich sie auf dem Abreiteplatz in Lingen gesehen habe“, denkt die Reiterin zurück. „Ich habe dann vorsichtig angefragt, ob Wittigs sie verkaufen möchten und als sie ja sagten, ging alles ganz schnell.“ Baldessarini hat bereits achtmal auf S-Niveau gesiegt, mit ihrer Ausbilderin Brigitte Wittig qualifizierte sie sich 2007 für den Nürnberger Burgpokal. Mit ihrer neuen Reiterin gewann sie 2009 in der Grand Prix-Kur von Paderborn und war in der Weltcup-Qualifikation von Frankfurt erfolgreich. 2010 folgten Platzierungen in Aachen, Münster, Berlin-Tempelhof, Braunschweig, Hagen, Lingen und Cappeln. In Leipzig wurden sie im Grand Prix wie auch in der Kur jeweils Dritte. Ziel: „Wir würden gerne das Weltcup-Finale 2011/12 erreichen“, berichtet Gina Capellmann-Lutkemeier. Ihre Baldessarini bezeichnet sie als „kleine Dame“: „Sie nimmt sich schon gerne ein paar Besonderheiten raus; so behandelt werden wie alle, das mag sie nicht. Am liebsten ist sie auf dem Turnier als einziges Pferd dabei und wird den ganzen Tag bekümmert. Ihr Nachbar ist mein älteres Pferd Amando, der sowieso hoffnungslos verzogen ist und meint, er wurde besser im Wohnzimmer leben, als im Stall. Von ihm hat sie sich einiges abgeguckt“, lacht die Dressurreiterin.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 2)

    Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 2)

    „Jeder Nachkomme ein Treffer“

    Der gekörte, 2005 geborene Baron de Ley W. platzierte sich 2011 im Bundeschampionat der Fünfjährigen unter Brigitte Wittig im Finale. „Er ist der schönste unter den Breitlingen“, ist sich Wolfram Wittig sicher.

    Baldessarini ist eine von sechs erfolgreichen Vollgeschwistern, die alle aus der Anpaarung von Breitling an die Diego xx-Palisander-Stute Devisa stammen. Eine Passerpaarung? „Mit Sicherheit ja“, sagt Wolfram Wittig und hält sich bei der Frage nach den für Breitling passenden Stuten bedeckt: „Rossig müssen sie sein. Das ist das Wichtigste“, schmunzelt der gebürtige Franke. Auf die 1999 geborene Baldessarini W folgte ein Jahr später Biagotti W. Die dunkelbraune Stute ging den klassischen „Wittig-Weg“: 2006 holte sie Bronze auf der Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde, drei Jahre später qualifizierte sie sich für das Nürnberger-Burgpokal-Finale. 2009 in der kleinen Tour in Mannheim und Hagen hochplatziert, wurde sie 2010 im Medien-Cup-Finale Neunte und erzielte beim CDI**** in Cappeln im Grand Prix Special einen fünften Platz. 2011 startete sie ins neue Jahr hoch erfolgreich in Münster und wurde dort Dritte im Grand Prix und Vierte im Grand Prix Special. „Biagotti zählt zu meinen besonderen Lieblingen“, berichtet Brigitte Wittig. „Sie ist eine eigenwillige Diva, eben eine Stute, aber sehr sensibel und fein und eine, die alles von alleine machen möchte.“ 2011 wird das Paar im B2-Kader geführt – damit hat Breitling dort mit Biagotti W und Baldessarini W gleich zwei Nachkommen. Zurück zur inzwischen 17-jährigen Devisa, die aus dem Addi-Stamm, der auch den NRW-Siegerhengst Estobar brachte, gezogen ist. Aus dieser Mutterlinie kommen zahlreiche Erfolgspferde wie die Auktionspreisspitze Eichendorff, Grand Prix erfolgreich mit Victoria Max-Theurer, Isabell Werths ehemaliges Erfolgspferd Amaretto, die gekörten Hengste Frühlingstraum I und II oder mit Piquet ein Sieger in Weltcupspringen sowie mit Norbert Koofs Minister der Team-Bronze-Gewinner auf der Europameisterschaft.

    Breitlings Kinder machen Karriere

    Traumpaar Burlington und Charlott-Marie Schürmann.

    2001 fohlte Devisa mit – welch Wunder – Breitling den gekörten Hengst Brioni W. Auch er weist eine steile Erfolgskarriere vor: Fünfjährig Sieg im Westfalen-Championat, siegreich auf St. Georges- und Intermediaire I-Niveau, 2008 siebenjährig Finalist im Nürnberger Burgpokal. Der mit vier weißen Socken gekennzeichnete Dunkelbraune siegte 2009 beim CDI Lingen im St. Georges und in der Intermediaire I. Achtjährig Grand Prix-erfolgreich. Gibt es ein Rezept, Spitzenpferde so in Serie zu produzieren? Brigitte Wittig lacht: „Nein, das gibt es sicher nicht. Uns ist ganz wichtig, die Pferde rund zu machen, also über den Rücken zu arbeiten. Da die Breitlinge sich so gut arbeiten lassen, und wir mochten, dass unsere Pferde für den Reiter, oder besser mit dem Reiter arbeiten, geht das sehr gut. Würden sie im Kopf nicht mitspielen, könnte es nicht funktionieren.“ 2002 kam der braune Hengst Bertoli W zur Welt. Dreijährig wurde er gekört, qualifizierte sich mit Heiko Klausing zum Bundeschampionat, war dort 2007 und 2008 jeweils Finalist unter Brigitte Wittig und stand sechsjährig auch im Finale der Dressurpferde-Weltmeisterschaft von Verden. Als der Hengst sieben Jahre alt war, nahm Wolfram Wittig in seinem Sattel Platz. Gemeinsam erzielten sie hohe Platzierungen in den Burgpokal-Qualifikationen von Münster und Mannheim, wurden 2010 Siebter im Medien Cup-Finale von Münster. „Bertoli ist der Liebling meines Mannes. Ein sehr selbstbewusster, charakterstarker Kerl – aber sehr anständig dabei“, beschreibt Wittig den braunen Hengst. Einen Nachkommen von Bertoli W hat sich Gina Capellmann-Lutkemeier gesichert. Um genau zu sein, selbst gezüchtet.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Nürnberger Burgpokalsiegern Blind Date und Brigitte Wittig.

    „Er ist jetzt vier und ein sehr schöner Typ mit drei guten Grundgangarten. Er hat sehr viel Balance, was mir gut gefällt. Im Stall nennen wir ihn nur Sammy Junior, aber er ist noch gar nicht eingetragen“, erzählt die Paderbornerin. Weiter geht’s mit dem 2003 geborenen Balmoral W. Fünfjährig ging es los – Qualifikation zum Bundeschampionat mit Brigitte Wittig. Ein Jahr später siegte er in Dressurpferdeprüfungen der Klasse M und war Finalist in Warendorf. 2010 siegte Balmoral W siebenjährig im österreichischen Fritzens in der Intermediaire I und war Zweiter im St. Georges, beim CDI**** Cappeln holte sich das Paar ebenfalls Platz Zwei. Im gleichen Jahr qualifizierte er sich siebenjährig zum Nürnberger Burgpokal. Der Start in Frankfurt war Brigitte Wittigs zehnte Teilnahme am Finale. Im Protokoll standen zahlreiche Achternoten für so relevante Lektionen wie Pirouetten und Wechsel – eine schöne Bestätigung, dass Brigitte Wittig auch mit diesem Breitling auf dem richtigen Weg in den großen Sport ist. Platz Fünf bedeutet das im Endergebnis. 2005 kam der gekörte Hengst Baron de Ley W auf die Welt. „Er ist der Schönste unter allen Breitlingen“, ist Wolfram Wittig überzeugt. 2010 wurde er auf dem Westfalen-Championat Dritter, qualifizierte sich zum Bundeschampionat und platzierte sich dort im Finale. Der weitere Werdegang ist vorgezeichnet. „Wir sind auch bei ihm überzeugt, dass er genauso wie die anderen Breitlinge seinen Weg macht. Er hat vom Charakter her viel Ähnlichkeit mit Biagotti, ein sehr feines Pferd, typisch Hengst“, so Brigitte Wittig.

    „Glück erreicht nur der Tüchtige“

    Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht.

    „Ich beobachte die Zucht der Wittigs schon lange. Die Kombination von Breitling mit Devisa ist wohl einmalig auf der Welt – jeder Nachkomme ein Treffer“, zeigt sich Gina Capellmann-Lutkemeier beeindruckt. Und wenn Wolfram Wittig an die Anfange zurückdenkt, muss er schmunzeln. „Es geht nicht, dass man seine eigenen Sportpferde züchtet, haben die Leute immer gesagt. „Ihr spinnt“ war ihr Kommentar, wenn wir auf das Thema kamen. Aber es ist möglich, dass man mit selbst gezogenen Pferden erfolgreich im Sport ist. Natürlich gehört auch Glück dazu – aber Glück erreicht nur der Tüchtige“, so Wittig. Allein Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht. Wenn auch die Vielzahl der Breitlinge mit Brigitte und Wolfram Wittig selbst im Sport unterwegs sind, funktioniert der Erfolgsweg natürlich auch mit anderen Reitern. Jill de Ridder, Tochter des rheinischen Erfolgstrainers Ton de Ridder, hat mit dem Fuchswallach Bandor einen Breitling unter dem Sattel. 2011 gewann sie mit ihm in Münster die Qualifikation zum Preis der Zukunft, der alljährlich der erste Schritt auf dem Sichtungsweg zur Europameisterschaft für Junge Reiter ist. „Bandor zeichnet vor allem eine unbeirrbare Lektionssicherheit und eine hohe Verlässlichkeit aus“, beschreibt Wolfram Wittig den Fuchs, den Jill de Ridders Großvater – das Gestüt Moosbend – gezogen hat. Mit Max Wadenspanner im Sattel gewann der aus einer Ehrentusch-Mutter gezogene Rheinländer bereits Grand Prix-Prüfungen. Geertje Hesse ist mit dem einstigen CHIO-Auktionspferd Burj al Arab erfolgreich, die Britin Elizabeth Gorrie sammelte mit Bohigas in der Juniorentour Schleifen. Beilador de Amor heißt der 2006 geborene hannoversche Breitling-Sohn, dessen Züchterin Cheryl Dee Wyllie in den USA lebt.

    Mit Johannes Westendarp im Sattel wurde der aus einer Dimaggio-Mutter stammende Hengst 2010 Hannoveraner Reservechampion und gelangte beim Bundeschampionat der vierjährigen Hengste auf den fünften Platz. 2010 war auch das Jahr, in dem der höchst charmant aufgemachte Hengst Bailarino in Oldenburg gekört wurde. Von der Hengststation Böckmann gezogen und dort aufgestellt, stammt der bunte Fuchshengst aus der Stute Schila, die den gekörten I b-Hauptprämiensieger brachte. Großmutter Schickeria hat sich mit dem international siegreichen Grand Prix-Hengst Quando Quando ein Denkmal gesetzt und brachte mit der Staatsprämienstute Schicke Deern die Mutter von Oldenburgs Stutensiegerin 2010, Fifty Fifty. Mit der dreifachen Junioren-Europameisterin Charlott-Maria Schürmann ist der Breitling-Sohn Burlington erfolgreich unterwegs und hat M-Dressuren gewonnen, 2009 standen die beiden im Finale des Bundeschampionats und wurden dort Siebte. Der gekörte Hengst absolvierte einen sehr guten 70-Tage-Test mit 9.0 für Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft, Konstitution, Rittigkeit und Schritt. Eines der erfolgreichsten Breitling-Kinder ist die Fuchsstute Blind Date. 2007 galt sie als eine der Favoritinnen für den Weltmeistertitel der fünfjährigen Dressurpferde. Die Zuschauer warteten gespannt auf ihren Einritt, hatte sie doch die Qualifikation überragend gewonnen. Doch Blind Date kam nicht. Auf dem Abreiteplatz ließ sie einen mächtigen Bocksprung los und verletzte sich so sehr, dass sie lange ausfiel. Die Enttäuschung der Wittigs damals war gros – denn der Titel lag zum Greifen nahe. „Das war schon hart, denn ich habe bei der Weltmeisterschaft oder dem Bundeschampionat noch nie gewonnen. Ein Sieg wäre natürlich schon, das ist klar, aber wir sind schon immer glücklich, wenn die Pferde dabei sind. Denn am wichtigsten ist es, dass es danach weiter geht – was nutzt mir ein Sieg, wenn danach der Sprung in Klasse S nicht möglich ist?“, so Brigitte Wittig. Blind Date revanchierte sich fürstlich: 2009 qualifizierte sich die Hannoveraner Stute mit dem höchsten Ergebnis überhaupt zum Nürnberger Burgpokal Finale. Und dort ließ sie keinen an sich vorbei. Selbst die dicht am Viereck sitzenden Zuschauer und kleinen Weihnachtsmänner, die die Buchstaben in der festlich dekorierten Frankfurter Festhalle trugen, irritierten sie nicht. Blind Date siegte mit 77,25 Prozent – das bis dato höchste erzielte Ergebnis im Finale. Dabei hat die Fuchsstute eine recht ungewöhnliche Geschichte. Denn Blind Date war als Fohlen nach England verkauft worden. Eines Tages erhielt Wolfram Wittig einen Anruf. „Das ist kein Dressurpferd“, sagte der Besitzer. „Ist es doch”, meinte Wolfram Wittig. Unbesehen kaufte er die drei Jahre alte Stute zurück. Ein Glücksgriff – war die aus einer Donnerhall-Mutter stammende Stute doch von Beginn an unkompliziert gewesen. „Sie wollte immer alles richtig machen, das machte ihre Ausbildung leicht“, denkt Brigitte Wittig zurück. Über den Sieg im Nürnberger Burgpokal freute sich die erfolgreiche Ausbilderin riesig: „Im Finale stand ich schon oft, aber für einen Sieg hatte es noch nie gereicht. Umso schöner, dass es nun geklappt hat.“ Drei Siege mehr verzeichnete das Paar 2009, darunter zwei ganz besondere goldene Schleifen: Sie wurden in der Aachener Soers, beim weltbekannten CHIO Aachen, erritten. Im St. Georges und in der Intermediaire I ließen Blind Date und Brigitte Wittig keinen des internationalen Starterfelds vorbei. 2011 folgte ein Neujahrs-Start nach Maß: In der Halle Münsterland trug sich Blind Date auch im Kurz-Grand Prix auf die Siegerliste ein. Damit hat die Stute eine einmalige Bilanz: Nur einmal in ihrem Leben war sie Zweite – fünfjährig in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse L. Sonst heftete immer die goldene Schleife an ihrer Trense und später Kandare. Und die Zukunft? „Man muss ja immer Ziele haben. Mein früheres Grand Prix-Pferd Charatan lebt leider nicht mehr. Mein Traum wäre, eine Stute – Biagotti oder Blind Date – zu behalten. In den Kader zu kommen und mal an einer Europameisterschaft oder so teilzunehmen, das wäre schon toll“, verrät Brigitte Wittig.

    Breitlings Familienbande

    Beilador de Amor mit Johannes Westendarp erreichte 2010 den fünften Platz beim Bundeschampionat.

    Breitling selbst ist übrigens nicht einzigartig. Seine Vollschwester Meggle’s Biagotti war unter Markus Gribbe mehrfach in Nationenpreisen – auch beim CHIO Aachen – erfolgreich. Die Mutter der beiden, die Stute Maja, führt altes hannoversches Leistungsblut. Ihr Vater Maat I, selbst bis Grand Prix ausgebildet, geht über Marbod zurück auf den Vollbluter Marcio xx, der 1952 seine Beschälerlaufbahn im Landgestüt Celle begann. Dessen erfolgreichster Sohn war der 1958 geborene Marzio, der mit Inge Theodorescu – verstorbene Mutter der Olympiareiterin Monica Theodorescu – über 40.000 Deutsche Mark im Viereck verdiente. Mit Josef Neckermann war die Marcio xx-Tochter Mazepa in schweren Dressuren erfolgreich. 13 Jahre verbrachte Marcio xx auf der Deckstation Baljersdorf an der Elbmündung. Dort zeugte er auch den 1965 geborenen Hengst Matrose, der mit dem 1983 für 170.000 Deutsche Mark versteigerten Auktionspferd Maritim das bis dato teuerste Reitpferd lieferte. Maja stammt aus der Stute Grafenkrone, die eine Tochter des über Grande-Frustra II klassisch hannoversch gezogenen Gralsritter ist. Dieser Hengst brachte mit dem viele Jahre unter „Kaiser“ Johannsmann erfolgreichen Landbeschäler Gralshüter einen Top-Springhengst. Im NRW-Landgestüt Warendorf wirkend, gewann Gralshüter 23 schwere Springen und verdiente rund 344.000 Euro im Springsport. Sein Glanzstück lieferte Gralsritter mit dem gekörten und 32-fachen S-Sieger Grandeur, der fünf Weltcup-Springen gewann, den Großen Preis von Aachen für sich entschied und das Hamburger Springderby gleich drei Mal als Sieger verlies. Auch vererbungsmäßig konnte sich Grandeur durchsetzen – er brachte über 75 S-Springpferde und reiht sich mit 2,89 Millionen Euro in die Millionäre der Nachkommen-Lebensgewinnsumme ein. Grandeurs wohl bekannteste Tochter ist die Stute Gladdys, mit der Ludger Beerbaum 2001 Einzel-Europameister wurde. 1978 geboren, wurde Maja mit dem früh eingegangen Celler Landbeschäler Bismarck angepaart. „Ich war damals schon ein Fan des Duellant-Bluts, das Bismarck mütterlicherseits führt. Und die Kombination mit dem Halbbluter Bolero fand ich sehr interessant“, begründet Wolfram Wittig die Wahl für Maja. Bismarck war selbst bis zur schweren Klasse ausgebildet, lieferte 15 S-Dressurpferde und blickte auf eine Nachkommens-Gewinnsumme von rund 338.000 Euro. Der Hengst ging jedoch früh an einer Kolik ein. Maja hat züchterisch voll eingeschlagen: Insgesamt brachte sie sechs S-Dressurpferde:

    Neben Breitling W und Biagotti W sind das Durbridge A, Dolmadakia W und Dancing Queen. Sie stammen alle von Diadem ab. Mit dem Hengst Woodstock brachte Maja den bis St. Georges erfolgreichen Watussi. Maja ist aus dem hannoverschen Stutenstamm der Schneeflocke gezogen. Ihre Vollschwester Maris, mit der Staatsprämie ausgezeichnet, war in ihrer dressurmäßigen Vererbung ebenfalls sehr erfolgreich. Ihre Bilanz: Mit Bismarck brachte sie den gekörten Burlington W, der mit Alexandra Simons-de Ridder international auf Grand Prix-Niveau erfolgreich war. Dessen Vollbruder Barnsby W sammelte ebenfalls Schleifen auf Grand Prix-Niveau. Maja mal Bismarck die Dritte heißt Bugatti W, war in Reitpferdeprüfungen erfolgreich und brachte gleich zwei Spitzenpferde:

    Mit dem Holsteiner Siegerhengst Carabas, selbst international Grand Prix erfolgreich, brachte sie Cayenne W, mit der Susan Pape 2007 Weltmeisterin der fünfjährigen Dressurpferde. Inzwischen hat das Paar mehrfach S gewonnen und ist in St. Georges Prüfungen erfolgreich. Mit dem Trakehner Hengst Consul fohlte Bugatti W den gekörten Hengst Charatan W, der ebenfalls die Königsklasse – den Grand Prix – erreicht hat. Der Stutenstamm brachte darüber hinaus die gekörten Hengste Lanceur, Trajan, Tamagno und Dolan.

    „Biografie mit Seltenheitswert“

    Zurück zu Breitling W. Geschichten wie um diesen Hengst, der sein Leben lang bei seinen Züchtern bleibt, dort höchstes Vertrauen genießt und Jahr für Jahr neue Spitzen-Dressurpferde bringt, obwohl er zahlenmäßig anfangs an einer Hand abzuzahlende Stuten erhalt, sind ganz selten. Sie wirken fast märchenhaft, so rar sind sie in der schnelllebigen Zucht, in der es vielfach nur um schnell und gut vermarktbare Fohlen geht, geworden. Nicht selten wurden die Wittigs mit Kritik konfrontiert. „‚Die können ja auch reiten’ haben wir oft gehört, wenn es um die Erfolge unserer selbst gezüchteten Breitling-Nachkommen geht. Doch wenn ich so etwas höre, denke ich: Reiten können viele andere auch. Und versuchen nicht weniger gut, ihre Pferde top auszubilden und später zu vermarkten. Wenn es also nur daran läge, warum geht das dann nicht mit viel mehr Hengsten?“, fragt Wolfram Wittig. „Ich habe immer versucht, ein ehrlicher Hengsthalter zu sein. Es ist nicht meine Aufgabe, Breitlings Samen wie ein Marktschreier an den Mann zu bringen. Mir geht es um das Produkt, das entsteht. Das möchte ich später einmal vermarkten können.“ Und dabei lassen sich die Wittigs Zeit. „Wir verkaufen unsere Pferde meist erst bei einem sehr hohen Ausbildungsstand. Man soll ja auch sehen, was man die Jahre über erarbeitet hat“, schmunzelt Brigitte Wittig. In den Startlöchern stehen noch einige. Beispielsweise Bullerbü. Der fünfjährige Fuchs stammt aus einer Weltmeyer-Mutter. „Wir möchten nicht im Vorfeld prahlen. Lieber später mit Ergebnissen überzeugen“, so Wittig.

    Sport-Abschied mit Ministerin im Sattel

    Eine erfolgreiche Karriere liegt hinter ihnen: Wolfram Wittig ist stolz auf seinen Breitling.

    2009 führte Breitling die FN-Zuchtwertschätzung an, 2010 lag er an dritter Stelle. Für besondere Anlässe trug er immer auch mal besondere Reiter. Eva Bitter etwa, mehrfache Deutsche Meisterin der Springreiter, hat ihre Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister gleich mit zwei Zuchtwertschätzungs-Spitzenreitern absolviert:

    Ihren Stakkato, Nummer eins der Springpferde, nahm sie für den Parcours, Breitling für die Dressur. Ergebnis? Natürlich bestanden. Einen ganz besonderen Auftritt hatte Breitling auf der Weltmeisterschaft in Verden 2007. „Breitling ist mit Sicherheit einer der ganz wenigen Hengste, die mit einer Ministerin im Sattel aus dem Sport verabschiedet wurden“, nimmt es Wolfram Wittig vorweg. Denn am Abend, nachdem seine „Cousine“ Cayenne W die Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde gewonnen hatte, trat er in der Verdener Gala-Nacht vor rund 10.000 Zuschauern auf. Und im Sattel saß keine Geringere als die damalige Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen. In der Reiterszene bekannt unter ihrem Spitznamen „Röschen“, war die heutige Arbeitsministerin einst acht Jahre lang Auktionsreiterin in Verden. Die Mutter von sieben Kindern reitet nur noch sehr selten zum Spaß ins Gelände, doch den Überraschungsauftritt in Verden ließ sie sich nicht nehmen. Vorher war sie dann aber doch nervös. Doch sechs ihrer Kinder riefen ihr zu:

    „Mama, das wird schon!“ Und Breitling gab sein Bestes. „Breitling W hatte Spaß und verhielt sich wie ein echter Gentleman. Er ist hervorragend ausgebildet und stellte sich perfekt auf mich ein“, strahlt die Politikerin nach ihrem Ritt, den auch Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth verfolgte und spontan verkündete: „Das wäre mindestens eine 8er oder 9er Note.“ Das Training allerdings sei anstrengend gewesen, gab von der Leyen zu. „Ich war vorher ein paar Mal auf der Anlage der Wittigs zum Unterricht. Das hat Spaß gemacht, aber einen heftigen Muskelkater im Bauch und den Oberschenkeln bescherte“, lacht Ursula von der Leyen. Der Gala-Abend in Verden war Breitlings letzter öffentlicher Auftritt. Seit 2010 teilt sich sein Leben zwischen einem halben Jahr auf der Deckstation Schockemöhle und Wittigs Hof. Während bei Schockemöhle in Mühlen Breitlings Einsatz auf dem Phantom zur Frischsamen-Übertragung gefragt ist, steht bei Wittigs Freizeitleben auf dem Programm. „Bei uns wird er täglich leicht geritten und geht auf die Weide. Das geniest er sehr“, so Brigitte Wittig. Viele Jahre hatte er dort nur im Natursprung gedeckt. „Auch dabei blieb er immer super klar im Kopf. Er konnte morgens eine Stute decken, danach lud man ihn auf und fuhr zum Turnier – kein Problem.“ Einen besonderen Beweis seiner Charakterstärke zelebriert Wolfram Wittig besonders gerne. Dabei stellt er Breitling auf die Mittellinie, sagt „Steh“ und geht mehrere Meter zurück. Ganz allein steht Breitling nun in der Halle und rührt sich nicht vom Fleck. Auch nicht, wenn gleichzeitig eine Stute geritten wird. Das ist schon Charakter. Ohne Wenn und Aber. [/ihc-hide-content]

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.