Das Körmodell der Niederlande
Die Züchter traditioneller niederländischer Warmblutpferde, heutzutage meist als niederländische Sportpferde bezeichnet, sind in einem gemeinsamen Verband organisiert. Eine registrierte Zucht ist in den Niederlanden seit 1887 dokumentiert.
Seitdem wurden fast alle neugeborenen Fohlen in den Zuchtbüchern erfasst. Zu Beginn gab es eine große Anzahl regionaler Zuchtverbände, die nicht ohne Konkurrenzdenken oder Rivalitäten untereinander existierten, bis sie die Effizienz einer Zusammenarbeit auf ein gemeinsames Ziel hin erkannten. Mehr dazu liest du hier im Blog und ab sofort im Buch „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“.
Die Zuchtbücher in den Niederlanden verschmolzen nach und nach miteinander – solange, bis es nur noch zwei Verbände gab: Die N.W.P. im Norden der Niederlande und die V.L.N. im Rest des Landes. Zum Zusammenschluss dieser beiden Zuchtbücher kam es schließlich im Jahr 1970. Das war die Geburtsstunde des Warmbloed Paardenstamboek in Nederland – des Warmblut-Zuchtbuches der Niederlande. Zum 100-jährigen Jubiläum der eingetragenen Warmblutzucht in den Niederlanden im Jahr 1988 verlieh Königin Beatrix dem Zuchtbuch das Prädikat „royal“ bzw. königlich. Aus dem Zuchtbuch wurde so offiziell das KWPN, der Verband der Königlichen Niederländischen Sportpferde.
Ziele der Zucht
Die Zuchtziele wurden ständig an die Anforderungen der letzten Jahrzehnte angepasst. Zu Beginn war dieses Ziel ein Pferd für landwirtschaftliches Arbeiten. Regionale Unterschiede zwischen den Pferden entstanden vor allem aufgrund der Beschaffenheit des Bodens, den die Tiere bearbeiteten. Der schwere Groninger dominierte auf lehmigen, tonhaltigen Böden. Den leichteren Gelderländer fand man vor allem auf Weidegrund. Nach dem Zweiten Weltkrieg ersetzte die Mechanisierung die Pferdekraft zunehmend. Die Bindung zwischen dem Landwirt und seinem Pferd blieb jedoch bestehen. Genau in dieser Zeit begann sich der Reitsport zu entwickeln, welcher bis dahin ausschließlich Wohlhabenden und Militäroffizieren vorbehalten war. Der Reitsport forderte einen anderen Typ von Pferd und ein neues Zuchtprogramm zielte darauf ab, diesem Wandel gerecht zu werden. Durch das Einkreuzen von Vollbluthengsten und Hengsten aus deutschen und französischen Zuchtgebieten entwickelte sich aus dem ursprünglichen Ackerpferd ein modernes Sportpferd. Das geschah in einer relativ kurzen Zeitspanne. Zusätzlich zur Selektion nach erblichen Defekten kam eine Zuchtauswahl je nach gewünschtem Exterieur und Bewegungsweise.
Strenge Auswahlkriterien
Die Hengstauswahl wurde dabei permanent angepasst, um diejenigen Hengste zur Zucht zuzulassen, die voraussichtlich zu einem deutlichen Fortschritt in Richtung der angestrebten Zuchtziele beitragen würden. Kein anderes Zuchtbuch weltweit wählt so rigoros nach Exterieur, Bewegung, Gesundheit, Charakter und sportlichem Talent aus. Die beiden Hauptausrichtungen in der Zucht sind Springen und Dressur. Das Zuchtziel ist stets die Leitungsfähigkeit des Pferdes sowie Gesundheit und korrekte Ausführung der Bewegungen und idealerweise ein attraktives Exterieur.
Durch Richteraugen
Einer der Richter der KWPN ist Cor Loeffen. Er ist mit Pferden aufgewachsen. Sein Großvater nutzte Pferde, um Mehl und Treibstoff mit dem Wagen zu transportieren. Cor Loeffens Vater war der Leiter des regionalen Reiterverbandes und übernahm das Familienunternehmen. Nachdem Lastkraftwägen den Einsatz von Pferden überflüssig gemacht hatten, fand die Familie dennoch bald ihren Weg zurück in die Welt der Pferde. Im Jahr 1966 kaufte die Familie erneut Pferde und begann, eine Reitschule aufzubauen. Cor Loeffen war damals 12 Jahre alt. Er und alle seine fünf Geschwister ritten. Auf eine Kindheit mit Pferden folgte das Studium an der nationalen Pferdeakademie in Deurne, an der er nach seinem Abschluss einige Jahre später als Lehrer arbeitete. Cor Loeffen erinnert sich: „Ich habe an der Akademie in Deurne bis zu dem Tag unterrichtet, als sie leider ihre Türen schließen musste. Insgesamt etwa 40 Jahre. Seit 1989 bin ich auch als Richter für die KWPN im Einsatz.“ …
Mehr erfahren?
Dieser kurze Auszug basiert auf einem Beitrag von Inge van der Net, welcher in „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erscheint. Du willst mehr über Arbeit und Ansichten der KWPN-Richter erfahren? Dann sei einer der Ersten, der das besondere Sammlerstück für Zuchtinteressierte und Hengsthalter in den Händen hält: hier bestellen.