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Foto: Ist Detox als neuer Trend auch fürs Pferd geeignet? / © Stockwerk-Fotodesign/stock.adobe.com

Detox fürs Pferd als neuer Trend?

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Entgiftungskuren zur Ankurbelung der Giftstoffausscheidung, Detox-Tees zur Anregung des Stoffwechsels oder Digital Detox – in sämtlichen Bereichen des menschlichen Lebens ist es Trend, sich von schädlichen „Abfallstoffen“ zu befreien beziehungsweise seinen Körper dabei bestmöglich zu unterstützen. Und was tut man als Pferdebesitzer für sein geliebtes Ross? Alles, damit es ihm gut geht! Daher wird über die Übertragung menschlicher Verhaltensweisen und Behandlungsmethoden auf die Tiere nachgedacht, wie beispielsweise bei Homöopathie oder Heilpraktikerbesuchen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass der Trend des Entgiftens und Ausleitens im Stall diskutiert wird. Ob Pferde dies benötigen und ob ihnen die Programme etwas nützen, sind andere Fragen, denen wir in diesem Text nachgehen werden.

Grund für Einlagerungen

Wildpferde kommt mit einer Vielzahl an chemischen Stoffen, die für unsere Pferde quasi zum Alltag gehören, nicht in Berührung. Beispielsweise ist Futterzusammensetzung in der Natur eine andere. Einige Giftpflanzen, die sich im Heu der Stallpferde wiederfinden können, tauchen in anderen Gegenden nicht auf. Auch Konservierungsstoffe oder Aromen, wie sie teilweise in Fertigfuttermitteln beigemischt sind, sind kein Bestandteil bei natürlichem Frischfutter. Ebenso kann ein Wildpferd nicht an einem imprägnierten Holzbalken knabbern oder wird mit Fellpflegeprodukten, die wiederum über die Haut in den Organismus gelangen, behandelt. Auch Wurmkuren, Impfungen oder Sedierungen kennen Wildpferde nicht. Durch die veränderte Haltungsform kommen Stallpferde mit einigen unerwünschten Stoffen in Berührung, die einzeln einen gesunden Organismus nicht beeinträchtigen. Zusammengenommen kann die Summe der belastenden Substanzen dem Körper zu viel werden und die Ausscheidungsmöglichkeiten sind überlastet, sodass sie nicht mehr nachkommen.

Für diesen Fall hat der Organismus eine Art „Notfallprogramm“. Funktioniert die Ausscheidung von unerwünschten Substanzen nicht mehr, werden sie eingelagert. Im Fettgewebe bilden sich Depots für fettlösliche „Abfallstoffe“, während sich wasserlösliche im Bindegewebe ablagern. Die Einlagerungen sind evolutionsbedingt entstanden, wenn ungewöhnliche Stoffwechselbelastungen in anspruchsvollen Zeit, wie bspw. Dürre, auftraten. Ausscheidungs- und Entgiftungsprozess beanspruchen den Organismus zusätzlich, sodass sie in einem geschwächten Körper nicht so ablaufen können, wie in einem gesunden. In schlechten Zeiten hatten daher die Pferde einen Überlebensvorteil, die Abfallstoffe vorübergehend einlagern konnten, sodass ihr Stoffwechsel nicht noch zusätzlich belastet wurde. Pendelten sich die Lebensbedingungen und das Nahrungsangebot dann wieder ein, wurden die Einlagerungen aufgelöst und ihre Ausscheidung angeregt.

Das Notfallprogramm ist nach wie vor im Organismus unserer Pferde abgespeichert. Daher treten Folgen von Stoffwechselstörungen und -überbelastungen erst zeitverzögert auf, da erst nach Ausschöpfung aller Notfalllösungen die draus resultierenden Krankheiten sichtbar auftreten.

Belastungen im Alltag

Die veränderte Haltungsform im Vergleich zu Wildpferdeherden führt bei Stallpferden zu anderer Beanspruchung des Organismus. Eine Hauptbelastung ist Stress. Dieser resultiert oftmals schon aus dem Haltungs- und Fütterungsmanagement, wenn zu wenig Platz für die Anzahl an Pferden zur Verfügung steht, sich die Rangordnung durch häufige Wechsel ändert oder der Boxennachbar unsympathisch ist. Langfristiger Stress ist anders als kurzfristiger nicht mehr überlebenswichtig, sondern schränkt einige Stoffwechselfunktionen stark ein. Beispielsweise kann die Leber nicht mehr gewohnt leistungsfähig arbeiten, sodass sämtliche Entgiftungsprozesse gestört werden. Abgesehen von Magengeschwüren kann anhaltender Stress somit auch zu Stoffwechselkrankheiten führen.

Im engen Zusammenhang mit Stress steht die Bewegung der Pferde. Bewegung sorgt dafür, dass sich Stresshormone abbauen. Darüber hinaus profitieren Stoffwechselvorgänge von einer gesteigerten Durchblutung und Sauerstoffversorgung. Auch der Lymphtransport wird angeregt. Daher ist zu wenig Bewegung förderlich für die Entstehung von Stoffwechselkrankheiten und Einlagerungen von Abfallstoffe.

Futter als zusätzliche Beanspruchung

Die Zufütterung von Kraftfutter kann bereits zu einer erheblichen Belastung des Organismus werden. / © nilapictures/stock.adobe.com

Mit Kraftfuttergabe versucht man den Organismus seines Pferdes zu unterstützen und ihm benötigte Energie zu zu führen. Da der Pferdestoffwechsel jedoch auf Raufutter ausgelegt ist, kann bereits das zusätzliche Protein-, Fett- und Zuckerangebot durch Kraftfutter den Stoffwechsel belasten. Das übermäßig vorhandene Eiweiß baut die Leber ab, wobei wiederum Harnstoff entsteht, den die Nieren ausscheiden müssen.

Zudem muss der hohe Blutzuckerspiegel gesenkt werden, da dieser sich in den Kapillaren des Nieren- und Hufgewebe niederschlägt und diese beschädigt. Darüber können Krankheiten wie Hufrehe oder subklinische Niereninsuffizienz entstehen. Auch die Umwandelung von Zucker in Fett geschieht in der Leber. Dadurch füllen sich die Fettdepots des Pferdes zusehendes. Sind diese bereits voll, wird der Abbau unsauber und die Einlagerung erfolgt im Bindegewebe. Um die Fettdepots abzubauen und aus dem Organismus zu entfernen werden Leber, Darm, Haut sowie die Nieren und Atemwege gebraucht und entsprechend belastet. Daher kann die vermeintlich unterstützende Kraftfuttergabe, wenn der Körper deren Nährstoffe nicht benötigt, sich umkehren und den Organismus zusätzlich belasten.

Sinn des Detox’

Die größte Diskussion zwischen der Schulmedizin und der Alternativheilkunde entsteht um die Frage, ob der Körper entgiftet werden muss. Grundsätzlich besitzt der Organismus Stoffwechselmechanismen, die für den Abbau und die Ausscheidung von unterwünschten Substanzen sorgt. Diese Körperfunktionen sind überlebenswichtig. Nichts desto trotz gibt der Erfolg der Alternativheilkunde bei „Entgiftungen“ eine Daseinsberechtigung. Diese entsteht genau in diesen Fällen, wenn die körpereigenen Mechanismen überlastet oder gestört sind. In der Folge entstehen die vorher angesprochenen Einlagerungen, welche langfristig zu Stoffwechselerkrankungen führen können. Detox-Kuren erhalten daher ihren Sinn in der Unterstützung beziehungsweise Ankurbelung der körpereigenen Funktionen, wenn diese durch Überbelastung oder Störung nicht mehr mit dem Abbau der Abfallstoffe hinterherkommen.

Überdurchschnittliche Auslastung des Stoffwechsels

Zu zwei Zeiten im Jahr ist der Pferdeorganismus mehr ausgelastet als regulär. Während des Fellwechsels im Frühjahr und Herbst ist der Proteinstoffwechsel erheblich beschäftigt und der Körper baut die dabei entstehenden Abfallstoffe über die Leber ab. Im Anschluss erfolgt die Ausscheidung über die Nieren.

Eine zusätzliche chemische Belastung der Entgiftungssysteme mit Wurmkuren, Impfungen und ähnlichem kann in dieser Zeit zu einer Überforderung des Stoffwechsels führen. Solche Eingriffe sollten zur Fellwechselzeit sorgfältig überlegt werden. Ebenso ist außergewöhnlicher Stress, beispielsweise Offenstallgruppen umstellen oder Stallwechsel, in dieser Zeit eine zusätzliche Belastung, die zu bedenken ist.

Unterstützung oder Gefährdung durch Detox-Kuren?

Kräuter können eine gute Unterstützung für den Organismus bieten. / © nolonely/stock.adobe.com

Gerade in Hochstressphasen ist es sinnvoll den Stoffwechsel zu unterstützen. Während des Fellwechsel oder bei medikamentöser Belastung können die körpereigenen Funktionen und das Ausleitungssystem gestärkt werden. Bitterkräuter regen die Lebertätigkeit an und helfen somit beim Abbau der Abfallstoffe. Entschlackungskräuter haben eine positive Wirkung auf die Nierenfunktion und unterstützen die Ausscheidung der unerwünschten Substanzen.

Diese Unterstützung kann der Organismus gut annehmen und nutzen, solange die körpereigenen Entgiftungssysteme normal funktionieren. Ist die Entgiftungstätigkeit gestört können gutgemeinte Detox-Kuren Vergiftungsschübe bis hin zur Hufrehe nach sich ziehen. Daher muss vor einer Entgiftungskur dringend abgeklärt werden, ob der Pferdeorganismus diese annehmen kann und sie nicht zur zusätzlichen Be- oder gar Überlastung wird. Vor einer Detox-Kur ist es daher notwendig die klinischen Symptome abzuklären und dabei auch das Fütterungs- und Haltungsmanagement ebenso wie die Bewegung des Pferds einzubeziehen. Entsprechend ist sollte man das Pferde-Detox-Programm nicht amateurhaft selbst zusammenstellen und einfach mal ausprobieren. Eine genaue Anamnese von einer kundigen Person ist empfehlenswert.

Horse-Gate/ACG

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