Kategorie: Zuchthistorie

  • Imposante Bewegungskünstler

    Imposante Bewegungskünstler

    Bildschöne Dressurpferde, die das Herz eines jeden Dressurreiters höher schlagen lassen begeistern im Oldenburger Pferde Zentrum Vechta. Dennoch wird die 92. Frühjahrs Elite-Auktion mit 9. Oldenburger Sattelkörung als Online Elite-Auktion stattfinden – sicher, bequem und einfach zu bedienen. Die Versteigerung beginnt am Mittwoch, 25. März, und endet am Samstag, 4. April. Es werden rund 30 hochkarätige Dressurpferde erwartet. Mit von der Partie sind gekörte Hengste, Brillantringstuten, ausgebildete Sportmeister und talentierte Youngster.

    Die Pferde werden trainiert und stehen zum Ausprobieren für Interessenten bereit. Vereinbaren Sie einen Termin mit unserem Team, um Ihren Liebling persönlich kennenzulernen. Vom dreijährigen Youngster bis hin zum sporterfolgreichen Nachwuchstalent bleiben in dieser Kollektion keine Wünsche offen.

    Kollektion der Bewegungskünstler

    Einzigartige Familie: Der vierjährige gekörte Movie Star, Kat. Nr. 1, v. Morricone I – Bentley – Rubinstein I, ist der Sohn des Siegerhengstes Morricone I und der Grand Prix-erfolgreichen Toscana OLD, die unter Hubertus Schmidt für Furore sorgt.

    Charmante Tänzerin: Die Dressurpferde-Kollektion begeistert ebenfalls mit der sechsjährigen französischen Reitpferdechampionesse Danseuse Royale, Kat. Nr. 2, v. Don Juan de Hus – Rubin-Royal – In Extenso.

    Schwarze Perle: Der bewegungsstarke Rapphengst Force Majeure, Kat. Nr. 3, v. For Romance I – Stedinger – Friedensherr. Dieser smarte Tänzer lässt keine Wünsche offen.

    Der Name ist Programm: Elfenglanz, Kat. Nr. 32, v. De Niro – Florencio I – Sion. Die vierjährige Stute begeistert mit Eleganz und Bewegungsqualität.

    Auf der Frühjahrs Elite-Auktion am 4. April begeistern ebenfalls einige brillante Hengste der Oldenburger Sattelkörung. Schauen Sie in die Kollektion und sichern sich Ihren Nachwuchsvererber. Sie haben die Möglichkeit die 9. Oldenburger Sattelkörung am Freitag, 3. April, live auf unserer Website zu verfolgen.

    Noch bis zum 3. April haben Sie die Möglichkeit Ihren Liebling im Training zu beobachten und zu begleiten sowie auszuprobieren. Bitte nehmen Sie hierfür Kontakt mit unserem Beratungs- und Kundenserviceteam auf.

    Kontaktmöglichkeiten

    Offizielles Training und Ausprobierzeiten
    ab Donnerstag, 12. März bis Freitag, 3. April
    10.00 – 13.00 Uhr Springkader
    14.00 – 16.00 Uhr Dressurkader
    Stallruhe an allen Sonntagen.

    Einen Überblick über die gesamte Kollektion finden Sie im Internet im Auktionsbereich der Oldenburger Website www.oldenburger-pferde.com oder klicken Sie hier um direkt dorthin zu gelangen: https://oldenburger-pferde.com/de/auktionen/92.-vfa-reitpferde/liste-auktion.html

    Selbstverständlich können Sie Ihren Favoriten auch ganz bequem am Telefon ersteigern. Bitte kontaktieren Sie hierfür folgende Mitarbeiter des Oldenburger Auktionsbüros.

    Beratung und Kundenservice:

    Auktionsleitung:
    Christoph F. Rowold: +49(0)151-14536599 oder rowold.christoph@oldenburger-pferde.com

    Dressurpferde:
    Thomas Rhinow: +49(0)172-9748487 oder rhinow.thomas@oldenburger-pferde.com
    Daniel Pophanken: +49(0)175-2930926 oder pophanken.daniel@oldenburger-pferde.com

    Springpferde:
    Philip Bölle: +49(0)171-1893792 oder boelle.philip@oldenburger-pferde.com

    Informationen/Kataloge:

    Elisabeth Gerberding: +49(0)4441-935512 oder gerberding.elisabeth@oldenburger-pferde.com
    Heike Arends: +49(0)4441-935531 oder arends.heike@oldenburger-pferde.com

  • Rusty-Klone in der Zucht (Teil 1)

    Rusty-Klone in der Zucht (Teil 1)

    Ulla Salzgebers Rusty gibt´s jetzt dreimal. Einmal in Ungarn auf der Rentnerkoppel, ein zweites Mal als Jährling in Frankreich und ein drittes Mal, ebenfalls als Jährling, in Texas. Die Nachricht, dass Ulla Salzgebers legendäres Olympiapferd Rusty zwei Klone hat, kam nur wenige Tage nach dem Aufreger aus Oregon, USA: Dort war es Genforschern erstmals gelungen, embryonale Stammzellen zu klonen. In der Pferdewelt nichts Neues. Aktuell leben rund 150 geklonte Pferde weltweit, sechs Klon-Hengste stehen bereits im Deckeinsatz. Auf dem letzten FEI Sport-Forum ließ der Weltreiterverband offiziell Klone und ihre Nachzucht für FEI-Veranstaltungen zu. Wird bald wieder ein junger Rusty durchs Viereck schweben?

    Dollys Erbe

    Mit Dolly, dem Schaf, das schottische Wissenschaftler 1996 klonten, fing alles an. Das erste geklonte Pferd kam 2003 zur Welt, in Cremona in Italien: das Haflingerfohlen Prometea. Die Stute, die das Fohlen austrug, war auch Lieferant für das Erbmaterial – sie trug also ihre eigene Zwillingsschwester aus. Prometeas Schöpfer waren Wissenschaftler aus dem Team um Dr. Cesare Galli vom Laboratorio di Tecnologia della Riproduzione (LTR). Sie entnahmen Tierkadavern in einem Schlachthaus Hunderte Eizellen, kultivierten sie und ersetzten das Erbgut durch die DNA aus Hautzellen erwachsener Pferde. Die Ausbeute war mager: Aus 841 rekonstruierten Eizellen entstanden innerhalb einer Woche lediglich 22 Embryonen. Nur ein Fötus entwickelte sich schließlich zu einem Fohlen. Prometea war eine x-beliebige Schöpfung. Doch zwei Jahre später gelang es den italienischen Forschern, in Zusammenarbeit mit dem französischen Gen-Labor Cryozootech, das erste Hochleistungspferd zu klonen: den damals 20-jährigen Vollblut-Araber Pieraz, der in den 90er-Jahren zweimal Distanz-Weltmeister war. Das Retortenfohlen Pieraz-Cryozootech-Stallion gab den Experimenten eine Art züchterische Legitimierung: Pieraz war ein Spitzensportler, von dem die Pferdezucht profitiert hätte – wäre er nicht Wallach gewesen.

    Gen-Shopping

    Dressur-Weltmeisterin Poetin, die mit einem Auktionspreis von 2,5 Millionen Euro zum teuersten Dressurpferd aller Zeiten wurde, stand der Zucht nie persönlich zur Verfügung: Sie wurde im Alter von acht Jahren wegen Hufrehe eingeschläfert. Ihre beiden Klone sollen das wertvolle Erbmaterial jetzt weitergeben © Maximilian Schreiner

    Das erklärte Ziel der Forscher lautete nun, das Erbgut von Ausnahmepferden, die früh starben oder kastriert wurden, an spätere Generationen weiterzugeben. Zu diesem Zweck legte Cryozootech eine Gendatenbank an. Seitdem zieht Dr. Eric Palmer, der das Unternehmen 2001 gegründet hat, von Stall zu Stall, um den Besitzern von Spitzenpferden deren Erbmaterial abzukaufen. Das Prozedere für den Gen-Kauf ist einfach: Ein Tierarzt stanzt den Pferden eine fingernagelgroße Hautprobe aus der Brust. Die darin enthaltenen Zellen werden dann im Labor kultiviert und tiefgefroren. Zum Klonen wird die Konserve wieder aufgetaut, mit einer entkernten Eizelle verschmolzen und einer Leihstute eingesetzt. Das Honorar? Darüber schweigen sich alle Seiten aus.

    Palmer hat mit seiner Shopping-Tour Erfolg: Bei Cryozootech können sich Züchter aus einem 56 Seiten starken Katalog für 200.000 Euro ihren ganz persönlichen Klon aussuchen. Dazu kommen noch etwa 30.000 Euro für die Rechte am Genmaterial, die genaue Summe hängt vom Original ab. Zu haben wären zum Beispiel noch Beauvalais (Heike Kemmer) oder Jolie Coeur (Franke Sloothaak). Auch die Namensliste der Spender, die bereits als Vorlage dienten, ist beeindruckend: Quidam de Revel, E.T., Calvaro, Poetin, Ratina. Und nun auch Rusty. Das Lettische Warmblut, mit dem Ulla Salzgeber unter anderem zweimal olympisches Mannschaftsgold sowie Einzelbronze und Einzelsilber holte, ist ein Wallach. „Wir planen, die beiden Rusty-Klone als Deckhengste einzusetzen“, sagt Palmer.

    Klone im Sport?

    Ratina Z, die als erfolgreichstes Springpferd der Welt gilt, starb 2010 in Riesenbeck bei ihrem langjährigen Reiter Ludger Beerbaum. Ein Jahr vorher kamen auf Gestüt Zangersheide drei in Texas produzierte Klone der Stute an © Maximilian Schreiner

    Nachdem der Weltreiterverband FEI im Juni 2012 den lange umstrittenen Einsatz von Klonen im Sport offiziell erlaubt hat, zieht Palmer die Zusammenarbeit mit einem erstklassigen Dressurreiter in Betracht. „Die Zucht und Ausbildung von Dressurpferden ist neu für uns – wir sind eher Genforscher als Pferdeleute“, sagt er. „Wir suchen gerade nach Partnern aus der Dressurwelt, denn wir werden nun auch darüber nachdenken müssen, Klone in den Sport zu bringen.“ Wäre die natürliche Konkurrenz noch gegeben, wenn man im Parcours gegen drei E.T.s und im Viereck gegen zwei Rustys antreten müsste? Die amerikanische Tierärztin und Genforscherin Dr. Katrin Hinrichs, die 2005 an Quidams Klonprozess beteiligt war, beruhigte damals: „Klonen ist nicht dazu da, Turniercracks hervorzubringen. Dazu sind die Bedingungen, denen ein geklontes Fohlen sowohl im Mutterleib als auch nach der Geburt ausgesetzt ist, zu unterschiedlich. Zwar hat ein Klon das gleiche Erbmaterial wie seine Vorlage, doch seine Wesensmerkmale sind vermutlich ganz anders. Denn Aufzuchtbedingungen, gute oder schlechte Erfahrungen und nicht zuletzt die Qualität der Ausbildung und des Reiters spielen eine entscheidende Rolle für den Charakter und die Qualität eines Sportpferdes.“ Das sieht auch der Chef-Veterinär der FEI, Graeme Cooke, der beim FEI Sport-Forum dabei war, ähnlich. Trotzdem: Die Züchter wollen den E.T.-Klon, der mittlerweile sieben Jahre alt ist, springen sehen – und er springt! Im Moment zwar nur auf der Internetseite von Cryozootech, doch er geht so locker-flockig durch den Parcours, dass man sich ihn durchaus als erfolgreiches Springpferd vorstellen kann.

    Gesundheitliche Probleme

    E.T. sprang unter Hugo Simon 3,2 Millionen Euro zusammen. Er wurde geklont, weil er ein Wallach ist. Seit 2009 steht sein Klon im Deckeinsatz, Tiefgefriersperma wird weltweit verschickt © Maximilian Schreiner

    Der Versuch, Rusty zu klonen, dauerte insgesamt acht Jahre. „Beim Klonen kommen viele Abgänge und Frühgeburten vor“, erklärt Palmer. „Das liegt an einer fehlerhaft en Reprogrammierung des Genoms, auch epigenetische Abnormalitäten genannt. Defekte Embryonen gehen ab.“ Die Entstehung der Rusty-Klone ist schwer in Zahlen zu fassen. „Tausende gesammelter Eizellen, Hunderte Zelltransfers, Dutzende Embryonen, über zehn fehlgeschlagene Trächtigkeiten…“, resümiert der Wissenschaftler. „Die Embryonen, die nach drei Wochen gesund sind, entwickeln sich relativ normal.“

    Prof. Dr. vet. med. Eckhard Wolf vom Genzentrum der LMU München hat allerdings eine gesundheitliche Beeinträchtigung bei Klonen beobachtet: „Tatsächlich treten Defekte an verschiedenen Organen bei Klontieren wesentlich häufiger auf als bei natürlich gezeugten Tieren. Dies kann natürlich mit schweren Leiden für das Tier verbunden sein.“ Auch eine Calvaro-V-Kopie kam erst nach fünf Jahren gesund zur Welt, unter anderem deshalb, weil ein vorheriges Fohlen eine Frühgeburt war und, genau wie Dolly, an Arthritis litt. Das gesunde Fohlen war dann bei seiner Geburt schon zu 25 Prozent an Investoren verkauft. Denn das Geschäft mit den Klonen ist nicht nur einem elitären Kreis vorbehalten.

     

     

     

     

    Klone für jedermann

    Der erste gesunde Klon von Willi Melligers „weißem Mythos“ Calvaro V war bei seiner Geburt bereits zu 25 Prozent an Investoren verkauft. Für seine „Herstellung“ brauchten die Wissenschaftler fünf Jahre © Maximilian Schreiner

    Es gibt durchaus günstige Möglichkeiten, im großen Reproduktions-Roulette mitzuspielen. Beim sogenannten Cell Banking kann man zum Beispiel das Genmaterial seines eigenen Pferdes einfrieren lassen (ca. 5000 Euro) oder sich beim Clone Sharing für einen ähnlichen Betrag an einem Klon beteiligen. Man kann in Frankreich sogar seinen eigenen Vierbeiner reproduzieren lassen (Kosten: 250.000 Euro). Deutlich preiswerter bekommt man einen Pferde-Klon in den USA. Das Unternehmen ViaGen in Austin/Texas ist die einzige Firma weltweit, die das Klonen von Haustieren und Pferden kommerziell betreibt. 125 gesunde Pferdeklone habe die Firma bereits hervorgebracht und in die ganze Welt geliefert, berichtet ViaGen, und 2000 Leihstuten stünden zur Verfügung. Auch hier muss der Kunde dem Labor lediglich eine Hautprobe zur Verfügung stellen, um den Rest kümmern sich die Wissenschaftler. Für 165.000 Dollar fliegt schließlich das gesunde Fohlen mit seiner Leihmutter zum Auftraggeber, nach dem Absetzen reist die Mutterstute wieder zurück nach Texas. „Die Nachfrage nach geklonten Pferden steigt stetig an“, sagen die amerikanischen Forscher. „Die meisten Auftraggeber kommen aus Europa und Südamerika.“ Aber hat ein Klon überhaupt ähnliche Wesensmerkmale wie das Original? „Bisher gibt es dazu keine systematische Untersuchung“, sagt Wolf. „Meine Vermutung ist, dass sich das geklonte Tier durchaus stark vom Original unterscheiden kann. Ich denke, dass viele der Auftraggeber mit dem Ergebnis unzufrieden sein werden.“

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anna Castronovo, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Redefin – 200 Jahre Leistung aus Tradition (Teil 1)

    Redefin – 200 Jahre Leistung aus Tradition (Teil 1)

    Im Lauf seiner 200-jährigen Geschichte war das Landgestüt Redefin in Mecklenburg-Vorpommern wechselnden politischen und wirtschaftlichen Situationen ausgesetzt. Nicht nur einmal war sein Fortbestand gefährdet. Heute ist es das einzige klassizistische Gestütsensemble in Deutschland. Sein Wahrzeichen: das strahlend weiße Portal.

    Legendär: Der Hengst Herodot lieferte Gründerhengste für den nach 1812 beginnenden Wiederaufbau der Mecklenburger Zucht © Archiv Landgestüt Redefin

    Pferdezucht hat in Redefin sowie im Land Mecklenburg-Vorpommern eine lange Tradition. Vermutlich ist sie sogar genauso alt wie die Besiedlung dieser Landstriche selbst. Doch Quellen darüber gibt es keine – zumindest nicht über die tatsächlichen Anfänge. Erstmals schriftlich belegt ist die Pferdezucht in dieser Gegend im Jahr 1715. Auf einem Pachtgut hielt ein Pächter auf privater Basis einige Hengste für die Beschälung der Stuten der Bauern und der Güter der Umgebung. In der „Stutterey“ wurden 37 Stuten und 30 Hengste gehalten. Von einer gezielten Zucht konnte damals aber noch keine Rede sein. Mit der Thronbesteigung von Herzog Friedrich Franz I. im Jahr 1785 erhält die Pferdezucht in Mecklenburg-Vorpommern einen neuen Impuls, denn der Adlige erkannte die Wichtigkeit eines Gestüts und machte aus dem „Gut Redevin“ eine erste Zuchtinstitution, die den herzoglichen Marstall in Ludwigsburg belieferte und einzelne Hengste bereits als Beschäler im Land einsetzte. Friedrich Franz I. ist somit auch so etwas wie der Urvater des Landgestüts Redefin – auch wenn bis zu seiner heutigen Form noch einige Jahre ins Land ziehen, das Gestüt seinen Ort wechseln und die europäische Geschichte einige Unvorhergesehenheiten parat halten sollten.

    Als Stallmeister Rautenkranz 1794 verstarb, ging auch die Stuterei in Redefin ein und der Hof wurde neu meistbietend verpachtet. Bis 1803 kam die Pferdezucht auf dem Gut Redevin weitgehend zum Erliegen. Die Landbeschälung erfolgte nun von einem in Ludwigslust angesiedelten Gestüt aus, der fürstlichen Pferdehaltung des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin, Friedrich Franz I. Interessant ist, dass die Mecklenburger verschiedene Wurzeln haben. Das Pferd des Landmanns basierte zu dieser Zeit auf Landstuten, deren Grundlage die zum Teil wild lebenden oder wild aufgewachsenen Populationen bilden. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Ausdrücklich ist fortan daran gelegen, dass der „vormahlige gute Ruf der mecklenburgischen Pferde im Ausland nicht nur erhalten, sondern im vollkommenem Masse wieder hergestellt, dadurch der Werth dieses Handelsartikels erhöhet, der Absatz vermehret und so dem Lande eine ergiebige Einnahme verschafft werde“. Erstmals wird auch ein Brandzeichen eingeführt – ein verschlungenes MG.

    Der legendäre Herodot

    Das Mecklenburger Pferd hat verschiedene Wurzeln und basierte im 19. Jahrhundert auf Landstuten, deren Grundlage zum Teil wild lebende oder wild aufgewachsene Populationen waren © Sammlung Wendt

    Als Napoleons Truppen Mecklenburg besetzten, bedeutete das auch den Untergang des Ludwigsluster Gestüts, denn die Franzosen plünderten den Bestand und auch die Zuchthengste. Von Januar bis Juli 1807 wurden 2.120 Pferde aus Mecklenburg an die französische Armee geliefert. Aber nach einem bestimmten Pferd suchten die Truppen ganz besonders intensiv: Herodot. Dieser Schimmelhengst des Grafen von Plessen auf Ivenack ist ein original gezogener Englischer Vollblüter von Morwick Ball xx aus einer Herod-Mutter. Herodot, schon damals ein sagenhaft es Pferd, wurde in einer jahrhundertealten Ivenacker Eiche vor den napoleonischen Truppen versteckt. Ein gutes Versteck, aber leider nicht gut genug, denn Herodot wieherte, wurde entdeckt und sofort als Trophäe nach Paris gebracht. Unter Napoleon deckte der Hengst zahlreiche Stuten, viele seiner Nachkommen bevölkerten die französischen Ställe. Als Napoleons Heer bei Waterloo vernichtend geschlagen wird, gehen all seine Beutestücke an die ursprünglichen Besitzer zurück. Somit kehrte Herodot 1814 – auf einem Auge blind – zurück nach Ivenack und sorgte fortan wieder für die Beschälung der mecklenburgischen Stuten. Mit großem Erfolg. So lieferte Herodot mit Adrast xx, Boradil und Thucydides Gründerhengste für den nach 1812 beginnenden Wiederaufbau der Mecklenburgischen Warmblutzucht, und mit Tancred II und Young Herodot Hengste, die über Generationen im hannoverschen Landgestüt Celle in züchterischer Erinnerung blieben. Einer seiner Söhne aus der Zeit vor der Verschleppung, der Hengst Thucydides, wird später Hauptbeschäler in Redefin.

    Gestütsgründung auf Befehl

    Die sechsspännige Postkutsche – eines der Highlights der Redefiner Hengstparaden © Anja Haltendorf

    1807 kehrte der Herzog Friedrich Franz I., den Napoleon für einige Monate ins Exil nach Dänemark geschickt hatte, zurück in sein Land und führt seine Geschäft e wieder von Ludwigslust aus. Da das Reiten zu seinen Leidenschaften gehörte, trieb der Landesherr nicht nur die Errichtung einer Pferderennbahn bei Doberan voran, der ersten auf dem europäischen Kontinent. Zusätzlich hatte er erneut die Redevinsche Stutterey im Blick, die er nach herzoglicher Entscheidung vom 3. April 1810 wieder pachtete. Der Ludwigsluster „Vice-Oberstallmeister“ von Bülow übernimmt die Zuständigkeit und erhält den Befehl, die „Errichtung eines für sich bestehenden, vereinten Haupt- und Landgestüts zu Redevin, und die vollständige Organisation desselben, allerhöchst“ umzusetzen. Schmackhaft machte der Landesherr ihm das zusätzlich mit der Beförderung zum Oberstallmeister.

    Redefin wird Landgestüt

    Das Landgestüt Redefin ist das einzige klassizistische Gestütsensemble in Deutschland. Sein Wahrzeichen ist das strahlend weiße Portal der Reithalle, zu dem auch dieses Hengstrelief gehört © Wolf Karge

    Was den Pferdekenner von Bülow reizte, war die Zucht. Nach der „feindlichen Übernahme“ der Ludwigsluster Hengste durch die Franzosen bot sich hier eine neue Chance, die Mecklenburger Pferde wieder aufleben zu lassen. Seine erste Bestandsaufnahme galt deshalb den Beschälern – so ließ er in Redefin zunächst ein Hauptgestüt anlegen. 1812 entstand dann parallel zum Hauptgestüt das Landgestüt Redefin, um die Pferdezucht zu verbessern. 1813 kamen in Redefin bereits 18 Fohlen zur Welt, davon allein 14 von Thucydides, der zum Hauptbeschäler aufgestiegen war und bis 1830 zu einem der Väter der modernen Mecklenburger Rasse wurde. 1828 deckten 71 Beschäler auf 17 Stationen bereits 3.217 Stuten. Die Entwicklung schritt rasch voran: Im Jahre 1840 unterhielt das Landgestüt Redefin bereits 26 Deckstationen, die mit 134 Hengsten besetzt waren.

    Der immer größer werdende Zuchtbetrieb machte auch eine Vergrößerung der Gebäude notwendig. 1819 diktierte der Großherzog: „Wir befehlen nunmehr den Bau des Gestütshofes nach den beiliegenden Plänen und Anschlägen und die damit verbundenen Veränderungen ohne Aufschub beginnen und binnen zwey Jahren ausführen zu lassen.“ Gesagt, getan. Zwischen 1820 und 1824 entstanden die Reithalle mit den Kolonnaden zu den beiden anschließenden Hengstställen, das Mutterstutenhaus, die Pferdeschwemme und die beiden Gebäude für den Inspektor und den Tierarzt. Das ist die noch heute sichtbare Struktur in Gestalt klassizistischer Bauten und der Parkanlage, die nach englischem Muster zusammen mit dem Ludwigsluster Hofgärtner Joachim Schmidt geschaff en wurde. Der Umbau des alten Gutshauses zum Landstallmeisterhaus erfolgte erst zehn Jahre später. Das Portal der Reithalle, das die Stallungen um das Doppelte überragte, war das Glanzstück des Baumeisters. Über allem wurde die Attika mit ihrem flachen Dreiecksgiebel durch einen stolzen Hengst bekrönt. Repräsentation und Zweckmäßigkeit waren aufeinander abgestimmt. Die ursprüngliche Geschlossenheit, die durch die Fortsetzung des Portals in Gestalt von eingeschossigen, überdachten Kolonnaden bis zu den Ställen erreicht wurde, ist heute leider nicht mehr vorhanden.

    Zu viel oder zu wenig Blut

    Auf dem Portal der Reithalle von Redefin thront über der Attika mit ihrem flachen Dreiecksgiebel ein stolzer Hengst © Archiv Landgestüt Redefin

    Bis 1842 bestimmten Englische Vollblüter maßgeblich die Zucht in Redefin, denn sie waren europaweit gefragt – jedoch mit Folgen: Die stark veredelten Pferde verloren ihre Wirtschaftlichkeit und Stärke und waren für die Landwirtschaft, in der sie Größtenteils eingesetzt wurden, nicht mehr so gut geeignet. Um das wieder zu ändern, wurde der Anteil an Vollblut- und edlen Halbbluthengsten im Bestand der Landbeschäler verringert. Gleichzeitig machte man aber der Fehler, verstärkt Kaltbluthengste einzukreuzen. Eine andere Lösung musste her. Mit dem Ankauf hannoverscher Hengste und der Reduzierung des Kaltblutbestands ab 1873 erfolgte die Orientierung auf ein festes Zuchtziel. Dafür wurde der neue Oberlandstallmeister Christian Freiherr von Stenglin aus Celle nach Redefin geholt. Mit dem Titel Oberlandstallmeister und der Dienststellung „Direktor des Landgestüts Redefin“ wurde er offiziell ab dem 1. April 1892 angestellt. Zu seinen Ämtern gehörte auch der Vorsitz in der Körungskommission für Hengste. Von Stenglin, der die Hannoveraner und die Qualität der Celler Hengste kannte, deren Väter in Mecklenburg gezüchtet worden und aufgewachsen waren, ließ zahlreiche Stutfüllen zur Verbesserung des mecklenburgischen Bluts einführen.

     

     

     

    Redefins erste Hengstvorführung

    Die Belegschaft des Landgestüts Redefin 2011 in traditionellen Uniformen © P.A. Kröhnert/Archiv LG Redefin

    1897 wurden in Redefin erstmals öffentliche „Hengstenschauen“ durchgeführt und mit einem kleinen Inserat in den konservativen Mecklenburger Nachrichten angekündigt: „Am Freitag, den 9. Juli des Jahres, vormittags 11 Uhr findet auf dem Gestütshofe hier eine Vorführung der Großherzoglichen Beschäler statt, wozu wir Interessenten ganz ergebenst einladen.“ 1901 folgt am 2. Oktober die zweite Veranstaltung dieser Art. Von Stenglin begründete die „Geldverschwendung“ seinem Ministerium folgendermaßen: „Diese Vorführung hat den Zweck, die Interessen in den Züchterkreisen zu heben und auch teilweise die Züchter durch die Vorführung zu belehren. Es ist anzunehmen, dass etwa 200 Personen, wenn nicht mehr, nach hier […] kommen werden.“ Fortan gab es diese Hengstschauen im dreijährigen Rhythmus. 1912 fand als großes Jubiläum die 100-Jahr-Feier statt. Zu diesem Ereignis organisierte der Oberlandstallmeister eine ganze Festwoche mit verschiedenen Höhepunkten und prominenten Gästen. Aber von Stenglin bewegte etwas anderes viel mehr. Im Jubiläumsjahr sollte es auch eine große öffentliche Hengstvorführung am 22. Oktober 1912 geben. 1921 gab es übrigens die letzte Hengstvorführung für die kommenden Jahre. Erst am 25. Januar 1928 wurde in Redefin nach sechs Jahren Pause wieder eine Vorführung mit 87 Hengsten organisiert.

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dagmar Sauer, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Sieger des Signal Iduna Cup 2020

    Sieger des Signal Iduna Cup 2020

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Am 14. März ereignete sich ein wahrhaftiges Augenspektakel im Rahmen des Signal Iduna Cup 2020 in Dortmund. In der internationalen Grand Prix Kür konnte sich Fabienne Müller-Lütkemeier gegen keine geringere als „Dressur-Queen“ Isabell Werth durchsetzen. ⁠Der 13-jährige, großrahmige Florestano-Sohn ist aktuell das beste Pferd im Stall der Mannschaftsweltmeisterin Müller-Lütkemeier.  Im Schnitt verteilten die Richter 75,813 Prozent an das Sieger-Team.

    [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Isabell Werth auf Platz Zwei

    Trotz Platz zwei ist die erfolgreichste Dressurreiterin mit ihrem Nachwuchspferd zufrieden. Denn Isabell Werth startete nicht wie gewohnt mit einem ihrer Championatspferde, sondern mit dem zwölfjährigen Hengst Den Haag von Diamond Hit. Erst Anfang 2020 übernahm Werth die Vorstellung des jungen Westfalen: Bis dato bildete die ehemalige Bereiterin von Isabell Werth, Beatrice Buchwald, den Diamond-Hit-Sohn aus und stellte den Neuling bereits 2019 siegreich auf Intermediaire II Niveau vor.

    Den ersten gemeinsamen Start in einem Grand Prix Anfang des Jahres konnten Werth und Den Haag mit einem Sieg verbuchen. Den zweiten Grand-Prix-Start lieferte der Westfalen-Hengst im Rahmen des Signal Iduna Cups 2020 in Dortmund ab und konnte sich in der Kür den zweiten Platz mit 75,438 Prozent ertanzen.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“201953″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ alignment=“right“ onclick=“link_image“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“201963″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ onclick=“link_image“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Championat der Signal Iduna

    Dieses Jahr führte ein Gast die Siegerehrung des Championats im Rahmen des Signal Iduna Cup 2020 in Dortmund an. Thomas Gilles zählt zu den Topfavoriten seines Landes Belgien. Mit seinen 21 Jahren gehört er damit auch zu den größten Nachwuchstalenten. Denn bereits 2016 war er Doppel-Europameister der Junioren. Auch am vergangenen Wochenende stellte er sein Können unter Beweis und ritt die schnellste Stechrunde mit 30,73 Sekunden. Damit ritt der junge Belgier auf La Luna Hidalgo geradeaus auf Platz eins.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Erfahre alles wissenswerte zu den Vererbergrößen im Hengstverzeichnis unter:

    www.horse-gate.com/hengstverzeichnis

    Horse-Gate/KL[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Redefin – 200 Jahre Leistung aus Tradition (Teil 2)

    Redefin – 200 Jahre Leistung aus Tradition (Teil 2)

    Herbe Einschläge

    Der Erste Weltkrieg und seine Folgen machten sich in Höhen und Tiefen für das Landgestüt Redefin bemerkbar: Während der Erste Weltkrieg einen Anstieg des Beschälerbestandes und dessen Nutzung nach sich zog (1920: 176 Hengste und 10.084 Bedeckungen), führten der sinkende Remonteabsatz, die beginnende Technisierung der Landwirtschaft  und die Weltwirtschaftskrise zu einer starken Einschränkung der Zucht. Der Tiefstand war 1929 mit 2.196 belegten Stuten bei 74 Hengsten auf 27 Deckstationen. Das waren für das Gestüt herbe Rückschläge, denn das Ministerium baute auch den Hengstbestand von 142 auf 117 ab.

    Im Zweiten Weltkrieg

    Die Reithalle des Landgestüts Redefin mit den Kolonnaden zu zwei anschließenden Hengstställen entstand zwischen 1820 und 1824. Das Portal, das die Stallungen um das Doppelte überrage, war das Glanzstück des Baumeisters © Wolf Karge

    Am 30. Januar 1933 kam Hitler an die Macht. Die Vereinigung von Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Strelitz per 1. Januar 1934 hatte zur Folge, dass Redefin Hengste, Personal und Inventar aus dem Bestand des 1825 gegründeten und nunmehr aufgelösten Landgestüts Neustrelitz übernahm. 1934 nahm Hans Köhler den Gedanken der Hengstvorführungen wieder auf. Er verkündete die Vorstellung sämtlicher Hengste des Landgestüts und lockte damit die Machthaber des Nationalsozialismus in Mecklenburg nach Redefin. Am 10. Februar 1934 wurden 87 Hengste dem Publikum gezeigt. Die „Hengstparade“ fand damit erstmals öffentlich unter diesem Namen statt – als reine Zuchtschau. Das Pferd wurde zu einem Symbol der „Blutund-Boden-Politik“ des Nationalsozialismus und für repräsentative Zwecke genutzt, die organisatorisch in der Reiter-SA gebündelt waren. Hans Köhler wurde Oberreiterführer und Referent für Reitwesen im Stab der SA-Brigade 111. Besonders im Blick war die Versorgung der Wehrmacht mit Remonten. Damit erlebte das Gestüt eine neue politische Akzeptanz und Blüte.

    Am 1. September 1939 begann Deutschland den Zweiten Weltkrieg. Da Pferde kriegswichtig waren, wurde das Gestüt in seiner Tätigkeit nicht eingeschränkt – der Betrieb ging fast bis zum Ende des Krieges weiter. Bei Kriegsausbruch standen 121 Hengste im Gestüt und deckten auf 41 Stationen 6.666 Stuten. Im letzten Kriegsjahr strömten Flüchtlinge auf den Gestütshof und wurden in den Wirtschaftsgebäuden untergebracht. Unter den Flüchtlingen waren auch Hengste aus den Landgestüten Georgenburg und Braunsberg, weiterer Zuwachs kam aus dem ostpreußischen Privatgestüt Weedern der Besitzerin Anna von Zitzewitz. Nach Kriegsende wurde das Gestüt von den Amerikanern beschlagnahmt und besetzt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Wenige Monate später, am 1. Juli 1945, besetzte die Rote Armee entsprechend den Beschlüssen der Konferenz von Jalta Mecklenburg bis zur Elbgrenze. Im Mai 1946 wurde die Verordnung zum Deckzwang und im Februar 1947 ein Zwang für die Viehvermehrung erlassen, denn nach dem Krieg wurden Arbeitspferde benötigt. Die Zeit der Remonten für das Militär war vorüber.

    Redefin in der DDR

    Auch auf diesem historischen Gemälde aus dem Jahr 1841 des Schweriner Malers Theodor Schloepke (1812-1878) ist das Wahrzeichen von Redefin, das weiße Portal der Reithalle, gut zu erkennen © Staatliches Museum Schwerin

    In den Jahren 1952/53 wurde ein Zuchtziel für die Warmblutzucht der gesamten DDR fixiert: ein edles, harmonisches, dabei tiefes und genügend starkes Warmblutpferd. „Besonders muß auf gutes Gangvermögen Wert gelegt werden, ferner soll das Warmblutpferd leichtfuttrig sein, fruchtbar und gutartig im Temperament. […] ein Vielseitigkeitspferd […] für die Landwirtschaft  als auch für den Turniersport […].“ Zu diesem Zweck wurde auch das Landgestüt Redefin als sogenanntes „Hengstdepot“ reaktiviert. Ab dem 1. Januar 1956 war das staatliche Hengstdepot Redefin mit circa 300 Beschälern auf 111 Deckstationen und etwa 100 Beschäftigten wieder arbeitsfähig und direkt dem DDR-Landwirtschaftsministerium unterstellt. Herta Steiner wurde im Oktober 1955 als erste Frau Direktor in dieser Männerdomäne. 1956 setzten auch die Hengstparaden wieder ein. In diesen Jahren begann Redefin außerdem mit der Reitpferdevermarktung. 1970 richtete das Gestüt eine Abteilung Touristik ein und gliederte die Zuchtleitungen in Rostock und Schwerin an. Der Hengstbestand war 1970 auf 86 Beschäler gesunken, während 1987 100 Hengste auf 16 Haupt- und 23 Nebenstationen 3.221 Stuten belegten.

    Quo vadis?

    Tradition und Moderne verschmelzen bei den Hengstparaden © Anja Haltenhof

    Nach dem Ende der DDR wanderten alle Volkseigenen Güter in treuhänderische Verwaltung. Seit dem 1. Juli 1990 wurde das Landgestüt Redefin auch wieder als solches tituliert und unterstand zunächst der Güterdirektion in Schwerin, dann einer Treuhandanstalt. Verschiedene Pläne ließen lange nicht erahnen, welchen Weg Redefin letztlich nehmen würde. Zu den letzten Amtshandlungen des Regierungsbevollmächtigten in der Bezirksverwaltungsbehörde Schwerin, Dr. Georg Diederich, gehörte am 9. Oktober 1990 die Empfehlung, das Gestüt in ein Landesgestüt umzuwandeln. Auch der Hippologe Hans-Joachim Köhler sprach sich dringend für die Verstaatlichung aus. Die Entscheidung ließ aber drei ungewisse Jahre auf sich warten. Währenddessen wurden auch andere Pläne geschmiedet: Investoren planten, Hotels, Golfplätze, Wassersport- und Tennisanlagen, Privatflugplätze und auf der freien Fläche hinter dem klassizistischen Portal ein Museum zu errichten. Also stellte sich die Frage: Privatisierung durch Verkauf oder Übernahme durch das Land Mecklenburg-Vorpommern. Die Gemüter waren erhitzt. Ab 1991 liefen Verhandlungen zwischen der Treuhandanstalt und dem Land Mecklenburg-Vorpommern, während die Gestüte Moritzburg (Sachsen) und Neustadt/Dosse (Brandenburg) bereits verstaatlicht worden waren. Nach langen Verhandlungen ging das Landgestüt Redefin am 1. Oktober 1993 an das Land Mecklenburg-Vorpommern über. Hartmut Platzek wurde Landstallmeister. Die Aufgaben für Redefin wurden neu formuliert:

     

     

    •  Hengsthaltung für die private Zucht
    • jährliche Hengstleistungsprüfung im 100-Tage-Test
    • Betrieb einer Landesreit- und -fahrschule
    • Durchführung jährlicher Hengstparaden
    • Erhaltung des Kulturgutes Gestütsanlage Redefin
    • Nutzung der Gebäude und Pferde für touristische Zwecke

    Nun wurden auch Gelder des Landes zur Verfügung gestellt, um das Landgestüt nach vorne zu bringen. 1998 war es endlich soweit: Eine neue Reithalle wurde errichtet und füllte damit den verwaisten Platz hinter dem historischen Reithallenportal.

    Aufbruch und eine Frau

    Seit Februar 2009 steht die Vielseitigkeitsreiterin und Diplom-Agrarökonomin Antje Kerber an der Spitze des Landgestüts Redefin © Maximilian Schreiner

    2002 wurden die ersten Hengste aus gestütseigener Aufzucht gekört, unter ihnen der 1998 geborene Allvar von Altan II und die 1999 geborenen Hengste Diktus von Diskret sowie Saverio von Sandro Hit. Eine Zusammenfassung der Arbeit im Landgestüt für das Jahr 2003 liefert die Antwort des Agrarministers, Till Backhaus: „Im Landgestüt werden ausschließlich Hengste gehalten. Im Gegensatz zu privaten Hengsthaltern ist es Aufgabe des Landgestüts, zur Erhaltung alter Mecklenburger Linien beizutragen, und dies vor allem deshalb, weil der Verband der Pferdezüchter Mecklenburg-Vorpommern das Ursprungszuchtbuch für den Mecklenburger führt. Insgesamt bewertet die Landesregierung die züchterischen Leistungen des Landgestüts Redefin als sehr gut und beispielgebend.“ Hinzu kommt, dass das Landgestüt Redefin in der Gesamtheit der Gebäude als erhaltenswertes Denkmalensemble der Kunst- und Kulturgeschichte Bestandteil der Denkmalliste des Landes Mecklenburg-Vorpommern ist.

    Nach Höhen und Tiefen in den ersten Jahren des neuen Jahrtausends musste sich nochmal einiges ändern. Eine neue Gestütsleitung wurde gesucht – und mit Antje Kerber gefunden. Am 1. Februar 2009 wechselte die begeisterte Vielseitigkeitsreiterin und Diplom-Agrarökonomin von der Westfälischen Reit- und Fahrschule in Münster nach Redefin. Damit ist sie nach Herta Steiner die zweite Frau an der Spitze von Redefin. Ihre Aufgabe: das historische Ensemble weiter zu sanieren und es zu einem profitablen Zentrum für Pferdezucht, -ausbildung und -sport auszubauen – und das Mecklenburger Pferd wieder als „Marke“ zu etablieren. Das ist ihr bereits gelungen. Mit Hengsten wie Juventus, Solar oder D‘ Olympic gibt es wieder viele berühmte Redefiner-Vererber. Im letzten Jahr feierte das Landgestüt Redefin sein 200-jähriges Bestehen. Der derzeitige Hengstbestand umfasst 36 aktive Landbeschäler, darunter zwei Trakehner, 29 Warmblut- und zwei Kaltbluthengste und je einen Reitpony-, Vollblut- und Lewitzerhengst, welche auf elf Haupt- und Nebenstationen zum Einsatz kommen.

     

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dagmar Sauer, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Signal Iduna Cup abgebrochen

    Signal Iduna Cup abgebrochen

    Gestern gegen 10 Uhr die schockierende Nachricht, der Signal Iduna Cup 2020 in Dortmund wurde abgesagt. Unter sehr strengen Auflagen durften in Dortmund vergangenes Wochenende noch Turniere geritten werden. Nun ist jedoch Schluss: Nach der U21-Dressur, die gestern gegen 9.40 Uhr startete, ließen die Verantwortlichen die Westfalenhalle komplett räumen. Diese Räumungsaktion galt nicht nur für die Zuschauern, sondern auch für die startenden Teilnehmer. Grund hierfür ist eine entsprechende Verordnung der Stadt Dortmund, um einer Ausbreitung des Corona-Virus durch das Zusammentreffen großer Menschenmassen entgegen zu wirken.

    Dennoch konnten Turnierteilnehmer, Gäste und die verantwortlichen Dienstleister unter Beweis stellen, dass Selbstdisziplin und Rücksichtnahme miteinander harmonieren. Demnach nutzten die Reiter die vorerst letzte Möglichkeit an Turnieren zu starten. Berichten zufolge sei die Atmosphäre in den fast menschenleeren Hallen geisterhaft gewesen sein: Ehrenrunden vor leeren Rängen und nur vereinzelte Gäste an den VIP-Tischen. Trotz dieser – für alle Betroffenen und Außenstehenden – ungewissen und neuartigen Situation zeugte der Signal Iduna Cup 2020 von gutem Sport. Fabienne Müller-Lütkemeier und Gilles Thomas – so hießen die Sieger am gestrigen Sonntag. Doch seit dem 15. März gilt auch in Dortmund das Veranstaltungsverbot: „Der Aufforderung der Behörden leisten wir selbstverständlich Folge, so wie wir auch die Auflagen der Ämter in den vergangenen Tagen umgesetzt haben“, so der Turnierleiter Dr. Kaspar Funke.

    Horse-Gate/KL

     

     

  • Oldenburger Online Elite-Auktion

    Oldenburger Online Elite-Auktion

    Das Oldenburger Auktionsteam reagiert innovativ auf die Corona-Pandemie. Die 92. Frühjahrs Elite-Auktion mit 9. Oldenburger Sattelkörung wird als Online Elite-Auktion stattfinden – sicher, bequem und einfach zu bedienen. Die Versteigerung beginnt am Mittwoch, 25. März, und endet am Samstag, 4. April. Die Auktion wird über die Oldenburger Homepage www.oldenburger-pferde.com weltweit übertragen. Selbstverständlich können Sie Ihren Favoriten aus der Elite-Kollektion auch ganz bequem am Telefon oder per Bietauftrag ersteigern. Bitte kontaktieren Sie hierfür die Mitarbeiter des Oldenburger Auktionsbüros. Unser Team erfüllt wie gewohnt Ihre Wünsche.

     Die 9. Oldenburger Sattelkörung beginnt entgegen dem ursprünglichen Zeitplan am Freitag, 3. April, bereits ab 9.00 Uhr mit der Pflastermusterung. Danach folgt die Grundgangartenüberprüfung und der Fremdreitertest. Anschließend werden die Körurteile auf dem Schrittring bekannt gegeben. Im Anschluss folgen die Prämierung und Proklamation des Siegerhengstes. Die Veranstaltung findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wird auf www.oldenburger-pferde.com und bei www.clipmyhorse.de übertragen.

    Sonderpräsentationen

    Vom dreijährigen Youngster bis hin zum sporterfolgreichen Nachwuchstalent bleiben in dieser Kollektion keine Wünsche offen. Die Oldenburger Talente empfehlen sich für eine erfolgreiche Sportsaison 2020. Scrollen Sie durch unsere qualitätsvolle Kollektion und sichern sich Ihren Zukunftsstar.

    Am Samstag, 21. März, findet ab 18.00 Uhr eine Sonderpräsentation der Springkollektion live und ungekürzt statt. Die Präsentation der Dressureliten findet am Samstag, 28. März, ab 18.00 Uhr statt. Die Veranstaltungen erfolgen unter Ausschluss der Öffentlichkeit und werden auf www.oldenburger-pferde.com und bei www.clipmyhorse.de übertragen.

    Einen Überblick über die gesamte Kollektion finden Sie im Auktionsbereich der Oldenburger Website: https://oldenburger-pferde.com/de/auktionen/92.-vfa-reitpferde/liste-auktion.html. Das Auktionsteam ist bereit und informiert Sie gerne persönlich über die Oldenburger Online Elite-Auktion.

    Beratung und Kundenservice:

    Auktionsleitung:

    Christoph F. Rowold: +49(0)151-14536599 oder rowold.christoph@oldenburger-pferde.com

    Dressurpferde:

    Thomas Rhinow: +49(0)172-9748487 oder rhinow.thomas@oldenburger-pferde.com

    Daniel Pophanken: +49(0)175-2930926 oder pophanken.daniel@oldenburger-pferde.com

    Springpferde:

    Philip Bölle: +49(0)171-1893792 oder boelle.philip@oldenburger-pferde.com

     

    Informationen, Telefon-Bietaufträge und Katalogbestellungen:

    Elisabeth Gerberding: +49(0)4441-935512 oder gerberding.elisabeth@oldenburger-pferde.com

    Heike Arends: +49(0)4441-935531 oder arends.heike@oldenburger-pferde.com

  • Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 1)

    Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 1)

    [vc_row][vc_column][vc_single_image image=“190263″ img_size=“full“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Mit dem 1770 in England geborenen Alfred xx (v. Matchem) gelangte der erste Vollblüternach Deutschland. Da er schon recht betagt nur eine Saison im 1788 gegründeten Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt an der Dosse zum Einsatz kam, können wir getrost den Mantel der Geschichte über ihn decken. Dies gilt letztlich allen Hengste, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Einsatz kamen, da ihr Einfluss aus heutiger Sicht irrelevant ist.

    Vollblüter in der Warmblutzucht – unverzichtbar!

    Schließlich sollen unsere Leistungspferde sportlich, intelligent und mit der nötigen Härte ausgestattet sein. Dennoch fehlt vielen Züchtern der „Mut zum Blut“. Nachvollziehbar – ganz risikolos ist die Kreuzung zweier Rassen mit unterschiedlichem Zuchtziel nicht. Hier lohnt ein Blick in die Geschichte: Denn wir können nicht nur aus den Fehlern unserer Vorfahren lernen, sondern uns auch an ihren Erfolgen orientieren. Eins steht nämlich fest: Ohne gezielte Veredelung wären unsere Warmblüter nicht das, was sie heute sind.

    Die ersten Vollblüter in Deutschland

    [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Mit dem 1770 in England geborenen Alfred xx (v. Matchem) gelangte der erste Vollblüter nach Deutschland. Da er schon recht betagt nur eine Saison im 1788 gegründeten Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt an der Dosse zum Einsatz kam, können wir getrost den Mantel der Geschichte über ihn decken. Dies gilt letztlich allen Hengste, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Einsatz kamen, da ihr Einfluss aus heutiger Sicht irrelevant ist.

    In Erinnerung bleibt Perfectionist xx (*1899, v. Persimmon), der in Trakehnen deckte. In Hannover waren es Adeptus xx (*1880, v. Adonis) über Aldermann I und der Fuchs Devil´s Own xx (*1894, v. Robert the Devil), die Bedeutung erlangten. Mit dem 1890 geborenen King gründete Kingdom xx (*1879, v. Kingcraft ) eine in Hannover erloschene Hengstlinie, der Kolibri, tituliert als „Gotthard des Ostens“, neues Leben einhauchte. Sie besteht bis heute, steht allerdings auf „wackeligen“ Beinen.   Spurensuche  Es waren adelige Großgrundbesitzer, vornehmlich in Mecklenburg und Schlesien, die im frühen 19. Jahrhundert ihre Liebe zur „Windläuferrasse“ entdeckten. Mit in England und Irland erworbenen Vollblütern bauten sie ihre Gestüte auf und schickten ihre Pferde auf die in schneller Folge entstehenden Rennbahnen in Bad Doberan und Güstrow, später nach Berlin, Breslau, Hamburg, Düsseldorf und Insterburg. Einige Hengste gelangten auch in die Staatsgestüte, ihr Einsatz war mitunter eine Gratwanderung. Das Militär, sprich die Kavallerie, verlangte wendige, ausdauernde Pferde, rekrutiert auf den zahlreichen Remontemärkten. Die Bauern, die zugleich Züchter waren, benötigten Pferde, die sich in der täglichen Feldarbeit bewährten. Leistungsstarke Mutterstuten konnten sie jedoch nur züchten, wenn die Staatsgestüte entsprechende Hengste zur Verfügung stellten. Das war nicht immer der Fall: So monierten Mitte des 19. Jahrhunderts die Züchter in Brandenburg, dass die Nachkommen der „windigen Neustädter“ zu leicht und ungeeignet für die Landwirtschaft seien. Kurzerhand (1876) löste das preußische Abgeordnetenhaus das Gestüt auf, die Vollblüter wurden in die Hauptgestüte Beberbeck und Graditz überstellt.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]

    Zu viel Blut?

    Auch in Mecklenburg meinte man es mit dem Blut zu gut. Um 1840 standen im Landgestüt Redefin annähernd 140 Hengste, darunter 15 Vollblüter und über 70 Halb- oder Dreiviertelblüter. Die Auswirkungen waren verheerend, wie Dr. Axel de Chapeaurouge in einer Rückschau berichtet: „Bei dem Einfluss zu starker und namentlich unsachgemäß wahlloser Verwendung von minderwertigem Vollblut (Vollblutspinnen) kam es in verhältnismäßig kurzer Zeit schon dahin, dass Mecklenburg ärmer an brauchbaren Pferden wurde als seine Nachbarn“. Vollblüter hätten die hochstehende Zucht Mecklenburgs fast ruiniert, noch ruinöser war die anschließende Einkreuzung mit Kaltblütern, von der sich die Zucht erst Ende des 19. Jahrhunderts erholte. In der Nachbarschaft, jenseits der Elbe, lag das Zuchtgebiet Hannover. Zwischen 1815 und 1840 umfasste das Landgestüt Celle im Schnitt 200 Hengste, von denen über die Hälfte aus Mecklenburg stammten – vornehmlich Halbblüter, darunter der Linienbegründer Norfolk, ein Enkel des Young Seymour xx. 1841 erreichte der Einsatz seinen vorläufigen Höhepunkt: Von über 200 Landbeschälern trugen 70 ein xx hinter ihrem Namen, ein Anteil, der in den folgenden Jahrzehnten deutlich zurück ging.Holstein erwarb im 19. Jahrhundert in England neben blutgeprägten Coach-Hengsten über 60 Vollblüter,  darunter der Schimmel Protokoll xx, beschrieben als „groß, stark, mit vortrefflichen Sprunggelenken und  sehr edlen Formen“.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]

    Die Preußische Gestütsverwaltung

    Unter dem Dach dieser einmaligen Institution, die 2007 ihr 275-jähriges Jubiläum hätte feiern können, zeitgleich mit dem „Königlichen Stutamt“ und späterem  Hauptgestüt Trakehnen, war die gesamte Pferdezucht  vereint. Zehn Leiter, vornehmlich von Adel,  standen im 19. Jahrhundert an der Spitze der Gestütsverwaltung. Ludwig von Jagow (1808 -1825), Nachfolger  des Grafen von Lindenau (1786 – 1808) sowie  Oberlandstallmeister Georg Graf Lehndorff (1887- 1912) bedürfen besonderer Erwähnung. Von Jagow, da ihm die Aufgabe zukam, das staatliche Gestütswesen, das in Folge der napoleonischen Kriege große Verluste hatte hinnehmen müssen, zu reorganisieren, Graf Lehndorff, da er Entscheidungen zu treffen hatte, mit denen seine Vorgänger nur bedingt konfrontiert worden  waren. Es zeichnete sich nämlich ab, dass dem Militär als vormaligem Hauptabnehmer künftig nur noch zweitrangige Bedeutung zukam. Auch wenn die Reiterei jener Zeit durch Kavallerieoffiziere dominiert  wurde: Die zivile Reiterei und der organisierte Turniersport begannen sich zu etablieren, die Nachfrage  nach Reitpferden stieg.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]Die Bedeutung des Vollblüters umriss der ehemalige Landstallmeister von Trakehnen und Graditz, Kurt Graf von Sponeck, später Gestütsleiter in Schlenderhan: „Die staatliche Vollblutzucht hat in erster Linie das Ziel, viele, sehr starke, korrekte Hengste zu züchten, die geeignet sind, in den Halbblut- Hauptgestüten gute Halbbluthengste zu erzeugen […], die geeignet sind, bei der Paarung mit Bauernstuten den Produkten Adel und Stahl zu verleihen, die nun einmal vom Konsumenten verlangt wird. Er soll […] „nicht nur ohne besondere Exterieurfehler sein, sondern er soll in seiner Mechanik so beschaff en sein, dass er sich zur Produktion von Reit- und Wagenpferde eignet, also soll er nicht nur eine Galoppiermaschine sein, sondern ein Gleichgewichtspferd.“ Das Ende Preußens wurde de facto 1945 mit der Kapitulation besiegelt, de jure am 25. Februar 1947. Der Kontrollrat verfügte durch das Gesetz Nummer 46 die Aufl ösung des […]„Preußischen Staates, seiner Zentralregierung und aller nachgeordneten Behörden […] “, zu denen auch die Gestütsverwaltung gehörte.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]Hauptgestüt Graditz

    Im Gründungsjahr 1686 befahl Kurfürst Johann Georg III., die nördlich von Torgau gelegene „Mark Rewitz“, später Vorwerk Repitz, gelegen auf dem linken Elbufer, anzukaufen und eine „Stutterey“ einzurichten. Es entstand aus den um Torgau gelegenen Gestüten – neben Repitz Döhlen, Neubleesern und Kreyschau. 1722 übernahm der sächsische Kurfürst Friedrich August Graditz und beauft rage Oberlandbaumeister Pöppelmann mit der Errichtung einer neuen Gestütsanlage. 1815 gingen die „Torgauischen Gestüte“ in der Preußischen Gestütsverwaltung auf. Seine Blütezeit erlebte Graditz ab 1866 unter Landstallmeister Georg Graf Lehndorff , der das Gestüt 40 Jahre geleitet hat. Neben 14 Graditzer Stuten bildeten Stuten aus Trakehnen und Neustadt den Grundstock. Die zunächst eingesetzten Hengste Springy Jack xx, Ibikus xx, Fazzoletto xx, The Wizzard xx und The Mountain Deer xx wurden peu á peu ausrangiert, neue Stuten erwarb Lehndorff fortan in England. Bis 1905 gelangten über ein Dutzend Hengste nach Graditz, darunter Chamant xx (v. Mortemer), der mit Potrimpos xx, Peter xx und Habenichts xx drei Derbysieger hinterließ. Herausragende Bedeutung hatte der in Mecklenburg gezogene Hannibal xx (v. Trachenberg), Vater von vier Derbysiegern. Ard Patrick xx (v. St. Florian), Derbysieger in England, vererbte Stehvermögen über lange Distanzen und stellte neben dem Schlenderhaner Derbysieger Ariel xx drei zuchtbewährte Töchter: Hornisse xx, Granada xx und Arabis xx, die Mütter der Derbysieger Herold xx, Gibraltar xx und Alba xx. Nuage xx (v. Simonian) brachte neben dem Derbysieger Gibraltar xx mit den rechten Geschwistern Anschluss xx, Adresse xx, Aversion xx und Alpenrose xx vier erstklassige Nachkommen; Adresse xx bleibt als Großmutter der Vollbrüder Abendfrieden xx und Anblick xx in Erinnerung.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″][vc_single_image image=“187287″ img_size=“large“][/ihc-hide-content][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]Über den in Irland geborenen, in England gelaufenen Dark Ronald xx (v. Bay Ronald), als Zweijähriger an beiden Vorderfesselgelenken gebrannt, schrieb Siegfried Graf Lehndorff 1943: „Für die deutsche Vollblutzucht war Dark Ronald xx wohl der erfolgreichste aus dem Auslande eingeführte Hengst, hauptsächlich allerdings durch seine männlichen Nachkommen zweiter und dritter Generation. Sein bester und einziger Derbysieger war der Graditzer Herold xx“. Heute wissen wir, dass kein anderer Hengst die deutsche Vollblut- und auch Reitpferdezucht mehr geprägt hat als Dark Ronald xx. Sein Sohn Prunus xx war für Schlenderhaner Farben klassischer Sieger und avancierte wie Herold xx zum Linienbegründer. Vorrangiges Ziel war die Zucht potenzieller Landbeschäler, doch nach relativ kurzer Zeit stellten sich auch erstklassige Erfolge auf der Rennbahn ein. Trainiert wurden die Galopper in Hoppegarten bei Berlin. Allein zwischen 1886 und 1920 stammten neun Derbysieger aus Graditz, zwischen 1880 und 1891 gewannen Graditzer in den traditionell schwarz-weißen Farben Preußens über 1,7 Millionen Reichsmark. Seitens der großen Privatgestüte, die inzwischen auch im Rheinland gegründet worden waren, darunter 1869 Schlenderhan, wurde jedoch Kritik laut, was dazu führte, dass gewonnene Rennpreise zur Hälfte in die Landespferdezucht fl ossen. 1919 erfasste eine Blutanämie-Infektion die gesamte Herde, darunter so wertvolle Stuten wie Hornisse xx, Abwechslung xx und Angostura xx, die die Infektion nicht überlebten. Zwischen 1913 und 1919 ließ der preußische Staat im hessischen Altefeld ein Mustergestüt, basierend auf der Planung von Oberlandstallmeister Burchard von Oettingen, errichten, in dem zunächst die Stuten aus Graditz und auch einige Stuten des Hauptgestüts Beberbeck eine neue Heimat fanden. Wenig später folgten Dark Ronald xx, Herold xx, Ard Patrick xx und Nuage xx. Das Projekt Altfeld wurde 1930, nicht zuletzt aus wirtschaft lichen Schwierigkeiten der instabilen Weimarer Republik, wieder aufgegeben – die Vollblüter kehrten nach Graditz zurück. Altefeld wurde Remontegestüt, später Vollblutgestüt des Heeres. Graditz hat die Wirren des 2. Weltkriegs und die DDR-Diktatur überstanden und existiert bis heute.

    [/ihc-hide-content][/vc_column_text][vc_column_text]© Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13, Hans Kirchner[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • HLP Verden: Cornet Obolensky-Nachfahre Crack vorne

    HLP Verden: Cornet Obolensky-Nachfahre Crack vorne

    Vom 13. bis 15. März fand in Verden die Sportprüfung für springbetonte Hengste statt. Der fünfjährige Holsteiner Crack erzielt als einziger ein 9 vor dem Komma und holte sich so mit deutlichem Abstand den ersten Platz. Der Schimmel, abstammend von Cornet Obolensky-Candillo-Aloube Z, überzeugte am meisten mit seiner Rittigkeit. Für sie erhielt er eine glatte 10, die Bestnote. Insgesamt vergab die Prüfungskommission die gewichtete Endnote von 9,25 an den spanisch gezogenen Hengst.

    Zweitbester im Lot der Fünfjährigen ist Benthen’s Balou. Der Oldenburger verließ die Sportprüfung mit der gewichteten Endnote 8,69. Der Rappe stammt von Balou du Rouet-Silvio I-Grannus ab. Am besten bewertet die Kommission mit einer 9,00 das Vermögen des Hengstes. Insgesamt traten 14 Hengste im Lot der Fünfjährigen an und bestanden gesammelt die Hengstleistungsprüfung.

    Weiterer Cornet Obolensky-Sohn triumphiert bei den Vierjährigen

    Er macht seinem Namen als hochrangiger Vererber auch in dieser HLP-Saison alle Ehre: Mit Cornet’s Edition stellt Cornet Obolensky bei den Vierjährigen ebenso wie bei den Fünfjährigen den Besten dieser springbetonten Sportprüfung in Verden. Aus einer Clapton-Rouletto-Mutter gezogen erhielt der Schimmel die gewichtete Endnote 8,83. Gleich dreimal konnte der Hannoveraner eine glatte 9 mit nach Hause nehmen – für Manier, Rittigkeit und den Gesamteindruck.

    Mit nur geringem Abstand folgt Monte Kahlo als Zweitbester dieser Prüfung. Der Oldenburger Springhengste wurde mit einer 8,72 als gewichtete Endnote bewertet. Abstammend von Monte Bellini-Le Cou Cou-Ramino konnte der Dunkelfuchs am meisten mit seiner Rittigkeit überzeugen, für die er eine 9,00 erhielt. Ingesamt stellten sich 18 vierjährige Hengste der Prüfungskommission und konnten allesamt in einem recht ausgewogenen Feld überzeugen.

    Lotübergreifend war Cornet Obolensky mit sieben Nachkommen zahlenmäßig am meisten vertreten. For Pleasure hatte in Verden zur springbetonten Sportprüfung vier Söhne ins Rennen geschickt.

    Du suchst weitere Informationen zu den Hengsten oder anderen potentiellen Vererbern? Alle Details – auch zu den Hoffnungsträgern – findest du in unserem Hengstverzeichnis.

    Horse-Gate/ACG

  • Auktionen trotz Beeinträchtigungen durch Corona-Virus

    Auktionen trotz Beeinträchtigungen durch Corona-Virus

    Not macht erfinderisch, sagt man so schön. Durch die aktuelle Lage für anstehende Veranstaltungen in Bezug auf das Corona-Virus zeigt sich das ebenfalls deutlich. Sämtliche Veranstalter nehmen eine Risikobewertung ihrer Veranstaltung vor, sodass sie diese zum Schutz aller im Zweifelsfall abgesagen können. Eine Voraussage für die kommenden Wochen und wie das öffentliche Leben bis dahin aussehen wird ist sehr schwierig. Der innovative Umgang mit den Beeinträchtigungen durch das Corona-Virus kann jedoch auch Chance bieten und frischen Wind in die Reitsport- und Pferdezuchtszene bringen.

    Aufzeichnungen und Bieten via Telefon beim Holsteiner Verband

    Der Holsteiner Verband veranstaltet am 28. März seine Frühjahrsauktion. Zum aktuellen Zeitpunkt soll die Veranstaltung trotz des Corona-Virus wie geplant durchgeführt werden. Jedoch ist noch nicht entschieden, ob das vor Publikum der Fall sein wird. Momentan können die Auktionspferde weiterhin ausprobiert werden, es stehen zudem auch Testreiter zur Verfügung. Zusätzlich werden Videos und eine Übertragung der Veranstaltung selbst via ClipMyHorse angeboten. Findet die Auktion ohne Publikum statt, erfolgt die Aufstockung der Leitungen für den Telefonbieter-Service. Eine Online-Auktion wäre lediglich im Notfall eine Option. Alle Informationen findest du auf den Seiten des Holsteiner Verbandes.

    Online Elite-Auktion dank Corona bei den Oldenburgern

    Der Oldenburger Verband reagiert auf das Corona-Virus mit einer technischen Lösung. Die 92. Frühjahrs Elite-Auktion vom 25. März bis 04. April erfolgt als Online Elite-Auktion. Darüber hinaus können die Auktionspferde via Telefon oder Bietauftrag ersteigert werden. Eine Sonderpräsentation sowie die Veranstaltung selbst überträgt ClipMyHorse. Alle Informationen sind auf der Homepage des Oldenburger Verbandes zu finden.

    Bieterverfahren auf Gestüt Marbach

    Für die anstehende Gestütsauktion greift das Gestüt Marbach aufgrund des Corona-Virus auf die Möglichkeit des Bieterverfahrens zurück. Der öffentliche Verkauf vor Publikum am 21. März findet entsprechend nicht statt. Jedoch sind die Pferde weiterhin zu kaufen. Auch das Gestüt Marbach setzt auf ClipMyHorse, um seine Verkaufspferde den potentiellen Käufern zu präsentieren. Die Website des Gestüts Marbach bietet detaillierte Informationen zum Ablauf und Zeitplan.

    Horse-Gate/ACG

  • Rusty-Klone in der Zucht (Teil 2)

    Rusty-Klone in der Zucht (Teil 2)

    Die Klone pflanzen sich fort

    Quidam de Revel war das erste Pferd, das auf Wunsch einer Privatperson reproduziert wurde. Der Belgier Flemming Velin zahlte 250.000 Euro für den Klon, der mittlerweile in Belgien im Deckeinsatz steht © Bernd Eylers

    Dass Klone sich natürlich fortpflanzen können, ist seit 2008 bewiesen. Wieder waren die Italiener am schnellsten: Klon-Sensation Prometea brachte ein gesundes Hengstfohlen zur Welt. „Prometea hat gezeigt, dass sie ein ganz normales und gesundes Tier ist“, freute man sich in Cremona. „Der letzte Beweis für ihre Normalität ist die natürliche Geburt von Pegaso.“ Die Kopie des Vollblüters Pieraz deckt in Frankreich bereits seit 2009 und hat über 30 gesunde Fohlen vorzuweisen, seit letztem Jahr sogar einen Enkel. Der Klon von Hugo Simons Spitzenpferd E.T., der 3,2 Millionen Euro zusammensprang, bekam 2010 zum ersten Mal Nachwuchs. Seit 2012 ist das Tiefgefriersperma von E.T. weltweit zu haben, und das ist gar nicht so teuer. Bei Reservierung sind 600 Euro und bei Trächtigkeit der Stute 800 Euro fällig. „Damit wollen wir zeigen, dass Klonen bei der Zucht helfen kann und im finanziellen Rahmen vieler Züchter liegt“, so Cryozootech. Auch der Klon des Ausnahme-Hengstes Quidam de Revel steht seit 2012 in Belgien im Deckeinsatz, Gemini (Klon von Gem Twist) pflanzt sich fleißig fort und auch die Kopien von Levisto Z und Chellano decken in Zangersheide.

    Das belgische Stutbuch Zangersheide ist es auch, welches den Reproduktionen von Pieraz, E.T., Levisto und Chellano ihre Zuchterlaubnis erteilt hat. Gestütschef Léon Melchior ist dafür bekannt, dass er neuen Techniken und Methoden offen gegenüber steht. Vor gut 30 Jahren begann Zangersheide mit künstlicher Besamung – gegen den Willen der deutschen Zuchtverbände. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Heute gehört sie zur züchterischen Normalität. Auch beim Embryotransfer spielte Melchior eine Vorreiterrolle und schließlich war Zangersheide das erste Zuchtbuch, das Klone zuließ. Der Belgier ist allerdings nur an Springblut interessiert. Deshalb ließ Palmer Rusty Klon 1 und Rusty Klon 2 ins britische Anglo European Studbook (AES) eintragen. „AES hat außerdem zwei Klone von Gem Twist und einen von Romulus 16 aufgenommen“, freut er sich. Auch das holländische KWPN Stutbuch zog mit und nahm zwei Klone des Dressurhengstes Jazz auf, der jahrelang das Ranking der besten Vererber des Weltzuchtverbandes anführte. „Ich hoffe, das nächste Stutbuch, das Klone registriert, wird ein deutsches sein“, sagt Palmer.

    Erste Langzeitstudie läuft

    Der Genforscher Dr. Eric Palmer, gründer von Cryozootech, spielt mit dem Gedanken, die Klone von einem Top-Dressurreiter ausbilden zu lassen © Cryozootech

    Hinrichs führt an der A&M Texas University die erste Langzeitstudie zum Thema durch. Seit sechs Jahren beobachtet sie 14 Pferde, die sie selbst geklont hat. Dabei interessieren sie vor allem zwei Fragen: Wie sehr ähneln die Klone ihren Vorbildern und wie kann Klonen für die Pferdeindustrie genutzt werden? „Wie stark die Ähnlichkeit zum Spendertier ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Davon stehen zwei direkt mit dem Klonen in Verbindung“, erklärt die Genforscherin. „Das sind zum einen Veränderungen der Mitochondrien, die das Erbmaterial enthalten, und zum anderen epigenetische Veränderungen. Dadurch kann ein Klon zum Beispiel etwas kleiner, größer, kräftiger oder zierlicher ausfallen als das Original.“ Oder, wie im Falle von E.T.s Kopie, nicht dieselbe auffällige Blesse haben. Diese kleinen Veränderungen im Erscheinungsbild entstehen, da Chromosomen nicht nur eins zu eins vererbt, sondern auch durch Lebensumstände beeinflusst werden können. So ist ein Embryo, der im Reagenzglas erzeugt wird, anderen Bedingungen ausgesetzt als einer, der in der Gebärmutter heranwächst. „Das kommt auch beim Embryotransfer vor“, erklärt Hinrichs, „aber beim Klonen fällt es mehr auf, weil man ein bestimmtes Aussehen erwartet.“

    Diese Abweichungen sowie gesundheitliche Probleme, die bei vielen neugeborenen Klonen auftreten, machen es für Hinrichs unwahrscheinlich, dass die Klone genauso leistungsfähig sind wie ihre Vorbilder. Sie könnten aber eingesetzt werden, um leistungsfähige Nachkommen zu zeugen, sagt sie. „Klonen ist eine Möglichkeit des Gen-Bankings, ähnlich wie bei Tiefgefriersperma. Auf diese Weise können sich unfruchtbare oder tote Pferde weiter fortpflanzen.“ Aber: „Beim Klonen kann auch Missbrauch und Manipulation betrieben werden und es ist schwer vorhersehbar, wie weit das gehen kann. Klonen ist nicht nur ineffizient und kostspielig, sondern aufgrund der vielen Einflussfaktoren auch ungeeignet, um Champions zu schaffen. Klonen ist nicht dazu da, Sportpferde zu machen, sondern Zuchttiere.“

    Rechtliche Lage

    In den Stallungen des Gen-Labors Cryozootech in Frankreich wächst Rusty-Klon 1 heran © Cryozootech

    Es ist noch ungeklärt, wer das Recht am Genmaterial von Zuchtpferden hat. Streng genommen ist der Züchter der Ideengeber einer Anpaarung und somit Inhaber des Urheberrechts. Lässt ein Züchter jedoch, zum Beispiel wegen Mängeln am Exterieur, ein Pferd kastrieren und verkauft es als Wallach, könnte der Käufer aus dessen Genmaterial einen Klon zu erzeugen. Obwohl Klonen in der EU nicht verboten ist, weder zur Fleischproduktion noch zu Forschungszwecken, sind sich Experten einig, dass in Deutschland vorerst nicht geklont wird: zu teuer, zu aufwändig, zu strenge Gesetze. „Deutschland hat ein sehr strenges Tierschutzgesetz“, erklärt Genforscher Wolf. „Klon-Experimente mit Tieren sind hier genehmigungspflichtige Tierversuche. Um eine Genehmigung zu erhalten, müssen wir nachweisen, dass potenzielle Leiden, Schmerzen oder Schäden beim Klonierungsprozess oder an den Klonen selbst im Gleichgewicht zum zu erwartenden Erkenntnisgewinn stehen. Deswegen brauchen Forscher in Deutschland einen triftigen Grund, um eine Genehmigung zu erhalten, zum Beispiel die Aussicht auf neue Erkenntnisse zur Bekämpfung von Krankheiten.“ Dass in Deutschland das Klonen für die Pferdezucht zugelassen wird, ist für Wolf deshalb kaum vorstellbar.

    Wie wird ein Pferd geklont?

    Der zweite Rusty-Klon lebt auf der Puntaci Farm in Texas © Cryozootech

    Um ein Pferd zu klonen, wird ihm ein fingernagelgroßes Stück Haut aus der Brust gestanzt. Die Zellen werden im Labor als Kultur angelegt und in flüssigem Stickstoff tiefgefroren. Zum Klonen wird die Konserve aufgetaut und mit einer entkernten Eizelle verschmolzen, sodass ein Embryo entsteht. Dieser wird dann einer Leihstute eingesetzt. Die meisten Klon-Versuche scheitern. Der Embryo verkümmert oder es kommt zu Frühgeburten. Für diese hohe Fehlerquote werden sogenannte Imprinting-Defekte verantwortlich gemacht. Das heißt, dass die Prägung („imprinting“) der Gene falsch abläuft. Denn ein Embryo, der im Reagenzglas erzeugt wird, ist anderen Bedingungen ausgesetzt, als einer, der in der Gebärmutter heranwächst.

    Klone berühmter Pferde:

    Insgesamt leben weltweit etwa 150 geklonte Pferde.

    • Pieraz-Cryozootech-Stallion (geb. 2005) ist der Klon des Araber-Wallachs Pieraz (v. Pierscien/Farazdac), der in den 90er-Jahren zweimal Distanz-Weltmeister wurde. Pieraz 2 ist im Studbook Zangersheide eingetragen und deckt seit 2009 in Frankreich. Er hat über 30 Nachkommen.
    •  Paris-Texas (geb. 2005) ist der Klon von Quidam de Revel (v. Jalisco B/Nankin), den dessen Besitzer Fleming Velin selbst für 250.000 Euro in Auftrag gegeben hat. Er ist 2012 in Belgien in den Deckeinsatz gegangen.
    •  E.T.-Cryozootech-Stallion (geb. 2006) ist der Klon von Hugo Simons Spitzenpferd E.T. FRH (v. Espri/Garibaldi II). E.T. 2 ist im Studbook Zangersheide eingetragen und deckt seit 2008 in Frankreich. Sein Tiefgefriersperma ist seit 2012 weltweit erhältlich. Im März 2010 erblickte sein erstes Fohlen das Licht der Welt, mittlerweile hat er mehrere Nachkommen.
    • Poetin 1 und Poetin 2 (geb. 2007) sind zwei Klone der Dressur-Weltmeisterin Poetin (v. Sandro Hit/Brentano), die mit einem Auktionspreis von 2,5 Millionen Euro zum teuersten Dressurpferd aller Zeiten wurde. Da sie bereits mit acht Jahren wegen Hufrehe eingeschläfert werden musste, stand sie der Zucht nicht persönlich zur Verfügung.
    • Chellano Z II (geb. 2008) ist der Klon vom Zangersheider Spitzenvererber Chellano I (v. Contender a. d. Fayence, Holsteiner Stamm 6879) und deckt bereits selbst.
    • Gemini (geb. 2008) ist der Klon des Vollblüters Gem-Twist (v. Good Twist a. d. Coldly Noble), der im Springsport eingesetzt wurde. Er war dreimal Horse oft  the Year und gewann in Seoul Doppel-Silber. Mittlerweile kam noch ein zweiter Gem-Twist-Klon auf die Welt, beide sind im Anglo European Studbook (AES) eingetragen. Gemini steht im Deckeinsatz.
    • Calvaro-Cryozootech-Stallion (geb. 2008) ist der Klon von Willi Melligers „weißem Mythos“  Calvaro V (v. Cantus/ Merano). Bereits 2006 war ein Calvaro-Klon auf die Welt gekommen, hatte jedoch nicht überlebt. Die Produktion dauerte laut den beteiligten Wissenschaft lern fünf Jahre.
    • Levisto Alfa Z (geb. 2009) ist ein Klon des erfolgreichen Springhengstes Levisto Z (v. Leandro/Carolus I). Der Holsteiner ist unter Leon Melchiors Tochter Judy-Ann im Springsport erfolgreich und steht aktuell in Zangersheide im Zuchteinsatz.
    • Ratina Alfa Z, Ratina Beta Z und Ratina Gamma Z (geb. 2009) sind drei Klone von Ludger Beerbaums Superstute Ratina Z (Ramiro Z/Almé Z). Züchter der Hannoveranerin, die 2010 in Riesenbeck starb, war Leon Melchior.
    • Air Jordan Alfa Z (geb. 2009) ist ein Klon des Oldenburgers Air Jordan (v. Argentinus/Matador), der Daniel Deußer im internationalen Springsport über Nacht bekannt machte. Der Hengst war im Besitz von Jan Tops und Gestüt Zangersheide und wurde nach Italien verkauft .
    • Grande Dame II ist ein Klon von Grande Dame (v. Grannus/Ramino). Die Stute war unter Jan Tops und Judy-Ann Melchior bis 2008 im Sport erfolgreich und in mehr als 60 internationalen Springen platziert.
    • Top Gun Cryozootech (geb. 2010) ist der Klon von Top Gun La Silla. Der Hannoveraner (v. Grannus/Winnetou) war unter Jan Tops erfolgreich. Mit dem holländischen Team sicherte sich das Paar EM- und Olympia-Gold. Der Hengst starb 2005 im Alter von 23 Jahren.
    • Romulus 17 ist der Klon von Romulus 16 (KWPN, v. Armstrong a. d. Warina), der unter Charles Damian von 1998 bis 2004 im britischen Spring-Team erfolgreich war und in die Vorauswahl für Olympia in Sidney kam. Seine jetzige Besitzerin Julia Harrison Lee ritt ihn erfolgreich im Amateurbereich. Sein Klon ist im Anglo European Studbook (AES) eingetragen.
    • Die holländische Deckstation Broere beauft ragte 2011 Cryozootech mit Klonen des Niederländischen Warmbluts Jazz, das jahrelang das Ranking der besten Dressurvererber des Weltzuchtverbandes anführte. 2012 kamen zwei gesunde Fuchshengste zur Welt, die im KWPN-Stutbuch eingetragen sind.
    • Rusty Klon 1 und Rusty Klon 2 (geb. 2012) sind die Reproduktionen von Ullas Salzgebers Olympia-Pferd Rusty  (v. Rebuss/Akcents). [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anna Castronovo, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Sezuan zum Hengst des Jahres erwählt

    Sezuan zum Hengst des Jahres erwählt

    Eine besondere Ehre – für einen besonderen Hengst! Der auf Gestüt Peterhof beheimatete Sezuan erhielt vom Dänischen Warmblutpferde Zuchtverband (DWB) den höchsten Titel, den ein Hengst in Dänemark erhalten kann: „Hengst des Jahres“.

    Seit seiner Körung 2012 in Herning/DEN ist Sezuan auf der Überholspur: so absolvierte der Sohn des Zack aus der Zucht von Linette Jæger seine HLP in Dänemark mit einer bis dahin noch nie erreichten Rekordbewertung: zehnmal erhielt er die 10. 2013 wurde er Dänischer Siegerhengst und Dressurpferdechampion. 2014, 15 und 16 gewann er unter Dorothee Schneider als erster Hengst überhaupt dreimal in Folge die Dressurpferde-WM. Für seine Grundgangarten, seine Rittigkeit und seine Perspektive erhielt er vielfach Traumnoten bis 10. Es folgten Siege in der internationalen Kleinen Tour mit über 80 Prozent. 2020 wurde er zudem als Elite-Hengst herausgestellt.

    Unter seinen zahlreichen, hocherfolgreichen Nachkommen befinden sich der Hengstmarkt-Preisrekordler, Bundeschampion und Sieger der Vierjährigen-WM, So Unique, der Vize-Dressurpferde-Weltmeister und Vize-Bundeschampion Secret und die Dänische Dressurpferdechampioness und Dressurpferde-WM-Bronzegewinnerin Queenparks Wendy u.v.m.

    „Wir sind sehr stolz auf Sezuan. Die Auszeichnung Hengst des Jahres ist eine Anerkennung seiner grandiosen Sporterfolge und seiner auf nahezu allen Kontinenten immer mehr ins Rampenlicht drängenden Nachkommen“, freuen sich Arlette Jasper-Kohl und ihr Mann Professor Edwin Kohl vom Gestüt Peterhof. „Sezuan steht voll im Training und soll in diesem Jahr turniermäßig in die Grand Prix-Klasse einsteigen. Vorstellen wird ihn auf den Turnieren der schwedische Weltklassereiter Patrik Kittel.“

    Aufgrund der Sportpriorität steht Sezuan den Züchtern via TG-Samen zur Verfügung, welches über GenTrans Pferdebesamung in Mühlen bezogen werden kann.

     

    Weitere Infos unter www.gestuet-peterhof.de

  • Landgestüt Celle – ein Blick in die Vergangenheit (Teil 1)

    Landgestüt Celle – ein Blick in die Vergangenheit (Teil 1)

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]„Zum Besten unserer Unterthanen und zu einer guten Pferdezucht in unseren Teutschen Landen“ gründete Georg II. von Großbritannien und Hannover für seine deutschen Besatzungen ein Gestüt.

    Der perfekte Ort für die Gestütsgründung

     

    Jägerhof und Landstallmeisterhaus vor 1962, Hannover Ecke Jägerstr. © Landgestüt Celle

    Allein durch die vom Schwemmschlamm üppigen Weiden schienen die Gebiete um Unterelbe, Unterwese und Aller dafür prädestiniert zu sein. Die offizielle Gründungsurkunde ist auf den 27. Juli 1735 datiert. Maßgeblich beteiligt an der rasanten Entwicklung des Gestüts war vor Ort George Roger Brown, seines Zeichens Oberjäger der königlichen Parforcejagd und ein Pferdekenner par excellence. Brown startete mit 13 Beschälern, die er in Holstein eingekauft hatte. Auch nach Browns Tod im Jahre 1749 blieben die Geschicke des Gestüts in der Familie. Browns Nachfolger wurde dessen Schwiegersohn Bernhard Ludwig Stegemann, unter dessen Regie 1757 schon 55 Hengste im Gestüt standen. Der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763), bei dem Frankreich und England die Hauptkontrahenten waren, bedrohte die Existenz des Gestüts – schließlich waren Pferde als Kriegsbeute besonders beliebt.

    Weg vom holsteinischen Einfluss und hin zum edleren, vollblutgeprägten Mecklenburger

    Nur ein Jahr nach dem Friedensschluss starb Stegemann. Als Nachfolger wurde … [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Als Nachfolger wurde Friedrich Wilhelm Elderhorst, Gerichtssekretär und Organisationstalent, eingesetzt. Er sollte die Kriegseinbußen aufarbeiten. Das tat er auch: 1789, am Ende seiner Amtszeit, tummelten sich bereits knapp 100 Hengste in den Ställen des Gestüts. Traurig war nur Elderhorsts Tod: Er wurde ertrunken in der Fuhse gefunden… Sein Nachfolger, Johann Georg Christoph Koch, gleichermaßen Praktiker wie Theoretiker, bemängelte bereits bei Amtsantritt den massebedingten Qualitätsverlust. Sein Ziel war die Vereinheitlichung des Typs. Er wollte weg vom holsteinischen Einfluss und hin zum edleren, vollblutgeprägten Mecklenburger. Koch, der im Nachhinein als einer der wichtigsten Landstallmeister der Geschichte galt, läutete damit eine neue Ära der Zucht ein.

    Der Krieg forderte Opfer – 30 Hengste kamen zurück

    In Kochs Amtszeit, die nur wenige Friedensjahre umfasste, fielen die unruhigen Zeiten um die Französischen Revolution. Kochs Weitsicht war es zu verdanken, dass ein – wenn auch dezimierter – Hengstbestand erhalten blieb. Schon Jahre vor dem tatsächlichen Einmarsch Frankreichs (erst 1810 ging Hannover endgültig an das neue „Königreich Westphalen“ unter Napoleons Bruder Jérome Bonaparte) hatte er akribisch einen Fluchtplan gebastelt und nach möglichen Unterkünften für die Hengste, insbesondere in Mecklenburg, gesucht. Dennoch musste während der Flucht ein großer Teil der Hengste versteigert werden. Am Ende kehrten etwa 30 Tiere nach Celle zurück.

    Paradepferde für König Jérome

    Der exzentrische König Jérome war hauptsächlich an Paradepferden für den königlichen Marstall interessiert. Aber bereits 1813 sorgten die alliierten Befreiungsarmeen dafür, dass die Franzosen recht schnell das Feld räumten. Im Zuge der Kämpfe zog Celles Pferdebestand noch einmal vorübergehend nach Mecklenburg, bevor, mit der Ernennung Hannovers zum Königreich auf dem Wiener Kongress (für seine Mithilfe zum Sturz Napoleons), endlich wieder Ruhe einkehrte.

    Das Verbot der Privathengsthaltung

    Als prägend für die Zukunft erwies sich die „Spörcken-Zeit“: 23 Jahre lang lagen die Celler Geschicke in den Händen von Otto August Ludwig von Spörcken. Nachdem dieser als Oberstallmeister in den Marstall nach Hannover wechselte, übernahm der jüngere Bruder Friedrich sein Amt (1844). Dieser brachte es am Ende seiner Amtszeit auf stolze 162 Hengste.

    Übrigens: Im Königreich Hannover lebte zu dieser Zeit (um 1830) mit 250.000 Tieren eine größere Pferde-Population als im heutigen Niedersachsen (ca. 170.000)!

    Zu Beginn der Spörcken-Zeit stammten bereits 80 Prozent der Hengste aus Mecklenburg. Um die Existenz des Gestüts langfristig zu sichern, wurde die immer größere Ausmaße annehmende Privathengsthaltung in näherer Umgebung der Deckstationen 1821 verboten.

    Der Pferderennsport-Boom

    Mitte des 19. Jahrhunderts boomte in Deutschland im Zuge einer übersteigerten England-Begeisterung („Anglomanie“) der Rennsport. Erste Rennbahnen gab es bereits in den 20er Jahren, 1849 wurden in 42 deutschen Städten Galopprennendurchgeführt. 1834 gründete man in Hannover den „Verein zur Verbesserung der inländischen Pferdezucht“, der auch die „Celler Rennen“ ausrichtete. Ziel war es, Voll- und Halbblüter zu züchten, deren Qualität im Zuge der Rennen überprüft werden sollte. Auch Friedrich von Spörcken war Mitglied. Brachten bisher die Mecklenburger den edlen Einfluss nach Hannover, waren es Mitte des 19. Jahrhunderts die englischen Vollblüter. Die Pferde wurden gemeinhin immer leichter, edler und schneller, aber dadurch für die Landwirtschaft zunehmend unbrauchbar, was natürlich auch zu Kontroversen führte. Nach guten 30 Jahren ebbte die Vollblutbegeisterung peu a peu wieder ab. Unter dem Strich hatte man aber tatsächlich eine deutliche Zuchtverbesserung erreicht. Friedrich von Spörcken war es dabei bei aller Rennbegeisterung gelungen, genügend Verstand walten zu lassen, besonnen zu reagieren und trotz Veredelung einen vielseitig einsetzbaren Pferdetyp zu erhalten.

    [/ihc-hide-content][/vc_column_text][vc_column_text]© Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13, Elisabeth K. Ponader [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Das Körmodell der Niederlande (Teil 1)

    Das Körmodell der Niederlande (Teil 1)

    Die Züchter traditioneller niederländischer Warmblutpferde, heutzutage meist als niederländische Sportpferde bezeichnet, sind schon lange in einem gemeinsamen Verband organisiert. Eine registrierte Zucht ist in den Niederlanden seit 1887 dokumentiert. Seitdem wurden fast alle neugeborenen Fohlen in den Zuchtbüchern erfasst.  Zu Beginn gab es eine große Anzahl regionaler Zuchtverbände, die nicht ohne Konkurrenzdenken oder Rivalitäten untereinander existierten, bis sie die Effizienz einer Zusammenarbeit auf ein gemeinsames Ziel hin erkannten.

    Die Zuchtbücher verschmolzen nach und nach miteinander – solange, bis es nur noch zwei Verbände gab: Die N.W.P. im Norden der Niederlande und die V.L.N. im Rest des Landes. Zum Zusammenschluss dieser beiden Zuchtbücher kam es schließlich im Jahr 1970. Das war die Geburtsstunde des Warmbloed Paardenstamboek in Nederland – des Warmblut-Zuchtbuches der Niederlande. Zum 100-jährigen Jubiläum der eingetragenen Warmblutzucht in den Niederlanden im Jahr 1988 verlieh Königin Beatrix dem Zuchtbuch das Prädikat „royal“ bzw. königlich. Aus dem Zuchtbuch wurde so offiziell das KWPN, der Verband der Königlichen Niederländischen Sportpferde.

    KWPN – Vom Ackerpferd zum modernen Sportpferd

    Das KWPN -Zuchtprogramm prägte die Entwicklung vom Arbeitspferd zum modernen Sportpferd © adobestock/Fotoimpressionen

    Die Zuchtziele wurden ständig an die Anforderungen der letzten Jahrzehnte angepasst. Zu Beginn war dieses Ziel ein Pferd für landwirtschaftliches Arbeiten. Regionale Unterschiede zwischen den Pferden entstanden vor allem aufgrund der Beschaffenheit des Bodens, den die Tiere bearbeiteten. Der schwere Groninger dominierte auf lehmigen, tonhaltigen Böden. Den leichteren Gelderländer fand man vor allem auf Weidegrund. Nach dem Zweiten Weltkrieg ersetzte die Mechanisierung die Pferdekraft zunehmend. Die Bindung zwischen Landwirt und seinem Pferd blieb jedoch bestehen. Genau in dieser Zeit begann sich der Reitsport zu entwickeln, welcher bis dahin ausschließlich Wohlhabenden und Militäroffizieren vorbehalten war. Der Reitsport forderte einen anderen Typ von Pferd und ein neues Zuchtprogramm zielte darauf ab, diesem Wandel gerecht zu werden. Durch das Einkreuzen von Vollbluthengsten und Hengsten aus deutschen und französischen Zuchtgebieten, entwickelte sich aus dem ursprünglichen Ackerpferd ein modernes Sportpferd. Das geschah in einer relativ kurzen Zeitspanne. Zusätzlich zur Selektion nach erblichen Defekten, die von Anfang an angewandt wurde, kam eine Zuchtauswahl je nach gewünschtem Exterieur und Bewegungsweise.

    Ein Zuchtbuch mit strengsten Auswahlkriterien

    Die Hengstauswahl wurde dabei permanent angepasst, um diejenigen Hengste zur Zucht zuzulassen, die voraussichtlich zu einem deutlichen Fortschritt in Richtung der angestrebten Zuchtziele beitragen würden. Kein anderes Zuchtbuch weltweit wählt so rigoros nach Exterieur, Bewegung, Gesundheit, Charakter und sportlichem Talent aus. Der moderne Gelderländer ist eine Weiterentwicklung der ursprünglichen Gelderländer-Population. Eine kleine passionierte Gruppe hält diese klassische Rasse weiter am Leben. Die Sportpferdezucht stellt eine noch größere Gruppe begeisterter Züchter dar. In der Vergangenheit wurden Pferde im landwirtschaftlichen Bereich mit den besten Gangarten ausgewählt und vor den Wagen gespannt. Diese Pferde wurden anschließend in ihr eigenes, separates Register eingetragen, aus welchem das heutige Niederländische Kutschpferd stammt. hervorgehen. Die beiden Hauptausrichtungen in der Zucht sind Springen und Dressur. Das Zuchtziel ist dabei stets die Leitungsfähigkeit des Pferdes, sowie Gesundheit und korrekte Ausführung der Bewegungen und idealerweise ein attraktives Exterieur.

    KWPN-Körmodell durch Richteraugen

    KWPN-Fohlen wird von Richtern auf einer Schau beurteilt ©Lafrentz

    Einer der Richter der KWPN ist Cor Loeffen. Er ist mit Pferden aufgewachsen. Sein Großvater nutzte Pferde, um Mehl und Treibstoff mit dem Wagen zu transportieren. Cor Loeffens Vater war der Leiter des regionalen Reiterverbandes und übernahm das Familienunternehmen. Nachdem Lastkraftwägen den Einsatz von Pferden überflüssig gemacht hatten, fand die Familie dennoch bald ihren Weg zurück in die Welt der Pferde. Im Jahr 1966 kaufte die Familie erneut Pferde und begannen eine Reitschule aufzubauen. Cor Loeffen war damals 12 Jahre alt. Er und alle seine fünf Geschwister ritten. Auf eine Kindheit mit Pferden, folgte das Studium an der nationalen Pferdeakademie in Deurne, an der er nach seinem Abschluss einige Jahre später als Lehrer arbeitete. Cor Loeffen erinnert sich: „Ich habe an der Akademie in Deurne bis zu dem Tag unterrichtet, als sie leider ihre Türen schließen musste. Insgesamt etwa 40 Jahre. Zwischenzeitlich bin ich seit 1989 auch als Richter für die KWPN im Einsatz.“

     

    Ausbildung und Vertrauen – Das Pferd als Individuum

    Cor Loeffen war zudem zu Hause und auf Turnieren als Bereiter für andere Besitzer tätig. Hauptsächlich im Springsport, aber auch seltener in der Dressur. Er erinnert sich: „Ich war vor allem daran beteiligt, Pferde zu schulen – bis zu einem Alter von etwa sechs oder sieben Jahren. Ich habe mit Piet Oothout lange Zeit trainiert und er unterrichtete mich in Dressur.“ Jungpferde zu trainieren ist ein Thema, das dem KWPN-Richter sehr am Herzen liegt. Er betont: „Ein Pferd zu unterrichten, dauert ein Leben lang. Du musst dir Zeit nehmen und das Tier stets als Individuum betrachten. Angemessene Führung ist im gesamten Prozess sehr wichtig. Manchmal sehe ich, wie Menschen ein junges Pferd brechen und alles, was sie tun, ist, ihrer eigenen Frustration Luft zu machen. Und dem Pferd wird die Schuld daran gegeben.“

    KWPN-Richter liefern objektive Bewertungen

    Eine objektive Beurteilung der Pferde hat oberste Priorität                                © Christian Schwier

    Als KWPN-Richter empfindet Cor Loeffen die Zuchtrichter als Botschafter ihres Zuchtbuches: „In diesem Moment handelst du als Sprecher für die KWPN.“ Cor Loeffen beurteilt Stuten, in erster Linie aber Hengste im Bereich des Springens. In diesem Rahmen bewertet er die Pferde auch danach, inwieweit sie sich für die Zucht eignen. Als den wichtigsten Aspekt dieser Beurteilungen nennt Cor Loeffen es, den Pferdehaltern Informationen zu ihren Tieren bereitzustellen: „Die Informationen, die wir diesen Leuten geben, ist ein wichtiger Bestandteil der Beurteilung. Zuhause denken die Halter manchmal, ihr Pferd sei ein Champion aber bei den Bewertungen vergleicht eine Richterkommission die Tiere objektiv mit den anderen Kandidaten und bewertet das Exterieur, die Sprungtechnik im freien Springen, die Beine, Bewegungen, Gangarten, Antrieb, Kraft und vieles Mehr durch  unvoreingenommene Augen. Wir machen Feststellungen, ziehen Rückschlüsse daraus und machen dann mit der Bewertung weiter. Das Pferd bekommt eine bestimmte Anzahl an Punkten oder sogar ein besonderes Prädikat, um es von dem Rest der Tiere abzugrenzen.“ Cor Loeffen fügt jedoch auch hinzu, dass es schade sei, einige Züchter enttäuscht zu sehen, wenn ihr Pferd kein Prädikat erhält, da sie doch viel aus den informativen Beurteilungen gewinnen könnten: „Die Richter werden fast immer für schuldig erklärt, aber die wertvollen Informationen, die man gewinnt, sind die gewichtigste Währung der Beurteilungen.“

     

    Das Körmodell zielt auf moderne und attraktive Pferde

    KWPN werden zunächst nach Rittigkeit, Exterieur und Art beurteilt ©Lafrentz

    Auf der Liste der Dinge, die ein KWPN-Richter betrachtet, stehen zuerst das Talent des Pferdes, ein Sportpferd zu werden, sowie Rittigkeit, Exterieur und Art. „Wir suchen nach modernen, attraktiven Pferden. Eine Stute soll die Merkmale einer Stute haben und ein Hengst die Merkmale eines Hengstes. Eine rechteckige Körperform  ist wichtig, ein Pferd sollte nicht zu gespannt im Rücken sein. Das Pferd muss so gebaut sein, dass es in der Lage ist, alles zu tun, was wir von ihm verlangen.“ Im Bereich des Körperbaus ist es am wichtigsten, dass alles ausgewogen und wohlproportioniert ist. Dazu gehören Kopf, Hals, Widerrist, Schultern, Rücken, Lenden, Hinterhand und Beine. Die Punktezahl, die sich daraus ergibt, ist eine Feststellung, die Cor Loeffen folgendermaßen erklärt: „Ich schreibe auf, was ich finde, aber ich beurteile nicht, ob es gut oder schlecht ist. Das kommt später an den Anfang des Protokolls. Die Erfassung und die Beurteilung sind zwei verschiedene Dinge. Dressurprüfungen sollten auf die gleiche Art beurteilt werden. Man reitet zum Beispiel einen Kreis und bekommt eine Note. Der Richter wird auf die passende Krümmung im Kreis achten, auf den richtigen Rhythmus und beides beurteilen. Jede solche Beurteilung sollte auf der Feststellung einer Tatsache beruhen.“

     

     

     

    Vorurteile fehl am Platz

    Die Fähigkeit, Vorurteile auszulöschen ist eine wichtige Eigenschaft eines guten Richters, sagt Cor Loeffen: „Und das beginnt beim Training. Wenn ein Pferd zur Beurteilung vorgestellt wird, dessen Vater ich nicht so interessant finde, das Pferd selbst aber ein exzellentes Exterieur hat, sollte man den Vater nicht gegen das Tier halten, wenn es nichts von ihm zeigt.“

    Richter werden trainiert, konsequent und einheitlich zu urteilen. Das fällt einigen leichter als anderen. Aus diesem Grund arbeiten die Richter der KWPN in Ausschüssen von zwei bis drei Personen: „Wir sprechen miteinander und kommen gemeinsam zu einem Urteil. Es ist niemals ein Richter für sich. Wenn beispielsweise ein Dressurrichter eine Kombination im Ring betrachtet, wird er diese immer durch seinen eigenen, persönlichen Filter sehen“, erklärt Cor Loeffen.

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Inge van der Net, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.

  • World Breeding Federation for Sport Horses (Teil 1)

    World Breeding Federation for Sport Horses (Teil 1)

    Am 19. November 1994 wurde die World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH) gegründet, ein Meilenstein für Sport und Zucht. Die Idee der Initiatoren war es, der Sportpferdezucht, den Stutbüchern und den Züchtern mehr Anerkennung zu verschaffen. Die WBFSH hat zum Ziel, die weltweite Entwicklung der Pferdezucht zu fördern und die gemeinsamen Interessen der Sportpferdezucht zu vertreten. Doch bevor die Organisation ein weltweites Verwaltungsorgan wurde, stand im Vordergrund, eine Plattform zu schaffen, auf der sich die Stutbücher direkt miteinander vergleichen konnten. Diese Idee war die Geburt der Weltmeisterschaften der jungen Spring-, Dressur- und Vielseitigkeitspferde, die seit den 1990er-Jahren jährlich stattfinden. Die WBFSH gibt zudem jeden Monat die Rankings der erfolgreichsten Pferde in den Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit heraus und erstellt einmal im Jahr ein Ranking der besten Vererber. Im Gespräch mit dem WBFSH-Präsidenten Jan Pedersen wird deutlich, welche Ziele die Organisation verfolgt und was sie in den vergangenen 25 Jahren bereits erreicht hat.

    Seit nunmehr 20 Jahren stehen Sie an der Spitze der WBFSH. Was ist für Sie persönlich das wichtigste Ziel, das Sie mit der Organisation erreicht haben? Jan Pedersen:

    Mein wichtigstes Ziel ist sicherlich, dass wir die ganze Welt der Sportpferde-Zucht sammeln und unter einem Dach zusammenführen konnten. Wir sind jetzt in 35 Ländern und auf fünf Kontinenten vertreten, das ist ein besonderer Eigenwert.

    Welchen Vorteil bietet dieser Zusammenschluss auf internationaler Ebene?

    Bei der WM der jungen Springpferde gewann Solid Gold mit Christian Ahlmann Gold  auf dem Gestüt Zangersheide in Belgien © Dr. Tanja Becker

    Da die Pferdezucht zunehmend internationalisiert wird, muss sie auch international organisiert werden. Mit der Entwicklung der vergangenen Jahre ist es inzwischen unabdingbar, Pferde auch verbands- und länderübergreifend eindeutig identifizieren zu können.

    Wie haben Sie die einheitliche Identifizierung der Pferde erreicht?

    In diesem Zusammenhang spielt die UELN (Unique Equine Lifenumber) eine große Rolle. Sie wurde von der WBFSH initiiert und entwickelt, sodass heute alle Pferde durch die UELN identifiziert werden können.

     

     

    Inzwischen gehören 76 Mitgliedsverbände der WBFSH an. Sehen Sie sich mehr als Dachverband oder bemüht sich die Organisation auch um Einigkeit innerhalb der Verbände?

    Wir sind unbedingt in erster Linie ein Dachverband. Wir würden nie versuchen, die Zuchtpolitik der einzelnen Mitgliedsverbände in größerem Maße zu beeinflussen oder versuchen, sie gleichzustellen. Das könnte den gesunden Wettbewerb zwischen den Verbänden stark einschränken. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Als Dachverband sind wir aber bemüht, uns über spezifische Themen einig zu werden. Durch diese Einigkeit haben wir die Möglichkeit, z. B. gegenüber der EU mit einer stärkeren Stimme zu sprechen, die durch ihre Anzahl der Mitglieder ein viel größeres Gewicht hat.

    Bei welchem Thema zum Beispiel?

    Ein Beispiel dafür ist das Verbrauchsgüterkaufrecht, das momentan sehr aktuell ist.

    Wo findet es im Pferdebereich Anwendung?

    Dem Verbrauchergüterkaufrecht liegt eine EU-Richtlinie zugrunde und es findet Anwendung, wenn ein Profi ein Pferd an einen Amateur verkauft. Es bedeutet z.B., dass der Verkäufer bei einer Zwistigkeit die ersten 6 Monate nach dem Abschluss eines Handels die Beweislast tragen muss und die Reklamationsfrist des Käufers zwei Jahre beträgt. Die Richtlinie stellt also das Lebewesen Pferd der Haftung mit toten Gegen ständen gleich, was extrem unzweckmäßig ist. Wir können uns aber darüber freuen, dass das EU-Parlament jetzt beschlossen hat, lebende Tiere aus der Richtlinie herauszunehmen. Damit können die einzelnen Länder selbst und eigenständig bestimmen, wie der Handel auf diesem Gebiet künftig reguliert werden soll.

    Die Zuchtverbände driften teils in sehr unterschiedliche Richtungen. In Deutschland sind die Hengstleistungsprüfung und Fohlenregistrierung in den vergangenen Jahren ein wichtiges Thema. Zuchtverbände wie das AES oder Zangersheide beispielsweise stellen sehr viel leichter volle Papiere aus. Ist das ein Thema, dem sich die WBFSH künftig widmen möchte? Soll es einheitliche Bestimmungen für die Mitgliedsverbände geben?

    Die Zuchtprogramme und die damit verbundene Pferderegistrierung liegen in der Hoheit jedes einzelnen WBFSH-Mitgliedszuchtverbandes. Eine Vereinheitlichung der Zulassungs- und Registrierungsbestimmungen widerspricht dem freien Wettbewerb zwischen den Mitgliedern der WBFSH und würde die globale Vielfalt der Sportpferdezucht einengen. Das ist nicht im Interesse der WBFSH.

    Gibt es denn heute noch eine globale Vielfalt in der Sportpferdezucht? Ließen sich nicht bei etwas weniger Konkurrenz die Kräfte bündeln?

    Aktuell an dritter Stelle im WBFSH-Ranking der weltbesten Vererber: der Grand-Prix-erfolgreiche Rubin Royal OLD mit seiner Züchterin Harli Seifert © Dr. Tanja Becker

    Globale Vielfalt gibt es immer noch, da alle Zuchtverbände ihre eigenen Zuchtprogramme und Prüfungen entwickeln. Es herrscht nach wie vor eine gesunde Konkurrenz zwischen den Verbänden und sie ist eine bedeutende Treibkraft in der Entwicklung der Zucht. Es wird zwar fast überall mit denselben Genen gezüchtet, aber nicht alle Verbände verwalten die Möglichkeiten gleich gut. Die Verengung der Blutvielfalt als Resultat neuer Technologie, wie der künstlichen Besamung oder dem Embryotransfer, wird eine der ganz großen Herausforderungen unserer Pferdezucht in der Zukunft sein.

     

     

     

     

     

     

     

     

    Welche Vereinheitlichung seitens der Mitgliedsverbände würde die WBFSH begrüßen?

    © WBFSH

    Aktuelle Entwicklungen, die die digitale Registrierung von Zuchtpferden und Fohlen vereinfachen, sind zeitgemäß. Einheitliche Standards fordert die WBFSH in Bezug auf die UELN bei der Pferderegistrierung. Darüber hinaus ist die WBFSH daran interessiert, gemeinsam mit den Zuchtverbänden Informationen zu Leistungsprüfungen, linearer Beschreibung und Zuchtwertschätzung auszutauschen und zu sammeln und für eine harmonisierende Annährung in diesen Bereichen zu werben.[/ihc-hide-content]

     

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Interview mit dem WBFSH-Präsidenten Jan Pedersen,  welches Dr. Tanja Becker mit ihm geführt hat und im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.