Kategorie: Zuchthistorie

  • 500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 1)

    500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 1)

    Mit seiner über 500-jährigen Geschichte ist das Haupt- und Landgestüt Marbach in Baden-Württemberg das älteste deutsche Staatsgestüt. Wo einst die großen Landesherren die Landeszucht begründeten, sind heute mit einem international beachteten Sportpferde-Zuchtprogramm und vielfältigen Dienstleistungen moderne Zeiten eingekehrt.

    Das Gestüt hat in seiner Geschichte tiefe Krisen überstehen müssen und entging mehrfach nur knapp dem endgültigen Aus. Doch die Marbacher schafften es immer wieder, ihr Haupt- und Landgestüt zu retten. Zuletzt erst im großen Jubiläumsjahr 2014. Das Rezept der Baden-Württemberger: ein Strukturwechsel par excellence. Das Haupt- und Landgestüt ist mehr denn je eine feste Größe im Bereich Zucht – insbesondere mit seinem Vielseitigkeitszuchtprogramm genießt Marbach ein Ansehen von Weltrang. Doch das Gestüt hat seine Leistungen erweitert und setzt auf mehrere Standbeine, um zukunftsfähig zu sein. Es ist auch Anlaufpunkt für Bildung rund ums Pferd, Landschaftspfleger, Ausrichter hochkarätiger Veranstaltungen, Kompetenzzentrum rund um das Pferd und Wirtschaftsstandort.

    Gelebte Geschichte

    Gelegen mitten im Herzen des UNESCO-Biosphärenreservats Schwäbische Alb im Landkreis Reutlingen, Gemeinde Gomadingen, besteht das Haupt- und Landgestüt Marbach aus den drei Gestütshöfen Marbach, Offenhausen und St. Johann. Dazu gehören außerdem die Nebenhöfe – oder fachlich korrekter: Vorwerke – namens Güterstein, Fohlenhof, Hau und Schafhaus mit insgesamt 963 Hektar Land. Diese bilden die Grundlage nicht nur für den hochmodernen Gestütsbetrieb und die damit verbundene Landwirtschaft, sondern auch für die zahlreichen flankierenden Angebote in den Bereichen Bildung, Tourismus, Veranstaltungen und Kulturpflege. Schließlich ist das über 500 Jahre alte Gestüt ein historisches und kulturelles Juwel, das seinen Glanz bis heute erhalten hat. „Schützen durch Nützen“, wie Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, seit 2007 in Marbach Landoberstallmeisterin und damit Gestütsleiterin, das Prinzip nennt, das hier jahrhundertelang praktiziert worden ist.

    1514: Die Zeitrechnung beginnt

    Das Vorwerk Güterstein, ein ehemaliges Kloster, ist Teil der historischen Kulisse von Marbach.

    Über 500 Jahre schon hat die Tradition der Pferdezucht in Marbach ein Zuhause. Das belegt die älteste derzeit bekannte Erwähnung aus dem Jahr 1514. Zu einem herzoglichen Marstall wurde Marbach nur wenig später, als Herzog Christoph von Württemberg den Standort für ein herrschaftliches Gestüt wählte und 1552 einige Hengste einbrachte, die zur Bedeckung der Stuten des Landes und Hebung der Landespferdezucht dienen sollten. Als Zuchtmaterial dienten zunächst Pferde ganz unterschiedlicher Herkunft: Tiere aus Ungarn, Böhmen und Siebenbürgen waren genauso darunter wie Holsteiner oder türkische Pferde, vielleicht sogar das ein oder andere Exemplar, das von Pilgerreisen aus dem Heiligen Land nach Württemberg gebracht wurde. Der Herzog scheint mit seinen Pferden ein gutes Händchen gehabt zu haben. So heißt es in einer Notiz aus dem Jahre 1568: „Herzog Christoph legte nicht nur ein Landgestüt an, sondern hielt auch ein Privatgestüt und einen Marstall mit Rennpferden von so gutem Ruf, dass fremde Fürsten sie für Hoffeste und Karussells entliehen.“ 1573, unter der Herrschaft von Herzog Ludwig, erhielt Marbach schließlich ganz offiziell die Funktion eines Hof- und Landgestüts. Außerdem hielt es der neue Herzog mit dem damaligen Modetrend: In den meisten Fürstenhäusern wollte man nun edle und schnelle Rösser. So passte Ludwig den Pferdebestand mit dem Ankauf von hochblütigen Tieren an. Innerhalb von wenigen Jahren vervierfachte sich der Stutenbestand nahezu. Nach dieser ersten Blüte sollte das nächste Jahrhundert jedoch von herben Einschnitten für Marbach geprägt sein. Der Dreißigjährige Krieg tobte von 1618 bis 1648 und hinterließ eine Spur der Verwüstung im ganzen Land. Auch die herzöglichen Gestütshöfe waren betroffen, große Teile wurden völlig zerstört. Nahezu der gesamte Pferdebestand Württembergs verschwand in den Schlachten und Wirren der damaligen Zeit. Ein Desaster für die Pferdezucht: Reitpferde, Kriegsrösser und die auf dem Lande so dringend benötigten Arbeitstiere waren kaum noch aufzutreiben. Besonders verdient in der Wiederbelebung und Reorganisation der württembergischen Pferdezucht machte sich Lewin Freiherr von Kniestedt, der von 1672 bis 1710 als Oberstallmeister die Geschicke des Marbacher Gestüts lenkte. Im Jahr 1687 schrieb er Geschichte, als er die erste Beschälordnung in Württemberg in Kraft setzte, um die Pferdezucht im Land weiter zu verbessern: Ab sofort durften nur noch zugelassene Hengste für die Zucht eingesetzt werden. Eine richtungsweisende Entscheidung, die auch heute noch, nach mehr als 300 Jahren, aktuell ist. Eine Blüte erlebte das Gestüt Marbach Mitte des 18. Jahrhunderts. Der despotische Herzog Karl Eugen widmete sich mit großer Energie der Landwirtschaft und Pferdezucht. Von Reisen brachte er zahlreiche hervorragende Tiere mit, unter anderem ungarische Stuten und neapolitanische Hengste. Der Marbacher Pferdebestand soll dabei zu Höchstzeiten auf rund 700 Tiere vergrößert worden sein. Doch in den in Europa aufziehenden Kriegen der Französischen Revolution und um Napoleon ließen Zehntausende Tiere ihr Leben auf den Schlachtfeldern. Die mühsam aufgebauten Errungenschaften der Zucht waren wie weggefegt.

    Wilhelm I. – der Hippologe

    Mit dieser Situation sah sich König Wilhelm I. von Württemberg konfrontiert, als dieser im Jahr 1816 die Regierung des Landes sowie die Leitung der Pferdezucht übernahm und zu einem großen Hippologen seiner Zeit wurde. Der Landespferdezucht verlieh er ganz neue Perspektiven, als er 1817 die Trennung von Hof- und Landgestüt verfügte. Während das königliche Hofgestüt nach Weil verlegt wurde, sprach der Herrscher dem Landgestüt die Gestütshöfe Marbach, Offenhausen, St. Johann und Güterstein zu. Damit legte Wilhelm I. den Grundstein zur noch heute, knapp 200 Jahre später, bestehenden Organisation des Gestüts Marbach.

    Der Württemberger entsteht

    Die Konsolidierung der Marbacher Zucht gelang schließlich über die Einfuhr von Anglo-Normänner-Hengsten sowie ostpreußischen Stuten, die zu einem einheitlichen Pferdetyp zusammengeführt wurden. Ein mehr als glückliches Händchen bewies man insbesondere mit dem Erwerb des Anglo-Normänner-Hengstes Faust im Jahr 1888, der zu einem wichtigen Stammvater und Linienbegründer werden sollte. Auf seiner Basis bildete sich das Württemberger Warmblut als eigene Rasse um die Jahrhundertwende heraus: „Ausdauer und Leistungsfähigkeit zeichnete sie aus: Ein gedrungenes, futterdankbares Modell mit harten Hufen; das ideale Pferd für die Landwirtschaft“, so beschreibt der ehemalige baden-württembergische Zuchtleiter Dr. Otto Frey in einem Aufsatz die Rasse.

    Vom Arbeits- zum Reitpferd

    Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Pferdezucht in ganz Deutschland den womöglich größten Umbruch ihrer Geschichte. Aufgrund der zunehmenden Motorisierung waren Arbeitspferde nach dem Wiederaufbau kaum noch gefragt. Im Mittelpunkt stand die Umstellung der Zucht auf ein modernes Reit- und Sportpferd, so auch in Marbach.

    Anfang der 1950-er Jahre wurde die Zuständigkeit des Marbacher Gestüts um den Landesteil Baden vergrößert. Zu dieser Zeit begann man mit der Zuführung von ostpreußischem Blut, das Ziel war die Veredelung der Pferdezucht. Dies gelang insbesondere mit dem Trakehner-Hengst Julmond. Der Hengst aus dem Jahrgang 1938, der einst mit dem großen Flüchtlingstreck 1944 von Ostpreußen nach Deutschland gekommen war, beeinflusste die Zucht nachhaltig hin zum neuen Ideal eines leichteren Reittieres. Von 1960 bis zu seinem Tod 1965 blieb Julmond in Marbach und legte dort einen hervorragenden Grundstock für die weitere Zuchtentwicklung.

    Auf dem Weg in die Moderne

    Insbesondere Trakehner, aber genauso auch Zuchttiere anderer Rassen, kamen in den Jahren nach Julmond immer wieder in der Marbacher Zucht zum Einsatz, um den edlen Reitpferdetyp zu entwickeln und zu konsolidieren. So wurde – und wird – immer wieder frisches Blut aus unterschiedlichen Zuchtgebieten herangeholt. Auch der ein oder andere Tropfen arabisches Blut, der über die Weiler Pferde in die württembergische Landeszucht kam, hat sich äußert vorteilhaft auf die Entwicklung im Paradigmenwechsel vom  Arbeits- zum Reitpferd ausgewirkt. Ab den 1960-er Jahren wurde das Gestüt auch baulich neuen Erfordernissen angepasst. So entstanden 1973 eine große Reithalle und 1978 die große Veranstaltungsarena, die 10.000 Besucher fasst – ein weiser Vorausblick in die Zeit nach der Jahrtausendwende, in der sich die Tore des Gestüts allein aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr für Besucher und Touristen öffnen sollten. Ganz allmählich begann das Gestüt, neue Wege zu suchen.

    Das Haupt- & Landgestüt heute

    Heute ist das Haupt- und Landgestüt Marbach mehr als einfach nur ein traditioneller Zuchtbetrieb. Seit einigen Jahren weht frischer Wind durch die denkmalgeschützten Gebäude und das Gestüt ist zu einem hochmodernen und breit aufgestellten Zucht-, Dienstleistungs-, Tourismus- und Veranstaltungszentrum geworden. Die Gestütsleiterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck hat diesem Umorientierungsprozess ein Gesicht gegeben – nahm sie doch ihre Arbeit im Jahr 2007 auf, als die ersten Reformen gerade eingeleitet wurden. Sie bezeichnet ihren Job selbst als Lebensaufgabe. Kernthema ist und bleibt die Zucht: „Wir möchten Pferde züchten, die dem Zuchtziel und damit den Ansprüchen des Marktes genügen, was Qualität, Gesundheit und Interieur angeht“, fasst die erste Landoberstallmeisterin in Marbach zusammen. Beschäler der Zuchtrichtungen Deutsches Sportpferd, Arabisches Vollblut, Schwarzwälder Kaltblut und Altwürttemberger finden sich in den Stallungen, außerdem Veredler wie Englische Vollblüter oder Angloaraber. Die zwei gestütseigenen Stutenherden bestehen aus Warmblut- bzw. Vollblutaraberstuten. „Nicht nur die Hengste, auch die Zuchtstuten sind bei uns geritten und leistungsgeprüft, zudem veterinärmedizinisch untersucht“, unterstreicht die Gestütsleiterin.

    Service Embryo-Transfer

    Laurel, der einzige gekörte Stan The Man xx-Sohn, steht in Marbach als Deckhengst zur Verfügung.

    In Offenhausen ist bereits seit geraumer Zeit eine EU-Besamungsstation in Betrieb, die der Globalisierung der Zucht Rechnung trägt und einen internationalen Einsatz der Marbacher Hengste ermöglicht. „In Zukunft wollen wir unsere Dienstleistungen im Bereich Zucht bzw. Reproduktionstechniken ausbauen, das Thema Embryo-Transfer beispielsweise“, gibt von Velsen-Zerweck einen Ausblick auf die Perspektiven des Gestüts. Eine enge Betreuung der Stutenbesitzer ist im Haupt- und Landgestüt stets selbstverständlich – Beruf ist hier schließlich gleichzeitig auch Berufung. Daneben wird Züchtern ein umfassendes Angebot in den im Land verteilten Servicestationen geboten: intensive Beratung zu den richtigen Anpaarungen bis hin zur Aufzucht, Ausbildung und Vermarktung inklusive. Bewährte Vererber werden in Marbach dabei genauso angeboten wie hoffnungsvolle Nachwuchshengste, die natürlich allesamt die strengen Qualitätskontrollen von Körung und Hengstleistungsprüfung – oft in der gestütseigenen Prüfanstalt – bestanden haben. Dabei versteht sich Marbach auch als Bewahrer alter Blutlinien und der Breite des genetischen Potenzials, die mancherorts aufgrund der Konzentration auf bestimmte Mode-Linien und -Hengste verloren gegangen sind. Ein wichtiger Beitrag dazu ist auch die Pflege der wertvollen Stutenfamilien. „Wir sind nicht diejenigen, die jeden Trend mitmachen“, sagt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. „Die Erhaltung der Vielfalt ist unsere Aufgabe, ohne dabei die Marktentwicklung aus den Augen zu verlieren. Natürlich stehen auch Junghengste mit aktuellen Pedigrees in unseren Ställen!“ Den großen Wert des Erhalts eben dieser Vielfalt wissen passionierte Pferdeleute sehr zu schätzen, wie Züchterin Dr. Annette Wyrwoll anschaulich begründet: „Die Landgestüte generell und speziell das Haupt- und Landgestüt Marbach sind für mich aus der Zucht kaum wegzudenken, da hier das genetische Potenzial in seiner Ganzheit gepflegt wird – privaten Hengsthaltern, die anders wirtschaften müssen, ist dies kaum möglich. Die Landgestüte bewahren das originäre Interesse an der Zucht, abseits von der bloßen Vermehrung.“

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anne Wirwahn, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • 500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 2)

    500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 2)

    Marbachs Pferde – Freunde und Leistungssportler

    Das bedeutet für die Leistungsfähigkeit der Zucht jedoch keinerlei Einschränkungen: Württemberger haben als Freizeit- und Arbeitspferde sowieso schon einen guten Ruf, sie sind zudem immer häufiger auch in den großen nationalen und internationalen Wettbewerbsarenen zu finden. Pferde sowohl für den Leistungs- als auch für den Freizeitsport zu züchten, das ist das erklärte Ziel des Gestüts. Dass sich das nicht gegenseitig ausschließt, verdeutlicht Dr. Astrid von Velsen-Zerweck: „Züchtung von Pferden für den Spitzensport und für den gehobenen Freizeitsport muss sich nicht ausschließen – Sportreiter und Freizeitreiter möchten schließlich im Grunde dasselbe; nämlich ein gesundes, talentiertes, leistungsbereites und rittiges Pferd. Die Top-Pferde der absoluten Spitzensportler stechen dabei durch ein zusätzliches gewisses Etwas heraus, das oft im Individuum begründet liegt.“

    Lemberger, der Primus

    Dass die Blutlinien der Landbeschäler den heutigen Anforderungen an solch ein modernes Sportpferd mehr als genügen, beweist auch die gestütseigene Nachzucht. Aktuelles Beispiel ist der 2008 im Haupt- und Landgestüt geborene und heute selbst als Landbeschäler aufgestellte Lemberger, der auf den weitläufigen Koppeln Marbachs aufwuchs und 2011 nicht nur die Körung erfolgreich bestand, sondern auch die Hengstleistungsprüfung als Bester abschloss. Auf den jährlich stattfindenden Reitpferdeauktionen des Marbacher Gestüts wird die Nachzucht der Landbeschäler an deutsche Reiter genauso wie an internationale Kundschaft in Nachbarländer und nach Übersee verkauft. Für die Vermarktung der Pferde genauso wie für einen Austausch von Zuchtmaterial werden dabei Kooperationen mit anderen Zuchtgebieten, Züchtern und Gestüten geführt. „Beispielsweise mit den Landgestüten Celle, Redefin und Schwaiganger wie auch mit dem Holsteiner Verband pflegen wir eine enge Zusammenarbeit“, berichtet die Landoberstallmeisterin. „Und auch renommierten Gestüten in Frankreich und der Schweiz haben wir schon Hengste verpachtet.“ [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Marbach – Die besten Vielseitigkeitspferde

    Der Trakehner Julmond begründete in der Nachkriegszeit die moderne Reitpferdezucht in Marbach.

    Besonders aber mit der Zucht von Vielseitigkeitspferden macht das Haupt- und Landgestüt in jüngster Zeit auf sich aufmerksam, nicht nur national, sondern europa- und weltweit. „In der Warmblutzucht hat sich bei uns ein überaus erfolgreiches Vielseitigkeitsprogramm herauskristallisiert“, sagt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Und Dr. Annette Wyrwoll, früher international erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin und Teilnehmerin an Olympischen Spielen, bestätigt aus Züchtersicht: „Marbach hat hier eine Marktlücke besetzt.“ Michael Jung – Doppel-Olympiasieger, Weltmeister und Doppel-Europameister – feierte seine größten Erfolge mit Pferden, die aus dem Marbacher Stall stammen. La Biosthetique Sam FBW, das erfolgreichste Vielseitigkeitspferd aller Zeiten, hat den berühmten Stan The Man xx zum Vater – eine Legende der Vielseitigkeitszucht und von 1993 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 in Marbach als Landbeschäler aufgestellt. Sam selbst, gezogen von Günter Seitter, wuchs in Marbach auf und wurde auf der Gestütsauktion entdeckt. Die Stute Rocana FST, mit der Michael Jung auf den Weltreiterspielen 2014 Einzel-Silber und Mannschafts-Gold geholt hat, hat den in Marbach aufgestellten Ituango xx als Vater, von dem Jung noch zwei weitere Nachwuchshoffnungen im Stall stehen hat, darunter die Vollschwester von Rocana.

    Auffahrth und Schrade

    In Marbach geboren, nun als Prämienhengst und Beschäler im Stall: Lemberger (Locksley II-Gardez).

    Auch andere deutsche Championats- und Kaderreiter wie Dirk Schrade, der mit Sindy von Stan The Mann xx jahrelang international erfolgreich unterwegs war, und Sandra Auffarth, die kürzlich einen Nachkommen des früheren Landbeschälers Cavallieri xx erworben hat, gehen auf der Suche nach vierbeinigen Nachwuchsstars in Marbach ein und aus. „Gerade in den vergangenen Jahren hat sich ein Markt für gezielt gezüchtete Vielseitigkeitspferde entwickelt“, berichtet Wyrwoll aus der Szene. „Für diese Pferde wird gutes Geld bezahlt, auch im Ausland.“ Das Haupt- und Landgestüt hält neben den bewährten Vererbern auch hoffnungsvolle Nachwuchshengste und besonderes Blut für Züchter vor. So zum Beispiel Laurel, den einzigen gekörten Stan The Man xx-Sohn, der zudem aus einer fünffachen Hengstmutter stammt. Die Förderung solchen Blutes und der damit verbundenen Perspektiven wissen Züchter wie Wyrwoll zu schätzen: „Es ist sehr gut, dass das Landgestüt an solche Hengste, die vielleicht erst wenige Stuten gedeckt haben, glaubt und eine Entwicklung ihres Potenzials zulässt.“ Sie selbst hat bereits fünf Nachkommen von Laurel. Der Älteste ist fünfjährig kürzlich in die USA verkauft worden.

    In wen wird investiert?

    „Wir überlegen uns immer gut und lange, in welchen Hengst Hoffnung gesteckt und investiert wird – schließlich sind wir ein Wirtschaftsbetrieb und müssen entsprechend handeln“, stellt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck klar. „Und es dauert lange, bis sich ein Hengst erst einmal bewähren kann; schließlich nimmt eine Pferdegeneration ganze acht Jahre in Anspruch.“ Weitere in Marbach aufgestellte Raritäten sind zum Beispiel der Angloaraber Icare D`Olympe, der erfolgreiche Nachkommen in allen Disziplinen vorweisen kann. Er hat hohe Zuchtwerte in Frankreich in der Dressur und im Springen sowie erstklassige in der Vielseitigkeit. Auf dem großrahmigen Il Divo xx,

    dessen erste Nachzucht im nächsten Jahr unter den Sattel kommt, liegen große Erwartungen. Zu den aktuellen Stars im Programm gehört der französische Dreiviertelblüter Jaguar Mail, selbst Olympia-Pferd und bereits mit hervorragender Nachzucht. Ein Sohn ist zum Beispiel der gekörte Doppel-Weltmeister 2013 und 2014 der jungen Vielseitigkeitspferde Tenareze. Und natürlich fehlen auch Größen wie Ituango xx, Quite Easy I und Gardez nicht im Hengstaufgebot, die sich bereits lange in Marbach behaupten.

    Die Alt-Württemberger

    Die Alt-Württemberger-Blutlinien werden in Marbach heute im Erhaltungszuchtprogramm hingebungsvoll gepflegt, genauso wie die Schwarzwälder Kaltblüter, was dringend notwendig ist, um den Fortbestand der Rassen zu sichern. Insbesondere der kalibrige Typ des Alt-Württembergers, der in der Vorkriegszeit einen hervorragenden Ruf genoss und vor wenigen Jahrzehnten noch der Rasse zu großer Blüte verhalf, war nach dem Zweiten Weltkrieg innerhalb kurzer Zeit nahezu verschwunden. Nur einigen engagierten Züchtern sowie dem Haupt- und Landgestüt in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ministerium und dem Pferdezuchtverband Baden-Württemberg ist es zu verdanken, dass die Rasse heute noch existiert. Doch „die Population ist sehr klein mit 48 eingetragenen Stuten und sechs zuchtaktiven Hengsten“, sagt Dr. Carina Krumbiegl, zuständige Zuchtleiterin beim Pferdezuchtverband Baden-Württemberg. „Dabei ist der Markt für diese Pferde da. Sie sind im Freizeitbereich sehr gefragt, da man fast alles mit ihnen machen kann.“

    Immer wieder: Sparzwang

    Der Marbacher Brand am Hoftor des Haupt- und Landgestüts. Pferd im Bild: Quirin von Quadrofino.

    Trotz seiner vielen Errungenschaften sieht sich das Haupt- und Landgestüt Marbach in diesen Jahren mehr denn je angesichts der knappen öffentlichen Kassen mit einem ständigen Druck zur Prüfung von Sparmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit konfrontiert. Ab dem Jahr 2020 soll der Landeshaushalt ohne Kredite auskommen und das bekommt auch das Staatsgestüt zu spüren, das direkt vom Land durch das zuständige Ministerium kofinanziert wird, im Jahr 2013 mit 4,47 Millionen Euro. Mehrfach war in den vergangenen Jahren von einer Schließung oder Privatisierung des Gestüts die Rede. Bislang konnte dies stets abgewehrt werden dank einer Umstrukturierung des Betriebs im Hinblick auf Optimierungsmöglichkeiten und Steigerung der Effizienz. 2005 wurde ein umfänglicher Sanierungsplan erarbeitet. Ein Großteil der einst 20 Außendeckstationen wurde daraufhin geschlossen und teilweise durch Beratungszentren ersetzt. Darüber hinaus hat eine Diversifizierung des Betriebs stattgefunden, um die Potenziale des Gestüts nicht nur in der Zucht, sondern auch in anderen Bereichen auszuschöpfen.

     

     

    Schlittenfahrten nebenbei

    So hat sich das Gestüt in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr für Besucher geöffnet. Neben der traditionellen Hengstparade gibt es Gestütsführungen, Schauprogramme, Kutsch- und Planwagenfahrten. Sogar Schlittenfahrten in der Wintersaison sind heute zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Veranstaltungen wie die Gestütsauktion oder die Marbach Classics als Fest für Kulturinteressierte gehören zum Konzept. Die Gestütsauktion fand erstmals 2014 statt, dabei wurden unter freiem Himmel die Marbacher Pferde vor dem Live-Orchester der Württembergischen Philharmonie Reutlingen präsentiert.

    Marbacher Gestütswanderweg

    Seine landschaftlich schöne Lage nutzt das Gestüt ebenfalls für sich. Wanderwege queren das Gestütsgelände und seit Kurzem gibt es gar einen Marbacher Gestütsradweg, der die drei Gestütshöfe und vier Vorwerke verbindet. Im Rahmen eines ‚Zukunftsinvestitionsprogramms‘ ist ein Besucherinformationszentrum mit Gestütsshop eingerichtet worden. „70.000 Besucher hatten wir bereits im ersten halben Jahr hier“, berichtet die Landoberstallmeisterin vom Erfolg des Projektes. Das Gestütsmuseum Offenhausen in der Atmosphäre der ehemaligen Klosterkirche präsentiert darüber hinaus die Geschichte und Bedeutung von Marbach für die Landespferdezucht, es werden auch Seminarräume vermietet. Rund die Hälfte der Betriebskosten erwirtschaftet das Gestüt mittlerweile selbst. Einnahmen aus den Bedeckungen oder der Pferdeverkäufe fließen genauso ein wie Erlöse aus der Landwirtschaft, touristischen Aktivitäten, Veranstaltungen und der Einstallung von Pensionspferden.

    Kulturhistorische Bedeutung

    Der Stutenbrunnen im Gestütshof – auf diesem historischen Gemälde dargestellt mit Araberstutenherde.

    Doch das Haupt- und Landgestüt trägt auch noch eine andere Wertigkeit in sich, die in Zahlen nur schwer zu bemessen ist. Mit seiner jahrhundertelangen Geschichte ist das Marbacher Gestüt eine kulturhistorische Stätte von besonderer Bedeutung. „Das Gestüt gehört zu den großen Kulturschätzen nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Deutschland und Europa“, sagt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Eng verwurzelt in der Region, trug das Gestüt maßgeblich zum wirtschaftlichen Fortschritt des Landes bei in einer Zeit, als Quantität und Qualität der Pferdezucht noch entscheidende Entwicklungsfaktoren waren. Auch heute noch ist die Wertschöpfung der Region mit dem Marbacher Gestüt eng verknüpft: Die große Anziehungskraft des Gestüts lockt jedes Jahr rund 500.000 Besucher in die Umgebung – Besucher, die bares Geld im Landkreis und darüber hinaus lassen. „Im Gespräch mit Wirten aus dem Umkreis wurde mir einmal gesagt, dass jedes zweite Wirtshaus in der Umgebung dicht machen könnte, wenn es das Gestüt nicht gäbe“, berichtet Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Mit seinen rund 180 denkmalgeschützten Gebäuden stellt der Betrieb außerdem jede Menge Handwerker in Lohn und Brot. Nicht zu vergessen der Einfluss auf die Pferdehaltung in Baden-Württemberg mit einem derzeitigen Bestand von rund 100.000 Tieren. Von jeweils drei bis vier Pferden wird ein Arbeitsplatz gesichert, so die Schätzung von Experten.

    Universitäten und Forschung

    Das Gestüt weiß sich seine Kompetenzen zunutze zu machen, die es in den vergangenen Jahrhunderten der Pferdezucht, -haltung und -ausbildung erworben hat. Die Aus- und Fortbildung rückt folgerichtig immer mehr in den Fokus, nicht nur durch die Rolle des Haupt- und Landgestüts als Deutschlands größter Ausbildungsbetrieb für Pferdewirte mit rund 40 Lehrlingen. Das 2006 gegründete und in Marbach angesiedelte „Kompetenzzentrum PFERD Baden-Württemberg“ wartet mit einem breiten Angebot an innovativen Fortbildungen auf. An Kursen der Landesreit- und Fahrschule nehmen jährlich rund 1.200 Interessierte teil. Und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten floriert, die neuerdings einen Teil ihrer Forschung und Lehre rund um das Gestüt abbilden. In zahlreichen Netzwerken, zum Beispiel in die in Marbach angesiedelte European State Stud Association (ESSA) als Zusammenschluss der europäischen Staatsgestüte eingebunden, zeigt sich das Haupt- und Landgestüt ebenfalls federführend.

    Marbach – Auf in die Zukunft!

    Angesichts dieser Werte und Innovationskraft verkündete Ministerpräsident Winfried Kretschmann schließlich zur 500-Jahr-Feier des Haupt- und Landgestüts Marbach im Jahr 2014 den politischen Willen zum Fortbestand des Betriebs: „Marbach bleibt erhalten! Das Gestüt ist eine Perle auf der Alb. Es soll sich sinnvoll weiterentwickeln, es soll gute Perspektiven haben. Wir sollten in dieser Hinsicht die Pferde nicht scheu machen!“ Auch aus anderen Parteien kamen wohlwollende Bekenntnisse. „Jede Fraktion hat sich zum Gestüt bekannt – das gab es vorher noch nie“, berichtet Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Sie kann gemeinsam mit Mitarbeitern und Bevölkerung aufatmen und zu Recht stolz auf das bislang Erreichte sein.

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anne Wirwahn, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Lordanos – Einer für alle Fälle (Teil 1)

    Lordanos – Einer für alle Fälle (Teil 1)

    Als Familienhengst ist Lordanos weit über die Landesgrenzen bekannt. Ihn und seine Nachkommen zeichnen Einsatz- und Leistungsbereitschaft, Anpassungsvermögen, Rittigkeit, Ehrlichkeit, Charakterstärke, Herz, Vermögen und Übersicht aus. Ganz zu schweigen von seiner überdurchschnittlichen Vererberqualität, die dem Pferdesport schon etliche Spitzensportler, Deckhengste und Staatsprämienstuten geschenkt hat.

    Ein Hauch von Wehmut schwingt in seiner Stimme, wenn Gerd Sosath über seinen Lordanos redet. Wehmut, weil der gute, alte Lordanos so langsam in die Jahre kommt. Klar, dass das aufregende Leben eines Hochleistungssportlers und gefragten Deckhengstes nicht spurlos an ihm vorüber gegangen ist. Inzwischen ist der braune Landos/Ahorn Z/Calypso I-Sohn 20 Jahre alt und genießt im Stedinger Land auf der wunderschönen Anlage der Familie Sosath in Lemwerder seinen Ruhestand. Zumindest aus sportlicher Sicht. Vor zwei Jahren wurde er während der Hengstvorführung in Vechta in einer stimmungsvollen Zeremonie aus dem Sport verabschiedet. Dort, wo seine unglaubliche Karriere als Springpferd begann, da sollte sie auch enden. Im Laufe des Gesprächs mit Gerd Sosath wechselt die wehmütige Stimmung in Freude und unendlichen Stolz: Darüber, dass er diesen Ausnahmehengst sein Eigen nennen darf, dass er und seine Familie so viel Glück mit ihm hatten und haben, und darauf, was Lordanos alles geleistet hat.

    Lordanos – Das Familienpferd

    Kaum ein Hengst vor ihm bewies während seiner aktiven, sportlichen Laufbahn so viel Einsatzbereitschaft und Anpassungsvermögen wie Lordanos. Vielfach als „Familienpferd“ beschrieben, ist seine Geschichte doch immer wieder erwähnenswert: Während Vater Sosath am Sonntagnachmittag mit Lordanos seine großen Preise ritt, hatte der Hengst mit den Kindern Janne und Hendrik bereits am Freitagnachmittag die Stilspringen absolviert. Später trug er die Sosath‘schen Sprößlinge hocherfolgreich durch eine Vielzahl schwerer Springen – beide konnten mit dem Hengst ihr erstes S-Springen gewinnen. Wie ein Uhrwerk meisterte er seine Parcours – vielleicht nicht mit der letzten Vorsicht ausgestattet, jedoch mit grenzenlosem Herz, Vermögen und Übersicht. So war er den Kindern ein perfektes Lehrpferd, und dem „Chef “ ein toller Sportpartner für die nationale und internationale Bühne.

    Zum Decken nach Föhr

    Strahlender Derbysieger : Lex Lugar
    mit Carsten-Otto Nagel.

    Einer gewissen Trotzreaktion des Züchters Heiko Büttner aus dem holsteinischen Schaafstedt ist es zu verdanken, dass Lordanos’ Mutter Ashley (Ahorn Z/ Calypso I) mit dem Lord/Calypso I-Sohn Landos angepaart wurde, und Lordanos somit im Jahr 1993 das Licht der Welt erblicken konnte. Denn sein Vater Landos, ebenfalls ein Produkt aus dem Züchterhaus Büttner, war seinerzeit im Besitz des Holsteiner Verbandes. Zum Deckeinsatz war Landos auf die Insel Föhr, sozusagen auf das züchterische Abstellgleis, ‚versetzt‘ worden. „Darüber war ich als Züchter natürlich nicht sehr glücklich“, erklärt Büttner, „denn normalerweise kamen die Föhrer zum Decken zu uns aufs Festland, und nicht umgekehrt.“ Also zog er mit seiner Stute Ashley, die leider zwei Jahre später nach einer schweren Kolik-OP verstarb, zum Decken nach Föhr. Der Holsteiner Hengstaufzüchter Reimer Hennings aus Bendorf konnte den peppigen Braunen dann als Fohlen erwerben. Als Zweijähriger wurde der junge Hengst beim Holsteiner Verband zur Körung zugelassen. Doch so Mancher muss wundersame Wege gehen, um ein ganz Großer zu werden. Beim letzten Springtest kurz vor der Körung sprangen Lordanos und die anderen Junghengste von Hennings wohl so gewaltig, dass er von der Holsteiner Körkommission ermahnt wurde. Enttäuscht über diese Unterstellung, zog Hennings seine Hengste von der Körung zurück und ging mit Lordanos nach Oldenburg, wo dieser dann 1995 in der Weser-Ems-Halle gekört wurde.

     

    Ein kleiner Kater für 65.000 DM

    Interessierter Beobachter während der Oldenburger Körtage war der Hengsthalter Gerd Sosath, auf der Suche nach einem neuen Pferd für seine noch kleine Hengststation. „Der Braune interessierte mich nicht wegen seines Pedigrees, darüber hatte ich gar nicht nachgedacht, sondern ich mochte einfach gerne Holsteiner Pferde, und dieses war mir von Anfang an sympathisch“, weiß Sosath zu berichten. „Er war zwar etwas klein, aber er machte einen tollen Sprung. Ich mochte ihn und ich wollte ihn gerne haben!“ Doch sein Portemonnaie war nicht groß genug – für 75.000 DM erhielt ein anderer Bieter den Zuschlag. Enttäuscht wollte Sosath schon nach Hause fahren, doch sein Sitznachbar „Hinnerk“ Klatte aus Klein-Roscharden hatte aufgepasst, denn Hennings hatte den Hengst zurückgekauft. Auf der Stallgasse wurde gehandelt, an der Theke wurde das Geschäft dann später perfekt gemacht – Lordanos wechselte für 65.000 DM den Besitzer. „Am nächsten Morgen habe ich ihn gleich abgeholt“, so Sosath. „Der arme Kerl war so erschöpft, dass ich ihn hinter mir herziehen musste. Da hatte ich den Kauf schon fast bereut: 65.000 DM – so viel Geld für diesen kleinen Kater!“

    Lordanos läuft wie ein Uhrwerk

    Doch die Reue war schnell verflogen, denn Lordanos entpuppte sich bereits als Youngster als Seriensieger in Springpferdeprüfungen. „Ich konnte mit Lordanos 25 Springpferdeprüfungen in Folge gewinnen“, erinnert sich Sosath. „Lordanos hat mich nie im Stich gelassen, er hat einfach einen Spitzencharakter und war leicht zu reiten. Daher war er auch so wertvoll als Lehrpferd für die Kinder, was den Züchtern übrigens besonders imponierte.“ Lordanos Weg verlief klassisch und ohne Umwege. Nach dem Bundeschampionat absolvierte er als 7-Jähriger die ersten S-Springen, und bis zum Alter von 17 Jahren war er voll im Sporteinsatz. Wenn Sosath über die sportlichen Erfolge seiner Kinder redet, kommt er geradezu ins Schwärmen. „Er lief wie ein Uhrwerk und musste für alles herhalten. Ich weiß noch, als es auf dem großen Turnier in Rastede nicht genügend Teilnehmer für das SB-Springen gab. Wir hatten uns überlegt, dass er mit Janne ein bis zwei Runden mitgehen sollte – am Ende sprangen die beiden dann über die Zwei-Meter-Mauer. Das war gewaltig. Oder der Hans Günter Winkler-Cup in Dortmund, den Hendrik, damals 17-jährig, mit Lordanos gewinnen konnte.“ Einfach ein Ausnahmepferd, das es in seiner aktiven Laufbahn immerhin auf eine Lebensgewinnsumme von 27.170 Euro brachte. Nicht schlecht für einen Sportler. Doch als Vererber gehört Lordanos, der auf den Holsteiner „Ramiro-Stamm“ 776 ingezogen ist, allerdings zu den Millionären. Knapp 1,2 Millionen Euro lautet die Lebensgewinnsumme seiner Kinder bis heute.

    Spitzenverdiener

    Light On mit Renè Tebbel, derzeit
    erfolgreichster Nachkomme von
    Lordanos.

    In dem 20 Köpfe umfassenden Hengstlot der Station Sosath gehört Lordanos nach wie vor zu den Spitzenverdienern. Die Bedeckungszahlen sind konstant gut – Lordanos ist der unumstrittene Deckkönig in Lemwerder. Über 80 erfolgreiche Nachkommen sind in Deutschland im großen Springsport registriert, weltweit mögen es deutlich mehr sein. Die Zahl seiner gekörten Söhne ist inzwischen auf 43 Hengste angewachsen. Doch nicht nur im großen Sport oder im internationalen Zuchtgeschäft ist Lordanos eine Hausnummer der ersten Wahl. Auch im Amateursport sind seine Nachkommen sehr gefragt. „Er vererbt sich sehr konstant. Viele seiner Nachkommen sehen so aus wie er und bekommen seinen tollen Charakter und seine Rittigkeit mit“, und schmunzelnd fügt Sosath hinzu: „In ganz jungen Jahren sind sie oftmals ziemlich frech, unter dem Sattel allerdings total brav und toll zu reiten.“

     

     

     

     

    Lordanos – Kein Glück

    Die Liste derer, die mit Lordanos-Kindern das große Los gezogen haben, ist lang. Nur einer hat bisher mit seiner Nachzucht noch nicht viel Glück gehabt: Der Besitzer selbst. Seinen ersten gekörten Hengst Lissabon verkaufte Sosath mit dem Hintergedanken, noch viele andere Lordanos-Söhne züchten zu können. Doch wie das Leben so spielt, die richtig Guten hatten oftmals die Anderen. Im Herbst 2012 bekam Sosath auf der Oldenburger Körung endlich seinen Spitzenhengst Livestream von Lordanos/Landadel/Godehard gekört. Und auch das wäre fast noch ins Auge gegangen, denn während der Körung zeigte sich der Sohn aus der Heideblüte, einer Vollschwester von Landor S, von der Atmosphäre plötzlich so beeindruckt, dass er zunächst nicht gekört wurde. Oder die Geschichte mit Lumos, den Sosath als Fohlen mit einhandelte. Als freches, hässliches Entlein verließ der Sohn von Lordanos/Noble Roi xx den Hof Sosath aber bald wieder. Später war Lumos unter Ewald Güss erfolgreich auf dem Bundeschampionat und unter dem Amateur Andreas Brünz Sieger im Großen Preis von Mannheim. Doch der aktuelle Jahrgang der Zweijährigen lässt Großes hoffen: Der Beste der 40 zweijährigen Junghengste ist natürlich ein Lordanos-Sohn aus der Carthago/Zeus/Kronprinz-Stute Capriati, gezogen von Janne und Hendrik Sosath. Capriati war übrigens das erste Lehrpferd der beiden Sosath-Kinder, bevor sie auf Lordanos umsatteln durften.

    Lordanos – Aus bestem Hause

    Aller Abschied ist schwer: In einer
    emotionalen Zeremonie wurde
    Lordanos im Februar 2011 vor
    großem Publikum in der Auktionshalle zu Vechta aus dem Sport
    verabschiedet. Züchter Heiko Büttner
    und der Aufzüchter Reimer Hennings
    waren dabei.

    Der Vater von Lordanos ist der Holsteiner Verbandshengst Landos, der 2011 im Alter von 22 Jahren eingegangen ist. In Landos sind die Gene von Ladykiller xx durch den Jahrhunderthengst Lord und Cor de la Bryère über seinen Muttervater Calypso I vereint. Der erfolgreichste Nachkomme des Landos ist der zweifache Olympiateilnehmer Magic Bengtsson. In Athen 2004 wurde er Vierter in der Einzelwertung unter Peter Fredericson, und 2008 war er Björn Nagels Olympiapferd. Unendlich viele S-Platzierungen holte auch die springgewaltige Indira. Diese Stute aus einer Rinaldo/ Anklang-Mutter wurde von Gerhard Schmidt insgesamt fünf Jahre lang in schweren Springen vorgestellt. Landos unterstreicht seine vielseitige Vererbung mit den Leistungen seines Sohnes The Lion King B (MV. Rando) im internationalen Grand Prix-Dressursport. Ein weiterer bekannter Sohn des Landos ist Lyjanero. 2010 feierten ihn die Holsteiner Züchter in den Holstenhallen als Reservesiegerhengst. Lyjanero ist auf dem Gestüt Sprehe stationiert und wird dort sportlich auf seine große Karriere vorbereitet. Diese Ergebnisse seiner Nachkommen und die Vererbungsqualitäten von Lordanos haben dazu geführt, dass Landos die letzten Jahre seines Lebens, nachdem er viele Jahre in der Tschechoslowakei und Polen gedeckt hatte, in Elmshorn verbrachte.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Inge Workel & Kiki Beelitz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Lordanos – Einer für alle Fälle (Teil 2)

    Lordanos – Einer für alle Fälle (Teil 2)

    Wenig Chancen

    Landos verbrachte die meiste Zeit seines Lebens an Standorten mit nur wenigen oder züchterisch wenig wertvollen Stuten. Er begann seine Deckkarriere 1992 auf der Insel Föhr. Die gesamte Anzahl Stuten auf der Insel betrug circa 30. Aus den Jahrgängen 1994 und 1995 wurden dort insgesamt 28 Fohlen von Landos geboren. Anschließend deckte der Hengst in Tschechien, der Slowakei und später in Polen, wo er auch sportlich bis zur Klasse S gefördert wurde. Seine positive Vererbungskraft zeichnet sich darin aus, dass er in Anpaarungen mit polnischen und tschechischen Stuten mehrere überdurchschnittliche Springpferde hervorbrachte. Unter anderem Fernet 1 und Fortuna, beide von slowakischen Reitern vorgestellt. Diese Tatsache, und die guten Leistungen von Lordanos und Magic Bengtsson, führten dazu, dass er zurück nach Holstein geholt wurde. Gerard Muffels, Leiter des Holsteiner Hengststalls in Elmshorn, erzählt: „Landos kam erstmals als Zweieinhalbjähriger zu uns, um ihn zur Körung vorzubereiten. Nach seiner langjährigen Stationierung im Ausland kam er im hohen Alter zurück nach Elmshorn. Hier hat er noch einige Jahre gedeckt, bis er vor zwei Jahren eingeschläfert werden musste. Da der Wettbewerb mit den anderen Verbandshengsten in Elmshorn groß war, hält sich die Zahl der Stuten, die er in den letzten Jahren bedient hat, in Grenzen.“

    Ahorn Z

    Muttervater Ahorn Z – seine
    Nachkommen werden wegen ihres
    hervorragenden Interieurs geschätzt.

    Lordanos’ Muttervater Ahorn Z stammt aus einer hervorragenden Anpaarung. Die Kombination des Blutes seines Vaters Almé Z mit der berühmten international erfolgreichen Stute Heureka gilt als Basis für die bedeutende Zucht aus Zangersheide. Die Vollschwester von Ahorn Z brachte unter anderem die legendäre Stute Ratina Z sowie ihre Vollbrüder Rebel Z I, II und III. Nachkommen des Ahorn Z zeichnen sich durch ihr außergewöhnliches Interieur aus und haben überwiegend im Amateursport viel Freude gebracht. Seine Söhne Acord I und II etablierten sich als Vererber der höchsten Liga.

     

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    Blutanschluss über Calypso I

    In dritter Generation sowohl mütterlicherseits als auch väterlicherseits
    zu finden: Der vielseitige Vererber
    Calypso I.

    In der dritten Generation, sowohl mütterlicher- als auch väterlicherseits, sorgt der sich vielseitig vererbende Calypso I für einen interessanten Blutanschluss. Der braune, mit viel Hengstausdruck geprägte Holsteiner hat sich als vielseitiger Vererber durchgesetzt. Seine typstarken Nachkommen waren nicht nur mit viel Springqualität ausgestattet, sondern haben sich auch in den Trabbewegungen von den Mitbewerbern unterschieden. Das stellen u. a. die Dressurpferde Chacomo/Alexandra Simons-de Ridder, Commodore 14/ Wolfgang Aigner und Campari 26/Dr. Reiner Klimke sowie die Spitzenspringpferde Calando 14/Björn Nagel und Cabinett I/Dirk Schröder unter Beweis.

    Dreifach Stamm 776

    Legolas unter Rolf-Göran Bengtsson
    in der Youngstertour.

    Lordanos ist ein Produkt des Stammes 776, und das sogar dreifach. Auch sein Vater entspringt diesem Stamm und ebenfalls Ramiro, den wir in der vierten Generation antreffen. Aus diesem weit verbreiteten Stamm kommen unter anderem die gekörten Hengste Acorado (I, II, V), Contifex (I, II), Colandro, Lord Incipit und viele international erfolgreiche Springpferde wie Livello/Cameron Hanley, Leandra/Otto Becker, Luke McDonald/ Janne-Friederike Meyer, Commanchi/Jörg Näve, Locarno/Steven Withaker und Mademoiselle, aktuell erfolgreich unter Beezie Madden. Erfolge in der näheren Verwandtschaft findet man über Lordanos’ Großmutter Sofia (v. Calypso I), die das internationale Springpferd Picasso des Bles, die bis S platzierte Stute Kristall und den gekörten Hengst Larioni hervorbrachte.

     

     

     

     

    Wie der Vater, so die Kinder

    Lordanos’ Vater Landos brachte in
    Tschechien und Polen mehrere gute
    Springpferde.

    „In Lordanos Nachkommen erkennt man oft viel von ihm selbst”, erklärt Gerd Sosath. „Es gibt manchmal ganz große, aber auch zu kleine Nachkommen von ihm, aber die meisten sehen dem Vater ähnlich. Braune Pferde, oft mit einigen weißen Abzeichen und athletischem Körperbau.” Seinen guten Charakter, die klassische Springmanier, durch die er als junges Pferd in Springpferdeprüfungen immer wieder siegreich war, und sein grenzenloses Vermögen gibt er ebenfalls zuverlässig an seine Kinder weiter. Obwohl circa 80 der Nachkommen in Deutschland erfolgreich in S-Springen gestartet sind und über 30 in internationalen Großen Preisen, sind seine Nachkommen auch unter Amateuren im Breitensport sehr beliebt. So schwärmt Stefan Fundis aus Baden-Württemberg von seinem jetzt 11-jährigen Lordanos/Pablo/Silvio-Sohn Lanox: „Ein Herz wie ein Löwe, Vermögen ohne Ende und superbrav“, sei Lanox, der dem reitenden Studenten schon zu etlichen S-Platzierungen und 5 SB-Siegen verholfen hat. Oder die Lordanos/Ramino/Weinstern-Stute Amy Grace, die mit ihrer Besitzerin Tanja Schlüter bereits Weser-EmsMeisterin und dreimal Vizelandesmeisterin 40+ war. Auch Tochter Celina ritt die Lordanos-Tochter bereits erfolgreich in Nachwuchsspringen. „Amy Grace ist ein absolutes Charakterpferd“, so Schlüter. „Sie ist leicht zu reiten, total ehrlich und will immer zum Sprung. Lordanos – immer wieder: Ich hatte bis jetzt schon zwei seiner Nachkommen!“

    Nachkommen im Spitzensport

    Aktuell belegt der braune Holsteiner aus Lemwerder als drittbester Oldenburger Hengst den 75. Rang des „WBFSH-Sire Rankings“. Die Punkte sammelten 16 seiner Nachkommen. René Tebbels Light On in Führung, gefolgt von dem hannoversch gebrannten HH Let’s Fly/Rodrigo Pessoa. Außer Light On sind auch die gekörten Hengste Lord Lohengrin/Patrick Stühlmeyer, Lord Sandro/Bart Bles und der Oldenburger Lordano – welcher von einem litauischen Reiter vorgestellt wird – aktiv im Spitzensport. Genauso wie der Holsteiner Verbandshengst Legolas. Dieser talentierte Schimmel entstammt direkt dem Stamm seines Großvaters Landos. Legolas’ Mutter, die Silvester-Tochter Diadem II, kommt wie Landos’ Mutter Uta V (v. Calypso I) aus der Melissa von Capitano/Manometer xx. Legolas wurde ausgebildet im Stall von Rolf-Göran Bengtsson und wird von dessen Bereiter Andreas Erni momentan in Großen Preisen vorgestellt. Noch so ein auff älliger Sportler ist Laokoon. Der auf dem Hof Sosath gezogene Wallach aus einer Mutter von Damokles glänzte im Sport unter dem Junior Hendrik. 2009 wurde dieses Paar unter anderem Vierter im Hamburger Spring-Derby. Zu diesem Zeitpunkt war Hendrik der jüngste Teilnehmer am Deutschen Spring-Derby.

    Sensationelle Siege

    Den sensationellen Bundeschampionatsauftritt des gerade 1,60 Meter großen Wallachs Lucca mit seiner 15-jährigen Reiterin Anneke Wilharm haben noch viele im Gedächtnis. Inzwischen wird dieser Oldenburger aus einer Cavalier-Mutter im großen Sport erfolgreich von Katja Dellert geritten. Noch so ein sensationeller Sportler ist der Derbysieger von 2010, Lex Lugar. Er kämpft sich gerade nach einer Verletzungspause mit Carsten-Otto Nagel auf eine Position in der FEI-Weltrangliste zurück. „Unser großes Ziel ist es, erneut das Derby zu gewinnen. Das Hamburger Derby ist Lex Lugar geradezu auf den Leib geschneidert. Je höher, imposanter und komplizierter die Sprünge, desto besser für ihn. Mit seinem Mut und seinem grenzenlosen Vermögen blüht er in solch schweren Parcours immer richtig auf “, so der Mannschaftseuropa- und Weltmeister Carsten-Otto Nagel über seinen Hengst.

    Anpaarung mit Landadel

    Bereits dreimal schon erwies sich die direkte Anpaarung von Lordanos mit Landadel-Müttern als sportlich sehr wertvoll: Neben Lord Weingard, der mit Jan Sprehe international sprang, sind das Lex Lugar und Light On. Alle drei sind in Oldenburg registriert und gekört. Der Hannoveraner Lordan führt das Landadel-Blut über den Muttervater Landor S, den Boxennachbarn von Lordanos. So trifft das wertvolle „Sosath-Blut“ auf einen Spitzensportler, der aktuell mit seinem ägyptischen Reiter Nayel Nassar international auf sich aufmerksam macht.

    Lordanos’ Nachkommen in der Zucht

    Die Siegerin der Oldenburger EliteStutenschau 2008: Lordanos-Tochter
    Lara Croft.

    Lordanos zählt in Deutschland 43 gekörte und anerkannte Söhne, davon sind 34 im Hengstbuch I eingetragen. Im Schatten der bereits genannten Topsportler reifen verschiedene Junghengste, die in Zukunft das wertvolle Blut des Lordanos noch weiter geben können. Auf der letzten Hauptkörung in Vechta wurde er durch seinen Sohn Lorbito van de Helle (MV. Raphael) im Prämienlot vertreten und im Jahr 2007 durch Tailormade Lancelot. Der Schimmel, der mütterlicherseits das Blut des Graf Grannus-Sohnes Ginsberg führt, wird in Dänemark als Dressurvererber eingesetzt. Dass Lordanos auch in Dressurpferdepedigrees zu finden ist, ist keine Eintagsfliege. So auch über den Lissabon-Sohn Lissaro van de Helle, dem dreifachen Bundeschampion und Vizeweltmeister der jungen Dressurpferde. Nicht nur seine Söhne, sondern auch seine Töchter können sich oft positiv von ihren Mitbewerberinnen unterscheiden. Lordanos lieferte bereits 26 Staatsprämienstuten, wovon die Siegerin der Oldenburger Elite-Stutenschau in Rastede 2008, Lara Croft (MV. Fernando I), bestimmt die bekannteste ist. Die Leistungen seiner Nachkommen in Kombination mit der Eigenleistung bringen ihm einen integrierten Springzuchtwert von 142 mit einer Sicherheit von 96 Prozent ein.

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Inge Workel & Kiki Beelitz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Die „Borgmänner“ in Ostbevern – Pferdezucht zwischen Tradition und Neuzeit

    Die „Borgmänner“ in Ostbevern – Pferdezucht zwischen Tradition und Neuzeit

    Pferdezüchter sind von jeher Traditionen verbunden. Vor allem wenn es um das Pferd geht, das erhalten bleiben muss. Man nutzte die Hengste des Landgestüts, die vor Ort auf der Deckstelle standen. Die Stuten erhielten einen Namenszusatz, der ihren Geburtsort beschrieb. So war es auch bei den Pferden der Familie Borgmann.

    Norbert und Stephan Borgmann

    Die Stutenfamilie der Fathme von Schlüsselburg Im Fall der Ostbeverner Zuchtstätte hieß die entscheidende Stute, die den Beginn der Zucht auf dem Hof in Ostbevern markierte, Fathme von Schlüsselburg. Fathme stammte von Feierabend, Schlüsselburg, ihr Geburtsort, liegt an der Unterweser, auf der Nahtstelle zwischen Hannover und Westfalen. „Die kernige Braune im mittleren Rahmen haben wir zum Eggen und Rübenhacken benutzt“, erzählt Senior Norbert Borgmann. „Neben der Feldarbeit wurde die Stute auf den Turnieren in der Nachbarschaft von mir geritten und sie bekam einige Fohlen, vor allem Stutfohlen. Väter waren durchweg Landbeschäler von der nahegelegenen Deckstelle“, ergänzt Norbert Borgmann, der den Züchterhof vor ein paar Jahren an seinen Sohn Stephan übergeben hat. Besonders die sich aus den Töchtern der Fathme, Welfin und Die Laila ergebenden Zweige innerhalb der Stutenfamilie erlangten mit ihren Nachkommen enorme Bedeutung.

    Der Zweig der Welfin

    Maurice und Equitaris

    Welfin von Wiegand (ein typischer Damenschneider: 130 von 159 Nachkommen waren Stuten) erhielt als Dreijährige eine Einladung zur Eliteschau, ihr wurde damals tragend die Staatsprämie zuerkannt. Stefan Borgmann meint dazu: „In den letzten Jahren beobachte ich, dass die ganz überwiegende Zahl (Anm. des Verf.: 2012 waren 19 von 94 Stuten gedeckt) der Stuten auf der Eliteschau eines jeden Jahrgangs in Westfalen nicht mehr gedeckt wird. Dies finde ich bedauerlich. Die Eliteschau ist nach wie vor eine Zuchtveranstaltung, aber die meisten Stuten werden wohl verkauft und gehen in den Sport. Stutenprüfungen haben sie fast ausnahmslos abgelegt, aber diese Prüfungen werden meines Erachtens überbewertet. Es muss auch weiterhin möglich sein, eine Stute ohne Prüfung mit der Staatsprämie auszuzeichnen.“ Und er ergänzt: „Für mich ist die Frage von Bedeutung, ob eine Stute, die zunächst erfolgreich im Sport war, nicht auch sieben oder achtjährig noch eine Staatsprämie erhalten kann.“ Zurück zu Welfin: In den 60er- und 70er-Jahren sah Norbert Borgmann in der Veredelung der Pferde ein unbedingtes Muss und eine zwingende Notwendigkeit. „Wenn wir damals nicht auf dieses Mittel vertraut hätten, was hätten wir heute?!“, sagt der Senior. „Die englischen Vollblüter waren nicht unumstritten. In unserem Fall waren es Lucius xx, bestens gezogen, seine Nachkommen suchten ihren Meister, und Parenzo xx, der als Leihhengst des Landgestütes auf der Station Olfen-Vinnum stand, die unseren Stamm und vor allem die besonders erfolgreichen Zweige in die richtige Richtung gebracht haben.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Vivien Borgmann

    Denn die aus den Verbindungen mit den oben genannten xx-Hengsten gefallenen Halbblutstuten habe ich dann mit Leistungshengsten wie Romulus I sowie Argwohn und Damokles angepaart. Das hat gut gepasst und zur Beruhigung des Blutes geführt. Davon zehren wir teilweise heute noch.“ Der Betriebsleiter Stefan Borgmann betont an dieser Stelle ausdrücklich: „Aber Veredelung ist eine Daueraufgabe. Da muss man dran bleiben. Jedoch ist es ungemein schwierig geworden, passende Vatertiere zu finden.“ Der Zweig der Welfin brachte im Laufe der Jahre unter Hereinnahme der Hengste wie Weinberg und Polydor vermehrt Springpferde. Das bekannteste Produkt ist ohne Zweifel Pontifex, der seine Beschäler-Laufbahn als Staatshengst in Warendorf begann und dann auf die Privatstation der Familie Gripshöver nach Werne wechselte, wo er neue Impulse gab und vor allem selbst bis in die erste Riege der deutschen Springpferde aufstieg. Stephan Borgmann dazu: „Pontifex ist in gewisser Weise ein Aushängeschild für diesen Ausschnitt aus unserer Stutenfamilie geworden. Aber es gab noch andere Hengste wie etwa Caballero (2007 Weltmeister der jungen Springpferde in Lanaken) und der S-siegreiche Acolydor, der viele Jahre im bayerischen Schwaiganger deckte.“ Norbert Borgmann legt nach: „Was vielen nicht so bekannt ist: Er qualifizierte sich für das Bundeschampionat der Dressur- und Springpferde. Ein wahres Doppeltalent! Nicht das einzige in unserer Zucht.“

    Der Zweig der Die Laila

    Die Borgmanns haben pro Jahr etwa 25 Fohlen, die meist dreijährig verkauft werden.

    Der Zweig der Stute Die Laila vom Landbeschäler Dragoner (Duft I-Almjäger I), ein Zweig aus dem vor allem Dressurpferde hervorgingen, erfuhr eine Aufspaltung über ihre Enkeltöchter Domina (v. Damokles) und Abalina (v. Argwohn). Zu Dominas Enkeln gehören Dressurpferde, die international die Zuchtstätte der Borgmänner bekannt gemacht haben, wie Floriano (aus dem Premieren-Jahrgang des Stempelhengstes Florestan I), der mit dem US-Amerikaner Steffen Peters Mannschaftsbronze bei der Weltmeisterschaft 2006 gewann (Einzelwertung Platz vier), und Floriano Deux, der mit Nicole Glaser-Käppeler über 50.000 Euro verdiente. Mutter dieser Phalanx von Dressurcracks der Sonderklasse ist Wichita vom Allround-Vererber Weinberg, der Ausnahmepferde fürs Viereck und über den Stangen gleichermaßen machte. Abalina, die zweite Säule, zählt Sportpferde wie den Grand Prix-Dressurcrack Mein Märchenprinz (Dressur Grand Prix international), Reiterin Leonie Bramall, zu ihren Enkeln. Weitere Geschwister des gekörten Münchhausen-Sohns gehen ebenfalls in der S-Klasse, nämlich Farinelli (GP intern.) von Florestan I und Fürstenau (Prix St. Georges) von Fürst Piccolo.

    Estobar, Ehrendorf, Märchenprinz

    In Equitaris von Estobar NRW aus der Rubina setzen die Borgmanns große Hoffnungen.

    Stephan Borgmann, 38 Jahre, verheiratet mit Bianca, Vater von zwei Kindern, Vivien und Maurice, ist zu Recht stolz auf diese Familie der Fathme. „Das war sicher in den Anfangsjahren auch ein schweres Stück züchterischer Arbeit meiner Eltern, in die ich mich in den letzten zwanzig Jahren mit eingebracht habe. Aber wir haben auch immer geschaut, was die anderen gemacht haben. Da darf man als Züchter auch nicht zu stolz sein.“ Der Senior Norbert Borgmann schmunzelt, als unser Gespräch auf die zweite bedeutende Familie auf dem Züchterhof kommt: „Ja, die Vorstellung des ersten Jahrganges des Landbeschälers Florestan I auf dem Stuten-Schauplatz in Bad Sassendorf war schon etwas besonderes, tolle Fohlen, der Landstallmeister berechtigterweise stolz auf seinen Hengst, und wir mit einem sehr guten Hengstfohlen dazwischen, welches Siegerhengstfohlen wurde, dem späteren Floriano. Doch ich hatte auf der Schau schnell ein Stutfohlen im Visier, Züchterin war Sabine Herbrecht aus Baunatal. Der Stutenstamm war deutschlandweit bekannt, aus ihm sind Pferde wie Frühlingstraum I und II sowie das internationale Springpferd Minister (Reiter Norbert Koof) gekommen.

    Pontifex ist ein Aushängeschild aus der Stutenfamilie der Welfin.

    Ich besaß aus dieser Stutenfamilie der Addi von Abgott bereits Donata von Don Juan, eine Vollschwester zur Mutter des ausgestellten Stutfohlens. Dass dieses Stutfohlen auch noch Siegerstutfohlen wurde, machte die Kaufverhandlungen nicht einfacher. Aber am Ende war ich Besitzer!“ Brigitte Borgmann, die über Jahrzehnte bis heute die Stuten in den Abfohlboxen auf der Tenne des Original Münsterländer Bauernhofes betreut, gab dem zugekauft en Stütchen den Namen Florabelle. Dreijährig mit der Staatsprämie dekoriert, brachte sie in ihrer Zuchtlaufbahn elf Fohlen, häufigster Partner war der Furioso II-Enkel Ferragamo. Vor allem die außerordentlich typvolle und gangstarke Tochter Florence sorgte für Spitzenprodukte am laufenden Band. Eine ausgesprochene Passer-Paarung gelang mit Ehrentusch und Münchhausen; aus der Verbindung mit dem ganggewaltigen Ehrensold-Sohn stammen die gekörten Eichendorff (bis Grand Prix siegreich), Ehrendorf (geht erfolgreich in Grand Prix-Prüfungen) und Estobar NRW (Siege in schweren Dressuren und in der internationalen kleinen Tour). Von dem Sohn des Trakehners Hohenstein stammt der S-erfolgreiche Marquis Monet sowie der Sporthengst Moliere, der von der österreichischen Nationenpreis-Reiterin Victoria Max-Theurer in der Königsklasse, dem Grand Prix, geritten wird. Stefan Borgmann kommt noch auf ein Thema zu sprechen, das vielen Besuchern der westfälischen Körung 2006 in Erinnerung geblieben ist: „Als unser Hengst, der spätere Estobar, die Bahn betrat, wusste ich aus den Gesprächen im Vorfeld, dass es potente Interessenten gab. Dass am Ende der Hammer des Auktionators bei 535.000 Euro zuschlug, ist bestimmt außergewöhnlich und für lange Zeit einmalig gewesen. Aber verfolgt man den Weg dieses Hengstes, haben sich viele Erwartungen für uns, aber vor allem für die neuen Besitzer, erfüllt. Sportlich ist noch einiges zu erwarten, vor allem seit er bei Hubertus Schmidt steht. Nachdem nun die ersten Nachkommen im Sport funktionieren, ist die Nachfrage als Zuchthengst entsprechend. Vier seiner Söhne sind bereits gekört, einer davon ist unser Hengst Equitaris.“

    Hengststation und Hofauktion

    Die erste Hofauktion der Borgmanns 2012 verlief erfolgreich. Daher wird auch in Zukunft voraussichtlich jährlich eine Auktion stattfinden.

    Auf die Frage nach dem Verbleib dieses Hengstes antwortet der Betriebsleiter: „Ich glaube, mit diesem Hengst wird es unserer Familie gelingen, ein weiteres Standbein für unseren Betrieb aufzubauen, eine Besamungsstation. Equitaris wurde nicht umsonst Prämienhengst der Körung 2012, er ist ansprechend modelliert, bewegt sich elastisch und besitzt eine enorme Gelassenheit. Wenn er das alles weitergibt, müsste er Nachkommen produzieren, die von jedermann zu reiten sind. Wir setzen große Hoffnungen in ihn!“ Auch für die Vermarktung seiner auf dem Hof gezüchteten Nachkommen hat Stephan Borgmann, der selten ein Fohlen verkauft, neue Wege beschritten: „Wir haben pro Jahr rund 25 Fohlen, die dreijährig an den Mann beziehungsweise die Frau gebracht werden müssen. Bei dieser Menge kann ich nicht erwarten, dass dies der Zuchtverband für mich über seine Auktionen erledigt. Ich muss auch selber etwas dafür tun. Da kam mir im letzten Jahr die Idee mit der Hofauktion. Einzelverkäufe sind oft sehr zeitaufwendig, bei einer Auktion wird vieles konzentriert.

    Hofauktion bei Borgmanns.

    Schnell hatten wir eine Kollektion mit 40 Pferden, vor allem Nachwuchspferde, zusammengestellt; selbst drei Embryonen waren dabei. Die Auktion fand auf der Obstwiese bei uns auf dem Hof statt. Mit Volker Raulf hatten wir einen kompetenten Auktionator. Alles lief reibungslos, abgewickelt wurden die Pferde, als wären sie auf dem Hof verkauft worden, also Mehrwertsteuer inklusive. Wir werden die Hofauktion sicher wiederholen.“ Und Stephan Borgmann berichtet: „Wenn man das so hört, hat sich viel geändert auf unserem Zuchthof. Wir haben uns im Laufe der letzten Jahre auch gänzlich von der Mast landwirtschaftlicher Nutztiere getrennt und uns voll auf die Pferdezucht konzentriert. Nur so geht das. Man muss es hundertprozentig machen!“ „Aber vieles ist bei uns auch so geblieben: die Zucht von guten Pferden, die artgerechte Aufzucht, luftige Ställe, viel Weidegang, Jährlinge und zweijährige Stuten gehen den Sommer über auf die Marschweiden an der Unterelbe“, erzählt er weiter. „Die Ausbildungsschiene haben wir weiter ausgebaut, um jedes einzelne Pferd individuell zu fördern und am Ende qualitätvolle Pferde anzubieten. Angemessene Fütterung mit Getreidemix (60 Prozent Hafer, 30 Prozent Gerste, 8 Prozent Mais, 2 Prozent Sonnenblumenkerne und Mineralstoffe) und selbstgewonnenem Raufutter. Es ist natürlich viel Aufwand, bis das Fohlen aufsteht, hoffentlich säuft und den ersten Kot absetzt. Da ist die ganze Familie im Einsatz, sonst geht es nicht! Wir haben schon ein gutes Betriebskonzept. Das wissen auch unsere Kunden!“ Auf die Frage, ob er sich Gedanken mache um den Absatz seiner Pferde, antwortet Stephan Borgmann selbstbewusst: „Gute Pferde sind immer gut bezahlt worden, das ist auch heute so!“

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Franz-Josef Neuhaus, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • So Unique erzielt Höchstnoten

    So Unique erzielt Höchstnoten

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]In Münster-Handorf konnten Eva Möller und So Unique die Richter von sich überzeugen und gewannen eine Dressurpferdeprüfung der Klasse L mit einer sehr guten Beurteilung.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Quasi genetisch vorbedingt behauptet sich der Sezuan-Donnerhall-Sohn in der Klasse der fünfjährigen Dressurpferde. Das bewies der junge Fuchshengst aus dem Besitz von Helgstrand Dressage mit einer Gesamtnote von 9,0 in Münster-Handorf. Damit ließ So Unique seiner starken vierbeinigen Konkurrenz keine Chance. Gleich zwei Mal vergaben die Richter eine überzeugende 9,50 für Trab und Gesamteindruck.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Neben dem Sezuan-Sohn überzeugte noch ein weiterer Hoffnungsträger: Kein Geringerer als Fashion in Black von der Hengststation Holkenbrink. Eine 8,50 ergatterte der NRW-Körsieger und For Romance OLD-Nachkomme. Damit ging der dritte Platz an Johanna Klippert und Fashion in Black.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“213661″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“right“ onclick=“link_image“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Mehr über die erfolgsversprechenden Junghengste erfährst du unter:

    www.horse-gate.com/hengstverzeichnis

    Horse-Gate/KL[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Dressman I (Teil 1)

    Dressman I (Teil 1)

    Dressman I ist einer dieser „Typen“. Steht man neben ihm, wird man nicht nur als Ponyfan ehrfürchtig und merkt sofort, dass dieser Hengst etwas ganz Besonderes ist. Er mustert sein Gegenüber und tritt dann vornehm näher.

    Dressman I in jungen Jahren.

    Sein Alter von 25 Jahren merkt man Dressman kaum an: Ein paar einzelne graue Haare zieren seine Stirn, die man unter seinem wallenden Schopf gar nicht auf den ersten Blick sieht. Glasklare Beine, ein perfekt bemuskelter Körper und dazu sein unvergleichlicher Ponytyp, der moderner auch heute nicht gezüchtet wird. Mit Stolz präsentiert sich der Senior der Station A. T. Schurf jedem Besucher, mit ebenso viel Stolz wird er aber auch gehegt und gepflegt. Als im März 2013 die Hengststation Schurf zu einem Tag der offenen Tür einlud und Dressman bei der Begrüßung in der Mitte der Bahn stand, konnten die meisten Besucher nicht glauben, wen sie dort vor sich hatten. Aufgeregt und stolz tänzelnd zeigte er seine Begeisterung über so viel Besuch deutlich. Als er später am Tag unter dem Sattel präsentiert wurde, hatten viele der Anwesenden Gänsehaut. Im Sattel die zwölfjährige Mylene Straeten, die auf dem vergangenen Bundeschampionat Dressmans dreijährigen Stationskollegen Nightley auf den fünften Platz geritten hatte. Aus der Mitte der Bahn leise und ruhige Anleitung von der Person, die Dressman in und auswendig kennt, die mit ihm als junge Ponyreiterin unzählige Erfolge feierte und die ihn noch heute betreut und reitet – Desiree Schurf. Es war eine Freude, die Klasse dieses Ponys gezeigt zu bekommen. Dressman ließ keinen Zweifel daran, dass er auch heute noch mit 25 Jahren in jeder FEI-Prüfung ganz klar vorne mitspielen würde! Seine aktive Zeit im Sport liegt nun aber schon ein paar Jahre zurück. 2007 wurde Dressman offiziell aus dem Sport verabschiedet. Bis dahin hatte er Erfolge gesammelt, die in dieser Anhäufung noch heute ihresgleichen suchen.

    Dressman im Sport

    Dressman im März 2013 im Alter
    von 25 Jahren unter der 12jährigen
    Mylene Straeten.

    Für die meisten Vierbeiner ist es ein absoluter Höhepunkt in ihrem Leben, das Bundeschampionat einmal zu gewinnen. Dressman dagegen gewann das Bundeschampionat gleich viermal, und das sogar an vier verschiedenen Orten: 1991 wurde er Bundeschampion der dreijährigen Hengste in München unter Eva-Maria Tüpker, 1992 Bundeschampion der vierjährigen Hengste in Verden unter Bettina Hinnemann, 1993 Bundeschampion der fünfjährigen Dressurponys in Mannheim unter Verena Hepp und 1994 Bundeschampion der sechsjährigen Dressurponys unter Astrid Buer in Warendorf. 1994 schaffte er das schier unglaubliche „Triple“ und gewann in vier Wochen die Titel Deutscher Meister, Bundeschampion und Europameister – und das mit erst sechs Jahren. Weitere Europameisterschaftstitel kamen in den folgenden 10 Jahren dazu. Insgesamt gewann Dressman unter seinen Reiterinnen Astrid Buer, Desiree Schurf und Katharina Winkelhues neun Goldmedaillen bei verschiedenen Europameisterschaften, dazu kamen weitere Medaillen und Platzierungen. Ebenso erfolgreich war er im Laufe seiner Sportkarriere bei den Deutschen Meisterschaften. Er siegte fünfmal beim Preis der Besten und bei allen wichtigen nationalen und internationalen Dressurturnieren. Dressman hat alleine 120 Dressuren der Klasse L und FEI-Dressuren gewonnen, seine Lebensgewinnsumme beträgt 11.821 Euro. Zehn Jahre lang war er ununterbrochen Mitglied im deutschen Bundeskader.

    Dressman in der Zucht

    Dressman IV, einer der Vollbrüder,
    unter Jasna Offer in Dressuren der
    Klasse M erfolgreich! Die Vollbrüder
    wurden immer abwechselnd Fuchs
    und Schimmel.

    Nicht nur im Sport, sondern auch in der Zucht ist Dressman erfolgsverwöhnt. Als Siegerhengst seiner Körung 1991 stand er ebenso ganz vorne wie bei seiner Hengstleistungsprüfung 1992 in Münster-Handorf, wo er mit der Endnote 8,55 den 29 weiteren Teilnehmern keine Chance ließ. Dressman wurde 1988 als zweites Fohlen der Staatsprämienstute Nadin im Züchterstall Sondermann in Haltern geboren. Heinrich Sondermann hatte den Fuchshengst Domingo für seine Stute Nadin auserkoren. Domingo war ein Vertreter des schon damals hochgeschätzten Bönniger-Blutes in Westfalen und im Turniersport erfolgreich. Domingo war Reservesieger seiner Körung im Jahr 1984 und Siegerhengst bei seiner Anerkennung im Jahr 1985. 1988 gewann er Gold bei den Westfälischen Meisterschaften der Vielseitigkeitsponys. Dressman wusste schon als Fohlen zu gefallen und so wurde Heinz Rohmann aus Marl auf den attraktiven kleinen Fuchs aufmerksam und wurde sich mit Heinrich Sondermann handelseinig. „Ich werde immer wieder gefragt, warum ich denn gerade das Fohlen nicht behalten habe“, schmunzelt Heinrich Sondermann heute, „aber zu der Zeit war es bei uns noch nicht üblich, dass unsere Fohlen sofort aus dem Stall verkauft werden konnten. Also ließ ich Dressman ziehen!“ Dressmans Mutter war ja schließlich noch jung und konnte noch weitere Fohlen bekommen. Was sie auch tat: Nadin wurde Mutter von zwölf Hengst- und sieben Stutfohlen.

    Der Stamm der Suleika

    Eine von vielen Schärpen für Der feine
    Lord – Westfälischer Meister 2008
    unter Bianca Nowag.

    Die große züchterische Bedeutung von Dressmans Mutterlinie, heute als „Stamm der Suleika“ über die Grenzen der westfälischen Ponyzucht hinaus bekannt, sollte sich in den kommenden Jahren immer deutlicher zeigen. Dressmans Großmutter Suleika (v. Shalom Narwal II) brachte neben ihrer Staatsprämientochter Nadin fünf gekörte Söhne, darunter die Siegerhengste Dublin (v. Durello) und Traumfürst (v. Rosedale Tiberius), welcher 1990 ebenfalls den Titel des Bundeschampions gewonnen hat. Zehn ihrer Nachkommen waren im Turniersport erfolgreich, viele in Dressuren der Klasse L. Suleikas Töchter waren ebenso fruchtbar wie die Stammstute selber und so ist der Sondermannsche Stamm heute weitverbreitet und hat unzählige Ponys für den Dressur-, Spring- und Fahrsport gebracht. Nadin hat jedoch einen besonderen Stellenwert. Sie und ihre Tochter Domina (eine Vollschwester zu Dressman) brachten überragende Dressurponys. Nadins Nachkommen brachten es bis heute auf eine Lebensgewinnsumme von über 26.000 Euro. Gleich das erste Fohlen der Bundessiegerstute Nadin, der statiöse Schimmelhengst Silvertops Ass (v. Silvertops Ricco), wurde Siegerhengst, Bundeschampion und war im Sport siegreich in Dressuren der Klasse L. Die Langlebigkeit und Härte dieser Linie beweist auch Silvertops Ass: Im Alter von 29 Jahren erfreut er sich noch immer bester Gesundheit und ist stolzer Senior des Gestüts Förster in Lüdinghausen.

     

     

     

    Und noch ein weißer Halbbruder
    des Dressman: Dein Freund v. Dornik
    unter Francesca Heil, Preis der Besten
    2013.

    Heinrich Sondermann hat seine Nadin mehrfach mit Domingo angepaart. So gibt es zu Dressman insgesamt vier gekörte Vollbrüder. Dressman II war hocherfolgreich auf den Bundeschampionaten und wurde dreijährig Vizebundeschampion, vierjährig gewann er die Bronzemedaille, sechsjährig belegte der den achten Platz bei den Dressurponys und war im Anschluss siegreich bis zur FEI-Klasse. Dressman III war siegreich in Dressuren bis Klasse L und Springen Klasse A. Dressman IV ist aktuell erfolgreich in Dressurprüfungen der Klasse M und der letzte Vollbruder, Dressman V, steht nach wie vor im Besitz seines Züchters. Er war in Jungpferdeprüfungen platziert und konnte schon einige erfolgreiche Dressurponys zeugen. Nadins 2001 geborener Sohn des FS Don’t Worry wurde auf den Namen Doubtless getauft. Er wurde Prämienhengst seiner Körung, war Bundeschampion der sechsjährigen Dressurponys und gehört seit einigen Jahren als Bundeskadermitglied zu den erfolgreichsten Dressurponys Deutschlands. Im Jahr 2002 brachte Nadin aus der Anpaarung mit Dornik den späteren Siegerhengst Dein Freund. Er war erfolgreich auf dem Bundeschampionat und ist aktuelles Mitglied im Bundeskader, zahlreiche nationale und internationale FEI-Erfolge schmücken sein Erfolgskonto. Heinrich Sondermanns Vorliebe für Linienzucht ist bekannt, und da bleibt er sich gerne selbst treu. So paarte er seine Nadin zum Beispiel mit ihrem Sohn Dressman V an und erzielte wieder mal ein überragendes Pony. Der Hengst Dein Sunnyboy, geboren 2003, wurde als Prämienhengst gekört und ist aktuell erfolgreich in Dressuren der Klasse M. Dressmans Vollschwester Domina stand im Finale des Bundeschampionats in Mannheim. Ihr Dornik-Sohn Der Schlaue Fuchs war Bundeschampion und ist heute siegreich in Dressuren der Klasse S und schon in Prix St. Georg und Intermédiaire I hochplatziert. Alle weiteren Erfolgsponys aus diesem Stamm aufzuzählen, wäre ein eigenes Buch wert. Immer wieder gelang es den Stuten aus dem Suleika-Stamm, ihren Nachkommen eine überragende Arbeitseinstellung, hervorragende Bewegungen und auch ihren unvergleichlichen Ponytyp aufzustempeln. Sieht man ein filigranes, leichtfüßiges Dressurpony, meist in der Farbe Weiß und egal wo auf der Welt, kann man sicher sein, dass es ein Mitglied des Suleika-Stammes ist.

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Verena Prior, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Dressman I (Teil 2)

    Dressman I (Teil 2)

    Zurück zu Dressman

    Dance Star AT v. Dressman – Folklore.
    Siegerhengst, HLP-Sieger,
    Bundeschampion.

    Dressmans heutiger Besitzer Adolf-Theo Schurf hatte Dressman seit seiner Körung im Visier. Aber es sollte ein langer und mühseliger Weg werden, bis er „den oder keinen“ sein Eigen nennen durfte! Sein Besitzer Heinz Rohmann wusste seinen Champion zu schätzen und so blieben die Nachfragen von Schurf lange Zeit zwecklos. Als Dressmans Reiterin Astrid Buer, die Nichte von Heinz Rohmann, altersbedingt Abschied von ihrer Ponyzeit nehmen musste, schlug Schurfs Stunde. Nach einem stundenlangen Verhandlungsmarathon stand er schließlich als neuer Besitzer seiner Nummer eins fest! Fortan saß seine Tochter Desiree im Sattel und die Erfolgsgeschichte ging von Bedburg aus weiter. Auch hier blieb Dressman sich selber treu. Genie und Wahnsinn recht eng beieinander – so war er und so ist er. Dressman war immer für Überraschungen gut. Auch als mehrfachen FEI-Sieger konnte ihn so manche Blume am Rand des Vierecks in völlige Verzweiflung stürzen. Seinen Reiter dann natürlich gleich mit. Oder Anhängerfahren: kein Problem, aber bitte ohne Halft er. Das zog er sich immer aus, egal wie. Dressman bestimmt auch heute noch, wie lange er auf der Weide oder auf dem Paddock bleiben möchte. Da helfen keine Leckerlis oder sonstige Tricks – aber im Stall Schurf hat man sich schon lange daran gewöhnt und nimmt es seinem Superstar nicht übel. Superstars dürfen das. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Dressmans Söhne

    Dressmans Halbbruder: Bundeschampion Doubtless v. FS Don´t Worry
    unter Mali de Sainte Fare.

    Bis heute hat Dressman 33 gekörte Söhne gezeugt. Herausragend sind dabei sicher die Söhne aus der Anpaarung mit der Marsvogel xx-Tochter Madonna, die Hengste Don Joshi I und II, Debussy AT und Destino AT. Don Joshi I wurde Bundeschampion und Vizebundeschampion und wurde Kaderpony in England, 2007 gewann er EM-Bronze. Er brachte in der Zucht unter anderem die beiden Siegerhengste Depardieu AT und Don Davidoff, die Siegerstute Donna Dendera und den Bundeschampion Der Kleine Prints. Eine weitere Passerpaarung gibt es mit der Stute Gina v. Folklore. Sie brachte mit Dressman sieben gekörte Vollbrüder, von denen Dance Star AT und Der feine Lord AT absolut herausragend sind. Dance Star AT war viermaliger Medaillensieger auf den Bundeschampionaten, fünfjährig gewann er Gold. Er ist unter anderem Vater der gekörten Hengste Big Dresscode, Del Estero AT, Dreidimensional AT I und II und D-Day AT. Sein Sohn Dreidimensional AT wurde zweiter Reservesieger seiner Körung und 2012 Westfalenchampion, sein Sohn Del Estero AT vertrat seinen Vater auf dem Bundeschampionat 2012. Auf der Hauptkörung 2012 in Münster-Handorf wurde D-Day AT, aus einer Notre Beau-Tochter, Prämienhengst. Auch der Dance Star AT-Vollbruder Der feine Lord AT weiß, sich in Szene zu setzen. Er war viermal auf den Bundeschampionaten erfolgreicher Finalteilnehmer und brachte es bis heute auf über 100 Erfolge alleine in der FEI-Klasse. Er gewann Gold auf der Europameisterschaft und war beim Preis der Besten und der Deutschen Meisterschaft ganz vorne dabei. Er ist Vater der Bundeschampions Dutchmans Lord und Die kleine Liebe und des FEI-Ponys Die feine Chanel, die aktuelles Bundeskadermitglied ist. Neun seiner Söhne wurden bis heute gekört, er stellte mit Dream of Lord den Springsieger der Westfälischen Hauptkörung. Die Hälft e seiner 53 als Zuchtstuten eingetragenen Töchter wurde mit der Staatsprämie ausgezeichnet, er stellte mehrfach Siegerstuten. Ein weiterer Vollbruder aus der Anpaarung Dressman x Gina ist der westfälische Siegerhengst von 2003, D`Artagnon.

    Dressmans Töchter

    Andreas Kreuzer und Dundee, DJM 2003.

    Dressmans Töchter stehen ihren Brüdern in nichts nach. Über 20 Stuten wurden schon mit der Staatsprämie ausgezeichnet und Dressman stellte schon einige Siegerstuten, hier seien zum Beispiel Dancing Jamie aus einer Derby-Mutter als Siegerstute ihrer Elite-Schau in Münster-Handorf zu nennen oder Sophie aus einer Black Boy-Mutter, die die Elite-Schau in Weser-Ems gewann. Sophie darf inzwischen selbst als Linienbegründerin bezeichnet werden. Die 1999 geborene Braune wurde Siegerstute der Bezirksschau Emsland 2002 und der Elite-Stutenschau Weser-Ems 2002. Sie belegte den vierten Platz im Finale des Bundeschampionats. 2003 wurde ihre erste Tochter geboren, Symphonie WE (v. Halifax). Sie tat es ihrer Mutter gleich und wurde 2006 ebenfalls Siegerstute ihrer Eliteschau, zudem gewann sie die Silbermedaille auf dem Bundeschampionat.

     

    Eliteschau Münster 2012, Reservesiegerin Classic Symphonie v. Clooney AT
    aus einer Dressman-Mutter.

    Sophies Proud Ballack v. Black Dancer wurde gekört, eine Tochter v. Dreamcatcher wurde mit der Staatsprämie ausgezeichnet und SLP-Gewinnerin. Tochter Sophia v. Champus K wurde Reservesiegerstute. Die 2008 geborene Tochter Samba de Ricarda (v. Wengelos Ricardo) wurde ebenfalls Siegerstute in Weser-Ems und gewann das Championat der Elite-Stuten in Lienen 2011. Dressman ist unter anderem Muttervater der gekörten Hengste Di Resta AT, White Gold B, Zilhouettes Cashmaker, FS Coco Jambo, FS Cover Boy, Hot Cream, Humpfrey-Me, Top Der Da.

     

     

     

     

     

     

     

    Nachkommen im Sport

    Dressman I und seine Erben: Sein Sohn Dance
    Star AT und dessen Söhne Dreidimensional AT
    und D-Day AT (v. links).

    Aber nicht nur in der Zucht liefert Dressman Spitzenponys. Er hat bis heute 195 eingetragene Nachkommen im Turniersport, sie erreichten bislang eine Lebensgewinnsumme von über 142.000 Euro. Seine Nachkommen sind durchaus vielseitig und so gibt es neben überragenden Dressurponys einige hocherfolgreiche Springponys. Sein Sohn Dundee (Mutter v. Nalet ox) hat 60 Schleifen alleine in Springprüfungen der Klasse M gewonnen. Eines der Springponys in den Top Fünf von 2012 bundesweit ist der achtjährige Dressman-Sohn Dusty aus einer Mutter v. Desarbre Shoestring. Der gekörte Don Philino aus einer Luxor-Mutter wurde Bundeschampion der Fahrponys und ist heute in Australien beheimatet. Dream of Victoria (gekörter Hengst aus einer Volltreffer-Mutter) soll hier stellvertretend für die erfolgreichen Nachkommen des Dressman im Viereck stehen. Er war erfolgreich bis zur ganz schweren Klasse und konnte sich sogar in Prix St. Georg und Intermédiaire I gegen Großpferde erfolgreich behaupten. Auch auf dem Bundeschampionat traten Nachkommen von Dressman in die großen Hufspuren ihres Vaters: Gold gewannen 1997 Dressman-Son und Daphne, die später für England Silber auf der Europameisterschaft holte, und Don Joshi I 2002. Dressman steht seit Jahren in der Top Fünf der laut FN erfolgreichsten deutschen Vererber unter den Reitponys. Auch auf der Mutterseite tritt Dressman bei vielen Spitzensportlern in Erscheinung, zum Beispiel bei White Gold B (v. Golden Dancer). Er hat Silber auf der Europameisterschaft gewonnen und auf dem Bundeschampionat den dritten Platz belegt. Oder bei der Dornik-Tochter Dornika (FEI), der Pilgrim’s Red Tochter Grazia WE (FEI und Bronze auf dem Bundeschampionat) und dem Lateran-Sohn Lanier (FEI). 2013 sind wieder einige vielversprechende Fohlen von Dressman geboren worden, die sein Blut weiterverbreiten werden. Mit 25 Jahren ist dieser Ausnahmehengst immer noch begehrt und erfreut sich bei vielen Züchtern großer Beliebtheit. Er darf als Musterbeispiel für die Komponenten gelten, die ein modernes Reitpony und einen Vererberstar ausmachen: Geist, Langlebigkeit, überragende Bewegungen, perfektes Exterieur, hohe Rittigkeitswerte, noble Typausprägung, Eigenerfolge und erfolgreiche Nachkommen auf der ganzen Welt.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Verena Prior, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • 4×4 DSP-Online-Fohlenauktionen

    4×4 DSP-Online-Fohlenauktionen

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    Quaterback-Sohn für 43.500 Euro nach Luxemburg

    Vier Tage, täglich um 20 Uhr vier Fohlen in der Online-Auktion, das war das Programm vom 9. bis 12. Juni 2020 der Süddeutschen Pferdezuchtverbände Vermarktungs GmbH – und es hat gefruchtet. Die teuerste Offerte der 16
    angebotenen Fohlen war ein Sohn des DSP-Elitehengstes Quaterback aus einer Mutter von Donnerhall. Der Fuchshengst begeisterte zahlreiche Bieter aus Deutschland, Österreich und Luxemburg, die um den Strahlemann kämpften. Letztlich hatte der Dressurstall Windhof, welcher 2020 bei den DSP Hengsttagen bereits mit dem ehemaligen Elite-Auktionsfohlen Finley den Körsieger stellte, den längsten Atem. Somit sicherte sich der Dressurstall Windhof den bewegungsopulenten Quaterback-Sohn aus der Zucht von Valerie Huck aus München.

    Teurstes Springfohlen Forever ET

    Eine exquisite Offerte war das teuerste Springfohlen: Das Stutfohlen Forever ET. Züchter Paul Scheuerer aus Adlkofen hatte seine Stute von Chacco Blue aus dem direkten Mutterstamm von Hugo Simons legendären ET mit
    For Pleasure besamen lassen und heraus kam Forever ET. Bieter aus den USA, der Schweiz, Deutschland, Niederlande boten auf dieses genetische Highlight. Letztlich fiel der virtuelle Hammer bei 28.000 Euro zugunsten der USA.

    Fazit über die 4×4 DSP-Online-Fohlenauktion

    Erfreulich groß war der Zustrom an weltweiten Kunden auf der Internetplattform Horse24.com. Ein weiteres Fohlen wechselte nach Luxembourg sowie je eines nach Polen und Ungarn. Für die 16 Fohlen konnte ein Durchschnitt von 12.125 Euro erzielt werden. „Das ist ein Spitzenergebnis untermauert mit einer sehr guten Verkaufsquote. Die Kollektion war sehr gut und wir konnten sowohl Sportreiter als auch zahlreiche Hengstaufzüchter bedienen,“ freut sich Vermarktungsleiter Fritz Fleischmann.

    Noch zwei weitere Online-Auktionen, am 7. Juli mit 20 Dressurfohlen und am 14. Juli mit 18 Springfohlen stehen auf dem Auktionsprogramm. Geplant ist dann umzusteigen und die Elite-Fohlenauktion der Springfohlen am 24.
    Juli und die der Dressurfohlen am 25. Juli 2020 wieder live in Form von Hybridauktionen auf Hofgut Kranichstein in Darmstadt eingebunden in die DSP-Championate stattfinden zu lassen.

    Aktuelle Informationen: www.deutschessportpferd.de

    Mehr über den Elite-Vererber Quaterback unter: www.horse-gate.com/quaterback/[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_single_image image=“213573″ img_size=“large“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“link_image“][/vc_column][/vc_row]

  • Investition in die Zukunft

    Investition in die Zukunft

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    Verdener Auktion Online – Springfohlen

    Verden. Mit dem Durchschnittspreis von 7.337 Euro schloss die Verdener Online Auktion der 23 Springfohlen ab. Netflix sprang der Konkurrenz davon und war bestbezahlte Zukunftshoffnung. Das Bid Up für den Nartago/Kannan-Sohn endete bei 26.000 Euro.

    Seit vergangenem Mittwoch konnten Gebote abgegeben werden. Schon da zeichnete sich ab, dass der bunte Dunkelfuchs Netflix (Z.: Dirk von der Lieth, Elmlohe, Ausst.: Henning von der Lieth, Elmlohe) großes Interesse hervorrief. 17 Interessenten gaben ihr Gebot ab. Als die Uhr heruntergelaufen war, wurde das Hengstfohlen für 26.000 Euro nach Polen versteigert. Den zweithöchsten Preis erzielte Finita v. For Treasure VDL/Cornet Obolensky (Z. u. Ausst.: Kai Baumgartner, Kamern), die sich ein spanischer Stammkunde für 18.500 Euro sicherte.

    „Das Auktionsergebnis konnte nicht ganz an die Ergebnisse der beiden vorherigen Online Auktionen anschließen“, sagte Geschäftsführer Wilken Treu. Nach der Auktion ist vor der Auktion – in drei Wochen wartet in der vierten Verdener Auktion Online vom 1. bis 4. Juli eine weitere Kollektion hochinteressanter Dressurfohlen auf neue Besitzer.
    Drei Tage später beziehen 48 Dressur- und 17 Springpferde ihre Boxen in der
    Ausbildungs- und Absatzzentrale. Sie können nach Absprache mit den Kundenberatern jederzeit probegeritten werden. Sorgsam ausgewählt und vorbereitet präsentiert der Hannoveraner Verband die Kollektion der Verdener Auktion am 18. Juli.

    Weitere Informationen: www.verdener-auktion-online.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Prominentes Blut im Starterfeld der S*

    Prominentes Blut im Starterfeld der S*

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Gestern standen zwei Prüfungen auf dem Programm des Dressurturniers in Essen-Herbergen, eine S* und ein Kurz-Grand Prix. Vor allem das Starterfeld in der S* wurde besetzt durch prominentes Blut.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Die erste Abteilung sicherte sich die ehemalige Deutsche Bank Reitsport-Akademistin Charlott-Maria Schürmann auf Burlington II. Hierbei handelt es sich um den neunjährigen Vollbruder zu Schürmanns langjährigem Erfolgspferd Burlington FRH. Letzterer ist mittlerweile auf der Station Böckmann im Deckeinsatz. Burlington II, „kleiner“ Bruder von Burlington FRH und ein Sohn des Breitling W, erzielte 71, 627 Prozent in der S*. Damit ergatterte er die beste Bewertung aller Teilnehmer.

    Bereits Anfang März startete der Breitling W-Sohn in mehreren S-Dressuren. In Vechta sicherte sich Burlington II einmal den ersten und einmal den zweiten Platz. Daraufhin folgte sein bis gestern letzter S-Start in Hagen. Dort wurde er Vierter im Prix St. Georges Special.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Neben Burlington II räumte ein weiterer Hengst ordentlich ab und sicherte sich den Rang zwei der ersten Abteilung. Ebenfalls bei diesem Youngster findet sich prominentes Blut im Pedigree. Hierbei handelt es sich um den For Romance-Sohn For Final, den Therese Nilshagen für das Dressurpferde Leistungszentrum Lodbergen vorstellte. Bereits vierjährig gewann For Final Silber beim Bundeschampionat. Nun debütierte er in der schweren Klasse und erzielte 71,349 Prozent. Demzufolge ging die silberne Schleife an den erst siebenjährigen For Romance-Sohn.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“213399″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“right“ onclick=“link_image“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Mehr über die Siegerhengste und die Vererbergrößen findest du unter:

    www.horse-gate.com/hengstverzeichnis

    Horse-Gate/KL[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 1)

    Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 1)

    Sein Vater Rittersporn xx, geboren in Belgien, war ein erfolgreiches Hindernispferd mit französischen Wurzeln, die in Polen geborene Mutter Jordi eine Tochter des Araberhengstes Shagya X-3, gezogen im ehemals österreichischem Gestüt Radautz. Rückwirkend betrachtet war Ramzes schon vor seinem Enkel Ramiro ein „europäischer“ Hengst.

    1945 – Kriegsende. Die russische Armee rückt in das von Deutschland besetzte Polen vor, in aller Eile werden einige Gestüte gen Westen verlegt – auch die Pferde des Gestüts Janow Podlaski. Darunter ein Schimmelhengst mit klangvollem Namen: Ramzes von Rittersporn xx a. d. Jordi v. Shagya X- Bakszysz ox (Z.: Gräfin Marie Plater-Zyrberk), in Janow Podlaski unter anderem als Jagd- und Kutschpferd eingesetzt. Es war Zufall und glückliche Fügung zugleich, dass Ramzes in Deutschland blieb. Auf Turnieren der Alliierten von dem polnischen Oberleutnant Bielecki geritten, erwarb dieser ihn kurz vor seiner Auswanderung in die USA vom polnischen Staat und verkaufte ihn an Clemens Freiherr von Nagel. Das Gestüt Vornholz wurde seine neue Heimat. Unter Hans-Heinrich Brinkmann verbuchte Ramzes Springerfolge bis zur Klasse M, bevor seine Sportkarriere abrupt endete. Im Training brach sich der Schimmel die rechte Vorderfessel, eine Verletzung, die in jener Zeit nahezu einem Todesurteil gleich kam. Wochenlang hing er an Deckengurten in seiner Box, damit das Bein entlastet wurde. Und er überlebte! Von der westfälischen Zuchtleitung handelte sich von Nagel mit seinem Schimmel eine Abfuhr ein – eingestuft in Zuchtwertklasse IV blieb sein Einsatz zunächst auf die Stuten des Freiherrn beschränkt. Ironie der Geschichte: Sein Enkel Ramiro, immerhin Reservesieger der Holsteiner Körung 1967, erhielt in Westfalen die ZWK III. Jahre später avancierte er zu einem der einflussreichsten Hengste der europäischen Reitpferdezucht.

    Radetzky gibt den Ton an – Westfälischer Auftakt

    „Romadour II (von Romulus I) war
    1976 unangefochtener DLG-Sieger
    und avancierte zum Stempelhengst
    der nordrhein-westfälischen Zucht.

    Gleich aus dem ersten Jahrgang landete Ramzes mit Radetzky (geb. 1951, a. d. Malta v. Oxyd-Meleager) einen Volltreff r. Aus von Nagelscher Zucht revolutionierte der Schimmel mit „Outcross“-Pedigree die westfälische Zucht geradezu und brillierte später auf den Hengstparaden des Landgestüts Warendorf unter Sattelmeister Franz Kukuk in Grand Prix-Lektionen. Vor über 20 Jahren schrieb Werner Schockemöhle über Radetzky: „Ohne diesen Hengst, ohne seine Nachfahren, ist das heutige westfälische Reitpferd nicht denkbar“. Bilder der Hengste Ramzes und Radetzky finden Sie beim Artikel über Clemens von Nagel auf Seite 483. Vollbruder Mariano gewann mit Josef Neckermann Gold- und Silbermedaillen auf Europa- und Weltmeisterschaften wie auf Olympischen Spielen und zählte zu den erfolgreichsten Dressurpferden seiner Ära. Ein weiterer Vollbruder, Raban, ging als Deckhengst nach Südafrika. Nahezu zeitgleich mit Mariano verbuchte Remus mit Harry Boldt internationale Dressurerfolge, darunter Gold mit der Mannschaft und Silber in der Einzelwertung auf den Olympischen Spielen in Tokio (1964), Gold und Silber auf Welt- und Europameisterschaften. Auf den Olympischen Spielen in München (1972) gewann Fritz Ligges mit dem Ramzes-Sohn Robin Gold in der Mannschaftswertung und war bester Deutscher in der Einzelwertung. Wegen eines irreparablen Beinbruchs musste Robin ein Jahr später eingeschläfert werden. Bedeutende Hengste ihrer Ära waren in Westfalen die Ramzes-Söhne Roderich (geb. 1964, a. d. Nachtrose v. Fangball-Loretto), über Jahrzehnte Pascha der Station Korte in Lengerich, und Raubritter (geb. 1964, a. d. Dixi v. Dompfaff -Heliost), beides Schimmel. Die Sprösslinge des Roderich, darunter gekörte Söhne, glänzten in schweren Springen. In der Trakehnerzucht profi lierte sich der Ramzes-Sohn Condus (geb. 1964, a. d. Constanze v. Humboldt), dem das Prädikat Spitzenvererber zukommt. Der Vater fünf gekörter Söhne und bis Grand Prix siegreicher Pferde, darunter zwei Olympiapferde, wurde zunächst nach Kanada, später in die USA verkauft . In Ungarn deckte der Holsteiner Ramzes-Sohn Ramzes jun. (geb. 1961, a. d. Brenta v. Meisterläufer II- Nenndorf), Lieferant guter Springpferde und zuchtbewährter Söhne.

    Remus I, Romulus I, Romadour II – Das Dreigestirn

    Renoir I (v. Romadour II), DLGSieger wie sein Vater, hinterließ
    eine beträchtliche Zahl sportiver
    Nachkommen.

    Das züchterische Vermächtnis des Radetzky basiert auf hochdekorierten Töchtern, darunter DLG-Siegerinnen, und erfolgreichen Sportpferden. Erinnert sei an Rasputin mit Hendrik Snoek, und über 20 gekörte Söhne, unter denen Remus I (geb. 1958, a. d. Fidelia v. Friedländer-Fesch) für die größte Verbreitung sorgte. Aber auch Remus II hinterließ eine beträchtliche Armada guter Spring- und Dressurpferde, hochbonitierte Mutterstuten und gekörte Söhne. Schon frühzeitig sicherte sich das Landgestüt Dillenburg mit Ratsherr (geb. 1960, a. d. Flora v. Fechtmeister-Journal) und Raphael (geb. 1965, a. d. Scholle v. Schwall) zwei Söhne. Insbesondere Ratsherr lieferte bedeutende Mutterstuten für die hessische Zucht. In Warendorfer Diensten standen Rendant (geb. 1963, a. d. Adelheid v. Abenteurer-Allerhof IV), Rasputin (geb. 1964, a. d. Sirikit v. Sinus xx-Abendtrunk) und Realist (geb. 1965, a. d. Gundi v. Grünspecht-Federfuchser). Während sich Rasputin durch vielseitig veranlagte Pferde mit dem Schwerpunkt Springsport einen Namen machte, gehörte Realist (DLG-Siegerhengst 1970) in die Kategorie Stutenmacher, ausgewiesen durch über 150 eingetragene Töchter, darunter mehrere DLG-Stuten. Ein halbes Dutzend gekörter Söhne gingen auf sein Konto, allesamt in Privatbesitz, mit allerdings überschaubarem Einfluss. In der schwedischen Reitpferdezucht etablierte sich der westfälisch gebrannte, holsteinisch gezogene Excellenz (geb. 1968, a. d. Lolita v. Lichtbote-Mahdi I) als Lieferant bedeutender Mutterstuten. Zurück zu Remus I, der mit einer respektablen Hengstarmada aufwarten konnte, darunter die Warendorfer Landbeschäler Remember (geb. 1972, a. d. Fairy v. Freitag-Schwarzseher), Regress (geb. 1972, a. d. Freia v. Flügel-Forschergeist), Reinicke (geb. 1976, a. d. Wolgaamsel v. Wulf-Juragold), Referent (geb. 1977, a. d. Delia v. Dilettant-Sioux) und der Privathengst Rembrandt (geb. 1977, a. d. Danina v. Dorado II-Abschaum). Reinicke avancierte 1978 zum Siegerhengst Westfalens, ein Vererbungssieger war er nicht. Regress, I c-Hengst der DLG-Ausstellung 1976, proklamierte die Körkommission 1974 zum westfälischen Champion. Als Spitzenvererber entpuppte sich Renaldo (geb. 1968, a. d. Lottchen v. Lohengrin-Schwärmer), Westfalens Botschaft er der DLG-Ausstellung 1974, Vater bester Mutterstuten, bewährter Turnierpferde und sieben gekörter Söhne, darunter der Siegerhengst (1976) Ricardo, der erfolgreiche Dressur- und Springpferde gleich in Serie lieferte.

    Doch es war Romulus I (geb. 1961, a. d. Fabriana v. Fabriano-Markulf) vorbehalten, einem Probesprung des erst zweijährigen Remus I entstammend, das R-Blut auf eine breite Basis zu stellen. 1963 ging er als Siegerhengst auf die Ehrenrunde und lieferte mit Romadour II (geb. 1969, a. d. Gunda v. Grünfink-Dorn) sein Meisterstück. Ob der jüngere Vollbruder Romadour I ein Sohn des Duft III war, ist bis heute nicht geklärt. Fakt ist, dass sich Gert Wildfang mit Roman von Romadour I 1978 den Weltmeistertitel in Aachen holte, Silber mit der Mannschaft auf den Europameisterschaften 1982 und 1979 das Deutsche Springderby gewann. Auch Romulus II (Reservesieger der Körung 1962) hinterließ zuchtbewährte Töchter, darunter die Mutter zu Fire, 1982 mit Norbert Koof Weltmeister der Springreiter.

    A star is born: Romadour II

    Das Aushängeschild von Romadour
    II im Sport war Rembrandt, der
    mit Nicole Uphoff vier Olympische
    Goldmedaillen gewonnen hat.

    DLG-Ausstellung 1976 in München, das Stelldichein der besten Hengste Deutschlands, darunter der Warendorfer Romadour II, der vorneweg marschiert und unangefochtener Sieger wird. Auf der Körung eher unauffällig, absolvierte er eine bravouröse Leistungsprüfung. Fortan gab es keine Körungen, Stutenschauen und Reitpferdeprüfungen in NRW mehr, auf denen Romadour II nicht vorne mitmischte. Romadour II bezog alljährlich die im Rheinland gelegene Station Heidhausen, wo er 1983 viel zu früh einging. Sein Aushängeschild im Sport war Rembrandt, mit dem Nicole Uphoff neben vier Olympischen Goldmedaillen Welt- und Europameisterschaften gewann. Besonders die rheinischen Züchter profitierten nachhaltig von Romadour II, dessen Töchter auf Landesschauen beständig vorneweg marschierten. Auch seine Söhne vermochten sich zu profilieren, darunter Rheinblick, Rheingold, Rheinprinz und die Vollbrüder Rheinländer und Romanow. Die Nachkommen des Rheingold (geb. 1974, a. d. Piroschka v. Abendregen/T.-Fabriano), Rheinischer Körsieger 1976, glänzten in allen Disziplinen, seine Tochter Rheinfee, Siegerstute 1983, lieferte den Stempelhengst Ehrentusch, einer der bedeutendsten Vererber der NRW-Zucht. Eine weitere Tochter des Rheingold wurde 1982 Siegerstute: Raute. Ihr Sohn Florestan I, Rheinischer Körsieger 1988, avancierte zum Starbeschäler des Landgestüts Warendorf. Als lebensgroße Bronze begrüßt er seit 2004 die Besucher des Schlosses Wickrath, Schaltzentrale der rheinischen Zucht. Rolls Royce (geb. 1986, a. d. Diana v. Damokles-Adlerorden) von Rheingold, Reservesieger der westfälischen Körung 1988 und ein Jahr später HLP-Sieger, war als Sportler ein Phänomen. In den USA gewann er Große Preise unter Michael Matz, später verbuchte er Erfolge in Dressurprüfungen bis Intermédiaire II. Sein züchterischer Einfluss blieb infolge häufiger Standortwechsel überschaubar, trotzdem waren seine Sprösslinge erfolgreich in Spring- und Dressurprüfungen auf nationalem Niveau bis zur Klasse S. Auch Rheinblick (geb. 1982, a. d. Ursulinerin v. Urioso-Manometer xx), Vater der Hengste Rheingau und Rheingraf, nahm über seine Töchter großen Einfluss auf die NRW-Zucht. Rheingau war ein hervorragendes Dressurpferd in Warendorfer Diensten. Besondere Erwähnung verdienen die Vollbrüder Romanow (geb. 1976), Rheinischer Siegerhengst 1978, und Rheinländer (geb. 1983, a. d. Fanfare v. Cyrus-Sporn/T.), die mit sportiven Nachkommen und hochdekorierten Töchtern aufwarteten. Wie bei vielen anderen Kindern des Romadour II bewährte sich auch bei Rheinprinz (geb. 1980, a. d. Maigret v. Abendregen/T.-Absalon/T.) die Kombination mit Trakehner Genen. Nur wenige Jahre in Diensten des Landgestüts Warendorf, hinterließ er talentierte Sportpferde. Den westfälischen Brand trugen die Privatbeschäler Renoir I (geb. 1981, a. d. Goldie v. Goldlack I-Abendregen/T.) und der ein Jahr ältere, später nach Dänemark ausgewanderte Renoir II. Auf der Körung 1983 musste Renoir I, der beachtliche Turniererfolge verbuchte und 1989 DLG-Sieger war, Fernblick (v. Frühlingsball) den Vortritt lassen, als Vererber hat er ihn deutlich übertroffen. Seine Nachkommen glänzten auf Bundeschampionaten in der Dressur und im Parcours, seine Töchter wurden vielfach prämiert. In der Rückschau verdient Renoir I das Prädikat Spitzenvererber. Umso bedauerlicher, dass es keinem seiner Söhne gelungen ist, in seine Fußstapfen zu treten. Ein weiterer Sohn des Romadour II war Rapallo (geb. 1983, a. d. Laika v. L und I-Firnschnee), Vater über 100 eingetragener Töchter und vielseitiger Sportpferde. Die Söhne des Romadour II haben Zucht- und Sportgeschichte geschrieben, lediglich einem aber gelang es, das R-Blut auf eine Basis zu stellen, die bis heute Bestand hat: Rosenkavalier.

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Pferdezuchtverband unter neuer Zuchtleitung

    Pferdezuchtverband unter neuer Zuchtleitung

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Der Vorstand des Pferdezuchtverbandes Rheinland-Pfalz-Saar e.V. hat, nach dem der Befähigungsnachweis vom Landesministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau in Mainz zur Zuchtleitertätigkeit nach dem Tierzuchtgesetz anerkannt und bestätigt wurde, Frau Gita Zühlsdorf aus Mülheim am Main, zur Zuchtleiterin berufen und bestellt.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Damit tritt Frau Zühlsdorf ohne zeitliche Unterbrechung, die Nachfolge von Herrn Hans-Willy Kusserow an, der als Angestellter der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz weiterhin den Pferdezüchterinnen und Pferdezüchter aus dem Lande als Beauftragter für das Ressort Pferd zur Seite steht.

    Mit Frau Gita Zühlsdorf konnte eine engagierte und züchterisch sehr erfolgreiche Fachfrau rund ums Pferd für diese Aufgabe gewonnen werden. Als Beamte im hessischen Staatsdienst ist sie bis zu ihrer Pensionierung am 31.Juli 2020, mit der Ausbildung der Pferdewirte betraut. Sie war in der Vergangenheit als Hengsthalterin und in der Pferdezucht aktiv und verfügt über umfangreiches Wissen rund ums Pferd. Ihr besonderes Interesse gilt dem Edelblutpferd mit dem Augenmerk auf die vielseitige Verwendung in allen Sparten des Reitsports. Ihr eigenes züchterisches Aushängeschild ist „Shamwari“ von Star Regent xx aus der Donnice von der Clou, der 2012 in der olympischen Vielseitigkeit unter Ludwig Svennerstal für Schweden am Start war und in der Mannschaftswertung den 4. Platz belegte. Später ging er unter Boyd Martin in mehreren 5* Prüfungen an den Start und belegte vordere Plätze u.a. in Aachen und Luhmühlen. Weitere Pferde aus ihrer Zucht waren ebenfalls internationaler Ebene erfolgreich.

    Frau Zühlsdorf war in der vergangenen bzw. aktuellen Wahlperiode Delegierte im PRPS. Daher sind ihr die Grundzüge der Verbandsstruktur vertraut. In der laufenden Zuchtsaison wird sich Frau Zühlsdorf auch der weiteren Züchterschaft bekannt machen. Eine vertrauensvolle Zusammenarbeit ist die Basis für die gemeinsame Bewältigung der anstehenden Aufgaben.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 2)

    Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 2)

    Rosenkavalier – nicht nur Vater des Rubinstein I

    Mehr als 60 Söhne und mehr als 100
    Staatsprämienstuten gehören zum
    Vermächtnis des „Jahrhunderthengstes“ Rubinstein I.

    Als Rosenkavalier (geb. 1980, a. d. Diva v. DilettantAxtfeld) 1982 auf der westfälischen Körung antrabte, hieß der Siegerhengst Federball (v. Frühlingsball), während Rosenkavalier mit der I c-Prämie vorlieb nehmen musste. Ein Jahr später überlegener Sieger der Leistungsprüfung, fiel sein erster Fohlenjahrgang überragend aus. Pro Jahr beglückte er bis zu 130 Stuten im Natursprung. Mit über 300 registrierten Töchtern, darunter nahezu 50 Staatsprämienstuten, und über 20 gekörten Söhnen avancierte er zu einem Stempelhengst Westfalens mit Einfluss auf nahezu alle deutschen Reitpferdezuchten. Natürlich hatten nicht alle Söhne das Format eines Rubinstein I, der seinen Züchter Herbert de Baey bekannt, ja berühmt machte. Romancier (geb. 1989, a. d. Finale v. Feuerschein-Renaldo), auch für die schwedische und dänische Zucht zugelassen, gehörte zu seinen bedeutendsten Söhnen und hinterließ neben hochdekorierten Stuten, darunter einige Hengstmütter, eine beachtliche Zahl sehr guter Dressurpferde. Rythmic Dancer (geb. 1989, a. d. Annemon v. Angriff -Donar), zunächst erfolgreich in Springpferdeprüfungen, später im Dressursport der Klasse S, hat sich beachtlich vererbt und wurde in Österreich zum Siegerhengst proklamiert. Auch zwei westfälische Siegerhengste gehen auf das Konto des Rosenkavalier: 2002 stand Rosencharmeur (geb. 2000, a. d. Melka v. Mon Cheri-Renaldo) an der Spitze seines Jahrgangs, 1995 war es der Rheinländer Rosendahl (geb. 1993, a. d. Guana v. Gratianus-Bonjour SF), der mit der Siegerschärpe auf die Ehrenrunde ging. Rosencharmeur verbuchte Erfolge in Basisprüfungen, wurde jedoch wie sein Halbbruder von den Züchtern nur wenig benutzt.

    Ramiro’s Son II (v. Ramiro) verbuchte
    Springerfolge bis zur Klasse S und ist
    bis heute im Deckeinsatz.

    Mit Hengsten wie Rheinberg (geb. 1999, a. d. Puppe v. Pit I), Rosenduft (geb. 1984, a. d. Raspe v. Rasputin), Rosenloh (geb. 1998, a. d. Fantastika v. Forrest xx), Rosenquarz (geb. 1995, a. d. Alexa v. Apart), Rosenspross (geb. 1996, a. d. Maigold v. Mackensen/T.), Rosenfürst (geb. 1997, a. d. Wonderfull One v. Weinberg) und weiteren Söhnen versuchte man in NRW, die R-Linie über Rosenkavalier zu konservieren, was nur im Ansatz gelungen ist. Auch Royal Angelo I (geb. 1986), Vater dressurerfolgreicher Nachkommen bis Klasse S, und Royal Angelo II (geb. 1990, a. d. Adone v. Angelo xx) aus dem berühmten Stamm des Herbert de Baey hatten nicht das Format, diese Linie langfristig zu etablieren. Das änderte sich schlagartig, als auf der Oldenburger Nachkörung im Herbst 1988 ein noch etwas unfertiger Rappe mit westfälischem Brand erschien, den Hengsthalterin Gudula Vorwerk auf den Namen Rubinstein taufte. Über ihn und seine Söhne kehrte das R-Blut nach NRW zurück, von Cappeln aus eroberte er die Welt.

    Rubinstein I – aus berühmtem Stamm

    Die Grundstein II-Tochter Rumirell
    lieferte mit Rohdiamant fünf gekörte
    Söhne, die in Zucht und Sport für
    Gesprächsstoff sorgten, darunter
    Rubin Royal.

    Rubinstein I (geb. 1986, a. d. Antine v. Angelo xxDonar) absolvierte mit erstklassigen Noten seine Leistungsprüfung, siegte im Optimum vor dem Münsterschen Schloss, war Siegerhengst um die Hauptprämie in Oldenburg und Vizebundeschampion, verbuchte unter Martina Hannöver zahlreiche Grand Prix-Erfolge und stand 1996 im deutschen Olympiakader. Einem Paukenschlag glich sein erster Fohlenjahrgang: 16 Fohlen wurden als sogenannte „Hengstanwärter“ ausgezeichnet. 1992 trabten seine ersten Körkandidaten in Oldenburg an, zum Siegerhengst wurde Rohdiamant (geb. 1990, a. d. Elektia v. Inschallah AA-Chronist) proklamiert. In Mannheim gewann er das Bundeschampionat, ab dann ging es auf der Karriereleiter stetig aufwärts – bis hin zu Grand Prix-Erfolgen unter Lisa Wilcox. Vollbruder Royal Diamond (geb. 1994) stand ihm in nichts nach und verbuchte ebenfalls Grand Prix-Siege. Ihre Söhne, darunter Siegerhengste und Leistungsprüfungssieger, decken in allen deutschen Zuchtgebieten und im Ausland. Ein Aushängeschild des Rohdiamant ist Real Diamond (geb. 2001, a. d. Wallery v. Weltmeyer), der in der aktuellen Zuchtwertschätzung eine Spitzenposition einnimmt. Fünf gekörte Söhne, die in Zucht und Sport für Gesprächsstoff sorgten, lieferte Rohdiamant in Anpaarung mit der Grundstein II-Tochter Rumirell: Romanov, Rockefeller, Rubin Royal, Rumicello und Rubino Vincento. Der Fuchshengst Relevant (geb. 1991, a. d. Havanna v. Goldlöwe-Venator xx) siegte siebenjährig im Nürnberger Burg-Pokal, gewann Silber mit der Mannschaft auf der Weltmeisterschaft in Jerez mit Lisa Wilcox und gehörte auf den Olympischen Spielen 2004 zum amerikanischen Bronzeteam. Nach der Proklamation zum Reservesieger seines Körjahrgangs wanderte der S-Dressur-erfolgreiche Vollbruder Revan (geb. 1999), 2004 Hauptprämiensieger zu Oldenburg, nach Großbritannien aus. Über 60 Söhne gehören zum Vermächtnis des Rubinstein I, von Reitmeister Johann Hinnemann als „Jahrhunderthengst“ tituliert. Über den Celler Landbeschäler Rotspon (geb. 1995, a. d. Antalia v. Argentan I-Pik Bube I) gelangte das R-Blut, nunmehr über die „Dressurschiene“, nach Hannover. Mit gekörten Söhnen, darunter der Leistungsprüfungssieger Rascalino (geb. 2001, a. d. Velvet v. Velten Third), Staatsprämienstuten in Serie und teuren Auktionspferden hat er sich als Spitzenvererber etabliert. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Rohdiamant, Oldenburger Körsieger
    1992, war Grand Prix-Sieger mit
    herausragender Vererbung.

    Auch Rosentau (geb. 1994, a. d. Nevada v. Noble Roi xx), Regazzoni (geb. 1991, a. d. Wakonda v. Werther), Rosario (geb. 1999, a. d. Elfenlicht v. Castro) und Ronaldo (geb. 1995, a. d. Carella v. Ramino) haben sich überdurchschnittlich vererbt und müssen als Ausnahmevererber eingestuft werden. Der Rappe Ronaldo war 1997 Oldenburger Körungssieger und avancierte in den Niederlanden zu einem begehrten Beschäler, während der Regazzoni-Sohn Riccione (geb. 1996, a. d. Arosa v. Arogno/T.), Warendorfer Landbeschäler, mit 21 gekörten Söhnen, die für eine große Verbreitung sorgten, aufwarten kann. Er war Sieger der Leistungsprüfung, selbst in der Klasse S erfolgreich und kann mit dressurbegabten Nachkommen aufwarten, die sich auf Bundeschampionaten und Weltmeisterschaft en der Dressurpferde brillant in Szene setzten. Im Rheinland im Einsatz, schiebt sich Rubiloh (geb. 1997, a. d. Canberra v. Calypso II) mit talentierten Dressurpferden zusehends in den Vordergrund. Unter niederländischem Beritt stehen Siege in der Klasse S auf der Habenseite. Ratino H (geb. 1994, a. d. Elesse v. Schampus xx), Richard Löwenherz (geb. 1997, a. d. Kunigunde v. Intervall) und Rocher D’or (geb. 1991, a. d. Tanja III v. Luciano) verbuchten bei nur beschränktem Einsatz in der Zucht Grand Prix-Erfolge. Über 60 Rubinstein-Sprösslinge waren in der Klasse S, auch auf internationalem Parkett, siegreich, viele bis Grand Prix, darunter der monumentale Renoir, mit dem Ann-Kathrin Linsenhoff Mannschaftsgold bei den Weltmeisterschaften im spanischen Jerez gewann. Das züchterische Vermächtnis des Rubinstein I basiert jedoch nicht allein auf gekörten Söhnen, sondern auf nahezu 1000 registrierten Töchtern, darunter über 100 Staatsprämienstuten. Am 5. Juni 2000 ist er eingegangen.

    Ramzes im Land zwischen den Meeren

    Der Rubinstein-Sohn Regazzoni war
    Sieger seiner Hengstleistungsprüfung
    und hat bisher zwölf gekörte Söhne
    gestellt.

    Als Züchter war Clemens Freiherr von Nagel ein Kosmopolit, der sich für sein Gestüt Vornholz Zuchtpferde unterschiedlichster Rassen sicherte, darunter auch aus Holstein. Dort war man inzwischen auf Ramzes aufmerksam geworden und holte ihn für die Decksaison 1951/1952 auf die Station Neuendorf, Kreis Steinburg, wo er nicht gerade Begeisterungsstürme auslöste, von den Züchtern jedoch gut angenommen wurde. Obwohl aus dem ersten Fohlenjahrgang des „Exoten“ kein Sohn Gnade vor der Körkommission fand, zeigte sich wenige Jahre später, dass Ramzes erstklassige Springpferde machte, um genau zu sein, Weltklassepferde. Als Ramona mit Alwin Schockemöhle, Hans-Günter Winkler und Romanus, Ramzes XIII mit Kurt Jarasinki und Retina unter Fritz Thiedemann Jahre später die großen Springarenen der Welt eroberten, war der Bann gebrochen. Grund genug, den Schimmel 1959/1960 erneut ins Land zwischen den Meeren zu beordern mit dem erklärten Ziel, Hengste von ihm zu rekrutieren. Diverse Söhne stammen aus dieser Ära, darunter der schon erwähnte Roderich. In Bayern (Haupt- und Landgestüt Schwaiganger) erwarb sich der Schimmel Rasputin (geb. 1961, a. d. Lohe v. Makart-Markgraf) einige Meriten, zum Stempelhengst wurde er nicht. Rigoletto (geb. 1960, a. d. Idee v. Logarithmus-Lorenzo) machte sich als Springpferdemacher in den Niederlanden einen guten Namen; sein Blut ist in diversen Mutterstämmen des heutigen KWPN fest verankert.

    Der lackschwarze, hervorragend
    gezogene Rosario (v. Rubinstein I) war
    dreifacher Landeschampion zu Oldenburg und liefert in Serie gefragte,
    dressurbegabte Nachkommen.

    Trotz beachtlicher Dressurerfolge bis zur Klasse S blieb Rhenus (geb. 1960, a. d. Hedonia v. Logarithmus-Heintze), den ein wenig schöner Kopf zierte, unbedeutend, später machte er Karriere als Zirkuspferd. Der Beharrlichkeit von Johannes Blohm ist es zu verdanken, dass Roman (geb.1960, a. d. Dorette v. Monarch-Meisterläufer) eine zweite Chance erhielt. Zunächst gekört, dann abgekört, revanchierte er sich durch Springerfolge in der schweren Klasse und wurde Vater solch herausragender Springpferde wie Romano, Risiko und Rocca. Unter seinen Töchtern befanden sich zahlreiche Hengstmütter, während seine Söhne kaum Spuren hinterlassen haben. Über seine zahlreichen Töchter blieb das Blut des Ramzes der Holsteiner Zucht erhalten, zwei Stuten verdienen es, besonders erwähnt zu werden: Retina, Derbysiegerin unter Fritz Thiedemann, wurde Mutter des Hengstes Capitano (geb. 1968, v. Corporal), sein Sohn Capitol I hatte die Ramzes-Tochter Vase, rechte Schwester des Springpferdes Romanus, zur Großmutter. Neben Cor de la Bryère gehörte Capitol I zu den einflussreichsten Hengsten Holsteins mit weltweitem Renommee. Analog der R-Linie in Westfalen über Radetzky-Remus I-Romulus I-Romadour II war es auch in Holstein nur einem Hengst vorbehalten, die R-Linie auf eine breite Basis zu stellen: Raimond.

    Raimond und Ramiro

    Der Ramiro-Sohn Ritual ließ schon auf
    der Leistungsprüfung beim Springen
    erkennen, von wem er abstammt, und
    stellte bereits im ersten Jahrgang drei
    gekörte Söhne.

    Der Schimmel Raimond (geb. 1960, a. d. Infra v. Fanatiker-Nenndorf) war ein bildschöner, charakterstarker Hengst, dessen Nachkommen sich durch Rittigkeit und überragendes Springvermögen auszeichneten. Die besten seiner über 120 eingetragenen Töchter stammten aus Müttern, die Vollblut führten. Er war gewissermaßen ein Globetrotter, deckte auf verschiedenen Stationen in Holstein, in Rheinland-Pfalz, in den Niederlanden und verbrachte seinen Lebensabend im Rheinland, in unmittelbarer Nachbarschaft des Autors. Zu den acht gekörten Söhnen gehörten der unter Sören von Rönne in der S-Klasse siegreiche Raimondo (geb. 1980, a. d. Eike v. Corporal-Lohgerber) und Rhadames (geb. 1965, a. d. Edle Dame v. Fafnir-Falke), später nach Argentinien verkauft. Doch nur Ramiro (geb. 1965, a. d. Valine v. Cottage Son xx-Logenschließer) ist es gelungen, sich über eine kaum mehr zu zählende Armada gekörter Söhne und erstklassiger Töchter auf breiter Front durchzusetzen. Springpferde, die die unterschiedlichsten „Stempel“ trugen, produzierte er quasi am laufenden Band; sie aufzulisten, würde Seiten füllen. [/ihc-hide-content]

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 3)

    Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 3)

    Ramiro – Holsteiner im Euroformat

    Capitol I hatte die Ramzes-Tochter Vase zur Großmutter und gehörte neben Cor de la Bryère zu den einflussreichsten Hengsten Holsteins.

    In Holstein gezeugt, in Westfalen (Gestüt Vornholz) geboren, in Holstein gekört (1967), ein Jahr später Sieger der Leistungsprüfung, 1969 in Holstein auf Station, anschließend in Westfalen mit parallelem Einsatz im Sport unter dem unvergessenen Fritz Ligges, war Ramiro gewissermaßen ein Globetrotter. 1980 holte ihn Leon Melchior in sein Mustergestüt Zangersheide, später kam Ramiro, inzwischen mit dem der Staatsprämie vergleichbaren Prädikat „preferent“ ausgezeichnet, im niederländischen Versuchsgut Brunssum zum Einsatz. Über 1800 Fohlen stammen aus dieser Ära. Als Bronzeplastik begrüßt Ramiro, der im Alter von 30 Jahren einging, die Besucher des FN-Zentrums in Ermelo. Summa summarum gehen 140 gekörte Söhne auf sein Konto, die rund um den Erdball zum Einsatz kamen. In Holstein erlangten Ronald (geb. 1970, a. d. Adrette v. Heilbutt), Rinaldo (geb. 1970, a. d. Rosa v. Gondolier), Rio Negro (geb. 1980, a. d. Fiona v. Pernod xx), Romantiker (geb. 1970, a. d. Dedy v. Martell), Rasputin (geb. 1973, a. d. Marion v. Ramzes) und Romino (geb. 1979, a. d. Ingeli v. Moltke I) Bedeutung, auch wenn sich keiner langfristig in der väterlichen Linie halten konnte. Ronald, selbst in Springprüfungen der Klasse S siegreich, machte später in den Niederlanden Karriere, der spektakulär trabende Rio Negro verbuchte Grand Prix-Siege unter Reitmeister Willi Schultheis und hat sich in Bayern beachtlich vererbt. Romantiker, später nach Schweden abgegeben, stellte mit Rekord GL einen bedeutenden Vererber für die rheinische Zucht, während Rominos bester Sohn der in Oldenburg wirkende Rouletto (geb. 1986, a. d. Narwan v. Roman) war. Er hinterließ hochpreisige Auktionspferde, Dressurcracks und zuchtbewährte Töchter. Einer der letzten RamiroSöhne in Holstein ist Ramirado (geb. 1995, a. d. Dolce Vita v. Constant-Marmor), der einige Decksaisons in Ungarn verbrachte und mit erstklassigen Springpferden aufwarten kann. Im Rheinland machte sich der 2012 abgetretene Rocket Star (geb. 1988, a. d. Marianna v. Landgraf I-Manometer xx), hocherfolgreich in schweren Springprüfungen, einen Namen. Selbst zweifacher Finalist auf dem Bundeschampionat des Deutschen Springpferdes, hat ihn sein rheinischer Sohn Rockwell (geb. 1993, a. d. Galatee v. Grandus), ebenfalls zweifacher Finalteilnehmer am Bundeschampionat, als Vererber deutlich übertroff en. Erfolgreich in Spring- und Dressurprüfungen der schweren Klasse, stehen zehn gekörte Söhne, unter denen Rock Forever I herausragt, Siegerstuten und erfolgreiche Sportpferde auf seinem Konto. Seine Sprösslinge sind Alleskönner im Parcours und in der Dressur. Mit der Anerkennung für fast alle deutschen Zuchtgebiete, darüber hinaus für die Niederlande und Belgien, erfolgte der züchterische Durchbruch des Ramiro, der, man kann es kaum glauben, 1974 lediglich eine Stute deckte. Das später Rodney (geb. 1975) getauft e Hengstfohlen hatte Usch v. Usurpator xx, Stammstute des Züchters und Ramiro-Reiters Fritz Ligges, zur Mutter. In Westfalen über Leistung gekört, gewann der deutlich vom Vater geprägte Braune unter Ligges unzählige schwere Springen, darunter Nationenpreise und große Preise. Vollschwester Ranaschun brachte elf Fohlen zur Welt, darunter vier gekörte Söhne. Ein weiterer Sohn des Ramiro verhalf Fritz Ligges zu Olympischem Edelmetall: Mit Ramzes stand er 1984 im deutschen Team, das sich Mannschaftsbronze in Los Angeles sicherte. Mit Ratina Z stellte Ramiro eine weitere Olympiasiegerin: Geritten von Ludger Beerbaum, gehörte sie 1996 zur deutschen Goldmannschaft in Atlanta.

    Ramiro – weltweit gefragt

    Der spektakulär trabende Rio Negro
    verbuchte Grand Prix-Siege unter Reitmeister Willi Schultheis und hat sich in
    Bayern beachtlich vererbt.

    Neben Rodney erlangten weitere Söhne Bedeutung, darunter der Holsteiner Romanow (geb. 1969, a. d. Laute v. Fanatiker), die Westfalen Report II (geb. 1977, a. d. Jackie v. Jäger) und Rasso (geb. 1971, a. d. Feodora v. Fiffikus), die allerdings in Bayern wirkten. Rasso hat die bayerische Zucht, nicht nur mit über zwölf gekörten Söhnen, geradezu beflügelt. Seine springbegabten Nachkommen waren auf internationalem Parkett siegreich. Rescator (geb. 1976, a. d. Schallaly v. Schwarzdorn) avancierte als Dillenburger Landbeschäler zu einem einflussreichen Vererber der hessischen Zucht, sein Sohn Reflektor war Körungssieger. Enkel Rodgau, der im Alter von acht Jahren einging, war ebenfalls Körungssieger und begründete eine Hengstdynastie, die allerdings auf wackeligem Fundament steht, denn nicht alle gekörten Söhne erhielten die hannoversche Anerkennung. Florian Solle, seinerzeit Zuchtleiter in Hessen in einer Rückschau: „Kein anderer Hengst aus hessischer Zucht hat auch nur annähernd die Pferdezucht im Lande so nachhaltig geprägt wie Rodgau“. Ein weiterer westfälischer Sohn des Ramiro war Rex Fritz (geb. 1978, a. d. Merana v. Milan), Lieferant hervorragender Springpferde und Vater des Ritterorden, 1989 westfälischer Siegerhengst. Erwähnenswert sind auch die Vollbrüder Ribot (geb. 1978, a. d. Dorina v. Damhirsch) und Rothschild (geb. 1979). Rothschild, erfolgreich im Springsport und Gründer einer Hengstlinie in Bayern, hat u. a. für die belgische und niederländische Zucht erstklassige Töchter hinterlassen. Weitere Söhne waren Rotarier (geb. 1979, a. d. Goldika v. Goldlack I), Renard (geb. 1980, a. d. Barolina v. Ben Shrin xx) und die Vollbrüder Ramiroff (geb. 1978) und Ramino, unter denen Ramino (geb. 1980, a. d. Dombuche v. Dominik) herausragte. Im oldenburgischen Cappeln aufgestellt, gewann Melanie Kötter mit ihm die Europameisterschaft en der jungen Springreiter, später verhalf Ramino Loris Pujatti zu fünf italienischen Meistertiteln. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Mit Ratina Z stellte Ramiro eine
    Olympiasiegerin. Geritten von Ludger
    Beerbaum gehörte sie 1996 zur deutschen Goldmannschaft in Atlanta.

    Trotz überschaubarer Bedeckungszahlen stellte Ramino eine beachtliche Zahl sehr guter Springpferde und gekörte Söhne. Unter seinen mitunter hochbonitierten Töchtern ragen Loretta, Mutter der Spitzenhengste Diamond Hit, Sandro Hit und Royal Hit, und Rumina heraus. Sie firmiert als Großmutter der gekörten Hengste Conterno Grande, Couleur Rubin und Couleur Rouge, die im internationalen Springsport für Furore sorgten. Mit dem ebenfalls gekörten Congress und zwei Staatsprämienstuten ist ihre züchterische Bilanz geradezu einmalig. Ein Ausnahmehengst war der herrlich modellierte Ramiro-Sohn Raphael (geb. 1979, a. d. Annekatrin v. Abhang I- Wotan), stationiert auf dem Amselhof in Walle, der nach glänzender Leistungsprüfung Spitzenspringpferde gleich in Serie lieferte – darunter diverse Finalisten des Bundeschampionats. Zeitweise war Raphael bundesweit der erfolgreichste Springpferdevererber.

    Sein Sohn Radiator (geb. 1987, a. d. Sangrita v. San Fernando SF) zeigte schon in der Leistungsprüfung grenzenloses Springvermögen. Siegreich unter Gerd Wiltfang in großen Preisen, avancierte er unter René Tebbel zu einem der gewinnreichsten Springhengste der Welt mit Erfolgen rund um den Globus. Leider wurde der Sieger der großen Preise von Calgary und Bologna, Gewinner von World Cup-Springen, als Vererber nur wenig genutzt, gleichwohl verbuchten die Nachkommen beachtliche Springerfolge. Viele Gemeinsamkeiten wiesen die hannoversch gezogenen Raphael-Söhne Ragazzo (geb.1990, a. d. Pirola v. Pik König) und Ravallo (geb. 1986, a. d. Gala v. Goldstein) auf. Beide stammten aus springbetonten Mutterstämmen, beide gewannen ihre Leistungsprüfung überlegen, beide lieferten Nachkommen, die sowohl im Spring- wie Dressursport bis zur schweren Klasse erfolgreich waren, beide hinterließen staatsprämierte Töchter, darunter Hengstmütter. Analog seinem Großvater Ramiro war Ragazzo ein Eurohengst, lieferte er doch Nachkommen, die aus nahezu einem Dutzend Zuchtgebieten, Schwerpunkt Skandinavien, kamen. Für eine große Verbreitung des R-Bluts sorgten die Holsteiner Vollbrüder Ramiro’s Son I (geb. 1980) und Ramiro’s Son II (geb. 1990, a. d. Juwel v. Moltke I). Der Erstgeborene, bei Fritz Ligges stationiert und international pilotiert, wurde Vater erstklassiger, bis zur schweren Klasse erfolgreicher Springpferde. Sein noch in der Zucht stehender Vollbruder, Sieger in schweren Springprüfungen, eifert ihm nach und kann ebenfalls mit S-Siegern aufwarten. In puncto Springen ließ der Ramiro-Sohn Ritual (geb. 1985. a. d. Die Löwin II v. Der Löwe xx) schon auf der Leistungsprüfung erkennen, von wem er abstammt.

    Einer der letzten Ramiro-Söhne in
    Holstein ist der 1995 geborene
    Ramirado.

    Nach drei gekörten Söhnen aus dem ersten Jahrgang stieg das Züchterinteresse stetig. Unter seinen 20 Söhnen, die teilweise im Springsport Erfolge bis zur Klasse S erzielten, bildet Rilke, Warendorfer Landbeschäler, eine Ausnahme. Erfolgreich bis Intermédiaire II, ist er auch beim KWPN ein begehrter Hengst. Springbegabte Nachkommen gehen auf das Konto von Rudelsburg (geb. 1989, a. d. Grandezza v. Goya), begehrter Landbeschäler in Neustadt a. d. Dosse. Auch der RitualSohn Rickmer (geb. 1989, a. d. Dörte v. Düker), seinem Großvater Ramiro überaus ähnlich, sprang in der S-Klasse und war begehrter Vererber in der Schweiz. Springbegabte, bis zur S-Klasse siegreiche Pferde stellte der Celler Landbeschäler Rabino (geb. 1990, a. d. Wonne I v. Calypso II). Die Vollbrüder Robin I Z (geb. 1983) und Robin II Z (geb.1987, a. d. Alpha Z v. Almé) waren international im Springsport unterwegs. Robin I Z stand im schwedischen Gestüt Flyinge und hinterließ neben bedeutenden Töchtern Springpferde internationalen Zuschnitts, darunter Myntha und Butterfly Flip, die wesentlich zur Silbermedaille des schwedischen Teams anlässlich der Weltmeisterschaft en 2002 im spanischen Jerez beitrugen. Auch die Vererbung von Robin II Z, zunächst in Dänemark, später in Italien als Deckhengst aufgestellt, ist überdurchschnittlich. Hervorragend gezogen gewann der bildschöne Ramonus (geb. 1992, a. d. Germina v. Grannus) unter dem Sattel von Helena Weinberg große Preise und Nationenpreise. Es ist unbegreiflich, dass er als Deckhengst kaum genutzt wurde.

    Rockwell (v. Rocket Star) verbuchte
    Erfolge in Dressur- und Springprüfungen bis zur Klasse S, seine
    Nachkommen sind Alleskönner in der
    Dressur und im Parcours.

    Im Rheinland aufgestellt, hat sich auch Radjah Z (geb. 1985, a. d. Almund v. Almé Z) trotz spärlicher Benutzung ordentlich vererbt. Internationale Meriten im Springsport erwarb sich unter Vater und Sohn Raymakers Rascin (geb. 1995, a. d. Paola v. Pilot), der ab 2013 in den Niederlanden in die Zucht geht. Aus Zangersheider Zucht stammten Rebell I, II und III Z (a. d. Argentina Z v. Almé Z), unter denen Rebell I Z (geb. 1981) herausragte. Der Versuch der Holsteiner Zuchtleitung, mit ihm die Hengstlinie des Ramiro wieder zu beleben, ist nur im Ansatz gelungen, allerdings war er in anderen Zuchten durchaus von großem Einfluss. Gleiches gilt für den Schimmel Renommee Z (geb. 1981, a. d. Goldret Z v. Gotthard), der mit guten Springpferden aufwartete und einige Söhne hinterließ, darunter Roderik (geb. 1985, a. d. Hellebarde v. Landgraf I). Er wurde nur mäßig benutzt, dennoch gingen einige Springpferde auf sein Konto.

    Perspektiven

    Der Warendorfer Landbeschäler Rilke ist
    erfolgreich bis Intermédiaire II und auch
    beim KWPN ein begehrter Hengst.

    Trotz des großen Einflusses, den Ramiro als Vererber über seine Söhne und Enkel erzielte, ist der Fortbestand dieser Hengstlinie keineswegs gesichert. In Holstein tröpfelt sein Blut nur noch in homöopathischer Dosis. Über seine in Belgien, Frankreich, Deutschland und in den Niederlanden eingesetzten Söhne und Enkel, die eine separate Betrachtung notwendig machen würden, ist die Quelle allerdings (noch) nicht versiegt. Ganz anders verhält es sich bei Rubinstein I und seinen Erben, die in allen Pferdezuchten rund um den Globus zum Einsatz kommen. Hinsichtlich seiner züchterischen Bedeutung, nicht nur als Lieferant leistungsstarker Dressurpferde, die durch ihre Rittigkeit bestechen, steht er mit Donnerhall auf einer Stufe. Um auf den Stammvater Ramzes zurück zu kommen. Es war Zufall und glückliche Fügung zugleich, dass der Schimmelhengst in Deutschland blieb. Ihm zu Ehren wird seit 1988 alljährlich beim „Turnier der Sieger“ in Münster der Ramzes-Preis an einen besonders erfolgreichen Züchter vergeben. Von seinem Entdecker Freiherr von Nagel bis ins hohe Alter umsorgt, starb Ramzes 1967 im Alter von 30 Jahren.

     

     

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.