Pferde und Hitze
Noch ein wenig unstetig, aber mit immer größerer Unterstützung durch die Sonne scheint er endlich anzukommen: der Sommer! Und mit ihm auch die Hitze. Dadurch kommen auf Pferd und Reiter gänzlich andere Bedingungen zu, als noch vor wenigen Wochen im Winter und Frühling. Doch was genau gilt es zu beachten und wie kann man seinem Pferd die heiße Jahreszeit erleichtern?
Kein seltener Anblick im Sommer: nassgeschwitzte, schäumende Pferde nach der Arbeit auf dem Reitplatz, Schatten suchende Herden auf der Koppel und frühmorgens ausreitende Reiter-Pferd-Paare. Zur Vermeidung von Hitzestress ist das Verlegen des Trainings in die Morgen- oder Abendstunden eine gute Möglichkeit. Die Trainingseinheiten kürzer zu halten oder weniger intensiv zu gestalten, sollte zum Wohle der Pferde ebenfalls in Betracht gezogen werden. Kann ein Einsatz in der tagsüber herrschenden Hitze nicht vermieden werden, muss den Pferden die Chance zur Akklimatisierung geboten werden. Können sich die Tiere durch langsame Steigerung an die Anstrengung gewöhnen, sind die negativen Auswirkungen der Belastung besser zu verarbeiten.
Tierische Überhitzung
Wie eine kanadische Studie bereits vor einiger Zeit herausfand, spüren Pferde die Belastung durch Hitze im Training deutlich stärker als ihre Reiter. Professor Michael Lindinger, Veterinär und Sportmediziner an der Universität Guelph, erläutert, dass bei heißem, feuchtem Wetter bereits 17 Minuten moderates Training genügen, um die Körpertemperatur des Pferdes auf ein bedrohliches Level zu steigern. Damit überhitzen Pferde drei- bis zehnmal so schnell wie Menschen.
Die Auswirkungen sind nicht zu unterschätzen! Bei der Steigerung der Körpertemperatur von 37-38 Grad Celsius auf 41 Grad Celsius kann die Temperatur in der Pferdemuskulatur auf bis zu 43 Grad Celsius klettern. Daraus resultieren bei andauernder Überhitzung dieselben Folgen wie bei hohem Fieber: Koliken, Abfall des Blutdrucks und Nierenversagen.
Gegenmaßnahmen
Einem Pferd, dass sich in der Hitze angestrengt hat, kannst Du mit lauwarmem Wasser und einem Schweißmesser was Gutes tun. Der Pferdeschweiß kann bei hoher Luftfeuchtigkeit nicht mehr seinen Zweck erfüllen. Die Feuchtigkeit verdampft dann nur noch geringfügig und der kühlende Effekt wird stark reduziert. Dadurch legt sich der Schweiß wie ein warmes Polster um den Pferdekörper und tropft ohne Nutzen zu Boden. Ziehst Du den Schweiß mit einem Messer aus dem Fell, kurbelst Du den Kühlvorgang wieder an. Durch das Abspritzen mit lauwarmem Wasser und anschließendem Abziehen wird der körpereigene Kühleffekt noch verstärkt.
Einem dehydrierten Pferd sollte – wie auch einem dehydrierten Menschen – kein reines Wasser zu trinken gegeben werden, sondern Elektrolytlösungen. Dadurch wird der Salzhaushalt wieder ins Gleichgewicht gebracht. Werden die ausgeschwitzten Salze nicht ersetzt, folgt ein bedrohlicher Leistungsabfall der lebenswichtigen Vorgänge innerhalb der Zellen. In der Folge kann es zu Muskelverkrampfungen sowie – bei schwerwiegenden Fällen – Herzrhythmusstörungen und Nervenschäden kommen.
So kommen unsere Pferde gut durch den Sommer
Spätestens ab 25 Grad Celsius Außentemperatur wird Pferden warm. Besonders betroffen von der zusätzlichen Belastung durch Hitze sind – wie auch beim Menschen – Fohlen und ältere Pferde. Vorbeugende Maßnahmen sind jedoch schnell ergriffen: biete deinen Vierbeinern die Möglichkeit, sich im Schatten unterzustellen und so der prallen Sonne zu entgehen. Damit Pferde genügend Wasser aufnehmen, sollte dies immer frisch zur Verfügung stehen und lauwarm sein, damit es vom Körper nicht zusätzlich aufgeheizt werden muss oder Bauchkrämpfe auslöst. Gib deinen tierischen Partnern die Chance, sich an die Hitze zu gewöhnen, und passe das Training sowohl von der Zeit als auch der Intensität her an. Auch ein Ausflug an den See oder Fluss wird von den meisten Pferden freudig aufgenommen und zum Anlass genommen, ausgelassen zu plantschen.
Horse-Gate/ACG