Schlagwort: WFFS

  • Dark Ronald XX kein WFFS-Träger

    Dark Ronald XX kein WFFS-Träger

    Der englische Stempelhengst Dark Ronald XX wurde 2019 als möglicher WFFS-Träger ermittelt. Eine Studie der Universitäten Göttingen und Halle widerlegt diese Theorie nun. Die Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Animal Genetics.

    WFFS: Was ist das?

    Das Warmblood Fragile Foal Syndrome (Link zu Hengstbuch-Artikel) ist eine (meist) tödliche verlaufende Erbkrankheit, die seit einigen Jahren für Schlagzeilen sorgt. Betroffene Fohlen haben ein sehr instabiles Bindegewebe. Bereits bei geringen Belastungen löst sich die Haut ab, die Gelenke werden instabil. Eine Behandlung gibt es bislang nicht.

    Bereits 2012 konnte das betroffene Gen identifiziert werden: PLOD1 sorgt normalerweise dafür, dass Kollagen-Moleküle in der Haut und im Bindegewebe ein stabiles Geflecht bilden. Beim Gendefekt WFFS verhindert eine Mutation diese Quervernetzung. Woher die Mutation stammte, war bislang nicht klar. Dass die Verbreitung des Gendefekts in der deutschen Warmblutzucht zunehmend problematisch wurde, wurde dagegen immer deutlicher.

    Woher stammt der Gen-Defekt?

    Auf der Suche nach einer Antwort werteten die Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung in Verden 2019 die Testergebnisse von rund 2.000 Pferden und deren Abstammungsdaten aus. Am Ende lag die Vermutung nahe: Der Gendefekt könnte vermutlich auf den englischen Vollbluthengst Dark Ronald XX (1905-1928) oder dessen Vater Bay Ronald XX zurückzuführen sein. Ihre Nachkommen wiederum hätten das rezessiv-vererbte Gen weitergegeben.

    Die Forschungsarbeit unter Göttinger Leitung widerlegt diese Theorie nun. Der Hauptautor der Studie und Direktor des Tierärztliches Instituts der Universität Göttingen Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig hält fest: „Uns ist jetzt der Nachweis gelungen, dass Dark Ronald XX nicht Träger der PLOD1-Mutation war und somit als Verursacher ausgeschlossen werden kann“. Bereits 2019 waren erste Zweifel an der Theorie aufgekommen, eine weitere Untersuchung legt nahe, dass der Verursacher ein 1861 geborener Hannoveraner Hengst sein könnte.

    Dark Ronald XX

    Dark Ronald XX hatte als Stempelhengst großen Einfluss auf die deutsche Pferdezucht. 1913 nach Deutschland verkauft, war er zunächst in Graditz und später Altefeld im Deckeinsatz. Nach einer Darmkolik 1928 verstarb der Hengst in der Tierklinik der Universität Halle. Dort befinden sich bis heute das Skelett, Herz und die Haut des Stempelhengstes. In der haustierkundlichen Sammlung der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. „Das ist ein glücklicher Umstand, da wir auf diese Weise Dark Ronald XX direkt auf das Vorhandensein der PLOD1-Mutation untersuchen konnten“, erklärt Brenig. Im Fokus der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler standen kleine Stückchen der Haut. „Die Untersuchung der DNA aus der fast 100 Jahre alten Haut von Dark Ronald XX war nicht ganz einfach“, so Ko-Autorin Dr. Renate Schafberg von der Universität Halle, „da wir nichts über die Gerbung oder sonstige konservierende Behandlungen der Haut wussten“. Die Ergebnisse der Studie sind im Original in Animal Genetics erschienen.

     www.uni-goettingen.de

     

  • Neues aus dem Hengstbuch: WFFS-freie Zucht – Verlust an genetischer Vielfalt?

    Neues aus dem Hengstbuch: WFFS-freie Zucht – Verlust an genetischer Vielfalt?

    WFFS – das Warmblood Fragile Foal Syndrome – ist eine ernstzunehmende Erbkrankheit. Neben der Verunsicherung wirft das Auftreten und Bekanntwerden von  WFFS Fragen auf. Was steckt wirklich hinter der Erkrankung? Ist eine WFFS-freie Zucht anstrebbar oder ist der Verlust an der genetischen Vielfalt zu groß?

    Im Buch „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ gibt Dr. Melissa Cox, wissenschaftliche Leiterin der CAG GmbH – Center for Animal Genetics in Tübingen, einen tiefen Einblick in die Materie. Sie hat ihren Doktortitel auf dem Gebiet der Genetik an der Texas A&M Universität erworben. Zudem äußert sich Wilken Treu in seiner Rolle als Zuchtleiter des Westfälischen Pferdestammbuches zur Stimmungslage unter den Züchtern. Als Dritte in der Runde erklärt Dr. Nena Winand, die mit ihrer Forschungsgruppe die Erbkrankheit WFFS erstmals beschrieb, welches Vorgehen sie für sinnvoll hält.

    In Europa wurde WFFS durch die Geburt eines erkrankten Fohlens in den Vereinigten Staaten im März 2018 zum Thema. „Zuvor wurden die Symptome wie Verletzungen nach der Geburt schlicht nicht mit WFFS in Verbindung gebracht. Kaum jemand hatte bei derartigen Geschehnissen einen genetischen Hintergrund vermutet. Man hatte das beim Warmblut einfach nicht auf dem Radar“, hält Dr. Melissa Cox fest. Zugleich betont sie, dass sie beim Thema WFFS „keinen Grund zur Panik“ sieht: „Die größte Gefahr, welche die Möglichkeiten, die wir heute dank Genanalysen haben, in sich bergen, ist, ihre Ergebnisse nicht korrekt zu nutzen.“

    Bei einer zu hohen Spannung reißt die Haut. Offene Wunden sind das Resultat. © Dr. Nina Winand

    Wie äußert sich WFFS?

    Da die WFFS-Mutation ein Gen betrifft, das grundlegende Bauprozesse im Körper steuert, gibt es keine Behandlungsmöglichkeiten. Fohlen mit WFFS sind gekennzeichnet durch eine extrem empfindliche Haut, welche bereits unter geringer Belastung einreißt und extrem brüchig ist. Dies resultiert aus einer, im Vergleich zu gesunden Fohlen, deutlich geringeren Hautdichte. Ein weiteres Merkmal der Erkrankung ist eine Schwäche und Überdehnbarkeit in den Gelenken, die an den Fesselgelenken meist am deutlichsten erkennbar ist. Zunächst wirken die meisten Fohlen, die von der Krankheit betroffen sind, nur etwas schwach, aber weitgehend normal. Einige werden jedoch schon während der Geburt verletzt, sodass die Erkrankung direkt auffällt. Aussicht auf Besserung besteht nicht. Das Tier einzuschläfern ist das Einzige, was der Tierarzt für das Fohlen tun kann.

    Ist „WFFS-frei“ wirklich besser?

    Im Rahmen einer Studie zur Rolle von WFFS in der deutschen Reitpferdepopulation wurde auch diskutiert, wie sich ein vollständiger Ausschluss von WFFS-Anlageträgern von der Zucht auswirken würde. Zwar sei mit einer möglichen Steigerung der Abfohlraten um etwa drei Prozent zu rechnen, aber diesem positiven Effekt stünde der Verlust an genetischer Vielfalt entgegen. Die Zuchtleiter der Verbände waren sich einig, dass diese Folge nach derzeitigem Wissensstand in keiner Relation zu den Vorteilen einer WFFS-freien Population stünde. Vielmehr appellieren die Verbände an Hengsthalter und Züchter, das verfügbare Wissen und die gegebenen Möglichkeiten des Testens zu nutzen und die Anpaarung zweier Anlageträger konsequent zu vermeiden.

    Dr. Cox bemerkt dazu: „Man züchtet immer mit dem ganzen Pferd und nicht nur mit dem Teil, in dem ein Gendefekt vorliegt. Ein Pferd, das die WFFS-Mutation trägt, kann sich exzellent vererben. Wir müssen nur ausreichend Aufklärung betreiben und Vorkehrungen treffen, sodass beim Zuchteinsatz keine gesundheitlichen Schäden entstehen.“ Die Genetikerin unterstreicht, dass die Vielfalt des Genpools eine der Grundlagen für die erfolgreiche Zucht bildet. „Die Bedeutung großer Teile des genetischen Codes ist uns heute noch unbekannt. Wissenschaftler in aller Welt arbeiten zwar daran, mehr über die Wirkung bestimmter Abschnitte zu erfahren, aber vom vollständigen Verständnis sind wir weit entfernt. Was wir jedoch wissen: Je größer die genetische Vielfalt ist, desto größer ist auch die Chance, dass die Auswirkungen schädlicher Varianten begrenzt bleiben. Das blinde Wegzüchten einer Krankheit kann die Häufigkeit einer anderen Erkrankung erhöhen oder auch gewünschte und geschätzte Eigenschaften verschwinden lassen. Verfolgt man Zuchtziele, bedeutet dies immer eine Auswahl, eine Selektion, von Zuchttieren und damit eine Verringerung der genetischen Vielfalt“, gibt die Wissenschaftlerin zu bedenken. „Darum ist es wichtig, dass eine einseitige Selektion vermieden wird.“

    Testen und Diversität erhalten

    Die Zucht mit WFFS-freien Pferden sowie der fortgesetzte Zuchteinsatz von WFFS-Anlageträgern – ausschließlich – in Anpaarung mit WFFS-frei getesteten Pferden, ist für den Erhalt der Diversität empfehlenswert. Etliche Labore bieten den WFFS-Gentest an, so dass nicht nur Hengsthalter, sondern jeder einzelne Züchter die Möglichkeit hat, sich Klarheit über den WFFS-Status seines Pferdes zu verschaffen.

    Perspektivisch ist davon auszugehen, dass der Züchter bereits über die Routineanalytik Informationen zum WFFS-Status seines Fohlens erhält. Für die Laboruntersuchungen kann unterschiedliches DNA-haltiges Material eingesandt werden: ein Büschel Mähnen- oder Schweifhaare mit Haarwurzeln, Blut- oder bei Hengsten Spermaproben. Die Frage, wann sich der WFFS-Gentest für ein Pferd vielleicht erübrigt, beantwortet Dr. Cox wie folgt: „Wenn beide Eltern bereits WFFS-frei getestet wurden, ist ein Testen des Nachkommen nicht mehr notwendig.“

    Mehr erfahren?

    Dieser kurze Auszug basiert auf einem Beitrag von Alexandra Koch, der in „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erscheinen wird. Du willst mehr über die genetischen Ursachen der Erkrankung, die Maßnahmen in Europa, den aktuellen Kenntnisstand und mögliche Verbreitungswege von WFFS erfahren? Dann sei einer der Ersten, der das besondere Sammlerstück für Zuchtinteressierte und Hengsthalter in den Händen hält und sichere es dir bis 31. Juli zum Vorbestellerpreis:

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  • WFFS: Ursprung identifiziert

    WFFS: Ursprung identifiziert

    Wege zum angemessenen Umgang mit WFFS und anderen „genetischen Eigenschaften“

    Bis vor Kurzem waren für den Züchter von Warmblutpferden Abstammungsüberprüfungen und Tests auf bestimmte Fellfarben die wesentlichen Berührungspunkte mit Molekulargenetik-Laboren. Mit der Diskussion um den Erbdefekt WFFS (Warmblood Fragile Foal Syndrome) hat sich dies im letzten Jahr schlagartig geändert.

    Die erbliche Bindegewebsschwäche, die bereits 2011 durch eine US-amerikanische Forschergruppe aufgeklärt wurde, wird durch eine Punktmutation verursacht und folgt einem autosomal rezessiven Erbgang. Ein Pferd erkrankt somit nur, wenn es je ein entsprechend verändertes Gen sowohl vom Vater als auch von der Mutter erhalten hat, beide Eltern also sogenannte Anlageträger sind. Die Anlageträger selbst zeigen keinerlei Krankheitssymptomatik. Ohne Gentest kann also nicht erkannt werden, dass sie die Veranlagung für den Defekt tragen und an ihre Nachkommen weitergeben können. WFFS ist damit ein typisches Beispiel für eine rezessiv (verdeckt) vererbte genetische Eigenschaft. So werden verschiedene positive und negative Erbeigenschaften zusammenfassend bezeichnet, auf die bei verschiedenen Tierarten routinemäßig untersucht wird. Auch die Fellfarben zählen hierzu.

    Da von mehreren Zuchtverbänden wiederholt Fragen zur WFFS-Thematik an ihr Dienstleistungsrechenzentrum vit herangetragen wurden, starteten dort auf Initiative einzelner Verbandsvertreter Anfang 2019 Untersuchungen zu WFFS. Dabei ging es um die Frage des Ursprungs und die Überprüfung der Annahme, dass die meisten Merkmalsträger (betroffene Tiere) bereits während der Trächtigkeit abgestoßen und gar nicht geboren werden (wir berichteten). Zudem wurde untersucht, ob Anlageträger vielleicht sogar einen Selektionsvorteil besitzen. Hierzu liegen nun erste Ergebnisse vor.

    Der Erbfehler WFFS ist in vielen Rassen und Zuchtpopulationen bekannt und nachgewiesen. Fälle wurden u.a. in den USA, der Schweiz, Schweden, Dänemark und Deutschland dokumentiert. Dies lässt den Schluss zu, dass die Mutation schon vor langer Zeit und bei einem Vorfahren entstanden sein muss, dessen Genetik sich in allen Populationen verbreitet hat. Den Ursprung von WFFS beim englischen Vollblut zu vermuten, liegt daher nahe. Als Veredler kamen und kommen englische Vollblüter in den meisten Warmblutzuchten seit Anfang des letzten Jahrhunderts immer wieder zum Einsatz. Bislang gab es nur Spekulationen, welcher Vollblüter nun konkret der Ausgangspunkt der WFFS-Verbreitung gewesen sein könnte. Die im Rechenzentrum durchgeführten Pedigreeanalysen brachten hier nun Licht ins Dunkel: Die gemeinsame Stammdatenbank der Zuchtverbände ermöglichte, die Abstammungen von rund 2000 auf WFFS getesteten Pferden sehr weit zurück zu verfolgen. Der Vergleich von Ahnen-Häufigkeiten zwischen positiv (WFFS-Träger) und negativ (WFFS-frei) getesteten Pferden lieferte dann den entscheidenden Hinweis: Der 1905 geborene englische Vollblüter Dark Ronald xx und sein Vater Bay Ronald xx (1893) waren unter rund 15.000 Pferden, die insgesamt in den Pedigrees auftauchten, die einzigen, die als Ahnen aller bekannten Anlageträger vorkamen. Die Mutation kann also bei diesen Hengsten oder noch früher erstmals aufgetreten sein. Erwartungsgemäß kamen diese prägenden Hengste zwar auch im Pedigree von fast allen freien Pferden vor, im Durchschnitt aber über deutlich weniger Linien als bei den Anlageträgern. Der Eintrag der Mutation in die Reitpferde-Populationen erfolgte dann über die Söhne des Dark Ronald xx, hauptsächlich Herold xx (1917) und Son-in-Law xx (1911).

    Als Ausgangspunkt für die Untersuchung von WFFS als Ursache für frühe und größtenteils vorgeburtliche (embryonale) Fohlenverluste dienten die Deckdaten einiger Verbände, die eine Pilotstudie angeregt hatten. Aus den letzten 10 Jahren standen damit rund 80.000 Bedeckungen von Stuten mit 882 WFFS getesteten Hengsten für die Analysen zur Verfügung. Für WFFS-Anlageträger ließ sich eine Verringerung der Abfohlraten (bzw. des Anteils überlebensfähiger Fohlen) um etwa 3% gegenüber WFFS-freien Hengsten statistisch absichern. Um die eigenen Ergebnisse einordnen zu können, wurde ein mathematisches Modell der Populationsgenetik, das Hardy-Weinberg-Gesetz, angewendet. Für Reitpferdepopulationen ist von einer Trägerfrequenz von 10 bis 15 % auszugehen. Die Anpaarung eines Hengstes, der Anlageträger ist, an die durchschnittliche Stutenpopulation ergibt dann einen Erwartungswert von ca. 3 % Merkmalsträgern. Die aktuellen Ergebnisse entsprechen damit genau den Erwartungen und bestätigen, dass WFFS überwiegend im Verborgenen wirkt. Die Kenntnis des WFFS-Status der eigenen Stute und die Vermeidung der Verpaarung von Anlageträgern erhöht in jedem Fall die Aussicht auf ein gesundes Fohlen. Die Meldung der WFFS-Untersuchungsergebnisse, zu der verschiedene Verbände wiederholt aufgerufen haben, erweitert die Möglichkeiten, das WFFS-Geschehen durch statistische Analysen solide aufzuarbeiten.

    Wenn Mutationen ausschließlich negativ wirken, halten sie sich selten dauerhaft in einer Population. Im Umkehrschluss begründet die Tatsache, dass WFFS seit langem vorkommt und weit verbreitet ist, die Hypothese, dass Anlageträger einen Selektionsvorteil besitzen könnten. Überprüft wurde diese Annahme im Rahmen des Pilotprojektes anhand von Zuchtwerten der Hengste für die Reitsportleistung. Zwar wurden keine signifikanten Ergebnisse gefunden, aber es zeigte sich eine leichte Tendenz v. a. in der Dressur und der Rittigkeit: Die Zuchtwerte der Anlageträger lagen hier im Mittel ca. 2 – 4 Punkte höher.

    Das Wichtigste im Umgang mit WFFS bleibt das Testen der Hengste und Zuchtstuten, um Anpaarungen von zwei Anlageträgern zu vermeiden. Denn nur aus solchen Anpaarungen können Merkmalsträger hervorgehen (auf WFFS zurückzuführende embryonale Verluste, Verfohlungen und nicht lebensfähige Fohlen). Die aktuellen Analysen können weiter ausgebaut und über das Rechenzentrum vit als Hilfestellung für den einzelnen Züchter angeboten werden: Für jedes Pferd lässt sich die Wahrscheinlichkeit berechnen, mit der es den WFFS-Defekt trägt. Allerdings müssten für eine möglichst sichere Berechnung noch weitere, insbesondere wichtige ältere Hengste nachtypisiert werden. Dann wäre es denkbar, nur noch solche Stuten zu testen, die mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit Träger der Mutation sind. Durch diese reduzierten Labortests könnten Kosten eingespart werden. Aufgabe der Pferdezucht ist es nun, zum angemessenen Umgang mit WFFS zu finden. Mit einer WFFS-freien Population könnte man nach aktuellem Kenntnisstand die Abfohlraten um ca. 3 % steigern. Dies stünde jedoch in keiner Relation zu dem Verlust an genetischer Vielfalt, der mit dem Zuchtausschluss aller aktuell bekannten Anlageträger verbunden wäre. Denn denselben Effekt erzielt man auch durch die konsequente Berücksichtigung des WFFS-Status bei Anpaarungsentscheidungen. WFFS ist – wie andere Erbfehler, die wir bis dato nur noch nicht identifiziert haben – durch gezieltes Testen und Anpaaren in den Griff zu bekommen, so dass kein Grund zur Panik besteht – weder in den Verbänden noch in der Züchterschaft.

    Quelle: vit Verden; M. Wobbe, F. Reinhardt, K.F. Stock, R. Reents vit Verden, 27. März 2019

  • WFFS – Zusammenarbeit der Vetmeduni Vienna und des Graf-Lehndorff-Instituts

    WFFS – Zusammenarbeit der Vetmeduni Vienna und des Graf-Lehndorff-Instituts

    Ist der Gendeffekt WFFS eine Abortursache? Die Vetmeduni Vienna und das Graf-Lehndorff-Institut Neustadt (Dosse) bitten um Mithilfe!

    Das Warmblood fragile foal syndrome (WFFS) ist ein 2015 erstmals beschriebener Gendefekt bei Warmblütern. Für diesen Defekt reinerbige Fohlen müssen aufgrund unheilbarer Hautläsionen einge­schläfert werden, eine Therapie ist nicht möglich. Das WFFS wird darum in der Pferdezucht mit großer Sorge be­trachtet. Mit der Verfügbarkeit eines Gentests sind zunehmend Zuchtpferde auf WFFS untersucht worden und über 10% der Sportpferde sind WFFS-Anlageträger. Anlageträger zeigen keinerlei Symptome und sind klinisch gesund. Bei Anpaarung von zwei Anlageträgern ist die Wahrscheinlichkeit aber 25%, dass ein WFFS-reinerbiges und nicht lebensfähiges Fohlen geboren wird, vorausgesetzt alle WFFS-Trächtig­keiten führen tatsächlich zur Geburt eines Fohlens. Es ist aber davon auszugehen, dass WFFS-reinerbige Feten häufig abortiert werden, d.h. WFFS ist auch eine Ursache von Aborten.

    Erforschung von WFFS als Abortursache

    Um die Bedeutung von WFFS als Abortursache genauer zu erforschen, erfolgt an der Besamungs- und ET-Station der Vetmeduni eine WFFS-Genanalyse bei abortierten Feten von Warmblutpferden. Im Rahmen eines Forschungsprojektes erfolgt diese WFFS-Untersuchung kostenlos. Züchter/innen, die an einer solchen Untersuchung interessiert sind, werden gebeten mit dem Team der Besamungs- und ET-Station der Vetmeduni Wien (Prof. Dr. Christine Aurich, Tel +43-1-25077-6400, christine.aurich@vetmeduni.ac.at oder Dr. Juliane Kuhl, Tel +43-1-25077-6405) oder dem Team des Graf-Lehndorff-Institutes in Neustadt/Dosse (PD Dr. Christina Nagel, Tel +49-33970-5029-157, christina.nagel@vetmeduni.ac.at oder Manuela Wulf, MSc, Tel +49-33970-5029-154, manuela.wulf@neustaedter-gestuete.de ) Kontakt aufzunehmen. Dann wird im Einzelfall besprochen, welche Proben am besten eingesandt werden und ob weitere Abortursachen untersucht werden sollten.

    Alle Einsender/innen erhalten das Untersuchungsergebnis ihres Pferdes. Jede darüberhinausgehende wissenschaftliche Analyse erfolgt in Übereinstimmung mit den Bestimmungen des Datenschutzes ausschließlich anonym.

    Quelle: Neustädter Gestüte

  • WFFS – Durchbruch bei der Herkunfsaufklärung?

    WFFS – Durchbruch bei der Herkunfsaufklärung?

    Wie die Oldenburger Pferdezuchtverbände und das Westfälische Pferdestammbuch jeweils veröffentlichen, ist der genetische Ursprung des Warmblood Fragile Foal Syndrome (kurz WFFS) so gut wie geklärt.

    Zuchtverbände benötigen Testergebnisse der Zuchtstuten zur Aufklärung

    Die deutschen Pferdezuchtverbände überprüfen aktuell mit dem Rechenzentrum vit in Verden die genetische Herkunft von WFFS. Derzeit liegen in der gemeinsamen Datenbank der Pferdezuchtverbände knapp 2.000 Testergebnisse vor. Dies lässt erste Rückschlüsse auf den Ursprung des Gendefekts zu, also darauf, welches Zuchtpferd wahrscheinlich WFFS in die Pferdepopulationen eingebracht hat. Derzeit kristallisiert sich ein einzelner Vererber heraus, der vor mehreren Generationen in der Warmblutzucht eingesetzt wurde und letztendlich Verbreitung in allen pferdesportlichen Disziplinen gefunden hat.

    Bitte um Mithilfe

    Dies gilt es nun, konkret weiter abzusichern und die Ergebnisse auch zu veröffentlichen! Daher rufen das Westfälische Pferdestammbuch und die Oldenburger Pferdezuchtverbände die Züchter zur Mithilfe auf.
    Schicken Sie ihnen bitte die WFFS-Testergebnisse Ihrer Stuten zu. Sie werden sie in die Zuchtverbandsdatenbank einpflegen, um dann möglichst bald die WFFS-Herkunft darstellen zu können. Dieses Wissen ermöglicht eine optimale Gestaltung der Maßnahmen, die zu WFFS eingeleitet wurden.

    Das Ziel

    Wenn das konkrete Ergebnis vorliegt, müssen aus züchterischer Sicht zukünftig nur noch diejenigen Pferde einer Überprüfung unterzogen werden, die den entsprechenden Vorfahren in ihrem Pedigree aufweisen.

    Es wird darum gebeten, die Testergebnisse weiterzugeben an: info@westfalenpferde.de oder über WhatsApp an das Westfälische Pferdestammbuch unter: 0171-9011723

    WFFS bezeichnet die Kurzform eines als Warmblut- Fragiles- Fohlen- Syndrom benannten Gendefekts, der aufgrund verminderter Bindegewebsentwicklung zu Aborten oder zum frühen Tod von Fohlen führt.

    Die Oldenburger Pferdezuchtverbände stellen auf ihrer Homepage direkt das Formular für den Untersuchungsantrag für den WFFS-Anlangenträger-Test zur Verfügung.

    Quelle: Oldenburger Pferdezuchtverbände und Westfälisches Pferdestammbuch

  • WFFS – Paul Schockemöhle zahlt 10.000 Euro falls ein Fohlen stirbt

    WFFS – Paul Schockemöhle zahlt 10.000 Euro falls ein Fohlen stirbt

    Und wieder geht es um das Warmblood Fragile Foal Syndrom. Nun meldet sich Paul Schockemöhle zu Wort. Um den Züchtern die Panik zu nehmen, versichert er jedem Züchter eine Summe von 10.000 Euro falls ein Fohlen nachweislich WFFS-positiv ist und aufgrund der Folgen stirbt. 

    Die Summe soll jedoch nicht als Schadensersatz gewertet werden, sondern den Züchtern die Angst vor einer möglichen Erkrankung der Fohlen nehmen. Schockemöhle selbst betreibt seit mehr als 25 Jahren seine Pferdezucht auf dem Gestüt Lewitz und noch nie sei ein Fohlen als WFFS-Fall aufgetreten.

    Aus Schockmöhles Deckbedingungen ist zu entnehmen:

    „Wir möchten aber ausdrücklich darauf hinweisen, dass kein Grund zur Panik besteht!! 
    In der Lewitz wurden im Laufe der Zuchtarbeit von Paul Schockemöhle wohl weit über 10.000 Fohlen geboren. Die Fohlen unserer Kunden dabei nicht mitgerechnet. Und kein einziges dieser Fohlen hatte WFFS. Die Wahrscheinlichkeit ist also gering. Und zwar sogar so  verschwindend gering, dass Paul Schockemöhle auch demjenigen Züchter, der ein, in einer Tierärztlichen Hochschule wissenschaftlich nachweisbar an WFFS gestorbenes Fohlen zu beklagen hat, eine Ausgleichszahlung in Höhe über 10.000 Euro zahlt.“ 

    Alles über den Gendefekt WFFS finden Sie hier:

    Das Warmblood Fragile Foal Syndrome

     

    Horse-Gate/Sophia Tigges

  • Hengste der Hengststation Maas J. Hell WFFS-frei

    Hengste der Hengststation Maas J. Hell WFFS-frei

    Nachdem die neue Zuchtverbandsordnung zu Beginn des Jahres in Kraft getreten ist, ist es verpflichtend die Zuchthengste einer Untersuchung bezüglich des Gendefekts Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) zu unterziehen. Die Testergebnisse werden ab sofort vom jeweiligen Verband in der Tierzuchtbescheinigung und in seiner eigenen Datenbank dokumentiert und veröffentlicht. Die Veröffentlichung dient dabei ausschließlich als Information für Züchter und hat keine Auswirkungen auf die Eintragung des Hengstes. 

    Die Hengststation Maas J. Hell gibt nun bekannt, dass alle Hengste im Portfolio der traditionsreichen Station in Klein Offenseth auf die Erbkrankheit WFFS getestet wurden. Die Ergebnisse sind gute Neuigkeiten für die Station, denn keiner der Hengste ist Träger des Gen-Defektes.

    Lesen Sie hier alles zum Thema Warmblood Fragile Foal Syndrome:

    Das Warmblood Fragile Foal Syndrome

    Horse-Gate/Sophia Tigges

  • Neue Zuchtverbandsordnung (ZVO) 2019

    Seit dem 1. November gilt eine neue EU-Tierzuchtverordnung, die unter anderem zum Test auf WFFS verpflichtet. Dies ist im Kapitel „Berücksichtigung gesundheitlicher Merkmale sowie genetischer Defekte bzw. Besonderheiten“ zu finden. 

    Gentestpflicht für WFFS

    Die Untersuchung auf den Gendefekt Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) war bei einigen Rassen bereits verpflichtend. Nun müssen sich jedoch auch alle Reitpferdehengste dem Test unterziehen. Dabei werden die Ergebnisse ab dem Zuchtjahr 2019 vom jeweiligen Verband in der Tierzuchtbescheinigung und in seiner eigenen Datenbank dokumentiert und veröffentlicht. Die Veröffentlichung dient zur Information für die Züchter und hat keine Auswirkung auf die Eintragung der Hengste. Nicht nur Reitpferdehengste fallen unter die verpflichtenden Gentests, sondern auch folgende Rassen: Cerebelläre Abiotrophie beim Deutschen Reitpony und Kleinen Deutschen Reitpferd, Polysaccharid Speicher Myopathie beim New Forest Pony, Fohlen-Immundefekt-Syndrom beim Dales Pony, Caroli-Leberfibrose bei Freibergern und Hoof Wall Separation Disease beim Connemara Pony.

    Weitere Änderungen: Tierzuchtbescheinigung für Zuchtmaterial

    Ab dem kommenden Zuchtjahr muss eine Tierzuchtbescheinigung für Zuchtmaterial (Sperma, Embryo) verwendet werden. Diese wird vom Zuchtverband ausgefüllt und an die jeweiligen Besamungsstationen (bzw. Zuchtmaterialbetrieb) verschickt. Diese muss wiederum vom Hengsthalter ausgefüllt und mit dem Zuchtmaterial an die Züchter versandt werden.

    Einführung vom Fohlenbuch

    Bei allen Rassen werden die Fohlen direkt im Jahr ihrer Geburt ins Fohlenbuch eingetragen. Früher wurden Hengste und Stuten frühesten im Alter von drei Jahren in des Hengst- bzw. Stutbuch eingetragen. Für die Eintragung im Fohlenbuch muss mindestens ein Elternteil in der Hauptabteilung der Rasse gelistet sein.

    Neue Altersdefinition des Pferdes

    Nachdem es häufig Diskussionen darüber gegeben hat, ob das Zuchtjahr und das Eintragungsjahr weiterhin unterschiedlich definiert werden soll, ist nun die Entscheidung gefallen. Ab dem Zuchtjahr 2019 werden Zucht- und Eintragungsjahr vereint. Das heißt, die Altersangabe eines Pferdes bezieht sich immer auf den 1. Januar des Geburtsjahres als Stichtag. Für die Pferde, die im November und Dezember 2018 geboren werden, gilt zurzeit noch eine Übergangsregelung und werden somit zum Zuchtjahr 2019 gezählt. Danach gilt nur noch das Kalenderjahr als Zuchtjahr.

    Quelle: Horse-Gate/Sophia Tigges

     

  • Das Warmblood Fragile Foal Syndrome

    Das Warmblood Fragile Foal Syndrome

    Es handelt sich bei dem Gendefekt Warmblood Fragile Foal Syndrome (WFFS) um eine Erbkrankheit, die eine unheilbare Bindegewebsstörung zur Folge hat. Diese Störung wird bereits direkt nach der Geburt sichtbar.

    Die Freude über die erfolgreiche Geburt des Fohlens verblasst wie im Nu. Mit den hilflosen Aufstehversuchen des Fohlens wird bereits die Auswirkung des Gendefekts deutlich sichtbar. Der Neuankömmling besitzt zwar den überlebenswichtigen Saugreflex, jedoch macht es einen geschwächten Eindruck. Das Gewebe ist nicht mit der Oberhaut verbunden und führt somit schon bei geringen Berührungen und Belastungen dazu, dass die Haut reißt. So sind schon in den ersten Stunden nach der Geburt viele Hautverletzungen zu erkennen, die keine große Heilungschancen besitzen. Auch hat das Fohlen mit angeschwollenen Gelenken zu kämpfen.

    Die Vererbung des WFFS

    Die genetisch bedingte Erkrankung kann von der Stute als auch vom Hengst übertragen werden. Sollte eines der Elterntiere betroffen sein, wird das fehlerhafte Gen mit einer 50-prozentigen Chance weitergegeben. Entweder bleibt das Fohlen verschont oder es wird zu einem Genträger, der ohne einen Test jedoch nicht erkannt wird, da die Krankheit nicht ausbricht. Das Fohlen bleibt rein äußerlich gesund und es sind keine klinischen Auffälligkeiten zu erkennen.

    Wenn jedoch Hengst und Stute als unauffällige Genträger fungieren, besteht das Risiko eines erkrankten und nicht überlebensfähigen Fohlens bei 25 Prozent.

    Gentest schafft Klarheit

    Um die Vererbung des Warmblood Fragile Foal Syndrome zu verhindern, schafft vor der Anpaarung ein Gentest von Hengst und Stute Klarheit. Ähnlich wie bei der DNA-Abstammungsüberprüfung werden dafür dem Pferd aus Mähne oder Schweif bis zu 20 Haare samt Haarwurzeln entnommen. Die Kosten liegen bei ca. 40 Euro.

    Quelle: Horse-Gate/Sophia Tigges