Schlagwort: Landgestüt

  • Die Weil-Marbacher Araberzucht

    Die Weil-Marbacher Araberzucht

    Araberzucht aus Tradition

    Ein ganz besonderes Steckenpferd von König Wilhelm I. von Württemberg war die Zucht original arabischer Pferde, der er sich auf seinem Hofgestüt in Weil mit voller Leidenschaft widmete. Diese Zucht hat bis heute im Haupt- und Landgestüt Marbach Fortbestand. Wilhelm I. war dabei nicht nur an der Veredelung der eigenen württembergischen Rasse gelegen; vielmehr war es sein Ziel, Vollblutaraber mit all ihrem Adel und Ausdruck, ihrer Schönheit, Ausdauer und Härte auf europäischem Boden reinrassig zu züchten. Den Aufbau des Gestüts betrieb Wilhelm I. mit großem Geschick und Aufwand. Geeignete Zuchttiere waren praktisch nur im Orient zu erwerben und große Strapazen für Mensch und Tier mussten ausgehalten werden, um die besten Pferde in der Wüste zu finden und in die Heimat zu transportieren. Bei Gestütsgründung 1817 soll zwischen orientalischen und persischen Pferden nur eine original arabische Stute in Weil gestanden haben – dies war Murana I, deren Stutenstamm noch heute in der Marbacher Araberherde vertreten ist.

    Araberhengst Bairactar – Der Spitzenvererber

    Der original arabische Hengst Bairactar (Jahrgang 1913) wurde zum Stammvater der Weiler Araberzucht.

    Ganz maßgeblichen Anteil am Zuchtfortschritt hatte der original arabische Hengst Bairactar, der 1817 als 4-Jähriger nach Weil kam und DER Stammvater der Weiler Araberzucht werden sollte. In der Literatur wird er bezeichnet als „einer der besten Hengste, die je aus dem Orient nach Europa kamen“. Bairactar diente König Wilhelm I. gar als Leibreitpferd – eine besondere Auszeichnung. Seine wahre Klasse zeigte er jedoch in der Zucht. Bis 1838 war Bairactar 21 Jahre lang als Hauptbeschäler in Weil aufgestellt. Kaum ein schlechtes Pferd habe er gezeugt und allesamt Zierden der königlichen Stallungen, gab der damalige Stallmeister von Hügel zu Protokoll. Sein mit Abstand bedeutendster Sohn war Amurath I aus dem Jahrgang 1829, der von Professor Rueff, einem Pferdekenner dieser Zeit, bewundernd beschrieben wurde: „Dieses Pferd ist wohl einer der vollkommensten Araber, nie habe ich ein besser gebautes und edleres Originalthier gesehen.“ Auch Amurath I wurde die Ehre zuteil, als Leibreitpferd Wilhelms I. zu dienen, bevor er in Weil als Zuchthengst aufgestellt wurde und wiederum beeindruckende Nachkommen zeugte. Der relativ kleine Zuchtstamm der Weiler Araber brachte durch Auslese sowie die Anpaarung von verwandten Pferden einen homogenen Arabertyp von Qualität und Wiedererkennungswert hervor, der den weltbekannten Ruf der Weil-Marbacher Araber noch heute begründet. Neben der Festigung der besten Rasseanlagen muss jedoch auch erwähnt werden, dass die Inzucht schlechte Erbanlagen genauso erbarmungslos offenbarte – so kamen Mitte des 19. Jahrhunderts einige nicht lebensfähige Fohlen mit einem Defekt der Haut zur Welt, der, wie sich später herausstellte (die Mendelschen Regeln der Vererbungslehre wurden erst 1866 publiziert), als autosomal-rezessiver Erbgang auf Bairactar zurückzuführen war.

    Das Erbe von Wilhelm I.

    Als Wilhelm I. im Jahr 1864 starb, lief seiner Araberzucht der Ruf als die beste auf dem europäischen Kontinent voraus; und doch ist es nur seinem Testament zu verdanken, dass sie nicht vollends unterging. Wilhelm I. hatte mit seinem letzten Willen verfügt, dass seine Zucht niemals aufgelöst werden dürfe und ein Mindestbestand an Stuten in Weil bleiben müsse. Dieser Stutenstamm sicherte schließlich auch die Zuchtgrundlage über längere Zeit, in der kaum geeignete Beschäler zur Verfügung standen, bis Fürstin Pauline zu Wied das Gestüt übernahm und die Zucht wieder beleben konnte. Anfang der 1930er Jahre war die Fürstin jedoch aus wirtschaftlichen Gründen zur Aufgabe gezwungen. Sie übergab das Geschick der Herde an das Land Württemberg. Die Vollblutaraber-Zucht wurde daraufhin 1932 nach Marbach verlegt, wo sie noch heute eine besondere Kostbarkeit ist und in einem eigenen Zuchtbuch geführt wird. Während das alte Blut um Bairactar und Murana I, deren Familien die weltweit ältesten und ununterbrochen nachweisbaren Linien der Araberzucht sind, in großem Traditionsbewusstsein fortgeführt wird, war gleichzeitig Frischblutzufuhr für eine gesunde Entwicklung der Zucht unumgänglich.

    Insbesondere zwei ägyptische Hengste prägten im 20. Jahrhundert die Marbacher Araberzucht: Der silberweiße Hengst Hadban Enzahi wurde 1955 im ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa erworben und in Marbach stolze 19 Jahre zur Zucht eingesetzt. Viele seiner Nachfahren finden sich heute in der Stutenherde, die auch aufgrund des Einflusses von Hadban Enzahi als „silberne Herde von Marbach“ berühmt ist. Es folgte der Rappe Gharib (Jahrgang 1965), ebenfalls aus El Zahraa, als sehr typvoller und vererbungsstarker Beschäler. Als letzter großer, selbst gezogener asiler Beschäler aus dem Weil-Marbacher Stamm muss auch der Hengst Saher erwähnt werden. In den 1970er und 1980-er Jahren gelangten die Marbacher Araber zu ihrem größten Ansehen. Tiere wurden international zu Top-Preisen verkauft, bevor das Gestüt ein Stück weit aus dem Fokus der Fachöffentlichkeit rutschte, deren Blicke eher auf die Showszene mit ihren ausufernden Zuchttrends gerichtet waren. „Wir möchten mit unserer Araberzucht besonders typvolle und edle, aber gleichzeitig leistungsfähige und gesunde Reitpferde hervorbringen“, erklärt die Marbacher Gestütsleiterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. „Dazu berufen wir uns immer wieder auf die klassischen Grundsätze.“ Auf die Beibehaltung der alten Werte, auf seine Stempelhengste und die wertvollen Stutenfamilien ist Marbach bis heute stolz. Neben dem Stamm der Murana I (1808) werden auch die Familien der Moheba I (1951) sowie Nadja (1955), beide aus El Zahraa nach Marbach importiert, gehegt und gepflegt. „Bei den Araberstuten sind wir sehr selektiv und bleiben in unseren Stutenfamilien“, betont Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Die Stuten werden sowohl mit den eigenen Hengsten – darunter Dschehim ox, der als hochausgebildeter Araber die Marbacher Zucht wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit rückt – als auch mit Fremdhengsten angepaart, darunter zum Beispiel Farag II-3, der wiederum auf die Weiler Linie des Amurath 1881 zurückgeht und so den Kreis zum alten Blut schloss. Heute werden die Marbacher Araberhengste nicht mehr nur für die Rassezucht, sondern auch von Sportpferdezüchtern nachgefragt, was ein Indiz für die Qualitäten der Marbacher Vollblutaraber als Reit- und Sportpferde ist. So tragen erfolgreiche und berühmte Pferde verschiedenster Disziplinen das alte Blut von Bairactar in sich – zum Beispiel der als Springpferd weltbekannte und als Vererber hoch erfolgreiche Cornet Obolensky, genauso wie das derzeit beste Dressurpferd der Welt, Valegro.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anne Wirwahn, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • 500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 1)

    500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 1)

    Mit seiner über 500-jährigen Geschichte ist das Haupt- und Landgestüt Marbach in Baden-Württemberg das älteste deutsche Staatsgestüt. Wo einst die großen Landesherren die Landeszucht begründeten, sind heute mit einem international beachteten Sportpferde-Zuchtprogramm und vielfältigen Dienstleistungen moderne Zeiten eingekehrt.

    Das Gestüt hat in seiner Geschichte tiefe Krisen überstehen müssen und entging mehrfach nur knapp dem endgültigen Aus. Doch die Marbacher schafften es immer wieder, ihr Haupt- und Landgestüt zu retten. Zuletzt erst im großen Jubiläumsjahr 2014. Das Rezept der Baden-Württemberger: ein Strukturwechsel par excellence. Das Haupt- und Landgestüt ist mehr denn je eine feste Größe im Bereich Zucht – insbesondere mit seinem Vielseitigkeitszuchtprogramm genießt Marbach ein Ansehen von Weltrang. Doch das Gestüt hat seine Leistungen erweitert und setzt auf mehrere Standbeine, um zukunftsfähig zu sein. Es ist auch Anlaufpunkt für Bildung rund ums Pferd, Landschaftspfleger, Ausrichter hochkarätiger Veranstaltungen, Kompetenzzentrum rund um das Pferd und Wirtschaftsstandort.

    Gelebte Geschichte

    Gelegen mitten im Herzen des UNESCO-Biosphärenreservats Schwäbische Alb im Landkreis Reutlingen, Gemeinde Gomadingen, besteht das Haupt- und Landgestüt Marbach aus den drei Gestütshöfen Marbach, Offenhausen und St. Johann. Dazu gehören außerdem die Nebenhöfe – oder fachlich korrekter: Vorwerke – namens Güterstein, Fohlenhof, Hau und Schafhaus mit insgesamt 963 Hektar Land. Diese bilden die Grundlage nicht nur für den hochmodernen Gestütsbetrieb und die damit verbundene Landwirtschaft, sondern auch für die zahlreichen flankierenden Angebote in den Bereichen Bildung, Tourismus, Veranstaltungen und Kulturpflege. Schließlich ist das über 500 Jahre alte Gestüt ein historisches und kulturelles Juwel, das seinen Glanz bis heute erhalten hat. „Schützen durch Nützen“, wie Dr. Astrid von Velsen-Zerweck, seit 2007 in Marbach Landoberstallmeisterin und damit Gestütsleiterin, das Prinzip nennt, das hier jahrhundertelang praktiziert worden ist.

    1514: Die Zeitrechnung beginnt

    Das Vorwerk Güterstein, ein ehemaliges Kloster, ist Teil der historischen Kulisse von Marbach.

    Über 500 Jahre schon hat die Tradition der Pferdezucht in Marbach ein Zuhause. Das belegt die älteste derzeit bekannte Erwähnung aus dem Jahr 1514. Zu einem herzoglichen Marstall wurde Marbach nur wenig später, als Herzog Christoph von Württemberg den Standort für ein herrschaftliches Gestüt wählte und 1552 einige Hengste einbrachte, die zur Bedeckung der Stuten des Landes und Hebung der Landespferdezucht dienen sollten. Als Zuchtmaterial dienten zunächst Pferde ganz unterschiedlicher Herkunft: Tiere aus Ungarn, Böhmen und Siebenbürgen waren genauso darunter wie Holsteiner oder türkische Pferde, vielleicht sogar das ein oder andere Exemplar, das von Pilgerreisen aus dem Heiligen Land nach Württemberg gebracht wurde. Der Herzog scheint mit seinen Pferden ein gutes Händchen gehabt zu haben. So heißt es in einer Notiz aus dem Jahre 1568: „Herzog Christoph legte nicht nur ein Landgestüt an, sondern hielt auch ein Privatgestüt und einen Marstall mit Rennpferden von so gutem Ruf, dass fremde Fürsten sie für Hoffeste und Karussells entliehen.“ 1573, unter der Herrschaft von Herzog Ludwig, erhielt Marbach schließlich ganz offiziell die Funktion eines Hof- und Landgestüts. Außerdem hielt es der neue Herzog mit dem damaligen Modetrend: In den meisten Fürstenhäusern wollte man nun edle und schnelle Rösser. So passte Ludwig den Pferdebestand mit dem Ankauf von hochblütigen Tieren an. Innerhalb von wenigen Jahren vervierfachte sich der Stutenbestand nahezu. Nach dieser ersten Blüte sollte das nächste Jahrhundert jedoch von herben Einschnitten für Marbach geprägt sein. Der Dreißigjährige Krieg tobte von 1618 bis 1648 und hinterließ eine Spur der Verwüstung im ganzen Land. Auch die herzöglichen Gestütshöfe waren betroffen, große Teile wurden völlig zerstört. Nahezu der gesamte Pferdebestand Württembergs verschwand in den Schlachten und Wirren der damaligen Zeit. Ein Desaster für die Pferdezucht: Reitpferde, Kriegsrösser und die auf dem Lande so dringend benötigten Arbeitstiere waren kaum noch aufzutreiben. Besonders verdient in der Wiederbelebung und Reorganisation der württembergischen Pferdezucht machte sich Lewin Freiherr von Kniestedt, der von 1672 bis 1710 als Oberstallmeister die Geschicke des Marbacher Gestüts lenkte. Im Jahr 1687 schrieb er Geschichte, als er die erste Beschälordnung in Württemberg in Kraft setzte, um die Pferdezucht im Land weiter zu verbessern: Ab sofort durften nur noch zugelassene Hengste für die Zucht eingesetzt werden. Eine richtungsweisende Entscheidung, die auch heute noch, nach mehr als 300 Jahren, aktuell ist. Eine Blüte erlebte das Gestüt Marbach Mitte des 18. Jahrhunderts. Der despotische Herzog Karl Eugen widmete sich mit großer Energie der Landwirtschaft und Pferdezucht. Von Reisen brachte er zahlreiche hervorragende Tiere mit, unter anderem ungarische Stuten und neapolitanische Hengste. Der Marbacher Pferdebestand soll dabei zu Höchstzeiten auf rund 700 Tiere vergrößert worden sein. Doch in den in Europa aufziehenden Kriegen der Französischen Revolution und um Napoleon ließen Zehntausende Tiere ihr Leben auf den Schlachtfeldern. Die mühsam aufgebauten Errungenschaften der Zucht waren wie weggefegt.

    Wilhelm I. – der Hippologe

    Mit dieser Situation sah sich König Wilhelm I. von Württemberg konfrontiert, als dieser im Jahr 1816 die Regierung des Landes sowie die Leitung der Pferdezucht übernahm und zu einem großen Hippologen seiner Zeit wurde. Der Landespferdezucht verlieh er ganz neue Perspektiven, als er 1817 die Trennung von Hof- und Landgestüt verfügte. Während das königliche Hofgestüt nach Weil verlegt wurde, sprach der Herrscher dem Landgestüt die Gestütshöfe Marbach, Offenhausen, St. Johann und Güterstein zu. Damit legte Wilhelm I. den Grundstein zur noch heute, knapp 200 Jahre später, bestehenden Organisation des Gestüts Marbach.

    Der Württemberger entsteht

    Die Konsolidierung der Marbacher Zucht gelang schließlich über die Einfuhr von Anglo-Normänner-Hengsten sowie ostpreußischen Stuten, die zu einem einheitlichen Pferdetyp zusammengeführt wurden. Ein mehr als glückliches Händchen bewies man insbesondere mit dem Erwerb des Anglo-Normänner-Hengstes Faust im Jahr 1888, der zu einem wichtigen Stammvater und Linienbegründer werden sollte. Auf seiner Basis bildete sich das Württemberger Warmblut als eigene Rasse um die Jahrhundertwende heraus: „Ausdauer und Leistungsfähigkeit zeichnete sie aus: Ein gedrungenes, futterdankbares Modell mit harten Hufen; das ideale Pferd für die Landwirtschaft“, so beschreibt der ehemalige baden-württembergische Zuchtleiter Dr. Otto Frey in einem Aufsatz die Rasse.

    Vom Arbeits- zum Reitpferd

    Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte die Pferdezucht in ganz Deutschland den womöglich größten Umbruch ihrer Geschichte. Aufgrund der zunehmenden Motorisierung waren Arbeitspferde nach dem Wiederaufbau kaum noch gefragt. Im Mittelpunkt stand die Umstellung der Zucht auf ein modernes Reit- und Sportpferd, so auch in Marbach.

    Anfang der 1950-er Jahre wurde die Zuständigkeit des Marbacher Gestüts um den Landesteil Baden vergrößert. Zu dieser Zeit begann man mit der Zuführung von ostpreußischem Blut, das Ziel war die Veredelung der Pferdezucht. Dies gelang insbesondere mit dem Trakehner-Hengst Julmond. Der Hengst aus dem Jahrgang 1938, der einst mit dem großen Flüchtlingstreck 1944 von Ostpreußen nach Deutschland gekommen war, beeinflusste die Zucht nachhaltig hin zum neuen Ideal eines leichteren Reittieres. Von 1960 bis zu seinem Tod 1965 blieb Julmond in Marbach und legte dort einen hervorragenden Grundstock für die weitere Zuchtentwicklung.

    Auf dem Weg in die Moderne

    Insbesondere Trakehner, aber genauso auch Zuchttiere anderer Rassen, kamen in den Jahren nach Julmond immer wieder in der Marbacher Zucht zum Einsatz, um den edlen Reitpferdetyp zu entwickeln und zu konsolidieren. So wurde – und wird – immer wieder frisches Blut aus unterschiedlichen Zuchtgebieten herangeholt. Auch der ein oder andere Tropfen arabisches Blut, der über die Weiler Pferde in die württembergische Landeszucht kam, hat sich äußert vorteilhaft auf die Entwicklung im Paradigmenwechsel vom  Arbeits- zum Reitpferd ausgewirkt. Ab den 1960-er Jahren wurde das Gestüt auch baulich neuen Erfordernissen angepasst. So entstanden 1973 eine große Reithalle und 1978 die große Veranstaltungsarena, die 10.000 Besucher fasst – ein weiser Vorausblick in die Zeit nach der Jahrtausendwende, in der sich die Tore des Gestüts allein aus wirtschaftlichen Gründen immer mehr für Besucher und Touristen öffnen sollten. Ganz allmählich begann das Gestüt, neue Wege zu suchen.

    Das Haupt- & Landgestüt heute

    Heute ist das Haupt- und Landgestüt Marbach mehr als einfach nur ein traditioneller Zuchtbetrieb. Seit einigen Jahren weht frischer Wind durch die denkmalgeschützten Gebäude und das Gestüt ist zu einem hochmodernen und breit aufgestellten Zucht-, Dienstleistungs-, Tourismus- und Veranstaltungszentrum geworden. Die Gestütsleiterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck hat diesem Umorientierungsprozess ein Gesicht gegeben – nahm sie doch ihre Arbeit im Jahr 2007 auf, als die ersten Reformen gerade eingeleitet wurden. Sie bezeichnet ihren Job selbst als Lebensaufgabe. Kernthema ist und bleibt die Zucht: „Wir möchten Pferde züchten, die dem Zuchtziel und damit den Ansprüchen des Marktes genügen, was Qualität, Gesundheit und Interieur angeht“, fasst die erste Landoberstallmeisterin in Marbach zusammen. Beschäler der Zuchtrichtungen Deutsches Sportpferd, Arabisches Vollblut, Schwarzwälder Kaltblut und Altwürttemberger finden sich in den Stallungen, außerdem Veredler wie Englische Vollblüter oder Angloaraber. Die zwei gestütseigenen Stutenherden bestehen aus Warmblut- bzw. Vollblutaraberstuten. „Nicht nur die Hengste, auch die Zuchtstuten sind bei uns geritten und leistungsgeprüft, zudem veterinärmedizinisch untersucht“, unterstreicht die Gestütsleiterin.

    Service Embryo-Transfer

    Laurel, der einzige gekörte Stan The Man xx-Sohn, steht in Marbach als Deckhengst zur Verfügung.

    In Offenhausen ist bereits seit geraumer Zeit eine EU-Besamungsstation in Betrieb, die der Globalisierung der Zucht Rechnung trägt und einen internationalen Einsatz der Marbacher Hengste ermöglicht. „In Zukunft wollen wir unsere Dienstleistungen im Bereich Zucht bzw. Reproduktionstechniken ausbauen, das Thema Embryo-Transfer beispielsweise“, gibt von Velsen-Zerweck einen Ausblick auf die Perspektiven des Gestüts. Eine enge Betreuung der Stutenbesitzer ist im Haupt- und Landgestüt stets selbstverständlich – Beruf ist hier schließlich gleichzeitig auch Berufung. Daneben wird Züchtern ein umfassendes Angebot in den im Land verteilten Servicestationen geboten: intensive Beratung zu den richtigen Anpaarungen bis hin zur Aufzucht, Ausbildung und Vermarktung inklusive. Bewährte Vererber werden in Marbach dabei genauso angeboten wie hoffnungsvolle Nachwuchshengste, die natürlich allesamt die strengen Qualitätskontrollen von Körung und Hengstleistungsprüfung – oft in der gestütseigenen Prüfanstalt – bestanden haben. Dabei versteht sich Marbach auch als Bewahrer alter Blutlinien und der Breite des genetischen Potenzials, die mancherorts aufgrund der Konzentration auf bestimmte Mode-Linien und -Hengste verloren gegangen sind. Ein wichtiger Beitrag dazu ist auch die Pflege der wertvollen Stutenfamilien. „Wir sind nicht diejenigen, die jeden Trend mitmachen“, sagt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. „Die Erhaltung der Vielfalt ist unsere Aufgabe, ohne dabei die Marktentwicklung aus den Augen zu verlieren. Natürlich stehen auch Junghengste mit aktuellen Pedigrees in unseren Ställen!“ Den großen Wert des Erhalts eben dieser Vielfalt wissen passionierte Pferdeleute sehr zu schätzen, wie Züchterin Dr. Annette Wyrwoll anschaulich begründet: „Die Landgestüte generell und speziell das Haupt- und Landgestüt Marbach sind für mich aus der Zucht kaum wegzudenken, da hier das genetische Potenzial in seiner Ganzheit gepflegt wird – privaten Hengsthaltern, die anders wirtschaften müssen, ist dies kaum möglich. Die Landgestüte bewahren das originäre Interesse an der Zucht, abseits von der bloßen Vermehrung.“

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anne Wirwahn, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • 500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 2)

    500 Jahre Zuchtgeschichte in Marbach (Teil 2)

    Marbachs Pferde – Freunde und Leistungssportler

    Das bedeutet für die Leistungsfähigkeit der Zucht jedoch keinerlei Einschränkungen: Württemberger haben als Freizeit- und Arbeitspferde sowieso schon einen guten Ruf, sie sind zudem immer häufiger auch in den großen nationalen und internationalen Wettbewerbsarenen zu finden. Pferde sowohl für den Leistungs- als auch für den Freizeitsport zu züchten, das ist das erklärte Ziel des Gestüts. Dass sich das nicht gegenseitig ausschließt, verdeutlicht Dr. Astrid von Velsen-Zerweck: „Züchtung von Pferden für den Spitzensport und für den gehobenen Freizeitsport muss sich nicht ausschließen – Sportreiter und Freizeitreiter möchten schließlich im Grunde dasselbe; nämlich ein gesundes, talentiertes, leistungsbereites und rittiges Pferd. Die Top-Pferde der absoluten Spitzensportler stechen dabei durch ein zusätzliches gewisses Etwas heraus, das oft im Individuum begründet liegt.“

    Lemberger, der Primus

    Dass die Blutlinien der Landbeschäler den heutigen Anforderungen an solch ein modernes Sportpferd mehr als genügen, beweist auch die gestütseigene Nachzucht. Aktuelles Beispiel ist der 2008 im Haupt- und Landgestüt geborene und heute selbst als Landbeschäler aufgestellte Lemberger, der auf den weitläufigen Koppeln Marbachs aufwuchs und 2011 nicht nur die Körung erfolgreich bestand, sondern auch die Hengstleistungsprüfung als Bester abschloss. Auf den jährlich stattfindenden Reitpferdeauktionen des Marbacher Gestüts wird die Nachzucht der Landbeschäler an deutsche Reiter genauso wie an internationale Kundschaft in Nachbarländer und nach Übersee verkauft. Für die Vermarktung der Pferde genauso wie für einen Austausch von Zuchtmaterial werden dabei Kooperationen mit anderen Zuchtgebieten, Züchtern und Gestüten geführt. „Beispielsweise mit den Landgestüten Celle, Redefin und Schwaiganger wie auch mit dem Holsteiner Verband pflegen wir eine enge Zusammenarbeit“, berichtet die Landoberstallmeisterin. „Und auch renommierten Gestüten in Frankreich und der Schweiz haben wir schon Hengste verpachtet.“ [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Marbach – Die besten Vielseitigkeitspferde

    Der Trakehner Julmond begründete in der Nachkriegszeit die moderne Reitpferdezucht in Marbach.

    Besonders aber mit der Zucht von Vielseitigkeitspferden macht das Haupt- und Landgestüt in jüngster Zeit auf sich aufmerksam, nicht nur national, sondern europa- und weltweit. „In der Warmblutzucht hat sich bei uns ein überaus erfolgreiches Vielseitigkeitsprogramm herauskristallisiert“, sagt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Und Dr. Annette Wyrwoll, früher international erfolgreiche Vielseitigkeitsreiterin und Teilnehmerin an Olympischen Spielen, bestätigt aus Züchtersicht: „Marbach hat hier eine Marktlücke besetzt.“ Michael Jung – Doppel-Olympiasieger, Weltmeister und Doppel-Europameister – feierte seine größten Erfolge mit Pferden, die aus dem Marbacher Stall stammen. La Biosthetique Sam FBW, das erfolgreichste Vielseitigkeitspferd aller Zeiten, hat den berühmten Stan The Man xx zum Vater – eine Legende der Vielseitigkeitszucht und von 1993 bis zu seinem Tod im Jahr 2000 in Marbach als Landbeschäler aufgestellt. Sam selbst, gezogen von Günter Seitter, wuchs in Marbach auf und wurde auf der Gestütsauktion entdeckt. Die Stute Rocana FST, mit der Michael Jung auf den Weltreiterspielen 2014 Einzel-Silber und Mannschafts-Gold geholt hat, hat den in Marbach aufgestellten Ituango xx als Vater, von dem Jung noch zwei weitere Nachwuchshoffnungen im Stall stehen hat, darunter die Vollschwester von Rocana.

    Auffahrth und Schrade

    In Marbach geboren, nun als Prämienhengst und Beschäler im Stall: Lemberger (Locksley II-Gardez).

    Auch andere deutsche Championats- und Kaderreiter wie Dirk Schrade, der mit Sindy von Stan The Mann xx jahrelang international erfolgreich unterwegs war, und Sandra Auffarth, die kürzlich einen Nachkommen des früheren Landbeschälers Cavallieri xx erworben hat, gehen auf der Suche nach vierbeinigen Nachwuchsstars in Marbach ein und aus. „Gerade in den vergangenen Jahren hat sich ein Markt für gezielt gezüchtete Vielseitigkeitspferde entwickelt“, berichtet Wyrwoll aus der Szene. „Für diese Pferde wird gutes Geld bezahlt, auch im Ausland.“ Das Haupt- und Landgestüt hält neben den bewährten Vererbern auch hoffnungsvolle Nachwuchshengste und besonderes Blut für Züchter vor. So zum Beispiel Laurel, den einzigen gekörten Stan The Man xx-Sohn, der zudem aus einer fünffachen Hengstmutter stammt. Die Förderung solchen Blutes und der damit verbundenen Perspektiven wissen Züchter wie Wyrwoll zu schätzen: „Es ist sehr gut, dass das Landgestüt an solche Hengste, die vielleicht erst wenige Stuten gedeckt haben, glaubt und eine Entwicklung ihres Potenzials zulässt.“ Sie selbst hat bereits fünf Nachkommen von Laurel. Der Älteste ist fünfjährig kürzlich in die USA verkauft worden.

    In wen wird investiert?

    „Wir überlegen uns immer gut und lange, in welchen Hengst Hoffnung gesteckt und investiert wird – schließlich sind wir ein Wirtschaftsbetrieb und müssen entsprechend handeln“, stellt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck klar. „Und es dauert lange, bis sich ein Hengst erst einmal bewähren kann; schließlich nimmt eine Pferdegeneration ganze acht Jahre in Anspruch.“ Weitere in Marbach aufgestellte Raritäten sind zum Beispiel der Angloaraber Icare D`Olympe, der erfolgreiche Nachkommen in allen Disziplinen vorweisen kann. Er hat hohe Zuchtwerte in Frankreich in der Dressur und im Springen sowie erstklassige in der Vielseitigkeit. Auf dem großrahmigen Il Divo xx,

    dessen erste Nachzucht im nächsten Jahr unter den Sattel kommt, liegen große Erwartungen. Zu den aktuellen Stars im Programm gehört der französische Dreiviertelblüter Jaguar Mail, selbst Olympia-Pferd und bereits mit hervorragender Nachzucht. Ein Sohn ist zum Beispiel der gekörte Doppel-Weltmeister 2013 und 2014 der jungen Vielseitigkeitspferde Tenareze. Und natürlich fehlen auch Größen wie Ituango xx, Quite Easy I und Gardez nicht im Hengstaufgebot, die sich bereits lange in Marbach behaupten.

    Die Alt-Württemberger

    Die Alt-Württemberger-Blutlinien werden in Marbach heute im Erhaltungszuchtprogramm hingebungsvoll gepflegt, genauso wie die Schwarzwälder Kaltblüter, was dringend notwendig ist, um den Fortbestand der Rassen zu sichern. Insbesondere der kalibrige Typ des Alt-Württembergers, der in der Vorkriegszeit einen hervorragenden Ruf genoss und vor wenigen Jahrzehnten noch der Rasse zu großer Blüte verhalf, war nach dem Zweiten Weltkrieg innerhalb kurzer Zeit nahezu verschwunden. Nur einigen engagierten Züchtern sowie dem Haupt- und Landgestüt in enger Zusammenarbeit mit dem zuständigen Ministerium und dem Pferdezuchtverband Baden-Württemberg ist es zu verdanken, dass die Rasse heute noch existiert. Doch „die Population ist sehr klein mit 48 eingetragenen Stuten und sechs zuchtaktiven Hengsten“, sagt Dr. Carina Krumbiegl, zuständige Zuchtleiterin beim Pferdezuchtverband Baden-Württemberg. „Dabei ist der Markt für diese Pferde da. Sie sind im Freizeitbereich sehr gefragt, da man fast alles mit ihnen machen kann.“

    Immer wieder: Sparzwang

    Der Marbacher Brand am Hoftor des Haupt- und Landgestüts. Pferd im Bild: Quirin von Quadrofino.

    Trotz seiner vielen Errungenschaften sieht sich das Haupt- und Landgestüt Marbach in diesen Jahren mehr denn je angesichts der knappen öffentlichen Kassen mit einem ständigen Druck zur Prüfung von Sparmöglichkeiten und Wirtschaftlichkeit konfrontiert. Ab dem Jahr 2020 soll der Landeshaushalt ohne Kredite auskommen und das bekommt auch das Staatsgestüt zu spüren, das direkt vom Land durch das zuständige Ministerium kofinanziert wird, im Jahr 2013 mit 4,47 Millionen Euro. Mehrfach war in den vergangenen Jahren von einer Schließung oder Privatisierung des Gestüts die Rede. Bislang konnte dies stets abgewehrt werden dank einer Umstrukturierung des Betriebs im Hinblick auf Optimierungsmöglichkeiten und Steigerung der Effizienz. 2005 wurde ein umfänglicher Sanierungsplan erarbeitet. Ein Großteil der einst 20 Außendeckstationen wurde daraufhin geschlossen und teilweise durch Beratungszentren ersetzt. Darüber hinaus hat eine Diversifizierung des Betriebs stattgefunden, um die Potenziale des Gestüts nicht nur in der Zucht, sondern auch in anderen Bereichen auszuschöpfen.

     

     

    Schlittenfahrten nebenbei

    So hat sich das Gestüt in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr für Besucher geöffnet. Neben der traditionellen Hengstparade gibt es Gestütsführungen, Schauprogramme, Kutsch- und Planwagenfahrten. Sogar Schlittenfahrten in der Wintersaison sind heute zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Veranstaltungen wie die Gestütsauktion oder die Marbach Classics als Fest für Kulturinteressierte gehören zum Konzept. Die Gestütsauktion fand erstmals 2014 statt, dabei wurden unter freiem Himmel die Marbacher Pferde vor dem Live-Orchester der Württembergischen Philharmonie Reutlingen präsentiert.

    Marbacher Gestütswanderweg

    Seine landschaftlich schöne Lage nutzt das Gestüt ebenfalls für sich. Wanderwege queren das Gestütsgelände und seit Kurzem gibt es gar einen Marbacher Gestütsradweg, der die drei Gestütshöfe und vier Vorwerke verbindet. Im Rahmen eines ‚Zukunftsinvestitionsprogramms‘ ist ein Besucherinformationszentrum mit Gestütsshop eingerichtet worden. „70.000 Besucher hatten wir bereits im ersten halben Jahr hier“, berichtet die Landoberstallmeisterin vom Erfolg des Projektes. Das Gestütsmuseum Offenhausen in der Atmosphäre der ehemaligen Klosterkirche präsentiert darüber hinaus die Geschichte und Bedeutung von Marbach für die Landespferdezucht, es werden auch Seminarräume vermietet. Rund die Hälfte der Betriebskosten erwirtschaftet das Gestüt mittlerweile selbst. Einnahmen aus den Bedeckungen oder der Pferdeverkäufe fließen genauso ein wie Erlöse aus der Landwirtschaft, touristischen Aktivitäten, Veranstaltungen und der Einstallung von Pensionspferden.

    Kulturhistorische Bedeutung

    Der Stutenbrunnen im Gestütshof – auf diesem historischen Gemälde dargestellt mit Araberstutenherde.

    Doch das Haupt- und Landgestüt trägt auch noch eine andere Wertigkeit in sich, die in Zahlen nur schwer zu bemessen ist. Mit seiner jahrhundertelangen Geschichte ist das Marbacher Gestüt eine kulturhistorische Stätte von besonderer Bedeutung. „Das Gestüt gehört zu den großen Kulturschätzen nicht nur in Baden-Württemberg, sondern auch in Deutschland und Europa“, sagt Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Eng verwurzelt in der Region, trug das Gestüt maßgeblich zum wirtschaftlichen Fortschritt des Landes bei in einer Zeit, als Quantität und Qualität der Pferdezucht noch entscheidende Entwicklungsfaktoren waren. Auch heute noch ist die Wertschöpfung der Region mit dem Marbacher Gestüt eng verknüpft: Die große Anziehungskraft des Gestüts lockt jedes Jahr rund 500.000 Besucher in die Umgebung – Besucher, die bares Geld im Landkreis und darüber hinaus lassen. „Im Gespräch mit Wirten aus dem Umkreis wurde mir einmal gesagt, dass jedes zweite Wirtshaus in der Umgebung dicht machen könnte, wenn es das Gestüt nicht gäbe“, berichtet Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Mit seinen rund 180 denkmalgeschützten Gebäuden stellt der Betrieb außerdem jede Menge Handwerker in Lohn und Brot. Nicht zu vergessen der Einfluss auf die Pferdehaltung in Baden-Württemberg mit einem derzeitigen Bestand von rund 100.000 Tieren. Von jeweils drei bis vier Pferden wird ein Arbeitsplatz gesichert, so die Schätzung von Experten.

    Universitäten und Forschung

    Das Gestüt weiß sich seine Kompetenzen zunutze zu machen, die es in den vergangenen Jahrhunderten der Pferdezucht, -haltung und -ausbildung erworben hat. Die Aus- und Fortbildung rückt folgerichtig immer mehr in den Fokus, nicht nur durch die Rolle des Haupt- und Landgestüts als Deutschlands größter Ausbildungsbetrieb für Pferdewirte mit rund 40 Lehrlingen. Das 2006 gegründete und in Marbach angesiedelte „Kompetenzzentrum PFERD Baden-Württemberg“ wartet mit einem breiten Angebot an innovativen Fortbildungen auf. An Kursen der Landesreit- und Fahrschule nehmen jährlich rund 1.200 Interessierte teil. Und die Zusammenarbeit mit verschiedenen Universitäten floriert, die neuerdings einen Teil ihrer Forschung und Lehre rund um das Gestüt abbilden. In zahlreichen Netzwerken, zum Beispiel in die in Marbach angesiedelte European State Stud Association (ESSA) als Zusammenschluss der europäischen Staatsgestüte eingebunden, zeigt sich das Haupt- und Landgestüt ebenfalls federführend.

    Marbach – Auf in die Zukunft!

    Angesichts dieser Werte und Innovationskraft verkündete Ministerpräsident Winfried Kretschmann schließlich zur 500-Jahr-Feier des Haupt- und Landgestüts Marbach im Jahr 2014 den politischen Willen zum Fortbestand des Betriebs: „Marbach bleibt erhalten! Das Gestüt ist eine Perle auf der Alb. Es soll sich sinnvoll weiterentwickeln, es soll gute Perspektiven haben. Wir sollten in dieser Hinsicht die Pferde nicht scheu machen!“ Auch aus anderen Parteien kamen wohlwollende Bekenntnisse. „Jede Fraktion hat sich zum Gestüt bekannt – das gab es vorher noch nie“, berichtet Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Sie kann gemeinsam mit Mitarbeitern und Bevölkerung aufatmen und zu Recht stolz auf das bislang Erreichte sein.

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anne Wirwahn, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 1)

    Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 1)

     

    Belantis, Quaterback, Poesie I und Poetin I – diese Namen sind Markenzeichen des Brandenburgischen Haupt- und Landgestüts Neustadt (Dosse). Das „Sanssouci der Pferde“, gegründet vor über 225 Jahren zu preußischen Glanzzeiten, steht in der strukturschwachen Region für Tradition und Wirtschaftskraft. Seine Geschichte ist allerdings von Höhen und Tiefen geprägt.

     

    Während Stuten mit ihren Fohlen das frische Grün genießen, lassen übermütige Jungpferde auf einem Paddock vor dem Landstallmeisterhaus beim Toben und Kräftemessen Sandwolken entstehen. Eifrige Gymnasiasten genießen neben den Auszubildenden des Gestüts beim Putzen und Reiten die Abwechslung vom Theorie geprägten Schulalltag. Ob sich die Schüler der geschichtlichen Bedeutung ihrer Umgebung bewusst sind? Es ist die räumliche und geschichtliche Nähe zum preußischen Königshaus, der die Neustädter Gestüte den Beinamen „Sanssouci“ verdanken. Wer an den weiß verputzten, klassizistisch streng gegliederten historischen Gebäuden vorbeigeht, die schattenspendenden Alleen und wie mit dem Lineal gezogenen Wege bewundert, ahnt meist nicht, dass das Haupt-­ und Landgestüt nordwestlich von Berlin unter strikten wirtschaftlichen Gesichtspunkten am Reißbrett entstand.

     

    „Zum Besten des Landes“

    Walter Teske, Stutenmeister, mit Hengst Quaterback
    © Lafrentz

    Wie so oft zu jener Zeit war die Motivation für die Errichtung des Gestüts durch den preußischen Staat wirtschaftlich ­ militärischer Natur. Friedrich II. (1740 bis 1786) fand noch den Ankauf von Pferden für Militär und Hof aus dem Ausland vorteilhafter. Als nach dessen Tod Friedrich Wilhelm II. (1744 bis 1797) die Regentschaft übernahm, wurde das preußische Gestütswesen reformiert, um unabhängig von Importen zu sein. Das führte im März 1788 zur Gründung der Zuchtanlage „Friedrich Wilhelm“ auf dem Gelände eines alten Maultiergestüts. „Zum Besten des Landes“, so steht es in alten Dokumenten geschrieben. Die Baupläne des sächsischen Baumeisters Ephraim Wolfgang Glasewaldt sahen sparsam ­ schlichte und trotzdem würdevolle Gebäude vor. Die gesamte von Graf Carl­ Heinrich von Lindenau verwirklichte Anlage zeugt von Symmetrie, Ordnung und Ästhetik gleichermaßen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Natur einige Teile zurückerobert, so entstand ein reizvoller Gegensatz. Die historischen Anlagen im heutigen Hauptgestüt und dem einen Kilometer entfernten Kurmärkischen Landgestüt Lindenau ­Hof sind jeweils in sich abgeschlossene Anlagen und über eine ehrwürdige Allee miteinander verbunden. Die gesamte Fläche umfasst etwa 420 Hektar und steht unter Denkmalschutz. Große Teile der alten Gebäude wurden renoviert und Stalleinrichtungen modernisiert. Die Stallungen mit den großzügigen Weide­ und Auslaufflächen wurden allerdings schon in der Gründungsphase so angelegt, dass sie heute noch den modernen Anforderungen an einen Pferdestall entsprechen, gerade in Hinblick auf den Tierschutz. Eine Gruppenhaltung der Stuten und Jungpferde war seit jeher im Gestüt üblich, die historischen Anlagen wurden über die Jahre immer wieder nach den Bedürfnissen und dem Fortschritt der Technik ergänzt. Moderne Details wie Führanlagen oder eine EU­-Besamungsstation sind mittlerweile aus dem Gestütsalltag nicht mehr wegzudenken.

     

    Neue Konzepte

    Im Haupt- und Landgestüt mangelt es nicht an Bewerbern für die Ausbildung zum Pferdewirt © Lafrentz

    Insbesondere zu den Hengstparaden und internationalen Turnieren sind die Neustädter Gestüte ein magnetischer Anziehungspunkt für Reiter, Züchter und Pferdefreunde. Jährlich kommen über 45.000 Menschen. Doch das war nicht immer so. Nach der Wende mussten sich die Gestüte den marktwirtschaftlichen Bedingungen stellen. Durch die Zusammenführung zweier Verwaltungsbereiche des Haupt­- und des Landgestütes ergaben sich einschneidende strukturelle Veränderungen, Personal und Pferdebestand wurden daraufhin reduziert. Stattdessen wurden neue „historische Kernaufgaben“ eingerichtet, zum Beispiel der Landwirtschaftsbereich zur Eigenversorgung der Pferdebestände. Mit einer 2001 gegründeten öffentlichrechtlichen Stiftung, erfolgte eine strategische Ausrichtung auf ein modernes hippologisches Kompetenz­ und Dienstleistungszentrum, das einen festen Platz im touristischen Angebot der Region besitzen sollte. Und der Plan ging auf. Durchdachte Tourismus­ und Sportkonzepte, darunter eine Reit­ und Fahrschule für Reiter aus der Region und ganz Deutschland, locken Besucher, wovon nicht nur Gastronomie und Hotels rundherum profitieren. Führungen und Kremserfahrten werden angeboten, ein Gestüts­ und ein Kutschenmuseum präsentieren historische Werte und bieten einen Ausflug in die Vergangenheit. Wer umgeben vom Hauch der Geschichte seine Hochzeit feiern oder sich auf geschäftliche Meetings konzentrieren möchte, kann hier entsprechende Räumlichkeiten mieten. In historischen Kavaliershäusern können nicht nur Reit­ und Fahrschüler, die Lehrgänge besuchen, untergebracht werden. Sie werden ebenso gern von Gästen genutzt, die ihren Urlaub mit Pferden in der Region Ostprigniz­Ruppin verbringen wollen. Oder die den 2005 verwirklichten Gestütswanderweg zwischen den Gestüten Neustadt und Redefin erkunden möchten, der über 160 Kilometer durch abwechslungsreiche Kultur­ und Naturlandschaften führt. Nicht nur als Arbeitgeber für 64 Mitarbeiter spielen die Gestüte eine wichtige wirtschaftliche Rolle in der strukturschwachen Region, sondern auch als Ausbildungsbetrieb. 15 bis 20 junge Menschen bereiten sich jährlich auf ihre Prüfungen zum Pferdewirt mit Fachrichtung Zucht oder klassische Reitausbildung vor. Nachwuchssorgen kennt man in Neustadt (Dosse) nicht. Aufgrund der bundesweiten Bekanntschaft und dem Renommee des Gestüts durch züchterische und sportliche Erfolge, gibt es jedes Jahr eine Vielzahl von Bewerbungen, sodass die potenziellen Auszubildenden aus einem großen Pool an Bewerbern ausgewählt werden können. Nicht nur die gestütseigenen Auszubildenden kümmern sich um die wertvollen Vierbeiner. Wenn „Reitsport“ auf dem Stundenplan der Prinz­ vom Homburg­ Schule steht, greifen Schüler zu Striegeln und Hufkratzern, Sätteln und Trensen. In dem deutschlandweit bislang einzigartigen Projekt „Reiten in der Schule“ können die 7. bis 10. Klassen der Schule neben Physik und Englisch auch alles Wesentliche über den Reitsport lernen. Die gymnasiale Oberstufe bietet sogar ein Prüfungsfach im Abitur an. 120 Schüler aus ganz Deutschland sind Teil dieses Projektes, das in Kooperation mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) angeboten wird. Ein Erfolgsmodell, denn auf diese Weise konnte nicht nur der Schulstandort Neustadt überhaupt erhalten bleiben. Der Umgang mit dem unvoreingenommenen Wesen Pferd wirkt sich positiv auf die übrigen Unterrichtsleistungen der Schüler aus, wie Lehrer begeistert bemerken. Eine weitere zukunftsweisende Kooperation ging das in Neustadt 2007 gegründete Graf­ Lehndorff­ Institut (GLI) mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien ein. Benannt nach dem preußischen Oberlandstallmeister Georg Graf von Lehndorff (1833 bis 1914) zählt das GLI zu den wenigen wissenschaftlichen europäischen Organisationen, die für ihre Studien auf gesunde Pferde aus der Stutenherde eines Gestüts zurückgreifen können. Teams aus Tiermedizin, Agrarwirtschaft und Biologie arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ein wesentlicher Bereich beschäftigt sich mit allen Fragen und Dienstleistungen rund um Besamungen, Embryotransfer, Tiefgefriersamenproduktion für Züchter, die in Reproduktionsfragen kompetente Beratungen im GLI finden. Wissenschaftler aus dem In-­ und Ausland zieht es nach Neustadt. Dabei wurden die europäischen Grenzen längst gesprengt, Hippologen aus Amerika oder dem Mittleren Osten forschten bereits am GLI.

     

    Lebendige Kultur

    Abbild von Poesie und Poetin I vor dem Gestüt © Lafrentz

    Den Vergleich mit dem weltberühmten Sanssouci in Potsdam braucht Neustadt (Dosse) nicht zu scheuen. Es führt zwar nicht den prestigeträchtigen Titel UNESCO­ Weltkulturerbe wie Sanssouci, ist allerdings eine der größten Denkmalanlagen in Brandenburg, deutlich umfangreicher als Schloss und Park in der Landeshauptstadt. Ob das Landstallmeisterhaus aus dem Jahr 1788, in dem sich die Gestütsverwaltung sowie das Gestütsmuseum und der Pferdezuchtverband Brandenburg Anhalt befinden, oder der Innenhof, umgeben von Stallungen für Reitpferde und Zuchtstuten, alles hier zeugt von großer Historie. Dazu gehört auch die Bronzestatue des Schimmelhengstes Kolibri, in den 1980er­Jahren das bekannteste Aushängeschild der Neustädter Zucht und Vater von über 2.000 Nachkommen – darunter zahlreiche hervorragende Springpferde. Die Statue des Kobold ­I­ Sohns Kolibri steht für Generationen von großartigen Pferden, die in Neustadt zum Einsatz kamen oder das Licht der Welt erblickten. Aktuell sorgen 41 Hengste dafür, dass die Geschichte des Gestüts fortgeschrieben wird, vom Haflinger Amore Mio von Atlantic über den Englischen Vollblüter Appleby xx on Mamool xx bis hin zum Deutschen Sportpferd Vulkato, ein Vulkano­ Sohn. Haflinger, Voll­ und Kaltblüter sind die Ausnahmen, den weitaus größten Teil der Hengstkollektion repräsentieren die Deutschen Sportpferde. Sie alle sind Elemente der lebendigen Kultur des Haupt-­ und Landgestüts und stehen für die wichtigste landeshoheitliche Aufgabe: die Bereitstellung qualitativ hochwertiger und leistungsgeprüfter Hengste und Stuten. Daran hat sich in 225 Jahren nichts geändert. Bei der Gründung im 18. Jahrhundert waren die Verbesserung des züchterischen Niveaus der preußischen Pferdezucht und damit die Absicherung des Militärbedarfes aus eigenem Bestand erklärtes Ziel. Das züchterische Konzept wurde im Laufe der Jahrhunderte aufgrund der veränderten Nachfrage des Öfteren neu definiert. In den ersten einhundert Jahren, kamen in der preußischen Zucht vor allem arabische und englische Vollblüter zum Einsatz, neben Zuchttieren aus Trakehnen, Zweibrücken und Frankreich. Größe, Leistungsfähigkeit und Schönheit waren gefragt. Der Einfluss eines hoch im Blut stehenden Reitpferds für die Kavallerie und Rennbahn stieß jedoch um 1857 nicht überall auf Zustimmung. Die Wirtschaft brauchte starke Arbeits­ und Lastpferde. Die angestrebte züchterische Neuausrichtung erzielte nicht schnell genug die gewünschten Erfolge, die Kritik wollte nicht verstummen. Daher fasste das Abgeordnetenhaus 1876 einen Auflösungsbeschluss und der wertvolle Pferdebestand wurde auf die Hauptgestüte Graditz und Beberbeck verteilt. Obwohl ihre Beanstandungen zur Schließung des Gestüts geführt hatten, bedauerten die Brandenburger Pferdezüchter den Entschluss. Es dauerte keine zwanzig Jahre, bis zahlreiche Anträge aus den Reihen der Züchter zur Wiedereinrichtung des Zuchtbetriebs führten. Siegfried Graf von Lehndorff (1869 bis 1956) wurde 1895 mit dem Neuaufbau der Wirtschaftspferdezucht betraut. Außerdem wünschte Kaiser Wilhelm II. ein leichtes Husarenpferd für seine Kavallerie. Bald stand Neustadt (Dosse) sowohl für ein bodenständiges starkes Warmblutpferd als auch für ein edelblütiges Kavalleriepferd. Zum Einsatz kamen neben Trakehnerhengsten auch Pferde aus Dänemark, Oldenburg oder dem hannoverschen Zuchtgebiet.

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Susanne Bösche, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

    Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

     

    Sportpferde gegen Devisen 

    Jährlich kommen über 45.000 Menschen in die Neustädter Gestüte – die meisten davon wollen die berühmten Hengstparaden sehen © Lafrentz

    Anfang des 20. Jahrhunderts – Neustadt (Dosse) hatte die Härten des Ersten Weltkrieges gerade überstanden – mussten sich die Gestüte den Wirren und katastrophalen Folgen des Zweiten Weltkrieges stellen. Die Reparationsforderungen der russischen Siegermacht bedeuteten 1945 das züchterische Aus. Erneut musste eine neue Zuchtpopulation mit mehrheitlich ostpreußischen und hannoverschen Pferden aufgebaut werden. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit schaffte es Gustav Condereit (1886 bis 1972), den Neustädter Gestüten wieder zu einer führenden Rolle in der Brandenburgischen Pferdezucht zu verhelfen. Mit Gründung der DDR wurden die Landgestüte rechtlich zum „volkseigenen Gut“ mit veränderten, an die modernen Ansprüche angepassten Zuchtzielen. Reiten hatte allerdings als Sportart staatlicherseits keine gute Reputation, galt als zu teuer und wurde nicht gefördert. Trotzdem behauptete sich Neustadt (Dosse) als lukrative Geldquelle, dank seiner hochwertigen Sportpferde, die für harte Devisen ins Ausland exportiert werden konnten. Brandenburger Pferde stehen seither für Hochleistungssport, egal ob im Dressurviereck oder im Parcours. Aus der Nachkriegszeit stammt Neustadts herausragende P-­Familie, die weit über die Grenzen Brandenburgs geschätzt wird. Die Linienbegründerin, die Staatsprämienstute Pauline von Dargardt, wurde 10-­jährig 1947 erworben. Sie hatte bereits sechs Fohlen gebracht, in Neustadt fielen fünf weitere. Zwei gekörte Hengste und Palette von Fernab, eine tiefe, ganz im Wirtschaftspferdetyp stehende, braune Stute, deren vier Töchter für eine prosperierende Familiengeschichte rund um Philharmonie, Poesie und Poetin sorgten. Die wohlklingenden Namen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Linie seit Generationen leistungsstarke Pferde hervorbringt. Wesentlichen Bestandteil am Ruhm der P-­Familie hatten die Nachkommen von Sandro Hit mit der Brentano ­II Tochter Poesie. Dazu zählen die vier Vollbrüder Samba Hit I bis IV, insbesondere der bestehende Prämienhengst und Hengstleistungsprüfungssieger Samba Hit I, der mittlerweile auf über 30 Dressursiege in Klasse S zurückblicken kann und nach wie vor in Neustadt deckt. Mit Starlett de Hus stellte Samba Hit 2011 die französische Bundeschampionesse der 4-­jährigen Reitpferde. Seine berühmteste Vollschwester ist die inzwischen verstorbene Ausnahmestute Poetin I – Bundeschampionesse 2000 und 2003 –, die nach ihrem Weltmeistertitel bei den 6-­jährigen Dressurpferden 2003 mit einem rekordverdächtigen Verkaufspreis von 2,5 Millionen Euro für Schlagzeilen sorgte. Neben der durchgezüchteten, hocherfolgreichen P-Linie pflegt Neustadt (Dosse) weitere, kleinere Familien. „Aktuell sind sechs Warmblut­ und eine Trakehnerstutenlinie in der Stutenherde des Gestüts vertreten“, erläutert Landstallmeister Uwe Müller. „Besonders präsent ist die P­-Familie, der die meisten Stuten angehören. Allerdings sind durch die räumlichen Gegebenheiten in der historischen Gestütsanlage der Anzahl der Stuten Grenzen gesetzt. Dennoch legen wir großen Wert auf die Pflege unserer Stutenstämme und versuchen diese in dieser Vielfalt zu erhalten und zukunftsfähig aufzustellen. Dazu nutzen wir in der Anpaarung neben unseren eigenen Hengsten auch interessante Vererber anderer Stationen.“ Viel Prestige genießen auch die Stutenstämme der T­ und der I Linien. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Zur ersteren Familie gehört die auf Grand ­Prix­ Niveau sportlich erfolgreiche Tacita von Dionysos, die in Australien für Furore sorgt. Der süddeutsche Prämienhengst DSP Chetlag von Cellestial ist hingegen über den Hindernissen siegreich. In der Hengstkollektion Neustadts repräsentiert der 2013 geborene, großrahmige Calido Sohn Cloud number nine aus der Theodora diese Linie. Burberry, ein typvoll aufgemachter Fuchs aus der Staatsprämienstute Ibiza, gehört zu den namhaften Vertretern der I­ Linie. Der Balou­du­ Roulet­ Sohn war erster Reservesieger seiner Körung 2007. Inzwischen ist er international in S***­Springen erfolgreich. Im Springparcours hat sich auch die Stute Izmira von Quidam’s Rubin bis S**­Niveau bewährt.

    Traditionell brillieren die Zuchtstuten des Gestüts im Gespann. Ein Highlight ist der Mehrspänner mit 18 hochkarätigen Stuten, der bei der Jubiläumshengstparade im Landgestüt Celle im Jahr 2015 – passend zum Motto „25 Jahre Deutsche Einheit“ – für Begeisterungsstürme sorgte. An der Spitze lief die herrliche Poesie. „Für mich ein unvergesslicher Moment“, erinnert sich Besucherin Marion Weise aus Hannover, noch heute mit glänzenden Augen. „Wie bereitwillig diese Stute im Geschirr ging, als stünde ihr diese Position ganz selbstverständlich zu.“ Poesie, die 2017 ihren 25. Geburtstag feierte, wurde inzwischen von ihrer Schwester Prime Time an der Spitze des Mehrspänners abgelöst.

     

    Züchterische Grundlage

    Elitehengst Quaterback (*2003) hat schon über 60 gekörte Söhne und über 400 Töchter hervorgebracht 
    © Lafrentz

    Den Erfolg der jüngsten Vergangenheit verdankt Neustadt (Dosse) der wertvollen, überlegten züchterischen Arbeit vergangener Jahrzehnte, insbesondere durch den Aufbau solider Stutenlinien. Für sie wurden immer wieder gezielt passende Partner gesucht. Nach der Wende prägten insbesondere Hengste wie der bereits erwähnte Leistungsprüfungssieger Kolibri, sein Sohn Korsar, der acht gekörte Söhne und über dreißig prämierte Töchter brachte, oder das erfolgreiche Dressurpferd Akzento, das später nach England verkauft wurde, die Zucht. Sie machten Neustädter Pferde zu einem Markenzeichen, genau wie Paradiesvogel von Parademarsch, der bis zur schweren Klasse siegreich Dressurprüfungen ging, oder der schicke Leandro ­Sohn Levisto Z, Sieger seiner Hengstleistungsprüfung. Genau wie seine Mutter Hirtin von Carolus I triumphierte der Schimmel im Springparcours. Askari von Acord II, einer der erfolgreichsten Springpferdevererber Deutschlands, wirkt noch immer in Neustadt. Sein Sohn Aragon Z feierte unter Christian Ahlmann Siege auf prestigeträchtigen Springturnieren weltweit. Elegant, doch muskelbepackt trägt Quaterback seinen Namen zu Recht. Ein Bilderbuchsportler aus eigener Zucht, von Quaterman aus der Passionata, selbst eine Tochter der Poesie. Ein enger Verwandter der legendären Poetin also. Elitehengst Quaterback verkörpert, was sein Pedigree verspricht. Er wurde 2006 dreijährig Sieger im Bundeschampionat und brilliert bundesweit in Dressuren der Klasse S. Der noble Fuchs hat nicht nur seinen Verwandten Samba Hit I als gefragtesten Beschäler abgelöst. Quaterbacks Vererberqualitäten sind weltweit gefragt, von Australien bis in die USA ist sein Name ein Begriff. Mehr als 60 seiner Söhne wurden gekört und mehr als 400 Töchter gingen in die Zucht. Seine leistungsbereite und siegreiche Nachzucht, unter anderem war Quaterback 2014 und 2015 erfolgreichster Beschicker der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde, machte ihn über Brandenburgs Grenzen hinaus berühmt.

     

    Neustadt (Dosse) mit glänzenden Aussichten

    Die Jungpferde genießen ihre Jungend in Gruppen auf großzügigen Paddocks © Lafrentz

    Mit dem hochnoblen, dunkelbraunen Quadroneur sorgte Quaterback bereits 2007 für die nächste Generation im Hengststall. Der auf Intermediaire­ I ­Niveau siegreiche Quadroneur geht über Vater und Mutter, der Pirouette von Sandro Hit, auf die berühmte P­Familie Neustadts zurück. Piroutte ist zudem die Großmutter mütterlicherseits des aufstrebenden Dressur­ und Prämienhengstes Belantis von Benetton Dream aus der Philharmonie. Neben einem erlesenen Pedigree zeichnen ihn hervorragende Grundgangarten, exzellente Rittigkeit und ein einzigartiger Charakter aus. Das Bundeschampionat 2014 verließ der Grauschimmel als strahlender Sieger, ein Jahr später wurde er Vizeweltmeister der Jungen Dressurpferde. Wo der Hengst auftritt, erhält er tosenden Applaus, bundesweit wollen sich Züchter sein Potenzial sichern. Bereits 2014 belegte Belantis Platz vier der erfolgreichsten 5­jährigen Deckhengste aus allen deutschen Zuchtverbänden. Inzwischen hat sich Dressurikone Isabell Werth des jungen Talents angenommen. „Belantis hat eine sehr große Bedeutung für unser Gestüt“, bekräftigt Landstallmeister Uwe Müller. „Wir sind sehr stolz, dass mit Isabell Werth die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt seine sportliche Förderung übernommen hat, und setzen große Hoffnung in seine weitere sportliche Entwicklung. Durch seine Erfolge ist er zu unserem Werbeträger in aller Welt geworden, er macht Neustadt (Dosse) bekannt und ist eines der Aushängeschilder unserer Zucht und natürlich der P-­Familie.“ Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 ist es nicht mehr lange hin. Wer weiß – vielleicht bringt Belantis das erste olympische Edelmetall nach Neustadt. Mit dem strahlenden Siegerhengst der Deutschen Sportpferdekörung in Neustadt, Don Royal von Don Juan de Hus, steht ein weiterer Repräsentant der P­-Linie im eigenen Stall. Seine Mutter, die Rubin ­Royal­ Tochter Prime Time, ist eine Schwester der großartigen Poesie. Aus einer ähnlichen Verbindung von Don Juan de Hus mit der P­-Familie stammte schon die Siegerin des Stutenchampionats 2016, Phantastica. Neben den jungen Helden Ben Benicio, Prämienhengst der Westfälischen Hauptkörung 2015, und Casskeni II, einen hochedlen Holsteiner von Cassini II aus einer Chamonix­ Mutter, sollen die Pachthengste Kasanova de la Pomme und Carleyle die Hengstpalette um international gesuchte Linien ergänzen. Carleyle ist ein patent auftretender junger Holsteiner von Connor aus der For­ Pleasure­ Tochter Zostia – eine extrem leistungsorientierte Abstammung, der der 2011 geborene Prämienhengst fraglos gerecht wird. Mit Kasanova de la Pomme von Bamako de Muze kommt dagegen der Siegerhengst der Körung 2013 des belgischen Warmblutzuchtverbandes zum Einsatz, der entsprechend seiner feinsten Springgenetik in Springprüfungen der Klasse M siegte. Welche Kriterien spielen überhaupt eine Rolle bei der Auswahl von Pachthengsten für Landstallmeister Uwe Müller? „Die Qualität des Pferdes und die Abstammung des Hengstes sind die herausragenden Kriterien“, erklärt Müller. „Unser Ziel ist, den Züchtern qualitativ hochwertige und leistungsstarke Hengste anzubieten, deren Genetik unseren Hengst bestand ergänzt und bereichert. So stammt zum Beispiel Kasanova de la Pomme aus der Hengstlinie des Darco, die bisher noch nicht in Neustadt vertreten war, kombiniert mit einem der besten Stutenstämme Belgiens und der Welt!“ Neustadt (Dosse) ist längst angekommen in der modernen Sportpferdezucht und hat den Wechsel vom reinen Zuchtbetrieb zu einem breit aufgestellten Unternehmen geschafft. Namhafte, international begehrte Deckhengste sowie eine solide, breit gefächerte Stutengrundlage ziehen zehntausende von Menschen magnetisch an und sichern eine glänzende Zukunft, in der trotzdem die alten Traditionen bewahrt werden. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Susanne Bösche, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • VER-Dinale: Highlights am Sonntag

    VER-Dinale: Highlights am Sonntag

    Am letzten Tag der 45. VER-Dinale ist nochmal einiges geboten. Zunächst wurde es spannend im Springparcours: Das Finale der Großen Tour – der Preis der Verdener Wirtschaft – stand an. Siegerin in dieser Springprüfung der Klasse S*** ist Karin Martinsen. Mit der Oldenburger Stute Tailormade Chloé Star PS entschied sie in 34,16 Sekunden mit einer fehlerfreien Runde das Stechen für sich. Der zweite Platz geht an Max Haunhorst. Im Sattel des Holsteiners Risohorse Carex  absolvierte er den Parcours in 35,34 Sekunden ebenfalls fehlerfrei. Rang drei sicherte sich Michael Symmangk auf Caillaux. Der Westfale trug ihn fehlerfrei und in 35,76 Sekunden über die Hindernisse.

    Am heutigen Spätnachmittag steht ein weiteres Highlight der VER-Dinale auf dem Programm: Ab 17 Uhr präsentiert das Landgestüt Celle eine Auswahl ihre Hengste. Dabei werden sich voraussichtlich 24 Hengste in der Niedersachsenhalle von ihrer besten Seite zeigen. Unter ihnen findet sich beispielsweise Vaderland von Vitalis-Krack C-Contango, der letztes Jahr mit seiner Körung für Aufsehen sorgte. Auch Kedhira, ein Sohn des kürzlich verstorbenen Kannan, aus einer Caretano Z-Mutter ist für die Präsentation vorgesehen.

    Horse-Gate/ACG

  • Haupt- und Langestüt Marbach: Millionen-Investition geplant

    Das Land investiert – vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags – einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag in das Haupt- und Landgestüt Marbach.

    „Marbach ist mit seiner 500-jährigen Pferdezucht und Gestütsgeschichte ein kulturelles Juwel inmitten des heutigen UNESCO-Biosphärengebiets Schwäbische Alb und trägt durch eine extensive Grünlandnutzung zur Erhaltung der artenreichen Grünlandflächen bei, die für das Biosphärengebiet wichtige Landschaftsbestandteile darstellen“, sagte der Minister für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk MdL, am Dienstag (17. Dezember) anlässlich der geplanten Investitionen ins Landesgestüt in Marbach.

    „Entsprechend der Naturschutzstrategie des Landes sind landeseigene Flächen vorbildlich zu bewirtschaften. Durch die jahrhundertelange Beweidung der Flächen mit Pferden ist eine einzigartige Kulturlandschaft mit besonderer Flora und Fauna und großer Biodiversität entstanden. Durch die Heunutzung werden artenreiche Wiesen im Biosphärengebiet Schwäbische Alb gefördert. Mit den teilweise historischen Gebäuden, der landschaftlich reizvollen Umgebung und den wunderschönen Pferden ist Marbach für jährlich ca. 500.000 Besucher ein attraktives Ausflugsziel für Jung und Alt. Neben dem Gestüt würden durch die geplanten Investitionen auch die Wirtschaftsbeteiligten auf der Schwäbischen Alb von diesem einzigartigen Tourismus- und Veranstaltungsstandort profitieren“, so der Minister.

    Anpassung historischer Gebäude auf Marbach

    „Deshalb wollen wir das Gestüt für die Zukunft weiter stärken. Der Tierschutz, der Arbeitsschutz und die Arbeitswirtschaft sind bei der gegebenen und ausdrücklich gewollten Verwendung der historischen Gebäude für die Tierhaltung und die landwirtschaftliche Nutzung an aktuelle und künftige Anforderungen anzupassen. Darüber hinaus soll der Ausbau Marbachs als Veranstaltungsort für pferdesportliche und pferdezüchterische Veranstaltungen zielorientiert weiterverfolgt werden. Hierfür sind vorhandene Einrichtungen teilweise zu sanieren und ergänzende Einrichtungen zu schaffen, um unter anderem den öffentlichen Besucherverkehr und die Wege der Reiter und der Fahrer zu entflechten sowie tiergerechte Übungs- und Turniereinrichtungen zu schaffen“, sagte Peter Hauk.

    Auf Grundlage des Masterplans 2018 ergebe sich für die inhaltliche und bauliche Weiterentwicklung ein Investitionsbetrag in Höhe eines mittleren zweistelligen Millionenbetrags. „Die Umsetzung der noch im Detail zu planenden baulichen Maßnahmen ist in Bauabschnitten vorgesehen. Diese sollen für eine mögliche schrittweise Etatisierung frühestens ab dem Doppelhaushalt 2023/24 vorbereitet werden“, sagte der Minister. Dem Haushalt muss der Landtag noch zustimmen.

    Landoberstallmeisterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck sagte: „Unser Minister Peter Hauk hat sich im Kabinett sehr für das Fortbestehen und die Weiterentwicklung des Gestüts eingesetzt. Wir sind ihm und der ganzen Landesregierung sehr zum Dank verpflichtet. Danken möchte ich aber vor allem den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern: Ohne ihren täglichen Einsatz und ihr großes Engagement für unser Gestüt hätten wir diesen großen Erfolg nicht erreichen können. Jede und jeder hat ihren und seinen Anteil an diesem Meilenstein in der Geschichte des Gestüts! Ich bin sehr stolz auf alle Gestüter und auf das, was wir gemeinsam erreicht haben, und ich bin voller Dankbarkeit. Es ist toll, was wir gemeinsam schaffen können! Ein großer Dank gilt auch allen Akteuren in der Region, den Kooperationspartnern, den Verbänden und allen Marbach-Freunden, die uns eng verbunden sind und zum Gelingen beitragen!“

    Haupt- und Landgestüt Marbach

  • Landgestüt Moritzburg: Eckstein’s Eminenz als Beschäler

    Mit bester Typisierung, maskuliner Ausstrahlung und einer tollen Galoppade sicherte sich Eckstein’s Eminenz zu den Moritzburger Hengsttagen 2017 den Titel des Reservesiegers. Zu seiner Hengstleistungsprüfung zwei Jahre später konnte der kalibrige Schimmel ebenfalls überzeugen: Elegant und leistungsbereit vor dem Wagen und auch unter dem Reiter mit durchgängig hohen Wertnoten in den Grundgangarten (Schritt: 8,0 / Trab: 8,5 / Galopp: 8,0) erreichte er im Endergebnis Note 7,71. Für sein ausgeglichenes Interieur vergaben die Prüfer Note 8,0.

    Im Anschluss an die Prüfung wechselte Eckstein’s Eminenz in den Besitz der Sächsischen Gestütsverwaltung und bringt – wie sein Muttervater Indygo seinerzeit – Farbe in den Beschälerbestand der Schweren Warmblüter.

    Der aus der Zucht des LWB Georg Lichthorn in Kamenz stammende Hengst ist ein Sohn der leistungsgeprüften Verbandsprämienstute Fatima, die auf die Stutenfamilie SW51/3 der Friedel zurückgeht. Bei seinem Muttervater Indygo stehen mehrere sporterfolgreiche Nachkommen, über 50 eingetragene Zuchtstuten – darunter einige Prämien- und Staatsprämienstuten – und zwei gekörte Söhne zu Buche. Vater Eckstein kann mit dem ebenfalls 2015 geborenen Eckstern aus einer Lombard-Mutter bereits einen weiteren gekörten Sohn vorweisen.

    Seine Qualitäten als Vererber hat Eckstein’s Eminenz schon unter Beweis gestellt: so lieferte er zum Fohlenchampionat 2019 in Moritzburg fünf eindrucksvolle Fohlen. In der kommenden Decksaison wird Eckstein’s Eminenz als Pachthengst im Ausland stationiert sein, 2021 steht er den Züchtern in Sachsen und Thüringen wieder zur Verfügung.

    Sächsische Gestütsverwaltung

  • Landgestüt Dillenburg: Umbau für mehr Bewegungsmöglichkeit

    Landgestüt Dillenburg: Umbau für mehr Bewegungsmöglichkeit

    Am Landgestüt Dillenburg sind die Baumaßnahmen für einen über 1.000 m² großen Auslauf, der bis zu 10 Pferden Bewegungsmöglichkeit bietet, weitgehend abgeschlossen.

    Bereits Anfang 2018 konnte eine 230 m² große Auslauffläche eingerichtet werden, um einer Kleingruppe von bis zu 4 Pferden zusätzlichen freien Auslauf zu ermöglichen. Eine Arbeitsgruppe bestehend aus Vertretern des Hessischen Umweltministeriums, der Stadt Dillenburg, dem Kreisveterinäramt, dem Landesbetrieb Bau und Immobilien Hessen, dem Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen und der Hessischen Tierschutzbeauftragten beschloss im Januar 2018 die Maßnahmen, die das Tierwohl verbessern und den Bewegungsdrang der Tiere stärker berücksichtigen. Pferde leben in sozialen Herdenverbänden und benötigen eine Menge Platz, um sich in der Obhut des Menschen wohl zu fühlen. In der Wildnis lebende Pferde bewegen sich auf großen Flächen und verbringen bis zu 16 Stunden täglich mit der Nahrungsaufnahme. Dabei legen sie oft große Strecken im langsamen, stetigen Schritt zurück.

    Je nach Haltungssystem ergeben sich unterschiedliche Anforderungen, um den Pferden ausreichende Bewegung zu ermöglichen. Im Landgestüt Dillenburg kann mit den neu geschaffenen Ausläufen dem freien Bewegungsverhalten der Pferde nunmehr mehrere Stunden pro Tag sehr gut Rechnung getragen werden. Darüber hinaus wird einem Teil der Lehrpferde im Sommer mehrwöchiger Weidegang in einem Partnerbetrieb ermöglicht. Die dadurch erreichte Ausgeglichenheit der Dillenburger Lehrpferde wird insbesondere von den Seminarteilnehmern und Seminarteilnehmerinnen geschätzt.

    Die Nutzung aller Platzreserven und ein geschicktes Management ermöglicht nun die Sicherstellung des Tierwohls in der historischen Gestütsanlage. Umfangreiche Baulösungen, auch im Stallinnenraum, sollen zukünftig Möglichkeiten aufzeigen, wie in strukturell benachteiligten Anlagen eine tiergerechte Unterbringung von Pferden möglich ist.

    Quelle: Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

  • Hengststation Beckmann kooperiert mit dem Landgestüt Celle

    Hengststation Beckmann kooperiert mit dem Landgestüt Celle

    Nach knapp drei Jahren Zusammenarbeit mit dem Landgestüt Warendorf, folgt für die Decksaison 2019 eine Umorientierung der Deckstelle in Wettringen.

    Mit Ablauf der diesjährigen Decksaison Ende September, beendete das Warendorfer Landgestüt die Kooperation mit der Hengststation. Das Team um Stationsinhaber Mathieu Beckmann bedauert dies, sieht allerdings auch eine Chance für Kunden und Züchter in der neuen Kooperation mit dem niedersächsischen Landgestüt Celle. Aufgrund dieser Zusammenarbeit bereichern drei weitere Hengste das Angebot der Hengststation: Der Junghengst Fusionist von Franklin-Ehrentanz I-Florestan I, den die Station Pape gemeinsam mit dem Landgestüt Celle auf der Hannoveraner Körung in Verden erworben hat, der bewährte Celler Landbeschäler Diacontinus von Diarado-Contendro I-Argentinus und der ebenso in Celle beheimatete Landbeschäler und Bundeschampionatsfinalist 2017, Emilio Sánchez von Estobar NRW-Don Crusador-Weltmeyer, der über seinen Vater das bewährte Blut des Ehrentusch nun auch in Wettringen verfügbar macht.

    Das Hengstangebot der Deckstation mit beliebten Vererbern wie Callaho’s Benicio, Fürst Samarant, Contendrix, Blue Hors Dreamline und Blue Hors Hotline besteht weiterhin. Zusätzlich wird es um zwei Junghengsten mit interessanten Pedigrees erweitert. Zackorado von Zack-Florencio I-Donnerhall ist der aktuelle Siegerhengst der Körung in Kreuth, sein Vater Zack ist derzeit als bewährter Vererber in aller Munde. Vaderland war vielbesprochener Prämienhengst und 1. Reservesieger der Westfälischen Hauptkörung in Münster-Handorf und führt mit Vitalis und Krack C niederländische Erfolgsgenetik von westfälischer Güte.

    Nicht von Änderungen betroffen sind die Zusammenarbeit der Deckstelle mit der Hengststation Ingo Pape aus Hemmoor sowie dem Hause Blue Hors in Dänemark sowie die Konditionen, zu denen die Wettringer ihre Hengste anbieten.

    Quelle: Hengststation M. Beckmann