Das Training der Reitpferde der Verdener November-Auktion hat begonnen. Ab sofort können Interessierte Termine zum Ausprobieren der Pferde vereinbaren. Am Samstag, 14. November, werden 66 Reitpferde für alle Ansprüche versteigert. Erste Gebote können Interessierte ab dem 8. November abgeben.
Eine vielseitige Kollektion steht bereit. Von dreijährigen Hoffnungsträgern bis hin zu sechsjährig bereits gereiften Pferden sprechen die Kundenberater des Verdener Auktions-Teams eine passende Empfehlung aus. Auf der Plattform www.verdener-auktion-online.com werden die 45 Dressur- und 21 Springpferde vorgestellt, als registrierter Nutzer erhalten Sie direkten Zugang zu tierärztlichen Dokumenten und Zusatzinformationen.
Am 2. November füllten sich die Stallungen der Ausbildungs- und Absatzzentrale Verden mit Leben. Nach Terminvereinbarung und unter Beachtung der gültigen Abstands- und Hygieneregeln haben interessierte Kunden die Möglichkeit, das Training der Pferde zu verfolgen und eine Auswahl an Pferden zu probieren. Die erste Präsentation wird am Samstag, 7. November, ab 10.00 Uhr live im Internet übertragen. Auch die Präsentation am Mittwoch, 11. November ab 15 Uhr, und das Freispringen am Freitag, 13. November ab 10 Uhr können Sie online verfolgen. Die ersten Gebote können online am 8. November abgegeben werden, das „Bid Up“, die Endphase, beginnt am Samstag, 14. November, um 14 Uhr.
Im feierlichen Schauprogramm vor dem Hengstmarkt der Dressurhengste stand eine echte Lady im Rampenlicht: St.Pr.St. Daylight wurde Hannoveraner Stute des Jahres.
Vor 20 Jahren kam die De Niro/Weltmeyer-Tochter Daylight im Stall von Wilhelm Klausing in St. Hülfe auf die Welt. Sie war das zweite Fohlen der auf der Bundesstutenschau in Neustadt/Dosse hochprämierten St.Pr.St. Wicke v. Weltmeyer/Grenadier aus dem Stamm der Noria. Dreijährig wurde Daylight auf der Schau in Wagenfeld mit dem Ia Preis und der Anwartschaft auf die Staatsprämie ausgezeichnet, ein Jahr später absolvierte sie ihre Stutenprüfung in Hoya. In dieser Zuchtstutenprüfung zeigte sie nicht nur ihre sehr guten Dressureigenschaften, sondern auch ein außerordentlich gutes Freispringen. Tragend vom damals noch jungen Hengst Stedinger gehörte die Dunkelfuchsstute zur Kollektion der Verdener Zuchtstutenauktion im August 2004 und wechselte in den Besitz von Familie Brenninkmeyer aus Hamburg. So führte ihr Weg auf den Klosterhof nach Medingen, wo Daylight ihre neue züchterische Heimat fand. Ihr erstes Fohlen, Seline v. Stedinger, brachte mit Quantensprung den Prämienhengst und Hannoveraner Vizechampion der Reitpferde, Quattroporte.
Erfolgreiche Anpaarung
Besonders naheliegend war auf dem Klosterhof Medingen die Anpaarung von Daylight an Fidertanz, der dort 2005 seine Station bezog. Ihre erfolgreichsten Nachkommen entstammen dieser Kombination. Dazu zählt Fats Domino, 2007 geboren und mittlerweile mit Fabienne Müller-Lütkemeier bis Grand Prix siegreich. Sein Vollbruder ist Flanell, vier Jahre jünger und ebenfalls auf dem Klosterhof aufgewachsen. Er wurde 2013 bei seiner Körung in Verden prämiert und ist mittlerweile mit Kathleen Kröncke auf dem Weg in das Große Viereck. Seine ersten Nachkommen feiern bereits Erfolge in Basis- und Aufbauprüfungen. 2016 brachte Daylight die Borsalino-Tochter Hann.Pr.A. Bond Girl zur Welt. Eine beeindruckende Stute, die sich im vergangenen Jahr über das Lüneburger Elite-Championat für die Herwart von der Decken-Schau qualifizierte und dort in einem starken Ring mit dem Ic-Preis ausgezeichnet wurde.
Mit der Versteigerung der Dressurhengste endeten Hengstkörung und Hengstmarkt des Hannoveraner Verbandes mit einem absoluten Höhepunkt. Nachdem vor zwei Tagen bereits 17 Hengste mit modernen Springgenen gekört wurden, waren es nun 25 Zweieinhalbjährige mit exquisiten Dressurabstammungen, die das positive Körurteil erhielten. Acht von ihnen erhielten eine Prämie. Der Spitzenpreis lag bei 490.000 Euro, im Durchschnittlich waren es 126.409 Euro für einen gekörten Dressurhengst.
Auktionspreise
Schon auf der Dreiecksbahn überzeugte ein Dunkelfuchs v. Sezuan/Sir Donnerhall (Z.: Gestüt Neff, Frankenberg, Ausst.: Pascal Kandziora, Spelle) aus bestem Mutterstamm. Das beeindruckende Kraftpaket weckte große Begehrlichkeiten. Nach dem spannenden Bieterduell erfolgte der Zuschlag bei 490.000 Euro an einen Hengsthalter aus Schleswig-Holstein. Für seinen Aussteller Pascal Kandziora ist die Niedersachsenhalle ein glückliches Pflaster, im vergangenen Jahr hatte er bereits die Preisspitze auf die Hengstkörung vorbereitet. Nummer zwei in der Preisskala wurde ein Bon Coeur/Fürst Nymphenburg-Sohn (Z.: Bernhard Dodenhof, Bülstedt, Ausst.: Nicole Schachtmann, Nürtingen), der für 380.000 Euro den Weg zu Helgstrand Dressage antreten wird. Drei weitere Hengste werden ihn begleiten. „Die Messlatte für die Prämien war sehr hoch angelegt“, sagte Hannes Baumgart. Der Dressurreiter und renommierte Ausbilder und Aufzüchter verstärkte zum ersten Mal die Körkommission.
Teuerster Hengst ohne Prämie war ein Farrell/Livaldon-Sohn (Z.: Wienke Winkelmann, Wurster Nordseeküste, Ausst.: Dr. Kerstin Klieber, Meinersen). Der Strahlemann aus dem Stamm der Stange wird für 110.000 Euro eine Box auf der Station von Gerd Sosath, Lemwerder, beziehen. Das Landgestüt Celle erwarb drei Zweieinhalbjährige: einen Braunen v. Diamond Hit/Lauries Crusador xx (Z.: Stefanie Meyer, Allwörden, Ausst.: Jochen Meyer, Allwörden), einen Braunen v. Foundation/Competent (Z. u. Ausst.: Dr. Michael Lühs, Wagenfeld) sowie einen Zoom/Fürst Nymphenburg-Sohn (Z.: Ludwig Fuchs, Meinerzhagen, Ausst.: Anneli Brunckhorst, Hollenstedt). Den Weg in das Landgestüt Warendorf tritt ein Quando Unico/San Amour-Sohn (Z. u. Ausst.: Heinrich Gießelmann, Barver) an.
Ein abwechslungsreiches Schauprogramm eröffnete den Auktionsreigen der Dressurhengste. Bereits im April hatte der Privatbeschäler Foundation den Grande-Preis erhalten. Nun wurde der Braune vom Gestüt Schafhof und der Station Paul Schockemöhle in feierlichem Rahmen geehrt. Außerdem wurde die Stute des Jahres, St.Pr.St. Daylight gefeiert.
Körungen
Insgesamt schließen Körung und Hengstmarkt des Hannoveraner Verbandes mit einem sehr guten Ergebnis ab. Von den 30 vorgestellten Springhengsten wurden 17 gekört, sechs von ihnen wurden mit einer Prämie ausgezeichnet. Es wurden 43 Dressurhengste präsentiert, bei denen das Urteil 25 mal „gekört“ lautete. Acht Prämien wurden vergeben, sechs Prämienhengste kamen zum Hengstmarkt. Der Durchschnittspreis des gesamten Hengstmarktes belief sich auf 89.635 Euro. Die nicht gekörten Hengste erzielten einen Durchschnittspreis von 24.600 Euro. Dabei wurde das Auktionsergebnis ohne „Ausreißer“ nach oben erzielt. 38 Hengste kamen zum Hengstmarkt, von denen genau die Hälfte (19) Preise von 50.000 Euro und mehr erzielten.
Weitere Informationen und vollständige Ergebnisse finden Sie hier: www.hannoveraner.com
In diesem Jahr ist die Körung des Hannoveraner Verbandes in einen Spring- und einen Dressurteil aufgeteilt. Den Anfang machten die 30 Springhengste. Nach Pflastermusterung und zweimaligem Freispringen wurden 16 zweieinhalbjährige Parcourshoffnungen gekört, sechs davon mit einer Prämie ausgezeichnet.
„Es hat Spaß gemacht“, sagte Markus Beerbaum. Der international erfolgreiche Springreiter gehörte zum ersten Mal zur Körkommission des Hannoveraner Verbandes. „Wir hatten einen richtig guten Jahrgang und können optimistisch in die Zukunft blicken. Das honorierten auch die Kunden des Hengstmarktes der Springpferde. Den Spitzenpreis von 64.000 Euro erzielte ein sprunggewaltiger Grey Top/Stolzenberg-Sohn (Z.: Peter Wisch, Otterndorf, Aufz.: Charity und Derek Christianson, Sherwood Park/Kanada). Der Braune aus dem renommierten Stamm der Oböe hatte sich nach der Vorauswahl blendend weiterentwickelt und überzeugte in der Niedersachsenhalle mit scheinbar grenzenlosem Vermögen und einem überaus sportlichen Zuschnitt. „Der Hengst wird später auch seinen Reiter nicht im Stich lassen“, ist Zuchtleiter Ulrich Hahne sicher.
Käufer und Preise
Neben Privathengsthaltern und Ausbildungsställen sicherte sich auch das Niedersächsische Landgestüt zwei der hochkarätigen Parcourshoffnungen. Für 60.000 Euro wird ein Chacoon Blue/Balou du Rouet (Z.: Gerd Janssen, Neuschoo, Aufz.: BG Schlüsselburg und Wohlers, Stuhr) eine Box in Celle beziehen. Dazu kommt ein Diamant de Plaisir/Cador-Sohn (Z. u. Aufz.: Jan Crome Sperling, Lutter a. Bbg.), dessen Großmutter St.Pr.St. Fetzi Mutter des Weltklassepferdes Fit for Fun ist, das mit Luciana Diniz zahlreiche große Siege feierte. Der Zuschlag für den Braunen mit feinster Genetik und großem Vermögen erfolgte bei 31.000 Euro. Eine Box im Landgestüt Warendorf wird ein brauner Prämienhengst v. Alaba/Monti Obolensky (Z.: Ferienhof Stücker, Weeze, Aufz.: Christiane und Josef Wilbers, Weeze) beziehen. Der athletische Dunkelbraune kostete 30.000 Euro.
Die gekörten Springhengste brachten durchschnittlich 35.700 Euro, die Nichtgekörten erzielten einen Durchschnittspreis von 16.700 Euro. Teuerste Offerte war ein Schimmel v. Silvaner DC/Lasino (Z.: ZG Möller und Thomsen, Blyderup-Bov/DEN, Aufz.: Uwe Thomsen, Blyderup-Bov/DEN), der für 42.000 Euro einen neuen Besitzer in den USA gefunden hat.
Zweite Runde: Dressurhengste
Am Freitag, 23. Oktober, geht es weiter mit den Dressurhengsten. Ab 9 Uhr stellen sie sich auf der Dreiecksbahn vor und ab 14 Uhr werden sie in der Niedersachsenhalle longiert. Nach den Körurteilen am Samstagvormittag beginnt die Auktion um 15 Uhr mit den Prämienhengsten.
Er hat vieles vollbracht: Linienbegründer gezogen, eine erfolgreiche Hengststation aufgebaut, die Kriegsgefangenschaft im bitterkalten Sibirien überstanden, den Staatsehrenpreis in der Tierzucht erhalten: „Oh ja, ich habe viel erlebt“, sagt Günter Pape nur und ergänzt schnell: „Wann immer es möglich ist, fahre ich mit zu Zucht- und Sportveranstaltungen, denn man kann immer noch etwas dazulernen.“ Eine Geisteshaltung, die ihn von Beginn an prägte und als Schlüssel seines Erfolgs gelten muss.
Die Leidenschaft für Pferde teilt die ganze Familie: Sohn Ingo, dessen Frau Susan und Günter Pape.
Einen Traum hatte Günter Pape als junger Mann: Einen Hengst wollte er züchten, einen, der gekört wird, der die Schimmelfarbe trägt und vom Celler Landbeschäler Amateur stammt. Als er von seinem Vater eine Stute geschenkt bekam, sah er seine große Chance. Drei Jahre hatte sie keine Fohlen bekommen, war „speckig fett“ und niemand traute ihr zu, schnell tragend zu werden. Der junge Günter Pape arbeitete Feine Daga von Feiner Kerl erst einmal und brachte sie wieder in Form – auf Anhieb wurde sie tragend. „Nach diesem Fohlen brachte ich sie zu Amateur, denn von diesem Hengst hatte ich schon viele Nachkommen geritten. Das waren bequeme Reitpferde, die Leistung bringen wollten und sehr gut zu arbeiten waren – darauf kommt es an“, erzählt Günter Pape, der 1926 in Hemmoor im Landkreis Cuxhaven geboren wurde. Und tatsächlich: Das Fohlen war ein Hengst, Schimmel noch dazu, wurde gekört und wechselte ins Landgestüt. Auf den Namen Aller getauft, taucht er noch heute in den Pedigrees vor allem von Holsteiner Pferden auf. Selbst miterleben konnte Pape seinen ersten großen Zuchterfolg jedoch nicht. „Damals war ich schon als Soldat in der berittenen Einheit. Erst am 21. Dezember 1949 bin ich aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien zurückgekehrt. Oh ja, ich habe schon viel von der Welt gesehen“, sagt Pape und Bitterkeit schwingt keinesfalls mit. Stattdessen denkt er mit Freude und auch mit Stolz an die vielen Erlebnisse zurück, die ihm die Pferdezucht beschert hat. Der große Anziehungspunkt war damals schon das Hannoveraner Zentrum in Verden, in das er mehrmals im Jahr mit seiner aus dem Nachbarort stammenden Frau Ute reiste. Der gelernte Landwirt wirkte dort zu den Auktionszeiten als Futtermeister, Ute als Auktionsreiterin. „Wir haben viele Jahre in Verden geholfen und haben diese Zeit unter Hans-Joachim Köhler sehr genossen. Es war faszinierend, von ihm lernen zu dürfen, er hatte einen enormen Pferdeverstand.“
Rittigkeit an erster Stelle
Die Zeit als Stallmeister der Verdener Auktion genoss Günter Pape sehr.
Während seine Frau vornehmlich die jungen Dressurpferde ausbildete, ritt Günter Pape turniermäßig bis Klasse S – im Parcours. Da beide selbst im Sattel saßen, stand bei ihrer Zucht immer eins ganz oben an: Rittigkeit. „Die Pferde müssen rittig sein, sich arbeiten lassen, sitzbequem sein und sehr gute Grundgangarten haben. Wir haben unsere Pferde immer alle selbst angeritten und nur die Stuten in unsere Zucht genommen, die reiterliche Fähigkeiten mitbringen“, so Pape. Einen hohen Anspruch hatten sie von Anfang an und gingen Wege, die damals noch absolutes Neuland waren. „Wir haben für die Zucht immer nur gesunde Stuten eingesetzt und als noch keiner daran dachte, haben wir unsere Zuchtstuten bereits röntgen lassen. Nur wenn sie in Ordnung waren, wurden sie gedeckt.“ Günter Papes Leben ist von Anfang an mit Pferden verbunden. Besonders das Jahr 1979 wird er nie vergessen: Drei Hengste wurden für die Körung vorbereitet, drei angenommen, drei gekört. „Das war der Siegerhengst Picard, der teuerste Hengst Pik Trumpf und Donnerwetter, der Vater von Donnerhall“, erzählt Günter Pape. Donnerwetter konnte er als Fohlen erwerben. „Schon in der Arbeit für die Vorbereitung auf die Körung war dieser Hengst unwahrscheinlich gut. Dennoch bedurfte es uns einiger Überredungskunst, ihn auf dem Grönwohldhof unterzubringen. Dort bekam er die Chance, weit ausgebildet zu werden und Donnerhall zu zeugen. Und Donnerhall ist für mich der beste Vererber, den es jemals gegeben hat in der Reitpferdezucht“, so Pape. Überhaupt, die Verbindung Pape-Grönwohldhof beinhaltet einige herausragende Höhepunkte.
Pape war selbst im Sattel erfolgreich: hier mit Gerdi von Gotenkönig im Glücksspringen.
Schon der von Papes selbst gezogene Hengst Pik Bube wurde zum Grönwohldhof verkauft. Der 1973 geborene Hannoveraner stammt aus der Frustra II-Tochter Franka, die Pape dem Halbblüter Pik König von Pik As xx zuführte. „Pik Bube lernte alles und gewann unter Herbert Rehbein sehr viel. Er konnte sich imponierend bewegen und hatte eine enorme Ausstrahlung“, so Pape. Pik Bube brachte Auktionsspitzen wie den für 300.000 DM versteigerten Pierrot la Fou oder den 200.000 DM bringenden späteren Grand Prix-Sieger Pik Primaire, zudem 24 gekörte Söhne wie den WM-Teilnehmer Plaisir d’Amour, Piaster, Pik Noir oder Pik Labionics und die Bundessiegerstute Pik Bube’s Girl. Seine Nachkommen verdienten über 817.000 € im Sport – 48 starteten in Klasse S im Viereck, 20 in Klasse S im Parcours. Eine bedeutende Leistung hinsichtlich der Doppelvererbung. Pik Bube brachte Papes jedoch noch eine ganz andere Bindung an den Grönwohldhof – es mag nicht vermessen erscheinen, sie als wegweisenden Erfolgsbringer für die Zukunft zu sehen. Denn als Familie Pape von Grönwohldhof-Gründer Otto Schulte-Frohlinde eingeladen wurde, Pik Bube dort zu besuchen, hatte das weitreichende Konsequenzen. „Es war herrliches Wetter, wir durften die Pferde in der Arbeit mit Herbert Rehbein ansehen und auf einmal sagte mein damals zwölfjähriger Sohn Ingo: „Papa, hier ist es so schön, hier möchte ich einmal lernen.“ Ich sah ihn an, überlegte kurz und sagte zu ihm: „Wenn du das wirklich möchtest, dann geh zu Herbert Rehbein und frag ihn.“ Ingo drehte auf dem Absatz um und fragte einen verblüfften Herbert Rehbein. Der rief eine halbe Stunde später, als er auf dem Holsteiner Hengst Ladykiller Grand Prix-Lektionen ritt, nach Ingo, setzte ihn auf den Hengst, Bügel weg, Zügel aufnehmen und ließ ihn vom Boden aus zur Piaffe antreten. Dieses Bild vergesse ich nie, der Junge auf dem großen, piaffierenden Hengst.“ Und tatsächlich: Nach der Schule begann Ingo Pape seine Bereiter-Lehre bei Herbert Rehbein auf dem Grönwohldhof. Weitere drei Jahre blieb er dort, lernte seine spätere Frau Susan kennen und kehrte nach insgesamt sechs Jahren zurück auf den heimatlichen Hof in Hemmoor. Nicht ohne zuvor den späteren EM-Teamgoldgewinner und Vererbungsgaranten Donnerhall zum DLG-Bundessieg vorzumustern. „Wir haben immer gesagt, was der Junge dort lernt, das kann ihm keiner mehr nehmen. Auch wenn er viele Jahre weg vom eigenen Betrieb war“, so Pape.
Gemeinsame Erfolge
1979 war ein besonders erfolgreiches Jahr: Pape präsentierte Siegerhengst Picard, Linienbegründer Donnerwetter und mit Pik Trumpf den teuersten Hengst, der für 80.000 DM an die Station Klatte ging.
Die Gabe, ein junges Pferd von der Pike auf bis zur Grand Prix-Reife zu fördern und erfolgreich im Sport vorzustellen, lernten Ingo und Susan Pape auf dem Grönwohldhof von der Basis an. Ein Hengst, der auf der 1990 eröffneten Besamungsstation von Papes aufgestellt wurde, den sah man in der Regel im großen Viereck wieder: Das war bei nahezu allen Hengsten so und wird weiterhin so bleiben. Gemeinsam erzielten Ingo und Susan Pape herausragende Erfolge – der Grandseigneur der Station, der 1988 geborene Davignon, gewann unter Ingo das Bundeschampionat und beherrschte das ganze Grand Prix-Programm. Noch eindrucksvoller ist neben der Nachkommen-Lebensgewinnsumme von 565.000 € die Zahl seiner S-Dressur-erfolgreichen Kinder: ganze 80. „Leider ist die Zucht heute vielfach nur noch eine Modesache. Die züchterisch wirklich bedeutenden Hengste, die sich bewährt und tolle Pferde gebracht haben, decken im Alter immer weniger. Früher hat man in Generationen gezüchtet, alles war etwas solider. Heute wählen die Züchter den aktuellsten, gefragtesten, vielleicht auch teuersten Junghengst. Die Hengsthalter sind leider gezwungen, diesen Trend nach immer neuen Hengsten mitzugehen, um existenzfähig zu bleiben. Das ist aus züchterischer Sicht ungesund“, sagt Günter Pape. Nach seiner Philosophie gefragt, antwortet er mit einem Zitat eines großen Hippologen, dem früheren Dillenburger Landstallmeister und Generalsekretär des Deutschen Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR), Gustav Rau: „Es gibt drei Sorten von Richtern und Funktionären: zum einen Züchter und Reiter, denen ist es in der Wiege mitgegeben. Sie können aus einem jungen, vollkommen unfertigen Pferd erkennen, was daraus werden kann. Zum anderen Menschen, die das trotz ständiger Schulung nur zu einem gewissen Grad erlernen können. Und zum dritten von sich selbst überzeugte Menschen, die es nie lernen, Pferde zu beurteilen.“ Insgesamt hat Pape rund 18 gekörte Hengste selbst gezogen, dazu kommen viele, die als Fohlen hinzugekauft wurden. Die größten Highlights: San Remo von Sandro Hit, der seine Hengstleistungsprüfung gewann und Bronze auf der WM und dem Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde holte. Baroncelli war ebenfalls unter Susan Pape Vize-Bundeschampion, vierter im Nürnberger Burgpokal und ist inzwischen erfolgreich auf Grand Prix-Niveau. Nur ein paar Beispiele einer sportlich erfolgreichen Kollektion.
Kontinuierliche Förderung
Günter Pape 1952 mit Flora von Format beim Jagdspringen in Verden.
Zwar kein Hengst, aber dennoch ein großes Highlight auf der Station Pape, war 2007 der Gewinn von Weltmeisterschaftsgold der fünfjährigen Dressurpferde durch Susan Pape und Cayenne. Der in die USA verkaufte, von Günter Pape selbst gezogene Rubinstein-Sohn Regazzoni wurde HLP-Sieger und 1995 Vize-Bundeschampion – seine Nachkommen verdienten bisher über 100.000 € im Sport. Der Welt Hit II-Sohn Weltissimo wurde von der Silber- und Bronzemedaille auf den Bundeschampionaten 2001 und 2002 konsequent bis in die höchste Klasse gefördert. Nachdem er im Finale des Burgpokals stand, wurde Weltissimo als VTV-Oldenburger Dressurhengst 2004 ausgezeichnet und erzielte unter seinem neuen Reiter Hubertus Schmidt internationale Grand Prix-Erfolge. Der nach Dänemark verkaufte Rapphengst Del Piero, ein Donnerhall-Sohn, wurde fünfjährig mit Susan Pape Bundeschampion und sechsjährig Vize-Weltmeister, ehe er erfolgreich an internationalen Grand Prix-Prüfungen teilnahm. Ein komplettes „Hemmoorer Produkt“ ist der Hengst Riverside, der wie auch sein Vater, seine Mutter und sogar die Großmutter von Papes selbst gezogen wurde. Riverside, ein Regazzoni-Sohn, kommt aus dem Mutterstamm der Dohlenfürstin, der auch für Pik Bube I und II verantwortlich ist. Seine Mutter ist die Vollschwester zum ebenfalls von Pape selbst gezogenen Hengst Donnerschlag, der nach Grand Prix-Erfolgen vom Gestüt St. Ludwig für viel Geld nach Amerika verkauft wurde. Die Großmutter Pirola brachte drei S-erfolgreiche Pferde und drei gekörte Hengste. Mit diesem Stamm hat Pape die größten Zuchterfolge erzielt. Riverside selbst war 2006 Finalist der WM junger Dressurpferde und mit 9,0 das von der Note höchstqualifizierte Pferd für das Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde. Die Hengste Bergamon, Donnerklang A, die Oldenburger Siegerstute Primavera, der Sporthengst Raphanus, der gekörte Ragazzo oder WM- und Bundeschampionatsteilnehmer Bugatti Hilltop: Sie alle kommen aus der Mutterlinie der Dohlenfürstin und wurden von Papes selbst gezogen. Bugattis Vater Bergamon wirkt wie er inzwischen in den USA und hat seine „Grundschule“ mit dem HLP-Sieg ebenfalls bei Papes erlebt. Ohne Übertreibung darf festgestellt werden: Nur wenige Deckstationen fördern ihre Hengste so kontinuierlich bis ganz nach oben. Der einst kleine Hof in Hemmoor, von Günter Papes Vater 1922 erworben, wurde beständig ausgebaut und ganz auf Pferde spezialisiert, die Schweine und Rinder wurden komplett abgeschafft. Aus dem Bauernhof wurde eine erfolgreiche Hengststation mit Aufzucht, Ausbildung und Verkauf von Dressurtalenten in allen Altersstufen. Ein herausragender Erfolg war 2008, als Günter und Ingo Pape für besondere Leistungen in der Tierzucht mit dem Niedersächsischen Staatsehrenpreis ausgezeichnet wurden. Jeden Tag fährt Günter Pape mit seiner Frau Ute zum Hof – sie haben der jungen Generation, die mit Enkelkind Laura ihr bisher jüngstes Familienmitglied hat – Platz gemacht und sind in ein Haus im Ort gezogen. Gemeinsam mit Ingo bewirtschaftet Günter Pape den Hof nun als GbR. Seine Frau Ute kocht weiterhin jeden Mittag für das ganze Team und die am 5. Juli 2005 geborene Laura steckt alle mit ihrer Lebensfreude an. „Die Leidenschaft für Pferde steckt einfach in mir. Ein Leben ohne Pferde kann ich mir nicht vorstellen, auch heute nicht. Nun haben wir noch Laura dazu, die unwahrscheinlich viel Freude macht.“
Verden. Die ersten Siegerschärpen der Hannoveraner Championate wurden vergeben. In Verden schwebte Feingefühl zum Titel bei den fünfjährigen Dressurpferden. Bei den Sechsjährigen überzeugte Dolciario mit hoher Grundqualität.
Es war ein Favoritensieg: Im starken Teilnehmerfeld des Jahrganges 2015 wurde die Fürstenball/Farewell III-Tochter Feingefühl (Z.: Gaby Heye-Hammerlage, Belm) mit ihrer Ausbilderin Sandra Kötter souverän Hannoveraner Dressurpferdechampionesse. „Ich hätte nicht gedacht, dass wir bei der großen Konkurrenz gewinnen würden“, freute sich Gaby Heye-Hammerlage. Es ist der nächste Höhepunkt in der noch jungen Karriere der ausdrucksstarken Dunkelbraunen. Auf den Tag genau vor zwei Jahren wurde die Hannoveraner Prämienanwärterin Reservesiegerstute der Herwart von der Decken-Schau und gewann das Hannoveraner Reitpferdechampionat der Dreijährigen. Es folgte der überzeugende Sieg beim Bundeschampionat in Warendorf. Zwei gekörte Hengste schlossen sich an: Vizechampion wurde der athletische Fun4ever v. Feedback/De Vito (Z.: Gerd Pigge, Lastrup), den Felix Hilmer meisterhaft in Szene setzte. Der Halbbruder des Grande-Preisträgers Foundation, der mit Matthias Alexander Rath mittlerweile im Grand Prix angekommen ist, betrat bereits zwei Mal Verdener Auktionsparkett. Auf der Fohlenauktion 2015 und auf dem Hengstmarkt 2017 gehörte er zu den Perlen der Kollektion. Platz drei ging an den Fürstenball/Totilas-Sohn Fürst Toto (Z.: Gestüt Lewitz, Mühlen), der in Verden die erste Turnierprüfung seiner Laufbahn bestritt. Und das mit beeindruckender Leistung: Isabel Freese ritt den Dunkelbraunen im Trab zur Tageshöchstnote von 9,0.
Dolciario wurde mit Eva Niklova Hannoveraner Dressurpferdechampion der Sechsjährigen.
Ähnlich spannend ging es bei den Sechsjährigen zu. Die höchste Gesamtnote erzielte der Danciano/Don Frederico-Sohn Dolciario (Z.: Christin Eggersglüß, Soltendieck). Der formschöne, mit einem herausragenden Schritt ausgestattete Hengst aus dem Stamm der Sporthaus wurde von Eva Niklova gefühlvoll durch die Lektionen geführt. „Er präsentierte sich sehr gleichmäßig in der Grundqualität und ist mit hohen Rittigkeitswerten ausgestattet“, lobte Richterin Anna von Holten-Jungheit den neuen Hannoveraner Champion der sechsjährigen Dressurpferde. Gleich drei Wallache dürfen sich künftig mit dem Vize-Titel schmücken. Mit exakt gleicher Wertnote belegten Quintessential v. Quantensprung/Donnerhall (Z.: Renate Lange, Petershagen), der von Jörn Kubelke geritten wurde, Don Mateo v. Don Juan de Hus/Royal Highness (Z.: Axel Windeler, Verden-Walle) mit Anna-Sophie Fiebelkorn, die bereits im Vorjahr Silber gewonnen hatten und beim Bundeschampionat als Dritte auf die Ehrenrunde gegangen waren, sowie der Fürstenball/Rotspon-Sohn Fürst Flulidu (Z.: Iris-Maria Berger, Stuttgart) mit Sophie Duprée im Sattel Platz zwei.
Stutenschau beginnt am 6. August um 9.30 Uhr in der Niedersachsenhalle
Morgen ist es soweit: Die besten dreijährigen Stuten aus Hannover und dem Rheinland treten in Verden an, um ihre Besten zu küren. Ab 9.30 Uhr wird die Herwart von der Decken-Schau live im Internet unter www.hannoveraner.com übertragen. Coronabedingt wird die Schau in der Niedersachsenhalle stattfinden. Über 300 Zuschauer haben sich bereits registriert, die auf den weitläufigen Tribünen bei den spannenden Entscheidungen dabei sein werden.
Pünktlich um 9.30 Uhr öffnet sich der Vorhang für die erste der 19 Springstuten, in deren Pedigrees weltweit bewährte Genetik zu finden ist. Nach Freispringen und einer Runde auf der Dreiecksbahn wird es zum ersten Mal feierlich, wenn die Richter Ib Kirk, Dänemark, Hartmut Wilking, Stemwede, und Zuchtleiter Ulrich Hahne Siegerin und Reservesiegerin mit der begehrten weiß-gelben Schärpe auszeichnen werden.
Um 13.15 Uhr wird die erste bewegungsstarke Stute die Dreiecksbahn betreten. In fünf Ringen misst sich in der Niedersachsenhalle Hannovers Crème de la Crème für das Viereck mit vorzüglichen, modernen Abstammungen. Die neun Bezirksverbände haben 56 bewegungsstarke und typvolle Dreijährige für das große Finale der Prüfungssaison in Verden ausgewählt. Gegen 17 Uhr wird dann die Dressursiegerstute mit der Reservesiegerin auf die Ehrenrunde gehen. Außerdem wird die beste Halbblutstute ausgezeichnet.
Es gibt sie nur noch selten, die klassischen Doppelvererber. Zu den bedeutendsten gehör(t)en Argentinus, Sandro Song, Landadel, Furioso II, Ramzes x, Inschallah AA und ebenfalls ganz vorn mit dabei: Quattro B. Zu den wenigen „Allroundern“ zähl(t)en die oben genannten, die es trotz der Spezialisierungstendenzen geschafft haben, sich zu etablieren. Was diese Hengste auszeichnet: Sie haben Spitzenpferde in allen Disziplinen gezeugt, und es geschafft, Hengstlinien zu begründen.
Quando-Quando zählt zu Quattros bekanntesten Söhnen. Seit 2010 ist der Hengst aus dem Sport verabschiedet – mit zahlreichen Erfolgen.
Geboren wurde der Selle Français Hengst Quattro B am 30. April 1990 bei Remi Feron in Frankreich als Ciel d’Espoir (Himmel der Hoffnung). Er wechselte in den Besitz der niederländischen Hengsthalter J.W. Greve und H.J. Nijhof. Die Zulassung zur Körung in den Niederlanden scheiterte – nicht an der Qualität des Hengstes, sondern an der seines Spermas. Des einen Leid, des anderen Freud: Der Oldenburger Hengsthalter Tönne Böckmann aus Lastrup erhielt die Chance, Miteigentümer des Hengstes zu werden. Er war begeistert von dem Hengst, seiner Ausdrucksstärke, seinem Talent über dem Sprung und seinem exquisiten Bewegungsablauf. Der Oldenburger Verband bot dem Hengst die Chance: Auf der Sattelkörung 1993 erhielt Quattro B das positive Körurteil. Obwohl er relativ spät in der Decksaison zum Einsatz kam, wurde der charmante Hengst von den Züchtern sehr gut angenommen. Die in ihn gesetzten Hoffnungen bestätigte der Qredo de Paulstra-Sohn kurze Zeit später: Als Reservesieger absolvierte er seine Hengstleistungsprüfung 1993 in Medingen. Schon hier kristallisierte sich sein Doppeltalent heraus: Sowohl im Springen als auch in der Dressur wurde er als überdurchschnittlich beurteilt. Sein Springindex lag bei 128,02, sein Dressurindex bei 121,15, sein Gesamtindex betrug 130,95. Mit „sehr gut“, also der Note 9,0, wurden bezeichnenderweise sowohl seine Springanlage als auch der Trab und der Galopp beurteilt. Die HLP gewann damals Wie Weltmeyer. 1994 wurden Quattro Bs erste Fohlen in Oldenburg geboren. Die Züchter waren von den typ- und bewegungsstarken Nachkommen des Franzosen begeistert. Auch die Körkommission fühlte sich in ihrer Entscheidung durch die HLP und die Nachzucht bestätigt, Quattro B wurde Reservesieger der Oldenburger Hauptprämie 1994 (hinter Rohdiamant). Erste Erfolge im Dressursport belegten sein Talent in der Dressur. Spielend schaffte er es bis zur Klasse M, bis die Reiterin ausfiel. Zunächst versuchte sich Gilbert Böckmann in der Dressur mit ihm (mit Erfolg!), setzte ihn dann allerdings ab 1995 in seiner Spezialrichtung ein, im Springen. Hier entfaltete Quattro B sein zweites Talent: Mit Richard Grom im Sattel gewann er in Serie L- und M-Springpferdeprüfungen. Ab 1997 wurde seine sportliche Karriere wechselseitig von beiden Reitern im Springen kontinuierlich fortgesetzt, als Siebenjähriger hatte er die ersten internationalen S-Einsätze in den Niederlanden und Frankreich – natürlich von Erfolg gekrönt. Als Achtjähriger sammelte er in der S-Klasse seine Meriten, u. a. in Grand Prix-Prüfungen. In seiner sportlichen Karriere hatte er damit alles erreicht und seine Doppelqualitäten eindrucksvoll unter Beweis gestellt, von Erfolgen in Dressurprüfungen bis zur Klasse M über die Einsätze in Springprüfungen bis zur Klasse S, in Großen Preisen sowie zu weiteren internationalen Erfolgen in Caen/FRA, Genf/SUI, Berlin, Bremen, Kiel, Münster, Oldenburg etc.
Quattro Bs Pedigree
In Quattros Pedigree findet sich die Crème de la Crème der französischen Sportpferdezucht wieder, inklusive der Leistungsträger der englischen Vollblutzucht: Galoubet A, Furioso xx, Pandore du Thot bzw. Turner xx, Uriel, Le Tyrol xx, Enfant Terrible xx – die Perlen der Selle Française-Zucht, hier im Pedigree wie auf eine Schnur gezogen.
Väterliche Abstammung
Quando-Quando mit Kristy Oatley-Nist: einer der erfolgreichsten Oldenburger Hengste im Sport.
Quattros Erfolge kommen nicht von ungefähr. Sein Vater Qredo de Paulstra gewann u. a. den Großen Preis von Bordeaux unter Xavier Leredde/FRA, zudem ist er Vater zu über 20 gekörten Hengsten, die teilweise ebenfalls beeindruckende Sporterfolge vorweisen können, wie z. B. Duc de la Lande II (1,50 m-Springen), Experio (siegreich CSI 5*/Eric Lavallois), Hym d’Isigny (S-Springpferd/Eric Navet) und Ibis du Rozel (CSI** /Felicie Bertrand). Weitere Spitzenspringpferde wie Dorothee du Marais (Grand Prix/Giovanni Lucchetti/ITA), Gredo la Daviere (1,60 m-Springen), Habanera du Thot (1,40 m-Springen), Helisa de Kreisker (1,60 m-Springen/Grand Prix/Abdelkebir Ouaddar/MAR), Kermesse du Bisson (1,60 m-Springen/ Penelope Leprevost/FRA) und Luky de Rocquelines (1,50 m-Springen/Jerome Hennau/BEL) haben Qredo de Paulstra ebenfalls zum Vater. Auch dessen Vater Galoubet A (1972 – 2005) war ein Spitzenpferd im Sport. Mit Gilles Bertran de Balanda/FRA gewann er zahlreiche Große- und Nationenpreise. 1982 wurde er Weltmeister mit der französischen Mannschaft in Dublin. Anfang der 1980er Jahre wurde Galoubet als einer der ersten Hengste in der künstlichen Besamung eingesetzt. 1983 ging Galoubet endgültig in die Zucht. Sein Besitzer, Jean François Pellegrin, verkaufte 40 Prozent des Hengstes an Meg Douglas-Hamilton, und Galoubet wechselte in die USA. Galoubet wurde Vater zu Spitzen-(Sport-)Hengsten, neben Qredo de Paulstra auch zu Quick Star (Meredith Michels-Beerbaum), Baloubet du Rouet (Rodrigo Pessoa/BRA), Ephebe for Ever (Christian Hermon/FRA), Taloubet (Christian Ahlmann), Touchdown (James Kernan, IRL und Michael Whitaker/GBR – Touchdown ist Vater der Weltmeisterin von Jerez Liscalgot/Dermott Lennon/IRL), zu den beiden Vollbrüder Quatoubet du Rouet (Roger-Yves Bost) und Caloubet du Rouet (Jean-Marc Nicolas und Robert Smith) und Quiniou (Vater zu Barbarian, u. a. im französischen Team bei den Olympischen Spielen in Sydney). Galoubets Vater war Almé (1966 – 1991), ebenfalls einer der erfolgreichsten Springhengste. Almé war international erfolgreich unter François Mathy und Johan Heins. „Nebenbei” zeugte er seine phänomenalen Söhne Galoubet (s.o.), Jaliso, I Love You und Grand d’Escla, bevor er nach Zangersheide kam. Hengste wie Alexis Z, Ahorn Z, Aloube Z und Athlet Z sorgten dafür, dass das Almé-Blut in nahezu allen deutschen Zuchtgebieten Einzug hielt. Galoubets Mutter war die TraberStute Viti. Sie wurde Mutter zu den gekörten Hengsten Galoubet, Loic IV (v. Kibrahim) und Talisman du Montoi (v. Leopard du Castel). Sie ist „schuld“ daran, dass es ihrem Enkel Quattro in einigen Zuchtgebieten verwehrt blieb, ins Hengstbuch I eingetragen werden zu können, da Traberblut dort nicht erwünscht ist. Qredo de Paulstras Mutter, Celia de Paulstra, ist eine Tochter des legendären Furioso xx, der in Quattros Pedigree sowohl auf der Vater- als auch auf der Mutterseite auftritt. Celia de Paulstra brachte auch die gekörten Hengste Presto de Paulstra (v. Fury de la Cense) und Verso de Paulstra (v. Alme Z). Ihre Tochter Omblinne de Paulstra (v. Jalisco B) wurde Mutter zu Azur de Paulstra (v. Grand Veneur), der auch in Deutschland S-Springpferde geliefert hat. Nicht nur Celia de Paulstra ist eine Halbblutstute, auch ihre Mutter, Quella de Paulstra, stammt von einem englischen Vollblüter, Le Tyrol xx, ab. Sie wurde Mutter zu dem gekörten Delta de Paulstra (v. Mexico). Le Tyrol xx wiederum ist Vater zu Tremolo xx, der in Oldenburg Vater zu Tiro wurde. Tiro wurde 1977 Hauptprämiensieger und Vater zum Siegerhengst 1980 Triumph sowie zum Hauptprämiensiegerhengst 1982 Titus, der wiederum Vater zu den Siegerhengsten 1985 bzw. 1986 Triumphator und Top of Class wurde.
Mütterliche Abstammung
Quaterman im „Quattro-Galopp“.
Mütterlicherseits stammt Quattro aus der Stutenfamilie der Kermesse. Seine Mutter ist die Selle Français-Fuchsstute Une Americaine. Ihr Vater, Pandore du Thot, wurde in den USA erfolgreich in S-Springen eingesetzt. Sein Vater Turner xx ist auch der Erzeuger zu Milou de Subligny, der in der französischen Zuchtwertschätzung in der Spitzengruppe zu finden ist. Une Americaine wurde auch Mutter zu Hispana (v. Papillon Rouge), diese brachte das von Alexandre Fichaux gerittene S-Springpferd Nispana Rouge (v. Hermes d’Authieux). Une Americaine ist Schwester zu den gekörten Hengsten Petit Bonheur und Matinal (beide v. Grand Bonheur). Une Americaine führt über ihre Mutter Hispana das begehrte Uriel-Blut. Uriel gehört zu den etabliertesten Vererbern Frankreichs. Quattros Urgroßmuter Belle Creole war wiederum eine Halbblutstute, sie stammt ab von Enfant Terrible xx, der Precipitation xx zum Vater hat. Enfant Terrible xx wurde u. a. Vater zu Vagabond, der neben zahlreichen Sportpferden den Hengst Etretat lieferte. Etretat zeugte das Spitzenspringpferd Big Ben (das über 40 Große Preise sowie 1988 und 1989 den World Cup mit Ian Miller/CAN gewann). Quattros vierte Mutter ist La Creole (v. Debuche), sie brachte neben Belle Creole auch die Uriel-Tochter Joie de Mai. Sie ist Mutter der gekörten Hengste Flying Prince (v. Papillon Rouge) und Ton Prince II (v. Benroy xx). Zu Quattros Verwandtschaft gehören auch das Springpferd Phiphi du Hequet, die CSI***-Springstute Lala de la Hurie/ Romain Potin, die CSI**-siegreiche Iriane l’Amandour/ David Jobertie/FRA, das CSI***-Springpferd Lekentucky d’Auroi /Diana Piera Salmero/ESP, der gekörte SSpringhengst Noam de la Bouverie/Nicolas Delmotte, die gekörten Hengste Peter Pan II, Histrion (er wurde Vater zu Miss San Patrignano, die Anfang der 1990er Jahre mit Michel Robert/FRA und Eddie Macken/ IRL hoch erfolgreich in internationalen Springen unterwegs war), Joyau, Diableur (er zeugte u. a. Nonix/ Michel Robert und Marconne/Eric Navet, ebenfalls Anfang der 1990er gefeierte Springpferde), Quo Vadis (v. Plein d’Espoirs), Rock n’Roll (v. Plein d’Espoirs), A L’Honneur und Vin d’Honneur (v. Olifant), letzterer ist u. a. Vater der Großmutter zu Epsom Gesmeray.
Quattros Nachkommen
Seine sporterfolgreiche Familie kann Quattro weder durch seine eigenen Erfolge noch durch die seiner Nachkommen verleugnen. Ihm gelang es, sowohl Spring-, Dressur- als auch Vielseitigkeitspferde auf Weltniveau zu zeugen. Und er schaffte es, eine eigene Hengstlinie zu begründen, 18 seiner Söhne wurden bisher gekört, diese sind größtenteils selbst als Hengstväter etabliert.
Quattros (gekörte) Söhne
Quadrofino: Charmanter 2. Reservesieger der Süddeutschen Körung 2011.
Einer seiner bekanntesten Söhne ist wohl Quando-Quando. Quando-Quando wurde als Quality Star für sensationelle 85.000 D-Mark auf der Oldenburger Mai-Auktion 1995 verkauft. Zwei Jahre später wurde er zur Oldenburger Körung vorgestellt. Das Publikum war begeistert von seinem Typ, seinem Bewegungsablauf und seinem Gesamterscheinungsbild. Allerdings war seine Körung nicht ganz unumstritten, seine Kritiker äußerten sich entsprechend lautstark, als das positive Ergebnis bekannt gegeben wurde. Die Körkommission ließ sich nicht beirren, sie war von der Qualität des Hengstes überzeugt und zeichnete ihn mit der 1c-Prämie aus. Die Oldenburger Kommission sollte Recht behalten: Quando-Quando siegte überlegen in der Hengstleistungsprüfung 1998 in Neustadt/Dosse. Mit einem Gesamtindex von 140,86 stellte er seine 42 Konkurrenten klar in den Schatten. Die Doppelveranlagung hatte der Vater dem Sohn mitgegeben, Quando-Quando erreichte einen Dressurindex von 147,83 und einen ebenfalls überdurchschnittlichen Springindex von 112,02. Die Höchstnote 10,0 erhielt er für seinen Charakter und seine Leistungsbereitschaft, die 9,5 für seine Rittigkeit und die 9,0 für sein Temperament, Schritt, Trab und Galopp. Dressurmäßig ausgebildet wurde Quando-Quando zunächst von Falk Rosenbauer auf dem Grönwohldhof. 2000 wurde er Fünft er auf dem Bundeschampionat, ein Jahr später Fünft er auf der Weltmeisterschaft der jungen Dressurpferde, und war Bundeschampionatsfinalist bei den sechsjährigen Dressurpferden. Unter seiner neuen Reiterin Kristy Oatley-Nist, die dann auch seine Besitzerin wurde, belegte er 2003 Platz fünf im Finale des Nürnberger Burgpokals. Aufgrund seiner sportlichen Erfolge wurde er 2003 vom Oldenburger Verband als VTV-Dressurhengst ausgezeichnet. 2004 folgte der erste Grand Prix-Sieg, der Gewinn des Weltcup B-Finales in Dortmund und die Nominierung für die Olympischen Spiele in Athen. Bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen war er der erfolgreichste Oldenburger. 2008 nahm er mit Kristy Oatley-Nist für Australien an den Olympischen Spielen in Hong Kong teil. 2010 wurde Quando-Quando aus dem Sport verabschiedet. „Nebenbei” wurde Quando-Quando als Deckhengst eingesetzt. Seine ersten zwei Jahre war er in Neustadt/Dosse stationiert, wechselte dann zum Grönwohldhof und ist seit 2011 bei Gerd Sosath, Lemwerder, im Einsatz. Wie begehrt Quando-Quando-Nachkommen sind, beweisen seine Fohlen auf den Auktionen. Auf der Verdener Auktion 2010 erzielte beispielsweise sein Sohn Ouattoleur den Spitzenpreis von 55.000 Euro. Bisher wurden sieben Söhne von Quando-Quando gekört. Allen voran Quaterman (s. u.), Quiroga (2007 Prämienhengst Baden-Württemberg), Qualia (2007 Oldenburger Prämienhengst), Quiztime (2007 Siegerhengst Mecklenburger Körung) und Hoelgaard’s Take Quando (2010 Siegerhengst bei den Pinto-Hengsten in Dänemark). Als Muttervater tritt Quando-Quando beim Prämienhengst der Deutschen Sportpferdekörung 2008 in Neustadt/Dosse Don Donnerschall (v. Don Aparte), beim Reservesieger 2007 der Körung in Neustadt/Dosse Burberry (v. Balou du Rouet), der sich 2010 zum Bundeschampionat der Springpferde qualifizierte, und beim Reservesieger der Körung Brandenburg-Anhalt 2008 Samba’s Sensation (v. Samba Hit II) auf. Aus Quando-Quandos erstem Jahrgang stammt der Brandenburger-Hengst Quaterman. Dieser war 2001 Reservesieger seiner Körung, legte einen überzeugenden 30-Tage-Test ab, gewann den 70-Tage-Test ebenfalls in Neustadt/Dosse, wurde 2004 Landeschampion und qualifizierte sich zum Bundeschampionat, an dem er 2003 und 2005 teilnahm. Als Siebenjähriger konnte er mit Jörg Ladwig erste S-Erfolge feiern. Mittlerweile ist er erfolgreich in Grand Prix-Prüfungen. Wie sein Vater ist auch Quaterman in Sport und Zucht gleichermaßen erfolgreich. Vor allem die Bewegungsqualität seiner Nachkommen bringt den Hengst in der Züchtergunst nach vorn. Seine Tochter Quellenelfe gewann 2010 das Ostdeutsche Dressurchampionat der fünfjährigen Reitpferde. Aus Quatermans erstem Jahrgang (*2003) stammt Quaterback. Mit der Körung von Quaterback 2005 in Neustadt/Dosse konnte „der Osten“ einen Star feiern, der zu einem Exportschlager in den Westen und weltweit wurde. Grund war natürlich auch sein aufsehenerregendes Auftreten beim Bundeschampionat der dreijährigen Hengste 2006 unter Christian Flamm. Zu den Höchstnoten im Trab (9,5) und Galopp (10,0) – die überragende Qualität dieser beiden Grundgangarten ziehen sich von Quattro B, über Quando-Quando und Quaterman bis zu Quaterback durch – legten beide Fremdreiter noch die 10,0 für die Rittigkeit oben auf. Der Bundeschampion stand fest: Quaterback. Nach dem Bundeschampionat legte er erwartungsgemäß einen brillanten 30-Tage-Test in Neustadt/Dosse ab. Mit der Qualifikation 2008 zum Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde erreichte er die endgültige Hengstbuch I-Eintragung in Berlin-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Hannover und Oldenburg. Trotz der Qualifikation sollte er nicht starten, da das Deckgeschäft erst einmal Vorrang hatte. 2010 wurde Quaterback von Malin Rinne erfolgreich in Dressurprüfungen der Klasse M vorgestellt, seit 2011 sitzt Susanne Göbel in seinem Sattel. Quaterback stellte zahlreiche Championats- und Auktionsfohlen, die zu Höchstpreisen verkauft wurden, wie z. B. Quasar, der über die Hannoversche Elite-Auktion 2008 für 120.000 Euro verkauft wurde, oder Quintessa, das teuerste Stutfohlen der süddeutschen Elitefohlenauktion 2010. Im selben Jahr gewannen beim Deutschen Fohlenchampionat in Lienen sowohl bei den Hengst- als auch bei den Stutfohlen Nachkommen des Quaterback. 22 Söhne von ihm sind bereits gekört worden, darunter auch die Siegerhengste Quäntchen Glück und Quatergold sowie der Prämienhengst auf der hannoverschen Körung Quasar de Charry, der zwei Jahre zuvor den Spitzenpreis auf der Fohlenauktion erzielt hatte. Zu Quaterbacks ersten gekörten Söhnen gehört Quadroneur. Er gewann 2010 das Ostdeutsche Championat der Dreijährigen. Darüber hinaus hat Quaterback mehrere Prämienhengste auf nahezu allen deutschen Körplätzen vorzuweisen, wie Quastro (Oldenburg), Quanticus (NRW), der noch namenlose braune Junghengst, der in Neustadt/Dosse gekört wurde (MV Stedinger) bzw. der 2. Reservesieger der süddeutschen Körung Quadrofino im Januar 2011.
Quintus Gold, er vertritt die Quattro-Hengstlinie im Springen.
Obwohl Quattro den Umweg über Oldenburg gehen musste, wurde sein Sohn Mantovani beim KWPN gekört. Mantovanis Sohn Richman erhielt zunächst in Dänemark die Zuchtzulassung, wurde dann in die USA exportiert und erhielt dort u. a. die Oldenburger Hengstbuch I-Eintragung. In den USA wird er im Dressursport erfolgreich eingesetzt, seine Nachkommen qualifizierten sich u. a. in Großbritannien für die nationalen Reitpferdechampionate. Ein weiterer gekörter KWPN-Hengst ist der im internationalen Springsport beheimatete Oliver Q. Der Hengst sorgt vor allem im Sport für Furore. 2004 war er mit dem Japaner Ryuichi Obata bei den Olympischen Spielen in Athen am Start. 2005 kam er unter den Sattel von Harrie Smolders/NED, der eine gigantische Karriere mit dem Dunkelfuchshengst einschlug. Zahlreiche Siege und Platzierungen in Grand Prix-Springen, Nationenpreisen, Worldcup-Springen konnten sie auf ihrem Erfolgskonto verbuchen. 2009 gehörten sie zu den Top 100 des WBFSH-Rankings, 2010 waren sie in Großen Preisen, in CSIO 5*- und CSI 5*-Springen erfolgreich. Anfang 2011 wurden sie in den A-Kader der Niederlande berufen. Ebenso fürs Springen ist Quartier Latin prädestiniert. Der in Bayern geborene Oldenburger Hengst wurde in München-Riem gekört. Seine überdurchschnittlichen Noten in der Hengstleistungsprüfung bestätigte er im Sport. Mit Ralf Göran-Bengtson/SWE war er unter dem Namen Don Diego la Silla im Spitzensport unterwegs. Seine Söhne Quirin (S-Springen), Quiberon und Quadrigus M wurden gekört, letzterer als Springsieger seiner Körung 2005. Quadrigus M ist international erfolgreich in der Klasse S mit Pius Schwizer/SUI im Sattel, so z. B. in Stuttgart und Donaueschingen. 2010 konnten sich zwei seiner Nachkommen beim 8. Süddeutschen Freispringchampionat in Ellwangen-Röhlingen unter den Top 10 platzieren. Quadrigus M konnte die Hengstlinie mit seinem Sohn Quadrigus Son fortsetzen. Auch andere Nachkommen von Quartier Latin sind im Springen erfolgreich, so stellte er mit Patina 2005 die Championesse der fünfjährigen Springpferde in Bayern. Ein Hengst mit Sport- und Zuchterfolgen ist auch Quattros Sohn Quinto. Er wurde 2000 in Oldenburg gekört und legte 2001 in Münster-Handorf eine typische „Quattro-Prüfung“ ab. Sowohl in der spring- als auch in der dressurbetonten Note erhielt er die 8+. 2004 schloss er seinen 70-Tage-Test in Neustadt/Dosse ab. Als junger Hengst wurde er in Springpferdeprüfungen der Klassen A und L eingesetzt. Ab 2004, als Sechsjähriger, wurde er dressurmäßig ausgebildet, als Siebenjähriger war er bereits Intermediaire I-platziert, ein Jahr später folgte die erste Platzierung im Grand Prix. 2004 wurde sein erster Sohn Qusander Springsieger der westfälischen Körung. Seine beiden „Springnachkommen“ Quinara und Quinny nahmen 2008 erfolgreich an den Springpferde-Bundeschampionaten teil, Quinny ist mittlerweile S-erfolgreich. Der KWPN-Hengst Zeno erhielt seine Zuchtzulassung von den kanadischen Warmblutverbänden CWB und CSHA und wurde 2009 Vizechampion im Western Canadian Jumper-Finale. Quaterline erhielt 2007 das positive Körurteil des Oldenburger Verbandes. 2008 legte er eine „Quattro-typische“ Hengstleistungsprüfung in Schlieckau ab, gleichermaßen überdurchschnittlich im Dressur- und Springindex. Mit dem Gesamtindex von 123,22 wurde er viertbester Hengst von 39 Teilnehmern. 2009 wurde er HauptprämienReservesieger des Oldenburger Verbandes. Quaterline tritt auf der Deckstation Böckmann in die Hufspuren seines Vaters. Auf der Springschiene vertritt auch Quicksilber seinen Vater. Quicksilber wurde 2002 als zweiter Reservesieger und bester Springhengst auf der Körung in Neustadt/Dosse ausgezeichnet. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Zum Seriensieger wurde er in Springpferdeprüfungen bis zur Klasse M. Unter Jan Peters nahm er erfolgreich 2005 am Bundeschampionatsfinale der fünfjährigen Springpferde teil. Danach erfolgte ein Reiterwechsel, Manuel Fernando Saro/ESP bekam ihn unter den Sattel: mit Erfolg! Nur knapp vier Wochen lagen zwischen dem Bundeschampionat und dem Titel des Weltmeisters der jungen Springpferde in Lanaken/BEL. 2007 wurde er erstmals in internationalen Springen der Klasse S eingesetzt. Nachdem er in den USA und Mexiko erfolgreich war, sitzt seit 2010 Andreas Kreuzer in seinem Sattel. Siegreich bzw. hoch platziert war er in Spangenberg, Gera, Haching, Isenburg und Paderborn am Start. 2009 stellte die Körkommission der süddeutschen Körung in Neustadt/Dosse seinen Sohn Quintus Gold als Springsieger heraus. Sechs seiner Söhne sind gekört worden, neben Quintus Gold auch Quick Amor, er gewann 2010 das Mitteldeutsche Freispringchampionat der dreijährigen Springpferde. Tochter Quincy qualifizierte sich 2009 zum Bundeschampionat der fünfjährigen Springpferde.
Quattros Töchter
Chintan als Enkel des Quattro B, erfolgreich unter Franz-Josef Dahlmann im großen Sport.
Über 200 seiner Töchter sind als Zuchtstuten eingetragen, davon wurden 25 mit der Staatsprämie ausgezeichnet. Auffallend sind die Leistungen seiner St.Pr.- Töchter, kaum eine, die nicht in Sport und/oder Zucht Herausragendes geleistet hat. So war St.Pr.St. Revera siegreich in S-Springen und brachte den ebenfalls in S-Springen siegreichen Ajoureaux. St.Pr.St. Quo Vadis ist Mutter der beiden S-Pferde Lucio/Marc Bettinger und Lexion, der im Fahrsport international im Vierspänner von Raphael Tobias erfolgreich ist. Die St.Pr. St. Rubana wurde zusätzlich mit dem Titel der Elitestute ausgezeichnet, sie ist Mutter des gekörten Hengstes Defender (v. Depardieu). St.Pr.St. Quevida wurde Mutter zum gekörten Hengst Dantino (v. Dream of Heidelberg II). St.Pr.St. Quimbaya ist erfolgreich in S-Springen, sie ist zudem Mutter zu La Jolie, die 2008 erfolgreich am Springpferde-Bundeschampionat teilnahm. Als Hengstmütter sind auch weitere Quattro-Töchter ins Rampenlicht getreten, damit tritt Quattro B bei folgenden Hengsten als Muttervater auf: Status Quo (v. Stedinger, 2006 Siegerhengst der Oldenburger Körung, mittlerweile selbst Vater zu gekörten Söhnen), Chintan (v. Cento, 2005 Prämienhengst der Süddeutschen Körung, 2008 Platz fünf im Finale Bundeschampionat der sechsjährigen Springpferde unter Otto Becker, 2010 erste internationale Erfolge unter Franz-Josef Dahlmann), Question of Honour P (v. Quality), Celentano (v. Celano, 2004 bester Springhengst in Neustadt/Dosse, 2008 erste Siege in S*-Springen und internationalen Youngster-Prüfungen), Cody (v. Cornet Obolensky, siegreich M-Springpferdeprüfungen, 2010 qualifiziert zum Bundeschampionat der fünfjährigen Springpferde) und Descartes (v. De Niro/Ellen Bontje/NED). Bei dem zweiten Reservesieger der Körung des Springpferdezuchtverbands Oldenburg-International Cola Zero (v. Cola-Quidam’s Rubin) tritt Quattro bereits als Vater der Großmutter auf, die siegreich im Springen unter Gerald Geessink/BEL eingesetzt wurde. Auch bei Landser, gekörter Sohn des Landor S (MV Argentinus), steht Quattro B bereits in der dritten Generation im Pedigree. Landser nahm 2009 am Finale des Bundeschampionats und 2009 und 2010 an der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde in Lanaken/BEL teil.
Quattros sportliche Nachkommenschaft
Der Doppelvererber Quattro in Aktion. nicht nur in der Dressur, sondern auch im Springsport weist er eine beeindruckende Karriere vor.
Über 400 seiner Nachkommen sind als Turnierpferde im Sport unterwegs, davon waren im Jahr 2010 71 Turnierpferde im Springen und 17 in der Dressur in der Klasse S registriert. Die Nachkommen-Lebensgewinnsumme betrug bis Ende 2010 den stolzen Betrag von 816.042 Euro, die ausländischen Gewinne nicht mit eingerechnet. In jedem Jahr sind zahlreiche Nachkommen von Quattro B zu den Bundeschampionaten qualifiziert, mittlerweile auch bereits seine Enkel und Urenkel. Internationale Spitzenreiter von allen Kontinenten sind mit Quattro B-Nachkommen weltweit auf höchstem Niveau erfolgreich: Quanta Costa/Beat Mändli/SUI und Rolf-Göran Bengtsson/SWE, Quartin Latin (Don Diego la Silla)/Rolf Göran Bengtsson/ SWE, Oliver Q mit Ryuichi Obata/JPN bzw. Harrie Smolders/NED, Quichotte/Johannes Ehning/GER, Quicksilber mit Andreas Kreuzer/GER, Quatta/Ricardo Retteg/MEX, Playmate/Giuseppe Rolli/ITA, Que Sera/Francesca Ciriesi/ITA, Quattros/Ulkan Delikan/ TUR, Quatro H mit A.Al Muhairi/UAE, Q-Two/Jacek Polikowski/POL, Quentin Tarantino mit Tim Page/ GBR, Quantico/Heike Kemmer/GER, Much Ado unter Carol Lavell/USA, Quando-Quando/Kristy OatleyNist/AUS, Quantum Tyme/Evi Strasser/CAN, Quaid/ Franca Lüdecke/GER, Qui Vincit Dynamis/Fabienne Lütkemeier und Gina Capellmann-Lütkemeier/GER etc. 2007 gewann Quinaro/Oliver Ross die Bronzemedaille beim Bundeschampionat der fünfjährigen Springpferde. Seine Karriere setzte er zielstrebig fort, siebenjährig war er bereits international S-platziert. Unter Otto und Henry Vaske steht er weiterhin in den Platzierungslisten von S-Springen. Den gleichen Weg nahm Suzie Quattro: Die 1998 geborene Stute nahm 2003 am Bundeschampionat teil, ab 2005 feierte sie mit Luciana Diniz/POR im internationalen Springsport Erfolge, die sie zu einem der bekanntesten und erfolgreichsten Quattro B-Nachkommen machte. Questro wurde mit Lena Schütte bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in der Dressur in Aachen Vierter, mit James Davenport war er im Springen international auf Erfolgskurs. In der arabischen League ist Quatro H mit A.Al Muhairi in CSI 3* und CSI 4* wie in Dubai/ UAE, Riyadh/KSA, Kuwait/KUW, Damascus/SYR und Doha/QAT eines der Erfolgspferde. 2006 gewann er mit dem Team der Vereinigten Arabischen Emirate die Bronzemedaille bei den Asien-Spielen. Mit dem SüdKoreaner Soon-Won Hwang feierte Quattros internationale Erfolge, so u. a. 2006 bei der Sunshine-Tour. 2007 wurde er mit Ulkan Delikan/TUR Mannschaftssieger bei der Balkan-Meisterschaft in Istanbul, Siege in Nationenpreisen und Grand Prix-Springen folgten. Quanta Costa ist weltweit mit Beat Mändli/SUI unterwegs. Zu dem Sieg im Großen Preis von Hagen a.T.W. 2009 kommen weitere Erfolge in zahlreichen Großen Preisen und internationalen Springprüfungen auf die Erfolgsliste der vorher mit Rolf-Göran Bengtsson/ SWE so erfolgreichen Stute. Quentin Tarantino platzierte sich mit Tim Page/GBR in Grand Prix-Springen für junge Reiter in Folge.
Sohn eines Weltmeisters: der 2007 geborene Hengst Quick Amour von Quicksilber.
Markus Renzel war mit Quadros in internationalen Springen erfolgreich, bevor ihn Jana Wargers übernahm und mit ihm 2010 und 2011 internationale S**- Springprüfungen gewann. 2006 nahm auch Queen of Live am Bundeschampionat teil und gewann zwei Qualifikationen der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde in Lanaken/BEL mit Jochen Niehues, bevor sie für Italien mit Giuseppe Rolli Meriten sammelte. Zur Internationalität der Quattro B-Nachkommen trägt auch Q-Two bei. Mit dem jungen polnischen Reiter Jacek Polikowski konnte er bereits Erfolge in Team-Springen und Einzelwertungen verbuchen. 2010 nahm Oliver Berger an den Deutschen Meisterschaften der Jungen Reiter mit Quattro Latino teil. Die beiden sind bereits „alte Hasen“, zahlreiche internationale S-Erfolge konnten sie erzielen. Nachdem Quality I.B. die Youngster-Prüfungen mit Hans-Christoph Kühl durchlaufen hatte, wechselte sie u. a. zu Marco Kutscher, der sie zu internationalen S-Erfolgen ritt. 2010 auf den Europameisterschaften der Jungen Reiter in Frankreich war neben Que Sera mit Francesca Ciriesi/ ITA auch Queeny mit Kevin Melliger/SUI als weiterer Quattro B-Nachkomme dabei. Andreas Krieg setzt Panama sowohl in Junioren-Prüfungen als auch in internationalen S-Prüfungen ein. Bereits siebenjährig konnte sich Panama 2009 als eines der ersten Pferde, die beim Springpferdezuchtverband OldenburgInternational registriert wurden, 25 Mal in die Erfolgslisten von M bis international-S eintragen. 2010 nahm Panama mit Niklas Krieg an den Deutschen Meisterschaften in Aachen teil. Auch Johannes Ehning setzt auf Quattro B-Nachkommen. Er pilotierte Quichotte erfolgreich in S-Springen u. a. in Wellington/USA, bevor Tim Brüggemann mit ihm internationale Springen absolvierte. Als Finalist beim Bundeschampionat der sechsjährigen Springpferde konnte sich Quinten mit Bastian Freese 2008 profilieren. Mit Christian Temme war er im selben Jahr bei der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde in Lanaken/BEL am Start. Auf der Dressurschiene vertritt neben Quando-Quando auch Quantum Tyme seinen Vater außergewöhnlich erfolgreich. Mit Evi Strasser/CAN war er 2000 und 2001 Finalist bei der Weltmeisterschaft der jungen Pferde in Verden, 2001 Vizechampion bei den Nordamerikanischen Meisterschaft en und hat mittlerweile etliche Erfolge auf der Grand Prix-Ebene zu verzeichnen. 2003 gehörte er dem Silber-Team der Panamerikanischen Spielen an, 2004 war er Reservist für die Olympischen Spiele. 2005 belegte er Platz fünf im B-Finale des Dressur World Cups in Las Vegas/USA, 2006 war er siegreich bei den kanadischen Meisterschaft en und nahm an den Weltreiterspielen in Aachen teil, 2007 erreichte er Platz drei im B-Finale des Dressur-Weltcups. Weitere Grand Prix-Erfolge füllen sein Erfolgskonto auf. Seit 2006 sitzt Heike Kemmer im Sattel von Quantico, 2007 qualifizierte sie ihn für das Nürnberger Burgpokal-Finale, Ende 2010 konnten sie ihren ersten Sieg im Grand Prix im ungarischen Kaposvar feiern. Mit Fabienne Lütkemeier ist Qui Vincit Dynamis auf der Jungen Reiter-Ebene siegreich. So konnten sie u. a. erste Grand Prix-Prüfungen gewinnen. Zuvor wurde er im Spitzensport von Mutter Gina Capellmann-Lütkemeier geritten. Queeny konnte bisher 68 Siege und Platzierungen mit Victoria Michalke bei den Jungen Reitern/Junioren in der Klasse S erringen. 2009 und 2010 platzierten sie sich auf vorderen Rängen bei den Deutschen Meisterschaft en der Jungen Reiter. Der erste Grand Prix-Sieg gelang den beiden 2010 in Turin/ ITA. Zu den bekanntesten Dressurpferden zählt der KWPN-Quattro B-Sohn Much Ado, der unter Carol Lavell/USA 2003 mit der USA-Mannschaft bei den Panamerikanischen Spielen die Goldmedaille gewann. 2005 gehörte er zu den Top 10 Grand Prix-Pferden der US-Dressage Federation. Ab 2009 wird er von Gwen Poulin Grand Prix siegreich geritten.
Vielseitigkeit
Mit ihrem Züchter Frank Ostholt im Sattel wurde die Quattro B-Tochter Quite Easy in Lion d’Angers/FRA 2007 Weltmeisterin der jungen Vielseitigkeitspferde. 2008 gewannen sie die Deutsche Meisterschaft in Hünxe. Mit Erfolgen kehrten sie von etlichen internationalen CIC-Prüfungen zurück, so aus Strzegom/POL, Kreuth, Bielefeld etc. Ebenfalls CIC-Erfolge kann FST Schoensgreen Quebec vorweisen, die mit Antje Schöniger in Crostwitz und Neu-Krauscha internationale Wettbewerbe erfolgreich bestritt. 2008 wurde Quantino mit Reiner Breuer Fünft er bei den Deutschen Vielseitigkeits-Meisterschaft en in Hünxe. Erfolge bis CIC** konnten sie zusammen erzielen, so in Helvoirt/ NED, Bonn-Rodderberg, Varsseveld/NED etc. Der noch relativ junge Quaid qualifizierte sich 2009 zum Bundeschampionat der Vielseitigkeitspferde mit Franca Lüdecke, die mit dem Weser-Ems-Pony Hillery bereits Doppel-Europameisterin war. Sie setzt ihn erfolgreich „vielseitig“ ein, so erreichten die beiden Siege und Platzierungen in der Dressur, im Springen und in der Vielseitigkeit.
Quattro überall
Sowohl im Sport als auch in der Zucht ist Quattro B weltweit allgegenwärtig. Durch die großartigen Erfolge seiner Söhne, Enkel und Urenkel bei den verschiedenen Körungen hat er sich nachhaltig in allen deutschen Zuchtgebieten etablieren können, auch in denen, die ihn als Junghengst ablehnten. Im Sport sind es die Weltmeister Quicksilber im Springen und Quite Easy in der Vielseitigkeit sowie die Weltmeisterpferde Quando-Quando und Quantum Tyme sowie der Olympia-Teilnehmer Oliver Q, die Quattro B eindrucksvoll repräsentieren. Nicht umsonst werden er selbst, sein Sohn Quando-Quando, sein Enkel Quaterman und sein Urenkel Quaterback unter den Top-Dressurhengsten in der FN-Zuchtwertschätzung geführt. Im Springen gehört Quattro B ebenso der Spitzengruppe an. Quattro B – einer der großen Doppelvererber mit erfolgreichen Karrieren in Sport und Zucht.[/ihc-hide-content]
Spritzig, energiegeladen, voller Ehrgeiz und Biss – Goldfevers Runden in den großen Spring-Arenen der Welt wird kaum einer vergessen, der sie live erlebt hat. Der drahtige Fuchshengst war im Jahr 2000 Mannschafts-Olympiasieger in Sydney, gewann zahlreiche Große Preise. Einen prominenten Vollbruder hat er auch: Der 13 Jahre jüngere Goldfever II, dunkelbraun und mit großen Tritten im Dressurviereck unterwegs.
Ein Kämpfer war er immer: Powerpaket Goldfever.
Mit großen Zahlen kann Goldfever I noch nicht protzen. In der Zucht nur wenige Jahre eingesetzt, ging er ausschließlich im Sport und deckt erst seit seinem aktiven Karriereende wieder. Doch letztlich entscheidet nicht die Masse, sondern die Qualität über die Vererbungsleistung eines Hengstes. Und die ist bei Goldfever sehr hoch. Gotha etwa, Fuchsstute aus einer Prestige Pilot-Mutter, wurde 2010 Zweite im Weltcup-Finale von Genf. Der gekörte Sohn Goldwing startete auf den Weltreiterspielen in Kentucky. Goldstar ist mit Mynou Diederichsmeier international erfolgreich, Guadiana hat mit Nikolas Lauer S-Springen gewonnen, Georgia ist international mit Karl Brocks und Angelina Herröder unterwegs. Doch der Reihe nach. 1990 suchte Sigurd Hochmuth für seine Galvano-Damhirsch-Tochter Gundula einen Hengst. Die aus dem Stamm der Jugendzeit gezogene Stute – gleiche Linie wie die des Gotthard-Vaters Goldfisch II – sollte das erste Mal gedeckt werden. Ihre Mutter Dana hatte Hochmuth als Sechsjährige auf einem Springturnier entdeckt – Sportname Dusty – und wurde erfolgreich von Hochmuths Sohn Holger in Springprüfungen der Klasse L eingesetzt. Nach ihrer Sportkarriere ging sie in die Zucht und brachte acht Fohlen hervor. Davon wurden sechs als Turnierpferd bei der FN registriert. 1986 brachte Hochmuth sie zu dem Celler Landbeschäler Galvano, ein Sohn des bedeutenden Hengstes Grande. „Galvano war für mich immer ein besonderer Hengst. Und in der Nachbarschaft von mir geboren wurde er auch“, lacht Hochmuth. Mit dem Hengstleistungsprüfungs-Sieger Galvano brachte Dana 1985 das Stutenfohlen Gundula zur Welt. Ein Blick in das FN-Jahrbuch Zucht weist Galvano nicht als überragenden Vererber aus. Er brachte nur einen gekörten Sohn namens Götterfunke, acht S-Dressur- und fünf S-Springpferde hervor und seine Nachkommen-Lebensgewinnsumme beträgt rund 127.000 Euro. Interessanterweise ist Galvanos Zuchtwert Springen sogar mit 86 Punkten unterdurchschnittlich. Nichtsdestotrotz – in Kombination mit Grosso Z – lieferte die Galvano-Tochter Gundula eines der weltweit besten Springpferde seiner Zeit: Goldfever. „Grosso Z habe ich mir eigens vorreiten lassen“, berichtet Hochmuth. Der oder keiner lautete seine Wahl und so wurde Gundula mit dem Siegerhengst von Aachen 1985 angepaart. Grosso Z verließ auch seine Hengstleistungsprüfung als Sieger – 148,85 Punkte lautete sein Ergebnis. Der Hannoveraner Hengst, gezogen von Leon Melchior im belgischen Gestüt Zangersheide, wirkte größtenteils auf dem rheinischen Gestüt Wiesenhof. Er zeugte insgesamt 13 gekörte Söhne, 783 in Deutschland eingetragene Sportpferde, wovon 65 in Klasse S im Parcours und 35 in der Dressur gestartet sind. Dabei führt er von allen Seiten hartes Leistungsblut. Vater Goliath Z, ein rheinischer Schimmelhengst, stammt ab vom Gotthard-Sohn Graf Gotthard. Der Celler Landbeschäler Gotthard galt seinerzeit als einer der erfolgreichsten Springvererber weltweit und hat zahlreiche internationale Spitzenpferde gestellt. Sein Werdegang war nicht einfach, am Anfang traute dem etwas hölzernen, kantigen Pferd keiner viel zu und die Züchter hielten sich stark zurück. Mehrfach stand die Kastration im Raum und vier Jahre lang deckte er gar nicht, war Reservehengst im Landgestüt und wurde zu den Wagenpferden versetzt. Als Gotthard 13 Jahre alt war, wurde er noch einmal in Hänigsen aufgestellt. Das war die Zeit, in der seine Kinder im Turniersport volljährig waren. Und voll durchstarteten. Auf einmal wurden die Züchter und Reiter aufmerksam auf die Gotthard-Kinder, die ihren Job im Parcours mehr als gut machten. Der Run auf den Schimmel begann und wurde verstärkt durch weitere, in den internationalen Sport nachrückende Gotthards. Es gab Zeiten, in denen Gotthards quasi „blind“ am Telefon verkauft wurden. Der Hengst wurde 29 Jahre alt. Zurück zu seinem Enkel Goliath Z. Er ist aus der Holsteiner Stute Heureka Z gezogen, die selbst mit Hermann Schridde 1970 den Großen Preis von Aachen gewann. Heurekas Tochter Argentina wiederum brachte mit Ramiro Z Ludger Beerbaums Erfolgsstute Ratina Z, die zweimal Olympisches Teamgold holte, zum WM-Gold-Team 1994 zählte, 1993 das Weltcup-Finale gewann und Doppel-Europameisterin 1997 wurde.
Doppelvererber als Vater: Springen M, Dressur S
Grosso Z selbst war in beiden Disziplinen erfolgreich: Im Springsport bis Klasse M, im Dressursport bis Prix St. Georges und Intermediaire I. Solche doppelveranlagten Hengste gibt es nur noch selten – und werden auch nur noch höchst selten in beiden Sparten gefördert. Der Hengst – inzwischen 28-jährig – verbringt seinen Ruhestand auf dem rheinischen Gestüt Krefeld. Zeugte er mit Goldfever I ein internationales Top-Springpferd, wird dessen Vollbruder Goldfever II auf eine gehobene Dressurkarriere vorbereitet und konnte 2010 altersgemäß Erfolge bis Dressurpferde M vorweisen. Doch Grosso Z brachte auch SpitzenDressurpferde. Der Hengst Goethe etwa hat mit Heiner Schiergen 37 goldene Schleifen in Klasse S und Grand Prix erzielt. Insgesamt 88 Mal war er in Klasse S erfolgreich und begeisterte vielfach auf Schaunummern wie anlässlich der Aachener Hengstgala. Sicher unvergesslich ist sein Auftritt mit einem Miniaturpferd, das Heiner Schiergen von Goethes Sattel ausführte und das bestechende Verstärkungen zeigte, während Goethe imponierend bergauf gesprungene Einerwechsel zum Besten gab. Auch Ellen SchultenBaumer hatte mit der Stute Gina Royal eine Grosso Z-Tochter unter dem Sattel. Zweimal gewannen sie den Piaff-Förderpreis und das Hamburger Derby. „Eine große Dame, die immer mit ihrem Elan, Einsatz und ihrer Grundqualität zu überzeugen wusste“, so Ellen Schulten-Baumer. Mit Grosso’s Gentle hat sie seinen weiteren Grosso Z-Sohn im Stall. „Ein geniales Ausnahmetalent, der auf Größeres hoffen lässt und mit sämtlichen Höchstschwierigkeiten zu „spielen“ weiß. Bewegungsgenie und elegant wie eine Katze“, beschreibt ihn Schulten-Baumer.
Als Fohlen nach fünf Metern auf der Stallgasse verkauft
Zurück zu Sigurd Hochmuths Stute Gundula. Sie wurde mehrfach mit Grosso Z angepaart. Daraus entstand das M-Springpferd Gently und die Prämienstute Gloria Day. Mit Contender brachte sie das M-Springpferd Contano. Goldfever I kam 1991 in Meerbeck, gelegen im Landkreis Schaumburg, zur Welt. Als Fohlen verkaufte der Züchter den Fuchs an Uwe Bünger aus Hemmingen. „Es waren nur fünf Meter im Trab auf der Stallgasse, aber dann wusste ich schon, dass ich dieses Fohlen haben wollte“, denkt Bünger zurück. „Pferde mit gutem Trab können meistens auch gut springen – das war meine Erfahrung und die hat sich bei Goldfever auch bestätigt.“ Zweieinhalbjährig wurde Goldfever als Hengst vorbereitet, zur Hannoveraner Körung zugelassen und gekört. „Schon in der Vorbereitungszeit zeigte er immer viel Energie und Arbeitseifer. Goldfever war immer ein hellwaches Pferd“, berichtet Uwe Bünger. In Verden zeigte er sich von seiner besten Seite und überzeugte mit herausragendem Freispringen. Das zahlte sich aus – beim Hannoveraner Hengstmarkt 1993 avancierte er zum teuersten Springhengst und wurde für 145.000 Deutsche Mark versteigert. „Bei der Körung wurde er auch als Dressurpferd gehandelt, aber er war zweijährig schon wirklich überragend am Sprung. Für mich wäre er als Dressurpferd zu griffig gewesen“, berichtet Uwe Bünger. Goldfever wechselte zu einem Konsortium, zu dem das Gestüt Bretmühle aus Greiz zählte. Dreijährig absolvierte er seine Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf und beendete sie mit 121,45 Punkten als Achter.
Entdeckt von Reitsport-Mäzen Dieter Schulze
Claudia Prohoffnik war die erste, die ihn vom Wiechenhof bei Hannover aus in den Sport brachte. Als Fünfjähriger entdeckte Dieter Schulze den Hengst und kaufte ihn. So wurde Goldfevers neues Zuhause der Stall von Ludger Beerbaum im westfälischen Riesenbeck. Dort ritt ihn anfangs Dirk Ahlmann, damaliger Bereiter im Stall Beerbaum. Goldfevers Erfolgsbilanz als junger Hengst: Elf Siege in Springpferdeprüfungen der Klasse L, acht Siege in Klasse M. „Fünfjährig habe ich ihn ausprobiert und sein Potenzial, das er schon damals zeigte, habe ich immer super eingeschätzt. Dazu kamen sein Charme und seine Ausstrahlung. Er war allerdings auch richtig Hengst, sehr selbstbewusst, ordnete sich nicht gerne unter und war nicht ganz so leicht zu händeln“, berichtet Ludger Beerbaum. Sechsjährig qualifizierte er sich mit Dirk Ahlmann zum Bundeschampionat und startete ebenfalls auf der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde. Doch zwei Jahre bereitete Goldfever dem Olympiasieger Kopfzerbrechen. „Wenn er richtig auf Betriebstemperatur kam, gab er einem zwar ein unglaubliches Reitgefühl aber er hatte etwas zu viel Power. Da waren schon ein paar abenteuerliche Situationen dabei, die einem Himmelfahrtskommando glichen.“ Bei seinen Pflegern stand Goldfever schon mal gerne auf zwei Beinen, im LKW musste er allen anderen Pferden zeigen, wer der Boss ist und führte sich so wild auf, dass er in den Trog sprang. Nicht selten stand das Wort Kastration im Raum weil er einfach zu hengstig war. „Dieter Schulze war es, der immer sagte, nicht kastrieren. Wir probieren es noch etwas. Gott sei Dank muss man ja im Nachhinein sagen“, erzählt Ludger Beerbaum. Ende sieben-, Anfang achtjährig normalisierte sich Goldfevers Hengstigkeit immer mehr. „Der Durchbruch kam Ende achtjährig. Davor war man doch auch im Parcours oft mehr Beifahrer und es gab einige brenzlige Situationen, in denen ich wirklich in Sitznot kam. Doch dann gewann er die German Classics in Bremen und von da an wurde er sehr konstant und mir war klar, dass wir das hinkriegen werden.“ So begann Goldfevers internationale Karriere. Neunjährig wurde das Paar Deutscher Meister. Das war im Jahr 2000. Ein Jahr später war wiederum kein Vorbeikommen an Goldfever und Ludger Beerbaum auf den Deutschen Meisterschaft en. Gemeinsam reisten sie zu den Olympischen Spielen in Sydney. Und kehrten mit Teamgold nach Hause. 2001 siegten sie im Großen Preis beim CSI-A in Cannes, 2002 zählten sie zum siegreichen Nationenpreis-Team in Luzern und heimsten zwei besondere Siege ein: „Das war ein sehr erfolgreiches Jahr mit zwei meiner schönsten Erfolge auf Goldfever: Wir gewannen den Großen Preis von Aachen und von Calgary“, berichtet Ludger Beerbaum. Auch 2003 kam keiner an dem schnellen Fuchshengst in der Aachener Soers vorbei: Sieg im Großen Preis – eine Trophäe, die jeder Reiter gerne in seiner Karriere erzielt, hat sie doch einen enorm hohen Stellenwert. Denn beim CHIO Aachen starten traditionell die besten Paare der Welt und nicht selten gilt es als Sichtung für bedeutende Championate. Im gleichen Jahr folgte ein vierter Platz bei den German Masters in Stuttgart. 2004 folgte eines der erfolgreichsten Sportjahre von Goldfever: Sieg im Großen Preis von Zürich, Sieg im Großen Preis von Vigo in Spanien, Nationenpreis-Sieg beim CSIO La Baule. Dazu der Sieg im Großen Preis von Donaueschingen und ein zweiter Platz im Großen Preis von Münster, Sieg in der Riders Tour Team-Wertung in Hannover und der vierte Platz im Großen Preis von München. Tja, und dann waren da noch die Olympischen Spiele in Athen. Das deutsche Team hatte Gold geholt. Und darunter waren Goldfever und Ludger Beerbaum. Doch die Olympischen Spiele gerieten zum Desaster, kurze Zeit später sah sich Beerbaum Dopingvorwürfen ausgesetzt. Goldfever wurde positiv auf die verbotene Substanz Betamethason getestet. Goldfever sei monatelang wegen einer nässenden Scheuerstelle mit der Salbe behandelt worden und die Tierärzte seien davon ausgegangen, dass die Wirkstoffe nicht in den Blutkreislauf eindringen könnten. Beerbaum wurde im September 2005 vom CAS endgültig disqualifiziert und so war die olympische Teamgold-Medaille weg.
Die Erfolge hören nicht auf
Ludger Berbaum: „Goldfever konnte ein unglaubliches Reitgefühl vermitteln.”
Beim Großen Preis von Vigo in Spanien war Goldfever wieder voll da und wurde Zweiter. Es folgte der Einsatz beim Nationenpreis von Rom, den die deutsche Mannschaft mit Platz drei beendete. 2007 siegte Goldfever in Donaueschingen, dann kam die Springreiter-Europameisterschaft in Mannheim. Vor dem ersten Umlauf als Zweitplatzierter ins Rennen gegangen, musste der Lokalmatador – Beerbaum startet für den Reitverein Mannheim – auf dem 16-jährigen Hengst Goldfever am vorletzten Hindernis einen Klotz verbuchen: Damit fiel er auf Rang fünf ab. Im zweiten Umlauf zeigten die beiden wahre Nervenstärke und gingen nach einer Nullrunde in Führung. Doch es sollten noch einige hochkarätige Starter kommen. Würde Beerbaum seinen Traum, den Europameisterschaft s-Erfolg von 1997 an gleicher Stelle, wiederholen können? 11.000 Zuschauer waren gespannt. Doch als der gewaltige Schimmelhengst Cumano mit Jos Lansink den Parcours mit nur einem Zeitfehler beendete, waren die Gold-Träume geplatzt. Den Traum erfüllte sich eine begeisterte Meredith Michaels-Beerbaum auf ihrem Shutterfly: Einzel-Gold, Silber für Lansink und Bronze für Goldfever. „Davon habe ich geträumt, seit ich ein kleines Kind war, und dass es mir jetzt gelungen ist, macht mich unheimlich stolz. Als ich nach Deutschland kam, sah ich Leute wie Ludger und Jos reiten und dachte, wie toll es wäre, einmal neben solchen Reitern zu stehen. Dass die beiden heute auf dem Podest links und rechts neben mir standen – und ein Stückchen tiefer als ich, das ist einfach unglaublich“, strahlte die Amazone nach ihrem Sieg. Doch auch ihr Schwager war glücklich. „Wenn mir vor vier oder acht Wochen jemand gesagt hätte, dass ich hier mit Goldfever Bronze holen würde, ich hätte es nie und nimmer geglaubt“, so der 43-Jährige. Silber, genauer Team-Silber, konnte er auch mit nach Hause nehmen.
Emotionale Höhen und Tiefen
Als Goldfever 17 Jahre alt war wurde er Zweiter im Großen Preis von Göteborg. Das Jahr 2008 wurde für Ludger Beerbaum überschattet vom Tod von Dieter Schulze, der Goldfever fünfjährig entdeckt hat, und ihn seit Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Madeleine Winter-Schulze sportlich mit Spitzenpferden unterstützte. Das Ehepaar war längst zu engen Freunden von Beerbaum geworden und der Tod belastete Beerbaum stark. Er galt als Favorit für das Frankfurter Festhallen Turnier, das 2008 das Finale der Masters League austrug. Doch Beerbaum sagte das Turnier wegen des Trauerfalls ab. Kurze Zeit später musste Beerbaum den Tod seines Vaters verarbeiten. Wie eng Tiefen und Höhen beieinanderliegen, machte wenige Tage später die Geburt von Beerbaums Tochter Cecilia Sophie deutlich: Seine Lebensgefährtin Arundell Davison schenkte ihm zwei Tage vor Weihnachten eine gesunde Tochter.
Ludger Beerbaum bei der Siegerehrung in der Springreiter-Europameisterschaft 2007 in Mannheim.
2009 stand für Goldfever der Abschied vom Sport an. Und der fiel Ludger Beerbaum sehr schwer. „Zu diesem Hengst habe ich eine sehr tiefe Bindung, denn er hat mir immer alles abverlangt. Ihn mal eben so nebenbei zu reiten, war nie möglich, man musste immer konzentriert sein. Je erfahrener er wurde, umso besser wurde das, doch anfangs durfte man auf dem Abreiteplatz in seinem Sattel kein Pläuschchen halten“, schmunzelt er. 18 Jahre alt war Goldfever, als er ein letztes Mal durch die Soers galoppierte. Dem Ort, den er zweimal als Sieger im Großen Preis verließ. Den CHIO Aachen wählte Beerbaum, um seinen Goldfever vom aktiven Sport zu verabschieden. „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich und fiel mir nicht leicht. Es war aber schon lange überlegt, denn Goldfever hat so viel geleistet und immer gekämpft.“ In Worten: 61 Mal wurde Goldfever in der schweren Klasse die goldene Schleife angeheftet.
Hannoveraner Hengst des Jahres 2010
Goldfever ist heute ein aktiver Rentner. Zwei- bis dreimal die Woche wird er noch geritten – und nun steht der Zuchteinsatz wieder im Vordergrund. „Während seiner ganzen internationalen Sportzeit, also zehn Jahre lang, war Goldfever gar nicht im Deckeinsatz. Das ließ sich einfach nicht kombinieren, dazu war er immer zu hengstig“, berichtet Beerbaum. 2010 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Goldfever wurde als Hannoveraner Hengst des Jahres ausgezeichnet. In der vollen Niedersachsenhalle durfte er anlässlich der Körung aufparadieren – dort wo seine Karriere zweieinhalbjährig als teuerster Springhengst begonnen hatte. Wer ihn live gesehen hat, war überwältigt von seiner Energie und Ausstrahlung, wie ein junger Hengst trat er auf, ließ sich zu einigen Bocksprüngen an der Hand hinreißen und spielte sich mächtig auf. Goldfever zum alten Eisen abstempeln? Beileibe nicht. Sein Züchter Sigurd Hochmuth, Aufzüchter Uwe Bünger – sie alle durften der Ehrung beiwohnen. Natürlich auch Goldfevers Besitzerin Madeleine Winter-Schulze, deren verstorbener Ehemann Dieter Schulze den Hengst fünfjährig entdeckt hat. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]
Star auf der Aachener Hengstgala 2011
Doch auch das Aachener Publikum durfte Goldfever 2011 noch einmal live erleben und sich überzeugen, wie frisch und kernig der Hengst noch ist. Auf der Aachener Hengstgala galoppierte sich der Fuchshengst in die Herzen der Zuschauer. „In Aachen ist immer eine enorme Stimmung und die Publikumslieblinge dürfen auf dem Abschlussring noch einmal antreten. Das sind meist nur Dressurpferde und auch 2010 waren es fünf Dressurhengste. Plus ein Springhengst: Goldfever“, erzählte ein stolzer Ludger Beerbaum. Als einziger Springvererber genoss er bei lauter Musik, unglaublicher Stimmung und tosendem Applaus seinen Auftritt. Sein Galoppiervermögen ließ die Erinnerung an die Siege im Großen Preis von Aachen in der Soers aufkommen. Goldfever – ein ganz Großer im Stall Beerbaum. „Er steht für mich in einer Linie mit Ratina, Priamos und Classic Touch“, erzählt Beerbaum. Und das will etwas heißen – mit Ratina Z und Classic Touch wurde er jeweils Olympiasieger.
Nächste Generation schon international top
2010 paradierte Goldfever I auf zur Ehrung für den Hannover Hengst des Jahres.
Die nächste Generation ist längst da. Im Stall Beerbaum unter dem Namen Gotha – eine ehrgeizige Fuchsstute von Goldfever, die Beerbaum vierjährig kaufte. „Sie habe ich direkt vom Züchter Jan Minners in Jork gekauft, damals war sie schwierig zu reiten, aber sie legte eine derartige Coolness beim Springen an den Tag, die mich sehr beeindruckte. Auch 1,20 Meter brachte Gotha nicht in Verlegenheit.“ Als junges Pferd wurde die Stute behutsam aufgebaut, in Springpferdeprüfungen nur dosiert eingesetzt – Springpferde-M hat sie gewonnen. Sechsjährig startete sie erstmals international in La Baule – und war direkt Zweite. „Da lief sie das erste Mal auf einem großen Platz und machte das alles sehr cool. Sie ist generell sehr selbstbewusst“, betont Beerbaum. Gotha hatte Zeit, in den großen Sport zu wachsen. Als sie siebenjährig war – im Jahr 2008 – hatte Beerbaum mit ihrem Vater Goldfever, Coupe de Coeur, Enorm und All Inclusive NRW mehrere Spitzenpferde im Stall. 2009 ging es für die aus einer Prestige Pilot-Mutter gezogene Hannoveraner Stute dann richtig los. In Hannover wurde sie Zweite im Großen Preis, holte Weltcup-Platzierungen in Lyon und Verona und gewann in Stuttgart den als Weltcup-Qualifikation ausgeschriebenen Großen Preis. Auch in der Gesamtwertung der Riders Tour lag sie vorne. Ganz der Vater? „Anders. Sie ist ebenfalls sehr selbstbewusst, man kann sagen, eine typische Fuchsstute, denn die haben ja oft ihre ganz eigenen Gedanken. Sie ist nicht so rittig wie ihr Vater, mehr der Freak-Typ. Aber sie hat mindestens so viel Grundkraft und Vermögen wie Goldfever – wenn nicht sogar mehr.“ 2010 holte sie erneut Weltcup-Punkte in Bordeaux, s’Hertogenbosh und beendete das Weltcup-Finale in Genf mit einem hervorragenden zweiten Platz – ihr bisher größter Erfolg. „Gotha zählt nun zu meinen ersten Pferden, dieses Jahr peilen wir erneut das Weltcup-Finale an“, so Beerbaum. Auch nach Italien durfte sie reisen, wurde in San Patrignano Achte im Großen Preis und Zweite in Paderborn. Den Großen Preis von Paderborn beendete sie als Zehnte. Zukunftspläne? Oh ja. „Wenn alles gesund bleibt, stehen die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in London natürlich weit oben“, offenbart Beerbaum. Das FN Jahrbuch Zucht druckt es schwarz auf weiß: In 2010 war Gotha gemeinsam mit Marco Kutschers Cash das erfolgreichste Pferd Deutschlands. Mit zehn Jahren ein enormer Erfolg. Und die Zukunft endet nicht: In Beerbaums Laufstall tummelt sich bereits die 2010 geborene Gotha II. „Ich habe auch einen Jährling von Goldfever aus einer For Pleasure-Mutter. Mich interessiert sein Blut sehr, auch die Kombination mit Holsteiner Stuten gefällt mir gut.“
Goldfevers einziger gekörter Sohn Goldwing startet in Kentucky
Intelligenz, Ehrgeiz, Temperament und Selbstbewusstsein zeichnen ihn aus.
Eine steile Laufbahn hat auch der bislang einzige gekörte Hengst von Goldfever, Moosbachhofs Goldwing, hingelegt. Gezogen von Manfred Gerken aus einer Lucarlo-Mutter, ist er im Besitz des österreichischen Gestüts Moosbachhof. Der Hannoveraner war Körsieger, gewann seine HLP in Neustadt/Dosse mit 133,81 Punkten und siegte 18 Mal in Springpferdeprüfungen der Klassen A, L und M mit Wertnoten bis 8.8. 2004 und 2005 qualifizierte er sich für das Bundeschampionat der fünf- und sechsjährigen Springpferde, siebenjährig war Goldwing schon auf S-Niveau erfolgreich. Gezogen ist er übrigens aus einer der bekanntesten deutschen Stutenlinien: Die Neustädter Linie der Pauline, die mit Doppel-Bundeschampionesse und Weltmeisterin Poetin, seinerzeit mit 2,4 Millionen Euro absolute Preisrekordhalterin aller Auktionen, Bundeschampion Quaterback und Siegerhengsten aufwarten kann. Goldwings Karriere verlief steil international: Mit dem ungarischen Nationenpreisreiter Sandor Szasz war er achtjährig international platziert in Italien, Deutschland und Österreich, 2008 siegte er auf S-Niveau, 2009 erzielte er einen herausragenden zweiten Platz beim Großen Preis von München. 2010 die Krönung: Teilnahme auf den Weltreiterspielen in Kentucky. Auch züchterisch konnte Goldwing bereits überzeugen mit Siegerfohlen in Österreich und Deutschland, Landessiegerstuten, einem Prämienhengst in Brandenburg, Freispring-Siegern und erfolgreichen Sportpferden. 60 Nachkommen waren 2010 bei der FN als Sportpferd registriert, viele haben bereits altersgemäß Springpferdeprüfungen gewonnen. Doch Goldfever hat weit mehr zu bieten als Gotha und Goldwing. Georgia etwa, international S erfolgreiche Hannoveraner Rappstute aus einer Come On-Mutter. Gezogen von Kurt-Heinrich Böttcher, ist sie mit Karl Brocks sowie Angelina und Siegfried Heeröder S-siegreich. Der von Arend Kamphorst gezogene Hannoveraner Goldstar. Der Fuchs kombiniert Goldfevers Gene mit Voltaire und Achill-Libero H auf der Mutterseite und ist international mit den Schwestern Mynou und Mylene Diederichsmeier unterwegs. Mit Mynou war Goldstar 2010 in den Großen Preisen von Neustadt/Dosse und Gera erfolgreich am Start. Nach nur wenigen Jahren Deckeinsatz schon ein enormer Zuchterfolg. Und da Goldfevers Zukunftsgenerationen erst nach seinem aktiven Sport-Ende gezeugt wurden, kann da noch ganz viel kommen. Auf Ludger Beerbaums neuer Hengststation wartet er auf die Damenwelt.
GOLDFEVER II
Gotha – ehrgeizig und cool. Die Grundkraft und das Vermögen hat sie von Goldfever.
2003 paarte Sigurd Hochmuth seine Stute Gundula erneut mit Grosso Z an. Was da 2004 im Stroh lag, war kein Fuchs sondern dunkelbraun und sollte erst einen ähnlichen, dann jedoch ganz anderen Weg gehen als sein prominenter Vollbruder: Goldfever II war geboren. Er blieb in der Hand seines Züchters und wurde 2006 zur hannoverschen Körung vorgestellt. Bei der Vorauswahl sah ihn Norbert Bramlage, Inhaber einer eigenen Hengststation im niedersächsischen Dinklage. „Er fiel mir dort besonders auf “, berichtet Bramlage. „Doch wie bei allen besonderen Hengsten gibt es auch bei ihm einen besonderen Weg.“ Denn auf der Körung selbst konnte Bramlage den Hengst mit der Katalognummer 17 überhaupt nicht verfolgen. Er hatte selbst die Katalognummer 3, einen Escudo-Sohn, am Start und zeitgleich auf der Trakehner Körung den Axis-Sohn Ballzauber. „Sobald meine Nummer 3 in Verden ihren Auftritt beendet hatte, bin ich ins Auto gesprungen und nach Neumünster gefahren. Die Nummer 17 und damit Goldfever habe ich kein einziges Mal gesehen“, so Bramlage. Als der Hengst samstags auf der Auktion versteigert wurde, war Bramlage bereits in Neumünster. Ballzauber wurde sonntags versteigert und steht nach einem Jahr in Beritt von Edward Gal inzwischen in Amerika bei Darren Chiacchia. Und Goldfever II? „Am Montag nach dem Hengstmarkt habe ich mich damit beschäftigt, wohin die Hengste gegangen sind. Goldfever wurde an einen Reit- und Ausbildungsstall versteigert. Da ich diesen Hengst sehr hoch eingeschätzt habe und mir vor allem seine große Korrektheit und seine elastische Stabilität im Rücken gefiel, rief ich dort an, was sie mit dem Hengst vorhaben und ob sie daran interessiert sind, ihn mir zu verpachten“, berichtet Bramlage. Das war der Fall und so stand der Dunkelbraune flugs bei ihm in Dinklage.
Tolles Springpferd mit viel Bewegung – was nun?
Goldfevers einziger gekörter Söhn Goldwing startet in Kentucky.
„Von Anfang an war er unheimlich freundlich und menschenbezogen, immer positiv eingestellt. Er zeigte von Beginn an seine sehr guten Grundgangarten, aber bei dieser schönen Springabstammung und seinem berühmten Vollbruder denkt man natürlich erstmal: Ein tolles Springpferd, das sich auch noch gut bewegt“, so Bramlage. Auch von Züchterseite wurde er so eingeschätzt und eingesetzt. „Goldfever II war von Beginn an ein stabiles Pferd, aber trotzdem sehr modern, langbeinig und langlinig, sehr korrekt im Fundament mit sehr guten Hufen. Kurz – ein sehr kompletter Hengst und noch dazu sehr nervenstark. Aus eigener Erfahrung hat ein Hengst meistens irgendwo eine Schwäche – aber die bei ihm zu finden, fiel schwer.“ Und so haben Bramlages den Hengst zum Ende der ersten Decksaison gekauft. Nach der zweiten Decksaison Ende vierjährig ging Goldfever II seine ersten Springpferdeprüfungen unter Matthias Janssen. Die beiden sammelten Schleifen bis zu Springpferdeprüfungen der Klasse L. „Und dennoch hatten wir sein Bewegungspotenzial immer im Auge und es hat uns gereizt, ihn dressurmäßig fördern zu lassen. Es war natürlich auch die Frage, die Züchter zu überzeugen, warum dieser Hengst Dressur geht, während der andere ein so erfolgreiches Springpferd war“, so Bramlage. Doch der Reiz war zu groß und so übernahm der 50-fache S-und Grand Prix-Sieger Markus Gribbe den Hengst Mitte fünfjährig. Fünf Wochen später trat das neue Paar bereits beim Verdener Gala-Abend anlässlich der Elite-Herbst-Auktion auf. Denn das war das Jahr, in dem Goldfever von Ludger Beerbaum aus dem Sport verabschiedet wurde. Nach dem großen Auftritt in Aachen verabschiedete sich Goldfever auch von seinem Hannoveraner Publikum in Verden. Und da sollte sein Vollbruder nicht fehlen.
Sechsjährig qualifiziert zum Bundeschampionat
Mit Markus Gribbe erfolgreich im Dressurviereck: Goldfever II.
Das Ziel der Bramlages, den Hengst in den Dressursport zu bringen, ging auf. Beim Oldenburger Landesturnier holte der Hannoveraner Hengst Platz drei in der Dressurpferdeprüfung der Klasse M und qualifizierte sich zum Bundeschampionat. „Goldfever ist ein richtiges Arbeitstier, er will sieben Tage die Woche arbeiten und hat einen super Charakter. Jeder, der ihn sieht, denkt, was für ein ruhiger Kerl er ist, aber innerlich ist er doch ein Sensibelchen. Er ist sehr lieb und ein bisschen wie ein Blüter: Braucht etwas, um wirklich warm zu werden aber dann ist er voll da. Und was er einmal gelernt hat, das sitzt zu 100 Prozent“, beschreibt ihn sein Reiter Markus Gribbe. Täglich darf der Hengst zum Ausgleich auf die Weide oder den Paddock. „Eine halbe Stunde grast er meist ganz ruhig und gelassen. Doch dann bekommt er seine fünf Minuten und bockt wild durch die Gegend. Danach kann ihn wieder jedes Kind führen“, berichtet der Dressurausbilder, der einen Stalltrakt auf Gut Füchtel in Vechta gepachtet hat. Eines muss er jedoch zugeben: Goldfever ist bestechlich. Und berechnend. „Meine Pferde bekommen vor der Arbeit immer ein Stück Zucker. Und nach der Arbeit einen Apfel. Wenn er den nicht bekommt, geht er am nächsten Tag schlecht“, schmunzelt er. In puncto Leistungsbereitschaft sind die beiden Goldfevers sich sehr ähnlich. Aber bei den Hengstmanieren ist der Zweite weit gelassener als sein fuchsfarbener Vollbruder. „Auch beim Verladen und auf dem Hänger verhält er sich mustergültig. Doch so ruhig er im Umgang ist, da ist richtig Power drin. Und ich muss zugeben, als ich ihn neu bekam bin ich nach drei Tagen einmal runtergefallen. Da hat er mal ordentlich gebockt“, erzählt Gribbe mit einem Grinsen. Sportlich hält er sehr viel von dem Hengst. Nächstes Ziel: „Wir hoffen, dass er sich weiter so gut entwickelt und weiter alles lernt. Die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal wäre natürlich ein tolles Ziel“, so Bramlage.
Auktionsfohlen aus den ersten Jahrgängen
Die beiden Vollbrüder im Rampenlicht auf der Hengstschau der Equitana 2011: Goldfever I und II.
Züchterisch konnte Goldfever II direkt aus seinen ersten Jahrgängen Auktionsfohlen stellen. „Sie haben sehr schnell die Züchter überzeugt, da sie sehr typvoll sind und sich das ausgesprochen schöne Gesicht des Vaters regelmäßig in ihnen findet. Viele Züchter haben ihn wieder benutzt und es gibt durchaus einige, die ihn nun schon die dritte und vierte Saison benutzen. Das ist schon eine Besonderheit finde ich“, erzählt Bramlage. Anfangs waren es vielfach springbetont gezogene Stuten, inzwischen überwiegen Dressurstuten, die von Goldfever II besamt werden. „Nach und nach haben die Dressurleute diesen Hengst entdeckt. Einige seiner Fohlen gingen bereits in dressursportlich versierte Fachhände. Mit den Preisen waren wir zufrieden, schließlich muss man immer bedenken, dass Goldfever nicht zu den klassischen Modehengsten zählt“, so Bramlage. Wie ein Hengst sich züchterisch wirklich durchsetzt, sieht man erst nach einigen Jahren. Zwischen den beiden Geburtsjahren von Goldfever liegen 13 Jahre. Und bei Goldfever I stand viele Jahre gar kein Deckeinsatz im Programm. Es kann also noch viel erwartet werden – vom feurigen Heißsporn Goldfever I, der die großen Springarenen der Welt dominierte, und von seinem smarten Dressurbruder Goldfever II, der noch viel vor sich hat.[/ihc-hide-content]
Begibt man sich auf Spurensuche, um die Abstammung und Herkunft eines Pferdes näher zu beleuchten, ist dies oft eine Reise an unterschiedliche geografische Orte, bis hin zum Ursprungsort einer Stutenfamilie, dort, wo alles seinen Anfang nahm. Im Falle von Don Schufro, dem Donnerhall-Pik Bube-Sohn, begann alles im hannoverschen Kernzuchtgebiet unweit von Verden.
Der nordrhein-westfälische Landbeschäler Polydor gilt als einer der erfolgreichsten Produzenten von Sportpferden auf dem Globus, trug zweimal die Auszeichnung „Sire of the world“ – weltbester Springvererber.
Der Raum Verden als eines der Hochzuchtgebiete der hannoverschen Pferdezucht war von jeher dem edlen Pferd zugewandt. Der Stationsbezirk um die Deckstelle Oiste hatte sich hier besonders hervorgetan; über Jahrzehnte war die Station mit guten Halbblütern, zu denen man immer einen Vollblüter gesellte, besetzt; es gab sogar Phasen (ab 1840), in denen ausschließlich Vollblüter hier stationiert waren. 1893 war Oiste das Zuhause des Beberbeckers Colorado, der bis 1912 blieb, 1378 Stuten deckte und damals eine große Hengstlinie begründete. Seit 1816 wurde die Traditions-Deckstelle betrieben, immer untergebracht im Gasthaus der Familie Gewecke (sie hieß nach einem der dort eingesetzten Hengste „Zum Holderneß“) gehörte sie zunächst zum Landgestüt Celle, später zum Landgestüt Osnabrück. Clemens von Nagel, zum damaligen Zeitpunkt Oberleutnant der Reserve im Reiterregiment 4 und Sohn des Landstallmeisters Paul von Nagel, war auf Anraten des passionierten Dr. Wilhelm Uppenborn (Landstallmeister Landgestüt Osnabrück) und Gustav Rau Mitte der 30er-Jahre dorthin gekommen, um nach edlen Stuten mit Beberbecker Genetik zu suchen. Die Muttertiere waren für sein neu zu errichtendes Gestüt auf Schloss Vornholz gedacht. Dort, so war seine Vision, wollte er großrahmige, dem englischen Hunter ähnliche Leistungspferde züchten. Von seiner ersten Idee, dies auf der Grundlage irischer Stuten anzugehen, war er schnell abgekommen. Geerbt hatte er den Familienbesitz der Familie von Nagel-Dorrnick von seinem Onkel August, einem Pferdemann im eigentlichen Wortsinn, der viele Jahre in England und Irland verbracht hatte, um hinter den bekannten Meuten zu reiten.
Müller/Intschede – eine Traditions-Zuchtsstätte
Bei seinen „Pferde-Expeditionen“ an Aller und Weser war Baron Nagel u. a. auf den Hof der Familie Müller (seit Generationen heißen die Stammhalter Hermann) in Intschede gekommen. Auf ihrem Hof hinter dem Weserdeich hatte die Pferdezucht von jeher eine bevorzugte Stellung; ihre Stuten gingen im Geschirr, brachten jedes Jahr ein Fohlen, und wenn es die Arbeit erlaubte, ritt man sonntags in den Nachbarort, um am Turnier teilzunehmen. Die Deckstellentreue zur Station Oiste führte dazu, dass viele hier stationierte Hengste im Pedigree der Müllerschen Pferde auftauchen. Dazu gehörten die Landbeschäler Tüchtig, Schwarzwald, Schamord, Julius Caesar und damit auch viel Blut der hannoverschen Gründerhengste wie King und mehrfach Norfolk. Später tritt Colorado hinzu. Stammstute Juromette (von ihr sind rückwärts betrachtet vier Generationen nachgewiesen) wird 1916 zum Kriegsdienst verpflichtet, bringt jedoch 1912 noch ein dunkelbraunes Stutfohlen, welches den Namen Kebandina erhält und den Bestand des Stutenstammes sichert. Vater ist Kirkland, damals einer der besten und schönsten Beschäler in Hannover. Zweijährig hatte sie Glück und wurde trotz eines Hüft schadens nicht zum Schlachter gebracht. Die Müllers glaubten an die elegante Stute mit dem Stern. Sie wurde in Gurte gehängt, der Bruch heilte aus. Dieser Einsatz sollte sich lohnen! Als Mutterstute brachte sie 17 Fohlen, von den Söhnen glänzten zwei besonders: Finnland I wurde Celler Landbeschäler (u. a. stationiert in Drochtersen an der Unterelbe) und Finnland II (er stand im Landgestüt Lack in den sogenannten „zurück gegliederten Ostgebieten“); Vater der beiden war Flirt (Vollbruder des Fling), der sich nachhaltig in der Zucht bewährte. Die Vollschwester der „Finnländer“, Flickerei, brachte den Osnabrücker Ldb. Fürst von Futurist. Nach dem gleichen Rezept Fling x Kirkland (ein hannoversches Erfolgsrezept, siehe Feiner Kerl!) war die ebenfalls von Flirt stammende, 1930 geborene Finnländerin, trocken, mittelgroß und mit großen Partien ausgestattet, einzig die kurze Kruppe wurde ein wenig bemängelt. Auf dem Hof Müller hatte sie bereits zwei Fohlen zur Welt gebracht u. a. von Denksport. Die Denksport-Tochter wurde Diebin genannt und erhielt 1936 den Titel „Staatsprämienstute“; drei ihrer Nachkommen wurden Hengstmütter und zwar von
Ldb. Novize (geb. 1973) von Novum xx, Ldb. Dozent (geb. 1966) von Duft II und Pb. Salamander (geb. 1981).
Mutter, Söhne und Töchter, eine beeindruckende Familie – die Qualität des Blutaufbaus, solide und wohlüberlegt, Clemens von Nagel war beeindruckt. Dies sah die Hannoversche Zuchtleitung bereits 1933 so und zeichnete die Stutenfamilie der Müllers aus Intschede anlässlich der Stutenschau in Verden mit Ia sowie der großen Staatsmedaille aus.
Endlich in Vornholz: Finnländerin und Trendelburg
Radetzky entwickelte sich zu einem Stempelhengst und gründete eine bis heute blühende Dynastie dressurbegabter Hengste.
Bis Baron Nagel Finnländerin sein Eigen nennen konnte, wurde hart verhandelt und mancher Korn getrunken. 1935 kam Finnländerin tragend vom Osnabrücker Fermor I nach Westfalen, mit ihr kam ihre Schwester Trendelburg (*1933) vom Beberbecker Thronerbe (er war nach der Auflösung von Beberbeck nach Osnabrück überstellt worden). Baron Nagel hatte zum Zeitpunkt der Ankunft von Finnländerin nur den Vollblüter Marcellus xx bei sich in Vornholz aufgestellt; ihm schwebte jedoch zunächst eine Anpaarung mit dem in Beberbeck geborenen und auch zunächst dort eingesetzten Meleager vor. Meleager, ein edler Halbblüter mit viel Draht und guter Linienführung, war nach der Auflösung von Beberbeck im Jahr 1929 dem Landgestüt Warendorf überstellt worden. Dass dieser exzellente Halbblüter (von Cölestin aus der Meerkatze von St. Tropez xx) nach Westfalen gelangt war, hatte einen handfesten Hintergrund: Der Vater von Clemens von Nagel, der bereits oben erwähnte Paul von Nagel, war von 1916 bis 1929 Landstallmeister im Hauptgestüt Beberbeck und hatte anschließend von 1930 bis 1935 das Landgestüt in Warendorf geleitet. Dieser begnadete Pferdemann wusste, was er aus Hessen mit nach Westfalen nahm! Bedauerlicherweise war Meleager nicht in der Nachbarschaft stationiert, er stand während der Deckzeit im 50 Kilometer entfernten Nordwalde, damals eine ziemliche Entfernung. Baron Nagel hielt das nicht ab. Er tat etwas, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war: Kurzerhand wurde Finnländerin Anfang Mai 1936 auf dem offenen Viehanhänger Richtung Nordwalde gefahren. Die Stute nahm sofort auf, im Jahr darauf wurde Meerfahrt (*1937) geboren. Im nächsten Jahr blieb sie güst. Erst 1938 probierte Baron Nagel seinen Blüter Marcellus xx als Partner von Finnländerin aus. Die aus dieser Verbindung stammende Stute Finnmark ging nach Stettin. Nun betrat Oxyd die Vornholzer Bühne. Mit Nagels glücklichem Ankauf dieses Landbeschälers aus Rastenburg (von Irrlehrer aus der Oxalis von Metellus xx), der wegen Dämpfigkeit ausgemustert worden war, stand ab 1938 ein Beschäler im Gestüt Vornholz, der ein hundertprozentiges Eigengewächs Beberbecks war. Der Hippologe Werner Schockemöhle (bestimmt kein Freund des ostpreußischen Pferdes) schrieb über den harten, großrahmigen Hunter 1962: „Oxyd vererbte seinen Kindern ungeheure Gehlust und viel Springvermögen!“ Oxyd kam nach Vornholz, erhielt einen „Freiluftplatz ohne Tür und Fenster“ und sein Allgemeinzustand wurde schlagartig besser; die ihm zugeführten Stuten machte er auf Anhieb tragend. Der Rappe entpuppte sich als wahrer Reitpferdemacher, fürs Geschirr waren seine Nachkommen jedoch nur selten brauchbar. Vor allem durch die Verbindung von Oxyd mit Finnländerin und Trendelburg entstand der besondere Typ des Vornholzer Pferdes. Oxyd wurde u. a. Vater der Olympia-Pferde Adular und Afrika, beide Bronzemedaillen-Gewinner 1952 bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Finnländerin, belegt von Oxyd, brachte zwei Mutterstuten für Vornholz: Flottille (*1941) und Feodosia (*1942).
Töchter mit Nachhaltigkeit: Flottille und Feodosia
Flottille gründete über ihre Tochter Flora von Ramzes AA eine Nebenlinie, die bis heute zwei Hengste für die Zucht hervorbrachte: die Vollbrüder Palisandergrund (*1977), Dressur und Springen bis S erfolgreich, und Pacific Sunset (*1979), beide von Polydor. Feodosias Tochter Feodora (von Krol Walca), geb. 1951, ging in die Zuchtstätte des passionierten Otto Werthmann in Lühringsen; sein in Irland erworbener Vollblüter Plucchino xx wurde mehrfach Partner von Feodora. Feodoras Tochter Phaedra (*1962) wurde Großmutter des international siegreichen Grand Prix-Pferdes Elastique (*1978) von Ehrensold; Reiter waren u. a. Ludger Beerbaum, Franke Sloothaak und Willi Melliger. In den nächsten beiden Jahren (1942 und 1943) wurde Finnländerin dem Warendorfer Landbeschäler Feinsprit zugeführt. Warum war von Nagel von Hengsten wie Meleager und Oxyd abgewichen? Der Zweite Weltkrieg wütete in Europa und brachte die bekannten Einschränkungen und Erschwernisse. Clemens von Nagel war für die Heeresgestütsverwaltung zunächst im polnischen Racot, später im Pferdeversuchsgestüt Grabau in Holstein als Kommandant tätig. Seine Schwester Ida von Nagel, die 1952 olympisches Bronze in Helsinki mit der Oxyd-Tochter Afrika gewann, leitete stellvertretend für ihren Bruder das Gestüt Vornholz. Meleager war inzwischen abgetreten und im Warendorfer Landgestüt hatte ein Hengst Einzug gehalten, der anlässlich seiner Körung für viel Aufsehen als Siegerhengst gesorgt hatte: Feinsprit. Der große, vornehme Beschäler war eine imposante Erscheinung und ein echter Blender, denn in seinem vierjährigen Deckeinsatz hinterließ er nur wenig Brauchbares. Dies war auch im Falle der Finnländerin so. Die beiden Söhne aus dieser Verbindung wurden schnell verkauft, sie hinterließen keine Spuren.
Fischerin, die Zew-Tochter
Radetzky entwickelte sich zu einem Stempelhengst und gründete eine bis heute blühende Dynastie dressurbegabter Hengste.
Danach kam Finnländerin nur noch zum gestütseigenen Oxyd und zum inzwischen erworbenen Zew, woraus die gemeinsame Tochter Fischerin (*1946) entstand. Und wer war Zew? Zews Vater war der Vollblüter Horoscop xx, seine Mutter ist die Stute Oza II, die eine Tochter der Beberbecker Stute Oxalis ist. Oxalis wiederum (und hier schließt sich der Kreis) ist auch Mutter des o.g. Oxyd. Oxalis war mit dem gesamten wertvollen Beberbecker Stutenbestand (70 Stuten, insgesamt 160 Tiere einschließlich Nachwuchs) für eine halbe Million Goldmark an die staatliche polnische Gestütsverwaltung verkauft worden, die wiederum einen Teil aussortierte und an Privatleute verkauft e. Einer davon war der polnische Graf Jezerski-Worotnikow (Kreis Luck/Wolhynien). Das Pedigree des Zew beinhaltet mit Ortopede, Metellus xx, Jubelgreis und Blondel bestes Beberbecker Leistungsblut; die Stutenfamilie, zu der Zew und der o.g. Oxyd gehörten, die Familie mit der Nummer acht und dem Namen der Gründerstute Trompeuse, hinterließ exzellente Zuchtpferde, beispielsweise den Trakehner Hauptbeschäler Obelisk. Zew kam als Junghengst zur polnischen Hengsttrainieranstalt, wo er Jahrgangsbester wurde. Eingesetzt wurde er bis 1941 im Heereslandgestüt Lack (westlich von Warschau), anschließend im Heereslandgestüt Debica, welches für die Bezirke Krakau und Galizien zuständig war. Bevollmächtigter dieser Gestütseinrichtungen des Heeres in den sogenannten „zurück gegliederten Ostgebieten sowie im Generalgouvernement“ war Gustav Rau. Zew wird von Baron Nagel als ein „edler, vollblutartiger großer Hengst, das Vorbild eines vornehmen Reitpferdes mit etwas wenig Hengstbedeutung“ beschrieben. Zew deckte leider nur wenige Stuten, seine bewährte Tochter Obra brachte das bekannte Springpferd Ohama, Tochter Fischerin aus der Finnländerin wurde Mutter des international erfolgreichen Springpferdes Feuerdorn und sie wurde Begründerin jenes großen und vitalen Zweiges im Kebandina-Stamm, welche den Titelheld dieser Geschichte, Don Schufro, hervorbrachte.
Mit Meerfahrt und Tochter Malta nimmt Vornholz Fahrt auf
Die älteste Tochter der Finnländerin, Meerfahrt, brachte trotz aller Bemühungen nur ein Fohlen, welches den Namen Malta bekam; Vater war der o.g. Oxyd. Malta, eine kleine Stute, braun, mit Blesse, ansonsten keine Abzeichen, korrekt, edles Fundament, strotzte vor Fruchtbarkeit; in 17 Zuchtjahren brachte sie 15 Fohlen. Die bedeutendsten Nachkommen waren:
■ der gekörte Hurrikan (geb. 1947) vom Trakehner Humboldt, der im Sport als „Malteser“ Dressurlektionen auf Grand Prix-Niveau ging;
■ der Warendorfer Landbeschäler Radetzky (geb. 1951), der entscheidenden Anteil an der rasanten Verbreitung des R-Blutes hatte; Vater war der ab 1948 in Vornholz eingesetzte Ramzes AA, der zu jener Zeit mit einem polnischen Offizier namens Bielecki auf deutschen Nachkriegsturnieren startete.
Ramzes AA, von dem Vollblüter Rittersporn xx aus der kleinen, unscheinbaren polnischen Araber-Stute Jordi, war mittelgroß, ausreichend tief, geschlossen, abgedreht, arabischer Kopf und einem Gesicht, was viel Ausdruck besaß. Während der Kriegsjahre u. a. in Janow Podlaski (Leiter war der deutsche Hans Fellgiebel, Vater von Inge Theodorescu) als Beschäler und zuverlässiges Jagdpferd eingesetzt, kam er nach dem Krieg in den Westen Deutschlands. Nach drei Einsatzjahren in Vornholz lieh ihn Baron Nagel zweimal nach Holstein aus, 1951/1952 und 1959/1960. Er hinterließ in Westfalen vornehmlich Dressurpferde, wohingegen es in Holstein durchweg Springpferde wie Retina, Romanus und Ramona waren. Er initiierte eine Hengstlinie, die bis heute stark präsent ist; Nachkommen wie Ramiro (der später auch nach Vornholz kam) und Rubinstein, Olympiasieger wie Rembrandt und Weltmeister wie Roman sind seine Hinterlassenschaft und gehen auf ihn zurück. Allen gab er sein sanft es und gutmütiges Gemüt mit. Selbst im Sport (Ramzes AA ging M-Springen unter Micky Brinkmann) geprüft, musste er nach einem Fesselbeinbruch seine Turnierkarriere beenden. Radetzky, auf der Körung noch als Zweifelsfall deklariert („zu wenig Hengst“), zeigte schnell, was in ihm steckte. Gekörte Söhne (allen voran die Remus-Brüder, insgesamt mehr als 20), Spitzensportler wie Rasputin, Sieger-Stuten wie Radetta und Raimonda – alles lieferte er. Seine eigene sportliche Reife war beeindruckend, er beherrschte die Grand Prix-Lektionen und galt zu seiner Zeit als der am besten gerittene deutsche Landbeschäler;
■ der gekörte Raban (geb. 1954) von Ramzes AA ging als Deckhengst nach Südafrika;
■ ebenfalls von Ramzes AA stammte Mariano, der in der Sportszene wie kaum ein anderer die RamzesNachkommen bekannt machte. Der 1955 geborene Schimmel gewann 1966 mit Josef Neckermann die erstmalig ausgeschriebene Weltmeisterschaft der Dressurpferde in Bern. Von der Olympiade 1968 in Mexiko brachte dieses unvergessene Paar die Goldmedaille mit;
■ ein Jahr vor Raban brachte Malta ihre Tochter Marina. Vater war der Anfang der 50er Jahre nach Vornholz gekommene Krol Walca. Von dem über viel Boden stehenden Schimmel-Hengst kannte Baron Nagel seinen Vater Jantos xx und vor allem die Mutter Warszawianka gut. Jantos xx war ein hochangesehener Bafur xx-Sohn; Warszawianka war die berühmte polnische Springstute und Olympia-Teilnehmerin 1936 in Berlin, die sich damals im Besitz des Rittmeisters Gutowski vom 17. Ulanen-Regiment in Lissa befand. Als Beutepferd war sie in die Hände der Deutschen gefallen, die sie ins Hauptgestüt Racot (Clemens von Nagel war hier Kommandant) in den Bestand der Abteilung „Leistungsstuten“ einreihten und zur Zucht benutzten. Sie brachte drei Hengstfohlen, Krol Walca war Fohlen Nummer zwei. Nach dem verlorenen Krieg wurde sie samt Nachzucht dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Gutowski verkaufte die drei Söhne der Warszawianka als Springpferde an britische Offiziere. Als Baron Nagel Krol Walca für Vornholz kaufte, befand er sich im Besitz des Royal Horse Guards-Majors Darley, der mit ihm auf dem Turnier in Vornholz startete. Die Verehrung von Warszawianka durch Baron Nagel wird dadurch deutlich, dass er beispielsweise eine Springprüfung im Rahmen seines Turniers der Sieger nach ihr benannte, den Warszawianka-Preis. Wenn Krol Walca auch nicht mängelfrei war, beeindruckte er durch seine imposante Erscheinung und durch seinen unbedingten Willen, Hindernisse zu überwinden. Besonders letzteres vererbte er „mit Garantie“.
Die Nebenlinie der Malta-Tochter Marina (a. d. Malta)
Marinas Partner war neben Ramzes AA mehrmals ein Vollblüter aus eigener Zucht mit Namen Pernod xx. Er stammte aus dem ersten Jahrgang des in der ersten Phase der Vornholzer Zuchtgeschichte eingesetzten Marcellus xx, der dazu beitragen sollte, dass im Gestüt des Barons Nagel qualitätvolle Pferde für den Hindernissport entstehen sollten. Gleichzeitig sollte der Versuch unternommen werden, Vollblüter für den Springsport zu züchten. Mutter war Perlenreihe xx aus der hoch bewährten Mydlinghovenerin Postenkette xx. Zunächst auf der Rennbahn eingesetzt, siegte er bei 24 Starts fünfmal, seine Lebensgewinnsumme (LGS) betrug 44.000 Reichsmark. Als er aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückkam, war er auf beiden Vorderbeinen niedergebrochen. Nach einer längeren Erholungspause startete er mit Willi Schultheiss zu seiner zweiten Karriere als Dressurpferd. In der schweren Klasse erhielt er 26-mal die goldene Schleife (trotz erheblicher Schwäche in der Piaffe), er war zeitweilig Deutschlands erfolgreichstes Dressurpferd. Züchterisch gesehen vererbte er in der Regel mehr Rahmen und Größe als er selbst besaß. Der erste Nachkomme aus der Verbindung Marina x Pernod xx erhielt im Sport den Namen Macbeth (geb. 1958), und wurde unter Bubi Günther im internationalen Dressursport zum Begriff. Der eigenwillige Rappe war ein ungeheures Energiebündel, der auf Trense überhaupt nicht zu reiten war, sondern sich nur mit der Kandare auf den Reiter einließ. Tochter Marokkanerin (geb. 1959), ebenfalls von Pernod xx, hat unter ihren Töchtern und deren Nachkommen Spitzen-Auktionspferde, Bundeschampionatsfinalisten und den gekörten Privatbeschäler For Jump (geb. 2001) von For Feeling, der in Kanada wirkt. Aus einer Halbschwester von For Jump, Parodie von Pik Ramiro stammt die international erfolgreiche Springstute Cindy Crawford (geb. 1995) von Cheenook, die von Piet Raymakers eingesetzt wird. Marina-Tochter Marion brachte mit dem Euro-Ramiro den Holsteiner Verbandshengst Rasputin (geb. 1973), dessen Züchterin die langjährige Vornholzer Gestütsleiterin und St. Georg-Chefredakteurin Gabriele Pochhammer ist. Der viel zu früh aus der Zucht genommene Dunkelbraune lieferte rittige und charakterstarke Pferde, besonders seine Töchter waren hoch geschätzt. Er ist Muttervater von beispielsweise Bachus und dem vielseitig vererbenden Conteur. Rasputins Schwester Mazurka (geb. 1970) von Herold brachte den Privatbeschäler Wappenprinz (geb. 1986) von Wendland II und ist Großmutter des Pb. Granulit, geb. 1993. Der Reservesiegerhengst der Oldenburger Körung 1994, HLP-Sieger 1995 und Hauptprämiensieger 1996 ist ein Sohn des Grannus, der viele Jahre bei Heinrich Klatte in Klein-Roscharden stationiert war. Er hat sich vor allem als Stuten- und Sportpferdemacher einen Namen gemacht. Heute wirkt der vielseitig vererbende Schimmel in Südafrika.
Die Nebenlinie der Malve (a. d. Malta)
Ging aus der Marbella-Dynastie hervor: Polany, Don Schufro und Co. – die Nebenlinie der Fischerin (a.d. Finnländerin)
Malve (geb. 1957) von Ramzes AA brachte gemeinsam mit dem ehemaligen Traventhaler Landbeschäler Herold eine Reihe ausgezeichneter Mutterstuten. Der Holsteiner war von Baron Nagel aus dem Land zwischen den Meeren geholt worden, um sich die Springanlagen dieses alten Holsteiner Blutes zu sichern, und um in Vornholz einer Gefahr zu begegnen, der jede edle Reitpferdezucht ausgesetzt ist, nämlich die Verfeinerung des Fundaments, der Verlust an Größe und Stärke. Seine Blutführung war mit dem Springblut der Hengste Tobias und Favorit mehrfach angereichert. Der Braune war ein Beschäler alten Typs, besaß ein mächtiges Kaliber. Mit der geraden Kruppe und dem hohen Schweifansatz, dem gewaltigen Halsansatz und einem ausdrucksstarken Gesicht zog er den Betrachter in seinen Bann. Die „Herolds“ in Vornholz konnten alle springen, waren weniger edel wie ihre Mütter; einige hatten ein Atemgeräusch. Malve-Tochter Minerva (geb. 1964), eine typische Herold-Tochter, wurde Urgroßmutter des KWPN-Hengstes Itens (geb. 1990) von Mytens xx, der als Privatbeschäler in den Niederlanden wirkte. Itens´ Mutter Zaline ist eine Schwester der Ester, die 1989 Körelite-Siegerstute in Friesland wurde. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Marita (geb. 1967), ebenfalls aus der Verbindung Malve x Herold, ist Urgroßmutter des Pb. Adelfos (geb. 1983) von Athlet Z, der auch als internationales Grand Prix-Pferd über den Stangen Meriten verdiente. Nahe Verwandte sind der Warendorfer Ldb. Neumond (geb. 1988) von Nimmerdor sowie der ebenfalls für die Staatshengsthaltung in NRW gekaufte Good Year (geb. 1991) von Goodwill, der jedoch nicht zum Deckeinsatz kam und in der Deutschen Reitschule als Lehrpferd landete. Die Malve-Tochter Marbella (geb. 1966) stammte von Usurpator xx, der auf Rennbahn einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte. Der hart geprüfte Röttgener stand als Zweijähriger an der Spitze seines Jahrgangs und lief in neun Jahren 124 Rennen, von denen er 24 gewann. In Vornholz war der Dunkelbraune von 1965 bis 1967, anschließend stand er noch einige Jahre in Hessen. Seine Kinder waren ausgesprochen begehrt. Marbella gelangte zu Familie Bolten ins Rheinland, wo sie mit dem Frühling-Sohn Foxtrott den passenden Partner fand. Die Marbella-Dynastie brachte nicht nur den Siegerhengst Polany (geb. 1988) von Polydor, der selbst S-Springen ging, den Pb. Caracol (geb. 1992) von Cartusch, der als Dressurpferd in internationalen Grand Prix Erfolge feierte, sondern auch Rheinische Landeschampions (Florenz und Foxton), und Rheinische Siegerstuten (Revanche und Florenz) sowie zahlreiche Sportpferde bis zur schweren Klasse. Der vielleicht spektakulärste und lebendigste Zweig, der aus der Finnländerin hervorging, ist derzeit die Nebenlinie der Fischerin. Zu einer außergewöhnlichen Leistungsträgerin wurde dabei Fabiola (geb. 1961) von dem o. g. Herold. Fabiola war nicht gerade das, was man einen „Ankommer“ nennt; die hochbeinige Braune, ein Pferd mit „etwas viel Luft unterm Bauch“, einem nicht idealen Hals und den etwas langen Herold-Ohren ging zunächst unter Vornholzer Reitern im ländlichen Sport, später war sie international mit Hermann Schridde bzw. dem niederländischen Reiter Wouters van den Oudenweijer erfolgreich. Fabiolas Sohn, der im Sport den Namen Rubelit (geb. 1975) erhielt, wurde unter Christine Stückelberger eine internationale Dressurgröße; u. a. belegte er beim ersten Welt-Cup-Finale 1986 in s`Hertogenbosch mit der Schweizerin den dritten Platz. Fabiolas Tochter Fabia (geb. 1974) und ihr Bruder Rubelit stammten vom Trakehner-Hengst Unkenruf, der eine Zeit lang in Norddeutschland gewirkt hat. Unkenruf, Jahrgang 1970, war ein bunter Fuchs mit viel weiß im Gesicht und an den Beinen. Er war ein bedeutend angelegtes Beschälermodell, mit einem sehr gut gemachten Hals, einer ansprechenden Oberlinie, guter Breite und Tiefe, vier starken Beinen, ausgezeichneten, raumgreifenden Bewegungen in allen drei Grundgangarten. Vieles davon findet man in dieser Nebenlinie noch Generationen weiter (verstärkt durch Donnerhall) wieder. Vater des Unkenruf ist der Trakehner-Stempelhengst Donauwind, Mutter ist eine wenig auffällige Stute namens Ultima, die auf die Treckstute Urania zurückgeht. Für die Vererbungssicherheit der Mutter und der Familie spricht die Tatsache, dass Unkenrufs Halbschwester, die vielfache Materialprüfungssiegerin Ulanka (v. Rosenberg) mit 32.000 D-Mark Spitzenpferd der Krefelder Stutenauktion 1972 wurde. Unkenruf war trotz seines späten Geburtsdatums (26.5.1970) bei seiner Körung schon sehr ausgereift und wurde nach einem gefeierten Auftritt in Neumünster unbestrittener Siegerhengst. Er wurde auf dem anschließenden Hengstmarkt für den sehr guten Preis von 57.000 D-Mark an ein neugegründetes Gestüt zugeschlagen, den Grönwohldhof bei Trittau; Besitzer war Otto Schulte-Frohlinde, ein Mann der über viele Jahre Zucht und Sport in Deutschland prägte. Unkenruf, zeitlebens kein „Vieldecker“ jedoch bis Grand Prix gefördert, ging später in die USA, wo er als Sporthengst Beachtung fand. Die bedeutendsten Töchter der Fabia sind die Pik Bube I-Töchter Fiesta und Fantasia (geb. 1980). Ihr Vater, der Pik As xx-Enkel Pik Bube aus einer Stute von Frustra-Domspatz-Der Löwe xx, war ein sportlich hoch talentierter Schwarzbrauner, der gleich in seiner ersten Turniersaison drei S-Siege feiern konnte. Seine züchterische Bilanz auf dem Grönwohldhof ist außergewöhnlich: 28 gekörte Söhne in Deutschland und 43 Staatsprämienstuten.
Pik Bube: Der trittgewaltige Schwarzbraune gedieh unter Herbert Rehbein zu einem Dressurpferd der Extraklasse. 1980, in ihrer einzigen Turniersaison, waren sie bei zwölf Starts in Klasse S elfmal Sieger.
Fantasia wurde durch ihren Züchter mit dem gerade erst auf dem Grönwohldhof aufgestellten Donnerhall verbunden; der 1985 geborene Hengst namens Don Primero wurde zu einem der weltweit wertvollsten Donnerhall-Söhne und bestätigte zum wiederholten Mal die Passerpaarung Donnerhall x Pik Bube. Selbst Bundeschampion unter Heiko Münzmeier und im weiteren Sporteinsatz vorwiegend von Karin Rehbein gefördert, schaffte Don Primero Siege bis Grand Prix. Nach einem kurzen Gastspiel in Schweden setzte ihn Paul Schockemöhle ein. Don Primero lieferte Fohlenjahrgänge, aus denen zahlreiche Top-Pferde für Zucht und Sport erwachsen sind, u. a. die internationalen Dressur-Cracks Di Caprio und Dow Jones. Fiestas Tochter Fantastica, geb. 1988, aus der Verbindung mit Donnerhall wurde zweimal Hengstmutter, und zwar von Classico alias Cappuccino (geb. 1991) von Classiker, der noch 2010 unter Julia-Katharina Platen für Erfolge auf Grand Prix-Niveau sorgte. Fantasticas Sohn Sunny-Boy (geb. 1997) von Sandro Hit ist auf dem Weg, ein ganz Großer zu werden. Bereits heute verfügt er über annähernd 20 gekörte Söhne, 27 St.Pr. St. und reihenweise Auktionspferde, u. a. Spielberg (180.000 Euro). Fantasticas Urenkel Pb. Davidoffs Hit (geb. 2002) stammt aus dem Gestüt Lewitz und wurde 2004 in Vechta gekört. Fantasticas Vollschwester St.Pr. St. Donna Primera (geb. 1991) ist Mutter des Pb. Ron Rubin (geb. 2003) von Rubin Royal, ist hoch platziert in M-Dressuren und steht in der Quadriga Pferdehaltung in Radeburg. Eine weitere Vollschwester, Farina M, geb. 1994, brachte in Verbindung mit Placido-Sun das international erfolgreiche S-Dressurpferd Pentagons`s Peron M (geb. 2000). Fabina, geb. 2000, ebenfalls von Donnerhall, wurde 2003 Oldenburger Siegerstute. Zwischen all diesen Fiesta-Töchtern strahlt Don Schufro, geb. 1993, der wohl spektakulärste Donnerhall-Sohn. Den Namen erhielt er nach dem Züchter seiner Mutter Fiesta: Otto Schulte-Frohlinde, kurz „Schufro“ genannt. Nach seiner Körung und seinem Debüt als Zuchthengst absolvierte Don Schufro die HLP in Adelheidsdorf. Ergebnis: mit über 150 Punkten war er unangefochtener Dressurchampion. Nach gewonnenen Materialprüfungen ging er als Dreijähriger geradewegs im Bundeschampionats-Finale in Warendorf. Vierjährig wechselte der Dunkelfuchs nach Dänemark, zum Gestüt Blue Hors. Gefördert von Lars Pedersen und Andreas Helgstrand ging der Weg steil nach oben, bis Grand Prix. Der größte Erfolg ist sicherlich die Bronze-Medaille für das Team Dänemark bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong, in der Einzelwertung Platz 11. Im gleichen Jahr war er dänischer Meister.
Don Schufros Glanzlichter
Don Schufros Name rührt von seinem Züchter her: Otto Schulte-Frohlinde, kurz Schufro.
Den Don Schufro-Kindern sagt man häufig eine auffällige Athletik, lange Linien, Dehnfähigkeit und eine tolle Einstellung nach, also eine große Sportlichkeit. Zu den Glanzlichtern seiner züchterischen Erfolge gehören zweifelsohne seine gekörten Söhne, allen voran sein erster Sohn mit Zuchtzulassung, Diamond Hit, ein wahrer Hit in Sport und Zucht. Zweimal war er Vizebundeschampion. Seine Kinder sind inzwischen mit Emma Hindle in der Grand Prix-Klasse angekommen und schicken sich an, es dem Vater gleichzutun, beispielsweise sein Sohn Donovan, der 2005 Bundeschampion der vierjährigen Hengste wurde, und seine Tochter Loxana, die 2005 den Titel „Oldenburger Siegerstute“ errang. Bei den Söhnen des Don Schufro gibt es weitere Nachkommen, die aufhorchen lassen. So wurde Sohn Don Romantic 2002 Siegerhengst der dänischen Körung in Herning und „Hengst des Jahres“ in Dänemark 2008. Er steht im Gestüt Blue Hors als Boxennachbar neben seinem Vater. Sohn Doolittle (aus einer Lauries Crusador xx-Mutter) wurde sechs Jahre später ebenfalls Siegerhengst in der dänischen Pferdemetropole. Aktuell: 2010 war der Vater des Oldenburger Siegerhengstes Don Schufro. Bei der Farbe von De Martino werden Erinnerungen wach: Er ist ein Schimmel – Ramzes AA lässt grüßen, denn den trifft man auf der Vater- wie Mutterseite! Übrigens: De Martino ist einer von 15 gekörten Söhnen, die in Deutschland registriert sind. Da sein Samen weltweit vermarktet wird, kann man sicher davon ausgehen, dass die gleiche Anzahl noch mal dazu kommt. Sohn Der Euro (aus einer Wanderer-Mutter) wurde 2002 als Vierjähriger Bundeschampion und war auch beim Oldenburger Championat auf dem Siegertreppchen ganz oben. Als Dreijähriger war er einem amerikanischen Kunden bei der Vechtaer Frühjahrs-Auktion bereits 300.000 Euro wert. Don Schufro ist auch Vater der Weltmeisterin der jungen Dressurpferde, Uno Donna Unique, die unten genannte Rebelle kam auf den vierten Platz. Zu den herausragenden Töchtern des Don Schufro gehören ohne Zweifel die Fuchsstute Rebelle (M. v. Reggazoni), die 2007 Siegerstute in Rastede wurde und im gleichen Jahr auch das Landeschampionat für sich entschied. Tochter Weihegold wurde ein Jahr später Siegerstute des Oldenburgischen Verbandes. Don Schufro hat mit seinen Leistungen und denen seiner Nachkommen sieben Jahre lang, von 2002 bis 2009, die Zuchtwertschätzung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung angeführt, erst 2010 wurde er von Real Diamond abgelöst.
Fiona – erst Familienpferd, dann Zuchtstute
Fabiolas Schwester Fiona (geb. 1958) von Pernod xx wurde volljährig zunächst ins Lipperland verkauft. Mit zehn Jahren kam sie zurück nach Vornholz, um hier in der Zucht eingesetzt zu werden. Es gab eine Bedingung: Das zweite in Vornholz geborene Fohlen geht an den vorherigen Eigentümer zurück. Das zweite Fohlen ging vereinbarungsgemäß an die Zwischeneigentümer, die den kleinen Hengst von Ramiro als Hengst aufzogen, und in Holstein für ihn ein positives Körurteil erhielten. Mit dem Namen Rio Negro (geb. 1979) wurde er zwei Jahre in Holstein eingesetzt, anschließend kam der Schwarzbraune zu Willi Schultheiss, der ihn bis Grand Prix erfolgreich vorstellte. Nach seiner Sportkarriere kam er nach Bayern auf die Renommierdeckstelle Breitner, die ihn noch bis in die 90er-Jahre einsetzte. Rio Negros Halbschwester Omana (geb. 1977) von Romanow (Ramiro x Holsteinerin Laute) brachte den gekörten Almé Z-Sohn Aldato, geb. 1981, der sich schnell als sicherer Springpferdemacher herausstellte. Besonders für Schlagzeilen sorgte sein Sohn Aldatus, der mit Christian Ahlmann Europameister und Jos Lansink Niederländischer Meister wurde.
Trendelburg nicht zu vergessen
Ohne Trendelburgs Zuchtleistung zu erwähnen, ist die Geschichte des Kebandina-Stammes nicht vollständig. Die Kebandina-Tochter Trendelburg von Thronerbe, also eine Halbschwester von Finnländerin, war ab 1938 im Zuchteinsatz auf Vornholz. Ihr ausschließlicher Partner war der oben beschriebene Oxyd, von dem sie am Ende 17-jährig nicht mehr tragend wurde; auch die Versuche mit dem Vornholzer Hengst Krol Walca (siehe unten) schlugen fehl, sodass sie ausschied. Ihr erstgeborener Nachkomme, welcher zunächst Taxus hieß, erhielt spätestens bei seiner Körung 1942 in den Zuchtviehhallen in Hamm den Namen Odenwald (geb. 1940) und wurde Landbeschäler im polnischen Janow Podlaski, wo auch damals Ramzes AA stand. Zu den wertvollen Trendelburg-Oxyd-Töchtern zählen Trosse, Trendula und Traviata. Trosse brachte die beiden Springpferde Tarquinius und Trajan (R.: Paul Weier, Schweiz) von Krol Walca. Trendula (selbst erfolgreiches Dressurpferd in Aufb auprüfungen) fohlte das spätere S-Dressurpferd Prunus III (Berlin 1963 Deutscher Vizemeister mit Willi Schultheiss) von Pernod xx sowie Vollschwester Tirolerin, die Großmutter des Privatbeschälers Godeward (Tirade x Gottwalt) wurde. Tirolerins Tochter Tiga (selbst Grand Prix Pferd im Viereck, LGS 48.000 D-Mark), von Ramzes AA, ist Mutter von Tina, die bis St. Georges erfolgreich war. Tirolerins Sohn von Raubritter, Ribot, wurde 1984 beim Zuchtverband für deutsche Pferde gekört. Zwei Söhne im Sport machten Trendelburg bekannt: Tambour, geb. 1948, ging unter Otto Rothe (Silbermedaillen-Gewinner in der Military bei zwei Olympischen Spielen) S-Prüfungen als Military-Pferd, Tannhäuser, geb. 1949, wurde nach Spanien verkauft und ging dort erfolgreich schwere Parcours‘.
Auch das Olympiapferd Enigk stammt aus dem Kebandina-Stamm
Rio Negro war zunächst in der Military bis Klasse M erfolgreich und später unter Willi Schultheis, der ihn bis Grand Prix vorstellte.
In Intschede auf dem Züchterhof der Müllers blieb der Zweig der erwähnten Denksport-Tochter Diebin aus der Finnländerin. Diebins Tochter Futulein von dem überragenden Typvererber Futurist I brachte Fabel von Farina (vom typvollen Ostpreußen Fahnenträger). Eine ihrer Töchter Alpengerte von Abendkerl, die Partnerin des Lilienhofers Endspurt xx wurde, brachte aus dieser Verbindung ein international hoch erfolgreiches Sportpferd: Enigk. Der wenig attraktive Dunkelbraune mit den auffallend starken Ganaschen ging zunächst auf die Rennbahn, u. a. startete er in Castrop-Rauxel auf dem Rundkurs bei Haus Goldschmieding in Halbblutrennen. Sein Renneinsatz währte nicht lange; aufgrund einer Lahmheit im Vorderbein schied er aus und wurde von einem Tierarzt nach langer Auszeit wieder fit gemacht. Vermarktet über die Reitschule in Verden fiel sein enormes Springvermögen auf. Im Oktober 1968 schlug dann Enigks große Stunde, gemeinsam mit Hermann Schridde/Dozent, Alwin Schockemöhle/Donald Rex gewannen Hans Günter Winkler mit Enigk die Bronze-Medaille bei den Olympischen Reiterspielen in Mexiko. Enigk ging anschließend zu Piero d`Inzeo (Italien).
Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm
Der Vornholzer Mutterstamm der Kebandina spiegelt nicht nur die züchterischen Ideen und Entscheidungen des Baron Nagel wieder, sondern erzählt in allen Facetten auch den Verlauf und die Geschichte dieses in vielerlei Beziehung erfolgreichen Stutenstammes. Don Schufro ist einer der aktuellen Höhepunkte dieses Familienverbandes, an dem der westfälische Adelige sicher seine Freude gehabt hätte. Dies gilt auch für die Tatsache, dass sich diese Familie über Jahrzehnte so rasant entwickelt hat und ein Paradebeispiel für konsequente Leistungszucht von Anfang an ist. Um den Fortbestand des Kebandina-Stammes braucht man sich nicht zu sorgen, da die inzwischen vielen Nachkommen bei passionierten Züchtern gelandet sind, die vom Gedankengut des Clemens von Nagel fasziniert sind und an vielen Stellen leben.
Leicht hatte er es nicht in seiner Karriere als Deckhengst. Doch Breitling W hat alle Kritiker Lügen gestraft und trotz anfangs sehr überschaubarer Stutenzahlen zahlreiche Spitzenpferde geliefert, 2009 sogar die FN-Zuchtwertschätzung Dressur angeführt. „Mein stiller Star“ nennt ihn Wolfram Wittig, der immer an den Hannoveraner geglaubt hat. Und das absolut zu Recht, wie viele Erfolgspferde demonstrieren.
Häme klingt nicht darin, wenn Wolfram Wittig über die Kommentare über seinen Hengst Breitling in jungen Jahren nachdenkt. Eher eine zufriedene Bestätigung, dass sich alles so entwickelt hat, wie er es sich erhoffte. Wobei er zugeben muss, dass Breitling die Erwartungen in seine Vererbungsleistung bei weitem übertroffen hat. Doch der Reihe nach. Im Frühsommer 1991 kam die spätere Weltmeisterin Nadine Capellmann in das kleine Örtchen Rahden, um Brigitte und Wolfram Wittig zu besuchen. Auf der Weide lief ein fuchsfarbenes Hengstfohlen – weder außerordentlich bewegungsstark noch auffallend schon. Als Züchter stand Wolfram Wittigs Schwiegervater Hermann Niehues im Papier. „Dieser Hengst wird einmal meine Rente verdienen“, sagte Wolfram Wittig zu Capellmann und deutete auf den kleinen Kerl. Was die erfolgreiche Dressurreiterin zu diesem Ausspruch gesagt hat, ist nicht überliefert. Und ob Breitling nun tatsächlich Wittigs Rente finanzieren muss, sei dahin gestellt, Fakt ist aber: Der Hengst gewann einige Jahre später Grand Prix-Prüfungen, holte Bronze auf der Deutschen Meisterschaft und führte 2009 die FN-Zuchtwertschätzung Dressur an.
„WW – wertvoller Wallach“
Ein eingespieltes Team: Wolfram und Brigitte Wittig mit Breitling W.
Die Öffentlichkeit sah den Bismarck-Sohn lange nicht. Genau genommen vier Jahre. „Meine Pferde wurden immer zuhause gebrannt, ich bin nie zu Fohlenschauen gefahren“, berichtet Wolfram Wittig, der mit Isabell Werth die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten trainiert. Für den Grand Prix-Reiter war Breitling immer etwas ganz Besonderes. „Von Anfang an, auch schon als Fohlen, konnte Breitling super galoppieren. Und er brauchte nie irgendeinen Anlauf, um gut zu traben. Er brauchte dabei kein Gas, keine Peitsche, er machte es einfach. Und er verfügte immer über eine enorme Balance – er konnte buckeln wie eine Wildsau, ins Straucheln kam er nie“, so Wittig. Als Breitling vier Jahre alt war, lud Wittig ihn auf und fuhr zur Sattelkörung nach Vechta. Applaus bekam der Hengst nicht – im Gegenteil. „WW – wertvoller Wallach war einer der Kommentare, die Breitling galten. Sie kamen von renommierten Hengsthaltern“, berichtet Wittig. Eine fiebrige Erkaltung, unter der Breitling litt, machte den Auftritt nicht glanzvoller. Und doch: Der Hengst wurde für Oldenburg anerkannt. „Der Einzige, der die Qualität von Breitling damals wirklich erkannt hat, war Uwe Heckmann“, berichtet Wittig.
„Das Beste ist des Guten Feind“
„Dieser Hengst wird einmal meine Rente verdienen”, soll Wolfram Wittig über das einst unscheinbare Fohlen gesagt haben.
Nächste Klippe: Um auch in der nächsten Saison decken zu dürfen, hatte Breitling seine Hengstleistungsprüfung absolvieren müssen. Doch davon war das Ehepaar Wittig kein Freund. Alternative: Der Weg über den Sport. Aber auch in Breitlings ersten Materialprüfungen kamen keine schönen Worte. „Das Beste ist des Guten Feind“ hieß es spöttisch und in der Auswahl zum Bundeschampionat fiel Breitling in der letzten Runde raus. „Damals machte Heiko Klausing gerade seine Bereiterlehre bei uns. Sein Vater Willem war eines Tages dabei und sah Breitling. Er hat seine Qualität erkannt“, so Wittig. Fünfjährig hatte Breitling die Qualifikation fürs Bundeschampionat in der Tasche – und kam dort nicht ins Finale. Sechsjährig – gleiches Prozedere: Quali ja, Finale nein. „Auch in Warendorf waren die Kommentare sehr ernüchternd“, berichtet Wittig. Doch er ließ sich nicht beirren. „Mich hat an Breitling immer beeindruckt, wie rittig und leistungsbereit er war. Er hat im Natursprung in der Halle gedeckt und machte beim Training und auf dem Turnier trotzdem super mit. Breitling hat einfach Charakter – er hat immer sein Bestes gegeben.“ Es war in Vlotho-Exter, als er Breitling sechsjährig in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse M ritt. Da stand Dr. Uwe Schulten-Baumer, der als einer der besten Dressurtrainer der Welt gilt und Isabell Werth gros gemacht hat, am Rand und sah zu. Kein Mann der großen Worte, sagte er nur zu Wittig: „Den können Sie auch bei mir aufladen.“ Das ging runter wie Öl. Siebenjährig dann war Breitling da angekommen, wo er hin gehört: In der Klasse S. Auf Anhieb war der Fuchs siegreich. 1998 war es soweit: Breitling hatte seine komplette züchterische Anerkennung sicher. „Für mich braucht ein Dressurpferd vor allem sehr gute Reitpferde-Eigenschaften und eine gute Galoppade. Ein gewisses Fundament gehört dazu. Das ist wie bei den Handys – die können immer eleganter und feiner werden, das sieht auch sehr schick aus. Aber bedienbar sind sie irgendwann nicht mehr, wenn selbst die zartesten Frauenhände die Tasten nicht mehr drucken können. Genauso ist es beim Pferd auch“, ist Wittig überzeugt.
Bronze auf der Deutschen Meisterschaft
Der gekörte Breitling-Sohn Bertoli W, zweimal Bundeschampionatsfi nalist, ist Wolfram Wittigs Liebling unter den Breitling-Nachkommen.
Achtjährig ging es weiter: Die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal schaffte Breitling mit links und wurde Vierter im Finale, das traditionell in der Frankfurter Festhalle stattfindet. Den Sprung in die Königsklasse, den Grand Prix, meisterte Breitling bravourös – schon im Jahr 2000 holte er sich unter seinem ständigen Reiter Wolfram Wittig Bronze auf der Deutschen Meisterschaft und wurde im Grand Prix und Grand Prix Special von Lingen Dritter. 2001 folgten Siege in Hickstead, wo Breitling und Wolfram Wittig auch zum siegreichen Nationenpreis-Team zahlten.
Ein Jahr später wurden sie Vierter auf der Deutschen Meisterschaft und Fünfter im Grand Prix und der Kur von Stuttgart. 2003 dann ein fünfter Platz in der CDI-Tour beim CHIO Aachen sowie hohe Platzierungen in Lingen und in der Weltcup-Kur von s’Hertogenbosh. 2004 folgten Siege im österreichischen Fritzens im Grand Prix Special sowie ein hervorragender zweiter Platz in der Kur in der Aachener Soers (CDI-Tour). 2005 dann der Sieg im Grand Prix und im Special beim CDI*** München, ein zweiter Platz im Special und ein Dritter im Grand Prix des CDI*** Frankfurt sowie Rang drei und vier in Lingen. Erneut wurde das Paar knapp geschlagener Vierter auf der Deutschen Meisterschaft. Insgesamt 22 Siege hat Breitling in Klasse S erzielt. Im Turniersport stets nur von Wolfram Wittig vorgestellt, dürfen im Heimatstall auch mal Schüler in seinem Sattel Platz nehmen. Doch da kommt die Intelligenz des nunmehr 19-jährigen Hengstes durch. „Er testet schon genau, wie ernst der da oben es meint. Selbstbewusstsein hat Breitling genug und weis zudem, dass er der Boss im Stall ist“, schmunzelt Wittig.
Spitzen-Nachkommen aus wenigen Stuten
Nahezu an einer Hand abzuzählen waren Breitlings Nachkommen aus den ersten Jahrgängen. Eine der ersten war Balalaika W. Über ihre Mutter von Cardinal xx Blut auf der Mutterseite führend, wurde sie Fünfte auf dem Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde und hat den Sprung in die schwere Klasse mühelos geschafft. Meggles Black Jack W kam 1996 aus der Vollkorn xx-Tochter Loretta zur Welt. Fünfjährig qualifizierte sich der imposante Hengst zum Bundeschampionat, hat Grand Prix gewonnen und war auch 2010 in der Königsklasse erfolgreich. Berkeley W – wie alle Pferde mit dem „W“ als Namenszusatz von Familie Wittig gezogen – startete schon Ende sechsjährig international in St. Georges-Prüfungen. Der gekörte Hengst war 2007 der letzte siebenjährige Grand Prix-Sieger Deutschlands – denn ab dem Folgejahr dürfen Grand Prix-Prüfungen nur mit mindestens achtjährigen Pferden geritten werden. 2008 war Berkeley W das laut Jahrbuch Zucht & Sport erfolgreichste Dressurpferd seiner Altersklasse. In den Folgejahren erzielte er hohe Grand Prix-Platzierungen. „Breitling vererbt sehr dominant seinen guten Charakter, er macht Pferde, die sich sehr gut arbeiten lassen. Nahezu alle Breitlinge, die wir je hatten, sind wir mit sieben Jahren S geritten. Das kann man nicht mit jedem Pferd machen und das geht nur, wenn sie rittig sind, mitmachen und wollen“, berichtet Brigitte Wittig. Die Ehefrau von Wolfram Wittig hat auch die Breitling-Tochter Baldessarini W in den Sport gebracht. Sie ist inzwischen mit Gina Capellmann-Lutkemeier hoch erfolgreich im Grand Prix-Sport. „Klick“ machte es zwischen den beiden auf dem Abreiteplatz in Lingen. „Da ich mit der Familie Wittig eng befreundet bin, habe ich die Stute auf verschiedenen Einsätzen wie dem Bundeschampionat oder der Weltmeisterschaft in Verden gesehen. Dort wurde sie ja bei den Sechsjährigen Fünfte und auch auf dem Bundeschampionat stand sie im Finale. Der Funke sprang jedoch erst über, als ich sie auf dem Abreiteplatz in Lingen gesehen habe“, denkt die Reiterin zurück. „Ich habe dann vorsichtig angefragt, ob Wittigs sie verkaufen möchten und als sie ja sagten, ging alles ganz schnell.“ Baldessarini hat bereits achtmal auf S-Niveau gesiegt, mit ihrer Ausbilderin Brigitte Wittig qualifizierte sie sich 2007 für den Nürnberger Burgpokal. Mit ihrer neuen Reiterin gewann sie 2009 in der Grand Prix-Kur von Paderborn und war in der Weltcup-Qualifikation von Frankfurt erfolgreich. 2010 folgten Platzierungen in Aachen, Münster, Berlin-Tempelhof, Braunschweig, Hagen, Lingen und Cappeln. In Leipzig wurden sie im Grand Prix wie auch in der Kur jeweils Dritte. Ziel: „Wir würden gerne das Weltcup-Finale 2011/12 erreichen“, berichtet Gina Capellmann-Lutkemeier. Ihre Baldessarini bezeichnet sie als „kleine Dame“: „Sie nimmt sich schon gerne ein paar Besonderheiten raus; so behandelt werden wie alle, das mag sie nicht. Am liebsten ist sie auf dem Turnier als einziges Pferd dabei und wird den ganzen Tag bekümmert. Ihr Nachbar ist mein älteres Pferd Amando, der sowieso hoffnungslos verzogen ist und meint, er wurde besser im Wohnzimmer leben, als im Stall. Von ihm hat sie sich einiges abgeguckt“, lacht die Dressurreiterin.
Der gekörte, 2005 geborene Baron de Ley W. platzierte sich 2011 im Bundeschampionat der Fünfjährigen unter Brigitte Wittig im Finale. „Er ist der schönste unter den Breitlingen“, ist sich Wolfram Wittig sicher.
Baldessarini ist eine von sechs erfolgreichen Vollgeschwistern, die alle aus der Anpaarung von Breitling an die Diego xx-Palisander-Stute Devisa stammen. Eine Passerpaarung? „Mit Sicherheit ja“, sagt Wolfram Wittig und hält sich bei der Frage nach den für Breitling passenden Stuten bedeckt: „Rossig müssen sie sein. Das ist das Wichtigste“, schmunzelt der gebürtige Franke. Auf die 1999 geborene Baldessarini W folgte ein Jahr später Biagotti W. Die dunkelbraune Stute ging den klassischen „Wittig-Weg“: 2006 holte sie Bronze auf der Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde, drei Jahre später qualifizierte sie sich für das Nürnberger-Burgpokal-Finale. 2009 in der kleinen Tour in Mannheim und Hagen hochplatziert, wurde sie 2010 im Medien-Cup-Finale Neunte und erzielte beim CDI**** in Cappeln im Grand Prix Special einen fünften Platz. 2011 startete sie ins neue Jahr hoch erfolgreich in Münster und wurde dort Dritte im Grand Prix und Vierte im Grand Prix Special. „Biagotti zählt zu meinen besonderen Lieblingen“, berichtet Brigitte Wittig. „Sie ist eine eigenwillige Diva, eben eine Stute, aber sehr sensibel und fein und eine, die alles von alleine machen möchte.“ 2011 wird das Paar im B2-Kader geführt – damit hat Breitling dort mit Biagotti W und Baldessarini W gleich zwei Nachkommen. Zurück zur inzwischen 17-jährigen Devisa, die aus dem Addi-Stamm, der auch den NRW-Siegerhengst Estobar brachte, gezogen ist. Aus dieser Mutterlinie kommen zahlreiche Erfolgspferde wie die Auktionspreisspitze Eichendorff, Grand Prix erfolgreich mit Victoria Max-Theurer, Isabell Werths ehemaliges Erfolgspferd Amaretto, die gekörten Hengste Frühlingstraum I und II oder mit Piquet ein Sieger in Weltcupspringen sowie mit Norbert Koofs Minister der Team-Bronze-Gewinner auf der Europameisterschaft.
Breitlings Kinder machen Karriere
Traumpaar Burlington und Charlott-Marie Schürmann.
2001 fohlte Devisa mit – welch Wunder – Breitling den gekörten Hengst Brioni W. Auch er weist eine steile Erfolgskarriere vor: Fünfjährig Sieg im Westfalen-Championat, siegreich auf St. Georges- und Intermediaire I-Niveau, 2008 siebenjährig Finalist im Nürnberger Burgpokal. Der mit vier weißen Socken gekennzeichnete Dunkelbraune siegte 2009 beim CDI Lingen im St. Georges und in der Intermediaire I. Achtjährig Grand Prix-erfolgreich. Gibt es ein Rezept, Spitzenpferde so in Serie zu produzieren? Brigitte Wittig lacht: „Nein, das gibt es sicher nicht. Uns ist ganz wichtig, die Pferde rund zu machen, also über den Rücken zu arbeiten. Da die Breitlinge sich so gut arbeiten lassen, und wir mochten, dass unsere Pferde für den Reiter, oder besser mit dem Reiter arbeiten, geht das sehr gut. Würden sie im Kopf nicht mitspielen, könnte es nicht funktionieren.“ 2002 kam der braune Hengst Bertoli W zur Welt. Dreijährig wurde er gekört, qualifizierte sich mit Heiko Klausing zum Bundeschampionat, war dort 2007 und 2008 jeweils Finalist unter Brigitte Wittig und stand sechsjährig auch im Finale der Dressurpferde-Weltmeisterschaft von Verden. Als der Hengst sieben Jahre alt war, nahm Wolfram Wittig in seinem Sattel Platz. Gemeinsam erzielten sie hohe Platzierungen in den Burgpokal-Qualifikationen von Münster und Mannheim, wurden 2010 Siebter im Medien Cup-Finale von Münster. „Bertoli ist der Liebling meines Mannes. Ein sehr selbstbewusster, charakterstarker Kerl – aber sehr anständig dabei“, beschreibt Wittig den braunen Hengst. Einen Nachkommen von Bertoli W hat sich Gina Capellmann-Lutkemeier gesichert. Um genau zu sein, selbst gezüchtet.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]
Nürnberger Burgpokalsiegern Blind Date und Brigitte Wittig.
„Er ist jetzt vier und ein sehr schöner Typ mit drei guten Grundgangarten. Er hat sehr viel Balance, was mir gut gefällt. Im Stall nennen wir ihn nur Sammy Junior, aber er ist noch gar nicht eingetragen“, erzählt die Paderbornerin. Weiter geht’s mit dem 2003 geborenen Balmoral W. Fünfjährig ging es los – Qualifikation zum Bundeschampionat mit Brigitte Wittig. Ein Jahr später siegte er in Dressurpferdeprüfungen der Klasse M und war Finalist in Warendorf. 2010 siegte Balmoral W siebenjährig im österreichischen Fritzens in der Intermediaire I und war Zweiter im St. Georges, beim CDI**** Cappeln holte sich das Paar ebenfalls Platz Zwei. Im gleichen Jahr qualifizierte er sich siebenjährig zum Nürnberger Burgpokal. Der Start in Frankfurt war Brigitte Wittigs zehnte Teilnahme am Finale. Im Protokoll standen zahlreiche Achternoten für so relevante Lektionen wie Pirouetten und Wechsel – eine schöne Bestätigung, dass Brigitte Wittig auch mit diesem Breitling auf dem richtigen Weg in den großen Sport ist. Platz Fünf bedeutet das im Endergebnis. 2005 kam der gekörte Hengst Baron de Ley W auf die Welt. „Er ist der Schönste unter allen Breitlingen“, ist Wolfram Wittig überzeugt. 2010 wurde er auf dem Westfalen-Championat Dritter, qualifizierte sich zum Bundeschampionat und platzierte sich dort im Finale. Der weitere Werdegang ist vorgezeichnet. „Wir sind auch bei ihm überzeugt, dass er genauso wie die anderen Breitlinge seinen Weg macht. Er hat vom Charakter her viel Ähnlichkeit mit Biagotti, ein sehr feines Pferd, typisch Hengst“, so Brigitte Wittig.
„Glück erreicht nur der Tüchtige“
Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht.
„Ich beobachte die Zucht der Wittigs schon lange. Die Kombination von Breitling mit Devisa ist wohl einmalig auf der Welt – jeder Nachkomme ein Treffer“, zeigt sich Gina Capellmann-Lutkemeier beeindruckt. Und wenn Wolfram Wittig an die Anfange zurückdenkt, muss er schmunzeln. „Es geht nicht, dass man seine eigenen Sportpferde züchtet, haben die Leute immer gesagt. „Ihr spinnt“ war ihr Kommentar, wenn wir auf das Thema kamen. Aber es ist möglich, dass man mit selbst gezogenen Pferden erfolgreich im Sport ist. Natürlich gehört auch Glück dazu – aber Glück erreicht nur der Tüchtige“, so Wittig. Allein Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht. Wenn auch die Vielzahl der Breitlinge mit Brigitte und Wolfram Wittig selbst im Sport unterwegs sind, funktioniert der Erfolgsweg natürlich auch mit anderen Reitern. Jill de Ridder, Tochter des rheinischen Erfolgstrainers Ton de Ridder, hat mit dem Fuchswallach Bandor einen Breitling unter dem Sattel. 2011 gewann sie mit ihm in Münster die Qualifikation zum Preis der Zukunft, der alljährlich der erste Schritt auf dem Sichtungsweg zur Europameisterschaft für Junge Reiter ist. „Bandor zeichnet vor allem eine unbeirrbare Lektionssicherheit und eine hohe Verlässlichkeit aus“, beschreibt Wolfram Wittig den Fuchs, den Jill de Ridders Großvater – das Gestüt Moosbend – gezogen hat. Mit Max Wadenspanner im Sattel gewann der aus einer Ehrentusch-Mutter gezogene Rheinländer bereits Grand Prix-Prüfungen. Geertje Hesse ist mit dem einstigen CHIO-Auktionspferd Burj al Arab erfolgreich, die Britin Elizabeth Gorrie sammelte mit Bohigas in der Juniorentour Schleifen. Beilador de Amor heißt der 2006 geborene hannoversche Breitling-Sohn, dessen Züchterin Cheryl Dee Wyllie in den USA lebt.
Mit Johannes Westendarp im Sattel wurde der aus einer Dimaggio-Mutter stammende Hengst 2010 Hannoveraner Reservechampion und gelangte beim Bundeschampionat der vierjährigen Hengste auf den fünften Platz. 2010 war auch das Jahr, in dem der höchst charmant aufgemachte Hengst Bailarino in Oldenburg gekört wurde. Von der Hengststation Böckmann gezogen und dort aufgestellt, stammt der bunte Fuchshengst aus der Stute Schila, die den gekörten I b-Hauptprämiensieger brachte. Großmutter Schickeria hat sich mit dem international siegreichen Grand Prix-Hengst Quando Quando ein Denkmal gesetzt und brachte mit der Staatsprämienstute Schicke Deern die Mutter von Oldenburgs Stutensiegerin 2010, Fifty Fifty. Mit der dreifachen Junioren-Europameisterin Charlott-Maria Schürmann ist der Breitling-Sohn Burlington erfolgreich unterwegs und hat M-Dressuren gewonnen, 2009 standen die beiden im Finale des Bundeschampionats und wurden dort Siebte. Der gekörte Hengst absolvierte einen sehr guten 70-Tage-Test mit 9.0 für Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft, Konstitution, Rittigkeit und Schritt. Eines der erfolgreichsten Breitling-Kinder ist die Fuchsstute Blind Date. 2007 galt sie als eine der Favoritinnen für den Weltmeistertitel der fünfjährigen Dressurpferde. Die Zuschauer warteten gespannt auf ihren Einritt, hatte sie doch die Qualifikation überragend gewonnen. Doch Blind Date kam nicht. Auf dem Abreiteplatz ließ sie einen mächtigen Bocksprung los und verletzte sich so sehr, dass sie lange ausfiel. Die Enttäuschung der Wittigs damals war gros – denn der Titel lag zum Greifen nahe. „Das war schon hart, denn ich habe bei der Weltmeisterschaft oder dem Bundeschampionat noch nie gewonnen. Ein Sieg wäre natürlich schon, das ist klar, aber wir sind schon immer glücklich, wenn die Pferde dabei sind. Denn am wichtigsten ist es, dass es danach weiter geht – was nutzt mir ein Sieg, wenn danach der Sprung in Klasse S nicht möglich ist?“, so Brigitte Wittig. Blind Date revanchierte sich fürstlich: 2009 qualifizierte sich die Hannoveraner Stute mit dem höchsten Ergebnis überhaupt zum Nürnberger Burgpokal Finale. Und dort ließ sie keinen an sich vorbei. Selbst die dicht am Viereck sitzenden Zuschauer und kleinen Weihnachtsmänner, die die Buchstaben in der festlich dekorierten Frankfurter Festhalle trugen, irritierten sie nicht. Blind Date siegte mit 77,25 Prozent – das bis dato höchste erzielte Ergebnis im Finale. Dabei hat die Fuchsstute eine recht ungewöhnliche Geschichte. Denn Blind Date war als Fohlen nach England verkauft worden. Eines Tages erhielt Wolfram Wittig einen Anruf. „Das ist kein Dressurpferd“, sagte der Besitzer. „Ist es doch”, meinte Wolfram Wittig. Unbesehen kaufte er die drei Jahre alte Stute zurück. Ein Glücksgriff – war die aus einer Donnerhall-Mutter stammende Stute doch von Beginn an unkompliziert gewesen. „Sie wollte immer alles richtig machen, das machte ihre Ausbildung leicht“, denkt Brigitte Wittig zurück. Über den Sieg im Nürnberger Burgpokal freute sich die erfolgreiche Ausbilderin riesig: „Im Finale stand ich schon oft, aber für einen Sieg hatte es noch nie gereicht. Umso schöner, dass es nun geklappt hat.“ Drei Siege mehr verzeichnete das Paar 2009, darunter zwei ganz besondere goldene Schleifen: Sie wurden in der Aachener Soers, beim weltbekannten CHIO Aachen, erritten. Im St. Georges und in der Intermediaire I ließen Blind Date und Brigitte Wittig keinen des internationalen Starterfelds vorbei. 2011 folgte ein Neujahrs-Start nach Maß: In der Halle Münsterland trug sich Blind Date auch im Kurz-Grand Prix auf die Siegerliste ein. Damit hat die Stute eine einmalige Bilanz: Nur einmal in ihrem Leben war sie Zweite – fünfjährig in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse L. Sonst heftete immer die goldene Schleife an ihrer Trense und später Kandare. Und die Zukunft? „Man muss ja immer Ziele haben. Mein früheres Grand Prix-Pferd Charatan lebt leider nicht mehr. Mein Traum wäre, eine Stute – Biagotti oder Blind Date – zu behalten. In den Kader zu kommen und mal an einer Europameisterschaft oder so teilzunehmen, das wäre schon toll“, verrät Brigitte Wittig.
Breitlings Familienbande
Beilador de Amor mit Johannes Westendarp erreichte 2010 den fünften Platz beim Bundeschampionat.
Breitling selbst ist übrigens nicht einzigartig. Seine Vollschwester Meggle’s Biagotti war unter Markus Gribbe mehrfach in Nationenpreisen – auch beim CHIO Aachen – erfolgreich. Die Mutter der beiden, die Stute Maja, führt altes hannoversches Leistungsblut. Ihr Vater Maat I, selbst bis Grand Prix ausgebildet, geht über Marbod zurück auf den Vollbluter Marcio xx, der 1952 seine Beschälerlaufbahn im Landgestüt Celle begann. Dessen erfolgreichster Sohn war der 1958 geborene Marzio, der mit Inge Theodorescu – verstorbene Mutter der Olympiareiterin Monica Theodorescu – über 40.000 Deutsche Mark im Viereck verdiente. Mit Josef Neckermann war die Marcio xx-Tochter Mazepa in schweren Dressuren erfolgreich. 13 Jahre verbrachte Marcio xx auf der Deckstation Baljersdorf an der Elbmündung. Dort zeugte er auch den 1965 geborenen Hengst Matrose, der mit dem 1983 für 170.000 Deutsche Mark versteigerten Auktionspferd Maritim das bis dato teuerste Reitpferd lieferte. Maja stammt aus der Stute Grafenkrone, die eine Tochter des über Grande-Frustra II klassisch hannoversch gezogenen Gralsritter ist. Dieser Hengst brachte mit dem viele Jahre unter „Kaiser“ Johannsmann erfolgreichen Landbeschäler Gralshüter einen Top-Springhengst. Im NRW-Landgestüt Warendorf wirkend, gewann Gralshüter 23 schwere Springen und verdiente rund 344.000 Euro im Springsport. Sein Glanzstück lieferte Gralsritter mit dem gekörten und 32-fachen S-Sieger Grandeur, der fünf Weltcup-Springen gewann, den Großen Preis von Aachen für sich entschied und das Hamburger Springderby gleich drei Mal als Sieger verlies. Auch vererbungsmäßig konnte sich Grandeur durchsetzen – er brachte über 75 S-Springpferde und reiht sich mit 2,89 Millionen Euro in die Millionäre der Nachkommen-Lebensgewinnsumme ein. Grandeurs wohl bekannteste Tochter ist die Stute Gladdys, mit der Ludger Beerbaum 2001 Einzel-Europameister wurde. 1978 geboren, wurde Maja mit dem früh eingegangen Celler Landbeschäler Bismarck angepaart. „Ich war damals schon ein Fan des Duellant-Bluts, das Bismarck mütterlicherseits führt. Und die Kombination mit dem Halbbluter Bolero fand ich sehr interessant“, begründet Wolfram Wittig die Wahl für Maja. Bismarck war selbst bis zur schweren Klasse ausgebildet, lieferte 15 S-Dressurpferde und blickte auf eine Nachkommens-Gewinnsumme von rund 338.000 Euro. Der Hengst ging jedoch früh an einer Kolik ein. Maja hat züchterisch voll eingeschlagen: Insgesamt brachte sie sechs S-Dressurpferde:
Neben Breitling W und Biagotti W sind das Durbridge A, Dolmadakia W und Dancing Queen. Sie stammen alle von Diadem ab. Mit dem Hengst Woodstock brachte Maja den bis St. Georges erfolgreichen Watussi. Maja ist aus dem hannoverschen Stutenstamm der Schneeflocke gezogen. Ihre Vollschwester Maris, mit der Staatsprämie ausgezeichnet, war in ihrer dressurmäßigen Vererbung ebenfalls sehr erfolgreich. Ihre Bilanz: Mit Bismarck brachte sie den gekörten Burlington W, der mit Alexandra Simons-de Ridder international auf Grand Prix-Niveau erfolgreich war. Dessen Vollbruder Barnsby W sammelte ebenfalls Schleifen auf Grand Prix-Niveau. Maja mal Bismarck die Dritte heißt Bugatti W, war in Reitpferdeprüfungen erfolgreich und brachte gleich zwei Spitzenpferde:
Mit dem Holsteiner Siegerhengst Carabas, selbst international Grand Prix erfolgreich, brachte sie Cayenne W, mit der Susan Pape 2007 Weltmeisterin der fünfjährigen Dressurpferde. Inzwischen hat das Paar mehrfach S gewonnen und ist in St. Georges Prüfungen erfolgreich. Mit dem Trakehner Hengst Consul fohlte Bugatti W den gekörten Hengst Charatan W, der ebenfalls die Königsklasse – den Grand Prix – erreicht hat. Der Stutenstamm brachte darüber hinaus die gekörten Hengste Lanceur, Trajan, Tamagno und Dolan.
„Biografie mit Seltenheitswert“
Zurück zu Breitling W. Geschichten wie um diesen Hengst, der sein Leben lang bei seinen Züchtern bleibt, dort höchstes Vertrauen genießt und Jahr für Jahr neue Spitzen-Dressurpferde bringt, obwohl er zahlenmäßig anfangs an einer Hand abzuzahlende Stuten erhalt, sind ganz selten. Sie wirken fast märchenhaft, so rar sind sie in der schnelllebigen Zucht, in der es vielfach nur um schnell und gut vermarktbare Fohlen geht, geworden. Nicht selten wurden die Wittigs mit Kritik konfrontiert. „‚Die können ja auch reiten’ haben wir oft gehört, wenn es um die Erfolge unserer selbst gezüchteten Breitling-Nachkommen geht. Doch wenn ich so etwas höre, denke ich: Reiten können viele andere auch. Und versuchen nicht weniger gut, ihre Pferde top auszubilden und später zu vermarkten. Wenn es also nur daran läge, warum geht das dann nicht mit viel mehr Hengsten?“, fragt Wolfram Wittig. „Ich habe immer versucht, ein ehrlicher Hengsthalter zu sein. Es ist nicht meine Aufgabe, Breitlings Samen wie ein Marktschreier an den Mann zu bringen. Mir geht es um das Produkt, das entsteht. Das möchte ich später einmal vermarkten können.“ Und dabei lassen sich die Wittigs Zeit. „Wir verkaufen unsere Pferde meist erst bei einem sehr hohen Ausbildungsstand. Man soll ja auch sehen, was man die Jahre über erarbeitet hat“, schmunzelt Brigitte Wittig. In den Startlöchern stehen noch einige. Beispielsweise Bullerbü. Der fünfjährige Fuchs stammt aus einer Weltmeyer-Mutter. „Wir möchten nicht im Vorfeld prahlen. Lieber später mit Ergebnissen überzeugen“, so Wittig.
Sport-Abschied mit Ministerin im Sattel
Eine erfolgreiche Karriere liegt hinter ihnen: Wolfram Wittig ist stolz auf seinen Breitling.
2009 führte Breitling die FN-Zuchtwertschätzung an, 2010 lag er an dritter Stelle. Für besondere Anlässe trug er immer auch mal besondere Reiter. Eva Bitter etwa, mehrfache Deutsche Meisterin der Springreiter, hat ihre Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister gleich mit zwei Zuchtwertschätzungs-Spitzenreitern absolviert:
Ihren Stakkato, Nummer eins der Springpferde, nahm sie für den Parcours, Breitling für die Dressur. Ergebnis? Natürlich bestanden. Einen ganz besonderen Auftritt hatte Breitling auf der Weltmeisterschaft in Verden 2007. „Breitling ist mit Sicherheit einer der ganz wenigen Hengste, die mit einer Ministerin im Sattel aus dem Sport verabschiedet wurden“, nimmt es Wolfram Wittig vorweg. Denn am Abend, nachdem seine „Cousine“ Cayenne W die Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde gewonnen hatte, trat er in der Verdener Gala-Nacht vor rund 10.000 Zuschauern auf. Und im Sattel saß keine Geringere als die damalige Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen. In der Reiterszene bekannt unter ihrem Spitznamen „Röschen“, war die heutige Arbeitsministerin einst acht Jahre lang Auktionsreiterin in Verden. Die Mutter von sieben Kindern reitet nur noch sehr selten zum Spaß ins Gelände, doch den Überraschungsauftritt in Verden ließ sie sich nicht nehmen. Vorher war sie dann aber doch nervös. Doch sechs ihrer Kinder riefen ihr zu:
„Mama, das wird schon!“ Und Breitling gab sein Bestes. „Breitling W hatte Spaß und verhielt sich wie ein echter Gentleman. Er ist hervorragend ausgebildet und stellte sich perfekt auf mich ein“, strahlt die Politikerin nach ihrem Ritt, den auch Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth verfolgte und spontan verkündete: „Das wäre mindestens eine 8er oder 9er Note.“ Das Training allerdings sei anstrengend gewesen, gab von der Leyen zu. „Ich war vorher ein paar Mal auf der Anlage der Wittigs zum Unterricht. Das hat Spaß gemacht, aber einen heftigen Muskelkater im Bauch und den Oberschenkeln bescherte“, lacht Ursula von der Leyen. Der Gala-Abend in Verden war Breitlings letzter öffentlicher Auftritt. Seit 2010 teilt sich sein Leben zwischen einem halben Jahr auf der Deckstation Schockemöhle und Wittigs Hof. Während bei Schockemöhle in Mühlen Breitlings Einsatz auf dem Phantom zur Frischsamen-Übertragung gefragt ist, steht bei Wittigs Freizeitleben auf dem Programm. „Bei uns wird er täglich leicht geritten und geht auf die Weide. Das geniest er sehr“, so Brigitte Wittig. Viele Jahre hatte er dort nur im Natursprung gedeckt. „Auch dabei blieb er immer super klar im Kopf. Er konnte morgens eine Stute decken, danach lud man ihn auf und fuhr zum Turnier – kein Problem.“ Einen besonderen Beweis seiner Charakterstärke zelebriert Wolfram Wittig besonders gerne. Dabei stellt er Breitling auf die Mittellinie, sagt „Steh“ und geht mehrere Meter zurück. Ganz allein steht Breitling nun in der Halle und rührt sich nicht vom Fleck. Auch nicht, wenn gleichzeitig eine Stute geritten wird. Das ist schon Charakter. Ohne Wenn und Aber. [/ihc-hide-content]