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  • Zyklusmanipulation bei Stuten (Teil 2)

    Zyklusmanipulation bei Stuten (Teil 2)

    PROGESTERON

    Die Eierstöcke der Stute bilden das weibliche Geschlechtshormon Progesteron im sogenannten Gelbkörper. Das Hormon fördert das Zustandekommen und den Erhalt einer Trächtigkeit.

    OVULATIONSINDUKTION

    Wer eine medikamentöse Ovulationsinduktion vornehmen lassen möchte, sollte zunächst durch sich wiederholende gynäkologische Untersuchungen den richtigen Applikationszeitpunkt bestimmen. Hierbei ist es wichtig festzustellen, ob die Stute tatsächlich rossig ist. Die typischen Symptome der Rosse können palpatorisch (mit den Fingern ertastend), ultrasonographisch und durch eine Untersuchung von Scheide und Muttermund festgestellt werden.

    Auslöser der Ovulationsinduktion Sobald sich die Rosse dem Ende zuneigt, setzt der Eisprung ein. Das luteinisierende Hormon (LH), welches vermehrt freigesetzt wird, löst letztendlich die Ovulation aus. Die LH-Konzentration, die eine Stute zur Auslösung eines Eisprungs benötigt, unterscheidet sich jedoch.

    Methoden zur Auslösung der Ovulation Mittels Injektion unterschiedlicher Hormone lässt sich ein Eisprung auslösen. So kann die exogene (äußerliche) Zufuhr von synthetischen Analoga des Neurohormons Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), eine Zunahme der LH-Freisetzung endogen (innerlich) auslösen und damit den Eisprung stimulieren.

    Merkmale zur Bestimmung der Rosse

    Die zu erkennende „Radspeiche“ ist ein untrügliches Zeichen für die Rosse. © Aurich

    Vor dem Einsetzen des Eisprungs weist der Follikel einen Durchmesser von mindestens 35 Millimeter auf. Die Genitalien sind schlaff und die Schleimhaut der Gebärmutter weist ultrasonographisch eine „Radspeichenstruktur“ auf. Dieses Ödem (= Wassereinlagerung) der Schleimhaut ist ein fast untrügliches Zeichen für das Vorliegen einer Rosse. Große Follikel können auch in der Gelbkörperphase oder bei einer Trächtigkeit vorhanden sein. Zeigen die Falten der Gebärmutterschleimhaut aber ein ausgeprägtes Ödem, heißt das, dass die Stute nicht unter Progesteron, sehr wohl aber deutlich unter Östrogenen steht. Die Radspeichenstruktur ist daher ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung des Zyklusstandes. Das „Anspritzen“ einer Stute kann zwei verschiedene tierärztliche Eingriffe bedeuten: Die erste ist die Induktion einer Rosse in der Gelbkörperphase. Sobald die Stute einen Eisprung hatte, bildet sich der Gelbkörper normalerweise nach etwa 14 Tagen zurück, sofern sie nicht tragend ist. Eine Injektion von Prostaglandin verkürzt die Länge der Gelbkörperphase. Das Hormon baut den Gelbkörper ab, so dass die Stute wieder in die Rosse kommt. Dies kann unterschiedlich lange dauern und ist vom Zustand der Eierstöcke abhängig. Sind die Follikel in den Eierstöcken eher klein, kann das Einsetzen der Rosse mehrere Tage dauern.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Falls ein großer Follikel vorhanden ist, kann dieser innerhalb von ein bis zwei Tagen zum Eisprung kommen. Die zweite Art des Anspritzens ist die Induktion eines Eisprungs in der Rosse. Hier wird ein Analogon zum Hormon LH gespritzt. Bei diesem handelt es sich um humanes Choriongonadotropin (hCG). Dieses Hormon wird von schwangeren Frauen gebildet und wirkt bei der Stute wie LH. Sobald bei einer rossigen Stute der Rossefollikel „sprungreif “ ist, also 35 bis 40 Millimeter Durchmesser erreicht hat, kann hCG injiziert werden. Der Eisprung tritt daraufhin in 90 Prozent der Fälle nach 24 bis 48 Stunden ein. Hierbei ist das Alter der Stute relativ unwichtig. Die Kosten schwanken oftmals zwischen 30 bis 70 Euro, je nach weiteren Maßnahmen. Die Hormonbehandlungen begünstigen leider das Auftreten von „Doppelovaluationen“ und damit auch von Zwillingsträchtigkeiten. Dies muss in weiteren Untersuchungen ausgeschlossen werden.

     

    ZWILLINGSTRÄCHTIGKEIT

    Auf dem Ultraschallbild sind zwei Früchte sichtbar. Die kleinere sollte zerstört (im Züchterjargon: „abgedrückt“) werden. © Aurich

    Auch wenn regelmäßige Trächtigkeitsuntersuchungen selbstverständlich sein sollten, spielen diese bei Hormonbehandlungen eine besonders wichtige Rolle, da hierbei häufiger Doppelovaluationen auft reten können. Eine daraus resultierende Zwillingsträchtigkeit ist bereits sicher am 14. oder 15. Tag nach dem Eisprung feststellbar. Bestätigt sich der Verdacht, kann und muss mittels Ultraschall oder durch „Abdrücken“ einer Frucht zwischen Daumen und Zeigefinger die Zwillingsträchtigkeit zu einer Einlingsträchtigkeit reduziert werden. Mit über 90 Prozent ist die Erfolgsrate sehr hoch. Eine Zwillingsträchtigkeit würde in ihrer voranschreitenden Entwicklung das Leben und die Gesundheit der Stute gefährden, darüber hinaus führt sie nur in Ausnahmefällen zur Geburt gesunder, lebensfähiger Fohlen.

     

     

    Zyklusmanipulation der Stute im Winter

    Im Vergleich zu Wildpferden sind domestizierte Pferderassen nicht so lange anovulatorisch. Das heißt, dass bei ihnen nicht zwingend ovulatorische Zyklen nur im Frühjahr oder Sommer auftreten müssen. Normalerweise stellt sich in den Wintermonaten aufgrund der kurzen Tageslichtlänge die Aktivität der Eierstöcke ein. Dadurch werden Hypothalamus und Hypophyse, die die Zyklusaktivität steuern, weniger stimuliert. Ob die Stute fortpflanzungaktiv ist oder nicht, hängt daher weitgehend von der Tageslichtdauer ab. Diese spielt darum auch bei der Zyklusmanipulation eine wichtige Rolle.

    Zyklusmanipulation durch Licht

    Um die Stute früher zyklisch werden zu lassen, kann ein „Lichtprogramm“ helfen. Mit einer künstlichen Beleuchtung kann so eine winteruntypische Tageslichtdauer geschaffen werden. Künstliches Tageslicht hemmt die Freisetzung des Hormons Melatonin. Dies führt wiederum zum früheren Einsetzen des ovulatorischen Zyklus. „Beste Wirkungen bezüglich eines früheren Einsetzens ovulatorischer Zyklen werden erreicht, wenn das Lichtprogramm um den fünft en Dezember gestartet wird“, so Christine Aurich. Dadurch tritt der erste fruchtbare Zyklus im Frühjahr circa 75 Tage früher ein und beginnt so Anfang März. Am Tag reicht es, die Stuten 15 bis 16 Stunden Licht im Wechsel mit acht bis neun Stunden Dunkelheit auszusetzen. Diese „Therapie“ dauert sechs bis acht Wochen. Die Stuten nehmen vom länger zugeführten Licht keinerlei Schaden. Das Lichtprogramm darf jedoch nicht zu früh beendet werden, da die Stuten sonst wieder in den Anöstrus zurückfallen können.

    Zyklusmanipulation durch GnRH und seine Analoga oder durch Gestagen

    Neben dem Lichtprogramm gibt es noch weitere Maßnahmen, um die Stute während des Anöstrus in den Zustand eines ovulatorischen Zyklus` zu versetzen: Mit GnRH und seinen Analoga oder der Applikation von Gestagenen. Die erste Methode ist nicht so einfach umsetzbar, da den Stuten zwei Wochen lang mehrfach täglich GnRH injiziert werden muss. Dies lässt sich nur mit Hilfe von Minipumpen umsetzen und ist daher nicht praktikabel. Nachteile: Minipumpen sind teuer und schwer am Pferd zu befestigen. Vorteile: Die Ovulation beginnt mit 14 Tagen nach Behandlungsbeginn sehr früh. Mit der zweiten Methode – der Applikation von Gestagenen – lässt sich ebenfalls eine Rosseinduktion vornehmen. Die Gestagene wirken jedoch nur dann, wenn die Stute bereits in der sogenannten Übergangsphase zur Zuchtsaison ist. Dies zeigt sich darin, dass vorhandene Follikel mindestens einen Durchmesser von 20 Millimeter haben. Die Gestagenapplikation muss zwischen 12 bis 14 Tage erfolgen. Nachteile: Die Methode wirkt nur bei aktiven Ovarien. Vorteile: Die Ovulation setzt 20 Tage nach der Behandlung ein.

    Resümee

    Insgesamt muss bedacht werden, dass ein Eingreifen in den Zyklus notwendige Gründe erfordert und nicht nur aus monetären Gründen im Vordergrund stehen sollte. Ein medizinischer Eingriff bedeutet nach wie vor Stress für das Tier, den es so gut es geht zu vermeiden gilt. Auch wenn z. B. das Fohlen bei einem frühen Geburtstermin bessere Chancen auf einer Schau hat, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass es von unzureichender Bewegung Gelenkchips davon trägt, größer als bei seinen natürlich geborenen Kameraden, die auf einer Graskoppel ausreichend Bewegung hatten. Unter anderem diese Vor- und Nachteile gilt es bei einer Zyklusmanipulation genau abzuwägen.

    VETERINÄRMEDIZINISCHE UNIVERSITÄT WIEN

    © Christine Aurich

    Prof. Christine Aurich ist Herausgeberin und Autorin der für diese Beiträge verwendeten wissenschaftlichen Lektüre (Aurich, Christine: Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie – Andrologie – Geburtshilfe; Stuttgart, 2. überarbeitete Auflage, Parey Verlag, 2009). Seit dem Jahr 2000 leitet die Universitätsprofessorin die Besamungs- und Embryotransferstation der Veterinärmedizinischen Universität Wien: Im Jahr 2007 wurde sie zusätzlich Leiterin des Graf Lehndorff -Instituts für Pferdewissenschaft en in Neustadt (Dosse). Kontakt: Klinik für Pferde, Veterinärplatz 1, A-1210 Wien, E-Mail: christine.aurich@vetmeduni.ac.at

     

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Nadia Wattad, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Mentos – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Mentos – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Durch Zufall entdeckt, durch unermüdlichen Kampfgeist erfolgreich: Der inzwischen verstorbene Ponyhengst Mentos beeindruckte nicht nur mit seiner sportlichen und züchterischen Leistung, sondern auch mit seinem unvergleichlichen Charakter. Stolze 28 Jahre wurde der westfälisch gebrannte Reitponyhengst alt und bewies damit klar, dass sportliche und züchterische Höchstleistungen jung halten.

    Mentos’ Vater, der hochnoble Merafic ox aus der berühmten Marbacher Vollblutaraberzucht. © Archiv HuL Marbach

    Am 8. Mai 1979 wurde der braune Hengst, der mit seiner einzigartigen Mischung aus Sensibilität und Löwenherz einmal die Springponyzucht beherrschen sollte wie kaum ein Zweiter, im westfälischen Ahlen geboren. Sein Züchter: Bernhard Kreikmann. Im Anschluss an die Körung von Mentos im Oktober 1981 in Münster, bei der er zum Reservesieger ausgerufen wurde, verkauft­e ihn der Landwirt. Der Hengst wechselte in den Besitz von Jakob Jansen – und damit in die unmittelbare Nachbarscha­ft der Schulte-Geldermanns. Wie so oft­ bei Traumkarrieren hat auch in Mentos’ Biographie der Zufall eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Auf der Suche nach einem Dressurpony für ihre reitenden Kinder begegneten die Schulte-Geldermanns Mentos. Der Hengst wurde angeboten, weil Jakob Jansen angesichts seines fortgeschrittenen Alters mit der Ponyzucht aufhören wollte. Gewichtige Argumente sprachen gegen einen Kauf: Mentos war bereits 7-jährig, aber nach seiner HLP 1982 nicht wieder unter dem Sattel gewesen – und er war Hengst. Die Sicherheitsbedenken seiner Frau hielten Gerd Schulte-Geldermann nicht ab. Das Bewegungspotenzial von Mentos begeisterte ihn. Auch Sohn Hagen war sich sicher: den oder keinen! Der Deal wurde per Handschlag besiegelt und so bezog Mentos seine Box auf dem landwirtschaft­lich geprägten Hof der Schulte-Geldermanns in Kranenburg. Mit Ponyzucht hatte die Familie zunächst nicht viel im Sinn. Zwar waren Ponys da, aber eben Reitponys. Auch Mentos war als Reitpony, nicht als Deckhengst gekau­ft worden. Also kastrieren? „Mentos ließ sich als Hengst auch von unseren Kindern bestens händeln. Daher blieb er Hengst“, erzählt Gerd Schulte-Geldermann. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Anfangs deckte Mentos nur sehr wenig und musste – abgesehen von den eigenen Ponystuten der Schulte-Geldermanns – mit einer sehr inhomogenen Stutengrundlage vorliebnehmen. Selbst Haflinger-Stuten ohne Papiere zählten zu seinen Partnerinnen. Das Blatt wendete sich, als er selbst im Sport Meriten verdiente und seine fliegenden Nachkommen im Parcours von sich reden machten. „Mentos-Menne“, wie die Schulte-Geldermanns ihn liebevoll nennen, wurde zur ersten Adresse, wenn es um die Zucht von Leistungsponys mit Kinderbedienprogramm ging.

    Orient und Okzident

    Mentos entstammt einer ganz besonderen Verbindung – der von Morgenland und Abendland. Für orientalisches Wüstensand-Flair in Mentos‘ Pedigree sorgt Vater Merafic ox. Der hochnoble braune Daikir ox-Sohn aus der berühmten Vollblutaraberzucht des Marbacher Landgestüts drückte der deutschen Reitponyzucht mit über 20 gekörten Söhnen, darunter der zweifache Deutsche Vielseitigkeitsmeister und EM-Siebte Merano, und ebenso vielen prämierten Töchtern (erinnert sei an die Siegerstute Verb.El.St. My Fair Lady und zahlreiche Sportgranaten) nachhaltig seinen Stempel auf. Auf über 100.000 Euro beziffern sich die Erfolge seiner Nachkommen. Das machte Merafic ox zum ersten Vererber-Superstar der deutschen Reitponyzucht. Die Mutter Sarnau Saphire gehörte in den 1960erJahren zu den ersten Stuten-Importen aus dem Mutterland der Reitponyzucht Großbritannien. Das fuchsfarbene Juwel aus dem Abendland führt Welsh B-Blut auf der Vaterseite. Auf der Mutterseite findet sich in dritter Generation der klangvolle Name des für die Warmblutzucht so wertvollen Precipation xx. Dieser ist beispielsweise Vater des Furioso xx, der wiederum Furioso II und Futuro zeugte. Egal mit welchem Hengst Züchter Bernhard Kreikmann seine englische Lady anpaarte, stets kam dabei etwas Besonderes heraus. So wurde Sarnau Saphire, selbst Vollschwester zum gekörten Hengst Sarnau Royal Mint, stolze fünffache Hengstmutter: 1970 fohlte sie Sperling (v. Springb. Novel), 1971 Downland (v. Downland Dragoon), 1972 und 1975 die Vollbrüder Saphir und Sedur (beide v. Sir) und 1979 schließlich Mentos. Sarnau Saphire hat ihre „Wir können alles und wir geben alles“-Einstellung auch an ihre Töchter vererbt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]So brachte ihre 1974 geborene Tochter Sonja (v. Sir) den Sportler Karino (v. Kasimir I), der mit Jochen Lehmkuhl 1986 bei der Vielseitigkeits-EM in Annelöv zu Doppelgold galoppierte. Karinos Vollbruder King und der Halbbruder Dancer (v. Durello) ließen sich auch nicht lumpen. Letzterer ging nicht weniger als 210-mal in L-Springen und L-Dressuren auf die Ehrenrunde. 4.958 Euro kamen so unter seinen Reitern Pia Gerhard, Carolina Heinze, Verena und Sabine Schwippe zusammen.

    Sarnau Saphires Töchter

    Mentos Junior und Philipp Schulze
    Topphoff sprangen zusammen bis
    EM-Teamgold. © Dr. Tanja Becker

    Sportlich traten Sarnau Saphires Töchter Sylvia (v. Shalom) und Mirabelle (v. Merafic ox) in Erscheinung, die sich mit Sandra Kerkhoff bzw. Dorothee Rohling bis L-Springen platzierten. Züchterische Meriten beanspruchten dagegen die drei Sarnau Saphire-Grazien Karola, Natascha und Nadine für sich. Die 1980 geborene Karola (v. Kasimir I) wurde Mutter des gekörten Hengstes Traumprinz (v. Troll) und der Staatsprämienstuten Nadira (v. Narwal I, 1995 Dritte beim Bundeschampionat der Dreijährigen) und Night Lady. Die Night Star I-Tochter Night Lady lieferte gekörte Söhne in Serie – vier Stück an der Zahl. Nummer eins: der in Vielseitigkeit erfolgreiche Murdock (v. Merlin). Nummer zwei: der Siegerhengst Lukas (v. Lucky Strike), den Kristina Sprehe 2001 zum Sieg in der Oldenburger Ponydressur-Landesmeisterscha­ft ritt. 1998 hatte der Braune mit Anne van der Horst Platz sechs beim Bundeschampionat der 6-Jährigen belegt, nachdem im Jahr zuvor bereits Schwester Nina mit der Schleife für den siebten Platz aus Warendorf zurückgekehrt war. Nummer drei: der Davis Cup-Sohn Danger, in dessen Sattel Lisa Weinert, Anne-Sophie Jung und Kristina Spaniol zahlreiche Erfolge feierten. Nummer vier: Good Guffi (v. Going East), Zehnter beim Bundeschampionat der 6-jährigen Dressurponys 2004 in Warendorf. 1982 kam Sarnau Saphires letztes Fohlen zur Welt: eine Fuchsststute. Diese St.Pr.St. Nadine (v. Narwal I) brachte die überragende Sportlertruppe Calippo (v. Croupier), Tornado (v. Top Nonstop), Duett, Dragon und Da Vinci K (alle drei v. Durello). Dragon hat über 130 Siege und Platzierungen in Springen bis zur Klasse M in seinem Scheckhe­. Da Vinci K gewann 2003 mit einer satten 8,5 die Finalqualifikation beim Bundeschampionat der 5-jährigen Springponys und belegte mit seinem Piloten Jan-Gerrit Epke Platz acht im Finale.

    Das Mentos-Prinzip

    Montpellier, hier unter
    Jil Klupiec in Verden, holte bei
    der DM 2008 Bronze. © Dr. Tanja Becker

    Mentos hat nicht nur seinen Nachkommen Flügel verliehen, sondern ist selbst im Parcours abgehoben. Eingesetzt in Springen der Klassen A, L und M kamen bis 1991 über 30 Siege und 75 Platzierungen zusammen – in Euro beziffert: 3.096. Unter seiner ständigen Reiterin Dörte Schulte-Geldermann hatte er drei Jahre in Folge bei den Rheinischen Meisterschaft­en der Springponys seine Edelnase vorn: 1988, 1989 und 1990. „Fehler hat Mentos eigentlich nie gemacht“, erinnert sich Dörte Schulte-Geldermann an ihre gemeinsame Zeit im Parcours. Ihr drei Jahre älterer Bruder Hagen brachte den damals 7-jährigen Hengst in den Sport. „Anfangs war der feine Mentos sehr kompliziert. Er wollte über keine Stange gehen. Aber er fasste wegen seiner Menschenbezogenheit schnell Vertrauen und gab dann für seinen Reiter alles.“ Die Erfolgsmischung „sensible Kämpfernatur“ vererbt Mentos dominant: „Hat man die Mentos-Kinder erst einmal auf seiner Seite, gehen sie für einen durchs Feuer“, beschreibt Dörte Schulte-Geldermann das Mentos-Prinzip. Nachdem sie selbst dem Ponysport entwachsen war, konzentrierte sich Dörte Schulte-Geldermann als Stützpunkt-Trainerin auf die Förderung von kleinen Mentos-Hüpfern: Merle/Gesche-Marie Maas, Mirca/ Gesche Blome, My Flower und Medoc/beide mit Elisa Gansel, Merlyn/Nathalie Cloosters, Mira/Eva und Lukas Wilmsen-Himmes sowie später noch viele weitere lehrten als Kranenburger Rasselbande die Konkurrenz das Fürchten. Mira gewann 2003 mit dem damals 10-jährigen Lukas Wilmsen-Himmes Bronze bei der Deutschen Meisterscha­ft der Ponyspringreiter in Aachen und reihte sich 2005 an elft­er Stelle beim Preis der Besten in Warendorf ein – einen Platz hinter Monique, ihrer Vollschwester, die von Marc Bergmann geritten wurde. Mira und Monique, mit 14.359 Euro bzw. 10.340 Euro absolute Großverdienerinnen im Pony-Parcourssport, kommen aus dem Züchterstall von Johann Hülsken aus Kleve-Keeken, der aus seiner Kavalier-Tochter Karamona noch den Mentos-Sohn Maximilian zog. Auch die Anpaarung seiner VentoTochter Valerie an Mentos erwies sich als Volltreffer: Mentos Junior wurde 1998 mit Jörne Sprehe im Sattel Fün­er bei den Deutschen Meisterschaft­en in Salzwedel, nachdem die damals 15-Jährige und ihr 7-jähriger brauner Wallach bei CHIOP in Hagen a.T.W. den Preis der Nationen gewonnen hatten und auch beim Preis der Besten in Warendorf nicht zu toppen gewesen waren. Anschließend pilotierte Tanja Sprehe den Braunen bis zur DM.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Mentos – Verleiht Flügel (Teil 2)

    Mentos – Verleiht Flügel (Teil 2)

    Meisterehren

    Trabte beim Deutschen
    Fohlenchampionat 2013 alle
    in Grund und Boden: Goldjunge
    hat Mentos als Muttervater. © Dr. Tanja Becker

    Zurück zum Preis der Besten 2005: In Warendorf ging weiterhin Martinique mit Josy Poen erfolgreich an den Start. Auch auf ihrem Konto türmen sich fast 9.000 Euro Prämien für 39 M- und 149 L-Siege und -Platzierungen im In- und Ausland, darunter Platz vier bei der Deutschen Meisterschaft­ 2005 in Zeiskam. Stichwort Deutsche Meisterscha­ften: 2002 wurden Anna-Antonia Vogel und ihre Mary Poppins im bayerischen Kreuth Vizemeister. Die braune Sprungfeder kam bei Mentos-Besitzer Gerd Schulte-Geldermann zur Welt, genau wie ihre erfolgreichen Geschwister Miro (2005 Rheinischer Meister) und der 2003 gekörte und zum besten Springhengst der Weser-Ems-Körung ausgerufene Matchello K, den zuletzt die Niederländerin Amke Bekhuis international platzierte. 2008 holte Montpellier bei der DM in Hannover unter Annika Kreuzer Bronze. Der braune Westfale aus der Zucht von Heinz Austermann startete seine Karriere als gekörter Hengst der Körung 2004 in Aachen, belegte 2006 beim Bundeschampionat der 5-jährigen Springponys Rang neun, 2007 bei der Deutschen Meisterschaft­ in Steinfeld Platz sieben, gewann 2008 bei den Rheinischen Meisterschaft­en in Langenfeld Gold und ging außerdem in Fontainebleau, beim Warendorfer Preis der Besten und beim Aachener Salut-Festival auf die Ehrenrunde. Mit AMD Molenew stellte Montpellier einen gekörten Sohn. In der ewigen Bestenliste der Mentos-Kinder rangiert Montpellier mit einer Gewinnsumme von 7.343 Euro hinter den drei Mentos-Töchtern Mira, Monique und Martinique aktuell an vierter Stelle – und ist mit seinen 14 Jahren noch deutlich der Jüngste in der Führungsriege. 2001 wurde zudem der palominofarbene Mr. X geboren – und zwar im Züchterstall von Anne Gerdes. Auch für den Fünfbesten im Ranking der Mentos-Nachkommen weist das Scheckheft­ Siege und Platzierungen in Warendorf und Aachen sowie bei der Deutschen Meisterschaft aus. Unter Franziska Doetkotte stand Mr. X 2011 in der Deutschen Equipe, als sich im polnischen Jaskowo die Besten aus Europa zum Leistungsvergleich trafen. Die genannten Mentos Junior, Mary Poppins, Miro, Maximilian, Mira, Monique und Martinique zählen nicht nur zur Crème de la Crème der Jumper im Pocket-Format; sie waren von Beginn ihrer Parcourskarriere an spitze – Beweis: die Bundeschampionate. Mentos Junior holte sich mit Henning Schulte-Geldermann 1996 den Titel, Mary Poppins war 1999 mit Johanna Kaiser Vizechampioness der 5-Jährigen, ihr Vollbruder Miro wiederholte 2001 diesen Triumph unter Tobias Thoenes. Maximilian gewann 1997 mit Thorsten Nienhaus ebenfalls Silber. Vollschwester Monique sicherte sich 1995 mit Annika Angenendt Bronze, Mira wurde 1999 mit Eva Wilmsen-Himmes bei den 6-Jährigen Vierte und Martinique ging 1997 unter Katrin Broeckmann an sechster und 1998 unter Annika Angenendt an achter Stelle auf die Ehrenrunde.

    Das Gesetz der Serie

    Matchello K ist unter Amke
    Bekhuis international erfolgreich © Dr. Tanja Becker

    Insgesamt gaben die Mentos-Nachkommen gern auf dem Bundeschampionat erste Kostproben ihres Überfliegerstatus. In die Warendorfer Champions League sprangen nach Mentos Junior noch 1999 Miss Maja mit Judith Emmers, 2000 My Flower mit Elisa Gansel und 2010 Mirrio H unter Jana Deloy. Miss Maja wurde von Bernd Emmers, Goch, aus der Welsh B-Stute Biene (v. Justin) gezogen. Ebenfalls mit Edelblut satt wartet das Pedigree von My Flower auf: Züchter Gerd Schulte-Geldermann zog die Fuchsstute aus der Anpaarung seiner Condor ox-Tochter Emmaly mit Mentos. Mirrio H wurde bei Agnes Hennen geboren. Die Mutterstute Pirria stammt ab von Poseidon-Downland Fleet Foot. Mit der Note 7,7 in der Qualifikation lag er auf Platz fünf in Lauerstellung, um sich im Finale dann zu steigern. 8,1 gab es im ersten, 8,3 im zweiten Umlauf. Peter Teeuwen, Bundestrainer der Ponyspringreiter, kommentierte seine Leistung so: „Mirrio H steht sicher an den Hilfen und hat ein schnelles Vorderbein.“ 2002 gelang Mirko mit Nadine Hoffmann der Sprung auf das Warendorfer Silberpodest. Rainer Obermüller zog aus seiner Castella noch den gekörten Mentos-Sohn Macleod. Zu den ersten Medaillengewinnern beim Bundeschampionat gehörten Maexchen, der 1991 unter Bernhard Karle Bronze bei den 5-Jährigen in Verden gewann, und Mortimor, der 1992 mit Heinz Marek bei den 6-Jährigen Bronze holte. Anschließend kassierte er in M-Höhen seine Siegprämien. Mit vier Titelträgern führt Mentos die Rangliste der auf dem Burandtplatz erfolgreichsten Vererber an – und steht, wie man es auch dreht und wendet, Jahr für Jahr in puncto Championatsstatistik auf der Pole-Position, denn längst haben seine Enkel das Regiment in Warendorf übernommen, wie etwa der Doppel-Bundeschampion Magic Cornflakes, ein Sohn des Freispringsiegers und in Springpferdeprüfungen platzierten Miraculix. Oder die Vize-Bundeschampions Mentano K (v. Matchello K) und Massaqua T (v. Mentos Charmeur). Letzterer gewann 2013 unter Lea Ercken DM-Bronze und stand 2014 im viertplatzierten deutschen Nationenpreis-Team von Hagen. Das Gesetz der Erfolgsserie eröffnete White Lady, die aus dem ersten Jahrgang des Mentos 1983 stammt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Karl Brocks, heute längst in Großen Preisen siegreich, ritt die Braunscheck-Stute aus der Zucht von Walter Verfürth, Goch, zu zahlreichen Siegen in M-Springen und zu Platz fünf bei der Deutschen Meisterschaft­ 1992 in Schutterwald. 3.720 Euro verdiente die Mentos-Lady. In die Kategorie Ü(ber)-3.000-Euro-Siegprämie gehören weiterhin Merlin (a. d. St.Pr.St. Desire v. Derby, Z.: Victor Lamers), der sich mit Karen Boll in M-Springen platzierte und 1999 unter Sabrina Seidel Platz acht bei der Deutschen Meisterscha­ft in Würselen belegte, die international erfolgreiche Belleview/ Alina Klatte (a. d. St.Pr.St. Diana v. Durello, Z.: Hermann Schulze-Bergcamen), Meggie/u. a. Fee Goldbeck aus der Zucht von Gerd Schulte-Geldermann und Momo. Die 1991 bei Annette Dieks in Stadtlohn geborene Fuchsstute gewann mit Katharina Redders, Simone Böing und Melanie Alfert-Kaß ein M/A-, fünf M/B-, 27 L- und 19 A-Springen – macht zusammen 5.509 Euro. Auch Vollschwester Mona ging mit Carolin Dieks siegreich bis M-Springen. In der Mittelschwer-Klasse brillierten noch Morning Sunrise, Mephistoveles, Bellevue CL, Melbourne, Zauberwald Mon Vieux, Mona Liesa etc. etc.

    Vielseitigkeit ist Trumpf

    Ganz vorne dabei in der
    Bestenliste der MentosNachkommen: Mr. X mit seiner
    Reiterin Franziska Doetkotte. © Dr. Tanja Becker

    Mentos-Nachkommen fühlen sich nicht nur im Parcours pudelwohl, sondern lassen sich auch bei Entscheidungen im Gelände nicht die Butter vom Brot nehmen. Medusa, Vollschwester zum bereits erwähnten Mephistoveles, preschte 2002 mit Kathrin Aehling bei der Deutschen Meisterschaft­ der Pony-Vielseitigkeitsreiter in Hamminkeln-Brünen auf Platz fünf vor. Diesem Coup vorausgegangen waren 2002 Silber und 2001 Bronze bei den Westfälischen Meisterschaft­en in Bielefeld, 2000 Platz eins beim WM-Group-Youngster-Cup in Rhede – und, wie es sich für einen echten Mentos gehört, 1996 Platz zwei beim Bundeschampionat der 6-jährigen Springpferde mit Henning Schulte-Geldermann im Sattel. 2004 ging es für die von Andrea und Carolin Jolink, Bocholt-Holtwick, aus der Nakia von Nijm ox gezogene Fuchsstute unter Katharina Imholt mit dem Sieg in der Goldenen Schärpe in Dörpen nahtlos weiter. Auch im Viereck geben Mentos-Kinder eine gute Figur ab: Die von Barbara Steinhilber gezogene St.Pr.St. Mein Traum verdiente mit 93 Siegen und Platzierungen in A- und L-Dressuren 1.857 Euro. Ihre Tochter Gondoliere (v. FS Golden Highlight) platzierte sich zweimal bei den Springpony-Bundeschampionaten. Mentos Nachkommen sind durch nichts zu stoppen. Die Großpferde-Konkurrenz dürft­e nicht schlecht gestaunt haben, als Ma Petite 2004 mit Andreas Dahlmann zu Platz fünf im S*-Springen von Wierden flog. Züchter der Springrakete: Willi Weyer, Goch. Seine Fuchsstute Prächtige (v. Power Boy) brachte noch die gekörten Hengste Medoc (L-Springen) und Montoya (A-Vielseitigkeit). 14 gekörte Söhne verzeichnet das Zuchtbuch für Mentos. Neben Medoc, Montoya und den bereits genannten Matchello K, Miraculix, Macleod und Montpellier noch Martini, Miracle, Monticello und Mister Mentos. Mentos Junior gewann 2013 EM-Teamgold im italienischen Arezzo sowie 2014 EM-Teambronze im irischen Millstreet und DM-Silber in Zeiskam. Im Sattel des von Gerd Schulte-Geldermann gezogenen Vollbruders zu Matchello K saß Philipp Schulze Topphoff. 2012 hatte es in Fontainebleau bereits EM-Teamsilber und in der Einzelwertung Rang acht für Mentos Junior und Marie Schulze Topphoff gegeben. Monet, den Michael Beindorf aus der Vollschwester zu den Munser-Brothers gezogen hat, sprang inklusive Bundeschampionat bald 3.800 Euro zusammen. Mentos Chameur (M. v. Charming Boy, Z.: Friedhelm Tillmann) stand 2005 mit Anne Thieltges im Finale des Bundeschampionats der 6-jährigen Springponys, nachdem er 2003 in Neustadt (Dosse) seine HLP mit der Note 8,42 gewonnen hatte. Der von Rita Voss gezogene Maverick kommt allein in L- und M-Springen auf 120 Siege und Platzierungen.

    Wertvolle Gene

    Erfolgreicher Mentos-Enkel:
    Doppel-Bundeschampion
    Magic Cornakes. © Dr. Tanja Becker

    Mentos’ wertvolle Gene sorgen auch auf der Mutterseite für das besondere Quäntchen. Beispiel: Validos Contrast. Der Schimmelhengst (v. Valido) war 2004 im Warendorfer Dressurpony-Viereck unter Lydia Camp das Maß der Dinge. Im Jahr darauf machten Validos Contrast und seine Reiterin Katharina Winkelhues das Titel-Double mit ihrem Sieg bei den 6-jährigen Dressurponys perfekt. 2011 wurde der gekörte Paul SG (v. Pilatus) Springpony-Vizebundeschampion. 2008 gewann Champion de Lune (v. FS Champion de Luxe) Bronze. Beim Deutschen Fohlenchampionat trabte 2013 Goldjunge (v. Golden Challenge H) die Konkurrenz in Grund und Boden. Danica Duen und Sandra G. Schürner sicherten sich den von Ulrike Knipping gezogenen High Potential. Mentos‘ war Chef auf dem Hof von Gerd Schulte-Geldermann. Er ging nicht über den Hof, er stolzierte und ließ lautstark wiehernd keinen Zweifel daran, dass das hier sein Reich sei. Mentos war ein Star ohne Starallüren. „Er war sehr kernig, immer voll da, aber absolut brav“, beschreibt ihn Dörte Schulte-Geldermann. Dies machte ihn nicht nur zu einem begehrten Leistungsvererber, sondern vor allem zu dem perfekten Kinderpony-Macher. 1998, 1999 und 2000 führte Mentos die FN-Zuchtwertschätzung der Springpony-Hengste an und hat sich in den Folgejahren konstant unter den Top Ten der besten Vererber behauptet. 2005 erkrankte er schwer, musste in die Klinik. Die Tierärzte gaben ihn auf. Aber wie immer in seinem Leben kämp­fte er, rappelte sich hoch und kehrte quietschfidel nach Kranenburg zurück. Doch 2006 erholte er sich nicht mehr – und ging im stolzen Alter von 28 Jahren ein. Aber er lebt weiter in seinen vielen Nachkommen, die nur eines können und wollen: siegen! Mentos hatte ein Herz wie ein Löwe. Und das vererbte er auch.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • DSP: Calvin Klein macht das Rennen beim Online-Start

    DSP: Calvin Klein macht das Rennen beim Online-Start

    Viel los war am 18. Mai 2020 zum Online-Auktionscountdown ab 19.30 Uhr auf der DSP-Online-Fohlenauktionsseite powered by horse24. Die 16 aufgerufenen Deutschen Sportpferdefohlen zogen weltweit Interessenten auf sich, letztlich hatten allerdings nur bei zwei Fohlen, das Ausland, in diesem Fall zwei Mal Österreich die Nase vorn.

    Insgesamt 13 Bieter hatten sich auf die Preisspitze, den Casall-Contender Sohn namens Calvin Klein aus dem Holsteiner Stamm 162, eingeschworen. Sein Züchter Wolfgang Söhner aus Krautheim freute sich zu Hause riesig über den Zuschlag von 17.000 Euro. Der charmante Fuchshengst wird künftig in Bayern aufwachsen und hoffentlich auf den DSP-Hengsttagen 2023 wieder zu sehen sein. Auf Rang zwei im Preisgefüge der Springfohlen folgte mit 14.500 Euro ein Sohn des Millionenverdieners Don VHPZ aus einer Mutter von Quick Star. Der aus dem Holsteiner Stamm 6946 kommende Dondolo stammt aus der Erfolgszucht von Paul Scheuerer aus Adlkofen.

    Vaderland-Sohn ist DSP-Dressurspitze

    Die Dressurspitze stellte der Vitalis-Sohn Vaderland aus seinem ersten Jahrgang: Der imposant gezeichnete und bewegungsstarke Valdez begeisterte viele Bieter. Er wechselte für 10.500 Euro in internationale Championatshände nach Österreich. Seine neuen Besitzer haben seit Jahren ein glückliches Händchen mit Deutschen Sportpferden und werden ihm eine maßgeschneiderte sportliche und züchterische Förderung zukommen lassen.

    „Der Auftakt in die Fohlenvermarktung verlief gut. Das Interesse aus dem Ausland war deutlich höher als bislang bei unseren Auktionen. Wir werden zwei weitere Online-Auktionen anbieten und hoffen dann auch wieder Live-Auktionen anbieten zu können“, das Resümee von Auktionsleiter Fritz Fleischmann.

    Im Schnitt kostete ein Fohlen 7.750 Euro bei der 2. DSP-Online-Fohlenauktion. Weiter geht es in diesem Format mit der 4×4 Online-Fohlenauktion vom 9. bis 12. Juni. Hier werden täglich an den vier Tagen um 20 Uhr vier exquisite Fohlen in der Online-Auktion angeboten. Die 3. DSP-Online-Fohlenauktion beginnt am 1. Juli und läuft am 6. Juli ab 19.30 Uhr aus.
    Mehr Informationen und Registrierung dsp.horse24.com oder www.deutsches-sportpferd.de

  • Zuchttechnik – Welt der Wunder (Teil 1)

    Zuchttechnik – Welt der Wunder (Teil 1)

    Per Gentest kann man nicht nur Erbkrankheiten erkennen, sondern sogar die Farbe seines zukünft­igen Fohlens auswählen. Auch das Geschlecht kann der Züchter bestimmen und theoretisch braucht die Stute den Nachwuchs nicht einmal mehr auszutragen. Was heute in der Tierzucht alles möglich ist und was viele schon wieder unmöglich finden.

    Sexed semen

    Heutzutage gibt es viele Möglichkeiten die Gene zu manipulieren © BillionPhotos.com/Fotolia.com

    Ein Sortiersystem für Spermien ermöglicht es, das Geschlecht des Nachwuchses selbst zu bestimmen. Bislang wurden auf diese Art zumeist weibliche Nutztiere erzeugt. In Zukunft­ dürft­en sich die Techniken zur Gewinnung von „sexed semen“ aber noch deutlich verbessern und somit auch für die Pferdezucht interessant werden. Dabei werden die Spermazellen eines Ejakulats mit Fluoreszenzfarbstoff gefärbt, der sich an die DNA anlegt. Da das weibliche Geschlechtschromosom X rund zwei Drittel größer ist als das männliche Y, können die Spermien in einem sogenannten Hochgeschwindigkeitsflowzytometer mit angekoppelter Sortiervorrichtung erfasst und nach einer Laserbestrahlung in zwei Gruppen geteilt werden. Das gewünschte Sperma hat einen Reinheitsgrad von 90 Prozent und kann anschließend ganz normal weiterverarbeitet, abgefüllt und eingefroren werden. Das Problem: Pro Stunde schafft das Sortiersystem „nur“ 15 Millionen gesexte Samenzellen – viele gehen durch mechanische und chemische Schädigungen während des Prozesses verloren. Die Produktionskosten sind aufgrund der aufwendigen Technologie sehr hoch. Um das Preis-Leistungs-Verhältnis im Rahmen zu halten, werden die einzelnen Samendosen deshalb siebenmal stärker verdünnt als normal. Gesextes Sperma sollte also immer gezielt bei jungen, fruchtbaren Tieren nahe der Ovulation eingesetzt werden. Zur künft­igen Nutzung der Methode sagt Prof. Detlef Rath vom Institut für Nutztiergenetik des Friedrich-Löffler-Instituts: „Aufgrund der aktuellen Patentlage kann die kommerzielle Nutzung der Sortiertechnik für Hengstsperma nur durch die texanische Firma Sexing Technologies erfolgen. Für die Besamung mit gesextem Hengstsperma sind die Anforderungen an die Sortiertechnik weitaus höher als z. B. für Bullensperma, weil etwa 15- bis 20-mal mehr Spermien für die tiefuterine Besamung von Stuten benötigt werden. Da jede Samenzelle individuell identifiziert und sortiert werden muss, ist der zeitliche Aufwand für die Erstellung einer Besamungsportion erheblich. Methoden, die eine quantitative Bewertung des Fluoreszenzsignals der DNA ersetzen und damit eine effiziente Sortiergeschwindigkeit zulassen, werden zurzeit forschungsmäßig bearbeitet. Damit wird gesextes Sperma mittelfristig auch für Hengsthalter ein interessantes Werkzeug bei der gezielten Anpaarung werden.“ Im Landgestüt Celle hat man bereits mit der Methode experimentiert und einige Fohlen produziert. „Durch den enormen Aufwand der Herstellung und die damit verbundenen hohen Kosten ist es für uns aber derzeit keine praktikable Option. Der Kosten-Nutzen-Faktor ist unverhältnismäßig, sodass wir diesen Service unseren Kunden leider nicht anbieten können“, sagt die Tierärztin Dr. Gunilla Martinsson.

    Sperma-Kapseln

    Weil der genaue Zeitpunkt für eine erfolgreiche Besamung so schwer bestimmbar ist, liegt die Erfolgsquote bei künstlicher Befruchtung von Stuten nur bei circa 65 Prozent. Forscher am Department für Biosysteme der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich haben deshalb eine neuartige Form der intrauterinen Insemination entwickelt, die pünktlich zum Eisprung zuschlägt: lebende Spermien aus der Cellulose-Kapsel. Einige Hundert dieser winzigen Kapseln werden dem Muttertier kurz vor dem Eisprung in den Uterus eingepflanzt. Darin bleiben die Spermien mindestens drei Tage lang frisch und beweglich. Im Moment des Eisprungs steigt der Spiegel des Luteinisierenden Hormons (LH) im Blut rasch an und sinkt danach genauso schnell wieder ab. Auf diesen abrupten Hormonanstieg reagiert die Kapsel, denn in ihrem Inneren befinden sich Zellen mit LH-empfindlichen Sensoren. Dockt das LH an diese an, so bildet sich das Enzym Cellulase, das die Cellulose-Kapsel von innen her auöst. Die Samenzellen kommen frei und können zur befruchtungsfähigen Eizelle schwimmen. Auf diese Weise vergrößert sich die Erfolgsrate bei der künstlichen Besamung. Das Produkt wurde ursprünglich für Rinder entwickelt, prinzipiell funktioniert es aber bei allen Säugetieren. Im Pferdebereich sind noch weitere Forschungsaktivitäten vonnöten, um das Verfahren erfolgreich anzuwenden, insbesondere weil der Verlauf der Rosse differenzierter ist als die Brunst des Rindes. Der Erfinder Professor Martin Fussenegger kann sich sogar vorstellen, dass die Befruchtungskapsel nach einigen Anpassungen in der menschlichen Reproduktionsmedizin eingesetzt wird: „Das könnte Menschen entlasten, die unter starkem psychischem Druck stehen, wenn es mit dem Kinderkriegen auf natürlichem Weg nicht klappt“, so der Bioingenieur. Zum zukünftigen Einsatz der Technologie schreibt das Züchter-Fachmagazin Pferde Zucht & Haltung: „In der Konsequenz verliert mit diesem Verfahren die bisherige, stark zeitpunktbezogene Befruchtung ihre hohe Relevanz für den Zuchterfolg und die Kapsel-Technologie könnte mit ihrem starken Fokus auf den Zeitraum zu einer Erleichterung im Züchteralltag führen. Dies wäre gerade auch für im Sport hoch erfolgreiche Zuchthengste von Vorteil, deren Einsatz in der Zucht aufgrund des aufwendigen Trainings- und Turniereinsatzes bei den konventionellen Verfahren nur begrenzt möglich ist.“

    Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)

    Mit modernen Zuchtmethoden
    wie ICSI wird nur noch ein einziges
    Spermium benötigt, um eine Eizelle
    zu befruchten. Sie muss nicht einmal
    bewegungsfähig sein.
    © Man at Mouse/Fotolia.com

    Bei dieser Art von künstlicher Befruchtung wird das Spermium direkt in das Zytoplasma der Eizelle gespritzt. Dadurch werden sehr gute Befruchtungsergebnisse mit Tiefkühlsperma erzielt, auch dann, wenn es sich bei dem Gefriersamen um mindere Qualität handelt. Ein einziges lebendes Spermium mit intakter DNA reicht dafür aus – es muss nicht einmal mehr bewegungsfähig sein. Die Firma Equine Reproduction Innovations aus Wellington im US-Bundesstaat Colorado bietet in ihrem „Legends“-Programm gezielt ICSI mit Sperma von verstorbenen Araberhengsten an. So wird das wenige noch vorhandene Erbmaterial dieser Hengste optimal ausgenutzt, da nur eine Spermazelle verwendet wird. Darüber hinaus wendet sich das Unternehmen an Stutenbesitzer, deren Tiere trotz gängiger Besamungsmethoden nicht trächtig geworden sind. In Zukunft­ sollen noch weitere verstorbene Hengste anderer Rassen aufgenommen werden.

     

     

     

    Embryotransfer

    Embryotransfer machte es möglich:
    Als 9-Jährige zehnfache Mutter und
    Dressurstar – Weihegold OLD. © Stefan Lafrentz

    Mit dieser Technik werden Embryonen in eine fremde Empfängerstute eingebracht. Der Embryotransfer ermöglicht daher die Zucht mit Stuten, die aus Altersgründen oder verletzungsbedingt nicht in der Lage sind, ein Fohlen auszutragen. Außerdem ergibt sich daraus die Möglichkeit, aus einer Stute mit überdurchschnittlichem Zuchtwert mehrere Fohlen zu ziehen als auf konventionellem Weg. Ein Beispiel hierfür ist die Oldenburger Landeschampionesse Weihegold OLD. Die 9-jährige Don Schufro/Sandro Hit-Tochter war schon als 9-jährige via Embryotransfer zehnfache Mutter und konnte dabei weiterhin im großen Dressursport eingesetzt werden. Bei der Empfängerstute muss es sich nur um eine gesunde Stute handeln, die regelmäßig normal rosst. Der Embryotransfer erfolgt in mehreren Schritten: 1. Zyklussynchronisation von Spender- und Empfängerstute bei Direktübertragung (stattdessen kann auch eine künstliche Befruchtung im Reagenzglas vorausgehen). 2. Bedeckung der Spenderstute, Embryogewinnung durch Gebärmutterspülung. 3. Aufsuchen, Beurteilen, Waschen und Abfüllen des Embryos. 4. Übertragen des Embryos in eine Empfängerstute. Findet kein Direkttransfer statt, so kann der Embryo vorübergehend auch in Stickstoff eingefroren werden. Viele speziell dafür ausgestattete Tierkliniken in Deutschland bieten mittlerweile Embryotransfer an. Die Kosten liegen bei 2.500 Euro bis 3.500 Euro, inklusive Trägerstutenmiete. Extra kommen die Decktaxe und das Futtergeld für die Trägerstute ab dem vertraglich abgestimmten Zeitpunkt dazu. Die Embryogewinnung gelingt jedoch nur in 50 Prozent der Fälle. Nach erfolgtem Transfer liegt die Trächtigkeitsrate aber immerhin zwischen 70 und 80 Prozent. Insgesamt ist diese Methode in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet. Laut FN-Jahresbericht wurden 2013 nur 394 Fohlen über Embryotransfer gezeugt. Dem gegenüber stehen rund 25.000 Bedeckungen über Frischsperma, 2.300 über Natursprung und 1.100 über Tiefgefriersperma. Eine Untersuchung der Veterinärmedizinischen Universität in Wien hat ergeben, dass 73 Prozent der Züchter in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Methode ablehnen – aufgrund des hohen Aufwands und weil die Kosten nicht hundertprozentig kalkulierbar sind.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Regina Käsmayr, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • DSP-Online-Fohlenauktion

    DSP-Online-Fohlenauktion

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Finale Bieterduelle heute, 18. Mai 2020 ab 19.30 Uhr! [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Finale Bieterduelle

    Heute, 18. Mai 2020, endet ab 19.30 Uhr die 2. DSP-Online-Fohlenauktion mit dem Bid up. Ab 19.30 Uhr gehen die Fohlen in der Reihenfolge der Lotnummern in die entscheidende Endphase der Auktion, dem Bid up. Dieser auch mit einem  Countdown vergleichbare Ablauf macht es möglich, weitere fünf Minuten lang auf das begehrte Fohlen zu bieten. Nach einem Gebotseingang verlängert sich das Bid up für das Fohlen um weitere fünf Minuten um dem Vorbieter oder weiteren Interessenten die Möglichkeit zu geben auf das neue Gebot zu reagieren.

    Spannende Bieterduelle mit Kunden aus aller Welt werden erwartet wenn die Söhne und Töchter der international gefragten Starvererber und Sportler wie Tangelo van de Zuuthoeve, Don VHPZ, Casall, oder den Viereck-Stars Fidertanz, Floriscount und vielen weiteren Shooting Stars der globalen Pferdezucht in das Bid up gehen.

    Interessierte Kunden können sich noch über den ganzen Tag registrieren auf dsp.horse24.com/ und spontan ihre Gebote abgeben und beim Bid up den Final sale miterleben. Eins, zwei, drei – sei dabei!

    Bei Fragen steht Vermarktungsleiter Fritz Fleischmann zur Verfügung, Telefon 0151/53115783.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Zuchttechnik – Welt der Wunder (Teil 2)

    Zuchttechnik – Welt der Wunder (Teil 2)

    Klonen

    Der „echte“ ET. © dpa

    Durch das Klonen werden zwei genetisch identische Individuen erschaffen. In den USA erlebte die Technik Anfang der 2000er Jahre einen wahren Boom. Zwischen dem 12. Februar und dem 13. März 2006 kamen in Texas fünf Klone des Quarter-Horse-Hengstes Smart Little Lena auf die Welt. Auch das JahrhundertSpringpferd E.T. von Hugo Simon wurde für 250.000 Dollar in den USA geklont. Mittlerweile gibt „E.T. Cryozootech Stallion“ das Erbgut des verstorbenen Original-E.T. weiter, der als Wallach selbst nicht decken konnte. In der Praxis funktioniert die Prozedur so: Zu Lebzeiten oder kurz nach seinem Tod wird dem zu klonenden Pferd etwas Hautgewebe entnommen. Die darin enthaltenen Zellen werden im Labor als Kultur angelegt und eingefroren. Dann kann es Hunderte von Versuchen geben, bis ein Klon entsteht: Aus der Eizelle einer Schlachtstute wird der Zellkern entfernt und stattdessen ein Kern aus der Körperzelle des „Spenders“ eingesetzt. Im besten Fall entwickelt sich daraus ein Embryo, der einer Leihmutter eingepflanzt wird. Bei einem Klonfohlen brauchte die Firma Cryozootech rund 2000 Eizellen für 22 Embryonen. Nur einer davon wurde als Fohlen ausgetragen. Klone haben immer dasselbe Geschlecht wie ihre Spender. Sie sind eine hundertprozentige genetische Kopie. Ähnlich wie bei eineiigen Zwillingen sehen jedoch auch die Klone nicht immer ganz gleich aus. Die embryonale Entwicklung der Zellen läuft­ manchmal etwas anders ab – sie ist nicht nur vom genetischen Material, sondern auch von den Bedingungen abhängig, die im Uterus herrschen. So unterschied sich beispielsweise die Blesse des „echten“ E.T. von der seines Klons. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Das Gleiche passierte bei der Fuchsstute Sapphire, die als Springpferd für die USA im Jahr 2004 olympisches Mannschaft­sgold holte, und ihren beiden Klonen. Aus ethischen Gründen ist das Klonen von Wirbeltieren sehr umstritten. Klaus Miesner, Geschäft­sführer im Bereich Zucht der FN, sagte in einem Interview mit der Zeit: „Klonen wird von uns als ethisch problematisch und züchterisch nicht sinnvoll und notwendig angesehen und deshalb abgelehnt.“ Zuchtfortschritt werde durch neue Genkombinationen und nicht durch die Vervielfältigung vorhandener Kombinationen erreicht. Bereits nach dem frühen Tod des ersten Klonschafs „Dolly“ im Alter von sechs Jahren wurde gemunkelt, das Erbgut von Klonen ähnle dem alter Tiere. Die Wissenscha­ft streitet das ab und verweist auf weitere völlig gesunde Dolly-Klone. Vermutet wird jedoch, dass Klonfohlen häufiger als Normalgeborene am sogenannten Large Offspring Syndrome leiden. Sie kommen abnormal groß zur Welt und sterben oft­ innerhalb weniger Tage.

    Anti-Baby-Spritze PZP

    Haben bereits Erfahrung mit
    der Anti-Baby-Spritze:
    US-amerikanische Mustangs. © St.MarieLtd/istockphoto.com

    Um die ansteigenden Populationen von Mustangs in Nordamerika in den Griff zu bekommen, entwickelten Biologen, Veterinäre und Wildlife-Manager eine „Anti-Baby-Spritze für das Pferd“: das Medikament PZP. Die Abkürzung steht für Porcine Zona Pellucida – ein langwirkendes Kontrazeptivum, das aus der Hülle von Schweine-Eizellen gewonnen wird. Nach der Injektion bildet die Stute darauf Antikörper, die sich an die Hülle ihrer eigenen Eizellen anlagern und dort ein Andocken der Spermien verhindern. Anders als die Hormondepots, die vielen Zootieren zur Geburtenkontrolle eingepflanzt werden, ist PZP weitgehend frei von Nebenwirkungen. Das bestätigen auch Langzeitstudien, die seit Mitte der 1990er Jahre bei verschiedenen Wildpferden laufen. Die kurzfristige Unfruchtbarkeit der Stuten ist reversibel, wenn nach fünf Jahren mit der Gabe des Medikaments aufgehört wird. Allerdings verschob sich bei einigen Herden nach Absetzen des Medikaments die Decksaison um zwei bis drei Monate nach hinten. Die Empfängnisverhütung über mehrere Jahre hatte das Paarungsverhalten der Stuten durcheinandergebracht. In Deutschland ist PZP weitgehend unbekannt und wird nur in einigen Przewalski-Reservaten eingesetzt.

    Genomische Selektion

    Was in der Rinderzucht schon seit Jahren gang und gäbe ist, schwappt langsam auch in den Pferdebereich: Mithilfe der Genomischen Selektion kann ein Züchter den genetischen Wert eines Tieres direkt bestimmen. Die genetischen Informationen sind über die DNA auf Tausende von Genen verteilt. Genetische Marker sind kleine, wiedererkennbare DNA-Teilchen, die nahe bei den Genen liegen. Marker liefern Informationen über diese Gene und das genetische Potenzial eines Tieres. Die in den letzten Jahren rasante biotechnologische Entwicklung der DNA-Analytik ermöglicht es, aus einer Blut- oder Spermaprobe Zuchtwerte wie Größe, Bewegungspotenzial, Springvermögen, Fruchtbarkeit oder rassetypisches Aussehen abzulesen. Neben den klassischen Pedigree- und leistungsbasierten Zuchtwerten stellt der auf geschätzten Markereffekten basierende genomische Zuchtwert damit eine völlig neue Informationsquelle dar. Durch die genomische Selektion kann man den Zuchtwert eines Pferdes theoretisch schon im Fohlenalter bestimmen und muss weder auf Leistungsnachweise noch auf Nachwuchs warten. In der Freibergerzucht gibt es bereits erste Erfahrungswerte, sodass systematische Phänotypen und DNA-Proben gesammelt werden und in einer entsprechenden Datenbank des Zuchtverbandes einfließen. Ansonsten steckt die Technologie aber noch in den Kinderschuhen. Laut Dr. Uwe Bergfeld vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft­ und Geologie sollte ihr Potenzial zukünft­ig unbedingt genutzt werden. Dafür würden jedoch noch weitere Studien benötigt. Nationale und internationale Kooperationen der Verbände sowie eine Standardisierung der Leistungsprüfung seien eine weitere Voraussetzung für ihr Gelingen. Züchter sollten sich daher gut informieren und ihr Wissen auf dem aktuellen Stand halten.

    Hengstwahl per Computerprogramm

    Cremello erwünscht oder nicht?
    Ein Gentest macht das farbige
    Traumfohlen möglich.
    © Olga Itina/Fotolia.com

    Noch eine Innovation aus der Rinderzucht, die über kurz oder lang die Pferdewelt erobern wird: Das Selektionsprogramm Gencont findet die „optimum genetic contribution“ heraus, also den für ein bestimmtes Zuchtpferd optimalen Partner bei begrenztem Inzuchtzuwachs. Man gibt einfach den Selektionskandidaten mit geschätztem Zuchtwert, Pedigree und einige Optimierungskriterien ein und Gencont schlägt gezielt bestimmte Tiere zur Anpaarung vor. Die Hannoveraner Springpferdezüchter experimentieren bereits damit.

     

     

     

    Farbtest

    Welche Farbe hat das Fohlen aus der Verpaarung eines Fuchses mit einem Rappen? Weil die Antwort je nach Genotyp sehr unterschiedlich ausfallen kann, gibt es diverse Farbtests, die auch in Deutschland von vielen Laboren angeboten werden. Getestet wird zum Beispiel Folgendes:

    • Rotfaktor: Trägt ein nicht fuchsfarbenes Pferd trotzdem das rezessive Rot-Gen und kann somit fuchsfarbene Nachkommen zeugen? Interessant für alle Züchter, die keine Füchse in der Zucht wünschen.
    • Agouti/Wildfarben: Der Test findet heraus, ob das Pferd genetisch Rappe oder Brauner ist. Wichtig zu wissen ist dies eventuell bei Füchsen oder Weißgeborenen für die Zucht.
    • Tobiano: Liegt die Scheckung reinerbig oder mischerbig vor? Man findet so heraus, ob der Schecke seine Zeichnung zu 50 Prozent oder zu 100 Prozent vererbt.
    • Cream: Das Creme-Gen hellt rotes Fell auf, während schwarzes Fell weitgehend unbeeinflusst bleibt. Interessant ist dieser Test daher vor allem bei Rappen, um festzustellen, ob sie das Creme-Gen haben und so Palominos und Falben zeugen können.
    • Silver Dapple/Windfarben: Das Windfarb-Gen beeinflusst entgegengesetzt zum Cream nur das dunkle Fell, Füchse bleiben äußerlich unbeeinflusst. Daher kann es interessant sein, einen Fuchs zu testen, ob er nicht ein Fuchs-Windfarbener ist.
    • Sabino I: Dominante Variante des Sabinos. Nicht alle als Sabino bezeichneten Pferde haben dieses Sabino-Gen, sodass ein Test nur diesen einen dominanten Typ nachweisen kann.
    • Dun (nur in den USA möglich): Zur genauen Bestimmung sollten Fotos sowie Haare der Eltern mitgeschickt werden.

    Übrigens …
    … Hengste samen nicht in die Scheide der Stute ab, sondern sind sogenannte Zervixbesamer.
    Das bedeutet, die Eichel erzeugt durch Aufschwellen einen Unterdruck und saugt sich am Gebärmutterhals an. So gelangt das Ejakulat direkt in den Uterus und spart sich den langen Weg durch die Scheide.
    Das ist der Grund, weshalb künstliche Besamungen vom Tierarzt immer mit einer Pipette direkt in die
    Gebärmutter erfolgen. Noch effzienter ist die Besamung in den Eileiter, bei der nur geringe Spermienzahlen notwendig sind. Sie wird in manchen Fällen bei reduzierter Samenqualität, bei gefrorenem oder
    gesextem Sperma angewandt.
    Das Tierreich schafft diesen Volltreffer übrigens auch ohne Reproduktionsmedizin: Erpel stoßen bei
    der Paarung direkt in den Eileiter der Ente vor.

    [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Regina Käsmayr, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Hengste des Landgestüts Moritzburg

    Hengste des Landgestüts Moritzburg

    [vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]

    Landgestüt Moritzburg

    Nur wenige Kilometer vom Stadtzentrum Dresden entfernt befindet sich das Landgestüt Moritzburg. Ansässig in den ehemaligen kurfürstlichen Jagdställen, ist es Teil der Sächsischen Gestütsverwaltung, zu der auch die Landesfachschule für Reiten und Fahren gehört. Seit 2004 ist die Einrichtung Wirtschaftsbetrieb.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][vc_column_text]Kontakt:

    Sächsische Gestütsverwaltung

    Schloßallee 1
    01468 Moritzburg
    Tel. 035207/ 890 -101
    Fax: 035207/ 890 -102
    poststelle.sgv@smul.sachsen.de
    www.saechsische-gestuetsverwaltung.de[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Banderas_Internet.mp4″][vc_single_image image=“207761″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Banderas

    BANDERAS ist ein Prämienhengst von imposanter Erscheinung. Er erhielt in seinem 30 TT Noten von 8,0 und besser für seine GGA und qualifizierte sich fünfjährig für das Bundeschampionat.

    Mit Vater Le Rouge und Muttervater Friedensfürst folgen zwei Grand Prix Hengste in direkter Kombination.

    Mutter Bandera war Bundeschampionatsfinalistin und Trakehner Jahressiegerstute. BANDERAS kann zwei gekörte Söhne sowie vier Stpr.-Stuten vorweisen. Mit Kaneiras (2018) und Ganderas (2019) errangen bereits zwei BANDERAS Nachkommen die Silbermedaille im Trakehner Championat. Zur Fohlenauktion in Hannover stellte er mit 18.000 € das zweitteuerste Fohlen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Ben_Benicio_Hengstpräsentation2020.MP4″][vc_single_image image=“207771″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Ben Benicio

    BEN BENICIO war Prämienhengst der Westfälischen Körung 2015. Er absolvierte seinen 14-Tage-Test in Adelheidsdorf mit der hervorragenden Endnote von 8,43. Unter dem Sattel von Stefanie Fiedler siegte er 2016 im Westf. Championat, war 2018 qualifiziert für das Bundeschampionat und ist inzwischen siegreich in offenen Prüfungen der Kl. M.

    Sein Vater Benicio war Bundeschampion sowie Rekord – HLP Sieger (dressurbetonte Endnote 9,88!) und ist unter Jessica-Lynn Andersson inzwischen mehrfach siegreich auf Grand Prix-Niveau. BEN BENICO kann bereits zwei gekörte Söhne vorweisen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Bon_Voyage_Gross.mp4″][vc_single_image image=“207773″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Bon Voyage

    BON VOYAGE präsentiert sich als Edelpferd im allerbesten Sinne. Zum Hannoveraner Hengstmarkt wurde dieser komplette Dressurhengst zurecht mit der Prämie ausgezeichnet. Sein Vater Bon Coeur war 3- und 4jährig jeweils Vize-Bundeschampion und setzt seine Karriere inzwischen in Schweden fort, wo auch schon dessen Vater Benetton Dream bis zum Grand Prix gefördert wurde.

    Muttervater Rohdiamant ist ein weiterer Grand-Prix-Hengst im Pedigree. Der Leistungsvererber Argentinus und der wertvolle Blüter Hill Hawk xx runden das Pedigree ab.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Capitano_Gross.mp4″][vc_single_image image=“207775″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Capitano

    Der eindrucksvolle Schwere Warmbluthengst CAPITANO beendete seine Hengstleistungsprüfung als Bester mit der Endnote 8,22. Bei den Moritzburger Bundeschampionaten belegte er mit höchst konstanten Leistungen Jahr für Jahr Spitzenplätze: 2016 Platz vier, 2017 Silbermedialle, 2018 Bronzemedaille. Neben seiner ausgezeichneten Eigenleistung überzeugt vor allem auch CAPITANOS durchschlagende Vererbung: zu den Moritzburger Fohlenchampionaten stellte er bereits drei Siegerfohlen sowie zahlreiche hochplatzierte Finalisten.

    Zu den Moritzburger Hengsttagen stellte er mit Claudius 2018 den Siegerhengst, mit dessen Vollbruder 2019 den Reservesieger.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Cornets_Edition.MP4″][vc_single_image image=“207777″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Cornet’s Edition

    Mit überragendem Vermögen und Übersicht am Sprung spielte CORNET’S EDITION auf seiner Körung 2018 in Verden mit den Abmessungen und katapultierte sich mit seinem sensationellen Freispringen in die Herzen der Züchter. Im Jahr darauf überzeugte er im 14-Tage-Test auf ganzer Linie und ging mit einer springbetonten Endnote von 9,48 als klarer Sieger der Leistungsprüfung hervor. 2020 konnte er seine Qualität als Sieger der Sportprüfung in Verden eindrucksvoll bestätigen! CORNET’S EDITION ist strikt auf Leistung gezogen.

    Sein Vater, Spitzenvererber Cornet Obolensky, dominiert das Geschehen in Zucht und Springsport wie kein anderer Hengst.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Cornets_Pleasure.MP4″][vc_single_image image=“208267″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Cornet’s Pleasure VDL

    Arend Kamphorst hat ein simples, aber höchst erfolgreiches Zuchtrezept: keine Modehengste anpaaren, nur Leistung zählt! Nach diesem Motto hat er CORNET´s PLEASURE VDL gezogen und mit Cornet Obolensky und For Pleasure zwei Hengste kombiniert, die selbst unter den weltbesten Springpferdevererben aufgrund ihrer Eigen- und vor allem Nachkommenleistung eine Sonderstellung einnehmen. Dazu der wertvolle Julio Mariner xx, abgerundet durch Weltcup-Sieger Libero H und Linienbegründer Calypso II.

    Der hannoversche Mutterstamm von CORNET´s PLEASURE VDL gehört zu den Besten der Deutschen Sportpferdezucht. Aus seiner Mutter resultieren mit Diarados Roeschen und Sandros Roeschen bereits zwei international 1.50m erfolgreiche Springpferde.

    Derart komprimierte Spitzengenetik findet man äußerst selten, CORNET´s PLEASURE VDL bietet sie exklusiv![/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Dipylon_geschnitten.MP4″][vc_single_image image=“207785″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Dipylon

    DIPYLON – einzigartige Genetik kombiniert mit außerordentlicher Eigenleistung! Siegeswillen, Härte und Sportlichkeit haben diesen Hengst mit Michael Kölz auf den renommiertesten Turnierplätzen Europas zu zahlreichen großartigen Erfolgen geführt, so dass er eine LGS von nahezu 250.000 € vorweisen kann.

    Allein in der Kl. S kann er 29 Siege, u.a. in den Großen Preisen von Redefin, Nördlingen, Darmstadt, Aschersleben und Sommerstorf sowie 142 Platzierungen vorweisen, herausragend dabei sicherlich die drei sensationellen Erfolge beim CHIO Aachen 2018.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Don_Plaisier.MP4″][vc_single_image image=“207787″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Don Plaisir

    DON PLAISIER, Sohn des dressurerfolgreichen und züchterisch sehr interessanten Don Nobless galt zur westfälischen Hauptkörung 2019 als Geheimtipp.

    Vater Don Nobless war Bundeschampionatsfinalist sowie Finalist des Nürnberger Burgpokals und des Louidor–Preises (3. Platz). Im Jahre 2017 gewann er bereits internationale Grand Prix-Prüfungen und stand in Rotterdam beim CHIO in seinem ersten Nationenpreiseinsatz. Als Muttervater steht mit Fürst Heinrich ein weiterer Topvererber im Pedigree. Er war war Siegerhengst bei der Oldenburger Hauptprämienvergabe 2002 und gefeierter Weltmeister der fünfj. Dressurpferde 2003 in Verden.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/ElSalvador_Gross.mp4″][vc_single_image image=“207789″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    El Salvador

    Als „Ausnahmeerscheinung“ beschrieb Körkommissar Jörg Schrödter EL SALVADOR, den faszinierenden Sohn des Escolar, der während der Hengsttage des Deutschen Sportpferdes 2018 als Prämienhengst ausgezeichnet wurde. Während der Körung begeisterte der großzügig linierte Junghengst mit beeindruckender Präsenz und überzeugender Bewegungsstärke das Publikum.

    Vater Escolar – Doppelbundeschampion und Burg-Pokal-Zweiter unter dem Sattel von Reitmeister Hubertus Schmidt gehört zu den besten jüngeren Grand-Prix-Pferden der Welt.

    El SALVADOR´s Mutterlinie ist über Sandro Hit und Upan la Jarthe AA blutgeprägt.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Fabion_Blue_Hors.MP4″][vc_single_image image=“207791″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Fabion Blue Hors

    Fabion präsentiert sich als Modellathlet vom Scheitel bis zur Sohle, mit großen Linien und einem äußerst korrekten, funktionalen Körper. In seinem Pedigree kombiniert er die beiden großen Vererber Fürstenball und Fidertanz, basierend auf dem enorm leistungsstarken Holsteiner Stutenstamm 5421.

    Vater Farell war überlegener Sieger der Hengstleistungsprüfung und gehört zu den Aushängeschildern des Gestütes Blue Hors in Dänemark. Aus Fabions 2. und 3. Mutter resultieren insgesamt fünf gekörte Hengste, die allesamt bis zur Kl. S bzw. Grand Prix Dressur erfolgreich waren. Weiterhin stammen aus Fabions direkter Mutterlinie die unvergessene Bundessiegerstute Pik Bubes Girl sowie die Beschäler Ramiro´s Son, Don Crusador, Don Bosco und Quantensprung. Von Fabion erwarten wir in der Anpaarung an dressurbetonte Stuten rahmige Pferde mit bedeutenden Reitpferdepoints und großzügigen Grundgangarten.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Freiherr_von_Stein.mp4″][vc_single_image image=“207793″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Freiherr von Stein

    Ein Charmeur vom Scheitel bis zur Sohle, der bei jedem seiner Auftritte durch federleichte Bewegungen zu begeistern weiß ist der Millennium-Sohn FREIHERR VON STEIN: 2017 Trakehner Reitpferdechampion und Bronzemedaille auf dem Bundeschampionaten, 2018 qualifiziert zum Bundeschampionat des 5-jährigen Dressurpferdes. 2019 debütierte er unter Susann Göbel in der Kl. M, wo er bei acht Starts fünf Mal siegreich war, wiederum qualifiziert zu den Bundeschampionaten sowie Trakehner Champion in Hannover.

    Neben mehreren Championatsfohlen stellte FREIHERR VON STEIN 2019 gleich zweimal das Spitzenfohlen der Trakehner Auktionen in Hannover und Neumünster.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Fuerst_Wettin_Gross.mp4″][vc_single_image image=“207795″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Fürst Wettin

    Prämienhengst FÜRST WETTIN – seine positive Vererbung sowie die stets beeindruckenden Auftritte unter dem Dressursattel sprechen eine eindeutige Sprache.

    Vater Fürst Heinrich war Weltmeister der 5j. Dressurpferde und gehört zu den erfolgreichsten Hengsten der weltweiten Dressurpferdezucht. FÜRST WETTIN selbst war im Turniersport mit Kay Pawlowska siegreich in Prix St. Georg und Vize-Landesmeister in Burgstädt. Seinen noblen Typ und die auffällige Bewegungsdynamik gibt er durchschlagend an seine Nachkommen weiter. Im Sport ragt derzeit DSP Fierro heraus.

    Er sammelte erste S-Erfolge und sicherte seiner Reiterin Linda Erbe die Silbermedaille der Deutschen Junioren Meisterschaften in München.

    [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Grimaldi_Internet.mp4″][vc_single_image image=“207797″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Hesselteichs Grimaldi

    HESSELTEICHS GRIMALDI war unangefochtener Siegerhengst der westfälischen Ponykörung 2011. Er ist ein Hengst besonderer Güte – typstark, mit überragenden Bewegungen und exzellenter Leistungsbereitschaft. 2013 war er überragender Sieger der Leistungsprüfung in Prussendorf, mit Höchstnoten bis hin zu 9 und 10 in Dressur, Springen und Gelände. Er stellt Jahr für Jahr Siegerfohlen auf Schauen und Championaten. Inzwischen sind sechs Söhne gekört.

    Mit Delia und Adina konnte er bereits zweimal den Moritzburger Fahrponychampion stellen. Sein gekörter Sohn Gismo wurde an gleicher Stelle Vize-Champion.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Hickstead-Junior.mp4″][vc_single_image image=“207801″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Hickstead Junior

    HICKSTEAD JUNIOR war der gefeierte Sieger in einem hochkarätigen Lot von Springhengsten anlässlich der Körung in Neustadt/Dosse 2018. Er bestätigte diese Einschätzung auch im 14TT mit einer Springnote von 8,55.

    Sein Vater Hickstead White, selbst bereits in der int. Youngstertour erfolgreich, präsentierte seinen ersten Körjahrgang und bestätigte den Eindruck, den schon seine hervorragenden Fohlen hinterließen. Sein Vater Hickstead war Einzel-Olympiasieger, Mutter Queentina ist aktuell siegreich bis S***.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Kanzone_2020_V3.mp4″][vc_single_image image=“207805″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Kanzone

    Zur westfälischen Hauptkörung 2019 begeisterte im Springlot von Anfang an der Kannan–Sohn KANZONE, der als gefeierter Springsieger ausgezeichnet werden konnte. Der Hengst überzeugte mit seiner Ausstrahlung, seinem blutgeprägten Typ, dem korrekten Exterieur sowie seiner Leichtfüßigkeit und Balance in den Bewegungen.

    Im Freispringen wurde deutlich, dass KANZONE mit überragendem Vermögen, einer perfekten Beintechnik und mit bester Bascule ausgestattet ist. Der Vater Kannan ist die aktuelle Nr. 5 der Weltrangliste der Springvererber und war selbst international mit Francois Mathy jun. und Michel Hécart im Springsport erfolgreich.

    Im Pedigree steht als Muttervater mit Chin Chin ein Springvererber internationalen Formates, der selbst zweimal Olympiateilnehmer war und als Höhepunkt seiner sportlichen Karriere in Seoul im Einzelklassement den 6. Platz erreichte.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Lahnstein.mp4″][vc_single_image image=“207807″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Lahnstein

    Mit LAHNSTEIN präsentiert sich ein hochmoderner Springspezialist mit korrektem Fundament sowie weit überdurchschnittlichen, elastischen Grundgangarten. Dazu kommt der einwandfreie Charakter mit bester Einstellung zum Sport. LAHNSTEIN kann zahlreiche Erfolge in Springen bis zur Kl. S vorweisen. Seine Vererbung ist überragend! Aus seinen ersten Jahrgängen kommen mehrere Staatsprämienstuten sowie fünf gekörte Söhne.

    Darunter Landbeschäler Landskron, der sich 2018 mit der Traumnote von 8,7 erneut zum Bundeschampionat qualifizierte. Weiterhin Lausitzer, der den Teilindex Springen der HLP in Marbach mit 9,23 (!) für sich entscheiden konnte.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/LANDSKRON.mp4″][vc_single_image image=“207823″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Landskron

    LANDSKRON zeigte zur Körung in Prussendorf vermögendes, reaktionsschnelles und perfekt balanciertes Freispringen. Vater Lahnstein ist einer der TOP-Vererber des Landgestütes und im Springsport bis zur Kl. S erfolgreich.

    LANDSKRON kommt aus der Stutenfamilie 18A2, die zu den besten Stämmen der Holsteiner Zucht gehört. Diese wertvolle Leistungsgenetik macht LANDSKRON zu einer höchst interessanten Offerte für die Springpferdezucht. Unter dem Sattel siegte er 2018 mehrfach in Springpferdeprüfungen bis zur Kl. M und qualifizierte sich mit der Traumnote von 8,7 zum Bundeschampionat. 2019 etablierte er sich in offenen Springprüfungen mit Erfolgen bis M**.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Last_Man_Standing.mp4″][vc_single_image image=“207845″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Last Man Standing

    Der beeindruckend typierte Holsteiner LAST MAN STANDING kann eine erfolgreiche Karriere vorweisen. Von ihm stammen die OS-Siegerhengste Le Champ Ask (Preisrekord 1,1 Millionen Euro) und Last Man’s Hope. Besonders wertvoll im Pedigree ist die doppelte „Rückvergütung“ auf die Jahrhundertvererber Capitol I und Landgraf I.

    Die Nachkommen des LAST MAN STANDING sind bis zur Kl. S erfolgreich. Immer wieder auffallend ist ihr ausgeglichenes, angenehmes Temperament, verbunden mit besten Rittigkeitswerten. Aus diesem Grund genießt der Hengst auch in den USA als Produzent von Pferden für Hunter Prüfungen einen ausgezeichneten Ruf.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Milbridge.MP4″][vc_single_image image=“207847″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Milbridge

    MILBRIDGE gehörte bereits während der Körung zu den auffälligsten und leistungsstärksten Hengsten des Körlots. Er ließ ausgezeichnetes Vermögen am Sprung erkennen und sicherte sich als einer der komplettesten Hengste den wohlverdienten Titel des 2. Reservesiegers. Der hochveranlagte Junghengst aus dem ersten Körjahrgang des vielbesprochenen Holsteiner Verbandshengstes Million Dollar v. Plot Blue-Vigo d’Arsouilles geht mit der Cambridge-Tochter Louise (Stamm 1866) auf eine Stute mit besonderer Qualität zurück.

    Nach Holsteiner System mit 17-Sternen ausgezeichnet, ist sie nicht nur selbst bis zur Klasse S erfolgreich im Sport gegangen, mit Landaro v. Lancer II hat Sie bereits einen gekörten und international S-erfolgreichen Nachkommen aufzuweisen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Mondrian_Internet.mp4″][vc_single_image image=“207851″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Mondrian

    MONDRIAN bestätigte die in ihn gesetzten Erwartungen in den letzten beiden Jahren im Turniersport. Unter dem Sattel von Linda Casper war er vielfach siegreich und platziert in Dressurpferdeprüfungen bis zur Kl. M.

    Sein Vater Herbstkönig war Reservesieger der Trakehner Hauptkörung 2010. Mit bisher sieben gekörten Söhnen eifert er seinem herausragenden Großvater Consul nach, der mit 9 gekörten Söhnen und 151 eingetragenen Töchtern zu den bedeutendsten Hengsten der Trakehner Zuchtszene gehört. Über die mütterliche Blutführung Münchhausen-Caprimond-Spielhahn xx ist eine gute Typvererbung genetisch abgesichert.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Prinz_Ludwig.MP4″][vc_single_image image=“207861″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Prinz Ludwig

    PRINZ LUDWIG ist ein erfolgreiches Produkt der Landespferdezucht. Sein Vater Palmares gilt als Doppelvererber der allerbesten Sorte und erfreut sich durch die Erzeugung vielseitig talentierter Nachkommen großer Beliebtheit in der Züchterschaft.

    Seine Mutter Kora ist gleichzeitig Mutter des Landbeschälers Lahnstein, der selbst bis zur Kl. S im Springen erfolgreich war und mit überragender Vererbung glänzt. Mit dieser famosen Genetik ausgestattet wundert es nicht, dass PRINZ LUDWIG mit seinen ersten beiden Jahrgängen überzeugen konnten. Seine Fohlen konnten sich vielfach für das Fohlenchampionat qualifizieren.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Quiz5.mp4″][vc_single_image image=“207865″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Quiz

    QUIZ verkörpert das moderne Springpferd in bester Art und Weise: Kraft, Schnelligkeit und Vorsicht sorgen immer wieder für beeindruckende Runden im Parcours. In seinem Pedigree finden sich mit den international erfolgreichen Quality und Lordanos sowie in dritter Generation Zeus ausschließlich Leistungshengste. QUIZ absolvierte den 30TT als Springsieger. 2013 qualifizierte er sich gleich zweimal für die Warendorfer Bundeschampionate. Auch 2019 war er wieder vielfach erfolgreich bis zur Kl. S**.

    Mehrere Nachkommen aus seinen ersten Jahrgängen des QUIZ lassen im Turniersport aufhorchen, darunter Isaria und Quinsy bereits in Springen der Kl. S.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Santo_Domingo_Gross.mp4″][vc_single_image image=“207915″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Santo Domingo

    Seine ersten Fohlenjahrgänge machten SANTO DOMINGO zum Shooting Star. Er lieferte zahlreiche Prämien- und Championatsfohlen, u.a. den Reservesieger und Viertplatzierten des Deutschen Fohlenchampionats in Lienen. Immer wieder sorgen seine Fohlen für Höchstpreise. In Vechta wurde 2019 sein Sohn San Diego gekört und für 93.000€ versteigert.

    2015 gab SANTO DOMINGO sein sportliches Debüt mit Siegen und hohen Platzierungen in Reitpferdeprüfungen. Dem Titel als Reitpferdechampion folgte 2016 der des Landeschampions der 5-jährigen Dressurpferde. 2017 schaffte er als 6-j. den Hattrick im Landeschampionat und gewann mehrfach Dressurpferdeprüfungen der Kl. M.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Si_Senor.MP4″][vc_single_image image=“207917″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Si Senor M

    SI SENOR M war der Liebling des Publikums der Münchener Hengsttage 2019 und wurde zu Recht als Prämienhengst herausgestellt. Sein Vater Sir Heinrich ist das derzeitige Aushängeschild des Landgestütes Warendorf. Selbst Bundeschampion und S-Dressur erfolgreich stammt er aus einem der besten Oldenburger Stutenstämme.

    Dementsprechend stark ist seine Vererbung.  Der Muttervater des SI SENOR M, De Niro, ist der unangefochten beste Dressurhengst der Welt. Kein anderer Hengst produzierte so viele herausragende Pferde für den Top Sport.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://videos.forum-zeitschriften.de/horse-gate.com/videos/Sir_Graditz.MP4″][vc_single_image image=“207919″][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Sir Graditz

    Mit SIR GRADITZ hält die Genetik des Triple Weltmeisters Sezuan Einzug in das Landgestüt. Der besonders schöne Typ ist dabei außergewöhnlich, wobei Grundgangarten und Rittigkeit der Abstammung entsprechend ebenfalls auf höchstem Niveau ausgeprägt sind.

    Sezuan selbst war beeindruckender Manier HLP Sieger mit der bis dato noch nie erreichten Bewertung von zehn Mal 10,0. Bundeschampion Sir Donnerhall I ist als Muttervater an dieser Stelle besonders wertvoll. SIR GRADITZ absolvierte seine HLP mit der hervorragenden Endnote von 8,12 und konnte sich im Turniersport bereits mit Erfolgen in Reitpferdeprüfungen in Szene setzen.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 1)

    Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 1)

    Familienpferd, Vererberlegende, Kinderfreund, S-erfolgreiches Sportpferd, Musicalstar – das alles in Personalunion scha­ffen wohl nur sehr wenige Hengste. Kostolany war so einer. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Pferdes.

    Honeur, Kostolany und Otto Langels vor der Kulisse der Hämelschenburg. © Beate Langels

    Der Trakehner Körjahrgang des Jahres 1987 war wahrlich ein besonderer. Es kommt wohl nur selten vor, dass eine Hengstklasse gleich mehrere später als Spitzenvererber zu bezeichnende Junghengste hervorbringt (hier waren es zum Beispiel Caprimond, Michelangelo und Tivano). Auf dem Endring der Holstenhallen hatte der Emmerthaler Züchter Otto Langels damals zwei Prämienhengste, den Schimmel Schampus (von Karon – Mahagoni) und seinen erklärten Liebling, den Rappen Kostolany (von Enrico Caruso – Falke). Kostolany stand schon als Nachfolger für seinen ein Jahr vorher in die USA verkau­ften Vater fest. So rechnete man sicher damit, dass man mit diesem nicht verkäuflichen Hengst auch keinen Sieger stellen würde. In der Tat war Otto Langels sich so sicher, dass er für den Endring seinen Schampus selbst an die Hand nahm und seiner Auszubildenden Silke Wittmer-Eigenbrodt kurzerhand Kostolany gab. Die Hektik, die dann auf einmal herrschte, als klar war, dass der Rappe das Rennen machen würde, kann man sich gut vorstellen. Das war der Augenblick, in dem Otto Langels mit seinem Kostolany zum ersten Mal als Sieger ins Rampenlicht zog. Es sollte beileibe nicht das letzte Mal sein.

     

     

     

     

    Klarer Hengstanwärter

    Was für ein Leben – stets gefördert, gut gehalten, gut gewirkt. Kostolany auf seinem Heimatgestüt mit Jungpferden. © Beate Langels

    Geboren wurde Kostolany im Dezember 1984 im Trakehner Gestüt Hämelschenburg in Emmerthal bei Hameln. Züchtertochter Beate Langels erinnert sich: „Dieses Rappfohlen war ein klarer Hengstanwärter – männlich, mit bedeutenden Partien und hoch elastischen, sehr taktsicheren und raumgreifenden Grundgangarten sowie mit einem sehr guten Fundament ausgestattet.“ Der Rappe ging als frisch gekörter Siegerhengst des Jahres 1987 zum 100-Tage-Test nach Medingen, wo er nach einer Verletzung hochgerechnet werden musste, aber deutlich positiv sowohl in der Dressur (109,54) als auch im Springen (114,74) bei einem Gesamtindex von 115,74 abschloss. Seine schon während der HLP dokumentierte Doppelveranlagung gab er dann auch später treu an seine Nachkommen weiter. Wer Kostolany mit Springstuten anpaarte, bekam beste Spring- und Vielseitigkeitspferde für den höheren Sport, wer sich dem Dressursektor verschrieb, konnte mit Kostolany fast gar nichts falsch machen. Seinen durchschlagenden Erfolg verdankte der Hengst nicht nur dem Einsatz seines größten Fans Otto Langels, sondern vor allem auch seiner ausgewogenen Vererbung sowohl von Sportattributen als auch Charakterwerten und – das sollte man nicht unterschlagen – Gesundheit und Fruchtbarkeit. Er stand da seinem Vater Enrico Caruso in nichts nach. Der Trakehner Zuchtleiter Lars Gehrmann wird mit den Worten zitiert, Enrico Caruso hätte „lesen und schreiben“ können. Diese Intelligenz, gepaart mit einer ausgesprochen menschenfreundlichen Art, war auch dem Sohn Kostolany zu eigen. Kostolany war eine Karriere vergönnt, die heute nur noch wenige Hengste erleben dürfen. Er stand Zeit seines Lebens auf ein und derselben Station und ging lediglich zu Ausbildungszwecken und Turniereinsätzen vom Hof. Das Gestüt Hämelschenburg hat in seiner langen Geschichte 56 gekörte Hengste produziert, etliche davon mit großem Erfolg – aber keiner versinnbildlicht die Philosophie und Lebensart der Menschen in Hämelschenburg so sehr wie Kostolany. Er wurde im Sport zunächst vom Hausherrn Otto Langels herausgebracht und bis in die Dressur der Klasse M erfolgreich vorgestellt. Dann wechselte er in den Beritt von Christian Pläge und später Christoph von Dähne – beide waren mit dem Rappen erfolgreich bis Klasse S. Kostolany kam dann wieder nach Hause, wurde von Marion Delliehausen, einer Tochter des Hauses Langels, noch bis Klasse M geritten und diente da schon als Lehrpferd. Zuletzt sah man ihn, über 20-jährig, mit der 4-jährigen Johanna in Führzügelklassen vorsichtig seine Runden ziehen. Kostolany verstand sofort, wer da auf seinem Rücken Platz genommen hatte und wie kostbar manche Fracht ist.

    Die Ahnen von Kostolany

    Kostolany demonstriert als
    5-jähriger Hengst unter Marion
    Langels seine Dressurveranlagung. © Beate Langels

    Der Vater Enrico Caruso aus der Zucht von Erich Gehlhaar war ein Vollblutenkel, der ideal das Kaliber des Trakehners mit den Edelblutahnen seines Großvaters Pasteur xx vereinte. Pasteur xx schaffte es, innerhalb der Trakehner Zucht nicht nur hervorragende Sportpferde zu liefern, sondern vor allem auch sehr gute Mutterstuten und gleich zwei großartige Söhne: Mahagoni und Michelangelo. Mahagoni sollte Pasteurs wichtigster Sohn werden. Dieser durchschlagende Dressurvererber, dessen Nachkommen die internationale Bühne bereicherten und bis zu Olympischem Edelmetall erfolgreich im Sport liefen, wurde nur elf Jahre alt, wusste diese aber gut zu nutzen. Mahagoni belieferte die Trakehner Zucht mit vielen sehr guten Pferden und zehn gekörten Söhnen. Was die Verbreitung seines Einflusses angeht, war sein Sohn Enrico Caruso wohl das Meisterstück. Neben Kostolany brachte dieser etliche gekörte Söhne, die seine vielseitige Vererbung dokumentieren. Heinrich der Löwe zum Beispiel schaffte mit Thies Luther den Sprung zum Bundeschampionat Springen und war M-erfolgreich, als er viel zu jung die züchterische Bühne verlassen musste. Incantare und Pavarotti, zwei Hengste in den USA, sind in der Vielseitigkeit bis Klasse M erfolgreich gestartet. Tanzeln (S-Dressur), Trocadero (Prix St. Georges) und Lord Luciano (Grand Prix international) waren und sind in der Dressur als Werbeträger gleich in verschiedenen Ländern unterwegs. Nicht minder erfolgreich waren viele von Enrico Carusos Töchtern. So stammen zum Beispiel die Grand-Prix-Pferde Kapriolan F (gekört, Trakehner), Lord Locksely (USA, gekört, Trakehner), Dark Diamant (Oldenburger von Davignon I) oder auch Sergeant Pepper TSF (Trakehner) aus Enrico-Caruso-Töchtern. Und besagte Doppelvererberqualitäten scheinen sich auch bis in weitere Generationen zu erhalten – Enrico Caruso im fallenden Mutterstamm produzierte so auch internationale Vielseitigkeitspferde bis CCI*** sowie Springpferde bis Klasse M. Interessant ist auch die Beobachtung, dass Mahagoni und auch Enrico Caruso besonders gut funktionierten, wenn sie auf eine enge Linienzucht ihrer arabischen Ahnen trafen – hier ist vor allem die Hengstlinie des Arabers Fetysz ox (Hauptbeschäler in Trakehnen von 1937 bis 1944) zu nennen. Der Fetysz-Enkel Maharadscha tritt in der Trakehner Zucht vor allem im Mannesstamm über Flaneur-Arogno auf, während Mahagoni selbst einer Flaneur-Tochter entstammte. Die Kombination dieser Linien brachte häufig sehr gute Sportpferde hervor, wenn auch auf der Negativseite eine nicht zu übersehende Verengungen der Blutlinien zu verzeichnen ist.

    Enrico Caruso – ein Charakterpferd

    Enrico Caruso ging 1985 in die USA. Dort wurde er zu einem Stempelhengst der noch jungen Trakehner Zucht und zwar nicht nur durch die Lieferung einiger guter Söhne, sondern vor allem weil seine Nachkommen mit ihrem angenehmen Temperament und hoher natürlicher Rittigkeit auf dem amerikanischen Amateurmarkt heiß begehrt waren. Im Sattel eines Enrico Caruso konnte so ziemlich jeder Platz nehmen und sich spontan wohlfühlen – eine Tatsache, die sich auch ohne Probleme auf den Sohn Kostolany übertragen lässt. Enrico Carusos Leben fand 2006 ein trauriges Ende, als er zusammen mit anderen Hengsten der Tylord Farm in Vermont bei einem Stallbrand erstickte. Unter Leistungsaspekten betrachtet stand auch die Mutter von Enrico Caruso den Verdiensten ihres Sohnes in nichts nach. Elchniederung war eine auf den ersten Blick eher unspektakuläre Stute. Sie kam aus der Familie der O76A1 Ethis (Gehlhaar-Ditterke), die in der privaten ostpreußischen Zucht mit der Fuchsstute Ethel bei Familie Schmidt im Kreis Goldap ihren Ursprung hatte. Ihr Vater Amagun gilt heute als einer der beständigsten Leistungsträger der Zucht. Neben Enrico Caruso lieferte Elchniederung den bis Klasse M Dressur erfolgreichen E Chat Noir. Mit ihrem letzten Fohlen, dem gekörten El Greco TSF, wurde dann ein sportlicher Tausendsassa geboren, der wie kein Zweiter den Wert dieser Linie unterstreicht: El Greco TSF (von Fontainbleau, also wieder Linienzucht auf Mahagoni). Mit seiner langjährigen Reiterin Alexa Bendfeldt war dieser Hengst in Dressur bis Klasse M, Springen bis Klasse S und Vielseitigkeit bis CIC*** platziert.

    Karben und Kapstadt

    Hauptbeschäler auf
    Hämelschenburg: Kostolany. © Beate Langels

    Kostolanys Mutter Kapstadt lieferte leider nur drei Fohlen, bevor sie hoch tragend einer Kolik zum Opfer fiel. Ihre Tochter Kadenz IV, eine Vollschwester zu Kostolany, war als Kinderreitpferd in Hämelschenburg knapp 30-jährig noch aktiv und brachte den gekörten Kastellano (von Upan la Jarthe AA), dem aufgrund seiner mangelnden Größe eine für Trakehner eher ungewöhnliche Laufbahn bevorstand: Er bereicherte die Reitponyzucht. Sein Sohn Keep Cool war Siegerhengst seiner Körung, gewann dann auch die Hengstleistungsprüfung und wurde schließlich dreimal Bundeschampion. Im Laufe seiner Karriere brachte er nicht weniger als sechs Reiterinnen durch die Anfänge des Ponysports bis hin zum Preis der Besten und den Europameisterschaft­en (Mannschaft­sgold und Einzelsilber mit Carde Meyer 2001). Kapstadts Vater Falke stellte auf ideale Weise den vom arabischen Edelblut geprägten Warmblüter dar. Er war bis Klasse S erfolgreich, bevor auch er Anfang der 1980er Jahre in die USA ging. Der fallende Mutterstamm des Kostolany ist dann quasi ein Stück Lehrbuchwissen über gute Zuchtentscheidungen. Die Großmutter Karben (von Ibikus) war dem Fachmagazin St. Georg vor einigen Jahren gar einen Artikel in der Serie „Deutschlands beste Stuten“ wert. Und warum auch nicht? Ihre Vererbungslaufbahn wurde durch einen tödlichen Unfall im 13. Lebensjahr unerwartet beendet, aber was hatte diese ungewöhnlich rahmige, wuchtige Stute bis dahin vollbracht: Ihr erster Sohn Karim ging als gekörter Hengst nach Brasilien, Tochter Kassandra wurde Mutter der Bundeschampionesse und später Grand-Prix-erfolgreichen Weltspitze (von Weltmeyer), Kapstadt lieferte Kostolany, Sohn Karon wurde zum einflussreichen Vererber in Oldenburg und in der Trakehner Zucht durch seinen Sohn Caprimond unsterblich. Sohn Kronos ging erfolgreich bis Grand Prix Dressur und die letzte Tochter Kassuben lieferte nicht nur den Grand-Prix-Hengst Kapriolan F, sondern begründete auch eine überaus erfolgreiche Familie im Gestüt Hämelschenburg.

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Maren Engelhardt, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 2)

    Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 2)

    Auch am Sprung ein Talent:
    Kostolany 4-jährig. © Beate Langels

    Familie der Kassette

    Das Rezept der Kreuzung des Vollbluturenkels Ibikus mit Töchtern des Stempelhengstes Impuls hat in der Trakehner Zucht zur Produktion einiger sehr einflussreicher Vererber beigetragen. Ibikus (von Hertilas aus der Isolda von Impuls) brachte eine gute Portion dieses vielseitigen Blutes mit. Impuls verdankt die Trakehner Zucht nämlich nicht nur eine Reihe hochkarätiger Zuchtstuten und Hengste, sondern auch einen ihrer besten Springvererber, den in Zangersheide gekörten Suchard. Andere bekannte Sportpferdelieferanten, deren mütterliche Wurzeln nach diesem Muster Ibikus x Impuls gezogen wurden, sind zum Beispiel der selbst bis Grand Prix erfolgreiche Van Deyk, der Australische Vielseitigkeitsmeister Kassiber, der S-Dressur-erfolgreiche Valerien, dessen Nachkommen Dressur und Springen bis Klasse S gingen, oder die Spitzenstuten Kleopatra II und Schwalbenburg. Schlussendlich mündet die mütterliche Familie von Kostolany bei der Gründerstute Kassette, einer hochedlen Tochter des Arabers Harun al Raschid aus der Kasematte von Flieder-Parsee xx, die 1937 in Trakehnen geboren wurde und den Treck in den Westen überlebte. Ihre Töchter Kassandra (von Sporn), Karia (von Ernest), Kaskade (von Totilas) und Kasavit (von Aquavit) konnten alle neue Familienzweige begründen und trugen zum Welterfolg dieser so stark vom Edelblut geprägten Dynastie bei. Die Genetik, die Kostolany als Vererber so wertvoll machte und in den vielen guten Eigenscha­ften des Hengstes selbst Ausdruck fand, ist also nicht nur einer Vermischung glücklicher Umstände zu verdanken, sondern basiert auf der gut überlegten Anpaarung von Pferden, die gezielte Linienzucht ermöglichten und deren Pedigree-Hintergrund durch englisches und arabisches Vollblut komplettiert wurde.

    Die Karriere des Kostolany

    Sportlich konnte sich Kostolany bis Klasse S beweisen, züchterisch hat er sich schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Die FN verzeichnet über 240 eingetragene Zuchtstuten, die überwiegende Mehrheit in der Trakehner Zucht. Dazu kommen derzeit 518 Sportpferde mit Erfolgen in Dressur und Springen bis Klasse S und Vielseitigkeit und Fahren bis Klasse M. Dem stehen elf gekörte Söhne gegenüber. Der erste Kostolany-Jahrgang in Neumünster lieferte gleich den imposanten Prämienhengst Tolstoi (aus der Tugend III von Burnus AA), der sich als hervorragender Gangvererber und mit auffallend vielen guten Springnachkommen etablieren konnte. Er stellte auch nach 25 Jahren Abstinenz den ersten Trakehner Landbeschäler in Warendorf, den Prämienhengst Saint Tropez, dessen westfälische Nachkommen Dressur und Springen bis Klasse S erfolgreich bestreiten.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Matiné und Cadeau

    Der Hengst war stets Teil der Familie,
    es gibt unzählige solcher Bilder im
    Kreis der Seinen.
    © Beate Langels

    1993 standen drei gekörte Kostolany-Söhne im Rampenlicht: Bertone (aus der Brightness xx von Carvin xx) ging im Sport erfolgreich bis Klasse S im Springen und M in der Vielseitigkeit. Silvermoon (aus der Suleiken von Mahagoni) war in Dressur bis Klasse S erfolgreich und lieferte aus seinem Zuchteinsatz in Dänemark die sogenannte Wunderstute der Weltmeisterscha­ften in Aachen 2006: Blue Hors Matiné. Silvermoon zeichnet auch verantwortlich für einen der beliebtesten aktuellen Trakehner Beschäler, den Hörsteiner Cadeau, dessen Nachkommen ebenfalls Klasse S im Dressursport erreicht haben. Und Sanssouci (aus der Schwalbenburg von Ibikus) wurde zu einem zwar eher wenig benutzten, dafür durchschlagend sportlich vererbenden Hengst mit Fokus im Springen – sein Sohn Altenbach TSF ging international über Höchstabmessungen. Nicht in Neumünster, sondern in Medingen gab es grünes Licht für die Zuchtkarriere des Vollbruders zu Sanssouci, den international Grand-Prix-erfolgreichen Showmaster. 1995 stand dann der Rappe Gribaldi (aus der Gondola II von Ibikus) als Siegerhengst an der Spitze eines guten Jahrgangs in Neumünster. Gribaldi ist laut der WBFSH (World Breeding Federation for Sport Horses) im Jahre 2015 der erfolgreichste Dressurvererber der Welt. Zum ersten Mal steht nun also ein Trakehner an der Spitze dieses Rankings, was sicherlich auch bei Betrachtung der Populationsgröße dieses Zuchtgebiets als beeindruckend zu bewerten ist, auch wenn viele der Grand-Prix-erfolgreichen Nachkommen des Gribaldi keine reinen Trakehner sind – es unterstreicht nur die Popularität und den durchschlagenden Erfolg dieser Linie als Veredler in anderen Zuchtgebieten. In den Niederlanden gab es ein positives Körurteil für den Kostolany-Sohn Polansky (aus der Lonnevanck von Donnerhall), der nicht nur selbst erfolgreich die Kleine Tour in der Dressur bestritt, sondern auch als Vererber einen guten Ruf besitzt. In Rheinland-Pfalz/Saar gekört, aber nicht in der Zucht eingesetzt war P’s Panta Leone (aus der Pamina von Matador), der ebenfalls international bis Grand Prix Dressur unterwegs war. In Neumünster betrat 2006 der auffallend doppelt veranlagte Elfado (a. d. Eris IV von Roncalli xx) die Bühne und hat sich in Dressur bis Klasse M etabliert. Der vorerst letzte Sohn des Kostolany in Neumünster war 2009 der Prämienhengst Saint Cyr, ganz nach Hämelschenburger Muster aus der Schwalbenspiel von Exclusiv-Enrico Caruso gezogen. Er steht noch am relativen Anfang seiner Hengstlaufbahn, hatte aber gleich aus dem zweiten Jahrgang zwei Söhne im Körlot, darunter den Reservesieger 2014, High Motion.

    Der Stutenlieferant

    Der 27-jährige Kostolany,
    spazieren geführt von Hund Jojo. © Beate Langels

    Kostolany ist einer der Top-Stutenlieferanten der Trakehner Zucht. Die Liste der erfolgreichen Töchter ist lang, besonders herausgestellt seien hier die Mütter, die sich durch eigene oder Erfolge der Nachkommen profilieren konnten. Dazu zählt die in Springen bis Klasse M siegreiche Amazing TSF, deren Sohn Abendtanz gleich doppelt auf Kostolany ingezogen ist und neben der Qualifikation zum Bundeschampionat des Springpferdes auch sonst altersentsprechend hoch erfolgreich in Sport und Zucht ist. Vater Hirtentanz, aus der Herzlani von Kostolany gezogen, geht erfolgreich bis Klasse S im Springsport und wurde nach knapp 40 Jahren Abstinenz als einer der wenigen Trakehner für die Holsteiner zur Zucht anerkannt. Doch damit nicht genug für Herzlani: Sie ist auch Mutter des internationalen Grand-Prix-Pferdes Heinrich der Welfe (von Hohenstein) und Großmutter des S-Dressur-platzierten Hibiskus (von Latimer), dessen Nachkommen selbst bereits S-erfolgreich sind. Die Spitzenstute Kandra lieferte mit Karisma (von Windfall) eine S-Dressur-erfolgreiche Tochter sowie den Doppelvererber Kasparow (von Sixtus), der selbst bis Prix St. Georges und CIC** unterwegs war und einer der erfolgreichsten Sportvererber der jüngeren Trakehner Geschichte wurde. Der in S-Springen erfolgreiche Chateauneuf (von Sir Shostakobich xx aus der Chamonix von Kostolany) unterstreicht die Springveranlagung der Kostolany-Nachkommen auch in weiteren Generationen. Und Odessa XI lieferte den S-erfolgreichen Vererber Ovaro (von Hohenstein).

    Aktuell: Millennium

    Aus dem legendären Schaubild
    „Phantom der Oper“ von und mit
    Otto Langels und seinem Kostolany. © Beate Langels

    Kostolany hat seinen züchterischen Stellenwert vor allem in der Körsaison 2014/2015 nachhaltig untermauert. Über seinen Sohn Gribaldi, den Enkel Easy Game und den Urenkel Millennium kamen auf deutschen Körplätzen innerhalb einer Saison elf neue Hengste quer durch alle Zuchtgebiete hinzu – eine in jeder Hinsicht beeindruckende Bilanz, wenn natürlich auch völlig offen ist, ob diese Nachwuchsstars unter dem Sattel ebenso überzeugen können wie die Vorfahren. Als Sportvererber haben direkte Kostolany-Nachkommen vor allem die Dressurplätze erobert, insbesondere der Phalanx der international erfolgreichen Gribaldi-Nachkommen ist auch drei Jahre nach dem unerwarteten Tod von Gribaldi kaum das Wasser zu reichen. Nun erfreute sich Gribaldi zu seinen Hochzeiten in der holländischen Zucht bis zu 800 Bedeckungen pro Jahr, was in gewisser Weise den Erfolg relativiert. Dennoch war gerade Gribaldi, dieser Kostolany so ähnliche Sohn, ein Positivvererber im besten Sinne. Und nicht erst seit dem kometenhaft­en Aufstieg von Totilas wird wohl auch in Zukun­ft der Einfluss des Kostolany-Blutes auch weitab der Trakehner Zucht gesichert sein.

     

     

     

    Ein Namensvetter

    Kostolany mit seiner letzten
    Reiterin Johanna im Damensattel © Beate Langels

    Nach den Schwächen von Kostolany gefragt, gibt Beate Langels zu bedenken, dass er sich nicht immer sehr typvoll vererbt hat – angesichts der sportlichen Attribute seiner Nachkommen sicherlich ein zu verzeihender Fehler. Dennoch hatte auch Kostolany immer seine Kritiker, denen vor allem die massive, überhandnehmende Exposition seiner Blutlinie Sorgen bereitete. Dafür kann der Hengst natürlich nichts, es ist aber Fakt, dass in der ohnehin eher engmaschigen Genetik der Trakehner Zucht die Suche nach Kostolany-freien Anpaarungsalternativen eine gewisse Hartnäckigkeit in der Recherche voraussetzt, zumal dieses Schicksal nicht nur von Kostolany geteilt wird. Hier sind in erster Linie die Züchter gefragt, um der Entwicklung Einhalt zu gebieten – und auch das bezieht sich keineswegs auf Kostolany alleine. Man kann eben auch zu viel des Guten haben. Benannt wurde der Hengst übrigens nach dem Börsenguru und Finanzgelehrten André Kostolany. Dieser las nach der Körung davon, dass sein Namenskollege Siegerhengst geworden war und wenig später klingelte in Hämelschenburg das Telefon. Seniorchefin Jutta Langels erklärte Herrn Kostolany dann, dass es sich bei seinem Namensvetter nicht wie angenommen um ein Rennpferd, sondern um einen Trakehner handelte. André Kostolany wollte dann unbedingt ein Autogramm haben und das führte dazu, dass der Sohn des Hauses, Bernhard Langels, in Paris bei einem Treffen ein paar Hufeisen von Kostolany an Kostolany überreichte. In seinen Börsenbriefen und Büchern hat André Kostolany seinen Namenskollegen dann diverse Male erwähnt. Als Fotografin nimmt sich Beate Langels immer wieder Zeit, um die Hämelschenburger Pferde zu fotografieren. Auch im Oktober 2013 war sie wieder unterwegs, mit dabei der 29-jährige Kostolany. Keiner konnte ahnen, dass es Kostolanys letzter Auftritt sein sollte. Einen Tag später machte ihm eine jähe Schlundverstopfung ein beschwerdefreies Leben unmöglich und seine Familie entschied sich, den betagten Herren von seinem Leiden zu erlösen. Das muss einer der schwersten Tage für die Familie Langels und alle Angestellten gewesen sein. Trösten mag dann, dass hier ein außergewöhnliches Pferd ein außergewöhnlich langes, erfolgreiches, durchaus glückliches Leben geführt hat. In seinen vielen Nachkommen wird Kostolany weiterleben. Und Otto Langels kann sich gewiss sein, als Züchter und Förderer eines der erfolgreichsten Zuchtpferde der deutschen Nachkriegszeit auch auf absehbare Zeit in Zuchtkreisen Anerkennung zu bekommen. Dass seine Familie diesem Hengst zudem ein behütetes, wenig vom Kommerz dirigiertes Leben ermöglicht hat, ehrt sie. Kostolany würde das nur unterschreiben.

     

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Maren Engelhardt, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Hochträchtigkeit und Fohlengeburt (Teil 2)

    Hochträchtigkeit und Fohlengeburt (Teil 2)

    Die Hochträchtigkeit und die Fohlengeburt sind Höhepunkte im Zuchtstall. Auf welche Warnsignale Sie achten sollten und was Pferdegeburten auszeichnet, verrät Privatdozent Dr. Claus P. Bartmann im Interview. Er ist der leitende Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim und Fachtierarzt für Pferde und für Reproduktionsmedizin. 

    Die Stute pflegt das neugeborene Fohlen.
    Eine Stute pflegt ihr neugeborenes Fohlen. Im Idealfall ist menschliche Hilfe bei der Geburt überflüssig. Foto: Claus Peter Bartmann

    Ersten Teil verpasst? Lesen Sie hier mehr zur Hochträchtigkeit der Stute.

    Welche Warnzeichen bei der Fohlengeburt gibt es?

    Eine Störung der Trächtigkeit zeigt sich für den Züchter durch äußere Anzeichen einer Erkrankung. Dazu gehören Unwohlsein der Stute mit reduzierter Futteraufnahme, Apathie, Fieber, vaginaler Ausfluss und auch kolikähnliches Verhalten. Zudem sollte man auf die Anbildung des Euters achten, die im Normalfall erst in den letzten Wochen vor der Geburt mit deutlicher Größenzunahme und Schwellung der Euterhaut einhergeht. . Erst zwei bis drei Tage vor der Geburt sollten die sogenannten Harztropfen am Euter zu sehen sein. Diese sehen aus wie eingetrocknete Tropfen Milch und sind Anzeichen der nahenden Geburt. Eine zu frühe Euteranbildung oder gar Abfluss von Milch deutet auf eine Störung der Trächtigkeit hin oder sogar auf den Tod des Fohlens, den sogenannten Fruchttod. Auch wenn die Milch zeitnah zum errechneten Geburtstermin bereits fließt, ist das kritisch zu sehen. So kann sich zudem die Qualität der Biestmilch verschlechtern und damit die Immunversorgung des Fohlens. In beiden Fällen Anlass genug für eine tierärztliche Untersuchung.

     

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    Wenn der errechnete Geburtstermin sich nähert und alles normal abläuft, welche Anzeichen deuten dann auf die nahende Geburt hin?

    Die Stute wird unruhig, zeigt kolikartige Symptome. Sie schwitzt und scharrt. Auch der bereits genannte Harztropfen ist ein Anzeichen, dass es bald losgeht. Die Geburt selbst ist in drei Stadien unterteilt: In der ersten Phase öffnet sich der Muttermund, die erste Fruchtblase platzt und Fruchtwasser tritt aus. Darauf folgt der zweite Abschnitt, das sogenannte Austreibungsstadium. Im Vergleich zu anderen Tierarten ist dies sehr kurz. Pferde gebären sehr schnell. In maximal 20 Minuten ist das Fohlen im Normalfall da. Die normale Gebärposition bei Pferden ist die Seitenlage der Stute. Das Fohlen kommt in „Vorderendlage“ zur Welt. Das bedeutet, dass die Vorderhufe zuerst erkennbar sind, danach die Nüstern. Das Fohlen ist dann noch umgeben von einer zweiten, weißlichen Fruchtblase, auch Amnion oder Schafhaut genannt. Diese zweite Fruchtblase reißt im Normalfall durch eine spontane Bewegung von Fohlen oder Stute. Geschieht das nicht unmittelbar nach der Austreibung des Fohlens, sollte man sie entsprechend vorsichtig über dem Kopf bzw. an den Nüstern öffnen, damit das Fohlen Luft bekommt und nicht erstickt – allerdings erst, sobald das Fohlen komplett aus dem Mutterleib gekommen ist. Über die Nabelschnur bleiben Mutter und Jungtier einige Minuten nach der Geburt weiterhin verbunden. Diese soll von selbst reißen, sobald sich Fohlen oder Stute bewegen. Die dritte und letzte Phase ist das Nachgeburtsstadium, in dem die Eihäute vollständig ausgetrieben werden. Die komplette Nachgeburt sollte bis zwei Stunden nach der Geburt vom Körper der Stute abgehen. Insgesamt sollte die Geburt bei ungestörtem Ablauf möglichst ohne menschliches Eingreifen ablaufen und die anwesenden Personen sollten sie nur beobachten.

    Welche Komplikationen kann es bei der Geburt geben? Wie erkennt man sie und was ist zu tun?

    Eine Geburtsstörung kann entweder von der Stute oder vom Fohlen ausgehen. Bei der Stute kann beispielsweise ein Beckenbruch in der Vergangenheit den Geburtsablauf behindern. Beim Fohlen sind typische Ursachen einer Geburtsstörung fehlerhafte Stellungen oder Haltungen, manchmal auch Fehlbildungen. Anzeichen einer Geburtsstörung sind immer als Notfall zu betrachten, gerade weil die zweite Phase der Geburt so schnell abläuft, ist hier jede Minute kostbar. Denn auch ein Fruchttod geschieht leider sehr schnell. Besteht also der Verdacht auf Komplikationen, rufen Sie sofort den Tierarzt. Auch bei deutlichen Verzögerungen ist das wichtig. Wenn beispielsweise die erste Phase abgeschlossen ist, die Fruchtblase geplatzt ist aber dann anhaltend nichts geschieht. Wenn kein Fohlen kommt oder nur ein Bein zu sehen ist. Dann liegt das Fohlen falsch oder der Kopf ist möglicherweise in falscher Haltung. Jegliche Stockung der Geburt ist als Notfall zu sehen. Also: Lieber einmal blinder Alarm als den Tod des Fohlens zu riskieren. Dabei rate ich ganz dringend von einer Laien-Geburtshilfe ab! Bitte nicht einfach selbst ziehen, nur weil ein Bein herausschaut, sondern besser beobachten und im Zweifelsfall zeitnah den Tierarzt hinzuziehen, der die Geburtshilfe übernimmt.

    Wie häufig kommt es zu solchen Notfällen?

    Insgesamt treten der Fachliteratur zufolge nur bei etwa vier Prozent der Stuten Geburtsstörungen auf. Das deckt sich auch mit meinen eigenen Erfahrungen. Trotzdem ist es auch bei unauffälligen und unproblematischen Geburten empfehlenswert, das neugeborene Fohlen am ersten Lebenstag vom Tierarzt auf seine Reife und allgemeinen Gesundheitszustand hin untersuchen zu lassen.

    Und wenn der errechnete Geburtstermin verstreicht und nichts passiert?

    Die Dauer der Trächtigkeit kann erheblich schwanken. Durchschnittlich beträgt sie 336 Tage, sie kann sich aber auch auf bis zu 400 Tage verlängern und das ohne negative Konsequenzen für Fohlen oder Stute. Es muss also dringend davon abgeraten werden, eine Geburt einfach aufgrund der Überschreitung einer durchschnittlichen Trächtigkeitsdauer einleiten zu lassen, sofern die Stute keine Anzeichen einer Störung zeigt. Eine spätere Geburt ist meist unproblematisch, eine Frühgeburt dagegen lebensgefährlich für das Fohlen. Als unterste Grenze für eine Überlebenschance des Fohlens gilt eine Trächtigkeitsdauer von 320 Tagen. Fohlt die Stute bereits früher ab, überlebt die Frucht in den seltensten Fällen. Umgekehrt stellt die Überschreitung dieser Zeitgrenze und auch der durchschnittlichen Trächtigkeitsdauer von 336 Tagen keinesfalls die Garantie für ein ausreichend reifes Fohlen dar, das kann wie oben gesagt individuell stark schwanken. Bei einer späteren Geburt sind Fohlen auch sehr selten “überreif“, da das Fohlen die Geburt auslöst, wenn es reif ist.

    Das Interview führte Lisa Freudlsperger

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    Unser Experte:

    Priv.-Doz. Dr. Claus Peter Bartmann ist Leitender Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim (bei München) und Privatdozent an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Seine Arbeitsschwerpunkte als Fachtierarzt für Pferde umfassen Chirurgie, Fortpflanzungsmedizin und Zahnheilkunde. Sein Studium der Tiermedizin, seine Promotion und Habilitation absolvierte er an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

    Claus Peter Bartmann ist Fachtierarzt für Pferde und Reproduktionsmedizin sowie leitender Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim. Foto: Pferdeklinik Aschheim

     

  • Genveränderungen – Der Preis der Domestikation (Teil 1)

    Genveränderungen – Der Preis der Domestikation (Teil 1)

    Rund 5.500 Jahre in der Obhut des Menschen haben moderne Pferderassen zu dem gemacht, was sie heute sind. Die Domestikation führte aber auch zu Problemen wie Erbkrankheiten und Inzucht – zu diesem Ergebnis kamen aktuelle Studien, die die DNA von Ur- und Hauspferden verglichen. Jetzt sind vor allem die Züchter in der Verantwortung.

    Auch wenn es in dieser farbenfrohen
    Herde nicht danach aussieht:
    Die moderne Pferdezucht arbeitet
    nach wie vor auf einen Verlust der
    genetischen Vielfalt hin. © Dr. Monika Reißmann

    Im vierten Jahrtausend vor Christus begannen unsere Vorfahren im Westen der eurasischen Steppe nach heutigem Wissensstand mit der Zähmung des Pferdes. Seither hat der Mensch die einst scheuen und wilden Steppenbewohner durch gezielte Zuchtauswahl nach seinen Vorstellungen geformt. Das Pferd wurde zum Fleisch- und Milchlieferanten, zum Reit-, Zug- und Lastentier, zum Kameraden in der Schlacht, zum Statussymbol, zum Sport- und Freizeitpartner und prägte den Lauf der Geschichte wie wohl kein anderes Tier. Darüber, welche Spuren die Domestikation im Erbgut unserer heutigen Pferde hinterlassen hat, konnte lange nur spekuliert werden. Die bei anderen domestizierten Tieren und Pflanzen übliche Vorgehensweise, der DNA-Vergleich zwischen den Haustieren und Kulturpflanzen und ihren wilden Verwandten, konnte beim Pferd nicht zum Einsatz kommen. Denn die Przewalskipferde, die einzige bekannte noch existierende Wildpferdeart, sind keine direkten Vorfahren unserer Hauspferde, sondern eine Schwesternspezies. Ihre Stammeslinie trennte sich wohl schon vor rund 50.000 Jahren von der restlichen Pferdepopulation ab. Erst kürzlich gelang einem internationalen Forscherteam rund um den Molekularbiologen Dr. Ludovic Orlando von der Universität Kopenhagen dennoch der direkte genetische Vergleich zwischen unseren modernen Reitpferden und ihren schon lange ausgestorbenen Ahnen. Dazu sequenzierten die Wissenschaft­ler Genmaterial aus 43.000 und 16.000 Jahre alten Pferdeknochen, die in den Permafrostböden des nordrussischen Taymyr gut konserviert gewesen waren. Eigentlich gab es noch ältere Knochen. Schon 2013 entschlüsselte Orlando zusammen mit Kollegen das Erbgut eines 700.000 Jahre alten Urpferdes, dessen Überreste in den Permafrostböden Alaskas lagen. „Dieses Material war für den Vergleich mit den modernen Hauspferden aber zu alt, da es im Lauf der Evolution vor der Domestikation natürlich auch schon genetische Veränderungen gegeben haben kann“, erklärt der gebürtige Franzose. „Jüngere, also zum Beispiel 7.000 Jahre alte Knochenproben, wären aber auch nicht gut gewesen. Denn es ist ja nicht auszuschließen, dass Archäologen in Zukun­ft herausfinden, dass die Zähmung des Pferdes nicht erst vor 5.500 Jahren, sondern schon viel früher begann. Unsere Wahl ist also auf die Fossilien aus dem Jungpleistozän gefallen. Und das war ein guter Kompromiss.“ Wie genau die Urpferde, denen wir die neuesten wissenschaft­lichen Erkenntnisse zu verdanken haben, aussahen, kann der Forscher nicht sagen. Es ist aber anzunehmen, dass sie weitaus kleiner und gedrungener als heutige Ponyrassen waren. Schließlich war der Hyracotherium, der vermutlich älteste Urahn der Pferde und Pferdeartigen (Esel und Zebras), der schon vor rund 50 Millionen Jahren mit drei Zehen und geflecktem Fell durch die sumpfigen Urwälder des Eozäns streift­e, gerade mal fuchsgroß.

     

    Zähmen durch Genveränderungen

    Im Vergleich zwischen den beiden Urpferden, dem Przewalskipferd und den Vertretern fünf moderner Pferderassen – dem Islandpferd, dem norwegischen Fjordpferd, dem Vollblüter, dem Amerikanischen Traber und dem Arabischen Pferd – ermittelten die Wissenschaft­ler 125 Gene, die für ein großes Spektrum an körperlichen Eigenschaft­en und Verhaltenszügen verantwortlich sind. Bestimmte Gene für die Muskulatur, das Skelett und das Herz-Kreislauf-System wurden bei der Zuchtauswahl offenbar bevorzugt. So lässt sich auch erklären, wie aus kleinen, gedrungenen Wildpferden die modernen großen und gut bemuskelten Hochleistungssportler wurden. Eine entscheidende Rolle spielten offenbar aber auch solche Gene, die das Verhalten und die kognitiven Fähigkeiten der Pferde betreffen. „Dieser Aspekt ist besonders spannend, da er im Zentrum der Domestikation steht. Wir haben Gene entschlüsselt, die die Lernbereitscha­ft sowie das Angst- und Fluchtverhalten kontrollieren. Diese Gene dürft­en bei der Verwandlung von wilden Tieren zu leichter zugänglichen, zahmen Rassen eine zentrale Rolle gespielt haben“, so Orlando. Doch neben allen positiven Ergebnissen kamen die Forscher auch zu dem Schluss, dass die Jahrtausende lange Zuchtauswahl ihren Preis hatte. Domestikation und Inzucht haben zwar zur Entwicklung und dem Erhalt gewünschter Rassemerkmale geführt, aber eben auch dazu, dass sich unerwünschte Genmutationen ausbreiten konnten. In der Fachsprache wird das die „genetische Last“ der Domestikation genannt – ein Phänomen, das bereits bei Hunden, Tomaten und Reis nachgewiesen werden konnte.

    Inzucht schränkt genetische Vielfalt ein

    Zwei Knochenstücke aus den
    Metapodien des 700.000 Jahre
    alten Pferdeskeletts, kurz vor
    der DNA-Untersuchung. © Ludovic Orlando

    Doch nicht nur bei den domestizierten Hauspferderassen, sondern auch bei den Przewalskipferden, die während und nach der letzten Eiszeit in kleinen Haremsgruppen auf den eurasischen Steppen lebten, entdeckten Orlando und sein Team eine vergleichbar hohe Zahl an krankhaft­en Veränderungen im Erbgut. Ein auf den ersten Blick erstaunliches Ergebnis, das die Forscher mit der jüngeren Geschichte der ursprünglichen Rasse erklärten. Die Przewalskipferde waren Ende der 1950er Jahre nämlich fast ausgestorben, es gab nur noch 13 lebende Exemplare. Nur dank enormer züchterischer Anstrengungen von Tierärzten und Biologen des 1985 gestarteten „Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes“ konnte die Art gerettet werden. Heute gibt es wieder rund 2.000 Przewalskipferde, die zum Teil in Zoos und Tierparks, aber auch wieder in freier Wildbahn leben. „Der hohe Inzuchtfaktor ist vermutlich für die große Zahl der Genmutationen verantwortlich“, sagt Orlando. Ein Problem, das nicht nur die 130 bis 140 Zentimeter großen Wildpferde, sondern auch unsere modernen Reitpferde betrifft. Ein hoher Inzuchtfaktor führt dazu, dass krankhaft­e Genmutationen schneller entstehen und sich leichter ausbreiten können. Er geht zudem zwangsläufig mit einer geringeren genetischen Vielfalt einher, die aber nötig wäre, um schädliche Genveränderungen züchterisch zu korrigieren. In vielen Rassen sind einige wenige Hengste übermäßig stark vertreten. Ganz extrem ist das zum Beispiel bei den Friesen, die alle auf einen einzigen Hengst, den 1885 geborenen Nemo 51 P, zurückgehen. „Aber auch in anderen Rassen, zum Beispiel im Dressurbereich, gibt es erhebliche Inzuchtprobleme. Bei den Arabischen Pferden haben wir das Glück, dass sie für verschiedene Bereiche, also zum Beispiel Schau, Rennen, Distanz oder Western, gezüchtet werden“, sagt Dr. Nils Ismer, Tierarzt, Araberzüchter und Vorstandsmitglied im Verband der Züchter und Freunde des Arabischen Pferdes (VZAP). „Das macht die genetische Breite automatisch größer. Trotzdem konzentrieren sich auch die Araberzüchter o­ auf die erfolgreichsten Hengste. So findet man zum Beispiel in sehr vielen Stammbäumen von Arabischen Pferden aus der Schauszene den 1995 geborenen Gazal Al Shaqab (Anaza El Farid x Kajora) vom Gestüt Al Shaqab in Qatar.“ Ismer empfiehlt Züchtern, den Inzuchtfaktor für geplante Anpaarungen berechnen zu lassen und vermehrt nach Alternativen zu den populärsten Hengstlinien zu suchen. „Die Zuchtverbände sollten vermutlich noch mehr Aufklärungsarbeit leisten. Im Endeffekt können wir aber nicht viel tun, außer an die Vernunft­ der Züchter zu appellieren.“ Dass die Situation für die Züchter nicht unbedingt einfach ist, weiß auch Ismer. In Zeiten, in denen die Vermarktung von Fohlen sowieso schon schwierig ist, verspricht die Anpaarung mit einem populären Hengst oft­ größere Verkaufschancen. Und auf die können nur die wenigsten Züchter im Interesse der genetischen Vielfalt verzichten.

    Gentests im Kampf gegen Erbkrankheiten

    Zumindest auf einem Gebiet haben es Züchter heute etwas einfacher als ihre Vorgänger: Dank der Molekulargenetik ist es seit einigen Jahren in immer mehr Fällen möglich, Träger von Erbkrankheiten, die auf Mutationen im Erbgut beruhen, zu bestimmen. Das ist besonders bei rezessiv vererbbaren Krankheiten interessant. Anders als dominante Erbkrankheiten brechen diese nämlich nur dann aus, wenn beide Elterntiere in ihren Chromosomensätzen betroffen sind. Ist die Ausprägung der Gene nicht gleich (homozygot), sondern unterschiedlich (heterozygot), kann das Pferd gesund, aber trotzdem ein versteckter Träger einer gefährlichen Erbkrankheit sein. Die Tatsache, dass man mit bloßem Auge nicht erkennen kann, ob ein gesundes Tier Träger einer Mutation ist, machte und macht Tierzucht manches Mal zum Glücksspiel. Paart man nämlich zwei Träger miteinander, liegt das Risiko, dass ein Nachkomme beide defekte Gene erbt und folglich auch erkrankt, bei 25 Prozent. Wird nun so ein klinisch gesunder Träger mittels Gentest identifiziert, muss er nicht unbedingt aus der Zucht ausgeschlossen werden, sollte aber nur gesunde, homozygote Partner bekommen. Unter den Nachkommen gibt es dann höchstens Träger, aber keine kranken Tiere. So schränkt man die Anzahl der möglichen Zuchttiere nicht zu drastisch ein, erhält damit die Genvielfalt und verhindert gleichzeitig den Ausbruch der Krankheit. Auf diese Weise lässt sich im Labor zum Beispiel einfach herausfinden, ob Overo-gescheckte Paint Horses, Araberkreuzungen und Pferde anderer betroffener Rassen Träger der Mutation am Endothelin-B-Rezeptor-Gen sind und damit das autosomal rezessiv vererbte Overo-Lethal-White-Syndrome (OLWS) weitergeben können, das bei betroffenen Tieren zu einem qualvollen Tod in den ersten Lebenstagen führt.

    Die Regelungen in Bezug auf Gentests sind bei den einzelnen Zuchtverbänden unterschiedlich. Einige schreiben bestimmte Gentests für Zuchtpferde vor, andere sprechen bloße Empfehlungen aus. Sehr engagiert auf diesem Gebiet ist die Deutsche Quarter Horse Association (DQHA), die seit dem Deckjahr 2015 einen fünffachen Erbkrankheitentest für alle Hengste vorschreibt. Die Sorge des Verbands kommt nicht von ungefähr, denn 2009 veröffentlichten die Universität Kalifornien und die Universität Minnesota, die die Häufigkeit von Genträgern für Erbkrankheiten bei Quarter und Paint Horses untersucht hatten, alarmierende Hochrechnungen. Im Fokus der Studie standen das oben beschriebene OLWS, die unheilbare Stoffwechselerkrankung HYPP (Hyperkalemic Periodic Paralysis Disease), die Hauterkrankung HERDA (Hereditary Equine Regional Dermal Asthenia), die tödliche GBED (Glycogen Branching Enzyme Deficiency) sowie die Glucogen-Speicher-Störung PSSM (Polysaccharide Storage Myopathy), die vermutlich zu degenerativen Muskelerkrankungen mit einer Störung im Kohlenhydrat-Stoffwechsel führen kann. „Schätzungsweise 700.000 der 3,24 Millionen Quarter Horses sind bereits Träger eines der genannten Gendefekte“, so das Ergebnis der Studie.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Heidi van Elderen, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Genveränderungen – Der Preis der Domestikation (Teil 2)

    Genveränderungen – Der Preis der Domestikation (Teil 2)

    Chancen und Grenzen von Gentests


    Natursprung © Grafissimo/istockphoto.com

    Auch wenn die Molekulargenetik Pferden, Züchtern und Besitzern mithilfe zahlreicher Gentests viel Leid, Kummer und finanzielle Verluste erspart, hat sie zumindest nach heutigem wissenschaft­lichen Stand auch Grenzen. Denn der DNA-Test weist immer nur eine Mutation eines spezifischen Gens nach. „Man muss berücksichtigen, dass es für manche Merkmale mehrere unabhängige Allele gibt“, sagt Professor Tosso Leeb vom Institut für Genetik der Universität Bern. In der Praxis bedeutet das, dass auch ein gesundes, homozygotes Tier eine Erbkrankheit bekommen oder weitervererben kann, wenn es noch ein anderes mutiertes Gen trägt, das für das gleiche Krankheitsbild verantwortlich ist. Zudem wird nicht für jede bekannte Mutation ein Gentest als kommerzielle Dienstleistung angeboten. Bei Verdacht auf das Vorliegen einer Erbkrankheit oder beim Wunsch nach einem Gentest sollten private Tierbesitzer, Züchter, Tierärzte oder Rasseclubs eine in Veterinärgenetik kompetente Forschungsgruppe kontaktieren. „Davon gibt es meiner Einschätzung nach etwa zehn in Europa und rund 25 weltweit. Die Genetiker kennen sich und arbeiten im Wesentlichen auch gut zusammen, in Fällen, in denen die Diagnose der Phänotypen sehr schwierig ist, werden auch klinische Spezialisten hinzugezogen“, sagt Leeb. Die Entwicklung eines Gentests dauert abhängig vom Einzelfall zwischen drei Monaten und einem Jahr, manchmal ist sie aber auch unmöglich. Der Forscher empfiehlt Rasseverbänden, eine gute Datenbank über die Phänotypen in ihrer Population anzulegen und vorsorglich EDTA-Blutproben von möglichst vielen Tieren zu archivieren, damit bei Bedarf ausreichend Probenmaterial von betroffenen und nicht betroffenen Pferden zur Verfügung steht. „Das ist ein guter Tipp aus der Wissenscha­ft, der so noch nicht umgesetzt wird, über den wir aber sicher nachdenken sollten“, sagt Ismer.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Die Zucht ist Moden unterworfen

    Paart man zwei Paint Horses mit
    der beliebten „Overo-Scheckung“
    miteinander, so kann das Fohlen
    mit der Erbkrankheit OLWS
    geboren werden. © zuzule/Fotolia.com

    Die genetische Diversität ist nicht nur im Kampf gegen krankhaft­e Genmutationen wichtig, sondern auch, um Zuchtziele bei Bedarf anpassen und verändern zu können. Das zeigte vor Kurzem auch eine Studie eines internationalen Forscherteams unter der Leitung von PD Dr. Arne Ludwig vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW). Die Wissenschaft­ler hatten anhand von 96 Knochen- und Zahnproben aus der Zeit des späten Pleistozäns (ca. 10.000 Jahre v. Chr.) bis zum Mittelalter das stark schwankende Vorkommen der Tigerscheckung rekonstruiert. Während es in der frühen Bronzezeit (2700 bis 2200 v. Chr.) noch zahlreiche Tigerschecken unter den Hauspferden gab, waren Pferde mit schwarzen Flecken auf weißem Grund Ende des Zeitalters fast verschwunden. Das erklären die Wissenschaft­ler unter anderem damit, dass reinerbige Pferde mit diesem Merkmal nicht nur komplett weiß, sondern auch nachtblind sind. Eine Eigenschaft­, die den Pferden in freier Wildbahn das Überleben fast unmöglich macht und die die Tiere so nervös und ängstlich werden lässt, dass sie als Reitpferd nur eingeschränkt genutzt werden können.

    Doch 1.000 bis 1.500 Jahre später faszinierte die hübsche Fellfärbung einige Pferdezüchter offenbar so sehr, dass sie durch die Einkreuzung der damals noch vorhandenen Wildpferde wieder zurück in den Genpool der Hauspferde gebracht wurde. Die Praxis, die domestizierten Herden durch Einkreuzungen von Wildpferden, vor allem Stuten, zu erweitern, war laut dem Ergebnis einer Studie an der Universität Cambridge, wo Vera Warmuth und ein Team 2012 zu dieser Frage DNA-Proben von 322 Pferden aus acht Ländern untersucht hatten, lange weitverbreitet. Im Mittelalter und im Barock erlebten die Tigerschecken unter anderem als Statussymbol der Adligen und Symbol für die Keuschheit einen echten Boom, bevor die Nachfrage wieder nachließ. Heute ist das „leopard spotting“-Gen in zahlreichen Rassen, zum Beispiel bei Norikern, Knabstruppern und Appaloosas, vertreten, gerade bei Freizeitreitern ist das Scheckungsmuster beliebt. „Das Verhalten der Züchter und ihre Präferenzen wechselten damals, genauso wie Vorlieben heutzutage auch Änderungen unterliegen“, so Ludwig. „Heute haben wir jedoch in der Zucht oft­mals das Problem, dass wir auf keine entsprechenden Wildtierarten mehr zurückgreifen können, da sie schlichtweg ausgerottet bzw. die Wildtypen herausgezüchtet wurden. Für den Genpool der heutigen Haustierrassen ist das auf lange Sicht negativ zu beurteilen, da die fehlende genetische Diversität die Möglichkeiten der Zucht zukünftig stark einschränken wird“, so Ludwig.

    Gefährdete Pferderassen erhalten

    Auch Przewalskipferde müssen
    mit Genveränderungen aufgrund
    von Inzucht leben. © Christian Musat/Fotolia.com

    Vor diesem Hintergrund könnten die Bemühungen vieler Vereine und des „Nationalen Fachprogrammes zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen“, wenn schon nicht die wilden Vorfahren unserer Pferde, dann doch wenigstens die alten Hauspferderassen zu erhalten, in Zukunft­ wichtig für die gesamte Pferdezucht werden. Alte Pferderassen zeichnen sich ebenso wie andere alte Nutztierrassen wie Schweine und Rinder dadurch aus, dass sie optimal an die regionalen Bedingungen wie Klima und Bodenverhältnisse angepasst sind. Zudem überzeugen sie oftmals mit einer robusten Gesundheit, einem ausgeglichenen Charakter und vielseitiger Einsetzbarkeit im Freizeitreiten und Fahren, in der Reittherapie, in der Landscha­ftspflege und in der Biolandwirtschaft­. Zu diesen gefährdeten Rassen in Deutschland gehören unter anderem das Schleswiger Kaltblut, das Dülmener Pony, der Leustettener, der Pfalz-Ardenner, das Rheinisch-Deutsche Kaltblut, der Rottaler, das Schwarzwälder Kaltblut, das Schwere Warmblut (einschließlich Alt-Württemberger, Ostfriesisch-Altoldenburgisches Schweres Warmblut, Sächsisch-Thüringisches Schweres Warmblut), der Senner sowie das Süddeutsche Kaltblut. „Das nationale Fachprogramm zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen wurde im Jahr 2003 von Bund und Ländern beschlossen“, erklärt Barbara Moitz, Pressesprecherin bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft­ und Ernährung (BLE). „Es beschreibt eine langfristige Strategie mit Maßnahmenpaketen zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung tiergenetischer Ressourcen. Ziel ist, die Vielfalt an Rassen mit ihren spezifischen Eigenschaft­en als Ressource für die Tierzucht und als Kulturgut zu erhalten.“ Hierfür und zur Vermeidung von Inzucht und den damit verbundenen Problemen strebt das Fachprogramm ausreichend große Bestände für jede einheimische Rasse an. „Aber auch innerhalb der Bestände sollte eine ausreichend große genetische Vielfalt vorhanden sein“, so Moitz. Das BLE erfasst jährlich die Anzahl weiblicher und männlicher Herdbuchtiere der in Deutschland gezüchteten Pferderassen, schätzt auf dieser Grundlage die jeweiligen Populationsgrößen und lässt die Rasse vom Fachbeirat Tiergenetische Ressourcen in bestimmte Gefährdungskategorien einordnen. „Um die Zucht und Erhaltung der gefährdeten einheimischen Pferderassen in ihrer ursprünglichen Umgebung und Nutzung zu unterstützen, gewähren viele Bundesländer eine Förderung, zumeist in Form von Haltungsprämien für Herdbuchtiere“, sagt Moitz. „Darüber hinaus unterstützt die BLE durch Projektförderung Maßnahmen, die Wege zum Abbau bestehender Defizite und Probleme bei der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der Agrobiodiversität beispielha­ft aufzeigen und innovative Konzepte mit Vorbildcharakter entwickeln und umsetzen.“ Außerdem plant das BLE die Gründung einer Deutschen Genbank für Nutztiere zur Kryokonservierung, das heißt für die Aufbewahrung von Zellen und Gewebe durch Einfrieren in flüssigem Stickstoff. Im Moment werden bereits Kryoreserven vom Schleswiger Kaltblut und vom Schweren Warmblut im Institut für Nutztiergenetik des Friedrich-Loeffler-Instituts in Mariensee gelagert. Die Maßnahmen, besonders die Unterstützung durch Haltungsprämien, zeigen bereits Erfolg: „Der Bestand des Schwarzwälder Kaltblutes konnte sich so stabilisieren, dass wir die Rasse in eine geringere Gefährdungskategorie unter Beobachtungspopulation einordnen konnten. Auch die Bestände des Süddeutschen Kaltblutes haben sich erhöht.“

     

    Zum Weiterlesen Die komplette Studie von Ludovic Orlando und seinem Team kann für 10 US-Dollar im PDF-Format (auf Englisch) unter http://www.pnas.org/content/111/52/E5661 erworben werden. In Zukunft­ plant der Forscher weitere Untersuchungen rund um die Domestikation des Pferdes. „Wir sequenzieren im Moment das Erbmaterial von Pferden, die in verschiedenen Epochen, zum Beispiel bei den Römern oder den Skythen gelebt haben. Wir hoffen auf diese Weise zu sehen, wie und wann genau es zu den wichtigsten Veränderungen im Erbgut kam“, so Orlando.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Heidi van Elderen, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Lissaro van de Helle – Der Sportler mit dem großen Herzen (Teil 1)

    Lissaro van de Helle – Der Sportler mit dem großen Herzen (Teil 1)

    Er hat immer wieder von Neuem bewiesen, was in ihm steckt: Lissaro van de Helle, dreifacher Bundeschampionatssieger und führender Hengst der FN-Zuchtwertschätzung Dressur im Jahr 2015. Eine Karriere mit unglaublichen Niederschlägen – und noch mehr Höhepunkten.

    Dieser Hengst hat eine Karriere hingelegt, die in ihrer Dramatik für jeden Kinofilm tauglich wäre. Die Kurzfassung geht so: als Fohlen ein unscheinbares Entlein, bei der Körung unterschätzt und für kleines Geld verkau­ft, dann strahlender Sieger der dreijährigen Dressurpferde auf dem Bundeschampionat. Den Titelgewinn wiederholte er 4-jährig und 5-jährig. Keinem anderen Hengst gelang das bisher. Fremdreiter zückten die 10 als Note, Uta Gräf sagte, so ein Pferd habe sie noch nie geritten, zahlreiche Lobeshymnen gibt es auf seine Rittigkeit und seine Grundgangarten. Darauf folgt ein Reiterwechsel, Lissaro geht von Westfalen aus in die Niederlande und erlebt einen dramatischen Tiefpunkt: Der Samen stimmt nicht mehr, der Hengst wird aus der Besamung genommen und öffentlich nicht mehr gezeigt. Das gleicht einem züchterischen Tod, einem Totalausfall. Dann der Hoffnungsschimmer: Das Landgestüt Celle holt ihn 2012 zurück nach Deutschland. Reiter Wolfhard Witte gelingt das Kunststück, ihn wieder aufzubauen. Als die beiden in der Zwei-Sterne-S-Dressur angekommen sind, rollt Lissaro van de Helle auch das züchterische Feld von hinten auf: Er führt mit sagenhaft­en 176 Punkten die FN-Zuchtwertschätzung Dressur an. Ein Held ist zurück!

    Training in Celle

    Lissaro van de Helle auf einer
    Hengstvorführung des Landgestüts
    Celle unter Wolfhard Witte. © Marianne Schwöbel

    Adelheidsdorf, ein Morgen in der Reithalle der Deckstation des Landgestüts Celle. Da ist er also, dieser Hengst, der die Qualitäten eines Stehaufmännchens bewiesen hat – Lissaro van de Helle unter Wolfhard Witte. Als Erstes fällt auf: was für ein Schritt! Gut vier Fuß Übertritt, wunderbar im Takt. Der Hengst wirkt auf Fotos schwerer, als er es in natura ist. Er ist ein Pferd mit genügend Brusttiefe, mit gutem Fundament, aber keineswegs zu grob oder zu schwer. Dass er so ein Braver sei, das wird landauf, landab gelobt. Kritiker setzen das gern mit unspektakulär gleich. Ein Argument, das weggewischt wird, sobald Wolfhard Witte den Hengst in der Arbeitsphase strahlen lässt: Ausdruck und Präsenz sind da, Lissaro hebt sich im Schultergürtel wunderbar an, zeigt überzeugende Traversalen in Trab und Galopp. Ein Pferd mit Charisma. Zudem stimmen die harten Fakten: Hinterbein, Abfußen, Schulterfreiheit.

     

     

     

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    Ehrgeiz in der Wechseltour

    Guter Rücken, korrektes Fundament:
    Attribute, die Lissaro van de Helle
    gern weitergibt. © Marianne Schwöbel

    Wolfhard Witte beschreibt Lissaro so: „Er gibt einem ein tolles Sitzgefühl und ist sehr gut vom Maul her. Seine Zuverlässigkeit zeichnet ihn aus – Lissaro konzentriert sich hundertprozentig, und was er einmal verstanden hat, sitzt.“ Momentan sind die beiden auf dem Weg von der Zwei-Sterne- zur Drei-Sterne-S-Dressurprüfung. „Das macht er schon sehr gut, die Piaffe macht er mit sehr viel Energie und in der Wechseltour entwickelt er großen Ehrgeiz.“ Lissaros großen Bewegungsablauf möchte Witte „kleiner und schneller bekommen, damit er noch ein bisschen schneller abfußen kann.“ Dann zeigen Witte und Lissaro einige Pia-Tritte auf dem zweiten Hufschlag, fleißig im Hinterbein und ausdrucksstark. Zwei Minuten später pariert der Reiter durch, lässt die Zügel lang für einen kurzen Plausch. Sofort schaltet Lissaro um: Er steht mit einer Ruhe dort, als könnte ihn kein Orkan aus seinem inneren Gleichgewicht bringen. Lissaro ist ein Pferd mit einem An- und Ausknopf: auf den Moment da und genauso schnell wieder heruntergecoolt. Geradezu legendär ist eine Szene, die sich auf dem Bundeschampionat abspielte. Dreijährig war Lissaro da, ein Sturm tobte in Warendorf und hob einen Schirm über ein Festzelt in Richtung der Dreijährigen. Alle Pferde wurden nervös, hampelten herum, die Reiter hatten ihre liebe Mühe, ihre Youngsters bei sich zu halten. Und Lissaro? Der guckte kurz in Richtung des Schirms, der das Dach herunterrutschte, zuckte nicht mal mit dem Ohr und ging gelassen im Schritt weiter. Sofort musste er zur Dopingkontrolle – schließlich konnte sich keiner vorstellen, dass ein Jungpferd so gelassen wie ein Polizeipferd daherkommen könnte. Er war nicht gedopt. Später gewann er die Prüfung und wurde Bundeschampion, wie auch in den Jahren darauf. Deutschlands dreifacher Bundeschampion und Zuchtwertschätzungs-Primus hat nicht nur Bewegungen der Weltklasse, er hat zudem die Nervenstärke eines Therapiepferds.

    Leistungsstarker Stutenstamm

    Der spektakuläre Lissaro-Sohn
    Lilliano OLD, Vize-Bundeschampion
    im Jahr 2014. © Judith Schempf

    Lissaros Stutenstamm kommt aus dem Züchterhaus Dittmer aus Pedingworth im Landkreis Cuxhafen. Jutta und Jürgen Dittmer haben sich dort eine kleine, feine, hoch erfolgreiche Familienzucht aufgebaut. Auf dem Reitplatz neben ihrem rot geklinkerten Einfamilienhaus dreht an einem Morgen im Februar die Zuchtstute Rosanna, Halbschwester zu Lissaro, ihre Runden mit ihrem Don-Darius-Stutfohlen. Auf diesem Reitplatz haben die Dittmers Lissaro für die Körung selbst vorbereitet, ihn longiert und freispringen lassen, so wie sie es mit all den gekörten Hengsten aus ihrem Stutenstamm gemacht haben. Lissaros Stamm ist nämlich gespickt von sporterfolgreichen Pferden und gekörten Nachkommen. Jürgen Dittmer begann die Zucht mit Lissaros vierter Mutter, der 1966 geborenen Stute Serone von Servus-Abhang II. „Serone war eine sehr edle Stute, ein Fuchs mit viel Weiß“, erzählt er. Sein Großvater hatte sie aus der Lüneburger Heide geholt, verstarb jedoch kurz darauf. Jürgen Dittmers Eltern hatten mit den Pferden nicht viel am Hut, so übernahm der damals 19-Jährige die Stute selbst. Auf dieser Serone baut der Dittmersche Stutenstamm auf. „Servus mal Abhang II war eine Passerpaarung, die viele gute Pferde gebracht hat“, ordnet Zuchtexperte Claus Schridde diese Anpaarung ein. Prominentes Beispiel sei der Wallach Slibowitz von Dr. Uwe Schulten-Baumer junior (1978 Einzel-Vizeweltmeister in der Dressur). „Das waren zwei Hohnstorfer Leistungshengste, die gut aufeinander gepasst haben, auf der Grundlage konnte man vieles möglich machen.“ Die zweite Mutter der Serone von Abhang II wiederum stammt aus einer Vorbuchstute. Lissaros Mutterstamm sei daher ein typisches Beispiel dafür, wie aus einer Vorbuchstute innerhalb von acht Generationen ein sehr junger, leistungsstarker Stamm entwickelt werden könne, so Schridde. Das züchterische Rezept, das hinter diesem Erfolg steht, zeigt, dass ein Stamm nur mit der allerhöchsten Wertschätzung von Leistung und der richtigen Intuition so hervorragend zu entwickeln ist. Dieses Kunststück gelang den Dittmers. Der junge Jürgen Dittmer paarte Serone mit Diskant an, daraus entstand die 1973 geborene Darietta, die bei den Dittmers hervorragende Nachzucht hinterließ und selbst „sehr gut springen konnte, wie alle Diskants.“ Darietta lieferte den Dittmers die beiden Garibaldi-II-Vollschwestern Gracia (geboren 1980) und Grace (geboren 1983), bevor sie 1984 bei der Geburt eines weiteren Fohlens starb.

    Das Erbe des Garibaldi II

    Garibaldi II ist enorm wichtig, will man Lissaro und seine Vererbung verstehen. Lissaro vererbt nämlich nicht nur wie Garibaldi II seinen Nachkommen viel Weiß – auch seine hervorragende Oberlinie mit dem starken Rücken erinnert stark an den Urgroßvater. „Er hat viel von Garibaldi II, vor allem Vielseitigkeit und Kraft­, Gangvermögen und Springveranlagung“, betont Abstammungsexperte Claus Schridde. Gracia von Garibaldi II ist die zweite Mutter von Lissaro. Eine sehr große, langlinierte Stute mit dem typischen großen Garibaldi-II-Kopf. (Am Esszimmertisch der Dittmers muss Jutta Dittmer lachen, als sie nach Fotos von Gracia sucht: „Ja, der Garibaldi-Kopf hat uns ja immer verfolgt!“) Gracia, dreijährig beste Stute der Schau in Ihlienworth, sei nicht die Schönste gewesen, „aber“ – Jutta Dittmer hebt die Arme und ballt die Fäuste zu einer Siegergeste – „die war sooo leistungsstark! Ein Pferd, das mitarbeiten wollte, selbstbewusst, mit ganz viel Präsenz und mit wahnsinnig viel Bewegung ausgestattet“. Locker, durch den Körper und immer mit viel Takt habe sie sich bewegt, und der einzige Wunsch der Dittmers zur Hengstwahl war: Da muss Typ dran. Ihre Vollschwester Grace, eine kleinere Fuchsstute mit ansprechendem Typ, absolvierte die erste Stutenleistungsprüfung, die es überhaupt auf dem Dobrock gab (ihre ältere Schwester Gracia hat daher noch keine Stutenleistungsprüfung vorzuweisen) und gewann diese. Die Dittmers paarten Gracia mehrfach mit Matcho AA an, was heikel war, denn er stand auf einer anderen Deckstation. Damals war ein Wechsel von der Stammstation zu einer anderen noch ein unverfrorener Schachzug. „Aber wir haben immer etwas ausprobiert, schließlich müssen wir ja mit dem Ergebnis leben“, sagt Jutta Dittmer. Ohne so ein kleines Wagnis würde die Züchterei auch keinen Spaß machen. An Matcho AA schätzten die Dittmers „seinen unwahrscheinlich guten Charakter, sein angenehmes Selbstbewusstsein und seinen tollen Blütertyp.“ Zwar habe der Anglo-Araber nicht die weltbesten Pferde im Springen gemacht, aber seine Nachkommen seien im Umgang stets angenehm gewesen – auch ein Grund, warum er ebenso in der Ponyzucht eingesetzt wurde. Das Streuen in der Größe brachte Matcho AA als Manko mit. Aus der Anpaarung von Matcho AA mit Gracia entstanden zwei gekörte Hengste: der ganz im Typ des Vaters stehende Körsieger Maurice, der nach einer Zeit in Celle nach Übersee verkauft­ wurde (selbst bis St. Georg erfolgreich, seine Nachkommen sind in Dressur und Springen bis in die schwerste Klasse erfolgreich) und Privatbeschäler Mackintosh (selbst bis M-Springen erfolgreich, Nachkommen bis S-Springen und CIC* erfolgreich).

    Fest verankert: der Schritt

    Der bunte Braune gibt auch ein
    gutes Führpferd im Gelände ab. © Marianne Schwöbel

    1985 brachte Gracia wieder mit Matcho AA die Mutter Lissaros, Marquesa. „Marquesa ist in unseren Armen geboren und gestorben“, erzählt Jutta Dittmer. Dazwischen lagen viele gute Fohlen der fruchtbaren, gesunden Stute. Ihr sah man den Vater Matcho AA nicht direkt an. „Vom Typ her war Marquesa ganz ihre Mutter, mit 1,73 m Stockmaß eine große Stute mit langen Linien. Sie hatte eine unglaubliche Leistungsbereitschaft­ und Ausdauer“, erzählen die Dittmers. Die hervorragenden Grundgangarten hatte sie ebenfalls von ihrer Mutter mitbekommen, die Dittmers sehen darin das Garibaldi-II-Erbe. Charakterlich ähnelt ihr imposanter Sohn Lissaro van de Helle der Stute nicht: „Marquesa war so ein Typ Pferd, der super ehrlich zu reiten war – aber sie war absolut kein Schmusepferd. Wollte jemand sie streicheln, drehte sie sich weg.“ In der Stutenleistungsprüfung erhielt Staatsprämienstute Marquesa jeweils die Note Acht für Typ, Qualität des Körperbaus, Schritt und Springen unter dem Reiter, sogar die Neun für die Gesamtentwicklung. Die 1992 geborene Vollschwester zur Marquesa, Merci, ist mit ihren Nachkommen ein weiterer Beleg für die vielseitige Vererbungskraft­ des Stammes. Fünf Nachkommen der Merci sind bei der FN gelistet, darunter ein S-Dressur- und ein S-Springpferd. Ganz auffällig in der gesamten Stutenfamilie des Lissaro sind die Schrittnoten der Eintragungen und der Stutenleistungsprüfungen: Niemals ist der Schritt mit weniger als einer 8,0 bewertet. Der Schritt ist in diesem Stutenstamm bestens abgesichert. Marquesa paarten die Dittmers zunächst fünfmal mit Graf Sponeck an. Hier gefielen ihnen die Doppelveranlagung und der Leistungswille. Aus diesen Anpaarungen stammen zum Beispiel das Vielseitigkeitspferd Galactic Paint sowie der hannoversch gekörte Giuliano DH vom Donseler Hof (erfolgreich in S-Springen) und die Staatsprämienstute Gräfin Sponeck, die sehr viele Materialpferdeprüfungen gewann und zum Beispiel Fünft­e wurde beim Hannoveraner Championat 1994 auf dem Dobrock.

    Nach den Graf-Sponeck-Kindern folgten zwei Nachkommen der Marquesa von Rotspon. Mit der 2001 geborenen Rosanna züchten die Dittmers heute noch. Rosanna erhielt im Freispringen in der Stutenleistungsprüfung zweimal eine 10,0 – und das als Tochter des Reitpferdemachers Rotspon. Wieder mit dem Gedanken an Typverbesserung paarten die Züchter Marquesa darauf in dreimal mit Wolkenstein II an, es wurden zwei lebende Fohlen geboren. 1997 war dies Why Not, der später in M- und S-Dressuren Erfolge sammelte. Ein weiterer Nachkomme, später eingegangen, stammte von Sunset Boulevard xx. Und aus der Anpaarung mit Contendro I stammt der gekörte Hengst Cincano, der über die Verdener Auktion nach Brasilien verkauft­ wurde und nun unter dem Namen Cincano da Pedreira international im Springen erfolgreich ist. Im Jahr 2004 paarten die Dittmers Marquesa mit Lissabon an.

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Jeannette Aretz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Lissaro van de Helle – Der Sportler mit dem großen Herzen (Teil 2)

    Lissaro van de Helle – Der Sportler mit dem großen Herzen (Teil 2)

    Lissabons kurzes Gastspiel

    Lissaros Vater Lissabon in Südafrika
    auf dem South African Derby unter
    Mandy Johnstone im Jahr 2014. © Tamara Blake Images

    Die Dittmers leben ganz oben in Norddeutschland am Meer – doch die beste Anpaarungsidee für ihre Marquesa lieferte ein Freund aus dem Rheinland, Christoph Toups. „Ich habe einen gesehen, der könnte bei euch reinpassen“ sagte er eines Abends bei den Dittmers auf dem Sofa. Er brachte einen Videofilm mit, „und als Lissabon zu sehen war, war sofort klar, für welche Stute das eine Idee war.“ Wieder war der Gedanke der Doppelbegabung, Rittigkeit und des Leistungswillens ausschlaggebend. Damals wurde der junge Lissabon von einem Mädchen gesprungen. Gemeinsam fuhren die Dittmers und die Toups zur Hengstschau in Aachen, um den Lordanos-Sohn anzuschauen. „An Lissabon gefiel uns allen diese Abgeklärtheit, die Elastizität, diese Grundehrlichkeit gemeinsam mit überragenden Grundgangarten. Der hat ja alles mitgemacht, und dann war der noch so cool dabei. Das passte gut zu dem Ehrgeiz und Biss der Stute.“ In der Box des Hengstes war es entschieden, erinnert sich Jutta Dittmer. „Der Hengst hatte solch eine innere Ruhe, er blieb sogar in der fremden Box liegen, wenn die Tür aufging“, erzählt die Züchterin. „Der guckte mich an und ich sah: Das ist einfach ein herzensgutes Pferd!“ Im Jahr zuvor dur­fte ihr Mann den Contendro aussuchen, diesmal war sie dran mit der letztlichen Entscheidung. Und die wurde direkt dreimal wiederholt: Aus der ersten Anpaarung stammt Lissaro, danach wurden seine zwei Vollschwestern geboren. Die Fuchsstute Lissara ähnelt von Typ und Gebäude der Mutter Marquesa. Die Staatsprämienstute hatte zuletzt Quaid- und Franziskusfohlen, sie ist eine der aktuellen Zuchtstuten der Dittmers. Die letzte Stute aus der Marquesa, La Petite von Lissabon, ist eine charmante Stute, sehr elegant und bewegungsstark. Sie wird als Reitpferd der Familie eingesetzt. Der Lordanos-Sohn Lissabon, gezogen aus seiner Sion-Mutter, wirkte bis 2007 in Deutschland, bevor er nach Südafrika verkauft wurde. Er stand als junger Hengst auf der gleichen Station, bei der auch Lissaro seine Karriere begann: bei der Familie Rüscher-Konermann im Münsterland. „Lissaro ist rahmiger und hat mehr Fundament als sein Vater“, so beschreibt Claudia Rüscher die Unterschiede zwischen den beiden. „Lissabon war noch bunter als Lissaro, aber ebenso leichtrittig und unkompliziert. Da konnte man jeden draufsetzten, das ist eben dieses Lordanos-Blut.“

    Doppelbegabung par excellence

    In Deutschland ging Lissabon bis Zwei-Sterne-S-Prüfungen, war bis S platziert und gewann bis M, eine Saison auch unter Johannes Ehning. Seine Hengstleistungsprüfung legte er in Münster-Handorf mit einer dressurbetonten Endnote von 8,51 und einer springbetonten Endnote von 8,77 ab. Sein Zuchtwert der ZWS 2014 Springen beträgt 133, sein aktueller Zuchtwert Dressur 146. Lissabon vererbt sich äußerst vielseitig, sechs seiner Nachkommen sind in der Dressur bis zur schweren Klasse erfolgreich, 15 sind im Springen bis zur Klasse S erfolgreich. In welchem Maße doppelbegabt er sich vererbt, zeigt der genaue Blick auf einige erfolgreiche Kinder: So ist Lobenswert 2 mit einer mütterlichen Abstammung, die deutlich springgeprägt ist (Athlet Z-Cantus) zum Beispiel in der S-Dressur erfolgreich, ebenso wie der Sohn Lord Tomason (Quinto-General I). Der in schweren Springen erfolgreiche Sohn Landy 14 hingegen hat eine deutlich dressurgeprägte mütterliche Abstammung (Rubinstein-Weltmeister). Heute ist Lissabon auf dem Gestüt Callaho in Südafrika aufgestellt und geht in Südafrika auch weiterhin im Springsport. Welche gute Eingebung die Dittmers mit der Hengstwahl Lissabon hatten, wurde ihnen erst bewusst, als sie Lissaro auf die Körung vorbereiteten. Er sei ein unscheinbares Fohlen gewesen, dabei unglaublich lieb, zum Kuscheln sozusagen. Erst als Jürgen Dittmer ihn die ersten Male an der Longe hatte, sah er die Qualität des Hengstes. Er war begeistert von der natürlichen Balance des Pferdes. Schon nach zwei, drei Übungseinheiten ging Lissaro, als ob er seit Wochen longiert würde, erinnert sich der Züchter.

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    Körung: Spring- oder Dressurpferd?

    Cincano da Pedreira, gekörter
    Halbbruder zu Lissaro von
    Contendro I, ist international
    im Springsport erfolgreich. © Christoph Toups/Familie Dittmer

    Die Dittmers sahen den Hengst immer eher im Dressurpferdelager, doch zur Körung schickte der Verband ihn ins Springlot. Die Mitarbeiter des Landgestüts Celle hatten den Hengst damals schon auf ihrem Zettel mit den Ankaufswünschen – und doch war dann die Traute nicht da, den vielseitig begabten bunten Hengst mitzunehmen. Elastisch zeigte er sich am Sprung, ausgestattet mit besten Grundgangarten. Lissaro wurde zum Prämienhengst ausgerufen und für vergleichsweise kleines Geld an die belgische Station van de Helle verkau­ft. „Das war an dem Tag ein Glücksgriff,“ sagt Edith De Reys von der Station van de Helle. „Es wäre einfach zu sagen: Wir haben das schon damals gesehen, wie er sich entwickelt. Aber das stimmt nicht. Man kann sagen: Er hatte damals viel, um jemand zu werden!“ Um ein Haar wäre Lissaro ein Springpferdevererber in Belgien geworden. Denn eigentlich wollten Edith De Reys und Paul Mais, die beiden Köpfe hinter dem Stall van de Helle, Lissaro zur belgischen Springpferdekörung des SBS (Cheval de sport belge) bringen. Alles war geklärt, auch der Name: Leopold. Doch wenige Tage zuvor rief die Station Rüscher-Konermann an und fragte, ob sie sich vorstellen könnten, Lissaro als Nachfolger für seinen verkauft­en Vater Lissabon bei ihnen im Münsterland aufzustellen. Die beiden Springpferdeleute sagten Ja, weil sie vermuteten, dass der junge Hengst dort eher Stuten bekommen würde. Die belgische Körung fiel für Lissaro aus, der Name Leopold wurde verworfen und der bunte Braune reiste sofort nach Deutschland, um dort noch termingerecht zur Anerkennung für Westfalen und das Rheinland anzukommen. Ob man den Hengst denn auch etwas reiten sollte, wurde Edith De Reys bei Rüscher-Konermann gefragt. „Na klar“, war die Antwort, und so fügte es sich, dass die Tochter der Station Rüscher-Konermann, Claudia Rüscher, das Jungpferd aus Lissaro formte, das Zuschauer wie Richter auf den Bundeschampionaten in seinen Bann zog. Eine kurze Episode im Springsport war Lissaro doch noch gegönnt. 4-jährig ritt Gerd Könemann ihn erfolgreich in einigen Springpferdeprüfungen. Auch die Teilnahme an der Qualifikation für das Bundeschampionat der Springpferde stand im Raum – doch da entschied Reiterin Claudia Rüscher, dass so eine Doppelqualifikation ein bisschen viel Pensum für ein junges Pferd wäre. „Ich habe gesagt: Da könnten wir auch noch eine Kutsche dranhängen, das würde der auch noch machen, dann könnte er auch noch bei den Fahrpferden mitgehen.“ Ein Kommentar, der die Leistungsbereitschaft­ des Pferdes unterstreicht. Die Erfolge im Dressursport waren gigantisch: Zum Beispiel kam Lissaro mit der Traumnote 9,8 aus einer Reitpferdeprüfung beim Turnier der Sieger 2009 in Münster. Und so wurde entschieden, dass sein Schwerpunkt auf der Dressur liegen sollte.

    Die drei Bundeschampionate

    Jutta und Jochen Dittmer,
    die Züchter Lissaro van de Helles,
    gemeinsam mit seiner
    Vollschwester La Petite. © Jeannette Aretz

    Leichtfüßigkeit, Balance, Elastizität, Ausdruck und eine Sicherheit dabei, als wäre er kein junges Pferd mehr. Das sind die Attribute, die zu Lissaros Auft­ritten beim Bundeschampionat unter Claudia Rüscher gehörten. Sein heutiger Reiter Wolfhard Witte sah Lissaro ebenfalls schon dreijährig auf dem Hannoveraner Championat, auf dem er damals Fürst Nymphenburg vorstellte. „Der Hengst hatte viel Ausstrahlung und so eine Leichtfüßigkeit, die ihm sehr gut stand.“ Damals zückte Fremdreiterin Uta Gräf die Note 10. „Ein junges Pferd konnte nicht besser zu reiten sein“, sagt sie über den jungen Lissaro. „Er war so, wie man es sich wünscht, ganz lieb und trotzdem ganz wach. Körperlich hatte er da schon eine super Balance, war schon sehr gerade in sich. Ich fand ihn schon von unten toll, aber vom reiterlichen Gefühl war es noch besser.“ Vorgeworfen wird Lissaro schon mal, eben zu brav zu sein, dieses Merkmal wird dann gern in Richtung langweilig ausgelegt. „Das kann ich absolut nicht bestätigen“, sagt Uta Gräf, „es war eben die ideale Mischung aus ganz eifrig dem Reiter zugewandt sein und dennoch entspannt und gelassen wirken. Ich habe dem eine 10 gegeben, und so etwas macht man ja fast nie!“ Die 10 heimste Lissaro nicht nur bei den Fremdreitern, sondern auch dreijährig und 5-jährig auf dem Bundeschampionat für den Schritt ein. „So ein Pferd hat man nur einmal im Leben“, glaubt seine damalige Reiterin Claudia Rüscher. Begeistert ist sie immer noch von der Balance des Pferdes: Selbst wenn Lissaro mal an der Longe buckelte, „machte er das so kontrolliert, dass er nie eine Grätsche machte“. Er könne unglaublich gut mit seinem Körper umgehen, sei dazu sehr intelligent und stets konzentriert.

    Der Karriereknick

    Claudia Rüscher brachte den Hengst zum Vizeweltmeisterscha­stitel und dreimal zum Bundeschampionat. Doch „als ich beim dritten Mal, als Lissaro 5-jährig war, auf die Mittellinie zuritt, um die Richter zu grüßen, da wusste ich einfach ‚das war mein letzter Ritt’. Ich wusste, dass es vorbei ist, egal, wie gut wir abschneiden.“ Der Hengst gewann, doch Claudia Rüschers beruflicher Weg trennte sich von dem der elterlichen Station. Die Besitzer Lissaros schauten sich nach einem neuen Reiter um und die Wahl fiel auf Edward Gal. Zwei Jahre zuvor hatte der Niederländer sein Spitzenpferd Totilas abgeben müssen. Könnte Lissaro in diese Fußstapfen treten? „Mir war schon damals klar, dass das nicht einfach wird“, sagt Claudia Rüscher, „Lissaro ist keiner, dem man sagen kann: Das verlange ich von dir! Man muss ihn als Partner behandeln und wissen, wie weit man gehen kann, sonst ist er immer einen Tacken schlauer.“ Sie ergänzt: „Wir haben immer schön auf ihn aufgepasst, er war die Nummer eins und nicht die Nummer zehn. Lissaro hat seine Sonderstellung gespürt, das brauchte er.“ Bei Edward Gal wurde Lissaro von ihm selbst und von seiner Bereiterin geritten, erzählt Edith De Reys, der Lebensgefährtin von Paul Mais, denen der Stall van de Helle gehört. Sie war zufrieden mit dieser Lösung. Edith De Reys fuhr mit der Bereiterin in dieser Zeit nach Holstein, um Lissaro dort anerkennen zu lassen, was funktionierte. Ansonsten hörte man von Lissaro von da an nicht mehr viel. Außer Gerüchten, dass der Samen des Hengstes nicht mehr gut sei. Es gab nicht mehr jeden Tag Frischsamen. So etwas kann einem Hengst das Genick bei den Züchtern brechen. „Das Samenproblem hat ihn damals Stuten gekostet“, sagt Edith De Reys. Die vermeintliche Hoffnung, Lissaro könnte mit Gal der nächste Totilas werden, wurde zum Tiefpunkt seiner Karriere. Edward Gal möchte nicht über diese Begebenheit sprechen. De Reys sagt: „Es lag nicht am Reiter. Ich glaube, ein Pferd durchläu­ft in seiner Ausbildung immer Perioden, in denen es besser geht und in denen es stockt. Man kann nicht jeden Tag Erfolg haben. Manchmal passt es eben nicht.“ Die Besitzer planten darauf in eine neue Kombination: „Als Gal dann mit Glock zusammenging“ – Waffenproduzent Glock ist der Hauptsponsor Edward Gals – „wollten wir einen neuen Reiter für Lissaro suchen, denn wir dachten, dass er sich nun, wo er einen so guten Sponsor hatte, auf die Glock-Pferde konzentrieren würde.“ Sie sprachen mit dem Landgestüt Celle, die ihn gern nahmen: „Das war sinnvoll“, fanden die Hengstbesitzer, „denn Lissaro hat die meisten Stuten in Deutschland.“ Wie auch immer der Karriereknick zustande kam, angekommen in Celle war Lissaro nicht mehr derselbe.

    Sein heutiger Reiter Wolfhard Witte beschreibt den Anfangszustand des Hengstes als unmotiviert. Ein Pferd, das keine Lust mehr hat auf das Reiten an sich. Ein Pferd, das abgeschaltet hat, das sich Tricks angeeignet hat, sich den Hilfen zu entziehen. Witte glaubt trotzdem an den Hengst, von Anfang an. Er bezieht seine 14-jährige Tochter ein und teilt Lissaro zudem eine Auszubildende zu: Die beiden sollen für das Umsorgen des Pferdes zuständig sein. Er merkt, dass das hier kein rein reiterlich zu lösendes Problem ist. Der Hengst braucht Ansprache, Bezugspersonen. Er selbst bietet ihm so viel Abwechslung wie möglich: Er reitet viel draußen, geht ins Gelände, springt ihn. Das funktioniert. Lissaros Lebensgeister kehren zurück, er buckelt mal aus Freude beim Springen. Wo Wolfhard Witte in der ersten Zeit noch nach Tagesform entscheiden musste – „Können wir heute in die Halle gehen oder nicht?“ – da weiß er zwei Jahre später: Lissaro kann wieder angepackt werden. „Früher musste ich zum Beispiel Rechtspirouetten sehr geschickt und fein einfädeln. Bekam er da einmal falschen Druck am Maul, stand er. Heute sind wir ein eingespieltes Team. Ich kann mehr auf Risiko reiten und auch mal aus dem Mittelgalopp einen Übergang zur Pirouette reiten. Das wäre früher niemals möglich gewesen.“ Sein großer Wunsch ist es, diesen Hengst bis in die höchste Klasse zu fördern. S-Siege und Platzierungen hat er schon, 2015 geht er die ersten 3-Sterne-S-Prüfungen. „Ich möchte ihn bis zum Grand Prix bringen“, sagt Wolfhard Witte, „und zeigen, was alles in diesem so o­ totgesagten Hengst steckt.“

    Comeback Vererbung

    Mit einem Paukenschlag war Lissaro van de Helle wieder in aller Munde: Er führt mit 176 Punkten die deutsche Zuchtwertschätzung im Jahr 2015 an. Damit ist er der Dressurvererber mit den meisten Punkten, wenn auch einer rechnerischen Sicherheit von nur 87 Prozent. Die meisten Erfolge seiner Nachkommen sind bei den jüngeren Jahrgängen in Dressur-Aufbauprüfungen zu finden. Bisher hat Lissaro van de Helle sieben Staatsprämienstuten und drei gekörte Söhne. 85 Nachkommen sind als Sportpferde eingetragen. Erwähnenswert ist hier die Stute Passion HR (Muttervater ist der Halbblüter Finalist) aus dem ersten Jahrgang 2009 von Lissaro, die bereits in 2-Sterne-M-Springprüfungen platziert ist. Der erste Jahrgang, angepaart vor seinem ersten Bundeschampionatssieg im Dressurlager, besteht nämlich hauptsächlich aus Springpferdeanpaarungen. Wie ist er optimal anzupaaren? Lissaros Züchter, die Dittmers, sehen ihren Hengst als Schritt- und Charakterverbesserer, der gut zu Blutstuten wie Lauries Crusador xx-Töchtern passen würde. „Blut sollte in der zweiten Generation vorhanden sein“, sagt Jutta Dittmer. Auch würde er gut zu etwas verrückten Stuten passen, weil er eben seinen Charakter so gut weitergeben würde. Das sei in der Familie fest verankert: „Wir waren im Hochsommer mit unserer La Petite, der Vollschwester zu Lissaro, auf einem Turnier, auf dem alle Pferde von Mücken geplagt wurden und herum hibbelten. Nur eine ging weiter im Takt: unsere La Petite.“ So seien sie eben, die Lissabon-Marquesa-Nachkommen. Landstallmeister Axel Brockmann sieht Lissaro als Dressurpferdemacher, der Interieur und Rittigkeit gut verbessert, wenn zum Beispiel eine Mutterstute mit eingeschränkter Rittigkeit daherkommt. „Lissaro macht Pferde, die sich bedienen lassen“, sagt er. „Außerdem ist er einer der wenigen Hengste im Dressurlager, die auch ein gutes Springpferd machen können.“ Ideal wären für ihn sich edel vererbende Stuten. Lissaros Reiter Wolfhard Witte beobachtete, „dass Lissaro ein sehr korrektes Fundament vererbt, die Fohlen schön gerade stehen und gute Hufe haben.“ Zudem vererbt er seine drei guten Grundgangarten. Dass Blut bei der Stute vielleicht nicht ganz weit vorne stehen muss, wohl aber der Phänotyp stimmen muss, das zeigte zum Beispiel ein Lissaro-Don Crusador-Stutfohlen der Familie Engelke aus Dörverden, das mit 10er Noten für die Bewegungsqualität und einer Typnote von 9,5 das Hannoveraner Fohlenchampionat 2014 gewann. Richterin war hier unter anderen Reitsport-Mäzenin Madeleine Winter-Schulze. „Das war ein Fohlen aus einer sehr leichten, großen Mutterstute, das hat hervorragend gepasst“, erinnert sich Wolfhard Witte.

    Lilliano OLD – ein Musterbeispiel

    Lissaros gekörte Söhne sind der ZFDP-Siegerhengst und westfälisch anerkannte Lassaro (Muttervater Monsieur AA) und der ebenso westfälisch gekörte Louis d’or gold SG (Muttervater Landro L) sowie Lilliano OLD. Dieser Hengst steht als Nachwuchspferd im Stall der internationalen Dressurreiterin Viktoria Max- ‑eurer. Er wurde 2014 Vize-Bundeschampionatssieger der dreijährigen Hengste in Warendorf. Der imposante Lilliano OLD, edel und zugleich großliniert, stammt aus der Dressurpferdezucht der Familie Schulte-Varendorff aus Ibbenbühren, Nordrhein-Westfalen. Lilliano OLD ist ein ideales Beispiel dafür, wie gut Lissaro klug eingesetzt wirken kann, wie gut er auf moderne Stuten passt (seine Mutter von Sir Donnerhall trägt zurecht den Namen „Spectacular“) und seine Reitpferdqualitäten hier zum Wirken auf die moderne Form bringen kann. Im Hause Schulte-Varendorff sind so einige Lissaro-Kinder daheim und man ist überzeugt von den Qualitäten, die der Hengst mitgibt. Vor allem wird der Grundschwung gelobt. Tatsächlich ist bei Lissaro-Nachkommen auffallend häufig das lockere Durchschwingen durch den ganzen Körper von hinten nach vorn zu sehen. Gute Taktsicherheit und Balance sowie der sichere Schritt finden sich oft­ wieder. Qualitäten, die für Reitpferdezüchter interessant sind, nicht für Fohlenverkäufer. Die Interieurwerte sind es, die manche Züchter so begeistern, dass sie nach einem Siegerfohlen von Lissaro nichts anderes mehr wollen. Weil sie endlich noch mal Nachkommen haben, die sie von Anfang an selbst händeln können, vom Schmiedebesuch bis zum Führtraining. Wenn Wolfhard Witte mit Lissaro auf Turnieren ist, wird er so­ von Züchtern angesprochen, die begeistert sind, wie gut sich der Hengst benimmt. Da steht dann Wittes 14-jährige Tochter und lässt den Hengst grasen, nur ein Halft­er drauf, und dennoch interessiert sich Lissaro für nichts in der Umgebung. Er zappelt nicht, er schreit nicht, er ist absolut nicht hengstig. Das beeindruckt natürlich. Für seine Züchter Jutta und Jochen Dittmer ist die Sache klar: „Lissaro ist ein Pferd der Herzen – eines der schönsten Pferde, die wir je gezogen haben, nicht vom Äußerlichen, sondern vom Charakter her.“

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Jeannette Aretz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.