Schlagwort: Embryotransfer

  • Embryotransfer und Stammzellenbank – Tradition vs. Moderne in der Pferdezucht

    Embryotransfer und Stammzellenbank – Tradition vs. Moderne in der Pferdezucht

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Um erfolgreiche Sportpferde zu züchten, spielt nicht nur die Genetik in Form der Auswahl eines geeigneten Hengstes und einer geeigneten Stute, sondern auch das Timing eine Rolle. Alte Züchterweisheiten, wie die, dass Fohlen am besten im Frühjahr zur Welt kommen sollten, haben auch noch im Zeitalter des Embryotransfers ihre Daseinsberechtigung, denn der Biorhythmus der Stute weiß nichts von den technischen Möglichkeiten, die die Medizin heute zur Unterstützung der Zucht bereit hält.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_single_image image=“4147″ img_size=“large“][vc_column_text]Eine Zuchtstute bringt in ihrem Leben normalerweise zwischen fünf und zehn Fohlen auf die Welt. Mittels Embryotransfers kann die Nutzungsdauer von Zuchtstuten ausgedehnt werden und es ist theoretisch möglich, mehrere Fohlen während einer Decksaison zu produzieren. Wer jetzt schon Horrorvorstellungen von Fohlen in Massenproduktion hat, kann beruhigt sein, denn im Gegensatz zu Kuh oder Schwein kann beim Pferd nicht hormonell in den Fruchtbarkeitszyklus eingegriffen werden. Die so genannte Superovulation, bei der durch Hormongabe mehrere Eizellen gleichzeitig reifen, klappt beim Pferd bisher nicht. Auch das „Züchten im Reagenzglas“ ist bei Pferden nicht erfolgreich. Daher gibt es keine Massenproduktion von Retortenfohlen in der Petrischale, sondern es entsteht stets nur ein Fohlen nach dem anderen nach einer Befruchtung im Mutterleib.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Gesunde Zellen auf der Bank

    Neben der Reproduktionsmedizin haben auch in anderen Bereichen der Veterinärmedizin in den letzten Jahren für den Züchter interessante Entwicklungen stattgefunden, z. B. die Stammzellentherapie. Relativ neu ist das Angebot, bereits bei der Geburt Blut aus der Nabelschnur zu entnehmen und die gewonnen Stammzellen einzufrieren. So kann später, wenn wirklich eine Verletzung auftritt, auf die bereits eingelagerten Stammzellen zurückgegriffen werden.

    Abseits der oft politisch geführten Debatte um Gentechnik hat sich die Stammzellentherapie vor allem in der Humanmedizin in den letzten Jahren etabliert. Dabei werden verschiedene Arten, Stammzellen zu gewinnen, unterschieden: Die umstrittenste ist die Gewinnung aus Embryonen. Eine ethisch unbedenkliche Alternative, die auch in der Behandlung von Pferden seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt wird, sind Erwachsenen-Stammzellen, z. B. aus Knochenmark. Hierzu wird dem Patienten aus eigenem Knochenmark, zum Beispiel aus dem Brustbein, Gewebe entnommen. Das Problem ist aber: Je älter der Patient ist, umso weniger Stammzellen sind in seinem Knochenmark zu finden.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]
    Daher hat sich in der Humanmedizin die Gewinnung von Stammzellen aus Nabelschnurblut durchgesetzt. Dies ist ethisch unbedenklich und relativ einfach durchzuführen. Hierzu wird aus der Nabelschnur Blut entnommen und in speziellen Blutbanken, ähnlich den Blutspendezentralen, aufbereitet und tiefgefroren gelagert. Seit kurzem gibt es diesen Service auch für Pferde. Es können also eigene Stammzellen des Fohlens vorbeugend aufbewahrt werden, damit sie bei einer irgendwann auftretenden Verletzung oder Erkrankung zur Verfügung stehen.

    Vielleicht wird sich diese Art der Vorbeugung durchsetzten, wie es vor Jahrzehnten die Schutzimpfung vorgemacht hat, und man legt in Zukunft beim Pferdekauf auch auf vorsorglich eingelagerte Stammzellen Wert.

    Züchtertüv

    Auch beim Verkauf von Sportpferden, insbesondere bei der Vermarktung über Auktionen, greifen Züchter immer häufiger auf medizinische Dienstleistungen zurück. Denn gerade für Züchter ist die Dokumentation des Gesundheitszustandes beim Verkauf eines Pferdes wichtig, da die Verkaufsuntersuchung juristische Sicherheit gibt. Außerdem gibt der Tierarzt dem Züchter beim so genannten „Züchtertüv“ wertvolle Hinweise zur späteren Verwendung des Pferdes im Sport.

    Insgesamt ist der Tierarzt in der Pferdezucht nicht mehr alleine zum Kurieren von Krankheiten gefragt, vielmehr hat sich ein breites Spektrum an Dienstleistungen rund um Aufzucht und Vermarktung entwickelt, um gesunde und erfolgreiche Pferde in den Sport zu bringen.[/ihc-hide-content]

    © Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11, Guido Krisam[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Die Bedeutung des Embryotransfers

    [nextpage title=“Bedeutung und Definition“]

    Defitnition Embryotransfer

    Beim Embryotransfer gewinnt man Embryonen aus einem Spendertier, die wiederum auf eine Leihmutter übertragen werden. Diese übernimmt sowohl die Trächtigkeit als auch die Aufzucht.

    Stute mit Fohlen

     

    [vc_custom_heading text=“Viele züchterische Vorteile“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    Die Vorteile des Embryotransfer liegen auf der Hand: Geht die Stute intensiv im Sport, muss ihre Karriere durch eine Trächtigkeit nicht unterbrochen werden. Stuten, die aus medizinischen Gründen (Alter, Verletzung etc.) keine Fohlen mehr austragen sollten, können trotzdem durch eine Embryonengewinnung ihre Gene weitergeben. Auch bei Stuten, die immer wieder verfohlen, kann der Embryotransfer durchgeführt werden. Außerdem hat der Züchter den Vorteil,mehrmals im Jahr Nachwuchs von einer Stute zu gewinnen– auch von unterschiedlichen Vätern. Selbst bei jungen Stuten, die zwar geschlechts- aber nicht zuchtreif sind, funktioniert der Eingriff. Dadurch wird das Generationsintervall verkürzt. Diese Faktoren können insgesamt genommen zu einem gesteigerten Zuchterfolg führen. Mit dem Anlegen von sogenannten Embryodatenbanken spielt der Embryotransfer auch unter dem Gesichtspunkt des Artenschutzes eine große Rolle.

    [vc_custom_heading text=“Deutschland hinkt hinterher“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    In Deutschland ist der Embryotransfer eher zögerlich angelaufen. Im Gegensatz zu Argentinien, Frankreich, Belgien, Holland, Amerika oder Argentinien – denn dort ist dieser Vorgang schon länger keine Seltenheit mehr. Inzwischen bieten immer mehr Zuchtverbände auch ihren Züchtern diese Möglichkeit an. Aus dem FN-Jahresbericht 2010 geht hervor, dass von 34.495 Bedeckungen gerade 345 Fohlen durch den Embryotransfer entstanden sind. Verglichen mit dem Vorjahr sind das 86 Fohlen weniger. Allerdings muss dabei auch der allgemeine Rückgang der Bedeckungsquote mit berücksichtigt werden. Im Jahr 2009 kamen 39.053 Fohlen zur Welt.

     

    Entwicklung der Bedeckungsarten

    [nextpage title=“Akzeptanz bei den Züchtern“]

    [vc_custom_heading text=“Züchterakzeptanz des Embryonentransfers“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    Viele Züchter scheuen die Kosten, die nicht immer zu hundert Prozent kalkulierbar sind. Dies hat eine Abschlusssarbeit an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien ergeben. In dieser wurde die Akzeptanz des Embryotransfers bei Züchtern in Deutschland, Österreich und der Schweiz untersucht. Alleine 73 Prozent lehnen diese Methode ab. Hauptgrund sind die hohen Kosten und der Aufwand.

     

    [vc_custom_heading text=“Eingriff in die Natur“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    Gegner des Embryotransfers beklagen den zu großen menschlichen Eingriff in die Natur. Doch nüchtern betrachtet ist in der Zucht schon lange nichts mehr natürlich. Die wenigsten Züchter lassen ihre Stuten ausschließlich im Natursprung decken. Schon die Befruchtung mit Tiefgefrier- bzw. Kühlsperma zählt als künstlicher Eingriff.

    Der Transfer in Schritten

    • Der Zyklus der Spender- und der Empfängerstute muss bei einer Direktübertragung synchron sein
    • Bedeckung der Stute durch Natursprung, Besamung mit Kühlsperma bzw. Tiefgefriersamen
    • Gewinnung der Embryos durch Gebärmutterspülung
    • Aufsuchen, Beurteilen, Waschen und Abfüllen des Embryos
    • Entweder Übertragen des Embryos in eine Empfängerstute oder dessen Tiefgefrierkonservierung, falls kein Direkttransfer erfolgt
    • Eventuell Auftauen der kryokonservierten (in Stickstoff gefroren) Embryonen und Übertragung auf Empfängerstut

    [nextpage title=“Voraussetzungen für einen Transfer“]
    [vc_custom_heading text=“Voraussetzungen für einen Transfer von der Spender- zur Empfängerstute“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    • Überdurchschnittlicher Zuchtwert
    • Beste Gesundheit
    • Registrierung von Embryotransferfohlen durch Zuchtverband
    • Zyklussynchronisation von Spender- und Empfängerstuten
    • Genügend Leihstuten als Embryoausträger
    • Verfügbarkeit hochklassiger Hengste mit sehr guter Fruchtbarkeit
    • Größe und Alter der Stute spielt bei Fohlenentwicklung eine große Rolle
    • Abklärung der finanziellen Gegebenheiten

    [nextpage title=“Embryonengewinnungsraten“]
    [vc_custom_heading text=“Embryonengewinnungsraten“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    Unterschiedliche Faktoren bestimmen die Embryonengewinnungsrate maßgeblich. Dazu zählen Gewinnungstag, die Anzahl der Ovulationen, die Fruchtbarkeit der Spenderstute und das Befruchtungsvermögen des verwendeten Samens. In der Regel werden die Gebärmutterspülungen sieben oder acht Tage nach der Ovulation durchgeführt. Falls die Embryonen eingefroren werden, empfiehlt sich eine Spülung am sechsten Tag. Laut Professor Christine Aurich von der veterinärmedizinischen Universität Wien liegt die Rate bei gesunden Stuten bei sechzig bis siebzig Prozent. Diese Schwankung zeigt, dass meistens mehrere Spülungen nötig sind.

    Spülung an der stehenden Stute

     

    [nextpage title=“Trächtigkeitsraten“]
    [vc_custom_heading text=“Trächtigkeitsraten“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    Es gibt zwei Möglichkeiten für den ET: Entweder wird er chirurgisch oder transzervikal vorgenommen. Chirurgisch bedeutet, dass der Embryo durch die geöffnete Bauchhöhle übertragen wird. Bei dieser Methode schwankt die Trächtigkeitsrate zwischen 65 und 75 Prozent und liegt damit höher als bei der transzervikalen Methode. Allerdings ist der Aufwand höher ist. Bei der transzervikalen Übertragung findet der Embryotransfer vaginal statt.

    Suchen des Embryos mittels Mikroskop

     

    Unterschiedliche Faktoren beeinflussen die Trächtigkeitsrate

    • Methode des Embryotransfer
    • Synchronität zwischen Spender- und Empfängerstute
    • Qualität des Embryos
    • Durchdachtes Management

     

    [nextpage title=“Gefahren und Risiken“]
    [vc_custom_heading text=“Gefahren und Risiken“ font_container=“tag:h4|text_align:left“ use_theme_fonts=“yes“][vc_separator type=“double“]

    Falls es zu einem erhöhten Einsatz von Embryotransfer kommt, so könnte die Blutlinienvielfalt eingeengt werden und ein bestimmter Modehengsttypus entstehen. Ein weiteres Szenario könnte ein Ausverkauf der „guten Genetik“ sein, da ein globaler Markt entsteht. Ein weiteres Risiko besteht in der Förderung der Kommerzialisierung, wodurch der Züchter, der nicht im großen Stil agiert, nicht seine Marktposition verteidigen kann.

    Embryo am siebten Tag

    Fazit

    Der Embryotransfer wird derzeit eher selten vorgenommen. Gründe sind die bereits angesprochenen hohen Zusatzkosten. Gerade die Leihstute stellt einen besonders hohen Kostenfaktor dar. Ein „kleiner“ Züchter kann allein aus wirtschaftlichen Gründen keine große Empfängerherde halten, daher werden eher große Zuchtbetriebe den Embryotransfer nutzen, für die diese Methode rentabel ist. Sollte die Nachfrage nach Embryotransfer zukünftig steigen, so könnten Kooperationen mit anderen Embryotransfer-Stationen sinnvoll sein. Werden große Empfängerherden zur gemeinschaftlichen Nutzung bereitgestellt, wäre dies durchaus möglich.

    Text: Nadia Wattad