Luftsacktympanie: Vererbbare Gefahr
Die Krankheit ist erblich bedingt und sorgt für aufgeblähte Luftsäcke. Neben den aufgeblähten Ganaschen sind Schnarchgeräusche und Schluckstörungen weitere Anzeichen.
Anatomische Besonderheit der Equiden
Von der Luftsacktympanie direkt betroffen sind die Luftsäcke. Diese sind besonders bei Equiden. Die Luftsäcke gehören als Schleimhaut-Aussackungen der Ohrtrompete zu den oberen Atemwegen. Die Ohrtrompete stell die Verbindung von Mittelohr und Rachenraum dar. Dort findet der Druckausgleich statt. Vor den Luftsäcken befindet sich jeweils eine Klappe. Diese steuert den Druckaustausch zwischen Rachenraum und Luftsack beim Schlucken. Zusätzlich hat die Luftsackklappe als Verschlussmechanismus die Aufgabe, das Eindringen von Keimen und Bakterien zu verhindern. Bei einer Luftsacktympanie ist eine Schleimhautfalte als Teil der Klappe zu groß geraten, sodass dieser Verschlussmechanismus gestört wird. Durch die Missbildung kann nicht mehr sämtliche Luft nach dem Druckausgleich aus den Luftsäcken entweichen. In der Folge sammelt sich dort immer mehr Luft an und die Luftsäcke blähen sich zunehmend auf.
Anzeichen einer Luftsacktympanie
Die aufgeblähten Luftsäcke sind das auffälligste äußere Anzeichen. Diese Schwellung im Ganaschenbereich ist weich, nicht schmerzhaft und lässt sich eindrücken. Hörbar sind die angestrengte Atmung und variierende Schnarchgeräusche. Diese entstehen, wenn die Schwellung innerlich auf das Rachendach drückt. Zusätzlich sorgt der eingeengte Rachenbereich für Schluckbeschwerden. Dazu kommt der mögliche Austritt von Milch oder Futterbestandteilen über die Nüstern. Durch die Schluckstörung kommt die Milch nicht komplett in der Speiseröhre an, sondern sammelt sich teilweise in den Luftsäcken an. Ab diesem Zeitpunkt steigt das Risiko für betroffene Fohlen stark an. Die fehlgeleitete Milch gelangt über den Luftsack in die Luftröhre und die Lunge. So entsteht ohne Behandlung eine lebensbedrohliche Lungenentzündung. Der milchige Ausfluss und häufig auch husten nach dem Saugen ist ein Anzeichen für eine drohende Lungenentzündung.
Heilungschance
Die Verdachtsdiagnose aufgrund der Symptome kann mit einer endoskopischen Untersuchung des Tierarztes abgesichert werden. Das Endoskop wird dabei in den Luftsack vorgeschoben, sodass die Luft daraus abgelassen wird. So nimmt die typische Schwellung im Ganaschenbereich ab. Röntgenbilder können zusätzliche Sicherheit verschaffen. Auf ihnen ist die Vergrößerung des einen und die Verengung des anderen Luftsacks zu sehen. Zudem sind Sekretansammlungen in den Luftsäcken sichtbar.
Die Tierärztliche Hochschule Hannover betreibt seit einigen Jahren ein Forschungsprojekt zur Aufklärung der seltenen Krankheit. In der Klinik wurde ein minimalinvasiver Eingriff entwickelt, der zudem ohne Vollnarkose auskommt. Dabei wird die zu groß geratene Schleimhautfalte durch einen Laser gekürzt. Danach funktioniert der Verschlussmechanismus der Klappe vor den Luftsäcken wieder wie vorgesehen. Die Operation bringt nach Erkenntnissen der Tierärztlichen Hochschule Hannover sehr gute Ergebnisse.
Nach einer erfolgreichen Operation spricht von dieser Seite aus nichts gegen eine spätere sportliche Karriere des Fohlens. Von einem züchterischen Einsatz sollte man absehen. Da die Luftsacktympanie eine erblich bedingte Krankheit ist, besteht die Gefahr, dass sie an die Nachkommen weitergegeben wird. Die Rassen Arabisches und Englisches Vollblut, Quarter Horses und Traber sind häufiger von der Erkrankung betroffen. Doch auch bei einige deutsche Zuchtlinien wurde die Luftsacktympanie festgestellt. Tendenziell sind Stuten häufiger als männliche Vertreter betroffen.
Horse-Gate/ACG