Lissaro van de Helle – Der Sportler mit dem großen Herzen (Teil 2)
Lissabons kurzes Gastspiel
Die Dittmers leben ganz oben in Norddeutschland am Meer – doch die beste Anpaarungsidee für ihre Marquesa lieferte ein Freund aus dem Rheinland, Christoph Toups. „Ich habe einen gesehen, der könnte bei euch reinpassen“ sagte er eines Abends bei den Dittmers auf dem Sofa. Er brachte einen Videofilm mit, „und als Lissabon zu sehen war, war sofort klar, für welche Stute das eine Idee war.“ Wieder war der Gedanke der Doppelbegabung, Rittigkeit und des Leistungswillens ausschlaggebend. Damals wurde der junge Lissabon von einem Mädchen gesprungen. Gemeinsam fuhren die Dittmers und die Toups zur Hengstschau in Aachen, um den Lordanos-Sohn anzuschauen. „An Lissabon gefiel uns allen diese Abgeklärtheit, die Elastizität, diese Grundehrlichkeit gemeinsam mit überragenden Grundgangarten. Der hat ja alles mitgemacht, und dann war der noch so cool dabei. Das passte gut zu dem Ehrgeiz und Biss der Stute.“ In der Box des Hengstes war es entschieden, erinnert sich Jutta Dittmer. „Der Hengst hatte solch eine innere Ruhe, er blieb sogar in der fremden Box liegen, wenn die Tür aufging“, erzählt die Züchterin. „Der guckte mich an und ich sah: Das ist einfach ein herzensgutes Pferd!“ Im Jahr zuvor durfte ihr Mann den Contendro aussuchen, diesmal war sie dran mit der letztlichen Entscheidung. Und die wurde direkt dreimal wiederholt: Aus der ersten Anpaarung stammt Lissaro, danach wurden seine zwei Vollschwestern geboren. Die Fuchsstute Lissara ähnelt von Typ und Gebäude der Mutter Marquesa. Die Staatsprämienstute hatte zuletzt Quaid- und Franziskusfohlen, sie ist eine der aktuellen Zuchtstuten der Dittmers. Die letzte Stute aus der Marquesa, La Petite von Lissabon, ist eine charmante Stute, sehr elegant und bewegungsstark. Sie wird als Reitpferd der Familie eingesetzt. Der Lordanos-Sohn Lissabon, gezogen aus seiner Sion-Mutter, wirkte bis 2007 in Deutschland, bevor er nach Südafrika verkauft wurde. Er stand als junger Hengst auf der gleichen Station, bei der auch Lissaro seine Karriere begann: bei der Familie Rüscher-Konermann im Münsterland. „Lissaro ist rahmiger und hat mehr Fundament als sein Vater“, so beschreibt Claudia Rüscher die Unterschiede zwischen den beiden. „Lissabon war noch bunter als Lissaro, aber ebenso leichtrittig und unkompliziert. Da konnte man jeden draufsetzten, das ist eben dieses Lordanos-Blut.“
Doppelbegabung par excellence
In Deutschland ging Lissabon bis Zwei-Sterne-S-Prüfungen, war bis S platziert und gewann bis M, eine Saison auch unter Johannes Ehning. Seine Hengstleistungsprüfung legte er in Münster-Handorf mit einer dressurbetonten Endnote von 8,51 und einer springbetonten Endnote von 8,77 ab. Sein Zuchtwert der ZWS 2014 Springen beträgt 133, sein aktueller Zuchtwert Dressur 146. Lissabon vererbt sich äußerst vielseitig, sechs seiner Nachkommen sind in der Dressur bis zur schweren Klasse erfolgreich, 15 sind im Springen bis zur Klasse S erfolgreich. In welchem Maße doppelbegabt er sich vererbt, zeigt der genaue Blick auf einige erfolgreiche Kinder: So ist Lobenswert 2 mit einer mütterlichen Abstammung, die deutlich springgeprägt ist (Athlet Z-Cantus) zum Beispiel in der S-Dressur erfolgreich, ebenso wie der Sohn Lord Tomason (Quinto-General I). Der in schweren Springen erfolgreiche Sohn Landy 14 hingegen hat eine deutlich dressurgeprägte mütterliche Abstammung (Rubinstein-Weltmeister). Heute ist Lissabon auf dem Gestüt Callaho in Südafrika aufgestellt und geht in Südafrika auch weiterhin im Springsport. Welche gute Eingebung die Dittmers mit der Hengstwahl Lissabon hatten, wurde ihnen erst bewusst, als sie Lissaro auf die Körung vorbereiteten. Er sei ein unscheinbares Fohlen gewesen, dabei unglaublich lieb, zum Kuscheln sozusagen. Erst als Jürgen Dittmer ihn die ersten Male an der Longe hatte, sah er die Qualität des Hengstes. Er war begeistert von der natürlichen Balance des Pferdes. Schon nach zwei, drei Übungseinheiten ging Lissaro, als ob er seit Wochen longiert würde, erinnert sich der Züchter.
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