EM Luhmühlen: Deutsche Doppelspitze nach Dressur
Gelungener Start für die deutsche Vielseitigkeitsmannschaft bei den Europameisterschaften in Luhmühlen. Nach der Dressur führen Michael Jung mit fischerChipmunk FRH, Ingrid Klimke mit SAP Hale OLD, Kai Rüder mit Colani Sunrise und Andreas Dibowski mit FRH Corrida das Feld mit 68,9 Minuspunkten vor den Teams aus Großbritannien (85,7) und Belgien (90,9) an.
Ganz nach vorne gebracht wurde das Team durch den dreimaligen Europameister Michael Jung und Titelverteidigerin Ingrid Klimke, die auch in der Einzelwertung die beiden ersten Plätze unter sich ausmachen. Jung startete als Erster und verließ das Viereck mit einem Ergebnis knapp unter 80 Prozent, umgerechnet 20,9 Minuspunkte. „fischerChipmunk ist fantastisch, hat sich richtig schön reiten lassen“, sagte Jung. Nur einmal während der Schritttour ging ein Raunen durchs Publikum, als das Pferd im Schritt einen Taktfehler machte. „Ich habe natürlich einiges riskiert, bin auch im Schritt ein bisschen ans Limit gegangen“, sagte Jung. Erst im Frühjahr hatte er fischerChipmunk FRH von Julia Krajewski übernommen. „Ich kriege es immer besser raus, wieviel ich wirklich riskieren kann. Es ist schon eine mächtige Kulisse da drin und es ist toll, wie das jetzt schon klappt.“
Klimke und Hale Bob legten bereits in der Dressur vor
Ingrid Klimke als letzte deutsche Starterin begann ihre Dressur mit SAP Hale Bob OLD mit einer glatten 10 fürs Einreiten. „Er war draußen erst völlig locker, wurde dann aber doch etwas nervös hier kurz vorher, aufgrund der Atmosphäre, aber in dem Moment, wo ich reingeritten bin war er total schön in der Anlehnung, ließ sich stellen und biegen, einfach ein Träumchen“, sagte Klimke. Auch bei ihrem Ritt zuckten die Zuschauer einmal kurz zusammen, als der Oldenburger Wallach in der Trabverstärkung einmal stolperte. „Das kann ich ihm aber nicht übelnehmen, er ist ein Pferd. Ich wüsste ich nicht, wie ich das reiterlich hätte verhindern können. Wenn das alles ist, kann ich gut damit leben“, erklärte die WM-Dritte des vergangenen Jahres. Mit 22,2 Minuspunkten rangiert das Paar auf Platz zwei vor dem Gelände.
Auf dem vierten Platz nach Dressur ordnet sich Kai Rüder mit Colani Sunrise ein. Der Fehmaraner trägt 25,8 Minuspunkte zum Zwischenstand des deutschen Teams bei. Er war bereits am Donnerstag an der Reihe, ebenso wie der deutsche Startreiter Andreas Dibowski, der mit 34,6 Minuspunkten das Viereck verließ. Dritte in der Einzelwertung ist die britische Einzelreiterin Laura Collett, die mit ihrem noch nicht so routinierten Pferd London hofft, im Gelände eine gute Runde zu drehen (25,5 Minuspunkte).
„Ich bin mehr als zufrieden. Erster, Zweiter, Vierter mit Mannschaftsreitern ist schon gigantisch. Selbst mit dem neuen Bewertungssystem haben wir ein paar Punkte zwischen unsrem Team und Platz zwei gelassen. Ich bin mit allen sehr zufrieden, auch mit den Einzelreitern. Es war schon spannend hier, mit der Atmosphäre und den Zuschauern, aber es gab keinen Totalausfall“, zog Bundestrainer Hans Melzer ein Zwischenfazit.
Josepha Sommer beste deutsche Einzelreiterin nach Dressur
Zusätzlich zu den vier Teamreitern sind in Luhmühlen auch acht deutsche Einzelreiter am Start. Bereits am Donnerstag bestritten Nadine Marzahl (Munster) mit Valentine (30,5 Minuspunkte/Platz 18), Christoph Wahler (Bad Bevensen) mit Carjatan S (33,8/Platz 33) und Jörg Kurbel (Rüsselsheim/Platz 40) ihre Dressur. Den besten Einstand der acht konnte sich dann am Freitag Josefa Sommer (Immenhausen) mit ihrem erfahrenen Hamilton verschaffen. „Er war von Anfang an super konzentriert. Im Schritt hat man schon gemerkt, dass er weiß wo er ist und er sich unheimlich Mühe gibt, nichts falsch zu machen. Ich konnte alles gut rausreiten. Für seine 17 Jahre fühlt er sich an wie zehn“, lobte Sommer ihr Pferd. Mit 29,3 Minuspunkten rangiert die EM-Teilnehmerin von 2017 auf Platz 14.
Sandra Auffarth (Ganderkesee), Doppelweltmeisterin von 2014, deren Stern 2011 bei den Europameisterschaften in Luhmühlen mit Teamgold und Einzelsilber aufging, gehört ebenfalls zu den Einzelreitern dieser EM. Mit dem Nachfolger ihres Erfolgspferdes Opgun Louvo landete sie auf Platz 23. 31,7 Minuspunkte schlagen für sie und Viamant du Matz zu Buche. „Er wurde ein bisschen nervös, als er ins Stadion reinkam“, sagte Auffarth über den Fuchswallach. „Die Leute waren ja wirklich gut drauf. Es ist eine tolle Atmosphäre hier in Luhmühlen, davon hat er sich ein bisschen anstecken lassen. Schon als zu Beginn, als alle gleich alle klatschten. Das zog sich so ein bisschen durch die ganze Aufgabe. Aber an sich war ich zufrieden, er hat sich dann gut zusammengerissen und wir haben auch alles hinbekommen. Aber er hätte natürlich losgelassener sein können.“
Atmosphäre im Viereck kostet Punkte
Nur einen Platz dahinter ordnet sich nach der Dressur EM-Debütantin Anna Siemer ein. Die Reiter mit der kürzesten Anreise – sie wohnt in Salzhausen und trainiert in Luhmühlen – war am Freitagmorgen die erste Starterin. Sie kam ihrer Hannoveraner Stute FRH Butts Avondale auf 31,9 Minuspunkte. „Erstmal: Ich bin stolz hier zu sein mit meinem kleinen Pferd. Sie hat mir in diesem Jahr zwei Highlights beschert: Aachen und die Europameisterschaften“, sagte Anna Siemer. Ganz zufrieden mit ihrer Dressurvorstellung war sie allerdings nicht. Ihr Pferd habe sich nach einem unerwarteten Geräusch auf der Tribüne sehr angespannt. „Das haben wir ja schon deutlich besser gezeigt“, sagte Anna Siemer. Offenbar habe ihre sehr vollblütige Stute (von Nobre xx – Heraldik xx) beweisen wollen, „dass sie im Galopp die Schnellste ist“.
Die Atmosphäre machte auch Felix Etzel und seinem Pferd Bandit zu schaffen. Der Warendorfer Sportsoldat, der in Jardy die Vielseitigkeit noch mit rund 25 Minuspunkten begonnen hatte, verließ das Viereck mit 33,1 Minuspunkten. „Er war ein bisschen mehr angespannt als sonst. Vom Ergebnis her ist das deutlich die schlechteste Dressur in diesem Jahr. Das ist bei ihm so, dass er gerne mal etwas nervig wird. Draußen war er noch sehr locker, hat sich aber durch die Atmosphäre deutlich beeinträchtigen lassen und das zog sich dann durch die ganze Prüfung durch“, sagte er etwas enttäuscht.
Die Europameisterschaften werden am Samstag um 10 Uhr mit der Geländeprüfung fortgesetzt. Gestartet wird in derselben Reihenfolge wie in der Dressur. Damit macht Andreas Dibowski als dritter Starter um 10.16 Uhr den „Pathfinder“ für die Deutschen.
Quelle: FN