Kategorie: Zuchtwissen

  • Goldfever I und II (Teil 2)

    Goldfever I und II (Teil 2)

    Time to say Goodbye in Aachen

    Ludger Beerbaum bei der Siegerehrung in der Springreiter-Europameisterschaft 2007 in Mannheim.

    2009 stand für Goldfever der Abschied vom Sport an. Und der fiel Ludger Beerbaum sehr schwer. „Zu diesem Hengst habe ich eine sehr tiefe Bindung, denn er hat mir immer alles abverlangt. Ihn mal eben so nebenbei zu reiten, war nie möglich, man musste immer konzentriert sein. Je erfahrener er wurde, umso besser wurde das, doch anfangs durfte man auf dem Abreiteplatz in seinem Sattel kein Pläuschchen halten“, schmunzelt er. 18 Jahre alt war Goldfever, als er ein letztes Mal durch die Soers galoppierte. Dem Ort, den er zweimal als Sieger im Großen Preis verließ. Den CHIO Aachen wählte Beerbaum, um seinen Goldfever vom aktiven Sport zu verabschieden. „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich und fiel mir nicht leicht. Es war aber schon lange überlegt, denn Goldfever hat so viel geleistet und immer gekämpft.“ In Worten: 61 Mal wurde Goldfever in der schweren Klasse die goldene Schleife angeheftet.

     

     

    Hannoveraner Hengst des Jahres 2010

    Goldfever ist heute ein aktiver Rentner. Zwei- bis dreimal die Woche wird er noch geritten – und nun steht der Zuchteinsatz wieder im Vordergrund. „Während seiner ganzen internationalen Sportzeit, also zehn Jahre lang, war Goldfever gar nicht im Deckeinsatz. Das ließ sich einfach nicht kombinieren, dazu war er immer zu hengstig“, berichtet Beerbaum. 2010 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Goldfever wurde als Hannoveraner Hengst des Jahres ausgezeichnet. In der vollen Niedersachsenhalle durfte er anlässlich der Körung aufparadieren – dort wo seine Karriere zweieinhalbjährig als teuerster Springhengst begonnen hatte. Wer ihn live gesehen hat, war überwältigt von seiner Energie und Ausstrahlung, wie ein junger Hengst trat er auf, ließ sich zu einigen Bocksprüngen an der Hand hinreißen und spielte sich mächtig auf. Goldfever zum alten Eisen abstempeln? Beileibe nicht. Sein Züchter Sigurd Hochmuth, Aufzüchter Uwe Bünger – sie alle durften der Ehrung beiwohnen. Natürlich auch Goldfevers Besitzerin Madeleine Winter-Schulze, deren verstorbener Ehemann Dieter Schulze den Hengst fünfjährig entdeckt hat. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Star auf der Aachener Hengstgala 2011

    Doch auch das Aachener Publikum durfte Goldfever 2011 noch einmal live erleben und sich überzeugen, wie frisch und kernig der Hengst noch ist. Auf der Aachener Hengstgala galoppierte sich der Fuchshengst in die Herzen der Zuschauer. „In Aachen ist immer eine enorme Stimmung und die Publikumslieblinge dürfen auf dem Abschlussring noch einmal antreten. Das sind meist nur Dressurpferde und auch 2010 waren es fünf Dressurhengste. Plus ein Springhengst: Goldfever“, erzählte ein stolzer Ludger Beerbaum. Als einziger Springvererber genoss er bei lauter Musik, unglaublicher Stimmung und tosendem Applaus seinen Auftritt. Sein Galoppiervermögen ließ die Erinnerung an die Siege im Großen Preis von Aachen in der Soers aufkommen. Goldfever – ein ganz Großer im Stall Beerbaum. „Er steht für mich in einer Linie mit Ratina, Priamos und Classic Touch“, erzählt Beerbaum. Und das will etwas heißen – mit Ratina Z und Classic Touch wurde er jeweils Olympiasieger.

    Nächste Generation schon international top

    2010 paradierte Goldfever I auf zur
    Ehrung für den Hannover Hengst des
    Jahres.

    Die nächste Generation ist längst da. Im Stall Beerbaum unter dem Namen Gotha – eine ehrgeizige Fuchsstute von Goldfever, die Beerbaum vierjährig kaufte. „Sie habe ich direkt vom Züchter Jan Minners in Jork gekauft, damals war sie schwierig zu reiten, aber sie legte eine derartige Coolness beim Springen an den Tag, die mich sehr beeindruckte. Auch 1,20 Meter brachte Gotha nicht in Verlegenheit.“ Als junges Pferd wurde die Stute behutsam aufgebaut, in Springpferdeprüfungen nur dosiert eingesetzt – Springpferde-M hat sie gewonnen. Sechsjährig startete sie erstmals international in La Baule – und war direkt Zweite. „Da lief sie das erste Mal auf einem großen Platz und machte das alles sehr cool. Sie ist generell sehr selbstbewusst“, betont Beerbaum. Gotha hatte Zeit, in den großen Sport zu wachsen. Als sie siebenjährig war – im Jahr 2008 – hatte Beerbaum mit ihrem Vater Goldfever, Coupe de Coeur, Enorm und All Inclusive NRW mehrere Spitzenpferde im Stall. 2009 ging es für die aus einer Prestige Pilot-Mutter gezogene Hannoveraner Stute dann richtig los. In Hannover wurde sie Zweite im Großen Preis, holte Weltcup-Platzierungen in Lyon und Verona und gewann in Stuttgart den als Weltcup-Qualifikation ausgeschriebenen Großen Preis. Auch in der Gesamtwertung der Riders Tour lag sie vorne. Ganz der Vater? „Anders. Sie ist ebenfalls sehr selbstbewusst, man kann sagen, eine typische Fuchsstute, denn die haben ja oft ihre ganz eigenen Gedanken. Sie ist nicht so rittig wie ihr Vater, mehr der Freak-Typ. Aber sie hat mindestens so viel Grundkraft und Vermögen wie Goldfever – wenn nicht sogar mehr.“ 2010 holte sie erneut Weltcup-Punkte in Bordeaux, s’Hertogenbosh und beendete das Weltcup-Finale in Genf mit einem hervorragenden zweiten Platz – ihr bisher größter Erfolg. „Gotha zählt nun zu meinen ersten Pferden, dieses Jahr peilen wir erneut das Weltcup-Finale an“, so Beerbaum. Auch nach Italien durfte sie reisen, wurde in San Patrignano Achte im Großen Preis und Zweite in Paderborn. Den Großen Preis von Paderborn beendete sie als Zehnte. Zukunftspläne? Oh ja. „Wenn alles gesund bleibt, stehen die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in London natürlich weit oben“, offenbart Beerbaum. Das FN Jahrbuch Zucht druckt es schwarz auf weiß: In 2010 war Gotha gemeinsam mit Marco Kutschers Cash das erfolgreichste Pferd Deutschlands. Mit zehn Jahren ein enormer Erfolg. Und die Zukunft endet nicht: In Beerbaums Laufstall tummelt sich bereits die 2010 geborene Gotha II. „Ich habe auch einen Jährling von Goldfever aus einer For Pleasure-Mutter. Mich interessiert sein Blut sehr, auch die Kombination mit Holsteiner Stuten gefällt mir gut.“

    Goldfevers einziger gekörter Sohn Goldwing startet in Kentucky

    Intelligenz, Ehrgeiz, Temperament und
    Selbstbewusstsein zeichnen ihn aus.

    Eine steile Laufbahn hat auch der bislang einzige gekörte Hengst von Goldfever, Moosbachhofs Goldwing, hingelegt. Gezogen von Manfred Gerken aus einer Lucarlo-Mutter, ist er im Besitz des österreichischen Gestüts Moosbachhof. Der Hannoveraner war Körsieger, gewann seine HLP in Neustadt/Dosse mit 133,81 Punkten und siegte 18 Mal in Springpferdeprüfungen der Klassen A, L und M mit Wertnoten bis 8.8. 2004 und 2005 qualifizierte er sich für das Bundeschampionat der fünf- und sechsjährigen Springpferde, siebenjährig war Goldwing schon auf S-Niveau erfolgreich. Gezogen ist er übrigens aus einer der bekanntesten deutschen Stutenlinien: Die Neustädter Linie der Pauline, die mit Doppel-Bundeschampionesse und Weltmeisterin Poetin, seinerzeit mit 2,4 Millionen Euro absolute Preisrekordhalterin aller Auktionen, Bundeschampion Quaterback und Siegerhengsten aufwarten kann. Goldwings Karriere verlief steil international: Mit dem ungarischen Nationenpreisreiter Sandor Szasz war er achtjährig international platziert in Italien, Deutschland und Österreich, 2008 siegte er auf S-Niveau, 2009 erzielte er einen herausragenden zweiten Platz beim Großen Preis von München. 2010 die Krönung: Teilnahme auf den Weltreiterspielen in Kentucky. Auch züchterisch konnte Goldwing bereits überzeugen mit Siegerfohlen in Österreich und Deutschland, Landessiegerstuten, einem Prämienhengst in Brandenburg, Freispring-Siegern und erfolgreichen Sportpferden. 60 Nachkommen waren 2010 bei der FN als Sportpferd registriert, viele haben bereits altersgemäß Springpferdeprüfungen gewonnen. Doch Goldfever hat weit mehr zu bieten als Gotha und Goldwing. Georgia etwa, international S erfolgreiche Hannoveraner Rappstute aus einer Come On-Mutter. Gezogen von Kurt-Heinrich Böttcher, ist sie mit Karl Brocks sowie Angelina und Siegfried Heeröder S-siegreich. Der von Arend Kamphorst gezogene Hannoveraner Goldstar. Der Fuchs kombiniert Goldfevers Gene mit Voltaire und Achill-Libero H auf der Mutterseite und ist international mit den Schwestern Mynou und Mylene Diederichsmeier unterwegs. Mit Mynou war Goldstar 2010 in den Großen Preisen von Neustadt/Dosse und Gera erfolgreich am Start. Nach nur wenigen Jahren Deckeinsatz schon ein enormer Zuchterfolg. Und da Goldfevers Zukunftsgenerationen erst nach seinem aktiven Sport-Ende gezeugt wurden, kann da noch ganz viel kommen. Auf Ludger Beerbaums neuer Hengststation wartet er auf die Damenwelt.

    GOLDFEVER II

    Gotha – ehrgeizig und cool. Die
    Grundkraft und das Vermögen hat sie
    von Goldfever.

    2003 paarte Sigurd Hochmuth seine Stute Gundula erneut mit Grosso Z an. Was da 2004 im Stroh lag, war kein Fuchs sondern dunkelbraun und sollte erst einen ähnlichen, dann jedoch ganz anderen Weg gehen als sein prominenter Vollbruder: Goldfever II war geboren. Er blieb in der Hand seines Züchters und wurde 2006 zur hannoverschen Körung vorgestellt. Bei der Vorauswahl sah ihn Norbert Bramlage, Inhaber einer eigenen Hengststation im niedersächsischen Dinklage. „Er fiel mir dort besonders auf “, berichtet Bramlage. „Doch wie bei allen besonderen Hengsten gibt es auch bei ihm einen besonderen Weg.“ Denn auf der Körung selbst konnte Bramlage den Hengst mit der Katalognummer 17 überhaupt nicht verfolgen. Er hatte selbst die Katalognummer 3, einen Escudo-Sohn, am Start und zeitgleich auf der Trakehner Körung den Axis-Sohn Ballzauber. „Sobald meine Nummer 3 in Verden ihren Auftritt beendet hatte, bin ich ins Auto gesprungen und nach Neumünster gefahren. Die Nummer 17 und damit Goldfever habe ich kein einziges Mal gesehen“, so Bramlage. Als der Hengst samstags auf der Auktion versteigert wurde, war Bramlage bereits in Neumünster. Ballzauber wurde sonntags versteigert und steht nach einem Jahr in Beritt von Edward Gal inzwischen in Amerika bei Darren Chiacchia. Und Goldfever II? „Am Montag nach dem Hengstmarkt habe ich mich damit beschäftigt, wohin die Hengste gegangen sind. Goldfever wurde an einen Reit- und Ausbildungsstall versteigert. Da ich diesen Hengst sehr hoch eingeschätzt habe und mir vor allem seine große Korrektheit und seine elastische Stabilität im Rücken gefiel, rief ich dort an, was sie mit dem Hengst vorhaben und ob sie daran interessiert sind, ihn mir zu verpachten“, berichtet Bramlage. Das war der Fall und so stand der Dunkelbraune flugs bei ihm in Dinklage.

    Tolles Springpferd mit viel Bewegung – was nun?

    Goldfevers einziger gekörter Söhn
    Goldwing startet in Kentucky.

    „Von Anfang an war er unheimlich freundlich und menschenbezogen, immer positiv eingestellt. Er zeigte von Beginn an seine sehr guten Grundgangarten, aber bei dieser schönen Springabstammung und seinem berühmten Vollbruder denkt man natürlich erstmal: Ein tolles Springpferd, das sich auch noch gut bewegt“, so Bramlage. Auch von Züchterseite wurde er so eingeschätzt und eingesetzt. „Goldfever II war von Beginn an ein stabiles Pferd, aber trotzdem sehr modern, langbeinig und langlinig, sehr korrekt im Fundament mit sehr guten Hufen. Kurz – ein sehr kompletter Hengst und noch dazu sehr nervenstark. Aus eigener Erfahrung hat ein Hengst meistens irgendwo eine Schwäche – aber die bei ihm zu finden, fiel schwer.“ Und so haben Bramlages den Hengst zum Ende der ersten Decksaison gekauft. Nach der zweiten Decksaison Ende vierjährig ging Goldfever II seine ersten Springpferdeprüfungen unter Matthias Janssen. Die beiden sammelten Schleifen bis zu Springpferdeprüfungen der Klasse L. „Und dennoch hatten wir sein Bewegungspotenzial immer im Auge und es hat uns gereizt, ihn dressurmäßig fördern zu lassen. Es war natürlich auch die Frage, die Züchter zu überzeugen, warum dieser Hengst Dressur geht, während der andere ein so erfolgreiches Springpferd war“, so Bramlage. Doch der Reiz war zu groß und so übernahm der 50-fache S-und Grand Prix-Sieger Markus Gribbe den Hengst Mitte fünfjährig. Fünf Wochen später trat das neue Paar bereits beim Verdener Gala-Abend anlässlich der Elite-Herbst-Auktion auf. Denn das war das Jahr, in dem Goldfever von Ludger Beerbaum aus dem Sport verabschiedet wurde. Nach dem großen Auftritt in Aachen verabschiedete sich Goldfever auch von seinem Hannoveraner Publikum in Verden. Und da sollte sein Vollbruder nicht fehlen.

    Sechsjährig qualifiziert zum Bundeschampionat

    Mit Markus Gribbe erfolgreich im
    Dressurviereck: Goldfever II.

    Das Ziel der Bramlages, den Hengst in den Dressursport zu bringen, ging auf. Beim Oldenburger Landesturnier holte der Hannoveraner Hengst Platz drei in der Dressurpferdeprüfung der Klasse M und qualifizierte sich zum Bundeschampionat. „Goldfever ist ein richtiges Arbeitstier, er will sieben Tage die Woche arbeiten und hat einen super Charakter. Jeder, der ihn sieht, denkt, was für ein ruhiger Kerl er ist, aber innerlich ist er doch ein Sensibelchen. Er ist sehr lieb und ein bisschen wie ein Blüter: Braucht etwas, um wirklich warm zu werden aber dann ist er voll da. Und was er einmal gelernt hat, das sitzt zu 100 Prozent“, beschreibt ihn sein Reiter Markus Gribbe. Täglich darf der Hengst zum Ausgleich auf die Weide oder den Paddock. „Eine halbe Stunde grast er meist ganz ruhig und gelassen. Doch dann bekommt er seine fünf Minuten und bockt wild durch die Gegend. Danach kann ihn wieder jedes Kind führen“, berichtet der Dressurausbilder, der einen Stalltrakt auf Gut Füchtel in Vechta gepachtet hat. Eines muss er jedoch zugeben: Goldfever ist bestechlich. Und berechnend. „Meine Pferde bekommen vor der Arbeit immer ein Stück Zucker. Und nach der Arbeit einen Apfel. Wenn er den nicht bekommt, geht er am nächsten Tag schlecht“, schmunzelt er. In puncto Leistungsbereitschaft sind die beiden Goldfevers sich sehr ähnlich. Aber bei den Hengstmanieren ist der Zweite weit gelassener als sein fuchsfarbener Vollbruder. „Auch beim Verladen und auf dem Hänger verhält er sich mustergültig. Doch so ruhig er im Umgang ist, da ist richtig Power drin. Und ich muss zugeben, als ich ihn neu bekam bin ich nach drei Tagen einmal runtergefallen. Da hat er mal ordentlich gebockt“, erzählt Gribbe mit einem Grinsen. Sportlich hält er sehr viel von dem Hengst. Nächstes Ziel: „Wir hoffen, dass er sich weiter so gut entwickelt und weiter alles lernt. Die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal wäre natürlich ein tolles Ziel“, so Bramlage.

    Auktionsfohlen aus den ersten Jahrgängen

    Die beiden Vollbrüder im Rampenlicht auf der Hengstschau der Equitana 2011: Goldfever I und II.

    Züchterisch konnte Goldfever II direkt aus seinen ersten Jahrgängen Auktionsfohlen stellen. „Sie haben sehr schnell die Züchter überzeugt, da sie sehr typvoll sind und sich das ausgesprochen schöne Gesicht des Vaters regelmäßig in ihnen findet. Viele Züchter haben ihn wieder benutzt und es gibt durchaus einige, die ihn nun schon die dritte und vierte Saison benutzen. Das ist schon eine Besonderheit finde ich“, erzählt Bramlage. Anfangs waren es vielfach springbetont gezogene Stuten, inzwischen überwiegen Dressurstuten, die von Goldfever II besamt werden. „Nach und nach haben die Dressurleute diesen Hengst entdeckt. Einige seiner Fohlen gingen bereits in dressursportlich versierte Fachhände. Mit den Preisen waren wir zufrieden, schließlich muss man immer bedenken, dass Goldfever nicht zu den klassischen Modehengsten zählt“, so Bramlage. Wie ein Hengst sich züchterisch wirklich durchsetzt, sieht man erst nach einigen Jahren. Zwischen den beiden Geburtsjahren von Goldfever liegen 13 Jahre. Und bei Goldfever I stand viele Jahre gar kein Deckeinsatz im Programm. Es kann also noch viel erwartet werden – vom feurigen Heißsporn Goldfever I, der die großen Springarenen der Welt dominierte, und von seinem smarten Dressurbruder Goldfever II, der noch viel vor sich hat.[/ihc-hide-content]

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Pferde fotografieren– gewusst wie

    Pferde fotografieren– gewusst wie

    Im Webtalk „Pferde vorteilhaft fotografieren“ erklärt Tierfotografin und Autorin Regine Heuser, was ein gutes Pferdefoto ausmacht und gibt Tipps, wie man ein Pferd gekonnt in Szene setzt. Die Veranstaltung findet am Donnerstag, den 23. Juli um 19 Uhr statt und ist für Horse-Gate-Exclusive-Mitglieder kostenlos!

    Im Webtalk zur Pferdefotografie erfahren die Teilnehmer, welche Kamera zu ihnen passen könnte und unter welchen Bedingungen auch Smartphones brauchbare Ergebnisse liefern. Anschließend erklärt die Referentin, was ein gutes Pferdefoto ausmacht, wie und zu welcher Tageszeit das Fotografieren unter freiem Himmel am besten gelingt. Ein Schwerpunkt werden außerdem die drei Laufphasen des Pferdes sein und wie man Pferde in Bewegung möglichst vorteilhaft festhält. Das ist besonders für die Vermarktung und Präsentation online wichtig.

    Ablauf des Webtalks

    Nicht nur der Fotograf oder die Fotografin, auch das Pferd muss fürs Shooting volle Aufmerksamkeit mitbringen. Wie man mit Pferden fürs Shooting üben kann, wird daher ebenso thematisiert wie einige Tricks und Kniffe, wie man die Tiere auch während des Fotografierens positiv beeinflussen kann. Als letzter Punkt stehen kreative Perspektiven und weitere Gestaltungsmöglichkeiten auf dem Programm der Fotografin. Dabei gibt Regine Heuser Profi-Tipps und präsentiert ausgewählte Beispiele, die illustrieren, wie Pferde auf Fotos ihre beste Seite zeigen. Am Ende des Web-Talks beantwortet die Fotografin persönliche Fragen der Teilnehmer rund um das Thema Pferdefotografie.

    Die Referentin des Webtalks

    Referentin Regine Heuser ist Tierfotografin und Autorin. Foto:  Katlen Bendel  
    Referentin Regine Heuser ist Tierfotografin und Autorin. Foto:  Katlen Bendel

    Die Referentin Regine Heuser ist eine erfolgreiche Tierfotografin und Autorin. Sie hat bereits mehrere Bücher zur Fotografie von Hunden, Katzen und Pferden veröffentlicht. Aus dem Ratgeber zur Pferdefotografie wird sie einige Auszüge im Web-Talk zeigen. Zudem bietet Regine Heuser Seminare und Workshops rund um das Thema Tierfotografie an. Sie unterrichtet Laien ebenso wie Fortgeschrittene und Profis.

    Der Webtalk findet über die kostenlose Anwendung Zoom statt und dauert etwa 60 Minuten, wobei 10 bis 15 Minuten für die Fragen der Teilnehmer reserviert sind. Eine Anleitung, wie man sich bei Zoom registriert, erhalten alle Teilnehmer am Tag des Webinars gegen 12 Uhr. Den Link zum Meeting erhalten alle registrierten Teilnehmer am 23. Juli bis spätestens 16 Uhr per E-Mail.

    Exclusive-Mitglieder von Horse-Gate.com können kostenlos teilnehmen.

    Jetzt anmelden

    Der Webtalk in Zahlen:

    Webtalk: Pferde vorteilhaft fotografieren

    Datum: 23.07.2020
    Uhrzeit: 19:00 bis 19:45 Uhr
    Zugang: PC/Mobilgerät/Telefon

    Plattform: Zoom (Sie benötigen ein kostenloses Benutzerkonto)
    Referentin: Regine Heuser, Tierfotografin und Autorin

    Bitte beachten: Anmeldeschluss ist der 23.07.2020 um 11:00 Uhr
    Zugangsdaten: Den Login erhalten Sie am 23.07.2020 bis spätestens 16:00 Uhr per E-Mail

    Zum Webtalk »Pferde vorteilhaft fotografieren« anmelden

  • Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 1)

    Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 1)

    Begibt man sich auf Spurensuche, um die Abstammung und Herkunft eines Pferdes näher zu beleuchten, ist dies oft eine Reise an unterschiedliche geografische Orte, bis hin zum Ursprungsort einer Stutenfamilie, dort, wo alles seinen Anfang nahm. Im Falle von Don Schufro, dem Donnerhall-Pik Bube-Sohn, begann alles im hannoverschen Kernzuchtgebiet unweit von Verden.

    Der nordrhein-westfälische Landbeschäler Polydor gilt als einer der
    erfolgreichsten Produzenten von
    Sportpferden auf dem Globus, trug
    zweimal die Auszeichnung „Sire of the
    world“ – weltbester Springvererber.

    Der Raum Verden als eines der Hochzuchtgebiete der hannoverschen Pferdezucht war von jeher dem edlen Pferd zugewandt. Der Stationsbezirk um die Deckstelle Oiste hatte sich hier besonders hervorgetan; über Jahrzehnte war die Station mit guten Halbblütern, zu denen man immer einen Vollblüter gesellte, besetzt; es gab sogar Phasen (ab 1840), in denen ausschließlich Vollblüter hier stationiert waren. 1893 war Oiste das Zuhause des Beberbeckers Colorado, der bis 1912 blieb, 1378 Stuten deckte und damals eine große Hengstlinie begründete. Seit 1816 wurde die Traditions-Deckstelle betrieben, immer untergebracht im Gasthaus der Familie Gewecke (sie hieß nach einem der dort eingesetzten Hengste „Zum Holderneß“) gehörte sie zunächst zum Landgestüt Celle, später zum Landgestüt Osnabrück. Clemens von Nagel, zum damaligen Zeitpunkt Oberleutnant der Reserve im Reiterregiment 4 und Sohn des Landstallmeisters Paul von Nagel, war auf Anraten des passionierten Dr. Wilhelm Uppenborn (Landstallmeister Landgestüt Osnabrück) und Gustav Rau Mitte der 30er-Jahre dorthin gekommen, um nach edlen Stuten mit Beberbecker Genetik zu suchen. Die Muttertiere waren für sein neu zu errichtendes Gestüt auf Schloss Vornholz gedacht. Dort, so war seine Vision, wollte er großrahmige, dem englischen Hunter ähnliche Leistungspferde züchten. Von seiner ersten Idee, dies auf der Grundlage irischer Stuten anzugehen, war er schnell abgekommen. Geerbt hatte er den Familienbesitz der Familie von Nagel-Dorrnick von seinem Onkel August, einem Pferdemann im eigentlichen Wortsinn, der viele Jahre in England und Irland verbracht hatte, um hinter den bekannten Meuten zu reiten.

    Müller/Intschede – eine Traditions-Zuchtsstätte

    Bei seinen „Pferde-Expeditionen“ an Aller und Weser war Baron Nagel u. a. auf den Hof der Familie Müller (seit Generationen heißen die Stammhalter Hermann) in Intschede gekommen. Auf ihrem Hof hinter dem Weserdeich hatte die Pferdezucht von jeher eine bevorzugte Stellung; ihre Stuten gingen im Geschirr, brachten jedes Jahr ein Fohlen, und wenn es die Arbeit erlaubte, ritt man sonntags in den Nachbarort, um am Turnier teilzunehmen. Die Deckstellentreue zur Station Oiste führte dazu, dass viele hier stationierte Hengste im Pedigree der Müllerschen Pferde auftauchen. Dazu gehörten die Landbeschäler Tüchtig, Schwarzwald, Schamord, Julius Caesar und damit auch viel Blut der hannoverschen Gründerhengste wie King und mehrfach Norfolk. Später tritt Colorado hinzu. Stammstute Juromette (von ihr sind rückwärts betrachtet vier Generationen nachgewiesen) wird 1916 zum Kriegsdienst verpflichtet, bringt jedoch 1912 noch ein dunkelbraunes Stutfohlen, welches den Namen Kebandina erhält und den Bestand des Stutenstammes sichert. Vater ist Kirkland, damals einer der besten und schönsten Beschäler in Hannover. Zweijährig hatte sie Glück und wurde trotz eines Hüft schadens nicht zum Schlachter gebracht. Die Müllers glaubten an die elegante Stute mit dem Stern. Sie wurde in Gurte gehängt, der Bruch heilte aus. Dieser Einsatz sollte sich lohnen! Als Mutterstute brachte sie 17 Fohlen, von den Söhnen glänzten zwei besonders: Finnland I wurde Celler Landbeschäler (u. a. stationiert in Drochtersen an der Unterelbe) und Finnland II (er stand im Landgestüt Lack in den sogenannten „zurück gegliederten Ostgebieten“); Vater der beiden war Flirt (Vollbruder des Fling), der sich nachhaltig in der Zucht bewährte. Die Vollschwester der „Finnländer“, Flickerei, brachte den Osnabrücker Ldb. Fürst von Futurist. Nach dem gleichen Rezept Fling x Kirkland (ein hannoversches Erfolgsrezept, siehe Feiner Kerl!) war die ebenfalls von Flirt stammende, 1930 geborene Finnländerin, trocken, mittelgroß und mit großen Partien ausgestattet, einzig die kurze Kruppe wurde ein wenig bemängelt. Auf dem Hof Müller hatte sie bereits zwei Fohlen zur Welt gebracht u. a. von Denksport. Die Denksport-Tochter wurde Diebin genannt und erhielt 1936 den Titel „Staatsprämienstute“; drei ihrer Nachkommen wurden Hengstmütter und zwar von

    Ldb. Novize (geb. 1973) von Novum xx, Ldb. Dozent (geb. 1966) von Duft II und Pb. Salamander (geb. 1981).

    Mutter, Söhne und Töchter, eine beeindruckende Familie – die Qualität des Blutaufbaus, solide und wohlüberlegt, Clemens von Nagel war beeindruckt. Dies sah die Hannoversche Zuchtleitung bereits 1933 so und zeichnete die Stutenfamilie der Müllers aus Intschede anlässlich der Stutenschau in Verden mit Ia sowie der großen Staatsmedaille aus.

    Endlich in Vornholz: Finnländerin und Trendelburg

    Radetzky entwickelte sich zu einem
    Stempelhengst und gründete eine bis
    heute blühende Dynastie dressurbegabter Hengste.

    Bis Baron Nagel Finnländerin sein Eigen nennen konnte, wurde hart verhandelt und mancher Korn getrunken. 1935 kam Finnländerin tragend vom Osnabrücker Fermor I nach Westfalen, mit ihr kam ihre Schwester Trendelburg (*1933) vom Beberbecker Thronerbe (er war nach der Auflösung von Beberbeck nach Osnabrück überstellt worden). Baron Nagel hatte zum Zeitpunkt der Ankunft von Finnländerin nur den Vollblüter Marcellus xx bei sich in Vornholz aufgestellt; ihm schwebte jedoch zunächst eine Anpaarung mit dem in Beberbeck geborenen und auch zunächst dort eingesetzten Meleager vor. Meleager, ein edler Halbblüter mit viel Draht und guter Linienführung, war nach der Auflösung von Beberbeck im Jahr 1929 dem Landgestüt Warendorf überstellt worden. Dass dieser exzellente Halbblüter (von Cölestin aus der Meerkatze von St. Tropez xx) nach Westfalen gelangt war, hatte einen handfesten Hintergrund: Der Vater von Clemens von Nagel, der bereits oben erwähnte Paul von Nagel, war von 1916 bis 1929 Landstallmeister im Hauptgestüt Beberbeck und hatte anschließend von 1930 bis 1935 das Landgestüt in Warendorf geleitet. Dieser begnadete Pferdemann wusste, was er aus Hessen mit nach Westfalen nahm! Bedauerlicherweise war Meleager nicht in der Nachbarschaft stationiert, er stand während der Deckzeit im 50 Kilometer entfernten Nordwalde, damals eine ziemliche Entfernung. Baron Nagel hielt das nicht ab. Er tat etwas, was für die damalige Zeit ungewöhnlich war: Kurzerhand wurde Finnländerin Anfang Mai 1936 auf dem offenen Viehanhänger Richtung Nordwalde gefahren. Die Stute nahm sofort auf, im Jahr darauf wurde Meerfahrt (*1937) geboren. Im nächsten Jahr blieb sie güst. Erst 1938 probierte Baron Nagel seinen Blüter Marcellus xx als Partner von Finnländerin aus. Die aus dieser Verbindung stammende Stute Finnmark ging nach Stettin. Nun betrat Oxyd die Vornholzer Bühne. Mit Nagels glücklichem Ankauf dieses Landbeschälers aus Rastenburg (von Irrlehrer aus der Oxalis von Metellus xx), der wegen Dämpfigkeit ausgemustert worden war, stand ab 1938 ein Beschäler im Gestüt Vornholz, der ein hundertprozentiges Eigengewächs Beberbecks war. Der Hippologe Werner Schockemöhle (bestimmt kein Freund des ostpreußischen Pferdes) schrieb über den harten, großrahmigen Hunter 1962: „Oxyd vererbte seinen Kindern ungeheure Gehlust und viel Springvermögen!“ Oxyd kam nach Vornholz, erhielt einen „Freiluftplatz ohne Tür und Fenster“ und sein Allgemeinzustand wurde schlagartig besser; die ihm zugeführten Stuten machte er auf Anhieb tragend. Der Rappe entpuppte sich als wahrer Reitpferdemacher, fürs Geschirr waren seine Nachkommen jedoch nur selten brauchbar. Vor allem durch die Verbindung von Oxyd mit Finnländerin und Trendelburg entstand der besondere Typ des Vornholzer Pferdes. Oxyd wurde u. a. Vater der Olympia-Pferde Adular und Afrika, beide Bronzemedaillen-Gewinner 1952 bei den Olympischen Spielen in Helsinki. Finnländerin, belegt von Oxyd, brachte zwei Mutterstuten für Vornholz: Flottille (*1941) und Feodosia (*1942).

    Töchter mit Nachhaltigkeit: Flottille und Feodosia

    Flottille gründete über ihre Tochter Flora von Ramzes AA eine Nebenlinie, die bis heute zwei Hengste für die Zucht hervorbrachte: die Vollbrüder Palisandergrund (*1977), Dressur und Springen bis S erfolgreich, und Pacific Sunset (*1979), beide von Polydor. Feodosias Tochter Feodora (von Krol Walca), geb. 1951, ging in die Zuchtstätte des passionierten Otto Werthmann in Lühringsen; sein in Irland erworbener Vollblüter Plucchino xx wurde mehrfach Partner von Feodora. Feodoras Tochter Phaedra (*1962) wurde Großmutter des international siegreichen Grand Prix-Pferdes Elastique (*1978) von Ehrensold; Reiter waren u. a. Ludger Beerbaum, Franke Sloothaak und Willi Melliger. In den nächsten beiden Jahren (1942 und 1943) wurde Finnländerin dem Warendorfer Landbeschäler Feinsprit zugeführt. Warum war von Nagel von Hengsten wie Meleager und Oxyd abgewichen? Der Zweite Weltkrieg wütete in Europa und brachte die bekannten Einschränkungen und Erschwernisse. Clemens von Nagel war für die Heeresgestütsverwaltung zunächst im polnischen Racot, später im Pferdeversuchsgestüt Grabau in Holstein als Kommandant tätig. Seine Schwester Ida von Nagel, die 1952 olympisches Bronze in Helsinki mit der Oxyd-Tochter Afrika gewann, leitete stellvertretend für ihren Bruder das Gestüt Vornholz. Meleager war inzwischen abgetreten und im Warendorfer Landgestüt hatte ein Hengst Einzug gehalten, der anlässlich seiner Körung für viel Aufsehen als Siegerhengst gesorgt hatte: Feinsprit. Der große, vornehme Beschäler war eine imposante Erscheinung und ein echter Blender, denn in seinem vierjährigen Deckeinsatz hinterließ er nur wenig Brauchbares. Dies war auch im Falle der Finnländerin so. Die beiden Söhne aus dieser Verbindung wurden schnell verkauft, sie hinterließen keine Spuren.

    Fischerin, die Zew-Tochter

    Radetzky entwickelte sich zu einem Stempelhengst und gründete eine bis heute blühende Dynastie dressurbegabter Hengste.

    Danach kam Finnländerin nur noch zum gestütseigenen Oxyd und zum inzwischen erworbenen Zew, woraus die gemeinsame Tochter Fischerin (*1946) entstand. Und wer war Zew? Zews Vater war der Vollblüter Horoscop xx, seine Mutter ist die Stute Oza II, die eine Tochter der Beberbecker Stute Oxalis ist. Oxalis wiederum (und hier schließt sich der Kreis) ist auch Mutter des o.g. Oxyd. Oxalis war mit dem gesamten wertvollen Beberbecker Stutenbestand (70 Stuten, insgesamt 160 Tiere einschließlich Nachwuchs) für eine halbe Million Goldmark an die staatliche polnische Gestütsverwaltung verkauft worden, die wiederum einen Teil aussortierte und an Privatleute verkauft e. Einer davon war der polnische Graf Jezerski-Worotnikow (Kreis Luck/Wolhynien). Das Pedigree des Zew beinhaltet mit Ortopede, Metellus xx, Jubelgreis und Blondel bestes Beberbecker Leistungsblut; die Stutenfamilie, zu der Zew und der o.g. Oxyd gehörten, die Familie mit der Nummer acht und dem Namen der Gründerstute Trompeuse, hinterließ exzellente Zuchtpferde, beispielsweise den Trakehner Hauptbeschäler Obelisk. Zew kam als Junghengst zur polnischen Hengsttrainieranstalt, wo er Jahrgangsbester wurde. Eingesetzt wurde er bis 1941 im Heereslandgestüt Lack (westlich von Warschau), anschließend im Heereslandgestüt Debica, welches für die Bezirke Krakau und Galizien zuständig war. Bevollmächtigter dieser Gestütseinrichtungen des Heeres in den sogenannten „zurück gegliederten Ostgebieten sowie im Generalgouvernement“ war Gustav Rau. Zew wird von Baron Nagel als ein „edler, vollblutartiger großer Hengst, das Vorbild eines vornehmen Reitpferdes mit etwas wenig Hengstbedeutung“ beschrieben. Zew deckte leider nur wenige Stuten, seine bewährte Tochter Obra brachte das bekannte Springpferd Ohama, Tochter Fischerin aus der Finnländerin wurde Mutter des international erfolgreichen Springpferdes Feuerdorn und sie wurde Begründerin jenes großen und vitalen Zweiges im Kebandina-Stamm, welche den Titelheld dieser Geschichte, Don Schufro, hervorbrachte.

    Mit Meerfahrt und Tochter Malta nimmt Vornholz Fahrt auf

    Die älteste Tochter der Finnländerin, Meerfahrt, brachte trotz aller Bemühungen nur ein Fohlen, welches den Namen Malta bekam; Vater war der o.g. Oxyd. Malta, eine kleine Stute, braun, mit Blesse, ansonsten keine Abzeichen, korrekt, edles Fundament, strotzte vor Fruchtbarkeit; in 17 Zuchtjahren brachte sie 15 Fohlen. Die bedeutendsten Nachkommen waren:

    ■ der gekörte Hurrikan (geb. 1947) vom Trakehner Humboldt, der im Sport als „Malteser“ Dressurlektionen auf Grand Prix-Niveau ging;

    ■ der Warendorfer Landbeschäler Radetzky (geb. 1951), der entscheidenden Anteil an der rasanten Verbreitung des R-Blutes hatte; Vater war der ab 1948 in Vornholz eingesetzte Ramzes AA, der zu jener Zeit mit einem polnischen Offizier namens Bielecki auf deutschen Nachkriegsturnieren startete.

    Ramzes AA, von dem Vollblüter Rittersporn xx aus der kleinen, unscheinbaren polnischen Araber-Stute Jordi, war mittelgroß, ausreichend tief, geschlossen, abgedreht, arabischer Kopf und einem Gesicht, was viel Ausdruck besaß. Während der Kriegsjahre u. a. in Janow Podlaski (Leiter war der deutsche Hans Fellgiebel, Vater von Inge Theodorescu) als Beschäler und zuverlässiges Jagdpferd eingesetzt, kam er nach dem Krieg in den Westen Deutschlands. Nach drei Einsatzjahren in Vornholz lieh ihn Baron Nagel zweimal nach Holstein aus, 1951/1952 und 1959/1960. Er hinterließ in Westfalen vornehmlich Dressurpferde, wohingegen es in Holstein durchweg Springpferde wie Retina, Romanus und Ramona waren. Er initiierte eine Hengstlinie, die bis heute stark präsent ist; Nachkommen wie Ramiro (der später auch nach Vornholz kam) und Rubinstein, Olympiasieger wie Rembrandt und Weltmeister wie Roman sind seine Hinterlassenschaft und gehen auf ihn zurück. Allen gab er sein sanft es und gutmütiges Gemüt mit. Selbst im Sport (Ramzes AA ging M-Springen unter Micky Brinkmann) geprüft, musste er nach einem Fesselbeinbruch seine Turnierkarriere beenden. Radetzky, auf der Körung noch als Zweifelsfall deklariert („zu wenig Hengst“), zeigte schnell, was in ihm steckte. Gekörte Söhne (allen voran die Remus-Brüder, insgesamt mehr als 20), Spitzensportler wie Rasputin, Sieger-Stuten wie Radetta und Raimonda – alles lieferte er. Seine eigene sportliche Reife war beeindruckend, er beherrschte die Grand Prix-Lektionen und galt zu seiner Zeit als der am besten gerittene deutsche Landbeschäler;

    ■ der gekörte Raban (geb. 1954) von Ramzes AA ging als Deckhengst nach Südafrika;

    ■ ebenfalls von Ramzes AA stammte Mariano, der in der Sportszene wie kaum ein anderer die RamzesNachkommen bekannt machte. Der 1955 geborene Schimmel gewann 1966 mit Josef Neckermann die erstmalig ausgeschriebene Weltmeisterschaft der Dressurpferde in Bern. Von der Olympiade 1968 in Mexiko brachte dieses unvergessene Paar die Goldmedaille mit;

    ■ ein Jahr vor Raban brachte Malta ihre Tochter Marina. Vater war der Anfang der 50er Jahre nach Vornholz gekommene Krol Walca. Von dem über viel Boden stehenden Schimmel-Hengst kannte Baron Nagel seinen Vater Jantos xx und vor allem die Mutter Warszawianka gut. Jantos xx war ein hochangesehener Bafur xx-Sohn; Warszawianka war die berühmte polnische Springstute und Olympia-Teilnehmerin 1936 in Berlin, die sich damals im Besitz des Rittmeisters Gutowski vom 17. Ulanen-Regiment in Lissa befand. Als Beutepferd war sie in die Hände der Deutschen gefallen, die sie ins Hauptgestüt Racot (Clemens von Nagel war hier Kommandant) in den Bestand der Abteilung „Leistungsstuten“ einreihten und zur Zucht benutzten. Sie brachte drei Hengstfohlen, Krol Walca war Fohlen Nummer zwei. Nach dem verlorenen Krieg wurde sie samt Nachzucht dem rechtmäßigen Besitzer zurückgegeben. Gutowski verkaufte die drei Söhne der Warszawianka als Springpferde an britische Offiziere. Als Baron Nagel Krol Walca für Vornholz kaufte, befand er sich im Besitz des Royal Horse Guards-Majors Darley, der mit ihm auf dem Turnier in Vornholz startete. Die Verehrung von Warszawianka durch Baron Nagel wird dadurch deutlich, dass er beispielsweise eine Springprüfung im Rahmen seines Turniers der Sieger nach ihr benannte, den Warszawianka-Preis. Wenn Krol Walca auch nicht mängelfrei war, beeindruckte er durch seine imposante Erscheinung und durch seinen unbedingten Willen, Hindernisse zu überwinden. Besonders letzteres vererbte er „mit Garantie“.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Franz-Josef Neuhaus, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Bundeschampionate 2020 – Trotz Turnierpause bereits 400 Qualifizierte

    Bundeschampionate 2020 – Trotz Turnierpause bereits 400 Qualifizierte

    Nach der coronabedingten Turnierpause haben mittlerweile Qualifikationen für die Bundeschampionate stattgefunden. Die ersten Pferde und Ponys haben ihre Tickets für Warendorf gelöst, wo in diesem Jahr alles anders ist: Die Spring- und Vielseitigkeitspferde und –ponys tragen ihre Titelkämpfe vom 26. bis 30. August aus. Die Dressur- und Reitpferde und -ponys wetteifern zum ursprünglichen Termin vom 2. bis 6. September um die Titel „Bundeschampion 2020“.

    Bis Ende Juni haben sich 315 Dressur- und Springpferde qualifiziert. Das entspricht drei Viertel der Zahlen im Vergleich zum Juni 2019 (422). Bei den Dressur- und Springponys sind die Zahlen nahezu auf Vorjahresniveau: 69 Ponys gegenüber 72 qualifizierten Ponys Ende Juni 2019. „Das ist besser, als erwartet. Diese Zahlen stimmen uns sehr positiv. Wir wünschen uns jetzt natürlich auch, dass möglichst viele der qualifizierten Pferde und Ponys bei uns in Warendorf an den Start gehen“, sagt Turnierleiter Markus Scharmann. Bei den sechsjährigen Dressurpferden haben sich sogar bis Ende Juni mit 54 Pferden deutlich mehr qualifiziert als zum Vorjahreszeitpunkt (30). Bei den fünfjährigen Dressurpferden sind bisher 39 (67) qualifiziert, bei den sechsjährigen Springpferden sind es 136 (201) und bei den fünfjährigen Springpferden 86 (124). Die Zahlen bei den qualifizierten Ponys setzen sich im Einzelnen wie folgt zusammen: 19 (35) fünfjährige Dressurponys, 23 (15) sechsjährige Dressurponys, 18 (12) fünfjährige Springponys, 9 (10) sechsjährige Springponys. Aktuelle Listen der qualifizierten Pferde finden sich im Internet unter www.bundeschampionate.tv. Dort werden auch die Qualifikationstermine wöchentlich aktualisiert veröffentlicht.

    Zwei Veranstaltungswochen statt einer, keine Zuschauer, keine Aussteller: Das sind die Bedingungen, unter denen in Coronazeiten die Bundeschampionate vom 26. August bis 6. September in Warendorf stattfinden sollen. Die Planung basiert auf den aktuell geltenden Corona-Infektionsschutzregeln. Zum einen sind derzeit Großveranstaltungen verboten. Zum anderen gelten Abstand- und Hygieneregeln. Neben dem Verzicht auf Zuschauer und Aussteller sorgt der neue Zeitplan für eine weitere Entzerrung der Menschen, die zeitgleich vor Ort sind. In der ersten Woche ermitteln die Spring- und Vielseitigkeitspferde und –ponys ihre Bundeschampions, in der zweiten Woche kommen dann die Dressurpferde und –ponys sowie die Reitpferde und –ponys nach Warendorf. Auf der Veranstaltung erlaubt sind nur Reiter und Pfleger sowie Funktionsträger wie Richter oder Parcoursbauer und Veranstaltungsmitarbeiter. Pro Reiter ist ein Pfleger erlaubt, bringt ein Reiter mehrere Pferde mit, so darf er pro zwei Pferde einen Pfleger mitbringen. Live mitverfolgen kann man die Bundeschampionate 2020 im Internet (www.bundeschampionate.tv) und auf den Social Media-Kanälen der FN. Zudem werden die Bundeschampionate vollständig und umfassend von Clipmyhorse übertragen. Bo

    Quelle: FN

  • Dressur pur: Fürst Royal Preisspitze mit 25.000 Euro

    Dressur pur: Fürst Royal Preisspitze mit 25.000 Euro

    Die 3. DSP-Online-Fohlenauktion bestückt mit 20 Dressurofferten schloss am 7. Juli mit dem Bid up einmal mehr erfolgreich ab. Heiß begehrt war der schicke Rapphengst Fürst Royal, ein Sohn des Fürstenball aus einer Rubin Royal-Mutter. Züchter Anton Herre aus Bad Buchau konnte bereits mit der Vollschwester des Fohlens den Landeschampionatstitel in Baden-Württemberg feiern. Entsprechend groß war das Interesse an diesem Fohlen auch aus dem Ländle. Letztlich hatten Hengstaufzüchter aus Nordrhein-Westfalen den größten Etat und sicherten sich das bewegungsstarke Fohlen. Sicherlich ein hoch interessanter Anwärter für die DSP-Hengsttage im Januar 2023.

    An einen treuen Kunden wechselte Di Santo, der Sohn des De Niro Gold aus einer Mutter von San Amour spielte Züchterin Gabriele Werner Rohrmoser aus Langeringen 15.000 Euro in die Kasse. Auf Platz drei im Preisranking folgte die typvolle For Romance I-Tochter Flower Power aus der Zucht von Ludwig Knoll aus Ostrach, die in die USA zugeschlagen wurde.

    Insgesamt ¼ der Fohlen wechselten ins Ausland. Käufer aus der Schweiz, den USA, Schweden und der Tschechei sicherten sich DSP-Nachwuchs. Im Schnitt brachte die Dressur Pur-Kollektion 7237,50 Euro.

    Weiter geht es im Online-Reigen bei den Deutschen Sportpferden mit „Parcours Pur“, eine Kollektion mit 19 Fohlen von internationalen Vätern steht jetzt online auf dsp.horse24.com. Das Bieten startet morgen ab 9 Uhr, Auktionstag ist der 14. Juli 2020.

     

    Ergebnis_online_auktion_dressur_juli2020

  • Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 2)

    Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm (Teil 2)

    Die Nebenlinie der Malta-Tochter Marina (a. d. Malta)

    Marinas Partner war neben Ramzes AA mehrmals ein Vollblüter aus eigener Zucht mit Namen Pernod xx. Er stammte aus dem ersten Jahrgang des in der ersten Phase der Vornholzer Zuchtgeschichte eingesetzten Marcellus xx, der dazu beitragen sollte, dass im Gestüt des Barons Nagel qualitätvolle Pferde für den Hindernissport entstehen sollten. Gleichzeitig sollte der Versuch unternommen werden, Vollblüter für den Springsport zu züchten. Mutter war Perlenreihe xx aus der hoch bewährten Mydlinghovenerin Postenkette xx. Zunächst auf der Rennbahn eingesetzt, siegte er bei 24 Starts fünfmal, seine Lebensgewinnsumme (LGS) betrug 44.000 Reichsmark. Als er aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückkam, war er auf beiden Vorderbeinen niedergebrochen. Nach einer längeren Erholungspause startete er mit Willi Schultheiss zu seiner zweiten Karriere als Dressurpferd. In der schweren Klasse erhielt er 26-mal die goldene Schleife (trotz erheblicher Schwäche in der Piaffe), er war zeitweilig Deutschlands erfolgreichstes Dressurpferd. Züchterisch gesehen vererbte er in der Regel mehr Rahmen und Größe als er selbst besaß. Der erste Nachkomme aus der Verbindung Marina x Pernod xx erhielt im Sport den Namen Macbeth (geb. 1958), und wurde unter Bubi Günther im internationalen Dressursport zum Begriff. Der eigenwillige Rappe war ein ungeheures Energiebündel, der auf Trense überhaupt nicht zu reiten war, sondern sich nur mit der Kandare auf den Reiter einließ. Tochter Marokkanerin (geb. 1959), ebenfalls von Pernod xx, hat unter ihren Töchtern und deren Nachkommen Spitzen-Auktionspferde, Bundeschampionatsfinalisten und den gekörten Privatbeschäler For Jump (geb. 2001) von For Feeling, der in Kanada wirkt. Aus einer Halbschwester von For Jump, Parodie von Pik Ramiro stammt die international erfolgreiche Springstute Cindy Crawford (geb. 1995) von Cheenook, die von Piet Raymakers eingesetzt wird. Marina-Tochter Marion brachte mit dem Euro-Ramiro den Holsteiner Verbandshengst Rasputin (geb. 1973), dessen Züchterin die langjährige Vornholzer Gestütsleiterin und St. Georg-Chefredakteurin Gabriele Pochhammer ist. Der viel zu früh aus der Zucht genommene Dunkelbraune lieferte rittige und charakterstarke Pferde, besonders seine Töchter waren hoch geschätzt. Er ist Muttervater von beispielsweise Bachus und dem vielseitig vererbenden Conteur. Rasputins Schwester Mazurka (geb. 1970) von Herold brachte den Privatbeschäler Wappenprinz (geb. 1986) von Wendland II und ist Großmutter des Pb. Granulit, geb. 1993. Der Reservesiegerhengst der Oldenburger Körung 1994, HLP-Sieger 1995 und Hauptprämiensieger 1996 ist ein Sohn des Grannus, der viele Jahre bei Heinrich Klatte in Klein-Roscharden stationiert war. Er hat sich vor allem als Stuten- und Sportpferdemacher einen Namen gemacht. Heute wirkt der vielseitig vererbende Schimmel in Südafrika.

    Die Nebenlinie der Malve (a. d. Malta)

    Ging aus der Marbella-Dynastie hervor: Polany, Don Schufro und Co. –
    die Nebenlinie der Fischerin (a.d. Finnländerin)

    Malve (geb. 1957) von Ramzes AA brachte gemeinsam mit dem ehemaligen Traventhaler Landbeschäler Herold eine Reihe ausgezeichneter Mutterstuten. Der Holsteiner war von Baron Nagel aus dem Land zwischen den Meeren geholt worden, um sich die Springanlagen dieses alten Holsteiner Blutes zu sichern, und um in Vornholz einer Gefahr zu begegnen, der jede edle Reitpferdezucht ausgesetzt ist, nämlich die Verfeinerung des Fundaments, der Verlust an Größe und Stärke. Seine Blutführung war mit dem Springblut der Hengste Tobias und Favorit mehrfach angereichert. Der Braune war ein Beschäler alten Typs, besaß ein mächtiges Kaliber. Mit der geraden Kruppe und dem hohen Schweifansatz, dem gewaltigen Halsansatz und einem ausdrucksstarken Gesicht zog er den Betrachter in seinen Bann. Die „Herolds“ in Vornholz konnten alle springen, waren weniger edel wie ihre Mütter; einige hatten ein Atemgeräusch. Malve-Tochter Minerva (geb. 1964), eine typische Herold-Tochter, wurde Urgroßmutter des KWPN-Hengstes Itens (geb. 1990) von Mytens xx, der als Privatbeschäler in den Niederlanden wirkte. Itens´ Mutter Zaline ist eine Schwester der Ester, die 1989 Körelite-Siegerstute in Friesland wurde. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Marita (geb. 1967), ebenfalls aus der Verbindung Malve x Herold, ist Urgroßmutter des Pb. Adelfos (geb. 1983) von Athlet Z, der auch als internationales Grand Prix-Pferd über den Stangen Meriten verdiente. Nahe Verwandte sind der Warendorfer Ldb. Neumond (geb. 1988) von Nimmerdor sowie der ebenfalls für die Staatshengsthaltung in NRW gekaufte Good Year (geb. 1991) von Goodwill, der jedoch nicht zum Deckeinsatz kam und in der Deutschen Reitschule als Lehrpferd landete. Die Malve-Tochter Marbella (geb. 1966) stammte von Usurpator xx, der auf Rennbahn einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen hatte. Der hart geprüfte Röttgener stand als Zweijähriger an der Spitze seines Jahrgangs und lief in neun Jahren 124 Rennen, von denen er 24 gewann. In Vornholz war der Dunkelbraune von 1965 bis 1967, anschließend stand er noch einige Jahre in Hessen. Seine Kinder waren ausgesprochen begehrt. Marbella gelangte zu Familie Bolten ins Rheinland, wo sie mit dem Frühling-Sohn Foxtrott den passenden Partner fand. Die Marbella-Dynastie brachte nicht nur den Siegerhengst Polany (geb. 1988) von Polydor, der selbst S-Springen ging, den Pb. Caracol (geb. 1992) von Cartusch, der als Dressurpferd in internationalen Grand Prix Erfolge feierte, sondern auch Rheinische Landeschampions (Florenz und Foxton), und Rheinische Siegerstuten (Revanche und Florenz) sowie zahlreiche Sportpferde bis zur schweren Klasse. Der vielleicht spektakulärste und lebendigste Zweig, der aus der Finnländerin hervorging, ist derzeit die Nebenlinie der Fischerin. Zu einer außergewöhnlichen Leistungsträgerin wurde dabei Fabiola (geb. 1961) von dem o. g. Herold. Fabiola war nicht gerade das, was man einen „Ankommer“ nennt; die hochbeinige Braune, ein Pferd mit „etwas viel Luft unterm Bauch“, einem nicht idealen Hals und den etwas langen Herold-Ohren ging zunächst unter Vornholzer Reitern im ländlichen Sport, später war sie international mit Hermann Schridde bzw. dem niederländischen Reiter Wouters van den Oudenweijer erfolgreich. Fabiolas Sohn, der im Sport den Namen Rubelit (geb. 1975) erhielt, wurde unter Christine Stückelberger eine internationale Dressurgröße; u. a. belegte er beim ersten Welt-Cup-Finale 1986 in s`Hertogenbosch mit der Schweizerin den dritten Platz. Fabiolas Tochter Fabia (geb. 1974) und ihr Bruder Rubelit stammten vom Trakehner-Hengst Unkenruf, der eine Zeit lang in Norddeutschland gewirkt hat. Unkenruf, Jahrgang 1970, war ein bunter Fuchs mit viel weiß im Gesicht und an den Beinen. Er war ein bedeutend angelegtes Beschälermodell, mit einem sehr gut gemachten Hals, einer ansprechenden Oberlinie, guter Breite und Tiefe, vier starken Beinen, ausgezeichneten, raumgreifenden Bewegungen in allen drei Grundgangarten. Vieles davon findet man in dieser Nebenlinie noch Generationen weiter (verstärkt durch Donnerhall) wieder. Vater des Unkenruf ist der Trakehner-Stempelhengst Donauwind, Mutter ist eine wenig auffällige Stute namens Ultima, die auf die Treckstute Urania zurückgeht. Für die Vererbungssicherheit der Mutter und der Familie spricht die Tatsache, dass Unkenrufs Halbschwester, die vielfache Materialprüfungssiegerin Ulanka (v. Rosenberg) mit 32.000 D-Mark Spitzenpferd der Krefelder Stutenauktion 1972 wurde. Unkenruf war trotz seines späten Geburtsdatums (26.5.1970) bei seiner Körung schon sehr ausgereift und wurde nach einem gefeierten Auftritt in Neumünster unbestrittener Siegerhengst. Er wurde auf dem anschließenden Hengstmarkt für den sehr guten Preis von 57.000 D-Mark an ein neugegründetes Gestüt zugeschlagen, den Grönwohldhof bei Trittau; Besitzer war Otto Schulte-Frohlinde, ein Mann der über viele Jahre Zucht und Sport in Deutschland prägte. Unkenruf, zeitlebens kein „Vieldecker“ jedoch bis Grand Prix gefördert, ging später in die USA, wo er als Sporthengst Beachtung fand. Die bedeutendsten Töchter der Fabia sind die Pik Bube I-Töchter Fiesta und Fantasia (geb. 1980). Ihr Vater, der Pik As xx-Enkel Pik Bube aus einer Stute von Frustra-Domspatz-Der Löwe xx, war ein sportlich hoch talentierter Schwarzbrauner, der gleich in seiner ersten Turniersaison drei S-Siege feiern konnte. Seine züchterische Bilanz auf dem Grönwohldhof ist außergewöhnlich: 28 gekörte Söhne in Deutschland und 43 Staatsprämienstuten.

    Pik Bube: Der trittgewaltige Schwarzbraune gedieh unter Herbert Rehbein
    zu einem Dressurpferd der Extraklasse. 1980, in ihrer einzigen Turniersaison, waren sie bei zwölf Starts in
    Klasse S elfmal Sieger.

    Fantasia wurde durch ihren Züchter mit dem gerade erst auf dem Grönwohldhof aufgestellten Donnerhall verbunden; der 1985 geborene Hengst namens Don Primero wurde zu einem der weltweit wertvollsten Donnerhall-Söhne und bestätigte zum wiederholten Mal die Passerpaarung Donnerhall x Pik Bube. Selbst Bundeschampion unter Heiko Münzmeier und im weiteren Sporteinsatz vorwiegend von Karin Rehbein gefördert, schaffte Don Primero Siege bis Grand Prix. Nach einem kurzen Gastspiel in Schweden setzte ihn Paul Schockemöhle ein. Don Primero lieferte Fohlenjahrgänge, aus denen zahlreiche Top-Pferde für Zucht und Sport erwachsen sind, u. a. die internationalen Dressur-Cracks Di Caprio und Dow Jones. Fiestas Tochter Fantastica, geb. 1988, aus der Verbindung mit Donnerhall wurde zweimal Hengstmutter, und zwar von Classico alias Cappuccino (geb. 1991) von Classiker, der noch 2010 unter Julia-Katharina Platen für Erfolge auf Grand Prix-Niveau sorgte. Fantasticas Sohn Sunny-Boy (geb. 1997) von Sandro Hit ist auf dem Weg, ein ganz Großer zu werden. Bereits heute verfügt er über annähernd 20 gekörte Söhne, 27 St.Pr. St. und reihenweise Auktionspferde, u. a. Spielberg (180.000 Euro). Fantasticas Urenkel Pb. Davidoffs Hit (geb. 2002) stammt aus dem Gestüt Lewitz und wurde 2004 in Vechta gekört. Fantasticas Vollschwester St.Pr. St. Donna Primera (geb. 1991) ist Mutter des Pb. Ron Rubin (geb. 2003) von Rubin Royal, ist hoch platziert in M-Dressuren und steht in der Quadriga Pferdehaltung in Radeburg. Eine weitere Vollschwester, Farina M, geb. 1994, brachte in Verbindung mit Placido-Sun das international erfolgreiche S-Dressurpferd Pentagons`s Peron M (geb. 2000). Fabina, geb. 2000, ebenfalls von Donnerhall, wurde 2003 Oldenburger Siegerstute. Zwischen all diesen Fiesta-Töchtern strahlt Don Schufro, geb. 1993, der wohl spektakulärste Donnerhall-Sohn. Den Namen erhielt er nach dem Züchter seiner Mutter Fiesta: Otto Schulte-Frohlinde, kurz „Schufro“ genannt. Nach seiner Körung und seinem Debüt als Zuchthengst absolvierte Don Schufro die HLP in Adelheidsdorf. Ergebnis: mit über 150 Punkten war er unangefochtener Dressurchampion. Nach gewonnenen Materialprüfungen ging er als Dreijähriger geradewegs im Bundeschampionats-Finale in Warendorf. Vierjährig wechselte der Dunkelfuchs nach Dänemark, zum Gestüt Blue Hors. Gefördert von Lars Pedersen und Andreas Helgstrand ging der Weg steil nach oben, bis Grand Prix. Der größte Erfolg ist sicherlich die Bronze-Medaille für das Team Dänemark bei den Olympischen Spielen 2008 in Hongkong, in der Einzelwertung Platz 11. Im gleichen Jahr war er dänischer Meister.

    Don Schufros Glanzlichter

    Don Schufros Name rührt von seinem
    Züchter her: Otto Schulte-Frohlinde,
    kurz Schufro.

    Den Don Schufro-Kindern sagt man häufig eine auffällige Athletik, lange Linien, Dehnfähigkeit und eine tolle Einstellung nach, also eine große Sportlichkeit. Zu den Glanzlichtern seiner züchterischen Erfolge gehören zweifelsohne seine gekörten Söhne, allen voran sein erster Sohn mit Zuchtzulassung, Diamond Hit, ein wahrer Hit in Sport und Zucht. Zweimal war er Vizebundeschampion. Seine Kinder sind inzwischen mit Emma Hindle in der Grand Prix-Klasse angekommen und schicken sich an, es dem Vater gleichzutun, beispielsweise sein Sohn Donovan, der 2005 Bundeschampion der vierjährigen Hengste wurde, und seine Tochter Loxana, die 2005 den Titel „Oldenburger Siegerstute“ errang. Bei den Söhnen des Don Schufro gibt es weitere Nachkommen, die aufhorchen lassen. So wurde Sohn Don Romantic 2002 Siegerhengst der dänischen Körung in Herning und „Hengst des Jahres“ in Dänemark 2008. Er steht im Gestüt Blue Hors als Boxennachbar neben seinem Vater. Sohn Doolittle (aus einer Lauries Crusador xx-Mutter) wurde sechs Jahre später ebenfalls Siegerhengst in der dänischen Pferdemetropole. Aktuell: 2010 war der Vater des Oldenburger Siegerhengstes Don Schufro. Bei der Farbe von De Martino werden Erinnerungen wach: Er ist ein Schimmel – Ramzes AA lässt grüßen, denn den trifft man auf der Vater- wie Mutterseite! Übrigens: De Martino ist einer von 15 gekörten Söhnen, die in Deutschland registriert sind. Da sein Samen weltweit vermarktet wird, kann man sicher davon ausgehen, dass die gleiche Anzahl noch mal dazu kommt. Sohn Der Euro (aus einer Wanderer-Mutter) wurde 2002 als Vierjähriger Bundeschampion und war auch beim Oldenburger Championat auf dem Siegertreppchen ganz oben. Als Dreijähriger war er einem amerikanischen Kunden bei der Vechtaer Frühjahrs-Auktion bereits 300.000 Euro wert. Don Schufro ist auch Vater der Weltmeisterin der jungen Dressurpferde, Uno Donna Unique, die unten genannte Rebelle kam auf den vierten Platz. Zu den herausragenden Töchtern des Don Schufro gehören ohne Zweifel die Fuchsstute Rebelle (M. v. Reggazoni), die 2007 Siegerstute in Rastede wurde und im gleichen Jahr auch das Landeschampionat für sich entschied. Tochter Weihegold wurde ein Jahr später Siegerstute des Oldenburgischen Verbandes. Don Schufro hat mit seinen Leistungen und denen seiner Nachkommen sieben Jahre lang, von 2002 bis 2009, die Zuchtwertschätzung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung angeführt, erst 2010 wurde er von Real Diamond abgelöst.

    Fiona – erst Familienpferd, dann Zuchtstute

    Fabiolas Schwester Fiona (geb. 1958) von Pernod xx wurde volljährig zunächst ins Lipperland verkauft. Mit zehn Jahren kam sie zurück nach Vornholz, um hier in der Zucht eingesetzt zu werden. Es gab eine Bedingung: Das zweite in Vornholz geborene Fohlen geht an den vorherigen Eigentümer zurück. Das zweite Fohlen ging vereinbarungsgemäß an die Zwischeneigentümer, die den kleinen Hengst von Ramiro als Hengst aufzogen, und in Holstein für ihn ein positives Körurteil erhielten. Mit dem Namen Rio Negro (geb. 1979) wurde er zwei Jahre in Holstein eingesetzt, anschließend kam der Schwarzbraune zu Willi Schultheiss, der ihn bis Grand Prix erfolgreich vorstellte. Nach seiner Sportkarriere kam er nach Bayern auf die Renommierdeckstelle Breitner, die ihn noch bis in die 90er-Jahre einsetzte. Rio Negros Halbschwester Omana (geb. 1977) von Romanow (Ramiro x Holsteinerin Laute) brachte den gekörten Almé Z-Sohn Aldato, geb. 1981, der sich schnell als sicherer Springpferdemacher herausstellte. Besonders für Schlagzeilen sorgte sein Sohn Aldatus, der mit Christian Ahlmann Europameister und Jos Lansink Niederländischer Meister wurde.

    Trendelburg nicht zu vergessen

    Ohne Trendelburgs Zuchtleistung zu erwähnen, ist die Geschichte des Kebandina-Stammes nicht vollständig. Die Kebandina-Tochter Trendelburg von Thronerbe, also eine Halbschwester von Finnländerin, war ab 1938 im Zuchteinsatz auf Vornholz. Ihr ausschließlicher Partner war der oben beschriebene Oxyd, von dem sie am Ende 17-jährig nicht mehr tragend wurde; auch die Versuche mit dem Vornholzer Hengst Krol Walca (siehe unten) schlugen fehl, sodass sie ausschied. Ihr erstgeborener Nachkomme, welcher zunächst Taxus hieß, erhielt spätestens bei seiner Körung 1942 in den Zuchtviehhallen in Hamm den Namen Odenwald (geb. 1940) und wurde Landbeschäler im polnischen Janow Podlaski, wo auch damals Ramzes AA stand. Zu den wertvollen Trendelburg-Oxyd-Töchtern zählen Trosse, Trendula und Traviata. Trosse brachte die beiden Springpferde Tarquinius und Trajan (R.: Paul Weier, Schweiz) von Krol Walca. Trendula (selbst erfolgreiches Dressurpferd in Aufb auprüfungen) fohlte das spätere S-Dressurpferd Prunus III (Berlin 1963 Deutscher Vizemeister mit Willi Schultheiss) von Pernod xx sowie Vollschwester Tirolerin, die Großmutter des Privatbeschälers Godeward (Tirade x Gottwalt) wurde. Tirolerins Tochter Tiga (selbst Grand Prix Pferd im Viereck, LGS 48.000 D-Mark), von Ramzes AA, ist Mutter von Tina, die bis St. Georges erfolgreich war. Tirolerins Sohn von Raubritter, Ribot, wurde 1984 beim Zuchtverband für deutsche Pferde gekört. Zwei Söhne im Sport machten Trendelburg bekannt: Tambour, geb. 1948, ging unter Otto Rothe (Silbermedaillen-Gewinner in der Military bei zwei Olympischen Spielen) S-Prüfungen als Military-Pferd, Tannhäuser, geb. 1949, wurde nach Spanien verkauft und ging dort erfolgreich schwere Parcours‘.

    Auch das Olympiapferd Enigk stammt aus dem Kebandina-Stamm

    Rio Negro war zunächst in der Military
    bis Klasse M erfolgreich und später
    unter Willi Schultheis, der ihn bis
    Grand Prix vorstellte.

    In Intschede auf dem Züchterhof der Müllers blieb der Zweig der erwähnten Denksport-Tochter Diebin aus der Finnländerin. Diebins Tochter Futulein von dem überragenden Typvererber Futurist I brachte Fabel von Farina (vom typvollen Ostpreußen Fahnenträger). Eine ihrer Töchter Alpengerte von Abendkerl, die Partnerin des Lilienhofers Endspurt xx wurde, brachte aus dieser Verbindung ein international hoch erfolgreiches Sportpferd: Enigk. Der wenig attraktive Dunkelbraune mit den auffallend starken Ganaschen ging zunächst auf die Rennbahn, u. a. startete er in Castrop-Rauxel auf dem Rundkurs bei Haus Goldschmieding in Halbblutrennen. Sein Renneinsatz währte nicht lange; aufgrund einer Lahmheit im Vorderbein schied er aus und wurde von einem Tierarzt nach langer Auszeit wieder fit gemacht. Vermarktet über die Reitschule in Verden fiel sein enormes Springvermögen auf. Im Oktober 1968 schlug dann Enigks große Stunde, gemeinsam mit Hermann Schridde/Dozent, Alwin Schockemöhle/Donald Rex gewannen Hans Günter Winkler mit Enigk die Bronze-Medaille bei den Olympischen Reiterspielen in Mexiko. Enigk ging anschließend zu Piero d`Inzeo (Italien).

    Don Schufro und sein Vornholzer Mutterstamm

    Der Vornholzer Mutterstamm der Kebandina spiegelt nicht nur die züchterischen Ideen und Entscheidungen des Baron Nagel wieder, sondern erzählt in allen Facetten auch den Verlauf und die Geschichte dieses in vielerlei Beziehung erfolgreichen Stutenstammes. Don Schufro ist einer der aktuellen Höhepunkte dieses Familienverbandes, an dem der westfälische Adelige sicher seine Freude gehabt hätte. Dies gilt auch für die Tatsache, dass sich diese Familie über Jahrzehnte so rasant entwickelt hat und ein Paradebeispiel für konsequente Leistungszucht von Anfang an ist. Um den Fortbestand des Kebandina-Stammes braucht man sich nicht zu sorgen, da die inzwischen vielen Nachkommen bei passionierten Züchtern gelandet sind, die vom Gedankengut des Clemens von Nagel fasziniert sind und an vielen Stellen leben.

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Franz-Josef Neuhaus, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • DSP-Dressurwelt – Eintauchen und bieten!

    DSP-Dressurwelt – Eintauchen und bieten!

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Dressur pur: Das ist die 3. DSP-Online-Fohlenauktion am 7. Juli 2020. Insgesamt 20 Offerten abstammend von internationalen Top-Vätern wie Fürstenball, Jameson RS2, For Romance I, Benetton Dream und Quaterback. Daneben Topas, Sir Donnerhall I, Marc Cain, Vitalis, Topas, De Niro Gold, Galaxy, Dantes Stern, Daybreak M. Auch die Väter Follow Him’s Schönweide, Decurio, Finest, Emilio Sanchez, Floricello und Fürst Samarant stehen in der Kollektion.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Auch der mütterliche Background der Online-Kollektion ist fabelhaft. Es ist zum Beispiel eine Tochter des Benetton Dream aus dem direkten Mutterstamm des aktuellen Grand-Prix-Siegers des CDI Achleiten, DSP Quantaz mit Isabell Werth, in der Kollektion zu finden. Eine Tochter des Fürst Samarant geht auf den Stamm von Heike Kemmers Beauvalais zurück.

    Gleich zwei Offerten abstammend von Jameson RS2 und Finest kommen aus dem direkten Mutterstamm des Krack C. Hoch interessant gezogen ist eine Tochter des DSP-Elitehengstes und Weltvererbers Quaterback aus einer Mutter von Isabell Werths DSP Belantis.

    Am 7. Juli um 19.30 Uhr startet das Finale Bid up: Es kommen 20 Top-Dressurfohlen aus den Zuchtstätten des Deutschen Sportpferdes unter den virtuellen Hammer auf dsp.horse24.com[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Verden – Junghengst stellt Preisspitze

    Verden – Junghengst stellt Preisspitze

    Coronabedingte Vermarktungsalternativen können das Vorjahresergebnis steigern

    Zum vierten Mal in diesem Jahr hieß es für die jüngsten Hannoveraner „Das Bid-Up läuft“. Für durchschnittlich 8.514,00 Euro fanden die 18 Dressurofferten Käufer aus sechs Ländern.

    Das solide Preisgefüge lieferte vier Zuschläge im fünfstelligen Bereich. An der Spitze der Statistik steht die Kopfnummer 81, das erste Fohlen der Kollektion: Force Majeure v. Franco Nero/San Amour I fand für 23.500 Euro einen neuen Besitzer in den USA. Damit lieferte der Franziskus-Sohn Franco Nero vom Verdener Hengstmarkt in seinem Jahrgangsdebut die Verdener Preisspitze. Der Züchter von Force Majeure, Stephan Herrmann aus Northeim, ist nicht nur auch Züchter des Hengstes Franco Nero, sondern hat mit der Mutter des Fohlens, der Staatsprämienstute A Speciality for You, im Jahr 2017 bereits das bisher teuerste Auktionsfohlen in Verden gestellt.

    Die ersten vier Online-Auktionen mit insgesamt 82 Fohlen wurden in der Corona-Krise kurzfristig als Ersatz für die ursprünglich geplante Mai-Fohlenauktion geschaffen, auf der im Vorjahr 79 Fohlen versteigert worden waren. Im Vergleich zum Vorjahr konnten in 2020 sowohl der Durchschnittspreis als auch der Umsatz gesteigert werden. Der Durchschnittspreis über die ersten vier Fohlen-Onlineauktionen aus 2020 liegt bei 9.088 Euro (Vorjahr Mai-Auktion: 7.197 Euro); der Gesamtumsatz bei 745.250 Euro (Vorjahr: 547.00 Euro).

    Nach der Auktion ist vor der Auktion – bereits am 18. Juli warten 48 Dressur- und 17 Springpferde auf neue Besitzer. Sorgsam ausgewählt und vorbereitet können sie ab Dienstag, 7. Juli, in Verden beim Training beobachtet und individuell ausprobiert werden. Die Präsentation am Mittwoch, 15. Juli kann per Livestream verfolgt werden. Die Online Auktion beginnt am Sonnabend, 18. Juli um 14 Uhr.

    Die nächsten circa 100 Fohlen kommen in Verden am 8. und 9. August zur Online-Versteigerung. Am Freitag, 7. August, werden die Auktionsfohlen erstmals im Jahr 2020 wieder live in Verden präsentiert. Um 17 Uhr kann eine begrenzte Anzahl an Kaufinteressenten die Nachwuchshoffnungen in Verden live in Augenschein nehmen – natürlich mit der entsprechenden Distanz. Schnell sein lohnt sich, denn für die Fohlenpräsentation ist eine Anmeldung Pflicht, die Teilnehmerplätze sind begrenzt. Zusätzlich wird die Präsentation über ClipMyHorse.TV im Livestream übertragen. Anmeldungen für die Live-Präsentation werden bis zum 31. Juli ausschließlich unter Angabe von Personenzahl und Namen an die E-Mail Adresse auktion@hannoveraner.com entgegengenommen. Bindend ist eine Anmeldungsbestätigung vom Hannoveraner Verband.

    Weitere Informationen: www.hannoveraner.com

  • Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 1)

    Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 1)

    Leicht hatte er es nicht in seiner Karriere als Deckhengst. Doch Breitling W hat alle Kritiker Lügen gestraft und trotz anfangs sehr überschaubarer Stutenzahlen zahlreiche Spitzenpferde geliefert, 2009 sogar die FN-Zuchtwertschätzung Dressur angeführt. „Mein stiller Star“ nennt ihn Wolfram Wittig, der immer an den Hannoveraner geglaubt hat. Und das absolut zu Recht, wie viele Erfolgspferde demonstrieren.

    Häme klingt nicht darin, wenn Wolfram Wittig über die Kommentare über seinen Hengst Breitling in jungen Jahren nachdenkt. Eher eine zufriedene Bestätigung, dass sich alles so entwickelt hat, wie er es sich erhoffte. Wobei er zugeben muss, dass Breitling die Erwartungen in seine Vererbungsleistung bei weitem übertroffen hat. Doch der Reihe nach. Im Frühsommer 1991 kam die spätere Weltmeisterin Nadine Capellmann in das kleine Örtchen Rahden, um Brigitte und Wolfram Wittig zu besuchen. Auf der Weide lief ein fuchsfarbenes Hengstfohlen – weder außerordentlich bewegungsstark noch auffallend schon. Als Züchter stand Wolfram Wittigs Schwiegervater Hermann Niehues im Papier. „Dieser Hengst wird einmal meine Rente verdienen“, sagte Wolfram Wittig zu Capellmann und deutete auf den kleinen Kerl. Was die erfolgreiche Dressurreiterin zu diesem Ausspruch gesagt hat, ist nicht überliefert. Und ob Breitling nun tatsächlich Wittigs Rente finanzieren muss, sei dahin gestellt, Fakt ist aber: Der Hengst gewann einige Jahre später Grand Prix-Prüfungen, holte Bronze auf der Deutschen Meisterschaft und führte 2009 die FN-Zuchtwertschätzung Dressur an.

    „WW – wertvoller Wallach“

    Ein eingespieltes Team: Wolfram und Brigitte Wittig mit Breitling W.

    Die Öffentlichkeit sah den Bismarck-Sohn lange nicht. Genau genommen vier Jahre. „Meine Pferde wurden immer zuhause gebrannt, ich bin nie zu Fohlenschauen gefahren“, berichtet Wolfram Wittig, der mit Isabell Werth die erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten trainiert. Für den Grand Prix-Reiter war Breitling immer etwas ganz Besonderes. „Von Anfang an, auch schon als Fohlen, konnte Breitling super galoppieren. Und er brauchte nie irgendeinen Anlauf, um gut zu traben. Er brauchte dabei kein Gas, keine Peitsche, er machte es einfach. Und er verfügte immer über eine enorme Balance – er konnte buckeln wie eine Wildsau, ins Straucheln kam er nie“, so Wittig. Als Breitling vier Jahre alt war, lud Wittig ihn auf und fuhr zur Sattelkörung nach Vechta. Applaus bekam der Hengst nicht – im Gegenteil. „WW – wertvoller Wallach war einer der Kommentare, die Breitling galten. Sie kamen von renommierten Hengsthaltern“, berichtet Wittig. Eine fiebrige Erkaltung, unter der Breitling litt, machte den Auftritt nicht glanzvoller. Und doch: Der Hengst wurde für Oldenburg anerkannt. „Der Einzige, der die Qualität von Breitling damals wirklich erkannt hat, war Uwe Heckmann“, berichtet Wittig.

    „Das Beste ist des Guten Feind“

    „Dieser Hengst wird einmal meine
    Rente verdienen”, soll Wolfram
    Wittig über das einst unscheinbare
    Fohlen gesagt haben.

    Nächste Klippe: Um auch in der nächsten Saison decken zu dürfen, hatte Breitling seine Hengstleistungsprüfung absolvieren müssen. Doch davon war das Ehepaar Wittig kein Freund. Alternative: Der Weg über den Sport. Aber auch in Breitlings ersten Materialprüfungen kamen keine schönen Worte. „Das Beste ist des Guten Feind“ hieß es spöttisch und in der Auswahl zum Bundeschampionat fiel Breitling in der letzten Runde raus. „Damals machte Heiko Klausing gerade seine Bereiterlehre bei uns. Sein Vater Willem war eines Tages dabei und sah Breitling. Er hat seine Qualität erkannt“, so Wittig. Fünfjährig hatte Breitling die Qualifikation fürs Bundeschampionat in der Tasche – und kam dort nicht ins Finale. Sechsjährig – gleiches Prozedere: Quali ja, Finale nein. „Auch in Warendorf waren die Kommentare sehr ernüchternd“, berichtet Wittig. Doch er ließ sich nicht beirren. „Mich hat an Breitling immer beeindruckt, wie rittig und leistungsbereit er war. Er hat im Natursprung in der Halle gedeckt und machte beim Training und auf dem Turnier trotzdem super mit. Breitling hat einfach Charakter – er hat immer sein Bestes gegeben.“ Es war in Vlotho-Exter, als er Breitling sechsjährig in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse M ritt. Da stand Dr. Uwe Schulten-Baumer, der als einer der besten Dressurtrainer der Welt gilt und Isabell Werth gros gemacht hat, am Rand und sah zu. Kein Mann der großen Worte, sagte er nur zu Wittig: „Den können Sie auch bei mir aufladen.“ Das ging runter wie Öl. Siebenjährig dann war Breitling da angekommen, wo er hin gehört: In der Klasse S. Auf Anhieb war der Fuchs siegreich. 1998 war es soweit: Breitling hatte seine komplette züchterische Anerkennung sicher. „Für mich braucht ein Dressurpferd vor allem sehr gute Reitpferde-Eigenschaften und eine gute Galoppade. Ein gewisses Fundament gehört dazu. Das ist wie bei den Handys – die können immer eleganter und feiner werden, das sieht auch sehr schick aus. Aber bedienbar sind sie irgendwann nicht mehr, wenn selbst die zartesten Frauenhände die Tasten nicht mehr drucken können. Genauso ist es beim Pferd auch“, ist Wittig überzeugt.

    Bronze auf der Deutschen Meisterschaft

    Der gekörte Breitling-Sohn Bertoli W,
    zweimal Bundeschampionatsfi nalist,
    ist Wolfram Wittigs Liebling unter
    den Breitling-Nachkommen.

    Achtjährig ging es weiter: Die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal schaffte Breitling mit links und wurde Vierter im Finale, das traditionell in der Frankfurter Festhalle stattfindet. Den Sprung in die Königsklasse, den Grand Prix, meisterte Breitling bravourös – schon im Jahr 2000 holte er sich unter seinem ständigen Reiter Wolfram Wittig Bronze auf der Deutschen Meisterschaft und wurde im Grand Prix und Grand Prix Special von Lingen Dritter. 2001 folgten Siege in Hickstead, wo Breitling und Wolfram Wittig auch zum siegreichen Nationenpreis-Team zahlten.

    Ein Jahr später wurden sie Vierter auf der Deutschen Meisterschaft und Fünfter im Grand Prix und der Kur von Stuttgart. 2003 dann ein fünfter Platz in der CDI-Tour beim CHIO Aachen sowie hohe Platzierungen in Lingen und in der Weltcup-Kur von s’Hertogenbosh. 2004 folgten Siege im österreichischen Fritzens im Grand Prix Special sowie ein hervorragender zweiter Platz in der Kur in der Aachener Soers (CDI-Tour). 2005 dann der Sieg im Grand Prix und im Special beim CDI*** München, ein zweiter Platz im Special und ein Dritter im Grand Prix des CDI*** Frankfurt sowie Rang drei und vier in Lingen. Erneut wurde das Paar knapp geschlagener Vierter auf der Deutschen Meisterschaft. Insgesamt 22 Siege hat Breitling in Klasse S erzielt. Im Turniersport stets nur von Wolfram Wittig vorgestellt, dürfen im Heimatstall auch mal Schüler in seinem Sattel Platz nehmen. Doch da kommt die Intelligenz des nunmehr 19-jährigen Hengstes durch. „Er testet schon genau, wie ernst der da oben es meint. Selbstbewusstsein hat Breitling genug und weis zudem, dass er der Boss im Stall ist“, schmunzelt Wittig.

    Spitzen-Nachkommen aus wenigen Stuten

    Nahezu an einer Hand abzuzählen waren Breitlings Nachkommen aus den ersten Jahrgängen. Eine der ersten war Balalaika W. Über ihre Mutter von Cardinal xx Blut auf der Mutterseite führend, wurde sie Fünfte auf dem Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde und hat den Sprung in die schwere Klasse mühelos geschafft. Meggles Black Jack W kam 1996 aus der Vollkorn xx-Tochter Loretta zur Welt. Fünfjährig qualifizierte sich der imposante Hengst zum Bundeschampionat, hat Grand Prix gewonnen und war auch 2010 in der Königsklasse erfolgreich. Berkeley W – wie alle Pferde mit dem „W“ als Namenszusatz von Familie Wittig gezogen – startete schon Ende sechsjährig international in St. Georges-Prüfungen. Der gekörte Hengst war 2007 der letzte siebenjährige Grand Prix-Sieger Deutschlands – denn ab dem Folgejahr dürfen Grand Prix-Prüfungen nur mit mindestens achtjährigen Pferden geritten werden. 2008 war Berkeley W das laut Jahrbuch Zucht & Sport erfolgreichste Dressurpferd seiner Altersklasse. In den Folgejahren erzielte er hohe Grand Prix-Platzierungen. „Breitling vererbt sehr dominant seinen guten Charakter, er macht Pferde, die sich sehr gut arbeiten lassen. Nahezu alle Breitlinge, die wir je hatten, sind wir mit sieben Jahren S geritten. Das kann man nicht mit jedem Pferd machen und das geht nur, wenn sie rittig sind, mitmachen und wollen“, berichtet Brigitte Wittig. Die Ehefrau von Wolfram Wittig hat auch die Breitling-Tochter Baldessarini W in den Sport gebracht. Sie ist inzwischen mit Gina Capellmann-Lutkemeier hoch erfolgreich im Grand Prix-Sport. „Klick“ machte es zwischen den beiden auf dem Abreiteplatz in Lingen. „Da ich mit der Familie Wittig eng befreundet bin, habe ich die Stute auf verschiedenen Einsätzen wie dem Bundeschampionat oder der Weltmeisterschaft in Verden gesehen. Dort wurde sie ja bei den Sechsjährigen Fünfte und auch auf dem Bundeschampionat stand sie im Finale. Der Funke sprang jedoch erst über, als ich sie auf dem Abreiteplatz in Lingen gesehen habe“, denkt die Reiterin zurück. „Ich habe dann vorsichtig angefragt, ob Wittigs sie verkaufen möchten und als sie ja sagten, ging alles ganz schnell.“ Baldessarini hat bereits achtmal auf S-Niveau gesiegt, mit ihrer Ausbilderin Brigitte Wittig qualifizierte sie sich 2007 für den Nürnberger Burgpokal. Mit ihrer neuen Reiterin gewann sie 2009 in der Grand Prix-Kur von Paderborn und war in der Weltcup-Qualifikation von Frankfurt erfolgreich. 2010 folgten Platzierungen in Aachen, Münster, Berlin-Tempelhof, Braunschweig, Hagen, Lingen und Cappeln. In Leipzig wurden sie im Grand Prix wie auch in der Kur jeweils Dritte. Ziel: „Wir würden gerne das Weltcup-Finale 2011/12 erreichen“, berichtet Gina Capellmann-Lutkemeier. Ihre Baldessarini bezeichnet sie als „kleine Dame“: „Sie nimmt sich schon gerne ein paar Besonderheiten raus; so behandelt werden wie alle, das mag sie nicht. Am liebsten ist sie auf dem Turnier als einziges Pferd dabei und wird den ganzen Tag bekümmert. Ihr Nachbar ist mein älteres Pferd Amando, der sowieso hoffnungslos verzogen ist und meint, er wurde besser im Wohnzimmer leben, als im Stall. Von ihm hat sie sich einiges abgeguckt“, lacht die Dressurreiterin.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 2)

    Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 2)

    „Jeder Nachkomme ein Treffer“

    Der gekörte, 2005 geborene Baron de Ley W. platzierte sich 2011 im Bundeschampionat der Fünfjährigen unter Brigitte Wittig im Finale. „Er ist der schönste unter den Breitlingen“, ist sich Wolfram Wittig sicher.

    Baldessarini ist eine von sechs erfolgreichen Vollgeschwistern, die alle aus der Anpaarung von Breitling an die Diego xx-Palisander-Stute Devisa stammen. Eine Passerpaarung? „Mit Sicherheit ja“, sagt Wolfram Wittig und hält sich bei der Frage nach den für Breitling passenden Stuten bedeckt: „Rossig müssen sie sein. Das ist das Wichtigste“, schmunzelt der gebürtige Franke. Auf die 1999 geborene Baldessarini W folgte ein Jahr später Biagotti W. Die dunkelbraune Stute ging den klassischen „Wittig-Weg“: 2006 holte sie Bronze auf der Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde, drei Jahre später qualifizierte sie sich für das Nürnberger-Burgpokal-Finale. 2009 in der kleinen Tour in Mannheim und Hagen hochplatziert, wurde sie 2010 im Medien-Cup-Finale Neunte und erzielte beim CDI**** in Cappeln im Grand Prix Special einen fünften Platz. 2011 startete sie ins neue Jahr hoch erfolgreich in Münster und wurde dort Dritte im Grand Prix und Vierte im Grand Prix Special. „Biagotti zählt zu meinen besonderen Lieblingen“, berichtet Brigitte Wittig. „Sie ist eine eigenwillige Diva, eben eine Stute, aber sehr sensibel und fein und eine, die alles von alleine machen möchte.“ 2011 wird das Paar im B2-Kader geführt – damit hat Breitling dort mit Biagotti W und Baldessarini W gleich zwei Nachkommen. Zurück zur inzwischen 17-jährigen Devisa, die aus dem Addi-Stamm, der auch den NRW-Siegerhengst Estobar brachte, gezogen ist. Aus dieser Mutterlinie kommen zahlreiche Erfolgspferde wie die Auktionspreisspitze Eichendorff, Grand Prix erfolgreich mit Victoria Max-Theurer, Isabell Werths ehemaliges Erfolgspferd Amaretto, die gekörten Hengste Frühlingstraum I und II oder mit Piquet ein Sieger in Weltcupspringen sowie mit Norbert Koofs Minister der Team-Bronze-Gewinner auf der Europameisterschaft.

    Breitlings Kinder machen Karriere

    Traumpaar Burlington und Charlott-Marie Schürmann.

    2001 fohlte Devisa mit – welch Wunder – Breitling den gekörten Hengst Brioni W. Auch er weist eine steile Erfolgskarriere vor: Fünfjährig Sieg im Westfalen-Championat, siegreich auf St. Georges- und Intermediaire I-Niveau, 2008 siebenjährig Finalist im Nürnberger Burgpokal. Der mit vier weißen Socken gekennzeichnete Dunkelbraune siegte 2009 beim CDI Lingen im St. Georges und in der Intermediaire I. Achtjährig Grand Prix-erfolgreich. Gibt es ein Rezept, Spitzenpferde so in Serie zu produzieren? Brigitte Wittig lacht: „Nein, das gibt es sicher nicht. Uns ist ganz wichtig, die Pferde rund zu machen, also über den Rücken zu arbeiten. Da die Breitlinge sich so gut arbeiten lassen, und wir mochten, dass unsere Pferde für den Reiter, oder besser mit dem Reiter arbeiten, geht das sehr gut. Würden sie im Kopf nicht mitspielen, könnte es nicht funktionieren.“ 2002 kam der braune Hengst Bertoli W zur Welt. Dreijährig wurde er gekört, qualifizierte sich mit Heiko Klausing zum Bundeschampionat, war dort 2007 und 2008 jeweils Finalist unter Brigitte Wittig und stand sechsjährig auch im Finale der Dressurpferde-Weltmeisterschaft von Verden. Als der Hengst sieben Jahre alt war, nahm Wolfram Wittig in seinem Sattel Platz. Gemeinsam erzielten sie hohe Platzierungen in den Burgpokal-Qualifikationen von Münster und Mannheim, wurden 2010 Siebter im Medien Cup-Finale von Münster. „Bertoli ist der Liebling meines Mannes. Ein sehr selbstbewusster, charakterstarker Kerl – aber sehr anständig dabei“, beschreibt Wittig den braunen Hengst. Einen Nachkommen von Bertoli W hat sich Gina Capellmann-Lutkemeier gesichert. Um genau zu sein, selbst gezüchtet.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Nürnberger Burgpokalsiegern Blind Date und Brigitte Wittig.

    „Er ist jetzt vier und ein sehr schöner Typ mit drei guten Grundgangarten. Er hat sehr viel Balance, was mir gut gefällt. Im Stall nennen wir ihn nur Sammy Junior, aber er ist noch gar nicht eingetragen“, erzählt die Paderbornerin. Weiter geht’s mit dem 2003 geborenen Balmoral W. Fünfjährig ging es los – Qualifikation zum Bundeschampionat mit Brigitte Wittig. Ein Jahr später siegte er in Dressurpferdeprüfungen der Klasse M und war Finalist in Warendorf. 2010 siegte Balmoral W siebenjährig im österreichischen Fritzens in der Intermediaire I und war Zweiter im St. Georges, beim CDI**** Cappeln holte sich das Paar ebenfalls Platz Zwei. Im gleichen Jahr qualifizierte er sich siebenjährig zum Nürnberger Burgpokal. Der Start in Frankfurt war Brigitte Wittigs zehnte Teilnahme am Finale. Im Protokoll standen zahlreiche Achternoten für so relevante Lektionen wie Pirouetten und Wechsel – eine schöne Bestätigung, dass Brigitte Wittig auch mit diesem Breitling auf dem richtigen Weg in den großen Sport ist. Platz Fünf bedeutet das im Endergebnis. 2005 kam der gekörte Hengst Baron de Ley W auf die Welt. „Er ist der Schönste unter allen Breitlingen“, ist Wolfram Wittig überzeugt. 2010 wurde er auf dem Westfalen-Championat Dritter, qualifizierte sich zum Bundeschampionat und platzierte sich dort im Finale. Der weitere Werdegang ist vorgezeichnet. „Wir sind auch bei ihm überzeugt, dass er genauso wie die anderen Breitlinge seinen Weg macht. Er hat vom Charakter her viel Ähnlichkeit mit Biagotti, ein sehr feines Pferd, typisch Hengst“, so Brigitte Wittig.

    „Glück erreicht nur der Tüchtige“

    Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht.

    „Ich beobachte die Zucht der Wittigs schon lange. Die Kombination von Breitling mit Devisa ist wohl einmalig auf der Welt – jeder Nachkomme ein Treffer“, zeigt sich Gina Capellmann-Lutkemeier beeindruckt. Und wenn Wolfram Wittig an die Anfange zurückdenkt, muss er schmunzeln. „Es geht nicht, dass man seine eigenen Sportpferde züchtet, haben die Leute immer gesagt. „Ihr spinnt“ war ihr Kommentar, wenn wir auf das Thema kamen. Aber es ist möglich, dass man mit selbst gezogenen Pferden erfolgreich im Sport ist. Natürlich gehört auch Glück dazu – aber Glück erreicht nur der Tüchtige“, so Wittig. Allein Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht. Wenn auch die Vielzahl der Breitlinge mit Brigitte und Wolfram Wittig selbst im Sport unterwegs sind, funktioniert der Erfolgsweg natürlich auch mit anderen Reitern. Jill de Ridder, Tochter des rheinischen Erfolgstrainers Ton de Ridder, hat mit dem Fuchswallach Bandor einen Breitling unter dem Sattel. 2011 gewann sie mit ihm in Münster die Qualifikation zum Preis der Zukunft, der alljährlich der erste Schritt auf dem Sichtungsweg zur Europameisterschaft für Junge Reiter ist. „Bandor zeichnet vor allem eine unbeirrbare Lektionssicherheit und eine hohe Verlässlichkeit aus“, beschreibt Wolfram Wittig den Fuchs, den Jill de Ridders Großvater – das Gestüt Moosbend – gezogen hat. Mit Max Wadenspanner im Sattel gewann der aus einer Ehrentusch-Mutter gezogene Rheinländer bereits Grand Prix-Prüfungen. Geertje Hesse ist mit dem einstigen CHIO-Auktionspferd Burj al Arab erfolgreich, die Britin Elizabeth Gorrie sammelte mit Bohigas in der Juniorentour Schleifen. Beilador de Amor heißt der 2006 geborene hannoversche Breitling-Sohn, dessen Züchterin Cheryl Dee Wyllie in den USA lebt.

    Mit Johannes Westendarp im Sattel wurde der aus einer Dimaggio-Mutter stammende Hengst 2010 Hannoveraner Reservechampion und gelangte beim Bundeschampionat der vierjährigen Hengste auf den fünften Platz. 2010 war auch das Jahr, in dem der höchst charmant aufgemachte Hengst Bailarino in Oldenburg gekört wurde. Von der Hengststation Böckmann gezogen und dort aufgestellt, stammt der bunte Fuchshengst aus der Stute Schila, die den gekörten I b-Hauptprämiensieger brachte. Großmutter Schickeria hat sich mit dem international siegreichen Grand Prix-Hengst Quando Quando ein Denkmal gesetzt und brachte mit der Staatsprämienstute Schicke Deern die Mutter von Oldenburgs Stutensiegerin 2010, Fifty Fifty. Mit der dreifachen Junioren-Europameisterin Charlott-Maria Schürmann ist der Breitling-Sohn Burlington erfolgreich unterwegs und hat M-Dressuren gewonnen, 2009 standen die beiden im Finale des Bundeschampionats und wurden dort Siebte. Der gekörte Hengst absolvierte einen sehr guten 70-Tage-Test mit 9.0 für Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft, Konstitution, Rittigkeit und Schritt. Eines der erfolgreichsten Breitling-Kinder ist die Fuchsstute Blind Date. 2007 galt sie als eine der Favoritinnen für den Weltmeistertitel der fünfjährigen Dressurpferde. Die Zuschauer warteten gespannt auf ihren Einritt, hatte sie doch die Qualifikation überragend gewonnen. Doch Blind Date kam nicht. Auf dem Abreiteplatz ließ sie einen mächtigen Bocksprung los und verletzte sich so sehr, dass sie lange ausfiel. Die Enttäuschung der Wittigs damals war gros – denn der Titel lag zum Greifen nahe. „Das war schon hart, denn ich habe bei der Weltmeisterschaft oder dem Bundeschampionat noch nie gewonnen. Ein Sieg wäre natürlich schon, das ist klar, aber wir sind schon immer glücklich, wenn die Pferde dabei sind. Denn am wichtigsten ist es, dass es danach weiter geht – was nutzt mir ein Sieg, wenn danach der Sprung in Klasse S nicht möglich ist?“, so Brigitte Wittig. Blind Date revanchierte sich fürstlich: 2009 qualifizierte sich die Hannoveraner Stute mit dem höchsten Ergebnis überhaupt zum Nürnberger Burgpokal Finale. Und dort ließ sie keinen an sich vorbei. Selbst die dicht am Viereck sitzenden Zuschauer und kleinen Weihnachtsmänner, die die Buchstaben in der festlich dekorierten Frankfurter Festhalle trugen, irritierten sie nicht. Blind Date siegte mit 77,25 Prozent – das bis dato höchste erzielte Ergebnis im Finale. Dabei hat die Fuchsstute eine recht ungewöhnliche Geschichte. Denn Blind Date war als Fohlen nach England verkauft worden. Eines Tages erhielt Wolfram Wittig einen Anruf. „Das ist kein Dressurpferd“, sagte der Besitzer. „Ist es doch”, meinte Wolfram Wittig. Unbesehen kaufte er die drei Jahre alte Stute zurück. Ein Glücksgriff – war die aus einer Donnerhall-Mutter stammende Stute doch von Beginn an unkompliziert gewesen. „Sie wollte immer alles richtig machen, das machte ihre Ausbildung leicht“, denkt Brigitte Wittig zurück. Über den Sieg im Nürnberger Burgpokal freute sich die erfolgreiche Ausbilderin riesig: „Im Finale stand ich schon oft, aber für einen Sieg hatte es noch nie gereicht. Umso schöner, dass es nun geklappt hat.“ Drei Siege mehr verzeichnete das Paar 2009, darunter zwei ganz besondere goldene Schleifen: Sie wurden in der Aachener Soers, beim weltbekannten CHIO Aachen, erritten. Im St. Georges und in der Intermediaire I ließen Blind Date und Brigitte Wittig keinen des internationalen Starterfelds vorbei. 2011 folgte ein Neujahrs-Start nach Maß: In der Halle Münsterland trug sich Blind Date auch im Kurz-Grand Prix auf die Siegerliste ein. Damit hat die Stute eine einmalige Bilanz: Nur einmal in ihrem Leben war sie Zweite – fünfjährig in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse L. Sonst heftete immer die goldene Schleife an ihrer Trense und später Kandare. Und die Zukunft? „Man muss ja immer Ziele haben. Mein früheres Grand Prix-Pferd Charatan lebt leider nicht mehr. Mein Traum wäre, eine Stute – Biagotti oder Blind Date – zu behalten. In den Kader zu kommen und mal an einer Europameisterschaft oder so teilzunehmen, das wäre schon toll“, verrät Brigitte Wittig.

    Breitlings Familienbande

    Beilador de Amor mit Johannes Westendarp erreichte 2010 den fünften Platz beim Bundeschampionat.

    Breitling selbst ist übrigens nicht einzigartig. Seine Vollschwester Meggle’s Biagotti war unter Markus Gribbe mehrfach in Nationenpreisen – auch beim CHIO Aachen – erfolgreich. Die Mutter der beiden, die Stute Maja, führt altes hannoversches Leistungsblut. Ihr Vater Maat I, selbst bis Grand Prix ausgebildet, geht über Marbod zurück auf den Vollbluter Marcio xx, der 1952 seine Beschälerlaufbahn im Landgestüt Celle begann. Dessen erfolgreichster Sohn war der 1958 geborene Marzio, der mit Inge Theodorescu – verstorbene Mutter der Olympiareiterin Monica Theodorescu – über 40.000 Deutsche Mark im Viereck verdiente. Mit Josef Neckermann war die Marcio xx-Tochter Mazepa in schweren Dressuren erfolgreich. 13 Jahre verbrachte Marcio xx auf der Deckstation Baljersdorf an der Elbmündung. Dort zeugte er auch den 1965 geborenen Hengst Matrose, der mit dem 1983 für 170.000 Deutsche Mark versteigerten Auktionspferd Maritim das bis dato teuerste Reitpferd lieferte. Maja stammt aus der Stute Grafenkrone, die eine Tochter des über Grande-Frustra II klassisch hannoversch gezogenen Gralsritter ist. Dieser Hengst brachte mit dem viele Jahre unter „Kaiser“ Johannsmann erfolgreichen Landbeschäler Gralshüter einen Top-Springhengst. Im NRW-Landgestüt Warendorf wirkend, gewann Gralshüter 23 schwere Springen und verdiente rund 344.000 Euro im Springsport. Sein Glanzstück lieferte Gralsritter mit dem gekörten und 32-fachen S-Sieger Grandeur, der fünf Weltcup-Springen gewann, den Großen Preis von Aachen für sich entschied und das Hamburger Springderby gleich drei Mal als Sieger verlies. Auch vererbungsmäßig konnte sich Grandeur durchsetzen – er brachte über 75 S-Springpferde und reiht sich mit 2,89 Millionen Euro in die Millionäre der Nachkommen-Lebensgewinnsumme ein. Grandeurs wohl bekannteste Tochter ist die Stute Gladdys, mit der Ludger Beerbaum 2001 Einzel-Europameister wurde. 1978 geboren, wurde Maja mit dem früh eingegangen Celler Landbeschäler Bismarck angepaart. „Ich war damals schon ein Fan des Duellant-Bluts, das Bismarck mütterlicherseits führt. Und die Kombination mit dem Halbbluter Bolero fand ich sehr interessant“, begründet Wolfram Wittig die Wahl für Maja. Bismarck war selbst bis zur schweren Klasse ausgebildet, lieferte 15 S-Dressurpferde und blickte auf eine Nachkommens-Gewinnsumme von rund 338.000 Euro. Der Hengst ging jedoch früh an einer Kolik ein. Maja hat züchterisch voll eingeschlagen: Insgesamt brachte sie sechs S-Dressurpferde:

    Neben Breitling W und Biagotti W sind das Durbridge A, Dolmadakia W und Dancing Queen. Sie stammen alle von Diadem ab. Mit dem Hengst Woodstock brachte Maja den bis St. Georges erfolgreichen Watussi. Maja ist aus dem hannoverschen Stutenstamm der Schneeflocke gezogen. Ihre Vollschwester Maris, mit der Staatsprämie ausgezeichnet, war in ihrer dressurmäßigen Vererbung ebenfalls sehr erfolgreich. Ihre Bilanz: Mit Bismarck brachte sie den gekörten Burlington W, der mit Alexandra Simons-de Ridder international auf Grand Prix-Niveau erfolgreich war. Dessen Vollbruder Barnsby W sammelte ebenfalls Schleifen auf Grand Prix-Niveau. Maja mal Bismarck die Dritte heißt Bugatti W, war in Reitpferdeprüfungen erfolgreich und brachte gleich zwei Spitzenpferde:

    Mit dem Holsteiner Siegerhengst Carabas, selbst international Grand Prix erfolgreich, brachte sie Cayenne W, mit der Susan Pape 2007 Weltmeisterin der fünfjährigen Dressurpferde. Inzwischen hat das Paar mehrfach S gewonnen und ist in St. Georges Prüfungen erfolgreich. Mit dem Trakehner Hengst Consul fohlte Bugatti W den gekörten Hengst Charatan W, der ebenfalls die Königsklasse – den Grand Prix – erreicht hat. Der Stutenstamm brachte darüber hinaus die gekörten Hengste Lanceur, Trajan, Tamagno und Dolan.

    „Biografie mit Seltenheitswert“

    Zurück zu Breitling W. Geschichten wie um diesen Hengst, der sein Leben lang bei seinen Züchtern bleibt, dort höchstes Vertrauen genießt und Jahr für Jahr neue Spitzen-Dressurpferde bringt, obwohl er zahlenmäßig anfangs an einer Hand abzuzahlende Stuten erhalt, sind ganz selten. Sie wirken fast märchenhaft, so rar sind sie in der schnelllebigen Zucht, in der es vielfach nur um schnell und gut vermarktbare Fohlen geht, geworden. Nicht selten wurden die Wittigs mit Kritik konfrontiert. „‚Die können ja auch reiten’ haben wir oft gehört, wenn es um die Erfolge unserer selbst gezüchteten Breitling-Nachkommen geht. Doch wenn ich so etwas höre, denke ich: Reiten können viele andere auch. Und versuchen nicht weniger gut, ihre Pferde top auszubilden und später zu vermarkten. Wenn es also nur daran läge, warum geht das dann nicht mit viel mehr Hengsten?“, fragt Wolfram Wittig. „Ich habe immer versucht, ein ehrlicher Hengsthalter zu sein. Es ist nicht meine Aufgabe, Breitlings Samen wie ein Marktschreier an den Mann zu bringen. Mir geht es um das Produkt, das entsteht. Das möchte ich später einmal vermarkten können.“ Und dabei lassen sich die Wittigs Zeit. „Wir verkaufen unsere Pferde meist erst bei einem sehr hohen Ausbildungsstand. Man soll ja auch sehen, was man die Jahre über erarbeitet hat“, schmunzelt Brigitte Wittig. In den Startlöchern stehen noch einige. Beispielsweise Bullerbü. Der fünfjährige Fuchs stammt aus einer Weltmeyer-Mutter. „Wir möchten nicht im Vorfeld prahlen. Lieber später mit Ergebnissen überzeugen“, so Wittig.

    Sport-Abschied mit Ministerin im Sattel

    Eine erfolgreiche Karriere liegt hinter ihnen: Wolfram Wittig ist stolz auf seinen Breitling.

    2009 führte Breitling die FN-Zuchtwertschätzung an, 2010 lag er an dritter Stelle. Für besondere Anlässe trug er immer auch mal besondere Reiter. Eva Bitter etwa, mehrfache Deutsche Meisterin der Springreiter, hat ihre Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister gleich mit zwei Zuchtwertschätzungs-Spitzenreitern absolviert:

    Ihren Stakkato, Nummer eins der Springpferde, nahm sie für den Parcours, Breitling für die Dressur. Ergebnis? Natürlich bestanden. Einen ganz besonderen Auftritt hatte Breitling auf der Weltmeisterschaft in Verden 2007. „Breitling ist mit Sicherheit einer der ganz wenigen Hengste, die mit einer Ministerin im Sattel aus dem Sport verabschiedet wurden“, nimmt es Wolfram Wittig vorweg. Denn am Abend, nachdem seine „Cousine“ Cayenne W die Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde gewonnen hatte, trat er in der Verdener Gala-Nacht vor rund 10.000 Zuschauern auf. Und im Sattel saß keine Geringere als die damalige Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen. In der Reiterszene bekannt unter ihrem Spitznamen „Röschen“, war die heutige Arbeitsministerin einst acht Jahre lang Auktionsreiterin in Verden. Die Mutter von sieben Kindern reitet nur noch sehr selten zum Spaß ins Gelände, doch den Überraschungsauftritt in Verden ließ sie sich nicht nehmen. Vorher war sie dann aber doch nervös. Doch sechs ihrer Kinder riefen ihr zu:

    „Mama, das wird schon!“ Und Breitling gab sein Bestes. „Breitling W hatte Spaß und verhielt sich wie ein echter Gentleman. Er ist hervorragend ausgebildet und stellte sich perfekt auf mich ein“, strahlt die Politikerin nach ihrem Ritt, den auch Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth verfolgte und spontan verkündete: „Das wäre mindestens eine 8er oder 9er Note.“ Das Training allerdings sei anstrengend gewesen, gab von der Leyen zu. „Ich war vorher ein paar Mal auf der Anlage der Wittigs zum Unterricht. Das hat Spaß gemacht, aber einen heftigen Muskelkater im Bauch und den Oberschenkeln bescherte“, lacht Ursula von der Leyen. Der Gala-Abend in Verden war Breitlings letzter öffentlicher Auftritt. Seit 2010 teilt sich sein Leben zwischen einem halben Jahr auf der Deckstation Schockemöhle und Wittigs Hof. Während bei Schockemöhle in Mühlen Breitlings Einsatz auf dem Phantom zur Frischsamen-Übertragung gefragt ist, steht bei Wittigs Freizeitleben auf dem Programm. „Bei uns wird er täglich leicht geritten und geht auf die Weide. Das geniest er sehr“, so Brigitte Wittig. Viele Jahre hatte er dort nur im Natursprung gedeckt. „Auch dabei blieb er immer super klar im Kopf. Er konnte morgens eine Stute decken, danach lud man ihn auf und fuhr zum Turnier – kein Problem.“ Einen besonderen Beweis seiner Charakterstärke zelebriert Wolfram Wittig besonders gerne. Dabei stellt er Breitling auf die Mittellinie, sagt „Steh“ und geht mehrere Meter zurück. Ganz allein steht Breitling nun in der Halle und rührt sich nicht vom Fleck. Auch nicht, wenn gleichzeitig eine Stute geritten wird. Das ist schon Charakter. Ohne Wenn und Aber. [/ihc-hide-content]

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Rückschau: Webtalk Pferdevermarktung

    Rückschau: Webtalk Pferdevermarktung

    Ein Pferd zu verkaufen bedarf der nötigen Vorarbeit: Eine attraktive Präsenz on- und offline, eine kompetente Ansprechperson für interessierte Käufer und überzeugende Argumente beim ersten Besuch im Stall. Wie man den Marktwert eines Pferdes ermittelt, sich perfekt auf das Verkaufsgespräch vorbereitet und welche Unterlagen und Antworten man bereithalten sollte, hat Referentin Martina Kratzer im Webtalk  „Pferde erfolgreich vermarkten“ .

    Pferde erfolgreich vermarkten: Kurzfassung (7 Min.)

    Pferde präsentieren • Interessenten auswählen • Passenden Käufer finden u.v.m

    Referentin des Webtalks »Pferde erfolgreich vermarkten«:

    Martina Kratzer ist  Inhaberin und Geschäftsführerin der „Horsemen Sportpferde- & Marketingagentur“. Außerdem arbeitet sie als Betriebsberaterin. Die Referentin ist Pferdewirtschaftsmeisterin sowie Ausbildungsleiterin, öbv. Sachverständige und Gutachterin sowie anerkannte Richterin für Pferdeleistungsschauen.

    Weitere spannende Webtalks findest du auf tier-akademie.de.

    Den zweiten Teil des Videos und drei interessante Checklisten für den Pferdeverkauf gibt es exklusiv für Exclusive-Mitglieder von Horse-Gate.com: 

    Pferde erfolgreich vermarkten: das komplette Video (21 Min.)

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    Zusätzlich zum Webtalk hat uns Martina Kratzer drei nützliche Checklisten für alle Teilnehmer des Web-Talks, Mitglieder des AK-Pferdebetrieb und Horse-Gate Exclusive-Mitglieder zur Verfügung gestellt.

    Checkliste- Preisgestaltung

    Checkliste-Tops-Flops

    Checkliste-Unterlagen

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  • Weltweiter Hannoveraner Vergleich

    Weltweiter Hannoveraner Vergleich

    Turnierfeeling im Online-Portal

    Zum zweiten Mal findet vom 3. bis 5. Juli ein Testlauf des Hannoveraner-Online-Turniers statt. Er bietet die ideale Plattform für Dressurreiterinnen und
    -reiter, um sich mit ihren Hannoveranern und Rheinländern weltweit unter turnierähnlichen Bedingungen zu messen. In Kooperation mit ClipMyHorse.tv und EQUI-LEAGUE wird der Hannoveraner Contest in der Dressur auf A-, L- und M-Niveau ausgetragen.

    Der erste Testlauf des Hannoveraner-Online-Turniers hat Ende Mai mit 23 Startern stattgefunden. Der Auftakt glückte hervorragend, sogar Starter aus Neuseeland, Großbritannien, Italien und Russland präsentierten so ihre Hannoveraner und Rheinländer der ganzen Welt. Vom 3. bis 5. Juli steht der zweite Testlauf auf dem Programm.

    Die eigentliche „Hannoveraner EQUI-LEAGUE Dressage” folgt anschließend an vier Terminen. Es werden jeweils dieselben Prüfungen geritten und am Ende die Gesamtsieger ermittelt. Die vier Termine sind: 17. bis 19. Juli, 7. bis 9. August, 28. bis 30. August und 18. bis 20 September. Die drei besten Ergebnisse eines Reiters in derselben Klasse werden addiert und ergeben das Endergebnis.

    „Als ich von dem Portal erfahren habe, hatte ich sofort die Idee, dass dies eine großartige Plattform sein könnte, um den Reitern von Hannoveranern und Rheinländern weltweit eine Vergleichsmöglichkeit zu bieten“, begeistert sich Wilken Treu, Geschäftsführer des Hannoveraner Verbandes. Engagierter Partner ist Volker Wulff, einer der beiden Gründer von EQUI-LEAGUE.

    Und so wird’s gemacht:
    1. Auf www.equi-league.com kostenlos registrieren
    2. Prüfung nennen
    3. Zwei Videos drehen: vom Abreiten und von der Prüfung.
    4. Videos hochladen – fertig!
    Im Anschluss an die Prüfung wird eine Rangierung vorgenommen. Jeder Teilnehmer erhält ein Protokoll mit der Bewertung und einem Kommentar zum Ritt.

    Die Ausschreibung des „Hannoveraner EQUI-LEAGUE Dressage” ist auf www.equi-league.de einzusehen. Wer – wo auch immer auf der Welt – einen Hannoveraner oder einen Rheinländer im Stall oder unter dem Sattel hat, sollte sich also schnell kostenlos registrieren und für das „Hannoveraner EQUI-LEAGUE Dressage” nennen.

    Weitere Informationen: www.hannoveraner.com

     

  • Die Weil-Marbacher Araberzucht

    Die Weil-Marbacher Araberzucht

    Araberzucht aus Tradition

    Ein ganz besonderes Steckenpferd von König Wilhelm I. von Württemberg war die Zucht original arabischer Pferde, der er sich auf seinem Hofgestüt in Weil mit voller Leidenschaft widmete. Diese Zucht hat bis heute im Haupt- und Landgestüt Marbach Fortbestand. Wilhelm I. war dabei nicht nur an der Veredelung der eigenen württembergischen Rasse gelegen; vielmehr war es sein Ziel, Vollblutaraber mit all ihrem Adel und Ausdruck, ihrer Schönheit, Ausdauer und Härte auf europäischem Boden reinrassig zu züchten. Den Aufbau des Gestüts betrieb Wilhelm I. mit großem Geschick und Aufwand. Geeignete Zuchttiere waren praktisch nur im Orient zu erwerben und große Strapazen für Mensch und Tier mussten ausgehalten werden, um die besten Pferde in der Wüste zu finden und in die Heimat zu transportieren. Bei Gestütsgründung 1817 soll zwischen orientalischen und persischen Pferden nur eine original arabische Stute in Weil gestanden haben – dies war Murana I, deren Stutenstamm noch heute in der Marbacher Araberherde vertreten ist.

    Araberhengst Bairactar – Der Spitzenvererber

    Der original arabische Hengst Bairactar (Jahrgang 1913) wurde zum Stammvater der Weiler Araberzucht.

    Ganz maßgeblichen Anteil am Zuchtfortschritt hatte der original arabische Hengst Bairactar, der 1817 als 4-Jähriger nach Weil kam und DER Stammvater der Weiler Araberzucht werden sollte. In der Literatur wird er bezeichnet als „einer der besten Hengste, die je aus dem Orient nach Europa kamen“. Bairactar diente König Wilhelm I. gar als Leibreitpferd – eine besondere Auszeichnung. Seine wahre Klasse zeigte er jedoch in der Zucht. Bis 1838 war Bairactar 21 Jahre lang als Hauptbeschäler in Weil aufgestellt. Kaum ein schlechtes Pferd habe er gezeugt und allesamt Zierden der königlichen Stallungen, gab der damalige Stallmeister von Hügel zu Protokoll. Sein mit Abstand bedeutendster Sohn war Amurath I aus dem Jahrgang 1829, der von Professor Rueff, einem Pferdekenner dieser Zeit, bewundernd beschrieben wurde: „Dieses Pferd ist wohl einer der vollkommensten Araber, nie habe ich ein besser gebautes und edleres Originalthier gesehen.“ Auch Amurath I wurde die Ehre zuteil, als Leibreitpferd Wilhelms I. zu dienen, bevor er in Weil als Zuchthengst aufgestellt wurde und wiederum beeindruckende Nachkommen zeugte. Der relativ kleine Zuchtstamm der Weiler Araber brachte durch Auslese sowie die Anpaarung von verwandten Pferden einen homogenen Arabertyp von Qualität und Wiedererkennungswert hervor, der den weltbekannten Ruf der Weil-Marbacher Araber noch heute begründet. Neben der Festigung der besten Rasseanlagen muss jedoch auch erwähnt werden, dass die Inzucht schlechte Erbanlagen genauso erbarmungslos offenbarte – so kamen Mitte des 19. Jahrhunderts einige nicht lebensfähige Fohlen mit einem Defekt der Haut zur Welt, der, wie sich später herausstellte (die Mendelschen Regeln der Vererbungslehre wurden erst 1866 publiziert), als autosomal-rezessiver Erbgang auf Bairactar zurückzuführen war.

    Das Erbe von Wilhelm I.

    Als Wilhelm I. im Jahr 1864 starb, lief seiner Araberzucht der Ruf als die beste auf dem europäischen Kontinent voraus; und doch ist es nur seinem Testament zu verdanken, dass sie nicht vollends unterging. Wilhelm I. hatte mit seinem letzten Willen verfügt, dass seine Zucht niemals aufgelöst werden dürfe und ein Mindestbestand an Stuten in Weil bleiben müsse. Dieser Stutenstamm sicherte schließlich auch die Zuchtgrundlage über längere Zeit, in der kaum geeignete Beschäler zur Verfügung standen, bis Fürstin Pauline zu Wied das Gestüt übernahm und die Zucht wieder beleben konnte. Anfang der 1930er Jahre war die Fürstin jedoch aus wirtschaftlichen Gründen zur Aufgabe gezwungen. Sie übergab das Geschick der Herde an das Land Württemberg. Die Vollblutaraber-Zucht wurde daraufhin 1932 nach Marbach verlegt, wo sie noch heute eine besondere Kostbarkeit ist und in einem eigenen Zuchtbuch geführt wird. Während das alte Blut um Bairactar und Murana I, deren Familien die weltweit ältesten und ununterbrochen nachweisbaren Linien der Araberzucht sind, in großem Traditionsbewusstsein fortgeführt wird, war gleichzeitig Frischblutzufuhr für eine gesunde Entwicklung der Zucht unumgänglich.

    Insbesondere zwei ägyptische Hengste prägten im 20. Jahrhundert die Marbacher Araberzucht: Der silberweiße Hengst Hadban Enzahi wurde 1955 im ägyptischen Staatsgestüt El Zahraa erworben und in Marbach stolze 19 Jahre zur Zucht eingesetzt. Viele seiner Nachfahren finden sich heute in der Stutenherde, die auch aufgrund des Einflusses von Hadban Enzahi als „silberne Herde von Marbach“ berühmt ist. Es folgte der Rappe Gharib (Jahrgang 1965), ebenfalls aus El Zahraa, als sehr typvoller und vererbungsstarker Beschäler. Als letzter großer, selbst gezogener asiler Beschäler aus dem Weil-Marbacher Stamm muss auch der Hengst Saher erwähnt werden. In den 1970er und 1980-er Jahren gelangten die Marbacher Araber zu ihrem größten Ansehen. Tiere wurden international zu Top-Preisen verkauft, bevor das Gestüt ein Stück weit aus dem Fokus der Fachöffentlichkeit rutschte, deren Blicke eher auf die Showszene mit ihren ausufernden Zuchttrends gerichtet waren. „Wir möchten mit unserer Araberzucht besonders typvolle und edle, aber gleichzeitig leistungsfähige und gesunde Reitpferde hervorbringen“, erklärt die Marbacher Gestütsleiterin Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. „Dazu berufen wir uns immer wieder auf die klassischen Grundsätze.“ Auf die Beibehaltung der alten Werte, auf seine Stempelhengste und die wertvollen Stutenfamilien ist Marbach bis heute stolz. Neben dem Stamm der Murana I (1808) werden auch die Familien der Moheba I (1951) sowie Nadja (1955), beide aus El Zahraa nach Marbach importiert, gehegt und gepflegt. „Bei den Araberstuten sind wir sehr selektiv und bleiben in unseren Stutenfamilien“, betont Dr. Astrid von Velsen-Zerweck. Die Stuten werden sowohl mit den eigenen Hengsten – darunter Dschehim ox, der als hochausgebildeter Araber die Marbacher Zucht wieder vermehrt in den Fokus der Öffentlichkeit rückt – als auch mit Fremdhengsten angepaart, darunter zum Beispiel Farag II-3, der wiederum auf die Weiler Linie des Amurath 1881 zurückgeht und so den Kreis zum alten Blut schloss. Heute werden die Marbacher Araberhengste nicht mehr nur für die Rassezucht, sondern auch von Sportpferdezüchtern nachgefragt, was ein Indiz für die Qualitäten der Marbacher Vollblutaraber als Reit- und Sportpferde ist. So tragen erfolgreiche und berühmte Pferde verschiedenster Disziplinen das alte Blut von Bairactar in sich – zum Beispiel der als Springpferd weltbekannte und als Vererber hoch erfolgreiche Cornet Obolensky, genauso wie das derzeit beste Dressurpferd der Welt, Valegro.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Anne Wirwahn, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Destacado FRH im Finale des Nürnberger Burg-Pokals

    Destacado FRH im Finale des Nürnberger Burg-Pokals

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Vom 25. Juni bis zum 28. Juni ereignete sich auf dem Gestüt Schafhof das „Dressurfestival“. Vor allem das Finale zur Qualifikation zum Nürnberger Burg-Pokal war ein wahres Kopf-an-Kopf-Rennen. Gewinner Matthias Alexander Rath auf Destacado FRH und Zweitplatzierte Dorothee Schneider auf Villeneuve trennten am Ende nur wenige Prozente.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Denkbar knapp war die Entscheidung auf dem Schafhof. Am Ende siegten Rath und Destacado FRH mit einer Gesamtbewertung von 76,341 Prozent. Knapp hinter dem Gewinnerpaar sicherten sich Dorothee Schneider und der Rheinländer Villeneuve  den zweiten Platz mit 76,049 Prozent.

    Mit diesen Ergebnissen steht eines fest – Destacado qualifizierte sich für das Finale im Nürnberger Burg-Pokal.  Neben seinen sportlichen Erfolgen beweist sich der  Siebenjährige Hannoveraner auch im züchterischen Geschehen. Zwei seiner Nachkommen können bis heute noch bei der Taunus-Talent Auction ersteigert werden: Destination und Daydream.

     

    Mehr über den Hannoveranerhengst erfährst du unter:

    www.horse-gate.com/destacado/

    Horse-Gate/KL[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“214019″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“right“ onclick=“link_image“][/vc_column][/vc_row]

  • Argelith Stakkato – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Argelith Stakkato – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Beim Bundeschampionat 2012 hieß es Abschied nehmen: Zum letzten Mal ging Argelith Stakkato auf die Ehrenrunde. Im Sattel des Celler Landbeschälers, Hannoveraner Hengstes des Jahres 2007, zweifachen Deutschen Meisters und besten Springvererbers laut FN-Zuchtwertschätzung saß – natürlich – Eva Bitter. 

    „Der Hengst hat nur einen einzigen Fehler – er steht nicht in meinem Stall.“ Wie Olympiasieger Ulrich Kirchhoff dürften viele gedacht haben, als Argelith Stakkato 1998 beim Bundeschampionat abhob. Optimale Bascule und Flugkurve, blitzschnelles Fahrwerk und Witterung bis in die letzte Haarwurzel. Besser geht es nicht. Und dafür gibt es nur eine mögliche Bewertung im Pferdesport: die 10,0. Doch dazu konnten sich die Richter am Ende doch nicht durchringen. Für einen kurzen Moment blitzte Stakkatos Zunge an einer Seite seines Mauls hervor (später fast eine Art Markenzeichen des Hengstes). Und so wurde es „nur“ eine 9,9 – die bis heute auf dem heiligen Warendorfer Burandt-Platz nicht getoppt werden konnte. Im Sattel des Springwunders saß Eva Bitter. Dem Stall Bitter gehört der Hengst zur Hälfte – auch das ein Novum. Nie zuvor ging die Hälfte eines Celler Landbeschälers in Privatbesitz über.

    Hälfte – Hälfte

    „Zwar wird es immer wieder gerne geschrieben, aber Stakkato war nicht der erste Celler Landbeschäler, der auch im Sport eingesetzt wurde“, erklärt Dr. Axel Brockmann, Landstallmeister in Celle. „Denken Sie an Weltmeyer, Wolkentanz I, Wolkenstein II und White Star, die jeweils beim Bundeschampionat der Reitpferde ganz vorne standen. Oder auch an den 1992 geborenen Lauries Crusador-Sohn Longchamp, der 1995 Silber und ein Jahr später Bronze in Warendorf gewann und anschließend von Wolfhard Witte bis hin zu Siegen in Inter I-Dressuren geführt wurde. Rio Branco ging bis S-Springen und Escudo I avancierte zum Vize-Bundeschampion der fünfjährigen Springpferde.“ Der Verkauf des Stakkato sei dagegen schon eine Premiere gewesen: „Es war der ausdrückliche Wunsch der Familie Bitter, den Hengst zu kaufen.“ Und so habe der Brockmann-Vorgänger, Landstallmeister Dr. Burchard Bade a.D., seinerzeit folgenden Deal ausgehandelt: „Familie Bitter erwarb die Sportrechte an Stakkato, was den Sponsorenvornamen Argelith erklärt. Die Zuchtrechte dagegen blieben im Landgestüt.“ Stakkato habe von Beginn an im Fokus der Züchter gestanden, fährt Brockmann fort. Nach seinem Bundeschampionatssieg verstärkte sich der Run auf den Hengst jedoch derart, dass die Bedeckungen sogar beantragt werden mussten: „Anders ließen sich die zahlreichen Anfragen sonst nicht mehr bedienen.“

    Stakkato der Musterschüler

    Der zweifache Deutsche Meister
    Stakkato mit Eva Bitter in Aktion.

    Die Karriere des Paares Stakkato-Bitter verlief mustergültig: 1997 Gewinn des Dobrock-Championats, 1998 Sieg beim Bundeschampionat, 1999 Silber in Warendorf (allein drei Hundertstel fehlten zum Sieg), 2000 erste S-Platzierungen auf internationalem Parkett, 2001 u. a. Platz drei im Großen Preis von Frankfurt, 2002 Rang drei im Nationenpreis von Lummen (BEL), 2003 Rang zwei im Großen Preis von Hamburg, Platz drei im Großen Preis von München, Rang vier im Großen Preis von Münster und Gold bei der Deutschen Meisterschaft der Springreiterinnen in Gera. 2004 reichte es bei der DM in Balve zum Vizetitel: Der Wassergraben entschied im Amazonenstechen zugunsten von Katharina Offel auf A la Ballerina. Siege und vordere Platzierungen in den Großen Preisen von Aachen, Balve, Affalterbach, Mannheim, Neustadt/D., Aach, Aselage und Nörten-Hardenberg sowie den Nationenpreisen von Barcelona, Dublin und Hickstead schlossen sich. Im Jahr 2010 holte sich der 17-jährige Stakkato seinen zweiten DM-Titel. Beim Turnier der Sieger in Münster erlaubten sich der Hengst und Eva Bitter nicht einen Springfehler in beiden Wertungsprüfungen und im Stechen – und verwiesen Le Mans und Meredith Michaels-Beerbaum sowie Chika’s Way und Janne Friederike Meyer auf die Plätze. Auch wenn es für Eva Bitter bereits das vierte DM-Gold war – nach 2003 außerdem noch 2007 in Gera mit Argelith Ghia und 2008 in Balve mit Argelith Nils – war es ein ganz besonderer Erfolg für sie: „Ich habe mich unheimlich über die Goldmedaille gefreut. Mein Hengst hatte lange Zeit gesundheitliche Probleme, und wir sind in den letzten zwei Jahren lediglich vier Turniere gegangen. Umso schöner ist es, dass wir hier gewinnen konnten.“ Im Leben von Stakkato gab es nämlich nicht nur Sonnentage. Zwei Kolik-OPs musste der Braune über sich ergehen lassen. Einer dritten entging er nur knapp. Mittlerweile wird die Ursache in einer Immunsystemschwäche vermutet, die Stakkato anfällig für Erreger macht.

    Stakkato – der Name passt perfekt

    Einer von vier gekörten Vollbrüdern:
    Satisfaction I FRH unter Marco Kutscher.

    „Schon als ich ihn dreijährig auf einen Hinweis meines damaligen Trainers Heinrich-Wilhelm Johannsmann in der HLP sah, war ich von seinem Springvermögen total begeistert. Diese leichtfüßige Art zu springen, die extrem schnellen Reflexe und das hohe Aufwölben des Rückens – der Name Stakkato passt perfekt zu ihm“, gerät Eva Bitter ins Schwärmen. Im Sport sei Stakkato absoluter Profi gewesen: „Auf dem Abreiteplatz ging er sehr ruhig und konzentriert. Hörte er im Parcours dann die Startglocke, wollte er nur noch eins: rüber! Ablenken durch andere Pferde ließ er sich nicht. Er weiß, dass er etwas Besonderes ist. Zu Hause wird er wegen seiner Aura nur ‚der Chef ’ genannt“, gibt Eva Bitter Einblicke ins Berufs- und Privatleben des Hengstes. Zucht und Sport? Für Stakkato kein Problem: „Von Mitte Februar bis Mitte April stand er im Landgestüt den Züchtern zur Verfügung. In dieser Zeit wurde er nur leicht bewegt, machte sozusagen Urlaub. Den Deckeinsatz steckte er problemlos weg und konnte gleich anschließend wieder ins Turniergeschehen eingreifen.“ Nachdem er 2012 im Alter von 19 Jahren aus dem Sport verabschiedet wurde, konzentriert sich Stakkato ganz auf die Zucht: Dazu wurde im Stall von Eva Bitter in Bad Essen eigens eine EU-Besamungsstation des Niedersächsischen Landgestüts Celle eingerichtet. Den restlichen Tag genießt Stakkato in seinem großzügig gestalteten Hengstpaddock und auf der Weide – dabei stets gehegt und gepflegt von Eva Bitter und Franziska Beermann. Die Nachfrage nach Stakkato ist unvermindert hoch. Nach Angaben des Niedersächsischen Landgestüts waren es allein im vergangenen Jahr wieder annähernd 200 Stuten, die mit Frischsamen besamt wurden.

    Die Sache mit dem ZfdP

    Züchter von Stakkato ist August Meyer, Süstedt. Der Landwirt hatte schon immer einen Faible für Pferde: „1947 bin ich in unseren hiesigen Reitverein eingetreten und habe im ländlichen Rahmen viele Turniere bestritten. Als im Zuge der Motorisierung die Pferde vom Hof gingen, habe ich es nur ein Jahr lang ohne ausgehalten – dann mussten wieder Pferde her.“ Aus August Meyers Zucht stammt Pia, die Mutter von Stakkato. „Pia war eine Stute mit viel Temperament und einer unheimlich gut getragenen Galoppade.“ Die Braune, die für ihr Freispringen die 10,0 erhielt und unter ihrem Sportnamen Puella Springpferdeprüfungen gewann, ist eine Tochter des Schimmelhengstes Pygmalion, vom Trakehner Patras abstammend. Historisch der Streit um dessen Anerkennung für den Hannoveraner Verband. Treibende Kraft damals: Pferdepapst, Begründer der Hannoverschen Reitpferde-Auktionen und Leiter des Deutschen Pferdemuseums, Hans-Joachim Köhler. Patras (v. Index-Harfner) konnte seine arabischen und Vollblut-Wurzeln wahrlich nicht verleugnen. Geboren wurde der Trakehner Schimmelhengst 1974 bei Ursula Koyro auf Hof Altenburg nahe der Kurstadt Bad Orb am Rande des Spessarts. Später kam er in Großbritannien zum Einsatz. Aus der überschaubaren Anzahl seiner Nachkommen ragen die S-Springpferde Platin und Ping Pong sowie die S-Dressurpferde Pompidou und Paros heraus. Mit der von Helga Köhler gezogenen DLG-Auswahlstute St.Pr.St. Albalonga, einer Tochter des Hannoveraner Typvererbers Absatz, ergab sich eine Passerpaarung, der das gekörte Brüderquintett Portepee, Passepartout, Peter Pan, Prinz von Preußen und eben Pygmalion entsprang. Alle fünf tragen den Brand des ZfdP – Konsequenz des Hippologen-Gurus Hans-Joachim Köhler auf die von der Hannoveraner Körkommission verweigerte Anerkennung des Hengstvaters Patras.

    „Man denkt sich ja was!“

    Souvenir und Philipp Weishaupt
    siegten zuletzt im Großen Preis von
    Münster..

    Stakkatos Vater Spartan wurde von Hans-Joachim Köhler als Jährling an das Ehepaar Himmelmayer in den US-Staat Virginia verkauft , wo er seine züchterische und sportliche Karriere startete. Unter Sasha Himmelmayer gewann er in den USA und Kanada Große Preise, kehrte aber 1992 nach Deutschland zurück, genauer gesagt nach Ellerhoop auf die Station von Andreas Mundt, dem letzten Bereiterlehrling von Hans-Joachim Köhler. Zuchtexperte Siegfried Putscher, Autor u. a. des Buches „Auf den Spuren hannoverscher Stutenstämme“, attestierte der Nachzucht des Hannoveraner Schimmelhengstes elastische Bewegungen mit energischem Schub aus der Hinterhand, gute Rittigkeit, Leistungsbereitschaft sowie enormes Springtalent und große Intelligenz. Die Spartaner, zu denen etwa Sambuco/Sebastian Karshüning bzw. Jens Baackmann gehört, lernten schnell, hieße es in Reiterkreisen. Spartan, dessen Halbbruder Alwin’s Ass (v. Absatz) sich unter Franke Sloothaak in St. Gallen, Wembley, Stuttgart, Amsterdam und Rotterdam platzierte, starb 2000 im Alter von 18 Jahren an den Folgen einer Herzattacke. Spartans Vater Servus geht auf den berühmten Trakehner Leistungsvererber Semper Idem zurück und lieferte Spitzenpferde beider Couleur: z. B. Springass Spitfire/Paul Schockemöhle und Dressurcrack Slibowitz/Dr. Uwe Schulten-Baumer. Und wie kam es zu der Anpaarung von Pia an Spartan? „Ja, man denkt sich ja was“, antwortet August Meyer darauf etwas verschmitzt. Das Gotthard-Blut hätte es ihm angetan. Entsprechend taucht die Springvererberlegende gleich zweimal im Pedigree des Stakkato auf. Geboren wurde der Hengst aber nicht bei seinem Züchter August Meyer, sondern bei Andreas Mundt. „Mit Fohlen im Bauch habe ich die Stute verkauft, weil wir damals einfach zu viele Pferde hatten. Zwei Tage nach der Geburt rief Andreas Mundt an und sagte: ‚Du, das könnte was sein!’ Und als ich den kleinen Braunen dann selbst in Augenschein nahm, musste ich ihm beipflichten: schöner Typ, charakterlich super und eine tolle Galoppade. Schade, dachte ich, dass ich die Stute nicht behalten habe, aber ich habe sie Andreas Mundt von Herzen gegönnt. Der erreichte mit ihr noch viele schöne Platzierungen im Springen.“

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.