[vc_row][vc_column][vc_column_text]Viel Energie und Geld fließen in die Zucht, das finale Produkt der Bemühungen soll deshalb ein echter Kracher werden. Um ihr Traumfohlen zu bekommen, sollten Züchter genaue Vorstellungen haben. Dazu gehört, sich Gedanken zu gewünschten und vernachlässigbaren Charaktereigenschaften, Gesundheit und Optik des Jungpferdes zu machen.
Für mehr Orientierung bei der Auswahl des passenden Hengstes, unterstützt Horse-Gate mit dem Zuchtexperten Claus Schridde die Horse-Gate-Exclusive Mitglieder. Zweimal jährlich haben sie die Möglichkeit, ihre individuelle Zuchtanfrage zu stellen und dabei auch mehr über die Abstammung ihrer Stute zu erfahren. Aus Claus Schriddes Antworten auf die vielfältigen Anfragen entsteht so nach und nach das Zuchtberatungsarchiv, das auch anderen Züchtern mit ähnlichen Stuten und vergleichbaren Wünschen als Inspiration dienen kann.
Drei weitere interessante Beispiele:
Im Januar haben wir das Archiv geöffnet und stellen seitdem einmal monatlich drei Beispiele im Exclusive-Bereich von Horse-Gate zur Verfügung. Heute folgen eine Oldenburger und eine Trakehner Stute mit umfassendem Stutenstamm sowie ein Deutsches Sportpferd – eine Stute, die bis zu einer Verletzung erfolgreich bis Springpferde Prüfungen Klasse A/1 ging.
Welche Anpaarungsempfehlung Claus Schridde in diesen drei Fällen ausspricht, erfahren Sie hier:
Weitere spannende Beispiele aus unserem Zuchtberatungsarchiv gibt es einmal monatlich. Sie stehen ausschließlich Horse-Gate Exclusive-Mitgliedern zur Verfügung.
[vc_row][vc_column][vc_column_text]In der Decksaison sind alle Züchter auf der Suche nach dem idealen Gegenstück zu ihrer Stute. Die Gedanken kreisen um die Eigenschaften der Stute, die sie verbessern wollen ebenso wie um die, die verstärkt werden sollen. Außerdem spielen natürlich Stockmaß, Farbe und auch die Decktaxe des begehrten Hengstes eine Rolle.
Horse-Gate-Exclusive Mitglieder haben zweimal pro Jahr die Möglichkeit, ihre individuelle Zuchtanfrage an Zuchtexperten Claus Schridde zu stellen und dabei auch mehr über die Abstammung ihrer Stute zu erfahren. Aus den Antworten auf die diversen Anfragen entsteht so unser Zuchtberatungsarchiv, das auch als Inspiration für andere Züchter dienen kann.
Vor vier Wochen haben wir das Archiv geöffnet und auch in diesem Monat haben wir wieder drei interessante Beispiele für Sie ausgewählt.
Weitere spannende Beispiele aus unserem Zuchtberatungsarchiv gibt es einmal monatlich. Sie stehen ausschließlich Horse-Gate Exclusive-Mitgliedern zur Verfügung.
[vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Decksaison beginnt und die Frage aller Fragen lautet wieder: Welcher Hengst passt zur Stute? Welche Eigenschaften sollen verbessert werden? Welche Merkmale verändert?
Um diese Fragen zu beantworten, bietet Horse-Gate mit dem ausgewiesenen Zucht-Experten Claus Schridde eine Zuchtberatung für Exclusive-Mitglieder an. Aus den Antworten auf die diversen Anfragen entsteht so unser Zuchtberatungsarchiv, das auch als Inspiration für andere Züchter und auch Hengsthalter dienen kann.
Wie funktioniert´s?
Für eine Zuchtberatung bei Horse-Gate loggen Interessenten sich mit ihrem Exclusive-Account ein und füllen das Formular aus. Dabei haben sie auch die Chance, Bildmaterial Ihrer Stute einzureichen, damit sich der Zuchtexperte ein besseres Bild machen kann. Im Formular können die interessierten Stutenbesitzer/Züchter neben dem Namen und Pedigree der Stute auch Angaben dazu machen, ob sie bereits Fohlen hatte, was die Besonderheiten der Stute sind und welche Eigenschaften der Hengst an das Wunschfohlen weitergeben bzw. verbessern soll. Claus Schriddes Antwort folgt dann ebenfalls auf schriftlichem Weg.
Weitere spannende Beispiele aus unserem Zuchtberatungsarchiv folgen ab sofort einmal monatlich und stehen Ihnen ausschließlich als Horse-Gate Exclusive-Mitglied zur Verfügung.
Die Zuchtwertschätzung ist eine feste Größe zur Selektion und Auswahl des Zuchthengstes. Welche Bedeutung diese Zuchtwerte haben, wie sie kalkuliert und abgebildet werden, hat HfWU-Dozent Prof. Dr. Stanislaus von Korn im Web-Talk »Zuchtwertschätzung: Daten kennen, erfolgreich züchten!« verraten. Eine Zusammenfassung der Inhalte haben wir für Sie als Horse-Gate-Exclusive-Mitglied erstellt.
Erbanlagen sind die Basis für Gesundheit, Leistung, Exterieur und Kondition eines Pferdes. So gilt es in der Zucht die jeweiligen Leistungsveranlagungen eines Zuchttieres möglichst sicher zu erkennen, um erwünschte Anlagen weiter zu fördern. Dazu werden in der Pferdezucht Leistungs- und Sportprüfungen durchgeführt aus denen wiederum im Rahmen recht aufwendiger Verfahren Zuchtwerte abgeleitet werden. Solche Zuchtwertschätzungen stellen das Herzstück der Zucht dar, da diese einen bestmöglichen Einblick in die erbliche Veranlagung eines Zuchttieres geben. Ohne entsprechende Leistungsdaten und Zuchtwerte würde ein Hengst einer unbekannten Black Box gleichen. Aber die vielfältigen Zuchtdaten müssen auch verstanden und interpretiert werden können, um daraus die richtigen Entscheidungen für die eigene Zucht ableiten zu können.
Die Bedeutung des Zuchtwertes
Der Zuchtwert gibt also Auskunft über die genetische Veranlagung eines Dressur- oder Springpferdes. Diese ist aber nicht direkt an der beobachteten Leistung zu erkennen.
„Daher ist die Zuchtwertschätzung die beste objektive Grundlage für die Selektion von Zuchttieren.“, hält Stanislaus von Korn fest. Die messbare Leistung (z.B. aus Leistungs- oder Sportprüfungen) resultieren aus der erblichen Veranlagungen (Genotyp= Zuchtwert) und den jeweiligen Umwelteinflüssen. Umwelteinflüsse sind alle nicht genetischen Effekte, die sich auf die Leistung des Tieres auswirken wie z.B. das Alter des Pferdes, die Qualität des Reiters, die Saison und natürlich die Aufzucht, das Training oder auch die Ausbildung des Pferdes.
Abbildung 1 zeigt die phänotypische (messbare) Leistung. Graphik: Stanislaus von Korn
Kalkulation und Darstellung des Zuchtwertes
Bis zum Jahr 2015 wurde im Rahmen einer integrierten Zuchtwertschätzung nur ein Zuchtwert (ZW) aus allen vorliegenden Leistungs- und Sportprüfungen kalkuliert – jeweils für die Disziplin Dressur und die Disziplin Springen. Seit 2016 liegen die Zuchtwerte differenzierter geschätzt: ZW aus der Jungpferdeprüfung, die vergleichsweise früh vorliegen und ZW auf der Grundlage der Turniersportergebnisse, die erst im späteren Alter der Pferde anfallen. Seit 2019 wird außerdem ein ZW HEK (Höchste Erreichte Klasse) ausgegeben, der auch die Ergebnisse internationaler Turniere mit einbezieht.
Kalkulation und Darstellung von Zuchtwerten in der Reitpferdezucht seit 2016. Graphik: Stanislaus von Korn
Die Zuchtwertschätzung selbst wird mittels eines mathematisch-statistisches Verfahren durchgeführt, das sich BLUP (best linear unbiased prediction) nennt. Auf Deutsch heißt das beste lineare unverzerrte Schätzung. Und wie es der Begriff schon deutlich macht, eine beste unverzerrte Vorhersage des Zuchtwertes möglich macht. Eine solche optimierte und genaue Schätzung des Zuchtwertes gelingt im Rahmen des BLUP-Verfahrens durch zwei Schritte:
Neben den eigenen Leistungsdaten, werden auch die Leistungsergebnisse aller verfügbaren Verwandten Pferde mit einbezogen
Alle feststellbaren Umwelteinflüsse werden bestmöglich in ihrer Wirkung auf die gemessene Leistung berücksichtigt und weitest möglich ausgeschaltet
So spricht die FN davon, dass dieses ausgeklügelte Gesamtkonzept der Zuchtwertschätzung bestehend aus Leistungs- und Sportprüfungen und der Kalkulation differenzierter Zuchtwerte (Dressur und Springen) heute das modernste Verfahren weltweit darstellt.
Die Darstellung von Zuchtwerten geschieht für die Hengste anhand sogenannter Relativzuchtwerte auf einer Basis von 100. D.h. 100 entspricht dem Mittelwert der Leistungen aller geprüften Pferde, wobei Abweichungen nach unten oder oben eine unterdurchschnittliche bzw. überdurchschnittliche Veranlagung ausweisen. Die dahinter angegebenen %-Werte spiegeln die Sicherheit wieder mit der die jeweiligen Zuchtwerte geschätzt werden konnten.
Die Darstellung der Zuchtwerte von Reitpferden sieht so aus. Graphik: Stanislaus von Korn
Von Einzelmerkmalen und weiteren Zuchtwerten
In den einzelnen 3 Zuchtwerten, die für Dressur- und Springpferde kalkuliert werden, gehen folgende Einzelmerkmale ein:
Jungpferdeprüfung: Noten aus den Zuchtprüfungen (HLP, ZSP, VA, Sportprüfung) à Schritt, Trab, Galopp, Rittigkeit, Frei- und Parcoursspringen
Turniersportprüfung (national): Starts bzw. Rangierungen bei deutschen Turnieren bis Klasse S
HEK: die Höchste Erreichte Klasse bei nationalen und internationalen Turnieren
Die viel seltener beachteten Zuchtwerte von Stuten berechnen sich genauso wie die Zuchtwerte der Reitpferdehengste.
Heute werden auch Zuchtwerte aus den Leistungsprüfungen (HLP, VA, ZSP) vor. „Sie ersetzen Noten, um Prüfungsbedingungen wie z.B. das Niveau der teilnehmenden Pferde besser zu berücksichtigen.“, erklärt Stanislaus von Korn. Langfristig wünscht er sich dringlich auch Zuchtwerte für Gesundheitsparameter oder für das Interieur. Letzteres hat für den Freizeitsport besondere Bedeutung.
Interessant ist, dass einige Zuchtverbände noch weitere Zuchtwerte schätzen. Als Beispiel nennt Stanislaus von Korn den Holsteiner Verband, der auch Zuchtwerte für die Bereiche Fohlen- und Stutenbeurteilung ausgibt. Beim Fohlen stehen dabei Typ/ Gebäude sowie Gang / Schwung im Mittelpunkt. Bei der Stutenbeurteilung werden Typ, Oberlinie, Vorhand, Hinterhand, Grundgangarten und Schwung in den Fokus gerückt. Bei der Zuchtstutenprüfung müssen die Stuten in Schritt, Galopp, Rittigkeit und Freispringen überzeugen. Zuchtwerte können letztlich für zahlreiche Merkmale geschätzt werden. Wichtig dabei ist nur, dass diese zu bewertenden Merkmale eine hinreichende Erblichkeit (Heritabilität) aufweisen und auch mit nicht zu hohem Aufwand erfassbar sind.
Bedeutung des Zuchtwertes für die Hengstauswahl
„Die wichtigste Frage vor der Auswahl eines passenden Hengstes ist, ob das Fohlen für die eigene Nutzung oder für den Verkauf gedacht ist. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage, ob man auf einen Top- oder Modehengst setzt oder man einen Nischenhengst ins Auge fasst mit dem sich das Fohlen von der großen Masse absetzen könnte“, betont Stanislaus von Korn vorab. Immer ist es elementar möglichst viele Informationen zu den in die engere Auswahl kommenden Hengsten einzuholen. Hier reicht es nicht nur auf die Zuchtwerte zu schauen. Dazu gehören vor allem:
Genetische Besonderheiten: Farbe/ Scheckung, aber auch Erbfehler wie WFFS
Abstammung/Pedigree
Leistungsdaten: Zuchtwerte, HLP, VA, ZSP, etc. Darunter fallen u.a. auch Einzelveranlagungen, Grundgangarten, Rittigkeit.
Exterieur: Hierbei können vorliegende Ergebnisse aus der Linearen Beschreibung nützlich sein.
Sport- und Zuchterfolge des Zuchttieres und seiner Verwandten und Nachkommen. Dazu gehören gekörte Söhne und prämierte Stuten. Relevant sind auch die internationalen Ranking (WBFSH) und das Abschneiden bei den Championate (z.B. Landes- oder Bundeschampionate).
Auszeichnungen: Prämierungen wie Prämien- / Elitehengst, Prämien-/ Elitestute
Einsehbar sind all solche Ergebnisse im Jahrbuch der Hengste „Ausgewählte Hengste Deutschlands“ sowie im Hengstverzeichnis von Horse-Gate – darunter auch die Ergebnisse der HLP und die Erfolgsdaten. „Wichtig ist aber auch immer die eigene Betrachtung“, betont Stanislaus von Korn. „Der Hengsthalter selbst, die Zuchtverbände sowie Kör- und Auktionskataloge geben zwar wertvollen Aufschluss über den Hengst. Aber diese Daten und Hinweise ersetzen nicht, sich den Hengst einmal persönlich anzuschauen, z.B. live bei einer Hengstvorstellung oder besser noch ihm in der Box mal in die Augen zu schauen.“
Was die Stute mitbringen soll
Im Zuge der Hengstauswahl für die Zuchtbenutzung unserer Stute müssen wir aber auch die Stute bzgl. ihrer Gesundheit, Typ, Temperament und Leistungsveranlagung einschätzen.
Abbildung 4 zeigt, was vor dem Einsatz der Stute in der Zucht und für die Hengstauswahl zu beachten ist. Graphik: Stanislaus von Korn
Die Stute sollte in einem Zuchtbuch eines Zuchtverbandes eingetragen sein, sich allgemein in guter Kondition befinden, geschlechtsgesund (Tupferproben!) und im günstigen Zuchtalter zwischen 4-12 Jahren sein und keine Erbfehler aufweisen.
Dann stellt sich die Frage, welcher Hengst passt zum Exterieur, Typ, Temperament und Bewegungsvermögen meiner Stute. Im Rahmen des echten Züchtens heißt es: mit ähnlichen Hengsten die Schwächen der Stute verbessern, um dem Zuchtziel von Generation zu Generation näher zu kommen. Zucht ist eben immer ein Weg über Generationen!
Natürlich wird auch oft gern mal experimentiert und ein Hengst ganz anderen Schlages eingesetzt. Das ist aber doch auch riskant, da die nicht immer gegebenen Passerfähigkeiten von Stute und Hengst zu weniger attraktiven Nachzucht führen können.
Die erfahrenen Züchter haben für ihre Stuten meist ein ´Auge` entwickelt, können deren Stärken und Schwächen einschätzen und finden in dem meist großen Angebot an Mode- oder Nischenhengsten, an Hengsten aus verwandten oder unverwandten Linien (Linienzucht!) sowie unter den blut- oder weniger blutgeprägten Hengsten recht bald einen passenden Vererber. Aber es bleibt bei jeder Anpaarung immer wieder hochspannend was aus die gewählte Kombination von Stute und Hengst hervorbringen wird.
Fazit
Die aufwendig abgeleiteten Zuchtwerte sind ein entscheidendes Selektionskriterium in der Zucht für die Disziplinen Dressur und Springen. Für die finale Auswahl eines Hengstes zur Anpaarung benötigt der Züchter aber detailliertere Informationen und sollte sich selbst ein Bild vom Hengst und idealerweise auch von dessen Nachkommen machen. Wesentlich für den Zuchterfolg ist auch, dass der Züchter seine Stute in Bezug auf ihre Stärken und Schwächen, ihr Temperament und Leistungsvermögen einschätzen kann.
Der Autor und Experte
Prof. Dr. Stanislaus von Korn unterrichtet und erforscht seit über 25 Jahren die Fachgebiete Tierzucht sowie Pferdezucht an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Über mehrere Jahre war er zudem Studiendekan für Agrarwirtschaft an der HfWU. In dieser Zeit entwickelte Prof. v. Korn den in Deutschland ersten Bachelor-Studiengang Pferdewirtschaft, der seit 2009 erfolgreich angeboten wird. Im Rahmen der Weiterbildung Pferd bietet Prof. Dr. Stanislaus v. Korn den Kurs „Pferdezucht und Exterieurlehre“ an der Hochschule an, in dem in 12 Modulen grundlegendes und detailliertes Wissen zu allen Bereichen der Pferdezucht praxisnah vermittelt wird.
Im Podcast mit Jörg Kotenbeutel (öbv. Sachverständiger und Dozent an der Freien Universität Berlin) steht die Beurteilung von Fohlen im Mittelpunkt. Dabei geht es um die Körpermerkmale, Wachstumsphasen und die Kriterien der Zuchtverbände. Abschließend gibt Jörg Kotenbeutel Hinweise zur Vorbereitung auf die Fohlenschau.
Dieser Podcast ist kostenlos. Das Video dazu können Horse-Gate Exclusive-Mitglieder ebenfalls gratis ansehen. Noch kein Mitglied? Hier könnt ihr euch registrieren.
Der Referent Dipl. Ing. agr. Jörg Kotenbeutel, Koordinator und Dozent im Studiengang Pferdewissenschaft der Freie Universität Berlin (Fachbereich Veterinärmedizin), Sachverständiger für Haltung, Zucht und Bewertung von Pferden, FN-Zuchtrichter und selbst Züchter von Trakehnern, Deutschen Sportpferden und seit 2012 auch American Miniature Horses.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][vc_column_text]
Es gibt nichts Schöneres, als den Fohlen auf der Wiese zu zuschauen, wie sie mit ihren stelzigen Beinen umher toben und in ihren Verschnaufpausen an der sicheren Seite ihrer Mütter dösen. Jedoch heißt es nach ca. 6 Monaten meistens Abschied nehmen von der Kinderstube und den nächsten Schritt in das Erwachsen werden gehen. Besonders hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, um so wenig Trennungsstress wie möglich zwischen Stute und Fohlen zu erzeugen.
Doch wie gestaltet sich dieses Prozedere in der Natur und welche Möglichkeiten gibt es, die Trennung von Mutter und Kind entspannter zu vollziehen?
Fohlen Absetzen in der Natur
Bei Pferden in freier Wildbahn geschieht das Absetzen über einen längeren Zeitraum.
Wenn man zum ursprünglichen Lebensraum und zu den Lebensweisen der Wildpferde blickt, ist die Trennung zwischen Muttertier und Fohlen ein Prozess, der mit der neuen Belegung der Stute und der anstehenden Geburt des neuen Fohlens erfolgt. Jedoch wird die Bindung meist nicht bereits nach 6 Monaten getrennt, sondern wird nach und nach distanzierter. Sobald die Mutterstute ein neues Fohlen erwartet, rückt das „alte“ Fohlen mehr und mehr in den Hintergrund. Es darf immer weniger säugen und die Distanz zwischen ihm und der Mutter nimmt zu. Dies geschieht etwa mit 9-11 Monaten. Falls die Stute jedoch kein weiteres Fohlen bekommt oder gar eine Todgeburt erfolgt, kann das aktuelle Fohlen auch noch einige Monate (bis zu einem Alter von etwa 18 Monaten) weiter gesäugt werden. Die Aufnahme von Raufutter nimmt dennoch immer weiter zu und irgendwann ernährt sich das Jungpferd ausschließlich davon.
Absetzen durch menschliche Hand
Fohlen schulen beim Spielen ihren Körper und die Kommunikation unter Artgenossen.
Natürlich haben wir ganz andere Möglichkeiten der Haltung und der Beschäftigung mit unseren Pferden. Dementsprechend kann das Absetzen eines Fohlens in der Regel nicht wie in der Natur ablaufen. Die Ansprüche an Fohlen und Stute sind hoch und auch der immer häufigere Platzmangel macht es den Züchtern nicht leicht, genügend Fläche für ihren Nachwuchs bereit stellen zu können. Meist wurde die Zuchtstute auch schon wieder belegt und soll sich nicht durch ihr immer aktiver werdendes Fohlen belästigt fühlen. Auch spricht ein früherer Verkauf des Fohlens für ein Absetzen mit 6 Monaten oder die Mutter, die nicht mehr besamt wurde, soll wieder in den aktiven Sport zurück.
Studie – Trennungsstress und dessen Folgen
Eine Untersuchung aus der Dissertation von der Tierärztin Dr. Regina Erber mit dem Titel “Belastungssituationen bei Fohlen und Jungpferden” an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Wien in Kooperation mit dem Graf-Lehndorff-Institut in Neustadt/Dosse (siehe: Belastungsstudie bei fohlen und Jungpferden (2)) zeigte, dass sich der Stress der Jungpferde mit intelligentem Management und Einfühlungsvermögen erheblich verringern lässt.
Über einen längeren Zeitraum, wurde in drei Vergleichsgruppen das Stressniveau unter verschiedenen Bedingungen der Pferdekinder gemessen. Neben Futteraufnahme, Gewichtsentwicklung, Bewegungs-Intensität und Häufigkeit der Ruflaute war der Cortisol-Spiegel im Speichel der Absetzer ein gut nachweisbarer und sicherer Indikator für erlebten und tatsächlichen Stress.
Verglichen wurde die traditionelle abrupte Absetzmethode mit zwei weiteren Möglichkeiten. Während die einen zwar im Gruppenverband, aber auf die herkömmliche Art und auf sich allein gestellt von den Müttern getrennt wurden (simultanes Absetzen), entfernten die Forscher die Mutterstuten der zweiten Fohlengruppe einzeln und über einen längeren Zeitraum aus der Herde, bis diese schließlich nur noch aus Fohlen bestand (konsekutives Absetzen). Die dritte Herde wurde zwar simultan abgesetzt, erhielt aber zwei erwachsene Kindermädchen in Gestalt vertrauter, fohlenloser, aber nicht verwandter Stuten.
Absetz-Management vermindert Stress
Das Ergebnis der Studie zeigt somit deutlich, dass die Fohlen aus der ersten Gruppe, dem meisten Stress ausgesetzt waren.
In der heutigen modernen Pferdehaltung, ist das naturnahe Absetzen oftmals nicht umsetzbar. Vermarktungstermine wie Fohlenauktionen, sind für die Pferdezüchter wichtig einzuhalten. Heutzutage gibt es deshalb die unterschiedlichsten Möglichkeiten, den Fohlen einen möglichst stressfreien Start in die Selbstständigkeit zu gewähren. Gleichaltrige Spielkameraden sind ausgesprochen wichtig und helfen den Absetzern über den ersten Schreck hinweg.
Fohlen mit Spielpartner in der Aufzuchtbox
Diese beiden Jungpferde verbringen ihren Winter gemeinsam in ihrer geräumigen Box und auf dem Paddock.
Eine weitere Form des Absetzens besteht darin, Fohlen paarweise, vor allem über den Winter, unterzubringen. Hierzu haben wir die Aufzucht des Fohlenhof Steins unter die Lupe genommen.
Auf dem Fohlenhof werden alle Stuten mit ihren Fohlen, sofern diese schon fixiert genug auf die Mutter sind, Schritt für Schritt auf einer Wiese zusammengeführt und genießen anschließend in einer großen Herde den täglichen Weidegang. Gegen Herbst beziehen dann immer zwei Fohlen gemeinsam ihre geräumige und helle Aufzuchtbox (4,00m x 6,00m). Jedes Fohlen darf mit seinem favorisierten und gleichgeschlechtlichen Spielpartner zusammen bleiben, welcher das möglichst gleiche Alter hat. Hierfür werden die Fohlen während der Weidezeit mit ihren Müttern täglich beim Spielen und Grasen beobachtet. Dabei wird auch gleich die Gesundheit der Pferde kontrolliert und nach möglichen Verletzungen, die bei wilden Spielereien entstehen können, geschaut.
Ein Team – Die Pferdefreunde warten auf ihr Futter.
Die Fohlen verbringen den Winter im Zweier-Team in ihrer großzügigen Box und auf den Sandpaddocks. Im Sommer geht es dann wieder in größeren Gruppen 24 Stunden auf die großen Sommerwiesen. Im Idealfall verbringen die Absetzer bis zu ihrem dritten Lebensjahr ihr Leben gemeinsam mit ihrem liebsten Spielkameraden.
Auch diese Methode reduziert den Stress für die Fohlen enorm, da sie ganze drei Jahre lang mit ihrem Pferdekumpel verbringen können und somit kein zusätzlicher Trennungsschmerz entsteht.
Theorie in die Praxis umsetzen
Mehrere gleichaltrige Jungpferde genießen gemeinsam ihre Jugend auf der Koppel.
Organisation bleibt dabei allerdings das A und O. In der Gruppe sollte mindestens ein gleichaltriger Spielkamerad vorhanden sein, welcher sich dort im besten Fall für die gesamte Aufzucht aufhält.
In der Praxis kann man sich das „perfekte Absetzen“ so vorstellen:
Idealerweise sind die Fohlen einer Gruppe möglichst gleichaltrig, damit sie möglichst zum gleichen Zeitpunkt abgesetzt werden können. Denn wie heißt es so schön? “Geteiltes Leid, ist halbes Leid 😉.“ Auch gilt, je später die Trennung von statten geht, desto einfacher wird es für Stute und Fohlen sich an die neue Situation zu gewöhnen. Um den Stress möglichst gering zu halten, bietet sich eine nach und nach größer werdende Zeitspanne an, in der das Fohlen zunächst für ein paar Minuten, Stunden und schließlich Tage von der Mutter getrennt wird. Dabei hilft es, wenn anfangs sich das Fohlen noch in Sichtweite der Stute befindet. Auch das Fahren im Pferdetransporter, das dem Absetzen ja häufig folgt, sollte im Beisein der Mutterstute trainiert werden. So verknüpft das Fohlen die Fahrt bzw. den Hänger nicht nur mit einem Verlust, was sich als prägendes Negativ-Erlebnis festsetzen und später zu erheblichen Verladeproblemen führen kann.
Damit sich das Fohlen auch schnell an die neue Herde gewöhnt und Anschluss findet, ist von Vorteil, eine “gut” gemischte Gruppe zu haben. So können die Kleinen ihre sozialen Kontakte optimieren und werden in die Strukturen der Herdenhierarchie aufgenommen. Auch “Pferdenannys”, Stuten die sich als optimale Erzieherinnen eignen, können den Stut-Fohlen helfen, den Trennungsschmerz schnell hinter sich zu lassen. Damit sich die Nanny und das Fohlen aneinander gewöhnen können, sollten sie frühzeitig in die Herde integriert werden, um ein rechtzeitiges Kennenlernen möglich zu machen und um eine Vertrauensbasis herstellen zu können. Herdenhaltung, die nach Geschlechtern getrennt ist, mindert den Stress innerhalb der Gruppe und Verletzungen durch ungestümes Verhalten aufmüpfiger Hengstfohlen können verringert oder gar komplett verhindert werden.
In Hengstfohlen-Gruppen könnten ein paar Wallache unterschiedlichen Alters (auch gerne Rentnerpferde oder unreitbare Tiere) für die Betreuung und Erziehung zur Verfügung gestellt werden. Ein vorheriges Kennenlernen und Beschnuppern am Koppelzaun helfen beim späteren Eingliedern. Im Idealfall bleiben die sogenannten „Kindermädchen“ möglichst lange und am besten bis zum Ende der Aufzucht bei den Fohlen. Eine gute Basis, um später ein gut sozialisiertes und verträgliches Reitpferd zu bekommen, welches Sitte, Anstand und die richtige Kommunikation unter Artgenossen von Kindesbeinen an kennen gelernt hat. Ein solider Grundstein für ein seelisch und gesundheitlich robustes Reitpferd.
Das Fohlen auf dem Weg zum Reitpferd
Neben der artgerechten Fütterung mit genügend Gras und vor allem Raufutter in Form von Heu, sollte ein Jungpferd mit ausreichend Mineralfutter versorgt werden, um einem möglichen Mangel an Mineralien vorzubeugen. Dieses Mineralfutter kann mit einer handvoll Luzerne, Gerste oder Hafer vermischt werden. Neben diesen hochwertigen Nahrungsbausteinen, stärkt viel Bewegung die Knochen und Sehnen und sorgt für eine leistungsfähige Lunge.
Die Gabe von Medikamenten wie der Wurmkur, kann spielerisch trainiert werden.
Doch was sollte ein Jungpferd alles können? Natürlich kommt dies immer auf den physischen Zustand des Pferdes an. Wie ist sein Körperbau? Ist es vielleicht sogar über- oder unterernährt und welchen Eindruck bekommt man bei der Beobachtung von seinem geistigen Ist-Zustand?! Wenn das Jungpferd einen guten Eindruck macht, kann mit dem sogenannten Fohlen A-B-C begonnen werden. Berührungen zulassen, ein Halfter angelegt bekommen, sich führen und anbinden lassen, gehören zu den Basics eines jeden Reitpferdes. Auch das Hufe heben und die Verabreichung von Medikamenten wie zum Beispiel einer Wurmkur sollte trainiert und somit auch positiv verknüpft werden, damit es später keine Problematiken beim Tierarzt gibt. Hierzu kann eine leere Wurmkur beispielsweise mit Möhrenbrei oder Apfelsaft gefüllt und dem Pferd verabreicht werden. Dies schmeckt nicht nur gut, sondern fördert das Vertrauen zwischen Besitzer und Fohlen.
Fohlen sollten schon frühzeitig Kontakt zum Menschen haben, um sich an sie zu gewöhnen.
Nicht zu vergessen ist das Verladetraining. Jedes Pferd, ob es nun in den Sport geht oder nicht, sollte sich jederzeit verladen lassen. Diese Sicherheit mindert den Stress nicht nur beim Pferd, sondern auch bei seinem Besitzer. 😉 Egal ob es zum Training, in einen neuen Stall, aufs Turnier oder gar in die Tierklinik geht. Spielerisch kann schon in den ersten Monaten und Lebensjahren der Anhänger kennengelernt und erkundet werden. Am besten funktioniert dies mit der Mutterstute. Auch mit einem anderen Artgenossen und viel Vertrauen zum Besitzer, kann ein solches Training mit genügend Zeit und Geduld stattfinden.
Sind diese Kriterien der gesunden Sozialisierung, Bewegung, Beschäftigung, Ernährung und Erziehung erfolgreich umgesetzt worden, steht einer guten Mensch-Pferd-Beziehung nichts mehr im Wege.
[/vc_column_text][vc_column_text]Im Podcast mit Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff (ehemaliger Zuchtleiter beim Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V. und dem Springpferdezuchtverband Oldenburg-International e.V. (OS)) steht die lineare Beschreibung im Fokus. Dabei geht es um die Geschichte und Veränderungen des Bewertungsansatzes ebenso wie um dessen Vor- und Nachteile.
Dr. Schulze-Schleppinghoff erläutert das Prinzip der linearen Beschreibung und widmet sich dabei auch den Herausforderungen der Stuten- und Fohlenbeschreibung. Häufige Widersprüche und Kritikpunkte an der linearen Beschreibung aus Züchtersicht werden ebenso thematisiert wie die Frage, ob und inwieweit die Ergebnisse der Beschreibung als Verkaufsargument dienen können. Neben den potentiellen Vorteilen für Stuten- und Hengsthalter geht es am Ende des Podcast auch darum, welche Veränderungen und Ergänzungen es für die lineare Beschreibung noch geben soll.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row css=“.vc_custom_1587727739524{background-color: #efefef !important;border-radius: 2px !important;}“][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Unser Zuchtexperte:
Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff, 1954 in Münster geboren, absolvierte ein Studium der Landwirtschaft mit der Fachrichtung Tierproduktion an den Universitäten Bonn, Göttingen und Kiel. 1982 schloss er als Diplom Agrar-Ingenieur ab. In seiner Abschlussarbeit beschäftigte er sich mit dem Thema der Stutenleistungsprüfungen in der deutschen Reitpferdezucht. Nach dem Studienabschluss wurde er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Tierzucht und Tierhaltung an der Universität Kiel. Hier promovierte er über die Erstellung eines Zuchtwertschätzmodells für die Vollblutzucht in Deutschland.
Von 1987 bis Juli 2020 war Dr. Wolfgang Schulze-Schleppinghoff als Zuchtleiter beim Verband der Züchter des Oldenburger Pferdes e.V. (OL) und ab 2001 beim Springpferdezuchtverband Oldenburg-International e.V. (OS) tätig.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][vc_column_text]
Die ersten neun Minuten des Podcast sind kostenlos. Das komplette Interview können Horse-Gate Exclusive-Mitglieder gratis anhören. Noch kein Mitglied? Hier könnt ihr euch registrieren.
In diesem Podcast mit Dr. Eberhard Senckenberg (ehemalige Gestütsleiter des Haupt- und Landgestüts Schwaiganger) beschäftigen wir uns mit der Bewertung von Hengst und Stute. Die große Frage: Welcher Hengst passt zu meiner Stute? Es werden also zum Beispiel folgende Fragen geklärt: Welche Schwächen der Stute kann man wie ausgleichen? Welche Pläne hat man für das Fohlen? Unser Experte Dr. Eberhard Senckenberg erklärt, wie zielgerichtete Zucht funktionieren kann und worauf Züchter bei der Wahl des geeigneten Hengstes achten sollten.
Für Exclusive-Mitglieder von Horse-Gate.com gibt es den 1. und 2. Teil auch als Video-Podcast. Im zweite Teil bewertet Dr. Eberhard Senckenberg fünf ausgewählte Stuten von Exclusive-Mitgliedern. Sie hatten im Vorfeld die Möglichkeit Unterlagen wie Fotos, Videos und Pedigree einzureichen, um zu erfahren, wie der Zuchtexperte diese bewertet und welche Hengste er sich für die Zucht vorstellen kann.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row css=“.vc_custom_1587727739524{background-color: #efefef !important;border-radius: 2px !important;}“][vc_column][vc_column_text]Unser Zuchtexperte: Gesprächspartner ist der ehemalige Gestütsleiter des Haupt- und Landgestüts Schwaiganger, Dr. Eberhard Senckenberg. Er studierte Landwirtschaft an der TU München in Weihenstephan, schloss mit Diplom und Doktortitel ab. Nach einer kurzen Anstellung als Verwalter an der Lotzbeck’schen Güterverwaltung Weyern/Nannhofen wurde Senckenberg Assistent der Geschäftsführung und anschließend stellvertretender Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Tierzucht in Bonn. Anschließend hatte er bis 1993 die Geschäftsführung und Zuchtleitung des Trakehner Verbandes inne. 1994 wurde Eberhard Senckenberg schließlich Landstallmeister im Haupt- und Landgestüt Schwaiganger, das er bis zu seiner Pensionierung 2018 leitete.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text][zaudio title=“Bewertung%20von%20Hengst%20und%20Stute“ artist=“Dr.%20Eberhard%20Senckenberg“ albumart=“https%3A%2F%2Fhorse-gate.com%2Fwp-content%2Fuploads%2F2020%2F06%2FPodcast-Senckenberg_01.jpg“ url=“https%3A%2F%2Fhorse-gate.com%2Fwp-content%2Fuploads%2F2020%2F06%2FFinal_02_Senckenberg_free-1.mp3″ autoplay=“false“ color=“#324837″ miniplayer=“false“ ]
Foto: Privat
Exclusive-Mitglieder können hier den Podcast auch als Video-Podcast sehen. Außerdem gibt es den 2. Teil des Webinars als Video-Podcast, in dem Dr. Eberhard Senckenberg fünf Stuten beurteilt und erklärt, was bei der Hengst-Auswahl zu beachten ist.
[vc_row][vc_column][vc_column_text]In dem zweiteiligen Podcast mit Prof. Dr. Dirk Winter (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen) klären wir unter anderem folgende Fragen: Welche Nährstoffe brauchen Fohlen in welchem Alter? Wie füttert man eine trächtige Stute bedarfsgerecht? Welche Rationen empfehlen sich für Deckhengste?[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row css=“.vc_custom_1587727739524{background-color: #efefef !important;border-radius: 2px !important;}“][vc_column][vc_column_text]Interviewpartner: Prof. Dr. Dirk Winter ist Studiendekan für Pferdewirtschaft, gelernter Landwirt und Doktor der Agrarwissenschaften. Außerdem ist er Lehrstuhlinhaber der Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, Leiter des Lehr- und Versuchsbetriebes für Pferde sowie Prodekan der Fakultät Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management. Als Ausschussvorsitzender des Arbeitskreises Futter und Fütterungstechnik der FN und als Mitglied des Kompetenzzentrums Pferd Baden-Württemberg hat er engen Kontakt zu Organisationen, Institutionen sowie der Praxis der bundesweiten Pferdewirtschaft.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_row_inner][vc_column_inner width=“1/3″][vc_column_text]Dieser Podcast wird Ihnen präsentiert von Horse-Gate.com, Profi-Magazin Pferdebetrieb und mit freundlicher Unterstützung von:[/vc_column_text][/vc_column_inner][vc_column_inner width=“1/3″][vc_single_image image=“193647″ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“http://www.luckylage.de“][/vc_column_inner][vc_column_inner width=“1/3″][vc_single_image image=“210833″ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.silotec24.com/“][/vc_column_inner][/vc_row_inner][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]
Trächtigkeitsdiagnostik – Was muss beachtet werden?
Eine erfolgreiche Besamungsmethode stellt für den Züchter lediglich ein Etappenziel dar. In den darauffolgenden 322 bis 387 Tagen Gravidität (Lateinisch „gravitas“ = Schwere, bedeutet Trächtigkeit) sind regelmäßige Untersuchungen von Stute und Fetus unerlässlich. Nur so lassen sich Veränderungen am Fetus und Gesundheitszustand der Stute rechtzeitig festzustellen.
Untersuchung zwischen Tag 14 und 18 nach dem Eisprung: Die klinische Trächtigkeitsdiagnostik erfolgt direkt, das heißt mit Hilfe einer transrektalen Ultraschalluntersuchung. Diese kann im Stall oder in der Klinik stattfinden. Sofern kein Untersuchungsstand, in dem die Stute von einem Brustgurt fixiert untergebracht ist, zur Verfügung steht, gibt es alternative Maßnahmen (z. B. Aufheben eines Vorderhufes, Sedierung bei nervösen Tieren, etc.), die eine gefahrlose Untersuchung ermöglichen. Während der Untersuchung wird ein linearer 5- oder 7,5-MHz-Rektalschallkopf eingesetzt. In diesem frühen Zustand der Trächtigkeit untersucht der Tierarzt die gesamte Gebärmutter (Uterus) vom inneren Muttermund bis zu den Hornspitzen und Eierstöcken mindestens zweimal. Die Trächtigkeitsuntersuchung sollte nicht zu früh erfolgen. Bereits ab dem zehnten Tag ist die Frucht ultrasonographisch darstellbar, bis Tag 18 kommt es aber immer noch zu Trächtigkeitsverlusten. Die Ultraschalluntersuchung schadet der Trächtigkeit aber nicht und führt selbst nicht zu Fruchtverlusten. Etwa bis Tag 15 ist die Frucht in der Gebärmutter beweglich und kann sich daher an jeder Stelle des Uterus befinden, ab Tag 16 ist sie an der Basis eines Uterushornes fixiert. Die transrektale ultrasonographische Diagnostik liefert ab dem 14. Tag mit 97 Prozent sehr zuverlässige Ergebnisse. Auch die Qualität der Fruchtanlage lässt sich ultrasonographisch beurteilen. Hier spielt das Wachstum und ab dem 22. Tag die Darstellung der Herzaktion eine wichtige Rolle. Dabei kann festgestellt werden, ob die Herzfrequenz des Embryos vorhanden ist. Falls nicht, muss der Tierarzt nach einer Wartezeit von 24 Stunden einen Abbruch der Trächtigkeit einleiten. Die Ovarien der Stute gehören auch zu den zu untersuchenden Organen, da diese einen oder mehrere Gelbkörper bilden können, was wiederum eine Zwillingsträchtigkeit anzeigen könnte.
Untersuchung je nach Vorgeschichte der Stute ab Tag 24 und 27: Ab diesen Zeitpunkt sind Fruchtwasser, Embryo und dessen Herzaktionen sichtbar.
Untersuchung zwischen dem 30. und 40. Tag Nun kann der Tierarzt eine Trächtigkeit bestätigen. Der 33. Tag ist der letztmögliche Termin, eine Zwillingsträchtigkeit relativ risikofrei, das heißt ohne den Zyklus zu stören (Azyklie), abzubrechen. Nach dem 40. Tag der Frühgravidität sind bis Ende des fünften Monats zunächst keine weiteren ultrasonographischen Trächtigkeitsuntersuchungen erforderlich. Erst ab dem sechsten Monat sollte eine weitere rektale und ultrasonographische Untersuchung auf dem Programm stehen. Bei Stuten mit bekannter Neigung zu Aborten sind auch wiederholte Untersuchungen zu empfehlen. Anzeichen für eine gestörte Gravidität sind eine verdickte Uteruswand, die sich teigig anfühlt, und wenig Fruchtwasser. Um Fetus und Plazenta deutlicher zu sehen, eignet sich die sogenannte transabdominale Ultrasonographie. Dies ist eine Untersuchung mit Ultraschall durch die Bauchdecke der Mutter hindurch. Hierfür reicht es, das Fell gut mit Alkohol zu befeuchten und auf den Ultraschallkopf ausreichend Gel aufzutragen. Der Tierarzt benutzt für diese Untersuchung im Zeitraum vom 80. bis 160. Trächtigkeitstag ein anderes Ultraschallgerät, nämlich das Real-Time B-Mode Gerät mit 5 MHz-Schallkopf, und für Stadien darüber hinaus einen 3,5-MHz-Schallkopf. Um die Uteruswand und Plazenta darstellen zu können, sind höhere Ultraschallfrequenzen erforderlich. Um die Herzaktionen des Fetus zu messen, reichen hingegen niedrigere Frequenzen von 2,5 MHz.
Beurteilung des fetalen Wohlbefindens
■ Atembewegungen des Fetus: Diese sind im Bereich des Zwerchfells sichtbar und sollten mindesten 20 Sekunden anhalten.
■ Bewegungen des Embryos: Strecken von Körpergliedmaßen, diskrete Bewegungen
■ Herzfrequenz: Am Anfang der Trächtigkeit sind Herzaktionen von 130 Schlägen/Minute messbar, am Ende der Trächtigkeit 60 bis 90 Schläge/Minute. Periodisch kann sich der Herzschlag beschleunigen. In Kombination mit Bewegungen des Embryos ist dies positiv.
■ Fruchthüllen- und -wässeruntersuchung: Hierfür misst der Tierarzt die Gesamtdicke von Uterus und Plazenta (CTUP= combined thickness of uterus and placenta). Diese sollte zwischen dem 300. und 333. Trächtigkeitstag die Dicke von 12 Millimetern nicht überschreiten. Bei der Fruchtwasseruntersuchung ist die Klarheit des Fruchtwassers relevant. Bei einer gesunden Trächtigkeit verhält sich der Ausschlag echoarm, d. h. das Fruchtwasser ist weitgehend partikelfrei. Auch die Fruchtwassermenge spielt bei der Untersuchung eine wichtige Rolle.
Die Reproduktionstechnologien, die dem Tierarzt heute zur Verfügung stehen, eröffnen dem Züchter Möglichkeiten, die noch bis vor kurzem unvorstellbar waren. Alle haben dasselbe Ziel: Die Trächtigkeit der Stute. Hierbei kann der Natur auf die Sprünge geholfen werden: Angefangen bei der Besamung bis hin zur Zyklusmanipulation. Dabei verwendet der Tierarzt häufig Fachbegriffe, die selbst versierten Zuchtexperten nicht immer auf Anhieb verständlich sind. Auch die ultrasonographische Trächtigkeitsuntersuchung kann viele Fragen aufwerfen. Der Artikel gibt Antwort.
Die Jahreszeiten bestimmen den natürlichen Fortpflanzungszeitraum der Stute. Insbesondere im Frühjahr und Sommer ist ihre Fortpflanzungsaktivität mit ovulatorischen Sexualzyklen am höchsten. Die Wintermonate lösen die sexuell aktive Phase mit einer reduzierten Ovaraktivität ab. Im Frühjahr und Herbst befindet sich die Stute in einer Übergangsphase, das heißt die Perioden treten zyklisch unregelmäßig auf. Mit der ersten Ovulation (Eisprung) im Frühjahr beginnt die natürliche Zuchtsaison. Bei frei lebenden Stuten nichtdomestizierter Pferderassen tickt die biologische Uhr in der Regel von März bis September. Die Natur hat diesen Zeitraum nicht ohne Grund gewählt, da die Geburt im Frühjahr oder Sommer für das Fohlen günstige Umweltbedingungen bietet und damit das Überleben des Jungtieres wahrscheinlicher ist als in der kalten Jahreszeit. Stuten eingestallter Pferderassen, die über Generationen züchterisch selektiert wurden, sind nicht in demselben Maße von den Launen der Natur betroffen. Ihr Sexualzyklus ist manipulierbar. Dieses Wissen nutzen viele Züchter. Somit ist es nicht mehr erforderlich, die Zuchtsaison von Mitte Februar bis Juli einzugrenzen. Der Fortpflanzungszeitraum ist nur noch bedingt von den Jahreszeiten abhängig. So zeigen bei domestizierten Pferderassen wie den Warmblütern nur circa 30 Prozent der Stuten eine ausgeprägte Ruhe der Eierstocksaktivität im Winter (Winteranöstrus). Viele Stuten haben das ganze Jahr hindurch fruchtbare Zyklen und können daher ein Fohlen zur Welt bringen. Die Länge des Tageslichts steuert das Einsetzen fruchtbarer Zyklen bei Stuten mit Winteranöstrus. Gut im Futter stehende Stuten ovulieren häufig früher im Jahr, was, wie bei anderen Tierarten nachgewiesen, eventuell mit dem Fettgewebshormon Leptin zusammenhängt.
Es gibt unterschiedliche Gründe, den natürlichen Sexualzyklus von Stuten zu manipulieren. Zunächst ist es wichtig, zwischen der Zyklusmanipulation während und außerhalb der Zuchtsaison zu unterscheiden. Letztere ist in der Zucht erwünscht, sofern die Stute möglichst früh im Jahr trächtig werden soll. So hat der Züchter mehr Zeit das potenzielle „Turnierpferd“ auf die Prüfung oder das Hengstfohlen auf die Körung vorzubereiten. Hierbei ist jeder einzelne Monat wertvoll, da der Ausbildungsbeginn eines im Frühjahr geborenen Fohlens früher liegt als der eines natürlich geborenen. Fohlen haben insbesondere dann bessere Chancen auf Fohlenschauen. Diese Entscheidungen gehören zum Zuchtmanagement und sind von materieller Natur geprägt. Der psychischen Fohlenentwicklung muss dies nicht zuträglich sein. Denn ein Fohlen sollte, wie es eigentlich der natürliche Fortpflanzungszyklus vorgibt, im Frühling auf einer saftigen Graskoppel aufwachsen und mit gleichaltrigen Partnern toben, anstatt die meiste Zeit der trüben Wintermonate in einer Box oder auf einem Matschpaddock zu verbringen. Eine frühzeitige und ausreichende Bewegung des Fohlens sorgt zudem für eine gute Entwicklung des Bewegungsapparates und beugt Gelenkchips vor. Während der Zuchtsaison kann die Manipulation des Sexualzyklus hilfreich sein, um die Ovulation einer Stute auf einen bestimmen Zeitpunkt zu legen. Dies ist z. B. sinnvoll, um einen Zeitraum abzupassen, in dem Hengst oder Samen verfügbar sind oder um einer Besamung am Wochenende vorzubeugen. Auch in diesem Fall wäre das Eingreifen in den Sexualzyklus eine Managemententscheidung. Andererseits kann eine Zyklusmanipulation sinnvoll sein, um einen unregelmäßigen, gestörten Sexualzyklus zu beheben: Eine Störung äußert sich beispielweise in einer verzögerten Ovulation oder einem sich nicht zurückbildenden Gelbkörper (= persistierender Gelbkörper), der den Zyklus der Stute blockiert. Die Zyklusmanipulation beeinflusst in solchen Fällen die Fortpflanzungsfunktionen positiv, so dass diese sich normalisieren, was die Aussicht auf eine Trächtigkeit erhöht.
OVULATION BZW. EISPRUNG
Der Zyklus einer Stute dauert durchschnittlich 21 Tage. In dieser Zeit reifen im Eierstock der Stute jeweils ein bis zwei Follikel heran bis sie die für den Eisprung und die Befruchtung richtige Größe erreicht haben. Ist die Eizelle reif, platzt der Follikel: Die Eizelle wird in die Eileiter geschwemmt. Dies bezeichnet den Eisprung (Ovulation).
Es ist schwierig, den optimalen Zeitpunkt für eine erfolgversprechende Zyklusmanipulation zu bestimmen. Gründe sind die lange und variable Rossedauer der Stute und die Follikelwelle, die pro Zyklus nur einzeln angebildet werden kann. Daher ist es wichtig, die Stute zunächst gynäkologisch untersuchen zu lassen, um den Status quo einzufangen. Prof. Dr. Christine Aurich von der Veterinärmedizinischen Universität Wien gibt folgenden Hinweis: „Bei Nutzung der Besamung kann und sollte man auf eine Zyklusmanipulation nicht verzichten. Allerdings gehört einige Erfahrung und solides Wissen dazu, um zu entscheiden, ob sie notwendig ist und wann sie erfolgen sollte. Eine rein schematische Nutzung der zur Verwendung stehenden Hormone ist sinnlos und schadet mehr als sie nützt.“
Rosse- und Ovulationssynchronisation
Aus Sicht eines Züchters kann es überaus sinnvoll und effektiv sein, den Zyklus einer größeren Stutengruppe einander anzupassen, bzw. zu synchronisieren. Gerade im Fall einer künstlichen Besamung kommt es häufig vor, dass der auserwählte Hengst nur zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar ist oder auch die Samenlieferung in einem bestimmten Zeitraum erfolgen muss. Doch nicht nur bei dieser Form der Belegung kann eine Zyklussynchronisation eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere beim Embryotransfer muss die Empfängerstute möglichst zyklussynchron sein. So stehen die Chancen für eine erfolgreiche Trächtigkeit besonders gut. Nach Aurich ist „neben zahlreichen anderen Faktoren ein möglichst synchroner Ovaluationszeitpunkt von Spender- und Empfängerstute eine wichtige Grundlage für den erfolgreichen Embryotransfer.“ Da die Rosse der Stute relativ lange und variabel ist, lässt sie sich nur bedingt synchronisieren, so dass es vorteilhaft sein kann, mehrere potenzielle Empfängerstuten zur Verfügung zu haben. Der Züchter sollte dann aus diesen diejenige auswählen, deren Eisprung am besten passt. Damit die Zyklussynchronisation erfolgreich verläuft, müssen die Eisprünge der Stute möglichst regelmäßig auftreten. Die für die Synchronisation ausgewählten Stuten müssen zunächst gleichzeitig in die Rosse kommen. Diese lässt sich bei ihrem Beginn mit Hilfe von Gestagenen verschieben oder durch Injektionen eines bestimmten Hormons (PGF2α) induzieren.
Den Zyklus mit Gestagenen synchronisieren
Es stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Auswahl, um den Zyklus einer Stutengruppe aufeinander abzustimmen: Dazu zählen beispielsweise Gestagene, die einmal so lange gegeben werden können, bis der Gelbkörper, der vor der Behandlung vorhanden war, sich wieder abgebaut hat. Diesen Vorgang des Gelbkörperabbaus bezeichnet man auch als Luteolyse. Nach Behandlungsende ist nun kein endogen gebildetes Progesteron mehr vorhanden. Die Behandlung mit Gestagen dauert 15 Tage. Die Rosse setzt in der Regel am 18. Tag ein. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, die Gestagenbehandlung auf einen Zeitraum von acht Tagen zu verkürzen und am Ende den Gelbkörperabbau durch Injektion des Medikamentes PGF2α zu induzieren. Dies ist auch bei einer längeren Gestagengabe empfehlenswert, da es bei Stuten gelegentlich trotz Gestagenbehandlung zu Ovulationen und damit zur Entstehung neuer Gelbkörper kommt. Um sicher zu gehen, dass sich der Gelbkörper auflöst, ist es sinnvoll, das Hormon PGF2α zwei Tage nacheinander, also am Tag neun und zehn, zu spritzen. Die Stute kann die Gestagene auf drei unterschiedliche Arten aufnehmen: oral, per Injektion oder mit einer Vaginalspange bzw. -spirale. In den meisten Fällen greifen die Tierärzte zu dem Hormon „Altrenogest“ (Präparat Regumate equine), welches sie dem Tier bei einer Dosis von 0,044 mg /kg täglich acht Tage lang oral, also direkt in das Maul, geben. Alternativen sind eine Progesteron-Injektion bei einer Dosis von 150 mg/Tier und Tag oder eine Vaginalspange über acht Tage. Falls Altrenogest oder Progesteron gegeben werden, sollte die Rosse drei bis sechs Tage nach der Behandlung einsetzen. Bei den Stuten, die Vaginalspangen tragen, erfolgt die Rosse oft früher, als bei Stuten, die oral oder per Injektion behandelt wurden.
Die Eierstöcke der Stute bilden das weibliche Geschlechtshormon Progesteron im sogenannten Gelbkörper. Das Hormon fördert das Zustandekommen und den Erhalt einer Trächtigkeit.
OVULATIONSINDUKTION
Wer eine medikamentöse Ovulationsinduktion vornehmen lassen möchte, sollte zunächst durch sich wiederholende gynäkologische Untersuchungen den richtigen Applikationszeitpunkt bestimmen. Hierbei ist es wichtig festzustellen, ob die Stute tatsächlich rossig ist. Die typischen Symptome der Rosse können palpatorisch (mit den Fingern ertastend), ultrasonographisch und durch eine Untersuchung von Scheide und Muttermund festgestellt werden.
Auslöser der Ovulationsinduktion Sobald sich die Rosse dem Ende zuneigt, setzt der Eisprung ein. Das luteinisierende Hormon (LH), welches vermehrt freigesetzt wird, löst letztendlich die Ovulation aus. Die LH-Konzentration, die eine Stute zur Auslösung eines Eisprungs benötigt, unterscheidet sich jedoch.
Methoden zur Auslösung der Ovulation Mittels Injektion unterschiedlicher Hormone lässt sich ein Eisprung auslösen. So kann die exogene (äußerliche) Zufuhr von synthetischen Analoga des Neurohormons Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), eine Zunahme der LH-Freisetzung endogen (innerlich) auslösen und damit den Eisprung stimulieren.
Vor dem Einsetzen des Eisprungs weist der Follikel einen Durchmesser von mindestens 35 Millimeter auf. Die Genitalien sind schlaff und die Schleimhaut der Gebärmutter weist ultrasonographisch eine „Radspeichenstruktur“ auf. Dieses Ödem (= Wassereinlagerung) der Schleimhaut ist ein fast untrügliches Zeichen für das Vorliegen einer Rosse. Große Follikel können auch in der Gelbkörperphase oder bei einer Trächtigkeit vorhanden sein. Zeigen die Falten der Gebärmutterschleimhaut aber ein ausgeprägtes Ödem, heißt das, dass die Stute nicht unter Progesteron, sehr wohl aber deutlich unter Östrogenen steht. Die Radspeichenstruktur ist daher ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung des Zyklusstandes. Das „Anspritzen“ einer Stute kann zwei verschiedene tierärztliche Eingriffe bedeuten: Die erste ist die Induktion einer Rosse in der Gelbkörperphase. Sobald die Stute einen Eisprung hatte, bildet sich der Gelbkörper normalerweise nach etwa 14 Tagen zurück, sofern sie nicht tragend ist. Eine Injektion von Prostaglandin verkürzt die Länge der Gelbkörperphase. Das Hormon baut den Gelbkörper ab, so dass die Stute wieder in die Rosse kommt. Dies kann unterschiedlich lange dauern und ist vom Zustand der Eierstöcke abhängig. Sind die Follikel in den Eierstöcken eher klein, kann das Einsetzen der Rosse mehrere Tage dauern.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]
Falls ein großer Follikel vorhanden ist, kann dieser innerhalb von ein bis zwei Tagen zum Eisprung kommen. Die zweite Art des Anspritzens ist die Induktion eines Eisprungs in der Rosse. Hier wird ein Analogon zum Hormon LH gespritzt. Bei diesem handelt es sich um humanes Choriongonadotropin (hCG). Dieses Hormon wird von schwangeren Frauen gebildet und wirkt bei der Stute wie LH. Sobald bei einer rossigen Stute der Rossefollikel „sprungreif “ ist, also 35 bis 40 Millimeter Durchmesser erreicht hat, kann hCG injiziert werden. Der Eisprung tritt daraufhin in 90 Prozent der Fälle nach 24 bis 48 Stunden ein. Hierbei ist das Alter der Stute relativ unwichtig. Die Kosten schwanken oftmals zwischen 30 bis 70 Euro, je nach weiteren Maßnahmen. Die Hormonbehandlungen begünstigen leider das Auftreten von „Doppelovaluationen“ und damit auch von Zwillingsträchtigkeiten. Dies muss in weiteren Untersuchungen ausgeschlossen werden.
Auch wenn regelmäßige Trächtigkeitsuntersuchungen selbstverständlich sein sollten, spielen diese bei Hormonbehandlungen eine besonders wichtige Rolle, da hierbei häufiger Doppelovaluationen auft reten können. Eine daraus resultierende Zwillingsträchtigkeit ist bereits sicher am 14. oder 15. Tag nach dem Eisprung feststellbar. Bestätigt sich der Verdacht, kann und muss mittels Ultraschall oder durch „Abdrücken“ einer Frucht zwischen Daumen und Zeigefinger die Zwillingsträchtigkeit zu einer Einlingsträchtigkeit reduziert werden. Mit über 90 Prozent ist die Erfolgsrate sehr hoch. Eine Zwillingsträchtigkeit würde in ihrer voranschreitenden Entwicklung das Leben und die Gesundheit der Stute gefährden, darüber hinaus führt sie nur in Ausnahmefällen zur Geburt gesunder, lebensfähiger Fohlen.
Zyklusmanipulation der Stute im Winter
Im Vergleich zu Wildpferden sind domestizierte Pferderassen nicht so lange anovulatorisch. Das heißt, dass bei ihnen nicht zwingend ovulatorische Zyklen nur im Frühjahr oder Sommer auftreten müssen. Normalerweise stellt sich in den Wintermonaten aufgrund der kurzen Tageslichtlänge die Aktivität der Eierstöcke ein. Dadurch werden Hypothalamus und Hypophyse, die die Zyklusaktivität steuern, weniger stimuliert. Ob die Stute fortpflanzungaktiv ist oder nicht, hängt daher weitgehend von der Tageslichtdauer ab. Diese spielt darum auch bei der Zyklusmanipulation eine wichtige Rolle.
Zyklusmanipulation durch Licht
Um die Stute früher zyklisch werden zu lassen, kann ein „Lichtprogramm“ helfen. Mit einer künstlichen Beleuchtung kann so eine winteruntypische Tageslichtdauer geschaffen werden. Künstliches Tageslicht hemmt die Freisetzung des Hormons Melatonin. Dies führt wiederum zum früheren Einsetzen des ovulatorischen Zyklus. „Beste Wirkungen bezüglich eines früheren Einsetzens ovulatorischer Zyklen werden erreicht, wenn das Lichtprogramm um den fünft en Dezember gestartet wird“, so Christine Aurich. Dadurch tritt der erste fruchtbare Zyklus im Frühjahr circa 75 Tage früher ein und beginnt so Anfang März. Am Tag reicht es, die Stuten 15 bis 16 Stunden Licht im Wechsel mit acht bis neun Stunden Dunkelheit auszusetzen. Diese „Therapie“ dauert sechs bis acht Wochen. Die Stuten nehmen vom länger zugeführten Licht keinerlei Schaden. Das Lichtprogramm darf jedoch nicht zu früh beendet werden, da die Stuten sonst wieder in den Anöstrus zurückfallen können.
Zyklusmanipulation durch GnRH und seine Analoga oder durch Gestagen
Neben dem Lichtprogramm gibt es noch weitere Maßnahmen, um die Stute während des Anöstrus in den Zustand eines ovulatorischen Zyklus` zu versetzen: Mit GnRH und seinen Analoga oder der Applikation von Gestagenen. Die erste Methode ist nicht so einfach umsetzbar, da den Stuten zwei Wochen lang mehrfach täglich GnRH injiziert werden muss. Dies lässt sich nur mit Hilfe von Minipumpen umsetzen und ist daher nicht praktikabel. Nachteile: Minipumpen sind teuer und schwer am Pferd zu befestigen. Vorteile: Die Ovulation beginnt mit 14 Tagen nach Behandlungsbeginn sehr früh. Mit der zweiten Methode – der Applikation von Gestagenen – lässt sich ebenfalls eine Rosseinduktion vornehmen. Die Gestagene wirken jedoch nur dann, wenn die Stute bereits in der sogenannten Übergangsphase zur Zuchtsaison ist. Dies zeigt sich darin, dass vorhandene Follikel mindestens einen Durchmesser von 20 Millimeter haben. Die Gestagenapplikation muss zwischen 12 bis 14 Tage erfolgen. Nachteile: Die Methode wirkt nur bei aktiven Ovarien. Vorteile: Die Ovulation setzt 20 Tage nach der Behandlung ein.
Resümee
Insgesamt muss bedacht werden, dass ein Eingreifen in den Zyklus notwendige Gründe erfordert und nicht nur aus monetären Gründen im Vordergrund stehen sollte. Ein medizinischer Eingriff bedeutet nach wie vor Stress für das Tier, den es so gut es geht zu vermeiden gilt. Auch wenn z. B. das Fohlen bei einem frühen Geburtstermin bessere Chancen auf einer Schau hat, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass es von unzureichender Bewegung Gelenkchips davon trägt, größer als bei seinen natürlich geborenen Kameraden, die auf einer Graskoppel ausreichend Bewegung hatten. Unter anderem diese Vor- und Nachteile gilt es bei einer Zyklusmanipulation genau abzuwägen.
Prof. Christine Aurich ist Herausgeberin und Autorin der für diese Beiträge verwendeten wissenschaftlichen Lektüre (Aurich, Christine: Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie – Andrologie – Geburtshilfe; Stuttgart, 2. überarbeitete Auflage, Parey Verlag, 2009). Seit dem Jahr 2000 leitet die Universitätsprofessorin die Besamungs- und Embryotransferstation der Veterinärmedizinischen Universität Wien: Im Jahr 2007 wurde sie zusätzlich Leiterin des Graf Lehndorff -Instituts für Pferdewissenschaft en in Neustadt (Dosse). Kontakt: Klinik für Pferde, Veterinärplatz 1, A-1210 Wien, E-Mail: christine.aurich@vetmeduni.ac.at
Per Gentest kann man nicht nur Erbkrankheiten erkennen, sondern sogar die Farbe seines zukünftigen Fohlens auswählen. Auch das Geschlecht kann der Züchter bestimmen und theoretisch braucht die Stute den Nachwuchs nicht einmal mehr auszutragen. Was heute in der Tierzucht alles möglich ist und was viele schon wieder unmöglich finden.
Ein Sortiersystem für Spermien ermöglicht es, das Geschlecht des Nachwuchses selbst zu bestimmen. Bislang wurden auf diese Art zumeist weibliche Nutztiere erzeugt. In Zukunft dürften sich die Techniken zur Gewinnung von „sexed semen“ aber noch deutlich verbessern und somit auch für die Pferdezucht interessant werden. Dabei werden die Spermazellen eines Ejakulats mit Fluoreszenzfarbstoff gefärbt, der sich an die DNA anlegt. Da das weibliche Geschlechtschromosom X rund zwei Drittel größer ist als das männliche Y, können die Spermien in einem sogenannten Hochgeschwindigkeitsflowzytometer mit angekoppelter Sortiervorrichtung erfasst und nach einer Laserbestrahlung in zwei Gruppen geteilt werden. Das gewünschte Sperma hat einen Reinheitsgrad von 90 Prozent und kann anschließend ganz normal weiterverarbeitet, abgefüllt und eingefroren werden. Das Problem: Pro Stunde schafft das Sortiersystem „nur“ 15 Millionen gesexte Samenzellen – viele gehen durch mechanische und chemische Schädigungen während des Prozesses verloren. Die Produktionskosten sind aufgrund der aufwendigen Technologie sehr hoch. Um das Preis-Leistungs-Verhältnis im Rahmen zu halten, werden die einzelnen Samendosen deshalb siebenmal stärker verdünnt als normal. Gesextes Sperma sollte also immer gezielt bei jungen, fruchtbaren Tieren nahe der Ovulation eingesetzt werden. Zur künftigen Nutzung der Methode sagt Prof. Detlef Rath vom Institut für Nutztiergenetik des Friedrich-Löffler-Instituts: „Aufgrund der aktuellen Patentlage kann die kommerzielle Nutzung der Sortiertechnik für Hengstsperma nur durch die texanische Firma Sexing Technologies erfolgen. Für die Besamung mit gesextem Hengstsperma sind die Anforderungen an die Sortiertechnik weitaus höher als z. B. für Bullensperma, weil etwa 15- bis 20-mal mehr Spermien für die tiefuterine Besamung von Stuten benötigt werden. Da jede Samenzelle individuell identifiziert und sortiert werden muss, ist der zeitliche Aufwand für die Erstellung einer Besamungsportion erheblich. Methoden, die eine quantitative Bewertung des Fluoreszenzsignals der DNA ersetzen und damit eine effiziente Sortiergeschwindigkeit zulassen, werden zurzeit forschungsmäßig bearbeitet. Damit wird gesextes Sperma mittelfristig auch für Hengsthalter ein interessantes Werkzeug bei der gezielten Anpaarung werden.“ Im Landgestüt Celle hat man bereits mit der Methode experimentiert und einige Fohlen produziert. „Durch den enormen Aufwand der Herstellung und die damit verbundenen hohen Kosten ist es für uns aber derzeit keine praktikable Option. Der Kosten-Nutzen-Faktor ist unverhältnismäßig, sodass wir diesen Service unseren Kunden leider nicht anbieten können“, sagt die Tierärztin Dr. Gunilla Martinsson.
Sperma-Kapseln
Weil der genaue Zeitpunkt für eine erfolgreiche Besamung so schwer bestimmbar ist, liegt die Erfolgsquote bei künstlicher Befruchtung von Stuten nur bei circa 65 Prozent. Forscher am Department für Biosysteme der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich haben deshalb eine neuartige Form der intrauterinen Insemination entwickelt, die pünktlich zum Eisprung zuschlägt: lebende Spermien aus der Cellulose-Kapsel. Einige Hundert dieser winzigen Kapseln werden dem Muttertier kurz vor dem Eisprung in den Uterus eingepflanzt. Darin bleiben die Spermien mindestens drei Tage lang frisch und beweglich. Im Moment des Eisprungs steigt der Spiegel des Luteinisierenden Hormons (LH) im Blut rasch an und sinkt danach genauso schnell wieder ab. Auf diesen abrupten Hormonanstieg reagiert die Kapsel, denn in ihrem Inneren befinden sich Zellen mit LH-empfindlichen Sensoren. Dockt das LH an diese an, so bildet sich das Enzym Cellulase, das die Cellulose-Kapsel von innen her auöst. Die Samenzellen kommen frei und können zur befruchtungsfähigen Eizelle schwimmen. Auf diese Weise vergrößert sich die Erfolgsrate bei der künstlichen Besamung. Das Produkt wurde ursprünglich für Rinder entwickelt, prinzipiell funktioniert es aber bei allen Säugetieren. Im Pferdebereich sind noch weitere Forschungsaktivitäten vonnöten, um das Verfahren erfolgreich anzuwenden, insbesondere weil der Verlauf der Rosse differenzierter ist als die Brunst des Rindes. Der Erfinder Professor Martin Fussenegger kann sich sogar vorstellen, dass die Befruchtungskapsel nach einigen Anpassungen in der menschlichen Reproduktionsmedizin eingesetzt wird: „Das könnte Menschen entlasten, die unter starkem psychischem Druck stehen, wenn es mit dem Kinderkriegen auf natürlichem Weg nicht klappt“, so der Bioingenieur. Zum zukünftigen Einsatz der Technologie schreibt das Züchter-Fachmagazin Pferde Zucht & Haltung: „In der Konsequenz verliert mit diesem Verfahren die bisherige, stark zeitpunktbezogene Befruchtung ihre hohe Relevanz für den Zuchterfolg und die Kapsel-Technologie könnte mit ihrem starken Fokus auf den Zeitraum zu einer Erleichterung im Züchteralltag führen. Dies wäre gerade auch für im Sport hoch erfolgreiche Zuchthengste von Vorteil, deren Einsatz in der Zucht aufgrund des aufwendigen Trainings- und Turniereinsatzes bei den konventionellen Verfahren nur begrenzt möglich ist.“
Bei dieser Art von künstlicher Befruchtung wird das Spermium direkt in das Zytoplasma der Eizelle gespritzt. Dadurch werden sehr gute Befruchtungsergebnisse mit Tiefkühlsperma erzielt, auch dann, wenn es sich bei dem Gefriersamen um mindere Qualität handelt. Ein einziges lebendes Spermium mit intakter DNA reicht dafür aus – es muss nicht einmal mehr bewegungsfähig sein. Die Firma Equine Reproduction Innovations aus Wellington im US-Bundesstaat Colorado bietet in ihrem „Legends“-Programm gezielt ICSI mit Sperma von verstorbenen Araberhengsten an. So wird das wenige noch vorhandene Erbmaterial dieser Hengste optimal ausgenutzt, da nur eine Spermazelle verwendet wird. Darüber hinaus wendet sich das Unternehmen an Stutenbesitzer, deren Tiere trotz gängiger Besamungsmethoden nicht trächtig geworden sind. In Zukunft sollen noch weitere verstorbene Hengste anderer Rassen aufgenommen werden.
Mit dieser Technik werden Embryonen in eine fremde Empfängerstute eingebracht. Der Embryotransfer ermöglicht daher die Zucht mit Stuten, die aus Altersgründen oder verletzungsbedingt nicht in der Lage sind, ein Fohlen auszutragen. Außerdem ergibt sich daraus die Möglichkeit, aus einer Stute mit überdurchschnittlichem Zuchtwert mehrere Fohlen zu ziehen als auf konventionellem Weg. Ein Beispiel hierfür ist die Oldenburger Landeschampionesse Weihegold OLD. Die 9-jährige Don Schufro/Sandro Hit-Tochter war schon als 9-jährige via Embryotransfer zehnfache Mutter und konnte dabei weiterhin im großen Dressursport eingesetzt werden. Bei der Empfängerstute muss es sich nur um eine gesunde Stute handeln, die regelmäßig normal rosst. Der Embryotransfer erfolgt in mehreren Schritten: 1. Zyklussynchronisation von Spender- und Empfängerstute bei Direktübertragung (stattdessen kann auch eine künstliche Befruchtung im Reagenzglas vorausgehen). 2. Bedeckung der Spenderstute, Embryogewinnung durch Gebärmutterspülung. 3. Aufsuchen, Beurteilen, Waschen und Abfüllen des Embryos. 4. Übertragen des Embryos in eine Empfängerstute. Findet kein Direkttransfer statt, so kann der Embryo vorübergehend auch in Stickstoff eingefroren werden. Viele speziell dafür ausgestattete Tierkliniken in Deutschland bieten mittlerweile Embryotransfer an. Die Kosten liegen bei 2.500 Euro bis 3.500 Euro, inklusive Trägerstutenmiete. Extra kommen die Decktaxe und das Futtergeld für die Trägerstute ab dem vertraglich abgestimmten Zeitpunkt dazu. Die Embryogewinnung gelingt jedoch nur in 50 Prozent der Fälle. Nach erfolgtem Transfer liegt die Trächtigkeitsrate aber immerhin zwischen 70 und 80 Prozent. Insgesamt ist diese Methode in Deutschland noch nicht sehr weit verbreitet. Laut FN-Jahresbericht wurden 2013 nur 394 Fohlen über Embryotransfer gezeugt. Dem gegenüber stehen rund 25.000 Bedeckungen über Frischsperma, 2.300 über Natursprung und 1.100 über Tiefgefriersperma. Eine Untersuchung der Veterinärmedizinischen Universität in Wien hat ergeben, dass 73 Prozent der Züchter in Deutschland, Österreich und der Schweiz die Methode ablehnen – aufgrund des hohen Aufwands und weil die Kosten nicht hundertprozentig kalkulierbar sind.
Durch das Klonen werden zwei genetisch identische Individuen erschaffen. In den USA erlebte die Technik Anfang der 2000er Jahre einen wahren Boom. Zwischen dem 12. Februar und dem 13. März 2006 kamen in Texas fünf Klone des Quarter-Horse-Hengstes Smart Little Lena auf die Welt. Auch das JahrhundertSpringpferd E.T. von Hugo Simon wurde für 250.000 Dollar in den USA geklont. Mittlerweile gibt „E.T. Cryozootech Stallion“ das Erbgut des verstorbenen Original-E.T. weiter, der als Wallach selbst nicht decken konnte. In der Praxis funktioniert die Prozedur so: Zu Lebzeiten oder kurz nach seinem Tod wird dem zu klonenden Pferd etwas Hautgewebe entnommen. Die darin enthaltenen Zellen werden im Labor als Kultur angelegt und eingefroren. Dann kann es Hunderte von Versuchen geben, bis ein Klon entsteht: Aus der Eizelle einer Schlachtstute wird der Zellkern entfernt und stattdessen ein Kern aus der Körperzelle des „Spenders“ eingesetzt. Im besten Fall entwickelt sich daraus ein Embryo, der einer Leihmutter eingepflanzt wird. Bei einem Klonfohlen brauchte die Firma Cryozootech rund 2000 Eizellen für 22 Embryonen. Nur einer davon wurde als Fohlen ausgetragen. Klone haben immer dasselbe Geschlecht wie ihre Spender. Sie sind eine hundertprozentige genetische Kopie. Ähnlich wie bei eineiigen Zwillingen sehen jedoch auch die Klone nicht immer ganz gleich aus. Die embryonale Entwicklung der Zellen läuft manchmal etwas anders ab – sie ist nicht nur vom genetischen Material, sondern auch von den Bedingungen abhängig, die im Uterus herrschen. So unterschied sich beispielsweise die Blesse des „echten“ E.T. von der seines Klons. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Das Gleiche passierte bei der Fuchsstute Sapphire, die als Springpferd für die USA im Jahr 2004 olympisches Mannschaftsgold holte, und ihren beiden Klonen. Aus ethischen Gründen ist das Klonen von Wirbeltieren sehr umstritten. Klaus Miesner, Geschäftsführer im Bereich Zucht der FN, sagte in einem Interview mit der Zeit: „Klonen wird von uns als ethisch problematisch und züchterisch nicht sinnvoll und notwendig angesehen und deshalb abgelehnt.“ Zuchtfortschritt werde durch neue Genkombinationen und nicht durch die Vervielfältigung vorhandener Kombinationen erreicht. Bereits nach dem frühen Tod des ersten Klonschafs „Dolly“ im Alter von sechs Jahren wurde gemunkelt, das Erbgut von Klonen ähnle dem alter Tiere. Die Wissenschaft streitet das ab und verweist auf weitere völlig gesunde Dolly-Klone. Vermutet wird jedoch, dass Klonfohlen häufiger als Normalgeborene am sogenannten Large Offspring Syndrome leiden. Sie kommen abnormal groß zur Welt und sterben oft innerhalb weniger Tage.
Um die ansteigenden Populationen von Mustangs in Nordamerika in den Griff zu bekommen, entwickelten Biologen, Veterinäre und Wildlife-Manager eine „Anti-Baby-Spritze für das Pferd“: das Medikament PZP. Die Abkürzung steht für Porcine Zona Pellucida – ein langwirkendes Kontrazeptivum, das aus der Hülle von Schweine-Eizellen gewonnen wird. Nach der Injektion bildet die Stute darauf Antikörper, die sich an die Hülle ihrer eigenen Eizellen anlagern und dort ein Andocken der Spermien verhindern. Anders als die Hormondepots, die vielen Zootieren zur Geburtenkontrolle eingepflanzt werden, ist PZP weitgehend frei von Nebenwirkungen. Das bestätigen auch Langzeitstudien, die seit Mitte der 1990er Jahre bei verschiedenen Wildpferden laufen. Die kurzfristige Unfruchtbarkeit der Stuten ist reversibel, wenn nach fünf Jahren mit der Gabe des Medikaments aufgehört wird. Allerdings verschob sich bei einigen Herden nach Absetzen des Medikaments die Decksaison um zwei bis drei Monate nach hinten. Die Empfängnisverhütung über mehrere Jahre hatte das Paarungsverhalten der Stuten durcheinandergebracht. In Deutschland ist PZP weitgehend unbekannt und wird nur in einigen Przewalski-Reservaten eingesetzt.
Genomische Selektion
Was in der Rinderzucht schon seit Jahren gang und gäbe ist, schwappt langsam auch in den Pferdebereich: Mithilfe der Genomischen Selektion kann ein Züchter den genetischen Wert eines Tieres direkt bestimmen. Die genetischen Informationen sind über die DNA auf Tausende von Genen verteilt. Genetische Marker sind kleine, wiedererkennbare DNA-Teilchen, die nahe bei den Genen liegen. Marker liefern Informationen über diese Gene und das genetische Potenzial eines Tieres. Die in den letzten Jahren rasante biotechnologische Entwicklung der DNA-Analytik ermöglicht es, aus einer Blut- oder Spermaprobe Zuchtwerte wie Größe, Bewegungspotenzial, Springvermögen, Fruchtbarkeit oder rassetypisches Aussehen abzulesen. Neben den klassischen Pedigree- und leistungsbasierten Zuchtwerten stellt der auf geschätzten Markereffekten basierende genomische Zuchtwert damit eine völlig neue Informationsquelle dar. Durch die genomische Selektion kann man den Zuchtwert eines Pferdes theoretisch schon im Fohlenalter bestimmen und muss weder auf Leistungsnachweise noch auf Nachwuchs warten. In der Freibergerzucht gibt es bereits erste Erfahrungswerte, sodass systematische Phänotypen und DNA-Proben gesammelt werden und in einer entsprechenden Datenbank des Zuchtverbandes einfließen. Ansonsten steckt die Technologie aber noch in den Kinderschuhen. Laut Dr. Uwe Bergfeld vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sollte ihr Potenzial zukünftig unbedingt genutzt werden. Dafür würden jedoch noch weitere Studien benötigt. Nationale und internationale Kooperationen der Verbände sowie eine Standardisierung der Leistungsprüfung seien eine weitere Voraussetzung für ihr Gelingen. Züchter sollten sich daher gut informieren und ihr Wissen auf dem aktuellen Stand halten.
Noch eine Innovation aus der Rinderzucht, die über kurz oder lang die Pferdewelt erobern wird: Das Selektionsprogramm Gencont findet die „optimum genetic contribution“ heraus, also den für ein bestimmtes Zuchtpferd optimalen Partner bei begrenztem Inzuchtzuwachs. Man gibt einfach den Selektionskandidaten mit geschätztem Zuchtwert, Pedigree und einige Optimierungskriterien ein und Gencont schlägt gezielt bestimmte Tiere zur Anpaarung vor. Die Hannoveraner Springpferdezüchter experimentieren bereits damit.
Farbtest
Welche Farbe hat das Fohlen aus der Verpaarung eines Fuchses mit einem Rappen? Weil die Antwort je nach Genotyp sehr unterschiedlich ausfallen kann, gibt es diverse Farbtests, die auch in Deutschland von vielen Laboren angeboten werden. Getestet wird zum Beispiel Folgendes:
Rotfaktor: Trägt ein nicht fuchsfarbenes Pferd trotzdem das rezessive Rot-Gen und kann somit fuchsfarbene Nachkommen zeugen? Interessant für alle Züchter, die keine Füchse in der Zucht wünschen.
Agouti/Wildfarben: Der Test findet heraus, ob das Pferd genetisch Rappe oder Brauner ist. Wichtig zu wissen ist dies eventuell bei Füchsen oder Weißgeborenen für die Zucht.
Tobiano: Liegt die Scheckung reinerbig oder mischerbig vor? Man findet so heraus, ob der Schecke seine Zeichnung zu 50 Prozent oder zu 100 Prozent vererbt.
Cream: Das Creme-Gen hellt rotes Fell auf, während schwarzes Fell weitgehend unbeeinflusst bleibt. Interessant ist dieser Test daher vor allem bei Rappen, um festzustellen, ob sie das Creme-Gen haben und so Palominos und Falben zeugen können.
Silver Dapple/Windfarben: Das Windfarb-Gen beeinflusst entgegengesetzt zum Cream nur das dunkle Fell, Füchse bleiben äußerlich unbeeinflusst. Daher kann es interessant sein, einen Fuchs zu testen, ob er nicht ein Fuchs-Windfarbener ist.
Sabino I: Dominante Variante des Sabinos. Nicht alle als Sabino bezeichneten Pferde haben dieses Sabino-Gen, sodass ein Test nur diesen einen dominanten Typ nachweisen kann.
Dun (nur in den USA möglich): Zur genauen Bestimmung sollten Fotos sowie Haare der Eltern mitgeschickt werden.
Übrigens …
… Hengste samen nicht in die Scheide der Stute ab, sondern sind sogenannte Zervixbesamer.
Das bedeutet, die Eichel erzeugt durch Aufschwellen einen Unterdruck und saugt sich am Gebärmutterhals an. So gelangt das Ejakulat direkt in den Uterus und spart sich den langen Weg durch die Scheide.
Das ist der Grund, weshalb künstliche Besamungen vom Tierarzt immer mit einer Pipette direkt in die
Gebärmutter erfolgen. Noch effzienter ist die Besamung in den Eileiter, bei der nur geringe Spermienzahlen notwendig sind. Sie wird in manchen Fällen bei reduzierter Samenqualität, bei gefrorenem oder
gesextem Sperma angewandt.
Das Tierreich schafft diesen Volltreffer übrigens auch ohne Reproduktionsmedizin: Erpel stoßen bei
der Paarung direkt in den Eileiter der Ente vor.