Trächtigkeitsfahrplan: Vom Besamen bis zur Geburt
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Trächtigkeitsfahrplan: Vom Besamen bis zur Geburt
Nur noch selten sind Trächtigkeit und Fohlengeburt heutzutage natürliche Ereignisse. Bei einer künstlichen Besamung muss jeder Schritt genau geplant werden. Was Sie wann organisieren und bedenken müssen.
Herbst vor der Besamung:
Um ein Fohlen aufnehmen und austragen zu können, muss die Stute in einem guten Futterzustand sein. Zwar heißt das nicht, dass Sie das Tier nun kugelrund füttern sollen, aber – salopp gesagt – eine Schippe Hafer mehr darf im Herbst und Winter vor der Besamung sein. Besprechen Sie den Futterplan am besten mit Ihrem Tierarzt. Dieser checkt auch den Impfplan und den Gesundheitszustand der künftigen Pferdemutter und gibt Ihnen grünes Licht für Ihr Vorhaben.
Winter vor der Besamung:
Entscheiden Sie sich nun baldmöglichst für einen passenden Hengst. Dabei sollten Sie das Gebäude, die Bewegungen, und den Charakter des Hengstes genau unter die Lupe nehmen, eventuell auch seine Leistungen und Erfolge, falls Sie ein künftiges Sportpferd ziehen wollen. Der Hengst muss vor allem in den Bereichen gut sein, in denen die Stute nicht punkten kann. Wem die Auswahl schwer fällt, der sollte sich geeignete Fachleute als Berater suchen.
Ist der Hengst ausgewählt, so sind Sie unter Umständen bereits auf eine bestimmte Besamungstechnik festgelegt, denn einige bieten eben nur Natursprung, Kühl-, oder Gefriersamen an. Falls nicht, müssen Sie nun auch diese Entscheidung treffen. Mit dem Besitzer des Hengstes schließen Sie einen Deckvertrag ab.
Februar/März:
Jetzt müssen Sie den Moment herausfinden, in dem Ihre Stute aufnahmebereit ist. Der Tierarzt wird dazu einen Ultraschall der Eierstöcke vornehmen. Findet er dabei einen reifenden Follikel, so wird er in regelmäßigen Abständen weitere Untersuchungen machen, bis der Eisprung ansteht. Möglichst kurz davor, spätestens aber ganz kurz nach dem Eisprung, muss der Samen des Hengstes verfügbar sein (bzw. beim Natursprung der Hengst selbst). Ab dem Moment der Ovulation haben Sie nur sechs Stunden lang Zeit, um die Besamung vorzunehmen.
- Tag nach der Besamung:
Der Tierarzt stellt in einer erneuten Ultraschalluntersuchung fest, ob die Stute tragend ist. Findet er dabei einen Embryo mit schlagendem Herzen, dann war Ihre Familienplanung erfolgreich. Ist dies nicht der Fall, so steht nun der nächste Eisprung kurz bevor und Sie können eine erneute Besamung in die Wege leiten. Kühlsamen müssen Sie noch einmal frisch bestellen, bei Gefriersamen wird häufig von vornherein eine zweite Dosis mitgeliefert, die Sie lediglich auftauen müssen. Sollte auch der zweite Besamungsversuch nicht klappen, so können Sie es ein drittes Mal probieren. Häufig ist es dann aber schon zu spät, um noch ein Fohlen zu ziehen. In dem Fall berufen sie sich bitte auf die Lebensfohlengarantie in ihrem Deckvertrag und starten im nächsten Jahr einen weiteren Versuch.
- Tag nach der Besamung:
Und wieder steht ein Ultraschall an, um die bestehende Trächtigkeit abzusichern. Viele Züchter lassen sogar im letzten Drittel der Trächtigkeit noch einmal eine Untersuchung oder eine Hormonbestimmung mittels Blutprobe durch den Tierarzt durchführen. Das soll sicherstellen, dass die Stute das Fohlen nicht unbemerkt nachts auf der Koppel verloren hat.
Acht Wochen vor der Geburt:
Bis zu diesem Zeitpunkt war noch Sommer oder Herbst und die Fütterung der Stute musste nicht verändert werden. Hauptsache, es war genug Raufutter da. Nun aber ist der Winter ins Land gezogen und die werdende Mutter braucht mehr Energie in Form von Stutenzuchtfutter. Wer sich mit der Fütterung unsicher ist, kann seinen Tierarzt oder einen Ernährungsexperten um Rat fragen.
Schaffen Sie sich nun ein Überwachsungssystem in Form einer Stallkamera oder eines Geburtsmelders an, um die bald anstehende Fohlengeburt unter Kontrolle zu haben.
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Geburt:
Durchschnittlich 334 Tage nach der Besamung kommt das Fohlen auf die Welt, die meisten Stuten brauchen ein paar Tage länger. Im besten Fall meldet Ihr Überwachungssystem Ihnen zuverlässig den richtigen Moment. Geht alles gut, so müssen Sie überhaupt nicht in den Geburtsverlauf eingreifen. Achten Sie aber darauf, dass die Stute ein Halfter trägt und nicht direkt an der Boxenwand zum Liegen kommt. Sind Vorderbeine, Kopf und Schulter des Fohlens durch den Geburtskanal getreten, so können Sie die Fruchtblase öffnen und die Nase des Fohlens freilegen. Die Nabelschnur reißt meist von selbst. Desinfizieren Sie das Ende auf der Fohlenseite mit Blauspray. Nun sollte es aufstehen und die wichtige Kolostralmilch (Biestmilch) trinken. Innerhalb der nächsten zwei Stunden muss die Plazenta auf natürlichem Wege abgehen. Ist dies nicht der Fall, rufen Sie bitte den Tierarzt an. Ansonsten benötigen Sie den Veterinär erst am nächsten Tag zum ersten Gesundheitscheck des Fohlens.
Eine Woche nach der Geburt:
Bis zu diesem Zeitpunkt waren Mutter und Pferdekind miteinander allein. Nun können sie umsichtig in die Herde integriert werden.
Text: Regina Käsmayr