Schlagwort: Zyklus

  • Trächtigkeitsdiagnostik aus medizinischer Sicht

    Trächtigkeitsdiagnostik aus medizinischer Sicht

    Trächtigkeitsdiagnostik – Was muss beachtet werden?

     

    Eine erfolgreiche Besamungsmethode stellt für den Züchter lediglich ein Etappenziel dar. In den darauffolgenden 322 bis 387 Tagen Gravidität (Lateinisch „gravitas“ = Schwere, bedeutet Trächtigkeit) sind regelmäßige Untersuchungen von Stute und Fetus unerlässlich. Nur so lassen sich Veränderungen am Fetus und Gesundheitszustand der Stute rechtzeitig festzustellen.

    Das Ultraschallbild zeigt das Embryo in seinem weiteren Entwicklungszustand. © Aurich

     

     

     

     

     

     

     

     

    Beurteilung der Trächtigkeit

     

    1. Untersuchung zwischen Tag 14 und 18 nach dem Eisprung: Die klinische Trächtigkeitsdiagnostik erfolgt direkt, das heißt mit Hilfe einer transrektalen Ultraschalluntersuchung. Diese kann im Stall oder in der Klinik stattfinden. Sofern kein Untersuchungsstand, in dem die Stute von einem Brustgurt fixiert untergebracht ist, zur Verfügung steht, gibt es alternative Maßnahmen (z. B. Aufheben eines Vorderhufes, Sedierung bei nervösen Tieren, etc.), die eine gefahrlose Untersuchung ermöglichen. Während der Untersuchung wird ein linearer 5- oder 7,5-MHz-Rektalschallkopf eingesetzt. In diesem frühen Zustand der Trächtigkeit untersucht der Tierarzt die gesamte Gebärmutter (Uterus) vom inneren Muttermund bis zu den Hornspitzen und Eierstöcken mindestens zweimal. Die Trächtigkeitsuntersuchung sollte nicht zu früh erfolgen. Bereits ab dem zehnten Tag ist die Frucht ultrasonographisch darstellbar, bis Tag 18 kommt es aber immer noch zu Trächtigkeitsverlusten. Die Ultraschalluntersuchung schadet der Trächtigkeit aber nicht und führt selbst nicht zu Fruchtverlusten. Etwa bis Tag 15 ist die Frucht in der Gebärmutter beweglich und kann sich daher an jeder Stelle des Uterus befinden, ab Tag 16 ist sie an der Basis eines Uterushornes fixiert. Die transrektale ultrasonographische Diagnostik liefert ab dem 14. Tag mit 97 Prozent sehr zuverlässige Ergebnisse. Auch die Qualität der Fruchtanlage lässt sich ultrasonographisch beurteilen. Hier spielt das Wachstum und ab dem 22. Tag die Darstellung der Herzaktion eine wichtige Rolle. Dabei kann festgestellt werden, ob die Herzfrequenz des Embryos vorhanden ist. Falls nicht, muss der Tierarzt nach einer Wartezeit von 24 Stunden einen Abbruch der Trächtigkeit einleiten. Die Ovarien der Stute gehören auch zu den zu untersuchenden Organen, da diese einen oder mehrere Gelbkörper bilden können, was wiederum eine Zwillingsträchtigkeit anzeigen könnte.
    2. Untersuchung je nach Vorgeschichte der Stute ab Tag 24 und 27: Ab diesen Zeitpunkt sind Fruchtwasser, Embryo und dessen Herzaktionen sichtbar.
    3. Untersuchung zwischen dem 30. und 40. Tag Nun kann der Tierarzt eine Trächtigkeit bestätigen. Der 33. Tag ist der letztmögliche Termin, eine Zwillingsträchtigkeit relativ risikofrei, das heißt ohne den Zyklus zu stören (Azyklie), abzubrechen. Nach dem 40. Tag der Frühgravidität sind bis Ende des fünften Monats zunächst keine weiteren ultrasonographischen Trächtigkeitsuntersuchungen erforderlich. Erst ab dem sechsten Monat sollte eine weitere rektale und ultrasonographische Untersuchung auf dem Programm stehen. Bei Stuten mit bekannter Neigung zu Aborten sind auch wiederholte Untersuchungen zu empfehlen. Anzeichen für eine gestörte Gravidität sind eine verdickte Uteruswand, die sich teigig anfühlt, und wenig Fruchtwasser. Um Fetus und Plazenta deutlicher zu sehen, eignet sich die sogenannte transabdominale Ultrasonographie. Dies ist eine Untersuchung mit Ultraschall durch die Bauchdecke der Mutter hindurch. Hierfür reicht es, das Fell gut mit Alkohol zu befeuchten und auf den Ultraschallkopf ausreichend Gel aufzutragen. Der Tierarzt benutzt für diese Untersuchung im Zeitraum vom 80. bis 160. Trächtigkeitstag ein anderes Ultraschallgerät, nämlich das Real-Time B-Mode Gerät mit 5 MHz-Schallkopf, und für Stadien darüber hinaus einen 3,5-MHz-Schallkopf. Um die Uteruswand und Plazenta darstellen zu können, sind höhere Ultraschallfrequenzen erforderlich. Um die Herzaktionen des Fetus zu messen, reichen hingegen niedrigere Frequenzen von 2,5 MHz.
    4. Beurteilung des fetalen Wohlbefindens

    ■ Atembewegungen des Fetus: Diese sind im Bereich des Zwerchfells sichtbar und sollten mindesten 20 Sekunden anhalten.

    ■ Bewegungen des Embryos: Strecken von Körpergliedmaßen, diskrete Bewegungen

    Ab Tag 60 ist die Frucht zu groß, um vollständig abgebildet zu werden. Bilder, wie der Kopf vom Fetus von vorne,
    sind noch möglich. © Aurich

    ■ Herzfrequenz: Am Anfang der Trächtigkeit sind Herzaktionen von 130 Schlägen/Minute messbar, am Ende der Trächtigkeit 60 bis 90 Schläge/Minute. Periodisch kann sich der Herzschlag beschleunigen. In Kombination mit Bewegungen des Embryos ist dies positiv.

    Stute mit Elektronen © Aurich

    ■ Fruchthüllen- und -wässeruntersuchung: Hierfür misst der Tierarzt die Gesamtdicke von Uterus und Plazenta (CTUP= combined thickness of uterus and placenta). Diese sollte zwischen dem 300. und 333. Trächtigkeitstag die Dicke von 12 Millimetern nicht überschreiten. Bei der Fruchtwasseruntersuchung ist die Klarheit des Fruchtwassers relevant. Bei einer gesunden Trächtigkeit verhält sich der Ausschlag echoarm, d. h. das Fruchtwasser ist weitgehend partikelfrei. Auch die Fruchtwassermenge spielt bei der Untersuchung eine wichtige Rolle.

    Überwachung der fetalen Herzfrequenz mittels Elektrokardiographie. © Aurich

     

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Nadia Wattad, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Zyklusmanipulation bei Stuten (Teil 1)

    Zyklusmanipulation bei Stuten (Teil 1)

    Die Reproduktionstechnologien, die dem Tierarzt heute zur Verfügung stehen, eröffnen dem Züchter Möglichkeiten, die noch bis vor kurzem unvorstellbar waren. Alle haben dasselbe Ziel: Die Trächtigkeit der Stute. Hierbei kann der Natur auf die Sprünge geholfen werden: Angefangen bei der Besamung bis hin zur Zyklusmanipulation. Dabei verwendet der Tierarzt häufig Fachbegriffe, die selbst versierten Zuchtexperten nicht immer auf Anhieb verständlich sind. Auch die ultrasonographische Trächtigkeitsuntersuchung kann viele Fragen aufwerfen. Der Artikel gibt Antwort.

    Die Jahreszeiten bestimmen den natürlichen Fortpflanzungszeitraum der Stute. Insbesondere im Frühjahr und Sommer ist ihre Fortpflanzungsaktivität mit ovulatorischen Sexualzyklen am höchsten. Die Wintermonate lösen die sexuell aktive Phase mit einer reduzierten Ovaraktivität ab. Im Frühjahr und Herbst befindet sich die Stute in einer Übergangsphase, das heißt die Perioden treten zyklisch unregelmäßig auf. Mit der ersten Ovulation (Eisprung) im Frühjahr beginnt die natürliche Zuchtsaison. Bei frei lebenden Stuten nichtdomestizierter Pferderassen tickt die biologische Uhr in der Regel von März bis September. Die Natur hat diesen Zeitraum nicht ohne Grund gewählt, da die Geburt im Frühjahr oder Sommer für das Fohlen günstige Umweltbedingungen bietet und damit das Überleben des Jungtieres wahrscheinlicher ist als in der kalten Jahreszeit. Stuten eingestallter Pferderassen, die über Generationen züchterisch selektiert wurden, sind nicht in demselben Maße von den Launen der Natur betroffen. Ihr Sexualzyklus ist manipulierbar. Dieses Wissen nutzen viele Züchter. Somit ist es nicht mehr erforderlich, die Zuchtsaison von Mitte Februar bis Juli einzugrenzen. Der Fortpflanzungszeitraum ist nur noch bedingt von den Jahreszeiten abhängig. So zeigen bei domestizierten Pferderassen wie den Warmblütern nur circa 30 Prozent der Stuten eine ausgeprägte Ruhe der Eierstocksaktivität im Winter (Winteranöstrus). Viele Stuten haben das ganze Jahr hindurch fruchtbare Zyklen und können daher ein Fohlen zur Welt bringen. Die Länge des Tageslichts steuert das Einsetzen fruchtbarer Zyklen bei Stuten mit Winteranöstrus. Gut im Futter stehende Stuten ovulieren häufig früher im Jahr, was, wie bei anderen Tierarten nachgewiesen, eventuell mit dem Fettgewebshormon Leptin zusammenhängt.

    Gründe für die Manipulation des Sexualzyklus

    Auch mit der Durchführung einer Zyklusmanipulation, können gesunde Fohlen entstehen. © Carola Schubbel/Fotolia.com

    Es gibt unterschiedliche Gründe, den natürlichen Sexualzyklus von Stuten zu manipulieren. Zunächst ist es wichtig, zwischen der Zyklusmanipulation während und außerhalb der Zuchtsaison zu unterscheiden. Letztere ist in der Zucht erwünscht, sofern die Stute möglichst früh im Jahr trächtig werden soll. So hat der Züchter mehr Zeit das potenzielle „Turnierpferd“ auf die Prüfung oder das Hengstfohlen auf die Körung vorzubereiten. Hierbei ist jeder einzelne Monat wertvoll, da der Ausbildungsbeginn eines im Frühjahr geborenen Fohlens früher liegt als der eines natürlich geborenen. Fohlen haben insbesondere dann bessere Chancen auf Fohlenschauen. Diese Entscheidungen gehören zum Zuchtmanagement und sind von materieller Natur geprägt. Der psychischen Fohlenentwicklung muss dies nicht zuträglich sein. Denn ein Fohlen sollte, wie es eigentlich der natürliche Fortpflanzungszyklus vorgibt, im Frühling auf einer saftigen Graskoppel aufwachsen und mit gleichaltrigen Partnern toben, anstatt die meiste Zeit der trüben Wintermonate in einer Box oder auf einem Matschpaddock zu verbringen. Eine frühzeitige und ausreichende Bewegung des Fohlens sorgt zudem für eine gute Entwicklung des Bewegungsapparates und beugt Gelenkchips vor. Während der Zuchtsaison kann die Manipulation des Sexualzyklus hilfreich sein, um die Ovulation einer Stute auf einen bestimmen Zeitpunkt zu legen. Dies ist z. B. sinnvoll, um einen Zeitraum abzupassen, in dem Hengst oder Samen verfügbar sind oder um einer Besamung am Wochenende vorzubeugen. Auch in diesem Fall wäre das Eingreifen in den Sexualzyklus eine Managemententscheidung. Andererseits kann eine Zyklusmanipulation sinnvoll sein, um einen unregelmäßigen, gestörten Sexualzyklus zu beheben: Eine Störung äußert sich beispielweise in einer verzögerten Ovulation oder einem sich nicht zurückbildenden Gelbkörper (= persistierender Gelbkörper), der den Zyklus der Stute blockiert. Die Zyklusmanipulation beeinflusst in solchen Fällen die Fortpflanzungsfunktionen positiv, so dass diese sich normalisieren, was die Aussicht auf eine Trächtigkeit erhöht.

    OVULATION BZW. EISPRUNG

    Der Zyklus einer Stute dauert durchschnittlich 21 Tage. In dieser Zeit reifen im Eierstock der Stute jeweils ein bis zwei Follikel heran bis sie die für den Eisprung und die Befruchtung richtige Größe erreicht haben. Ist die Eizelle reif, platzt der Follikel: Die Eizelle wird in die Eileiter geschwemmt. Dies bezeichnet den Eisprung (Ovulation).

    Richtiger Zeitpunkt der Zyklusmanipulation

    Die Grafik stellt die medizinischen Möglichkeiten der Zyklusmanipulation dar. © Christine Aurich

    Es ist schwierig, den optimalen Zeitpunkt für eine erfolgversprechende Zyklusmanipulation zu bestimmen. Gründe sind die lange und variable Rossedauer der Stute und die Follikelwelle, die pro Zyklus nur einzeln angebildet werden kann. Daher ist es wichtig, die Stute zunächst gynäkologisch untersuchen zu lassen, um den Status quo einzufangen. Prof. Dr. Christine Aurich von der Veterinärmedizinischen Universität Wien gibt folgenden Hinweis: „Bei Nutzung der Besamung kann und sollte man auf eine Zyklusmanipulation nicht verzichten. Allerdings gehört einige Erfahrung und solides Wissen dazu, um zu entscheiden, ob sie notwendig ist und wann sie erfolgen sollte. Eine rein schematische Nutzung der zur Verwendung stehenden Hormone ist sinnlos und schadet mehr als sie nützt.“

     

     

    Rosse- und Ovulationssynchronisation

    Aus Sicht eines Züchters kann es überaus sinnvoll und effektiv sein, den Zyklus einer größeren Stutengruppe einander anzupassen, bzw. zu synchronisieren. Gerade im Fall einer künstlichen Besamung kommt es häufig vor, dass der auserwählte Hengst nur zu einem bestimmten Zeitpunkt verfügbar ist oder auch die Samenlieferung in einem bestimmten Zeitraum erfolgen muss. Doch nicht nur bei dieser Form der Belegung kann eine Zyklussynchronisation eine wichtige Rolle spielen. Insbesondere beim Embryotransfer muss die Empfängerstute möglichst zyklussynchron sein. So stehen die Chancen für eine erfolgreiche Trächtigkeit besonders gut. Nach Aurich ist „neben zahlreichen anderen Faktoren ein möglichst synchroner Ovaluationszeitpunkt von Spender- und Empfängerstute eine wichtige Grundlage für den erfolgreichen Embryotransfer.“ Da die Rosse der Stute relativ lange und variabel ist, lässt sie sich nur bedingt synchronisieren, so dass es vorteilhaft sein kann, mehrere potenzielle Empfängerstuten zur Verfügung zu haben. Der Züchter sollte dann aus diesen diejenige auswählen, deren Eisprung am besten passt. Damit die Zyklussynchronisation erfolgreich verläuft, müssen die Eisprünge der Stute möglichst regelmäßig auftreten. Die für die Synchronisation ausgewählten Stuten müssen zunächst gleichzeitig in die Rosse kommen. Diese lässt sich bei ihrem Beginn mit Hilfe von Gestagenen verschieben oder durch Injektionen eines bestimmten Hormons (PGF2α) induzieren.

    Den Zyklus mit Gestagenen synchronisieren

    Es stehen unterschiedliche Möglichkeiten zur Auswahl, um den Zyklus einer Stutengruppe aufeinander abzustimmen: Dazu zählen beispielsweise Gestagene, die einmal so lange gegeben werden können, bis der Gelbkörper, der vor der Behandlung vorhanden war, sich wieder abgebaut hat. Diesen Vorgang des Gelbkörperabbaus bezeichnet man auch als Luteolyse. Nach Behandlungsende ist nun kein endogen gebildetes Progesteron mehr vorhanden. Die Behandlung mit Gestagen dauert 15 Tage. Die Rosse setzt in der Regel am 18. Tag ein. Alternativ besteht auch die Möglichkeit, die Gestagenbehandlung auf einen Zeitraum von acht Tagen zu verkürzen und am Ende den Gelbkörperabbau durch Injektion des Medikamentes PGF2α zu induzieren. Dies ist auch bei einer längeren Gestagengabe empfehlenswert, da es bei Stuten gelegentlich trotz Gestagenbehandlung zu Ovulationen und damit zur Entstehung neuer Gelbkörper kommt. Um sicher zu gehen, dass sich der Gelbkörper auflöst, ist es sinnvoll, das Hormon PGF2α zwei Tage nacheinander, also am Tag neun und zehn, zu spritzen. Die Stute kann die Gestagene auf drei unterschiedliche Arten aufnehmen: oral, per Injektion oder mit einer Vaginalspange bzw. -spirale. In den meisten Fällen greifen die Tierärzte zu dem Hormon „Altrenogest“ (Präparat Regumate equine), welches sie dem Tier bei einer Dosis von 0,044 mg /kg täglich acht Tage lang oral, also direkt in das Maul, geben. Alternativen sind eine Progesteron-Injektion bei einer Dosis von 150 mg/Tier und Tag oder eine Vaginalspange über acht Tage. Falls Altrenogest oder Progesteron gegeben werden, sollte die Rosse drei bis sechs Tage nach der Behandlung einsetzen. Bei den Stuten, die Vaginalspangen tragen, erfolgt die Rosse oft früher, als bei Stuten, die oral oder per Injektion behandelt wurden.

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Nadia Wattad, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Zyklusmanipulation bei Stuten (Teil 2)

    Zyklusmanipulation bei Stuten (Teil 2)

    PROGESTERON

    Die Eierstöcke der Stute bilden das weibliche Geschlechtshormon Progesteron im sogenannten Gelbkörper. Das Hormon fördert das Zustandekommen und den Erhalt einer Trächtigkeit.

    OVULATIONSINDUKTION

    Wer eine medikamentöse Ovulationsinduktion vornehmen lassen möchte, sollte zunächst durch sich wiederholende gynäkologische Untersuchungen den richtigen Applikationszeitpunkt bestimmen. Hierbei ist es wichtig festzustellen, ob die Stute tatsächlich rossig ist. Die typischen Symptome der Rosse können palpatorisch (mit den Fingern ertastend), ultrasonographisch und durch eine Untersuchung von Scheide und Muttermund festgestellt werden.

    Auslöser der Ovulationsinduktion Sobald sich die Rosse dem Ende zuneigt, setzt der Eisprung ein. Das luteinisierende Hormon (LH), welches vermehrt freigesetzt wird, löst letztendlich die Ovulation aus. Die LH-Konzentration, die eine Stute zur Auslösung eines Eisprungs benötigt, unterscheidet sich jedoch.

    Methoden zur Auslösung der Ovulation Mittels Injektion unterschiedlicher Hormone lässt sich ein Eisprung auslösen. So kann die exogene (äußerliche) Zufuhr von synthetischen Analoga des Neurohormons Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH), eine Zunahme der LH-Freisetzung endogen (innerlich) auslösen und damit den Eisprung stimulieren.

    Merkmale zur Bestimmung der Rosse

    Die zu erkennende „Radspeiche“ ist ein untrügliches Zeichen für die Rosse. © Aurich

    Vor dem Einsetzen des Eisprungs weist der Follikel einen Durchmesser von mindestens 35 Millimeter auf. Die Genitalien sind schlaff und die Schleimhaut der Gebärmutter weist ultrasonographisch eine „Radspeichenstruktur“ auf. Dieses Ödem (= Wassereinlagerung) der Schleimhaut ist ein fast untrügliches Zeichen für das Vorliegen einer Rosse. Große Follikel können auch in der Gelbkörperphase oder bei einer Trächtigkeit vorhanden sein. Zeigen die Falten der Gebärmutterschleimhaut aber ein ausgeprägtes Ödem, heißt das, dass die Stute nicht unter Progesteron, sehr wohl aber deutlich unter Östrogenen steht. Die Radspeichenstruktur ist daher ein wichtiges Kriterium zur Beurteilung des Zyklusstandes. Das „Anspritzen“ einer Stute kann zwei verschiedene tierärztliche Eingriffe bedeuten: Die erste ist die Induktion einer Rosse in der Gelbkörperphase. Sobald die Stute einen Eisprung hatte, bildet sich der Gelbkörper normalerweise nach etwa 14 Tagen zurück, sofern sie nicht tragend ist. Eine Injektion von Prostaglandin verkürzt die Länge der Gelbkörperphase. Das Hormon baut den Gelbkörper ab, so dass die Stute wieder in die Rosse kommt. Dies kann unterschiedlich lange dauern und ist vom Zustand der Eierstöcke abhängig. Sind die Follikel in den Eierstöcken eher klein, kann das Einsetzen der Rosse mehrere Tage dauern.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Falls ein großer Follikel vorhanden ist, kann dieser innerhalb von ein bis zwei Tagen zum Eisprung kommen. Die zweite Art des Anspritzens ist die Induktion eines Eisprungs in der Rosse. Hier wird ein Analogon zum Hormon LH gespritzt. Bei diesem handelt es sich um humanes Choriongonadotropin (hCG). Dieses Hormon wird von schwangeren Frauen gebildet und wirkt bei der Stute wie LH. Sobald bei einer rossigen Stute der Rossefollikel „sprungreif “ ist, also 35 bis 40 Millimeter Durchmesser erreicht hat, kann hCG injiziert werden. Der Eisprung tritt daraufhin in 90 Prozent der Fälle nach 24 bis 48 Stunden ein. Hierbei ist das Alter der Stute relativ unwichtig. Die Kosten schwanken oftmals zwischen 30 bis 70 Euro, je nach weiteren Maßnahmen. Die Hormonbehandlungen begünstigen leider das Auftreten von „Doppelovaluationen“ und damit auch von Zwillingsträchtigkeiten. Dies muss in weiteren Untersuchungen ausgeschlossen werden.

     

    ZWILLINGSTRÄCHTIGKEIT

    Auf dem Ultraschallbild sind zwei Früchte sichtbar. Die kleinere sollte zerstört (im Züchterjargon: „abgedrückt“) werden. © Aurich

    Auch wenn regelmäßige Trächtigkeitsuntersuchungen selbstverständlich sein sollten, spielen diese bei Hormonbehandlungen eine besonders wichtige Rolle, da hierbei häufiger Doppelovaluationen auft reten können. Eine daraus resultierende Zwillingsträchtigkeit ist bereits sicher am 14. oder 15. Tag nach dem Eisprung feststellbar. Bestätigt sich der Verdacht, kann und muss mittels Ultraschall oder durch „Abdrücken“ einer Frucht zwischen Daumen und Zeigefinger die Zwillingsträchtigkeit zu einer Einlingsträchtigkeit reduziert werden. Mit über 90 Prozent ist die Erfolgsrate sehr hoch. Eine Zwillingsträchtigkeit würde in ihrer voranschreitenden Entwicklung das Leben und die Gesundheit der Stute gefährden, darüber hinaus führt sie nur in Ausnahmefällen zur Geburt gesunder, lebensfähiger Fohlen.

     

     

    Zyklusmanipulation der Stute im Winter

    Im Vergleich zu Wildpferden sind domestizierte Pferderassen nicht so lange anovulatorisch. Das heißt, dass bei ihnen nicht zwingend ovulatorische Zyklen nur im Frühjahr oder Sommer auftreten müssen. Normalerweise stellt sich in den Wintermonaten aufgrund der kurzen Tageslichtlänge die Aktivität der Eierstöcke ein. Dadurch werden Hypothalamus und Hypophyse, die die Zyklusaktivität steuern, weniger stimuliert. Ob die Stute fortpflanzungaktiv ist oder nicht, hängt daher weitgehend von der Tageslichtdauer ab. Diese spielt darum auch bei der Zyklusmanipulation eine wichtige Rolle.

    Zyklusmanipulation durch Licht

    Um die Stute früher zyklisch werden zu lassen, kann ein „Lichtprogramm“ helfen. Mit einer künstlichen Beleuchtung kann so eine winteruntypische Tageslichtdauer geschaffen werden. Künstliches Tageslicht hemmt die Freisetzung des Hormons Melatonin. Dies führt wiederum zum früheren Einsetzen des ovulatorischen Zyklus. „Beste Wirkungen bezüglich eines früheren Einsetzens ovulatorischer Zyklen werden erreicht, wenn das Lichtprogramm um den fünft en Dezember gestartet wird“, so Christine Aurich. Dadurch tritt der erste fruchtbare Zyklus im Frühjahr circa 75 Tage früher ein und beginnt so Anfang März. Am Tag reicht es, die Stuten 15 bis 16 Stunden Licht im Wechsel mit acht bis neun Stunden Dunkelheit auszusetzen. Diese „Therapie“ dauert sechs bis acht Wochen. Die Stuten nehmen vom länger zugeführten Licht keinerlei Schaden. Das Lichtprogramm darf jedoch nicht zu früh beendet werden, da die Stuten sonst wieder in den Anöstrus zurückfallen können.

    Zyklusmanipulation durch GnRH und seine Analoga oder durch Gestagen

    Neben dem Lichtprogramm gibt es noch weitere Maßnahmen, um die Stute während des Anöstrus in den Zustand eines ovulatorischen Zyklus` zu versetzen: Mit GnRH und seinen Analoga oder der Applikation von Gestagenen. Die erste Methode ist nicht so einfach umsetzbar, da den Stuten zwei Wochen lang mehrfach täglich GnRH injiziert werden muss. Dies lässt sich nur mit Hilfe von Minipumpen umsetzen und ist daher nicht praktikabel. Nachteile: Minipumpen sind teuer und schwer am Pferd zu befestigen. Vorteile: Die Ovulation beginnt mit 14 Tagen nach Behandlungsbeginn sehr früh. Mit der zweiten Methode – der Applikation von Gestagenen – lässt sich ebenfalls eine Rosseinduktion vornehmen. Die Gestagene wirken jedoch nur dann, wenn die Stute bereits in der sogenannten Übergangsphase zur Zuchtsaison ist. Dies zeigt sich darin, dass vorhandene Follikel mindestens einen Durchmesser von 20 Millimeter haben. Die Gestagenapplikation muss zwischen 12 bis 14 Tage erfolgen. Nachteile: Die Methode wirkt nur bei aktiven Ovarien. Vorteile: Die Ovulation setzt 20 Tage nach der Behandlung ein.

    Resümee

    Insgesamt muss bedacht werden, dass ein Eingreifen in den Zyklus notwendige Gründe erfordert und nicht nur aus monetären Gründen im Vordergrund stehen sollte. Ein medizinischer Eingriff bedeutet nach wie vor Stress für das Tier, den es so gut es geht zu vermeiden gilt. Auch wenn z. B. das Fohlen bei einem frühen Geburtstermin bessere Chancen auf einer Schau hat, so ist die Wahrscheinlichkeit, dass es von unzureichender Bewegung Gelenkchips davon trägt, größer als bei seinen natürlich geborenen Kameraden, die auf einer Graskoppel ausreichend Bewegung hatten. Unter anderem diese Vor- und Nachteile gilt es bei einer Zyklusmanipulation genau abzuwägen.

    VETERINÄRMEDIZINISCHE UNIVERSITÄT WIEN

    © Christine Aurich

    Prof. Christine Aurich ist Herausgeberin und Autorin der für diese Beiträge verwendeten wissenschaftlichen Lektüre (Aurich, Christine: Reproduktionsmedizin beim Pferd. Gynäkologie – Andrologie – Geburtshilfe; Stuttgart, 2. überarbeitete Auflage, Parey Verlag, 2009). Seit dem Jahr 2000 leitet die Universitätsprofessorin die Besamungs- und Embryotransferstation der Veterinärmedizinischen Universität Wien: Im Jahr 2007 wurde sie zusätzlich Leiterin des Graf Lehndorff -Instituts für Pferdewissenschaft en in Neustadt (Dosse). Kontakt: Klinik für Pferde, Veterinärplatz 1, A-1210 Wien, E-Mail: christine.aurich@vetmeduni.ac.at

     

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Nadia Wattad, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.