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  • De Niro – Oscarreif in die Zucht (Teil 1)

    De Niro – Oscarreif in die Zucht (Teil 1)

    Der im Viereck bis zu Nationenpreisen erfolgreiche Glanzrappe De Niro war 2008 erst der dritte Privatbeschäler, der Hannovers höchste Auszeichnung als Hengst des Jahres in Empfang nehmen durfte. Und nun führt er sogar die Weltrangliste der besten Dressurvererber an.

    Sein Namensvetter gilt als einer der besten Schauspieler der Gegenwart: Robert De Niro, berühmt für seine Besessenheit, seinen Perfektionismus und seine Disziplin, mit der er sich in seine Rollen hineinarbeitet und für die er schon mit zwei Oscars belohnt wurde. Im übertragenen Sinne trifft das auf den Hengst De Niro ebenfalls zu, dem die Rolle des vierbeinigen Spitzenvererbers und Dressurcracks auf den Leib geschrieben scheint. „De Niro ist ein überaus intelligentes Pferd, das sich eigentlich nie von etwas aus dem Konzept bringen lässt. Er hat immer alles gleich auf Anhieb gelernt. Tempiwechsel, Pirouetten, Piaffe und Passage – das komplette Grand Prix-Programm beherrschte er innerhalb kürzester Zeit“, charakterisiert Reitmeister Dolf-Dietram Keller seinen ehemaligen Schützling. „Aufgrund seines stets freundlichen, ausgeglichenen und leistungsbereiten Charakters machte das Training mit ihm jeden Tag Spaß.“

    De Niro – Karriere nach Maß

    Einer von sechs Olympiateilnehmern
    in London: Dablino unter Anabel
    Balkenhol.

    Stationen einer Karriere nach Maß: Als Dressurindexsieger und Gesamtreservesieger schloss De Niro 1996 seine HLP in Adelheidsdorf ab, siegte serienweise in Dressurpferdeprüfungen inklusive zweifacher Qualifikation für die Dressurpferde-Bundeschampionate und eilte siebenjährig in S-Dressuren bis hin zur Grand Prix-Klasse von Erfolg zu Erfolg. „Dass wir von den Dressurpferdeprüfungen fast nahtlos in die Grand Prix-Klasse aufgestiegen sind und die Kleine Tour sozusagen übersprungen haben, lag daran, dass wir uns nicht für den Burg-Pokal qualifizieren konnten, als De Niro sieben Jahre alt war.“ Und da das Pferd das Pi-PaProgramm schon sehr gut beherrscht habe, sei man dann eben gleich in der Königsklasse durchgestartet, fährt Keller mit einem Lächeln auf den Lippen fort. Mit seinem Ausbilder Keller gewann De Niro 2001 das Championat der Deutschen Berufsreiter in Verden – und verwies damals Wansuela Suerte mit Hubertus Schmidt und Nector unter Ingrid Klimke auf die Plätze. 2002 stand das Paar im siegreichen Deutschen Nationenpreisteam in Hickstead, gewann in Saumur und holte sich 2003 den Sieg im Hamburger Dressurderby, wobei De Niro gleichwohl die Pferdewertung dieser im Finale mit Pferdewechsel ausgetragenen Traditionsprüfung für sich entschied. Der zweite Titel bei den Deutschen Berufsreitern machte den sportlichen Triumph in diesem Jahr komplett. 2006 bis 2007 saß Theresa Wahler im Sattel des Rappen und verdiente sich in der Piaff-Förderpreis-Serie ihre Grand Prix-Reiter-Sporen.

    Jahrhundertvater Donnerhall

    De Niros Vater: Jahrhunderthengst
    Donnerhall.

    De Niros Vater Donnerhall hat sich den Titel eines Jahrhunderthengstes wahrlich verdient. Der Oldenburger wurde 1981 auf dem Zuchthof von Otto Gärtner im Schleswig-Holsteinischen Travenhorst geboren und von Otto Schulte-Frohlinde für dessen Gestüt Grönwohldhof vor den Toren Hamburgs erworben. Karin und Herbert Rehbein formten aus dem Dunkelfuchs einen 65-fachen Grand Prix-Sieger und zweifachen WM-Teamgoldgewinner. Noch Jahre nach seinem Tod dominiert Donnerhall das Zuchtgeschehen mit 120 gekörten Söhnen, weit über 200 staatsprämierten Töchtern und allein in Deutschland 1.328 registrierten Sportnachkommen, die zusammen über 2,5 Millionen Euro gewannen. Letzter Coup? Alle Pferde der Deutschen Olympia-Dressurdelegation 2012 in London führen ihn auf der Vaterseite: Damon Hill NRW mit Helen Langehaneberg als Sohn sowie Diva Royal (v. Don Frederico) unter Dorothee Schneider, Desperados und Dablino (jeweils v. De Niro) jeweils als Enkel.

     

     

    De Niro – Rittigkeitsvererber

    Die Leistungsbereitschaft ist bei De Niro aber sicherlich nicht allein ein väterliches Erbe. Auch der Muttervater Akzent II genoss den Ruf eines Rittigkeitsvererbers. Die Mutter Alicante aus der Zucht des Amselhofbesitzers Joachim Kemmer wurde von Wolfhart von Samson in den Sport gebracht. „Alicante war ein Stutentraum: wunderschön und einfach phänomenal leicht zu reiten. Stets begriff sie alles direkt beim ersten Mal. Sie war ein Familienpferd und mir kommen heute noch die Tränen, wenn ich daran denke, dass wir sie nach 21 gemeinsamen Jahren im Alter von 28 einschläfern lassen mussten“, erinnert sich Annette Overrath. Die Tochter der De Niro-Züchterin Brigitte Pahl ritt die Stute erfolgreich bis M-Dressuren. „Eigentlich war Alicante als Reitpferd und nicht als Zuchtstute angeschafft worden. Dennoch haben wir sie viermal decken lassen, sozusagen für den Eigenbedarf, dreimal davon von Donnerhall. Ihn hatten wir damals noch als Nachwuchspferd auf einem Turnier gesehen und waren begeistert.“ Gleich das erste Alicante-Fohlen war etwas Besonderes und wurde zweieinhalbjährig unter dem Namen Dimension gekört. Noch eine Steigerung war Alicantes drittes Hengstfohlen, welches am 9. Mai 1993 das Licht der Welt erblickte. „De Niro war von Anfang an ein Hingucker. Als wir ihn bei der Fohlenschau ausluden, war er gleich von einer ganzen Traube Interessenten umringt, die ihn sofort kaufen wollten. Auf die Richter, zu denen seinerzeit u. a. Werner Schockemöhle gehörte, trabte er dann mit Riesentritten zu, blieb ganz kurz vor ihnen stehen und schnaubte einmal kräftig durch. Nach dem Motto: Jetzt komme ich! An Selbstbewusstsein hat es ihm nie gemangelt. Da passte das geflügelte Wort: Er kam, sah und siegte.“ De Niros Pedigree geht über Donnerhall-Akzent II-Wiesenbaum xx dann weiter mit Ferdinand, seines Zeichens Linienbegründer in der Hannoveraner Zucht, der sich u. a. mit Alwin Schockemöhles Spring-Mannschaft S-Olympiasieger Ferdl und Dr. Reiner Klimkes Dressurweltmeister und Team-Olympiasieger Mehmed ein Denkmal setzte. Aus dem Mutterstamm gingen weiterhin mehrere gekörte Hengste hervor, darunter Wapiti, Wogenbrecher und Laurion/ Markus Merschformann bzw. Sören Pedersen (DK), und die mit Franke Sloothaak überaus erfolgreiche Landdame FRH sowie Martin Schaudts Loriot und Gerd Wiltfangs Ferrara.

    Wünschenswertes Edelblut

    Muttervater Akzent II, ein Sohn der
    hannoverschen Vererberlegende
    Absatz.

    „Wir haben seinerzeit allen Angeboten widerstanden und De Niro mit der Hilfe von Jens Kühl selbst auf die Körung vorbereitet.“ Dass der Hengst dann eine Weltkarriere machen würde, damit hatte Annette Overrath allerdings nicht gerechnet. „Dazu gehörte natürlich auch, dass er bei seinem Verkauf in Verden in die richtigen Hände kam.“ Die Studienfreunde Tönne Böckmann und Burkhard Wahler legten 155.000 Mark für den Rappen an. Man sei damals auf der Suche nach einem Donnerhall-Sohn gewesen, „schließlich gab es kaum welche im Hannoveraner Zuchtgebiet – und zwar weder bei den Privaten noch im Landgestüt“, erinnert sich Burkhard Wahler vom Klosterhof Medingen an die Körung im Jahr 1995. Und wann ist man auf De Niro aufmerksam geworden? „Eigentlich schon in dem Moment, in dem der Körkatalog erschien. Der Hengst verfügte genau über die Edelblutanteile, die wir uns gewünscht hatten. Die vielfach erprobten Anpaarungen von Donnerhall mal Pik Bube I waren uns meist einfach zu schwer.“ Und als dann De Niro in Verden die Bühne betrat, sei schnell klar gewesen: der oder keiner! „Er trabte mit diesem sehr guten Hinterbein herein, dass es ihm später so leicht machte in den versammelten Lektionen, und er verfügte über diese wunderbar langen Linien“, gerät Wahler noch heute beim Gedanken daran regelrecht ins Schwärmen. Aber der Hengst sei damals noch recht jugendlich gewesen. „Letztlich war aber genau das wahrscheinlich unser Glück, denn wir hatten befürchtet, dass er ins Celler Lot aufgenommen wird.“ Doch Landstallmeister Dr. Burchard Bade verzichtete auf eine Fesselung des Hengstes für das Niedersächsische Landgestüt in Celle und damit war der Weg frei für das Hengsthalter-Gespann Böckmann-Wahler.

    Volle Decklisten

    Zwar kann sich Burkard Wahler nicht mehr daran erinnern, wessen Idee es war, den Hengst nach dem eingangs beschriebenen US-amerikanischen Schauspieler zu benennen, aber er weiß noch ganz genau, dass De Niro von Anfang an volle Decklisten hatte. „Uns kam natürlich zugute, dass De Niro zwar in Hannover die für Junghengste vorgeschrieben Stutenzahl von 30 nicht überschreiten durfte, er in Oldenburg aber ohne Begrenzung decken durfte.“ De Niros erster Fohlenjahrgang sorgte gleich für Entzücken – bei Züchtern und Zuchtrichtern. Dafür gab es 1997 in Oldenburg die I a-Hauptprämie. Ein Jahr später offenbarte sich die Begehrlichkeit der De Niro-Youngster in messbarer Deutlichkeit: Mehr als zehn seiner Fohlen wurden für durchschnittlich 25.000 Mark versteigert. Jeder wollte gerne so einen kleinen bewegungsgenialen Strahlemann Marke De Niro haben – koste es zum Teil, was es wolle. 1999 gingen die Youngster in Vechta und Medingen für sensationelle 130.000, 81.000 und 62.000 Mark über den Tresen. Und 2000 dann der Gipfel: mit 140.000 Mark-Zuschlagspreis setzte De Niro neue Maßstäbe auf dem Fohlenmarkt. Bei den ersten Reitpferdeverkäufen klingelte es erneut mächtig in den Züchterkassen. 200.000 Mark kostete Daily Hero 2001 in Vechta, 450.000 Mark Da Vinci in Medingen.

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • De Niro – Oscarreif in die Zucht (Teil 2)

    De Niro – Oscarreif in die Zucht (Teil 2)

    „Was er einmal begriffen hat, das kann er!“

    Beide, Daily Hero und Da Vinci, sind längst in der Klasse S erfolgreich, genau wie bald 200 weitere De Niro-Sprösslinge. Unter ihnen Anabel Balkenhols Mediencup-Sieger, Otto-Lörke-Preisträger, WM-Teamdritter und Olympiateilnehmer Dablino FRH. Sechsjährig entdeckte ihn Anabels Vater, der Mannschafts-Olympiasieger Klaus Balkenhol, als er bei der WM der jungen Dressurpferde in Verden Rang fünf belegte. Im Sattel des Fuchses aus der Zucht von Weert-Arnold Sweers, der auch den Vollbruder D-Online zog, saß Holga Finken. „Dablino lernt enorm schnell. Was er einmal begriffen hat, das kann er dann auch“, lobt Anabel Balkenhol ihr Spitzenpferd. Einzig sein Hasenherz macht seiner Reiterin zu schaffen – und das bei einem Stockmaß von locker 1,75 Meter. Doch mit vielen vertrauensbildenden Maßnahmen hat es das Paar in die internationale Spitze des Vierecksports geschafft . Letzte Kostprobe war der Special von Hagen, bei dem der Notentrend, nach herausragenden Piaffen, Passagen und Serienwechseln, gen 80 Prozent ging – hätten nicht bei den Pirouetten ein paar Flöhe gehustet, die den Hannoveraner Wallach just aus dem Konzept brachten… Zu De Niros Referenzen gehört weiterhin Fabienne Lütkemeiers vierfacher Jugend-EM-Goldgewinner, Burg-Pokal-Zweiter und Olympia-Reservist D’Agostino. Klaus Lahmann in Bad Eilsen zog den eleganten Fuchs, der von Martin Waldvogel in den Sport gebracht wurde, aus seiner Shogun xx-Tochter Serenade. Zwar erhielt D’Agostino 2007 für Baden-Württemberg die Zuchtzulassung, doch entschied sich seine neue Besitzerfamilie Lütkemeier, ihn zu kastrieren. Dieses Schicksal teilt D’Agostino mit dem Dressurpferde-Weltmeister Deveraux OLD, der mit Sanneke Rothenberger in der Jungen Reiter-Tour EM-Gold sowie den FEI World-Cup in Frankfurt gewann und nun im Piaff-Förderpreis für Furore sorgt. „Devil“, wie Sanneke Rothenberger ihren Oldenburger Rappen aus der Zucht von Auguste Berding, Dinklage, nennt, sei ein richtiger Charmeur. Stets freue er sich auf das Reiten und „deswegen macht er auf sich aufmerksam, wenn er nicht früh genug dran kommt.“

    Sechs Olympiakandidaten in London

    Hannoveraner Hengstmarktspitze
    Hotline mit Allan Grøn (DK).

    In die Kategorie Olympiakandidaten gehören neben Dablino und D’Agostino auch Delgado unter Beatriz Ferrer Salat (ESP), Donnerfee mit Claudia Fassaert (BEL) und, als Reservepferd für Kanada. Devon L mit Diane Creech. FBW De Vito belegte 2012 mit der Dänin Lone Jörgensen im Weltcup-Finale von s´Hertogenbosch Rang zehn. Im internationalen Grand Prix-Zirkus mischen oder mischten Don’t Forget/Henri Ruoste (FIN), D’Accord/Dennis Callin (USA) bzw. Jan Herrmann, Daintree und Dick Tracy OLD/Alexandra Bimschas, Rhapsodie Queen/Hayley Beresford (AUS), Dio Mio/Christilot Boylen (CAN), Dixieland/Andrea Timpe, Finally/Mette Rosencrantz (USA), Dance with Wolves/Carl Hester (GBR), Daquino/Dr. Peter Brenske, Darjeeling/Stephan Köberle sowie Dumas/Michaela Jordan mit – und nicht zu vergessen der Deutsche Meister der Berufsreiter 2011, De Value unter Hartwig Burfeind, und der Bundeschampion und frischgebackene Deutsche Vizemeister der Berufsreiter 2012, Daily Pleasure unter Holga Finken. „De Niro ist ein extrem schlaues Pferd, das sehr leicht gelernt hat. Hinzu kommen sein exzellentes Hinterbein und sein starker, gesunder Rücken. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Er bringt also allein schon vom Körper her alle Voraussetzungen für höchste Versammlung mit. Wenn andere nicht mehr wollten, dann ging es bei ihm erst richtig los – und genau dieses Wollen und Können gibt er seinen Nachkommen weiter“, erklärt Burkhard Wahler das Vererbungsgeheimnis des De Niro, welches sich längst selbst Zuchtbücher wie die sonst so abgeschotteten Holsteiner und KWPNler zunutze machen wollen. Und er fügt hinzu, dass die Begehrlichkeit des De Niro viel mit seinem sportlichen Coming Out zu tun hat: „Wir züchten heute für den Sport und wo kann man deutlicher sehen, ob ein Pferd die Anlagen zum Grand Prix mitbringt als im Grand Prix selbst?“ Von daher sei es für ihn völlig verständlich, dass Züchter, die ihre Idee vom Leistungspferd realisieren möchten, bevorzugt auf Hengste mit Sporterfolgen zurückgreifen würden: „Eine Philosophie übrigens, der wir uns auf dem Klosterhof Medingen stets verpflichtet gefühlt haben.“

    Mit 330.000 Euro Hengstmarktspitze

    Die Zahl der gekörten Söhne des De Niro liegt laut Jahrbuch Zucht bei über 60. Dazu gehört auch Depardieu. Der Rappe war 2000 Oldenburger Kör-Reservesieger und wurde dann in Dänemark zum Siegerhengst proklamiert. Anschließend bezog der dreifache Oldenburger Dressurpferde-Landeschampion, Burg-Pokal-Qualifikant und zweifache Hannoveraner Landeschampion seine Box bei Emma Hindle (GBR) auf Brookhouse Stud. Vier gekörte Söhne stehen für Depardieu zu Buche, wie der Hannoveraner Champion und Dressurpferde-WM-Platzierte Deveraux. Der dunkelbraune Wallach Diamonds Forever von Depardieu ist neuer Star im Stall von Anabel Balkenhol. Und dann ist da noch der Hannoveraner Kör- und HLP-Sieger Dancier. 330.000 Euro legte 2004 der damalige Landstallmeister Dr. Burchard Bade hin, um den schmucken Rappen mit Strichblesse, durchgehender Schnippe und drei weißen Füßen für Celle zu sichern. Kaum günstiger war 2001 der zweite Reservesieger Desert Moon, der mit 530.000 Mark über den Hengstmarkt verkauft wurde. 300.000 Euro kostete der HLP-Sieger Duke of Oldenburg 2009 in Medingen, den Hergen und Roland Schweers gezogen haben. Dancier, selbst über die Bundeschampionate bis Inter I erfolgreich, stellte mehr als 20 gekörte Söhne. Viele von ihnen gingen auf dem Prämienring der Jahrgangsbesten, wurden teuer gehandelt, wie zuletzt der Prämienhengst Danciano, der für 320.000 Euro in den Stall Schockemöhle wechselte, und setzten sich an die Spitze, wie der amtierende Weltmeyer-Preisträger Dancing World vom Gestüt Famos. Hinzu kommen hocherfolgreiche Nachwuchssportpferde, Siegerstuten und teure Auktionsfohlen.

    Zweiter Bildungsweg

    Einen kleinen Umweg nahm die Karriere des Desperdos FRH, der den Verdener Körplatz 2003 als teuerster nicht gekörter Hengst in Richtung Gestüt Sprehe verließ. Nach Bronze beim Bundeschampionat 2004 trat der von Herbert Schütt gezogene Rappe im November desselben Jahres erneut vor die Hannoveraner Körkommission und bekam nicht nur den Segen, sondern eine Prämie noch oben drauf. Vom Rehbein-Schüler Falk Rosenbauer meisterlich gefördert, sicherte sich Desperados 2010 in Hamburg das Blaue Band des Derbysiegers und Rang zwei im Mediencup-Finale. 2001 folgten der Wechsel unter den Sattel von Kristina Sprehe und der Sprung in die internationale Viereckphalanx, wofür es am Ende der Saison in Stuttgart den prestigeträchtigen Otto-Lörke-Preis gab. Und es sollte noch besser kommen: 2012 Sieg im Dortmunder Meggle Champions Finale, DM-Doppelbronze, Sieg im Großen Aachener Dressurpreis und Teamsilber bei den Olympischen Spielen von London. In die Entscheidung um die Weltcup-Krone 2013 von Göteborg konnte Desperados, nach seiner Titelverteidigung in Dortmund, verletzungsbedingt nicht eingreifen. Desperados Tochter Doris Day aus der Zucht von Heinrich Ramsbrock gewann dreijährig, was es zu gewinnen gab: Bundeschampionat, Landeschampionat und die Hannoveraner Stutenschau. 2012 trabte Delany bei der Herwart von der Decken-Schau ihren Konkurrentinnen auf und davon. Destano, einer von 13 gekörten Söhnen, avancierte in Vechta zum Oldenburger Hauptprämiensieger. Das Fohlen Desert Storm war mit 28.500 Euro Spitze in Vechta, in Verden kostete ein Stutfohlen 26.000 Euro. Der Oldenburger De Niro-Sohn Denaro stellte mit dem in Bayern gezogenen Birkhof ’s Denario den Reitpferde-Bundeschampion 2007 und Dressurpferde-Bundeschampion 2009, der mit seiner Ausbilderin Nicole Casper bereits Inter I-Siege verbuchen konnte.

    Die Danone-Brothers

    Neben dem Hannoveraner Reservesieger De Janeiro und dem Neustädter Reserversieger Danzas fehlt nun noch die Erwähnung des Brüdertrios Danone I, Danone II und Der Designer, die alle drei von Dr. Bianca Helmcke, Jameln, aus deren Weltmeyer-Tochter Well Done gezogen wurden. Danone I, 2003 Siegerhengst in Schweden, 2008 erstmals in der schweren Klasse erfolgreich und 2012 mit Theresa Wahler siegreich bis Grand Prix, lieferte sein Meisterstück sicherlich im Oldenburger Reservesieger Dante Weltino ab, der im Dressurpferde Leistungszentrum Lodbergen beheimatet ist, sich für das Bundeschampionat qualifizierte und sich Anfang 2013, gerade einmal sechsjährig, gleich mit einem Sieg in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse M für höhere Aufgaben empfahl. Danone II wandelte mit Erfolgen 2001 im Burg-Pokal-Finale und 2012 bis Inter II ganz auf den Spuren seines Bruders Danone I, musste im März 2013 infolge eines Beinbruchs aber eingeschläfert werden. Der Designer, Prämienhengst in Verden, war im Dezember 2011 mit 1,1 Millionen Preisspitze der P.S.I.-Auktion – Kunden aus Russland sicherten sich den Glanzrappen.

    De Niros Töchter

    Die Oldenburger Siegerstute Fire and Ice.

    Gerne setzt sich De Niro mit seinen Töchtern in Szene. Was 2000 der I b-Brillantringstute Die Weingard nicht ganz gelang, machte 2001 die fuchsfarbene Edina aus dem bewährten Züchterhause Fleitmann in Großenkneten im Schlosspark zu Rastede perfekt – sie holte den ersten Oldenburger Stutentitel für ihren Vater De Niro. 2011 wiederholte Fire and Ice diesen Titelgewinn, zur Freude ihres Züchters Dieter Scherwitzki aus Holdorf, der die Schwarzbraune aus einer Mutter von Lord Liberty-Riesling gezogen hat. Die Töchter des De Niro geben ihre besondere Qualität gerne weiter. Erstes Beispiel: De Nira. Ihr Sohn Hotline, 2005 Hannoveraner Körsieger in Verden, katapultierte mit einem Zuschlagspreis von 850.000 Euro die Rekordmarke bei Verbandsauktionen in eine kaum noch vorstellbare Höhe. Der Halbtrakehner (v. Hofrat) avancierte in Schlieckau zum HLP-Sieger und wurde später Dänischer Dressurchampion. Für das Gestüt Blue Hors siegt er nun in Grand Prix-Dressuren. De Nira brachte außerdem Real Dancer (v. Rubin Royal), 2012 Vierter im Burg-Pokal mit Jan-Dirk Gießelmann im Sattel. Zweites Beispiel: Schicke Deern. In Anpaarung mit Fidertanz brachte die staatsprämierte De Niro-Tochter auf dem Hof von Peter Wreesmann, Lastrup, die spätere Oldenburger Siegerstute Fifty-Fifty OLD zur Welt, die in den Dressurstall Rothenberger ins hessische Bad Homburg wechselte. Drittes Beispiel: Annabel. Sie brachte zunächst mit Jazz den gekörten Hengst Chagall und mit Johnson den Dressurpferde-WM-Dritten Bretton Woods. Der Rappe, der von Matthias Rath auf höhere Aufgaben vorbereitet wird, gewann 2001 in den Niederlanden überlegen die VSN-Trophy, wobei seine Rittigkeit mit der Maximalnote 10,0 bewertet wurde. Zuvor war er beim 50-Tage-Test des KWPN eine Klasse für sich. Die Liste der Beispiele ließe sich noch deutlich verlängern…

    De Niro – Das Alphatier

    De Niro geht es gut mit seinen 20 Jahren. „Und zwar so gut, wie es einem 20 Jahre alten Hengst nur gehen kann. Sicher, wenn ich ihn mit mir vergleiche“, räumt Burkhard Wahler ein und spielt dabei scherzhaft auf sein eigenes Alter von 57 Jahren an, „dann zieht und zwackt es schon mal ein bisschen hier und da.“ Aber De Niro sei topfit und genieße nach wie vor sein Programm – „sonst wäre er nicht glücklich“, ist sich Wahler sicher. Jeden Tag werde er von einer Bereiterin erst ins Gelände spazieren geritten und dann folgten ein paar Lektionen. Heute, wie früher im Viereck, könne ihn dabei nichts erschüttern. „Wind, klappernde Zelte, unruhige Zuschauer am Rand… Wenn andere am liebsten die Flucht ergriff en hätten, dann konzentrierte sich De Niro umso mehr auf seinen Reiter.“ Nur Lusitanos mit wallender Mähne und berittene Polizisten, die konnten ihn schon mal aus der Fassung bringen. „Er ist eben ein richtiges Alphatier“, lacht Wahler – diesen Status hat er sich ja nun auch redlich verdient…

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Embryotransfer und Stammzellenbank – Tradition vs. Moderne in der Pferdezucht

    Embryotransfer und Stammzellenbank – Tradition vs. Moderne in der Pferdezucht

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Um erfolgreiche Sportpferde zu züchten, spielt nicht nur die Genetik in Form der Auswahl eines geeigneten Hengstes und einer geeigneten Stute, sondern auch das Timing eine Rolle. Alte Züchterweisheiten, wie die, dass Fohlen am besten im Frühjahr zur Welt kommen sollten, haben auch noch im Zeitalter des Embryotransfers ihre Daseinsberechtigung, denn der Biorhythmus der Stute weiß nichts von den technischen Möglichkeiten, die die Medizin heute zur Unterstützung der Zucht bereit hält.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_single_image image=“4147″ img_size=“large“][vc_column_text]Eine Zuchtstute bringt in ihrem Leben normalerweise zwischen fünf und zehn Fohlen auf die Welt. Mittels Embryotransfers kann die Nutzungsdauer von Zuchtstuten ausgedehnt werden und es ist theoretisch möglich, mehrere Fohlen während einer Decksaison zu produzieren. Wer jetzt schon Horrorvorstellungen von Fohlen in Massenproduktion hat, kann beruhigt sein, denn im Gegensatz zu Kuh oder Schwein kann beim Pferd nicht hormonell in den Fruchtbarkeitszyklus eingegriffen werden. Die so genannte Superovulation, bei der durch Hormongabe mehrere Eizellen gleichzeitig reifen, klappt beim Pferd bisher nicht. Auch das „Züchten im Reagenzglas“ ist bei Pferden nicht erfolgreich. Daher gibt es keine Massenproduktion von Retortenfohlen in der Petrischale, sondern es entsteht stets nur ein Fohlen nach dem anderen nach einer Befruchtung im Mutterleib.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Gesunde Zellen auf der Bank

    Neben der Reproduktionsmedizin haben auch in anderen Bereichen der Veterinärmedizin in den letzten Jahren für den Züchter interessante Entwicklungen stattgefunden, z. B. die Stammzellentherapie. Relativ neu ist das Angebot, bereits bei der Geburt Blut aus der Nabelschnur zu entnehmen und die gewonnen Stammzellen einzufrieren. So kann später, wenn wirklich eine Verletzung auftritt, auf die bereits eingelagerten Stammzellen zurückgegriffen werden.

    Abseits der oft politisch geführten Debatte um Gentechnik hat sich die Stammzellentherapie vor allem in der Humanmedizin in den letzten Jahren etabliert. Dabei werden verschiedene Arten, Stammzellen zu gewinnen, unterschieden: Die umstrittenste ist die Gewinnung aus Embryonen. Eine ethisch unbedenkliche Alternative, die auch in der Behandlung von Pferden seit vielen Jahren erfolgreich eingesetzt wird, sind Erwachsenen-Stammzellen, z. B. aus Knochenmark. Hierzu wird dem Patienten aus eigenem Knochenmark, zum Beispiel aus dem Brustbein, Gewebe entnommen. Das Problem ist aber: Je älter der Patient ist, umso weniger Stammzellen sind in seinem Knochenmark zu finden.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

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    Daher hat sich in der Humanmedizin die Gewinnung von Stammzellen aus Nabelschnurblut durchgesetzt. Dies ist ethisch unbedenklich und relativ einfach durchzuführen. Hierzu wird aus der Nabelschnur Blut entnommen und in speziellen Blutbanken, ähnlich den Blutspendezentralen, aufbereitet und tiefgefroren gelagert. Seit kurzem gibt es diesen Service auch für Pferde. Es können also eigene Stammzellen des Fohlens vorbeugend aufbewahrt werden, damit sie bei einer irgendwann auftretenden Verletzung oder Erkrankung zur Verfügung stehen.

    Vielleicht wird sich diese Art der Vorbeugung durchsetzten, wie es vor Jahrzehnten die Schutzimpfung vorgemacht hat, und man legt in Zukunft beim Pferdekauf auch auf vorsorglich eingelagerte Stammzellen Wert.

    Züchtertüv

    Auch beim Verkauf von Sportpferden, insbesondere bei der Vermarktung über Auktionen, greifen Züchter immer häufiger auf medizinische Dienstleistungen zurück. Denn gerade für Züchter ist die Dokumentation des Gesundheitszustandes beim Verkauf eines Pferdes wichtig, da die Verkaufsuntersuchung juristische Sicherheit gibt. Außerdem gibt der Tierarzt dem Züchter beim so genannten „Züchtertüv“ wertvolle Hinweise zur späteren Verwendung des Pferdes im Sport.

    Insgesamt ist der Tierarzt in der Pferdezucht nicht mehr alleine zum Kurieren von Krankheiten gefragt, vielmehr hat sich ein breites Spektrum an Dienstleistungen rund um Aufzucht und Vermarktung entwickelt, um gesunde und erfolgreiche Pferde in den Sport zu bringen.[/ihc-hide-content]

    © Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11, Guido Krisam[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]