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  • Deutscher Pferdesport in Zahlen

    Deutscher Pferdesport in Zahlen

    Mit der Ipsos-Studie stellt die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) eine umfangreiche Studie zum Pferdesport in Deutschland vor. DafĂŒr fĂŒhrte das Marktforschungsunternehmen Ipsos bereits 2019 insgesamt 10.000 Interviews. Anfang 2020 lagen die spannenden Zahlen vor.

    Die Befragten waren in fĂŒnf Gruppen eingeteilt: Aktive organisierte Pferdesportler (Vereinsmitglieder, ca. 350.000 Menschen), aktive nichtorganisierte Pferdesportler (Nicht-Vereinsmitglieder, ca. 490.000 Menschen), gelegentliche Pferdesportler (mit ca. 1,5 Mio. Menschen die grĂ¶ĂŸte Gruppe), ehemalige Pferdesportler (ca. 490.000 Menschen) und potentielle Pferdesportler (ca. 210.000 Menschen).

    Der Durchschnittsreiter

    Der Durchschnittsreiter in der Gruppe aktiver, organisierter Pferdesportler ist weiblich und etwa 38 Jahre alt. Aktive Reiter blicken dabei durchschnittlich auf etwa 14 Jahre Erfahrung im Pferdesport zurĂŒck, Gelegenheitsreiter auf etwa 10 Jahre. Bei Beginn ihrer Reiterkarriere waren 22% der heute aktiven Pferdesportler 6 Jahre oder jĂŒnger, 39% haben im Alter zwischen 7 und 12 Jahren begonnen zu reiten. Etwa jeder FĂŒnfte der Befragten war bereits 18 Jahre oder Ă€lter. Ebenfalls interessant sind die Zahlen aus der Gruppe ehemaliger Reiter. Etwa 32% haben den Pferdesport im Alter zwischen 13 und 17 Jahren aufgegeben, weitere 25% im Alter zwischen 18 und 29 Jahren. Teenager sind also die grĂ¶ĂŸte Risikogruppe, was den Ausstieg aus dem Pferdesport betrifft. Die meisten aktiven Pferdesportler leben in Nordrhein-Westfalen (24%), 62% davon in Orten mit weniger als 100.000 Einwohnern. 67% aktiver, organisierter Pferdesportler arbeiten Vollzeit, weitere 15% in Teilzeit. Den Reitsport sieht ein Großteil der Reiterinnen und Reiter als Freizeitsport: 76% der aktiven, organisierten Reiter und sogar 90% unter aktiven, nicht-organisierten Reitern. DemgegenĂŒber stellen etwa 23% der Vereinsmitglieder den Turniersport in den Fokus, unter aktiven Reitern, die nicht im Verein sind, tun das etwa 8% der Befragten.

    Pferde in Deutschland

    Wie die Hochrechnungen der FN aufzeigen, gibt es in Deutschland etwa 600.000 Haushalte, die Pferde besitzen und ca. 920.000 Haushalte, die aktiv oder gelegentlich Reitsport betreiben. Die Anzahl eingetragener Pferde im Privatbesitz belĂ€uft sich auf 1.247.000 Tiere. Was die Pferderasse betrifft, gibt es eine eindeutige Tendenz zum Deutschen Reitpferd bzw. WarmblĂŒtern: Insgesamt 38% der Befragten gaben sie als bevorzugte Rasse an. Weit abgeschlagen folgten mit 9% Deutsche Reitponys und mit 8% Rennpferde. Jeder zehnte der Befragten gab an, keine PrĂ€ferenz zu haben.

    Bei der Haltungsform sind die PrĂ€ferenzen unterschiedlich: 40% der Befragten halten ihr Pferd in einem Pensionsbetrieb. Im Vergleich zur Studie von 2001 konnten die Autoren hier einen Zuwachs erkennen. Private Haltungen nahmen im Vergleich ab. Rund 44% der aktiv organisierten Pferdesportler sehen fĂŒr ihr Pferd die Einzelbox mit Außenfenster (23%) oder eine Paddockbox (21%) als optimal. Unter nichtorganisierten Reitern tendieren 37% zur Haltung im Offenstall oder Aktivstall. Die Pferdewirtschaft verzeichnet aktuell einen Gesamtumsatz von 6,7 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland. Davon entfallen 39% auf Haltungskosten.

    Bevorzugte Disziplinen

    Insgesamt stellt die Studie eine klare Tendenz fest: Je höher die AffinitĂ€t zum Pferdesport umso wahrscheinlicher wird die Dressur bevorzugt. Mehrfachantworten waren möglich und innerhalb der Gruppe aktiver, organisierter Reiter sind 72% Dressurreiter, 46% Springreiter und 35% sind im Bereich der Vielseitigkeit unterwegs. Bei aktiven nicht-organisierten und Gelegenheitsreitern stehen sich Dressur und Vielseitigkeit je mit 60 bzw. 48% im Bereich Dressur und 50% in der Vielseitigkeit in beiden Gruppen gegenĂŒber. Das Thema Ausreiten ist fĂŒr 65% der Gelegenheitsreiter, 60% der aktiven, nicht-organisierten Reiter und nur 48% der aktiven, organisierten Reiter eine prĂ€ferierte AktivitĂ€t. Interessant ist jedoch auch der Hinweis der Studienauswertung, dass Vielseitigkeit scheinbar hĂ€ufig auch mit Ausreiten oder „von jeder Disziplin etwas“ verwechselt wird.

    Ansichten zum Turniersport

    Das Thema Tierschutz zeichnete sich in der Umfrage als sehr relevant fĂŒr Reiter aller Art ab. Auch unter aktiven Vereinsmitgliedern sind etwa 25% der Befragten der Ansicht, dass Turniersport auch nach Regeln der VerbĂ€nde nicht pferdegerecht ist. Bei aktiven, nicht-organisierten Pferdesportlern denken das sogar 45% und unter Gelegenheitsreitern vertreten 41% diese Ansicht. Befragt nach ihrer Vision fĂŒr den Pferdesport 2030 gaben entsprechend 13% an, dass sie sich kĂŒnftig mehr Tierschutz erwarten. 9% gehen davon aus, dass Reitsport teurer wird, 6% dass er technischer und digitaler sein wird. Ein Großteil von 31% machte keine Angabe zur Vision fĂŒr 2030.

    Alle Zahlen der Studie finden Sie hier:  www.pferd-aktuell.de

     

  • Dark Ronald XX kein WFFS-TrĂ€ger

    Dark Ronald XX kein WFFS-TrÀger

    Der englische Stempelhengst Dark Ronald XX wurde 2019 als möglicher WFFS-TrÀger ermittelt. Eine Studie der UniversitÀten Göttingen und Halle widerlegt diese Theorie nun. Die Ergebnisse veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift Animal Genetics.

    WFFS: Was ist das?

    Das Warmblood Fragile Foal Syndrome (Link zu Hengstbuch-Artikel) ist eine (meist) tödliche verlaufende Erbkrankheit, die seit einigen Jahren fĂŒr Schlagzeilen sorgt. Betroffene Fohlen haben ein sehr instabiles Bindegewebe. Bereits bei geringen Belastungen löst sich die Haut ab, die Gelenke werden instabil. Eine Behandlung gibt es bislang nicht.

    Bereits 2012 konnte das betroffene Gen identifiziert werden: PLOD1 sorgt normalerweise dafĂŒr, dass Kollagen-MolekĂŒle in der Haut und im Bindegewebe ein stabiles Geflecht bilden. Beim Gendefekt WFFS verhindert eine Mutation diese Quervernetzung. Woher die Mutation stammte, war bislang nicht klar. Dass die Verbreitung des Gendefekts in der deutschen Warmblutzucht zunehmend problematisch wurde, wurde dagegen immer deutlicher.

    Woher stammt der Gen-Defekt?

    Auf der Suche nach einer Antwort werteten die Vereinigten Informationssysteme Tierhaltung in Verden 2019 die Testergebnisse von rund 2.000 Pferden und deren Abstammungsdaten aus. Am Ende lag die Vermutung nahe: Der Gendefekt könnte vermutlich auf den englischen Vollbluthengst Dark Ronald XX (1905-1928) oder dessen Vater Bay Ronald XX zurĂŒckzufĂŒhren sein. Ihre Nachkommen wiederum hĂ€tten das rezessiv-vererbte Gen weitergegeben.

    Die Forschungsarbeit unter Göttinger Leitung widerlegt diese Theorie nun. Der Hauptautor der Studie und Direktor des TierĂ€rztliches Instituts der UniversitĂ€t Göttingen Prof. Dr. Dr. Bertram Brenig hĂ€lt fest: „Uns ist jetzt der Nachweis gelungen, dass Dark Ronald XX nicht TrĂ€ger der PLOD1-Mutation war und somit als Verursacher ausgeschlossen werden kann“. Bereits 2019 waren erste Zweifel an der Theorie aufgekommen, eine weitere Untersuchung legt nahe, dass der Verursacher ein 1861 geborener Hannoveraner Hengst sein könnte.

    Dark Ronald XX

    Dark Ronald XX hatte als Stempelhengst großen Einfluss auf die deutsche Pferdezucht. 1913 nach Deutschland verkauft, war er zunĂ€chst in Graditz und spĂ€ter Altefeld im Deckeinsatz. Nach einer Darmkolik 1928 verstarb der Hengst in der Tierklinik der UniversitĂ€t Halle. Dort befinden sich bis heute das Skelett, Herz und die Haut des Stempelhengstes. In der haustierkundlichen Sammlung der Martin-Luther-UniversitĂ€t Halle-Wittenberg. „Das ist ein glĂŒcklicher Umstand, da wir auf diese Weise Dark Ronald XX direkt auf das Vorhandensein der PLOD1-Mutation untersuchen konnten“, erklĂ€rt Brenig. Im Fokus der Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler standen kleine StĂŒckchen der Haut. „Die Untersuchung der DNA aus der fast 100 Jahre alten Haut von Dark Ronald XX war nicht ganz einfach“, so Ko-Autorin Dr. Renate Schafberg von der UniversitĂ€t Halle, „da wir nichts ĂŒber die Gerbung oder sonstige konservierende Behandlungen der Haut wussten“. Die Ergebnisse der Studie sind im Original in Animal Genetics erschienen.

     www.uni-goettingen.de