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  • Gefahr der atypischen Weidemyopathie

    Gefahr der atypischen Weidemyopathie

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Im Spätsommer und Herbst ist die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung an der atypischen Weidemyopathie besonders hoch. Teilweise sind Pferde auch im Frühjahr betroffen. Wie der Name schon sagt, sind ausschließlich Weidepferde gefährdet. Gerade Wiesen mit wenig Futterangebot sowie Baumbestand, auf denen im Herbst das Laub von verschiedenen Bäumen liegt, und die jahrelang als Koppeln genutzt werden, stellen eine erhöhte Gefahr dar. Hauptsächlich sind den Bundesländer Thüringen und Sachsen Fälle bekannt. Vor allem scheint die Gefahr besonders hoch nach einem plötzlichen Temperaturabfall und den ersten Nachtfrösten zu sein. Der exakte Zusammenhang ist bisher noch nicht final wissenschaftlich abgeklärt.

    Krankheitssysmptome der atypischen Weidemyopathie

    Erkrankte Tiere zeigen als Anzeichen oftmals Muskelzittern, einen steigen Gang, Störungen der Koordination, starkes Schwitzen, Koliken und eine erhöhte Atemfrequenz. Zusätzlich verdunkelt sich der Urin aufgrund der zerfallenden Muskelfasern, wodurch der Muskelfarbstoff Myoglobin freigesetzt wird. Schlussendlich legen sich die Pferde fest, da die Muskulatur bei atypischer Weidemyopathie gänzlich zerstört wird.

    Jährlich gibt es eine Vielzahl an tödlichen Krankheitsverläufen in europäischen Ländern, da die Sterberate auch bei direkt eingeleiteter Therapie bei 90 Prozent liegt. Die Erkrankung erfolgt sehr plötzlich und verläuft zusätzlich sehr rasch innerhalb von circa 24 Stunden.

    Auslöser für die atypische Weidemyopathie

    Das Krankheitsbild basiert auf einer toxisch bedingten Störung des Muskelstoffwechsels. Diese wird durch Hypoglycin A ausgelöst. Das Toxin unterbindet den Fettstoffwechsel der Muskelfasern. Dadurch wird die Arbeit der Muskulatur, gerade auch die der Atem- und Herzmuskeln, deutlich erschwert. Zusätzlich schädigt Hypoglycin die Nieren.

    Unter Verdacht: Samen des Ahornbaums. / © stock.adobe.com/Premium Stock Images

    Wissenschaftler der British Equine Veterinary Association und amerikanische Kollegen haben Eschen-Ahornsamen im Verdacht, die Vergiftung auszulösen. Der Auslöser ist allerdings noch nicht endgültig geklärt. Das Toxin Hypoglycin kommt in mehreren Ahornsamen vor, hauptsächlich in denen des Eschen-Ahorns, welcher in Nordamerika verbreitet ist. Auch der Samen des Berg-Ahorns, welcher sich in unseren Mittelgebirgen ausgebreitet hat, enthält Hypoglycin A. Der gemeine Feld- und Spitz-Ahorn scheint das Toxin hingegen nicht zu beinhalten.

    Präventionsmaßnahmen

    Im Normalfall fressen Pferde keine Ahornsamen. Die Gefahr steigt allerdings stark an, wenn die Weide nur spärlich bewachsen und das Futterangebot gering ist. Sind auf der Wiese Ahornbäume, ist es wichtig, den Tieren artgerechtes Futter in genügender Menge zur Verfügung zu stellen. So kommen sie wenig in Versuchung, die unattraktiven Samen zu fressen. Eine weiträumige Abzäunung der Bäume kann ebenfalls eine Lösung sein, allerdings keine endgültige. Wind kann die Samen in den Bereich der Pferde tragen. Das Risiko kann gesenkt werden, wenn die Tiere begrenzten Weidegang für einige Stunden am Tag erhalten und nicht auf stark abgeweidete Wiesen stehen. Sollten nur überweidete Koppeln zu Verfügung stehen, kann dort Heu als zusätzliches Futter angeboten werden.

    Für den Fall der Fälle

    Die Veterinärmedizinische Universität Wien sieht die täglich tolerierbare Menge der gefährlichen Ahornsamen für ein Pferd zwischen 26mg/kg (entspricht circa 165 Samen) und 373mg/kg (etwa 8.000 Samen). Insgesamt trägt ein Ahornbaum um die 500.000 Samen. Gerade im Herbst sollten Pferdebesitzer bei allen möglichen Anzeichen, die auch bei anderen Krankheiten auftreten, wie bspw. Koliken, die atypische Weidemyopathie im Hinterkopf haben. Die Wiener Universität rät, beim ersten Auftreten erster Symptome direkt den Tierarzt zu kontaktieren. Dieser kann nach einer Blut- und Harnuntersuchung die Diagnose stellen. Anschließend kann der positive Befund mit Kortison, Antibiotika und Schmerzmittel behandelt werden. Leider tritt nur in wenigen Fällen ein Behandlungserfolg ein.

    Horse-Gate/ACG[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Effektiver Schutz gegen kleine Blutsauger (Teil 1): Zecken

    Effektiver Schutz gegen kleine Blutsauger (Teil 1): Zecken

    Auf sechs bis acht Beinen fliegen und kriechen sie, belästigen Ross und Reiter und können gefährliche Krankheiten übertragen. Die Rede ist von Fliegen, Mücken, Bremsen und Zecken. Was können Reiter tun, um ihr Pferd und sich selbst gegen die Plagegeister zu schützen?

    Unterscheiden wir zunächst zwischen sechs- und achtbeinigen Blutsaugern: Beginnen wir mit den Spinnentieren, den Zecken. Ihre Hochsaison erleben die Blutsauger von März bis November – bei Temperaturen über 7 Grad werden sie jedoch auch im Winter aktiv. Sie lauern auf Lichtungen, im hohen Gras und einmal festgebissen sind sie zwar einfach zu entfernen aber hinterlassen teils unangenehme Krankheiten – bei Tier und Mensch. Wie hoch ist dieses Risiko der Übertragung von Bakterien und Viren durch Zecken? Wie kann man die Krabbeltiere fernhalten und wie entfernt man sie am besten? Antworten gibt es hier:

    Zecken-Fakten

    In unseren Breiten gibt es Zecken wie den Gemeinen Holzbock, der zur Familie der Schildzecken gehört. Aus dem Ei entwickelt sich eine Larve, die zur Nymphe und schließlich zur ausgewachsenen Zecke wird. Auf dem Weg dorthin und vor jeder Eiablage benötigen die Tiere je eine Blutmahlzeit. Klingt gar nicht so viel, aber sorgt für große Leistungen: Ein Zeckenweibchen legt etwa 3.000 Eier.

    Der Lebenszyklus einer Zecke.

    Der Weg aufs Pferd ist für die Zecke ein Wartespiel. Sie sitzt im Gebüsch oder auf langen Grashalmen und lässt sich von vorbeilaufenden Tieren oder Menschen einfach abstreifen. Nach dem ersten Festkrallen und Absuchen des Wirtstiers, ritzt die Zecke die Haut ein und steckt ihren Stechrüssel in die Stelle. Dieser ist mit Widerhaken besetzt und gibt gerinnungs- und schmerzhemmende Stoffe ab. Deshalb spürt weder Ross noch Reiter, wenn der Parasit sich andockt.

    Interessant: Zecken sind blind und taub. Sie reagieren auf Bewegungen, Wärme und Geruchsstoffe.

    Zecken ĂĽbertragen Krankheiten

    Da Zecken auch Wildtiere als Zwischenwirte nutzen und deren Reviere sich mit Gebieten zum Ausreiten überschneiden, können Krankheiten ihren Weg zum Pferd finden. Und zwar in Form von Einzellern, Viren und Bakterien, die im Blut enthalten sind und von den Zecken übertragen werden. Zecken heißen daher in der Fachsprache auch Vektoren. Beispiele für durch Zecken übertragbare Krankheiten sind die sogenannte Anaplasmose und die Lyme-Borreliose beim Pferd. Ein geschwächtes Immunsystem, geringere Leistungsfähigkeit und Lahmheiten können die Folgen sein. Der Tierarzt kann hier für Klarheit sorgen und entsprechend behandeln.

    Anaplasmose bei Pferden

    Der Erreger Anaplasma phagocytophilum wird durch Zecken übertragen und ruft eine bakterielle Erkrankung bei Pferden hervor, die sich Anaplasmose nennt. Betroffene Pferde können unter sehr unterschiedlichen Symptomen wie Fieber, Anorexie, Ödemen an den Gliedmaßen und Lethargie leiden. Ältere Pferde sind meist stärker betroffen als jüngere Tiere. Ein Nachweis des Bakteriums im Blut ist etwa eine bis zwei Wochen nach der Infizierung möglich. Eine zweite Blutprobe macht nach weiteren zwei Wochen Sinn.

    Was tun?

    Ein wichtiger Schritt ist es, das Pferd beim Putzen regelmäßig nach Zecken abzusuchen und diese umgehend zu entfernen. Zieht man eine Zecke innerhalb der ersten 24 Stunden nachdem sie zugestochen hat heraus, ist die Wahrscheinlichkeit, dass Krankheitserreger übertragen wurden, sehr gering. Außerdem können Pferdebesitzer vorbeugen: beispielsweise durch den Einsatz von Repellents zur Abschreckung von Zecken, die in natürlicher und synthetischer Form, als Spray oder als Spot-on-Präparat angeboten werden. Vor allem zur Zecken-Hochsaison im Spätsommer und Herbst macht der Einsatz dieser Repellents Sinn. Natürliche Mittel gegen die Blutsauger basieren auf ätherischen Ölen. Sie verlieren ihre Wirkkraft im Normalfall schneller als synthetische Stoffe. Außerdem hängt die Wirksamkeit von Faktoren wie Temperatur und Feuchtigkeit ab.

    Gegen Krankheiten wie Borreliose gibt es zudem eine Impfung für Pferde. Tierärzte empfehlen zwei Impfungen und eine Impfpause von drei bis fünf Wochen, eine anschließende Zwischenimpfung nach sechs Monaten sowie eine Auffrischung nach einem Jahr. Ansonsten: Büsche und Gräser beim Ausreiten möglichst meiden. Viel Glück und gute Ausritte ohne lästige Zecken!

    Lesen Sie nächste Woche, wie Sie Ihre Pferde vor Fliegen, Bremsen und Mücken schützen können.

    Fakten zu Zecken

    • Wird die Zeckenzange benutzt, sollten Sie das Spinnentier immer dicht über der Haut und direkt am Kopf greifen und ziehen. Als Hilfsmittel bietet sich eine klassische Zeckenzange oder eine   gebogene Stahlpinzette an.

    • Trotz aller Abscheu: Quetschen Sie die Zecke nie! Ansonsten entlässt sie direkt zum Abschied eine noch größere Menge an Bakterien und Viren im Wirt.

    • Beim Herausdrehen von Zecken können Teile der Mundwerkzeuge in der Haut stecken bleiben. Die Einstichstelle kann sich folglich entzünden.

    • Bloß nicht: Blutsaugende Zecken mit Öl oder Klebstoff antropfen. Stirbt die Zecke ab, bleibt sie dennoch in der Haut stecken, Speichel und Darminhalt inklusive der enthaltenen Krankheitserreger gelangen weiter in den Körper des Wirts.

    • Zecken sind echte Überlebenskünstler. Nach dem Herausziehen ist die sicherste Methode, eine Zecke ins Jenseits zu befördern, das Verbrennen des Parasiten.

    Titelbild von: Michael Tieck/adobe.stock.com