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  • Mentos – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Mentos – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Durch Zufall entdeckt, durch unermüdlichen Kampfgeist erfolgreich: Der inzwischen verstorbene Ponyhengst Mentos beeindruckte nicht nur mit seiner sportlichen und züchterischen Leistung, sondern auch mit seinem unvergleichlichen Charakter. Stolze 28 Jahre wurde der westfälisch gebrannte Reitponyhengst alt und bewies damit klar, dass sportliche und züchterische Höchstleistungen jung halten.

    Mentos’ Vater, der hochnoble Merafic ox aus der berühmten Marbacher Vollblutaraberzucht. © Archiv HuL Marbach

    Am 8. Mai 1979 wurde der braune Hengst, der mit seiner einzigartigen Mischung aus Sensibilität und Löwenherz einmal die Springponyzucht beherrschen sollte wie kaum ein Zweiter, im westfälischen Ahlen geboren. Sein Züchter: Bernhard Kreikmann. Im Anschluss an die Körung von Mentos im Oktober 1981 in Münster, bei der er zum Reservesieger ausgerufen wurde, verkauft­e ihn der Landwirt. Der Hengst wechselte in den Besitz von Jakob Jansen – und damit in die unmittelbare Nachbarscha­ft der Schulte-Geldermanns. Wie so oft­ bei Traumkarrieren hat auch in Mentos’ Biographie der Zufall eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Auf der Suche nach einem Dressurpony für ihre reitenden Kinder begegneten die Schulte-Geldermanns Mentos. Der Hengst wurde angeboten, weil Jakob Jansen angesichts seines fortgeschrittenen Alters mit der Ponyzucht aufhören wollte. Gewichtige Argumente sprachen gegen einen Kauf: Mentos war bereits 7-jährig, aber nach seiner HLP 1982 nicht wieder unter dem Sattel gewesen – und er war Hengst. Die Sicherheitsbedenken seiner Frau hielten Gerd Schulte-Geldermann nicht ab. Das Bewegungspotenzial von Mentos begeisterte ihn. Auch Sohn Hagen war sich sicher: den oder keinen! Der Deal wurde per Handschlag besiegelt und so bezog Mentos seine Box auf dem landwirtschaft­lich geprägten Hof der Schulte-Geldermanns in Kranenburg. Mit Ponyzucht hatte die Familie zunächst nicht viel im Sinn. Zwar waren Ponys da, aber eben Reitponys. Auch Mentos war als Reitpony, nicht als Deckhengst gekau­ft worden. Also kastrieren? „Mentos ließ sich als Hengst auch von unseren Kindern bestens händeln. Daher blieb er Hengst“, erzählt Gerd Schulte-Geldermann. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Anfangs deckte Mentos nur sehr wenig und musste – abgesehen von den eigenen Ponystuten der Schulte-Geldermanns – mit einer sehr inhomogenen Stutengrundlage vorliebnehmen. Selbst Haflinger-Stuten ohne Papiere zählten zu seinen Partnerinnen. Das Blatt wendete sich, als er selbst im Sport Meriten verdiente und seine fliegenden Nachkommen im Parcours von sich reden machten. „Mentos-Menne“, wie die Schulte-Geldermanns ihn liebevoll nennen, wurde zur ersten Adresse, wenn es um die Zucht von Leistungsponys mit Kinderbedienprogramm ging.

    Orient und Okzident

    Mentos entstammt einer ganz besonderen Verbindung – der von Morgenland und Abendland. Für orientalisches Wüstensand-Flair in Mentos‘ Pedigree sorgt Vater Merafic ox. Der hochnoble braune Daikir ox-Sohn aus der berühmten Vollblutaraberzucht des Marbacher Landgestüts drückte der deutschen Reitponyzucht mit über 20 gekörten Söhnen, darunter der zweifache Deutsche Vielseitigkeitsmeister und EM-Siebte Merano, und ebenso vielen prämierten Töchtern (erinnert sei an die Siegerstute Verb.El.St. My Fair Lady und zahlreiche Sportgranaten) nachhaltig seinen Stempel auf. Auf über 100.000 Euro beziffern sich die Erfolge seiner Nachkommen. Das machte Merafic ox zum ersten Vererber-Superstar der deutschen Reitponyzucht. Die Mutter Sarnau Saphire gehörte in den 1960erJahren zu den ersten Stuten-Importen aus dem Mutterland der Reitponyzucht Großbritannien. Das fuchsfarbene Juwel aus dem Abendland führt Welsh B-Blut auf der Vaterseite. Auf der Mutterseite findet sich in dritter Generation der klangvolle Name des für die Warmblutzucht so wertvollen Precipation xx. Dieser ist beispielsweise Vater des Furioso xx, der wiederum Furioso II und Futuro zeugte. Egal mit welchem Hengst Züchter Bernhard Kreikmann seine englische Lady anpaarte, stets kam dabei etwas Besonderes heraus. So wurde Sarnau Saphire, selbst Vollschwester zum gekörten Hengst Sarnau Royal Mint, stolze fünffache Hengstmutter: 1970 fohlte sie Sperling (v. Springb. Novel), 1971 Downland (v. Downland Dragoon), 1972 und 1975 die Vollbrüder Saphir und Sedur (beide v. Sir) und 1979 schließlich Mentos. Sarnau Saphire hat ihre „Wir können alles und wir geben alles“-Einstellung auch an ihre Töchter vererbt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]So brachte ihre 1974 geborene Tochter Sonja (v. Sir) den Sportler Karino (v. Kasimir I), der mit Jochen Lehmkuhl 1986 bei der Vielseitigkeits-EM in Annelöv zu Doppelgold galoppierte. Karinos Vollbruder King und der Halbbruder Dancer (v. Durello) ließen sich auch nicht lumpen. Letzterer ging nicht weniger als 210-mal in L-Springen und L-Dressuren auf die Ehrenrunde. 4.958 Euro kamen so unter seinen Reitern Pia Gerhard, Carolina Heinze, Verena und Sabine Schwippe zusammen.

    Sarnau Saphires Töchter

    Mentos Junior und Philipp Schulze
    Topphoff sprangen zusammen bis
    EM-Teamgold. © Dr. Tanja Becker

    Sportlich traten Sarnau Saphires Töchter Sylvia (v. Shalom) und Mirabelle (v. Merafic ox) in Erscheinung, die sich mit Sandra Kerkhoff bzw. Dorothee Rohling bis L-Springen platzierten. Züchterische Meriten beanspruchten dagegen die drei Sarnau Saphire-Grazien Karola, Natascha und Nadine für sich. Die 1980 geborene Karola (v. Kasimir I) wurde Mutter des gekörten Hengstes Traumprinz (v. Troll) und der Staatsprämienstuten Nadira (v. Narwal I, 1995 Dritte beim Bundeschampionat der Dreijährigen) und Night Lady. Die Night Star I-Tochter Night Lady lieferte gekörte Söhne in Serie – vier Stück an der Zahl. Nummer eins: der in Vielseitigkeit erfolgreiche Murdock (v. Merlin). Nummer zwei: der Siegerhengst Lukas (v. Lucky Strike), den Kristina Sprehe 2001 zum Sieg in der Oldenburger Ponydressur-Landesmeisterscha­ft ritt. 1998 hatte der Braune mit Anne van der Horst Platz sechs beim Bundeschampionat der 6-Jährigen belegt, nachdem im Jahr zuvor bereits Schwester Nina mit der Schleife für den siebten Platz aus Warendorf zurückgekehrt war. Nummer drei: der Davis Cup-Sohn Danger, in dessen Sattel Lisa Weinert, Anne-Sophie Jung und Kristina Spaniol zahlreiche Erfolge feierten. Nummer vier: Good Guffi (v. Going East), Zehnter beim Bundeschampionat der 6-jährigen Dressurponys 2004 in Warendorf. 1982 kam Sarnau Saphires letztes Fohlen zur Welt: eine Fuchsststute. Diese St.Pr.St. Nadine (v. Narwal I) brachte die überragende Sportlertruppe Calippo (v. Croupier), Tornado (v. Top Nonstop), Duett, Dragon und Da Vinci K (alle drei v. Durello). Dragon hat über 130 Siege und Platzierungen in Springen bis zur Klasse M in seinem Scheckhe­. Da Vinci K gewann 2003 mit einer satten 8,5 die Finalqualifikation beim Bundeschampionat der 5-jährigen Springponys und belegte mit seinem Piloten Jan-Gerrit Epke Platz acht im Finale.

    Das Mentos-Prinzip

    Montpellier, hier unter
    Jil Klupiec in Verden, holte bei
    der DM 2008 Bronze. © Dr. Tanja Becker

    Mentos hat nicht nur seinen Nachkommen Flügel verliehen, sondern ist selbst im Parcours abgehoben. Eingesetzt in Springen der Klassen A, L und M kamen bis 1991 über 30 Siege und 75 Platzierungen zusammen – in Euro beziffert: 3.096. Unter seiner ständigen Reiterin Dörte Schulte-Geldermann hatte er drei Jahre in Folge bei den Rheinischen Meisterschaft­en der Springponys seine Edelnase vorn: 1988, 1989 und 1990. „Fehler hat Mentos eigentlich nie gemacht“, erinnert sich Dörte Schulte-Geldermann an ihre gemeinsame Zeit im Parcours. Ihr drei Jahre älterer Bruder Hagen brachte den damals 7-jährigen Hengst in den Sport. „Anfangs war der feine Mentos sehr kompliziert. Er wollte über keine Stange gehen. Aber er fasste wegen seiner Menschenbezogenheit schnell Vertrauen und gab dann für seinen Reiter alles.“ Die Erfolgsmischung „sensible Kämpfernatur“ vererbt Mentos dominant: „Hat man die Mentos-Kinder erst einmal auf seiner Seite, gehen sie für einen durchs Feuer“, beschreibt Dörte Schulte-Geldermann das Mentos-Prinzip. Nachdem sie selbst dem Ponysport entwachsen war, konzentrierte sich Dörte Schulte-Geldermann als Stützpunkt-Trainerin auf die Förderung von kleinen Mentos-Hüpfern: Merle/Gesche-Marie Maas, Mirca/ Gesche Blome, My Flower und Medoc/beide mit Elisa Gansel, Merlyn/Nathalie Cloosters, Mira/Eva und Lukas Wilmsen-Himmes sowie später noch viele weitere lehrten als Kranenburger Rasselbande die Konkurrenz das Fürchten. Mira gewann 2003 mit dem damals 10-jährigen Lukas Wilmsen-Himmes Bronze bei der Deutschen Meisterscha­ft der Ponyspringreiter in Aachen und reihte sich 2005 an elft­er Stelle beim Preis der Besten in Warendorf ein – einen Platz hinter Monique, ihrer Vollschwester, die von Marc Bergmann geritten wurde. Mira und Monique, mit 14.359 Euro bzw. 10.340 Euro absolute Großverdienerinnen im Pony-Parcourssport, kommen aus dem Züchterstall von Johann Hülsken aus Kleve-Keeken, der aus seiner Kavalier-Tochter Karamona noch den Mentos-Sohn Maximilian zog. Auch die Anpaarung seiner VentoTochter Valerie an Mentos erwies sich als Volltreffer: Mentos Junior wurde 1998 mit Jörne Sprehe im Sattel Fün­er bei den Deutschen Meisterschaft­en in Salzwedel, nachdem die damals 15-Jährige und ihr 7-jähriger brauner Wallach bei CHIOP in Hagen a.T.W. den Preis der Nationen gewonnen hatten und auch beim Preis der Besten in Warendorf nicht zu toppen gewesen waren. Anschließend pilotierte Tanja Sprehe den Braunen bis zur DM.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Mentos – Verleiht Flügel (Teil 2)

    Mentos – Verleiht Flügel (Teil 2)

    Meisterehren

    Trabte beim Deutschen
    Fohlenchampionat 2013 alle
    in Grund und Boden: Goldjunge
    hat Mentos als Muttervater. © Dr. Tanja Becker

    Zurück zum Preis der Besten 2005: In Warendorf ging weiterhin Martinique mit Josy Poen erfolgreich an den Start. Auch auf ihrem Konto türmen sich fast 9.000 Euro Prämien für 39 M- und 149 L-Siege und -Platzierungen im In- und Ausland, darunter Platz vier bei der Deutschen Meisterschaft­ 2005 in Zeiskam. Stichwort Deutsche Meisterscha­ften: 2002 wurden Anna-Antonia Vogel und ihre Mary Poppins im bayerischen Kreuth Vizemeister. Die braune Sprungfeder kam bei Mentos-Besitzer Gerd Schulte-Geldermann zur Welt, genau wie ihre erfolgreichen Geschwister Miro (2005 Rheinischer Meister) und der 2003 gekörte und zum besten Springhengst der Weser-Ems-Körung ausgerufene Matchello K, den zuletzt die Niederländerin Amke Bekhuis international platzierte. 2008 holte Montpellier bei der DM in Hannover unter Annika Kreuzer Bronze. Der braune Westfale aus der Zucht von Heinz Austermann startete seine Karriere als gekörter Hengst der Körung 2004 in Aachen, belegte 2006 beim Bundeschampionat der 5-jährigen Springponys Rang neun, 2007 bei der Deutschen Meisterschaft­ in Steinfeld Platz sieben, gewann 2008 bei den Rheinischen Meisterschaft­en in Langenfeld Gold und ging außerdem in Fontainebleau, beim Warendorfer Preis der Besten und beim Aachener Salut-Festival auf die Ehrenrunde. Mit AMD Molenew stellte Montpellier einen gekörten Sohn. In der ewigen Bestenliste der Mentos-Kinder rangiert Montpellier mit einer Gewinnsumme von 7.343 Euro hinter den drei Mentos-Töchtern Mira, Monique und Martinique aktuell an vierter Stelle – und ist mit seinen 14 Jahren noch deutlich der Jüngste in der Führungsriege. 2001 wurde zudem der palominofarbene Mr. X geboren – und zwar im Züchterstall von Anne Gerdes. Auch für den Fünfbesten im Ranking der Mentos-Nachkommen weist das Scheckheft­ Siege und Platzierungen in Warendorf und Aachen sowie bei der Deutschen Meisterschaft aus. Unter Franziska Doetkotte stand Mr. X 2011 in der Deutschen Equipe, als sich im polnischen Jaskowo die Besten aus Europa zum Leistungsvergleich trafen. Die genannten Mentos Junior, Mary Poppins, Miro, Maximilian, Mira, Monique und Martinique zählen nicht nur zur Crème de la Crème der Jumper im Pocket-Format; sie waren von Beginn ihrer Parcourskarriere an spitze – Beweis: die Bundeschampionate. Mentos Junior holte sich mit Henning Schulte-Geldermann 1996 den Titel, Mary Poppins war 1999 mit Johanna Kaiser Vizechampioness der 5-Jährigen, ihr Vollbruder Miro wiederholte 2001 diesen Triumph unter Tobias Thoenes. Maximilian gewann 1997 mit Thorsten Nienhaus ebenfalls Silber. Vollschwester Monique sicherte sich 1995 mit Annika Angenendt Bronze, Mira wurde 1999 mit Eva Wilmsen-Himmes bei den 6-Jährigen Vierte und Martinique ging 1997 unter Katrin Broeckmann an sechster und 1998 unter Annika Angenendt an achter Stelle auf die Ehrenrunde.

    Das Gesetz der Serie

    Matchello K ist unter Amke
    Bekhuis international erfolgreich © Dr. Tanja Becker

    Insgesamt gaben die Mentos-Nachkommen gern auf dem Bundeschampionat erste Kostproben ihres Überfliegerstatus. In die Warendorfer Champions League sprangen nach Mentos Junior noch 1999 Miss Maja mit Judith Emmers, 2000 My Flower mit Elisa Gansel und 2010 Mirrio H unter Jana Deloy. Miss Maja wurde von Bernd Emmers, Goch, aus der Welsh B-Stute Biene (v. Justin) gezogen. Ebenfalls mit Edelblut satt wartet das Pedigree von My Flower auf: Züchter Gerd Schulte-Geldermann zog die Fuchsstute aus der Anpaarung seiner Condor ox-Tochter Emmaly mit Mentos. Mirrio H wurde bei Agnes Hennen geboren. Die Mutterstute Pirria stammt ab von Poseidon-Downland Fleet Foot. Mit der Note 7,7 in der Qualifikation lag er auf Platz fünf in Lauerstellung, um sich im Finale dann zu steigern. 8,1 gab es im ersten, 8,3 im zweiten Umlauf. Peter Teeuwen, Bundestrainer der Ponyspringreiter, kommentierte seine Leistung so: „Mirrio H steht sicher an den Hilfen und hat ein schnelles Vorderbein.“ 2002 gelang Mirko mit Nadine Hoffmann der Sprung auf das Warendorfer Silberpodest. Rainer Obermüller zog aus seiner Castella noch den gekörten Mentos-Sohn Macleod. Zu den ersten Medaillengewinnern beim Bundeschampionat gehörten Maexchen, der 1991 unter Bernhard Karle Bronze bei den 5-Jährigen in Verden gewann, und Mortimor, der 1992 mit Heinz Marek bei den 6-Jährigen Bronze holte. Anschließend kassierte er in M-Höhen seine Siegprämien. Mit vier Titelträgern führt Mentos die Rangliste der auf dem Burandtplatz erfolgreichsten Vererber an – und steht, wie man es auch dreht und wendet, Jahr für Jahr in puncto Championatsstatistik auf der Pole-Position, denn längst haben seine Enkel das Regiment in Warendorf übernommen, wie etwa der Doppel-Bundeschampion Magic Cornflakes, ein Sohn des Freispringsiegers und in Springpferdeprüfungen platzierten Miraculix. Oder die Vize-Bundeschampions Mentano K (v. Matchello K) und Massaqua T (v. Mentos Charmeur). Letzterer gewann 2013 unter Lea Ercken DM-Bronze und stand 2014 im viertplatzierten deutschen Nationenpreis-Team von Hagen. Das Gesetz der Erfolgsserie eröffnete White Lady, die aus dem ersten Jahrgang des Mentos 1983 stammt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Karl Brocks, heute längst in Großen Preisen siegreich, ritt die Braunscheck-Stute aus der Zucht von Walter Verfürth, Goch, zu zahlreichen Siegen in M-Springen und zu Platz fünf bei der Deutschen Meisterschaft­ 1992 in Schutterwald. 3.720 Euro verdiente die Mentos-Lady. In die Kategorie Ü(ber)-3.000-Euro-Siegprämie gehören weiterhin Merlin (a. d. St.Pr.St. Desire v. Derby, Z.: Victor Lamers), der sich mit Karen Boll in M-Springen platzierte und 1999 unter Sabrina Seidel Platz acht bei der Deutschen Meisterscha­ft in Würselen belegte, die international erfolgreiche Belleview/ Alina Klatte (a. d. St.Pr.St. Diana v. Durello, Z.: Hermann Schulze-Bergcamen), Meggie/u. a. Fee Goldbeck aus der Zucht von Gerd Schulte-Geldermann und Momo. Die 1991 bei Annette Dieks in Stadtlohn geborene Fuchsstute gewann mit Katharina Redders, Simone Böing und Melanie Alfert-Kaß ein M/A-, fünf M/B-, 27 L- und 19 A-Springen – macht zusammen 5.509 Euro. Auch Vollschwester Mona ging mit Carolin Dieks siegreich bis M-Springen. In der Mittelschwer-Klasse brillierten noch Morning Sunrise, Mephistoveles, Bellevue CL, Melbourne, Zauberwald Mon Vieux, Mona Liesa etc. etc.

    Vielseitigkeit ist Trumpf

    Ganz vorne dabei in der
    Bestenliste der MentosNachkommen: Mr. X mit seiner
    Reiterin Franziska Doetkotte. © Dr. Tanja Becker

    Mentos-Nachkommen fühlen sich nicht nur im Parcours pudelwohl, sondern lassen sich auch bei Entscheidungen im Gelände nicht die Butter vom Brot nehmen. Medusa, Vollschwester zum bereits erwähnten Mephistoveles, preschte 2002 mit Kathrin Aehling bei der Deutschen Meisterschaft­ der Pony-Vielseitigkeitsreiter in Hamminkeln-Brünen auf Platz fünf vor. Diesem Coup vorausgegangen waren 2002 Silber und 2001 Bronze bei den Westfälischen Meisterschaft­en in Bielefeld, 2000 Platz eins beim WM-Group-Youngster-Cup in Rhede – und, wie es sich für einen echten Mentos gehört, 1996 Platz zwei beim Bundeschampionat der 6-jährigen Springpferde mit Henning Schulte-Geldermann im Sattel. 2004 ging es für die von Andrea und Carolin Jolink, Bocholt-Holtwick, aus der Nakia von Nijm ox gezogene Fuchsstute unter Katharina Imholt mit dem Sieg in der Goldenen Schärpe in Dörpen nahtlos weiter. Auch im Viereck geben Mentos-Kinder eine gute Figur ab: Die von Barbara Steinhilber gezogene St.Pr.St. Mein Traum verdiente mit 93 Siegen und Platzierungen in A- und L-Dressuren 1.857 Euro. Ihre Tochter Gondoliere (v. FS Golden Highlight) platzierte sich zweimal bei den Springpony-Bundeschampionaten. Mentos Nachkommen sind durch nichts zu stoppen. Die Großpferde-Konkurrenz dürft­e nicht schlecht gestaunt haben, als Ma Petite 2004 mit Andreas Dahlmann zu Platz fünf im S*-Springen von Wierden flog. Züchter der Springrakete: Willi Weyer, Goch. Seine Fuchsstute Prächtige (v. Power Boy) brachte noch die gekörten Hengste Medoc (L-Springen) und Montoya (A-Vielseitigkeit). 14 gekörte Söhne verzeichnet das Zuchtbuch für Mentos. Neben Medoc, Montoya und den bereits genannten Matchello K, Miraculix, Macleod und Montpellier noch Martini, Miracle, Monticello und Mister Mentos. Mentos Junior gewann 2013 EM-Teamgold im italienischen Arezzo sowie 2014 EM-Teambronze im irischen Millstreet und DM-Silber in Zeiskam. Im Sattel des von Gerd Schulte-Geldermann gezogenen Vollbruders zu Matchello K saß Philipp Schulze Topphoff. 2012 hatte es in Fontainebleau bereits EM-Teamsilber und in der Einzelwertung Rang acht für Mentos Junior und Marie Schulze Topphoff gegeben. Monet, den Michael Beindorf aus der Vollschwester zu den Munser-Brothers gezogen hat, sprang inklusive Bundeschampionat bald 3.800 Euro zusammen. Mentos Chameur (M. v. Charming Boy, Z.: Friedhelm Tillmann) stand 2005 mit Anne Thieltges im Finale des Bundeschampionats der 6-jährigen Springponys, nachdem er 2003 in Neustadt (Dosse) seine HLP mit der Note 8,42 gewonnen hatte. Der von Rita Voss gezogene Maverick kommt allein in L- und M-Springen auf 120 Siege und Platzierungen.

    Wertvolle Gene

    Erfolgreicher Mentos-Enkel:
    Doppel-Bundeschampion
    Magic Cornakes. © Dr. Tanja Becker

    Mentos’ wertvolle Gene sorgen auch auf der Mutterseite für das besondere Quäntchen. Beispiel: Validos Contrast. Der Schimmelhengst (v. Valido) war 2004 im Warendorfer Dressurpony-Viereck unter Lydia Camp das Maß der Dinge. Im Jahr darauf machten Validos Contrast und seine Reiterin Katharina Winkelhues das Titel-Double mit ihrem Sieg bei den 6-jährigen Dressurponys perfekt. 2011 wurde der gekörte Paul SG (v. Pilatus) Springpony-Vizebundeschampion. 2008 gewann Champion de Lune (v. FS Champion de Luxe) Bronze. Beim Deutschen Fohlenchampionat trabte 2013 Goldjunge (v. Golden Challenge H) die Konkurrenz in Grund und Boden. Danica Duen und Sandra G. Schürner sicherten sich den von Ulrike Knipping gezogenen High Potential. Mentos‘ war Chef auf dem Hof von Gerd Schulte-Geldermann. Er ging nicht über den Hof, er stolzierte und ließ lautstark wiehernd keinen Zweifel daran, dass das hier sein Reich sei. Mentos war ein Star ohne Starallüren. „Er war sehr kernig, immer voll da, aber absolut brav“, beschreibt ihn Dörte Schulte-Geldermann. Dies machte ihn nicht nur zu einem begehrten Leistungsvererber, sondern vor allem zu dem perfekten Kinderpony-Macher. 1998, 1999 und 2000 führte Mentos die FN-Zuchtwertschätzung der Springpony-Hengste an und hat sich in den Folgejahren konstant unter den Top Ten der besten Vererber behauptet. 2005 erkrankte er schwer, musste in die Klinik. Die Tierärzte gaben ihn auf. Aber wie immer in seinem Leben kämp­fte er, rappelte sich hoch und kehrte quietschfidel nach Kranenburg zurück. Doch 2006 erholte er sich nicht mehr – und ging im stolzen Alter von 28 Jahren ein. Aber er lebt weiter in seinen vielen Nachkommen, die nur eines können und wollen: siegen! Mentos hatte ein Herz wie ein Löwe. Und das vererbte er auch.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.