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  • Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 1)

    Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 1)

    Schwarzer Edelstein, brillantes Genie, aber auch wilder Teufel – die Begriffe, mit denen Sandro Hit tituliert wird, sind vielfältig. Und auch wenn immer wieder Kritik an ihm laut wird, was dieser Oldenburger in kurzer Zeit geschaffen hat, ist phänomenal: zehn Bundeschampions, sieben Siegerhengste, über 100 gekörte Söhne sowie Auktionsspitzen in exorbitanten Höhen.

    Sandro Song: Mit Sandro Hit schuf dessen Vater Sandro Song sein absolutes Meisterstück.

    So glamourös, wie seine Nachkommen oft glänzen, so bodenständig ist er selbst geboren. „Ein echter Bramscher Junge“, sagt Züchterin Gabriele Harder-Brune über „ihren Sandro Hit“. Für die Leiterin der Bramschen Zucht lagen die in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Hengste für ihre Zuchtstuten nahe. Und das war erst einmal der Hengstleistungsprüfungssieger Ramino, der bei Melanie Kötter in Bramsche stand und mit ihr Europameister der Junioren wurde. Nach Italien verkauft, gewann er dort anschließend fünfmal den Titel italienischer Meister. „Ramino führte über Ramiro bewährtes Leistungsblut und hat sich selbst im Sport mehrfach bewiesen“, so die Züchterin, die mit ihrem Ehemann Reinhold einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 15 Hektar führt. Ramino wählte sie für ihre Stute Lassie, deren Vater Welt As in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche Top-Sportpferde lieferte. Der Bekannteste ist sicherlich Anky van Grunsvens Olympiasieger und Weltmeister Bonfire, doch auch im Parcours überzeugten Welt As-Nachkommen wie Leroy Brown mit Wout Jan van der Schans oder Wendy unter Heinrich Wilhelm Johannsmann. Das Produkt Loretta paarte sie mit Sandro Song an, damals im nahe gelegenen Gestüt Bonhomme beheimatet. „Sandro Song war gerade Siegerhengst und führte die wertvollen Sandro-Gene. Er gefiel uns sehr gut und zudem hatten wir das Glück, dass er so nahe war. Also ließen wir Loretta in zwei aufeinander folgenden Jahren von ihm im Natursprung decken“, berichtet Harder-Brune. Sandro überzeugte zuvor als Holsteiner Halbblüter von Sacramento Song xx im Springsport unter Franke Sloothaak.

     

     

    Ein schickes Rappfohlen

    1993 kam ein Rapphengst zur Welt. Einer, der später die moderne Pferdezucht ganz entscheidend prägen sollte: Sandro Hit. „Er war ein ganz auffallendes Fohlen, sehr schick, dazu in dunkler Jacke, bewegte sich sehr gut und war im Umgang ganz simpel“, erzählt die Züchterin. Beim Brenntermin wurde er direkt für die Oldenburger Auktion zugelassen. Dort sicherte ihn sich Paul Schockemöhle, der für das Rappfohlen stolze 24.000 Mark – zu der Zeit noch richtig viel Geld – anlegte. „Bernd Huslage und Franz Pieper haben ihn für mich auf der Vechtaer Fohlenauktion entdeckt und gekauft. Mein Auftrag war, Hengstfohlen mit Körfähigkeit zu kaufen. Letztlich haben mich an Sandro Hit als Fohlen sein herausragender Typ, seine Korrektheit und die Bewegungsqualität überzeugt“, berichtet Schockemöhle. Die Rechnung ging – anfangs allerdings schleppend – auf. Der Rappe von Sandro Song-Ramino-Welt As wurde 1995 in Oldenburg gekört. Damals debütierte Sandro Hit mit Securus als die beiden ersten Sandro Song-Söhne auf der Körung. Nobel, langbeinig, schick und bewegungsstark präsentierte sich Sandro Hit – ins Prämienlot gelangte er allerdings noch nicht. Auch in der Hengstleistungsprüfung fiel Sandro Hit nicht sonderlich auf. Durchschnittliches Mittelfeld, wenn nicht Hinterfeld – da landete er mit 99.80 Punkten als 16. von 33. Im Springen – darauf deutete seine Abstammung ja eigentlich hin – landete er gar nur auf Rang 22 mit mageren 82.17 Punkten. Immerhin: Die Rittigkeit wurde mit 115.72 Punkten bewertet. Doch trotz der eher normalen bis mageren Aussichten sollte es ganz anders kommen. Sandro Hits Geburtsstätte liegt unweit der Friedensstadt Osnabrück. Rund acht Stuten stehen stets in der Zucht. Sandro Hits Mutter Loretta, inzwischen 21-jährig, bekommt ihr Gnadenbrot. Sie hat sich phänomenal vererbt: Bisher brachte sie mit Sandro Hit, dem vier Jahre später geborenem Grand Prix erfolgreichen Vererber Diamond Hit und dem im Jahr 2000 geborenen Royal Hit drei gekörte Hengste. „Zu diesen dreien gibt es jeweils Vollschwestern – während Sandro Hits Schwester La Traviata vor drei Jahren zu Xavier Marie nach Frankreich verkauft wurde, ging die Diamond Hit-Schwester als Fohlen zu Paul Schockemöhle. Die Royal Hit-Schwester Loretta Live haben wir behalten“, berichtet Harder-Brune.

    Dr. Ulf Möllers „Leib- und Magenpferd“: Sandro Hit, unter ihm Bundeschampion und Weltmeister.

    Insgeheim hofft sie auf einen vierten gekörten Hengst: Einen 2007 geborenen Jährling von Riccione aus der Loretta ziehen sie selbst auf. „Wir versuchen, die interessantesten und besten Stuten für unsere Zucht zu halten. Aus Sandro Hits Schwester haben wir hier noch die Royal Diamond-Tochter Lavirca, die als Elite- und Brillantringstute ausgezeichnet wurde, während deren Vollschwester für 45.000 Mark über die Fohlenauktion wechselte.“ Loretta hat den Titel Elitestute mehr als verdient. Mit Diamond Hit stellte sie den sportlich erfolgreichsten Sohn, mit dem Emma Hindle Grand Prix-Erfolge feiert und ihn für die Olympischen Spiele 2009 in die nähere Auswahl zog. Der Don Schufro-Sohn war 2002 Vizeweltmeister und Vize-Bundeschampion, wurde als VTV-Dressurhengst ausgezeichnet und liegt seit Jahren beständig in der Zuchtwertschätzung auf vorderen Plätzen. Über 13 gekörte Söhne hat er bereits gestellt, darunter den 2005er Bundeschampion Donovan, der nach großen Erfolgen in Amerika zu früh einging. Auch die 2008- er WM-Bronzemedaillen-Gewinnerin Diamantenbörse, die 2007 auf dem Bundeschampionat unter Jessica Süss Dritte wurde, zählt zu Diamond Hits erfolgreichen Nachkommen. Halbbruder Royal Hit von Royal Dance war 2002 zweiter Reservesieger auf der Oldenburger Körung, brachte bereits mehrere gekörte Söhne und wirkt inzwischen auf der Bloomfield-Farm in Australien. Sein Sohn Royal Doruto war 2008 unter Kira Wulferding Oldenburger Landeschampion.

     

    Voll Harmonie und Eleganz

    Halbbruder Diamond Hit: Grand Prix erfolgreicher Spitzenvererber mit Bundeschampions und Auktionsspitzen

    Zurück zu Sandro Hit: Den absoluten Durchbruch schaffte der Hengst erst mit sechs Jahren. Zuvor auf keinem Turnier gewesen, startete er 1999 in eine Saison, die den Titel Ausnahme nicht zu scheuen brauchte: Vor rund 15.000 Zuschauern gewann er die Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde in Arnheim. Wenige Wochen später siegte er ebenfalls unter Dr. Ulf Müller mit einem „Gänsehaut-Ritt“ und der Traumnote 9,5 im Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde. Dicht gedrängt saßen die Zuschauer am Dressurviereck, als der noble, schwarze Beau seine Prüfung leichtfüßig, voller Harmonie und Eleganz absolvierte. Eine Vorstellung, die Kommentator Christoph Hess zu den Worten verleitete: „Hier wird die Faszination Dressursport deutlich.“ Der vormals eher im Hintergrund auftretende Hengst, von vielen bereits als schwierig abgestempelt, war zum Star avanciert. Das ließ natürlich auch die Züchter aufhorchen. Immer mehr wollten den Oldenburger Rappen für ihre Stuten einsetzen. „Die Nachfrage wurde so groß, dass wir das Reiten stark in den Hintergrund stellen mussten. Somit gaben wir auch seine Turnierkarriere auf “, erzählt Dr. Ulf Möller, der Reiter, den Sandro Hit gesucht und gefunden hatte. Als wirklich schwierig empfand er den Hengst nie. „Ich konnte von Anfang an einen besonderen Draht zu ihm aufbauen.“ Große Auftritte hat Sandro Hit seitdem „nur“ noch auf den Hengstschauen der Station Paul Schockemöhle. Doch da herrscht stets volles Haus – die Vechtaer Auktionshalle platzt aus allen Nähten. Meist bekommt Möller seinen „Schwatten“ drei Wochen zuvor. Doch die Zeit reicht, um ihn optimal zu präsentierten. „Es ist faszinierend, aber je mehr Publikum da ist, umso stolzer zeigt sich der Hengst. Er scheint es regelrecht zu genießen, im Rampenlicht zu stehen. Ihn so vorstellen zu können, macht wirklich Spaß, weil er eine unheimliche Bergauftendenz hat und toll mitmacht“, so Möller.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 2)

    Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 2)

    Die Zuchtkarriere beginnt

    Mit den Weltmeister- und Bundeschampionatstiteln war 1999 auch der Grundstein gelegt für eine Zuchtkarriere. Doch würde Sandro Hit sie nutzen können? Er konnte. Schon ein Jahr später präsentierte er aus seinem ersten Jahrgang das bisher wohl spektakulärste, sagenumwobenste, faszinierendste, aber zugleich auch traurigste Kapitel seiner Laufbahn: Im Jahr 2000 gewann seine Tochter Poetin, damals noch recht schmal, hochbeinig und geradezu elfenhaft, das Bundeschampionat der dreijährigen Reitpferde. Neustadts Landstallmeister Dr. Jürgen Müller hatte recht gehabt, als er für seine Brentano II-Tochter Poesie 1996 den damals noch unbekannten Rappen gleich in seinem ersten Deckjahr wählte. Poetin wirkte wie ein Magnet – ein Pferd, wie es nur selten eines gibt, dazu perfekt gemanagt. Sechsjährig schwebte sie unter Kathrin Meyer zu Strohen durchs Viereck und tat es ihrem Vater absolut gleich: Mit Traumnoten entschied sie sowohl die Weltmeisterschaft wie auch die Bundeschampionate für sich. Dann kam die PSI-Auktion und jeder wartete gebannt, wie viel Geld für sie auf den Tisch gelegt werden würde. Als Uwe Heckmanns Hammer bei 2,5 Millionen Euro fiel, freute sich das niederländische Ehepaar Patty und Peter van der Zwan. Doch die Freude hielt nicht lange, bald schon wurde klar, dass sie Zahlungsprobleme hatten. Damit fand die Erfolgsstory Poetin ein tragisches Ende. Alle Pferde des Ehepaars wurden zwangsversteigert, Poetin wurde für 900.000 Euro an den Franzosen Xavier Marie veräußert. Ihr via Embryotransfer entstandenes Stutfohlen „A special Poetin“, eine Jazz-Tochter, wurde von Paul Schockemöhle für 138.000 Euro ersteigert und avancierte damit zum bis dato teuersten Warmblutfohlen überhaupt.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    WM- und Bundeschampionats-Bronze und S-Erfolge: San Remo

    Der neue Besitzer sollte mit Poetin nicht glücklich werden dürfen. Am 12. Dezember 2005 muss Xavier Marie die traurige Nachricht bekannt geben, dass Poetin wegen einer schweren Hufrehe eingeschläfert wurde. Doch Poetin hat eine ganze Reihe an Vollgeschwistern. Bisher gibt es vier Hengste namens Samba Hit I bis IV und drei Stuten namens Poetin II, III und IV. Samba Hit I bis III wurden gekört, der erste wurde 2001 Vize-Bundeschampion der Dreijährigen. Seine Hengstleistungsprüfung beendete der Neustädter Landbeschäler als Sieger, sechsjährig holte er sich wiederum auf dem Bundeschampionat Bronze und belegte 2006 den vierten Platz im Nürnberger Burgpokal. Inzwischen ist er unter seinem ständigen Reiter Christian Flamm Grand Prix-erfolgreich. Samba Hit II war Körsieger von Berlin-Brandenburg und wirkt ebenfalls im Landgestüt Neustadt/Dosse, Nummer drei ging bereits als Fohlen an Paul Schockemöhle und wechselte via PSI-Auktion für 280.000 Euro nach England. Eine in der Pferdezucht schier einmalige Erfolgsserie einer Passerpaarung. „Unser Landgestüt zählte damals zu den ersten, die Sandro Hit trotz seiner schlechten Prüfung großes Vertrauen als Vererber geschenkt haben. Gleich das erste Produkt war mit Poetin solch ein Knaller, dass der Siegeszug von Sandro Hit mit einem Pferd aus Neustadt/Dosse begann. Wir haben diesem Hengst sehr viel zu verdanken, sowohl sportlich wie züchterisch“, berichtet Dr. Jürgen Müller, Landstallmeister aus Neustadt/Dosse. Der jüngste Samba Hit wurde 2009 geboren. Mehr könnten folgen: „Wir haben beim Verkauf von Poetin an Paul Schockemöhle ausgehandelt, dass deren Mutter Poesie lebenslang an Sandro Hit angepaart werden darf “, so Müller. Die drei Vollschwestern zu Poetin wirken alle in Neustadt/Dosse, Nummer II startete ebenfalls auf dem Bundeschampionat, Nummer IV musste dort jedoch 2008 aufgeben, während die dritte ihre Stutenleistungsprüfung souverän gewann. Und die Generationenfolge geht weiter: Samba Hit I hat bereits 13 gekörte Söhne, darunter Siegerhengst Samba’s Diamond, der 2006 auf der Körung in Neustadt/Dosse ganz vorne stand. Sein inzwischen in Amerika wirkender Sohn Samba Olé stellte den Siegerhengst der Neustädter Körung 2008. Mit 161 Punkten steht Samba Hit I an neunter Stelle in der Zuchtwertschätzung – bundesweit. Nachdem Poetin im Jahr 2000 die erste Bundeschampionesse von Sandro Hit wurde, eiferten ihr in steter Reihenfolge Halbgeschwister nach. Nur ein Jahr später gewann der NRW-Prämienhengst Show Star von der Station Holkenbrink das Bundeschampionat der dreijährigen Hengste. Jedes Jahr darauf war er erfolgreich in Warendorf am Start, wurde 2007 Zweiter beim Nürnberger Burgpokal-Finale und kann Grand Prix-Erfolge vorweisen. Als Vererber trat er besonders über seinen gekörten, für 140.000 Euro versteigerten Sohn Sheraton, den für 120.000 Euro zugeschlagenen Simply Clever oder den Bundeschampionats-Finalisten Showmaker in Erscheinung. 2004 folgte der Rheinländer Sandro Classic FS als dritter Nachkomme, der das Bundeschampionat unter Jana Freund mit einer goldenen Schleife verlässt.

    Nahezu jedes Jahr ein Bundeschampion: 2005 war es San Rubin.

    2005 ist es der aus einer Rubinstein-Stute gezogene San Rubin, der unter Dr. Ulf Möller mit einem mit 9,3 bewerteten Traumritt das Championat der fünfjährigen Dressurpferde gewinnt. Wenig später wechselt er für 260.000 Euro über die PSI-Auktion nach Amerika und startete dort eine Zeit lang erfolgreich unter Olympiareiter Steffen Peters. 2006 war das Jahr der Silberaster, die unter Andrea Müller-Kersten Bundeschampionesse wurde, wenngleich ihr Verhalten an der Hand doch sehr zu wünschen übrig lies. Ein Jahr später gewann sie erneut unter Helen Langehanenberg und holte mit ihr fünfjährig Bronze auf der Weltmeisterschaft. Via Embryotransfer wurde sie mehrfach Mutter – unter anderem von einem Fidertanz-Sohn, der für 36.000 Euro als Fohlen versteigert wurde. Im Bundeschampionatsfinale musste sie jedoch zurückgezogen werden – beim Wegspringen auf dem Abreiteplatz hatte sie sich vertreten. Ihr bisweilen schwieriges Temperament hatte sie schon ein paar Mal gezeigt – Genie und Wahnsinn können bei Sandro Hit-Nachkommen eben doch recht nah beieinander liegen.

    2007 gewannen jedoch gleich zwei Sandro Hit-Töchter das Bundeschampionat: Neben Silberaster war das bei den sechsjährigen Dressurpferden die Rheinländerin Samira, die im Trab und der Losgelassenheit jeweils 10,0 erhielt. Direkt im Anschluss wurde sie für eine enorme Summe zum Ehepaar Pidgley nach England verkauft und soll von Markus Gribbe im Sport vorgestellt werden. Ein Jahr zuvor war es der zweite Reservesieger Sir Donnerhall, der unter Dr. Ulf Möller die Schärpe der fünfjährigen Dressurpferde gewann. Zuvor wurde er nach dem Qualifikationssieg mit 9,2 Vize-Weltmeister – den Sieg verschenkte er durch ein Wieher-Geplänkel mit einem oberhalb des Verdener Stadions stehenden Polizeipferd. Dennoch kann Sir Donnerhall bereits auf Rekorde blicken: Mit einer Rittigkeitsnote von 9,5, 9,75 im Trab und 9,5 im Galopp erhielt er eines der höchsten 30-Tage-Test-Ergebnisse überhaupt und setzt mit dem Dressurindex von 163 beim 70-Tage-Test in Adelheidsdorf einen Meilenstein. Aus seinem ersten Jahrgang wurden direkt sieben Söhne gekört, darunter mit Sir Rubin der Reservesieger Oldenburgs, der 2008 direkt Oldenburger Landeschampion wurde. Ein Sohn kostete 100.000 Euro, während auf der NRW-Körung 2007 Käufer 150.000 Euro für einen Sir Donnerhall-Sohn anlegten. Auf der Körung in Vechta stellte er 2008 erneut den Reservesieger, ein spektakulär trabender Brauner aus der Zucht von Xavier Marie. Zudem stammte der an vierter Stelle rangierte Hengst von ihm – eine Stelle dahinter wurde Sir Donnerhalls Vollbruder platziert. Mit Sir Nymphenburg stellte Sir Donnerhall 2008 den Siegerhengst der Süddeutschen Körung, mit Son of Cologne zudem den zweiten Reservesieger der NRW-Körung.

    Überhaupt: Auf der Station von Paul Schockemöhle steht eine ganze Reihe an Sandro Hit-Söhnen. Einen, den er „unbedingt haben musste, weil es solch einen Sandro Hit-Sohn bisher nicht gab“, wie Schockemöhle verkündete, war San Amour. Der schwarzbraune Nobelmann wurde 2006 zweiter Reservesieger und ließ die Gebote bis auf 450.000 Euro klettern. Damit wurde der aus einer Plaisir d’Amour-Mutter gezogene Hengst Preisspitze und holte sich zwei Jahre später die Hauptprämie mit einem 340 Fohlen umfassenden Premierenjahrgang. Hinter ihm platzierte sich mit Swarovski ein Rappe der Station Sprehe, der seinen 30-Tage-Test mit 9,25 in der Rittigkeit gewann und im 70-Tage-Test als Dritter mit 129.41 Punkten endete – für den Teilbereich Dressur erhielt er 138.75 Punkte. Samarant hingegen, ganz im Sandro Hit-Typ stehend und über die Großmutter reines Vollblut führend, war 2005 Finalist beim Bundeschampionat und war Hannoveraner Vize-Landeschampion in Verden. Inzwischen wirkt er in Dänemark. Seine Nachfolge soll bei Schockemöhle unter anderem der Rapphengst Sarkozy von Sandro Hit-Weltmeyer antreten. Altbewährt hingegen ist der aus bestem Mutterstamm des Gestüts Vornholz gezogene Sunny Boy, einer der ersten gekörten Söhne von Sandro Hit. Selbst bis S erfolgreich, startete er mit viel Erfolg auf dem Bundeschampionat und hat bereits Prämienhengste wie Spielberg in Westfalen gezeugt.

    Außergewöhnliche Leistung

    Nobel. schwarz, bewegungsstark: Sandro Hit gibt seine Eigenschaften weiter.

    Über 100 gekörte Hengste stehen bereits in Sandro Hits Zuchtbilanz, eine enorme Summe. Addiert man die gekörten Enkel hinzu, kommt man auf bombastische Zahlen. Wer sich davon tatsächlich durchsetzen wird – darüber kann erst in einigen Jahren Auskunft gegeben werden. Fakt jedoch ist, dass Sandro Hit in seiner Generation Außergewöhnliches geleistet hat. Sieben Siegerhengste hat er bisher zu stellen vermocht. Stoiber SN gewann 2006 beim Zuchtverband für Deutsche Pferde in Kreuth, Sieger Hit und Soliman de Hus 2007 in Vechta und Verden, zuvor waren es Sir Willson, Sandrit und Samba Hit II. Stedinger war es im Jahr 2002. Aus einer Landadel-Futuro-Mutter gezogen, avancierte er schnell zu einem der meistfrequentierten Hengste Deutschlands. Gleich aus seinem ersten Jahrgang wurden 2006 neun Söhne gekört – darunter mit Status Quo Oldenburgs Siegerhengst.

     

    Züchterisch immer mehr in den Vordergrund drängt der Siegerhengst Stedinger.

    Nahezu noch bedeutender schlug das Jahr 2008 ein, als Stedinger bei den dreijährigen Hengsten mit dem auf der NRW-Körung 2007 für 160.000 Euro versteigerten Schumacher den Vize-Bundeschampion und mit Statesman unter Heiko Klausing den Bronzegewinner der dreijährigen Hengste stellte. Schumacher wurde zuvor Westfalenchampion der dreijährigen Hengste in Münster-Handorf, gewann Reitpferdeprüfungen mit Noten bis 9,1 und zählte unter Claudia Rüscher zu den auffallendsten Erscheinungen in Warendorf. Statesman stand wenig später erneut im Rampenlicht, als er für 400.000 Euro über die Vechtaraner Eliteauktion wechselte. Er wurde nach Luxemburg zugeschlagen, soll aber im Gestüt Vorwerk aufgestellt werden. Auch Soliman de Hus und Sieger Hit zählen zu Sandro Hits Siegerparade. Erster entfachte auf der Hannoveraner Körung 2007 ein heißes Bietergefecht, ehe der Sandro Hit-Donnerhall-Sohn für 700.000 Euro an Xavier Marie zugeschlagen wurde. Zweiter gewann wenig später die Körung in Oldenburg und wechselte für 340.000 Euro nach Dänemark. Wer Zahlenspiele liebt, dem liefert Sandro Hit viel Stoff: Die Auktionsergebnisse all seiner Nachkommen zusammenzuzählen, dürfte ein interessantes Ergebnis aufdecken. Da werden einige Millionen zusammenkommen. Denn teuer wurden viele seiner Nachkommen. 750.000 Euro kostete auf der PSI-Auktion 2005 ein aus einer Calypso II-Mutter gezogener Hengst namens Santa Cruz, 166.000 Euro auf der gleichen Auktion der ganz ähnlich gezogene See You. Nahezu alle Auktionsplätze verdanken Sandro Hit Spitzenpreise. Auch Salieri wechselte 2002 über die Auktion – ihn ersteigerte Sissy Max-Theurer. Der im typisch edel-dunklen Sandro Hit-Look aufgemachte Dunkelbraune feierte 2006 unter Tochter Vicky sein Grand Prix-Debut und gewann 2007 eine Weltcup-Kür sowie zehn Grand Prix-Prüfungen. „Salieri ist sehr leichfüßig, temperamentvoll und überaus fein zu reiten. Für mich ein Traumpferd, das einem ein Traumgefühl gibt. Nur im Umgang teilweise eine Nervensäge, da er stets die ungeteilte Aufmerksamkeit wünscht“, erzählt Sissy Max-Theurer über ihn. Erfolge auf Intermediaire I-Niveau konnte siebenjährig bereits der Sandro Hit-Rohdiamant-Nachkomme Sancisco vom Gestüt Kempkehof feiern. Unter Ronald Lüders gewann er Inter I-Küren und hat auch mit hoch bewerteten Prämienfohlen auf sich aufmerksam gemacht.

    Auf der ganzen Welt verteilt

    Salieri holte mit Victoria Max-Theurer als erster Sandro Hit-Sohn Grand Prix Erfolge.

    Sandro Hit ist überall – seine Nachkommen sind auf der ganzen Welt verteilt. In Amerika etwa gewann der Oldenburger Hengst Starlight den Titel „Grand Champion Stallion“ auf der Zuchtschau in Devon 2008. In Holland gewann der Sandro Hit-Flemmingh-Sohn Sandreo 2004 das Finale des Pavo-Cup und siegte ein Jahr später beim Hengstwettbewerb in s’Hertogenbosch. Auch die Landgestüte haben sich längst mit Sandro Hit-Blut eingedeckt. Während Siegerhengst Soliman de Hus in Celle wirkt, hat Warendorf auf den ebenfalls aus einer Donnerhall-Mutter stammenden Westfalen Sandro Bedo gesetzt. Der Reitpferde-Sieger, der mit 135.68 Punkten Zweiter in der 2005er Hengstleistungsprüfung von Warendorf war, stellte 2008 einen Prämienhengst in Münster-Handorf. Während im brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse die Linie über Samba Hit und Söhne gepflegt wird, wirkt im sachsen-anhaltinischen Landgestüt Prussendorf der Rapphengst Sarotti aus einer Mutter von Wolkenstein II – er hat in seinem 30-Tage-Test mit 9,25 die Höchstnote für die Rittigkeit bekommen. In Marbach ist Sir Sandro von Sandro Hit-Weltmeyer aufgestellt. Dazu kommen unzählige Privathengststationen, die sich mit Sandro Hit-Blut eingedeckt haben. Einer der sportlich erfolgreichsten darunter ist der Rappe San Remo von der Station Pape. Er schrammte jeweils haarscharf an einer Goldmedaille vorbei – zuerst auf der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde 2006, als er um Hundertstel geschlagen Bronze gewann. Dann kurze Zeit später beim Bundeschampionat, wo er sich nach Siegen in der Einlauf- und Finalqualifikation mit den Traumnoten 9,1 und 9,4 wiederum mit Bronze zufrieden geben musste. Mit 151.03 Punkten und zehn Noten zwischen 9,0 und 10,0 gewann er bereits den Dressurindex seiner HLP in Münster-Handorf. Inzwischen hat er mit seiner ständigen Reiterin Susan Pape S-Erfolge erzielt. Zehn Bundeschampions, bedeutende Siegerhengste, sündhaft teure Auktioniken – Sandro Hit hat Enormes geleistet. Kaum ein Hengst hat die „Moderne“ der Oldenburger Zucht und der Reitpferdezucht weltweit in den vergangenen Jahren so geprägt wie dieser Hengst. Kaum einer hat so viele Emotionen ausgelöst, ob Freudentränen bei den Bundeschampionaten, Jubeljuchzer auf den Auktionen.

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Mentos – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Mentos – Verleiht Flügel (Teil 1)

    Durch Zufall entdeckt, durch unermüdlichen Kampfgeist erfolgreich: Der inzwischen verstorbene Ponyhengst Mentos beeindruckte nicht nur mit seiner sportlichen und züchterischen Leistung, sondern auch mit seinem unvergleichlichen Charakter. Stolze 28 Jahre wurde der westfälisch gebrannte Reitponyhengst alt und bewies damit klar, dass sportliche und züchterische Höchstleistungen jung halten.

    Mentos’ Vater, der hochnoble Merafic ox aus der berühmten Marbacher Vollblutaraberzucht. © Archiv HuL Marbach

    Am 8. Mai 1979 wurde der braune Hengst, der mit seiner einzigartigen Mischung aus Sensibilität und Löwenherz einmal die Springponyzucht beherrschen sollte wie kaum ein Zweiter, im westfälischen Ahlen geboren. Sein Züchter: Bernhard Kreikmann. Im Anschluss an die Körung von Mentos im Oktober 1981 in Münster, bei der er zum Reservesieger ausgerufen wurde, verkauft­e ihn der Landwirt. Der Hengst wechselte in den Besitz von Jakob Jansen – und damit in die unmittelbare Nachbarscha­ft der Schulte-Geldermanns. Wie so oft­ bei Traumkarrieren hat auch in Mentos’ Biographie der Zufall eine nicht unerhebliche Rolle gespielt. Auf der Suche nach einem Dressurpony für ihre reitenden Kinder begegneten die Schulte-Geldermanns Mentos. Der Hengst wurde angeboten, weil Jakob Jansen angesichts seines fortgeschrittenen Alters mit der Ponyzucht aufhören wollte. Gewichtige Argumente sprachen gegen einen Kauf: Mentos war bereits 7-jährig, aber nach seiner HLP 1982 nicht wieder unter dem Sattel gewesen – und er war Hengst. Die Sicherheitsbedenken seiner Frau hielten Gerd Schulte-Geldermann nicht ab. Das Bewegungspotenzial von Mentos begeisterte ihn. Auch Sohn Hagen war sich sicher: den oder keinen! Der Deal wurde per Handschlag besiegelt und so bezog Mentos seine Box auf dem landwirtschaft­lich geprägten Hof der Schulte-Geldermanns in Kranenburg. Mit Ponyzucht hatte die Familie zunächst nicht viel im Sinn. Zwar waren Ponys da, aber eben Reitponys. Auch Mentos war als Reitpony, nicht als Deckhengst gekau­ft worden. Also kastrieren? „Mentos ließ sich als Hengst auch von unseren Kindern bestens händeln. Daher blieb er Hengst“, erzählt Gerd Schulte-Geldermann. Und so nahm die Geschichte ihren Lauf. Anfangs deckte Mentos nur sehr wenig und musste – abgesehen von den eigenen Ponystuten der Schulte-Geldermanns – mit einer sehr inhomogenen Stutengrundlage vorliebnehmen. Selbst Haflinger-Stuten ohne Papiere zählten zu seinen Partnerinnen. Das Blatt wendete sich, als er selbst im Sport Meriten verdiente und seine fliegenden Nachkommen im Parcours von sich reden machten. „Mentos-Menne“, wie die Schulte-Geldermanns ihn liebevoll nennen, wurde zur ersten Adresse, wenn es um die Zucht von Leistungsponys mit Kinderbedienprogramm ging.

    Orient und Okzident

    Mentos entstammt einer ganz besonderen Verbindung – der von Morgenland und Abendland. Für orientalisches Wüstensand-Flair in Mentos‘ Pedigree sorgt Vater Merafic ox. Der hochnoble braune Daikir ox-Sohn aus der berühmten Vollblutaraberzucht des Marbacher Landgestüts drückte der deutschen Reitponyzucht mit über 20 gekörten Söhnen, darunter der zweifache Deutsche Vielseitigkeitsmeister und EM-Siebte Merano, und ebenso vielen prämierten Töchtern (erinnert sei an die Siegerstute Verb.El.St. My Fair Lady und zahlreiche Sportgranaten) nachhaltig seinen Stempel auf. Auf über 100.000 Euro beziffern sich die Erfolge seiner Nachkommen. Das machte Merafic ox zum ersten Vererber-Superstar der deutschen Reitponyzucht. Die Mutter Sarnau Saphire gehörte in den 1960erJahren zu den ersten Stuten-Importen aus dem Mutterland der Reitponyzucht Großbritannien. Das fuchsfarbene Juwel aus dem Abendland führt Welsh B-Blut auf der Vaterseite. Auf der Mutterseite findet sich in dritter Generation der klangvolle Name des für die Warmblutzucht so wertvollen Precipation xx. Dieser ist beispielsweise Vater des Furioso xx, der wiederum Furioso II und Futuro zeugte. Egal mit welchem Hengst Züchter Bernhard Kreikmann seine englische Lady anpaarte, stets kam dabei etwas Besonderes heraus. So wurde Sarnau Saphire, selbst Vollschwester zum gekörten Hengst Sarnau Royal Mint, stolze fünffache Hengstmutter: 1970 fohlte sie Sperling (v. Springb. Novel), 1971 Downland (v. Downland Dragoon), 1972 und 1975 die Vollbrüder Saphir und Sedur (beide v. Sir) und 1979 schließlich Mentos. Sarnau Saphire hat ihre „Wir können alles und wir geben alles“-Einstellung auch an ihre Töchter vererbt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]So brachte ihre 1974 geborene Tochter Sonja (v. Sir) den Sportler Karino (v. Kasimir I), der mit Jochen Lehmkuhl 1986 bei der Vielseitigkeits-EM in Annelöv zu Doppelgold galoppierte. Karinos Vollbruder King und der Halbbruder Dancer (v. Durello) ließen sich auch nicht lumpen. Letzterer ging nicht weniger als 210-mal in L-Springen und L-Dressuren auf die Ehrenrunde. 4.958 Euro kamen so unter seinen Reitern Pia Gerhard, Carolina Heinze, Verena und Sabine Schwippe zusammen.

    Sarnau Saphires Töchter

    Mentos Junior und Philipp Schulze
    Topphoff sprangen zusammen bis
    EM-Teamgold. © Dr. Tanja Becker

    Sportlich traten Sarnau Saphires Töchter Sylvia (v. Shalom) und Mirabelle (v. Merafic ox) in Erscheinung, die sich mit Sandra Kerkhoff bzw. Dorothee Rohling bis L-Springen platzierten. Züchterische Meriten beanspruchten dagegen die drei Sarnau Saphire-Grazien Karola, Natascha und Nadine für sich. Die 1980 geborene Karola (v. Kasimir I) wurde Mutter des gekörten Hengstes Traumprinz (v. Troll) und der Staatsprämienstuten Nadira (v. Narwal I, 1995 Dritte beim Bundeschampionat der Dreijährigen) und Night Lady. Die Night Star I-Tochter Night Lady lieferte gekörte Söhne in Serie – vier Stück an der Zahl. Nummer eins: der in Vielseitigkeit erfolgreiche Murdock (v. Merlin). Nummer zwei: der Siegerhengst Lukas (v. Lucky Strike), den Kristina Sprehe 2001 zum Sieg in der Oldenburger Ponydressur-Landesmeisterscha­ft ritt. 1998 hatte der Braune mit Anne van der Horst Platz sechs beim Bundeschampionat der 6-Jährigen belegt, nachdem im Jahr zuvor bereits Schwester Nina mit der Schleife für den siebten Platz aus Warendorf zurückgekehrt war. Nummer drei: der Davis Cup-Sohn Danger, in dessen Sattel Lisa Weinert, Anne-Sophie Jung und Kristina Spaniol zahlreiche Erfolge feierten. Nummer vier: Good Guffi (v. Going East), Zehnter beim Bundeschampionat der 6-jährigen Dressurponys 2004 in Warendorf. 1982 kam Sarnau Saphires letztes Fohlen zur Welt: eine Fuchsststute. Diese St.Pr.St. Nadine (v. Narwal I) brachte die überragende Sportlertruppe Calippo (v. Croupier), Tornado (v. Top Nonstop), Duett, Dragon und Da Vinci K (alle drei v. Durello). Dragon hat über 130 Siege und Platzierungen in Springen bis zur Klasse M in seinem Scheckhe­. Da Vinci K gewann 2003 mit einer satten 8,5 die Finalqualifikation beim Bundeschampionat der 5-jährigen Springponys und belegte mit seinem Piloten Jan-Gerrit Epke Platz acht im Finale.

    Das Mentos-Prinzip

    Montpellier, hier unter
    Jil Klupiec in Verden, holte bei
    der DM 2008 Bronze. © Dr. Tanja Becker

    Mentos hat nicht nur seinen Nachkommen Flügel verliehen, sondern ist selbst im Parcours abgehoben. Eingesetzt in Springen der Klassen A, L und M kamen bis 1991 über 30 Siege und 75 Platzierungen zusammen – in Euro beziffert: 3.096. Unter seiner ständigen Reiterin Dörte Schulte-Geldermann hatte er drei Jahre in Folge bei den Rheinischen Meisterschaft­en der Springponys seine Edelnase vorn: 1988, 1989 und 1990. „Fehler hat Mentos eigentlich nie gemacht“, erinnert sich Dörte Schulte-Geldermann an ihre gemeinsame Zeit im Parcours. Ihr drei Jahre älterer Bruder Hagen brachte den damals 7-jährigen Hengst in den Sport. „Anfangs war der feine Mentos sehr kompliziert. Er wollte über keine Stange gehen. Aber er fasste wegen seiner Menschenbezogenheit schnell Vertrauen und gab dann für seinen Reiter alles.“ Die Erfolgsmischung „sensible Kämpfernatur“ vererbt Mentos dominant: „Hat man die Mentos-Kinder erst einmal auf seiner Seite, gehen sie für einen durchs Feuer“, beschreibt Dörte Schulte-Geldermann das Mentos-Prinzip. Nachdem sie selbst dem Ponysport entwachsen war, konzentrierte sich Dörte Schulte-Geldermann als Stützpunkt-Trainerin auf die Förderung von kleinen Mentos-Hüpfern: Merle/Gesche-Marie Maas, Mirca/ Gesche Blome, My Flower und Medoc/beide mit Elisa Gansel, Merlyn/Nathalie Cloosters, Mira/Eva und Lukas Wilmsen-Himmes sowie später noch viele weitere lehrten als Kranenburger Rasselbande die Konkurrenz das Fürchten. Mira gewann 2003 mit dem damals 10-jährigen Lukas Wilmsen-Himmes Bronze bei der Deutschen Meisterscha­ft der Ponyspringreiter in Aachen und reihte sich 2005 an elft­er Stelle beim Preis der Besten in Warendorf ein – einen Platz hinter Monique, ihrer Vollschwester, die von Marc Bergmann geritten wurde. Mira und Monique, mit 14.359 Euro bzw. 10.340 Euro absolute Großverdienerinnen im Pony-Parcourssport, kommen aus dem Züchterstall von Johann Hülsken aus Kleve-Keeken, der aus seiner Kavalier-Tochter Karamona noch den Mentos-Sohn Maximilian zog. Auch die Anpaarung seiner VentoTochter Valerie an Mentos erwies sich als Volltreffer: Mentos Junior wurde 1998 mit Jörne Sprehe im Sattel Fün­er bei den Deutschen Meisterschaft­en in Salzwedel, nachdem die damals 15-Jährige und ihr 7-jähriger brauner Wallach bei CHIOP in Hagen a.T.W. den Preis der Nationen gewonnen hatten und auch beim Preis der Besten in Warendorf nicht zu toppen gewesen waren. Anschließend pilotierte Tanja Sprehe den Braunen bis zur DM.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Mentos – Verleiht Flügel (Teil 2)

    Mentos – Verleiht Flügel (Teil 2)

    Meisterehren

    Trabte beim Deutschen
    Fohlenchampionat 2013 alle
    in Grund und Boden: Goldjunge
    hat Mentos als Muttervater. © Dr. Tanja Becker

    Zurück zum Preis der Besten 2005: In Warendorf ging weiterhin Martinique mit Josy Poen erfolgreich an den Start. Auch auf ihrem Konto türmen sich fast 9.000 Euro Prämien für 39 M- und 149 L-Siege und -Platzierungen im In- und Ausland, darunter Platz vier bei der Deutschen Meisterschaft­ 2005 in Zeiskam. Stichwort Deutsche Meisterscha­ften: 2002 wurden Anna-Antonia Vogel und ihre Mary Poppins im bayerischen Kreuth Vizemeister. Die braune Sprungfeder kam bei Mentos-Besitzer Gerd Schulte-Geldermann zur Welt, genau wie ihre erfolgreichen Geschwister Miro (2005 Rheinischer Meister) und der 2003 gekörte und zum besten Springhengst der Weser-Ems-Körung ausgerufene Matchello K, den zuletzt die Niederländerin Amke Bekhuis international platzierte. 2008 holte Montpellier bei der DM in Hannover unter Annika Kreuzer Bronze. Der braune Westfale aus der Zucht von Heinz Austermann startete seine Karriere als gekörter Hengst der Körung 2004 in Aachen, belegte 2006 beim Bundeschampionat der 5-jährigen Springponys Rang neun, 2007 bei der Deutschen Meisterschaft­ in Steinfeld Platz sieben, gewann 2008 bei den Rheinischen Meisterschaft­en in Langenfeld Gold und ging außerdem in Fontainebleau, beim Warendorfer Preis der Besten und beim Aachener Salut-Festival auf die Ehrenrunde. Mit AMD Molenew stellte Montpellier einen gekörten Sohn. In der ewigen Bestenliste der Mentos-Kinder rangiert Montpellier mit einer Gewinnsumme von 7.343 Euro hinter den drei Mentos-Töchtern Mira, Monique und Martinique aktuell an vierter Stelle – und ist mit seinen 14 Jahren noch deutlich der Jüngste in der Führungsriege. 2001 wurde zudem der palominofarbene Mr. X geboren – und zwar im Züchterstall von Anne Gerdes. Auch für den Fünfbesten im Ranking der Mentos-Nachkommen weist das Scheckheft­ Siege und Platzierungen in Warendorf und Aachen sowie bei der Deutschen Meisterschaft aus. Unter Franziska Doetkotte stand Mr. X 2011 in der Deutschen Equipe, als sich im polnischen Jaskowo die Besten aus Europa zum Leistungsvergleich trafen. Die genannten Mentos Junior, Mary Poppins, Miro, Maximilian, Mira, Monique und Martinique zählen nicht nur zur Crème de la Crème der Jumper im Pocket-Format; sie waren von Beginn ihrer Parcourskarriere an spitze – Beweis: die Bundeschampionate. Mentos Junior holte sich mit Henning Schulte-Geldermann 1996 den Titel, Mary Poppins war 1999 mit Johanna Kaiser Vizechampioness der 5-Jährigen, ihr Vollbruder Miro wiederholte 2001 diesen Triumph unter Tobias Thoenes. Maximilian gewann 1997 mit Thorsten Nienhaus ebenfalls Silber. Vollschwester Monique sicherte sich 1995 mit Annika Angenendt Bronze, Mira wurde 1999 mit Eva Wilmsen-Himmes bei den 6-Jährigen Vierte und Martinique ging 1997 unter Katrin Broeckmann an sechster und 1998 unter Annika Angenendt an achter Stelle auf die Ehrenrunde.

    Das Gesetz der Serie

    Matchello K ist unter Amke
    Bekhuis international erfolgreich © Dr. Tanja Becker

    Insgesamt gaben die Mentos-Nachkommen gern auf dem Bundeschampionat erste Kostproben ihres Überfliegerstatus. In die Warendorfer Champions League sprangen nach Mentos Junior noch 1999 Miss Maja mit Judith Emmers, 2000 My Flower mit Elisa Gansel und 2010 Mirrio H unter Jana Deloy. Miss Maja wurde von Bernd Emmers, Goch, aus der Welsh B-Stute Biene (v. Justin) gezogen. Ebenfalls mit Edelblut satt wartet das Pedigree von My Flower auf: Züchter Gerd Schulte-Geldermann zog die Fuchsstute aus der Anpaarung seiner Condor ox-Tochter Emmaly mit Mentos. Mirrio H wurde bei Agnes Hennen geboren. Die Mutterstute Pirria stammt ab von Poseidon-Downland Fleet Foot. Mit der Note 7,7 in der Qualifikation lag er auf Platz fünf in Lauerstellung, um sich im Finale dann zu steigern. 8,1 gab es im ersten, 8,3 im zweiten Umlauf. Peter Teeuwen, Bundestrainer der Ponyspringreiter, kommentierte seine Leistung so: „Mirrio H steht sicher an den Hilfen und hat ein schnelles Vorderbein.“ 2002 gelang Mirko mit Nadine Hoffmann der Sprung auf das Warendorfer Silberpodest. Rainer Obermüller zog aus seiner Castella noch den gekörten Mentos-Sohn Macleod. Zu den ersten Medaillengewinnern beim Bundeschampionat gehörten Maexchen, der 1991 unter Bernhard Karle Bronze bei den 5-Jährigen in Verden gewann, und Mortimor, der 1992 mit Heinz Marek bei den 6-Jährigen Bronze holte. Anschließend kassierte er in M-Höhen seine Siegprämien. Mit vier Titelträgern führt Mentos die Rangliste der auf dem Burandtplatz erfolgreichsten Vererber an – und steht, wie man es auch dreht und wendet, Jahr für Jahr in puncto Championatsstatistik auf der Pole-Position, denn längst haben seine Enkel das Regiment in Warendorf übernommen, wie etwa der Doppel-Bundeschampion Magic Cornflakes, ein Sohn des Freispringsiegers und in Springpferdeprüfungen platzierten Miraculix. Oder die Vize-Bundeschampions Mentano K (v. Matchello K) und Massaqua T (v. Mentos Charmeur). Letzterer gewann 2013 unter Lea Ercken DM-Bronze und stand 2014 im viertplatzierten deutschen Nationenpreis-Team von Hagen. Das Gesetz der Erfolgsserie eröffnete White Lady, die aus dem ersten Jahrgang des Mentos 1983 stammt. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Karl Brocks, heute längst in Großen Preisen siegreich, ritt die Braunscheck-Stute aus der Zucht von Walter Verfürth, Goch, zu zahlreichen Siegen in M-Springen und zu Platz fünf bei der Deutschen Meisterschaft­ 1992 in Schutterwald. 3.720 Euro verdiente die Mentos-Lady. In die Kategorie Ü(ber)-3.000-Euro-Siegprämie gehören weiterhin Merlin (a. d. St.Pr.St. Desire v. Derby, Z.: Victor Lamers), der sich mit Karen Boll in M-Springen platzierte und 1999 unter Sabrina Seidel Platz acht bei der Deutschen Meisterscha­ft in Würselen belegte, die international erfolgreiche Belleview/ Alina Klatte (a. d. St.Pr.St. Diana v. Durello, Z.: Hermann Schulze-Bergcamen), Meggie/u. a. Fee Goldbeck aus der Zucht von Gerd Schulte-Geldermann und Momo. Die 1991 bei Annette Dieks in Stadtlohn geborene Fuchsstute gewann mit Katharina Redders, Simone Böing und Melanie Alfert-Kaß ein M/A-, fünf M/B-, 27 L- und 19 A-Springen – macht zusammen 5.509 Euro. Auch Vollschwester Mona ging mit Carolin Dieks siegreich bis M-Springen. In der Mittelschwer-Klasse brillierten noch Morning Sunrise, Mephistoveles, Bellevue CL, Melbourne, Zauberwald Mon Vieux, Mona Liesa etc. etc.

    Vielseitigkeit ist Trumpf

    Ganz vorne dabei in der
    Bestenliste der MentosNachkommen: Mr. X mit seiner
    Reiterin Franziska Doetkotte. © Dr. Tanja Becker

    Mentos-Nachkommen fühlen sich nicht nur im Parcours pudelwohl, sondern lassen sich auch bei Entscheidungen im Gelände nicht die Butter vom Brot nehmen. Medusa, Vollschwester zum bereits erwähnten Mephistoveles, preschte 2002 mit Kathrin Aehling bei der Deutschen Meisterschaft­ der Pony-Vielseitigkeitsreiter in Hamminkeln-Brünen auf Platz fünf vor. Diesem Coup vorausgegangen waren 2002 Silber und 2001 Bronze bei den Westfälischen Meisterschaft­en in Bielefeld, 2000 Platz eins beim WM-Group-Youngster-Cup in Rhede – und, wie es sich für einen echten Mentos gehört, 1996 Platz zwei beim Bundeschampionat der 6-jährigen Springpferde mit Henning Schulte-Geldermann im Sattel. 2004 ging es für die von Andrea und Carolin Jolink, Bocholt-Holtwick, aus der Nakia von Nijm ox gezogene Fuchsstute unter Katharina Imholt mit dem Sieg in der Goldenen Schärpe in Dörpen nahtlos weiter. Auch im Viereck geben Mentos-Kinder eine gute Figur ab: Die von Barbara Steinhilber gezogene St.Pr.St. Mein Traum verdiente mit 93 Siegen und Platzierungen in A- und L-Dressuren 1.857 Euro. Ihre Tochter Gondoliere (v. FS Golden Highlight) platzierte sich zweimal bei den Springpony-Bundeschampionaten. Mentos Nachkommen sind durch nichts zu stoppen. Die Großpferde-Konkurrenz dürft­e nicht schlecht gestaunt haben, als Ma Petite 2004 mit Andreas Dahlmann zu Platz fünf im S*-Springen von Wierden flog. Züchter der Springrakete: Willi Weyer, Goch. Seine Fuchsstute Prächtige (v. Power Boy) brachte noch die gekörten Hengste Medoc (L-Springen) und Montoya (A-Vielseitigkeit). 14 gekörte Söhne verzeichnet das Zuchtbuch für Mentos. Neben Medoc, Montoya und den bereits genannten Matchello K, Miraculix, Macleod und Montpellier noch Martini, Miracle, Monticello und Mister Mentos. Mentos Junior gewann 2013 EM-Teamgold im italienischen Arezzo sowie 2014 EM-Teambronze im irischen Millstreet und DM-Silber in Zeiskam. Im Sattel des von Gerd Schulte-Geldermann gezogenen Vollbruders zu Matchello K saß Philipp Schulze Topphoff. 2012 hatte es in Fontainebleau bereits EM-Teamsilber und in der Einzelwertung Rang acht für Mentos Junior und Marie Schulze Topphoff gegeben. Monet, den Michael Beindorf aus der Vollschwester zu den Munser-Brothers gezogen hat, sprang inklusive Bundeschampionat bald 3.800 Euro zusammen. Mentos Chameur (M. v. Charming Boy, Z.: Friedhelm Tillmann) stand 2005 mit Anne Thieltges im Finale des Bundeschampionats der 6-jährigen Springponys, nachdem er 2003 in Neustadt (Dosse) seine HLP mit der Note 8,42 gewonnen hatte. Der von Rita Voss gezogene Maverick kommt allein in L- und M-Springen auf 120 Siege und Platzierungen.

    Wertvolle Gene

    Erfolgreicher Mentos-Enkel:
    Doppel-Bundeschampion
    Magic Cornakes. © Dr. Tanja Becker

    Mentos’ wertvolle Gene sorgen auch auf der Mutterseite für das besondere Quäntchen. Beispiel: Validos Contrast. Der Schimmelhengst (v. Valido) war 2004 im Warendorfer Dressurpony-Viereck unter Lydia Camp das Maß der Dinge. Im Jahr darauf machten Validos Contrast und seine Reiterin Katharina Winkelhues das Titel-Double mit ihrem Sieg bei den 6-jährigen Dressurponys perfekt. 2011 wurde der gekörte Paul SG (v. Pilatus) Springpony-Vizebundeschampion. 2008 gewann Champion de Lune (v. FS Champion de Luxe) Bronze. Beim Deutschen Fohlenchampionat trabte 2013 Goldjunge (v. Golden Challenge H) die Konkurrenz in Grund und Boden. Danica Duen und Sandra G. Schürner sicherten sich den von Ulrike Knipping gezogenen High Potential. Mentos‘ war Chef auf dem Hof von Gerd Schulte-Geldermann. Er ging nicht über den Hof, er stolzierte und ließ lautstark wiehernd keinen Zweifel daran, dass das hier sein Reich sei. Mentos war ein Star ohne Starallüren. „Er war sehr kernig, immer voll da, aber absolut brav“, beschreibt ihn Dörte Schulte-Geldermann. Dies machte ihn nicht nur zu einem begehrten Leistungsvererber, sondern vor allem zu dem perfekten Kinderpony-Macher. 1998, 1999 und 2000 führte Mentos die FN-Zuchtwertschätzung der Springpony-Hengste an und hat sich in den Folgejahren konstant unter den Top Ten der besten Vererber behauptet. 2005 erkrankte er schwer, musste in die Klinik. Die Tierärzte gaben ihn auf. Aber wie immer in seinem Leben kämp­fte er, rappelte sich hoch und kehrte quietschfidel nach Kranenburg zurück. Doch 2006 erholte er sich nicht mehr – und ging im stolzen Alter von 28 Jahren ein. Aber er lebt weiter in seinen vielen Nachkommen, die nur eines können und wollen: siegen! Mentos hatte ein Herz wie ein Löwe. Und das vererbte er auch.

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Tanja Becker, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 1)

    Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 1)

    Familienpferd, Vererberlegende, Kinderfreund, S-erfolgreiches Sportpferd, Musicalstar – das alles in Personalunion scha­ffen wohl nur sehr wenige Hengste. Kostolany war so einer. Die Geschichte eines außergewöhnlichen Pferdes.

    Honeur, Kostolany und Otto Langels vor der Kulisse der Hämelschenburg. © Beate Langels

    Der Trakehner Körjahrgang des Jahres 1987 war wahrlich ein besonderer. Es kommt wohl nur selten vor, dass eine Hengstklasse gleich mehrere später als Spitzenvererber zu bezeichnende Junghengste hervorbringt (hier waren es zum Beispiel Caprimond, Michelangelo und Tivano). Auf dem Endring der Holstenhallen hatte der Emmerthaler Züchter Otto Langels damals zwei Prämienhengste, den Schimmel Schampus (von Karon – Mahagoni) und seinen erklärten Liebling, den Rappen Kostolany (von Enrico Caruso – Falke). Kostolany stand schon als Nachfolger für seinen ein Jahr vorher in die USA verkau­ften Vater fest. So rechnete man sicher damit, dass man mit diesem nicht verkäuflichen Hengst auch keinen Sieger stellen würde. In der Tat war Otto Langels sich so sicher, dass er für den Endring seinen Schampus selbst an die Hand nahm und seiner Auszubildenden Silke Wittmer-Eigenbrodt kurzerhand Kostolany gab. Die Hektik, die dann auf einmal herrschte, als klar war, dass der Rappe das Rennen machen würde, kann man sich gut vorstellen. Das war der Augenblick, in dem Otto Langels mit seinem Kostolany zum ersten Mal als Sieger ins Rampenlicht zog. Es sollte beileibe nicht das letzte Mal sein.

     

     

     

     

    Klarer Hengstanwärter

    Was für ein Leben – stets gefördert, gut gehalten, gut gewirkt. Kostolany auf seinem Heimatgestüt mit Jungpferden. © Beate Langels

    Geboren wurde Kostolany im Dezember 1984 im Trakehner Gestüt Hämelschenburg in Emmerthal bei Hameln. Züchtertochter Beate Langels erinnert sich: „Dieses Rappfohlen war ein klarer Hengstanwärter – männlich, mit bedeutenden Partien und hoch elastischen, sehr taktsicheren und raumgreifenden Grundgangarten sowie mit einem sehr guten Fundament ausgestattet.“ Der Rappe ging als frisch gekörter Siegerhengst des Jahres 1987 zum 100-Tage-Test nach Medingen, wo er nach einer Verletzung hochgerechnet werden musste, aber deutlich positiv sowohl in der Dressur (109,54) als auch im Springen (114,74) bei einem Gesamtindex von 115,74 abschloss. Seine schon während der HLP dokumentierte Doppelveranlagung gab er dann auch später treu an seine Nachkommen weiter. Wer Kostolany mit Springstuten anpaarte, bekam beste Spring- und Vielseitigkeitspferde für den höheren Sport, wer sich dem Dressursektor verschrieb, konnte mit Kostolany fast gar nichts falsch machen. Seinen durchschlagenden Erfolg verdankte der Hengst nicht nur dem Einsatz seines größten Fans Otto Langels, sondern vor allem auch seiner ausgewogenen Vererbung sowohl von Sportattributen als auch Charakterwerten und – das sollte man nicht unterschlagen – Gesundheit und Fruchtbarkeit. Er stand da seinem Vater Enrico Caruso in nichts nach. Der Trakehner Zuchtleiter Lars Gehrmann wird mit den Worten zitiert, Enrico Caruso hätte „lesen und schreiben“ können. Diese Intelligenz, gepaart mit einer ausgesprochen menschenfreundlichen Art, war auch dem Sohn Kostolany zu eigen. Kostolany war eine Karriere vergönnt, die heute nur noch wenige Hengste erleben dürfen. Er stand Zeit seines Lebens auf ein und derselben Station und ging lediglich zu Ausbildungszwecken und Turniereinsätzen vom Hof. Das Gestüt Hämelschenburg hat in seiner langen Geschichte 56 gekörte Hengste produziert, etliche davon mit großem Erfolg – aber keiner versinnbildlicht die Philosophie und Lebensart der Menschen in Hämelschenburg so sehr wie Kostolany. Er wurde im Sport zunächst vom Hausherrn Otto Langels herausgebracht und bis in die Dressur der Klasse M erfolgreich vorgestellt. Dann wechselte er in den Beritt von Christian Pläge und später Christoph von Dähne – beide waren mit dem Rappen erfolgreich bis Klasse S. Kostolany kam dann wieder nach Hause, wurde von Marion Delliehausen, einer Tochter des Hauses Langels, noch bis Klasse M geritten und diente da schon als Lehrpferd. Zuletzt sah man ihn, über 20-jährig, mit der 4-jährigen Johanna in Führzügelklassen vorsichtig seine Runden ziehen. Kostolany verstand sofort, wer da auf seinem Rücken Platz genommen hatte und wie kostbar manche Fracht ist.

    Die Ahnen von Kostolany

    Kostolany demonstriert als
    5-jähriger Hengst unter Marion
    Langels seine Dressurveranlagung. © Beate Langels

    Der Vater Enrico Caruso aus der Zucht von Erich Gehlhaar war ein Vollblutenkel, der ideal das Kaliber des Trakehners mit den Edelblutahnen seines Großvaters Pasteur xx vereinte. Pasteur xx schaffte es, innerhalb der Trakehner Zucht nicht nur hervorragende Sportpferde zu liefern, sondern vor allem auch sehr gute Mutterstuten und gleich zwei großartige Söhne: Mahagoni und Michelangelo. Mahagoni sollte Pasteurs wichtigster Sohn werden. Dieser durchschlagende Dressurvererber, dessen Nachkommen die internationale Bühne bereicherten und bis zu Olympischem Edelmetall erfolgreich im Sport liefen, wurde nur elf Jahre alt, wusste diese aber gut zu nutzen. Mahagoni belieferte die Trakehner Zucht mit vielen sehr guten Pferden und zehn gekörten Söhnen. Was die Verbreitung seines Einflusses angeht, war sein Sohn Enrico Caruso wohl das Meisterstück. Neben Kostolany brachte dieser etliche gekörte Söhne, die seine vielseitige Vererbung dokumentieren. Heinrich der Löwe zum Beispiel schaffte mit Thies Luther den Sprung zum Bundeschampionat Springen und war M-erfolgreich, als er viel zu jung die züchterische Bühne verlassen musste. Incantare und Pavarotti, zwei Hengste in den USA, sind in der Vielseitigkeit bis Klasse M erfolgreich gestartet. Tanzeln (S-Dressur), Trocadero (Prix St. Georges) und Lord Luciano (Grand Prix international) waren und sind in der Dressur als Werbeträger gleich in verschiedenen Ländern unterwegs. Nicht minder erfolgreich waren viele von Enrico Carusos Töchtern. So stammen zum Beispiel die Grand-Prix-Pferde Kapriolan F (gekört, Trakehner), Lord Locksely (USA, gekört, Trakehner), Dark Diamant (Oldenburger von Davignon I) oder auch Sergeant Pepper TSF (Trakehner) aus Enrico-Caruso-Töchtern. Und besagte Doppelvererberqualitäten scheinen sich auch bis in weitere Generationen zu erhalten – Enrico Caruso im fallenden Mutterstamm produzierte so auch internationale Vielseitigkeitspferde bis CCI*** sowie Springpferde bis Klasse M. Interessant ist auch die Beobachtung, dass Mahagoni und auch Enrico Caruso besonders gut funktionierten, wenn sie auf eine enge Linienzucht ihrer arabischen Ahnen trafen – hier ist vor allem die Hengstlinie des Arabers Fetysz ox (Hauptbeschäler in Trakehnen von 1937 bis 1944) zu nennen. Der Fetysz-Enkel Maharadscha tritt in der Trakehner Zucht vor allem im Mannesstamm über Flaneur-Arogno auf, während Mahagoni selbst einer Flaneur-Tochter entstammte. Die Kombination dieser Linien brachte häufig sehr gute Sportpferde hervor, wenn auch auf der Negativseite eine nicht zu übersehende Verengungen der Blutlinien zu verzeichnen ist.

    Enrico Caruso – ein Charakterpferd

    Enrico Caruso ging 1985 in die USA. Dort wurde er zu einem Stempelhengst der noch jungen Trakehner Zucht und zwar nicht nur durch die Lieferung einiger guter Söhne, sondern vor allem weil seine Nachkommen mit ihrem angenehmen Temperament und hoher natürlicher Rittigkeit auf dem amerikanischen Amateurmarkt heiß begehrt waren. Im Sattel eines Enrico Caruso konnte so ziemlich jeder Platz nehmen und sich spontan wohlfühlen – eine Tatsache, die sich auch ohne Probleme auf den Sohn Kostolany übertragen lässt. Enrico Carusos Leben fand 2006 ein trauriges Ende, als er zusammen mit anderen Hengsten der Tylord Farm in Vermont bei einem Stallbrand erstickte. Unter Leistungsaspekten betrachtet stand auch die Mutter von Enrico Caruso den Verdiensten ihres Sohnes in nichts nach. Elchniederung war eine auf den ersten Blick eher unspektakuläre Stute. Sie kam aus der Familie der O76A1 Ethis (Gehlhaar-Ditterke), die in der privaten ostpreußischen Zucht mit der Fuchsstute Ethel bei Familie Schmidt im Kreis Goldap ihren Ursprung hatte. Ihr Vater Amagun gilt heute als einer der beständigsten Leistungsträger der Zucht. Neben Enrico Caruso lieferte Elchniederung den bis Klasse M Dressur erfolgreichen E Chat Noir. Mit ihrem letzten Fohlen, dem gekörten El Greco TSF, wurde dann ein sportlicher Tausendsassa geboren, der wie kein Zweiter den Wert dieser Linie unterstreicht: El Greco TSF (von Fontainbleau, also wieder Linienzucht auf Mahagoni). Mit seiner langjährigen Reiterin Alexa Bendfeldt war dieser Hengst in Dressur bis Klasse M, Springen bis Klasse S und Vielseitigkeit bis CIC*** platziert.

    Karben und Kapstadt

    Hauptbeschäler auf
    Hämelschenburg: Kostolany. © Beate Langels

    Kostolanys Mutter Kapstadt lieferte leider nur drei Fohlen, bevor sie hoch tragend einer Kolik zum Opfer fiel. Ihre Tochter Kadenz IV, eine Vollschwester zu Kostolany, war als Kinderreitpferd in Hämelschenburg knapp 30-jährig noch aktiv und brachte den gekörten Kastellano (von Upan la Jarthe AA), dem aufgrund seiner mangelnden Größe eine für Trakehner eher ungewöhnliche Laufbahn bevorstand: Er bereicherte die Reitponyzucht. Sein Sohn Keep Cool war Siegerhengst seiner Körung, gewann dann auch die Hengstleistungsprüfung und wurde schließlich dreimal Bundeschampion. Im Laufe seiner Karriere brachte er nicht weniger als sechs Reiterinnen durch die Anfänge des Ponysports bis hin zum Preis der Besten und den Europameisterschaft­en (Mannschaft­sgold und Einzelsilber mit Carde Meyer 2001). Kapstadts Vater Falke stellte auf ideale Weise den vom arabischen Edelblut geprägten Warmblüter dar. Er war bis Klasse S erfolgreich, bevor auch er Anfang der 1980er Jahre in die USA ging. Der fallende Mutterstamm des Kostolany ist dann quasi ein Stück Lehrbuchwissen über gute Zuchtentscheidungen. Die Großmutter Karben (von Ibikus) war dem Fachmagazin St. Georg vor einigen Jahren gar einen Artikel in der Serie „Deutschlands beste Stuten“ wert. Und warum auch nicht? Ihre Vererbungslaufbahn wurde durch einen tödlichen Unfall im 13. Lebensjahr unerwartet beendet, aber was hatte diese ungewöhnlich rahmige, wuchtige Stute bis dahin vollbracht: Ihr erster Sohn Karim ging als gekörter Hengst nach Brasilien, Tochter Kassandra wurde Mutter der Bundeschampionesse und später Grand-Prix-erfolgreichen Weltspitze (von Weltmeyer), Kapstadt lieferte Kostolany, Sohn Karon wurde zum einflussreichen Vererber in Oldenburg und in der Trakehner Zucht durch seinen Sohn Caprimond unsterblich. Sohn Kronos ging erfolgreich bis Grand Prix Dressur und die letzte Tochter Kassuben lieferte nicht nur den Grand-Prix-Hengst Kapriolan F, sondern begründete auch eine überaus erfolgreiche Familie im Gestüt Hämelschenburg.

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Maren Engelhardt, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 2)

    Kostolany – Ein Vererber von Format (Teil 2)

    Auch am Sprung ein Talent:
    Kostolany 4-jährig. © Beate Langels

    Familie der Kassette

    Das Rezept der Kreuzung des Vollbluturenkels Ibikus mit Töchtern des Stempelhengstes Impuls hat in der Trakehner Zucht zur Produktion einiger sehr einflussreicher Vererber beigetragen. Ibikus (von Hertilas aus der Isolda von Impuls) brachte eine gute Portion dieses vielseitigen Blutes mit. Impuls verdankt die Trakehner Zucht nämlich nicht nur eine Reihe hochkarätiger Zuchtstuten und Hengste, sondern auch einen ihrer besten Springvererber, den in Zangersheide gekörten Suchard. Andere bekannte Sportpferdelieferanten, deren mütterliche Wurzeln nach diesem Muster Ibikus x Impuls gezogen wurden, sind zum Beispiel der selbst bis Grand Prix erfolgreiche Van Deyk, der Australische Vielseitigkeitsmeister Kassiber, der S-Dressur-erfolgreiche Valerien, dessen Nachkommen Dressur und Springen bis Klasse S gingen, oder die Spitzenstuten Kleopatra II und Schwalbenburg. Schlussendlich mündet die mütterliche Familie von Kostolany bei der Gründerstute Kassette, einer hochedlen Tochter des Arabers Harun al Raschid aus der Kasematte von Flieder-Parsee xx, die 1937 in Trakehnen geboren wurde und den Treck in den Westen überlebte. Ihre Töchter Kassandra (von Sporn), Karia (von Ernest), Kaskade (von Totilas) und Kasavit (von Aquavit) konnten alle neue Familienzweige begründen und trugen zum Welterfolg dieser so stark vom Edelblut geprägten Dynastie bei. Die Genetik, die Kostolany als Vererber so wertvoll machte und in den vielen guten Eigenscha­ften des Hengstes selbst Ausdruck fand, ist also nicht nur einer Vermischung glücklicher Umstände zu verdanken, sondern basiert auf der gut überlegten Anpaarung von Pferden, die gezielte Linienzucht ermöglichten und deren Pedigree-Hintergrund durch englisches und arabisches Vollblut komplettiert wurde.

    Die Karriere des Kostolany

    Sportlich konnte sich Kostolany bis Klasse S beweisen, züchterisch hat er sich schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt. Die FN verzeichnet über 240 eingetragene Zuchtstuten, die überwiegende Mehrheit in der Trakehner Zucht. Dazu kommen derzeit 518 Sportpferde mit Erfolgen in Dressur und Springen bis Klasse S und Vielseitigkeit und Fahren bis Klasse M. Dem stehen elf gekörte Söhne gegenüber. Der erste Kostolany-Jahrgang in Neumünster lieferte gleich den imposanten Prämienhengst Tolstoi (aus der Tugend III von Burnus AA), der sich als hervorragender Gangvererber und mit auffallend vielen guten Springnachkommen etablieren konnte. Er stellte auch nach 25 Jahren Abstinenz den ersten Trakehner Landbeschäler in Warendorf, den Prämienhengst Saint Tropez, dessen westfälische Nachkommen Dressur und Springen bis Klasse S erfolgreich bestreiten.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Matiné und Cadeau

    Der Hengst war stets Teil der Familie,
    es gibt unzählige solcher Bilder im
    Kreis der Seinen.
    © Beate Langels

    1993 standen drei gekörte Kostolany-Söhne im Rampenlicht: Bertone (aus der Brightness xx von Carvin xx) ging im Sport erfolgreich bis Klasse S im Springen und M in der Vielseitigkeit. Silvermoon (aus der Suleiken von Mahagoni) war in Dressur bis Klasse S erfolgreich und lieferte aus seinem Zuchteinsatz in Dänemark die sogenannte Wunderstute der Weltmeisterscha­ften in Aachen 2006: Blue Hors Matiné. Silvermoon zeichnet auch verantwortlich für einen der beliebtesten aktuellen Trakehner Beschäler, den Hörsteiner Cadeau, dessen Nachkommen ebenfalls Klasse S im Dressursport erreicht haben. Und Sanssouci (aus der Schwalbenburg von Ibikus) wurde zu einem zwar eher wenig benutzten, dafür durchschlagend sportlich vererbenden Hengst mit Fokus im Springen – sein Sohn Altenbach TSF ging international über Höchstabmessungen. Nicht in Neumünster, sondern in Medingen gab es grünes Licht für die Zuchtkarriere des Vollbruders zu Sanssouci, den international Grand-Prix-erfolgreichen Showmaster. 1995 stand dann der Rappe Gribaldi (aus der Gondola II von Ibikus) als Siegerhengst an der Spitze eines guten Jahrgangs in Neumünster. Gribaldi ist laut der WBFSH (World Breeding Federation for Sport Horses) im Jahre 2015 der erfolgreichste Dressurvererber der Welt. Zum ersten Mal steht nun also ein Trakehner an der Spitze dieses Rankings, was sicherlich auch bei Betrachtung der Populationsgröße dieses Zuchtgebiets als beeindruckend zu bewerten ist, auch wenn viele der Grand-Prix-erfolgreichen Nachkommen des Gribaldi keine reinen Trakehner sind – es unterstreicht nur die Popularität und den durchschlagenden Erfolg dieser Linie als Veredler in anderen Zuchtgebieten. In den Niederlanden gab es ein positives Körurteil für den Kostolany-Sohn Polansky (aus der Lonnevanck von Donnerhall), der nicht nur selbst erfolgreich die Kleine Tour in der Dressur bestritt, sondern auch als Vererber einen guten Ruf besitzt. In Rheinland-Pfalz/Saar gekört, aber nicht in der Zucht eingesetzt war P’s Panta Leone (aus der Pamina von Matador), der ebenfalls international bis Grand Prix Dressur unterwegs war. In Neumünster betrat 2006 der auffallend doppelt veranlagte Elfado (a. d. Eris IV von Roncalli xx) die Bühne und hat sich in Dressur bis Klasse M etabliert. Der vorerst letzte Sohn des Kostolany in Neumünster war 2009 der Prämienhengst Saint Cyr, ganz nach Hämelschenburger Muster aus der Schwalbenspiel von Exclusiv-Enrico Caruso gezogen. Er steht noch am relativen Anfang seiner Hengstlaufbahn, hatte aber gleich aus dem zweiten Jahrgang zwei Söhne im Körlot, darunter den Reservesieger 2014, High Motion.

    Der Stutenlieferant

    Der 27-jährige Kostolany,
    spazieren geführt von Hund Jojo. © Beate Langels

    Kostolany ist einer der Top-Stutenlieferanten der Trakehner Zucht. Die Liste der erfolgreichen Töchter ist lang, besonders herausgestellt seien hier die Mütter, die sich durch eigene oder Erfolge der Nachkommen profilieren konnten. Dazu zählt die in Springen bis Klasse M siegreiche Amazing TSF, deren Sohn Abendtanz gleich doppelt auf Kostolany ingezogen ist und neben der Qualifikation zum Bundeschampionat des Springpferdes auch sonst altersentsprechend hoch erfolgreich in Sport und Zucht ist. Vater Hirtentanz, aus der Herzlani von Kostolany gezogen, geht erfolgreich bis Klasse S im Springsport und wurde nach knapp 40 Jahren Abstinenz als einer der wenigen Trakehner für die Holsteiner zur Zucht anerkannt. Doch damit nicht genug für Herzlani: Sie ist auch Mutter des internationalen Grand-Prix-Pferdes Heinrich der Welfe (von Hohenstein) und Großmutter des S-Dressur-platzierten Hibiskus (von Latimer), dessen Nachkommen selbst bereits S-erfolgreich sind. Die Spitzenstute Kandra lieferte mit Karisma (von Windfall) eine S-Dressur-erfolgreiche Tochter sowie den Doppelvererber Kasparow (von Sixtus), der selbst bis Prix St. Georges und CIC** unterwegs war und einer der erfolgreichsten Sportvererber der jüngeren Trakehner Geschichte wurde. Der in S-Springen erfolgreiche Chateauneuf (von Sir Shostakobich xx aus der Chamonix von Kostolany) unterstreicht die Springveranlagung der Kostolany-Nachkommen auch in weiteren Generationen. Und Odessa XI lieferte den S-erfolgreichen Vererber Ovaro (von Hohenstein).

    Aktuell: Millennium

    Aus dem legendären Schaubild
    „Phantom der Oper“ von und mit
    Otto Langels und seinem Kostolany. © Beate Langels

    Kostolany hat seinen züchterischen Stellenwert vor allem in der Körsaison 2014/2015 nachhaltig untermauert. Über seinen Sohn Gribaldi, den Enkel Easy Game und den Urenkel Millennium kamen auf deutschen Körplätzen innerhalb einer Saison elf neue Hengste quer durch alle Zuchtgebiete hinzu – eine in jeder Hinsicht beeindruckende Bilanz, wenn natürlich auch völlig offen ist, ob diese Nachwuchsstars unter dem Sattel ebenso überzeugen können wie die Vorfahren. Als Sportvererber haben direkte Kostolany-Nachkommen vor allem die Dressurplätze erobert, insbesondere der Phalanx der international erfolgreichen Gribaldi-Nachkommen ist auch drei Jahre nach dem unerwarteten Tod von Gribaldi kaum das Wasser zu reichen. Nun erfreute sich Gribaldi zu seinen Hochzeiten in der holländischen Zucht bis zu 800 Bedeckungen pro Jahr, was in gewisser Weise den Erfolg relativiert. Dennoch war gerade Gribaldi, dieser Kostolany so ähnliche Sohn, ein Positivvererber im besten Sinne. Und nicht erst seit dem kometenhaft­en Aufstieg von Totilas wird wohl auch in Zukun­ft der Einfluss des Kostolany-Blutes auch weitab der Trakehner Zucht gesichert sein.

     

     

     

    Ein Namensvetter

    Kostolany mit seiner letzten
    Reiterin Johanna im Damensattel © Beate Langels

    Nach den Schwächen von Kostolany gefragt, gibt Beate Langels zu bedenken, dass er sich nicht immer sehr typvoll vererbt hat – angesichts der sportlichen Attribute seiner Nachkommen sicherlich ein zu verzeihender Fehler. Dennoch hatte auch Kostolany immer seine Kritiker, denen vor allem die massive, überhandnehmende Exposition seiner Blutlinie Sorgen bereitete. Dafür kann der Hengst natürlich nichts, es ist aber Fakt, dass in der ohnehin eher engmaschigen Genetik der Trakehner Zucht die Suche nach Kostolany-freien Anpaarungsalternativen eine gewisse Hartnäckigkeit in der Recherche voraussetzt, zumal dieses Schicksal nicht nur von Kostolany geteilt wird. Hier sind in erster Linie die Züchter gefragt, um der Entwicklung Einhalt zu gebieten – und auch das bezieht sich keineswegs auf Kostolany alleine. Man kann eben auch zu viel des Guten haben. Benannt wurde der Hengst übrigens nach dem Börsenguru und Finanzgelehrten André Kostolany. Dieser las nach der Körung davon, dass sein Namenskollege Siegerhengst geworden war und wenig später klingelte in Hämelschenburg das Telefon. Seniorchefin Jutta Langels erklärte Herrn Kostolany dann, dass es sich bei seinem Namensvetter nicht wie angenommen um ein Rennpferd, sondern um einen Trakehner handelte. André Kostolany wollte dann unbedingt ein Autogramm haben und das führte dazu, dass der Sohn des Hauses, Bernhard Langels, in Paris bei einem Treffen ein paar Hufeisen von Kostolany an Kostolany überreichte. In seinen Börsenbriefen und Büchern hat André Kostolany seinen Namenskollegen dann diverse Male erwähnt. Als Fotografin nimmt sich Beate Langels immer wieder Zeit, um die Hämelschenburger Pferde zu fotografieren. Auch im Oktober 2013 war sie wieder unterwegs, mit dabei der 29-jährige Kostolany. Keiner konnte ahnen, dass es Kostolanys letzter Auftritt sein sollte. Einen Tag später machte ihm eine jähe Schlundverstopfung ein beschwerdefreies Leben unmöglich und seine Familie entschied sich, den betagten Herren von seinem Leiden zu erlösen. Das muss einer der schwersten Tage für die Familie Langels und alle Angestellten gewesen sein. Trösten mag dann, dass hier ein außergewöhnliches Pferd ein außergewöhnlich langes, erfolgreiches, durchaus glückliches Leben geführt hat. In seinen vielen Nachkommen wird Kostolany weiterleben. Und Otto Langels kann sich gewiss sein, als Züchter und Förderer eines der erfolgreichsten Zuchtpferde der deutschen Nachkriegszeit auch auf absehbare Zeit in Zuchtkreisen Anerkennung zu bekommen. Dass seine Familie diesem Hengst zudem ein behütetes, wenig vom Kommerz dirigiertes Leben ermöglicht hat, ehrt sie. Kostolany würde das nur unterschreiben.

     

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Dr. Maren Engelhardt, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2016/17“ erschienen ist.

  • Unser Hengst des Monats April – Morricone

    Unser Hengst des Monats April – Morricone

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Strahlender Siegerhengst und Rittigkeits-Phänomen. Mit dieser Beschreibung lässt Morricone, unser Hengst des Monats April, keine Wünsche offen. Mit der Schärpe geadelt und als mehrfacher Sieger auserkoren, avancierte der Millennium-Sohn bereits mehrfach zum Publikums-Liebling. Auch seine Ahnenreihe deckt alle großen Stempelhengste ab: Millennium-Rubin Royal-De Niro.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“205865″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ onclick=“link_image“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Morricone übertrifft alle Erwartungen

    Der 2012 geborene Rappe begeistert die Züchterwelt als Multi-Champion. Oldenburger Siegerhengst 2014, HLP-Dressursieger und Hauptprämiensieger 2016, so lauten Morricone’s züchterische Ehrentitel. Auch mit seinem sportlichen Debüt im Jahr 2019 überzeugte der Millennium-Sohn. Denn erst siebenjährig startete er seine Dressur-Karriere und glänzte auf Anhieb mit Siegen bis zur Klasse S*. Daneben sorgte Morricone für vielerlei Aufsehen mit seinem herausragenden Auftritt in der Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal in Verden. Über 75 Prozent war den Richtern dieser Ritt wert. Somit avanciert der lackschwarze Hengst zu einem hoch aktuellen Top-Favorit in Zucht und Sport.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]

    Ein Hengst mit Vererberqualität

    Gleich einem König präsentiert sich der Millennium-Sohn, wo man auch hinsieht. Eleganz, Typ und Manier verschmelzen in diesem Hengst zu einem aufstrebenden Zuchtjuwel. Daneben vereint er überzeugende Bewegungsqualität und Rittigkeit mit Charakterstärke. In seiner Hengstleistungsprüfung erhielt der Rappe die Maximalnote 10,0 für Rittigkeit und Schritt. Auch sonst wurde der dressurbetonte Hengst in den restlichen Sparten mit den Einzelnoten 9,00 und 9,50 gelobt. Demnach ist es nicht weiter verwunderlich, dass er die 30-tägige Veranlagungsprüfung in Adelheidsdorf mit einer dressurbetonten Endnote von 9,33 als strahlender Sieger verließ. Daneben ist sein VA-Zuchtwert Dressur von 158 zu betonen.

    Damit scheint ihm Vererberqualität von seinen Ahnen in die Wiege gelegt zu sein. Aufgrund seiner überragenden Vererbungskraft gepaart mit hervorragender Eigenleistung wurde Morricone zum gefeierten Hauptprämiensieger 2016 auserkoren.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_video link=“https://youtu.be/CB-YQDCsEPQ“ align=“right“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Morricone’s Ahnenreihe

    Große Stempelhengste zieren das Pedigree von Morricone. Vater Millennium glänzt als einer der erfolgreichsten Hengste des aktuellen Zuchtgeschehens. Millennium selbst war zweiter Reservesieger der Trakehner Körung und führt über seinen Vater Easy Game den direkten Anschluss zum Trakehner Edelblut des Gribaldi.

    Weiter geht es mit dem Muttervater Rubin Royal OLD. Dieser war Hauptprämiensieger zu Oldenburg und internationaler Grand Prix-Seriensieger unter Hendrik Lochthowe.

    Morricone’s Großvater ist kein Geringerer als De Niro. Dieser Ausnahmehengst ist auch heute noch der Inbegriff für Dressur-Leistungszucht, eine Legende zu Lebzeiten. Der unvergessene Stempelhengst führte über Jahre hinweg die Weltrangliste der Dressurhengste an. Daneben verließ er ein Drittel aller Grand Prix-Prüfungen als Sieger. Auch seine Nachkommen überzeugen auf ganzer Länge und gewannen international über drei Millionen Euro.

    In vierter Generation manifestiert der Grand Prix-Sieger Rubinstein das Pedigree von Morricone. Im weiteren Stamm finden sich der Leistungsvererber Admiral I sowie der Vollblüter Guter Gast xx.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]

    Typausprägung und Charakterstärke der Morricone Nachkommen

    Jahr für Jahr übertreffen Morricones Nachkommen alle Erwartungen: Durchschlagend in der wunderschönen, edlen Typausprägung präsentieren sie sich in Reih und Glied. Morricones Nachkommenschaft wird durch zahlreiche Siegerfohlen auf bedeutenden Fohlenchampionaten sowie durch hochpreisige Elite-Auktionspferde weltweit geprägt. Bereits in seinen ersten beiden Körjahrgängen brillierte Morricone mit insgesamt zehn gekörten Söhnen. Darunter befinden sich vier Prämienhengste in Oldenburg, Hannover und Westfalen. Vor allem durch ihren hervorragenden Charakter bestechen die Morricone Nachkommen. Sie äußern sich sehr menschenbezogen, nervenstark und einfach im Umgang. Auch die ersten Nachkommen unter dem Reitersattel überzeugten mit Rittigkeit und Bewegungsstärke. Ebenfalls ein Rittigkeitsphänomen ist der 2016 geborene Sohn Monterey. Mit edler Silhouette, makellosem Fundament und überzeugendem Auftreten avancierte der Morricone-Sohn bei seiner Körung 2018 in Vechta zum Prämienhengst. Im Jahr darauf schloss er seine Hengstleistungsprüfung in Dänemark ab und brillierte im Zentrum des züchterischen Interesse.

     

    Ein umfassendes Portrait von Morricone findet ihr im Hengstverzeichnis unter:

    www.horse-gate.com

    Horse-Gate/KL[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]