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  • Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 1)

    Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 1)

    Sein Vater Rittersporn xx, geboren in Belgien, war ein erfolgreiches Hindernispferd mit französischen Wurzeln, die in Polen geborene Mutter Jordi eine Tochter des Araberhengstes Shagya X-3, gezogen im ehemals österreichischem Gestüt Radautz. Rückwirkend betrachtet war Ramzes schon vor seinem Enkel Ramiro ein „europäischer“ Hengst.

    1945 – Kriegsende. Die russische Armee rückt in das von Deutschland besetzte Polen vor, in aller Eile werden einige Gestüte gen Westen verlegt – auch die Pferde des Gestüts Janow Podlaski. Darunter ein Schimmelhengst mit klangvollem Namen: Ramzes von Rittersporn xx a. d. Jordi v. Shagya X- Bakszysz ox (Z.: Gräfin Marie Plater-Zyrberk), in Janow Podlaski unter anderem als Jagd- und Kutschpferd eingesetzt. Es war Zufall und glückliche Fügung zugleich, dass Ramzes in Deutschland blieb. Auf Turnieren der Alliierten von dem polnischen Oberleutnant Bielecki geritten, erwarb dieser ihn kurz vor seiner Auswanderung in die USA vom polnischen Staat und verkaufte ihn an Clemens Freiherr von Nagel. Das Gestüt Vornholz wurde seine neue Heimat. Unter Hans-Heinrich Brinkmann verbuchte Ramzes Springerfolge bis zur Klasse M, bevor seine Sportkarriere abrupt endete. Im Training brach sich der Schimmel die rechte Vorderfessel, eine Verletzung, die in jener Zeit nahezu einem Todesurteil gleich kam. Wochenlang hing er an Deckengurten in seiner Box, damit das Bein entlastet wurde. Und er überlebte! Von der westfälischen Zuchtleitung handelte sich von Nagel mit seinem Schimmel eine Abfuhr ein – eingestuft in Zuchtwertklasse IV blieb sein Einsatz zunächst auf die Stuten des Freiherrn beschränkt. Ironie der Geschichte: Sein Enkel Ramiro, immerhin Reservesieger der Holsteiner Körung 1967, erhielt in Westfalen die ZWK III. Jahre später avancierte er zu einem der einflussreichsten Hengste der europäischen Reitpferdezucht.

    Radetzky gibt den Ton an – Westfälischer Auftakt

    „Romadour II (von Romulus I) war
    1976 unangefochtener DLG-Sieger
    und avancierte zum Stempelhengst
    der nordrhein-westfälischen Zucht.

    Gleich aus dem ersten Jahrgang landete Ramzes mit Radetzky (geb. 1951, a. d. Malta v. Oxyd-Meleager) einen Volltreff r. Aus von Nagelscher Zucht revolutionierte der Schimmel mit „Outcross“-Pedigree die westfälische Zucht geradezu und brillierte später auf den Hengstparaden des Landgestüts Warendorf unter Sattelmeister Franz Kukuk in Grand Prix-Lektionen. Vor über 20 Jahren schrieb Werner Schockemöhle über Radetzky: „Ohne diesen Hengst, ohne seine Nachfahren, ist das heutige westfälische Reitpferd nicht denkbar“. Bilder der Hengste Ramzes und Radetzky finden Sie beim Artikel über Clemens von Nagel auf Seite 483. Vollbruder Mariano gewann mit Josef Neckermann Gold- und Silbermedaillen auf Europa- und Weltmeisterschaften wie auf Olympischen Spielen und zählte zu den erfolgreichsten Dressurpferden seiner Ära. Ein weiterer Vollbruder, Raban, ging als Deckhengst nach Südafrika. Nahezu zeitgleich mit Mariano verbuchte Remus mit Harry Boldt internationale Dressurerfolge, darunter Gold mit der Mannschaft und Silber in der Einzelwertung auf den Olympischen Spielen in Tokio (1964), Gold und Silber auf Welt- und Europameisterschaften. Auf den Olympischen Spielen in München (1972) gewann Fritz Ligges mit dem Ramzes-Sohn Robin Gold in der Mannschaftswertung und war bester Deutscher in der Einzelwertung. Wegen eines irreparablen Beinbruchs musste Robin ein Jahr später eingeschläfert werden. Bedeutende Hengste ihrer Ära waren in Westfalen die Ramzes-Söhne Roderich (geb. 1964, a. d. Nachtrose v. Fangball-Loretto), über Jahrzehnte Pascha der Station Korte in Lengerich, und Raubritter (geb. 1964, a. d. Dixi v. Dompfaff -Heliost), beides Schimmel. Die Sprösslinge des Roderich, darunter gekörte Söhne, glänzten in schweren Springen. In der Trakehnerzucht profi lierte sich der Ramzes-Sohn Condus (geb. 1964, a. d. Constanze v. Humboldt), dem das Prädikat Spitzenvererber zukommt. Der Vater fünf gekörter Söhne und bis Grand Prix siegreicher Pferde, darunter zwei Olympiapferde, wurde zunächst nach Kanada, später in die USA verkauft . In Ungarn deckte der Holsteiner Ramzes-Sohn Ramzes jun. (geb. 1961, a. d. Brenta v. Meisterläufer II- Nenndorf), Lieferant guter Springpferde und zuchtbewährter Söhne.

    Remus I, Romulus I, Romadour II – Das Dreigestirn

    Renoir I (v. Romadour II), DLGSieger wie sein Vater, hinterließ
    eine beträchtliche Zahl sportiver
    Nachkommen.

    Das züchterische Vermächtnis des Radetzky basiert auf hochdekorierten Töchtern, darunter DLG-Siegerinnen, und erfolgreichen Sportpferden. Erinnert sei an Rasputin mit Hendrik Snoek, und über 20 gekörte Söhne, unter denen Remus I (geb. 1958, a. d. Fidelia v. Friedländer-Fesch) für die größte Verbreitung sorgte. Aber auch Remus II hinterließ eine beträchtliche Armada guter Spring- und Dressurpferde, hochbonitierte Mutterstuten und gekörte Söhne. Schon frühzeitig sicherte sich das Landgestüt Dillenburg mit Ratsherr (geb. 1960, a. d. Flora v. Fechtmeister-Journal) und Raphael (geb. 1965, a. d. Scholle v. Schwall) zwei Söhne. Insbesondere Ratsherr lieferte bedeutende Mutterstuten für die hessische Zucht. In Warendorfer Diensten standen Rendant (geb. 1963, a. d. Adelheid v. Abenteurer-Allerhof IV), Rasputin (geb. 1964, a. d. Sirikit v. Sinus xx-Abendtrunk) und Realist (geb. 1965, a. d. Gundi v. Grünspecht-Federfuchser). Während sich Rasputin durch vielseitig veranlagte Pferde mit dem Schwerpunkt Springsport einen Namen machte, gehörte Realist (DLG-Siegerhengst 1970) in die Kategorie Stutenmacher, ausgewiesen durch über 150 eingetragene Töchter, darunter mehrere DLG-Stuten. Ein halbes Dutzend gekörter Söhne gingen auf sein Konto, allesamt in Privatbesitz, mit allerdings überschaubarem Einfluss. In der schwedischen Reitpferdezucht etablierte sich der westfälisch gebrannte, holsteinisch gezogene Excellenz (geb. 1968, a. d. Lolita v. Lichtbote-Mahdi I) als Lieferant bedeutender Mutterstuten. Zurück zu Remus I, der mit einer respektablen Hengstarmada aufwarten konnte, darunter die Warendorfer Landbeschäler Remember (geb. 1972, a. d. Fairy v. Freitag-Schwarzseher), Regress (geb. 1972, a. d. Freia v. Flügel-Forschergeist), Reinicke (geb. 1976, a. d. Wolgaamsel v. Wulf-Juragold), Referent (geb. 1977, a. d. Delia v. Dilettant-Sioux) und der Privathengst Rembrandt (geb. 1977, a. d. Danina v. Dorado II-Abschaum). Reinicke avancierte 1978 zum Siegerhengst Westfalens, ein Vererbungssieger war er nicht. Regress, I c-Hengst der DLG-Ausstellung 1976, proklamierte die Körkommission 1974 zum westfälischen Champion. Als Spitzenvererber entpuppte sich Renaldo (geb. 1968, a. d. Lottchen v. Lohengrin-Schwärmer), Westfalens Botschaft er der DLG-Ausstellung 1974, Vater bester Mutterstuten, bewährter Turnierpferde und sieben gekörter Söhne, darunter der Siegerhengst (1976) Ricardo, der erfolgreiche Dressur- und Springpferde gleich in Serie lieferte.

    Doch es war Romulus I (geb. 1961, a. d. Fabriana v. Fabriano-Markulf) vorbehalten, einem Probesprung des erst zweijährigen Remus I entstammend, das R-Blut auf eine breite Basis zu stellen. 1963 ging er als Siegerhengst auf die Ehrenrunde und lieferte mit Romadour II (geb. 1969, a. d. Gunda v. Grünfink-Dorn) sein Meisterstück. Ob der jüngere Vollbruder Romadour I ein Sohn des Duft III war, ist bis heute nicht geklärt. Fakt ist, dass sich Gert Wildfang mit Roman von Romadour I 1978 den Weltmeistertitel in Aachen holte, Silber mit der Mannschaft auf den Europameisterschaften 1982 und 1979 das Deutsche Springderby gewann. Auch Romulus II (Reservesieger der Körung 1962) hinterließ zuchtbewährte Töchter, darunter die Mutter zu Fire, 1982 mit Norbert Koof Weltmeister der Springreiter.

    A star is born: Romadour II

    Das Aushängeschild von Romadour
    II im Sport war Rembrandt, der
    mit Nicole Uphoff vier Olympische
    Goldmedaillen gewonnen hat.

    DLG-Ausstellung 1976 in München, das Stelldichein der besten Hengste Deutschlands, darunter der Warendorfer Romadour II, der vorneweg marschiert und unangefochtener Sieger wird. Auf der Körung eher unauffällig, absolvierte er eine bravouröse Leistungsprüfung. Fortan gab es keine Körungen, Stutenschauen und Reitpferdeprüfungen in NRW mehr, auf denen Romadour II nicht vorne mitmischte. Romadour II bezog alljährlich die im Rheinland gelegene Station Heidhausen, wo er 1983 viel zu früh einging. Sein Aushängeschild im Sport war Rembrandt, mit dem Nicole Uphoff neben vier Olympischen Goldmedaillen Welt- und Europameisterschaften gewann. Besonders die rheinischen Züchter profitierten nachhaltig von Romadour II, dessen Töchter auf Landesschauen beständig vorneweg marschierten. Auch seine Söhne vermochten sich zu profilieren, darunter Rheinblick, Rheingold, Rheinprinz und die Vollbrüder Rheinländer und Romanow. Die Nachkommen des Rheingold (geb. 1974, a. d. Piroschka v. Abendregen/T.-Fabriano), Rheinischer Körsieger 1976, glänzten in allen Disziplinen, seine Tochter Rheinfee, Siegerstute 1983, lieferte den Stempelhengst Ehrentusch, einer der bedeutendsten Vererber der NRW-Zucht. Eine weitere Tochter des Rheingold wurde 1982 Siegerstute: Raute. Ihr Sohn Florestan I, Rheinischer Körsieger 1988, avancierte zum Starbeschäler des Landgestüts Warendorf. Als lebensgroße Bronze begrüßt er seit 2004 die Besucher des Schlosses Wickrath, Schaltzentrale der rheinischen Zucht. Rolls Royce (geb. 1986, a. d. Diana v. Damokles-Adlerorden) von Rheingold, Reservesieger der westfälischen Körung 1988 und ein Jahr später HLP-Sieger, war als Sportler ein Phänomen. In den USA gewann er Große Preise unter Michael Matz, später verbuchte er Erfolge in Dressurprüfungen bis Intermédiaire II. Sein züchterischer Einfluss blieb infolge häufiger Standortwechsel überschaubar, trotzdem waren seine Sprösslinge erfolgreich in Spring- und Dressurprüfungen auf nationalem Niveau bis zur Klasse S. Auch Rheinblick (geb. 1982, a. d. Ursulinerin v. Urioso-Manometer xx), Vater der Hengste Rheingau und Rheingraf, nahm über seine Töchter großen Einfluss auf die NRW-Zucht. Rheingau war ein hervorragendes Dressurpferd in Warendorfer Diensten. Besondere Erwähnung verdienen die Vollbrüder Romanow (geb. 1976), Rheinischer Siegerhengst 1978, und Rheinländer (geb. 1983, a. d. Fanfare v. Cyrus-Sporn/T.), die mit sportiven Nachkommen und hochdekorierten Töchtern aufwarteten. Wie bei vielen anderen Kindern des Romadour II bewährte sich auch bei Rheinprinz (geb. 1980, a. d. Maigret v. Abendregen/T.-Absalon/T.) die Kombination mit Trakehner Genen. Nur wenige Jahre in Diensten des Landgestüts Warendorf, hinterließ er talentierte Sportpferde. Den westfälischen Brand trugen die Privatbeschäler Renoir I (geb. 1981, a. d. Goldie v. Goldlack I-Abendregen/T.) und der ein Jahr ältere, später nach Dänemark ausgewanderte Renoir II. Auf der Körung 1983 musste Renoir I, der beachtliche Turniererfolge verbuchte und 1989 DLG-Sieger war, Fernblick (v. Frühlingsball) den Vortritt lassen, als Vererber hat er ihn deutlich übertroffen. Seine Nachkommen glänzten auf Bundeschampionaten in der Dressur und im Parcours, seine Töchter wurden vielfach prämiert. In der Rückschau verdient Renoir I das Prädikat Spitzenvererber. Umso bedauerlicher, dass es keinem seiner Söhne gelungen ist, in seine Fußstapfen zu treten. Ein weiterer Sohn des Romadour II war Rapallo (geb. 1983, a. d. Laika v. L und I-Firnschnee), Vater über 100 eingetragener Töchter und vielseitiger Sportpferde. Die Söhne des Romadour II haben Zucht- und Sportgeschichte geschrieben, lediglich einem aber gelang es, das R-Blut auf eine Basis zu stellen, die bis heute Bestand hat: Rosenkavalier.

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 2)

    Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 2)

    Rosenkavalier – nicht nur Vater des Rubinstein I

    Mehr als 60 Söhne und mehr als 100
    Staatsprämienstuten gehören zum
    Vermächtnis des „Jahrhunderthengstes“ Rubinstein I.

    Als Rosenkavalier (geb. 1980, a. d. Diva v. DilettantAxtfeld) 1982 auf der westfälischen Körung antrabte, hieß der Siegerhengst Federball (v. Frühlingsball), während Rosenkavalier mit der I c-Prämie vorlieb nehmen musste. Ein Jahr später überlegener Sieger der Leistungsprüfung, fiel sein erster Fohlenjahrgang überragend aus. Pro Jahr beglückte er bis zu 130 Stuten im Natursprung. Mit über 300 registrierten Töchtern, darunter nahezu 50 Staatsprämienstuten, und über 20 gekörten Söhnen avancierte er zu einem Stempelhengst Westfalens mit Einfluss auf nahezu alle deutschen Reitpferdezuchten. Natürlich hatten nicht alle Söhne das Format eines Rubinstein I, der seinen Züchter Herbert de Baey bekannt, ja berühmt machte. Romancier (geb. 1989, a. d. Finale v. Feuerschein-Renaldo), auch für die schwedische und dänische Zucht zugelassen, gehörte zu seinen bedeutendsten Söhnen und hinterließ neben hochdekorierten Stuten, darunter einige Hengstmütter, eine beachtliche Zahl sehr guter Dressurpferde. Rythmic Dancer (geb. 1989, a. d. Annemon v. Angriff -Donar), zunächst erfolgreich in Springpferdeprüfungen, später im Dressursport der Klasse S, hat sich beachtlich vererbt und wurde in Österreich zum Siegerhengst proklamiert. Auch zwei westfälische Siegerhengste gehen auf das Konto des Rosenkavalier: 2002 stand Rosencharmeur (geb. 2000, a. d. Melka v. Mon Cheri-Renaldo) an der Spitze seines Jahrgangs, 1995 war es der Rheinländer Rosendahl (geb. 1993, a. d. Guana v. Gratianus-Bonjour SF), der mit der Siegerschärpe auf die Ehrenrunde ging. Rosencharmeur verbuchte Erfolge in Basisprüfungen, wurde jedoch wie sein Halbbruder von den Züchtern nur wenig benutzt.

    Ramiro’s Son II (v. Ramiro) verbuchte
    Springerfolge bis zur Klasse S und ist
    bis heute im Deckeinsatz.

    Mit Hengsten wie Rheinberg (geb. 1999, a. d. Puppe v. Pit I), Rosenduft (geb. 1984, a. d. Raspe v. Rasputin), Rosenloh (geb. 1998, a. d. Fantastika v. Forrest xx), Rosenquarz (geb. 1995, a. d. Alexa v. Apart), Rosenspross (geb. 1996, a. d. Maigold v. Mackensen/T.), Rosenfürst (geb. 1997, a. d. Wonderfull One v. Weinberg) und weiteren Söhnen versuchte man in NRW, die R-Linie über Rosenkavalier zu konservieren, was nur im Ansatz gelungen ist. Auch Royal Angelo I (geb. 1986), Vater dressurerfolgreicher Nachkommen bis Klasse S, und Royal Angelo II (geb. 1990, a. d. Adone v. Angelo xx) aus dem berühmten Stamm des Herbert de Baey hatten nicht das Format, diese Linie langfristig zu etablieren. Das änderte sich schlagartig, als auf der Oldenburger Nachkörung im Herbst 1988 ein noch etwas unfertiger Rappe mit westfälischem Brand erschien, den Hengsthalterin Gudula Vorwerk auf den Namen Rubinstein taufte. Über ihn und seine Söhne kehrte das R-Blut nach NRW zurück, von Cappeln aus eroberte er die Welt.

    Rubinstein I – aus berühmtem Stamm

    Die Grundstein II-Tochter Rumirell
    lieferte mit Rohdiamant fünf gekörte
    Söhne, die in Zucht und Sport für
    Gesprächsstoff sorgten, darunter
    Rubin Royal.

    Rubinstein I (geb. 1986, a. d. Antine v. Angelo xxDonar) absolvierte mit erstklassigen Noten seine Leistungsprüfung, siegte im Optimum vor dem Münsterschen Schloss, war Siegerhengst um die Hauptprämie in Oldenburg und Vizebundeschampion, verbuchte unter Martina Hannöver zahlreiche Grand Prix-Erfolge und stand 1996 im deutschen Olympiakader. Einem Paukenschlag glich sein erster Fohlenjahrgang: 16 Fohlen wurden als sogenannte „Hengstanwärter“ ausgezeichnet. 1992 trabten seine ersten Körkandidaten in Oldenburg an, zum Siegerhengst wurde Rohdiamant (geb. 1990, a. d. Elektia v. Inschallah AA-Chronist) proklamiert. In Mannheim gewann er das Bundeschampionat, ab dann ging es auf der Karriereleiter stetig aufwärts – bis hin zu Grand Prix-Erfolgen unter Lisa Wilcox. Vollbruder Royal Diamond (geb. 1994) stand ihm in nichts nach und verbuchte ebenfalls Grand Prix-Siege. Ihre Söhne, darunter Siegerhengste und Leistungsprüfungssieger, decken in allen deutschen Zuchtgebieten und im Ausland. Ein Aushängeschild des Rohdiamant ist Real Diamond (geb. 2001, a. d. Wallery v. Weltmeyer), der in der aktuellen Zuchtwertschätzung eine Spitzenposition einnimmt. Fünf gekörte Söhne, die in Zucht und Sport für Gesprächsstoff sorgten, lieferte Rohdiamant in Anpaarung mit der Grundstein II-Tochter Rumirell: Romanov, Rockefeller, Rubin Royal, Rumicello und Rubino Vincento. Der Fuchshengst Relevant (geb. 1991, a. d. Havanna v. Goldlöwe-Venator xx) siegte siebenjährig im Nürnberger Burg-Pokal, gewann Silber mit der Mannschaft auf der Weltmeisterschaft in Jerez mit Lisa Wilcox und gehörte auf den Olympischen Spielen 2004 zum amerikanischen Bronzeteam. Nach der Proklamation zum Reservesieger seines Körjahrgangs wanderte der S-Dressur-erfolgreiche Vollbruder Revan (geb. 1999), 2004 Hauptprämiensieger zu Oldenburg, nach Großbritannien aus. Über 60 Söhne gehören zum Vermächtnis des Rubinstein I, von Reitmeister Johann Hinnemann als „Jahrhunderthengst“ tituliert. Über den Celler Landbeschäler Rotspon (geb. 1995, a. d. Antalia v. Argentan I-Pik Bube I) gelangte das R-Blut, nunmehr über die „Dressurschiene“, nach Hannover. Mit gekörten Söhnen, darunter der Leistungsprüfungssieger Rascalino (geb. 2001, a. d. Velvet v. Velten Third), Staatsprämienstuten in Serie und teuren Auktionspferden hat er sich als Spitzenvererber etabliert. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Rohdiamant, Oldenburger Körsieger
    1992, war Grand Prix-Sieger mit
    herausragender Vererbung.

    Auch Rosentau (geb. 1994, a. d. Nevada v. Noble Roi xx), Regazzoni (geb. 1991, a. d. Wakonda v. Werther), Rosario (geb. 1999, a. d. Elfenlicht v. Castro) und Ronaldo (geb. 1995, a. d. Carella v. Ramino) haben sich überdurchschnittlich vererbt und müssen als Ausnahmevererber eingestuft werden. Der Rappe Ronaldo war 1997 Oldenburger Körungssieger und avancierte in den Niederlanden zu einem begehrten Beschäler, während der Regazzoni-Sohn Riccione (geb. 1996, a. d. Arosa v. Arogno/T.), Warendorfer Landbeschäler, mit 21 gekörten Söhnen, die für eine große Verbreitung sorgten, aufwarten kann. Er war Sieger der Leistungsprüfung, selbst in der Klasse S erfolgreich und kann mit dressurbegabten Nachkommen aufwarten, die sich auf Bundeschampionaten und Weltmeisterschaft en der Dressurpferde brillant in Szene setzten. Im Rheinland im Einsatz, schiebt sich Rubiloh (geb. 1997, a. d. Canberra v. Calypso II) mit talentierten Dressurpferden zusehends in den Vordergrund. Unter niederländischem Beritt stehen Siege in der Klasse S auf der Habenseite. Ratino H (geb. 1994, a. d. Elesse v. Schampus xx), Richard Löwenherz (geb. 1997, a. d. Kunigunde v. Intervall) und Rocher D’or (geb. 1991, a. d. Tanja III v. Luciano) verbuchten bei nur beschränktem Einsatz in der Zucht Grand Prix-Erfolge. Über 60 Rubinstein-Sprösslinge waren in der Klasse S, auch auf internationalem Parkett, siegreich, viele bis Grand Prix, darunter der monumentale Renoir, mit dem Ann-Kathrin Linsenhoff Mannschaftsgold bei den Weltmeisterschaften im spanischen Jerez gewann. Das züchterische Vermächtnis des Rubinstein I basiert jedoch nicht allein auf gekörten Söhnen, sondern auf nahezu 1000 registrierten Töchtern, darunter über 100 Staatsprämienstuten. Am 5. Juni 2000 ist er eingegangen.

    Ramzes im Land zwischen den Meeren

    Der Rubinstein-Sohn Regazzoni war
    Sieger seiner Hengstleistungsprüfung
    und hat bisher zwölf gekörte Söhne
    gestellt.

    Als Züchter war Clemens Freiherr von Nagel ein Kosmopolit, der sich für sein Gestüt Vornholz Zuchtpferde unterschiedlichster Rassen sicherte, darunter auch aus Holstein. Dort war man inzwischen auf Ramzes aufmerksam geworden und holte ihn für die Decksaison 1951/1952 auf die Station Neuendorf, Kreis Steinburg, wo er nicht gerade Begeisterungsstürme auslöste, von den Züchtern jedoch gut angenommen wurde. Obwohl aus dem ersten Fohlenjahrgang des „Exoten“ kein Sohn Gnade vor der Körkommission fand, zeigte sich wenige Jahre später, dass Ramzes erstklassige Springpferde machte, um genau zu sein, Weltklassepferde. Als Ramona mit Alwin Schockemöhle, Hans-Günter Winkler und Romanus, Ramzes XIII mit Kurt Jarasinki und Retina unter Fritz Thiedemann Jahre später die großen Springarenen der Welt eroberten, war der Bann gebrochen. Grund genug, den Schimmel 1959/1960 erneut ins Land zwischen den Meeren zu beordern mit dem erklärten Ziel, Hengste von ihm zu rekrutieren. Diverse Söhne stammen aus dieser Ära, darunter der schon erwähnte Roderich. In Bayern (Haupt- und Landgestüt Schwaiganger) erwarb sich der Schimmel Rasputin (geb. 1961, a. d. Lohe v. Makart-Markgraf) einige Meriten, zum Stempelhengst wurde er nicht. Rigoletto (geb. 1960, a. d. Idee v. Logarithmus-Lorenzo) machte sich als Springpferdemacher in den Niederlanden einen guten Namen; sein Blut ist in diversen Mutterstämmen des heutigen KWPN fest verankert.

    Der lackschwarze, hervorragend
    gezogene Rosario (v. Rubinstein I) war
    dreifacher Landeschampion zu Oldenburg und liefert in Serie gefragte,
    dressurbegabte Nachkommen.

    Trotz beachtlicher Dressurerfolge bis zur Klasse S blieb Rhenus (geb. 1960, a. d. Hedonia v. Logarithmus-Heintze), den ein wenig schöner Kopf zierte, unbedeutend, später machte er Karriere als Zirkuspferd. Der Beharrlichkeit von Johannes Blohm ist es zu verdanken, dass Roman (geb.1960, a. d. Dorette v. Monarch-Meisterläufer) eine zweite Chance erhielt. Zunächst gekört, dann abgekört, revanchierte er sich durch Springerfolge in der schweren Klasse und wurde Vater solch herausragender Springpferde wie Romano, Risiko und Rocca. Unter seinen Töchtern befanden sich zahlreiche Hengstmütter, während seine Söhne kaum Spuren hinterlassen haben. Über seine zahlreichen Töchter blieb das Blut des Ramzes der Holsteiner Zucht erhalten, zwei Stuten verdienen es, besonders erwähnt zu werden: Retina, Derbysiegerin unter Fritz Thiedemann, wurde Mutter des Hengstes Capitano (geb. 1968, v. Corporal), sein Sohn Capitol I hatte die Ramzes-Tochter Vase, rechte Schwester des Springpferdes Romanus, zur Großmutter. Neben Cor de la Bryère gehörte Capitol I zu den einflussreichsten Hengsten Holsteins mit weltweitem Renommee. Analog der R-Linie in Westfalen über Radetzky-Remus I-Romulus I-Romadour II war es auch in Holstein nur einem Hengst vorbehalten, die R-Linie auf eine breite Basis zu stellen: Raimond.

    Raimond und Ramiro

    Der Ramiro-Sohn Ritual ließ schon auf
    der Leistungsprüfung beim Springen
    erkennen, von wem er abstammt, und
    stellte bereits im ersten Jahrgang drei
    gekörte Söhne.

    Der Schimmel Raimond (geb. 1960, a. d. Infra v. Fanatiker-Nenndorf) war ein bildschöner, charakterstarker Hengst, dessen Nachkommen sich durch Rittigkeit und überragendes Springvermögen auszeichneten. Die besten seiner über 120 eingetragenen Töchter stammten aus Müttern, die Vollblut führten. Er war gewissermaßen ein Globetrotter, deckte auf verschiedenen Stationen in Holstein, in Rheinland-Pfalz, in den Niederlanden und verbrachte seinen Lebensabend im Rheinland, in unmittelbarer Nachbarschaft des Autors. Zu den acht gekörten Söhnen gehörten der unter Sören von Rönne in der S-Klasse siegreiche Raimondo (geb. 1980, a. d. Eike v. Corporal-Lohgerber) und Rhadames (geb. 1965, a. d. Edle Dame v. Fafnir-Falke), später nach Argentinien verkauft. Doch nur Ramiro (geb. 1965, a. d. Valine v. Cottage Son xx-Logenschließer) ist es gelungen, sich über eine kaum mehr zu zählende Armada gekörter Söhne und erstklassiger Töchter auf breiter Front durchzusetzen. Springpferde, die die unterschiedlichsten „Stempel“ trugen, produzierte er quasi am laufenden Band; sie aufzulisten, würde Seiten füllen. [/ihc-hide-content]

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.

  • Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 3)

    Ramzes – Revolutionär der Reitpferdezucht (Teil 3)

    Ramiro – Holsteiner im Euroformat

    Capitol I hatte die Ramzes-Tochter Vase zur Großmutter und gehörte neben Cor de la Bryère zu den einflussreichsten Hengsten Holsteins.

    In Holstein gezeugt, in Westfalen (Gestüt Vornholz) geboren, in Holstein gekört (1967), ein Jahr später Sieger der Leistungsprüfung, 1969 in Holstein auf Station, anschließend in Westfalen mit parallelem Einsatz im Sport unter dem unvergessenen Fritz Ligges, war Ramiro gewissermaßen ein Globetrotter. 1980 holte ihn Leon Melchior in sein Mustergestüt Zangersheide, später kam Ramiro, inzwischen mit dem der Staatsprämie vergleichbaren Prädikat „preferent“ ausgezeichnet, im niederländischen Versuchsgut Brunssum zum Einsatz. Über 1800 Fohlen stammen aus dieser Ära. Als Bronzeplastik begrüßt Ramiro, der im Alter von 30 Jahren einging, die Besucher des FN-Zentrums in Ermelo. Summa summarum gehen 140 gekörte Söhne auf sein Konto, die rund um den Erdball zum Einsatz kamen. In Holstein erlangten Ronald (geb. 1970, a. d. Adrette v. Heilbutt), Rinaldo (geb. 1970, a. d. Rosa v. Gondolier), Rio Negro (geb. 1980, a. d. Fiona v. Pernod xx), Romantiker (geb. 1970, a. d. Dedy v. Martell), Rasputin (geb. 1973, a. d. Marion v. Ramzes) und Romino (geb. 1979, a. d. Ingeli v. Moltke I) Bedeutung, auch wenn sich keiner langfristig in der väterlichen Linie halten konnte. Ronald, selbst in Springprüfungen der Klasse S siegreich, machte später in den Niederlanden Karriere, der spektakulär trabende Rio Negro verbuchte Grand Prix-Siege unter Reitmeister Willi Schultheis und hat sich in Bayern beachtlich vererbt. Romantiker, später nach Schweden abgegeben, stellte mit Rekord GL einen bedeutenden Vererber für die rheinische Zucht, während Rominos bester Sohn der in Oldenburg wirkende Rouletto (geb. 1986, a. d. Narwan v. Roman) war. Er hinterließ hochpreisige Auktionspferde, Dressurcracks und zuchtbewährte Töchter. Einer der letzten RamiroSöhne in Holstein ist Ramirado (geb. 1995, a. d. Dolce Vita v. Constant-Marmor), der einige Decksaisons in Ungarn verbrachte und mit erstklassigen Springpferden aufwarten kann. Im Rheinland machte sich der 2012 abgetretene Rocket Star (geb. 1988, a. d. Marianna v. Landgraf I-Manometer xx), hocherfolgreich in schweren Springprüfungen, einen Namen. Selbst zweifacher Finalist auf dem Bundeschampionat des Deutschen Springpferdes, hat ihn sein rheinischer Sohn Rockwell (geb. 1993, a. d. Galatee v. Grandus), ebenfalls zweifacher Finalteilnehmer am Bundeschampionat, als Vererber deutlich übertroff en. Erfolgreich in Spring- und Dressurprüfungen der schweren Klasse, stehen zehn gekörte Söhne, unter denen Rock Forever I herausragt, Siegerstuten und erfolgreiche Sportpferde auf seinem Konto. Seine Sprösslinge sind Alleskönner im Parcours und in der Dressur. Mit der Anerkennung für fast alle deutschen Zuchtgebiete, darüber hinaus für die Niederlande und Belgien, erfolgte der züchterische Durchbruch des Ramiro, der, man kann es kaum glauben, 1974 lediglich eine Stute deckte. Das später Rodney (geb. 1975) getauft e Hengstfohlen hatte Usch v. Usurpator xx, Stammstute des Züchters und Ramiro-Reiters Fritz Ligges, zur Mutter. In Westfalen über Leistung gekört, gewann der deutlich vom Vater geprägte Braune unter Ligges unzählige schwere Springen, darunter Nationenpreise und große Preise. Vollschwester Ranaschun brachte elf Fohlen zur Welt, darunter vier gekörte Söhne. Ein weiterer Sohn des Ramiro verhalf Fritz Ligges zu Olympischem Edelmetall: Mit Ramzes stand er 1984 im deutschen Team, das sich Mannschaftsbronze in Los Angeles sicherte. Mit Ratina Z stellte Ramiro eine weitere Olympiasiegerin: Geritten von Ludger Beerbaum, gehörte sie 1996 zur deutschen Goldmannschaft in Atlanta.

    Ramiro – weltweit gefragt

    Der spektakulär trabende Rio Negro
    verbuchte Grand Prix-Siege unter Reitmeister Willi Schultheis und hat sich in
    Bayern beachtlich vererbt.

    Neben Rodney erlangten weitere Söhne Bedeutung, darunter der Holsteiner Romanow (geb. 1969, a. d. Laute v. Fanatiker), die Westfalen Report II (geb. 1977, a. d. Jackie v. Jäger) und Rasso (geb. 1971, a. d. Feodora v. Fiffikus), die allerdings in Bayern wirkten. Rasso hat die bayerische Zucht, nicht nur mit über zwölf gekörten Söhnen, geradezu beflügelt. Seine springbegabten Nachkommen waren auf internationalem Parkett siegreich. Rescator (geb. 1976, a. d. Schallaly v. Schwarzdorn) avancierte als Dillenburger Landbeschäler zu einem einflussreichen Vererber der hessischen Zucht, sein Sohn Reflektor war Körungssieger. Enkel Rodgau, der im Alter von acht Jahren einging, war ebenfalls Körungssieger und begründete eine Hengstdynastie, die allerdings auf wackeligem Fundament steht, denn nicht alle gekörten Söhne erhielten die hannoversche Anerkennung. Florian Solle, seinerzeit Zuchtleiter in Hessen in einer Rückschau: „Kein anderer Hengst aus hessischer Zucht hat auch nur annähernd die Pferdezucht im Lande so nachhaltig geprägt wie Rodgau“. Ein weiterer westfälischer Sohn des Ramiro war Rex Fritz (geb. 1978, a. d. Merana v. Milan), Lieferant hervorragender Springpferde und Vater des Ritterorden, 1989 westfälischer Siegerhengst. Erwähnenswert sind auch die Vollbrüder Ribot (geb. 1978, a. d. Dorina v. Damhirsch) und Rothschild (geb. 1979). Rothschild, erfolgreich im Springsport und Gründer einer Hengstlinie in Bayern, hat u. a. für die belgische und niederländische Zucht erstklassige Töchter hinterlassen. Weitere Söhne waren Rotarier (geb. 1979, a. d. Goldika v. Goldlack I), Renard (geb. 1980, a. d. Barolina v. Ben Shrin xx) und die Vollbrüder Ramiroff (geb. 1978) und Ramino, unter denen Ramino (geb. 1980, a. d. Dombuche v. Dominik) herausragte. Im oldenburgischen Cappeln aufgestellt, gewann Melanie Kötter mit ihm die Europameisterschaft en der jungen Springreiter, später verhalf Ramino Loris Pujatti zu fünf italienischen Meistertiteln. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    Mit Ratina Z stellte Ramiro eine
    Olympiasiegerin. Geritten von Ludger
    Beerbaum gehörte sie 1996 zur deutschen Goldmannschaft in Atlanta.

    Trotz überschaubarer Bedeckungszahlen stellte Ramino eine beachtliche Zahl sehr guter Springpferde und gekörte Söhne. Unter seinen mitunter hochbonitierten Töchtern ragen Loretta, Mutter der Spitzenhengste Diamond Hit, Sandro Hit und Royal Hit, und Rumina heraus. Sie firmiert als Großmutter der gekörten Hengste Conterno Grande, Couleur Rubin und Couleur Rouge, die im internationalen Springsport für Furore sorgten. Mit dem ebenfalls gekörten Congress und zwei Staatsprämienstuten ist ihre züchterische Bilanz geradezu einmalig. Ein Ausnahmehengst war der herrlich modellierte Ramiro-Sohn Raphael (geb. 1979, a. d. Annekatrin v. Abhang I- Wotan), stationiert auf dem Amselhof in Walle, der nach glänzender Leistungsprüfung Spitzenspringpferde gleich in Serie lieferte – darunter diverse Finalisten des Bundeschampionats. Zeitweise war Raphael bundesweit der erfolgreichste Springpferdevererber.

    Sein Sohn Radiator (geb. 1987, a. d. Sangrita v. San Fernando SF) zeigte schon in der Leistungsprüfung grenzenloses Springvermögen. Siegreich unter Gerd Wiltfang in großen Preisen, avancierte er unter René Tebbel zu einem der gewinnreichsten Springhengste der Welt mit Erfolgen rund um den Globus. Leider wurde der Sieger der großen Preise von Calgary und Bologna, Gewinner von World Cup-Springen, als Vererber nur wenig genutzt, gleichwohl verbuchten die Nachkommen beachtliche Springerfolge. Viele Gemeinsamkeiten wiesen die hannoversch gezogenen Raphael-Söhne Ragazzo (geb.1990, a. d. Pirola v. Pik König) und Ravallo (geb. 1986, a. d. Gala v. Goldstein) auf. Beide stammten aus springbetonten Mutterstämmen, beide gewannen ihre Leistungsprüfung überlegen, beide lieferten Nachkommen, die sowohl im Spring- wie Dressursport bis zur schweren Klasse erfolgreich waren, beide hinterließen staatsprämierte Töchter, darunter Hengstmütter. Analog seinem Großvater Ramiro war Ragazzo ein Eurohengst, lieferte er doch Nachkommen, die aus nahezu einem Dutzend Zuchtgebieten, Schwerpunkt Skandinavien, kamen. Für eine große Verbreitung des R-Bluts sorgten die Holsteiner Vollbrüder Ramiro’s Son I (geb. 1980) und Ramiro’s Son II (geb. 1990, a. d. Juwel v. Moltke I). Der Erstgeborene, bei Fritz Ligges stationiert und international pilotiert, wurde Vater erstklassiger, bis zur schweren Klasse erfolgreicher Springpferde. Sein noch in der Zucht stehender Vollbruder, Sieger in schweren Springprüfungen, eifert ihm nach und kann ebenfalls mit S-Siegern aufwarten. In puncto Springen ließ der Ramiro-Sohn Ritual (geb. 1985. a. d. Die Löwin II v. Der Löwe xx) schon auf der Leistungsprüfung erkennen, von wem er abstammt.

    Einer der letzten Ramiro-Söhne in
    Holstein ist der 1995 geborene
    Ramirado.

    Nach drei gekörten Söhnen aus dem ersten Jahrgang stieg das Züchterinteresse stetig. Unter seinen 20 Söhnen, die teilweise im Springsport Erfolge bis zur Klasse S erzielten, bildet Rilke, Warendorfer Landbeschäler, eine Ausnahme. Erfolgreich bis Intermédiaire II, ist er auch beim KWPN ein begehrter Hengst. Springbegabte Nachkommen gehen auf das Konto von Rudelsburg (geb. 1989, a. d. Grandezza v. Goya), begehrter Landbeschäler in Neustadt a. d. Dosse. Auch der RitualSohn Rickmer (geb. 1989, a. d. Dörte v. Düker), seinem Großvater Ramiro überaus ähnlich, sprang in der S-Klasse und war begehrter Vererber in der Schweiz. Springbegabte, bis zur S-Klasse siegreiche Pferde stellte der Celler Landbeschäler Rabino (geb. 1990, a. d. Wonne I v. Calypso II). Die Vollbrüder Robin I Z (geb. 1983) und Robin II Z (geb.1987, a. d. Alpha Z v. Almé) waren international im Springsport unterwegs. Robin I Z stand im schwedischen Gestüt Flyinge und hinterließ neben bedeutenden Töchtern Springpferde internationalen Zuschnitts, darunter Myntha und Butterfly Flip, die wesentlich zur Silbermedaille des schwedischen Teams anlässlich der Weltmeisterschaft en 2002 im spanischen Jerez beitrugen. Auch die Vererbung von Robin II Z, zunächst in Dänemark, später in Italien als Deckhengst aufgestellt, ist überdurchschnittlich. Hervorragend gezogen gewann der bildschöne Ramonus (geb. 1992, a. d. Germina v. Grannus) unter dem Sattel von Helena Weinberg große Preise und Nationenpreise. Es ist unbegreiflich, dass er als Deckhengst kaum genutzt wurde.

    Rockwell (v. Rocket Star) verbuchte
    Erfolge in Dressur- und Springprüfungen bis zur Klasse S, seine
    Nachkommen sind Alleskönner in der
    Dressur und im Parcours.

    Im Rheinland aufgestellt, hat sich auch Radjah Z (geb. 1985, a. d. Almund v. Almé Z) trotz spärlicher Benutzung ordentlich vererbt. Internationale Meriten im Springsport erwarb sich unter Vater und Sohn Raymakers Rascin (geb. 1995, a. d. Paola v. Pilot), der ab 2013 in den Niederlanden in die Zucht geht. Aus Zangersheider Zucht stammten Rebell I, II und III Z (a. d. Argentina Z v. Almé Z), unter denen Rebell I Z (geb. 1981) herausragte. Der Versuch der Holsteiner Zuchtleitung, mit ihm die Hengstlinie des Ramiro wieder zu beleben, ist nur im Ansatz gelungen, allerdings war er in anderen Zuchten durchaus von großem Einfluss. Gleiches gilt für den Schimmel Renommee Z (geb. 1981, a. d. Goldret Z v. Gotthard), der mit guten Springpferden aufwartete und einige Söhne hinterließ, darunter Roderik (geb. 1985, a. d. Hellebarde v. Landgraf I). Er wurde nur mäßig benutzt, dennoch gingen einige Springpferde auf sein Konto.

    Perspektiven

    Der Warendorfer Landbeschäler Rilke ist
    erfolgreich bis Intermédiaire II und auch
    beim KWPN ein begehrter Hengst.

    Trotz des großen Einflusses, den Ramiro als Vererber über seine Söhne und Enkel erzielte, ist der Fortbestand dieser Hengstlinie keineswegs gesichert. In Holstein tröpfelt sein Blut nur noch in homöopathischer Dosis. Über seine in Belgien, Frankreich, Deutschland und in den Niederlanden eingesetzten Söhne und Enkel, die eine separate Betrachtung notwendig machen würden, ist die Quelle allerdings (noch) nicht versiegt. Ganz anders verhält es sich bei Rubinstein I und seinen Erben, die in allen Pferdezuchten rund um den Globus zum Einsatz kommen. Hinsichtlich seiner züchterischen Bedeutung, nicht nur als Lieferant leistungsstarker Dressurpferde, die durch ihre Rittigkeit bestechen, steht er mit Donnerhall auf einer Stufe. Um auf den Stammvater Ramzes zurück zu kommen. Es war Zufall und glückliche Fügung zugleich, dass der Schimmelhengst in Deutschland blieb. Ihm zu Ehren wird seit 1988 alljährlich beim „Turnier der Sieger“ in Münster der Ramzes-Preis an einen besonders erfolgreichen Züchter vergeben. Von seinem Entdecker Freiherr von Nagel bis ins hohe Alter umsorgt, starb Ramzes 1967 im Alter von 30 Jahren.

     

     

     

     

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2014/15“ erschienen ist.