Schlagwort: Neustadt an der Dosse

  • Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 1)

    Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 1)

     

    Belantis, Quaterback, Poesie I und Poetin I – diese Namen sind Markenzeichen des Brandenburgischen Haupt- und Landgestüts Neustadt (Dosse). Das „Sanssouci der Pferde“, gegründet vor über 225 Jahren zu preußischen Glanzzeiten, steht in der strukturschwachen Region für Tradition und Wirtschaftskraft. Seine Geschichte ist allerdings von Höhen und Tiefen geprägt.

     

    Während Stuten mit ihren Fohlen das frische Grün genießen, lassen übermütige Jungpferde auf einem Paddock vor dem Landstallmeisterhaus beim Toben und Kräftemessen Sandwolken entstehen. Eifrige Gymnasiasten genießen neben den Auszubildenden des Gestüts beim Putzen und Reiten die Abwechslung vom Theorie geprägten Schulalltag. Ob sich die Schüler der geschichtlichen Bedeutung ihrer Umgebung bewusst sind? Es ist die räumliche und geschichtliche Nähe zum preußischen Königshaus, der die Neustädter Gestüte den Beinamen „Sanssouci“ verdanken. Wer an den weiß verputzten, klassizistisch streng gegliederten historischen Gebäuden vorbeigeht, die schattenspendenden Alleen und wie mit dem Lineal gezogenen Wege bewundert, ahnt meist nicht, dass das Haupt-­ und Landgestüt nordwestlich von Berlin unter strikten wirtschaftlichen Gesichtspunkten am Reißbrett entstand.

     

    „Zum Besten des Landes“

    Walter Teske, Stutenmeister, mit Hengst Quaterback
    © Lafrentz

    Wie so oft zu jener Zeit war die Motivation für die Errichtung des Gestüts durch den preußischen Staat wirtschaftlich ­ militärischer Natur. Friedrich II. (1740 bis 1786) fand noch den Ankauf von Pferden für Militär und Hof aus dem Ausland vorteilhafter. Als nach dessen Tod Friedrich Wilhelm II. (1744 bis 1797) die Regentschaft übernahm, wurde das preußische Gestütswesen reformiert, um unabhängig von Importen zu sein. Das führte im März 1788 zur Gründung der Zuchtanlage „Friedrich Wilhelm“ auf dem Gelände eines alten Maultiergestüts. „Zum Besten des Landes“, so steht es in alten Dokumenten geschrieben. Die Baupläne des sächsischen Baumeisters Ephraim Wolfgang Glasewaldt sahen sparsam ­ schlichte und trotzdem würdevolle Gebäude vor. Die gesamte von Graf Carl­ Heinrich von Lindenau verwirklichte Anlage zeugt von Symmetrie, Ordnung und Ästhetik gleichermaßen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Natur einige Teile zurückerobert, so entstand ein reizvoller Gegensatz. Die historischen Anlagen im heutigen Hauptgestüt und dem einen Kilometer entfernten Kurmärkischen Landgestüt Lindenau ­Hof sind jeweils in sich abgeschlossene Anlagen und über eine ehrwürdige Allee miteinander verbunden. Die gesamte Fläche umfasst etwa 420 Hektar und steht unter Denkmalschutz. Große Teile der alten Gebäude wurden renoviert und Stalleinrichtungen modernisiert. Die Stallungen mit den großzügigen Weide­ und Auslaufflächen wurden allerdings schon in der Gründungsphase so angelegt, dass sie heute noch den modernen Anforderungen an einen Pferdestall entsprechen, gerade in Hinblick auf den Tierschutz. Eine Gruppenhaltung der Stuten und Jungpferde war seit jeher im Gestüt üblich, die historischen Anlagen wurden über die Jahre immer wieder nach den Bedürfnissen und dem Fortschritt der Technik ergänzt. Moderne Details wie Führanlagen oder eine EU­-Besamungsstation sind mittlerweile aus dem Gestütsalltag nicht mehr wegzudenken.

     

    Neue Konzepte

    Im Haupt- und Landgestüt mangelt es nicht an Bewerbern für die Ausbildung zum Pferdewirt © Lafrentz

    Insbesondere zu den Hengstparaden und internationalen Turnieren sind die Neustädter Gestüte ein magnetischer Anziehungspunkt für Reiter, Züchter und Pferdefreunde. Jährlich kommen über 45.000 Menschen. Doch das war nicht immer so. Nach der Wende mussten sich die Gestüte den marktwirtschaftlichen Bedingungen stellen. Durch die Zusammenführung zweier Verwaltungsbereiche des Haupt­- und des Landgestütes ergaben sich einschneidende strukturelle Veränderungen, Personal und Pferdebestand wurden daraufhin reduziert. Stattdessen wurden neue „historische Kernaufgaben“ eingerichtet, zum Beispiel der Landwirtschaftsbereich zur Eigenversorgung der Pferdebestände. Mit einer 2001 gegründeten öffentlichrechtlichen Stiftung, erfolgte eine strategische Ausrichtung auf ein modernes hippologisches Kompetenz­ und Dienstleistungszentrum, das einen festen Platz im touristischen Angebot der Region besitzen sollte. Und der Plan ging auf. Durchdachte Tourismus­ und Sportkonzepte, darunter eine Reit­ und Fahrschule für Reiter aus der Region und ganz Deutschland, locken Besucher, wovon nicht nur Gastronomie und Hotels rundherum profitieren. Führungen und Kremserfahrten werden angeboten, ein Gestüts­ und ein Kutschenmuseum präsentieren historische Werte und bieten einen Ausflug in die Vergangenheit. Wer umgeben vom Hauch der Geschichte seine Hochzeit feiern oder sich auf geschäftliche Meetings konzentrieren möchte, kann hier entsprechende Räumlichkeiten mieten. In historischen Kavaliershäusern können nicht nur Reit­ und Fahrschüler, die Lehrgänge besuchen, untergebracht werden. Sie werden ebenso gern von Gästen genutzt, die ihren Urlaub mit Pferden in der Region Ostprigniz­Ruppin verbringen wollen. Oder die den 2005 verwirklichten Gestütswanderweg zwischen den Gestüten Neustadt und Redefin erkunden möchten, der über 160 Kilometer durch abwechslungsreiche Kultur­ und Naturlandschaften führt. Nicht nur als Arbeitgeber für 64 Mitarbeiter spielen die Gestüte eine wichtige wirtschaftliche Rolle in der strukturschwachen Region, sondern auch als Ausbildungsbetrieb. 15 bis 20 junge Menschen bereiten sich jährlich auf ihre Prüfungen zum Pferdewirt mit Fachrichtung Zucht oder klassische Reitausbildung vor. Nachwuchssorgen kennt man in Neustadt (Dosse) nicht. Aufgrund der bundesweiten Bekanntschaft und dem Renommee des Gestüts durch züchterische und sportliche Erfolge, gibt es jedes Jahr eine Vielzahl von Bewerbungen, sodass die potenziellen Auszubildenden aus einem großen Pool an Bewerbern ausgewählt werden können. Nicht nur die gestütseigenen Auszubildenden kümmern sich um die wertvollen Vierbeiner. Wenn „Reitsport“ auf dem Stundenplan der Prinz­ vom Homburg­ Schule steht, greifen Schüler zu Striegeln und Hufkratzern, Sätteln und Trensen. In dem deutschlandweit bislang einzigartigen Projekt „Reiten in der Schule“ können die 7. bis 10. Klassen der Schule neben Physik und Englisch auch alles Wesentliche über den Reitsport lernen. Die gymnasiale Oberstufe bietet sogar ein Prüfungsfach im Abitur an. 120 Schüler aus ganz Deutschland sind Teil dieses Projektes, das in Kooperation mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) angeboten wird. Ein Erfolgsmodell, denn auf diese Weise konnte nicht nur der Schulstandort Neustadt überhaupt erhalten bleiben. Der Umgang mit dem unvoreingenommenen Wesen Pferd wirkt sich positiv auf die übrigen Unterrichtsleistungen der Schüler aus, wie Lehrer begeistert bemerken. Eine weitere zukunftsweisende Kooperation ging das in Neustadt 2007 gegründete Graf­ Lehndorff­ Institut (GLI) mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien ein. Benannt nach dem preußischen Oberlandstallmeister Georg Graf von Lehndorff (1833 bis 1914) zählt das GLI zu den wenigen wissenschaftlichen europäischen Organisationen, die für ihre Studien auf gesunde Pferde aus der Stutenherde eines Gestüts zurückgreifen können. Teams aus Tiermedizin, Agrarwirtschaft und Biologie arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ein wesentlicher Bereich beschäftigt sich mit allen Fragen und Dienstleistungen rund um Besamungen, Embryotransfer, Tiefgefriersamenproduktion für Züchter, die in Reproduktionsfragen kompetente Beratungen im GLI finden. Wissenschaftler aus dem In-­ und Ausland zieht es nach Neustadt. Dabei wurden die europäischen Grenzen längst gesprengt, Hippologen aus Amerika oder dem Mittleren Osten forschten bereits am GLI.

     

    Lebendige Kultur

    Abbild von Poesie und Poetin I vor dem Gestüt © Lafrentz

    Den Vergleich mit dem weltberühmten Sanssouci in Potsdam braucht Neustadt (Dosse) nicht zu scheuen. Es führt zwar nicht den prestigeträchtigen Titel UNESCO­ Weltkulturerbe wie Sanssouci, ist allerdings eine der größten Denkmalanlagen in Brandenburg, deutlich umfangreicher als Schloss und Park in der Landeshauptstadt. Ob das Landstallmeisterhaus aus dem Jahr 1788, in dem sich die Gestütsverwaltung sowie das Gestütsmuseum und der Pferdezuchtverband Brandenburg Anhalt befinden, oder der Innenhof, umgeben von Stallungen für Reitpferde und Zuchtstuten, alles hier zeugt von großer Historie. Dazu gehört auch die Bronzestatue des Schimmelhengstes Kolibri, in den 1980er­Jahren das bekannteste Aushängeschild der Neustädter Zucht und Vater von über 2.000 Nachkommen – darunter zahlreiche hervorragende Springpferde. Die Statue des Kobold ­I­ Sohns Kolibri steht für Generationen von großartigen Pferden, die in Neustadt zum Einsatz kamen oder das Licht der Welt erblickten. Aktuell sorgen 41 Hengste dafür, dass die Geschichte des Gestüts fortgeschrieben wird, vom Haflinger Amore Mio von Atlantic über den Englischen Vollblüter Appleby xx on Mamool xx bis hin zum Deutschen Sportpferd Vulkato, ein Vulkano­ Sohn. Haflinger, Voll­ und Kaltblüter sind die Ausnahmen, den weitaus größten Teil der Hengstkollektion repräsentieren die Deutschen Sportpferde. Sie alle sind Elemente der lebendigen Kultur des Haupt-­ und Landgestüts und stehen für die wichtigste landeshoheitliche Aufgabe: die Bereitstellung qualitativ hochwertiger und leistungsgeprüfter Hengste und Stuten. Daran hat sich in 225 Jahren nichts geändert. Bei der Gründung im 18. Jahrhundert waren die Verbesserung des züchterischen Niveaus der preußischen Pferdezucht und damit die Absicherung des Militärbedarfes aus eigenem Bestand erklärtes Ziel. Das züchterische Konzept wurde im Laufe der Jahrhunderte aufgrund der veränderten Nachfrage des Öfteren neu definiert. In den ersten einhundert Jahren, kamen in der preußischen Zucht vor allem arabische und englische Vollblüter zum Einsatz, neben Zuchttieren aus Trakehnen, Zweibrücken und Frankreich. Größe, Leistungsfähigkeit und Schönheit waren gefragt. Der Einfluss eines hoch im Blut stehenden Reitpferds für die Kavallerie und Rennbahn stieß jedoch um 1857 nicht überall auf Zustimmung. Die Wirtschaft brauchte starke Arbeits­ und Lastpferde. Die angestrebte züchterische Neuausrichtung erzielte nicht schnell genug die gewünschten Erfolge, die Kritik wollte nicht verstummen. Daher fasste das Abgeordnetenhaus 1876 einen Auflösungsbeschluss und der wertvolle Pferdebestand wurde auf die Hauptgestüte Graditz und Beberbeck verteilt. Obwohl ihre Beanstandungen zur Schließung des Gestüts geführt hatten, bedauerten die Brandenburger Pferdezüchter den Entschluss. Es dauerte keine zwanzig Jahre, bis zahlreiche Anträge aus den Reihen der Züchter zur Wiedereinrichtung des Zuchtbetriebs führten. Siegfried Graf von Lehndorff (1869 bis 1956) wurde 1895 mit dem Neuaufbau der Wirtschaftspferdezucht betraut. Außerdem wünschte Kaiser Wilhelm II. ein leichtes Husarenpferd für seine Kavallerie. Bald stand Neustadt (Dosse) sowohl für ein bodenständiges starkes Warmblutpferd als auch für ein edelblütiges Kavalleriepferd. Zum Einsatz kamen neben Trakehnerhengsten auch Pferde aus Dänemark, Oldenburg oder dem hannoverschen Zuchtgebiet.

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Susanne Bösche, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

    Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

     

    Sportpferde gegen Devisen 

    Jährlich kommen über 45.000 Menschen in die Neustädter Gestüte – die meisten davon wollen die berühmten Hengstparaden sehen © Lafrentz

    Anfang des 20. Jahrhunderts – Neustadt (Dosse) hatte die Härten des Ersten Weltkrieges gerade überstanden – mussten sich die Gestüte den Wirren und katastrophalen Folgen des Zweiten Weltkrieges stellen. Die Reparationsforderungen der russischen Siegermacht bedeuteten 1945 das züchterische Aus. Erneut musste eine neue Zuchtpopulation mit mehrheitlich ostpreußischen und hannoverschen Pferden aufgebaut werden. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit schaffte es Gustav Condereit (1886 bis 1972), den Neustädter Gestüten wieder zu einer führenden Rolle in der Brandenburgischen Pferdezucht zu verhelfen. Mit Gründung der DDR wurden die Landgestüte rechtlich zum „volkseigenen Gut“ mit veränderten, an die modernen Ansprüche angepassten Zuchtzielen. Reiten hatte allerdings als Sportart staatlicherseits keine gute Reputation, galt als zu teuer und wurde nicht gefördert. Trotzdem behauptete sich Neustadt (Dosse) als lukrative Geldquelle, dank seiner hochwertigen Sportpferde, die für harte Devisen ins Ausland exportiert werden konnten. Brandenburger Pferde stehen seither für Hochleistungssport, egal ob im Dressurviereck oder im Parcours. Aus der Nachkriegszeit stammt Neustadts herausragende P-­Familie, die weit über die Grenzen Brandenburgs geschätzt wird. Die Linienbegründerin, die Staatsprämienstute Pauline von Dargardt, wurde 10-­jährig 1947 erworben. Sie hatte bereits sechs Fohlen gebracht, in Neustadt fielen fünf weitere. Zwei gekörte Hengste und Palette von Fernab, eine tiefe, ganz im Wirtschaftspferdetyp stehende, braune Stute, deren vier Töchter für eine prosperierende Familiengeschichte rund um Philharmonie, Poesie und Poetin sorgten. Die wohlklingenden Namen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Linie seit Generationen leistungsstarke Pferde hervorbringt. Wesentlichen Bestandteil am Ruhm der P-­Familie hatten die Nachkommen von Sandro Hit mit der Brentano ­II Tochter Poesie. Dazu zählen die vier Vollbrüder Samba Hit I bis IV, insbesondere der bestehende Prämienhengst und Hengstleistungsprüfungssieger Samba Hit I, der mittlerweile auf über 30 Dressursiege in Klasse S zurückblicken kann und nach wie vor in Neustadt deckt. Mit Starlett de Hus stellte Samba Hit 2011 die französische Bundeschampionesse der 4-­jährigen Reitpferde. Seine berühmteste Vollschwester ist die inzwischen verstorbene Ausnahmestute Poetin I – Bundeschampionesse 2000 und 2003 –, die nach ihrem Weltmeistertitel bei den 6-­jährigen Dressurpferden 2003 mit einem rekordverdächtigen Verkaufspreis von 2,5 Millionen Euro für Schlagzeilen sorgte. Neben der durchgezüchteten, hocherfolgreichen P-Linie pflegt Neustadt (Dosse) weitere, kleinere Familien. „Aktuell sind sechs Warmblut­ und eine Trakehnerstutenlinie in der Stutenherde des Gestüts vertreten“, erläutert Landstallmeister Uwe Müller. „Besonders präsent ist die P­-Familie, der die meisten Stuten angehören. Allerdings sind durch die räumlichen Gegebenheiten in der historischen Gestütsanlage der Anzahl der Stuten Grenzen gesetzt. Dennoch legen wir großen Wert auf die Pflege unserer Stutenstämme und versuchen diese in dieser Vielfalt zu erhalten und zukunftsfähig aufzustellen. Dazu nutzen wir in der Anpaarung neben unseren eigenen Hengsten auch interessante Vererber anderer Stationen.“ Viel Prestige genießen auch die Stutenstämme der T­ und der I Linien. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Zur ersteren Familie gehört die auf Grand ­Prix­ Niveau sportlich erfolgreiche Tacita von Dionysos, die in Australien für Furore sorgt. Der süddeutsche Prämienhengst DSP Chetlag von Cellestial ist hingegen über den Hindernissen siegreich. In der Hengstkollektion Neustadts repräsentiert der 2013 geborene, großrahmige Calido Sohn Cloud number nine aus der Theodora diese Linie. Burberry, ein typvoll aufgemachter Fuchs aus der Staatsprämienstute Ibiza, gehört zu den namhaften Vertretern der I­ Linie. Der Balou­du­ Roulet­ Sohn war erster Reservesieger seiner Körung 2007. Inzwischen ist er international in S***­Springen erfolgreich. Im Springparcours hat sich auch die Stute Izmira von Quidam’s Rubin bis S**­Niveau bewährt.

    Traditionell brillieren die Zuchtstuten des Gestüts im Gespann. Ein Highlight ist der Mehrspänner mit 18 hochkarätigen Stuten, der bei der Jubiläumshengstparade im Landgestüt Celle im Jahr 2015 – passend zum Motto „25 Jahre Deutsche Einheit“ – für Begeisterungsstürme sorgte. An der Spitze lief die herrliche Poesie. „Für mich ein unvergesslicher Moment“, erinnert sich Besucherin Marion Weise aus Hannover, noch heute mit glänzenden Augen. „Wie bereitwillig diese Stute im Geschirr ging, als stünde ihr diese Position ganz selbstverständlich zu.“ Poesie, die 2017 ihren 25. Geburtstag feierte, wurde inzwischen von ihrer Schwester Prime Time an der Spitze des Mehrspänners abgelöst.

     

    Züchterische Grundlage

    Elitehengst Quaterback (*2003) hat schon über 60 gekörte Söhne und über 400 Töchter hervorgebracht 
    © Lafrentz

    Den Erfolg der jüngsten Vergangenheit verdankt Neustadt (Dosse) der wertvollen, überlegten züchterischen Arbeit vergangener Jahrzehnte, insbesondere durch den Aufbau solider Stutenlinien. Für sie wurden immer wieder gezielt passende Partner gesucht. Nach der Wende prägten insbesondere Hengste wie der bereits erwähnte Leistungsprüfungssieger Kolibri, sein Sohn Korsar, der acht gekörte Söhne und über dreißig prämierte Töchter brachte, oder das erfolgreiche Dressurpferd Akzento, das später nach England verkauft wurde, die Zucht. Sie machten Neustädter Pferde zu einem Markenzeichen, genau wie Paradiesvogel von Parademarsch, der bis zur schweren Klasse siegreich Dressurprüfungen ging, oder der schicke Leandro ­Sohn Levisto Z, Sieger seiner Hengstleistungsprüfung. Genau wie seine Mutter Hirtin von Carolus I triumphierte der Schimmel im Springparcours. Askari von Acord II, einer der erfolgreichsten Springpferdevererber Deutschlands, wirkt noch immer in Neustadt. Sein Sohn Aragon Z feierte unter Christian Ahlmann Siege auf prestigeträchtigen Springturnieren weltweit. Elegant, doch muskelbepackt trägt Quaterback seinen Namen zu Recht. Ein Bilderbuchsportler aus eigener Zucht, von Quaterman aus der Passionata, selbst eine Tochter der Poesie. Ein enger Verwandter der legendären Poetin also. Elitehengst Quaterback verkörpert, was sein Pedigree verspricht. Er wurde 2006 dreijährig Sieger im Bundeschampionat und brilliert bundesweit in Dressuren der Klasse S. Der noble Fuchs hat nicht nur seinen Verwandten Samba Hit I als gefragtesten Beschäler abgelöst. Quaterbacks Vererberqualitäten sind weltweit gefragt, von Australien bis in die USA ist sein Name ein Begriff. Mehr als 60 seiner Söhne wurden gekört und mehr als 400 Töchter gingen in die Zucht. Seine leistungsbereite und siegreiche Nachzucht, unter anderem war Quaterback 2014 und 2015 erfolgreichster Beschicker der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde, machte ihn über Brandenburgs Grenzen hinaus berühmt.

     

    Neustadt (Dosse) mit glänzenden Aussichten

    Die Jungpferde genießen ihre Jungend in Gruppen auf großzügigen Paddocks © Lafrentz

    Mit dem hochnoblen, dunkelbraunen Quadroneur sorgte Quaterback bereits 2007 für die nächste Generation im Hengststall. Der auf Intermediaire­ I ­Niveau siegreiche Quadroneur geht über Vater und Mutter, der Pirouette von Sandro Hit, auf die berühmte P­Familie Neustadts zurück. Piroutte ist zudem die Großmutter mütterlicherseits des aufstrebenden Dressur­ und Prämienhengstes Belantis von Benetton Dream aus der Philharmonie. Neben einem erlesenen Pedigree zeichnen ihn hervorragende Grundgangarten, exzellente Rittigkeit und ein einzigartiger Charakter aus. Das Bundeschampionat 2014 verließ der Grauschimmel als strahlender Sieger, ein Jahr später wurde er Vizeweltmeister der Jungen Dressurpferde. Wo der Hengst auftritt, erhält er tosenden Applaus, bundesweit wollen sich Züchter sein Potenzial sichern. Bereits 2014 belegte Belantis Platz vier der erfolgreichsten 5­jährigen Deckhengste aus allen deutschen Zuchtverbänden. Inzwischen hat sich Dressurikone Isabell Werth des jungen Talents angenommen. „Belantis hat eine sehr große Bedeutung für unser Gestüt“, bekräftigt Landstallmeister Uwe Müller. „Wir sind sehr stolz, dass mit Isabell Werth die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt seine sportliche Förderung übernommen hat, und setzen große Hoffnung in seine weitere sportliche Entwicklung. Durch seine Erfolge ist er zu unserem Werbeträger in aller Welt geworden, er macht Neustadt (Dosse) bekannt und ist eines der Aushängeschilder unserer Zucht und natürlich der P-­Familie.“ Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 ist es nicht mehr lange hin. Wer weiß – vielleicht bringt Belantis das erste olympische Edelmetall nach Neustadt. Mit dem strahlenden Siegerhengst der Deutschen Sportpferdekörung in Neustadt, Don Royal von Don Juan de Hus, steht ein weiterer Repräsentant der P­-Linie im eigenen Stall. Seine Mutter, die Rubin ­Royal­ Tochter Prime Time, ist eine Schwester der großartigen Poesie. Aus einer ähnlichen Verbindung von Don Juan de Hus mit der P­-Familie stammte schon die Siegerin des Stutenchampionats 2016, Phantastica. Neben den jungen Helden Ben Benicio, Prämienhengst der Westfälischen Hauptkörung 2015, und Casskeni II, einen hochedlen Holsteiner von Cassini II aus einer Chamonix­ Mutter, sollen die Pachthengste Kasanova de la Pomme und Carleyle die Hengstpalette um international gesuchte Linien ergänzen. Carleyle ist ein patent auftretender junger Holsteiner von Connor aus der For­ Pleasure­ Tochter Zostia – eine extrem leistungsorientierte Abstammung, der der 2011 geborene Prämienhengst fraglos gerecht wird. Mit Kasanova de la Pomme von Bamako de Muze kommt dagegen der Siegerhengst der Körung 2013 des belgischen Warmblutzuchtverbandes zum Einsatz, der entsprechend seiner feinsten Springgenetik in Springprüfungen der Klasse M siegte. Welche Kriterien spielen überhaupt eine Rolle bei der Auswahl von Pachthengsten für Landstallmeister Uwe Müller? „Die Qualität des Pferdes und die Abstammung des Hengstes sind die herausragenden Kriterien“, erklärt Müller. „Unser Ziel ist, den Züchtern qualitativ hochwertige und leistungsstarke Hengste anzubieten, deren Genetik unseren Hengst bestand ergänzt und bereichert. So stammt zum Beispiel Kasanova de la Pomme aus der Hengstlinie des Darco, die bisher noch nicht in Neustadt vertreten war, kombiniert mit einem der besten Stutenstämme Belgiens und der Welt!“ Neustadt (Dosse) ist längst angekommen in der modernen Sportpferdezucht und hat den Wechsel vom reinen Zuchtbetrieb zu einem breit aufgestellten Unternehmen geschafft. Namhafte, international begehrte Deckhengste sowie eine solide, breit gefächerte Stutengrundlage ziehen zehntausende von Menschen magnetisch an und sichern eine glänzende Zukunft, in der trotzdem die alten Traditionen bewahrt werden. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Susanne Bösche, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Körsieger stehen fest: Schaufenster der Besten

    Körsieger stehen fest: Schaufenster der Besten

    Das „Schaufenster der Besten“ in Neustadt an der Dosse besteht nicht nur aus der Körung der Warmbluthengste, sondern steht für eine Veranstaltung kombiniert aus Sport, Zucht, Vermarktung und Show.

    Der Pferdezuchtverband Brandenburg-Anhalt körte nun zum 20. Mal in der angrenzenden Landgestüthalle die Hengste – sozusagen ein Jubiläum in diesem Jahr.

    Insgesamt sind dieses Jahr 55 dressur- und springbetonte Hengste im Katalog zu finden.

    Neun der 25 dressurbetonten Hengste wurden gestern Nachmittag gekört, die besten drei wurden mit einer Prämie belohnt. Bei den Springpferden erhielten ebenfalls drei Hengste die Prämie, insgesamt wurden acht gekört, angetreten sind ca. 20 Springhengste.

    Die besten Dressurhengste

    Die Katalognummer 13 ist ein hochnobler, moderner Hengst mit aussdrucksstarken Partien im Trakehnertyp stehend mit hoher Qualität im Trab. Auch sein Schritt ist im Takt nach getaner Arbeit, ein absoluter Veredler-Hengst. Die Katalognummer 15 steht in großem Rahmen, trabt nach der typischen Art seines Vaters Belantis und ist mit Schulterfreiheit ausgestattet. Im Galopp springt er sehr gut unter, sein Schritt ist gelassen im Takt – mit Garantie ein Hengst mit sportlicher Zukunft. Die Katalognummer 19 überzeugt durch seine Sportlichkeit und athletische Gesamterscheinung, die mit hohen Exterieurnoten belohnt wurden. Mit bemerkenswerter Qualität an der Longe präsentierte er drei sehr gute Grundgangarten, all das im Zusammenhang machten ihn zum Siegerhengst in der Dressur.

    Die besten Springhengste

    Die Katalognummer 26 empfahl sich mit interessanter Blutlinie in großem muskulärem Rahmen stehend. Er zeigte viel Übersicht bei bestem Interieur; jeden Tag präsentierte er sich gleich gut. Jeden Sprung nahm er im Gleichmaß mit super Technik vorne wie hinten bei kraftvollem Abfußen. Die Katalognummer 45 ist ein drahtiger Junghengst, der jeden Tag durch sein kraftvolles dynamisches Auftreten, gute Kopfnoten, gutes Fundament und gute GGA augefallen ist. Mit viel Technik am Sprung ausgestattet, imponierte er mit Willen, viel Ruhe und entwickelte im Verlauf viel Ehrgeiz. Mit bestem Vermögen ausgestattet, erledigte er spielerisch und souverän die gestellten Aufgaben. Die Katalognummer 55 war die letzte Hoffnung des Gremiums und hat alle Erwartungen mehr als erfüllt; ein männlicher und athletischer Hengst, mit dem richtigen Motor hinten drunter. Er erhielt den Spitznamen „Löwe“, mit ebenfalls sehr guten Grundgangarten und guter Kraft, zeigte er trotzdem kein perfektes Freispringen. Nichts desto trotz löste er die Aufgaben mit imponierender Intelligenz und guter Qualität sowie Vorsicht, daher war er der beste Hengst in den Augen des Gremiums und somit der Siegerhengst im Springen.

    Im Anschluss an die Körung findet eine Auktion aus gekörten, nicht gekörten Hengsten sowie eine kleine Auswahl an Reitpferden statt.

    Hier alle Körungen im Überblick

    Dressurbetont

    Katalognummer 19: Fuchshengst von Lord Loxley aus einer Sir Donnerhall I-Uckermärker/T.-Paradiesvogel Mutterlinie – gekört+Prämie. Z:Landwirte Jung B:Stiftung BHLG

    Katalognummer 15: brauner Hengst von Benetton Dream aus einer Expose-Sandro Hit-Frühlingsbote Mutterlinie-gekört+Prämie Z+B:Stiftung BHLG *Vollbruder zu Belantis

    Katalognummer 13: Rapphengst von Millennium aus einer Hochadel-Weltmeyer-Bolero Mutterlinie- gekört+Prämie Z:G.Diekhaus B:H.Ramsbrock

    Katalognummer 1: Fuchshengst von Ballantines Finest aus einer Wolkentanz – Askan – Sarastro xx Mutterlinie – gekört, Z+B: H.Ramsbrock

    Katalognummer 2: Fuchshengst von Belami aus einer Quaterback – Cadeau/T. – Farinelli/T. Mutterlinie: gekört Z+B: Stiftung BHLG

    Katalognummer 9: dunelbrauner Hengst von For Final aus einer Fürst Piccolo – Rheingau – Matrox Mutterlinie: gekört Z:J.Geerts B:W.Kipp

    Katalognummer 14: Rapphengst von Marc Cain aus einer Donnerball – Pro Savage – Stalon Mutterlinie: gekört Z+B:Gestüt Sprehe GmbH

    Katalognummer 16: Fuchshengst von Morricone aus einer Fidertanz – Donnerhall – Freiherr Mutterlinie: gekört Z+B: V+H.Schadock

    Katalognummer 22: Palomino-Hengst von Quaside MD – Wolkentanz II – Walzerglanz – Duralin III Mutterlnie: gekört Z+B: U.Weiskamp

    Springbetont

    Katalognummer 26: Brauner Hengst von A la Carte aus einer Continus Grannus-Gralshüter Mutterlinie gekört+Prämienhengst B:Ramsbrock, Heinrich

    Katalognummer 45: Schimmelhengst von Pessoa VDL aus einer Pizarro-Athlet Z-Landmeister Mutterlinie B: H+V.Schadock gekört+Prämienhengst

    Katalognummer 55: Fuchshengst von Zapatero VDL aus einer Harley VDL-Sable Rose Mutterlinie B:H+V.Schadock gekört+Prämienhengst

    Katalognummer 33: Brauner Hengst von Cormintender aus einer Alvalon-Levisto Mutterlinie gekört B:Hanschkatz, Christian

    Katalognummer 34: brauner Hengst von Comme il faut aus einer Numero Uno -Argentinus Mutterlinie B: A. Onishenko gekört

    Katalognummer 39: Dunkelbrauner Hengst von Cornet Obolensky aus einer Animo-Ahorn Mutterlinie B: H.Ramsbrock gekört

    Katalognummer 43: Brauner Hengst von Kasanova de la Pomme aus einer Quando-Quando-Frühlingsbote Mutterlinie B: Stiftung BLHG gekört

    Katalognummer 46:Dunkelbrauner Hengst von Herald aus einer Classe-C-Indoctro Mutterlinie B:W.Boerhof gekört

    Horse-Gate/CC