Schlagwort: Hengste

  • Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 1)

    Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 1)

     

    Belantis, Quaterback, Poesie I und Poetin I – diese Namen sind Markenzeichen des Brandenburgischen Haupt- und Landgestüts Neustadt (Dosse). Das „Sanssouci der Pferde“, gegründet vor über 225 Jahren zu preußischen Glanzzeiten, steht in der strukturschwachen Region für Tradition und Wirtschaftskraft. Seine Geschichte ist allerdings von Höhen und Tiefen geprägt.

     

    Während Stuten mit ihren Fohlen das frische Grün genießen, lassen übermütige Jungpferde auf einem Paddock vor dem Landstallmeisterhaus beim Toben und Kräftemessen Sandwolken entstehen. Eifrige Gymnasiasten genießen neben den Auszubildenden des Gestüts beim Putzen und Reiten die Abwechslung vom Theorie geprägten Schulalltag. Ob sich die Schüler der geschichtlichen Bedeutung ihrer Umgebung bewusst sind? Es ist die räumliche und geschichtliche Nähe zum preußischen Königshaus, der die Neustädter Gestüte den Beinamen „Sanssouci“ verdanken. Wer an den weiß verputzten, klassizistisch streng gegliederten historischen Gebäuden vorbeigeht, die schattenspendenden Alleen und wie mit dem Lineal gezogenen Wege bewundert, ahnt meist nicht, dass das Haupt-­ und Landgestüt nordwestlich von Berlin unter strikten wirtschaftlichen Gesichtspunkten am Reißbrett entstand.

     

    „Zum Besten des Landes“

    Walter Teske, Stutenmeister, mit Hengst Quaterback
    © Lafrentz

    Wie so oft zu jener Zeit war die Motivation für die Errichtung des Gestüts durch den preußischen Staat wirtschaftlich ­ militärischer Natur. Friedrich II. (1740 bis 1786) fand noch den Ankauf von Pferden für Militär und Hof aus dem Ausland vorteilhafter. Als nach dessen Tod Friedrich Wilhelm II. (1744 bis 1797) die Regentschaft übernahm, wurde das preußische Gestütswesen reformiert, um unabhängig von Importen zu sein. Das führte im März 1788 zur Gründung der Zuchtanlage „Friedrich Wilhelm“ auf dem Gelände eines alten Maultiergestüts. „Zum Besten des Landes“, so steht es in alten Dokumenten geschrieben. Die Baupläne des sächsischen Baumeisters Ephraim Wolfgang Glasewaldt sahen sparsam ­ schlichte und trotzdem würdevolle Gebäude vor. Die gesamte von Graf Carl­ Heinrich von Lindenau verwirklichte Anlage zeugt von Symmetrie, Ordnung und Ästhetik gleichermaßen. Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Natur einige Teile zurückerobert, so entstand ein reizvoller Gegensatz. Die historischen Anlagen im heutigen Hauptgestüt und dem einen Kilometer entfernten Kurmärkischen Landgestüt Lindenau ­Hof sind jeweils in sich abgeschlossene Anlagen und über eine ehrwürdige Allee miteinander verbunden. Die gesamte Fläche umfasst etwa 420 Hektar und steht unter Denkmalschutz. Große Teile der alten Gebäude wurden renoviert und Stalleinrichtungen modernisiert. Die Stallungen mit den großzügigen Weide­ und Auslaufflächen wurden allerdings schon in der Gründungsphase so angelegt, dass sie heute noch den modernen Anforderungen an einen Pferdestall entsprechen, gerade in Hinblick auf den Tierschutz. Eine Gruppenhaltung der Stuten und Jungpferde war seit jeher im Gestüt üblich, die historischen Anlagen wurden über die Jahre immer wieder nach den Bedürfnissen und dem Fortschritt der Technik ergänzt. Moderne Details wie Führanlagen oder eine EU­-Besamungsstation sind mittlerweile aus dem Gestütsalltag nicht mehr wegzudenken.

     

    Neue Konzepte

    Im Haupt- und Landgestüt mangelt es nicht an Bewerbern für die Ausbildung zum Pferdewirt © Lafrentz

    Insbesondere zu den Hengstparaden und internationalen Turnieren sind die Neustädter Gestüte ein magnetischer Anziehungspunkt für Reiter, Züchter und Pferdefreunde. Jährlich kommen über 45.000 Menschen. Doch das war nicht immer so. Nach der Wende mussten sich die Gestüte den marktwirtschaftlichen Bedingungen stellen. Durch die Zusammenführung zweier Verwaltungsbereiche des Haupt­- und des Landgestütes ergaben sich einschneidende strukturelle Veränderungen, Personal und Pferdebestand wurden daraufhin reduziert. Stattdessen wurden neue „historische Kernaufgaben“ eingerichtet, zum Beispiel der Landwirtschaftsbereich zur Eigenversorgung der Pferdebestände. Mit einer 2001 gegründeten öffentlichrechtlichen Stiftung, erfolgte eine strategische Ausrichtung auf ein modernes hippologisches Kompetenz­ und Dienstleistungszentrum, das einen festen Platz im touristischen Angebot der Region besitzen sollte. Und der Plan ging auf. Durchdachte Tourismus­ und Sportkonzepte, darunter eine Reit­ und Fahrschule für Reiter aus der Region und ganz Deutschland, locken Besucher, wovon nicht nur Gastronomie und Hotels rundherum profitieren. Führungen und Kremserfahrten werden angeboten, ein Gestüts­ und ein Kutschenmuseum präsentieren historische Werte und bieten einen Ausflug in die Vergangenheit. Wer umgeben vom Hauch der Geschichte seine Hochzeit feiern oder sich auf geschäftliche Meetings konzentrieren möchte, kann hier entsprechende Räumlichkeiten mieten. In historischen Kavaliershäusern können nicht nur Reit­ und Fahrschüler, die Lehrgänge besuchen, untergebracht werden. Sie werden ebenso gern von Gästen genutzt, die ihren Urlaub mit Pferden in der Region Ostprigniz­Ruppin verbringen wollen. Oder die den 2005 verwirklichten Gestütswanderweg zwischen den Gestüten Neustadt und Redefin erkunden möchten, der über 160 Kilometer durch abwechslungsreiche Kultur­ und Naturlandschaften führt. Nicht nur als Arbeitgeber für 64 Mitarbeiter spielen die Gestüte eine wichtige wirtschaftliche Rolle in der strukturschwachen Region, sondern auch als Ausbildungsbetrieb. 15 bis 20 junge Menschen bereiten sich jährlich auf ihre Prüfungen zum Pferdewirt mit Fachrichtung Zucht oder klassische Reitausbildung vor. Nachwuchssorgen kennt man in Neustadt (Dosse) nicht. Aufgrund der bundesweiten Bekanntschaft und dem Renommee des Gestüts durch züchterische und sportliche Erfolge, gibt es jedes Jahr eine Vielzahl von Bewerbungen, sodass die potenziellen Auszubildenden aus einem großen Pool an Bewerbern ausgewählt werden können. Nicht nur die gestütseigenen Auszubildenden kümmern sich um die wertvollen Vierbeiner. Wenn „Reitsport“ auf dem Stundenplan der Prinz­ vom Homburg­ Schule steht, greifen Schüler zu Striegeln und Hufkratzern, Sätteln und Trensen. In dem deutschlandweit bislang einzigartigen Projekt „Reiten in der Schule“ können die 7. bis 10. Klassen der Schule neben Physik und Englisch auch alles Wesentliche über den Reitsport lernen. Die gymnasiale Oberstufe bietet sogar ein Prüfungsfach im Abitur an. 120 Schüler aus ganz Deutschland sind Teil dieses Projektes, das in Kooperation mit der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) angeboten wird. Ein Erfolgsmodell, denn auf diese Weise konnte nicht nur der Schulstandort Neustadt überhaupt erhalten bleiben. Der Umgang mit dem unvoreingenommenen Wesen Pferd wirkt sich positiv auf die übrigen Unterrichtsleistungen der Schüler aus, wie Lehrer begeistert bemerken. Eine weitere zukunftsweisende Kooperation ging das in Neustadt 2007 gegründete Graf­ Lehndorff­ Institut (GLI) mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien ein. Benannt nach dem preußischen Oberlandstallmeister Georg Graf von Lehndorff (1833 bis 1914) zählt das GLI zu den wenigen wissenschaftlichen europäischen Organisationen, die für ihre Studien auf gesunde Pferde aus der Stutenherde eines Gestüts zurückgreifen können. Teams aus Tiermedizin, Agrarwirtschaft und Biologie arbeiten mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Ein wesentlicher Bereich beschäftigt sich mit allen Fragen und Dienstleistungen rund um Besamungen, Embryotransfer, Tiefgefriersamenproduktion für Züchter, die in Reproduktionsfragen kompetente Beratungen im GLI finden. Wissenschaftler aus dem In-­ und Ausland zieht es nach Neustadt. Dabei wurden die europäischen Grenzen längst gesprengt, Hippologen aus Amerika oder dem Mittleren Osten forschten bereits am GLI.

     

    Lebendige Kultur

    Abbild von Poesie und Poetin I vor dem Gestüt © Lafrentz

    Den Vergleich mit dem weltberühmten Sanssouci in Potsdam braucht Neustadt (Dosse) nicht zu scheuen. Es führt zwar nicht den prestigeträchtigen Titel UNESCO­ Weltkulturerbe wie Sanssouci, ist allerdings eine der größten Denkmalanlagen in Brandenburg, deutlich umfangreicher als Schloss und Park in der Landeshauptstadt. Ob das Landstallmeisterhaus aus dem Jahr 1788, in dem sich die Gestütsverwaltung sowie das Gestütsmuseum und der Pferdezuchtverband Brandenburg Anhalt befinden, oder der Innenhof, umgeben von Stallungen für Reitpferde und Zuchtstuten, alles hier zeugt von großer Historie. Dazu gehört auch die Bronzestatue des Schimmelhengstes Kolibri, in den 1980er­Jahren das bekannteste Aushängeschild der Neustädter Zucht und Vater von über 2.000 Nachkommen – darunter zahlreiche hervorragende Springpferde. Die Statue des Kobold ­I­ Sohns Kolibri steht für Generationen von großartigen Pferden, die in Neustadt zum Einsatz kamen oder das Licht der Welt erblickten. Aktuell sorgen 41 Hengste dafür, dass die Geschichte des Gestüts fortgeschrieben wird, vom Haflinger Amore Mio von Atlantic über den Englischen Vollblüter Appleby xx on Mamool xx bis hin zum Deutschen Sportpferd Vulkato, ein Vulkano­ Sohn. Haflinger, Voll­ und Kaltblüter sind die Ausnahmen, den weitaus größten Teil der Hengstkollektion repräsentieren die Deutschen Sportpferde. Sie alle sind Elemente der lebendigen Kultur des Haupt-­ und Landgestüts und stehen für die wichtigste landeshoheitliche Aufgabe: die Bereitstellung qualitativ hochwertiger und leistungsgeprüfter Hengste und Stuten. Daran hat sich in 225 Jahren nichts geändert. Bei der Gründung im 18. Jahrhundert waren die Verbesserung des züchterischen Niveaus der preußischen Pferdezucht und damit die Absicherung des Militärbedarfes aus eigenem Bestand erklärtes Ziel. Das züchterische Konzept wurde im Laufe der Jahrhunderte aufgrund der veränderten Nachfrage des Öfteren neu definiert. In den ersten einhundert Jahren, kamen in der preußischen Zucht vor allem arabische und englische Vollblüter zum Einsatz, neben Zuchttieren aus Trakehnen, Zweibrücken und Frankreich. Größe, Leistungsfähigkeit und Schönheit waren gefragt. Der Einfluss eines hoch im Blut stehenden Reitpferds für die Kavallerie und Rennbahn stieß jedoch um 1857 nicht überall auf Zustimmung. Die Wirtschaft brauchte starke Arbeits­ und Lastpferde. Die angestrebte züchterische Neuausrichtung erzielte nicht schnell genug die gewünschten Erfolge, die Kritik wollte nicht verstummen. Daher fasste das Abgeordnetenhaus 1876 einen Auflösungsbeschluss und der wertvolle Pferdebestand wurde auf die Hauptgestüte Graditz und Beberbeck verteilt. Obwohl ihre Beanstandungen zur Schließung des Gestüts geführt hatten, bedauerten die Brandenburger Pferdezüchter den Entschluss. Es dauerte keine zwanzig Jahre, bis zahlreiche Anträge aus den Reihen der Züchter zur Wiedereinrichtung des Zuchtbetriebs führten. Siegfried Graf von Lehndorff (1869 bis 1956) wurde 1895 mit dem Neuaufbau der Wirtschaftspferdezucht betraut. Außerdem wünschte Kaiser Wilhelm II. ein leichtes Husarenpferd für seine Kavallerie. Bald stand Neustadt (Dosse) sowohl für ein bodenständiges starkes Warmblutpferd als auch für ein edelblütiges Kavalleriepferd. Zum Einsatz kamen neben Trakehnerhengsten auch Pferde aus Dänemark, Oldenburg oder dem hannoverschen Zuchtgebiet.

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Susanne Bösche, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Der Hengst Dimaggio (Teil 2)

    Der Hengst Dimaggio (Teil 2)

    Der erste Jahrgang

    Hinter den Kulissen der WM, Dimaggio im Stallzelt mit seinem Züchter Ralf Hollwedel © Ralf Hollwedel privat

    Richtig interessant wurde er für die Züchter jedoch bald: Aus seinem ersten Jahrgang in Deutschland wurden drei Hengste gekört. Seine ersten Nachkommen in Großbritannien – er wurde dort vor allem an Stuten mit Hannoveraner Blut und KWPN­-Stuten angepaart – waren ebenso beeindruckend: Im Jahr 2002 lieferte er sowohl den British Sporthorse­-Champion als auch den British Warmblood-­Champion. Europaweit Aufmerksamkeit erregten seine Nachkommen, als diese die ersten Jungpferdeprüfungen liefen und auf der Weltmeisterschaft der Jungen Pferde zu sehen waren. Als Beispiel sei hier Cherie genannt, 2001 Weltmeisterin der 6-­jährigen Dressurpferde und Gewinnerin des Nürnberger-­Burg-­Pokals im Jahr 2003. Weitere Namen seiner Kinder, die sich eingebrannt haben, sind Del Magico, der Reservesieger der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde 2014 und das Championatspferd Half Moon Delphi, der unter Michael Eilberg zur britischen Equipe gehörte. Das Paar errang zum Beispiel Europameisterschafts­-Bronze 2013 und wurde Vize-Weltmeister in Caen (FRA).

     

     

     

     

    Dimaggios Nachkommen

    Diaggio, 2006 geborener Dimaggio-Sohn aus einer Florestan I-Mutter, deckt bei Suzanne Lavandera in Großbritannien © Suzanne Lavandera

    Als typische Dimaggio-Nachkommen bezeichnet Zuchtexperte Claus Schridde „dunkle Füchse, die sparsam mit Abzeichen gesegnet sind, in einer verfeinerten Form des Donnerhalls, edel auftretend und mit den typischen Donnerhall-­Merkmalen ausgestattet, wie der hohen Versammlungsfähigkeit“. Gute Pferde hat Dimaggio viele gemacht. Sein erster gekörter Sohn war Dinamic, geboren 2003, der über seine Mutter (Rubinstein I x Don Primero) auf Don Primero ingezogen ist. Er war bei Vorwerk, später im Landgestüt Schwaiganger aufgestellt. Züchterisch wird von Dimaggios jüngeren Söhnen viel erwartet, da wären zum Beispiel Dacosta (Dimaggio x Coriander), der im Landgestüt Celle aufgestellt ist, oder der Schimmelhengst Del Magico (Dimaggio x Feinbrand). „Außergewöhnlich gut finde ich persönlich den Desiderio“, erzählt Claus Schridde, der Hengst (Dimaggio x Donnerhall) ist bei der Station Pape aufgestellt.

     

     

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    Der Louisdor-Preisträger

    Dinamic, Vollbruder zu Duke of Britain. Er ist inzwischen als Privatschäler in Cuxhaven aufgestellt © Kiki Beelitz

    Aufsehen erregte auch ein in Großbritannien gezogener Dimaggio­-Sohn, ein Wallach allerdings, namens Duke of Britain, der 2017 bei Horses & Dreams unter dem Kasselmann­-Bereiter Frederic Wanders auffiel. Mit 71,158 Prozent siegte das Paar im Louisdor­-Preis vor Ingrid Klimke, die zwei Pferde platzieren konnte. Duke of Britain, geboren 2007, ist übrigens Vollbruder zu Dinamic, beide stammen aus der Stute Real Gold (Rubinstein I x Don Primero). Dimaggio ist vielfach gern gesehen als Muttervater. Bestes Beispiel für so ein gelungenes Zuchtprodukt mit Dimaggio als Muttervater ist die Fürst­-Heinrich-Tochter Woodlanders Farouche aus der Dimaggio-Tochter Dornröschen, die selbst Grand­-Prix­ Platzierungen vorweisen kann. Woodlanders Farouche wurde im Jahr 2012 und 2011 Weltmeisterin der 5­ bzw. 6-­jährigen Dressurpferde mit jeweils sensationellen Noten. Die ganze Zuchtwelt sprach von ihr, denn die Stute strahlte auf dem Verdener Turnierplatz etwas Besonderes aus. Im Jahr 2016 gewann sie die kleinen Prüfungen, St. Georg und die Intermédiaire I beim CHIO in Aachen. Ihr Vollbruder Franz Ferdinand ist nun bei Pape als Deckhengst tätig. Die Töchter Dimaggios genießen einen sehr guten Ruf als Zuchtstuten, als Beispiel sei hier die Westfälische Siegerstute Dimma von 2012 genannt.

     

    Hohe Noten für Dimaggios Kinder

    Dimaggio schied mit acht Jahren aus dem Sport aus. Seine Kinder sind hocherfolgreich – 2016 gingen gleich zwei direkte Dimaggio-Nachkommen bei den Olympischen Spielen in Rio an den Start. Ein Dressurpferd (FRA) und ein Vielseitigkeitspferd (NZ) © Ralf Hollwedel privat

    Eher ein Geheimtipp sind die Nachkommen des Dimaggio­-Sohns Demirel. Der von der Familie Hölscher aus Gehrde gezogene Hengst deckte im Rheinland bei Ferienhof Stücker – nun machen seine 5­ und 6-­jährigen Kinder mit viel Talent in Jungpferdeprüfungen auf sich aufmerksam. Dimaggios Blut ist aktuell und gefragt: Aktuell Beachtung erhält auch zum Beispiel Dimagico, Hannoveraner Prämienhengst aus dem Jahr 2016, der auf dem Gestüt Bonhomme deckt. Auffällig waren dessen Schritt­ und Rittigkeitsnoten der Hengstleistungsprüfung: Mit 9,0 und 9,25 wurden diese bewertet, genauso wie Leistungsbereitschaft, Interieur und Charakter. Noten, die sich mit der Beschreibungen der Nachkommen durch Suzanne Lavandera decken. Und die hat als Hengsthalterin Dimaggios und Züchterin wie Reiterin nun einige gesehen und selbst angeritten. Ab 2004 deckte Dimaggio für einige Jahre auf dem Gestüt Vorwerk in Deutschland, dann kehrte er nach England zurück. Seine letzten Zuchtjahre verbrachte Dimaggio wieder in Deutschland auf der Station Böckmann, wo er von 2013 an bis zu seinem Tod als Deckhengst zu beziehen war. „Wir haben damals gezielt wieder nach einem D­Blut­Hengst gesucht“, berichtet Wiebke Hammermann, Besamungswartin bei Böckmann und zuständig für die Hengste dort. „Dimaggio war ein bewährter Hengst, und es gab viele Jahrgänge auf den Weltmeisterschaften der Jungen Pferde, auf denen Dimaggio­-Kinder stets weit vorn waren!“ Er war in diesen Jahren einer der Hengste bei Böckmann, die die meisten Stuten bekamen.

     

     

    Von bestem Charakter

    Dimaggio mit seiner Reiterin und Mitbesitzerin Suzanne Lavandera © Suzanne Lavandera

    Von der Vererbung her hinterließ er in dieser Zeit „viel Qualität“, achten mussten die Züchter bei der Anpaarung allerdings auf den möglichst optimalen Rahmen der Stuten. Dimaggio streute von der Größe her, es gibt große und kleine Dimaggios, ebenso kurze und lange. „Mit Stuten so um die 1,68 oder 1,70 hat es immer gut gepasst“, sagt die Frau aus der Praxis, Besamungswartin Wiebke Hammermann. Sie erinnert sich an den Hengst als „ein sehr schlaues, braves und umgängliches Pferd“. Seine Jahre bei Böckmann verbrachte er zwischen Box, Phantom und Paddock, „der war immer gut zufrieden, ein tolles Pferd!“ Gesundheitlich war er stabil, doch ein letzter Schub der Hufrehe führte dann zum Einschläfern. „Für seine gesundheitliche Geschichte hat er ein hohes Alter erreicht!“, sagt Wiebke Hammermann, „und das liegt auch daran, dass das einer war, der immer wollte“. Passt zu den Beschreibungen der Reiterin Dimaggios. Suzanne Lavandera verweist auf die perfekten Interieur­-Eigenschaften der Nachkommen: „Viele seiner Nachkommen haben eine sehr gute Arbeitseinstellung. Sie denken mit und gehen vorwärts. Es sind allerdings keine Pferde, die man beim Anreiten überfallen darf. Das sind keine, die man am Samstag longiert und am Sonntag drauf sitzt. Sie sind nicht frech und sehen keine Gespenster, aber man muss zu Beginn langsam mit ihnen tun, geduldig sein. Das zahlen sie einem zurück, es sind fantastische Pferde vom Gemüt her!“

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Jeannette Aretz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Grönwohldhof und Donnerhall (Teil 2)

    Grönwohldhof und Donnerhall (Teil 2)

    Eine neue Ära der Architektur  im Stallbau

    Freunde fürs Leben, das waren Alwin Schockemöhle (li.) und Otto Schulte-Frohlinde. Sie verband eine väterliche Freundschaft. Jeden Sonntag telefonierten sie, bis zum Tod des großen Pferdemannes Otto Schulte-Frohlinde © Gräfin von Walderdorff privat

    Doch das Warten auf den Neubau lohnte sich. Wie ungewöhnlich das Bauwerk für die damalige Zeit war, zeigt auch die Erinnerung von Ingo Pape an seinen ersten Besuch auf dem Grönwohldhof, Anfang der 1980er­Jahre. „So etwas wie den Grönwohldhof hatte ich noch nie gesehen, mir ist der Unterkiefer runtergefallen!“, erzählt er, und das Staunen ist ihm auch heute noch, als gestandener Pferdemann, der etwas in der Welt gesehen hat, anzuhören. „Das war für mich wie bei Alice im Wunderland. Nicht nur Architektur, sondern auch dieser Verbund mit dem altem Gutshof, dem Baumbestand, den Seen, diese perfekt gepflegten Grünanlagen, die ganze Komposition war besonders.“ Wenn es heiß war, dann ritten die Rehbeins „auch schon mal um fünf Uhr morgens und mein Vater kam dazu, er saß dann in Bademantel und Schlappen in der Kemenate am Reitplatz“, erinnert sich Ulrike von Walderdorff. Neben dem Reitplatz befanden sich Teiche, Frösche quakten. Auch in der Reithalle hatte Otto Schulte­-Frohlinde, genannt Schufro, einen Rückzugsort, in dem er ebenso geschützt vor den Jahreszeiten und dennoch mit Rundumblick alles beobachten konnte: Das Casino war schon damals technisch so gut ausgestattet, dass er per Knopfdruck alles Mögliche, zum Beispiel die Vorhänge in der Reithalle, steuern konnte. „Vom Casino aus konnte man in alle drei Stallgassen schauen“, erzählt sie. Es thronte imposant über den Stallungen und war so ungewöhnlich gestaltet, dass es von manchen Zeitgenossen als Cockpit bezeichnet wurde. Die Anlage öffnete ihre Tore für viele Prominente der Szene. Ein häufiger Gast war zum Beispiel Alwin Schockemöhle. „Sie hatten eine lebenslange Bindung“, erzählt die Tochter Otto Schulte­-Frohlindes heute, „das war wie Vater und Sohn“. Eines der wichtigen Springpferde Schockemöhles, Donald Rex, wurde später das Ausreitpferd für Schulte­-Frohlinde, als er sich aufgrund seines Schlaganfalls nur noch eingeschränkt bewegen und nicht mehr gut reiten konnte. Das ‚Rex’ im Namen der Springpferde von Schockemöhle stand übrigens stets für die Firma von Otto Schulte­-Frohlinde: Rex Mineralölgesellschaft Paul Ziegler & Co.

    Hochzeit in der Halle

    Eine Hochzeit in der Reithalle – so feierte Gräfin Ulrike von Walderdorff die Tochter Otto Schulte-Frohlindes, ihr Fest. Man beachte die Giebelwand, die als Kennzeichen des Hofes zu Berühmheit gelangte © Gräfin von Walderdorff privat

    Ulrike von Walderdorff feierte übrigens in der großen Vorhalle zur Reithalle ihre Hochzeit – was einmal mehr ein Hinweis darauf ist, wie gigantisch die Anlage gestaltet war. „Mein Vater sagte damals, 1980: ‚Du brauchst kein Hotel, Du kannst hier in der Vorhalle heiraten!’“. Denn so viel finanzieller Background auch da war – den Schulte-­Frohlindes wie auch den Rehbeins war Bodenständigkeit zu eigen. „Wir holten also Teppiche hinunter in die Vorhalle, schmückten alles mit Blumengestecken, und ich stellte Sonnenschirme in der Reithalle auf, das gefiel mir damals so.“ Herbert Rehbein suchte eine Kutsche für das Brautpaar aus, „denn das muss ganz gescheit sein!“, so erinnert die Gräfin seinen Spruch dazu. „An diese Kutsche erinnere ich mich noch gut, und an eine Begebenheit vor deren Einsatz: Der Kutscher suchte einen Stein, um das hintere Rad der Kutsche zu fixieren. Aber er fand keinen und sagte verzweifelt: ,Bei euch ist es ja so gepflegt, da gibt’s ja noch nicht mal mehr einen losen Stein!’“ Penibel sauber und ordentlich war der Hof, auch das prägte die Atmosphäre. So heißt es in der bereits erwähnten Biographie über Herbert Rehbein, man habe auf dem Hof sogar den Eindruck, die Pferde würden sich bemühen, leise zu schnauben. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Auf die Weide kam damals noch kein Sportpferd, wie sich damalige Pfleger erinnern. 200 Hektar gehörten zum Anwesen, genug Platz für die Zuchtstuten und ihre Nachzucht. Einen Teil der Jährlinge schickte Otto Schulte-Frohlinde stets nach Irland, wo sie auf seinem irischen Gut Artramon ihre Kindheit verlebten.

    Ein Fohlen namens Donnerhall

    Donnerhall und Karin Rehbein in Münster © Judith Schrempf

    „Als Otto Gärtner seine Stute Ninette von Donnerwetter, der auf dem Grönwohldhof stand, decken ließ, hatte er ein klares Zuchtziel: „Rappe mal Rappe, ganz klar: Schwarz sollte das Fohlen werden“, so erinnert Zuchtexperte Claus Schridde die Anpaarungsplanung zum Jahrhunderthengst Donnerhall. Doch Ninette brachte 1981 einen Dunkelfuchs zur Welt, und zwar mit zwei ziemlich gleichmäßig weißen Vorderfüßen. Für sein kommendes Buch über Donnerhall hat Claus Schridde mit sämtlichen Zeitzeugen gesprochen, auch mit Otto Gärtner. Bei der Geburt des Ausnahmehengstes sei der Züchter erst einmal enttäuscht gewesen. „Er hatte nicht mit einem Fuchs gerechnet, war aber dann froh, dass es wenigstens ein Dunkelfuchs war“, sagt Schridde. Wenig später kehrte Otto Gärtner auf den Grönwohldhof zurück, um Ninette erneut von Donnerwetter decken zu lassen. Donnerhall lief bei Fuß, und das tat er wohl so imposant, dass die Angestellten sofort nach dem Chef riefen ließen. So erinnert sich Ulrike von Walderdorff heute daran. Sofort habe ihr Vater das Fohlen per Handschlag gekauft. 1981 war das. Fünf Jahre später wurde Donnerhall Siegerhengst auf der DLG-Ausstellung in Hannover. Zu Donnerhalls Karrierebeginn liefen der Turniersport und das Deckgeschäft im Natursprung parallel. Das sind Anforderungen an einen Hengst, die es heute so kaum mehr gibt. Mit Karin Rehbein im Sattel siegte er später vielfach auf Grand­-Prix­-Niveau. Gemeinsam mit seinem Vater Donnerwetter und Pik Bube stellte er das Hengstlot des Grönwohldhofes. Zunächst spielte er in diesem Trio allerdings noch keine herausragende Rolle. „Donnerhall war ein typisches F1­-Kreuzungsprodukt von Hannoveraner und Alt-­Oldenburger Stute, aufgepeppt durch ein bisschen Vollblut, also eigentlich ein bisschen der Zeit hinterher, denn dieses ‚Zuchtrezept‘ gab es in Oldenburg schon seit Mitte der 1960er­Jahre und es erschien daher nicht sonderlich aufregend. Mit der Übersiedlung auf den Grönwohldhof war zwar der Anfang gemacht, doch die Chancen, ein Spitzenvererber zu werden, standen zunächst auch alles andere als gut: Viele Oldenburger Hengste standen Anfang der 80er noch weitgehend arbeitslos als Alibi­-Hengste auf den Stationen, viele derartig gezogene Pferde gingen gar nicht in den Deckeinsatz oder wurden nach einem Jahr Deckeinsatz ohne Prüfung als Reitpferd verkauft“, erinnert sich Schridde. „Insofern hätte wohl kaum jemand erwartet, dass ausgerechnet dieser bei der Körung noch eher unscheinbare Dunkelfuchs der größte Dressurvererber des Jahrtausends werden würde.“ Das Interesse größerer Züchterkreise erwachte laut Claus Schridde nach der Hengstleistungsprüfung, die Donnerhall als Zweiter von 70 Bewerbern in einem außergewöhnlich starken Jahrgang in Adelheidsdorf absolvierte. Er wurde für das Nachbarzuchtgebiet Hannover anerkannt. „14 Nachkommen mit vier unterschiedlichen Brandzeichen aus dem zweiten Jahrgang sind FN­-registriert, darunter zwei weitere gekörte Söhne und mehrere erfolgreiche S­-Pferde“, so Schridde. „Spätestens 1986 wurde die züchterische Öffentlichkeit endgültig auf diesen Hengst aufmerksam: Donnerhall wurde DLG-Champion und düpierte damit vor heimischer Kulisse die starke Konkurrenz aus Hannover.“ Es folgte die unglaubliche züchterische Karriere: Sein gekörter Sohn Don Primero stammt aus dem ersten Jahrgang, „wo Donnerhall vielleicht sechs, sieben Stuten bekommen hatte“, drei davon sind in den FN-Erfolgsdaten registriert. In diesen Jahren weichte so ganz langsam die Landgestüts­ und Stationstreue der Züchter auf. Vorher war es undenkbar gewesen, die Stute aufzuladen und zu einem Privathengsthalter zu fahren. Was heute durch die Mischung der Zuchtgebiete sogar über Landesgrenzen hinaus ganz normal ist, war damals eine Sensation: Ein Oldenburger Hengst in Holstein deckt vorwiegend Töchter eines Hannoveraner Hengstes (Pik Bube). Diese später als eindeutige Passerpaarung bezeichnete Verbindung zwischen Donnerhall und Pik Bube, „war einfach eine Genetik, die gepasst hat!“, sagt Zuchtexperte Claus Schridde. Interessant: Beide Hengste führen Springgenetik, so Schridde, denn Pik Bube habe gleichermaßen auch Springpferde gemacht, und der Donnerhall­-Vater Donnerwetter war der einzige Disput­-Sohn, der S-­Dressur ging und eine Dressurlinie begründete. Interessant ist das vor allem im Hinblick darauf, dass momentan wieder auf Springblut in den hinteren Generationen geachtet wird beispielsweise bewegungsstarke Dressurpferde aus purer Springgenetik entstehen (siehe Sönke Rothenbergers Cosmo).

    Donnerhall und Karin Rehbein

    Karin Rehbein übernahm den Ausbildungsbetrieb des Grönwohldhofes nach dem frühen Tod ihres Mannes © Jacques Toffi

    Ob vor dem Münsteraner Schloss oder in Verden: Karin Rehbein und Donnerhall waren eine Augenweide. Zu Berühmtheit gelangten auch die Pas des Deux mit ihrem Mann Herbert Rehbein. Donnerhall war ein Jahrhunderthengst, aber er war auch das Pferd des Lebens dieser Reiterin. Er wuchs auf dem Grönwohldhof auf und Karin Rehbein erinnert sich heute noch gern an diese Anfangsjahre: „Ich hatte ihn von Anfang an im Auge“, erzählt sie. Das Anreiten übernahm ein Bereiter. Als Donnerhall 5­-jährig war, stieg sie erstmals in den Sattel. „Ich spürte sofort: Er ist besonders“, erinnert sie sich. Donnerhalls Entdecker Otto Schulte­Frohlinde starb 1990, der Hengst war da gerade neun Jahre alt und schon damals das gewinnreichste Dressurpferd Deutschlands. Doch die vielleicht wichtigste Episode in Donnerhalls Turnierkarriere konnte Schulte-­Frohlinde nicht mehr miterleben: Die Weltmeisterschaft in Den Haag 1994. Seine Tochter Ulrike Gräfin von Walderdorff erinnert sich deutlich, und wenn sie von dieser Weltmeisterschaft erzählt, dann wird auch nach mehr als 20 Jahren dieses Erlebnis begreifbar: „Meine Kinder waren damals klein, acht und sechs Jahre alt, aber ich wusste, ich muss da hin“, erinnert sich von Walderdorff. Die Jacke, die sie sich extra für diese Veranstaltung gekauft hat – „kariert“ –, die hat sie immer noch, „und ich würde sie niemals abgeben.“ Karin Rehbein und Donnerhall gewannen in Den Haag Einzelbronze und Gold mit der Mannschaft. „Als die Kür vorbei war, bin ich aufgestanden und habe laut gebrüllt: ‚Es ist Bronze!’“ erzählt Gräfin von Walderdorff, und sie reckt beim Erzählen die Arme in die Luft und ballt die Hand zur Faust. „Die Leute neben mir haben das nicht verstanden, aber es war Bronze und das mit einem deckenden Hengst!“ Diese Situation in Den Haag, das sei der Anfang der Weltkarriere gewesen, die es eben war, weil der Hengst gleichzeitig selbst sporterfolgreich war und so hocherfolgreiche Nachkommen brachte. Zu Donnerhalls Zeiten galt noch die Maxime „Zucht ist Zucht und Sport ist Sport“ – was natürlich auch mit den Kinderschuhen zu tun hatte, in denen die Besamung damals noch steckte. Der Grönwohldhof wurde übrigens auch eine der ersten Besamungsstationen des Landes. Für Reiterin Karin Rehbein war die Europameisterschaft in Verden das wichtigste Turnier überhaupt. „Das war im selben Jahr, in dem mein Mann gestorben war. Ich muss ehrlich sagen, ich war nicht ganz bei mir, stand neben mir. Doch ich ritt wie auf Wolke Sieben.“ Sie und der Hengst Donnerhall zeigten alles, was die Ausbildung im Stall Rehbein ausmachte: Durchlässigkeit par Excellence. Insgesamt erreichte Donnerhall eine Lebensgewinnsumme von 325.265 Euro. Heute hat er eine Linie aufgebaut, die ein Gros der Pferde im internationalen Dressursport stellt.

    Das Ende einer Ära

    Dancier, typstarker Vererber von De Niro, hat schon jetzt große Fußstapfen hinterlassen © Marianne Schwöbel

    Den Grönwohldhof als Mekka des Dressursportes gibt es heute nicht mehr. Herbert Rehbein selbst verstarb 1997 mit nur 50 Jahren. Bereits 1990 starb Otto Schulte-Frohlinde. 2012 starb auch sein Sohn, der Grönwohldhof wurde an Manfred von Allwörden, einen Züchter von Holsteiner Springpferden, verkauft. Der Hengst Donnerhall verstarb 2002. Das Erbe aufrechterhalten, das tun die Hinterbliebenen. Karin Rehbein lebt sehr zurückgezogen. Die Hundeliebhaberin hat eine französische Bulldogge namens Lemmy und ein Grand­-Prix­-Pferd, World Idol, denen sie ihre Zeit schenkt. Ulrike Gräfin von Walderdorff bewirtschaftet das irische Gut Artramon ihres Vaters und hat dort ein kleines Privatmuseum für Donnerhall errichtet: Ein Hotelzimmer, in dem viele Fotos des Hengstes und seiner Kinder zu sehen sind und in das sich Gäste sogar einmieten können. Sie entwarf zu Ehren des Hengstes zwei Seidentücher, auf denen sämtliche gekörte Hengste von Donnerhall und die erfolgreichsten Kinder und Erfolge der Kinder vermerkt sind. Auf dem Anwesen kann man noch zahlreiche weitere Zeitdokumente und Gemälde bewundern. Donnerhalls Nachkommen – darunter allein 121 gekörte Hengste und 245 Staatsprämienstuten – sind zahlreich und auffällig in ihrer Qualität. „An sich muss man diesen Nachkommen bescheinigen, dass sie von Natur aus hervorragende Bergauf­-Pferde sind, dass sie sehr sehr rittig sind, und vor allen Dingen von ihrem Bewegungspotential her, Schritt-­Trab­-Galopp, alles in die Wiege gelegt bekommen haben, um große Pferde zu werden“, so urteilte Uwe Heckmann im Film „Donnerhall – ein Denkmal ganz privat“ (pferdia tv) schon Ende der 1990er­Jahre. Der bekannte Auktionsleiter sollte bis heute recht behalten: Da gibt es einen Damon Hill von Donnerhall aus einer Rubinstein-I­-Parademarsch-­I-­Mutter, der als Sportpferd alles erreichte, was einem Dressurpferd möglich ist, und zudem als Positivvererber auffällt. Da gibt es einen De Niro, der unglaublich viele Sportpferde erster Güte stellt, allen voran Desperados FRH, und zum Beispiel auch Dablino FRH von Annabel Balkenhol oder Olympiapferd Mistral Hojris von Laura Tomlison, die die Erfolge mit dem Fuchswallach noch unter ihrem Mädchennamen Bechtolsheimer erritt. De Niros Sohn Dancier hat sich im Landgestüt Celle unabdingbar gemacht, ebenso wie der direkte Donnerhall­-Sohn Don Frederico, der mit seinen Kindern Diva Royal und Don Johnson FRH im Spitzensport ganz oben mitmischte und mitmischt. Ein paar Worte mehr sollten noch über Don Schufro fallen: Dieser Donnerhall-­Sohn trägt nämlich das Namenskürzel von Otto Schulte-­Frohlinde, Schufro, im Namen. Gezogen nach dem sicheren Rezept Donnerhall mal Pik Bube, ist er seit vielen Jahren auf dem Gestüt Blue Hors in Dänemark beheimatet. 2008 nahm er mit der dänischen Mannschaft an den Olympischen Spielen von Hongkong teil und gewann mit der dänischen Equipe Bronze. Aktuell sorgt er durch seine geniale Tochter Weihegold OLD, die unter Isabell Werth hocherfolgreich ist, für Furore. Seinen Namen hat Don Schufro übrigens Paul Schockemöhle zu verdanken. Er taufte ihn so mit den Worten „Der ist gut genug, den nenn’ ich Don Schufro!“, erzählt Ulrike Gräfin von Walderdorff, „und diesen Mut müssen Sie erst mal haben, das ist würzig“, sagt sie. Schließlich hieß ‚Schufro‘ auch ihr Vater. Ein Hotelzimmer in ihrem irischen Gut ist auch nach diesem Hengst benannt. Und die Geschichte von Don Schufro sagt viel über die Persönlichkeit Paul Schockemöhles aus: Erstens dieser Mut bei der Namensgebung, zweitens das Auge, ein gutes Pferd zu erkennen, und drittens die Geschäftstüchtigkeit: Für unter 2000 Mark soll er das Fohlen gekauft haben, und für mehr als eine Million soll er Don Schufro wieder verkauft haben als 4­-jährigen. Kein schlechtes Geschäft – und geblieben ist ein markanter Hengst für die weltweite Dressurpferdezucht. Vielleicht ist es genau das, was die Faszination Zucht erklärt: Die Ära des Grönwohldhofes als Mekka des Dressursports und der Dressurpferdezucht mag vorbei sein. Doch die Gene des Donnerhall, die sind in hunderten, tausenden von Sportpferden verewigt und werden von Generation zu Generation weitergetragen. Donnerhall hat die Zucht von Dressurpferden weltweit immens geprägt – es gibt bislang kein Pferd, das vergleichbar seinen Stempel aufgedrückt hat. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Jeannette Aretz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

    Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

     

    Sportpferde gegen Devisen 

    Jährlich kommen über 45.000 Menschen in die Neustädter Gestüte – die meisten davon wollen die berühmten Hengstparaden sehen © Lafrentz

    Anfang des 20. Jahrhunderts – Neustadt (Dosse) hatte die Härten des Ersten Weltkrieges gerade überstanden – mussten sich die Gestüte den Wirren und katastrophalen Folgen des Zweiten Weltkrieges stellen. Die Reparationsforderungen der russischen Siegermacht bedeuteten 1945 das züchterische Aus. Erneut musste eine neue Zuchtpopulation mit mehrheitlich ostpreußischen und hannoverschen Pferden aufgebaut werden. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit schaffte es Gustav Condereit (1886 bis 1972), den Neustädter Gestüten wieder zu einer führenden Rolle in der Brandenburgischen Pferdezucht zu verhelfen. Mit Gründung der DDR wurden die Landgestüte rechtlich zum „volkseigenen Gut“ mit veränderten, an die modernen Ansprüche angepassten Zuchtzielen. Reiten hatte allerdings als Sportart staatlicherseits keine gute Reputation, galt als zu teuer und wurde nicht gefördert. Trotzdem behauptete sich Neustadt (Dosse) als lukrative Geldquelle, dank seiner hochwertigen Sportpferde, die für harte Devisen ins Ausland exportiert werden konnten. Brandenburger Pferde stehen seither für Hochleistungssport, egal ob im Dressurviereck oder im Parcours. Aus der Nachkriegszeit stammt Neustadts herausragende P-­Familie, die weit über die Grenzen Brandenburgs geschätzt wird. Die Linienbegründerin, die Staatsprämienstute Pauline von Dargardt, wurde 10-­jährig 1947 erworben. Sie hatte bereits sechs Fohlen gebracht, in Neustadt fielen fünf weitere. Zwei gekörte Hengste und Palette von Fernab, eine tiefe, ganz im Wirtschaftspferdetyp stehende, braune Stute, deren vier Töchter für eine prosperierende Familiengeschichte rund um Philharmonie, Poesie und Poetin sorgten. Die wohlklingenden Namen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Linie seit Generationen leistungsstarke Pferde hervorbringt. Wesentlichen Bestandteil am Ruhm der P-­Familie hatten die Nachkommen von Sandro Hit mit der Brentano ­II Tochter Poesie. Dazu zählen die vier Vollbrüder Samba Hit I bis IV, insbesondere der bestehende Prämienhengst und Hengstleistungsprüfungssieger Samba Hit I, der mittlerweile auf über 30 Dressursiege in Klasse S zurückblicken kann und nach wie vor in Neustadt deckt. Mit Starlett de Hus stellte Samba Hit 2011 die französische Bundeschampionesse der 4-­jährigen Reitpferde. Seine berühmteste Vollschwester ist die inzwischen verstorbene Ausnahmestute Poetin I – Bundeschampionesse 2000 und 2003 –, die nach ihrem Weltmeistertitel bei den 6-­jährigen Dressurpferden 2003 mit einem rekordverdächtigen Verkaufspreis von 2,5 Millionen Euro für Schlagzeilen sorgte. Neben der durchgezüchteten, hocherfolgreichen P-Linie pflegt Neustadt (Dosse) weitere, kleinere Familien. „Aktuell sind sechs Warmblut­ und eine Trakehnerstutenlinie in der Stutenherde des Gestüts vertreten“, erläutert Landstallmeister Uwe Müller. „Besonders präsent ist die P­-Familie, der die meisten Stuten angehören. Allerdings sind durch die räumlichen Gegebenheiten in der historischen Gestütsanlage der Anzahl der Stuten Grenzen gesetzt. Dennoch legen wir großen Wert auf die Pflege unserer Stutenstämme und versuchen diese in dieser Vielfalt zu erhalten und zukunftsfähig aufzustellen. Dazu nutzen wir in der Anpaarung neben unseren eigenen Hengsten auch interessante Vererber anderer Stationen.“ Viel Prestige genießen auch die Stutenstämme der T­ und der I Linien. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Zur ersteren Familie gehört die auf Grand ­Prix­ Niveau sportlich erfolgreiche Tacita von Dionysos, die in Australien für Furore sorgt. Der süddeutsche Prämienhengst DSP Chetlag von Cellestial ist hingegen über den Hindernissen siegreich. In der Hengstkollektion Neustadts repräsentiert der 2013 geborene, großrahmige Calido Sohn Cloud number nine aus der Theodora diese Linie. Burberry, ein typvoll aufgemachter Fuchs aus der Staatsprämienstute Ibiza, gehört zu den namhaften Vertretern der I­ Linie. Der Balou­du­ Roulet­ Sohn war erster Reservesieger seiner Körung 2007. Inzwischen ist er international in S***­Springen erfolgreich. Im Springparcours hat sich auch die Stute Izmira von Quidam’s Rubin bis S**­Niveau bewährt.

    Traditionell brillieren die Zuchtstuten des Gestüts im Gespann. Ein Highlight ist der Mehrspänner mit 18 hochkarätigen Stuten, der bei der Jubiläumshengstparade im Landgestüt Celle im Jahr 2015 – passend zum Motto „25 Jahre Deutsche Einheit“ – für Begeisterungsstürme sorgte. An der Spitze lief die herrliche Poesie. „Für mich ein unvergesslicher Moment“, erinnert sich Besucherin Marion Weise aus Hannover, noch heute mit glänzenden Augen. „Wie bereitwillig diese Stute im Geschirr ging, als stünde ihr diese Position ganz selbstverständlich zu.“ Poesie, die 2017 ihren 25. Geburtstag feierte, wurde inzwischen von ihrer Schwester Prime Time an der Spitze des Mehrspänners abgelöst.

     

    Züchterische Grundlage

    Elitehengst Quaterback (*2003) hat schon über 60 gekörte Söhne und über 400 Töchter hervorgebracht 
    © Lafrentz

    Den Erfolg der jüngsten Vergangenheit verdankt Neustadt (Dosse) der wertvollen, überlegten züchterischen Arbeit vergangener Jahrzehnte, insbesondere durch den Aufbau solider Stutenlinien. Für sie wurden immer wieder gezielt passende Partner gesucht. Nach der Wende prägten insbesondere Hengste wie der bereits erwähnte Leistungsprüfungssieger Kolibri, sein Sohn Korsar, der acht gekörte Söhne und über dreißig prämierte Töchter brachte, oder das erfolgreiche Dressurpferd Akzento, das später nach England verkauft wurde, die Zucht. Sie machten Neustädter Pferde zu einem Markenzeichen, genau wie Paradiesvogel von Parademarsch, der bis zur schweren Klasse siegreich Dressurprüfungen ging, oder der schicke Leandro ­Sohn Levisto Z, Sieger seiner Hengstleistungsprüfung. Genau wie seine Mutter Hirtin von Carolus I triumphierte der Schimmel im Springparcours. Askari von Acord II, einer der erfolgreichsten Springpferdevererber Deutschlands, wirkt noch immer in Neustadt. Sein Sohn Aragon Z feierte unter Christian Ahlmann Siege auf prestigeträchtigen Springturnieren weltweit. Elegant, doch muskelbepackt trägt Quaterback seinen Namen zu Recht. Ein Bilderbuchsportler aus eigener Zucht, von Quaterman aus der Passionata, selbst eine Tochter der Poesie. Ein enger Verwandter der legendären Poetin also. Elitehengst Quaterback verkörpert, was sein Pedigree verspricht. Er wurde 2006 dreijährig Sieger im Bundeschampionat und brilliert bundesweit in Dressuren der Klasse S. Der noble Fuchs hat nicht nur seinen Verwandten Samba Hit I als gefragtesten Beschäler abgelöst. Quaterbacks Vererberqualitäten sind weltweit gefragt, von Australien bis in die USA ist sein Name ein Begriff. Mehr als 60 seiner Söhne wurden gekört und mehr als 400 Töchter gingen in die Zucht. Seine leistungsbereite und siegreiche Nachzucht, unter anderem war Quaterback 2014 und 2015 erfolgreichster Beschicker der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde, machte ihn über Brandenburgs Grenzen hinaus berühmt.

     

    Neustadt (Dosse) mit glänzenden Aussichten

    Die Jungpferde genießen ihre Jungend in Gruppen auf großzügigen Paddocks © Lafrentz

    Mit dem hochnoblen, dunkelbraunen Quadroneur sorgte Quaterback bereits 2007 für die nächste Generation im Hengststall. Der auf Intermediaire­ I ­Niveau siegreiche Quadroneur geht über Vater und Mutter, der Pirouette von Sandro Hit, auf die berühmte P­Familie Neustadts zurück. Piroutte ist zudem die Großmutter mütterlicherseits des aufstrebenden Dressur­ und Prämienhengstes Belantis von Benetton Dream aus der Philharmonie. Neben einem erlesenen Pedigree zeichnen ihn hervorragende Grundgangarten, exzellente Rittigkeit und ein einzigartiger Charakter aus. Das Bundeschampionat 2014 verließ der Grauschimmel als strahlender Sieger, ein Jahr später wurde er Vizeweltmeister der Jungen Dressurpferde. Wo der Hengst auftritt, erhält er tosenden Applaus, bundesweit wollen sich Züchter sein Potenzial sichern. Bereits 2014 belegte Belantis Platz vier der erfolgreichsten 5­jährigen Deckhengste aus allen deutschen Zuchtverbänden. Inzwischen hat sich Dressurikone Isabell Werth des jungen Talents angenommen. „Belantis hat eine sehr große Bedeutung für unser Gestüt“, bekräftigt Landstallmeister Uwe Müller. „Wir sind sehr stolz, dass mit Isabell Werth die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt seine sportliche Förderung übernommen hat, und setzen große Hoffnung in seine weitere sportliche Entwicklung. Durch seine Erfolge ist er zu unserem Werbeträger in aller Welt geworden, er macht Neustadt (Dosse) bekannt und ist eines der Aushängeschilder unserer Zucht und natürlich der P-­Familie.“ Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 ist es nicht mehr lange hin. Wer weiß – vielleicht bringt Belantis das erste olympische Edelmetall nach Neustadt. Mit dem strahlenden Siegerhengst der Deutschen Sportpferdekörung in Neustadt, Don Royal von Don Juan de Hus, steht ein weiterer Repräsentant der P­-Linie im eigenen Stall. Seine Mutter, die Rubin ­Royal­ Tochter Prime Time, ist eine Schwester der großartigen Poesie. Aus einer ähnlichen Verbindung von Don Juan de Hus mit der P­-Familie stammte schon die Siegerin des Stutenchampionats 2016, Phantastica. Neben den jungen Helden Ben Benicio, Prämienhengst der Westfälischen Hauptkörung 2015, und Casskeni II, einen hochedlen Holsteiner von Cassini II aus einer Chamonix­ Mutter, sollen die Pachthengste Kasanova de la Pomme und Carleyle die Hengstpalette um international gesuchte Linien ergänzen. Carleyle ist ein patent auftretender junger Holsteiner von Connor aus der For­ Pleasure­ Tochter Zostia – eine extrem leistungsorientierte Abstammung, der der 2011 geborene Prämienhengst fraglos gerecht wird. Mit Kasanova de la Pomme von Bamako de Muze kommt dagegen der Siegerhengst der Körung 2013 des belgischen Warmblutzuchtverbandes zum Einsatz, der entsprechend seiner feinsten Springgenetik in Springprüfungen der Klasse M siegte. Welche Kriterien spielen überhaupt eine Rolle bei der Auswahl von Pachthengsten für Landstallmeister Uwe Müller? „Die Qualität des Pferdes und die Abstammung des Hengstes sind die herausragenden Kriterien“, erklärt Müller. „Unser Ziel ist, den Züchtern qualitativ hochwertige und leistungsstarke Hengste anzubieten, deren Genetik unseren Hengst bestand ergänzt und bereichert. So stammt zum Beispiel Kasanova de la Pomme aus der Hengstlinie des Darco, die bisher noch nicht in Neustadt vertreten war, kombiniert mit einem der besten Stutenstämme Belgiens und der Welt!“ Neustadt (Dosse) ist längst angekommen in der modernen Sportpferdezucht und hat den Wechsel vom reinen Zuchtbetrieb zu einem breit aufgestellten Unternehmen geschafft. Namhafte, international begehrte Deckhengste sowie eine solide, breit gefächerte Stutengrundlage ziehen zehntausende von Menschen magnetisch an und sichern eine glänzende Zukunft, in der trotzdem die alten Traditionen bewahrt werden. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Susanne Bösche, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • World Breeding Federation for Sport Horses (Teil 2)

    World Breeding Federation for Sport Horses (Teil 2)

    Wird es künftig neben den Rankings und den Championaten weitere Möglichkeiten geben, die Zucht aus den einzelnen Ländern besser zu vergleichen? Haben Sie Pläne, um Zucht und Sport verbandsübergreifend noch transparenter zu machen?

    Vor 15 Jahren war die Entwicklung von International Estimated Breeding Values (IEBVs), den internationalen Zuchtwerten, ein großes aber auch ziemlich heißes Thema innerhalb der WBFSH. Inspirationsquelle war damals Interbull, eine Technologie, die einen länderübergreifenden Vergleich von Zuchtwerten in der Viehzucht ermöglichte. Das Programm brachte gewaltigen, schnellen Zuchtfortschritt. Die Idee der WBFSH war, so ein Programm für die Pferdezucht zu entwickeln und einzuführen. Unser „Interstallion-Projekt“ musste aber damals aus politischen Gründen vorzeitig abgebrochen werden.

    Warum?

    Das Projekt hätte die Transparenz deutlich gestärkt. „Interstallion“ hätte ja einen unmittelbaren Vergleich der Hengste ermöglicht und dieser Gedanke hat nicht allen gefallen. Heute ist die Einstellung zu einem solchen Projekt ganz anders und der politische Wille, auf internationalen Sportergebnissen basierte IEBVs zu entwickeln, ist vorhanden. Ein solches Werkzeug wird die Welt der Pferdezucht noch viel transparenter machen. Das Projekt ist bereits in Gang gesetzt. Es ist langfristig, kompliziert und teuer, aber internationale Zuchtwerte werden ganz sicher kommen. Und auf lange Sicht gesehen werden sie wahrscheinlich unsere gegenwärtigen Hengst-Ranglisten ersetzen.

    Ergibt es denn Sinn, in neue Algorithmen zu investieren statt in die menschliche Beurteilungsfähigkeit? Vorläufersysteme wie das französische ISO-Prinzip oder die deutsche Zuchtwertschätzung haben bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Sind nicht am Ende die Züchter am erfolgreichsten, die ihre Stute besonders gut kennen und sie kritisch zu beurteilen wissen?

    In der Viehzucht hat Interbull in kurzer Zeit einen sehr großen Zuchtfortschritt gebracht. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Es ist zwar beim Rind einfacher als beim Pferd, sichere Zuchtwerte zu berechnen, aber die Experten glauben, dass es auch beim Pferd möglich ist. Das Problem mit den vorhandenen Zuchtwerten ist, dass sie nur national sind und dass keine FEI-Daten einkalkuliert worden sind. Die Zuchtwerte ziehen auch äußere Einflüsse mit in Betracht und eliminieren bei der Hengstwahl den Einfluss der Vermarktung. Internationale Zuchtwerte werden ein gutes Werkzeug sein, aber der Wert des Pferdewissens – auch in der Zukunft – darf nicht unterschätzt werden.

    Neben Ihrem Amt bei der WBFSH sind Sie auch Vorsitzender des Dänischen Warmblut-Zuchtverbands, der seit vielen Jahren mit seiner Zucht ganz vorne mitmischt. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Dänen?

    Cornet Obolensky mit Marco Kutscher: Der BWP-Schimmelhengst beeinflusste die Springpferdezucht nachhaltig und steht schon lange jährlich in den Top-Ten-WBFSH-Ranglisten der erfolgreichsten Springhengste © Dr. Tanja Becker

    Die positive Entwicklung, die der Verband der dänischen Züchter erlebt hat, ist mehreren Umständen zu verdanken. Vor allem haben wir schon immer auf eine sehr offene Politik gesetzt, wodurch wir die besten Gene für unsere Zucht zugelassen haben. Durch ein einfaches System können unsere Züchter auf Antrag auch Hengste aus anderen Verbänden für ihre Stuten nutzen. Selbst, wenn die Hengste bei uns nicht gekört sind, dürfen sie eingesetzt werden, wenn diese Hengste festgelegte Anerkennungskriterien erfüllen.

    Was hat, neben der offenen Zuchtpolitik, weitere entscheidende Rollen in der Entwicklung des Verbandes gespielt?

    Es hat auch eine wesentliche Rolle gespielt, dass wir ab 2004 unsere Zucht in eine spring- bzw. dressurbetonte Richtung geteilt haben. Unsere bescheidene Größe und unsere starke Marktposition in Dänemark bedeuten, dass wir flexibel sind und uns somit schnell neuem Wissen anpassen können.

     

     

     

     

     

    War die geringe Größe des Verbandes nie ein Problem für Ihre Züchter?

    Die Größe unseres Verbandes hat zur Folge gehabt, dass sich unsere Züchter seit vielen Jahren stark international orientieren und erfolgreiche Hengste aus anderen Zuchtgebieten einsetzen – davon profitieren wir bis heute.

    Was wünschen Sie sich künftig für die internationale Pferdezucht und unseren Sport?

    Eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Sport und Zucht. Meiner Meinung nach sollten die Züchter in viel höherem Maße für ihre Arbeit Anerkennung finden. Diese könnte beispielsweise aus einem Anteil der Preisgelder bestehen. Schließlich werden Turniere nicht vom Reiter alleine gewonnen, ohne den Züchter gäbe es diese Erfolge gar nicht.

    Jan Pedersen

    Jan Pedersen © Dr. Tanja Becker

    WBFSH-Präsident Jan Pedersen kam 1955 in Dänemark zur Welt und studierte von 1975 bis 1981 an der Universität von Aarhus Deutsche Sprache und Dänische Literatur. Im Jahr seines Abschlusses begann er, als High-School-Lehrer am Tradium Commercial College und der Dania Academy zu unterrichten und geht dieser Tätigkeit bis heute nach. Seit 1970 widmet er sich privat erfolgreich der Pferdezucht, aus der ein gekörter Hengst, mehrere Grand-Prix-Pferde und Goldmedaillenstuten hervorgegangen sind. Jan Pedersen wuchs mit Pferden auf, sein Vater war selbst Züchter und hatte einen eigenen gekörten Hengst im Deckeinsatz. Seit 1994 ist Jan Pedersen Vorsitzender des Dänischen Warmblutzuchtverbandes. Im Jahr 1999 kam seine Tätigkeit als Vorsitzender der World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH) hinzu. Von Prinzessin Benedikte wurde Jan Pedersen in Dänemark bereits mehrfach für sein außerordentliches Engagement ausgezeichnet, so erhielt er 2004 den Orden des Dannebrog-Ritters. Im April 2019 wurde er zum Ritter 1. Grades des Dannebrog-Ordens ernannt.[/ihc-hide-content]

     

     

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Interview mit dem WBFSH-Präsidenten Jan Pedersen,  welches Dr. Tanja Becker mit ihm geführt hat und im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.

     

     

  • Der Hannoveraner Verband (Teil 2)

    Der Hannoveraner Verband (Teil 2)

    Der Erfolg einer Zucht hängt entscheidend von den Stutenstämmen ab. Wie unterstützt der Verband die Züchter?

    Der Hannoveraner Verband hatte in den ersten 100 Jahren kein Stutenstamm-System. Stattdessen lag das Wissen über Stuten und Stämme bei einzelnen, besonders interessierten Züchtern, die Stärken und Schwächen ihres eigenen Stammens und einzelner anderer Stämme gut kannten. Eine Nomenklatur der Stämme gibt es erst seit 2007. Seitdem haben wir etwa 1.600 Stämme benannt, die einen Hannoveraner Ursprung haben. Unsere Züchter haben über „meinHannoveraner“ kostenlos die Möglichkeit, auf das Stutenstammsystem online zuzugreifen. Sie können sich über Pferde, die aus ihrem Stutbuch kommen und darüber, welche Anpaarungen schon einmal gut funktioniert haben, informieren. Diese Fülle von Informationen unterstützen. den Züchter.

    Was ist aus dem Programm Hannoveraner Springpferdezucht und der G-Initiative geworden?

    Springbegabte Hannoveraner-Fohlen versprechen eine rosige Zukunft            © adobestock/Anita Zander

    Die G-Initiative ist sicherlich nicht mehr so im Fokus, war aber eine Initiative, die Wirkung gezeigt hat. Erfreulich ist, dass Züchter dieses Blut immer wieder auf der Mutterseite verankern konnten und damit die Grundlage für interessante Anpaarungen, z.B. mit Holsteiner Genetik, geschaffen haben. Das Programm Hannoveraner Springpferdezucht würden sich manche noch etwas straffer, etwas ausgeprägter in den Anforderungen wünschen. Wir sehen es als Entwicklungsschritt. Heute ist eine deutliche Spezialisierung eingetreten mit einer hochmotivierten Sparte von Springpferdezüchtern. Die Vermarktung dieser Pferde zeichnet inzwischen eine hohe Begehrlichkeit im Auktionsgeschehen aus. Wir werden weitermachen und abwarten, wie diese neue Generation an springbegabten Pferden in den Sport hineinwächst. Das Bundeschampionat war schon ein deutlicher Gradmesser, Hannover sammelte Medaillen wie kaum zuvor. Wir sind im Moment dabei, die Kriterien der Springpferdzucht neu zu überdenken. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Denn Springpferde muss man anders sehen als Pferde fürs Viereck. Wir brauchen neue Kriterien und müssen uns Gedanken zur Gewichtung dieser Kriterien machen. Hierzu läuft ein Pilot-Projekt, das wir bei der Stutbuchaufnahme und bei der Körung fahren. Ebenso steht die Öffnung des Zuchtbuches für internationale und sporterfolgreiche Vererber in einer logischen Reihe von Maßnahmen zur Förderung der Springpferdezucht in Hannover.

    Häufig wird die große Anzahl der deutschen Zuchtverbände in Frage gestellt, v. a. im Hinblick auf den internationalen Wettbewerb.  Diese regionalen Strukturen werden oft als Relikt von gestern angesehen…

    Dann bin ich vielleicht auch von gestern. Das sehe ich nicht nur in Hannover, sondern auch in anderen Verbänden: eine sehr hohe Identifikation der Züchter mit ihrem Pferd, mit dem Hannoveraner, mit dem Oldenburger, mit dem Holsteiner, mit dem Westfalen. Diese Verbundenheit zeigt sich an vielen Stellen und ist sehr ausgeprägt. Deshalb glaube ich, dass wir nicht zu einem deutschen Reitpferd kommen werden. Sicherlich wird es noch zu einer Konzentration in der Verbandslandschaft kommen. Im Übrigen bin ich überzeugt, dass ein gewisser nationaler Wettbewerb uns auch bei der Lösung wichtiger Fragen hilft.

    Wie sieht eine bessere Betreuung der Züchter vor Ort aus? Wo wollen Sie ansetzen?

    Das ist ein Bereich, wo noch mehr geht. Es gibt beispielsweise einen Arbeitskreis , der sich mit der Frage der Züchterbindung befasst. Dort sind Hauptamtler und Vorstandsmitglieder vertreten. Eine der ersten Maßnahmen, die umgesetzt wurde, war, dass wir in den Regionen sogenannte Züchterbetreuer eingesetzt haben. Für diese Personen haben wir Aufgaben vorgesehen wie die Registrierung von Fohlen, die Eintragung von Stuten und die Beratung der Züchter. Alles Weitere soll sich entwickeln.

    Bringen Holzpferde-Aktionen oder Züchter Nachwuchs-Förderung wie Jungzüchter Wettbewerbe die Pferdezucht weiter?

    Wer die Jugend hat, hat die Zukunft! Das war die Idee, die Ludwig Christmann in den 80er-Jahren umgesetzt hat, mit der Erfindung der Jungzüchterarbeit. Sie begann in Hannover und hat sich weltweit durchgesetzt, sodass es inzwischen sogar Weltmeisterschaften für Jungzüchter gibt. Die Jugend möglichst früh an uns zu binden, darüber aufzuklären, was wir machen, eine Identifikation mit dem Hannoveraner Pferd zu schaffen, ist etwas, das uns langfristig weiterbringen wird. Mit der Holzpferde-Aktion sind wir auf die Initiative „Pferde für unsere Kinder“ eingegangen. Wenn wir es nicht schaffen, Kinder für den Reitsport zu begeistern, dann brauchen wir irgendwann auch keine Pferde mehr zu züchten. Deshalb muss es ein ausgesprochen wichtiges Thema der Pferdezuchtverbände sein, sich um Jugendarbeit zu kümmern.

    Aktivitäten unter dem Etikett „Hannover-International“ kosten viel Kraft und Geld. Wie nützen sie dem Verband?

    Grundsätzlich bringt dieser Einsatzbereich mehr ein, als er kostet. Aktuelle Auswertungen bestätigen das. Wenn wir Pferde verkaufen wollen, müssen wir auch Präsenz in den Ländern zeigen. Aus Kostengründen aufzuhören, würde dazu führen, dass die Akzeptanz des Hannoveraner Verbandes schwinden würde. Nur Pferde verkaufen geht nicht. Deshalb ist das auch ein sehr wichtiger Bereich, der traditionell im Verband gewachsen ist. Ich glaube nicht, dass die Betreuung der hannoverschen Züchter im Kernzuchtgebiet darunter leidet. Das Gegenteil ist eher der Fall: Sie profitieren von den Auslandsaktivitäten.

    Ulrich Hahne

    Zuchtleiter Ulrich Hahne © Franz Josef Neuhaus

    Ulrich Hahne wurde im August 1972 in einer Hannoveraner Züchterfamilie mit Oldenburger Wurzeln geboren. Als Jungzüchter der ersten Stunde war er von 1996 bis 2001 auch Verbandsjugendsprecher. Nach einer landwirtschaftlichen Lehre neben dem agrarwirtschaftlichen Studium in Kiel arbeitete er als Aushilfskraft beim Holsteiner Verband und betreute dort mit Herbert Blöcker die Zuchtstutenprüfungen. 2001 wurde Ulrich Hahne Stutbuchführer beim

    Hannoveraner Verband, später stellvertretender Zuchtleiter und Abteilungsleiter Öffentlichkeitsarbeit. Seit Sommer 2019 ist er Zuchtleiter des Verbandes. Ulrich Hahne lebt mit seiner Familie im Landkreis Verden und züchtet Hannoveraner mit der Vorliebe für blutgeprägte Springpferde. [/ihc-hide-content]

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Interview mit Zuchtleiter Ulrich Hahne,  welches Franz-Josef Neuhaus mit ihm geführt hat und im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.

  • Fütterung bedarfsgerecht von Zuchtstuten, Deckhengsten und Fohlen (Teil 2)

    Fütterung bedarfsgerecht von Zuchtstuten, Deckhengsten und Fohlen (Teil 2)

    Niederträchtigkeit

    Die Phase der Niederträchtigkeit ist tendenziell unkompliziert, was die Rationsgestaltung betrifft. Weidehaltung mit bedarfsangepasster Mineralstoffergänzung schafft günstige Voraussetzungen. Die Grasaufnahme deckt den Bedarf an ß-Carotin und Vitamin E weitestgehend. Vitamin D wird vom Körper bei  Sonneneinstrahlung selbst gebildet. Vitamin K wird durch frisches Grün aufgenommen und zusätzlich durch die Darmbakterien synthetisiert.

    Hochträchtigkeit

    Ab dem achten Trächtigkeitsmonat beginnt der Fetus exponentiell zu wachsen: vom achten bis elften Trächtigkeitsmonat legt er noch 70 Prozent zu, um sein Geburtsgewicht zu erreichen. Daher muss die Ration deutlich nährstoffreicher werden. Der Energiebedarf steigt auf das 1,4-fache, der des Eiweißes auf das 1,5-fache des Erhaltungsbedarfes an. Auch der Kalzium- und Phosphorbedarf steigt aufgrund der Mineralisierung des Skelettes des Fohlens deutlich. Bei bekanntem Kupfer-, Selen- und Jod-Mangel in den Grundfuttermitteln sollte auf die Supplementierung geachtet werden. Raufutteranalysen und anschließende Rationsberechnungen sind in dieser Phase sehr empfehlenswert. Gegen Ende der Trächtigkeit ist die Natrium-Versorgung zu beachten, da ein Mangel die Darmtätigkeit der Stute beeinträchtigt und bei den neugeborenen Fohlen den Darmpechabgang beeinträchtigt. Eine angepasste Vitamin-A- und Vitamin-E-Versorgung sorgt für ausreichende Gehalte in der Biestmilch und ist wichtig, da das Neugeborene zur Zeit der Geburt keine Reserven aufweist.

    Die im Winter überwiegend aufgestallten Stuten bekommen zur Bedarfsabdeckung nährstoffreiches Heu und davon bis zu 2 kg pro 100 kg Lebendmasse und Tag. Gegen Ende der Trächtigkeit sinkt allerdings die Futteraufnahmekapazität: die Heumenge sollte auf etwa 0,5 bis 1 kg pro 100 kg LM und Tag reduziert werden. Zur Nährstoffabdeckung sollte dann ein Zuchtstutenfutter beigefüttert werden – davon circa 0,5 kg pro 100 kg LM und Tag. Dieses Zuchtstutenfutter sollte sich auch als Laktationsfutter eignen und mehr als 15% Rohprotein enthalten. Aufgrund der deutlichen Zunahme des Embryos in den letzten Wochen vor der Geburt kann es zu einer verminderten Darmmotorik kommen. Die Zugabe von Leinsamen oder Mash mit leicht abführender Wirkung kann helfen. Kündigt sich die nahende Geburt an, sollte die Futtermenge deutlich reduziert werden, um Verdauungsstörungen zu vermeiden. Achtung: Ein vollständiger Futterentzug kann eine vorzeitige Geburt auslösen.

    Stutenfütterung nach der Geburt

    In der Laktationsphase braucht die Stute genug Kalzium, um nicht ihre körpereigenen Reserven zu verwenden © adobestock/Nadine Haase

    Zwei bis vier Tage nach der Geburt sollte die Stute verhalten gefüttert werden. Die Heumenge bleibt auf einem niedrigen Stand, das Krippenfutter ebenfalls. Das ist wichtig, da sich direkt nach der Geburt der Geburtskanal und das Verdauungssystem regenerieren. Unter Beachtung des Appetits der Stute wird die Ration schrittweise dem steigenden Bedarf von Stute und Fohlen angepasst. Die Laktationsleistung gehört mit zu den höchsten Leistungsbeanspruchungen. Sie muss durch eine hochwertige Ration nährstoffseitig abgesichert sein. Die Grundlage basiert auf nährstoffreichem, hygienisch einwandfreiem Heu mit einer Menge von mindestens 1,5 kg pro 100 kg LM und Tag beziehungsweise einer ad libitum Vorlage. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Eine bedarfssichernde Krippenfutterergänzung mit Zuchtstutenfutter ist ebenfalls notwendig. Zu beachten ist der bereits erwähnte Rohproteingehalt und die einhergehende Ausstattung mit essentiellen Aminosäuren – insbesondere Lysin und Methionin.  Eine Unterversorgung mit diesen Aminosäuren kann zu Milchmangel und der Absenkung des Milcheiweißgehaltes führen, was sich in der Entwicklungsleistung der Fohlen widerspiegelt. Zur Vermeidung von Verdauungsstörungen sollte die Futtermenge auf mindesten vier Rationen pro Tag verteilt werden. Weidehaltung ist wünschenswert, ebenso wie eine nährstoffangepasste Beifütterung. Mangelerscheinungen äußern sich bei laktierenden Stuten primär in einer schlechteren Milchleistung. Nimmt der Körper beispielsweise nicht genug Kalzium auf, nutzt er die körpereigenen Vorräte. Dieser zweifache Versorgungsengpass garantiert zwar eine weitere Versorgung des Fohlens, belastet aber die Gesundheit der Stute erheblich.

    Fohlenfütterung nach der Geburt

    Die Biestmilch gewährleistet dem Fohlen eine passive Immunisierung ©adobestock/skmjdigital

    Bereits eine Stunde nach der Geburt sucht das Fohlen das Euter der Stute, um die Biestmilch (Kolostrum) aufzunehmen. Neben der hohen Eiweißausstattung von 15 Prozent ist der Vitamin-A und Vitamin-E-Gehalt im Kolostrum wesentlich für die Versorgung des Fohlens. Die Gammaglobuline in der Biestmilch schützen das Fohlen zunächst vor Umweltkeimen, da es selbst noch keine entsprechende Immunabwehr besitzt. Der Antikörpergehalt im Blut des Fohlens steigt deutlich an. So wird es passiv über das Kolostrum immunisiert. Der Antikörpergehalt in der Biestmilch sinkt allerdings innerhalb der ersten acht Stunden nach der Geburt merklich. Daher ist ein frühzeitiger Saugakt lebenswichtig. Im Vorfeld sollten die Stuten etwa sechs Wochen vor der Geburt in den Abfohlstall gebracht werden, um Antikörper gegen stallspezifische Keime zu bilden. Denn: In den ersten Lebenswochen des Fohlens führen Infektionen und hygienische Unachtsamkeiten dazu, dass etwa sieben Prozent der Jungtiere das erste Lebensjahr nicht erreichen.

    Versorgung von Saugfohlen

    In den ersten zwei Lebensmonaten ernährt sich das Fohlen ausschließlich von der Muttermilch © adobestock/Nadine Haase

    Fohlen saugen bis zu 50-mal am Tag circa 250 ml Milch pro Saugakt. Je nach Milchversorgung müssen sie ab dem zweiten Lebensmonat zusätzlich Futter aufnehmen. Zunächst kleine Mengen an Heu, welches nährstoffreich, gut verdaulich und hygienisch einwandfrei sein muss. Sobald Fohlen Beifutter aufnehmen, müssen sie auch Zugang zu Wasser haben. Die Beifütterung von Fohlenfutter sollte über eine Fohlenkrippe erfolgen, die für die Mutterstute nicht zugänglich ist. Empfehlenswert ist ein Fohlenfutter mit mindestens 16 Prozent Rohprotein und etwa 8 Gramm Lysin pro Kilogramm Futter. Bei Weidehaltung nehmen Fohlen zuerst spielerisch und später intensiv Gras auf. Eine kontrollierte Beifutteraufnahme ist sinnvoll, um die Versorgung mit Kalzium, Selen und Kupfer zu gewährleisten.

    Krank durch falsche Ernährung

    Eine der häufigsten Störungen bei Fohlen sind Durchfallerkrankungen. Ursachen dafür sind Ernährungsfehler aber auch Infektionen oder Parasiten, also teils mangelnde Hygiene. Im Alter von sechs Monaten wird das Fohlen üblicherweise abgesetzt. Der Termin hängt von seinem Entwicklungszustand ab. Als Maßstab dient dabei die angestrebte Körpermasse im erwachsenen Zustand. Bei einem Pferd, das im Erwachsenenalter 600 Kilogramm wiegt, wäre ein Richtwert für das Idealgewicht mit sechs Monaten etwa 230 Kilogramm. Neben Mangelerscheinungen ist die Gefahr einer Überversorgung von Mutter und Fohlen groß –größer, als die einer Unterversorgung. Eine erhebliche Gewichtszunahme geschieht stets auf Kosten von Gelenken und Knochen. So schadet sie langfristig dem gesamten Bewegungsapparat. Größenentwicklung und Stockmaß sind – im Gegensatz zur Wachstumsentwicklung – nicht durch die Fütterung zu beeinflussen.

    Abgesetzte Fohlen füttern

    Mit etwa sechs Monaten wird das Fohlen von der Mutter abgesetzt. Die Eiweiß-Versorgung ist dann besonders wichtig                                                      © adobestock/Nadezhda Bolotina

    Ein abgesetztes Fohlen kann keine Muttermilch mehr aufnehmen und ist vollständig auf die Nährstoffversorgung durch Futteraufnahme angewiesen. Im Mittelpunkt steht dabei eine adäquate Eiweißversorgung: Dafür eignet sich ein Fohlenfutter mit einer Eiweißausstattung von mehr als 16 Prozent Rohprotein, das auch essentielle Aminosäuren wie Lysin enthält. Bei zusätzlichem Weidegang und geringerer Krippenfuttergabe ist es sinnvoll, Ergänzungsfuttermittel zu füttern, die die teils niedrigen Kalzium-Gehalte sowie den möglichen Mangel an Kupfer und Selen auffangen.

    Auch das Gewicht gilt es im Block zu behalten: nimmt das Fohlen zu schnell zu oder kümmert es, sollte rationsseitig gegengesteuert werden. Eine Fehlstellung der Gliedmaße kann ein Anzeichen sein. Die sogenannte Sehnenstelzfüßigkeit (Bockhuf) zwischen dem fünften und achten Lebensmonat lässt auf eine Unterversorgung mit Kupfer oder Selen schließen. Fütterungsmaßnahmen und Hufkorrektur sollten zeitnah erfolgen. Ist das Pferd erstmal ausgewachsen, können die entstandenen Fehlstellungen nicht mehr behoben werden.

    Das Ziel von Züchtern und Haltern

    Gesunde und vitale Fohlen sind das Ziel des Züchters. Dazu gehört die Auswahl einer guten Zuchtstute und eines leistungserprobten Hengstes aber vor allem auch Engagement und Know-how: Fütterung, Haltung und Gesundheitsmanagement für tragende Stuten und Fohlen sind die Basis erfolgreicher Zucht.

    Der Autor

    Herr Prof. Dr. Dirk Winter © S. Bensberg

    Fütterungsexperte Prof Dr. Dirk Winter ist gelernter Landwirt und studierte Agrarwissenschaften an der Georg-August Universität Göttingen. Nach seiner Promotion arbeitete er als wissenschaftlicher Leiter für Pferde- und Heimtierernährung in einem großen deutschen Futtermittelunternehmen. Seit 2010 ist er Inhaber des Lehrstuhls Pferdewirtschaft an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Dort ist er Dekan des Studienganges Pferdewirtschaft,  Leiter des Lehr- und Versuchsbetriebes für Pferde sowie Prodekan der Fakultät Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management. Als Ausschussvorsitzender des Arbeitskreises Futter und Fütterungstechnik der FN und als Mitglied des Kompetenzzentrums Pferd Baden-Württemberg hat er engen Kontakt zu Organisationen, Institutionen sowie der Praxis der bundesweiten Pferdewirtschaft. Zudem engagiert sich Prof. Winter für die Entwicklung von berufsbegleitenden, online basierten Kursen und damit für die Fortbildung von Nicht-Hochschulangehörigen. [/ihc-hide-content]

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Prof. Dr. Dirk Winter (Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen), der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.

  • Die Gesundheitsdatenbank der FN-Zuchtverbände

    Die Gesundheitsdatenbank der FN-Zuchtverbände

    Bereits im Jahr 2013 hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) das Projekt „Gesundheitsdatenbank für Pferde“ initiiert. Im Rahmen ihrer Jahrestagung 2014 wurden erste Details bekannt. Danach jedoch wurde es ruhiger um das Projekt und fast schon geriet es in der Öffentlichkeit in Vergessenheit. Grund genug, nachzufragen und einen Blick auf das ambitionierte Projekt und dessen Nutzen für die Pferdezucht und -haltung in Deutschland zu werfen. Im Interview gibt Dr. Klaus Miesner, der Geschäftsführer des Bereiches Zucht bei der FN, Einblick in die Fortschritte der vergangenen Jahre.

    Wie entstand die Idee zur Gesundheitsdatenbank? Wie sahen die ersten Entwicklungen aus? Dr. Klaus Miesner:

    Die Gesundheit eines Pferdes oder eines Ponys ist in allen Bereichen – sei es in Sport, Zucht oder Freizeitreiterei – die Grundvoraussetzung für Wohlbefinden und Leistungsfähigkeit. Aus diesen Gründen ist die Gesundheit des Pferdes in den Zuchtzielen aller deutschen Zuchtverbände ein fester und besonders wichtiger Bestandteil. Bislang wird allerdings nur indirekt, also über Exterieur- und Leistungsmerkmale, hinsichtlich der Gesundheit selektiert. Im Rahmen von Körungen werden veterinärmedizinische Mindestanforderungen erfasst. Darüber hinaus nutzen einige Zuchtverbände die Ergebnisse der veterinärmedizinischen Untersuchungen von Auktionspferden. Grundlegend aber fehlt es an einer systematischen Erfassung von Informationen über Häufigkeit und Verteilung von Erkrankungen. Aus ihnen wiederum könnten wichtige Rückschlüsse für Zucht und Haltung gezogen werden. Um die Möglichkeiten zur Umsetzung des Zuchtziels Gesundheit zu verbessern, riefen die Zuchtverbände vor circa fünf Jahren unter dem Dach der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) das Gemeinschaftsprojekt „Gesundheitsdatenbank Pferd“ ins Leben. 2014 begann auch der Aufbau der Datenbank im Rechenzentrum Vereinigte Informationssysteme Tierhaltung (vit) in Verden. Ziel ist es, Erkenntnisse über die Häufigkeit des Auftretens verschiedener Erkrankungen zu sammeln, um langfristig eine Verbesserung der Gesundheit aller Pferderassen und in allen Zuchtgebieten zu erreichen. Dieses Projekt soll mit Hilfe einer Datenbasis aus allen Verbänden und der Veterinärpraxis gelingen. Eine systematische Erfassung sowie die Auswertung standardisierter Gesundheitsdaten von Pferden aller Rassen soll die Ableitung gezielter züchterischer Maßnahmen gewährleisten.

    Seit 2014 haben Presse und FN wenig berichtet. Wie ist der aktuelle Stand der Dinge? 

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    Wichtig ist die Zusammenarbeit mit Tierärzten und Tierkliniken                         © adobestock/antoine-photographe

    Für den Aufbau einer aussagekräftigen Datenbasis in der „Gesundheitsdatenbank Pferd“ ist es wichtig, die den jeweiligen Zuchtverbänden vorliegenden Gesundheitsdaten um möglichst viele Daten aus der gesamten tierärztlichen Praxis zu erweitern. Hier sind alle Pferdehalter und deren Tierärzte gefragt. Denn jeder Pferdehalter hat die Möglichkeit, die gesundheitsrelevanten Daten seiner Pferde durch den eigenen Tierarzt anonymisiert zur Verfügung zu stellen und somit aktiv zu Verbesserung von Tiergesundheit und Tierwohl beizutragen. Die Teilnahme am Projekt ist selbstverständlich freiwillig, die zugrunde liegende Einverständniserklärung für die Datenweitergabe juristisch abgesichert. Sie räumt dem Pferdebesitzer ein, die Daten später zu löschen. Für uns sind diese Daten der Schlüssel zum Erfolg. Nur mit Deckhengsten und vorselektierten Auktionspferden allein können wir für die Gesundheitsdatenbank keine umfangreiche Basis schaffen. Um aussagekräftige Hinweise für Zucht und Sport zu geben, benötigen wir die Gesundheitsdaten von deutlich mehr Pferden. Das gesamte Projekt steht und fällt mit der Zusammenarbeit mit Tierärzten und Tierkliniken. Es ist enorm wichtig, dass die standardisierte Erfassung und Weiterleitung der erfassten Gesundheitsdaten der Pferde in den Tierkliniken keinen unnötigen Mehraufwand verursacht. Hier sind wir aktuell noch gefragt und arbeiten gemeinsam mit der Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) an einer Lösung, die allen entgegenkommt.

    Gibt es in dieser Hinsicht schon konkrete Ansätze, die Sie mit uns teilen können?

    Noch sind wir in der Ausarbeitung eines eigenen Systems zur Datenerfassung, aber es gibt Pläne für eine gemeinsam nutzbare Datenbank oder Cloud, auf die jeder Tierarzt und jede Klinik Zugriff hat. Wir müssen hier mit einer einheitlichen Lösung arbeiten und dafür sorgen, dass jeder mit dem System umgehen kann. Wir möchten als Verband Vorurteile beheben, Angst nehmen und dafür sorgen, dass der Aufbau der Gesundheitsdatenbank für jeden nachvollziehbar ist. Es soll klar werden, dass hier weder zusätzliche Arbeit noch Schwierigkeiten hinsichtlich des Datenschutzes und ähnlicher Problematik auftreten.

    Was bietet die Gesundheitsdatenbank und wem wird sie in Zukunft besonders nützlich sein?

    Möglichst alle Kör- und Auktionspferde sollen in der Gesundheitsdatenbank erfasst werden © Lafrentz

    Bislang werden die klinischen und röntgenologischen Untersuchungsbefunde der Körhengste im Rahmen des „Projekts Gesundheitsdatenbank“ erfasst. Angestrebt wird zudem die Berücksichtigung der Gesundheitsdaten möglichst aller Kör- und Auktionspferde sowie die Ausdehnung auf die klinischen und röntgenologischen Untersuchungsbefunde möglichst vieler Ankaufs- und Routineuntersuchungen in den verschiedenen Tierkliniken innerhalb Deutschlands. Aufgrund der notwendigen Standardisierung sollen gerade diese Befunde basierend auf dem Ankaufsuntersuchungs-Protokoll sowie dem Röntgenleitfaden Protokoll der Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) erhoben werden, um aktuellen Standards und wissenschaftlichen Erkenntnissen Rechnung zu tragen. Zukünftig sollen züchterisch wissenschaftliche Auswertungen durch die Gemeinschaft der Zuchtverbände in Abstimmung mit Veterinären und Wissenschaftlern Erkenntnisse für Zuchtprogramme liefern. Hierzu ist eine Vielzahl von Daten notwendig. Wir wünschen uns selbstverständlich, dass dadurch noch mehr Wert auf die Zucht von gesunden Pferden gelegt wird und wir beispielsweise genetisch bedingte Erkrankungen besser verstehen und ihnen entgegenwirken können. Letztendlich dient dieses Projekt allen Pferdezüchtern, Pferdesportlern, Pferdehaltern und -besitzern und letztendlich den Pferden selbst.

    Wagen wir einen Ausblick: Ab wann kann man die Datenbank in vollem Umfang nutzen?

    Die Datenbank ist schon nutzbar und es sind auch schon standardisierte Gesundheitsdaten von den Hengsten der Körungen einiger Zuchtverbände durch deren Vertragskliniken eingepflegt worden. Ein Anfang ist also gemacht! Aktuell wird mit der Gesellschaft für Pferdemedizin (GPM) die Rechtsfrage hinsichtlich der Nutzung der Protokolle für Ankaufsuntersuchungen und Röntgenleitfaden geklärt. Darüber hinaus geht es allerdings darum, die Nutzung in den Tierkliniken möglichst einfach zu gestalten. Wenn wir diese letzten Hürden erfolgreich übersprungen haben, werden wir mit einer Kampagne an die Öffentlichkeit gehen, welche klarmachen soll, welche Vorteile das „Projekt Gesundheitsdatenbank“ für jeden Pferdehalter hat. Letztendlich hoffen FN und Zuchtverbände, dass wir unsere Zucht nachhaltig stärken können. Wir glauben, dass wir in ein bis zwei Pferdegenerationen durch unsere heutige Arbeit sagen können, dass die Datenbank ein Erfolg ist. Denn dann werden wir sehen, ob unsere Fohlen gesünder als heute sind. Wir hoffen, für dieses Unterfangen möglichst viele Pferdehalter motivieren zu können, sodass wir eine aussagekräftige Antwort erhalten. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Interview mit Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des Bereiches Zucht bei der FN, welches Alexandra Koch mit ihm geführt hat und im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.

  • Das Körmodell der Niederlande (Teil 2)

    Das Körmodell der Niederlande (Teil 2)

    Qualität statt Quantität – KWPN setzt auf kleine Richter-Kommission

    In der Vergangenheit hatte die KWPN eine sehr große Auswahl an Richtern – bis zu 60 Zuchtrichter für eine Stutenschau – aber die KWPN hat diese Anzahl bewusst reduziert. Cor Loeffen erinnert sich: „Manchmal habe ich miterlebt, dass einige Richter nur zweimal pro Jahr Pferde beurteilten. An einem gewissen Punkt haben wir alles in einer kleineren Gruppe zusammengebracht, die gut miteinander kommunizierte und sicherstellte, dass jeder Richter die gleichen Kriterien beurteilte. Einheit ist sehr wichtig, aber ein Individuum bleibt auch immer ein Individuum. Man kann einen Richter nicht in einen Roboter verwandeln.“

    Einfühlungsvermögen für Pferd und Besitzer

    Eine der größten Herausforderungen des Handels ist es, mit den Gefühlen der Menschen umzugehen, die ihre Pferde zeigen. Es ist eine Art Kunst, die Schwachstellen des Pferdes so zu vermitteln, dass die Besitzer die Botschaft verstehen, ohne enttäuscht zu sein. Cor Loeffen berichtet: „Wir versuchen Verständnis zu fördern, in der Hoffnung, dass die Leute auch ein Stück von dem sehen, was wir sehen, denn es kommt vor, dass sie schauen, aber nicht wirklich sehen und erkennen.“ Das verlangt dem Richter eine intensive Vorbereitung ab, sowie einen großen Wissens- und Erfahrungsschatz.

    Ein klarer Kopf ist Gold wert

    Cor Loeffens stärkster Antrieb ist es, ein Pferd, das er beurteilt hat, im Sport brillieren zu sehen. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Er erklärt: „Das ist warum wir tun, was wir tun. Wegen eines Pferdes beispielsweise, das einige negative  Anmerkungen bekommt und das du trotzdem durchgehen hast lassen und es sich dann im Sport beweist.“ Der KWPN-Richter fügt hinzu, dass es eine ganze Kategorie von Pferden gibt, die eine Menge Anmerkungen in der Aufwärm-Arena bekommen, aber wenn sie in den Ring kommen, machen sie nicht den gleichen Fehler, wie andere Tiere, denn sie besitzen eine wesentliche Eigenschaft: Charakter. „Das Spiel zu spielen ist essentiell im hitzigen Wettbewerb. Das ist eine Eigenheit, die wir als Richter beurteilen, aber sie ist sehr schwierig einzuschätzen, wenn das Pferd noch jung ist. Wenn wir Erfolg dabei hätten, nach Charakter auszuwählen, wäre ich heute in einem Helikopter, statt in einem Auto angekommen“, scherzt Cor Loeffen.

    Der Spagat zwischen Zuchtkriterien und der sportlichen Leistung

    Bei dem KWPN wird besonders auf Optik, Gesundheit und Leistung gezüchtet © Lafrentz

    Die KWPN versucht, Pferde mit einem attraktiven Aussehen zu züchten, die angenehm für den Reiter und gesund sind. Die Fähigkeit, im Sport auf hoher Ebene zu agieren, kommt erst an zweiter Stelle. Cor Loeffen hat keine persönlichen Präferenzen oder Favoriten und versucht bewusst, sich davon zu distanzieren. Dennoch nennt er den Hengst Heartbreaker als Beispiel und erzählt: „Heartbreaker  hatte nur einen sehr mittelmäßigen Trab und das war damals noch ein wirklich wichtiges Kriterium bei seiner Beurteilung. Danach ging er nach Belgien, wo er sehr erfolgreich im Sport war.  Wir haben seine Nachkommen bewertet und später Heartbreaker selbst. Viele Leute waren danach aufgebracht, dass wir einen solchen Hengst anerkennen würden, aber rückwirkend hat er sehr viele seiner Qualitäten weitergegeben und definitiv seine Note in der Zucht hinterlassen.“

     

     

     

     

     

     

    Hoffnungsschimmer für die KWPN-Zucht

    Die Fohlen aus einer Stute sollten besser sein, als sie selbst © Lafrentz

    Wenn Pferdehalter ihre Dreijährigen zu einer Schau bringen und darauf ein sehr positives Ergebnis bekommen, hoffen die Zuchtrichter darauf, dass die Besitzer mit diesem Pferd züchten. „Aber zugleich könnten diese Leute sich auch dafür entscheiden, von ihrem Pferd im Sportbereich zu profitieren. Moderne Technik ermöglicht es Besitzern und Züchtern, beides zu tun. Eine gute Zuchtstute ist eine Stute, die Fohlen hervorbringt, die besser sind, als sie selbst. Auch junge Hengste können es schwer haben, sich einen Namen zu machen. Züchter bevorzugen zweifelsohne dennoch einen erprobten Sportler, aber junge Hengste verdienen in jedem Fall eine Chance. Ich persönlich bin vollkommen dafür.“ Auf die Frage, warum Stuten heutzutage deutlich mehr in den Fokus rücken, antwortet Cor Loeffen: „Von einem technischen Standpunkt aus sind Hengst und Stute jeweils zu 50 Prozent verantwortlich, aber in den letzten Jahren haben bestimmte Stutenlinien eine strengere Selektion nach Leistungskomponenten erfahren. Diese Komponenten werden dann fest in den Stutenlinien verankert und zeigen sich nun zunehmend.“

     

     

     

     

     

     

    Das Zuchtbuch ist für die Züchter da

    Das Stutbuch ist für den Züchter, nicht umgekehrt. Zuchtrichter Cor Loeffen steht der Zukunft sehr positiv gegenüber: „Die KWPN arbeitet immer daran, näher an die Züchter zu rücken. Das KWPN-Zentrum beispielsweise ist für die Züchter gedacht und KWPN war zwar schon immer offen, soll aber künftig noch zugänglicher werden. Wir wollen Verständnis für unsere Entscheidungen schaffen. Menschen bilden sich schnell eine Meinung, wenn eine Person beginnt, etwas lautstark zu verkünden. Und wenn diese Person eine gewisse Bekanntheit hat, wird alles, was sie sagt für die absolute Wahrheit gehalten – obwohl sie das nicht unbedingt ist. Das Zuchtbuch ist für die Züchter da und nicht umgekehrt.“

    Die Züchter legen den Grundstein für erfolgreichen Reitsport

    Totilas ist wohl einer der bekanntesten Vertreter seiner Rasse © Lafrentz

    Cor Loeffen hat die Professionalisierung in der Sportpferdezucht aus nächster Nähe verfolgt und hält fest: „Wir sehen heute eine andere Gruppe von Züchtern. Ursprünglich hatten unsere Züchter in den 1950er Jahren einen landwirtschaftlichen Hintergrund, aber seit den 1970er Jahren bis zum Jahr 2000 haben wir eine Verschiebung hin zu Züchtern mit einem reitsportlichen oder sportlichen Hintergrund beobachtet, die Sportpferde verlangen. Der Nutzer von heute ist der Züchter von morgen“, hält Cor Loeffen fest und erläutert: „Das ist natürliche Auslese mitten im Geschehen. Es ist wichtig, diese reinen Sportpferdezüchter auf unseren Schauen dabei zu haben und dass sie ihre Pferde im Einsatz zeigen, damit wir die Daten sammeln können.“ Cor Loeffen ist der Meinung, dass das schon immer eine der Stärken der KWPN war: Daten für die Online-Datenbank zu sammeln, so dass die Züchter sie nutzen können. Die KWPN hat eine der größten Online-Datenbanken aller Zuchtbücher weltweit. Der Zuchtrichter hält fest: „Mit dem aktuellen Verschwinden der Grenzen ist das Sammeln von Daten essentiell. Reiter werden immer von den Züchtern abhängig sein, denn dort beginnt schließlich alles: bei den Züchtern.“    [/ihc-hide-content]

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Inge van der Net, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.

  • HLP in den Niederlanden: Las Vegas und Lambada Shake an der Spitze

    Vergangene Woche fanden die abschließenden Hengstleistungsprüfungen beim Niederländischen Warmblutzuchtverband KWPN statt.

    Insgesamt wurden 20 Dressur- und Springhengste zugelassen. Mit 90 Punkten erzielte der Lambada Shake AG die höchste Punktzahl bei den jungen Springhengsten. Las Vegas erreichte ebenfalls die magischen 90 Punkte und sicherte sich die Spitze bei den Dressurhengsten. Am Ende dieser 35- und 21-tägigen Prüfung war die Hengstkommission sehr zufrieden.

    Die zugelassenen Springhengste:

    Bei den jungen Springhengsten wurden bis auf einen Kandidaten alle zugelassen.

    • Lambada Shake AG (Aganix du Seigneur aus Grappa A van Spartacus, Züchter Alex Gisbertz aus Beek) von Jan van Meever, Stal Hendrix und J. Lammers, 90 Punkte
    • Lingo van de Watermolen (Connect von Happy Wiggy stb van Carambole) von Züchter Jan Greve, 84 Punkte
    • L’Extreme BH (Canturo aus Shou d’Ouilly von Calvaro Z, Züchter A. und F. Lebon aus Ouilly du Houley) von Rappe, 83,5 Punkte
    • Legende VDP (Grand Slam VDL aus Cendy VDP-Elite IBOP-Springreiter PROK d-oc von Triomphe de Muze) der Züchter Arend und Arend-Jan van de Pol, 82 Punkte
    • Le Kannan (Kannan aus Zereusa S Elite IBOP-spr. Sport-Sport-Spring-Präferenz PROK aus Hors la Loi II, Züchter Erik und Josje Keutels) von Joop van Uytert, Stal Brouwer und Combinatie Aaldering/Swelheim, 81,5 Punkte
    • Lazzaro (Homerun aus dem Verisja-Sternsprung von Numero Uno) von Züchter Roelof Bril und mitregistrierter Wiet ten Brinke, 81 Punkte
    • Investment I.B. (Kannan von Reggae Elite-Sport-Springpring PROK von Emilion, Züchter Dini Markhorst-vd Velde) von I. Boon, 77 Punkte
    • Jerommeke SB (Berlin aus Elahniki keur EPTM-Springpferd von Carembar de Muze, Züchter Harm Hartlief) von Stal Brouwer und N. Bonvanie, 77 Punkte
    • Hunter (Numero Uno von Contiki Elite-Sportsprung PROK Pref aus Karthago) von Züchter Siem Kat, 76,5 Punkte
    • Lennon HBC (Gullit HBC aus Pauke ster sportlicher Sprung von Corland) vom Züchter HBC Stal, 76 Punkte
    • Love Connects (Connect von Hello Twiggy BB elite IBOP-spr. PROK von Quality Time, Züchterin Wilma Braat-Brummelkamp) von Plijnaar Vastgoed, 76 Punkte
    • Lifeguard (F-One USA von Cassionata by Cassini I) von Züchter Combinatie Aaldering/Swelheim, 76 Punkte

    Die Dressurhengste:

    • Las Vegas (Ferdeaux aus dem Dalia Delin-Star PROK von Wynton, Züchter John Deenen) von Nico Witte und De Dalhoeve, 90 Punkte
    • Lowlands (Millenium aus La Donna S von Donnerball, Züchter B. Schrapper) von Reesink Horses, 87,5 Punkte
    • Kaiman (Dark Pleasure von Franciska Elite IBOP-drs d-oc von Gribaldi, Züchter J.A. und B. Naber) von Reesink Horses, 84 Punkte
    • Erste Verabredung (Fürstenball aus Rheingold TS von Dancier, Züchter Thaden) der Brinkman Stables, Jacques Marée und Tim Coomans, 83 Punkte
    • Lord Romantic (Don Romantic aus Veroniek Elite-Sport-Dress Pre d-oc aus Krack C) von Züchter Adri van Erp, 81,5 Punkte
    • Le Formidable (Bordeaux aus Wien Elite-Präferenz PROK von Ferro) von Züchterin Saskia Poel, 80,5 Punkte
    • Lord Diamond (Tagesdiamant aus Do Nijke mit EPTM-dres of Scandic, Züchter H.S.M. van der Kuil) von Krista Kolijn und Diederik Wigmans, 80 Punkte
    • Lennox U.S. (Grand Galaxy Win aus der Herarona-Elite IBOP-dres d-oc von Rousseau) von Züchter Bas Wilschut und mitregistrierte Joop van Uytert und Paul Schockemöhle, 79 Punkte

    Horse-Gate/ST

  • Neumünster – Tragisches Unglück beim Hengstmarkt

    Neumünster – Tragisches Unglück beim Hengstmarkt

    Auf dem Trakehner Hengstmarkt in Neumünster ereignete sich heute ein schweres Unglück – dabei wurde eine Person schwer verletzt.

    In Neumünster wurde der alljährliche Hengstmarkt für über eine Stunde unterbrochen. Grund hierfür war ein ungeplanter Zwischenfall: „Bei der Trakehner Körung in Neumünster kam es beim Freilaufen zu einem Unfall im Einritt. Die Veranstaltung ist bis auf Weiteres unterbrochen.“, so der Trakehner Verband e.V. auf seiner Facebook-Seite.

    Laut Augenzeugen habe sich Folgendes ereignet: Ein bis dato recht gelassen wirkender Hengst brach beim Freilaufen aus unbekannten Gründen am Einritt aus. Dabei traf eine unverschlossene Tür eine in der Nähe stehende Person. Dies führte zu schweren Verletzungen, die intensivmedizinische Behandlungen erforderten. Für eine schnellst mögliche, ärztliche Versorgung musste sogar ein Rettungshubschrauber anrücken und die betroffene Person abtransportieren.

    Nach über einer Stunde entschied der Trakehner Verband die Veranstaltung fortzusetzen und die vorbereiteten Junghengste zu kören.

    Im Online-Hengstverzeichnis die umfassende Datenbank durchstöbern: https://horse-gate.com/hengstsuche/

    Horse-Gate/KL

  • Unser HENGST DES MONATS – Chubakko

    Unser HENGST DES MONATS – Chubakko

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Mit einer sensationellen Note von 9,3 in einer Springpferdeprüfung Klasse M** hat sich dieser sechsjährige Holsteiner in Ostenfelde-Vornholz am 21. Mai 2019 für das Bundeschampionat in Warendorf qualifiziert.

    Der schwarzbraune Hengst aus der Zucht von Wolfgang Söhner (Krautheim) entstammt dem internationalen holsteiner Stutenstamm 890. Aus diesem Stamm gehen zahlreiche erfolgreiche Springpferde hervor wie z.B. Casall Ask (R.-G. Bengtsson), Eurocommerce Berlin (G.Schröder), Cesano I und II, Clarence I-III, Carentan, Capone I-II, Casaretto, Ringo Star (L.Zierer/Dressurreiter!) u.a.

    Chubakko wurde im Rahmen der 13. süddeutschen Hengsttage in München-Riem im jahr 2016 gekört und begeisterte mit sehr vermögendem Freispringen, sehr guten Reflexen und viel Übersicht. Danach absolvierte er in Marbach-dort war er zuletzt auch im Deckeinsatz- den 14-Tage-Test, wobei er mit einer Wertnote 9,0 für Interieur,Charakter, Temperament sowie Freispringen glänzte. Mit über 50% Vollblutanteil und einem Stockmaß von 1,71m ist dieser Hengst ein ausdrucksstarker, blutgeprägter und sehr korrekter Springpferdetyp. Auch seine Mutter ist hocherfolgreich im Springsport und S platziert, dies bürgt für rittige und qualitätsvolle Zucht.

    Er war Teilnehmer der Sportprüfungen 2017 und 2018 in Münster-Handorf und hat Letztere mit der Wertnote 8,39 abgeschlossen; die Noten lauteten im Einzelnen für Galopp 8,3, für Vermögen 8,8, für Manier 8,6 und für die Rittigkeit 7,8.
    Er ist seit 2019 bei Ludger Beerbaum´s Hengststation in Riesenbeck aufgestallt und auch über diese verfügbar. Derzeit steht er im Beritt von Christian Kukuk.
    Erwähnenswert ist auch, dass er WFFS negativ und für Hannover, OS International, Westfalen, alle süddeutschen Verbände und DSP zugelassen ist.
    In seinen ersten beiden Jahrgangen stellte Chubakko schon Prämienfohlen.
    Der Hengst ist durch das hübsch gezeichneten Gesicht und die schwarzbraune Jacke nicht alltäglich in der Optik und besticht durch seine Galoppade und Manier im Parcours.

     

    Du möchtest mehr über diesen Hengst erfahren? Dann schau doch mal bei uns im Hengstverzeichnis vorbei!

    [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_single_image image=“150583″][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Wir wünschen euch viel Spaß beim Durchstöbern!

    » Hengstverzeichnis testen

    » Mitglied werden & gewinnen[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Horse-Gate/CC[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • 4 frischgekörte Hengste für Holstein

    4 frischgekörte Hengste für Holstein

    Zur April-Körung am 25.04.2019 in Elmshorn waren 8 Hengste erschienen. Nachstehend das Ergebnis:

    Zwei gekörte Hengste

     Indoletto DE 421000376208, geb. 30.04.2008, St. 2472
    v. C-Indoctro a.d. Fine H v. Caletto I- Leander – Ramiro – Ladykiller xx – Heidekrug
    Z.: Manfred von Allwörden, Grönwohld
    B.: Erik Preben Strand, Grönwohld

    Dialo DE 421000041109, geb. 17.05.2009, St. 5118
    v. Diarado a.d. Ursel BP v. Levisto – Concerto II – Landgraf I – Waterman – Tin Rod xx
    Z.: Klaus-Peter Wiepert, Neuratjensdorf
    B.: Dirk Ahlmann, Reher

    Zwei Hengste im Zuchtversuch

    Cape Town (Westf.) DE 441410124812, geb. 09.02.2012
    v. Cornet Obolensky a.d. Paladina v. Polydor – Northern Sound xx – Argwohn I – Canaris – Duckstein
    Z.: Michael Strewe, Rheda-Wiedenbrück
    B.: Wolfgang Brinkmann, Herford

    Cornet’s Quaprice (Zang.) BEL015Z55644716, geb. 20.03.2016
    v. Cornet Obolensky a.d. Quanora Z v. Quaprice – Carthago – Lux Z – Pilot – Dialekt
    Z.: Peter Bastiaansen, NL – Tilburg
    B.: Sven Völz, Bienenbüttel/Edendorf

    Quelle: Holsteiner Verband

  • HLP-Ergebnisse aus Münster

    HLP-Ergebnisse aus Münster

    Die letzte Sportprüfung für Hengste dieses Jahres ist in Münster zu Ende gegangen. Nochmals stellten sich 30 vier- und fünfjährige Hengste erfolgreich dem Urteil der Bewertungskommission.

    Mit Abstand die beste gewichtete Endnote von 9,27 der springbetonten Hengste erzielte der vierjährige Charthago Blue, ein Oldenburger Springpferd von Chaccato – Carthago aus der Zucht und im Besitz von Henrik Klatte aus Lastrup und vorgestellt von Sebastian Elias. Der Schimmelhengst erhielt keine Note unter 9,0, für sein Springvermögen vergab die Kommission sogar die 9,5. Insgesamt schlossen zwölf der 13 vierjährigen Hengste die Prüfung im „guten“ Bereich abschloss, Chartago Blue war der einzige mit einem sehr guten Ergebnis. Ein Hengst wurde vor Ende der Prüfung vom Start zurückgezogen.

    Von den drei fünfjährigen Hengsten, die die Prüfung ebenfalls mit „gutem“ Ergebnis beendeten, war Loewenkoenig Dree Boeken der Beste. Der Hannoveraner Hengst mit der für den Zuchthof Dree Böken typischen Abstammung Darco – King Kolibri – Vulkano hinterließ nicht nur den besten Gesamteindruck der drei Kandidaten (8,7), sondern kam auch auf die höchste gewichtete Endnote von 8,54. Vorgestellt wurde der Fuchshengst von Jennifer Fogh Petersen.

    For Romance I-Sohn an der Spitze der dressurbetonten Hengste

    Von den vierjährigen dressurbetonten Hengsten wusste Fürst Samarant am besten zu gefallen. Für ihn vergab die Kommission drei Mal die glatte 9,0 (Galopp, Schritt und Rittigkeit). Insgesamt errechnete sich daraus eine 8,86 als gewichtete dressurbetonte Endnote für den Sohn des For Romance I. Gezogen wurde der Hannoveraner von der Zuchtgemeinschaft Christa und Ludger Welling aus Wietmarschen aus einer Fürst Nymphenburg I-Mutter. Angemeldet wurde Fürst Samarant von Matthieu Beckmann aus Wettringen für das Westfälische Pferdestammbuch.

    Bei den fünfjährigen Hengsten war es der NRW-Landbeschäler Zoom (von Zack – Don Schufro), der mit 8,32 die höchste dressurbetonte Endnote erzielte. Besonders gefiel den Juroren der Galopp des braunen Hannoveraners, für den sie die glatte 9,0 vergaben. Zoom stammt aus der Zucht der von Dorthe M. Jeppesen aus Lenzburg und wurde von Beatrice Buchwald vorgestellt. Hb

    Alle Ergebnisse können unter www.hengstleistungspruefung.de (Prüfungen/Aktuelle Ergebnisse) heruntergeladen werden.

    Quelle: FN

  • HLP-Ergebnisse aus München-Riem, Schlieckau, Adelsheidsdorf und Neustadt/Dosse

    HLP-Ergebnisse aus München-Riem, Schlieckau, Adelsheidsdorf und Neustadt/Dosse

    Von Hengsthaltern wie Züchtern mit Spannung erwartet werden die Ergebnisse der 14-tägigen Veranlagungsprüfungen, die gerade für den jüngsten Körjahrgang der offizielle Startschuss in die Decksaison sind. In München-Riem und Schlieckau beendeten die ersten 45 Kandidaten erfolgreich diesen Teil der Hengstleistungsprüfung.

    Für 45 Junghengste ist die Decksaison eröffnet – erste 14-tägige Veranlagungsprüfungen beendet

    Mit einer gewichteten Endnote von 8,35 beendete der Hannoveraner Hengst Damaschino die 14-tägige Veranlagungsprüfung in Schlieckau, nicht zuletzt dank der vollen Punktzahl für Interieur, Charakter und Leistungsbereitschaft und einer 9,5 für Rittigkeit. Für seine Grundgangarten erhielt der Fuchshengst aus der Zucht und im Besitz des Klosterhofs Medingen in Bad Bevensen die Noten 9,0 in Trab und Galopp sowie 7,5 im Schritt, was eine dressurbetonte Endnote von 8,75 bedeutete und auch hier die höchste Note war. Damaschino entstammt dem auf dem Klosterhof gepflegten Trakehner Stutenstamm der Donaumärchen und ist ein Sohn des Danone I aus einer Fidertanz-Mutter. Das beste Ergebnis der springbetonten Hengste erzielte der Holsteiner Coreandro von Caretino – Leandro aus der Zucht von David Fux aus Sempach. Dank seines Springvermögens und einer springbetonten Endnote von 9,05 erzielte der von Ingetraud Bolz aus Kerpen angemeldete Hengst eine gewichtete Gesamtnote von 8,30. Insgesamt traten 35 Junghengste in Schlieckau an, elf davon erzielten ein gewichtetes Gesamtergebnis von 8,0 und besser, nur zwei blieben unterhalb der vorgeschriebenen Mindestnote.

    17 Hengste stellten sich der Münchner Prüfungskommission

    In München-Riem traten 17 junge Hengste zur Veranlagungsprüfung an, von denen zwölf ein positives Ergebnis erzielten. Das beste gewichtete Gesamtergebnis von 8,35 ergab sich für den im Woodlander Stud in Großbritannien gezogenen Hannoveraner Wicked Game Woodlander von Wild Child aus einer Mutter von St. Moritz – Rotspon. Bis auf die Springveranlagung bewertete die Kommission den Hengst in nahezu allen Merkmalen mit sehr guten Noten. Für den Schritt gab es sogar die 9,5, ebenso wie für die Rittigkeit unter dem Fremdreiter und damit eine dressurbetonte Endnote von 9,08. Ähnlich gut schnitt der für den Verband Bayerischer Pferdezüchter gemeldete Dovizioso ab, der eine Gesamtendnote von 8,23 und einer dressurbetonten Endnote von 8,91 erzielte. Der dunkelbraune Oldenburger Hengst wurde von der Zuchtgemeinschaft Thaden in Butjadingen gezogen und steht im Besitz des Gestüts Vorwerk in Cappeln. Insgesamt beendeten in diesem Lot drei Hengste ihre Veranlagungsprüfung mit einer gewichteten Endnote von 8,0 und besser.

    49 Junghengste haben ebenfalls erfolgreich bestanden – weitere 14-tägige Veranlagungsprüfungen beendet

    Auch die zweite Runde der 14-tägigen Veranlagungsprüfungen 2019 ist nun abgeschlossen, womit weitere 49 Junghengste vorläufig ins Hengstbuch I ihrer Zuchtverbände eingetragen sind und in den Zuchteinsatz gehen können.

    In Adelsheidsdorf erzielte der springbetonte Belico Royal das beste Gesamtergebnis. Der aus der Zucht von Jan Lohmann aus Sendenhorst stammende Westfale beendete die Prüfung mit einer gewichteten Endnote von 8,85, die er nicht nur seinen top Interieurnoten, seiner Rittigkeit, sondern vor allem seiner Springveranlagung zu verdanken hat. Hierfür gab es die glatte 10, insgesamt errechnete sich für den Vierjährigen eine springbetonte Endnote von 9,58 – die höchste innerhalb dieses Prüfungslots. Belico Royal stammt ab vom Bellini Royal aus einer Captain Fire-Mutter. Aussteller war die Gripshöver GbR in Werne.

    In puncto Interieur und Rittigkeit wusste auch der vierjährige Fuchshengst Fonq, Dritter der Bundeschampionate 2018, zu gefallen. Der Fuchshengst von Fürst Fohlenhof – Lissaro überzeugte darüber hinaus in den Grundgangarten Schritt (9,5), Trab und Galopp (je 8,5) und kam dadurch auf die beste dressurbetonte Endnote aller Teilnehmer, eine 9,04. Insgesamt ergab sich eine gewichtete Endnote von 8,45 für den Westfalen aus der Zucht von Rainer Bockholt aus Steinfurt, der von der Station Rüscher-Konermann in Greven angemeldet wurde. Insgesamt erhielten in Adelheidsdorf 17 von 29 Hengsten ein positives Urteil, neun von ihnen schnitten mit einer gewichteten Endnote von 8,0 und besser ab.

    22 Hengste konnten in Neustadt/Dosse überzeugen

    Auch in Neustadt/Dosse war es ein springbetonter Hengst, der mit 8,48 insgesamt die beste gewichtete Endnote erzielen konnte: ein dreijähriger vom Landgestüt Celle angemeldeter Schimmelhengst von Cornet Obolensky – Stakkato aus der Zucht von Joachim Adams aus Lingen. Auch für ihn vergab die Bewertungskommission die Höchstnote 10 für die Springveranlagung, was zusammen mit einer guten Rittigkeit und einem guten Galoppiervermögen eine gewichtete springbetonte Endnote von 9,43 bedeutete.

    Nur Zehntel weniger – 8,45 – kamen als gewichtete Endnote für den Dressurhengst Don Amore von Don Romanov – San Amour zusammen. Er erzielte nicht nur sehr gute Noten für Interieur, Rittigkeit, Trab und Galopp erzielte, sondern präsentierte sich auch vergleichsweise gut im Freispringen (7,5). So kam für den im baden-württembergischen Krautheim von Werner Rückgauer gezogenen Rheinländer Hengste eine dressurbetonte Endnote von 8,54 und eine springbetonte Endnote von 7,98 zusammen. Ausgestellt wurde Don Amore vom Stall Helgstrand Dressage.

    Die beste dressurbetonte Endnote – 8,7 – gab es allerdings für den in Großbritannien gezogenen Hannoveraner Wild Love Woodlander, einen Sohn des Wild Child, der in jüngster Zeit mit verschiedenen Nachkommen erfolgreich bei Hengstleistungsprüfungen vertreten war. Der vierjährige Fuchshengst aus einer Mutter von For Compliment wurde vom Woodlander Stud angemeldet. Insgesamt erhielten in Neustadt 22 von 26 Hengsten ein positives Urteil, davon schnitten sieben mit einer Gesamtnote von 8,0 besser ab.

    Alle Einzelergebnisse können Sie unter www.hengstleistungspruefung.de (Prüfungen/Aktuelle Ergebnisse) herunterladen und nachlesen.

    Quelle: FN