Fünf Medaillen für deutsche Para-Reiter
Göteborg /SWE (fn-press). Zum Abschluss der Para-Dressurwettbewerbe bei den Europameisterschaften in Göteborg durften sich die deutschen Reiter noch einmal über Edelmetall in der Kür freuen. Mit insgesamt fünf Medaillen im Gepäck – drei silbernen und zwei bronzefarbenen – verlassen sie Göteborg und überlassen die Bühne nun den anderen Disziplinen.
„Ich hatte ein gutes Gefühl, auch wenn es gestern noch ein bisschen besser war. Aber in der Kür muss alles passen, man muss sich sehr auf die Übergänge konzentrieren“ sagte Steffen Zeibig nach dem Gewinn der Silbermedaille. Sein Ergebnis von 76,173 Prozent reichte nicht ganz aus, um Suzanna Hext mit Abira die Goldmedaille in Grade III streitig zu machen. Die Britin erzielte 76,406 Prozent und sicherte sich damit nach der Einzel- und Teamwertung den dritten Titel in dieser EM. Etwas schade für den 40-jährigen Arnsdorfer, dem von Geburt an der rechte Unterarm, der linke Fuß und rechte Unterschenkel fehlen, denn drei der fünf Richter sahen ihn in der Kür sogar an der Spitze. Schon am Vortag war Zeibig als erster Starter in der Teamaufgabe etwas schlecht weggekommen, doch mit der Silbermedaille endete die EM für ihn versöhnlich. „Insgesamt habe ich hier eine tolle Woche erlebt und bin rundum zufrieden“, sagt er. Nun aber drängt es ihn sehr nach Hause. Dort wartet nämlich seine am Donnerstag geborene Tochter Tilda auf ihn, die er wegen der EM noch nicht gesehen hat.
Die Bronzemedaille in Grade III ging an den jüngsten Teilnehmer der Para-EM, den erst 17-jährigen Dänen Tobias Thorning Joergensen, der mit Bruunholms Caribian mit 76,126 Prozent mit hauchdünnem Abstand hinter Zeibig blieb. Keinen Platz auf dem Treppchen fand dagegen Claudia Schmidt mit Romeo Royal, die ebenfalls in Grade III startete und Platz sechs in der Kür belegte. Doch auch die Darmstädterin, die nach einem Reitunfall halbseitig querschnittgelähmt ist, reist nicht ohne Medaille ab. Sie hatte sich gleich zu Beginn in der Einzelwertung den Titel der Vize-Europameisterin gesichert. „Darüber freue ich mich riesig, damit hatte ich nicht gerechnet. Ich bin sehr zufrieden. Heute kam ich einfach nicht so zum Reiten, war bis zur Schritttour immer etwas hinter der Musik zurück“, sagte sie.
Etwas Zeit zur Eingewöhnung benötigte die jüngste deutsche Teilnehmerin, Alina Rosenberg (Konstanz) mit Nea’s Daboun. Nachdem sie, etwas durch eine Erkältung geschwächt, in den ersten beiden Prüfungen deutlich unter ihren Möglichkeiten geblieben war, sicherte sich die an spastischer Diparese leidende Reiterin zu guter Letzt die Kür-Bronzemedaille in Grade II. „Mein Pferd ging schon auf dem Abreiteplatz gut und auch beim Außenherumreiten ums Prüfungsviereck. Und auch in der Prüfung selbst konnte ich im Prinzip alles sehr gut abrufen", sagte die 25-jährige Studentin. Mit einer Medaille habe sie aber nicht mehr gerechnet. „Ich hatte schon am ersten Tag ein gutes Gefühl und gestern auch, und da hat es nicht geklappt. Daher habe ich mir heute gar keine Gedanken darüber gemacht", sagte sie. Kür-Europameisterin wurde die Dänin Stinna Tange Kaastrup mit Horsebo Smartie (77,0 Prozent), auf dem Silberrang platzierte sich die Niederländerin Nicole den Dulk mit Wallace N.O.P. (76,72 Prozent).
Die Medaillen gleich im Doppel-Pack gab es für Elke Philipp (Treuchtlingen) in Grade I. Die 53-Jährige hatte im Teamtest dafür gesorgt, dass die deutsche Mannschaft die EM zumindest in Medaillennähe auf Platz vier abschloss. Als sie zur Kür einritt, hatte sie bereits Silber aus der Einzelwertung in der Tasche. Ihre Vorstellung mit Regaliz, passend zur Musik von John Miles („Music was my first love“), war den Richtern 76,433 Prozent wert. Damit ordnete sie sich zunächst hinter der Britin Julie Payne ein, die mit Athene Lindebjerg sagenhafte 80,393 Prozent erzielte. Zuletzt verdrängte der letzte Starter, Rihards Snikus mit King of the Dance, mit 77,36 Prozent Philipp noch von Platz zwei. „Ich habe es selbst nicht gesehen, aber er hat wohl die Richter mit seiner Musik richtig abgeholt und eine gute Leistung gezeigt. Hut ab, dafür“, freute sich Philipp für den Letten. „Ich bin mit meiner Bronzemedaille wirklich sehr zufrieden. Wir haben hier alle um jedes Pünktchen gekämpft und lagen alle ganz dicht beieinander", sagte sie. Ein kleiner Beigeschmack bleibt trotzdem. Ab September startet Julie Payne nämlich im nächsthöheren Grade. „Eigentlich geht das nicht. Entweder man gehört einem bestimmten Grade an oder nicht“, sagte Equipechef Britta Bando etwas verstimmt. Schließlich war es auch Payne gewesen, die dafür gesorgt hatte, dass die bislang ungeschlagenen Briten auch mit einer nahezu komplett neuen Mannschaft ihre Siegesserie in Göteborg fortsetzen konnten. „Die Leistungsdichte wird immer größer, die Qualität der Pferde immer besser“, sagte Britta Bando. „Das macht den Sport spannender, aber auch nicht leichter für die Beteiligten. Wir werden uns künftig noch mehr ins Zeug legen müssen, um unsere Position zu sichern.“ So kehrt die deutsche Para-Mannschaft erstmals seit zehn Jahren ohne Team-Medaille nach Hause zurück. Bando werden die Tage in Göteborg dennoch in guter Erinnerung bleiben. "Fünf Medaillen können sich sehen lassen. Und insgesamt war es eine gelungene Veranstaltung mit einer tollen Organisation. Die Schweden haben sich als großartige Gastgeber erwiesen", sagte sie.
In den Grades IV und V waren keine deutschen Paare am Start. Alle Ergebnisse gibt es unter http://www.longinestiming.com/#!/equestrian/2017/1380/html/en/longinestiming/index.html
Source: Presseservice Kerstan / Turniernews