Fit durch den Winter!

Führanlage außen, Longierzirkel innen: So ist der Platz für zwei Trainingsmöglichkeiten ideal genutzt.

Pferde wollen auch in der kalten Jahreszeit weiterbewegt und trainiert werden. Auch wenn die Koppelzeiten verkürzt Reitplätze aufgrund der Witterung gesperrt oder, Hallen überbelegt sind. Deshalb stellt sich die Frage nach ergänzendem Training. Hier sind Führanlagen, Laufbänder, Aquatrainer sowie Geräte mit Vibrationstechnik und Rüttelplatten interessante Angebote.

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Im Winter sind Reiter und Pferde mit erschwerten Bedingungen konfrontiert: manche Reitplätze sind verschneit oder vereist, in der Reithalle ist deutlich mehr los und dennoch wollen die Pferde bewegt und trainiert werden. „Führanlagen und Laufbänder können gutes Reiten nie ersetzen, sind aber immer eine sinnvolle Trainingsergänzung.“, hält Michael Krieger von MS Horse ganz klar fest „Speziell in der kälteren Jahreszeit eignen sie sich, um das Pferd fürs Reiten vor- oder nachzubereiten. Wenn der Außenplatz im Winter nicht benutzt werden kann, ist es praktisch, auf Laufband oder Führanlage umzusteigen.“

Bewegung in der Führanlage  

Führanlagen bieten auch im Winter zusätzliche Bewegung und das sehr zeiteffizient. Je nach Kapazität können sechs bis zehn Pferd gleichzeitig bewegt werden. Foto: Röwer&Rüb
Führanlagen bieten auch im Winter zusätzliche Bewegung und das sehr zeiteffizient. Foto: Röwer&Rüb

 

Möglichst viele Pferde gleichzeitig in möglichst kurzer Zeit zu bewegen, funktioniert mit Führanlagen besonders effizient und arbeitswirtschaftlich. Im selben Zeitfenster gehen in der Anlage sechs bis acht, teils sogar zehn Pferde. Beate Lindauer von Uwe Kraft Reitsportgeräte & Metallbau nennt als Mehrwert der Führanlagen die ganzjährig verlässliche Bewegung, auch wenn der Koppelgang unmöglich ist: „Für die Einsteller ist das eine Entlastung, für die Betriebe ein attraktives Serviceangebot.“

„In freier Wildbahn sind Pferde bis zu 16 Stunden täglich im entspannten Schritt-Tempo unterwegs. So legen sie teils bis zu 50 km zurück.“, weiß Lindauer. Das Bewegungsangebot ist heute geringer, die Ausgeglichenheit und Gesundheit der Pferde hängt aber weiterhin wesentlich von ausreichender Bewegung ab. Lindauer führt aus: „Neben dem Aufbau von Muskeln und Kondition reduziert sich die Stressbelastung erheblich. Eine verbesserte Durchblutung fördert ein gesundes Wachstum, die Stärkung des Bewegungsapparates, die Selbstreinigungskräfte der Atemwege sowie den gesamten Stoffwechsel. Sehnen, Bänder und Gelenke werden elastisch gehalten. Das beugt Verletzungen vor.“

Worauf achten beim Bau?

Entscheidende Fragen beim Bau einer Führanlage umfassen das Platzangebot und den Standort sowie die Option der Überdachung. Klaus Hartmeyer von Sonntag Stallbau gibt zu bedenken: „Für eine Führanlage mit Überdachung der Laufflächen oder mit Vollüberdachung benötigt man eine Baugenehmigung. Außerdem ist zu entscheiden, ob innen ein Longierzirkel entstehen soll.“ Zusätzlich nennt Lindauer neben der Frage nach dem Budget, die der Kapazität und der Form: oval oder rund.

Für die Bodenbeläge in der Führanlage rät Lindauer zu einer Kombination aus betonierter Lauffläche und dem Kraft-Gummiboden: „Er ist speziell für die Führanlage konzipiert und bietet eine Mischung aus Trittsicherheit und Gleitfähigkeit. Zudem ist er äußerst pflegeleicht und einfach zu reinigen.“ Hartmeyer weist auf den Unterschied zwischen überdachten und nicht überdachten Flächen hin und nennt neben Naturboden auch Kunststoff, Gitterplatten mit unterschiedlichen Tretschichten, Gummibelag und Steinen aus Gummigranulat als mögliche Optionen. Letztlich ist die Wahl des Bodenbelages immer auch ein Kostenfaktor. Prinzipiell sollte er möglichst eben sein, darf nicht stauben und muss rutschfrei sein.

Führanlage oder Laufband

Laufband und Führanlage haben beide ihre Vorteile, aber wann ist welche Anschaffung die bessere Option? Lindauer nennt als wesentliche Entscheidungsfaktoren das Platzangebot, den Fokus beim Training, die Größe des Betriebs und auch die Frage danach, ob es möglich ist, eine Baugenehmigung zu erhalten. Auch Hartmeyer merkt bezüglich der Größe an: „Wenn der Durchmesser einer Führanlage unter 14 m liegt, sollte man über ein Laufband nachdenken.“ Neben den baulichen Voraussetzungen ist die Hauptfrage, welche Pferde auf dem Betrieb stehen und wie sie bewegt werden sollen. Michael Krieger blickt auf 20 Jahre Erfahrung mit Führanlagen und Laufbändern zurück und hält fest: „Springpferde werden auf das Freispringen eher in der Führanlage vorbereitet, Turnierpferde laufen vor allem auf dem Laufband.“

Training auf dem Laufband

Vorteile der Laufbänder sind insgesamt geringere Kosten und eine genau kontrollierte Bewegung. Das Laufband ermöglicht ein sehr gezieltes Training der Pferde. Sollen beispielsweise Hinterhand und Rücken gestärkt werden, empfiehlt Krieger das Bergauflaufen auf dem Band – steuerbar über die Hydraulik. So ermöglicht das Laufband ein individuell angepasstes Training. Auch Oliver Sandmann von Sascotec betont: „Das Laufband eignet sich als Trainingsgerät für gezielten Muskelaufbau. Zum einen ist die Steigung einstellbar und zum anderen laufen die Pferde geradeaus statt in der Kurve und können auch mal gefahrlos im Trab laufen.“

aufbänder dienen dem gezielten Training bestimmter Muskelpartien. Im Winter sind sie auch für das Aufwärmen vor dem Ausritt ideal.
Laufbänder dienen dem gezielten Training bestimmter Muskelpartien. Im Winter sind sie auch für das Aufwärmen vor dem Ausritt ideal. Foto: Sascotec

Beim Bodenbelag rät Sandmann, darauf zu achten, dass dieser dynamisch und gedämpft ist. Ähnlich wie ein Automotor seien die Laufbänder von Sascotec entsprechend gepuffert und verfügen über eine durchgängige Platte. So sollen die Pferde gelenkschonend trainieren, ein stumpfes Treten wird laut Sandmann vermieden. Er verrät weiter: „Viele Kunden setzen auf Intervall-Training. Auf eine Aufwärmphase sollte dabei ein individuell angepasstes Intervallprogramm in Abstimmung mit der Pulsmessung folgen.“ Zurück auf der Geraden läuft sich das Pferd zurück zum Ruhepuls. Die Zeit, die es dafür benötigt, sollte sich im Rahmen eines gezielten Trainings langfristig verkürzen.

Aquatrainer 

Aquatrainer werden primär in der Reha nach Verletzungen oder Operationen genutzt. „Sie bieten sich im Wiederaufbau von Pferden an.“, betont Krieger. Der Wasserstand und die Geschwindigkeit lassen sich individuell einstellen. Zum Einstieg empfiehlt Sandmann: „Das Wasser sollte zunächst am besten bis auf Höhe der Kapillargelenke reichen. Die Pferde suchen sich immer den leichtesten Weg und nehmen entsprechend die Hufe aus dem Wasser und laufen darüber. Das will man bei der Bewegung im Aquatrainer auch meist erreichen, denn dieser Bewegungsablauf führt zu mehr Balance, Losgelassenheit und einer starken Konzentration.“ In späteren Phasen der Reha könne man dann mit dem Wasserstand und der Geschwindigkeit auch etwas spielen und variieren.

Aquatrainer werden in erster Linie zu Reha-Zwecken eingesetzt. Geschwindigkeit und Wasserstand können je nach Genesungszustand eines verletzten Pferdes angepasst werden. Foto: Sascotec
Aquatrainer werden in erster Linie zu Reha-Zwecken eingesetzt. Geschwindigkeit und Wasserstand können je nach Genesungszustand eines verletzten Pferdes angepasst werden. Foto: Sascotec

Vibrationstechnik

Auch Geräte mit Vibrationstechnik kommen vor allem im Bereich der Reha zum Einsatz. Sandmann erklärt: „Dürfen Pferde nicht bewegt werden, bieten sich Vibrationsplatten an, die durch ihre Bewegung die Muskeln zum Arbeiten bringen und eine Art Lymphdrainage erzeugen.“ Dürfen ein oder mehrere Beine zeitweise gar nicht bewegt werden, so sind Rüttelplatten und Vibrationsstationen interessant, die viergeteilt sind. „Beide Geräte bringen Bewegung in die Muskulatur. Die Muskeln kontrahieren im tieferen Muskelgewebe, was im Wiederaufbau wichtig ist.“, erklärt Krieger. Die Vierteilung der Vibrationsstationen ist praktisch, wenn das Pferd ein Bein komplett schonen muss. Dann stellt man die vierte Platte einfach ab und benutzt es für die anderen drei Beine zum Muskelerhalt. Das würde beispielsweise die Symptome von Elefantenbeinen abbauen oder sie verhindern.

Außerdem sollen die Platten helfen, Koliken in einer frühen Phase zu verhindern, da sich durch die Vibration die Muskeln entspannen. Sandmann betont: „Wichtig ist dabei, sofort zu reagieren. Wenn die Kolik einsetzt, muss das Pferd auf die Platte – natürlich immer in Absprache mit dem Tierarzt. Etwa 30 bis 45 Minuten reichen im Normalfall.“ Um das Pferd dort so einfach abstellen und das Gerät anschalten zu können, sollte das Tier bereits vorab an die Rüttelplatte herangeführt und an die Vibration gewöhnt worden sein. Das kann auch im Rahmen einer prophylaktischen Anwendung sinnvoll sein. „Am besten einmal wöchentlich und direkt in den Alltag integriert an einem fixen Tag“, merkt Sandmann an. Den Massageeffekt und dessen prophylaktische Wirkung beschreibt auch Krieger und berichtet: „Pferde entspannen sich auf den Platten oder auch im Laufband mit Vibration. Zudem verteilen sich die Wirkstoffe verabreichter Medikamente durch die Vibration schneller im Körper. Das hängt mit der erhöhten Blutzirkulation zusammen, die auch unterstützend beim Abbau von Entzündungen wirkt.“

Fazit

Ob Laufband oder Führanlage, wichtig ist, dass die Pferde im Stall sich auch im Winter ausreichend und gezielt bewegen – im Sinne ihrer Gesundheit und im Sinne der Reiter. Welches Produkt die richtige Wahl ist, hängt stark von der Verfassung der Tiere und den Zielen der Besitzer für die Pferde ab.

Autorin: Lisa Freudlsperger

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