Kategorie: Zuchtwissen

  • Verden: Körung und Hengstmarkt der Springhengste

    Verden: Körung und Hengstmarkt der Springhengste

    In diesem Jahr ist die Körung des Hannoveraner Verbandes in einen Spring- und einen Dressurteil aufgeteilt. Den Anfang machten die 30 Springhengste. Nach Pflastermusterung und zweimaligem Freispringen wurden 16 zweieinhalbjährige Parcourshoffnungen gekört, sechs davon mit einer Prämie ausgezeichnet.

    „Es hat Spaß gemacht“, sagte Markus Beerbaum. Der international erfolgreiche Springreiter gehörte zum ersten Mal zur Körkommission des Hannoveraner Verbandes. „Wir hatten einen richtig guten Jahrgang und können optimistisch in die Zukunft blicken. Das honorierten auch die Kunden des Hengstmarktes der Springpferde. Den Spitzenpreis von 64.000 Euro erzielte ein sprunggewaltiger Grey Top/Stolzenberg-Sohn (Z.: Peter Wisch, Otterndorf, Aufz.: Charity und Derek Christianson, Sherwood Park/Kanada). Der Braune aus dem renommierten Stamm der Oböe hatte sich nach der Vorauswahl blendend weiterentwickelt und überzeugte in der Niedersachsenhalle mit scheinbar grenzenlosem Vermögen und einem überaus sportlichen Zuschnitt. „Der Hengst wird später auch seinen Reiter nicht im Stich lassen“, ist Zuchtleiter Ulrich Hahne sicher.

    Käufer und Preise

    Neben Privathengsthaltern und Ausbildungsställen sicherte sich auch das Niedersächsische Landgestüt zwei der hochkarätigen Parcourshoffnungen. Für 60.000 Euro wird ein Chacoon Blue/Balou du Rouet (Z.: Gerd Janssen, Neuschoo, Aufz.: BG Schlüsselburg und Wohlers, Stuhr) eine Box in Celle beziehen. Dazu kommt ein Diamant de Plaisir/Cador-Sohn (Z. u. Aufz.: Jan Crome Sperling, Lutter a. Bbg.), dessen Großmutter St.Pr.St. Fetzi Mutter des Weltklassepferdes Fit for Fun ist, das mit Luciana Diniz zahlreiche große Siege feierte. Der Zuschlag für den Braunen mit feinster Genetik und großem Vermögen erfolgte bei 31.000 Euro. Eine Box im Landgestüt Warendorf wird ein brauner Prämienhengst v. Alaba/Monti Obolensky (Z.: Ferienhof Stücker, Weeze, Aufz.: Christiane und Josef Wilbers, Weeze) beziehen. Der athletische Dunkelbraune kostete 30.000 Euro.

    Die gekörten Springhengste brachten durchschnittlich 35.700 Euro, die Nichtgekörten erzielten einen Durchschnittspreis von 16.700 Euro. Teuerste Offerte war ein Schimmel v. Silvaner DC/Lasino (Z.: ZG Möller und Thomsen, Blyderup-Bov/DEN, Aufz.: Uwe Thomsen, Blyderup-Bov/DEN), der für 42.000 Euro einen neuen Besitzer in den USA gefunden hat.

    Zweite Runde: Dressurhengste

    Am Freitag, 23. Oktober, geht es weiter mit den Dressurhengsten. Ab 9 Uhr stellen sie sich auf der Dreiecksbahn vor und ab 14 Uhr werden sie in der Niedersachsenhalle longiert. Nach den Körurteilen am Samstagvormittag beginnt die Auktion um 15 Uhr mit den Prämienhengsten.

     

  • Geschützt: Video Züchterwissen Fohlenbeurteilung

    Geschützt: Video Züchterwissen Fohlenbeurteilung

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  • Podcast: Fohlenbeurteilung

    Podcast: Fohlenbeurteilung

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    Im Podcast mit Jörg Kotenbeutel  (öbv. Sachverständiger und Dozent an der Freien Universität Berlin) steht die Beurteilung von Fohlen im Mittelpunkt. Dabei geht es um die Körpermerkmale, Wachstumsphasen   und die Kriterien der Zuchtverbände. Abschließend gibt Jörg Kotenbeutel Hinweise zur Vorbereitung auf die Fohlenschau.

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     Präsentiert von:und

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    Portrait-Foto: © Björn Schroeder

    Dieser Podcast ist kostenlos. Das Video dazu können Horse-Gate Exclusive-Mitglieder ebenfalls gratis ansehen. Noch kein Mitglied? Hier könnt ihr euch registrieren.

    [/vc_column_text][vc_column_text]Unser Zuchtexperte:

    Der Referent Dipl. Ing. agr. Jörg Kotenbeutel, Koordinator und Dozent im Studiengang Pferdewissenschaft der Freie Universität Berlin (Fachbereich Veterinärmedizin), Sachverständiger für Haltung, Zucht und Bewertung von Pferden, FN-Zuchtrichter und selbst Züchter von Trakehnern, Deutschen Sportpferden und seit 2012 auch American Miniature Horses.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][vc_column_text]

     

     

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  • Faszination Pferd in Nürnberg abgesagt

    Faszination Pferd in Nürnberg abgesagt

    Die Stadt Nürnberg hat die Genehmigung zur Durchführung der Consumenta 2020 und ihrer Begleitveranstaltungen zurückgezogen. Damit stand am Nachmittag des 19. Oktobers fest: 2020 findet auch die Faszination Pferd nicht statt. Der Grund für den kurzfristigen Widerruf sind die steigenden Covid-19-Infektionszahlen in Nürnberg und ganz Bayern.

    Henning und Thilo Könicke, Geschäftsführer des Consumenta-Veranstalters AFAG Messen und Ausstellungen in Nürnberg zeigen sich enttäuscht: „Wir bedauern es sehr, dass die Consumenta und damit auch die Faszination Pferd nicht stattfinden können. Wir sind davon überzeugt, dass die Herbstmessen gerade jetzt ein wichtiges Signal für die regionale Wirtschaft gewesen wären und, dass das mit den zuständigen Behörden entwickelte Hygienekonzept einen sicheren Messebesuch für alle ermöglicht hätte.“ Zudem verweisen sie auf den Verlust weiterer Wirtschaftsbereiche des Messestandortes Nürnberg und betonen: „Auch für Serviceunternehmen, Messebauer, Taxiunternehmen, Einzelhandel sowie Hotellerie und Gastronomie wäre ein erfolgreicher Messeneustart mit der Consumenta existenziell wichtig gewesen“

    Die Consumenta und ihre Begleitveranstaltungen wäre schon kommenden Samstag, den 24. Oktober gestartet und seit März die erste Messe in der Messe Nürnberg gewesen. Die Faszination Pferd hätte am Dienstag, den 27. Oktober begonnen. Insgesamt waren rund 650 Aussteller angemeldet, viele hatten bereits mit dem Aufbau begonnen. Die nächste Faszination Pferd ist nun für den 2. bis 7. November 2021 in der Messe Nürnberg geplant.

    www.faszination-pferd.de

  • Günter Pape – „Man darf nie aufhören, weiter lernen zu wollen“

    Günter Pape – „Man darf nie aufhören, weiter lernen zu wollen“

    Er hat vieles vollbracht: Linienbegründer gezogen, eine erfolgreiche Hengststation aufgebaut, die Kriegsgefangenschaft im bitterkalten Sibirien überstanden, den Staatsehrenpreis in der Tierzucht erhalten: „Oh ja, ich habe viel erlebt“, sagt Günter Pape nur und ergänzt schnell: „Wann immer es möglich ist, fahre ich mit zu Zucht- und Sportveranstaltungen, denn man kann immer noch etwas dazulernen.“ Eine Geisteshaltung, die ihn von Beginn an prägte und als Schlüssel seines Erfolgs gelten muss. 

    Die Leidenschaft für Pferde teilt die ganze Familie: Sohn Ingo, dessen Frau Susan und Günter Pape.

    Einen Traum hatte Günter Pape als junger Mann: Einen Hengst wollte er züchten, einen, der gekört wird, der die Schimmelfarbe trägt und vom Celler Landbeschäler Amateur stammt. Als er von seinem Vater eine Stute geschenkt bekam, sah er seine große Chance. Drei Jahre hatte sie keine Fohlen bekommen, war „speckig fett“ und niemand traute ihr zu, schnell tragend zu werden. Der junge Günter Pape arbeitete Feine Daga von Feiner Kerl erst einmal und brachte sie wieder in Form – auf Anhieb wurde sie tragend. „Nach diesem Fohlen brachte ich sie zu Amateur, denn von diesem Hengst hatte ich schon viele Nachkommen geritten. Das waren bequeme Reitpferde, die Leistung bringen wollten und sehr gut zu arbeiten waren – darauf kommt es an“, erzählt Günter Pape, der 1926 in Hemmoor im Landkreis Cuxhaven geboren wurde. Und tatsächlich: Das Fohlen war ein Hengst, Schimmel noch dazu, wurde gekört und wechselte ins Landgestüt. Auf den Namen Aller getauft, taucht er noch heute in den Pedigrees vor allem von Holsteiner Pferden auf. Selbst miterleben konnte Pape seinen ersten großen Zuchterfolg jedoch nicht. „Damals war ich schon als Soldat in der berittenen Einheit. Erst am 21. Dezember 1949 bin ich aus der Kriegsgefangenschaft in Sibirien zurückgekehrt. Oh ja, ich habe schon viel von der Welt gesehen“, sagt Pape und Bitterkeit schwingt keinesfalls mit. Stattdessen denkt er mit Freude und auch mit Stolz an die vielen Erlebnisse zurück, die ihm die Pferdezucht beschert hat. Der große Anziehungspunkt war damals schon das Hannoveraner Zentrum in Verden, in das er mehrmals im Jahr mit seiner aus dem Nachbarort stammenden Frau Ute reiste. Der gelernte Landwirt wirkte dort zu den Auktionszeiten als Futtermeister, Ute als Auktionsreiterin. „Wir haben viele Jahre in Verden geholfen und haben diese Zeit unter Hans-Joachim Köhler sehr genossen. Es war faszinierend, von ihm lernen zu dürfen, er hatte einen enormen Pferdeverstand.“

    Rittigkeit an erster Stelle

    Die Zeit als Stallmeister der
    Verdener Auktion genoss Günter Pape sehr.

    Während seine Frau vornehmlich die jungen Dressurpferde ausbildete, ritt Günter Pape turniermäßig bis Klasse S – im Parcours. Da beide selbst im Sattel saßen, stand bei ihrer Zucht immer eins ganz oben an: Rittigkeit. „Die Pferde müssen rittig sein, sich arbeiten lassen, sitzbequem sein und sehr gute Grundgangarten haben. Wir haben unsere Pferde immer alle selbst angeritten und nur die Stuten in unsere Zucht genommen, die reiterliche Fähigkeiten mitbringen“, so Pape. Einen hohen Anspruch hatten sie von Anfang an und gingen Wege, die damals noch absolutes Neuland waren. „Wir haben für die Zucht immer nur gesunde Stuten eingesetzt und als noch keiner daran dachte, haben wir unsere Zuchtstuten bereits röntgen lassen. Nur wenn sie in Ordnung waren, wurden sie gedeckt.“ Günter Papes Leben ist von Anfang an mit Pferden verbunden. Besonders das Jahr 1979 wird er nie vergessen: Drei Hengste wurden für die Körung vorbereitet, drei angenommen, drei gekört. „Das war der Siegerhengst Picard, der teuerste Hengst Pik Trumpf und Donnerwetter, der Vater von Donnerhall“, erzählt Günter Pape. Donnerwetter konnte er als Fohlen erwerben. „Schon in der Arbeit für die Vorbereitung auf die Körung war dieser Hengst unwahrscheinlich gut. Dennoch bedurfte es uns einiger Überredungskunst, ihn auf dem Grönwohldhof unterzubringen. Dort bekam er die Chance, weit ausgebildet zu werden und Donnerhall zu zeugen. Und Donnerhall ist für mich der beste Vererber, den es jemals gegeben hat in der Reitpferdezucht“, so Pape. Überhaupt, die Verbindung Pape-Grönwohldhof beinhaltet einige herausragende Höhepunkte.

    Pape war selbst im Sattel erfolgreich: hier mit Gerdi von Gotenkönig im Glücksspringen.

    Schon der von Papes selbst gezogene Hengst Pik Bube wurde zum Grönwohldhof verkauft. Der 1973 geborene Hannoveraner stammt aus der Frustra II-Tochter Franka, die Pape dem Halbblüter Pik König von Pik As xx zuführte. „Pik Bube lernte alles und gewann unter Herbert Rehbein sehr viel. Er konnte sich imponierend bewegen und hatte eine enorme Ausstrahlung“, so Pape. Pik Bube brachte Auktionsspitzen wie den für 300.000 DM versteigerten Pierrot la Fou oder den 200.000 DM bringenden späteren Grand Prix-Sieger Pik Primaire, zudem 24 gekörte Söhne wie den WM-Teilnehmer Plaisir d’Amour, Piaster, Pik Noir oder Pik Labionics und die Bundessiegerstute Pik Bube’s Girl. Seine Nachkommen verdienten über 817.000 € im Sport – 48 starteten in Klasse S im Viereck, 20 in Klasse S im Parcours. Eine bedeutende Leistung hinsichtlich der Doppelvererbung. Pik Bube brachte Papes jedoch noch eine ganz andere Bindung an den Grönwohldhof – es mag nicht vermessen erscheinen, sie als wegweisenden Erfolgsbringer für die Zukunft zu sehen. Denn als Familie Pape von Grönwohldhof-Gründer Otto Schulte-Frohlinde eingeladen wurde, Pik Bube dort zu besuchen, hatte das weitreichende Konsequenzen. „Es war herrliches Wetter, wir durften die Pferde in der Arbeit mit Herbert Rehbein ansehen und auf einmal sagte mein damals zwölfjähriger Sohn Ingo: „Papa, hier ist es so schön, hier möchte ich einmal lernen.“ Ich sah ihn an, überlegte kurz und sagte zu ihm: „Wenn du das wirklich möchtest, dann geh zu Herbert Rehbein und frag ihn.“ Ingo drehte auf dem Absatz um und fragte einen verblüfften Herbert Rehbein. Der rief eine halbe Stunde später, als er auf dem Holsteiner Hengst Ladykiller Grand Prix-Lektionen ritt, nach Ingo, setzte ihn auf den Hengst, Bügel weg, Zügel aufnehmen und ließ ihn vom Boden aus zur Piaffe antreten. Dieses Bild vergesse ich nie, der Junge auf dem großen, piaffierenden Hengst.“ Und tatsächlich: Nach der Schule begann Ingo Pape seine Bereiter-Lehre bei Herbert Rehbein auf dem Grönwohldhof. Weitere drei Jahre blieb er dort, lernte seine spätere Frau Susan kennen und kehrte nach insgesamt sechs Jahren zurück auf den heimatlichen Hof in Hemmoor. Nicht ohne zuvor den späteren EM-Teamgoldgewinner und Vererbungsgaranten Donnerhall zum DLG-Bundessieg vorzumustern. „Wir haben immer gesagt, was der Junge dort lernt, das kann ihm keiner mehr nehmen. Auch wenn er viele Jahre weg vom eigenen Betrieb war“, so Pape.

    Gemeinsame Erfolge

    1979 war ein besonders erfolgreiches Jahr: Pape präsentierte Siegerhengst Picard, Linienbegründer Donnerwetter und mit Pik Trumpf den teuersten Hengst, der für 80.000 DM an die Station Klatte ging.

    Die Gabe, ein junges Pferd von der Pike auf bis zur Grand Prix-Reife zu fördern und erfolgreich im Sport vorzustellen, lernten Ingo und Susan Pape auf dem Grönwohldhof von der Basis an. Ein Hengst, der auf der 1990 eröffneten Besamungsstation von Papes aufgestellt wurde, den sah man in der Regel im großen Viereck wieder: Das war bei nahezu allen Hengsten so und wird weiterhin so bleiben. Gemeinsam erzielten Ingo und Susan Pape herausragende Erfolge – der Grandseigneur der Station, der 1988 geborene Davignon, gewann unter Ingo das Bundeschampionat und beherrschte das ganze Grand Prix-Programm. Noch eindrucksvoller ist neben der Nachkommen-Lebensgewinnsumme von 565.000 € die Zahl seiner S-Dressur-erfolgreichen Kinder: ganze 80. „Leider ist die Zucht heute vielfach nur noch eine Modesache. Die züchterisch wirklich bedeutenden Hengste, die sich bewährt und tolle Pferde gebracht haben, decken im Alter immer weniger. Früher hat man in Generationen gezüchtet, alles war etwas solider. Heute wählen die Züchter den aktuellsten, gefragtesten, vielleicht auch teuersten Junghengst. Die Hengsthalter sind leider gezwungen, diesen Trend nach immer neuen Hengsten mitzugehen, um existenzfähig zu bleiben. Das ist aus züchterischer Sicht ungesund“, sagt Günter Pape. Nach seiner Philosophie gefragt, antwortet er mit einem Zitat eines großen Hippologen, dem früheren Dillenburger Landstallmeister und Generalsekretär des Deutschen Olympiade Komitee für Reiterei (DOKR), Gustav Rau: „Es gibt drei Sorten von Richtern und Funktionären: zum einen Züchter und Reiter, denen ist es in der Wiege mitgegeben. Sie können aus einem jungen, vollkommen unfertigen Pferd erkennen, was daraus werden kann. Zum anderen Menschen, die das trotz ständiger Schulung nur zu einem gewissen Grad erlernen können. Und zum dritten von sich selbst überzeugte Menschen, die es nie lernen, Pferde zu beurteilen.“ Insgesamt hat Pape rund 18 gekörte Hengste selbst gezogen, dazu kommen viele, die als Fohlen hinzugekauft wurden. Die größten Highlights: San Remo von Sandro Hit, der seine Hengstleistungsprüfung gewann und Bronze auf der WM und dem Bundeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde holte. Baroncelli war ebenfalls unter Susan Pape Vize-Bundeschampion, vierter im Nürnberger Burgpokal und ist inzwischen erfolgreich auf Grand Prix-Niveau. Nur ein paar Beispiele einer sportlich erfolgreichen Kollektion.

    Kontinuierliche Förderung

    Günter Pape 1952 mit Flora von Format beim Jagdspringen in Verden.

    Zwar kein Hengst, aber dennoch ein großes Highlight auf der Station Pape, war 2007 der Gewinn von Weltmeisterschaftsgold der fünfjährigen Dressurpferde durch Susan Pape und Cayenne. Der in die USA verkaufte, von Günter Pape selbst gezogene Rubinstein-Sohn Regazzoni wurde HLP-Sieger und 1995 Vize-Bundeschampion – seine Nachkommen verdienten bisher über 100.000 € im Sport. Der Welt Hit II-Sohn Weltissimo wurde von der Silber- und Bronzemedaille auf den Bundeschampionaten 2001 und 2002 konsequent bis in die höchste Klasse gefördert. Nachdem er im Finale des Burgpokals stand, wurde Weltissimo als VTV-Oldenburger Dressurhengst 2004 ausgezeichnet und erzielte unter seinem neuen Reiter Hubertus Schmidt internationale Grand Prix-Erfolge. Der nach Dänemark verkaufte Rapphengst Del Piero, ein Donnerhall-Sohn, wurde fünfjährig mit Susan Pape Bundeschampion und sechsjährig Vize-Weltmeister, ehe er erfolgreich an internationalen Grand Prix-Prüfungen teilnahm. Ein komplettes „Hemmoorer Produkt“ ist der Hengst Riverside, der wie auch sein Vater, seine Mutter und sogar die Großmutter von Papes selbst gezogen wurde. Riverside, ein Regazzoni-Sohn, kommt aus dem Mutterstamm der Dohlenfürstin, der auch für Pik Bube I und II verantwortlich ist. Seine Mutter ist die Vollschwester zum ebenfalls von Pape selbst gezogenen Hengst Donnerschlag, der nach Grand Prix-Erfolgen vom Gestüt St. Ludwig für viel Geld nach Amerika verkauft wurde. Die Großmutter Pirola brachte drei S-erfolgreiche Pferde und drei gekörte Hengste. Mit diesem Stamm hat Pape die größten Zuchterfolge erzielt. Riverside selbst war 2006 Finalist der WM junger Dressurpferde und mit 9,0 das von der Note höchstqualifizierte Pferd für das Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde. Die Hengste Bergamon, Donnerklang A, die Oldenburger Siegerstute Primavera, der Sporthengst Raphanus, der gekörte Ragazzo oder WM- und Bundeschampionatsteilnehmer Bugatti Hilltop: Sie alle kommen aus der Mutterlinie der Dohlenfürstin und wurden von Papes selbst gezogen. Bugattis Vater Bergamon wirkt wie er inzwischen in den USA und hat seine „Grundschule“ mit dem HLP-Sieg ebenfalls bei Papes erlebt. Ohne Übertreibung darf festgestellt werden: Nur wenige Deckstationen fördern ihre Hengste so kontinuierlich bis ganz nach oben. Der einst kleine Hof in Hemmoor, von Günter Papes Vater 1922 erworben, wurde beständig ausgebaut und ganz auf Pferde spezialisiert, die Schweine und Rinder wurden komplett abgeschafft. Aus dem Bauernhof wurde eine erfolgreiche Hengststation mit Aufzucht, Ausbildung und Verkauf von Dressurtalenten in allen Altersstufen. Ein herausragender Erfolg war 2008, als Günter und Ingo Pape für besondere Leistungen in der Tierzucht mit dem Niedersächsischen Staatsehrenpreis ausgezeichnet wurden. Jeden Tag fährt Günter Pape mit seiner Frau Ute zum Hof – sie haben der jungen Generation, die mit Enkelkind Laura ihr bisher jüngstes Familienmitglied hat – Platz gemacht und sind in ein Haus im Ort gezogen. Gemeinsam mit Ingo bewirtschaftet Günter Pape den Hof nun als GbR. Seine Frau Ute kocht weiterhin jeden Mittag für das ganze Team und die am 5. Juli 2005 geborene Laura steckt alle mit ihrer Lebensfreude an. „Die Leidenschaft für Pferde steckt einfach in mir. Ein Leben ohne Pferde kann ich mir nicht vorstellen, auch heute nicht. Nun haben wir noch Laura dazu, die unwahrscheinlich viel Freude macht.“

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Absetzen leicht gemacht – für Stute und Fohlen

    Absetzen leicht gemacht – für Stute und Fohlen

    Es gibt nichts Schöneres, als den Fohlen auf der Wiese zu zuschauen, wie sie mit ihren stelzigen Beinen umher toben und in ihren Verschnaufpausen an der sicheren Seite ihrer Mütter dösen. Jedoch heißt es nach ca. 6 Monaten meistens Abschied nehmen von der Kinderstube und den nächsten Schritt in das Erwachsen werden gehen. Besonders hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, um so wenig Trennungsstress wie möglich zwischen Stute und Fohlen zu erzeugen.

    Doch wie gestaltet sich dieses Prozedere in der Natur und welche Möglichkeiten gibt es, die Trennung von Mutter und Kind entspannter zu vollziehen?

    Fohlen Absetzen in der Natur

    Bei Pferden in freier Wildbahn geschieht das Absetzen über einen längeren Zeitraum.

    Wenn man zum ursprünglichen Lebensraum und zu den Lebensweisen der Wildpferde blickt, ist die Trennung zwischen Muttertier und Fohlen ein Prozess, der mit der neuen Belegung der Stute und der anstehenden Geburt des neuen Fohlens erfolgt. Jedoch wird die Bindung meist nicht bereits nach 6 Monaten getrennt, sondern wird nach und nach distanzierter. Sobald die Mutterstute ein neues Fohlen erwartet, rückt das „alte“ Fohlen mehr und mehr in den Hintergrund. Es darf immer weniger säugen und die Distanz zwischen ihm und der Mutter nimmt zu. Dies geschieht etwa mit 9-11 Monaten. Falls die Stute jedoch kein weiteres Fohlen bekommt oder gar eine Todgeburt erfolgt, kann das aktuelle Fohlen auch noch einige Monate (bis zu einem Alter von etwa 18 Monaten) weiter gesäugt werden. Die Aufnahme von Raufutter nimmt dennoch immer weiter zu und irgendwann ernährt sich das Jungpferd ausschließlich davon.

    Absetzen durch menschliche Hand

    Fohlen schulen beim Spielen ihren Körper und die Kommunikation unter Artgenossen.

    Natürlich haben wir ganz andere Möglichkeiten der Haltung und der Beschäftigung mit unseren Pferden. Dementsprechend kann das Absetzen eines Fohlens in der Regel nicht wie in der Natur ablaufen. Die Ansprüche an Fohlen und Stute sind hoch und auch der immer häufigere Platzmangel macht es den Züchtern nicht leicht, genügend Fläche für ihren Nachwuchs bereit stellen zu können. Meist wurde die Zuchtstute auch schon wieder belegt und soll sich nicht durch ihr immer aktiver werdendes Fohlen belästigt fühlen. Auch spricht ein früherer Verkauf des Fohlens für ein Absetzen mit 6 Monaten oder die Mutter, die nicht mehr besamt wurde, soll wieder in den aktiven Sport zurück.

     

     

    Studie – Trennungsstress und dessen Folgen

    Eine Untersuchung  aus der Dissertation von der Tierärztin Dr. Regina Erber mit dem Titel “Belastungssituationen bei Fohlen und Jungpferden” an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Wien in Kooperation mit dem Graf-Lehndorff-Institut in Neustadt/Dosse (siehe: Belastungsstudie bei fohlen und Jungpferden (2)) zeigte, dass sich der Stress der Jungpferde mit intelligentem Management und Einfühlungsvermögen erheblich verringern lässt.

    Über einen längeren Zeitraum, wurde in drei Vergleichsgruppen das Stressniveau unter verschiedenen Bedingungen der Pferdekinder gemessen. Neben Futteraufnahme, Gewichtsentwicklung, Bewegungs-Intensität und Häufigkeit der Ruflaute war der Cortisol-Spiegel im Speichel der Absetzer ein gut nachweisbarer und sicherer Indikator für erlebten und tatsächlichen Stress.

    Verglichen wurde die traditionelle abrupte Absetzmethode mit zwei weiteren Möglichkeiten. Während die einen zwar im Gruppenverband, aber auf die herkömmliche Art und auf sich allein gestellt von den Müttern getrennt wurden (simultanes Absetzen), entfernten die Forscher die Mutterstuten der zweiten Fohlengruppe einzeln und über einen längeren Zeitraum aus der Herde, bis diese schließlich nur noch aus Fohlen bestand (konsekutives Absetzen). Die dritte Herde wurde zwar simultan abgesetzt, erhielt aber zwei erwachsene Kindermädchen in Gestalt vertrauter, fohlenloser, aber nicht verwandter Stuten.

    Absetz-Management vermindert Stress

    Das Ergebnis der Studie zeigt somit deutlich, dass die Fohlen aus der ersten Gruppe, dem meisten Stress ausgesetzt waren.

    In der heutigen modernen Pferdehaltung, ist das naturnahe Absetzen oftmals nicht umsetzbar. Vermarktungstermine wie Fohlenauktionen, sind für die Pferdezüchter wichtig einzuhalten. Heutzutage gibt es deshalb die unterschiedlichsten Möglichkeiten, den Fohlen einen möglichst stressfreien Start in die Selbstständigkeit zu gewähren. Gleichaltrige Spielkameraden sind ausgesprochen wichtig und helfen den Absetzern über den ersten Schreck hinweg.

    Fohlen mit Spielpartner in der Aufzuchtbox

    Diese beiden Jungpferde verbringen ihren Winter gemeinsam in ihrer geräumigen Box und auf dem Paddock.

    Eine weitere Form des Absetzens besteht darin, Fohlen paarweise, vor allem über den Winter, unterzubringen. Hierzu haben wir die Aufzucht des Fohlenhof Steins unter die Lupe genommen.

    Auf dem Fohlenhof werden alle Stuten mit ihren Fohlen, sofern diese schon fixiert genug auf die Mutter sind, Schritt für Schritt auf einer Wiese zusammengeführt und genießen anschließend in einer großen Herde den täglichen Weidegang. Gegen Herbst beziehen dann immer zwei Fohlen gemeinsam ihre geräumige und helle Aufzuchtbox (4,00m x 6,00m). Jedes Fohlen darf mit seinem favorisierten und gleichgeschlechtlichen Spielpartner zusammen bleiben, welcher das möglichst gleiche Alter hat. Hierfür werden die Fohlen während der Weidezeit mit ihren Müttern täglich beim Spielen und Grasen beobachtet. Dabei wird auch gleich die Gesundheit der Pferde kontrolliert und nach möglichen Verletzungen, die bei wilden Spielereien entstehen können, geschaut.

     

    Ein Team – Die Pferdefreunde warten auf ihr Futter.

    Die Fohlen verbringen den Winter im Zweier-Team in ihrer großzügigen Box und auf den Sandpaddocks. Im Sommer geht es dann wieder in größeren Gruppen 24 Stunden auf die großen Sommerwiesen. Im Idealfall verbringen die Absetzer bis zu ihrem dritten Lebensjahr ihr Leben gemeinsam mit ihrem liebsten Spielkameraden.

    Auch diese Methode reduziert den Stress für die Fohlen enorm, da sie ganze drei Jahre lang mit ihrem Pferdekumpel verbringen können und somit kein zusätzlicher Trennungsschmerz entsteht.

     

     

     

    Theorie in die Praxis umsetzen

    Mehrere gleichaltrige Jungpferde genießen gemeinsam ihre Jugend auf der Koppel.

    Organisation bleibt dabei allerdings das A und O. In der Gruppe sollte mindestens ein gleichaltriger Spielkamerad vorhanden sein, welcher sich dort im besten Fall für die gesamte Aufzucht aufhält.

    In der Praxis kann man sich das „perfekte Absetzen“ so vorstellen:

    Idealerweise sind die Fohlen einer Gruppe möglichst gleichaltrig, damit sie möglichst zum gleichen Zeitpunkt abgesetzt werden können. Denn wie heißt es so schön? “Geteiltes Leid, ist halbes Leid 😉.“ Auch gilt, je später die Trennung von statten geht, desto einfacher wird es für Stute und Fohlen sich an die neue Situation zu gewöhnen. Um den Stress möglichst gering zu halten, bietet sich eine nach und nach größer werdende Zeitspanne an, in der das Fohlen zunächst für ein paar Minuten, Stunden und schließlich Tage von der Mutter getrennt wird. Dabei hilft es, wenn anfangs sich das Fohlen noch in Sichtweite der Stute befindet.  Auch das Fahren im Pferdetransporter, das dem Absetzen ja häufig folgt, sollte im Beisein der Mutterstute trainiert werden. So verknüpft das Fohlen die Fahrt bzw. den Hänger nicht nur mit einem Verlust, was sich als prägendes Negativ-Erlebnis festsetzen und später zu erheblichen Verladeproblemen führen kann.

    Damit sich das Fohlen auch schnell an die neue Herde gewöhnt und Anschluss findet, ist von Vorteil, eine “gut” gemischte Gruppe zu haben. So können die Kleinen ihre sozialen Kontakte optimieren und werden in die Strukturen der Herdenhierarchie aufgenommen. Auch “Pferdenannys”, Stuten die sich als optimale Erzieherinnen eignen, können den Stut-Fohlen helfen, den Trennungsschmerz schnell hinter sich zu lassen.  Damit sich die Nanny und das Fohlen aneinander gewöhnen können, sollten sie frühzeitig in die Herde integriert werden, um ein rechtzeitiges Kennenlernen möglich zu machen und um eine Vertrauensbasis herstellen zu können. Herdenhaltung, die nach Geschlechtern getrennt ist, mindert den Stress innerhalb der Gruppe und Verletzungen durch ungestümes Verhalten aufmüpfiger Hengstfohlen können verringert oder gar komplett verhindert werden.

    In Hengstfohlen-Gruppen könnten ein paar Wallache unterschiedlichen Alters (auch gerne Rentnerpferde oder unreitbare Tiere) für die Betreuung und Erziehung zur Verfügung gestellt werden. Ein vorheriges Kennenlernen und Beschnuppern am Koppelzaun helfen beim späteren Eingliedern. Im Idealfall bleiben die sogenannten „Kindermädchen“ möglichst lange und am besten bis zum Ende der Aufzucht bei den Fohlen. Eine gute Basis, um später ein gut sozialisiertes und verträgliches Reitpferd zu bekommen, welches Sitte, Anstand und die richtige Kommunikation unter Artgenossen von Kindesbeinen an kennen gelernt hat. Ein solider Grundstein für ein seelisch und gesundheitlich robustes Reitpferd.

    Das Fohlen auf dem Weg zum Reitpferd

    Neben der artgerechten Fütterung mit genügend Gras und vor allem Raufutter in Form von Heu, sollte ein Jungpferd mit ausreichend Mineralfutter versorgt werden, um einem möglichen Mangel an Mineralien vorzubeugen. Dieses Mineralfutter kann mit einer handvoll Luzerne, Gerste oder Hafer vermischt werden. Neben diesen hochwertigen Nahrungsbausteinen, stärkt viel Bewegung die Knochen und Sehnen und sorgt für eine leistungsfähige Lunge.

    Die Gabe von Medikamenten wie der Wurmkur, kann spielerisch trainiert werden.

    Doch was sollte ein Jungpferd alles können? Natürlich kommt dies immer auf den physischen Zustand des Pferdes an. Wie ist sein Körperbau? Ist es vielleicht sogar über- oder unterernährt und welchen Eindruck bekommt man bei der Beobachtung von seinem geistigen Ist-Zustand?! Wenn das Jungpferd einen guten Eindruck macht, kann mit dem sogenannten Fohlen A-B-C begonnen werden. Berührungen zulassen, ein Halfter angelegt bekommen, sich führen und anbinden lassen, gehören zu den Basics eines jeden Reitpferdes. Auch das Hufe heben und die Verabreichung von Medikamenten wie zum Beispiel einer Wurmkur sollte trainiert und somit auch positiv verknüpft werden, damit es später keine Problematiken beim Tierarzt gibt. Hierzu kann eine leere Wurmkur beispielsweise mit Möhrenbrei oder Apfelsaft gefüllt und dem Pferd verabreicht werden. Dies schmeckt nicht nur gut, sondern fördert das Vertrauen zwischen Besitzer und Fohlen.

     

    Fohlen sollten schon frühzeitig Kontakt zum Menschen haben, um sich an sie zu gewöhnen.

    Nicht zu vergessen ist das Verladetraining. Jedes Pferd, ob es nun in den Sport geht oder nicht, sollte sich jederzeit verladen lassen. Diese Sicherheit mindert den Stress nicht nur beim Pferd, sondern auch bei seinem Besitzer. 😉 Egal ob es zum Training, in einen neuen Stall, aufs Turnier oder gar in die Tierklinik geht. Spielerisch kann schon in den ersten Monaten und Lebensjahren der Anhänger kennengelernt und erkundet werden. Am besten funktioniert dies mit der Mutterstute. Auch mit einem anderen Artgenossen und viel Vertrauen zum Besitzer, kann ein solches Training mit genügend Zeit und Geduld stattfinden.

    Sind diese Kriterien der gesunden Sozialisierung, Bewegung, Beschäftigung, Ernährung und Erziehung erfolgreich umgesetzt worden, steht einer guten Mensch-Pferd-Beziehung nichts mehr im Wege.

     

     

     

     

     

  • Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 1)

    Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 1)

    Schwarzer Edelstein, brillantes Genie, aber auch wilder Teufel – die Begriffe, mit denen Sandro Hit tituliert wird, sind vielfältig. Und auch wenn immer wieder Kritik an ihm laut wird, was dieser Oldenburger in kurzer Zeit geschaffen hat, ist phänomenal: zehn Bundeschampions, sieben Siegerhengste, über 100 gekörte Söhne sowie Auktionsspitzen in exorbitanten Höhen.

    Sandro Song: Mit Sandro Hit schuf dessen Vater Sandro Song sein absolutes Meisterstück.

    So glamourös, wie seine Nachkommen oft glänzen, so bodenständig ist er selbst geboren. „Ein echter Bramscher Junge“, sagt Züchterin Gabriele Harder-Brune über „ihren Sandro Hit“. Für die Leiterin der Bramschen Zucht lagen die in unmittelbarer Nachbarschaft stehenden Hengste für ihre Zuchtstuten nahe. Und das war erst einmal der Hengstleistungsprüfungssieger Ramino, der bei Melanie Kötter in Bramsche stand und mit ihr Europameister der Junioren wurde. Nach Italien verkauft, gewann er dort anschließend fünfmal den Titel italienischer Meister. „Ramino führte über Ramiro bewährtes Leistungsblut und hat sich selbst im Sport mehrfach bewiesen“, so die Züchterin, die mit ihrem Ehemann Reinhold einen landwirtschaftlichen Betrieb mit 15 Hektar führt. Ramino wählte sie für ihre Stute Lassie, deren Vater Welt As in den 1980er und 1990er Jahren zahlreiche Top-Sportpferde lieferte. Der Bekannteste ist sicherlich Anky van Grunsvens Olympiasieger und Weltmeister Bonfire, doch auch im Parcours überzeugten Welt As-Nachkommen wie Leroy Brown mit Wout Jan van der Schans oder Wendy unter Heinrich Wilhelm Johannsmann. Das Produkt Loretta paarte sie mit Sandro Song an, damals im nahe gelegenen Gestüt Bonhomme beheimatet. „Sandro Song war gerade Siegerhengst und führte die wertvollen Sandro-Gene. Er gefiel uns sehr gut und zudem hatten wir das Glück, dass er so nahe war. Also ließen wir Loretta in zwei aufeinander folgenden Jahren von ihm im Natursprung decken“, berichtet Harder-Brune. Sandro überzeugte zuvor als Holsteiner Halbblüter von Sacramento Song xx im Springsport unter Franke Sloothaak.

     

     

    Ein schickes Rappfohlen

    1993 kam ein Rapphengst zur Welt. Einer, der später die moderne Pferdezucht ganz entscheidend prägen sollte: Sandro Hit. „Er war ein ganz auffallendes Fohlen, sehr schick, dazu in dunkler Jacke, bewegte sich sehr gut und war im Umgang ganz simpel“, erzählt die Züchterin. Beim Brenntermin wurde er direkt für die Oldenburger Auktion zugelassen. Dort sicherte ihn sich Paul Schockemöhle, der für das Rappfohlen stolze 24.000 Mark – zu der Zeit noch richtig viel Geld – anlegte. „Bernd Huslage und Franz Pieper haben ihn für mich auf der Vechtaer Fohlenauktion entdeckt und gekauft. Mein Auftrag war, Hengstfohlen mit Körfähigkeit zu kaufen. Letztlich haben mich an Sandro Hit als Fohlen sein herausragender Typ, seine Korrektheit und die Bewegungsqualität überzeugt“, berichtet Schockemöhle. Die Rechnung ging – anfangs allerdings schleppend – auf. Der Rappe von Sandro Song-Ramino-Welt As wurde 1995 in Oldenburg gekört. Damals debütierte Sandro Hit mit Securus als die beiden ersten Sandro Song-Söhne auf der Körung. Nobel, langbeinig, schick und bewegungsstark präsentierte sich Sandro Hit – ins Prämienlot gelangte er allerdings noch nicht. Auch in der Hengstleistungsprüfung fiel Sandro Hit nicht sonderlich auf. Durchschnittliches Mittelfeld, wenn nicht Hinterfeld – da landete er mit 99.80 Punkten als 16. von 33. Im Springen – darauf deutete seine Abstammung ja eigentlich hin – landete er gar nur auf Rang 22 mit mageren 82.17 Punkten. Immerhin: Die Rittigkeit wurde mit 115.72 Punkten bewertet. Doch trotz der eher normalen bis mageren Aussichten sollte es ganz anders kommen. Sandro Hits Geburtsstätte liegt unweit der Friedensstadt Osnabrück. Rund acht Stuten stehen stets in der Zucht. Sandro Hits Mutter Loretta, inzwischen 21-jährig, bekommt ihr Gnadenbrot. Sie hat sich phänomenal vererbt: Bisher brachte sie mit Sandro Hit, dem vier Jahre später geborenem Grand Prix erfolgreichen Vererber Diamond Hit und dem im Jahr 2000 geborenen Royal Hit drei gekörte Hengste. „Zu diesen dreien gibt es jeweils Vollschwestern – während Sandro Hits Schwester La Traviata vor drei Jahren zu Xavier Marie nach Frankreich verkauft wurde, ging die Diamond Hit-Schwester als Fohlen zu Paul Schockemöhle. Die Royal Hit-Schwester Loretta Live haben wir behalten“, berichtet Harder-Brune.

    Dr. Ulf Möllers „Leib- und Magenpferd“: Sandro Hit, unter ihm Bundeschampion und Weltmeister.

    Insgeheim hofft sie auf einen vierten gekörten Hengst: Einen 2007 geborenen Jährling von Riccione aus der Loretta ziehen sie selbst auf. „Wir versuchen, die interessantesten und besten Stuten für unsere Zucht zu halten. Aus Sandro Hits Schwester haben wir hier noch die Royal Diamond-Tochter Lavirca, die als Elite- und Brillantringstute ausgezeichnet wurde, während deren Vollschwester für 45.000 Mark über die Fohlenauktion wechselte.“ Loretta hat den Titel Elitestute mehr als verdient. Mit Diamond Hit stellte sie den sportlich erfolgreichsten Sohn, mit dem Emma Hindle Grand Prix-Erfolge feiert und ihn für die Olympischen Spiele 2009 in die nähere Auswahl zog. Der Don Schufro-Sohn war 2002 Vizeweltmeister und Vize-Bundeschampion, wurde als VTV-Dressurhengst ausgezeichnet und liegt seit Jahren beständig in der Zuchtwertschätzung auf vorderen Plätzen. Über 13 gekörte Söhne hat er bereits gestellt, darunter den 2005er Bundeschampion Donovan, der nach großen Erfolgen in Amerika zu früh einging. Auch die 2008- er WM-Bronzemedaillen-Gewinnerin Diamantenbörse, die 2007 auf dem Bundeschampionat unter Jessica Süss Dritte wurde, zählt zu Diamond Hits erfolgreichen Nachkommen. Halbbruder Royal Hit von Royal Dance war 2002 zweiter Reservesieger auf der Oldenburger Körung, brachte bereits mehrere gekörte Söhne und wirkt inzwischen auf der Bloomfield-Farm in Australien. Sein Sohn Royal Doruto war 2008 unter Kira Wulferding Oldenburger Landeschampion.

     

    Voll Harmonie und Eleganz

    Halbbruder Diamond Hit: Grand Prix erfolgreicher Spitzenvererber mit Bundeschampions und Auktionsspitzen

    Zurück zu Sandro Hit: Den absoluten Durchbruch schaffte der Hengst erst mit sechs Jahren. Zuvor auf keinem Turnier gewesen, startete er 1999 in eine Saison, die den Titel Ausnahme nicht zu scheuen brauchte: Vor rund 15.000 Zuschauern gewann er die Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde in Arnheim. Wenige Wochen später siegte er ebenfalls unter Dr. Ulf Müller mit einem „Gänsehaut-Ritt“ und der Traumnote 9,5 im Bundeschampionat der sechsjährigen Dressurpferde. Dicht gedrängt saßen die Zuschauer am Dressurviereck, als der noble, schwarze Beau seine Prüfung leichtfüßig, voller Harmonie und Eleganz absolvierte. Eine Vorstellung, die Kommentator Christoph Hess zu den Worten verleitete: „Hier wird die Faszination Dressursport deutlich.“ Der vormals eher im Hintergrund auftretende Hengst, von vielen bereits als schwierig abgestempelt, war zum Star avanciert. Das ließ natürlich auch die Züchter aufhorchen. Immer mehr wollten den Oldenburger Rappen für ihre Stuten einsetzen. „Die Nachfrage wurde so groß, dass wir das Reiten stark in den Hintergrund stellen mussten. Somit gaben wir auch seine Turnierkarriere auf “, erzählt Dr. Ulf Möller, der Reiter, den Sandro Hit gesucht und gefunden hatte. Als wirklich schwierig empfand er den Hengst nie. „Ich konnte von Anfang an einen besonderen Draht zu ihm aufbauen.“ Große Auftritte hat Sandro Hit seitdem „nur“ noch auf den Hengstschauen der Station Paul Schockemöhle. Doch da herrscht stets volles Haus – die Vechtaer Auktionshalle platzt aus allen Nähten. Meist bekommt Möller seinen „Schwatten“ drei Wochen zuvor. Doch die Zeit reicht, um ihn optimal zu präsentierten. „Es ist faszinierend, aber je mehr Publikum da ist, umso stolzer zeigt sich der Hengst. Er scheint es regelrecht zu genießen, im Rampenlicht zu stehen. Ihn so vorstellen zu können, macht wirklich Spaß, weil er eine unheimliche Bergauftendenz hat und toll mitmacht“, so Möller.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 2)

    Sandro Hit – schwarz, schön und viele Sünden wert (Teil 2)

    Die Zuchtkarriere beginnt

    Mit den Weltmeister- und Bundeschampionatstiteln war 1999 auch der Grundstein gelegt für eine Zuchtkarriere. Doch würde Sandro Hit sie nutzen können? Er konnte. Schon ein Jahr später präsentierte er aus seinem ersten Jahrgang das bisher wohl spektakulärste, sagenumwobenste, faszinierendste, aber zugleich auch traurigste Kapitel seiner Laufbahn: Im Jahr 2000 gewann seine Tochter Poetin, damals noch recht schmal, hochbeinig und geradezu elfenhaft, das Bundeschampionat der dreijährigen Reitpferde. Neustadts Landstallmeister Dr. Jürgen Müller hatte recht gehabt, als er für seine Brentano II-Tochter Poesie 1996 den damals noch unbekannten Rappen gleich in seinem ersten Deckjahr wählte. Poetin wirkte wie ein Magnet – ein Pferd, wie es nur selten eines gibt, dazu perfekt gemanagt. Sechsjährig schwebte sie unter Kathrin Meyer zu Strohen durchs Viereck und tat es ihrem Vater absolut gleich: Mit Traumnoten entschied sie sowohl die Weltmeisterschaft wie auch die Bundeschampionate für sich. Dann kam die PSI-Auktion und jeder wartete gebannt, wie viel Geld für sie auf den Tisch gelegt werden würde. Als Uwe Heckmanns Hammer bei 2,5 Millionen Euro fiel, freute sich das niederländische Ehepaar Patty und Peter van der Zwan. Doch die Freude hielt nicht lange, bald schon wurde klar, dass sie Zahlungsprobleme hatten. Damit fand die Erfolgsstory Poetin ein tragisches Ende. Alle Pferde des Ehepaars wurden zwangsversteigert, Poetin wurde für 900.000 Euro an den Franzosen Xavier Marie veräußert. Ihr via Embryotransfer entstandenes Stutfohlen „A special Poetin“, eine Jazz-Tochter, wurde von Paul Schockemöhle für 138.000 Euro ersteigert und avancierte damit zum bis dato teuersten Warmblutfohlen überhaupt.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

    WM- und Bundeschampionats-Bronze und S-Erfolge: San Remo

    Der neue Besitzer sollte mit Poetin nicht glücklich werden dürfen. Am 12. Dezember 2005 muss Xavier Marie die traurige Nachricht bekannt geben, dass Poetin wegen einer schweren Hufrehe eingeschläfert wurde. Doch Poetin hat eine ganze Reihe an Vollgeschwistern. Bisher gibt es vier Hengste namens Samba Hit I bis IV und drei Stuten namens Poetin II, III und IV. Samba Hit I bis III wurden gekört, der erste wurde 2001 Vize-Bundeschampion der Dreijährigen. Seine Hengstleistungsprüfung beendete der Neustädter Landbeschäler als Sieger, sechsjährig holte er sich wiederum auf dem Bundeschampionat Bronze und belegte 2006 den vierten Platz im Nürnberger Burgpokal. Inzwischen ist er unter seinem ständigen Reiter Christian Flamm Grand Prix-erfolgreich. Samba Hit II war Körsieger von Berlin-Brandenburg und wirkt ebenfalls im Landgestüt Neustadt/Dosse, Nummer drei ging bereits als Fohlen an Paul Schockemöhle und wechselte via PSI-Auktion für 280.000 Euro nach England. Eine in der Pferdezucht schier einmalige Erfolgsserie einer Passerpaarung. „Unser Landgestüt zählte damals zu den ersten, die Sandro Hit trotz seiner schlechten Prüfung großes Vertrauen als Vererber geschenkt haben. Gleich das erste Produkt war mit Poetin solch ein Knaller, dass der Siegeszug von Sandro Hit mit einem Pferd aus Neustadt/Dosse begann. Wir haben diesem Hengst sehr viel zu verdanken, sowohl sportlich wie züchterisch“, berichtet Dr. Jürgen Müller, Landstallmeister aus Neustadt/Dosse. Der jüngste Samba Hit wurde 2009 geboren. Mehr könnten folgen: „Wir haben beim Verkauf von Poetin an Paul Schockemöhle ausgehandelt, dass deren Mutter Poesie lebenslang an Sandro Hit angepaart werden darf “, so Müller. Die drei Vollschwestern zu Poetin wirken alle in Neustadt/Dosse, Nummer II startete ebenfalls auf dem Bundeschampionat, Nummer IV musste dort jedoch 2008 aufgeben, während die dritte ihre Stutenleistungsprüfung souverän gewann. Und die Generationenfolge geht weiter: Samba Hit I hat bereits 13 gekörte Söhne, darunter Siegerhengst Samba’s Diamond, der 2006 auf der Körung in Neustadt/Dosse ganz vorne stand. Sein inzwischen in Amerika wirkender Sohn Samba Olé stellte den Siegerhengst der Neustädter Körung 2008. Mit 161 Punkten steht Samba Hit I an neunter Stelle in der Zuchtwertschätzung – bundesweit. Nachdem Poetin im Jahr 2000 die erste Bundeschampionesse von Sandro Hit wurde, eiferten ihr in steter Reihenfolge Halbgeschwister nach. Nur ein Jahr später gewann der NRW-Prämienhengst Show Star von der Station Holkenbrink das Bundeschampionat der dreijährigen Hengste. Jedes Jahr darauf war er erfolgreich in Warendorf am Start, wurde 2007 Zweiter beim Nürnberger Burgpokal-Finale und kann Grand Prix-Erfolge vorweisen. Als Vererber trat er besonders über seinen gekörten, für 140.000 Euro versteigerten Sohn Sheraton, den für 120.000 Euro zugeschlagenen Simply Clever oder den Bundeschampionats-Finalisten Showmaker in Erscheinung. 2004 folgte der Rheinländer Sandro Classic FS als dritter Nachkomme, der das Bundeschampionat unter Jana Freund mit einer goldenen Schleife verlässt.

    Nahezu jedes Jahr ein Bundeschampion: 2005 war es San Rubin.

    2005 ist es der aus einer Rubinstein-Stute gezogene San Rubin, der unter Dr. Ulf Möller mit einem mit 9,3 bewerteten Traumritt das Championat der fünfjährigen Dressurpferde gewinnt. Wenig später wechselt er für 260.000 Euro über die PSI-Auktion nach Amerika und startete dort eine Zeit lang erfolgreich unter Olympiareiter Steffen Peters. 2006 war das Jahr der Silberaster, die unter Andrea Müller-Kersten Bundeschampionesse wurde, wenngleich ihr Verhalten an der Hand doch sehr zu wünschen übrig lies. Ein Jahr später gewann sie erneut unter Helen Langehanenberg und holte mit ihr fünfjährig Bronze auf der Weltmeisterschaft. Via Embryotransfer wurde sie mehrfach Mutter – unter anderem von einem Fidertanz-Sohn, der für 36.000 Euro als Fohlen versteigert wurde. Im Bundeschampionatsfinale musste sie jedoch zurückgezogen werden – beim Wegspringen auf dem Abreiteplatz hatte sie sich vertreten. Ihr bisweilen schwieriges Temperament hatte sie schon ein paar Mal gezeigt – Genie und Wahnsinn können bei Sandro Hit-Nachkommen eben doch recht nah beieinander liegen.

    2007 gewannen jedoch gleich zwei Sandro Hit-Töchter das Bundeschampionat: Neben Silberaster war das bei den sechsjährigen Dressurpferden die Rheinländerin Samira, die im Trab und der Losgelassenheit jeweils 10,0 erhielt. Direkt im Anschluss wurde sie für eine enorme Summe zum Ehepaar Pidgley nach England verkauft und soll von Markus Gribbe im Sport vorgestellt werden. Ein Jahr zuvor war es der zweite Reservesieger Sir Donnerhall, der unter Dr. Ulf Möller die Schärpe der fünfjährigen Dressurpferde gewann. Zuvor wurde er nach dem Qualifikationssieg mit 9,2 Vize-Weltmeister – den Sieg verschenkte er durch ein Wieher-Geplänkel mit einem oberhalb des Verdener Stadions stehenden Polizeipferd. Dennoch kann Sir Donnerhall bereits auf Rekorde blicken: Mit einer Rittigkeitsnote von 9,5, 9,75 im Trab und 9,5 im Galopp erhielt er eines der höchsten 30-Tage-Test-Ergebnisse überhaupt und setzt mit dem Dressurindex von 163 beim 70-Tage-Test in Adelheidsdorf einen Meilenstein. Aus seinem ersten Jahrgang wurden direkt sieben Söhne gekört, darunter mit Sir Rubin der Reservesieger Oldenburgs, der 2008 direkt Oldenburger Landeschampion wurde. Ein Sohn kostete 100.000 Euro, während auf der NRW-Körung 2007 Käufer 150.000 Euro für einen Sir Donnerhall-Sohn anlegten. Auf der Körung in Vechta stellte er 2008 erneut den Reservesieger, ein spektakulär trabender Brauner aus der Zucht von Xavier Marie. Zudem stammte der an vierter Stelle rangierte Hengst von ihm – eine Stelle dahinter wurde Sir Donnerhalls Vollbruder platziert. Mit Sir Nymphenburg stellte Sir Donnerhall 2008 den Siegerhengst der Süddeutschen Körung, mit Son of Cologne zudem den zweiten Reservesieger der NRW-Körung.

    Überhaupt: Auf der Station von Paul Schockemöhle steht eine ganze Reihe an Sandro Hit-Söhnen. Einen, den er „unbedingt haben musste, weil es solch einen Sandro Hit-Sohn bisher nicht gab“, wie Schockemöhle verkündete, war San Amour. Der schwarzbraune Nobelmann wurde 2006 zweiter Reservesieger und ließ die Gebote bis auf 450.000 Euro klettern. Damit wurde der aus einer Plaisir d’Amour-Mutter gezogene Hengst Preisspitze und holte sich zwei Jahre später die Hauptprämie mit einem 340 Fohlen umfassenden Premierenjahrgang. Hinter ihm platzierte sich mit Swarovski ein Rappe der Station Sprehe, der seinen 30-Tage-Test mit 9,25 in der Rittigkeit gewann und im 70-Tage-Test als Dritter mit 129.41 Punkten endete – für den Teilbereich Dressur erhielt er 138.75 Punkte. Samarant hingegen, ganz im Sandro Hit-Typ stehend und über die Großmutter reines Vollblut führend, war 2005 Finalist beim Bundeschampionat und war Hannoveraner Vize-Landeschampion in Verden. Inzwischen wirkt er in Dänemark. Seine Nachfolge soll bei Schockemöhle unter anderem der Rapphengst Sarkozy von Sandro Hit-Weltmeyer antreten. Altbewährt hingegen ist der aus bestem Mutterstamm des Gestüts Vornholz gezogene Sunny Boy, einer der ersten gekörten Söhne von Sandro Hit. Selbst bis S erfolgreich, startete er mit viel Erfolg auf dem Bundeschampionat und hat bereits Prämienhengste wie Spielberg in Westfalen gezeugt.

    Außergewöhnliche Leistung

    Nobel. schwarz, bewegungsstark: Sandro Hit gibt seine Eigenschaften weiter.

    Über 100 gekörte Hengste stehen bereits in Sandro Hits Zuchtbilanz, eine enorme Summe. Addiert man die gekörten Enkel hinzu, kommt man auf bombastische Zahlen. Wer sich davon tatsächlich durchsetzen wird – darüber kann erst in einigen Jahren Auskunft gegeben werden. Fakt jedoch ist, dass Sandro Hit in seiner Generation Außergewöhnliches geleistet hat. Sieben Siegerhengste hat er bisher zu stellen vermocht. Stoiber SN gewann 2006 beim Zuchtverband für Deutsche Pferde in Kreuth, Sieger Hit und Soliman de Hus 2007 in Vechta und Verden, zuvor waren es Sir Willson, Sandrit und Samba Hit II. Stedinger war es im Jahr 2002. Aus einer Landadel-Futuro-Mutter gezogen, avancierte er schnell zu einem der meistfrequentierten Hengste Deutschlands. Gleich aus seinem ersten Jahrgang wurden 2006 neun Söhne gekört – darunter mit Status Quo Oldenburgs Siegerhengst.

     

    Züchterisch immer mehr in den Vordergrund drängt der Siegerhengst Stedinger.

    Nahezu noch bedeutender schlug das Jahr 2008 ein, als Stedinger bei den dreijährigen Hengsten mit dem auf der NRW-Körung 2007 für 160.000 Euro versteigerten Schumacher den Vize-Bundeschampion und mit Statesman unter Heiko Klausing den Bronzegewinner der dreijährigen Hengste stellte. Schumacher wurde zuvor Westfalenchampion der dreijährigen Hengste in Münster-Handorf, gewann Reitpferdeprüfungen mit Noten bis 9,1 und zählte unter Claudia Rüscher zu den auffallendsten Erscheinungen in Warendorf. Statesman stand wenig später erneut im Rampenlicht, als er für 400.000 Euro über die Vechtaraner Eliteauktion wechselte. Er wurde nach Luxemburg zugeschlagen, soll aber im Gestüt Vorwerk aufgestellt werden. Auch Soliman de Hus und Sieger Hit zählen zu Sandro Hits Siegerparade. Erster entfachte auf der Hannoveraner Körung 2007 ein heißes Bietergefecht, ehe der Sandro Hit-Donnerhall-Sohn für 700.000 Euro an Xavier Marie zugeschlagen wurde. Zweiter gewann wenig später die Körung in Oldenburg und wechselte für 340.000 Euro nach Dänemark. Wer Zahlenspiele liebt, dem liefert Sandro Hit viel Stoff: Die Auktionsergebnisse all seiner Nachkommen zusammenzuzählen, dürfte ein interessantes Ergebnis aufdecken. Da werden einige Millionen zusammenkommen. Denn teuer wurden viele seiner Nachkommen. 750.000 Euro kostete auf der PSI-Auktion 2005 ein aus einer Calypso II-Mutter gezogener Hengst namens Santa Cruz, 166.000 Euro auf der gleichen Auktion der ganz ähnlich gezogene See You. Nahezu alle Auktionsplätze verdanken Sandro Hit Spitzenpreise. Auch Salieri wechselte 2002 über die Auktion – ihn ersteigerte Sissy Max-Theurer. Der im typisch edel-dunklen Sandro Hit-Look aufgemachte Dunkelbraune feierte 2006 unter Tochter Vicky sein Grand Prix-Debut und gewann 2007 eine Weltcup-Kür sowie zehn Grand Prix-Prüfungen. „Salieri ist sehr leichfüßig, temperamentvoll und überaus fein zu reiten. Für mich ein Traumpferd, das einem ein Traumgefühl gibt. Nur im Umgang teilweise eine Nervensäge, da er stets die ungeteilte Aufmerksamkeit wünscht“, erzählt Sissy Max-Theurer über ihn. Erfolge auf Intermediaire I-Niveau konnte siebenjährig bereits der Sandro Hit-Rohdiamant-Nachkomme Sancisco vom Gestüt Kempkehof feiern. Unter Ronald Lüders gewann er Inter I-Küren und hat auch mit hoch bewerteten Prämienfohlen auf sich aufmerksam gemacht.

    Auf der ganzen Welt verteilt

    Salieri holte mit Victoria Max-Theurer als erster Sandro Hit-Sohn Grand Prix Erfolge.

    Sandro Hit ist überall – seine Nachkommen sind auf der ganzen Welt verteilt. In Amerika etwa gewann der Oldenburger Hengst Starlight den Titel „Grand Champion Stallion“ auf der Zuchtschau in Devon 2008. In Holland gewann der Sandro Hit-Flemmingh-Sohn Sandreo 2004 das Finale des Pavo-Cup und siegte ein Jahr später beim Hengstwettbewerb in s’Hertogenbosch. Auch die Landgestüte haben sich längst mit Sandro Hit-Blut eingedeckt. Während Siegerhengst Soliman de Hus in Celle wirkt, hat Warendorf auf den ebenfalls aus einer Donnerhall-Mutter stammenden Westfalen Sandro Bedo gesetzt. Der Reitpferde-Sieger, der mit 135.68 Punkten Zweiter in der 2005er Hengstleistungsprüfung von Warendorf war, stellte 2008 einen Prämienhengst in Münster-Handorf. Während im brandenburgischen Haupt- und Landgestüt Neustadt/Dosse die Linie über Samba Hit und Söhne gepflegt wird, wirkt im sachsen-anhaltinischen Landgestüt Prussendorf der Rapphengst Sarotti aus einer Mutter von Wolkenstein II – er hat in seinem 30-Tage-Test mit 9,25 die Höchstnote für die Rittigkeit bekommen. In Marbach ist Sir Sandro von Sandro Hit-Weltmeyer aufgestellt. Dazu kommen unzählige Privathengststationen, die sich mit Sandro Hit-Blut eingedeckt haben. Einer der sportlich erfolgreichsten darunter ist der Rappe San Remo von der Station Pape. Er schrammte jeweils haarscharf an einer Goldmedaille vorbei – zuerst auf der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde 2006, als er um Hundertstel geschlagen Bronze gewann. Dann kurze Zeit später beim Bundeschampionat, wo er sich nach Siegen in der Einlauf- und Finalqualifikation mit den Traumnoten 9,1 und 9,4 wiederum mit Bronze zufrieden geben musste. Mit 151.03 Punkten und zehn Noten zwischen 9,0 und 10,0 gewann er bereits den Dressurindex seiner HLP in Münster-Handorf. Inzwischen hat er mit seiner ständigen Reiterin Susan Pape S-Erfolge erzielt. Zehn Bundeschampions, bedeutende Siegerhengste, sündhaft teure Auktioniken – Sandro Hit hat Enormes geleistet. Kaum ein Hengst hat die „Moderne“ der Oldenburger Zucht und der Reitpferdezucht weltweit in den vergangenen Jahren so geprägt wie dieser Hengst. Kaum einer hat so viele Emotionen ausgelöst, ob Freudentränen bei den Bundeschampionaten, Jubeljuchzer auf den Auktionen.

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    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Charly siegt bei den fünfjährigen Springpferden

    Charly siegt bei den fünfjährigen Springpferden

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Die Bundeschampionate 2020 in Warendorf sind bereits in vollem Gange. Auch die ersten Championpferde stehen bereits fest. Bei den fünfjährigen Springpferden siegte Charly mit Bestleistungen unter Christian Kukuk.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Der Name Charly ist Programm, denn so heißt der neue Champion der fünfjährigen Springpferde. Bereits in den vergangenen Tagen meisterten Kukuk und Charly souverän die unterschiedlichen Leistungsanforderungen im Springparcours.

    Schlussendlich lieferte der Chaman-Sohn aus einer Stakkato Mutter am Finaltag eine Spitzen-Performance ab und zeigte zwei Runden, die mit der Wertnote 9,1 und 9,3 bewertet wurden. Der Nachwuchsstar, aus der Zucht und im Besitz von Madelein Winter-Schulze, läuft seit Ende letzten Jahres unter dem Sattel von Christian Kukuk.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]An zweiter Stelle platzierte sich der Hengst Cashmere. Mit der Wertnote 9,0 in beiden Umläufen war er dem Bundeschampion Charly dicht auf den Fersen. Cashmere ist ein Sohn des Cristallo aus einer Contender Mutter und stammt aus der Zucht von Dr. Axel Schürner. Vorgestellt wurde der strahlende Reserve-Siegerhengst der Westfalen-Körung 2017 von Marco Kutscher.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“215851″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ alignment=“right“ onclick=“link_image“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“215853″ img_size=“medium“ add_caption=“yes“ onclick=“link_image“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text]Platz drei im Finale belegte Coros unter Hendrik Dowe. Im ersten Finalumlauf hatte der Hengst von Cornet Obolensky, aus der Zucht von Werner Buschsieweke, mit einer 9,5 die Höchstnote erhalten. Im zweiten Umlauf hingegen erhielt das Paar eine 8,3.[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Bundeschampionate 2020 – Es kann losgehen!

    Bundeschampionate 2020 – Es kann losgehen!

    [vc_row][vc_column][vc_column_text]Der Startschuss für die langersehnten Bundeschampionate in Warendorf ist heute gefallen. In der aller ersten Prüfung des Tages müssen sich die 5-jährigen im Gelände unter Beweis stellen. Weiter geht’s mit den 6-jährigen um 14:30 Uhr in der Geländepferdeprüfung der Klasse L.

    Aufgrund von Corona findet auch die, sonst sehr gut besuchte, Veranstaltung dieses Jahr ohne Zuschauer statt. ClipMyHorse berichtet jedoch live Vorort und gibt die Möglichkeit die Youngsters in Action zu sehen.

    Wir sind gespannt, welche Namen die neuen Champions dieses Jahr bei den Youngstern tragen werden! :)[/vc_column_text][vc_column_text]

    Zeiteinteilung:

    [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“215753″ img_size=“large“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.fnverlag.de/fn-erfolgsdaten/veranstaltung/30380/Finale-der-Bundeschampionate-des-Deutschen-Spring–und–Vielseitigkeitspferdes-sowie-des-Deutschen-Spring–und-Vielseitigkeitsponys-2020-Warendorf-DOKR“][vc_single_image image=“215757″ img_size=“large“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.fnverlag.de/fn-erfolgsdaten/veranstaltung/30380/Finale-der-Bundeschampionate-des-Deutschen-Spring–und–Vielseitigkeitspferdes-sowie-des-Deutschen-Spring–und-Vielseitigkeitsponys-2020-Warendorf-DOKR“][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_single_image image=“215755″ img_size=“large“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.fnverlag.de/fn-erfolgsdaten/veranstaltung/30380/Finale-der-Bundeschampionate-des-Deutschen-Spring–und–Vielseitigkeitspferdes-sowie-des-Deutschen-Spring–und-Vielseitigkeitsponys-2020-Warendorf-DOKR“][vc_single_image image=“215759″ img_size=“large“ alignment=“center“ onclick=“custom_link“ img_link_target=“_blank“ link=“https://www.fnverlag.de/fn-erfolgsdaten/veranstaltung/30380/Finale-der-Bundeschampionate-des-Deutschen-Spring–und–Vielseitigkeitspferdes-sowie-des-Deutschen-Spring–und-Vielseitigkeitsponys-2020-Warendorf-DOKR“][/vc_column][/vc_row]

  • Web-Talk zur Zuchtwertschätzung: Daten kennen, erfolgreich züchten!

    Web-Talk zur Zuchtwertschätzung: Daten kennen, erfolgreich züchten!

    Die Zuchtwertschätzung ist eine feste Größe, die Selektion und Auswahl steuert und eine erfolgreiche Anpaarung ermöglichen soll.  Welche Bedeutung die Zuchtwerte haben, wie sie kalkuliert werden und welche weiteren Faktoren vor der Anpaarung bedacht werden sollten, das verrät HfWU-Dozent Prof. Dr. Stanislaus von Korn im Web-Talk »Zuchtwertschätzung: Daten kennen, erfolgreich züchten!« am Donnerstag, den 3. September 2020 um 19 Uhr.

    Im Web-Talk erklärt Prof. Dr. Stanislaus von Korn, wie man Hengste besser einschätzen kann und was es mit der Zuchtwertschätzung auf sich hat. Erfahren Sie, woher die Daten der Zuchtwertschätzung kommen, was sie aussagen und warum diese Zahlen so wichtig für eine erfolgreiche Zucht sind. Außerdem geht der Experte für Pferdezucht auch darauf ein, welche weiteren Daten bei der Auswahl des passenden Hengstes hilfreich sein können und welche Kriterien man zusätzlich bedenken sollte.

    Jetzt anmelden

    Im ersten Teil der Veranstaltung gibt der Referent Anregungen und Tipps, nennt Beispiele und beantwortet anschließend persönliche Fragen der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. So können Sie für ihre Züchterpraxis lernen und haben die Chance, sich mit dem Experten und den anderen Web-Talk-Teilnehmern auszutauschen, um bald erfolgreich in die neue Zuchtsaison zu starten.

    Der Referent

    Foto: B. Jostes, HfWU

     

     

    Prof. Dr. Stanislaus von Korn unterrichtet und erforscht seit über 25 Jahren die Fachgebiete Tierzucht sowie Pferdezucht an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Mehrere Jahre war er zudem als Studiendekan für Agrarwirtschaft an der HfWU tätig. Daraus entstand im Bereich der Pferdewirtschaft im Jahr 2009 der erste Bachelor-Studiengang Pferdewirtschaft. Prof. Dr. Stanislaus von Korn begleitet die deutsche und internationale Pferdezucht seit Jahrzehnten. Seinen Kurs Pferdezucht und Exterieurlehre bietet er auch weiter an der HfWU an: Der nächste Kurs findet vom 18. September bis 11. Dezember 2020 statt.

     

     

    Der Web-Talk findet über die kostenlose Anwendung Zoom statt und dauert 45 bis 60 Minuten. Horse-Gate Exclusive-Mitglieder können kostenlos teilnehmen. Alle anderen Teilnehmerinnen und Teilnehmer bezahlen 9 Euro.

    Der Web-Talk in Zahlen:

    Web-Talk: »Zuchtwertschätzung«

    Datum: 03.09.2020
    Uhrzeit: 19:00 bis 19:45 Uhr
    Zugang: PC/Mobilgerät/Telefon

    Plattform: Zoom (Sie benötigen ein kostenloses Benutzerkonto)
    Referent: Prof. Dr. Stanislaus von Korn, Dozent für Pferdezucht und Exterieurlehre

    Bitte beachten: Anmeldeschluss ist der 03.09.2020 um 11:00 Uhr
    Zugangsdaten: Den Login erhalten Sie am 03.09.2020 bis spätestens 16:00 Uhr per E-Mail

    Hinweis: Überprüfen Sie bitte auch Ihre Spam-Mails und kontaktieren Sie uns, falls Sie bis 16 Uhr keine E-Mail mit dem entsprechenden Login erhalten haben.

    Bezahlen können Sie per Rechnung oder PayPal.

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  • Chilli Morning – erfolgreichster Vielseitigkeitshengst gestorben

    Chilli Morning – erfolgreichster Vielseitigkeitshengst gestorben

    Eine Vielseitigkeits-Legende ist von uns gegangen. Der Besitzer Christopher Stone berichtet auf seiner Facebook-Seite über den plötzlichen Verlust seines Ausnahmetalentes.

    „Lisa und ich sind sehr traurig, sagen zu müssen, dass Chilli Morning heute Morgen verstorben ist. Es wurde über das Wochenende und gestern ganz normal ausgeritten und heute Morgen stand er in seinem eigenen Draußenpaddock, als er plötzlich zusammenbrach. Er starb auf der Stelle.
    Chilli war auf der ganzen Welt bekannt und beliebt als der erfolgreichste Hengst, den der Vielseitigkeitssport je gesehen hat. Seine Wettkampfbilanz war hervorragend, und auch als Vererber war er sehr erfolgreich. Seine größte Wirkung für Lisa und mich waren jedoch die unglaublichsten Erinnerungen, die er uns gegeben hat.
    Vielen Dank an alle, die sich im Laufe der Jahre um ihn gekümmert haben, insbesondere an das Team von Fox-Pitt Eventing und in jüngerer Zeit an Gemma, Charlotte und das Team hier in Tattleton. Es versteht sich von selbst, dass wir heute alle ein gebrochenes Herz haben. Wir haben diesen Jungen mehr geliebt und gehegt, als irgendjemand jemals erfahren wird, und wir sind das glücklichste Team der Welt, das das Privileg hatte, sich um ein so wunderbares Pferd kümmern zu dürfen. Wir haben auch das unglaubliche Glück, einige seiner besonderen Babys hier bei uns zu haben, von denen wir nicht daran zweifeln, dass sie in die Fussstapfen ihres Vaters treten werden! Gute Nacht Chilli, schlafe gut ❤️“

    Wir werden ihn nie vergessen!

  • Kolibri – Erfolgsgeschichte eines Schimmels (Teil 1)

    Kolibri – Erfolgsgeschichte eines Schimmels (Teil 1)

    „Er war der Hugh Hefner unter den Hengsten. Ein Playboy. Medienwirksam und weithin prominent, wirtschaftlich erfolgreich, potent bis ins hohe Alter. Und eitel.“ Es gibt nicht viele Pferde, denen der Tagesspiegel einen solchen Nachruf schreiben würde. Der legendäre Schimmel Kolibri jedoch war schon zu Lebzeiten Ruhm gewohnt: Im Innenhof des Haupt- und Landgestüts Neustadt an der Dosse setzte man ihm 2001 ein lebensgroßes Denkmal in Bronze. Dabei hätte es den „Gotthard des Ostens“ nach den Zuchtverantwortlichen der ehemaligen DDR überhaupt nicht geben dürfen.

    King

    Glück kann man einmal haben. Hat man es zweimal, ist es Schicksal. In Kolibris Stammbaum gab es zwei Momente, in denen die K-Linie hätte aussterben müssen. Doch beide Male überlebte das Blut wie durch ein Wunder. Seine väterliche Abstammung geht zurück auf den Hannoveraner King, dessen Vater Kingdom xx Ende des 19. Jahrhunderts als Celler Landbeschäler in Otersen deckte. Über Khedive, insbesondere aber über Kirkland I, in Kolibris Pedigree in der 8. Generation auftretend, war King ein bedeutender Linienbegründer der hannoverschen Zucht. Der 1941 geborene Schimmel Kosak von Körting, Vater des unter Hermann Schridde international erfolgreichen Springpferdes Kamerad, war der letzte männliche Spross im Ursprungszuchtgebiet. Dann, 1955, wäre die ehemals blühende Hengstlinie beinahe erloschen. 70 Prozent aller Zuchtpferde gingen nach Kriegsende in Deutschland verloren. Doch ein letzter Vertreter der K-Linie überlebte quasi inkognito – der in den Kriegswirren nach Mecklenburg versprengte Hengst Körling. Seine Geschichte klingt wie das Drehbuch zu einem sentimentalen Pferdefilm: Fast alle Redefiner Landbeschäler waren nach dem Krieg von den russischen Besatzern in Beschlag genommen und gen Osten verladen worden. Bis auf 13 Hengste waren die Stallungen leer. Der Wiederaufbau des Gestütswesens in Mecklenburg gestaltete sich deshalb als schwierig. Der Staat musste auf Hengste aus privatem Besitz zurückgreifen, um einen neuen Beschälerbestand aufzubauen. Jürgen Hellerung, der damalige Mecklenburger Zuchtleiter, betätigte sich in der Phase des Wiederaufbaus gewissermaßen als Jäger und Sammler. Bei einem so genannten Neubauern entdeckte er einen Schimmelhengst mit hannoverschem Fohlenbrand, dessen Abstammung zunächst unbekannt blieb. Sein Besitzer hatte ihn „Tropfen“ getauft und nutzte ihn als verlässliches Arbeits- und Reitpferd.

    Eines Tages kam es zu einem zufälligen Zusammentreffen zwischen Hellerung und dem Domänenpächter Eggers, der von einem Schimmelhengst schwärmte, den die Russen zunächst requiriert hatten. Eggers erinnerte sich an eine deutlich fühlbare Narbe am Hals, die zur Identifizierung führte: Bei „Tropfen“ handelte es sich um einen 1943 gekörten Sohn des Körting (Körner-Fling-Amurath I) aus einer Mutter von Schwabenonkel I-Alcinus. Der als Ackergaul genutzte Hengst wurde also feierlich in Körling umgetauft und in den Redefiner Bestand eingereiht.

    Knapp der Zwangskastration entkommen

    Kobold

    Von 1955 bis 1966 als Landbeschäler eingesetzt, hinterließ Körling fünf gekörte Söhne, von denen sich Komet aus der Fabuhild von Fabulist-Schwang-Schwabe durchsetzen konnte – allerdings über einen Umweg. Als der Züchter Walter Schacht aus Kisserow den deutlich arabisierten Schimmel 1961 auf dem Hengstmarkt in Güstrow vorstellte, lautete das Urteil „nicht gekört“. Nach dem damaligen Gesetz war das gleichbedeutend mit Zwangskastration. Doch auch diesmal verhinderte das Schicksal das Aussterben der K-Linie: Komet blieb Hengst, ein eindeutiger Verstoß gegen das geltende Tierzuchtgesetz der ehemaligen DDR, und bewährte sich als springbegabtes Reitpferd im Modernen Fünfkampf. Später unter Dr. Klötzer im Springsport bis zur Kl. S siegreich, fiel der Schimmel dem damaligen Leiter des Hauptgestüts Neustadt, Heinz Hoppe, auf, der allerdings nicht alleine über einen Ankauf entscheiden konnte. Schließlich gelang es dem Direktor der Pferdezuchtdirektion Mitte, Herbert Neuschulz, den Hengst für die beachtliche Summe von 14.000 DDR-Mark zu kaufen. 1971 wurde er als 12-jähriger in einer „Sonderkörung“ doch noch gekört und in den Bestand des Hauptgestüts Neustadt eingereiht. Hier hinterließ er in Anpaarung mit blutgeprägten Stuten 42 zuchtbewährte Töchter, hervorragende Sportpferde und sechs gekörte Söhne, von denen Kolibris Vater, der Schimmel Kobold I, den größten Einfluss nahm. Aus dem Stamm der Peilung (Brdbg. Stamm 535) gezogen, führte er auf der Mutterseite über den Trakehner Drusus (Moskit-Polarstern) und den Hannoveraner Senatus (Senator-Almjäger I) gehäuft ostpreußisches Edelblut, das notwendig war, um geschmackvolle, mit genügend Adel ausgestattete, gängige Sportpferde zu züchten. Springen konnten sie alle! Hengste dieser Machart benötigte man, um Pferde für den Export zu züchten, was dringend notwendige Devisen brachte. Abgewickelt wurden die Auslandsgeschäfte über den 1971 gegründeten Verkaufsstall der Pferdezuchtdirektion Mitte in Neustadt an der Dosse. 1951 holte man zum Rundumschlag aus: Die Landgestüte Redefin, Neustadt, Ferdinandshof, Kreuz bei Halle und Moritzburg verloren ihre Autonomie, die Hengstverteilung wurde fortan von Ostberlin aus gelenkt und Kobold I musste nach Redefin abgegeben werden. Vier gekörte Söhne stammen aus dieser Ära: Kogani I und II aus der Mahagoni xx-Tochter Maharani I, Kobar aus der Blauzura II von Blaubart xx-Azur und Kolibri, 1979 in der LPG „Rotes Banner“ in Trinwillershagen geboren und Siegerfohlen seines Jahrgangs.

    Kolibris Mutter war eine kleine, dominante Diva

    Lorelei mit Dakapo

    Seine nur 161 cm Stockmaß messende Mutter, StPrSt. Lorelei (*1974), war eine Tochter des Trakehners Lapis (*1969) von Labirynt (Belizar-Pyrrhus) aus der Mecklenburger Stute Flijuna von Flimmerstahl-Jungdeutsch. In Anpaarung mit Flügel, einem Urenkel des mehrfach erwähnten Fling, hinterließ Flijuna mit Fluß I und II zwei gekörte Söhne. Kolibris Großmutter Tugend (*1963) hatte den Hannoveraner Doboj (Dömitz IAbendsport-Feiner Kerl) aus der Mailuft von Barenthin von Schwalm zum Vater und brachte lediglich zwei Fohlen zur Welt, darunter Lorelei. Über Urgroßmutter Alwine von Barenthin von Maimond aus der Nora von Grandezzo-Ganghofer mündet die mütterliche Linie in einen Brandenburger Stamm. Barenthin ist übrigens ein kleines Dorf im Kreis Kyritz, Heimat des Züchters Otto Schläfke, aus dessen Zucht Alwine hervorging. Lorelei hinterließ in neun Zuchtjahren sieben Fohlen, darunter 1979 Kolibri und später seine Vollschwestern Kolibra I und II und Jordana v. Jordan, die mit der Staatsprämie ausgezeichnet wurden. Kolibra I erwies sich als erstklassige Zuchtstute: In Anpaarung mit dem Holsteiner Lonely Boy lieferte sie das unter Martin Schäufler international erfolgreiche Springpferd Latina W, Halbbruder Mako von Matador xx ist unter Maximilian Ritter ebenfalls S-Sieger. Nach dem Mauerfall und der Auflösung der LPG „Rotes Banner“ wurde Lorelei 1990 an Sabine Ilchmann in Winsen/Luhe verkauft, die zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, dass es sich bei der kleinen Fuchsstute um die Mutter von Kolibri handelte. Aus der Anpaarung mit Aarking xx und Don Primero fielen zwei Hengstfohlen. 1994 starb Lorelei. Sabine Ilchmann beschreibt sie als Stute „mit einem ehrlichen, aber dominantem Charakter, die wusste, was sie wollte, und Leitstute unserer kleinen Herde wurde“. Als sie erfuhr, dass Lorelei Mutter des damals schon recht bekannten Kolibri ist, reiste sie nach Neustadt an der Dosse, um den Schimmel in Augenschein zu nehmen: „Kolibri war ein beeindruckender Hengst, edler als seine Mutter, die in ihm jedoch deutlich zu erkennen war“, sagt Ilchmann.

    Karriere in Neustadt

    Kolibri

    Christel Kranz, zuständig für die Pferdezucht in der LPG, wollte den potenziellen Hengstanwärter natürlich nicht gehen lassen, doch Uwe Witt, heute Zuchtleiter in Mecklenburg-Vorpommern, schaffte es nach zähen Verhandlungen, dass der kleine Schimmel zur Aufzucht ins Gestüt Ganschow kam. 1982 absolvierte Kolibri in Neustadt nach elf Monaten mit 94,85 von 100 möglichen Punkten unter 32 Hengsten die Prüfung und wurde Reservesieger der anschließenden Körung. Gelobt wurden sein ausgeglichenes Temperament, taktreine Bewegungen und überragendes Springen, bemängelt seine horizontale Kruppe, die er mitunter vererbte. Um seine künftige Stationierung gab es zunächst Diskussionen zwischen Redefin und Neustadt. Kolibri blieb jedoch in Neustadt und deckte, mit einer kurzen Unterbrechung, auf der Station Krumke in der Altmark (Sachsen-Anhalt), wo er vornehmlich mit Halbblut- oder Trakehnerstuten Spitzenpferde in Serie lieferte und sich zum Starvererber entwickelte.

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.

  • Der Top-Shooting-Star zieht nach Westfalen – DSP-Hengste dominieren die Auktion!

    Der Top-Shooting-Star zieht nach Westfalen – DSP-Hengste dominieren die Auktion!

    Das war Viernheim und seine Shooting Stars live! Auch im Corona-Jahr 2020 zeigten sich die Rhein-Main-Region und die Mitglieder des Reit- und Fahrverein Viernheim stark aufgestellt und einmal mehr bleiben zahlreiche Shooting Stars in der Region und setzten sich mehrfach gegenüber den Hybrid-Bietern aus aller Welt durch.

    Für 18.500 Euro ersteigerte ein Hengstaufzüchter aus Nordrhein Westfalen die Preisspitze, den beeindruckenden Sohn des Manchester van’t Paradijs/Golden Joy J, namens Manhattan. Der schmucke Dunkelfuchs mit viel Typ und Go hat bereits drei gekörte Halbbrüder, die auf den Hengsttagen in München glänzten und darüber hinaus einen mit internationalen Erfolgspferden gespickten Stutenstamm – und wenn alles gut geht, dann hat er allerbeste Voraussetzungen um in drei Jahren auf seiner Körung im Rampenlicht zu stehen. Das Züchterhaus Schrötzlmair aus Nierderwöhr vertraute sein Tafelsilber der Süddeutschen Pferdezuchtverbände Vermarktungs GmbH an und traten überglücklich den Heinweg an.

    11.000 Euro war einem internationalen Springstall aus der Schweiz Ophelia wert, eine Tochter des Ogano-Sitte aus einer Mutter von Cefalo. Züchter ist Fabian Hennicke aus Bismark. Im weiteren Preisranking folgten zwei Fohlen mit jeweils 10.500 Euro. Ein Sohn des Vingino aus einer Mutter von Candillo aus der Zucht von Gabriele Eder aus Osterhofen sowie der von Alfred Kohn aus Vierherrenborn gezogene Dia Blue, ein Sohn des Diacontinus aus einer Mutter von Chacco-Blue.

    Im Schnitt kosteten die 27 Shooting Stars 7518 Euro. Zwei Fohlen sind künftig in der Schweiz zu Hause, 25 Fohlen sind teils in Spitzen-Springställe in Deutschland verkauft und viele wird man in einigen Jahren auch im Parcours hier in Viernheim wiedersehen.
    Weiter geht es in der DSP-Vermarktung auf Gut Ising am Chiemsee. Am 5. September 2020 (8 Dressur- bzw. Springfohlen), es folgt dann die Auktion Darmstadt II (ca. 30 Dressur- bzw. Springfohlen) integriert in das Deutsche Berufsreiterchampionat Dressur am 19. September und am 26. September ist die finale Fohlenauktion für 2020 beim Dressurturnier des Reit- und Fahrverein Ludwigsburg (ca. 12 Dressurfohlen).

    Hier die Gesamtübersicht:

    Auktionsergebnis_viernheim2020_shootingstars

  • Kolibri – Erfolgsgeschichte eines Schimmels (Teil 2)

    Kolibri – Erfolgsgeschichte eines Schimmels (Teil 2)

    Hengstsöhne

    Koliander

    Die über 20 gekörten Söhne des Kolibri waren nicht alle „Überflieger“, erwiesen sich jedoch mehrheitlich als erfolgreiche Springpferde. Bei entsprechender Anpaarung konnten sich einige Nachkommen recht gut bewegen und erhielten in der Leistungsprüfung auch auf diesem Sektor gute Benotungen. Aus dem 1. Jahrgang stammte der Fuchs Kai (*1984) aus der Flora von Fedor, der in Neustadt zum Einsatz kam und im Parcours über 30.000 € gewann. Seine Nachkommen brachten es auf beachtliche 80.000 €. In Redefin deckte der großrahmige, ganggewaltige Schimmel Kornfink (*1989), selbst springerfolgreich in der Kl. S, der mit sportiver Nachzucht aufwartete und über 20 eingetragene Töchter hinterließ. Sein Vollbruder Kaiserwind (*1997) ist Privatbeschäler und geht ebenfalls in der S-Klasse. Seine Nachkommen, darunter sechs Staatsprämienstuten, sind erfolgreich in Basisprüfungen. Die Mutter der beiden Hengste, St.PrSt. Venus, war eine Trakehnerstute von Vers II-Wespazjan. Überhaupt ist auffällig, dass die gesamte K-Linie in Kombination mit ostpreußischen Genen ihre besten Produkte hervorbrachte. Über seine Mutter Miri von Intervall xx edel gezogen, wurde der Schimmel Kalistro (*1999) nach Österreich verkauft, wo er erfolgreich im Springsport geht. Komplize (*1986) aus der Unfaire von Fixer und Konvent (*1986) aus der Cansade II von Adept blieben ohne nennenswerten Einfluss, Koliander (*1992), ein typvoller Fuchs aus der Trakehnerstute Grenzmark von Vers II – Karneol, war 1994 Körungssieger und deckte in Neustadt. Auch die Vollbrüder Korsar I (*1989) und Korsar II (*1992), der ältere Schimmel, der jüngere Fuchs, stammten aus einer Trakehnerstute, der StPrSt. Octavia von Humbert – Greif (Trak. Stamm 152). Humbert (Altgesell-Albatros) wie Greif (Drusus-Tertzky) lieferten rittige, springbegabte Pferde, hoch dekorierte, zuchtbewährte Töchter und hinterließen auch in der Trakehnerzucht deutliche Spuren.[ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]

     

    Korsar II mit Marc Scheel

    Korsar I war Finalist im Bundeschampionat des Deutschen Springpferdes, verbuchte später S-Siege in Deutschland und ging dann international im Stall Pessoa. Er lieferte erstklassige Springpferde und über 50 Zuchtstuten. Die Nachkommen des S-Siegers Korsar II sind ebenfalls im Parcours erfolgreich. Kolibris As (*1991) aus der Annabell von Adept-Direx ist ein leistungsstarker, typvoller Fuchshengst. 1993 Körungssieger, war er zweifacher Teilnehmer am Bundeschampionat und gewann unter Hans-Jörn Ottens mehrere Nationenpreise. Im Sport hat er 40.000 € gewonnen, das Konto seiner Nachkommen weist beachtliche 20.000 € auf. 25 Töchter sind eingetragen, 26 Pferde gehen im Springsport, davon drei in der Kl. S – eine respektable Bilanz! Wie die meisten Söhne des Kolibri ist auch Konkret (*1997) aus der Ulme von Ussuri xx Schimmel. Auf der Leistungsprüfung in punkto Springen mit Höchstnoten bedacht, Teilnehmer am Bundeschampionat, ist er inzwischen S-Sieger mit springbegabter Nachzucht.

    Korlandus (*1992) aus der Grollmädel von Grollus xx wurde wenig benutzt, überzeugte jedoch durch Parcourserfolge. 2006 wurde der international erfolgreiche Schimmel Konto (*1993) aus der Florenz von Fugator über Eigenleistung gekört. Mit über 54.000 € Gewinnsumme ist er einer der erfolgreichsten Söhne des Kolibri im Springsport. Seine Bewährung als Vererber bleibt abzuwarten.

     

    Korano mit Julia Steppe

    Korano (*1995) aus der Feine Form von Furioso-Drusus ist Vollbruder des international erfolgreichen Springpferdes Folklore und hat den Stamm (Brdbg. Stamm 528) mit den Hengsten Kosmos I und II gemeinsam. Zunächst Landbeschäler in Neustadt, inzwischen Privathengst, ist die S-Siegerin Kim sein derzeitiges Aushängeschild. Ein erstklassiges Springpferd mit guten Bewegungen ist Kulmann (*1994), der über seine Mutter Palida von Patrick xx-Grollus xx Vollblut in gehäufter Konzentration aufweist. Er hat im Sport über 5000 € gewonnen, seine nur wenigen Nachkommen bringen es auf beachtliche 4000 €. Zunächst Landbeschäler in Neustadt, steht er inzwischen in Westfalen auf Station, wo er trotz geringen Zuspruchs seitens der Züchter typbrillante Fohlen lieferte.

    Küster (*1989) aus der Jeska von Jerome I wurde nach mäßiger Leistungsprüfung ausrangiert, der Schimmel Kingsland SM (*2002) aus der Judika von Julio Mariner xx ist Privathengst und Sieger in Springpferdeprüfungen. Abzuwarten bleibt die Vererbung des Neustädter Landbeschälers Kolding (*2002) aus der Sonja von Sonnenstrahl/Tr.. Der hannoversch gebrannte King Kolibri (*2002) aus der Atletica von Achill-Libero H- Pit I-Grannus wurde 2004 in Verden gekört und für 40.000 € in die Niederlande verkauft. Er erfreut sich bei den Züchtern großer Beliebtheit. Ihm traut man am ehesten zu, dass er die Linie des Kolibri auf eine breitere Basis zu stellen vermag. Dass man diesen erstklassig gezogenen Schimmel, dessen Großmutter Pretoria Mutter des überragenden Hengstes Vulkano FRH ist, mit dem Marcus Ehning 2008 den Großen Preis von Donaueschingen gewann, in Hannover sangund klanglos ziehen ließ, bleibt unverständlich.

    Die Kolibris im Sport

    Kira Bell mit René Tebbel

    Das aktuelle Jahrbuch Zucht der FN weist für Kolibri eine Gewinnsumme von über 1,8 Millionen Euro aus, womit er im Oberhaus der Top 20-Vererber anzusiedeln ist. Zunächst im Natursprung eingesetzt, eröffneten sich ihm ab 1994 durch die künstliche Besamung gänzlich neue Perspektiven. Zudem wurde ihm auch die Anerkennung fast aller großen Zuchtgebiete, darunter Hannover, zuteil. Von seinen annähernd 1800 Nachkommen, die die unterschiedlichsten Brandzeichen zieren, wurden über 1000 als Sportpferde eingetragen – eine schier unglaubliche Anzahl! Darunter befinden sich 41 Pferde, die Springprüfungen der Kl. S gewonnen haben, beziehungsweise S-Platzierungen aufweisen können. Neben dem Olympiapferd Katango (Sydney 2000) unter Lorenzo Toscano gehören und gehörten Karamba/ Markus Kölz, Künstler/Stefan Böse, Konni/Mylene Diederichsmeyer, Kira Bell und Merry Chrismas/René Tebbel, Kassandro/Simone Blum, Kim/Patrick Kühn, Kleopatra/Christian Ahlmann, Kassiopeia/Helena Weinberg, Komtess/Holger Wulschner, Kaprice/Konrad Ummen, Karolin/Hartwig Rohde, Katie Riddle/ Andre Thieme, Kelly Jump/Kai Kramm, Kevin/Torsten Ritter, Kimberly/Philip Makowei, Kirke/Malte Nissen, Kody/Ronny Sauer, Kondor/Rainer Becker, Korado S/ Gerhard Weiß, Korsar I/Rodrigo Pessoa und Korsika/ Sabrina Deußer zu den Aushängeschildern des Kolibri. 2007 war Kolibris Perle mit 230.000 € eines der teuersten Pferde der PSI und nahm an den Weltmeisterschaften in Lanaken teil; Kir Royal, Konkret und Karat zählten zu den Finalisten auf dem Bundeschampionat des Deutschen Springpferdes. Als Muttervater zeichnet Kolibri verantwortlich für Rulanda von Rudelsburg, mit der Imke Harms 2005 Deutsche Meisterin wurde, für Antik von Azzaro, unter Matthias Granzow hoch platziert im Hamburger Derby, und für Granymedes von Grannenstolz, S-Sieger unter Olaf Jürgens. Auch die internationalen Springpferde La Coquette von Landrebell, geritten von Lars Nieberg, Luminos, ebenfalls von Landrebell, mit Werner Muff und die von Luciana Diniz pilotierte Suzie Quattro von Quattro stammen aus Kolibri-Töchtern.

    Besonders wertvoll: 560 eingetragen Töchter – 75 Staatsprämienstuten

    Kolibris Perle mit Julia Prochnow

    1997 wurde in Neustadt der bunte Fuchs Paradiesfalter von Paradiesvogel aus der Kora von Kolibri-Dornbusch zum Siegerhengst proklamiert und legte ein Jahr später eine überragende Leistungsprüfung ab. 1998 führte Prinz Kolibri von Prinz Pilot aus der Kaja von Kolibri-Jura als Champion seinen Jahrgang an. Zwei weitere, hoffnungsvolle Junghengste haben Kolibri zum Muttervater: Lord Altmark (*2001) von Levisto aus der Kassandra von Kolibri – Jerome II, erfolgreich in Basisprüfungen, und der in Redefin deckende Lemnitz (*2000) von Lonely Boy aus der Komtess von Kolibri-Jerome I, ebenfalls im Sport eingesetzt. Kolibri ist es als einzigem Hengst aus der ehemaligen DDR gelungen, sich in der gesamtdeutschen Zucht durchzusetzen – vornehmlich über seine Nachkommen im Sport und seine bei den Züchtern äußerst begehrten Töchter, die für eine weitere Verbreitung dieser Linie sorgen werden. Ob sich Kolibri im Mannesstamm halten kann, ist derzeit fraglich. Einige seiner Söhne sind inzwischen abgetreten, gehen im Sport und/oder haben nur geringen Zuspruch seitens der Züchter. Der Pferdezuchtverband Brandenburg-Anhalt hält den ehemaligen Neustädter Landbeschäler allerdings in Ehren: Der Züchter des Körungssiegers erhält einen 40cm großen Wanderpokal in Bronze – Kolibri im „Klein-Format“, in Erinnerung an einen großen Hengst. Ob es in den nächsten Jahren einen Siegerhengst mit dem Anfangsbuchstaben K geben wird, steht derzeit in den Sternen.

    KOLIBRI-FACTS:

    ■ Die Schimmelfarbe als Markenzeichen seiner Linie steuerte Amurath I als mütterlicher Urgroßvater des 1930 geborenen Körling-Vaters Körting bei. Amurath I deckte 17 Jahre lang auf verschiedenen Stationen des Landgestüts Celle. Sein Enkel Amateur I ist Muttervater von zwei Schimmelhengsten, die der hannoverschen Springpferdezucht Weltgeltung verschafften: Agram und Gotthard.

    ■ Zahlreiche Besitzer von Kolibri-Nachkommen beschreiben ihre Pferde als nervenstark mit gutem Sprungvermögen. Bemängelt wird jedoch häufig die gerade Kruppenform. Ein Kolibri-Fan sagt über die Nachkommen: „Bei den meisten Pferden, die ich in unserer Gegend sehe, kann ich sofort sagen, ob es ein Kolibri ist oder nicht. Ich muss den Besitzer noch nicht mal nach der Abstammung fragen. Die sind einfach unverkennbar die Kolibris.“

    ■ 1997 erhielt Kolibri den Ehrentitel „Pferd des Ostens“. Er war unbestrittener Star vieler Hengstparaden im Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt.

    ■ In dem Brandenburgischen Haupt- und Landgestüt wurde dem Schimmelhengst zu Ehren 2001 eine lebensgroße Bronzestatue aufgestellt. Die Inschrift des Denkmals auf indischem Granit lautet schlicht: „Kolibri, 23. März 1979“. Bei der Einweihung intonierten Fanfarenzüge einen eigens komponierten Kolibri-Marsch.

    ■ Kolibri starb im Alter von 25 Jahren an einer Kolik. Nahe seiner Statue im Hof des Gestüts wurde eine Urne mit einigen Schweif- und Mähnenhaaren beigesetzt. Eine Einäscherung wäre unbezahlbar gewesen und eine Erdbestattung verbot das Veterinäramt. 200 Gäste kamen zum Begräbnis. Als letzte Wegzehrung wurde vor dem Urnengrab ein Gedeck aus Möhren niedergelegt.

    ■ Zeitweise lag Kolibris Decktaxe bei 1.000 €. Noch heute ist Tiefkühl-Sperma für 800 € zu haben.[/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2010/11“ erschienen ist.