Kategorie: Zuchtwissen

  • Grönwohldhof und Donnerhall (Teil 2)

    Grönwohldhof und Donnerhall (Teil 2)

    Eine neue Ära der Architektur  im Stallbau

    Freunde fürs Leben, das waren Alwin Schockemöhle (li.) und Otto Schulte-Frohlinde. Sie verband eine väterliche Freundschaft. Jeden Sonntag telefonierten sie, bis zum Tod des großen Pferdemannes Otto Schulte-Frohlinde © Gräfin von Walderdorff privat

    Doch das Warten auf den Neubau lohnte sich. Wie ungewöhnlich das Bauwerk für die damalige Zeit war, zeigt auch die Erinnerung von Ingo Pape an seinen ersten Besuch auf dem Grönwohldhof, Anfang der 1980er­Jahre. „So etwas wie den Grönwohldhof hatte ich noch nie gesehen, mir ist der Unterkiefer runtergefallen!“, erzählt er, und das Staunen ist ihm auch heute noch, als gestandener Pferdemann, der etwas in der Welt gesehen hat, anzuhören. „Das war für mich wie bei Alice im Wunderland. Nicht nur Architektur, sondern auch dieser Verbund mit dem altem Gutshof, dem Baumbestand, den Seen, diese perfekt gepflegten Grünanlagen, die ganze Komposition war besonders.“ Wenn es heiß war, dann ritten die Rehbeins „auch schon mal um fünf Uhr morgens und mein Vater kam dazu, er saß dann in Bademantel und Schlappen in der Kemenate am Reitplatz“, erinnert sich Ulrike von Walderdorff. Neben dem Reitplatz befanden sich Teiche, Frösche quakten. Auch in der Reithalle hatte Otto Schulte­-Frohlinde, genannt Schufro, einen Rückzugsort, in dem er ebenso geschützt vor den Jahreszeiten und dennoch mit Rundumblick alles beobachten konnte: Das Casino war schon damals technisch so gut ausgestattet, dass er per Knopfdruck alles Mögliche, zum Beispiel die Vorhänge in der Reithalle, steuern konnte. „Vom Casino aus konnte man in alle drei Stallgassen schauen“, erzählt sie. Es thronte imposant über den Stallungen und war so ungewöhnlich gestaltet, dass es von manchen Zeitgenossen als Cockpit bezeichnet wurde. Die Anlage öffnete ihre Tore für viele Prominente der Szene. Ein häufiger Gast war zum Beispiel Alwin Schockemöhle. „Sie hatten eine lebenslange Bindung“, erzählt die Tochter Otto Schulte­-Frohlindes heute, „das war wie Vater und Sohn“. Eines der wichtigen Springpferde Schockemöhles, Donald Rex, wurde später das Ausreitpferd für Schulte­-Frohlinde, als er sich aufgrund seines Schlaganfalls nur noch eingeschränkt bewegen und nicht mehr gut reiten konnte. Das ‚Rex’ im Namen der Springpferde von Schockemöhle stand übrigens stets für die Firma von Otto Schulte­-Frohlinde: Rex Mineralölgesellschaft Paul Ziegler & Co.

    Hochzeit in der Halle

    Eine Hochzeit in der Reithalle – so feierte Gräfin Ulrike von Walderdorff die Tochter Otto Schulte-Frohlindes, ihr Fest. Man beachte die Giebelwand, die als Kennzeichen des Hofes zu Berühmheit gelangte © Gräfin von Walderdorff privat

    Ulrike von Walderdorff feierte übrigens in der großen Vorhalle zur Reithalle ihre Hochzeit – was einmal mehr ein Hinweis darauf ist, wie gigantisch die Anlage gestaltet war. „Mein Vater sagte damals, 1980: ‚Du brauchst kein Hotel, Du kannst hier in der Vorhalle heiraten!’“. Denn so viel finanzieller Background auch da war – den Schulte-­Frohlindes wie auch den Rehbeins war Bodenständigkeit zu eigen. „Wir holten also Teppiche hinunter in die Vorhalle, schmückten alles mit Blumengestecken, und ich stellte Sonnenschirme in der Reithalle auf, das gefiel mir damals so.“ Herbert Rehbein suchte eine Kutsche für das Brautpaar aus, „denn das muss ganz gescheit sein!“, so erinnert die Gräfin seinen Spruch dazu. „An diese Kutsche erinnere ich mich noch gut, und an eine Begebenheit vor deren Einsatz: Der Kutscher suchte einen Stein, um das hintere Rad der Kutsche zu fixieren. Aber er fand keinen und sagte verzweifelt: ,Bei euch ist es ja so gepflegt, da gibt’s ja noch nicht mal mehr einen losen Stein!’“ Penibel sauber und ordentlich war der Hof, auch das prägte die Atmosphäre. So heißt es in der bereits erwähnten Biographie über Herbert Rehbein, man habe auf dem Hof sogar den Eindruck, die Pferde würden sich bemühen, leise zu schnauben. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Auf die Weide kam damals noch kein Sportpferd, wie sich damalige Pfleger erinnern. 200 Hektar gehörten zum Anwesen, genug Platz für die Zuchtstuten und ihre Nachzucht. Einen Teil der Jährlinge schickte Otto Schulte-Frohlinde stets nach Irland, wo sie auf seinem irischen Gut Artramon ihre Kindheit verlebten.

    Ein Fohlen namens Donnerhall

    Donnerhall und Karin Rehbein in Münster © Judith Schrempf

    „Als Otto Gärtner seine Stute Ninette von Donnerwetter, der auf dem Grönwohldhof stand, decken ließ, hatte er ein klares Zuchtziel: „Rappe mal Rappe, ganz klar: Schwarz sollte das Fohlen werden“, so erinnert Zuchtexperte Claus Schridde die Anpaarungsplanung zum Jahrhunderthengst Donnerhall. Doch Ninette brachte 1981 einen Dunkelfuchs zur Welt, und zwar mit zwei ziemlich gleichmäßig weißen Vorderfüßen. Für sein kommendes Buch über Donnerhall hat Claus Schridde mit sämtlichen Zeitzeugen gesprochen, auch mit Otto Gärtner. Bei der Geburt des Ausnahmehengstes sei der Züchter erst einmal enttäuscht gewesen. „Er hatte nicht mit einem Fuchs gerechnet, war aber dann froh, dass es wenigstens ein Dunkelfuchs war“, sagt Schridde. Wenig später kehrte Otto Gärtner auf den Grönwohldhof zurück, um Ninette erneut von Donnerwetter decken zu lassen. Donnerhall lief bei Fuß, und das tat er wohl so imposant, dass die Angestellten sofort nach dem Chef riefen ließen. So erinnert sich Ulrike von Walderdorff heute daran. Sofort habe ihr Vater das Fohlen per Handschlag gekauft. 1981 war das. Fünf Jahre später wurde Donnerhall Siegerhengst auf der DLG-Ausstellung in Hannover. Zu Donnerhalls Karrierebeginn liefen der Turniersport und das Deckgeschäft im Natursprung parallel. Das sind Anforderungen an einen Hengst, die es heute so kaum mehr gibt. Mit Karin Rehbein im Sattel siegte er später vielfach auf Grand­-Prix­-Niveau. Gemeinsam mit seinem Vater Donnerwetter und Pik Bube stellte er das Hengstlot des Grönwohldhofes. Zunächst spielte er in diesem Trio allerdings noch keine herausragende Rolle. „Donnerhall war ein typisches F1­-Kreuzungsprodukt von Hannoveraner und Alt-­Oldenburger Stute, aufgepeppt durch ein bisschen Vollblut, also eigentlich ein bisschen der Zeit hinterher, denn dieses ‚Zuchtrezept‘ gab es in Oldenburg schon seit Mitte der 1960er­Jahre und es erschien daher nicht sonderlich aufregend. Mit der Übersiedlung auf den Grönwohldhof war zwar der Anfang gemacht, doch die Chancen, ein Spitzenvererber zu werden, standen zunächst auch alles andere als gut: Viele Oldenburger Hengste standen Anfang der 80er noch weitgehend arbeitslos als Alibi­-Hengste auf den Stationen, viele derartig gezogene Pferde gingen gar nicht in den Deckeinsatz oder wurden nach einem Jahr Deckeinsatz ohne Prüfung als Reitpferd verkauft“, erinnert sich Schridde. „Insofern hätte wohl kaum jemand erwartet, dass ausgerechnet dieser bei der Körung noch eher unscheinbare Dunkelfuchs der größte Dressurvererber des Jahrtausends werden würde.“ Das Interesse größerer Züchterkreise erwachte laut Claus Schridde nach der Hengstleistungsprüfung, die Donnerhall als Zweiter von 70 Bewerbern in einem außergewöhnlich starken Jahrgang in Adelheidsdorf absolvierte. Er wurde für das Nachbarzuchtgebiet Hannover anerkannt. „14 Nachkommen mit vier unterschiedlichen Brandzeichen aus dem zweiten Jahrgang sind FN­-registriert, darunter zwei weitere gekörte Söhne und mehrere erfolgreiche S­-Pferde“, so Schridde. „Spätestens 1986 wurde die züchterische Öffentlichkeit endgültig auf diesen Hengst aufmerksam: Donnerhall wurde DLG-Champion und düpierte damit vor heimischer Kulisse die starke Konkurrenz aus Hannover.“ Es folgte die unglaubliche züchterische Karriere: Sein gekörter Sohn Don Primero stammt aus dem ersten Jahrgang, „wo Donnerhall vielleicht sechs, sieben Stuten bekommen hatte“, drei davon sind in den FN-Erfolgsdaten registriert. In diesen Jahren weichte so ganz langsam die Landgestüts­ und Stationstreue der Züchter auf. Vorher war es undenkbar gewesen, die Stute aufzuladen und zu einem Privathengsthalter zu fahren. Was heute durch die Mischung der Zuchtgebiete sogar über Landesgrenzen hinaus ganz normal ist, war damals eine Sensation: Ein Oldenburger Hengst in Holstein deckt vorwiegend Töchter eines Hannoveraner Hengstes (Pik Bube). Diese später als eindeutige Passerpaarung bezeichnete Verbindung zwischen Donnerhall und Pik Bube, „war einfach eine Genetik, die gepasst hat!“, sagt Zuchtexperte Claus Schridde. Interessant: Beide Hengste führen Springgenetik, so Schridde, denn Pik Bube habe gleichermaßen auch Springpferde gemacht, und der Donnerhall­-Vater Donnerwetter war der einzige Disput­-Sohn, der S-­Dressur ging und eine Dressurlinie begründete. Interessant ist das vor allem im Hinblick darauf, dass momentan wieder auf Springblut in den hinteren Generationen geachtet wird beispielsweise bewegungsstarke Dressurpferde aus purer Springgenetik entstehen (siehe Sönke Rothenbergers Cosmo).

    Donnerhall und Karin Rehbein

    Karin Rehbein übernahm den Ausbildungsbetrieb des Grönwohldhofes nach dem frühen Tod ihres Mannes © Jacques Toffi

    Ob vor dem Münsteraner Schloss oder in Verden: Karin Rehbein und Donnerhall waren eine Augenweide. Zu Berühmtheit gelangten auch die Pas des Deux mit ihrem Mann Herbert Rehbein. Donnerhall war ein Jahrhunderthengst, aber er war auch das Pferd des Lebens dieser Reiterin. Er wuchs auf dem Grönwohldhof auf und Karin Rehbein erinnert sich heute noch gern an diese Anfangsjahre: „Ich hatte ihn von Anfang an im Auge“, erzählt sie. Das Anreiten übernahm ein Bereiter. Als Donnerhall 5­-jährig war, stieg sie erstmals in den Sattel. „Ich spürte sofort: Er ist besonders“, erinnert sie sich. Donnerhalls Entdecker Otto Schulte­Frohlinde starb 1990, der Hengst war da gerade neun Jahre alt und schon damals das gewinnreichste Dressurpferd Deutschlands. Doch die vielleicht wichtigste Episode in Donnerhalls Turnierkarriere konnte Schulte-­Frohlinde nicht mehr miterleben: Die Weltmeisterschaft in Den Haag 1994. Seine Tochter Ulrike Gräfin von Walderdorff erinnert sich deutlich, und wenn sie von dieser Weltmeisterschaft erzählt, dann wird auch nach mehr als 20 Jahren dieses Erlebnis begreifbar: „Meine Kinder waren damals klein, acht und sechs Jahre alt, aber ich wusste, ich muss da hin“, erinnert sich von Walderdorff. Die Jacke, die sie sich extra für diese Veranstaltung gekauft hat – „kariert“ –, die hat sie immer noch, „und ich würde sie niemals abgeben.“ Karin Rehbein und Donnerhall gewannen in Den Haag Einzelbronze und Gold mit der Mannschaft. „Als die Kür vorbei war, bin ich aufgestanden und habe laut gebrüllt: ‚Es ist Bronze!’“ erzählt Gräfin von Walderdorff, und sie reckt beim Erzählen die Arme in die Luft und ballt die Hand zur Faust. „Die Leute neben mir haben das nicht verstanden, aber es war Bronze und das mit einem deckenden Hengst!“ Diese Situation in Den Haag, das sei der Anfang der Weltkarriere gewesen, die es eben war, weil der Hengst gleichzeitig selbst sporterfolgreich war und so hocherfolgreiche Nachkommen brachte. Zu Donnerhalls Zeiten galt noch die Maxime „Zucht ist Zucht und Sport ist Sport“ – was natürlich auch mit den Kinderschuhen zu tun hatte, in denen die Besamung damals noch steckte. Der Grönwohldhof wurde übrigens auch eine der ersten Besamungsstationen des Landes. Für Reiterin Karin Rehbein war die Europameisterschaft in Verden das wichtigste Turnier überhaupt. „Das war im selben Jahr, in dem mein Mann gestorben war. Ich muss ehrlich sagen, ich war nicht ganz bei mir, stand neben mir. Doch ich ritt wie auf Wolke Sieben.“ Sie und der Hengst Donnerhall zeigten alles, was die Ausbildung im Stall Rehbein ausmachte: Durchlässigkeit par Excellence. Insgesamt erreichte Donnerhall eine Lebensgewinnsumme von 325.265 Euro. Heute hat er eine Linie aufgebaut, die ein Gros der Pferde im internationalen Dressursport stellt.

    Das Ende einer Ära

    Dancier, typstarker Vererber von De Niro, hat schon jetzt große Fußstapfen hinterlassen © Marianne Schwöbel

    Den Grönwohldhof als Mekka des Dressursportes gibt es heute nicht mehr. Herbert Rehbein selbst verstarb 1997 mit nur 50 Jahren. Bereits 1990 starb Otto Schulte-Frohlinde. 2012 starb auch sein Sohn, der Grönwohldhof wurde an Manfred von Allwörden, einen Züchter von Holsteiner Springpferden, verkauft. Der Hengst Donnerhall verstarb 2002. Das Erbe aufrechterhalten, das tun die Hinterbliebenen. Karin Rehbein lebt sehr zurückgezogen. Die Hundeliebhaberin hat eine französische Bulldogge namens Lemmy und ein Grand­-Prix­-Pferd, World Idol, denen sie ihre Zeit schenkt. Ulrike Gräfin von Walderdorff bewirtschaftet das irische Gut Artramon ihres Vaters und hat dort ein kleines Privatmuseum für Donnerhall errichtet: Ein Hotelzimmer, in dem viele Fotos des Hengstes und seiner Kinder zu sehen sind und in das sich Gäste sogar einmieten können. Sie entwarf zu Ehren des Hengstes zwei Seidentücher, auf denen sämtliche gekörte Hengste von Donnerhall und die erfolgreichsten Kinder und Erfolge der Kinder vermerkt sind. Auf dem Anwesen kann man noch zahlreiche weitere Zeitdokumente und Gemälde bewundern. Donnerhalls Nachkommen – darunter allein 121 gekörte Hengste und 245 Staatsprämienstuten – sind zahlreich und auffällig in ihrer Qualität. „An sich muss man diesen Nachkommen bescheinigen, dass sie von Natur aus hervorragende Bergauf­-Pferde sind, dass sie sehr sehr rittig sind, und vor allen Dingen von ihrem Bewegungspotential her, Schritt-­Trab­-Galopp, alles in die Wiege gelegt bekommen haben, um große Pferde zu werden“, so urteilte Uwe Heckmann im Film „Donnerhall – ein Denkmal ganz privat“ (pferdia tv) schon Ende der 1990er­Jahre. Der bekannte Auktionsleiter sollte bis heute recht behalten: Da gibt es einen Damon Hill von Donnerhall aus einer Rubinstein-I­-Parademarsch-­I-­Mutter, der als Sportpferd alles erreichte, was einem Dressurpferd möglich ist, und zudem als Positivvererber auffällt. Da gibt es einen De Niro, der unglaublich viele Sportpferde erster Güte stellt, allen voran Desperados FRH, und zum Beispiel auch Dablino FRH von Annabel Balkenhol oder Olympiapferd Mistral Hojris von Laura Tomlison, die die Erfolge mit dem Fuchswallach noch unter ihrem Mädchennamen Bechtolsheimer erritt. De Niros Sohn Dancier hat sich im Landgestüt Celle unabdingbar gemacht, ebenso wie der direkte Donnerhall­-Sohn Don Frederico, der mit seinen Kindern Diva Royal und Don Johnson FRH im Spitzensport ganz oben mitmischte und mitmischt. Ein paar Worte mehr sollten noch über Don Schufro fallen: Dieser Donnerhall-­Sohn trägt nämlich das Namenskürzel von Otto Schulte-­Frohlinde, Schufro, im Namen. Gezogen nach dem sicheren Rezept Donnerhall mal Pik Bube, ist er seit vielen Jahren auf dem Gestüt Blue Hors in Dänemark beheimatet. 2008 nahm er mit der dänischen Mannschaft an den Olympischen Spielen von Hongkong teil und gewann mit der dänischen Equipe Bronze. Aktuell sorgt er durch seine geniale Tochter Weihegold OLD, die unter Isabell Werth hocherfolgreich ist, für Furore. Seinen Namen hat Don Schufro übrigens Paul Schockemöhle zu verdanken. Er taufte ihn so mit den Worten „Der ist gut genug, den nenn’ ich Don Schufro!“, erzählt Ulrike Gräfin von Walderdorff, „und diesen Mut müssen Sie erst mal haben, das ist würzig“, sagt sie. Schließlich hieß ‚Schufro‘ auch ihr Vater. Ein Hotelzimmer in ihrem irischen Gut ist auch nach diesem Hengst benannt. Und die Geschichte von Don Schufro sagt viel über die Persönlichkeit Paul Schockemöhles aus: Erstens dieser Mut bei der Namensgebung, zweitens das Auge, ein gutes Pferd zu erkennen, und drittens die Geschäftstüchtigkeit: Für unter 2000 Mark soll er das Fohlen gekauft haben, und für mehr als eine Million soll er Don Schufro wieder verkauft haben als 4­-jährigen. Kein schlechtes Geschäft – und geblieben ist ein markanter Hengst für die weltweite Dressurpferdezucht. Vielleicht ist es genau das, was die Faszination Zucht erklärt: Die Ära des Grönwohldhofes als Mekka des Dressursports und der Dressurpferdezucht mag vorbei sein. Doch die Gene des Donnerhall, die sind in hunderten, tausenden von Sportpferden verewigt und werden von Generation zu Generation weitergetragen. Donnerhall hat die Zucht von Dressurpferden weltweit immens geprägt – es gibt bislang kein Pferd, das vergleichbar seinen Stempel aufgedrückt hat. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Jeannette Aretz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Global Champions Tour verschiebt nächste Etappen

    Global Champions Tour verschiebt nächste Etappen

    Das Coronavirus macht auch vor der Global Champions Tour nicht Halt. Der Veranstalter gab in einer offiziellen Pressemitteilung bekannt, dass die nächsten drei Etappen der hochdotierten internationalen Turnierserie verschoben werden. Den Anfang machte dieses Jahr das Turnier in Doha (Katar), bei dem Daniel Deusser mit Killer Queen siegte und mit seinem jetzigen Punktestand die Rangliste anführt. Die anstehenden Stationen Mexiko Stadt/Mexiko (ursprünglich: 26. bis 29. März), Miami Beach/USA (2. bis 4. April) und Shanghai/China (8. bis 10. Mai) wurden nun bis auf weiteres verschoben. Aufgrund der unsicheren Lage, wurden noch keine Ersatztermine bekannt gegeben.

    Horse-Gate/ST

  • Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 2)

    Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 2)

    Neubeginn

    Die gekörten Söhne von Angelo vererbten sich beachtlich. Ahlerich und Dr. Klimke bleiben unvergessen © Fotostudio Kaup

    Nach dem 2. Weltkrieg waren es vornehmlich die Landgestüte Celle und Warendorf, mit Einschränkungen auch das 1960 aufgelöste Landgestüt Traventhal, die Vollblüter aufstellten – in dosierter Form. Holstein fuhr künftig mit Privat- und Verbandshengsten zweigleisig, in Oldenburg blieb die traditionelle Privathengsthaltung erhalten. Graditz, nach der Teilung Deutschlands in der „Ostzone“ unerreichbar, behielt seinen Einfluss, nicht zuletzt durch den Celler Landbeschäler Adlerschild xx (*1943, v. Ferro), dessen Söhne Adlerfarn I und II, Altenwalde, Adlerhorst, Adlerblick und Adorno bedeutende Vererber wurden und das begehrte Blut über ihre Töchter auf eine breite Basis stellten. Adlerklette (v. Adlerschild xx) wurde Mutter des Deister, mit dem Paul Schockemöhle unter anderem drei Europameisterschaft en gewann. Auch sein väterlicher Halbbruder Anblick xx (*1938) deckte zunächst in Celle, allerdings begann sein Stern erst in Holstein zu strahlen. Bis heute gilt Der Löwe xx (*1944, v. Wahnfried) als bedeutendster Vollblüter Hannovers, auch wenn seine Nachkommen mitunter verschrien waren und als schwierig galten. Kein Vollblüter hat mehr Olympiapferde hinterlassen als Der Löwe xx. Lugano I und II beherrschten über ihre Töchter und Söhne über Jahrzehnte das Sport- und Zuchtgeschehen, Leuchtfeuer (v. Lugano I) avancierte in der ehemaligen DDR zum Spitzenvererber mit über 20 gekörten Hengsten. Eine breite Spurpflügten die Vollbrüder Pik As xx (*1949, v. Abendfrieden) und Perser xx (*1952). Poet xx (*1941, v. Janitor), Marcio xx (*1947, v. Aventin) und Steinpilz xx (*1950, v. Blasius) avancierten zu Reformern der hannoverschen Zucht, beeinflussten jedoch auch andere Zuchtgebiete wie Westfalen, Hessen und Oldenburg. Holstein verdankte seinen Aufstieg unter anderem dem Graditzer Anblick xx (*1938, v. Ferro), übernommen vom aufgelösten Landgestüt Traventhal, dem Cottage Son xx (*1944, v. Young Lover), Ladykiller xx (*1961, v. Sailing Light) und Marlon xx (*1958, v. Tamerlane) folgten. Capitol I, Ururenkel des Cottage Son xx, avancierte zum Lordsiegelbewahrer mit über 20 gekörten Söhnen. Zwei Heroen der internationalen Springpferdezucht stammten aus Cottage Son xx-Töchtern: Ramiro und Lord.

    Vollblüter, die in die Geschichte eingingen

    Ladykiller xx, neben Lord Vater von Landgraf I und Heidelberg (ex Largo), der in den Niederlanden eine neue Ära einleitete, beherrschte über Jahrzehnte das Geschehen zwischen den Meeren, aber auch andere Zuchtgebiete profitierten nachhaltig von diesen Ausnahmehengsten. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Erinnert sei an die Landgraf I-Söhne Landadel in Oldenburg, an Burggraaf und Achill- Libero in den Niederlanden. Summa summarum erlangten Landgraf I und Lord in anderen Populationen größeren Einfluss als in ihrer Heimat. Analog Ladykiller xx war auch Marlon xx ein Hengst von epochaler Bedeutung. Er hinterließ Olympiapferde in der Dressur und Vielseitigkeit, dennoch gelang es  keinem seiner vielen Söhne, die Linie ins 21. Jahrhundert zu „retten“. In Westfalen hielt man sich in puncto Vollblut zunächst diskret zurück. Der Vornholzer Pernod xx (*1939, v. Marcellus) wies Rennbahn- und später Grand Prix-Erfolge auf, hatte als Privathengst aber nur geringe Chancen, um sich auf breiter Front durchsetzen zu können. Der drahtige Fuchs Papayer xx (*1954, v. Persian Gulf) bleibt als Lieferant erstklassiger Spring- und Dressurpferde in Erinnerung; sein Sohn Paradox I avancierte zum Stempelhengst mit weltweitem Renommee. Unter den Söhnen des Blauspecht xx (*1955, v. Madjar) ragte Bariton heraus, der in Serie Springpferde internationalen Zuschnitts produzierte. Ohne Pluchino xx (*1949, v. Niccolo dell´ Arca) hätte es weder Polydor noch Pilot, die Springpferde quasi am laufenden Band produzierten, gegeben. Einer der besten Vollblüter des Landgestüts Warendorf war Angelo xx (*1962, v. Oliveri), nicht zuletzt über seine Söhne Angriff , Anmarsch und Apart. Er bleibt unvergessen durch Ahlerich, mit dem Dr. Reiner Klimke Doppelgold auf den Olympischen Spielen 1984 gewann. Die Vollschwestern Antine und Adone machten ihren Züchter Herbert de Baey weltberühmt: Antine war Mutter des Stempelhengstes und Grand Prix-Siegers Rubinstein (v. Rosenkavalier), Adone hinterließ den von Nicole Uphoff gerittenen, vierfachen Olympiasieger Rembrandt (v. Romadour II). Die Linie des hart geprüft en Usurpator xx (*1955, v. Orator), zunächst im Gestüt Vornholz, später in Dillenburg im Einsatz, ist im Mannesstamm leider ausgestorben, und auch Sinus xx (*1950, v. Ticino), der bedeutende Dressurpferde und gekörte Söhne hinterließ, hatte nicht das Format eines Linienbegründers. Unvergessen bleibt sein Sohn Sioux, Militarycrack unter Horst Karsten. Für das Zuchtgebiet Oldenburg, wo man lange am Typ des Wirtschaftspferdes festhielt, wurden Vollblüter zu Rettern. Mit Adonis xx (*1952, v. Magnat) kam 1959 der erste Vollblüter nach 115-jähriger Abstinenz nach Oldenburg, es folgten Manolete x (*1955, v. Asterios), Miracolo xx (*1958, v. Tantieme), More Magic xx (*1957, v. Vilmorian), Makuba xx (*1956, v. Goody) sowie die Halbbrüder Vierzehnender xx (*1956) und Vollkorn xx (*1961), beide Söhne der legendären Neckar xx. Als Vater von 15 gekörten Söhnen, darunter der unvergessene Volturno, und wertvollen Töchtern, hatte Vollkorn xx den größten Einfl uss. Der hübsche Kronprinz xx (*1960, v. Nizam) war eher ein Stutenmacher, darunter Adisa III, Mutter des Contango (v. Contender), dessen Sohn Ravell unter Steff en Peters 2009 das World Cup-Finale gewann, und Ancona, Großmutter der bunten Stute Weihaiwej (v. Westminster), mit der sich Franke Sloothaak auf den Weltmeisterschaft en in Den Haag Doppelgold sicherte. In der Trakehnerzucht kamen anfänglich Traumgeist xx (*1953, v. Goody), der in Hannover noch größere Bedeutung erlangte, Stern xx (*1949, v. Berggeist) und der typvolle Fuchs Prince Rouge xx (*1951, v. Rouge et Noir) zum Einsatz. Begründer bedeutender Hengstlinien wurden sie nicht. Pindar xx (*1949, v. Abendfrieden) hingegen machte sich mit seinem Ururenkel Ibikus einen Namen.

    Konsolidierung – Das Deutsche Reitpferd

    In puncto Fundament eher ein Leichtgewicht, hinterließ Cardinal xx erfolgreiche Dressurpferde und bedeutende Söhne © Dr. Fritz Gramatzki, Archiv Deutsches Pferdemuseum, Verden

    Mitte der 70er Jahre verzeichnete man in allen Zuchtgebieten einen Rückgang des Vollbluts, der allerdings nicht dramatisch wog, waren doch nahezu alle Mutterstämme, zumindest in den Hochzuchten Holsteins, Westfalens, Holsteins und Oldenburgs, mit Vollblut „durchsetzt“. In diese Ära (1975) fi el die Festschreibung eines gemeinsamen Zuchtziels nahezu aller Verbände, das, von Modifikationen abgesehen, bis heute gültig ist: „Gezüchtet wird ein edles, großliniges und korrektes Reitpferd mit schwungvollen, raumgreifenden elastischen Bewegungen, das aufgrund seines Temperaments, seines Charakters und seiner Rittigkeit für Reitzwecke jeder Art geeignet ist“. Holstein baute weiterhin auf die Töchter des Dreigestirns Cottage Son xx, Marlon xx und Ladykiller xx, Oldenburg auf die eingangs erwähnten Adonis xx, Miracalo xx, Manolete xx und Vollkorn xx. In Westfalen gelang es unter anderem Angelo xx, Lucius xx, Pluchino xx und Sinus xx, über ihre Töchter und Söhne die Zucht zu beeinflussen, bei den Trakehnern war es neben Pindar xx Pasteur xx (*1963, v. Bürgermeister), der sich mit seinen Söhnen Michelangelo und Mahagoni, die zusammen über 200 eingetragene Töchter hinterließen, auf breiter Front durchsetzte. Hannover baute in den folgenden Jahren auf Hengste wie Aarking xx (*1979, v. Authi), dessen Sohn Andretti Hubertus Schmidt den Deutschen Dressurmeister- Titel bescherte, später unter britischer Flagge internationale Championate bestritt. Trotz beachtlicher Leistungsprüfungen vermochten sich seine gekörten Söhne nicht zu etablieren. Mit über 100 Töchtern wartete Americo Vespucci xx (*1982, v. Akari) auf, sein Aushängeschild war Air Jordan, mit dem Frank Ostholt u.a. auf den Weltmeisterschaft en 2006 in Aachen Mannschaftsgold in der Vielseitigkeit gewann. Bewährt hat sich auch Augustinus xx (*1976, v. Kronzeuge), dessen Sohn Anis in Dillenburg mit beachtlicher Nachzucht aufwartete, während Busoni xx (*1966, v. Alizier) Lieferant zuchtbewährter Töchter war, darunter die Mutter des Multichampions Gigolo unter Isabell Werth. In nur sieben Decksaisons hinterließ der bildschöne Cardinal xx (*1964, v. Off Key) Grand Prix-Pferde in Serie; sein Sohn Cavalier war einer der meistfrequentierten Hengste des Landgestüts Celle. Der Schimmel Hill Hawk xx (*1972, v. Sea Hawk) machte sich nicht nur als Muttervater der Welt Hit-Sippe einen Namen, vielmehr hinterließ er auch bedeutende Söhne und wertvolle Töchter. Wenig spektakulär war das Auftreten von Lemon xx (*1971, v. Blauer Reiter), aus heutiger Sicht einer der besten Vollblüter des Landgestüts. International siegreiche Vielseitigkeitspferde, die auch Olympische Medaillen gewannen, gehen ebenso auf sein Konto wie die herausragenden Hengste Lemon Tree und Lemon Park. Auch Shogun xx (*1969, v. Tamerlane), Vater gut bezahlter Auktionspferde mit dem Schwerpunkt Dressur, lieferte ein Olympiapferd für den „Busch“: 1988 gewann Matthias Baumann mit Shamrock Mannschaft sgold. Der Typvererber Waidmannsdank xx (*1959, v. Neckar) dominierte mit mehr als einem Dutzend gekörter Söhne und zahlreichen Enkeln zeitweise die Körplätze Verden und Oldenburg. Drei seiner vielen Töchter wurden Hengstmütter: Waldrun hinterließ Gardeulan I und II (v. Gotthard), Waidgefährtin den Stempelhengst Goldstern (v. Gotthard) und Wega die Dressurpferdemacher Akzent I und II (v. Absatz). Zum Thema Vollblut machten sich Züchter, aber auch Hengsthalter immer wieder Gedanken, darunter auch Werner Schockemöhle, Entdecker von Likoto xx (*1993, v. Fit to Fight), der in einem Vortrag vor belgischen Züchtern 1987 unter anderem formulierte: „Der Vollblüter hat ja in den letzten Jahren einen schweren Stand in allen europäischen Warmblutzuchten gehabt. […] Man kann in keiner Warmblutrasse, die Reitpferde züchten will, auf den Vollblüter verzichten. Er verbessert Schulter und Sattellage. Er härtet die gesamte Textur, er gibt den Pferden Galoppiervermögen und die Freude am Galoppieren und er erhöht die natürliche Balance im Galopp. […] Bleibt nur zu hoffen, dass in diesem Trend Vollblüter benutzt werden, die auch brauchbare Reitpferde liefern. […] Der Vollblüter, der selbst Qualitäten als Reitpferd hat, wird am ehesten auch Reitpferde vererben“. Ob er darauf anspielte, dass Chronist xx, Brilliant xx und Pernod xx in den 50er Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Grand Prix- Pferden zählten, können wir ihn leider nicht mehr fragen. Fest steht, dass Vollbluthengste selten geritten wurden und so keine Veranlagungsaussage vorlag. Ob die Leistungsprüfung der richtige Weg war (und ist), sei dahingestellt, dass einige Hengste sie mit Bravour absolvierten, ist Fakt. Cupric xx (*1988, v. Solo Dancer) gehörte ebenso dazu wie Exclusive xx (*1988, v. Seclusive), Just Spectacular xx (*1992, v. Mytens) und Elimcal xx (*1982, v. Feroce). Sehr gute Prüfungen legten Prince Thatch xx (*1982, v. Thatch) und Narew xx (*1981, v. Athenagoras) ab. Ihre Veranlagung und Eigenleistung spiegelt sich in ihren Nachkommen wieder. Prince Thatch xx ist in puncto Vererbung von Dressurpferden auf eine Stufe mit Lauries Crusador xx zu stellen, darunter Piccolino, unter Klaus Husenbeth Gewinner von Mannschaftsgold auf Welt- und Europameisterschaften, und weitere, bis Grand Prix siegreiche Pferde. Narew xx, der auf diversen Stationen Norddeutschlands zum Einsatz kam, entpuppte sich als Springpferdemacher. Seine Nachkommen zieren die unterschiedlichsten Brandzeichen, seine gekörten Söhne Nagano, Nurejew und Nariston sprangen in der S-Klasse, Night Fever ging internationale Parcours unter US-amerikanischer Flagge, Picadilly gewann 2006 Silber auf dem Bundeschampionat der 6-jährigen Vielseitigkeitspferde. Der nicht sonderlich stark frequentierte, leistungsgeprüfte Sunlight xx (*1986, v. Tarim) machte sich durch seine Söhne Santorini und Silberschmied einen Namen; zahlreiche Töchter stehen in der Zucht.

    Ohne Vollblut kein Zuchtfortschritt

    Nahezu alle Zuchtleiter, darunter der Holsteiner Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen, sind sich darin einig, dass man langfristig nicht auf Edelblut verzichten kann: „Um die Erfolge der Holsteiner Zucht, die wir durch den Vollbluteinsatz erzielt haben, auch zukünftig zu erhalten, ist eine ständige Vollblutzufuhr von ganz großer Wichtigkeit.“ Zu den Hengsten der jüngeren Zuchtgeschichte gehörte Feensproß xx (*1984, v. Aspros), in vier Rennjahren geprüft . Er erfüllte seine Aufgabe als Veredler über seine Töchter, ohne dass er die Welt verändert hat. Von anderem Format, allerdings keine Schönheit, war Sir Shostakovitch xx (*1979, v. Rheingold), groß gewachsen und am Sprung überzeugend. Zunächst auf dem rheinischen Vogelsangshof stationiert, hinterließ er in der Trakehnerzucht mehrere gekörte Söhne, darunter den HLP-Sieger Sir Chamberlain, Donaumonarch, in S-Parcours siegreich, den patenten Couleur Fürst und den Schimmel Best Before Midnight, auf dem Viereck bis zur Kl. S-erfolgreich. In Holstein wurden Stauffenberg, später nach Ungarn ausgewandert, Seven Valleys und Salahudine gekört. Sein Aushängeschild in der Vielseitigkeit war das Olympiapferd Longchamp. Von den neun gekörten Hengsten des hervorragend springenden Schimmels Exorbitant xx (*1984, v. Final Straw) vermochten sich Exodus und Exkurs durchzusetzen. Seine Nachkommen sind in allen Disziplinen bis zur Kl. S-erfolgreich, die Töchter bei den Züchtern begehrt. Sehr gut vererbt hat sich der in Springprüfungen bis Kl. M eingesetzte Barnaul xx (*1985, v. Club House). Seine Nachkommen, darunter Barinello, Holsteiner Reservesieger 2000, zeichnen sich durch Korrektheit und ihren geschickten Umgang mit Hindernissen aus. Neben sieben gekörten Söhnen hinterließ er in Holstein über 60 Töchter. Die Sprösslinge des Waldstar xx (*1987, v. Athenagoras) trugen überwiegend den hannoverschen Brand, aber auch in Holstein wurden einige Töchter registriert. Condrieu xx (*1987, v. Top Ville) deckte nur zwei Jahre zwischen den Meeren, lieferte mit dem Doppel-Olympiasieger 2008, Marius unter Hinrich Romeike, jedoch einen Volltreffer. Leistungsstarke Reitpferde, mehrheitlich beim KWPN registriert, und zehn gekörte Söhne gehen auf das Konto von Mytens xx (*1983, v. Spectacular Bid). Den Holsteiner Brand trägt der gekörte Mighty Magic, 2010 Weltmeister der siebenjährigen Vielseitigkeitspferde unter Andreas Dibowski. Trotz nur begrenzten Einsatzes in Holstein entpuppte sich Julio Mariner xx (*1975, v. Blakeney), anerkannt für mehrere Zuchtgebiete, darunter für das KWPN, als Plusvererber. Neben dem gekörten Jefferson hinterließ er die unorthodox springende Stute Orlanda, Siegerin in großen Preisen unter Hans-Thorben Rüder. Spuren hinterlassen hat auch sein leistungsgeprüft er Sohn Schampus xx (*1982), Vater von zwei Hengsten und mehreren Töchtern. Mit drei Söhnen, darunter der bei den Züchtern beliebte Paramount, und hochdekorierten Stuten, hat sich Parco xx (*1986, v. Kafu) in Holstein überzeugend durchgesetzt. Sein Sohn Parko ist querbeet auf hohem Niveau erfolgreich. Immer deutlicher in den Vordergrund schiebt sich der in seiner Heimat Dänemark geprüft e Esteban xx (*1994, v. Prince Mab), auf dessen Konto Staatsprämienstuten und fünf gekörte Söhne gehen, darunter die im Parcours siegreichen Vollbrüder Easy Way I und II und Edino, der Gold und Silber auf dem Bundeschampionat der Geländepferde gewann. Dem Motto „Klotzen statt kleckern“ folgte in Oldenburg eine Vollblutabstinenz, die auch zur Folge hatte, dass Vielseitigkeitspferde in den Farben Rot-Blau Raritäten wurden. Zu den Ausnahmen zählte Noble Roi xx (*1982, v. Windwurf), Vollbruder des Warendorfers Nouveau Roi xx und Halbbruder zu Narew xx. Unter seinen drei gekörten Söhnen ragte der geradezu genial springende Noble Champion heraus. Erfolgreich in internationalen Parcours´, ging er später als Deckhengst in die USA. Neben Nobel Prince, erfolgreich im internationalen Vielseitigkeitssport, hinterließ Noble Roi xx hochdekorierte Töchter, darunter die Mütter der Hengste Rosentau, Landpirol und Wolkenstürmer.

    Töchter erhalten Staatsprämien

    Im Seitenbild bestechend, hinterließ Barsoi xx (*1971, v. Arjon), neben bewährten Töchtern, den Grand Prix- Sieger Brilliant, Olympiateilnehmer unter der Spanierin Beatriz Ferrer-Salat, und Burggraf, Oldenburger Körsieger 1981. Größeren Zuspruch hätte man dem über Alpenkönig xx und Chief xx erstklassig gezogenen Sevillano xx (*1984, v. Alpenkönig) gewünscht. Mit Samaranch und Silent Lover lieferte er zu Spitzenpreisen verkaufte Auktionspferde, mehrere Töchter erhielten die Staatsprämie. Sein Sohn Secano, dessen vielfach prämierte Fohlen begehrt sind, trägt den Holsteiner Brand, während Donaufischer, in Österreich im Einsatz und Vater von Prämienfohlen und hochdekorierten Töchtern, die Elchschaufel ziert. Analog seinem berühmten Vater Surumu xx ist Rivero xx (*1992) ein leuchtend aufgemachter Fuchs mit ansprechenden Bewegungen. Sein Sohn Royal of Loh war 2000 einer der teuersten Hengste der Oldenburger Körung, zehn Jahre später stellte seine Tochter Rivera den Siegerhengst der OS-Körung von Coupe de Coeur. Auch in Westfalen kamen über die Privatstationen wie das Landgestüt weitere Vollblüter zum Einsatz – ein „Überflieger“ war nicht darunter. Foxiland xx (*1983, v. Falkland) konnte trotz vier gekörter Söhne und einiger Töchter genauso wenig überzeugen wie Fläming xx (*1973, v. Luciano). Sehr gut vererbt hat sich Feuerfunke xx (*1979, v. Frontal), der von seinem Sohn Funke noch übertroffen wurde und über seinen Enkel Funkenspiel Gründer einer Hengstlinie wurde. Halbbruder Windesi xx (*1970) hat gute Sportpferde und über 100 Töchter hinterlassen, darunter Wilett, Mutter des gekörten Schimmels Cellestial, international erfolgreich mit Heiko Schmidt. Von seinen Söhnen vermochte sich der Rappe Weltruf, 1980 Rheinischer Siegerhengst, auf breiter Front zu profilieren. Bormio xx (*1985, v. Ti Amo) und Akitos xx (*1981, v. Green Dancer) wurden Väter bedeutender Töchter, darunter Ballerina, Mutter des gekörten Opium (v. Polydor), Olympiapferd unter Marc Houtzager, und Akazie, deren Tochter Pialotta (v. Pilot) mit Edwina Alexander Vierte der Weltmeisterschaften in Aachen war. Akitos xx wanderte später nach Ungarn aus. [/ihc-hide-content]

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • HansePferd in Hamburg abgesagt

    HansePferd in Hamburg abgesagt

    Die Pferdemesse HansePferd wird in diesem Jahr nicht stattfinden. Der Grund dafür ist die rasante Verbreitung des Corona-Virus. Alle Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Teilnehmern sind nach einer Allgemeinverfügung der Hamburger Gesundheitsbehörde bis mindestens 30. April 2020 untersagt.

    Die Hamburg Messe und Congress (HMC) sagte die Messe heute ab. Sie hätte von 24. Bis 26. April stattgefunden. Die Absage betrifft auch das Show-Programm. Bernd Aufderheide, Vorsitzender der Geschäftsführung der Hamburg Messe und Congress erklärt: „Wir sehen keine andere Möglichkeit als die HansePferd Hamburg 2020 abzusagen, da eine Terminverschiebung nicht möglich ist. Wir bedauern das sehr.“

    Eine Verschiebung kommt nicht in Frage, da das Hamburger Messegelände bis zum Frühling 2021 mit anderen Veranstaltungen belegt ist. Die nächste HansePferd Hamburg wird vom 29.04. bis 01.05.2022 stattfinden.

  • Painted Black bezieht Box im Gestüt Schafhof

    Painted Black bezieht Box im Gestüt Schafhof

    Der Rapphengst Painted Black wurde nun von Familie Rath-Linsenhof auf ihr Gestüt geholt. Der Gribaldi-Sohn widmet sich mit seinen 23 Jahren nur noch der Zucht und wird nach der Quarantänezeit ab April für die Züchter zur Verfügung stehen.

    Ihr wollte weitere Infos zu Painted Black? Dann schaut doch Mal in unserem Hengstverzeichnis  vorbei oder probiert unserer Horse-Gate-Suche aus und findet züchterische Informationen aus über 3.000 Hengsportraits, über 1,5 Millionen Forenbeiträgen und unzähligen Magazinartikeln.

  • Stutenstamm der Voga

    Stutenstamm der Voga

    Mit ostfriesischen Stutenstämmen ist es ein bisschen wie mit der lateinischen Sprache. Die ostfriesische Zucht gibt es nicht mehr und die lateinische Sprache ist tot, und dennoch beeinflussen beide in starkem Maße die Gegenwart. Der Stutenstamm der Voga ist ein herausragendes Beispiel für die bleibende Ausstrahlung der ostfriesischen Pferde auf die züchterische Gegenwart. Einer der ältesten und vor allem einflussreichsten Ostfriesen­-Stämme ist die Familie der Voga, geb. 1912 v. Sigmar Derfflinger ­Sultan II­Y. Cardinal, aus der Zucht der Witwe C. Kleihauer aus Wiesede. Voga und ihre Tochter Victoria (v. Xenon) gelangten gemeinsam in die Zuchtstätte A. Schoneboom (Suurhusen), der Voga mit Rubico anpaarte und die 1918 geborene Voga II züchtete. Beide Voga­ Töchter sorgten für die heute große Verbreitung dieses Stammes, der Ableger in Hannover, Holstein und vor allem in der Oldenburger Zucht vorzuweisen hat.

    Bedeutender Wildschütz

    Die Züchterfamilie Kleihauer aus Wiesede hob den Stutenstamm der Voga aus der Taufe. Hinten (von links): Johann Helmerichs Kleihauer, Conrad Reinhard Kleihauer, Gerd Janssen Kleihauer. Vorne (von links): Marie Kleihauer, Tina Kleihauer geb. Dirks und Meta Kleihauer © Privatsammlung Cornelia Kleyhauer

    Der stärkste Zweig basiert auf der 1956 geborenen Vesta I (v. Echo u. Vesta v. Grumbach III u. Voga II), die in der Zuchtstätte O. Wessels (Weel­-Aland) konsequent mit dem Wind ox-­Sohn Wingolf angepaart wurde. Ihr 1952 geborener brauner Hengstsohn Wildschütz, stationiert in Bagband und bei der Hengsthaltungsgenossenschaft Etzel, wurde einer der bedeutendsten Vererber in der späten Phase des ostfriesischen Stutbuchs. Er erhielt die 1a­-Nachzuchtprämie, war DLG ­Teilnehmer und bester Althengst auf den Auricher Körungen 1961 und 1962, deckte bis 1966 und hinterließ neben wertvollen Töchtern vier gekörte Söhne (Wieland, Wilderer, Wildfang und Wildling), die jedoch in der Untergangsphase der Ostfriesenzucht keine nennenswerte züchterische Bedeutung mehr erlangen konnten. Wildschütz tauchte oft im Pedigree bedeutender Springpferde auf, u. a. war er Muttervater des Mozart­ Sohnes Musikant 3/Christian Engfer, des Presto ­Sohnes Pinball/Jörg Münzner (AUT) und des Sendbote-­Nachkommen Sir 51/Heinz Heckmann. Bei dem sagenhaften Stanley 4 (v. Sirius­ Gazal/Ar.), der mit Manfred Schildt und Jürgen Ernst lange Jahre S-­Erfolge feierte, stand er in dritter Generation.

    Fortsetzung in Oldenburg

    Zwei Vollschwestern zu Wildschütz brachten den Stamm in die Breite: Die 1956 geborene Victoria sollte dabei die größere Bedeutung erfahren. Ihr Besitzer Hans Siemering (Aurich) paarte sie bereits 1964 in großer Weitsicht mit dem Vollblüter Manolete xx an und setzte fortan auf den Oldenburger Verband, was ihm die Schmach der Herabwürdigung seiner Stuten ins hannoversche Vorbuch ersparte. Vroni hieß die 1965 geborene und noch ostfriesisch gebrannte Rappstute, die vorzugsweise von Furioso II fohlte. Besonders bemerkenswert erscheint ihr 1980 geborener Rapp Sohn Forty Niner, der 29 M­-Dressuren und sechs M-­Springen gewann und vielfach in S-­Dressuren platziert war. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Seine 1973 geborene dunkelbraune Halbschwester Vrona, abstammend von dem Dreiviertel­ Blüter Volturno, der mit Otto Ammermann Olympia­ und Championatsmedaillen holte, wurde zur Stammstute bei Bodo Willms (Oldenburg). Für den heute schon langjährigen stellvertretenden Vorsitzenden des Oldenburger Pferdezuchtverbandes, gingen mit diesem Stamm gleich mehrere Züchter­ Träume in Erfüllung: einmal an der Spitze der Elite­ Stutenschau in Rastede zu stehen, internationale Sportpferde und gekörte Hengste zu züchten. Sein erstes Meisterstück war die 1978 geborene braune Stute mit dem bezeichnenden Namen Flying High 2 (v. Furioso II u. Vrona), die unter dem heutigen OS-­Körkommissar Peter Weinberg zu etlichen Höhenflügen ansetzte: Etliche Male übersprang die SB-Spezialistin die Zwei­-Meter­-Marke, nachdem sie zuvor auch in Vielseitigkeitsprüfungen mit dem ehemaligen Championatsreiter Ralf Ehrenbrink platziert war. Flying Highs ein Jahr ältere Halbschwester Verona (v. Weltmeister) war ausnahmslos Zuchtstute und wurde sowohl bei Bodo Willms als auch später bei Heinrich Asche (Großenkneten) vorzugsweise mit dem Holsteiner Landadel angepaart. Sie brachte acht platzierte Sportpferde, von denen der Strohmann­-xx-Sohn Sympatico 15/Gabriele Steffan auf Grand-­Prix-Ebene der erfolgreichste war.

    Der ganze stolz der Familie Kleihauer: Eine ihrer Stuten mit Nachzucht. Ob das Bild Voga zeigt, ist leider nicht bekannt © Privatsammlung Cornelia Kleyhauer

    Das Jahr 1995 wird Bodo Willms unvergesslich bleiben: Seine Sion-­Tochter Viktoria B (a. d. Veronique v. Landadel u. Verona v. Weltmeister­VolturnoManolete xx) stand ganz vorn bei der Oldenburger Elite­-Stutenschau im Schlosspark zu Rastede. Sie wurde später zweifache Hengstmutter: Unter „Rückvergütung“ auf das Blut des Landadel brachte sie mit Landor S 1996 zunächst den hellbraunen Larius, der auf der Station Rathke (Buckau/Brdbg.) gedeckt hat, und zwei Jahre später den dunkelbraunen Luberon, der im bayerischen Haupt­ und Landgestüt Schwaiganger zum Einsatz kam. Auch Viktoria Bs Mutter Veronique wurde Hengstmutter: Sie brachte mit Rohdiamant den gekörten Sohn Rabano, der bei Josef Estendorfer (Hohenbrunn/Bayern) kurz in der Zucht stand und später S­Erfolge mit Wolfgang Schade verzeichnete. Das beste Dressurpferd dieses Stammes ist bis heute der dunkelbraune hannoversche Wallach Wotticelli SW (v. World Cup II­ Markus­ Wingolf­ Echo ­Grumbach III), der unter Isabell Werth internationaler Grand-Prix-­Sieger war. Wotticelli stammt aus der Zucht von Jannes Wessels (Krummhörn) und geht auf die braune Venna, zweite, 1955 geborene Vollschwester des Wildschütz, zurück, die mit der Nummer 8914 ins hannoversche Vorbuch eingetragen wurde.

     

     

     

    Dressurpferde aus Vahlberg

    Die ostfriesischen Arbeitspferde mussten hart, kräftig und genügsam sein © Privatsammlung Cornelia Kleyhauer

    Bedeutung erlangte auch der Zweig der 1969 geborenen Fuchsstute Aloysia (v. Abstand u. Volma v. Ehrenfels u. Voske II v. Eggert u. Voske v. Ebenholz u. Voga II), die bei Dubravka Conradshaus (damals Osterwald-Hohenkörben, später Hoogstede) in der Zucht stand. Dubravka Conradshaus hielt noch einen weiteren Ostfriesenstamm, der später über die Hengste Welt Hit I­VI zu großer Bedeutung kommen sollte. Im hiesigen Fall hat sie jedoch selber nichts zur Verbreitung beigetragen, entscheidend war vielmehr der Verkauf der damals dreijährigen und in mäßigem Futterzustand befindlichen Aloysia I, abstammend von dem überragenden Springpferdemacher Salut, im Jahr 1986 an Manfred Langelüddecke aus Klein Vahlberg (Kreis Wolfenbüttel). Langelüddecke ist Oldenburger Delegierter für den Bereich Südhannover und vermochte gemeinsam mit seiner Frau Brigitte aus dieser Stute ein großes züchterisches Vermächtnis zu entwickeln. Zunächst herrschte die Zucht von Springpferden vor. Von hoher Klasse war beispielsweise der 1993 geborene Aloysia-­I­-Sohn Grandalero (v. Grannus), der mit verschiedenen Reitern (Friedrich­Wilhelm Koller, Henrik Griese) in S­-Springen siegreich war. In vielen Pedigrees der Pferde der Familie Langelüddecke, die in den letzten Jahren schwerpunktmäßig Dressurpferde gezüchtet hat, finden sich die Multivererber Akzent II (über Aloysias Tochter Aida, Rappe, geb. 1988) und Argentinus (über deren Tochter Aurora, geb. 1994). Gekörte Hengste wie Sonnenreiter (v. Sir Donnerhall I­-Lord Sinclair I­-Argentinus-­Akzent II-­Salut, heute erfolgreiches Dressurpferd in Rheinland-Pfalz) oder auch Summersby (v. Sandro Hit­-Donnerhall-Akzent II-­Salut) gehen auf diese Ursprünge zurück. Sonnenreiter ist Vollbruder zu der herausragenden Dressurstute Scholastica/Amy Swerdlin (USA). Zahlreiche Auktionspferde bereicherten über die Jahre die Bühne der Oldenburger Eliteauktionen in Vechta. Die Springschiene dieses mit Hingabe gepflegten Stammes, wurde zwar in den letzten Jahren eher auf Sparflamme gehalten, dennoch gibt es einen hochaktuellen Vertreter: Banderas DSF, brauner Sohn des Balou du Rouet aus einer Grannus­-Beach Boy-Salut-­Mutter, der in Kanada bei Jennifer und Armin Arnoldt (Dreamscapefarm, Langley) für Furore sorgt und dessen Nachkommen sich dort großer Beliebtheit erfreuen. Banderas’ Mutter Grisette wurde auch Großmutter des gekörten Hannoveraner Schimmelhengstes Coblesse (geb. 2010, v. Cristallo I­-Argentinus-Grannus, Z.: Nicole Nehm, Bergen), der unter Christian Temme 2016 Springpferdeprüfungen gewonnen hat. Züchterisch kam er in den Niederlanden zum Einsatz.

    Milkaus Erfolgspferd

    Die Geburtsstätte des Stutenstamms der Voga: Der Hof Kleihauer in Wiesede um das Jahr 1928 herum © Privatsammlung Cornelia Kleyhauer

    Sicherlich ist es Zufall, dass nur einen Steinwurf von der Zuchtstätte Langelüddecke entfernt ein weiteres Spitzenpferd dieses Stammes für Furore sorgte: die Schimmelstute Grand Lou Lou 2, die der heutige Präsident des Pferdesportverbandes Hannover und ebenfalls amtierende stellvertetende FN­-Präsident Axel Milkau (Braunschweig) über Jahre erfolgreich in S-­Springen geritten hat. Sie war eine Tochter des Godewind aus dessen Wirkungszeit in Cremlingen (1990/91) und wurde 1991 bei Werner Hoffmeister in Warberg (Kreis Helmstedt) gezogen. Ihre schwarze Mutter Abendblut führte mit Atheist­-Kadett­-Sirius bereits drei Generationen Hannoveraner Hengste und stammte aus der Zucht von Jakob Schmidt in Friedeburg, früher einer der führenden ostfriesischen Privathengsthalter und später Leihhengsthalter des Landgestüts Celle. Die hannoverschen Rappen Kadett und Sirius, beide im Pedigree von Grand Lou Lou vereint, haben der ostfriesischen Zucht auf dem Wege zum modernen Sportpferd erstklassige Dienste geleistet. Weniger bekannt ist Grand Lou Lous Muttervater Atheist. Der mittelrahmige Fuchs stammte aus dem ersten Jahrgang des Argentan I und hatte eine Duden-­II­-Stute zur Mutter, war also Dreiviertel­-Bruder des später zu hohen Ehren gelangten Argentinus. Als 1976 die ostfriesischen Stationen erstmals vom Landgestüt Celle besetzt wurden, gab er seinen züchterischen Einstand in Friedeburg. Aufgrund der eher mäßigen Hengstleistungsprüfung und der knappen Größe erhielt er von den ostfriesischen Züchtern, die den neuen Verhältnissen ohnehin eher abwartend bis misstrauisch gegenüberstanden, keine allzu großen Chancen. Nach Ende der Decksaison 1977 wurde er kastriert und verkauft an die Bayerische Landes-­Reit­ und Fahrschule, wo er etliche Jahre als Schulpferd ging und auch einige Turniere bestritt. Atheist hat sich dennoch in mehreren Stämmen verankern können und einige gute Sportpferde gezeugt. Grand Lou Lou ging nach ihrer Sportkarriere bei Günter Brattka (Breitenrode/Sachsen­Anhalt) in die Zucht und brachte aus Anpaarung an den Holsteiner Acadius die OS-­Schimmelstute Annabell 451, die nach vorbildlicher Ausbildung bei Oliver Klüsener (Wörmlitz) heute der Enkelin ihres Züchters als Juniorenpferd dient. 2016 war Annabell mit Ann­-Marie Brattka erstmals S-­platziert und Landesmeisterin der Junioren in Sachsen-­Anhalt. Annabell und ihre Mutter Grand Lou Lou repräsentieren den Zweig der Vini (v. Sirius u. Veronika v. Wilko u. Veilchen 52135 Astor u. Violine 48424 v. Echo u. Vesta v. Grumbach III u. Victoria v. Xenon u. Voga).

    Halefs Töchter

    Gerd, Johann, Conrad und Tina Kleihauer bei der Arbeit mit ihren Pferden im Jahr 1910 © Privatsammlung Cornelia Kleyhauer

    Außergewöhnliche Stämme haben oft auch ungewöhnliche Geschichten, und es war und ist keineswegs alltäglich, dass ostfriesische Stämme in Holstein Verbreitung gefunden haben. Im vorliegenden Fall allerdings schon. Doch noch ehe dieser Zweig in Holstein zu weiterer Entfaltung kam, lieferte er einen der bedeutendsten Hengste in der Spätphase des ostfriesischen Stutbuches: den braunen Halef (v. Haladin ox u. Victoria II v. Gilbert u. Victoria v. Gote u. Vizenzi I v. Egon u. Vizenzi v. Grumbach III u. Victoria v. Xenon u. Voga), Jahrgang 1958, gezogen bei J. Klugkist (Engerhafe). Von 1961 bis 1965 stand der temperamentvolle und antrittsstarke Hengst im Deckeinsatz und lieferte vier Söhne (die Vollbrüder Hadrian und Hartmut, ferner Hartwig und Hanno), die jedoch in dem mit massivem Hannoveraner Einsatz betriebenen Umformungsprozess kaum noch Chancen erhielten. Halef­Töchter verankerten sich jedoch nachhaltig in mehreren noch heute aktiven Stämmen, so u. a. auch im Ostfriesenstamm 89/ Morgenglück, der kurioserweise ebenfalls in Holstein Wurzeln schlug (Stammnummer 8793) und u. v. a. die stark holsteinisch geprägten Bayern-­Vollbrüder Lord Sinclair I, II und III hervorbrachte.

    Ableger in Holstein

    Halefs Mutter, die 1952 geborene Rappstute Victoria II, wurde 1962 an den damals in Sudweyhe stationierten Hannoveraner Rappen Ernö angepaart. Die 1963 geborene Tochter fand später Aufnahme als Vorbuchstute im Holsteiner Stutbuch und fohlte bereits dreijährig von dem Anblick-­xx­-Sohn Akkord: Brictoria hieß die erste Holsteiner Stute dieses Stammes, Jahrgang 1966. In der Zuchtstätte von Walter Werkmeister (Daldorf) gelangte dieser Stamm zu einiger Bedeutung. Brictorias Tochter Irmelind (v. Rhadames) und deren Töchter Prictoria (v. Marmor) und Sitoria (v. Calvados I) brachten ihn in die Breite, sodass er als einer von etwa fünf Ostfriesenstämmen auch eine Holsteiner Stammnummer erhielt: Stamm 8819 ist seit den 1980er­Jahren das Markenzeichen für Pferde dieser Linie, die bereits einige gekörte Hengste aufzuweisen hat. Der 1992 in den Niederladen rein holsteinisch gezogene Schimmel Karthago (v. Alasca­-Lord Calando-Fasolt-­Marmor­-Rhadames, Z: Werner Boeve, Lemelerveld/NED) ist deren bedeutendster geworden. Karthago deckte von 1995 bis 1999 in Lemelerveld und wurde dann verkauft in die USA. 94 Nachkommen wurden in den Niederlanden registriert. Bekannt wurde aus diesem Zweig auch das international erfolgreiche Springpferd Respect 2 (v. Ramirado­Ahorn Z­Marmor-Rhadames, Z.: Laurids Hommelhoff, Vojens/DK), das mit verschiedenen Holsteiner Reitern (u. a. Björn Nagel, Thieß Luther, Takashi Haase) erfolgreich war. Insgesamt ist die Ostfriesen-­Familie der Voga ein Stutenstamm mit großer Tradition und erstaunlich weiter Verbreitung, wobei die Zusammenhänge und Fortsetzung der einzelnen Zweige nur durch intensive Recherche hergestellt werden konnten. Dabei ist es erstaunlich, wie viele prominente Reiter und Züchter sich im Laufe der Jahre mit Pferden aus dieser Linie beschäftigt haben bzw. dies bis heute tun. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Claus Schridde, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Corona – Signal Iduna Cup mit 1000 Zuschauern

    Corona – Signal Iduna Cup mit 1000 Zuschauern

    Das internationale Reitturnier SIGNAL IDUNA CUP in Dortmund vom 12. – 15. März findet statt, wird aber zum Schutz vor einer weiteren Ausbreitung des Coronavirus streng reglementiert. Das Gesundheitsamt der Stadt Dortmund teilte dem Veranstalter ESCON Marketing GmbH und der Westfalenhalle Dortmund heute die Auflagen mit, die nun gemeinsam umgesetzt werden. Danach können die Sportprüfungen des CDI/ CSI stattfinden. Darüber hinaus werden 1.000 Besucher die beliebte Sportveranstaltung in der Westfalenhalle verfolgen. Damit berücksichtigt der SIGNAL IDUNA CUP den Erlass des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW vom 10. März 2020, der Veranstaltungen mit mehr als 1.000 Besuchern untersagt.
    Nordrhein-Westfalen ist vom neuartigen Coronavirus am stärksten betroffen. Die Behörden sind daher zum verantwortungsbewussten Handeln gezwungen, um die weitere Ausbreitung von Infektionen zu verlangsamen.  Ein Vorgehen, das von Turnierveranstalter ESCON-Marketing GmbH vollständig mitgetragen wird. Die Auflage, dass maximal 1.000 Besucher an der Veranstaltung teilnehmen, führt leider dazu, dass nur der Innenraum bespielt werden kann. Das bedeutet, dass neben den Reitern, Offiziellen, akkreditierten Journalisten, Influencern und Mitarbeitern nur die Gastrotische und Logentische geöffnet sein werden.  Der Zutritt zu den Rängen 4-219 ist untersagt. „Wir bedauern das zutiefst, denn die Fans des Pferdesports auf den Rängen machen eine Veranstaltung erst rund”, so Dr. Kaspar Funke, Geschäftsführer der ESCON-Marketing GmbH. In enger Abstimmung mit dem Reiterverein Dortmund, der ideeller Partner des SIGNAL IDUNA CUP ist, haben sich ESCON Marketing, RV Dortmund und die Westfalenhallen entschieden die Veranstaltung stattfinden zu lassen, zumal der internationale Sportkalender eine Verschiebung in der Praxis nicht zulässt und der Aufbau bereits abgeschlossen ist.
    Daher übernimmt ESCON-Marketing GmbH in Zusammenarbeit mit der Westfalenhalle das im Fußball praktizierte Modell: Der Sport findet statt, wird im Livestream via clipmyhorse.tv aus der Westfalenhalle auch zu sehen sein. Die Westfalenhalle Dortmund setzten ihre Schutzmaßnahmen – wie bereits seit mehreren Wochen praktiziert – weiter um. Dazu zählen u.a. Erhöhung der Zahl an Handdesinfektionsspendern in den Sanitäreinrichtungen, zusätzliche Reinigungsmaßnahmen, Ausrollen der Aufklärungskampagne zu den Themengebieten „Händewaschen“, „Husten / Niesen“ sowie „Handshake-Policy“.
    Die Besucher können ihre Eintrittskarten an den Vorverkaufsstellen zurückgeben, an denen sie die Karten erworben haben und erhalten dann den Kartenpreis erstattet.

    PM

  • Fohlengeburt – In freudiger Erwartung

    Fohlengeburt – In freudiger Erwartung

    Die Mehrzahl aller Stuten kann ihr Fohlen ohne Schwierigkeiten allein zur Welt bringen. Doch in zehn Prozent aller Fälle ist menschliche Hilfe nötig. Schlaflose Nächte müssen trotzdem nicht sein. In den Tagen vor der Geburt gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Stute zu überwachen.

     

    Stuten fohlen gern still und heimlich, immer dann, wenn der überwachende Mensch kurz zur Tankstelle fährt oder im Gemeinschaftsraum des Stalles ein Nickerchen macht. Hobbyzüchter kennen dieses Szenario nur zu gut, professionelle Züchter kämen überhaupt nicht mehr ins Bett, wenn sie jede Stute persönlich überwachen würden. Aber so ganz allein lassen will man die geliebten und wertvollen Tiere dann doch wieder nicht. Immerhin treten in jedem zehnten Fall Probleme auf. Und dann ist es gut, wenn ein erfahrener Helfer zur Stelle ist und notfalls den Tierarzt hinzuruft. Vor allem bei Stuten, die bereits Geburtsprobleme hatten, ist die Überwachung von großer Bedeutung. Frühere Schwergeburten, Fohlenverluste oder Erkrankungen während der Trächtigkeit sind Alarmsignale. Aber auch bei vollkommen gesunden Stuten ist es sinnvoll, die Geburt zu überwachen, um eine wirkungsvolle Erstversorgung des Fohlens zu gewährleisten.

    Kameraüberwachung

    Stallkameras filmen die Vorgänge im Stall und geben dem Pferdehalter so die Gelegenheit, seine Stute von zu Hause aus oder von unterwegs zu kontrollieren. © Lafrentz

    Rund die Hälfte aller Züchter nutzen einer Online Umfrage zufolge eine Videokamera als Haupt­-Überwachungselement in den Tagen vor der Geburt. Meist sind Systeme im Einsatz, die entweder über Funk oder Kabel übertragen. Kabelübertragung liefert gewöhnlich ein zuverlässigeres Bild, eignet sich aber nur, wenn Stall und Empfangsgerät in direkter Nähe liegen. Die Kameras sollten mit Infrarotlicht ausgestattet sein, um auch nachts brauchbare Aufnahmen zu machen. Alternativ kann man im Stall ein gedimmtes Licht brennen lassen. Bei modernen Systemen braucht es kein eigenes Fernsehgerät, das ständig in Betrieb ist, sondern die Beobachtung ist mit PC, Tablet oder Smartphone möglich. Anbieter wie „Stallkamera.de“ haben sich auf diese Art der Pferdeüberwachung spezialisiert und liefern dem Stallbetreiber ein komplettes Überwachungssystem für Stall, Weide oder Paddock. Von zu Hause und unterwegs, per Internet oder Handy können Pferdebesitzer dann ihre Tiere beobachten. So werden nicht nur Geburten schnell bemerkt, sondern auch Krankheiten. Die Kameras helfen außerdem, Diebe und Pferdeschänder zu überführen, und geben den Reitern die Gelegenheit, ihre Lieblinge auch vom Urlaub oder vom Büro aus zu kontrollieren. Neben dem Überwachungssystem selbst bietet Stallkamera.de seinen Kunden auch die Installation der Technik vor Ort und das Einrichten des Netzwerkes an. Die Bilder werden dann im Anschluss aber nur für berechtigte Nutzer freigegeben. Andere Anbieter bauen gezielt auf Voyeurismus: Zum Beispiel zeigen Fohlenkameras wie die „Barn Cam“ im Internet verschiedene Abfohlboxen aus aller Welt. Hier kann nicht nur jedermann die Geburt live verfolgen, sondern auch einen Fohlenalarm auslösen, wenn die große Stunde naht.

    Schweißmessung per Gurtsystem

    Bei jeder zehnten Fohlengeburt ist das Eingreifen des Menschen nötig. Dann sorgt eine möglichst zuverlässige Überwachung der Stute für ein hohes Maß an Sicherheit © adobestock/Ingeborg Zeh

    Doch auch das beste Netzwerk ersetzt nicht den regelmäßigen Kontrollgang in den Stall. Trotz Kameraüberwachung muss ein Züchter sich nachts alle zwei Stunden den Wecker stellen, um zumindest einen ausgiebigen Blick auf den Monitor zu werfen. Deshalb schwören viele Stutenbesitzer auf eine andere – oder zusätzliche – Möglichkeit: Geburtsmelder. Diese sehen in der Regel ähnlich aus wie Longiergurte und werden der Stute angelegt, sobald der errechnete Termin näher rückt oder erste Anzeichen der Geburt (siehe Kasten) sichtbar sind. Dabei gibt es verschiedene Systeme. Das erste elektronische Geburtsüberwachungssystem kam in Deutschland 1977 auf den Markt und hält sich dort nach wie vor tapfer: der „Wächtomat“ der Firma  Kegel. Er besteht aus einem Sender am Pferd und einem Empfänger in bis zu 200 Meter Entfernung. Die Stute trägt einen Brust­ oder Deckengurt, an dem ein spritzwasser­- und stoßgeschützter Sender befestigt ist. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Daran befindet sich ein Messfühler, der die elektrische Leitfähigkeit auf dem Fell des Tieres misst. Steigt die Feuchtigkeit durch vermehrtes Schwitzen vor der Geburt an, wird dies über Funk an das Empfangsgerät übermittelt, welches daraufhin den Pferdehalter über eine festgelegte Rufnummer kontaktiert. Wem diese Schweißmessung allein nicht ausreicht, der kann sich für ein Kombisystem entscheiden, das zusätzlich den Geburtsweg der Stute überwacht. Dabei näht der Tierarzt an den Schamlippen der Stute einen Sender an, der mit einem Magneten verbunden ist. Kommt es zur Eröffnungsphase der Geburt, wird der Magnet vom Sender getrennt und dieser löst den Alarm aus. Gemeinsam mit der Schweißmessung verspricht die Firma Kegel somit „nahezu 100-­prozentige Überwachung der Geburtseinleitungsphase.“

    Scheidenkontrollsysteme

    Das sicherlich bekannteste Scheidenkontrollsystem ist das „Jan­ Wolters ­Abfohlsystem“. Zahlreiche Tierkliniken und große Zuchtstätten schwören darauf. „Das ist eindeutig das sicherste System auf dem Markt“, sagt Dr. Christian Schröer von der Tierärztlichen Klinik Siedenburg. Zusätzlich zur Scheidenkontrolle beobachtet der Tierarzt seine Stuten per Videokamera. In seinen Abfohlboxen fohlen jährlich rund 15 Stuten, bei denen Geburtsprobleme bekannt sind oder deren Besitzer keine Zeit für die Überwachung haben. Zusätzlich betreut Dr. Schröer mehrere Zuchtbetriebe, in denen weitere 100 Fohlen pro Jahr geboren werden: „Wir haben auch andere Geburtsmelder ausprobiert. Sie sind einfacher zu handhaben, weil man die Stute nicht sedieren muss, um sie anzubringen. Aber alle hatten häufige Fehlmeldungen.“ Abstoßungsreaktionen und oder Infektionen im Gebärkanal konnte Dr. Schröer noch bei keiner Stute beobachten. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Implantate fachgerecht und steril angebracht würden. „Wir lassen zum Beispiel den Faden immer innen laufen, anstatt außen an den Schamlippen. So kann sich der Schweif der Stute nicht darin verfangen“, sagt Dr. Schröer. Seit mittlerweile 17 Jahren sei das Jan-Wolters­-System nun ohne jeden Ausfall oder Reparatur im Einsatz. „Es erspart uns viel Überwachungsarbeit in der Geburtenkontrolle. Insbesondere bei Problemstuten konnten wir so einige Fohlen durch zeitgerechte Geburtshilfe retten.“ Scheidenkontrollsysteme sind allgemein im Kommen. Der Nachteil: Der Sender schlägt erst an, wenn es bereits zum Austritt der Fruchtblase kommt. Dann hat man natürlich nur noch wenige Minuten Zeit. Deshalb sollten Pferdebesitzer, die einen weiten Weg zum Stall haben und Komplikationen befürchten, sich besser für ein anderes System entscheiden.

    Messung der Körpertemperatur

    Einige Geburtsmelder messen das Liegeverhalten der Stute, andere ihre Temperatur oder die Intensität ihrer Schweißabsonderung. Auch müssen sie robust gebaut sein, denn sie machen einiges mit – Wälzen im Schlamm und auf der Weide inklusive © Lafrentz

    Dass jedoch die Schweißmessung allein nicht ausreicht, um zuverlässig und möglichst ohne tägliche Fehlalarme eine Geburt vorherzusagen, haben mittlerweile die meisten Hersteller erkannt. Deshalb bauen neuere Systeme eher auf die Körpertemperatur. Bei entsprechenden Studien wurde die Temperatur von Stuten vor und während der Geburt gemessen. Dabei kam heraus: Etwa vier Stunden vor der eigentlichen Geburt sinkt die Körpertemperatur um durchschnittlich 0,76 °C ab. Ihren Tiefpunkt erreicht sie zum Zeitpunkt der Geburt. Dieser Temperaturrückgang ist ein relativ sicheres Indiz dafür, dass das Fohlen sich auf den Weg macht. Diese Erkenntnis liegt auch dem Geburtsmelder Radco der Firma Verdor aus Belgien zugrunde. Auch hier befindet sich der Sender in der Scheide, muss jedoch nicht eingenäht werden und baut auch nicht auf die Erweiterung des Geburtskanals. Hier geht es tatsächlich um eine genaue Temperaturmessung, die das System alle fünf Minuten vornimmt. Die bleistiftgroße Messsonde hält durch ein einfaches Klemmsystem in der Scheide, dennoch muss das Pferd aber ein Gurtsystem tragen.

    Kontrolle des Liegeverhaltens

    Noch ein weiteres Indiz spricht für eine bevorstehende Geburt: Das Liegeverhalten der Stute. Die Tierärztin Melanie Borchers untersuchte in ihrer Doktorarbeit die Häufigkeit der Seitenlage bei Stuten vor der Geburt. Dabei kam heraus, dass eine Stunde vor der Geburt die Zahl der in Seitenlage liegenden Stuten stark ansteigt. Ebenfalls erhöhte sich in dieser Zeit die Aktivität der Stuten, also das vermehrte Aufstehen, Drehen und wieder Hinlegen. Dieses Verhalten kann von Bewegungssensoren an einem Geburtsmelder registriert und ausgewertet werden. Beispielsweise baut der „Birth Alarm“ der Firma Gallagher darauf, dass die Stute sich zur Geburt in die Seitenlage begibt. Wie bei den meisten anderen Systemen auch, arbeiten Sender und Empfänger über Prepaidkarte und Handy. Der Sender sitzt oben auf einem Bauchgurt und wird von einem Überrollbügel geschützt. Das Ganze sieht also ähnlich aus wie ein Voltigiergurt und ist insgesamt sehr stabil gebaut. Da nicht jede Stute während der Geburt die gleichen Verhaltensweisen zeigt, bietet der Birth Alarm zwei verschiedene Einstellungsmöglichkeiten: Die erste ist für Stuten vorgesehen, die sich ausschließlich zur Geburt in die völlige Seitenlage begeben. In dieser Einstellung sendet das System nach 7,6 Sekunden Seitenlage – so lange dauert eine durchschnittliche Wehe – einen Alarm an den Empfänger. Die zweite Einstellung ist für Stuten, die generell häufig in der Seitenlage ruhen. Das betrifft etwa zehn Prozent aller Stuten. Im Falle einer Geburt bereitet sich die Stute nach den ersten Wehen auf die nächste Kontraktionswelle vor und verlässt dazu die seitliche Position. Ruht sie jedoch nur, so bleibt sie wesentlich länger liegen. In der zweiten Einstellung merkt sich das Gerät also die Abfolge von Liegen und Stehen und alarmiert den Züchter erst dann, wenn der Rhythmus einer Geburt entspricht. Außer dem Birth Alarm meldet auch der Columbus GSM Geburtsmelder die Seitenlage der Stute. Hier kann der Sender sowohl in einen Gurt eingepasst als auch am Halfter getragen werden. „Viele Pferdebesitzer wollen ihrer Stute mehr Bewegungsfreiheit geben und suchen deshalb nach Alternativen“, sagt Andreas Wegmann von Columbus. Der Halfter­ Geburtsmelder kann an jedem beliebigen Halfter, direkt unter dem Kinn der Stute, platziert werden und ruft direkt auf dem Handy oder Festnetztelefon an, wenn die Stute in Seitenlage geht. „Das funktioniert nach demselben Prinzip wie bei einer Wasserwaage“, erklärt Wegmann. „Legt die Stute sich hin, so registriert das Gerät den schrägen Winkel und springt an.

    Alleskönner-Halfter

    Das Horse Control Halfter misst sowohl die Temperatur als auch das Liegeverhalten der Stute © Hippomed

    Ebenfalls ein Halfter ­System ist das „Hippomed Horse Control Halfter“. Dieses misst sowohl die Temperatur als auch das Liegeverhalten der Stute. Deshalb besteht es nicht nur aus einem Kästchen mit Sender, sondern zusätzlich aus einem speziellen Halfter, das es in drei Größen gibt. In den Nacken­ und Nasenriemen sind Sensoren eingearbeitet, die die Temperatur des Pferdes messen. Zudem kontrolliert das System das Liegeverhalten der Stute. Spricht beides für eine bevorstehende Geburt, so sendet das Halfter den Alarm an eine Basisstation im Stall. Diese funktioniert über eine SIM ­Karte und leitet den Alarm entsprechend an ein Handy weiter. „An eine Basiseinheit können bis zu acht Halfter angeschlossen werden“, erklärt Hans­ Joachim Neumann von Hippomed. Auch die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Pferdes sind einstellbar – so kann beispielsweise anstelle einer Vollüberwachung auch nur die Temperatur oder nur das Liegeverhalten gemessen werden. Am Halfter selbst besteht zudem die Möglichkeit, die Empfindlichkeit des Systems zu verändern. So können mit dem „Horse Control Halfter“ nicht nur trächtige Stuten, sondern auch Pferde mit Schmerzzuständen überwacht werden, beispielsweise nach einer Kolik oder Operation. Neumann hat das System in Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien entworfen und entwickelt es ständig weiter. „Auch eine Scheidenkontrolle wird künftig nachrüstbar sein“, verrät er.

     

    Teststreifen

    Die so genannten „Harztropfen“ (Präkolostrum), erscheinen etwa ein bis zwei Tage vor der Geburt © Lafrentz

    Wer weder Videokameras installieren, noch einen Geburtsmelder mieten oder kaufen möchte, dem bleibt – neben einem Heubett im Stall – noch eine weitere Möglichkeit der Geburtenkontrolle: Geburts­-Teststreifen reagieren auf Veränderungen des Kalzium­ und Magnesiumgehalts in der Vorkolostralmilch der Stute. Je nach Gehalt lässt sich so voraussagen, ob das Abfohlen innert der nächsten 24 Stunden eintritt. Dazu wird rund ein Milliliter Milch mit destilliertem Wasser gemischt und der Teststreifen hineingetaucht. Inzwischen sind verschiedene Streifen auf dem Markt. Der Merckoquant 110025 (Firma Merck) hat fünf Balken, welche sich proportional zum Erdalkaliengehalt verfärben. Es konnte gezeigt werden, dass die Mehrzahl der Stuten bei einer Verfärbung aller Balken innerhalb der nächsten 24 Stunden gebären. Entwickelt wurde dieser „Gesamthärtetest“ ursprünglich, um den Härtegrad von Wasser zu bestimmen. Tierärzte bestellen ihn stattdessen zur Geburtenkontrolle. Weitere Teststreifen sind der Foal Watch ­Test von Chemetrics Inc. und der Predict­a­foal­-Teststreifen von Animal Healthcare Products. Alle Teststreifen können einfach im Internet bestellt werden.

     

    Anzeichen der Geburt

    • Sechs Wochen vor der Geburt: Vergrößerung des Euters.
    •  Einige Tage vor der Geburt: Einfallen der Kruppe durch die Erweichung der Beckenbänder
    •  Einige Tage vor der Geburt: Absenken des Bauches und Einfallen der Flanken
    •  Ein bis zwei Tage vor der Geburt: Austreten von Präkolostrum („Harztropfen“)
    •  Ein bis zwei Tage vor der Geburt: Schamspalte erscheint verlängert und leicht geöffnet. (Die Vaginal Schleimhaut wird feuchter und glänzend und es kann zum Abfließen von zähem Schleim kommen.)
    •  Vier Stunden vor der Geburt: Deutliches Abfallen der Körpertemperatur
    •  Zwei Stunden vor der Geburt: Milch kann tropfenweise oder im Strahl ablaufen.
    •  Kurz vor der Geburt: Schweißbildung im Bereich der Flanken und Ellbogen  [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Regina Käsmayr, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Weidezäune: Bereit für den Frühling

    Weidezäune: Bereit für den Frühling

    Nach dem stürmischen Jahresbeginn ist ein gründlicher Zaun-Check vor dem Weidestart umso wichtiger für Hütesicherheit und Tierwohl. Dem kritischen Blick dürfen dabei beschädigte Seile, Litzen und Breitbänder ebenso wenig wie Lücken im Weidezaun entgehen. Was beim Zaun-Check-Up nicht fehlen darf, verraten wir hier:

    Beim Sicherheits-Check der Zäune im Frühling stellen sich folgende Fragen:

    Ist die Zaunanlage rundum geschlossen und intakt?

    Bei einem Rundgang an den Weidezäunen gilt es, die komplette Länge der Zaunanlage zu prüfen: Ist sie intakt und lückenlos? Lassen Sich Schäden am Weidezaun erkennen? Sind Lücken in der Koppelbegrenzung mit bloßem Auge zu erkennen? Falls ja, dann müssen die entsprechenden Koppel-Elemente direkt ausgetauscht und repariert werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die ordnungsgemäße Spannung der Zaundrähte. Sie dürfen weder den Boden berühren noch durchhängen, sonst sinkt die Spannung im Zaun und ebenso die Hütesicherheit.

    Sind alle Pfosten, Weidezaunbänder, -seile und Litzen einwandfrei?

    Bei Zaunpfosten ist zunächst darauf zu achten, dass sie gerade und stabil stehen. Machen Sie hier ruhig die Probe und versuchen Sie, ob sich die Pfosten bewegen lassen. Das Material darf keine Beschädigungen aufweisen. Speziell Holzpfähle können am Übergang in die Erde faulen und entsprechend an Stabilität verlieren. Was nicht mehr überzeugt, wird ausgetauscht. Gleiches gilt für Weidezaunbänder und-seile sowie Litzen. Genau hinsehen lohnt sich beim Material: Vor allem UV-Strahlung hinterlässt häufig Schäden am Kunstoff, aus dem die Litzen, Seile und Bänder bestehen. Isolatoren sollten neben möglichen Beschädigungen auch auf ihre Spannungsfestigkeit getestet werden. Schalten Sie das Weidezaungerät ein, darf es keine Funkenbildung geben. Metallleiter laufen Gefahr brüchig zu werden. Nehmen Sie sich auch hier die Zeit und tauschen sie aus, was nicht mehr intakt ist. Was die Erdung betrifft, so sollten Sie kontrollieren, ob alle Verbindungen in Kontakt stehen. Speziell verrostete Teile leiten keinen Strom und müssen ausgetauscht werden.
    Erdstäbe solten verzinkt und tief genug im Boden sein, um auch feuchtere Erdschichten zu erreichen. Mindestens 1 m tief und in einem Abstand von ca. 3 m zueinander. Beim Frühjahrs-Check der Weidezäune dürfen auch Torsysteme nicht fehlen: Die Tore müssen stabil und unbeschädigt sein. Beim Prüfen der Weidetore ist wichtig, dass sich diese leicht mit einer Hand öffen und schließen lassen. Auch hier ist auf Beschädigungen am Material zu achten.

    Fließt der Strom rundum?

    Sind alle Elemente intakt und die Spannung ist trotzdem geringer als sie sein sollte, kann das an Bewuchs am Weidezaun liegen. Generell schreibt der Verband der Elektrotechnik (VDE) für Pferdeweiden eine Spannung von 2.000 bis 5.000 Volt, maximal aber 10.000 Volt, vor. Die Stromstärke soll 100 bis 300 mA (maximal 1.000 mA) betragen. Impulse sollen alle 0,02 bis 0,1 Sekunden erfolgen, die Pausen zwischen den Impulsen etwa 0,75 bis 1,25 Sekunden dauern. Als Impulsenergie empfiehlt die VDE mindestens 0,5 aber maximal 5 Joule. Wie hoch die Spannung am Koppelzaun ist lässt sich mit einem Zaunmessgerät prüfen. Günstige Geräte sind mit einem kleinen Erdstab und einem Metallteil ausgestattet. Der Erstab wird bei der Messung einfach in den Boden gesteckt und der Metallleiter an Litze, Band oder Seil gehalten. Je nach Modell zeigt eine LED-Leiste oder ein kleiner Bildschirm die Spannung des Weidezauns an. Zeigt die Messung eine geringere Spannung kann Bewuchs die Ursache sein. Praktischer ist es, wenn eine permantente Zaunüberwachung durchgeführt wird. Dazu gibt es verschiedene Geräte am Markt, die fest mit der Zaunanlage verbunden werden und bei einem Abfall der Spannung per SMS oder Push-Nachricht den Betriebsleiter informieren. Außerdem führen die meisten der Modelle auch gleich ein Zauntagebuch, dass über mehrere Wochen die Zaunspannung dokumentiert.

    Stört der Bewuchs?

    Gras, kleine Büsche oder anderer Bewuchs am Zaun leitet Strom in den Boden ab, wodurch die Spannung im Weidezaun sinkt. In diesem Fall ist sauberes Ausmähen von beiden Seiten der nächste Schritt. Vor allem bei großen Flächen empfiehlt es sich, diese Aufgabe mit einem Zaunmulcher oder einem anderen Gerät statt mit einer Sense zu erledigen. Dieses Werkzeuge können in der Regel bereits an Kleintraktoren oder Schlepper ab 50 PS gehängt werden und wiegt im Regelfall nur zwischen 120 und 250 kg. Unbedingt zu achten ist neben dem Gewicht des Anbaugeräts auf die vom Hersteller empfohlene Fahr- und Zapfwellengeschwindgkeit.

    Funktionieren die Weidetore?

    Ein weiterer Punkt auf der Liste sind beim Frühjahrs-Check-up die Torsysteme: Funktionieren sie? Sind sie stabil und unbeschädigt? Beim Prüfen der Tore ist wichtig, dass sie sich leicht mit einer Hand öffen und schließen lassen. Desweiteren sollen sie stabil und gut sichtbar sein. Wichtig ist auch, dass diese Torlitzen so montiert sind, dass sie nach dem Öffnen keinen Strom führen.

    Ausbruchsicher – auch für Hengste?

    Als Richtwerte für die Höhe des Zauns geben die Leitlinien zur Beurteilung von Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten eine Zaunhöhe von mindestens 0,75 x Widerristhöhe über dem Grund an. Den Abstand zwischen den Pfählen setzen sie bei jeweils mindestens 260 cm, jedoch maximal 500 cm je nach Material an. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung empfiehlt je nach Pferdekategorie die Höhe der Einzelleiter des Elektrozauns für Kleinpferde auf etwa 1,10 bis 1,20 m zu setzen, für Großpferde 1,20 bis 1,40 m. Bei Springpferden oder Hengsten sollten die dritten elektrischen Leiter auf etwa 1,40 bis 1,60 m deutlich höher sein. Im Zweifelsfall gilt hier: Je höher, umso besser. Denn speziell die Hengstweide ist immer ein Sonderfall!
    Um Ausbruchversuche zu vermeiden, können Sie zusätzliches Heu oder andere Anreize auf der Koppel anbieten. Denn wenn Pferde ausbrechen und so Schäden oder Unfälle verursachen, dann folgen oft lange Rechtsstreitigkeiten. Höhere Zäune zu bauen kann verhindern, dass Hengste sie überwinden. Auch ein stromführender Innenzaun in Ergänzung zu Festzäunen ist eine Option. Weitaus wichtiger ist aber bei geschlechtsreifen Hengsten darauf zu achten, dass sie keinen direkten Kontakt zu Pferden auf Nebenweiden haben können.


  • Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

    Gestütsportrait Neustadt (Dosse) (Teil 2)

     

    Sportpferde gegen Devisen 

    Jährlich kommen über 45.000 Menschen in die Neustädter Gestüte – die meisten davon wollen die berühmten Hengstparaden sehen © Lafrentz

    Anfang des 20. Jahrhunderts – Neustadt (Dosse) hatte die Härten des Ersten Weltkrieges gerade überstanden – mussten sich die Gestüte den Wirren und katastrophalen Folgen des Zweiten Weltkrieges stellen. Die Reparationsforderungen der russischen Siegermacht bedeuteten 1945 das züchterische Aus. Erneut musste eine neue Zuchtpopulation mit mehrheitlich ostpreußischen und hannoverschen Pferden aufgebaut werden. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit schaffte es Gustav Condereit (1886 bis 1972), den Neustädter Gestüten wieder zu einer führenden Rolle in der Brandenburgischen Pferdezucht zu verhelfen. Mit Gründung der DDR wurden die Landgestüte rechtlich zum „volkseigenen Gut“ mit veränderten, an die modernen Ansprüche angepassten Zuchtzielen. Reiten hatte allerdings als Sportart staatlicherseits keine gute Reputation, galt als zu teuer und wurde nicht gefördert. Trotzdem behauptete sich Neustadt (Dosse) als lukrative Geldquelle, dank seiner hochwertigen Sportpferde, die für harte Devisen ins Ausland exportiert werden konnten. Brandenburger Pferde stehen seither für Hochleistungssport, egal ob im Dressurviereck oder im Parcours. Aus der Nachkriegszeit stammt Neustadts herausragende P-­Familie, die weit über die Grenzen Brandenburgs geschätzt wird. Die Linienbegründerin, die Staatsprämienstute Pauline von Dargardt, wurde 10-­jährig 1947 erworben. Sie hatte bereits sechs Fohlen gebracht, in Neustadt fielen fünf weitere. Zwei gekörte Hengste und Palette von Fernab, eine tiefe, ganz im Wirtschaftspferdetyp stehende, braune Stute, deren vier Töchter für eine prosperierende Familiengeschichte rund um Philharmonie, Poesie und Poetin sorgten. Die wohlklingenden Namen dürfen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Linie seit Generationen leistungsstarke Pferde hervorbringt. Wesentlichen Bestandteil am Ruhm der P-­Familie hatten die Nachkommen von Sandro Hit mit der Brentano ­II Tochter Poesie. Dazu zählen die vier Vollbrüder Samba Hit I bis IV, insbesondere der bestehende Prämienhengst und Hengstleistungsprüfungssieger Samba Hit I, der mittlerweile auf über 30 Dressursiege in Klasse S zurückblicken kann und nach wie vor in Neustadt deckt. Mit Starlett de Hus stellte Samba Hit 2011 die französische Bundeschampionesse der 4-­jährigen Reitpferde. Seine berühmteste Vollschwester ist die inzwischen verstorbene Ausnahmestute Poetin I – Bundeschampionesse 2000 und 2003 –, die nach ihrem Weltmeistertitel bei den 6-­jährigen Dressurpferden 2003 mit einem rekordverdächtigen Verkaufspreis von 2,5 Millionen Euro für Schlagzeilen sorgte. Neben der durchgezüchteten, hocherfolgreichen P-Linie pflegt Neustadt (Dosse) weitere, kleinere Familien. „Aktuell sind sechs Warmblut­ und eine Trakehnerstutenlinie in der Stutenherde des Gestüts vertreten“, erläutert Landstallmeister Uwe Müller. „Besonders präsent ist die P­-Familie, der die meisten Stuten angehören. Allerdings sind durch die räumlichen Gegebenheiten in der historischen Gestütsanlage der Anzahl der Stuten Grenzen gesetzt. Dennoch legen wir großen Wert auf die Pflege unserer Stutenstämme und versuchen diese in dieser Vielfalt zu erhalten und zukunftsfähig aufzustellen. Dazu nutzen wir in der Anpaarung neben unseren eigenen Hengsten auch interessante Vererber anderer Stationen.“ Viel Prestige genießen auch die Stutenstämme der T­ und der I Linien. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ] Zur ersteren Familie gehört die auf Grand ­Prix­ Niveau sportlich erfolgreiche Tacita von Dionysos, die in Australien für Furore sorgt. Der süddeutsche Prämienhengst DSP Chetlag von Cellestial ist hingegen über den Hindernissen siegreich. In der Hengstkollektion Neustadts repräsentiert der 2013 geborene, großrahmige Calido Sohn Cloud number nine aus der Theodora diese Linie. Burberry, ein typvoll aufgemachter Fuchs aus der Staatsprämienstute Ibiza, gehört zu den namhaften Vertretern der I­ Linie. Der Balou­du­ Roulet­ Sohn war erster Reservesieger seiner Körung 2007. Inzwischen ist er international in S***­Springen erfolgreich. Im Springparcours hat sich auch die Stute Izmira von Quidam’s Rubin bis S**­Niveau bewährt.

    Traditionell brillieren die Zuchtstuten des Gestüts im Gespann. Ein Highlight ist der Mehrspänner mit 18 hochkarätigen Stuten, der bei der Jubiläumshengstparade im Landgestüt Celle im Jahr 2015 – passend zum Motto „25 Jahre Deutsche Einheit“ – für Begeisterungsstürme sorgte. An der Spitze lief die herrliche Poesie. „Für mich ein unvergesslicher Moment“, erinnert sich Besucherin Marion Weise aus Hannover, noch heute mit glänzenden Augen. „Wie bereitwillig diese Stute im Geschirr ging, als stünde ihr diese Position ganz selbstverständlich zu.“ Poesie, die 2017 ihren 25. Geburtstag feierte, wurde inzwischen von ihrer Schwester Prime Time an der Spitze des Mehrspänners abgelöst.

     

    Züchterische Grundlage

    Elitehengst Quaterback (*2003) hat schon über 60 gekörte Söhne und über 400 Töchter hervorgebracht 
    © Lafrentz

    Den Erfolg der jüngsten Vergangenheit verdankt Neustadt (Dosse) der wertvollen, überlegten züchterischen Arbeit vergangener Jahrzehnte, insbesondere durch den Aufbau solider Stutenlinien. Für sie wurden immer wieder gezielt passende Partner gesucht. Nach der Wende prägten insbesondere Hengste wie der bereits erwähnte Leistungsprüfungssieger Kolibri, sein Sohn Korsar, der acht gekörte Söhne und über dreißig prämierte Töchter brachte, oder das erfolgreiche Dressurpferd Akzento, das später nach England verkauft wurde, die Zucht. Sie machten Neustädter Pferde zu einem Markenzeichen, genau wie Paradiesvogel von Parademarsch, der bis zur schweren Klasse siegreich Dressurprüfungen ging, oder der schicke Leandro ­Sohn Levisto Z, Sieger seiner Hengstleistungsprüfung. Genau wie seine Mutter Hirtin von Carolus I triumphierte der Schimmel im Springparcours. Askari von Acord II, einer der erfolgreichsten Springpferdevererber Deutschlands, wirkt noch immer in Neustadt. Sein Sohn Aragon Z feierte unter Christian Ahlmann Siege auf prestigeträchtigen Springturnieren weltweit. Elegant, doch muskelbepackt trägt Quaterback seinen Namen zu Recht. Ein Bilderbuchsportler aus eigener Zucht, von Quaterman aus der Passionata, selbst eine Tochter der Poesie. Ein enger Verwandter der legendären Poetin also. Elitehengst Quaterback verkörpert, was sein Pedigree verspricht. Er wurde 2006 dreijährig Sieger im Bundeschampionat und brilliert bundesweit in Dressuren der Klasse S. Der noble Fuchs hat nicht nur seinen Verwandten Samba Hit I als gefragtesten Beschäler abgelöst. Quaterbacks Vererberqualitäten sind weltweit gefragt, von Australien bis in die USA ist sein Name ein Begriff. Mehr als 60 seiner Söhne wurden gekört und mehr als 400 Töchter gingen in die Zucht. Seine leistungsbereite und siegreiche Nachzucht, unter anderem war Quaterback 2014 und 2015 erfolgreichster Beschicker der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde, machte ihn über Brandenburgs Grenzen hinaus berühmt.

     

    Neustadt (Dosse) mit glänzenden Aussichten

    Die Jungpferde genießen ihre Jungend in Gruppen auf großzügigen Paddocks © Lafrentz

    Mit dem hochnoblen, dunkelbraunen Quadroneur sorgte Quaterback bereits 2007 für die nächste Generation im Hengststall. Der auf Intermediaire­ I ­Niveau siegreiche Quadroneur geht über Vater und Mutter, der Pirouette von Sandro Hit, auf die berühmte P­Familie Neustadts zurück. Piroutte ist zudem die Großmutter mütterlicherseits des aufstrebenden Dressur­ und Prämienhengstes Belantis von Benetton Dream aus der Philharmonie. Neben einem erlesenen Pedigree zeichnen ihn hervorragende Grundgangarten, exzellente Rittigkeit und ein einzigartiger Charakter aus. Das Bundeschampionat 2014 verließ der Grauschimmel als strahlender Sieger, ein Jahr später wurde er Vizeweltmeister der Jungen Dressurpferde. Wo der Hengst auftritt, erhält er tosenden Applaus, bundesweit wollen sich Züchter sein Potenzial sichern. Bereits 2014 belegte Belantis Platz vier der erfolgreichsten 5­jährigen Deckhengste aus allen deutschen Zuchtverbänden. Inzwischen hat sich Dressurikone Isabell Werth des jungen Talents angenommen. „Belantis hat eine sehr große Bedeutung für unser Gestüt“, bekräftigt Landstallmeister Uwe Müller. „Wir sind sehr stolz, dass mit Isabell Werth die erfolgreichste Dressurreiterin der Welt seine sportliche Förderung übernommen hat, und setzen große Hoffnung in seine weitere sportliche Entwicklung. Durch seine Erfolge ist er zu unserem Werbeträger in aller Welt geworden, er macht Neustadt (Dosse) bekannt und ist eines der Aushängeschilder unserer Zucht und natürlich der P-­Familie.“ Bis zu den Olympischen Spielen in Tokio 2020 ist es nicht mehr lange hin. Wer weiß – vielleicht bringt Belantis das erste olympische Edelmetall nach Neustadt. Mit dem strahlenden Siegerhengst der Deutschen Sportpferdekörung in Neustadt, Don Royal von Don Juan de Hus, steht ein weiterer Repräsentant der P­-Linie im eigenen Stall. Seine Mutter, die Rubin ­Royal­ Tochter Prime Time, ist eine Schwester der großartigen Poesie. Aus einer ähnlichen Verbindung von Don Juan de Hus mit der P­-Familie stammte schon die Siegerin des Stutenchampionats 2016, Phantastica. Neben den jungen Helden Ben Benicio, Prämienhengst der Westfälischen Hauptkörung 2015, und Casskeni II, einen hochedlen Holsteiner von Cassini II aus einer Chamonix­ Mutter, sollen die Pachthengste Kasanova de la Pomme und Carleyle die Hengstpalette um international gesuchte Linien ergänzen. Carleyle ist ein patent auftretender junger Holsteiner von Connor aus der For­ Pleasure­ Tochter Zostia – eine extrem leistungsorientierte Abstammung, der der 2011 geborene Prämienhengst fraglos gerecht wird. Mit Kasanova de la Pomme von Bamako de Muze kommt dagegen der Siegerhengst der Körung 2013 des belgischen Warmblutzuchtverbandes zum Einsatz, der entsprechend seiner feinsten Springgenetik in Springprüfungen der Klasse M siegte. Welche Kriterien spielen überhaupt eine Rolle bei der Auswahl von Pachthengsten für Landstallmeister Uwe Müller? „Die Qualität des Pferdes und die Abstammung des Hengstes sind die herausragenden Kriterien“, erklärt Müller. „Unser Ziel ist, den Züchtern qualitativ hochwertige und leistungsstarke Hengste anzubieten, deren Genetik unseren Hengst bestand ergänzt und bereichert. So stammt zum Beispiel Kasanova de la Pomme aus der Hengstlinie des Darco, die bisher noch nicht in Neustadt vertreten war, kombiniert mit einem der besten Stutenstämme Belgiens und der Welt!“ Neustadt (Dosse) ist längst angekommen in der modernen Sportpferdezucht und hat den Wechsel vom reinen Zuchtbetrieb zu einem breit aufgestellten Unternehmen geschafft. Namhafte, international begehrte Deckhengste sowie eine solide, breit gefächerte Stutengrundlage ziehen zehntausende von Menschen magnetisch an und sichern eine glänzende Zukunft, in der trotzdem die alten Traditionen bewahrt werden. [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Susanne Bösche, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Frühlingsboten – die ersten Fohlen sind angekommen!

    Frühlingsboten – die ersten Fohlen sind angekommen!

    [vc_row][vc_column width=“2/3″][vc_column_text]Wenn die Sonne länger scheint und die Natur wiedererwacht, werden die ersten Fohlen geboren. Für den besten Start ins Leben und eine gesunde Aufzucht bieten wir gemeinsam mit JOSERA eine optimale Gesamtlösung zur gesunden Aufzucht und Fütterung Ihres Nachwuchses an: JOSERA Fohlen & Stute: Das Zuchtmüsli für Mutter und Kind.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/3″][vc_single_image image=“200749″][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]


    JOSERA Expertentipp:

    Ab der Geburt des Fohlens beginnt die Stute ihre körpereigenen Reserven einzuschmelzen, laut neuester Erkenntnisse kann auch eine nahezu „perfekte“ Fütterung an diesem Umstand nichts ändern. Wundern Sie sich also nicht, wenn Ihre laktierende Stute eventuell erst einmal etwas an Substanz abbaut, behalten Sie aber das gesunde Maß im Auge.


    Die Einsatzbereiche von JOSERA Fohlen & Stute zusammengefasst:

    JOSERA Fohlen & Stute ist eine besonders leckere und hochwertige Müsli-Mischung für tragende und laktierende Stuten, sowie für Fohlen bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres. Zuchtstuten haben im letzten Drittel der Trächtigkeit und während der Laktation besondere Ansprüche an die Versorgung mit Energie, Eiweiß und Mineralien. Auch Fohlen stellen im ersten Lebensjahr spezielle Ansprüche an ihre tägliche Futterration. JOSERA Fohlen & Stute enthält viel Eiweiß aus hochwertigen Eiweißquellen, die das Pferd mit essenziellen Aminosäuren wie Lysin und Methionin versorgen. Diese werden für die Bildung der Milchproteine und das gesunde Wachstum des Fohlens benötigt. Die hydrothermisch aufgeschlossenen Getreideflocken in JOSERA Fohlen & Stute sind hochverdaulich und tragen damit zur Deckung des erhöhten Energiebedarfes bei. Die Gehalte an Calcium, Kupfer und Zink sind auf die besonderen Bedürfnisse von Fohlen und Stuten abgestimmt. Das speziell für die Gelenkentwicklung des Fohlens wichtige Kupfer liegt überwiegend in organisch gebundener Form vor und ist damit hoch verfügbar. Die enthaltenden Vitamine fördern die Fruchtbarkeit der Stute, sorgen für eine hohe Vitalität des Fohlens und sichern ein gutes Immunsystem.[/vc_column_text][/vc_column][vc_column][vc_column_text]

    Der Fohlenstarter ist bereits integriert.

    In den ersten 3 Monaten werden die Fohlen über die Muttermilch ernährt. Sobald sie sich für feste Nahrung interessieren, kann man ihnen neben Heu und Weidegras schon etwas vom Fohlenstarter JOSERA Fohlen & Stute zum Knabbern anbieten. JOSERA Fohlen & Stute ist Zuchtmüsli und Fohlenstarter in einem und versorgt somit die Stute und das Fohlen ideal. Die Fohlenfütterung ist auf eine hohe natürliche Milchleistung der Mutterstute und die langsam einsetzende eigene Futteraufnahme des Fohlens selbst abzustimmen. Grundsätzlich ist auf ein gleichmäßiges Wachstum zu achten, damit Muskulatur, Sehnen, Bänder und Skelett sich in einem natürlichen, gesunden Verhältnis zueinander entwickeln und keine Wachstumsstörungen auftreten. Frühestens im Alter von 5 bis 6 Monaten werden die Fohlen von der Mutter abgesetzt und sollten mit JOSERA Fohlen & Stute weiter bis zur Vollendung des ersten Lebensjahres gefüttert werden.


    JOSERA Expertentipp:

    Nicht nur die Menge macht den Unterschied: Große Mengen Getreide wie z.B. puren Hafer verdauen zu müssen kann die Stute während der Laktation zusätzlich belasten. Mit einem hoch aufgeschlossenen und reichhaltigen Zuchtmüsli erreichen Sie mit geringer Futtermenge einen größeren Effekt und entlasten zusätzlich die Verdauung der Mutterstute.


    JOSERA Joker-Mineral

    Bei Stute und Fohlen sollte auf eine zusätzliche Versorgung mit einem vitaminreichen Mineralfutter geachtet werden! Parallel zum Energie- und Nährstoffbedarf erhöht sich bei der Stute auch der Bedarf an Mineralstoffen, Spurenelementen und Vitaminen, die über das Futter aufgenommen werden müssen. Eine optimale Versorgung mit Vitaminen fördert die Fruchtbarkeit der Stute und unterstützt die Vitalität des Fohlens. JOSERA Joker-Mineral deckt damit den Bedarf von Stute und Fohlen an Spurenelementen, insbesondere wertvollem organisch gebundenem Kupfer. Kupfer ist beim Fohlen unentbehrlich für die Bildung von Blut, kräftigen Bändern und gesunden Gelenken. Viele enthaltene Vitamine fördern die Fruchtbarkeit und Leistungsfähigkeit der Stute.


    JOSERA Expertentipp:

    Bieten Sie Ihrem Fohlen erst einmal keinen Salzleckstein an. Es besteht einerseits Durchfallgefahr und andererseits die Gefahr, dass es mehr Milch trinkt als nötig und die Stute damit unnötig belastet.


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  • Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 3)

    Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 3)

    Vollblut Helden – Heraldik xx und Lauries Crusador xx 

    2008 war das Jahr von Heraldik xx. Auf den Olympischen Spielen in Hongkong gewannen Butts Abraxxas unter Ingrid Klimke und Butts Leon, geritten von Andreas Dibowski, Mannschaftsgold in der Vielseitigkeit. Auf dem Bundeschampionat wurde Butts Avedon, blutidentisch mit Abraxxas, denn die Mütter sind Vollschwestern, Sieger der fünfjährigen Geländepferde mit Andreas Dibowski, Mighty Magic (v. Mytens xx), gekörter Holsteiner Hengst aus der Heraldik xx – Tochter Neika, holte Silber. Die im Stockmaß kleine, im „Busch“ aber groß auftrumpfende Karascada von Heraldik xx, Trakehnerin des Jahres 2009, siegte mit Kai-Steffen Meier in Pardubice und war in Badminton platziert. Als Heraldik xx (*1982, v. Caramel) 1995 auf dem Gestüt Birkhof erstmals zum Einsatz kam, standen S-Siege und hohe Platzierungen im internationalen Springsport auf seinem Konto – eine Rennbahn hat der Rappe nie betreten! Sein Pedigree, geprägt durch Nearco xx, Großvater von Lucky Boy xx und Cardinal xx, bei Sacramento Song xx und Marlon xx im Mutterstamm auftretend, war erstklassig und wird durch Großvater Wiesenklee xx (v. Chief), Dritter im Deutschen Derby, Vater des gekörten S-Dressur-Sieger Elan xx, untermauert. Nach dem ersten Fohlenjahrgang wurden alle deutschen Zuchtgebiete auf ihn aufmerksam. Von daher tragen die Nachkommen, darunter über ein Dutzend gekörter Söhne, die unterschiedlichsten Brandzeichen. Sie sind Alleskönner und im Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssport bis zur schweren, auch internationalen Klasse siegreich. Auf dem Dressurviereck verbuchten Hennessy, Halloween, Hidalgo, Highlight, Humphrey und Haakon S-Erfolge, international Grand Prix siegreich ist der pompöse Holsteiner Schimmelhengst Ekwador mit Katarina Milczarek, 2008 über Leistung gekört und Teilnehmer an Europa- und Weltmeisterschaften. Seine in internationalen Parcours´ der Kl. S bewährten Sprösslinge tragen nahezu ausnahmslos den Holsteiner Stempel, darunter der gekörte Herald, Nationenpreispferd unter der Spanierin Pilar Cordon Muro. High Spirit geht international mit Geir Gullikson, sein Landsmann Stein Andresen verbucht mit Hoyo de Monterey (ex Heraldicus) internationale Erfolge. Hitchcock war Pferd des Jahres in Italien und mit Franceso Franco Finalist der Weltmeisterschaften der Jungen Pferde in Lanaken. Vollschwester Herka xx hinterließ die auf Championaten erfolgreichen Hengste Royaldik (v. Royal Diamond) und Meraldik (v. Münchhausen/ Tr.). In Holstein stellte Heraldik xx mehrfach die Siegerin in der Halbblutklasse. Ein Phänomen als Vererber ist Lauries Crusador xx (*1985, v. Welsh Pageant), der, von Maas J. Hell entdeckt, eigentlich für Holstein vorgesehen war, dort aber durchs Sieb fiel. Sein GAG von 90.5 Kilogramm verdankt er unter anderem dem 3. Platz im Royal Ascot Cup. Sein Metier waren lange Distanzen; eine Fesselkopffraktur beendete seine Karriere als Rennpferd. Für das Landgestüt Celle und die hannoversche Zucht erwies er sich als Volltreffer. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Als erster Vollblüter überhaupt 2006 zum „Hannoveraner Hengst des Jahres“ proklamiert, stehen über 50 gekörte Söhne auf der Habenseite, darunter die Siegerhengste Londonderry und Lauda, die in Verden Spitzenpreise erzielten. Londonderry, selbst Bundeschampion, stellte mit Liberty Gold einen Kör- und Leistungsprüfungssieger, mit Locksley II einen Bundeschampion und mit dem gekörten London Time 2006 eines der teuersten Pferde in der Verdener Auktionsgeschichte mit 510.000 Euro. Weitere gekörte Söhne des „Laurie“, dessen 25. Geburtstag am 3. April 2010 auf der Station Landesbrück zünft ig gefeiert wurde, sind Lancier, hocherfolgreich in Zucht und Sport, Laurent, Lemur und Lizitant – allesamt in Celler Diensten. Auf dem Viereck bis zur Kl. S siegreich war der Celler Longchamp, mehrfacher Medaillengewinner auf Bundeschampionaten. Sein im Landgestüt Warendorf wirkender Sohn Laurentianer, den Gestütschefin Schmidt-Rimkus zu einem „Schnäppchenpreis“ erwarb, gewann 2000 die Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde, verbuchte internationale Dressurerfolge unter niederländischem Patronat und stellte mit Laureus einen leistungsstarken Sohn. Laudabilis, ebenfalls in Westfalen postiert, ist Hoflieferant der Auktionen in Münster- Handorf mit sehr guter Vererbung, Laurentio, Reservesieger der Leistungsprüfung, ist Vater talentierter Dressurpferde. Mehrere Söhne des Lauries Crusador xx tragen die Elchschaufel, darunter die Vollbrüder Krokant und Karamell sowie Immens. Und 2010 stellte er mit Laurano, der sich beachtlich bewegen konnte, einen Sohn auf der Holsteiner Körung! Mit annähernd 600 eingetragenen Töchtern, darunter 200 Staatsprämienstuten, ist „Laurie“ nicht nur in Hannover omnipräsent. Allein 2006 stammten 61 Prozent aller Vollblutnachkommen in Hannover von Lauries Crusador xx! Im Sport erzielten seine Nachkommen ihre Erfolge nahezu ausschließlich auf dem Dressurviereck, darunter die Grand Prix-Sieger Le Bo mit Carola Koppelmann, Little Big Man, geritten von Falk Rosenbauer, Lesotho, mit der Kaderreiterin Ellen Schulten-Baumer und Le Primeur unter der Schweizerin Marie-Line Wettstein. Der gekörte Fuchshengst Louis Heslegards war Olympiateilnehmer mit Gerda Lehmann. Lauries Crusador xx – a never ending story.

    Im Fokus 

    In zehn Rennsaisons hart geprüft, verfügt Albaran xx über ein beachtliches Springvermögen mit ausgefeilter Technik © Grewe De Watermoelen NL

    Zu den Hengsten, die in jüngerer Zeit von sich reden machen, gehört der Rappe Likoto xx (*1993, v. Fit to Fight), 1997 von Werner Schockemöhle auf der Vollbluthengstschau in Köln entdeckt, postiert auf der Celler Station Artland. Unter seinen über hundert Töchtern, darunter die Mutter des Körsiegers Dressur der Süddeutschen Körung 2009, Famous Flamur (v. Flamur), befinden sich einige Staatsprämienstuten. Von seinen gekörten Söhnen sorgt der Oldenburger Licotus, VTV-Hengst 2010, für Schlagzeilen. Selbst bis Intermédiaire II erfolgreich, ist er Vater hochdekorierter Töchter und gekörter Söhne: Licosto ging über die NRW-Auktion für 200.000 Euro nach Bayern. Levante, ein bildschöner Rappe, deckt in Thüringen und der gekörte Lunatico gewann das bayerische Springchampionat. Likoto Hit ist neben seiner Beschälertätigkeit in Belgien auf dem Dressurparkett erfolgreich. Ob sich die Hoffnungen, die man in Holstein auf Ibisco xx (*2000, v. Royal Solo) setzt erfüllen, bleibt abzuwarten. Eigenleistung und Pedigree überzeugen ebenso wie seine Auftritte unter dem Sattel. Ein GAG von 89 Kilogramm weist ihn als gutes Rennpferd aus – in Hindernisrennen war er bei fünf Starts viermal im Geld. Royal Solo xx ist mütterlicher Halbbruder zu Dashing Blade xx, mit sechs gekörten Söhnen in der Reitpferdezucht präsent, der Muttervater Local Suitor xx hinterließ u.a. den vielseitig vererbenden Templer xx. Auch Water Dance xx (*1997, v. Saddlers Hall), Sieger in Vielseitigkeitsprüfungen der Kl. S und „zwischen den Meeren“ im Zuchteinsatz, stammt aus einer Local Suitor xx-Mutter. Die Fohlen des gut frequentierten Ibisco xx gefallen durch Wuchs, Korrektheit, ihren schönen Typ und wurden vielfach prämiert. Im Stockmaß eher knapp, aber auf der Rennbahn ganz groß, das ist Timolino xx (*1998, v. Monsun). In Flachrennen überzeugend, über Hindernisse hervorragend, darunter fünf Siege, war er 2004 Deutschlands bestes Hindernispferd und erhielt ein GAG von 89 Kilogramm. Monsun xx, dessen Decktaxe 150.000 Euro beträgt, ist eine Legende und über den Triple Crown- Sieger Köngsstuhl xx und den nicht minder bedeutenden Surumu xx reichlich mit Leistungsblut ausstaffiert. Muttervater Trempolino xx hat mit Sharpen Up xx den gleichen Vater wie Royal Solo xx (siehe Ibisco xx). Timolino xx wartete in mehreren Zuchtverbänden mit zum Teil hoch bewerteten Fohlen auf, die Auftritte seiner ersten Nachkommen unter dem Sattel erwartet man mit Spannung. Den Prototyp eines Vollblüters verkörpert Albaran xx (*1993, v. Sure Blade), der in zehn Rennsaisons 67 Mal an den Start ging und die Bahn mit einem GAG von 93.5 Kilogramm gesund verließ. 1996 Dritter im Deutschen Derby, war er zweimal Zweiter im renommierten Hansa-Preis, verbuchte aber auch in Norwegen erstklassige Erfolge auf der Rennbahn. Unter dem Sattel in Ermelo geprüft , attestierte ihm das KWPN „gute Anlagen als Springpferd“, aber auch in allen anderen Kriterien erhielt er gute Noten. Vater Sure Blade xx und Großvater xx Kris waren hinsichtlich Eigenleistung und Vererbung Weltklasse, Muttervater Königsstuhl xx fand schon bei Timolino xx Erwähnung. Seine beiden beim KWPN registrierten Fohlenjahrgänge sind vielversprechend: Die Fohlen stehen im Typ ihres Vaters, sind langbeinig und bewegungsstark. Armand xx (*2001, v. Winged Love) verfügt über ein Pedigree internationalen Zuschnitts. Winged Love xx, 1995 Sieger im Irischen Derby, ist ein Sohn des In Th e Wings xx, der dem Gestüt Schlenderhan mit Adlerflug xx 2007 den 18. Derbysieger bescherte.  Winged Love xx wurde inzwischen nach Irland zurück beordert, um Hindernispferde zu „produzieren“. Die Art, wie sich Armand xx, dessen GAG von 84.5 Kilogramm auf Siegen und Platzierungen in Flach- und Hindernisrennen basiert, über Sprünge bewegt, ist genetisch vorgegeben. Muttervater Chief Singer xx kam in Graditz zum Einsatz, die mütterliche Linie zählt zum „Tafelsilber“ der deutschen Vollblutzucht, geprägt durch die Derbysiegerin Asterblüte xx des Gestüts Schlenderhan. 2007 in Holstein gekört, standen die Züchter nicht gerade „Schlange“. Immerhin gelang es ihm, 2010 aus seinem ersten Jahrgang mit Alant einen Sohn zu präsentieren, den der Zuchtleiter als „ausdrucksstarken Halbblüter in großem Rahmen und viel Substanz“ beschrieb.

    Perspektiven in der Vollblutzucht

    Der Vollbruder zu Perser xx wurde Gründer einer Hengstlinie, besonders über Pik Bube I © H. Sting, Archiv Deutsches Pferdemuseum, Verden

    Im Rückblick auf die „blutarme“ westfälische Elitestutenschau 2009 monierte Zuchtleiter Dr. Friedrich Marahrens, dass […]„die Züchter wenig Zutrauen zur Vererbungsleistung der in Deutschland verfügbaren Vollbluthengste haben. Wir brauchen für den Sport reaktionsschnelle, intelligente Pferde, die die nötige Sensibilität beim Reiten mitbringen. Ohne das Vollblut laufen wir Gefahr, dass die Pferde zu grob und zu langsam werden.“ Ein Jahr später sorgte More Thoroughbred xx (*2007, v. Dashing Blade) für eine kleine Sensation. Leistungsgeprüft , in den Grundgangarten am Optimum, wurde sie in Westfalen mit der Staatsprämie ausgezeichnet und wenig später beim „4. Schaufenster Vollblut“ in Münster-Handorf, der einzigen Veranstaltung bundesweit, die Vollblüter in den Fokus stellt, zu einem Spitzenpreis verkauft . Auf großes Interesse stieß auch der Siegerhengst Chiron xx (*2001, v. Valanour). Begeisternd im Trab und im Galopp, wies der herrlich modellierte Schimmel eine Gewinnsumme von über 100.000 Euro mit einem GAG von 90.5 Kilogramm auf. Von Vanessa Hölscher-Bölting in der Vielseitigkeit eingesetzt, bleibt die Hoffnung, dass er eine Chance in der Reitpferdezucht erhält. Er verkörpert den Typ Vollblüter, den der langjährige Warendorfer Landstallmeister Dr. Gerd Lehmann, seit 1976 und dann über Jahrzehnte Mitglied der Zuchtkommission des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen (DVR), fordert: „Erstrebenswert ist der reitgerecht modellierte Vollbluthengst, der viele Starts mit ordentlichen Leistungen über mehrere Rennzeiten hinweg, schadlos überstanden hat. Die Höhe des GAG ist dabei von nachrangiger Bedeutung“. Hengste dieses Zuschnitts sind zwar nicht so selten wie die „Blaue Mauritius“, aber eben doch Raritäten.    [/ihc-hide-content]

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Horsica findet im Oktober statt

    Horsica findet im Oktober statt

    Das Corona-Virus breitet sich aus und sorgt dafür, dass Veranstaltungen wie Pferde-Messen, Hengstpräsentationen und Gestütsveranstaltungen abgesagt oder verschoben werden. Die Veranstalter der Horsica haben sich dazu entschieden, die Messe auf Oktober zu verlegen.Die Reitsportmesse wird von 9. bis 11. Oktober 2020 stattfinden. Alle gekauften Tickets sind weiter gültig.

    Geplant war die Horsica vom 20. bis 22. März in der Messe Kassel. Am 10. März gaben die Veranstalter bekannt, die Messe zu verschieben. Heute teilte das Team der Horsica mit, dass die Pferdemesse vom 9. bis 11. Oktober stattfinden wird. Alle Tickets behalten ihre Gültigkeit.

    Birgit Wolf vom Veranstalterteam begründete dies wie folgt: „Die Aussage unseres Gesundheitsministers bezüglich einer Absagempfehlung und die schnelle Verdopplung der Fallzahlen von Covid-19 in Deutschland verändern die Situation leider drastisch.“ Seit vergangenem Wochenende gilt die Empfehlung, Veranstaltungen mit über 1.000 Personen bundesweit abzusagen. In Absprache mit dem Gesundheitsamt Kassel entschied sich das Horsica-Team, die Messe zu verlegen, um Besucher und Aussteller nicht zu gefährden.

    „Unser Ziel ist und bleibt, eine für alle Beteiligten erfolgreiche und schöne Messe zu veranstalten, die wir gemeinsam genießen können. Unter diesen Umständen halten wir die Durchführung zum jetzigen Zeitpunkt für nicht mehr vertretbar, weshalb wir uns dazu entschlossen haben, der Empfehlung des Gesundheitsministers zu folgen und die HORSICA zu verschieben“, betont Birgit Wolf.

     

  • Danke Rocky! – Rock Forever NRW verabschiedet sich

    Danke Rocky! – Rock Forever NRW verabschiedet sich

    Es war ein emotionaler Moment für seine Reiterin Sophie Holkenbrink. Im Rahmen der Hengstschau in Münster-Albachten wurde der Westfale gebührend von seinen Fans und seiner Familie aus dem Sport verabschiedet. 

    Der 17 Jahre alte Rockwell-Landstreicher-Sohn wurde damals von Wilhelm Holkenbrink aus der Zucht von Maria und Hein Könemann als Fohlen entdeckt. Schon als Jungpferd setzte der schicke Braune sein Können unter Beweis und wurde beim  Bundeschampionat 2006 Dritter. Dies war jedoch erst der Anfang seiner sportlichen Laufbahn. Siege und Platzierungen in der Schweren Klasse reihten sich in seiner Sportkarriere hintereinander. Zwar wird Rock Forever im Sport eine Lücke hinterlassen, jedoch bleibt er der Züchterwelt erhalten und steht weiterhin im Deckeinsatz zur Verfügung.

    Horse-Gate/ST

  • World Breeding Federation for Sport Horses (Teil 2)

    World Breeding Federation for Sport Horses (Teil 2)

    Wird es künftig neben den Rankings und den Championaten weitere Möglichkeiten geben, die Zucht aus den einzelnen Ländern besser zu vergleichen? Haben Sie Pläne, um Zucht und Sport verbandsübergreifend noch transparenter zu machen?

    Vor 15 Jahren war die Entwicklung von International Estimated Breeding Values (IEBVs), den internationalen Zuchtwerten, ein großes aber auch ziemlich heißes Thema innerhalb der WBFSH. Inspirationsquelle war damals Interbull, eine Technologie, die einen länderübergreifenden Vergleich von Zuchtwerten in der Viehzucht ermöglichte. Das Programm brachte gewaltigen, schnellen Zuchtfortschritt. Die Idee der WBFSH war, so ein Programm für die Pferdezucht zu entwickeln und einzuführen. Unser „Interstallion-Projekt“ musste aber damals aus politischen Gründen vorzeitig abgebrochen werden.

    Warum?

    Das Projekt hätte die Transparenz deutlich gestärkt. „Interstallion“ hätte ja einen unmittelbaren Vergleich der Hengste ermöglicht und dieser Gedanke hat nicht allen gefallen. Heute ist die Einstellung zu einem solchen Projekt ganz anders und der politische Wille, auf internationalen Sportergebnissen basierte IEBVs zu entwickeln, ist vorhanden. Ein solches Werkzeug wird die Welt der Pferdezucht noch viel transparenter machen. Das Projekt ist bereits in Gang gesetzt. Es ist langfristig, kompliziert und teuer, aber internationale Zuchtwerte werden ganz sicher kommen. Und auf lange Sicht gesehen werden sie wahrscheinlich unsere gegenwärtigen Hengst-Ranglisten ersetzen.

    Ergibt es denn Sinn, in neue Algorithmen zu investieren statt in die menschliche Beurteilungsfähigkeit? Vorläufersysteme wie das französische ISO-Prinzip oder die deutsche Zuchtwertschätzung haben bislang nicht den gewünschten Erfolg gebracht. Sind nicht am Ende die Züchter am erfolgreichsten, die ihre Stute besonders gut kennen und sie kritisch zu beurteilen wissen?

    In der Viehzucht hat Interbull in kurzer Zeit einen sehr großen Zuchtfortschritt gebracht. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Es ist zwar beim Rind einfacher als beim Pferd, sichere Zuchtwerte zu berechnen, aber die Experten glauben, dass es auch beim Pferd möglich ist. Das Problem mit den vorhandenen Zuchtwerten ist, dass sie nur national sind und dass keine FEI-Daten einkalkuliert worden sind. Die Zuchtwerte ziehen auch äußere Einflüsse mit in Betracht und eliminieren bei der Hengstwahl den Einfluss der Vermarktung. Internationale Zuchtwerte werden ein gutes Werkzeug sein, aber der Wert des Pferdewissens – auch in der Zukunft – darf nicht unterschätzt werden.

    Neben Ihrem Amt bei der WBFSH sind Sie auch Vorsitzender des Dänischen Warmblut-Zuchtverbands, der seit vielen Jahren mit seiner Zucht ganz vorne mitmischt. Was ist das Erfolgsgeheimnis der Dänen?

    Cornet Obolensky mit Marco Kutscher: Der BWP-Schimmelhengst beeinflusste die Springpferdezucht nachhaltig und steht schon lange jährlich in den Top-Ten-WBFSH-Ranglisten der erfolgreichsten Springhengste © Dr. Tanja Becker

    Die positive Entwicklung, die der Verband der dänischen Züchter erlebt hat, ist mehreren Umständen zu verdanken. Vor allem haben wir schon immer auf eine sehr offene Politik gesetzt, wodurch wir die besten Gene für unsere Zucht zugelassen haben. Durch ein einfaches System können unsere Züchter auf Antrag auch Hengste aus anderen Verbänden für ihre Stuten nutzen. Selbst, wenn die Hengste bei uns nicht gekört sind, dürfen sie eingesetzt werden, wenn diese Hengste festgelegte Anerkennungskriterien erfüllen.

    Was hat, neben der offenen Zuchtpolitik, weitere entscheidende Rollen in der Entwicklung des Verbandes gespielt?

    Es hat auch eine wesentliche Rolle gespielt, dass wir ab 2004 unsere Zucht in eine spring- bzw. dressurbetonte Richtung geteilt haben. Unsere bescheidene Größe und unsere starke Marktposition in Dänemark bedeuten, dass wir flexibel sind und uns somit schnell neuem Wissen anpassen können.

     

     

     

     

     

    War die geringe Größe des Verbandes nie ein Problem für Ihre Züchter?

    Die Größe unseres Verbandes hat zur Folge gehabt, dass sich unsere Züchter seit vielen Jahren stark international orientieren und erfolgreiche Hengste aus anderen Zuchtgebieten einsetzen – davon profitieren wir bis heute.

    Was wünschen Sie sich künftig für die internationale Pferdezucht und unseren Sport?

    Eine noch engere Zusammenarbeit zwischen Sport und Zucht. Meiner Meinung nach sollten die Züchter in viel höherem Maße für ihre Arbeit Anerkennung finden. Diese könnte beispielsweise aus einem Anteil der Preisgelder bestehen. Schließlich werden Turniere nicht vom Reiter alleine gewonnen, ohne den Züchter gäbe es diese Erfolge gar nicht.

    Jan Pedersen

    Jan Pedersen © Dr. Tanja Becker

    WBFSH-Präsident Jan Pedersen kam 1955 in Dänemark zur Welt und studierte von 1975 bis 1981 an der Universität von Aarhus Deutsche Sprache und Dänische Literatur. Im Jahr seines Abschlusses begann er, als High-School-Lehrer am Tradium Commercial College und der Dania Academy zu unterrichten und geht dieser Tätigkeit bis heute nach. Seit 1970 widmet er sich privat erfolgreich der Pferdezucht, aus der ein gekörter Hengst, mehrere Grand-Prix-Pferde und Goldmedaillenstuten hervorgegangen sind. Jan Pedersen wuchs mit Pferden auf, sein Vater war selbst Züchter und hatte einen eigenen gekörten Hengst im Deckeinsatz. Seit 1994 ist Jan Pedersen Vorsitzender des Dänischen Warmblutzuchtverbandes. Im Jahr 1999 kam seine Tätigkeit als Vorsitzender der World Breeding Federation for Sport Horses (WBFSH) hinzu. Von Prinzessin Benedikte wurde Jan Pedersen in Dänemark bereits mehrfach für sein außerordentliches Engagement ausgezeichnet, so erhielt er 2004 den Orden des Dannebrog-Ritters. Im April 2019 wurde er zum Ritter 1. Grades des Dannebrog-Ordens ernannt.[/ihc-hide-content]

     

     

     

     

     

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Interview mit dem WBFSH-Präsidenten Jan Pedersen,  welches Dr. Tanja Becker mit ihm geführt hat und im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2019/20“ erschienen ist.