Breitling – Ein S-Pferd nach dem anderen (Teil 2)

„Jeder Nachkomme ein Treffer“

[caption id="attachment_214213" align="alignleft" width="450"] Der gekörte, 2005 geborene Baron de Ley W. platzierte sich 2011 im Bundeschampionat der Fünfjährigen unter Brigitte Wittig im Finale. "Er ist der schönste unter den Breitlingen", ist sich Wolfram Wittig sicher.[/caption] Baldessarini ist eine von sechs erfolgreichen Vollgeschwistern, die alle aus der Anpaarung von Breitling an die Diego xx-Palisander-Stute Devisa stammen. Eine Passerpaarung? „Mit Sicherheit ja“, sagt Wolfram Wittig und hält sich bei der Frage nach den für Breitling passenden Stuten bedeckt: „Rossig müssen sie sein. Das ist das Wichtigste“, schmunzelt der gebürtige Franke. Auf die 1999 geborene Baldessarini W folgte ein Jahr später Biagotti W. Die dunkelbraune Stute ging den klassischen „Wittig-Weg“: 2006 holte sie Bronze auf der Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde, drei Jahre später qualifizierte sie sich für das Nürnberger-Burgpokal-Finale. 2009 in der kleinen Tour in Mannheim und Hagen hochplatziert, wurde sie 2010 im Medien-Cup-Finale Neunte und erzielte beim CDI**** in Cappeln im Grand Prix Special einen fünften Platz. 2011 startete sie ins neue Jahr hoch erfolgreich in Münster und wurde dort Dritte im Grand Prix und Vierte im Grand Prix Special. „Biagotti zählt zu meinen besonderen Lieblingen“, berichtet Brigitte Wittig. „Sie ist eine eigenwillige Diva, eben eine Stute, aber sehr sensibel und fein und eine, die alles von alleine machen möchte.“ 2011 wird das Paar im B2-Kader geführt – damit hat Breitling dort mit Biagotti W und Baldessarini W gleich zwei Nachkommen. Zurück zur inzwischen 17-jährigen Devisa, die aus dem Addi-Stamm, der auch den NRW-Siegerhengst Estobar brachte, gezogen ist. Aus dieser Mutterlinie kommen zahlreiche Erfolgspferde wie die Auktionspreisspitze Eichendorff, Grand Prix erfolgreich mit Victoria Max-Theurer, Isabell Werths ehemaliges Erfolgspferd Amaretto, die gekörten Hengste Frühlingstraum I und II oder mit Piquet ein Sieger in Weltcupspringen sowie mit Norbert Koofs Minister der Team-Bronze-Gewinner auf der Europameisterschaft.

Breitlings Kinder machen Karriere

[caption id="attachment_214217" align="alignleft" width="300"] Traumpaar Burlington und Charlott-Marie Schürmann.[/caption] 2001 fohlte Devisa mit – welch Wunder – Breitling den gekörten Hengst Brioni W. Auch er weist eine steile Erfolgskarriere vor: Fünfjährig Sieg im Westfalen-Championat, siegreich auf St. Georges- und Intermediaire I-Niveau, 2008 siebenjährig Finalist im Nürnberger Burgpokal. Der mit vier weißen Socken gekennzeichnete Dunkelbraune siegte 2009 beim CDI Lingen im St. Georges und in der Intermediaire I. Achtjährig Grand Prix-erfolgreich. Gibt es ein Rezept, Spitzenpferde so in Serie zu produzieren? Brigitte Wittig lacht: „Nein, das gibt es sicher nicht. Uns ist ganz wichtig, die Pferde rund zu machen, also über den Rücken zu arbeiten. Da die Breitlinge sich so gut arbeiten lassen, und wir mochten, dass unsere Pferde für den Reiter, oder besser mit dem Reiter arbeiten, geht das sehr gut. Würden sie im Kopf nicht mitspielen, könnte es nicht funktionieren.“ 2002 kam der braune Hengst Bertoli W zur Welt. Dreijährig wurde er gekört, qualifizierte sich mit Heiko Klausing zum Bundeschampionat, war dort 2007 und 2008 jeweils Finalist unter Brigitte Wittig und stand sechsjährig auch im Finale der Dressurpferde-Weltmeisterschaft von Verden. Als der Hengst sieben Jahre alt war, nahm Wolfram Wittig in seinem Sattel Platz. Gemeinsam erzielten sie hohe Platzierungen in den Burgpokal-Qualifikationen von Münster und Mannheim, wurden 2010 Siebter im Medien Cup-Finale von Münster. „Bertoli ist der Liebling meines Mannes. Ein sehr selbstbewusster, charakterstarker Kerl – aber sehr anständig dabei“, beschreibt Wittig den braunen Hengst. Einen Nachkommen von Bertoli W hat sich Gina Capellmann-Lutkemeier gesichert. Um genau zu sein, selbst gezüchtet.[ihc-hide-content ihc_mb_type="show" ihc_mb_who="4,3" ihc_mb_template="3" ] [caption id="attachment_214219" align="alignleft" width="304"] Nürnberger Burgpokalsiegern Blind Date und Brigitte Wittig.[/caption] „Er ist jetzt vier und ein sehr schöner Typ mit drei guten Grundgangarten. Er hat sehr viel Balance, was mir gut gefällt. Im Stall nennen wir ihn nur Sammy Junior, aber er ist noch gar nicht eingetragen“, erzählt die Paderbornerin. Weiter geht’s mit dem 2003 geborenen Balmoral W. Fünfjährig ging es los – Qualifikation zum Bundeschampionat mit Brigitte Wittig. Ein Jahr später siegte er in Dressurpferdeprüfungen der Klasse M und war Finalist in Warendorf. 2010 siegte Balmoral W siebenjährig im österreichischen Fritzens in der Intermediaire I und war Zweiter im St. Georges, beim CDI**** Cappeln holte sich das Paar ebenfalls Platz Zwei. Im gleichen Jahr qualifizierte er sich siebenjährig zum Nürnberger Burgpokal. Der Start in Frankfurt war Brigitte Wittigs zehnte Teilnahme am Finale. Im Protokoll standen zahlreiche Achternoten für so relevante Lektionen wie Pirouetten und Wechsel – eine schöne Bestätigung, dass Brigitte Wittig auch mit diesem Breitling auf dem richtigen Weg in den großen Sport ist. Platz Fünf bedeutet das im Endergebnis. 2005 kam der gekörte Hengst Baron de Ley W auf die Welt. „Er ist der Schönste unter allen Breitlingen“, ist Wolfram Wittig überzeugt. 2010 wurde er auf dem Westfalen-Championat Dritter, qualifizierte sich zum Bundeschampionat und platzierte sich dort im Finale. Der weitere Werdegang ist vorgezeichnet. „Wir sind auch bei ihm überzeugt, dass er genauso wie die anderen Breitlinge seinen Weg macht. Er hat vom Charakter her viel Ähnlichkeit mit Biagotti, ein sehr feines Pferd, typisch Hengst“, so Brigitte Wittig.

„Glück erreicht nur der Tüchtige“

[caption id="attachment_214221" align="alignleft" width="303"] Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht.[/caption] „Ich beobachte die Zucht der Wittigs schon lange. Die Kombination von Breitling mit Devisa ist wohl einmalig auf der Welt – jeder Nachkomme ein Treffer“, zeigt sich Gina Capellmann-Lutkemeier beeindruckt. Und wenn Wolfram Wittig an die Anfange zurückdenkt, muss er schmunzeln. „Es geht nicht, dass man seine eigenen Sportpferde züchtet, haben die Leute immer gesagt. „Ihr spinnt“ war ihr Kommentar, wenn wir auf das Thema kamen. Aber es ist möglich, dass man mit selbst gezogenen Pferden erfolgreich im Sport ist. Natürlich gehört auch Glück dazu – aber Glück erreicht nur der Tüchtige“, so Wittig. Allein Breitling hat über 100 Siege und Platzierungen auf Grand Prix-Niveau erreicht. Wenn auch die Vielzahl der Breitlinge mit Brigitte und Wolfram Wittig selbst im Sport unterwegs sind, funktioniert der Erfolgsweg natürlich auch mit anderen Reitern. Jill de Ridder, Tochter des rheinischen Erfolgstrainers Ton de Ridder, hat mit dem Fuchswallach Bandor einen Breitling unter dem Sattel. 2011 gewann sie mit ihm in Münster die Qualifikation zum Preis der Zukunft, der alljährlich der erste Schritt auf dem Sichtungsweg zur Europameisterschaft für Junge Reiter ist. „Bandor zeichnet vor allem eine unbeirrbare Lektionssicherheit und eine hohe Verlässlichkeit aus“, beschreibt Wolfram Wittig den Fuchs, den Jill de Ridders Großvater – das Gestüt Moosbend – gezogen hat. Mit Max Wadenspanner im Sattel gewann der aus einer Ehrentusch-Mutter gezogene Rheinländer bereits Grand Prix-Prüfungen. Geertje Hesse ist mit dem einstigen CHIO-Auktionspferd Burj al Arab erfolgreich, die Britin Elizabeth Gorrie sammelte mit Bohigas in der Juniorentour Schleifen. Beilador de Amor heißt der 2006 geborene hannoversche Breitling-Sohn, dessen Züchterin Cheryl Dee Wyllie in den USA lebt. Mit Johannes Westendarp im Sattel wurde der aus einer Dimaggio-Mutter stammende Hengst 2010 Hannoveraner Reservechampion und gelangte beim Bundeschampionat der vierjährigen Hengste auf den fünften Platz. 2010 war auch das Jahr, in dem der höchst charmant aufgemachte Hengst Bailarino in Oldenburg gekört wurde. Von der Hengststation Böckmann gezogen und dort aufgestellt, stammt der bunte Fuchshengst aus der Stute Schila, die den gekörten I b-Hauptprämiensieger brachte. Großmutter Schickeria hat sich mit dem international siegreichen Grand Prix-Hengst Quando Quando ein Denkmal gesetzt und brachte mit der Staatsprämienstute Schicke Deern die Mutter von Oldenburgs Stutensiegerin 2010, Fifty Fifty. Mit der dreifachen Junioren-Europameisterin Charlott-Maria Schürmann ist der Breitling-Sohn Burlington erfolgreich unterwegs und hat M-Dressuren gewonnen, 2009 standen die beiden im Finale des Bundeschampionats und wurden dort Siebte. Der gekörte Hengst absolvierte einen sehr guten 70-Tage-Test mit 9.0 für Charakter, Temperament, Leistungsbereitschaft, Konstitution, Rittigkeit und Schritt. Eines der erfolgreichsten Breitling-Kinder ist die Fuchsstute Blind Date. 2007 galt sie als eine der Favoritinnen für den Weltmeistertitel der fünfjährigen Dressurpferde. Die Zuschauer warteten gespannt auf ihren Einritt, hatte sie doch die Qualifikation überragend gewonnen. Doch Blind Date kam nicht. Auf dem Abreiteplatz ließ sie einen mächtigen Bocksprung los und verletzte sich so sehr, dass sie lange ausfiel. Die Enttäuschung der Wittigs damals war gros – denn der Titel lag zum Greifen nahe. „Das war schon hart, denn ich habe bei der Weltmeisterschaft oder dem Bundeschampionat noch nie gewonnen. Ein Sieg wäre natürlich schon, das ist klar, aber wir sind schon immer glücklich, wenn die Pferde dabei sind. Denn am wichtigsten ist es, dass es danach weiter geht – was nutzt mir ein Sieg, wenn danach der Sprung in Klasse S nicht möglich ist?“, so Brigitte Wittig. Blind Date revanchierte sich fürstlich: 2009 qualifizierte sich die Hannoveraner Stute mit dem höchsten Ergebnis überhaupt zum Nürnberger Burgpokal Finale. Und dort ließ sie keinen an sich vorbei. Selbst die dicht am Viereck sitzenden Zuschauer und kleinen Weihnachtsmänner, die die Buchstaben in der festlich dekorierten Frankfurter Festhalle trugen, irritierten sie nicht. Blind Date siegte mit 77,25 Prozent – das bis dato höchste erzielte Ergebnis im Finale. Dabei hat die Fuchsstute eine recht ungewöhnliche Geschichte. Denn Blind Date war als Fohlen nach England verkauft worden. Eines Tages erhielt Wolfram Wittig einen Anruf. „Das ist kein Dressurpferd“, sagte der Besitzer. „Ist es doch”, meinte Wolfram Wittig. Unbesehen kaufte er die drei Jahre alte Stute zurück. Ein Glücksgriff – war die aus einer Donnerhall-Mutter stammende Stute doch von Beginn an unkompliziert gewesen. „Sie wollte immer alles richtig machen, das machte ihre Ausbildung leicht“, denkt Brigitte Wittig zurück. Über den Sieg im Nürnberger Burgpokal freute sich die erfolgreiche Ausbilderin riesig: „Im Finale stand ich schon oft, aber für einen Sieg hatte es noch nie gereicht. Umso schöner, dass es nun geklappt hat.“ Drei Siege mehr verzeichnete das Paar 2009, darunter zwei ganz besondere goldene Schleifen: Sie wurden in der Aachener Soers, beim weltbekannten CHIO Aachen, erritten. Im St. Georges und in der Intermediaire I ließen Blind Date und Brigitte Wittig keinen des internationalen Starterfelds vorbei. 2011 folgte ein Neujahrs-Start nach Maß: In der Halle Münsterland trug sich Blind Date auch im Kurz-Grand Prix auf die Siegerliste ein. Damit hat die Stute eine einmalige Bilanz: Nur einmal in ihrem Leben war sie Zweite – fünfjährig in einer Dressurpferdeprüfung der Klasse L. Sonst heftete immer die goldene Schleife an ihrer Trense und später Kandare. Und die Zukunft? „Man muss ja immer Ziele haben. Mein früheres Grand Prix-Pferd Charatan lebt leider nicht mehr. Mein Traum wäre, eine Stute – Biagotti oder Blind Date – zu behalten. In den Kader zu kommen und mal an einer Europameisterschaft oder so teilzunehmen, das wäre schon toll“, verrät Brigitte Wittig.

Breitlings Familienbande

[caption id="attachment_214215" align="alignleft" width="450"] Beilador de Amor mit Johannes Westendarp erreichte 2010 den fünften Platz beim Bundeschampionat.[/caption] Breitling selbst ist übrigens nicht einzigartig. Seine Vollschwester Meggle’s Biagotti war unter Markus Gribbe mehrfach in Nationenpreisen – auch beim CHIO Aachen – erfolgreich. Die Mutter der beiden, die Stute Maja, führt altes hannoversches Leistungsblut. Ihr Vater Maat I, selbst bis Grand Prix ausgebildet, geht über Marbod zurück auf den Vollbluter Marcio xx, der 1952 seine Beschälerlaufbahn im Landgestüt Celle begann. Dessen erfolgreichster Sohn war der 1958 geborene Marzio, der mit Inge Theodorescu – verstorbene Mutter der Olympiareiterin Monica Theodorescu – über 40.000 Deutsche Mark im Viereck verdiente. Mit Josef Neckermann war die Marcio xx-Tochter Mazepa in schweren Dressuren erfolgreich. 13 Jahre verbrachte Marcio xx auf der Deckstation Baljersdorf an der Elbmündung. Dort zeugte er auch den 1965 geborenen Hengst Matrose, der mit dem 1983 für 170.000 Deutsche Mark versteigerten Auktionspferd Maritim das bis dato teuerste Reitpferd lieferte. Maja stammt aus der Stute Grafenkrone, die eine Tochter des über Grande-Frustra II klassisch hannoversch gezogenen Gralsritter ist. Dieser Hengst brachte mit dem viele Jahre unter „Kaiser“ Johannsmann erfolgreichen Landbeschäler Gralshüter einen Top-Springhengst. Im NRW-Landgestüt Warendorf wirkend, gewann Gralshüter 23 schwere Springen und verdiente rund 344.000 Euro im Springsport. Sein Glanzstück lieferte Gralsritter mit dem gekörten und 32-fachen S-Sieger Grandeur, der fünf Weltcup-Springen gewann, den Großen Preis von Aachen für sich entschied und das Hamburger Springderby gleich drei Mal als Sieger verlies. Auch vererbungsmäßig konnte sich Grandeur durchsetzen – er brachte über 75 S-Springpferde und reiht sich mit 2,89 Millionen Euro in die Millionäre der Nachkommen-Lebensgewinnsumme ein. Grandeurs wohl bekannteste Tochter ist die Stute Gladdys, mit der Ludger Beerbaum 2001 Einzel-Europameister wurde. 1978 geboren, wurde Maja mit dem früh eingegangen Celler Landbeschäler Bismarck angepaart. „Ich war damals schon ein Fan des Duellant-Bluts, das Bismarck mütterlicherseits führt. Und die Kombination mit dem Halbbluter Bolero fand ich sehr interessant“, begründet Wolfram Wittig die Wahl für Maja. Bismarck war selbst bis zur schweren Klasse ausgebildet, lieferte 15 S-Dressurpferde und blickte auf eine Nachkommens-Gewinnsumme von rund 338.000 Euro. Der Hengst ging jedoch früh an einer Kolik ein. Maja hat züchterisch voll eingeschlagen: Insgesamt brachte sie sechs S-Dressurpferde: Neben Breitling W und Biagotti W sind das Durbridge A, Dolmadakia W und Dancing Queen. Sie stammen alle von Diadem ab. Mit dem Hengst Woodstock brachte Maja den bis St. Georges erfolgreichen Watussi. Maja ist aus dem hannoverschen Stutenstamm der Schneeflocke gezogen. Ihre Vollschwester Maris, mit der Staatsprämie ausgezeichnet, war in ihrer dressurmäßigen Vererbung ebenfalls sehr erfolgreich. Ihre Bilanz: Mit Bismarck brachte sie den gekörten Burlington W, der mit Alexandra Simons-de Ridder international auf Grand Prix-Niveau erfolgreich war. Dessen Vollbruder Barnsby W sammelte ebenfalls Schleifen auf Grand Prix-Niveau. Maja mal Bismarck die Dritte heißt Bugatti W, war in Reitpferdeprüfungen erfolgreich und brachte gleich zwei Spitzenpferde: Mit dem Holsteiner Siegerhengst Carabas, selbst international Grand Prix erfolgreich, brachte sie Cayenne W, mit der Susan Pape 2007 Weltmeisterin der fünfjährigen Dressurpferde. Inzwischen hat das Paar mehrfach S gewonnen und ist in St. Georges Prüfungen erfolgreich. Mit dem Trakehner Hengst Consul fohlte Bugatti W den gekörten Hengst Charatan W, der ebenfalls die Königsklasse – den Grand Prix – erreicht hat. Der Stutenstamm brachte darüber hinaus die gekörten Hengste Lanceur, Trajan, Tamagno und Dolan.

„Biografie mit Seltenheitswert“

Zurück zu Breitling W. Geschichten wie um diesen Hengst, der sein Leben lang bei seinen Züchtern bleibt, dort höchstes Vertrauen genießt und Jahr für Jahr neue Spitzen-Dressurpferde bringt, obwohl er zahlenmäßig anfangs an einer Hand abzuzahlende Stuten erhalt, sind ganz selten. Sie wirken fast märchenhaft, so rar sind sie in der schnelllebigen Zucht, in der es vielfach nur um schnell und gut vermarktbare Fohlen geht, geworden. Nicht selten wurden die Wittigs mit Kritik konfrontiert. „‚Die können ja auch reiten’ haben wir oft gehört, wenn es um die Erfolge unserer selbst gezüchteten Breitling-Nachkommen geht. Doch wenn ich so etwas höre, denke ich: Reiten können viele andere auch. Und versuchen nicht weniger gut, ihre Pferde top auszubilden und später zu vermarkten. Wenn es also nur daran läge, warum geht das dann nicht mit viel mehr Hengsten?“, fragt Wolfram Wittig. „Ich habe immer versucht, ein ehrlicher Hengsthalter zu sein. Es ist nicht meine Aufgabe, Breitlings Samen wie ein Marktschreier an den Mann zu bringen. Mir geht es um das Produkt, das entsteht. Das möchte ich später einmal vermarkten können.“ Und dabei lassen sich die Wittigs Zeit. „Wir verkaufen unsere Pferde meist erst bei einem sehr hohen Ausbildungsstand. Man soll ja auch sehen, was man die Jahre über erarbeitet hat“, schmunzelt Brigitte Wittig. In den Startlöchern stehen noch einige. Beispielsweise Bullerbü. Der fünfjährige Fuchs stammt aus einer Weltmeyer-Mutter. „Wir möchten nicht im Vorfeld prahlen. Lieber später mit Ergebnissen überzeugen“, so Wittig.

Sport-Abschied mit Ministerin im Sattel

[caption id="attachment_214227" align="alignleft" width="301"] Eine erfolgreiche Karriere liegt hinter ihnen: Wolfram Wittig ist stolz auf seinen Breitling.[/caption] 2009 führte Breitling die FN-Zuchtwertschätzung an, 2010 lag er an dritter Stelle. Für besondere Anlässe trug er immer auch mal besondere Reiter. Eva Bitter etwa, mehrfache Deutsche Meisterin der Springreiter, hat ihre Prüfung zum Pferdewirtschaftsmeister gleich mit zwei Zuchtwertschätzungs-Spitzenreitern absolviert: Ihren Stakkato, Nummer eins der Springpferde, nahm sie für den Parcours, Breitling für die Dressur. Ergebnis? Natürlich bestanden. Einen ganz besonderen Auftritt hatte Breitling auf der Weltmeisterschaft in Verden 2007. „Breitling ist mit Sicherheit einer der ganz wenigen Hengste, die mit einer Ministerin im Sattel aus dem Sport verabschiedet wurden“, nimmt es Wolfram Wittig vorweg. Denn am Abend, nachdem seine „Cousine“ Cayenne W die Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde gewonnen hatte, trat er in der Verdener Gala-Nacht vor rund 10.000 Zuschauern auf. Und im Sattel saß keine Geringere als die damalige Familienministerin Dr. Ursula von der Leyen. In der Reiterszene bekannt unter ihrem Spitznamen „Röschen“, war die heutige Arbeitsministerin einst acht Jahre lang Auktionsreiterin in Verden. Die Mutter von sieben Kindern reitet nur noch sehr selten zum Spaß ins Gelände, doch den Überraschungsauftritt in Verden ließ sie sich nicht nehmen. Vorher war sie dann aber doch nervös. Doch sechs ihrer Kinder riefen ihr zu: „Mama, das wird schon!“ Und Breitling gab sein Bestes. „Breitling W hatte Spaß und verhielt sich wie ein echter Gentleman. Er ist hervorragend ausgebildet und stellte sich perfekt auf mich ein“, strahlt die Politikerin nach ihrem Ritt, den auch Dressur-Olympiasiegerin Isabell Werth verfolgte und spontan verkündete: „Das wäre mindestens eine 8er oder 9er Note.“ Das Training allerdings sei anstrengend gewesen, gab von der Leyen zu. „Ich war vorher ein paar Mal auf der Anlage der Wittigs zum Unterricht. Das hat Spaß gemacht, aber einen heftigen Muskelkater im Bauch und den Oberschenkeln bescherte“, lacht Ursula von der Leyen. Der Gala-Abend in Verden war Breitlings letzter öffentlicher Auftritt. Seit 2010 teilt sich sein Leben zwischen einem halben Jahr auf der Deckstation Schockemöhle und Wittigs Hof. Während bei Schockemöhle in Mühlen Breitlings Einsatz auf dem Phantom zur Frischsamen-Übertragung gefragt ist, steht bei Wittigs Freizeitleben auf dem Programm. „Bei uns wird er täglich leicht geritten und geht auf die Weide. Das geniest er sehr“, so Brigitte Wittig. Viele Jahre hatte er dort nur im Natursprung gedeckt. „Auch dabei blieb er immer super klar im Kopf. Er konnte morgens eine Stute decken, danach lud man ihn auf und fuhr zum Turnier – kein Problem.“ Einen besonderen Beweis seiner Charakterstärke zelebriert Wolfram Wittig besonders gerne. Dabei stellt er Breitling auf die Mittellinie, sagt „Steh“ und geht mehrere Meter zurück. Ganz allein steht Breitling nun in der Halle und rührt sich nicht vom Fleck. Auch nicht, wenn gleichzeitig eine Stute geritten wird. Das ist schon Charakter. Ohne Wenn und Aber. [/ihc-hide-content]   © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Julia Wentscher, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.