Neues aus dem Hengstbuch: Leistungsdiagnostik – ein Blick auf Forschung und Methoden der FN
Ein Blick auf Forschung und Methoden der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
Schon vor etwa zehn Jahren rief die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) das Projekt „Leistungsdiagnostik Pferd“ gemeinsam mit dem DOKR (Deutsches Olympiade-Komitee für Reiterei) und in Zusammenarbeit mit dem Olympiastützpunkt Westfalen in Warendorf ins Leben. Seit 2013 betreut es Tierärztin Dr. Katharina Kirsch, die sich mit dem Thema in ihrer Doktorarbeit befasste. Sie erläutert, worum es bei der Leistungsdiagnostik geht und welche Vorteile daraus für Pferd und Reiter entstehen.
Welche Ansätze verfolgen Sie beim Projekt Leistungsdiagnostik?
Dr. Katharina Kirsch: Beim Projekt Leistungsdiagnostik betrachten wir das Pferd als einen Athleten, wie es auch bei der menschlichen Leistungsdiagnostik der Fall ist. Viele Tests ähneln sich, allerdings gehen wir selbstverständlich auf die speziellen körperlichen Voraussetzungen des Pferdes ein. Als Steppen- und Fluchttier ist es geprägt von Ausdauer und Schnelligkeit. Dies wiederum beeinflusst die Organe und Stoffwechsel-Abläufe. Die außergewöhnliche Leistungsfähigkeit des Pferdes entspringt aus zahlreichen Faktoren: Pferde haben eine hohe maximale aerobe Kapazität und ein hohes Volumen an Mitochondrien im Muskel sowie große intramuskuläre Energiespeicher. Das Blut des Pferdes hat eine besonders hohe Sauerstofftransportkapazität.
Wie wählen Sie Pferde für das Projekt Leistungsdiagnostik aus? Inwieweit werden die Athleten aus dem deutschen Elitekader miteinbezogen?
Unser gesamtes Projekt basiert auf der Zusammenarbeit mit Reitern und Trainern aktueller und ehemaliger deutscher Kaderpferde, die wir leistungsdiagnostisch im Training begleiten. Insgesamt haben wir die Tests schon bei mehr als 200 Pferden durchgeführt. In der Vielseitigkeit messen wir bereits seit Jahren außerhalb dieses konkreten Projektes sowohl im Training als auch im Wettkampf Laktatwerte, Herzfrequenzen und Geschwindigkeiten von Pferden der Kaderreiter. Die Daten werden analysiert und in regelmäßigen Abständen gemeinsam mit Reitern und Trainern diskutiert. Zudem protokollieren die Reiter ihr Training zu Hause. Mittlerweile erhalten wir Daten aus den Bereichen Vielseitigkeit, Springen und Dressur. Unsere Reiter haben Zugriff auf die Trainingsdatenbank des DOKR und können ihr Training exakt dokumentieren. Festgehalten werden unter anderem Trainingsinhalt und Dauer sowie die Trainingsintensität. Dazu kommen äußere Faktoren wie die Beschaffenheit des Bodens und die Steigung, welche bewältigt wurde.
Die Trainingsprotokolle helfen den Reitern, sich einen genauen Überblick über das eigene Training zu verschaffen. Deshalb arbeiten wir auch intensiv mit jungen Reitern der Perspektivkader zusammen.
Pferde haben als Fluchttiere ein hohes Lungenvolumen und sehr leistungsstarkes Herz. Welche Veränderungen konnten Sie bei trainierten Sportpferden entdecken und welche Schlüsse ziehen Sie daraus?
Die Veränderungen sind denen beim Menschen sehr ähnlich. Auch bei den Pferden ist zu beobachten, dass ausdauertrainierte Tiere einen weniger starken Anstieg der Herzfrequenz vorweisen. Zudem kehrt die Herzfrequenz bei diesen Tieren nach starker Belastung schneller in den Ruhezustand zurück.
Die Anpassung des Herz-Kreislauf-Systems durch systematisches und dem individuellen Tier angepasstes Training erfolgt bereits nach einigen Tagen bis wenigen Wochen. Die Muskulatur passt sich nach einigen Wochen bis hin zu mehreren Monaten an. Bei Knochen, Gelenken, Bändern und Sehnen kann die Anpassung Monate bis einige Jahre in Anspruch nehmen.
Welche Empfehlungen geben Sie für den Aufbau des Trainings von Pferden im Leistungs- und Breitensport?
Zu Beginn der Saison bzw. über etwa den Zeitraum eines Jahres sollte jeder Reiter definieren, was seine Ziele sind. …
Mehr erfahren?
Dann stöber schon bald in unserem neuen Hengstbuch 2019/20! Dieser kurze Auszug basiert auf einem Interview von Alexandra Koch mit Tierärztin Dr. Katharina Kirsch, die sich mit der Leistungsdiagnostik in ihrer Doktorarbeit befasste. Sie beantwortet viele weitere Fragen zu diesem Thema im Buch "Ausgewählte Hengste Deutschlands". Es erwarten dich viele weitere exklusive Interviews und spannende Beiträge rund um das Thema Zucht und Sport.