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Zukunft des Landgestüts Dillenburg

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Dillenburg (fn-press). Das Hessische Landgestüt Dillenburg ist zukunftsfähig und die dortige Pferdehaltung kann kein Grund für die geplante Schließung der Traditionsanlage sein – darüber sind sich auch die unabhängigen Gutachter und Sachverständigen Dr. Christiane Müller und Eckhard Hilker einig. Das verdeutlichten sie am Dienstag in einer Pressekonferenz in Dillenburg, in der sie ihre Beurteilung der Pferdehaltung unter Tierschutzgesichtspunkten und des vorhandenen Flächenpotentials vorstellten. Im Ergebnis wurde deutlich, dass die Pferdehaltung im Gestüt schon heute leitliniengerecht ist und ein „Mehr an Tierwohl“ durch zusätzliche Bewegungsflächen erreicht werden kann.

Der Förderverein Hessisches Landgestüt Dillenburg hatte in Kooperation mit der Stadt Dillenburg zu der Pressekonferenz über die Zukunft des traditionsreichen Gestüts eingeladen. Auf dem Podium standen neben den Gutachtern auch Stadtverordnetenvorsteher Klaus-Achim Wendel, Michael Lotz, Bürgermeister und Vorsitzender des Fördervereins, sowie Dr. Harald Hohmann, Vorsitzender des Pferdesportverbandes Hessen und Vizepräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung, den Journalisten Rede und Antwort.

Zusammenfassende Bewertungen und Stellungnahmen aus der Pressekonferenz:

Michael Lotz, Vorsitzender des Fördervereins Hessisches Landgestüt Dillenburg:

„Das Hessische Landgestüt ist kein ‚Hinterzimmerstall‘. Die Gesamtanlage des Gestütes mit allen Flächen und Gebäuden hat eine Gesamtausdehnung von rund 35.502 Quadratmetern.“

„Wenn wir über das Tierwohl und artgerechte Haltung von Pferden sprechen, spielt natürlich auch die Qualität der Personen eine Rolle, denen die Pflege der Pferde im Landgestüt anvertraut ist. Es ist deutlich zu sagen, dass wir dort keinen Vergleich scheuen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landgestütes sind ausgewiesene Profis, alle vom Fach, und darüber hinaus Tierschützer im Wortsinn. Es kann keine Rede davon sein, dass hier im Betrieb keine tiergerechten Abläufe vorhanden sind. Nein, sie sind ausgeprägt in hoher Güte feststellbar. Aber natürlich gibt es auch immer eine Möglichkeit für ein ‚noch mehr‘!“

„Unser Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt definiert in der ‚Tierwohl-Initiative‘ das Tierwohl so, dass Tiergesundheit gegeben sein muss, artgerechtes Tierverhalten und die Abwesenheit von Schmerz und Stress. Ich glaube das wird auf unser Landgestüt so zu 100 Prozent zweifelsfrei schon heute zutreffen. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat das Landgestüt mit dem Prädikat einer 5-Sterne Fachschule für Reiten und Fahren ausgezeichnet. Wäre sie hier auf Pferde getroffen die unter Stress stehen, die verhaltensauffällig wären oder Schmerzen leiden müssten wäre das sicher undenkbar.“

„Die Arbeit des Hessischen Landgestütes erfüllt heute schon hohe Standards an die Qualität der Pferdehaltung. Das Wohl der Pferde ist dem Betrieb und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein konkretes Anliegen und wir haben alle Möglichkeiten auf dem Gelände des Landgestütes selbst und benachbart die Voraussetzungen noch einmal zu verbessern. Das Landgestüt würde damit aus meiner Sicht zu einem Beispielbetrieb wie die Pferdehaltung in denkmalgeschützter Bausubstanz und Innenstadtlage modernen Qualitätsanforderungen die dem Pferdewohl gerecht werden genügen kann.“

„Aus meiner Sicht hat sich die Sachlage heute nach Vorstellung der Gutachten grundlegend geändert. Die Gutachten werden der Landesregierung nun vorgelegt und hoffentlich wohlwollend geprüft. Wir gehen davon aus, dass wir nun ergebnisoffen diskutieren und weitere Maßnahmen besprechen können.“

Dr. Christiane Müller, Agrarwissenschaftlerin sowie öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige für Pferdehaltung, -zucht und -sport:

„Weitere Verbesserungen zum Angebot der freien Bewegung sind notwendig und auf den stallnahen Hofflächen möglich.“
„Die Einzelboxen der verschiedenen Stallungen entsprechen den Leitlinien zur Pferdehaltung, bieten aber Verbesserungspotenzial hinsichtlich der Öffnung zur Innenseite auf die Stallgasse.“

„Das Management der Pferdehaltung ist fachlich sehr gut. Es konnten keine Defizite in dem umfangreich erfassten Fragenkatalog festgestellt werden. Alle Bereiche, die den Alltag der Pferde betreffen, und die Pferde selbst, machten einen außerordentlich und überdurchschnittlich guten Eindruck.“

Eckhard Hilker, Architekt und Sachverständiger der Landwirtschaftskammer NRW:

„Nach dem Ortstermin am 21.07.2017 kann festgehalten werden, dass die Freilaufflächen für die Tiere zu jedem Zeitraum nachgewiesen werden können. Pferde, die im Schulbetrieb zur Ausbildung von Reitern eingesetzt werden, haben regelmäßige und ausreichende kontrollierte Bewegung, wie z.B. Reiten, Fahren, Longieren, oder Bewegung in der Führanlage.“

„Die Haltung von Pferden im historischen Baubestand und der außergewöhnliche Standort des Hessischen Landgestüts bieten ein besonderes Umfeld zur Pferdehaltung. In Anbetracht dieser Besonderheiten ist es dennoch möglich, mehr als ausreichende Freilaufflächen für die Schulpferde und Hengste zur Verfügung zu stellen.“

„Innenstadtnah, im Umfeld von Wohngebieten und städtischen Mischgebietsstrukturen können die Auslaufflächen für die Pferde in die Gesamtanlage geplant und harmonisch in das Umfeld integriert werden.“

„Der Hessischen Landesreit- und Fahrschule und dem Hessischen Landgestüt Dillenburg kann es gelingen, einen innerstädtisch geführten Pferdebetrieb mit Vorbildfunktion zu schaffen. Menschen und Pferde haben eine lange gemeinsame Geschichte. Diese weiter zu führen und darüber zu informieren ist kulturhistorisch eine wichtige Aufgabe. Diese Verantwortung gegenüber dem Kulturgut Pferd, aber auch einer artgerechten Haltung und fachgerechten Ausbildung von Reitern und Pferden kann hier in einer besonderen Art und Weise umgesetzt werden.“

„Schon immer war es Anspruch und Aufgabe in Dillenburg, die Pferdehaltung artgerecht zu betreiben. Eine Aufgabe, die sich in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt hat. Mit der Gestaltung der freien Ausläufe können diese Bemühungen weitergeführt und weiterentwickelt werden. Beispielhaft sind diese visionären Planungen für eine Auslaufstallhaltung, die auf den Hofflächen und in den historischen Gebäuden in den Betrieb eingebunden werden können."

„Bereits für 120.000 Euro können die in den Leitlinien geforderten Flächen, also 150 Quadratmeter für zwei Pferde und je weiteres Pferd 40 Quadratmeter, geschaffen werden. Dies jedoch vorbehaltlich der Untergrundbeschaffenheit und der notwendigen Nutzungsänderungen aufgrund der infrastrukturellen Rahmenbedingungen.“

„Eine zukunftsweisende Aufgabe mit großem Potential, die in unser aller Verantwortung liegt und umgesetzt werden sollte.“

Dr. Harald Hohmann, Vorsitzender des Pferdesportverbandes Hessen und Vizepräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung:

„Eine Schließung des Landgestüts wäre das Ende einer bedeutenden, staatlichen Bildungsstätte. Die im hessischen Landgestüt betriebene Reit- und Fahrschule ist einmalig in Hessen und hat Leitbildcharakter in allen Fragen der tiergerechten Ausbildung und Haltung von Pferden.“

„In insgesamt acht Bundesländern werden Landgestüte betrieben und unterhalten, überwiegend ebenfalls in historischen Gebäuden, in städtischer Lage, mit absolut vergleichbaren Gegebenheiten. In diesen Bundesländern wird nicht über eine Schließung nachgedacht, sondern werden erhebliche finanzielle Mittel investiert, um diese traditionsreichen Kulturgüter zu erhalten und die Haltungsbedingungen für Pferde zu optimieren.“

„Die Deutsche Reiterliche Vereinigung und der Pferdesportverband Hessen sehen bereits in der derzeitigen Haltung der Pferde im hessischen Landgestüt keinen Grund zur Schließung. Diese Auffassung wurde durch die Sachverständigen Frau Dr. Müller und Herrn Hilker eindrucksvoll bestätigt. Gegen den Vorwurf des unsachgemäßen Umgangs mit den Pferden durch die Bediensteten verwahren wir uns ausdrücklich.“

„Die Deutsche Reiterliche Vereinigung und der Pferdesportverband Hessen fordern die Ministerin auf: Nehmen Sie Abstand von einer Schließung des hessischen Landgestüts. Setzen Sie sich mit uns an einen Tisch, um gemeinsam und konstruktiv Lösungen zu erarbeiten, wie das Hessische Landgestüt zukunftsorientiert aufgestellt werden kann. Wenn die von den Sachverständigen vorgeschlagenen Verbesserungen umgesetzt werden, kann nach unserer festen Überzeugung das Hessische Landgestüt zu einer Anlage um- und ausgebaut werden, die beispielhaft und vorbildlich die Möglichkeiten aufzeigt, wie auch in historischen Anlagen zeitgemäße, am Tierwohl ausgerichtete Haltungsbedingungen geschaffen werden können.“


Source: Presseservice Kerstan / Turniernews
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