Welterbe zu Pferde – Träume vom nächsten Reiturlaub
In der aktuellen Situation ist es für viele von uns nicht leicht, sich mit dem neuen Alltag anzufreunden. Hier ein Tipp, der zumindest bei der Autorin dieses Artikels prächtig funktioniert: Denk doch einfach an deinen nächsten Reiturlaub und mal dir jedes Detail genau aus! Wohin soll es gehen? Was möchtest du dort machen? Willst du vielleicht sogar gemeinsam mit deinem Pferd unterwegs sein? Diese Krise wird nicht ewig dauern und wir werden unseren Urlaub danach umso mehr genießen. Wie wäre es zum Beispiel, Reiten und Naturerlebnis mit Kultur zu verbinden und einige der Welterbestätten der UNESCO vom Sattel aus zu erleben? Das geht auch in nicht allzu weiter Ferne in Europa. Denn unser Kontinent zählt die meisten Welterbestätten: Über 470 sind es mittlerweile und jährlich kommen neue hinzu. Begib dich mit uns auf eine kleine Reise hoch zu Ross.
Das Wattenmeer – Deutschland, Niederlande und Dänemark
Der Traum vieler Reiter ist der Ritt am Meer mit dem eigenen Pferd. Dieser lässt sich nirgends besser verwirklichen als am Wattenmeer. Mehr als 10.000 Tier- und Pflanzenarten zählt das Naturerbe, das auf deutschem, niederländischem und dänischem Boden erlebt werden kann. Dor warten endlose Strände, viel Platz zum Galoppieren – gerade in der Nebensaison – und die herrliche Weite des Watts bei Ebbe.
Da das Wattenmeer auch Nationalpark ist, muss man den genauen Ort der Strandritte vorab prüfen. Die Touristeninformationen geben gerne Auskunft, wo man reiten darf. Einige Urlauber kommen sogar mit Pferd und Kutsche ans Meer, um dort Ausfahrten zu unternehmen.
Wer noch nie in der Gegend unterwegs war, dem sind geführte Wattritte zu empfehlen, denn Ebbe und Flut muss man einzuschätzen lernen. Das Wasser steigt schnell an. Strandritte sollten Sie nur bei idealen Bedingungen unternehmen, die das Pferd nicht ängstigen. In der Gruppe macht die Entdeckungsreise oft noch mehr Spaß und ortskundige Führer kennen meist die spannendsten Stellen zur Beobachtung von Vögeln, Seehunden und anderen Tieren.
Die Schlösser der Loire – Frankreich
Frankreich verfügt über eine ganze Reihe von sehenswerten UNESCO-Welterbestätten. Hierzu gehört beispielsweise auch das Schloss und der Park von Fontainebleau (1981 zum Weltkulturerbe ernannt) in der Nähe von Paris, wo eines der bekanntesten Vielseitigkeitsturniere stattfindet. Das Tal der Loire zwischen Sully-sur-Loire und Chalonnes (Weltkulturerbe seit 2000) gehört ebenfalls dazu und wartet mit einer Vielzahl von berühmten Schlössern auf. Die Anbieter von Reiterreisen haben beeindruckende Routen von Schloss zu Schloss im Programm. Zu Pferd zieht man durch die grüne Flussebene und hat ausreichend Gelegenheit, die eine oder andere Pause inklusive Schlossbesichtigung einzulegen.
Schloss Chambord, welches im 16. Jahrhundert erbaut wurde, gilt als das Schönste der Loire-Schlösser. Auch das Château de Chaumont und der kleine Ort ganz in der Nähe begeistern. Ebenso wie die Herrschersitze von Amboise und Chenonceaux, das eine Wassermühle war, jedoch im Stil der Renaissance zu einem prächtigen Schloss umgebaut wurde. Vor allem fesselt aber der Weg entlang des Flusses mit Blick auf die vielen sehenswerten Bauwerke, die vom Spätmittelalter bis in die Zeit des frühen Barock entstanden.
Der Doñana Nationalpark – Spanien
Spanien hat mit dem Doñana-Nationalpark (seit 1994 Weltnaturerbe) ein ganz besonderes Weltnaturerbe, ist es doch Europas größter Naturpark mit einem schier endlos erscheinenden Sandstrand. Zu Pferd lässt sich der Park am besten erkunden. Außerdem kann man hierbei sicher sein, dass man ökologisch sinnvollen Tourismus unterstützt, was bei den ebenfalls angebotenen Jeep-Touren durch die Gegend fraglich scheint.
Durch den sanften Tourismus werden bereits strapazierte Regionen nicht unnötig weiter zerstört. Beim Ritt kann man Flamingos, Purpurhühnern, Wildkatzen, Schleichkatzen und Luchsen begegnen. Außerdem findet man im Doñana-Nationalpark mehr als 750 Pflanzenarten. Auf dem Weg befindet sich auch der Wallfahrtsort El Rocio, an dem die bedeutendste Pferdewallfahrt Spaniens Ende Mai abgehalten wird. Die geführten Ritte durch den Nationalpark führen alle hin zum prächtigen Sandstrand: Galoppieren über eine über 25 Kilometer lange Sandbahn – was könnte man sich als Reiter Schöneres erträumen! Sattelfest sollte man allerdings sein und auch einiges an Reiterfahrung mitbringen, wenn man sich in das teils unwegsame und etwas schwierige Gelände des Parks und Weltnaturerbes begibt.
Kappadokien – Türkei
Auf die Spuren jener Karawanen, die einst die Seidenstraße entlangzogen, begibt man sich mit einem Wanderritt durch Kappadokien in der Türkei. Kappadokien liegt zwar bereits im asiatischen Teil des Landes, aber da die Türkei zu Europa gehört, findet dieses doppelte Welterbe (Natur- und Kulturerbe seit 1985) ebenfalls Beachtung. Der doppelte Status liegt sowohl an den frühchristlichen Spuren in der Region, als auch an den einzigartigen sogenannten „Feenkaminen“, uralten Tuffstein-Formationen, die über Jahrmillionen geformt wurden. Die Region haben Veranstalter von Reiterreisen für sich entdeckt, die Kulturprogramm und Reiten in einem anbieten. Viele Naturhighlights von Kappadokien kann man vom Pferderücken aus betrachten, zur Welterbestätte Göreme geht es jedoch mit einem Guide per Auto, da direkt am Welterbe das Reiten verboten ist.
Und dann wären da noch...
- Die Puszta, oder genauer gesagt, der Nationalpark Hortobágy in Ungarn. Die Kulturlandschaft zählt seit 1999 zum Welterbe und gilt als die Pferderegion schlechthin in Osteuropa. Mitten in der ungarischen Steppenlandschaft finden sich nicht nur die niedlichen kleinen Nager namens Ziesel, sondern auch die Csikos, die berühmten Steppenreiter, auf welche die „Ungarische Post“ zurückgeht. In den Sattel steigen geht hier ganz einfach, denn zahllose Höfe bieten Reittouren und auch Fahrunterricht durch die herrliche Landschaft an.
- Kladruby in Tschechien ist das berühmte Gestüt, welches die charakteristischen Pferde mit der Ramsnase hervorbringt. Erst seit vergangenem Jahr ist es Weltkulturerbe und hat seitdem noch einmal aufgerüstet in Sachen Reittourismus. Sowohl im Sattel als auch im Wagen lässt sich die einzigartige Natur erkunden.
- Mitten in der Toskana ist man den Welterbestätten Florenz (1982), Pisa (1987), San Gimignano (1990) und Siena (1995) ganz nah und kann nach oder zwischen den Ausflügen in die Städte doch auch im Sattel entspannen. Die perfekte Mischung für alle kulturinteressierten Pferdeliebhaber.
Text: Alexandra Koch