Landgestüt Celle – ein Blick in die Vergangenheit (Teil 1)

[vc_row][vc_column][vc_column_text]"Zum Besten unserer Unterthanen und zu einer guten Pferdezucht in unseren Teutschen Landen“ gründete Georg II. von Großbritannien und Hannover für seine deutschen Besatzungen ein Gestüt.

Der perfekte Ort für die Gestütsgründung

  [caption id="attachment_189385" align="alignleft" width="450"] Jägerhof und Landstallmeisterhaus vor 1962, Hannover Ecke Jägerstr. © Landgestüt Celle[/caption] Allein durch die vom Schwemmschlamm üppigen Weiden schienen die Gebiete um Unterelbe, Unterwese und Aller dafür prädestiniert zu sein. Die offizielle Gründungsurkunde ist auf den 27. Juli 1735 datiert. Maßgeblich beteiligt an der rasanten Entwicklung des Gestüts war vor Ort George Roger Brown, seines Zeichens Oberjäger der königlichen Parforcejagd und ein Pferdekenner par excellence. Brown startete mit 13 Beschälern, die er in Holstein eingekauft hatte. Auch nach Browns Tod im Jahre 1749 blieben die Geschicke des Gestüts in der Familie. Browns Nachfolger wurde dessen Schwiegersohn Bernhard Ludwig Stegemann, unter dessen Regie 1757 schon 55 Hengste im Gestüt standen. Der Siebenjährige Krieg (1756 bis 1763), bei dem Frankreich und England die Hauptkontrahenten waren, bedrohte die Existenz des Gestüts – schließlich waren Pferde als Kriegsbeute besonders beliebt.

Weg vom holsteinischen Einfluss und hin zum edleren, vollblutgeprägten Mecklenburger

Nur ein Jahr nach dem Friedensschluss starb Stegemann. Als Nachfolger wurde ... [ihc-hide-content ihc_mb_type="show" ihc_mb_who="4,3" ihc_mb_template="3" ] Als Nachfolger wurde Friedrich Wilhelm Elderhorst, Gerichtssekretär und Organisationstalent, eingesetzt. Er sollte die Kriegseinbußen aufarbeiten. Das tat er auch: 1789, am Ende seiner Amtszeit, tummelten sich bereits knapp 100 Hengste in den Ställen des Gestüts. Traurig war nur Elderhorsts Tod: Er wurde ertrunken in der Fuhse gefunden... Sein Nachfolger, Johann Georg Christoph Koch, gleichermaßen Praktiker wie Theoretiker, bemängelte bereits bei Amtsantritt den massebedingten Qualitätsverlust. Sein Ziel war die Vereinheitlichung des Typs. Er wollte weg vom holsteinischen Einfluss und hin zum edleren, vollblutgeprägten Mecklenburger. Koch, der im Nachhinein als einer der wichtigsten Landstallmeister der Geschichte galt, läutete damit eine neue Ära der Zucht ein.

Der Krieg forderte Opfer - 30 Hengste kamen zurück

In Kochs Amtszeit, die nur wenige Friedensjahre umfasste, fielen die unruhigen Zeiten um die Französischen Revolution. Kochs Weitsicht war es zu verdanken, dass ein – wenn auch dezimierter – Hengstbestand erhalten blieb. Schon Jahre vor dem tatsächlichen Einmarsch Frankreichs (erst 1810 ging Hannover endgültig an das neue „Königreich Westphalen“ unter Napoleons Bruder Jérome Bonaparte) hatte er akribisch einen Fluchtplan gebastelt und nach möglichen Unterkünften für die Hengste, insbesondere in Mecklenburg, gesucht. Dennoch musste während der Flucht ein großer Teil der Hengste versteigert werden. Am Ende kehrten etwa 30 Tiere nach Celle zurück.

Paradepferde für König Jérome

Der exzentrische König Jérome war hauptsächlich an Paradepferden für den königlichen Marstall interessiert. Aber bereits 1813 sorgten die alliierten Befreiungsarmeen dafür, dass die Franzosen recht schnell das Feld räumten. Im Zuge der Kämpfe zog Celles Pferdebestand noch einmal vorübergehend nach Mecklenburg, bevor, mit der Ernennung Hannovers zum Königreich auf dem Wiener Kongress (für seine Mithilfe zum Sturz Napoleons), endlich wieder Ruhe einkehrte.

Das Verbot der Privathengsthaltung

Als prägend für die Zukunft erwies sich die „Spörcken-Zeit“: 23 Jahre lang lagen die Celler Geschicke in den Händen von Otto August Ludwig von Spörcken. Nachdem dieser als Oberstallmeister in den Marstall nach Hannover wechselte, übernahm der jüngere Bruder Friedrich sein Amt (1844). Dieser brachte es am Ende seiner Amtszeit auf stolze 162 Hengste. Übrigens: Im Königreich Hannover lebte zu dieser Zeit (um 1830) mit 250.000 Tieren eine größere Pferde-Population als im heutigen Niedersachsen (ca. 170.000)! Zu Beginn der Spörcken-Zeit stammten bereits 80 Prozent der Hengste aus Mecklenburg. Um die Existenz des Gestüts langfristig zu sichern, wurde die immer größere Ausmaße annehmende Privathengsthaltung in näherer Umgebung der Deckstationen 1821 verboten.

Der Pferderennsport-Boom

Mitte des 19. Jahrhunderts boomte in Deutschland im Zuge einer übersteigerten England-Begeisterung („Anglomanie“) der Rennsport. Erste Rennbahnen gab es bereits in den 20er Jahren, 1849 wurden in 42 deutschen Städten Galopprennendurchgeführt. 1834 gründete man in Hannover den „Verein zur Verbesserung der inländischen Pferdezucht“, der auch die „Celler Rennen“ ausrichtete. Ziel war es, Voll- und Halbblüter zu züchten, deren Qualität im Zuge der Rennen überprüft werden sollte. Auch Friedrich von Spörcken war Mitglied. Brachten bisher die Mecklenburger den edlen Einfluss nach Hannover, waren es Mitte des 19. Jahrhunderts die englischen Vollblüter. Die Pferde wurden gemeinhin immer leichter, edler und schneller, aber dadurch für die Landwirtschaft zunehmend unbrauchbar, was natürlich auch zu Kontroversen führte. Nach guten 30 Jahren ebbte die Vollblutbegeisterung peu a peu wieder ab. Unter dem Strich hatte man aber tatsächlich eine deutliche Zuchtverbesserung erreicht. Friedrich von Spörcken war es dabei bei aller Rennbegeisterung gelungen, genügend Verstand walten zu lassen, besonnen zu reagieren und trotz Veredelung einen vielseitig einsetzbaren Pferdetyp zu erhalten. [/ihc-hide-content][/vc_column_text][vc_column_text]© Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13, Elisabeth K. Ponader [/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]