Schlagwort: Vollblüter

  • Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 1)

    Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 1)

    [vc_row][vc_column][vc_single_image image=“190263″ img_size=“full“ add_caption=“yes“ alignment=“center“ onclick=“img_link_large“ img_link_target=“_blank“][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text]Mit dem 1770 in England geborenen Alfred xx (v. Matchem) gelangte der erste Vollblüternach Deutschland. Da er schon recht betagt nur eine Saison im 1788 gegründeten Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt an der Dosse zum Einsatz kam, können wir getrost den Mantel der Geschichte über ihn decken. Dies gilt letztlich allen Hengste, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Einsatz kamen, da ihr Einfluss aus heutiger Sicht irrelevant ist.

    Vollblüter in der Warmblutzucht – unverzichtbar!

    Schließlich sollen unsere Leistungspferde sportlich, intelligent und mit der nötigen Härte ausgestattet sein. Dennoch fehlt vielen Züchtern der „Mut zum Blut“. Nachvollziehbar – ganz risikolos ist die Kreuzung zweier Rassen mit unterschiedlichem Zuchtziel nicht. Hier lohnt ein Blick in die Geschichte: Denn wir können nicht nur aus den Fehlern unserer Vorfahren lernen, sondern uns auch an ihren Erfolgen orientieren. Eins steht nämlich fest: Ohne gezielte Veredelung wären unsere Warmblüter nicht das, was sie heute sind.

    Die ersten Vollblüter in Deutschland

    [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Mit dem 1770 in England geborenen Alfred xx (v. Matchem) gelangte der erste Vollblüter nach Deutschland. Da er schon recht betagt nur eine Saison im 1788 gegründeten Friedrich-Wilhelm-Gestüt in Neustadt an der Dosse zum Einsatz kam, können wir getrost den Mantel der Geschichte über ihn decken. Dies gilt letztlich allen Hengste, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert zum Einsatz kamen, da ihr Einfluss aus heutiger Sicht irrelevant ist.

    In Erinnerung bleibt Perfectionist xx (*1899, v. Persimmon), der in Trakehnen deckte. In Hannover waren es Adeptus xx (*1880, v. Adonis) über Aldermann I und der Fuchs Devil´s Own xx (*1894, v. Robert the Devil), die Bedeutung erlangten. Mit dem 1890 geborenen King gründete Kingdom xx (*1879, v. Kingcraft ) eine in Hannover erloschene Hengstlinie, der Kolibri, tituliert als „Gotthard des Ostens“, neues Leben einhauchte. Sie besteht bis heute, steht allerdings auf „wackeligen“ Beinen.   Spurensuche  Es waren adelige Großgrundbesitzer, vornehmlich in Mecklenburg und Schlesien, die im frühen 19. Jahrhundert ihre Liebe zur „Windläuferrasse“ entdeckten. Mit in England und Irland erworbenen Vollblütern bauten sie ihre Gestüte auf und schickten ihre Pferde auf die in schneller Folge entstehenden Rennbahnen in Bad Doberan und Güstrow, später nach Berlin, Breslau, Hamburg, Düsseldorf und Insterburg. Einige Hengste gelangten auch in die Staatsgestüte, ihr Einsatz war mitunter eine Gratwanderung. Das Militär, sprich die Kavallerie, verlangte wendige, ausdauernde Pferde, rekrutiert auf den zahlreichen Remontemärkten. Die Bauern, die zugleich Züchter waren, benötigten Pferde, die sich in der täglichen Feldarbeit bewährten. Leistungsstarke Mutterstuten konnten sie jedoch nur züchten, wenn die Staatsgestüte entsprechende Hengste zur Verfügung stellten. Das war nicht immer der Fall: So monierten Mitte des 19. Jahrhunderts die Züchter in Brandenburg, dass die Nachkommen der „windigen Neustädter“ zu leicht und ungeeignet für die Landwirtschaft seien. Kurzerhand (1876) löste das preußische Abgeordnetenhaus das Gestüt auf, die Vollblüter wurden in die Hauptgestüte Beberbeck und Graditz überstellt.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]

    Zu viel Blut?

    Auch in Mecklenburg meinte man es mit dem Blut zu gut. Um 1840 standen im Landgestüt Redefin annähernd 140 Hengste, darunter 15 Vollblüter und über 70 Halb- oder Dreiviertelblüter. Die Auswirkungen waren verheerend, wie Dr. Axel de Chapeaurouge in einer Rückschau berichtet: „Bei dem Einfluss zu starker und namentlich unsachgemäß wahlloser Verwendung von minderwertigem Vollblut (Vollblutspinnen) kam es in verhältnismäßig kurzer Zeit schon dahin, dass Mecklenburg ärmer an brauchbaren Pferden wurde als seine Nachbarn“. Vollblüter hätten die hochstehende Zucht Mecklenburgs fast ruiniert, noch ruinöser war die anschließende Einkreuzung mit Kaltblütern, von der sich die Zucht erst Ende des 19. Jahrhunderts erholte. In der Nachbarschaft, jenseits der Elbe, lag das Zuchtgebiet Hannover. Zwischen 1815 und 1840 umfasste das Landgestüt Celle im Schnitt 200 Hengste, von denen über die Hälfte aus Mecklenburg stammten – vornehmlich Halbblüter, darunter der Linienbegründer Norfolk, ein Enkel des Young Seymour xx. 1841 erreichte der Einsatz seinen vorläufigen Höhepunkt: Von über 200 Landbeschälern trugen 70 ein xx hinter ihrem Namen, ein Anteil, der in den folgenden Jahrzehnten deutlich zurück ging.Holstein erwarb im 19. Jahrhundert in England neben blutgeprägten Coach-Hengsten über 60 Vollblüter,  darunter der Schimmel Protokoll xx, beschrieben als „groß, stark, mit vortrefflichen Sprunggelenken und  sehr edlen Formen“.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]

    Die Preußische Gestütsverwaltung

    Unter dem Dach dieser einmaligen Institution, die 2007 ihr 275-jähriges Jubiläum hätte feiern können, zeitgleich mit dem „Königlichen Stutamt“ und späterem  Hauptgestüt Trakehnen, war die gesamte Pferdezucht  vereint. Zehn Leiter, vornehmlich von Adel,  standen im 19. Jahrhundert an der Spitze der Gestütsverwaltung. Ludwig von Jagow (1808 -1825), Nachfolger  des Grafen von Lindenau (1786 – 1808) sowie  Oberlandstallmeister Georg Graf Lehndorff (1887- 1912) bedürfen besonderer Erwähnung. Von Jagow, da ihm die Aufgabe zukam, das staatliche Gestütswesen, das in Folge der napoleonischen Kriege große Verluste hatte hinnehmen müssen, zu reorganisieren, Graf Lehndorff, da er Entscheidungen zu treffen hatte, mit denen seine Vorgänger nur bedingt konfrontiert worden  waren. Es zeichnete sich nämlich ab, dass dem Militär als vormaligem Hauptabnehmer künftig nur noch zweitrangige Bedeutung zukam. Auch wenn die Reiterei jener Zeit durch Kavallerieoffiziere dominiert  wurde: Die zivile Reiterei und der organisierte Turniersport begannen sich zu etablieren, die Nachfrage  nach Reitpferden stieg.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]Die Bedeutung des Vollblüters umriss der ehemalige Landstallmeister von Trakehnen und Graditz, Kurt Graf von Sponeck, später Gestütsleiter in Schlenderhan: „Die staatliche Vollblutzucht hat in erster Linie das Ziel, viele, sehr starke, korrekte Hengste zu züchten, die geeignet sind, in den Halbblut- Hauptgestüten gute Halbbluthengste zu erzeugen […], die geeignet sind, bei der Paarung mit Bauernstuten den Produkten Adel und Stahl zu verleihen, die nun einmal vom Konsumenten verlangt wird. Er soll […] „nicht nur ohne besondere Exterieurfehler sein, sondern er soll in seiner Mechanik so beschaff en sein, dass er sich zur Produktion von Reit- und Wagenpferde eignet, also soll er nicht nur eine Galoppiermaschine sein, sondern ein Gleichgewichtspferd.“ Das Ende Preußens wurde de facto 1945 mit der Kapitulation besiegelt, de jure am 25. Februar 1947. Der Kontrollrat verfügte durch das Gesetz Nummer 46 die Aufl ösung des […]„Preußischen Staates, seiner Zentralregierung und aller nachgeordneten Behörden […] “, zu denen auch die Gestütsverwaltung gehörte.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column width=“1/2″][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]Hauptgestüt Graditz

    Im Gründungsjahr 1686 befahl Kurfürst Johann Georg III., die nördlich von Torgau gelegene „Mark Rewitz“, später Vorwerk Repitz, gelegen auf dem linken Elbufer, anzukaufen und eine „Stutterey“ einzurichten. Es entstand aus den um Torgau gelegenen Gestüten – neben Repitz Döhlen, Neubleesern und Kreyschau. 1722 übernahm der sächsische Kurfürst Friedrich August Graditz und beauft rage Oberlandbaumeister Pöppelmann mit der Errichtung einer neuen Gestütsanlage. 1815 gingen die „Torgauischen Gestüte“ in der Preußischen Gestütsverwaltung auf. Seine Blütezeit erlebte Graditz ab 1866 unter Landstallmeister Georg Graf Lehndorff , der das Gestüt 40 Jahre geleitet hat. Neben 14 Graditzer Stuten bildeten Stuten aus Trakehnen und Neustadt den Grundstock. Die zunächst eingesetzten Hengste Springy Jack xx, Ibikus xx, Fazzoletto xx, The Wizzard xx und The Mountain Deer xx wurden peu á peu ausrangiert, neue Stuten erwarb Lehndorff fortan in England. Bis 1905 gelangten über ein Dutzend Hengste nach Graditz, darunter Chamant xx (v. Mortemer), der mit Potrimpos xx, Peter xx und Habenichts xx drei Derbysieger hinterließ. Herausragende Bedeutung hatte der in Mecklenburg gezogene Hannibal xx (v. Trachenberg), Vater von vier Derbysiegern. Ard Patrick xx (v. St. Florian), Derbysieger in England, vererbte Stehvermögen über lange Distanzen und stellte neben dem Schlenderhaner Derbysieger Ariel xx drei zuchtbewährte Töchter: Hornisse xx, Granada xx und Arabis xx, die Mütter der Derbysieger Herold xx, Gibraltar xx und Alba xx. Nuage xx (v. Simonian) brachte neben dem Derbysieger Gibraltar xx mit den rechten Geschwistern Anschluss xx, Adresse xx, Aversion xx und Alpenrose xx vier erstklassige Nachkommen; Adresse xx bleibt als Großmutter der Vollbrüder Abendfrieden xx und Anblick xx in Erinnerung.[/ihc-hide-content][/vc_column_text][/vc_column][vc_column width=“1/2″][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″][vc_single_image image=“187287″ img_size=“large“][/ihc-hide-content][/vc_column][/vc_row][vc_row][vc_column][vc_column_text][ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“2″ ]Über den in Irland geborenen, in England gelaufenen Dark Ronald xx (v. Bay Ronald), als Zweijähriger an beiden Vorderfesselgelenken gebrannt, schrieb Siegfried Graf Lehndorff 1943: „Für die deutsche Vollblutzucht war Dark Ronald xx wohl der erfolgreichste aus dem Auslande eingeführte Hengst, hauptsächlich allerdings durch seine männlichen Nachkommen zweiter und dritter Generation. Sein bester und einziger Derbysieger war der Graditzer Herold xx“. Heute wissen wir, dass kein anderer Hengst die deutsche Vollblut- und auch Reitpferdezucht mehr geprägt hat als Dark Ronald xx. Sein Sohn Prunus xx war für Schlenderhaner Farben klassischer Sieger und avancierte wie Herold xx zum Linienbegründer. Vorrangiges Ziel war die Zucht potenzieller Landbeschäler, doch nach relativ kurzer Zeit stellten sich auch erstklassige Erfolge auf der Rennbahn ein. Trainiert wurden die Galopper in Hoppegarten bei Berlin. Allein zwischen 1886 und 1920 stammten neun Derbysieger aus Graditz, zwischen 1880 und 1891 gewannen Graditzer in den traditionell schwarz-weißen Farben Preußens über 1,7 Millionen Reichsmark. Seitens der großen Privatgestüte, die inzwischen auch im Rheinland gegründet worden waren, darunter 1869 Schlenderhan, wurde jedoch Kritik laut, was dazu führte, dass gewonnene Rennpreise zur Hälfte in die Landespferdezucht fl ossen. 1919 erfasste eine Blutanämie-Infektion die gesamte Herde, darunter so wertvolle Stuten wie Hornisse xx, Abwechslung xx und Angostura xx, die die Infektion nicht überlebten. Zwischen 1913 und 1919 ließ der preußische Staat im hessischen Altefeld ein Mustergestüt, basierend auf der Planung von Oberlandstallmeister Burchard von Oettingen, errichten, in dem zunächst die Stuten aus Graditz und auch einige Stuten des Hauptgestüts Beberbeck eine neue Heimat fanden. Wenig später folgten Dark Ronald xx, Herold xx, Ard Patrick xx und Nuage xx. Das Projekt Altfeld wurde 1930, nicht zuletzt aus wirtschaft lichen Schwierigkeiten der instabilen Weimarer Republik, wieder aufgegeben – die Vollblüter kehrten nach Graditz zurück. Altefeld wurde Remontegestüt, später Vollblutgestüt des Heeres. Graditz hat die Wirren des 2. Weltkriegs und die DDR-Diktatur überstanden und existiert bis heute.

    [/ihc-hide-content][/vc_column_text][vc_column_text]© Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13, Hans Kirchner[/vc_column_text][/vc_column][/vc_row]

  • Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 2)

    Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 2)

    Neubeginn

    Die gekörten Söhne von Angelo vererbten sich beachtlich. Ahlerich und Dr. Klimke bleiben unvergessen © Fotostudio Kaup

    Nach dem 2. Weltkrieg waren es vornehmlich die Landgestüte Celle und Warendorf, mit Einschränkungen auch das 1960 aufgelöste Landgestüt Traventhal, die Vollblüter aufstellten – in dosierter Form. Holstein fuhr künftig mit Privat- und Verbandshengsten zweigleisig, in Oldenburg blieb die traditionelle Privathengsthaltung erhalten. Graditz, nach der Teilung Deutschlands in der „Ostzone“ unerreichbar, behielt seinen Einfluss, nicht zuletzt durch den Celler Landbeschäler Adlerschild xx (*1943, v. Ferro), dessen Söhne Adlerfarn I und II, Altenwalde, Adlerhorst, Adlerblick und Adorno bedeutende Vererber wurden und das begehrte Blut über ihre Töchter auf eine breite Basis stellten. Adlerklette (v. Adlerschild xx) wurde Mutter des Deister, mit dem Paul Schockemöhle unter anderem drei Europameisterschaft en gewann. Auch sein väterlicher Halbbruder Anblick xx (*1938) deckte zunächst in Celle, allerdings begann sein Stern erst in Holstein zu strahlen. Bis heute gilt Der Löwe xx (*1944, v. Wahnfried) als bedeutendster Vollblüter Hannovers, auch wenn seine Nachkommen mitunter verschrien waren und als schwierig galten. Kein Vollblüter hat mehr Olympiapferde hinterlassen als Der Löwe xx. Lugano I und II beherrschten über ihre Töchter und Söhne über Jahrzehnte das Sport- und Zuchtgeschehen, Leuchtfeuer (v. Lugano I) avancierte in der ehemaligen DDR zum Spitzenvererber mit über 20 gekörten Hengsten. Eine breite Spurpflügten die Vollbrüder Pik As xx (*1949, v. Abendfrieden) und Perser xx (*1952). Poet xx (*1941, v. Janitor), Marcio xx (*1947, v. Aventin) und Steinpilz xx (*1950, v. Blasius) avancierten zu Reformern der hannoverschen Zucht, beeinflussten jedoch auch andere Zuchtgebiete wie Westfalen, Hessen und Oldenburg. Holstein verdankte seinen Aufstieg unter anderem dem Graditzer Anblick xx (*1938, v. Ferro), übernommen vom aufgelösten Landgestüt Traventhal, dem Cottage Son xx (*1944, v. Young Lover), Ladykiller xx (*1961, v. Sailing Light) und Marlon xx (*1958, v. Tamerlane) folgten. Capitol I, Ururenkel des Cottage Son xx, avancierte zum Lordsiegelbewahrer mit über 20 gekörten Söhnen. Zwei Heroen der internationalen Springpferdezucht stammten aus Cottage Son xx-Töchtern: Ramiro und Lord.

    Vollblüter, die in die Geschichte eingingen

    Ladykiller xx, neben Lord Vater von Landgraf I und Heidelberg (ex Largo), der in den Niederlanden eine neue Ära einleitete, beherrschte über Jahrzehnte das Geschehen zwischen den Meeren, aber auch andere Zuchtgebiete profitierten nachhaltig von diesen Ausnahmehengsten. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Erinnert sei an die Landgraf I-Söhne Landadel in Oldenburg, an Burggraaf und Achill- Libero in den Niederlanden. Summa summarum erlangten Landgraf I und Lord in anderen Populationen größeren Einfluss als in ihrer Heimat. Analog Ladykiller xx war auch Marlon xx ein Hengst von epochaler Bedeutung. Er hinterließ Olympiapferde in der Dressur und Vielseitigkeit, dennoch gelang es  keinem seiner vielen Söhne, die Linie ins 21. Jahrhundert zu „retten“. In Westfalen hielt man sich in puncto Vollblut zunächst diskret zurück. Der Vornholzer Pernod xx (*1939, v. Marcellus) wies Rennbahn- und später Grand Prix-Erfolge auf, hatte als Privathengst aber nur geringe Chancen, um sich auf breiter Front durchsetzen zu können. Der drahtige Fuchs Papayer xx (*1954, v. Persian Gulf) bleibt als Lieferant erstklassiger Spring- und Dressurpferde in Erinnerung; sein Sohn Paradox I avancierte zum Stempelhengst mit weltweitem Renommee. Unter den Söhnen des Blauspecht xx (*1955, v. Madjar) ragte Bariton heraus, der in Serie Springpferde internationalen Zuschnitts produzierte. Ohne Pluchino xx (*1949, v. Niccolo dell´ Arca) hätte es weder Polydor noch Pilot, die Springpferde quasi am laufenden Band produzierten, gegeben. Einer der besten Vollblüter des Landgestüts Warendorf war Angelo xx (*1962, v. Oliveri), nicht zuletzt über seine Söhne Angriff , Anmarsch und Apart. Er bleibt unvergessen durch Ahlerich, mit dem Dr. Reiner Klimke Doppelgold auf den Olympischen Spielen 1984 gewann. Die Vollschwestern Antine und Adone machten ihren Züchter Herbert de Baey weltberühmt: Antine war Mutter des Stempelhengstes und Grand Prix-Siegers Rubinstein (v. Rosenkavalier), Adone hinterließ den von Nicole Uphoff gerittenen, vierfachen Olympiasieger Rembrandt (v. Romadour II). Die Linie des hart geprüft en Usurpator xx (*1955, v. Orator), zunächst im Gestüt Vornholz, später in Dillenburg im Einsatz, ist im Mannesstamm leider ausgestorben, und auch Sinus xx (*1950, v. Ticino), der bedeutende Dressurpferde und gekörte Söhne hinterließ, hatte nicht das Format eines Linienbegründers. Unvergessen bleibt sein Sohn Sioux, Militarycrack unter Horst Karsten. Für das Zuchtgebiet Oldenburg, wo man lange am Typ des Wirtschaftspferdes festhielt, wurden Vollblüter zu Rettern. Mit Adonis xx (*1952, v. Magnat) kam 1959 der erste Vollblüter nach 115-jähriger Abstinenz nach Oldenburg, es folgten Manolete x (*1955, v. Asterios), Miracolo xx (*1958, v. Tantieme), More Magic xx (*1957, v. Vilmorian), Makuba xx (*1956, v. Goody) sowie die Halbbrüder Vierzehnender xx (*1956) und Vollkorn xx (*1961), beide Söhne der legendären Neckar xx. Als Vater von 15 gekörten Söhnen, darunter der unvergessene Volturno, und wertvollen Töchtern, hatte Vollkorn xx den größten Einfl uss. Der hübsche Kronprinz xx (*1960, v. Nizam) war eher ein Stutenmacher, darunter Adisa III, Mutter des Contango (v. Contender), dessen Sohn Ravell unter Steff en Peters 2009 das World Cup-Finale gewann, und Ancona, Großmutter der bunten Stute Weihaiwej (v. Westminster), mit der sich Franke Sloothaak auf den Weltmeisterschaft en in Den Haag Doppelgold sicherte. In der Trakehnerzucht kamen anfänglich Traumgeist xx (*1953, v. Goody), der in Hannover noch größere Bedeutung erlangte, Stern xx (*1949, v. Berggeist) und der typvolle Fuchs Prince Rouge xx (*1951, v. Rouge et Noir) zum Einsatz. Begründer bedeutender Hengstlinien wurden sie nicht. Pindar xx (*1949, v. Abendfrieden) hingegen machte sich mit seinem Ururenkel Ibikus einen Namen.

    Konsolidierung – Das Deutsche Reitpferd

    In puncto Fundament eher ein Leichtgewicht, hinterließ Cardinal xx erfolgreiche Dressurpferde und bedeutende Söhne © Dr. Fritz Gramatzki, Archiv Deutsches Pferdemuseum, Verden

    Mitte der 70er Jahre verzeichnete man in allen Zuchtgebieten einen Rückgang des Vollbluts, der allerdings nicht dramatisch wog, waren doch nahezu alle Mutterstämme, zumindest in den Hochzuchten Holsteins, Westfalens, Holsteins und Oldenburgs, mit Vollblut „durchsetzt“. In diese Ära (1975) fi el die Festschreibung eines gemeinsamen Zuchtziels nahezu aller Verbände, das, von Modifikationen abgesehen, bis heute gültig ist: „Gezüchtet wird ein edles, großliniges und korrektes Reitpferd mit schwungvollen, raumgreifenden elastischen Bewegungen, das aufgrund seines Temperaments, seines Charakters und seiner Rittigkeit für Reitzwecke jeder Art geeignet ist“. Holstein baute weiterhin auf die Töchter des Dreigestirns Cottage Son xx, Marlon xx und Ladykiller xx, Oldenburg auf die eingangs erwähnten Adonis xx, Miracalo xx, Manolete xx und Vollkorn xx. In Westfalen gelang es unter anderem Angelo xx, Lucius xx, Pluchino xx und Sinus xx, über ihre Töchter und Söhne die Zucht zu beeinflussen, bei den Trakehnern war es neben Pindar xx Pasteur xx (*1963, v. Bürgermeister), der sich mit seinen Söhnen Michelangelo und Mahagoni, die zusammen über 200 eingetragene Töchter hinterließen, auf breiter Front durchsetzte. Hannover baute in den folgenden Jahren auf Hengste wie Aarking xx (*1979, v. Authi), dessen Sohn Andretti Hubertus Schmidt den Deutschen Dressurmeister- Titel bescherte, später unter britischer Flagge internationale Championate bestritt. Trotz beachtlicher Leistungsprüfungen vermochten sich seine gekörten Söhne nicht zu etablieren. Mit über 100 Töchtern wartete Americo Vespucci xx (*1982, v. Akari) auf, sein Aushängeschild war Air Jordan, mit dem Frank Ostholt u.a. auf den Weltmeisterschaft en 2006 in Aachen Mannschaftsgold in der Vielseitigkeit gewann. Bewährt hat sich auch Augustinus xx (*1976, v. Kronzeuge), dessen Sohn Anis in Dillenburg mit beachtlicher Nachzucht aufwartete, während Busoni xx (*1966, v. Alizier) Lieferant zuchtbewährter Töchter war, darunter die Mutter des Multichampions Gigolo unter Isabell Werth. In nur sieben Decksaisons hinterließ der bildschöne Cardinal xx (*1964, v. Off Key) Grand Prix-Pferde in Serie; sein Sohn Cavalier war einer der meistfrequentierten Hengste des Landgestüts Celle. Der Schimmel Hill Hawk xx (*1972, v. Sea Hawk) machte sich nicht nur als Muttervater der Welt Hit-Sippe einen Namen, vielmehr hinterließ er auch bedeutende Söhne und wertvolle Töchter. Wenig spektakulär war das Auftreten von Lemon xx (*1971, v. Blauer Reiter), aus heutiger Sicht einer der besten Vollblüter des Landgestüts. International siegreiche Vielseitigkeitspferde, die auch Olympische Medaillen gewannen, gehen ebenso auf sein Konto wie die herausragenden Hengste Lemon Tree und Lemon Park. Auch Shogun xx (*1969, v. Tamerlane), Vater gut bezahlter Auktionspferde mit dem Schwerpunkt Dressur, lieferte ein Olympiapferd für den „Busch“: 1988 gewann Matthias Baumann mit Shamrock Mannschaft sgold. Der Typvererber Waidmannsdank xx (*1959, v. Neckar) dominierte mit mehr als einem Dutzend gekörter Söhne und zahlreichen Enkeln zeitweise die Körplätze Verden und Oldenburg. Drei seiner vielen Töchter wurden Hengstmütter: Waldrun hinterließ Gardeulan I und II (v. Gotthard), Waidgefährtin den Stempelhengst Goldstern (v. Gotthard) und Wega die Dressurpferdemacher Akzent I und II (v. Absatz). Zum Thema Vollblut machten sich Züchter, aber auch Hengsthalter immer wieder Gedanken, darunter auch Werner Schockemöhle, Entdecker von Likoto xx (*1993, v. Fit to Fight), der in einem Vortrag vor belgischen Züchtern 1987 unter anderem formulierte: „Der Vollblüter hat ja in den letzten Jahren einen schweren Stand in allen europäischen Warmblutzuchten gehabt. […] Man kann in keiner Warmblutrasse, die Reitpferde züchten will, auf den Vollblüter verzichten. Er verbessert Schulter und Sattellage. Er härtet die gesamte Textur, er gibt den Pferden Galoppiervermögen und die Freude am Galoppieren und er erhöht die natürliche Balance im Galopp. […] Bleibt nur zu hoffen, dass in diesem Trend Vollblüter benutzt werden, die auch brauchbare Reitpferde liefern. […] Der Vollblüter, der selbst Qualitäten als Reitpferd hat, wird am ehesten auch Reitpferde vererben“. Ob er darauf anspielte, dass Chronist xx, Brilliant xx und Pernod xx in den 50er Jahren zu den erfolgreichsten deutschen Grand Prix- Pferden zählten, können wir ihn leider nicht mehr fragen. Fest steht, dass Vollbluthengste selten geritten wurden und so keine Veranlagungsaussage vorlag. Ob die Leistungsprüfung der richtige Weg war (und ist), sei dahingestellt, dass einige Hengste sie mit Bravour absolvierten, ist Fakt. Cupric xx (*1988, v. Solo Dancer) gehörte ebenso dazu wie Exclusive xx (*1988, v. Seclusive), Just Spectacular xx (*1992, v. Mytens) und Elimcal xx (*1982, v. Feroce). Sehr gute Prüfungen legten Prince Thatch xx (*1982, v. Thatch) und Narew xx (*1981, v. Athenagoras) ab. Ihre Veranlagung und Eigenleistung spiegelt sich in ihren Nachkommen wieder. Prince Thatch xx ist in puncto Vererbung von Dressurpferden auf eine Stufe mit Lauries Crusador xx zu stellen, darunter Piccolino, unter Klaus Husenbeth Gewinner von Mannschaftsgold auf Welt- und Europameisterschaften, und weitere, bis Grand Prix siegreiche Pferde. Narew xx, der auf diversen Stationen Norddeutschlands zum Einsatz kam, entpuppte sich als Springpferdemacher. Seine Nachkommen zieren die unterschiedlichsten Brandzeichen, seine gekörten Söhne Nagano, Nurejew und Nariston sprangen in der S-Klasse, Night Fever ging internationale Parcours unter US-amerikanischer Flagge, Picadilly gewann 2006 Silber auf dem Bundeschampionat der 6-jährigen Vielseitigkeitspferde. Der nicht sonderlich stark frequentierte, leistungsgeprüfte Sunlight xx (*1986, v. Tarim) machte sich durch seine Söhne Santorini und Silberschmied einen Namen; zahlreiche Töchter stehen in der Zucht.

    Ohne Vollblut kein Zuchtfortschritt

    Nahezu alle Zuchtleiter, darunter der Holsteiner Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen, sind sich darin einig, dass man langfristig nicht auf Edelblut verzichten kann: „Um die Erfolge der Holsteiner Zucht, die wir durch den Vollbluteinsatz erzielt haben, auch zukünftig zu erhalten, ist eine ständige Vollblutzufuhr von ganz großer Wichtigkeit.“ Zu den Hengsten der jüngeren Zuchtgeschichte gehörte Feensproß xx (*1984, v. Aspros), in vier Rennjahren geprüft . Er erfüllte seine Aufgabe als Veredler über seine Töchter, ohne dass er die Welt verändert hat. Von anderem Format, allerdings keine Schönheit, war Sir Shostakovitch xx (*1979, v. Rheingold), groß gewachsen und am Sprung überzeugend. Zunächst auf dem rheinischen Vogelsangshof stationiert, hinterließ er in der Trakehnerzucht mehrere gekörte Söhne, darunter den HLP-Sieger Sir Chamberlain, Donaumonarch, in S-Parcours siegreich, den patenten Couleur Fürst und den Schimmel Best Before Midnight, auf dem Viereck bis zur Kl. S-erfolgreich. In Holstein wurden Stauffenberg, später nach Ungarn ausgewandert, Seven Valleys und Salahudine gekört. Sein Aushängeschild in der Vielseitigkeit war das Olympiapferd Longchamp. Von den neun gekörten Hengsten des hervorragend springenden Schimmels Exorbitant xx (*1984, v. Final Straw) vermochten sich Exodus und Exkurs durchzusetzen. Seine Nachkommen sind in allen Disziplinen bis zur Kl. S-erfolgreich, die Töchter bei den Züchtern begehrt. Sehr gut vererbt hat sich der in Springprüfungen bis Kl. M eingesetzte Barnaul xx (*1985, v. Club House). Seine Nachkommen, darunter Barinello, Holsteiner Reservesieger 2000, zeichnen sich durch Korrektheit und ihren geschickten Umgang mit Hindernissen aus. Neben sieben gekörten Söhnen hinterließ er in Holstein über 60 Töchter. Die Sprösslinge des Waldstar xx (*1987, v. Athenagoras) trugen überwiegend den hannoverschen Brand, aber auch in Holstein wurden einige Töchter registriert. Condrieu xx (*1987, v. Top Ville) deckte nur zwei Jahre zwischen den Meeren, lieferte mit dem Doppel-Olympiasieger 2008, Marius unter Hinrich Romeike, jedoch einen Volltreffer. Leistungsstarke Reitpferde, mehrheitlich beim KWPN registriert, und zehn gekörte Söhne gehen auf das Konto von Mytens xx (*1983, v. Spectacular Bid). Den Holsteiner Brand trägt der gekörte Mighty Magic, 2010 Weltmeister der siebenjährigen Vielseitigkeitspferde unter Andreas Dibowski. Trotz nur begrenzten Einsatzes in Holstein entpuppte sich Julio Mariner xx (*1975, v. Blakeney), anerkannt für mehrere Zuchtgebiete, darunter für das KWPN, als Plusvererber. Neben dem gekörten Jefferson hinterließ er die unorthodox springende Stute Orlanda, Siegerin in großen Preisen unter Hans-Thorben Rüder. Spuren hinterlassen hat auch sein leistungsgeprüft er Sohn Schampus xx (*1982), Vater von zwei Hengsten und mehreren Töchtern. Mit drei Söhnen, darunter der bei den Züchtern beliebte Paramount, und hochdekorierten Stuten, hat sich Parco xx (*1986, v. Kafu) in Holstein überzeugend durchgesetzt. Sein Sohn Parko ist querbeet auf hohem Niveau erfolgreich. Immer deutlicher in den Vordergrund schiebt sich der in seiner Heimat Dänemark geprüft e Esteban xx (*1994, v. Prince Mab), auf dessen Konto Staatsprämienstuten und fünf gekörte Söhne gehen, darunter die im Parcours siegreichen Vollbrüder Easy Way I und II und Edino, der Gold und Silber auf dem Bundeschampionat der Geländepferde gewann. Dem Motto „Klotzen statt kleckern“ folgte in Oldenburg eine Vollblutabstinenz, die auch zur Folge hatte, dass Vielseitigkeitspferde in den Farben Rot-Blau Raritäten wurden. Zu den Ausnahmen zählte Noble Roi xx (*1982, v. Windwurf), Vollbruder des Warendorfers Nouveau Roi xx und Halbbruder zu Narew xx. Unter seinen drei gekörten Söhnen ragte der geradezu genial springende Noble Champion heraus. Erfolgreich in internationalen Parcours´, ging er später als Deckhengst in die USA. Neben Nobel Prince, erfolgreich im internationalen Vielseitigkeitssport, hinterließ Noble Roi xx hochdekorierte Töchter, darunter die Mütter der Hengste Rosentau, Landpirol und Wolkenstürmer.

    Töchter erhalten Staatsprämien

    Im Seitenbild bestechend, hinterließ Barsoi xx (*1971, v. Arjon), neben bewährten Töchtern, den Grand Prix- Sieger Brilliant, Olympiateilnehmer unter der Spanierin Beatriz Ferrer-Salat, und Burggraf, Oldenburger Körsieger 1981. Größeren Zuspruch hätte man dem über Alpenkönig xx und Chief xx erstklassig gezogenen Sevillano xx (*1984, v. Alpenkönig) gewünscht. Mit Samaranch und Silent Lover lieferte er zu Spitzenpreisen verkaufte Auktionspferde, mehrere Töchter erhielten die Staatsprämie. Sein Sohn Secano, dessen vielfach prämierte Fohlen begehrt sind, trägt den Holsteiner Brand, während Donaufischer, in Österreich im Einsatz und Vater von Prämienfohlen und hochdekorierten Töchtern, die Elchschaufel ziert. Analog seinem berühmten Vater Surumu xx ist Rivero xx (*1992) ein leuchtend aufgemachter Fuchs mit ansprechenden Bewegungen. Sein Sohn Royal of Loh war 2000 einer der teuersten Hengste der Oldenburger Körung, zehn Jahre später stellte seine Tochter Rivera den Siegerhengst der OS-Körung von Coupe de Coeur. Auch in Westfalen kamen über die Privatstationen wie das Landgestüt weitere Vollblüter zum Einsatz – ein „Überflieger“ war nicht darunter. Foxiland xx (*1983, v. Falkland) konnte trotz vier gekörter Söhne und einiger Töchter genauso wenig überzeugen wie Fläming xx (*1973, v. Luciano). Sehr gut vererbt hat sich Feuerfunke xx (*1979, v. Frontal), der von seinem Sohn Funke noch übertroffen wurde und über seinen Enkel Funkenspiel Gründer einer Hengstlinie wurde. Halbbruder Windesi xx (*1970) hat gute Sportpferde und über 100 Töchter hinterlassen, darunter Wilett, Mutter des gekörten Schimmels Cellestial, international erfolgreich mit Heiko Schmidt. Von seinen Söhnen vermochte sich der Rappe Weltruf, 1980 Rheinischer Siegerhengst, auf breiter Front zu profilieren. Bormio xx (*1985, v. Ti Amo) und Akitos xx (*1981, v. Green Dancer) wurden Väter bedeutender Töchter, darunter Ballerina, Mutter des gekörten Opium (v. Polydor), Olympiapferd unter Marc Houtzager, und Akazie, deren Tochter Pialotta (v. Pilot) mit Edwina Alexander Vierte der Weltmeisterschaften in Aachen war. Akitos xx wanderte später nach Ungarn aus. [/ihc-hide-content]

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.

  • Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 3)

    Blut der Saft, der Wunder schafft? Vollblüter in der Pferdezucht (Teil 3)

    Vollblut Helden – Heraldik xx und Lauries Crusador xx 

    2008 war das Jahr von Heraldik xx. Auf den Olympischen Spielen in Hongkong gewannen Butts Abraxxas unter Ingrid Klimke und Butts Leon, geritten von Andreas Dibowski, Mannschaftsgold in der Vielseitigkeit. Auf dem Bundeschampionat wurde Butts Avedon, blutidentisch mit Abraxxas, denn die Mütter sind Vollschwestern, Sieger der fünfjährigen Geländepferde mit Andreas Dibowski, Mighty Magic (v. Mytens xx), gekörter Holsteiner Hengst aus der Heraldik xx – Tochter Neika, holte Silber. Die im Stockmaß kleine, im „Busch“ aber groß auftrumpfende Karascada von Heraldik xx, Trakehnerin des Jahres 2009, siegte mit Kai-Steffen Meier in Pardubice und war in Badminton platziert. Als Heraldik xx (*1982, v. Caramel) 1995 auf dem Gestüt Birkhof erstmals zum Einsatz kam, standen S-Siege und hohe Platzierungen im internationalen Springsport auf seinem Konto – eine Rennbahn hat der Rappe nie betreten! Sein Pedigree, geprägt durch Nearco xx, Großvater von Lucky Boy xx und Cardinal xx, bei Sacramento Song xx und Marlon xx im Mutterstamm auftretend, war erstklassig und wird durch Großvater Wiesenklee xx (v. Chief), Dritter im Deutschen Derby, Vater des gekörten S-Dressur-Sieger Elan xx, untermauert. Nach dem ersten Fohlenjahrgang wurden alle deutschen Zuchtgebiete auf ihn aufmerksam. Von daher tragen die Nachkommen, darunter über ein Dutzend gekörter Söhne, die unterschiedlichsten Brandzeichen. Sie sind Alleskönner und im Dressur-, Spring- und Vielseitigkeitssport bis zur schweren, auch internationalen Klasse siegreich. Auf dem Dressurviereck verbuchten Hennessy, Halloween, Hidalgo, Highlight, Humphrey und Haakon S-Erfolge, international Grand Prix siegreich ist der pompöse Holsteiner Schimmelhengst Ekwador mit Katarina Milczarek, 2008 über Leistung gekört und Teilnehmer an Europa- und Weltmeisterschaften. Seine in internationalen Parcours´ der Kl. S bewährten Sprösslinge tragen nahezu ausnahmslos den Holsteiner Stempel, darunter der gekörte Herald, Nationenpreispferd unter der Spanierin Pilar Cordon Muro. High Spirit geht international mit Geir Gullikson, sein Landsmann Stein Andresen verbucht mit Hoyo de Monterey (ex Heraldicus) internationale Erfolge. Hitchcock war Pferd des Jahres in Italien und mit Franceso Franco Finalist der Weltmeisterschaften der Jungen Pferde in Lanaken. Vollschwester Herka xx hinterließ die auf Championaten erfolgreichen Hengste Royaldik (v. Royal Diamond) und Meraldik (v. Münchhausen/ Tr.). In Holstein stellte Heraldik xx mehrfach die Siegerin in der Halbblutklasse. Ein Phänomen als Vererber ist Lauries Crusador xx (*1985, v. Welsh Pageant), der, von Maas J. Hell entdeckt, eigentlich für Holstein vorgesehen war, dort aber durchs Sieb fiel. Sein GAG von 90.5 Kilogramm verdankt er unter anderem dem 3. Platz im Royal Ascot Cup. Sein Metier waren lange Distanzen; eine Fesselkopffraktur beendete seine Karriere als Rennpferd. Für das Landgestüt Celle und die hannoversche Zucht erwies er sich als Volltreffer. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Als erster Vollblüter überhaupt 2006 zum „Hannoveraner Hengst des Jahres“ proklamiert, stehen über 50 gekörte Söhne auf der Habenseite, darunter die Siegerhengste Londonderry und Lauda, die in Verden Spitzenpreise erzielten. Londonderry, selbst Bundeschampion, stellte mit Liberty Gold einen Kör- und Leistungsprüfungssieger, mit Locksley II einen Bundeschampion und mit dem gekörten London Time 2006 eines der teuersten Pferde in der Verdener Auktionsgeschichte mit 510.000 Euro. Weitere gekörte Söhne des „Laurie“, dessen 25. Geburtstag am 3. April 2010 auf der Station Landesbrück zünft ig gefeiert wurde, sind Lancier, hocherfolgreich in Zucht und Sport, Laurent, Lemur und Lizitant – allesamt in Celler Diensten. Auf dem Viereck bis zur Kl. S siegreich war der Celler Longchamp, mehrfacher Medaillengewinner auf Bundeschampionaten. Sein im Landgestüt Warendorf wirkender Sohn Laurentianer, den Gestütschefin Schmidt-Rimkus zu einem „Schnäppchenpreis“ erwarb, gewann 2000 die Weltmeisterschaft der sechsjährigen Dressurpferde, verbuchte internationale Dressurerfolge unter niederländischem Patronat und stellte mit Laureus einen leistungsstarken Sohn. Laudabilis, ebenfalls in Westfalen postiert, ist Hoflieferant der Auktionen in Münster- Handorf mit sehr guter Vererbung, Laurentio, Reservesieger der Leistungsprüfung, ist Vater talentierter Dressurpferde. Mehrere Söhne des Lauries Crusador xx tragen die Elchschaufel, darunter die Vollbrüder Krokant und Karamell sowie Immens. Und 2010 stellte er mit Laurano, der sich beachtlich bewegen konnte, einen Sohn auf der Holsteiner Körung! Mit annähernd 600 eingetragenen Töchtern, darunter 200 Staatsprämienstuten, ist „Laurie“ nicht nur in Hannover omnipräsent. Allein 2006 stammten 61 Prozent aller Vollblutnachkommen in Hannover von Lauries Crusador xx! Im Sport erzielten seine Nachkommen ihre Erfolge nahezu ausschließlich auf dem Dressurviereck, darunter die Grand Prix-Sieger Le Bo mit Carola Koppelmann, Little Big Man, geritten von Falk Rosenbauer, Lesotho, mit der Kaderreiterin Ellen Schulten-Baumer und Le Primeur unter der Schweizerin Marie-Line Wettstein. Der gekörte Fuchshengst Louis Heslegards war Olympiateilnehmer mit Gerda Lehmann. Lauries Crusador xx – a never ending story.

    Im Fokus 

    In zehn Rennsaisons hart geprüft, verfügt Albaran xx über ein beachtliches Springvermögen mit ausgefeilter Technik © Grewe De Watermoelen NL

    Zu den Hengsten, die in jüngerer Zeit von sich reden machen, gehört der Rappe Likoto xx (*1993, v. Fit to Fight), 1997 von Werner Schockemöhle auf der Vollbluthengstschau in Köln entdeckt, postiert auf der Celler Station Artland. Unter seinen über hundert Töchtern, darunter die Mutter des Körsiegers Dressur der Süddeutschen Körung 2009, Famous Flamur (v. Flamur), befinden sich einige Staatsprämienstuten. Von seinen gekörten Söhnen sorgt der Oldenburger Licotus, VTV-Hengst 2010, für Schlagzeilen. Selbst bis Intermédiaire II erfolgreich, ist er Vater hochdekorierter Töchter und gekörter Söhne: Licosto ging über die NRW-Auktion für 200.000 Euro nach Bayern. Levante, ein bildschöner Rappe, deckt in Thüringen und der gekörte Lunatico gewann das bayerische Springchampionat. Likoto Hit ist neben seiner Beschälertätigkeit in Belgien auf dem Dressurparkett erfolgreich. Ob sich die Hoffnungen, die man in Holstein auf Ibisco xx (*2000, v. Royal Solo) setzt erfüllen, bleibt abzuwarten. Eigenleistung und Pedigree überzeugen ebenso wie seine Auftritte unter dem Sattel. Ein GAG von 89 Kilogramm weist ihn als gutes Rennpferd aus – in Hindernisrennen war er bei fünf Starts viermal im Geld. Royal Solo xx ist mütterlicher Halbbruder zu Dashing Blade xx, mit sechs gekörten Söhnen in der Reitpferdezucht präsent, der Muttervater Local Suitor xx hinterließ u.a. den vielseitig vererbenden Templer xx. Auch Water Dance xx (*1997, v. Saddlers Hall), Sieger in Vielseitigkeitsprüfungen der Kl. S und „zwischen den Meeren“ im Zuchteinsatz, stammt aus einer Local Suitor xx-Mutter. Die Fohlen des gut frequentierten Ibisco xx gefallen durch Wuchs, Korrektheit, ihren schönen Typ und wurden vielfach prämiert. Im Stockmaß eher knapp, aber auf der Rennbahn ganz groß, das ist Timolino xx (*1998, v. Monsun). In Flachrennen überzeugend, über Hindernisse hervorragend, darunter fünf Siege, war er 2004 Deutschlands bestes Hindernispferd und erhielt ein GAG von 89 Kilogramm. Monsun xx, dessen Decktaxe 150.000 Euro beträgt, ist eine Legende und über den Triple Crown- Sieger Köngsstuhl xx und den nicht minder bedeutenden Surumu xx reichlich mit Leistungsblut ausstaffiert. Muttervater Trempolino xx hat mit Sharpen Up xx den gleichen Vater wie Royal Solo xx (siehe Ibisco xx). Timolino xx wartete in mehreren Zuchtverbänden mit zum Teil hoch bewerteten Fohlen auf, die Auftritte seiner ersten Nachkommen unter dem Sattel erwartet man mit Spannung. Den Prototyp eines Vollblüters verkörpert Albaran xx (*1993, v. Sure Blade), der in zehn Rennsaisons 67 Mal an den Start ging und die Bahn mit einem GAG von 93.5 Kilogramm gesund verließ. 1996 Dritter im Deutschen Derby, war er zweimal Zweiter im renommierten Hansa-Preis, verbuchte aber auch in Norwegen erstklassige Erfolge auf der Rennbahn. Unter dem Sattel in Ermelo geprüft , attestierte ihm das KWPN „gute Anlagen als Springpferd“, aber auch in allen anderen Kriterien erhielt er gute Noten. Vater Sure Blade xx und Großvater xx Kris waren hinsichtlich Eigenleistung und Vererbung Weltklasse, Muttervater Königsstuhl xx fand schon bei Timolino xx Erwähnung. Seine beiden beim KWPN registrierten Fohlenjahrgänge sind vielversprechend: Die Fohlen stehen im Typ ihres Vaters, sind langbeinig und bewegungsstark. Armand xx (*2001, v. Winged Love) verfügt über ein Pedigree internationalen Zuschnitts. Winged Love xx, 1995 Sieger im Irischen Derby, ist ein Sohn des In Th e Wings xx, der dem Gestüt Schlenderhan mit Adlerflug xx 2007 den 18. Derbysieger bescherte.  Winged Love xx wurde inzwischen nach Irland zurück beordert, um Hindernispferde zu „produzieren“. Die Art, wie sich Armand xx, dessen GAG von 84.5 Kilogramm auf Siegen und Platzierungen in Flach- und Hindernisrennen basiert, über Sprünge bewegt, ist genetisch vorgegeben. Muttervater Chief Singer xx kam in Graditz zum Einsatz, die mütterliche Linie zählt zum „Tafelsilber“ der deutschen Vollblutzucht, geprägt durch die Derbysiegerin Asterblüte xx des Gestüts Schlenderhan. 2007 in Holstein gekört, standen die Züchter nicht gerade „Schlange“. Immerhin gelang es ihm, 2010 aus seinem ersten Jahrgang mit Alant einen Sohn zu präsentieren, den der Zuchtleiter als „ausdrucksstarken Halbblüter in großem Rahmen und viel Substanz“ beschrieb.

    Perspektiven in der Vollblutzucht

    Der Vollbruder zu Perser xx wurde Gründer einer Hengstlinie, besonders über Pik Bube I © H. Sting, Archiv Deutsches Pferdemuseum, Verden

    Im Rückblick auf die „blutarme“ westfälische Elitestutenschau 2009 monierte Zuchtleiter Dr. Friedrich Marahrens, dass […]„die Züchter wenig Zutrauen zur Vererbungsleistung der in Deutschland verfügbaren Vollbluthengste haben. Wir brauchen für den Sport reaktionsschnelle, intelligente Pferde, die die nötige Sensibilität beim Reiten mitbringen. Ohne das Vollblut laufen wir Gefahr, dass die Pferde zu grob und zu langsam werden.“ Ein Jahr später sorgte More Thoroughbred xx (*2007, v. Dashing Blade) für eine kleine Sensation. Leistungsgeprüft , in den Grundgangarten am Optimum, wurde sie in Westfalen mit der Staatsprämie ausgezeichnet und wenig später beim „4. Schaufenster Vollblut“ in Münster-Handorf, der einzigen Veranstaltung bundesweit, die Vollblüter in den Fokus stellt, zu einem Spitzenpreis verkauft . Auf großes Interesse stieß auch der Siegerhengst Chiron xx (*2001, v. Valanour). Begeisternd im Trab und im Galopp, wies der herrlich modellierte Schimmel eine Gewinnsumme von über 100.000 Euro mit einem GAG von 90.5 Kilogramm auf. Von Vanessa Hölscher-Bölting in der Vielseitigkeit eingesetzt, bleibt die Hoffnung, dass er eine Chance in der Reitpferdezucht erhält. Er verkörpert den Typ Vollblüter, den der langjährige Warendorfer Landstallmeister Dr. Gerd Lehmann, seit 1976 und dann über Jahrzehnte Mitglied der Zuchtkommission des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen (DVR), fordert: „Erstrebenswert ist der reitgerecht modellierte Vollbluthengst, der viele Starts mit ordentlichen Leistungen über mehrere Rennzeiten hinweg, schadlos überstanden hat. Die Höhe des GAG ist dabei von nachrangiger Bedeutung“. Hengste dieses Zuschnitts sind zwar nicht so selten wie die „Blaue Mauritius“, aber eben doch Raritäten.    [/ihc-hide-content]

     

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Hans Kirchner, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2012/13“ erschienen ist.