Schlagwort: Mutterstute

  • Absetzen leicht gemacht – für Stute und Fohlen

    Absetzen leicht gemacht – für Stute und Fohlen

    Es gibt nichts Schöneres, als den Fohlen auf der Wiese zu zuschauen, wie sie mit ihren stelzigen Beinen umher toben und in ihren Verschnaufpausen an der sicheren Seite ihrer Mütter dösen. Jedoch heißt es nach ca. 6 Monaten meistens Abschied nehmen von der Kinderstube und den nächsten Schritt in das Erwachsen werden gehen. Besonders hier ist viel Fingerspitzengefühl gefragt, um so wenig Trennungsstress wie möglich zwischen Stute und Fohlen zu erzeugen.

    Doch wie gestaltet sich dieses Prozedere in der Natur und welche Möglichkeiten gibt es, die Trennung von Mutter und Kind entspannter zu vollziehen?

    Fohlen Absetzen in der Natur

    Bei Pferden in freier Wildbahn geschieht das Absetzen über einen längeren Zeitraum.

    Wenn man zum ursprünglichen Lebensraum und zu den Lebensweisen der Wildpferde blickt, ist die Trennung zwischen Muttertier und Fohlen ein Prozess, der mit der neuen Belegung der Stute und der anstehenden Geburt des neuen Fohlens erfolgt. Jedoch wird die Bindung meist nicht bereits nach 6 Monaten getrennt, sondern wird nach und nach distanzierter. Sobald die Mutterstute ein neues Fohlen erwartet, rückt das „alte“ Fohlen mehr und mehr in den Hintergrund. Es darf immer weniger säugen und die Distanz zwischen ihm und der Mutter nimmt zu. Dies geschieht etwa mit 9-11 Monaten. Falls die Stute jedoch kein weiteres Fohlen bekommt oder gar eine Todgeburt erfolgt, kann das aktuelle Fohlen auch noch einige Monate (bis zu einem Alter von etwa 18 Monaten) weiter gesäugt werden. Die Aufnahme von Raufutter nimmt dennoch immer weiter zu und irgendwann ernährt sich das Jungpferd ausschließlich davon.

    Absetzen durch menschliche Hand

    Fohlen schulen beim Spielen ihren Körper und die Kommunikation unter Artgenossen.

    Natürlich haben wir ganz andere Möglichkeiten der Haltung und der Beschäftigung mit unseren Pferden. Dementsprechend kann das Absetzen eines Fohlens in der Regel nicht wie in der Natur ablaufen. Die Ansprüche an Fohlen und Stute sind hoch und auch der immer häufigere Platzmangel macht es den Züchtern nicht leicht, genügend Fläche für ihren Nachwuchs bereit stellen zu können. Meist wurde die Zuchtstute auch schon wieder belegt und soll sich nicht durch ihr immer aktiver werdendes Fohlen belästigt fühlen. Auch spricht ein früherer Verkauf des Fohlens für ein Absetzen mit 6 Monaten oder die Mutter, die nicht mehr besamt wurde, soll wieder in den aktiven Sport zurück.

     

     

    Studie – Trennungsstress und dessen Folgen

    Eine Untersuchung  aus der Dissertation von der Tierärztin Dr. Regina Erber mit dem Titel “Belastungssituationen bei Fohlen und Jungpferden” an der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Wien in Kooperation mit dem Graf-Lehndorff-Institut in Neustadt/Dosse (siehe: Belastungsstudie bei fohlen und Jungpferden (2)) zeigte, dass sich der Stress der Jungpferde mit intelligentem Management und Einfühlungsvermögen erheblich verringern lässt.

    Über einen längeren Zeitraum, wurde in drei Vergleichsgruppen das Stressniveau unter verschiedenen Bedingungen der Pferdekinder gemessen. Neben Futteraufnahme, Gewichtsentwicklung, Bewegungs-Intensität und Häufigkeit der Ruflaute war der Cortisol-Spiegel im Speichel der Absetzer ein gut nachweisbarer und sicherer Indikator für erlebten und tatsächlichen Stress.

    Verglichen wurde die traditionelle abrupte Absetzmethode mit zwei weiteren Möglichkeiten. Während die einen zwar im Gruppenverband, aber auf die herkömmliche Art und auf sich allein gestellt von den Müttern getrennt wurden (simultanes Absetzen), entfernten die Forscher die Mutterstuten der zweiten Fohlengruppe einzeln und über einen längeren Zeitraum aus der Herde, bis diese schließlich nur noch aus Fohlen bestand (konsekutives Absetzen). Die dritte Herde wurde zwar simultan abgesetzt, erhielt aber zwei erwachsene Kindermädchen in Gestalt vertrauter, fohlenloser, aber nicht verwandter Stuten.

    Absetz-Management vermindert Stress

    Das Ergebnis der Studie zeigt somit deutlich, dass die Fohlen aus der ersten Gruppe, dem meisten Stress ausgesetzt waren.

    In der heutigen modernen Pferdehaltung, ist das naturnahe Absetzen oftmals nicht umsetzbar. Vermarktungstermine wie Fohlenauktionen, sind für die Pferdezüchter wichtig einzuhalten. Heutzutage gibt es deshalb die unterschiedlichsten Möglichkeiten, den Fohlen einen möglichst stressfreien Start in die Selbstständigkeit zu gewähren. Gleichaltrige Spielkameraden sind ausgesprochen wichtig und helfen den Absetzern über den ersten Schreck hinweg.

    Fohlen mit Spielpartner in der Aufzuchtbox

    Diese beiden Jungpferde verbringen ihren Winter gemeinsam in ihrer geräumigen Box und auf dem Paddock.

    Eine weitere Form des Absetzens besteht darin, Fohlen paarweise, vor allem über den Winter, unterzubringen. Hierzu haben wir die Aufzucht des Fohlenhof Steins unter die Lupe genommen.

    Auf dem Fohlenhof werden alle Stuten mit ihren Fohlen, sofern diese schon fixiert genug auf die Mutter sind, Schritt für Schritt auf einer Wiese zusammengeführt und genießen anschließend in einer großen Herde den täglichen Weidegang. Gegen Herbst beziehen dann immer zwei Fohlen gemeinsam ihre geräumige und helle Aufzuchtbox (4,00m x 6,00m). Jedes Fohlen darf mit seinem favorisierten und gleichgeschlechtlichen Spielpartner zusammen bleiben, welcher das möglichst gleiche Alter hat. Hierfür werden die Fohlen während der Weidezeit mit ihren Müttern täglich beim Spielen und Grasen beobachtet. Dabei wird auch gleich die Gesundheit der Pferde kontrolliert und nach möglichen Verletzungen, die bei wilden Spielereien entstehen können, geschaut.

     

    Ein Team – Die Pferdefreunde warten auf ihr Futter.

    Die Fohlen verbringen den Winter im Zweier-Team in ihrer großzügigen Box und auf den Sandpaddocks. Im Sommer geht es dann wieder in größeren Gruppen 24 Stunden auf die großen Sommerwiesen. Im Idealfall verbringen die Absetzer bis zu ihrem dritten Lebensjahr ihr Leben gemeinsam mit ihrem liebsten Spielkameraden.

    Auch diese Methode reduziert den Stress für die Fohlen enorm, da sie ganze drei Jahre lang mit ihrem Pferdekumpel verbringen können und somit kein zusätzlicher Trennungsschmerz entsteht.

     

     

     

    Theorie in die Praxis umsetzen

    Mehrere gleichaltrige Jungpferde genießen gemeinsam ihre Jugend auf der Koppel.

    Organisation bleibt dabei allerdings das A und O. In der Gruppe sollte mindestens ein gleichaltriger Spielkamerad vorhanden sein, welcher sich dort im besten Fall für die gesamte Aufzucht aufhält.

    In der Praxis kann man sich das „perfekte Absetzen“ so vorstellen:

    Idealerweise sind die Fohlen einer Gruppe möglichst gleichaltrig, damit sie möglichst zum gleichen Zeitpunkt abgesetzt werden können. Denn wie heißt es so schön? “Geteiltes Leid, ist halbes Leid 😉.“ Auch gilt, je später die Trennung von statten geht, desto einfacher wird es für Stute und Fohlen sich an die neue Situation zu gewöhnen. Um den Stress möglichst gering zu halten, bietet sich eine nach und nach größer werdende Zeitspanne an, in der das Fohlen zunächst für ein paar Minuten, Stunden und schließlich Tage von der Mutter getrennt wird. Dabei hilft es, wenn anfangs sich das Fohlen noch in Sichtweite der Stute befindet.  Auch das Fahren im Pferdetransporter, das dem Absetzen ja häufig folgt, sollte im Beisein der Mutterstute trainiert werden. So verknüpft das Fohlen die Fahrt bzw. den Hänger nicht nur mit einem Verlust, was sich als prägendes Negativ-Erlebnis festsetzen und später zu erheblichen Verladeproblemen führen kann.

    Damit sich das Fohlen auch schnell an die neue Herde gewöhnt und Anschluss findet, ist von Vorteil, eine “gut” gemischte Gruppe zu haben. So können die Kleinen ihre sozialen Kontakte optimieren und werden in die Strukturen der Herdenhierarchie aufgenommen. Auch “Pferdenannys”, Stuten die sich als optimale Erzieherinnen eignen, können den Stut-Fohlen helfen, den Trennungsschmerz schnell hinter sich zu lassen.  Damit sich die Nanny und das Fohlen aneinander gewöhnen können, sollten sie frühzeitig in die Herde integriert werden, um ein rechtzeitiges Kennenlernen möglich zu machen und um eine Vertrauensbasis herstellen zu können. Herdenhaltung, die nach Geschlechtern getrennt ist, mindert den Stress innerhalb der Gruppe und Verletzungen durch ungestümes Verhalten aufmüpfiger Hengstfohlen können verringert oder gar komplett verhindert werden.

    In Hengstfohlen-Gruppen könnten ein paar Wallache unterschiedlichen Alters (auch gerne Rentnerpferde oder unreitbare Tiere) für die Betreuung und Erziehung zur Verfügung gestellt werden. Ein vorheriges Kennenlernen und Beschnuppern am Koppelzaun helfen beim späteren Eingliedern. Im Idealfall bleiben die sogenannten „Kindermädchen“ möglichst lange und am besten bis zum Ende der Aufzucht bei den Fohlen. Eine gute Basis, um später ein gut sozialisiertes und verträgliches Reitpferd zu bekommen, welches Sitte, Anstand und die richtige Kommunikation unter Artgenossen von Kindesbeinen an kennen gelernt hat. Ein solider Grundstein für ein seelisch und gesundheitlich robustes Reitpferd.

    Das Fohlen auf dem Weg zum Reitpferd

    Neben der artgerechten Fütterung mit genügend Gras und vor allem Raufutter in Form von Heu, sollte ein Jungpferd mit ausreichend Mineralfutter versorgt werden, um einem möglichen Mangel an Mineralien vorzubeugen. Dieses Mineralfutter kann mit einer handvoll Luzerne, Gerste oder Hafer vermischt werden. Neben diesen hochwertigen Nahrungsbausteinen, stärkt viel Bewegung die Knochen und Sehnen und sorgt für eine leistungsfähige Lunge.

    Die Gabe von Medikamenten wie der Wurmkur, kann spielerisch trainiert werden.

    Doch was sollte ein Jungpferd alles können? Natürlich kommt dies immer auf den physischen Zustand des Pferdes an. Wie ist sein Körperbau? Ist es vielleicht sogar über- oder unterernährt und welchen Eindruck bekommt man bei der Beobachtung von seinem geistigen Ist-Zustand?! Wenn das Jungpferd einen guten Eindruck macht, kann mit dem sogenannten Fohlen A-B-C begonnen werden. Berührungen zulassen, ein Halfter angelegt bekommen, sich führen und anbinden lassen, gehören zu den Basics eines jeden Reitpferdes. Auch das Hufe heben und die Verabreichung von Medikamenten wie zum Beispiel einer Wurmkur sollte trainiert und somit auch positiv verknüpft werden, damit es später keine Problematiken beim Tierarzt gibt. Hierzu kann eine leere Wurmkur beispielsweise mit Möhrenbrei oder Apfelsaft gefüllt und dem Pferd verabreicht werden. Dies schmeckt nicht nur gut, sondern fördert das Vertrauen zwischen Besitzer und Fohlen.

     

    Fohlen sollten schon frühzeitig Kontakt zum Menschen haben, um sich an sie zu gewöhnen.

    Nicht zu vergessen ist das Verladetraining. Jedes Pferd, ob es nun in den Sport geht oder nicht, sollte sich jederzeit verladen lassen. Diese Sicherheit mindert den Stress nicht nur beim Pferd, sondern auch bei seinem Besitzer. 😉 Egal ob es zum Training, in einen neuen Stall, aufs Turnier oder gar in die Tierklinik geht. Spielerisch kann schon in den ersten Monaten und Lebensjahren der Anhänger kennengelernt und erkundet werden. Am besten funktioniert dies mit der Mutterstute. Auch mit einem anderen Artgenossen und viel Vertrauen zum Besitzer, kann ein solches Training mit genügend Zeit und Geduld stattfinden.

    Sind diese Kriterien der gesunden Sozialisierung, Bewegung, Beschäftigung, Ernährung und Erziehung erfolgreich umgesetzt worden, steht einer guten Mensch-Pferd-Beziehung nichts mehr im Wege.

     

     

     

     

     

  • Rund um die sichere Fohlengeburt

    Rund um die sichere Fohlengeburt

    Eine gute Vorbereitung ist alles, so heißt es oft. Fast jede Fohlengeburt verläuft ohne Komplikationen und die Mutterstute weiß instinktiv, was sie tun muss. Nichts desto trotz entspannt eine gute Vorbereitung den gewissenhaften Züchter und im Ernstfall ist Mutter und Neugeborenem schnell geholfen.

    Die Tage vor der Fohlengeburt

    Zur grundsätzlichen Vorbereitung auf die Fohlengeburt braucht die tragende Stute einen bestehenden Impfschutz. Diesen überträgt sie mit der Muttermilch dann auf ihr neugeborene Fohlen. Bereits einige Wochen vor dem errechneten Abfohltermin steht der Umzug der werdenen Mutter in die Abfohlbox an. So kann sie sich schon an die Umgebung und die Keimflora dort gewöhnen. Dadurch bildet die Stute wichtige Antikörper gegen die neuen Umgebungskeime, welche sie wiederum über die Muttermilch an ihr Fohlen weitergeben wird. So erhält das Fohlen eine passive Immunisierung. In der Abfohlbox ist besonders auf Hygiene zu achten, da das Neugeborene während und kurz nach der Geburt besonders anfällig für Infektionen ist. Eine sterile Umgebung für die Fohlengeburt ist nicht nötig, jedoch eine trockene und sauber gemistete Strohmatratze.

    Ein aufgewecktes und entspanntes Fohlen. / © stock.adobe.com/Foto-Biene

    Zum Schutz des Fohlens empfiehlt es sich, die Hufeisen der Stute runterzunehmen, wenn sie welche trägt. Das Ruhigstellen bzw. dauerhafte Stehen der hochtragenden Stute in der Box ist nicht notwendig. Die Bewegung auf Paddock oder Weide wirkt sich positiv auf ihren gesamten Stoffwechsel aus, von dem wiederum das Fohlen im Mutterleib profitiert. Ebenso verhält es sich mit dem Herdenverband. Die Gesellschaft der Artgenossen trägt maßgeblich zum Wohlbefinden der werdenden Mutter bei. Zu Beginn der der Geburt zieht sich die Stute aus eigenem Antrieb zurück. In der Regel ziehen die Stuten die nächtliche Zeit für die Geburt vor, in der sie sich in der Abfohlbox aufhalten.

    Während des Abfohlens

    Kurz vor der Geburt empfiehlt es sich, den Schweif der werdenden Mutter zu bandagieren. Dadurch können sich die Haare nirgends verfangen oder im Weg sein. Während der Fohlengeburt ziehen es die meisten Stuten vor, ungestört zu sein und separieren sich von der Herde. Diesen Wunsch sollte man auch als Mensch respektieren, solange kein Eingreifen zum Schutz der beiden Tiere notwendig ist. Die Geburt selbst dauert in der Regel wenige Minuten bis hin zu einer halben Stunde. Bei Komplikationen ist es sinnvoll, die Telefonnummer des Tierarztes bereits griffbereit zu haben und ihn zügig zu alarmieren. Bei einer komplikationslosen Fohlengeburt steht die Stute kurz darauf auf und zerreißt dabei die Nabelschnur. Sie sollte daher nicht künstlich durchtrennt werden. Lediglich das Desinfizieren des Nabelstumpfes mit einer Jodtinktur sollte der Mensch übernehmen.

    Nach der Fohlengeburt

    Die erste Milchmahlzeit ist enorm wichtig für das Neugeborene. / © stock.adobe.com/matilda553

    Ist das Fohlen auf der Welt und die Mutter aufgestanden, wird sie sich in der Regel daranmachen, ihr Neugeborenes abzulecken. Tut die Stute dies nicht oder es im Gesicht des Fohlens nicht ordentlich machen, sollte man die Nüstern vorsichtig von der Eihaut befreien, damit es atmen kann. Innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt unternimmt das Fohlen die ersten Aufstehversuche und die Mutterstute stößt die Nachgeburt ab. Diese sollte man auf Vollständigkeit kontrollieren bzw. für den Tierarzt aufheben, damit er die Kontrolle durchführen kann. Bleiben Reste der Nachgeburt im Mutterleib zurück, droht der Stute eine Gebärmutterentzündung oder gar Blutvergiftung.

    Ist das Fohlen aufgestanden, folgen bald die ersten Trinkversuche. Mit dem ersten Säugen nimmt das Neugeborene die Kolostral-Milch und damit alle lebenswichtigen Abwehrstoffe auf. Innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem ersten Trinken setzt das Fohlen das sogenannten Darmpech, den ersten schwarzen und festen Kot, ab.

    Zeigt das Fohlen nach erste Mahlzeit Interesse an seiner Umwelt und erkundet die nähere Umgebung, ist dies ein gutes Zeichen für die Gesundheit.

    Horse-Gate/ACG

  • Der Traum von der eigenen Zucht

    Der Traum von der eigenen Zucht

    Ein Fohlen aus der eigenen Stute, das man aufwachsen sieht und selbst ausbilden kann. Der große Traum von der eigenen Zucht. Dabei gilt es jedoch einiges zu beachten. Hier kommt eine kurze Checkliste für den ersten Überblick.

    Realisierbarer Traum

    Für die eigene Zucht sollte man einiges im Auge behalten. Ein eigenes Pferd bedeutet bereits finanziellen Aufwand. Selbst zu züchten, steigert diesen noch einmal. Vor und während der Trächtigkeit benötigt die Stute tierärztliche Betreuung und die Untersuchungen schlagen zu Buche. Dazu addieren sich die Decktaxe und Besamung. Darüber hinaus kostet die eventuelle Pension auf der Hengststation sowie die Aufzucht des Fohlens, dessen Ausrüstung und möglicher Beritt ebenfalls Geld.

    Ein weiterer zu beachtender Punkt ist die Zeit. Das Fohlen benötigt ebenfalls Betreuungszeit, genauso wie die Mutterstute. Des Weiteren fordert die Ausbildung eines Jungpferdes Erfahrung und es kann zu Komplikationen kommen. Zudem sollte man die Eventualität bedenken, dass das Fohlen aus verschiedenen Gründen verkauft werden muss. Dieser Verantwortung musst du dich im Zweifelsfall ebenfalls stellen können.

    Eine geräumige Abfohlbox ist für Mutter und Nachwuchs notwendig und angenehm./ © RobertKraft/stock.adobe.com

    Artgerechte Haltung

    Zur Realisierbarkeit des Traums von der eigenen Zucht gehört auch das Hinterfragen, ob man im Heimatstall der werdenden Mutter und ihrem Nachwuchs das richtige Umfeld bieten kann. Für die Geburt ist eine überwachbare Abfohlbox notwendig. Nachdem das Fohlen auf der Welt ist, benötigt es Sozialkontakte. Neben der Mutterstute bringen gleichaltrige Spielkameraden und ältere Herdenmitglieder dem Nachwuchs das richtige Sozialverhalten bei. Auch ein Aufzuchtplatz kann dafür die passende Lösung sein.

    Eignung der Stute zur Zucht

    Die Grundvoraussetzung für die eigene Zucht ist die Eignung der Stute dafür. Deswegen sollten ganz am Anfang die Untersuchungen der Mutterstute stehen. Dabei wird festgestellt, ob sie gesund genug für eine Trächtigkeit ist und ob sie überhaupt aufnehmen kann. Auch mögliche Stoffwechselerkrankungen, mit der keine Eignung als Zuchtstute besteht, werden dabei erkannt. Weitere Risikofaktoren sind hohes Unter- oder Übergewicht oder Infekte sowie unzureichende Impfungen.

    Die äußerlichen Merkmale einer Stute sind ebenfalls maßgeblich. Bei expliziten Gebäudemängeln empfiehlt sich kein Zuchteinsatz. Die Charaktereigenschaften sind zusätzlich zu beachten, da die Veranlagung in den Genen verankert  ist. Daher wird die Stute ihrem Nachwuchs sehr viel von ihrem Temperament weitergeben.

    Das Alter der Stute ist dabei ebenfalls ein Faktor, der eingerechnet werden muss. Bereits ab 8 Jahren nimmt die Fruchtbarkeit wieder ab. Eine erfahrene Zuchtstute tut sich leichter, aufzunehmen, als eine Stute, die voll im Training ist und noch kein Fohlen hatte.

    Der passende Traum-Hengst

    Neben der Stute nimmt auch der Hengst durch sein Erbgut Einfluss auf den Nachwuchs. Dabei ist unbedingt zu beachten, dass Mutter und Vater zusammenpassen. Die positiven Eigenschaften deiner Stute sollen für das Fohlen erhalten bleiben, während der Hengst die eventuellen Schwächen ausgleichen sollte. Dadurch können die mütterlichen Merkmale gezielt verbessert werden.

    Extreme Anpaarungen – beispielsweise ein schwerer, großer Hengst mit einer zierlichen Stute – können nicht einschätzbare Nachkommen zur Folge haben. Zudem wiederspricht das dem züchterischen Grundgedanken, der gezielten Verbesserung von Eigenschaften.

    Anerkennung des Fohlens

    Die Papiere erhöhen den Verkaufswert des Nachwuchses. Dazu brauchen beide Elternteile einen Eintrag beim jeweiligen Zuchtverband ihrer Rasse. Für die neue Zuchtstute kann die Aufnahme ins Stutbuch beantragt werden, falls sie noch nicht eingetragen ist. Der erwartete Nachwuchs ist beim Zuchtverband bereits vor der Geburt anzumelden, um eine Abfohlmeldung zu erhalten. Diese ist die Voraussetzung, damit ein Abstammungsnachweis ausgestellt wird und die Registrierung im Zuchtverband erfolgen kann.

    Gute Beratung bei der Zucht

    Bei dem ersten Versuch selbst zu züchten ist ein erfahrener Züchter als Mentor viel wert. Er kann sowohl bei der Beurteilung der zukünftigen Mutterstute als auch bei der Auswahl des passenden Hengstes seine Erfahrung einfließen lassen. Der Zuchtverband bietet ebenfalls Beratungsmöglichkeiten an, beispielsweise in Bezug auf den Deckvertrag. Ein weiterer kompetenter Beistand, der nicht zu unterschätzen ist, stellt der Tierarzt dar. Er betreut die künftige Mutter sowie ihren erwarteten Nachwuchs und greift im Notfall schnell ein. So kann der Traum von der eigenen Zucht Realität werden.

    Horse-Gate/ACG