Insgesamt wird die neue Partnerschaft mehr als 150 Mitarbeiter beschäftigen, in vier Ländern präsent sein und einen Umsatz von 60 Mio. EUR übersteigen. Die Global Equestrian Group beinhaltet ebenso das Schmuckunternehmen Helgstrand Dänemark, die Reitsportbekleidungsfirma Kingsland Equestrian und andere Unternehmen aus dem hippologischen Bereich. Der Mehrheitseigner von Helgstrand Dressage, Waterland Private Equity, wird die neu gegründete Partnerschaft unterstützen und auch Mehrheitsgesellschafter der Gruppe sein.
„Ich freue mich diese Partnerschaft mit Helgstrand Dressage und Waterland eingehen zu können, um den Fortschritt unserer Unternehmen zu beschleunigen und ein global führendes Reitsportunternehmen zu schaffen. Wir möchten dabei das Potenzial der Kombination von Dressur- und Springsport freisetzen. Durch die Zusammenarbeit mit meinen neuen Partnern kann ich unsere Aktivitäten im Springreiten weiterleiten und unsere Wachstums- und Expansionspläne fortsetzen,“ sagt Ludger Beerbaum. Der siebenfache Olympiateilnehmer und vierfache Goldmedaillengewinner der Springreiter bei Olympischen Spielen ist Gründer der Ludger Beerbaum Stables.
Erweiterungen geplant
Das Pferdesportzentrum Riesenbeck International wird in diesem Frühjahr erweitert und saniert, 300 feste Ställe und neue Sandplätze werden gebaut. Die Global Equestrian Group wird auch die Aktivitäten hinsichtlich der Ausbildung junger Pferde, der Zucht und des Pferdehandels bei den Ludger Beerbaum Stables erweitern und damit eine solide Plattform schaffen, um die Präsenz im großen und attraktiven Springpferdemarkt organisch auszubauen.
„Die Ludger Beerbaum Stables haben einen ausgezeichneten Ruf und eine herausragende sportliche Erfolgsbilanz im Springsport. Die strategische Ausrichtung und die gemeinsamen Vorstellungen passen einfach perfekt mit Helgstrand Dressage zusammen. Wir freuen uns darauf, unsere Erfahrung zu bündeln und unsere Geschäftsaktivitäten gleichzeitig breit zu fächern. Sie sollen sowohl das Spring- und Dressurreiten als auch andere spannende Pferdesport-Aktivitäten in den bestehenden und neuen Märkten umfassen“, sagt Andreas Helgstrand, zweifacher Olympiateilnehmer und Olympia-Bronzemedaillengewinner in der Dressur, der Helgstrand Dressage 2008 gegründet hat.
Springpferdemarkt
Der weltweite Markt für Springpferde ist deutlich größer als der Dressurmarkt. Insgesamt wird die Global Equestrian Group einen kombinierten Markt von mehr als 30 Milliarden Euro ansprechen und die starke globale Position des Konzerns sowie die der unabhängigen Marken ausbauen, um Verkaufssynergien zu nutzen und um in neuen Regionen zu expandieren. „Wir freuen uns sehr, die Entstehung eines echten Weltmarktführers im Pferdesport zu unterstützen, indem wir weiterhin unsere praktische Erfahrung und gezielte Investitionen in die Global Equestrian Group einbringen. Wir werden neue Märkte und andere interessante Akquisitionsmöglichkeiten im Einklang mit unserer Strategie, der Beschleunigung des Wachstums, vorantreiben“, sagt Kaspar Kristiansen, Geschäftsführer von Waterland Nordic.Das tägliche Management der Ludger Beerbaum Stables und von Helgstrand Dressage bleibt unverändert. Die beiden Gründer werden an der Seite von Waterland in die Global Equestrian Group investieren. Die Parteien haben vereinbart, über den Kaufpreis keine Angaben zu machen.
Spritzig, energiegeladen, voller Ehrgeiz und Biss – Goldfevers Runden in den großen Spring-Arenen der Welt wird kaum einer vergessen, der sie live erlebt hat. Der drahtige Fuchshengst war im Jahr 2000 Mannschafts-Olympiasieger in Sydney, gewann zahlreiche Große Preise. Einen prominenten Vollbruder hat er auch: Der 13 Jahre jüngere Goldfever II, dunkelbraun und mit großen Tritten im Dressurviereck unterwegs.
Ein Kämpfer war er immer: Powerpaket Goldfever.
Mit großen Zahlen kann Goldfever I noch nicht protzen. In der Zucht nur wenige Jahre eingesetzt, ging er ausschließlich im Sport und deckt erst seit seinem aktiven Karriereende wieder. Doch letztlich entscheidet nicht die Masse, sondern die Qualität über die Vererbungsleistung eines Hengstes. Und die ist bei Goldfever sehr hoch. Gotha etwa, Fuchsstute aus einer Prestige Pilot-Mutter, wurde 2010 Zweite im Weltcup-Finale von Genf. Der gekörte Sohn Goldwing startete auf den Weltreiterspielen in Kentucky. Goldstar ist mit Mynou Diederichsmeier international erfolgreich, Guadiana hat mit Nikolas Lauer S-Springen gewonnen, Georgia ist international mit Karl Brocks und Angelina Herröder unterwegs. Doch der Reihe nach. 1990 suchte Sigurd Hochmuth für seine Galvano-Damhirsch-Tochter Gundula einen Hengst. Die aus dem Stamm der Jugendzeit gezogene Stute – gleiche Linie wie die des Gotthard-Vaters Goldfisch II – sollte das erste Mal gedeckt werden. Ihre Mutter Dana hatte Hochmuth als Sechsjährige auf einem Springturnier entdeckt – Sportname Dusty – und wurde erfolgreich von Hochmuths Sohn Holger in Springprüfungen der Klasse L eingesetzt. Nach ihrer Sportkarriere ging sie in die Zucht und brachte acht Fohlen hervor. Davon wurden sechs als Turnierpferd bei der FN registriert. 1986 brachte Hochmuth sie zu dem Celler Landbeschäler Galvano, ein Sohn des bedeutenden Hengstes Grande. „Galvano war für mich immer ein besonderer Hengst. Und in der Nachbarschaft von mir geboren wurde er auch“, lacht Hochmuth. Mit dem Hengstleistungsprüfungs-Sieger Galvano brachte Dana 1985 das Stutenfohlen Gundula zur Welt. Ein Blick in das FN-Jahrbuch Zucht weist Galvano nicht als überragenden Vererber aus. Er brachte nur einen gekörten Sohn namens Götterfunke, acht S-Dressur- und fünf S-Springpferde hervor und seine Nachkommen-Lebensgewinnsumme beträgt rund 127.000 Euro. Interessanterweise ist Galvanos Zuchtwert Springen sogar mit 86 Punkten unterdurchschnittlich. Nichtsdestotrotz – in Kombination mit Grosso Z – lieferte die Galvano-Tochter Gundula eines der weltweit besten Springpferde seiner Zeit: Goldfever. „Grosso Z habe ich mir eigens vorreiten lassen“, berichtet Hochmuth. Der oder keiner lautete seine Wahl und so wurde Gundula mit dem Siegerhengst von Aachen 1985 angepaart. Grosso Z verließ auch seine Hengstleistungsprüfung als Sieger – 148,85 Punkte lautete sein Ergebnis. Der Hannoveraner Hengst, gezogen von Leon Melchior im belgischen Gestüt Zangersheide, wirkte größtenteils auf dem rheinischen Gestüt Wiesenhof. Er zeugte insgesamt 13 gekörte Söhne, 783 in Deutschland eingetragene Sportpferde, wovon 65 in Klasse S im Parcours und 35 in der Dressur gestartet sind. Dabei führt er von allen Seiten hartes Leistungsblut. Vater Goliath Z, ein rheinischer Schimmelhengst, stammt ab vom Gotthard-Sohn Graf Gotthard. Der Celler Landbeschäler Gotthard galt seinerzeit als einer der erfolgreichsten Springvererber weltweit und hat zahlreiche internationale Spitzenpferde gestellt. Sein Werdegang war nicht einfach, am Anfang traute dem etwas hölzernen, kantigen Pferd keiner viel zu und die Züchter hielten sich stark zurück. Mehrfach stand die Kastration im Raum und vier Jahre lang deckte er gar nicht, war Reservehengst im Landgestüt und wurde zu den Wagenpferden versetzt. Als Gotthard 13 Jahre alt war, wurde er noch einmal in Hänigsen aufgestellt. Das war die Zeit, in der seine Kinder im Turniersport volljährig waren. Und voll durchstarteten. Auf einmal wurden die Züchter und Reiter aufmerksam auf die Gotthard-Kinder, die ihren Job im Parcours mehr als gut machten. Der Run auf den Schimmel begann und wurde verstärkt durch weitere, in den internationalen Sport nachrückende Gotthards. Es gab Zeiten, in denen Gotthards quasi „blind“ am Telefon verkauft wurden. Der Hengst wurde 29 Jahre alt. Zurück zu seinem Enkel Goliath Z. Er ist aus der Holsteiner Stute Heureka Z gezogen, die selbst mit Hermann Schridde 1970 den Großen Preis von Aachen gewann. Heurekas Tochter Argentina wiederum brachte mit Ramiro Z Ludger Beerbaums Erfolgsstute Ratina Z, die zweimal Olympisches Teamgold holte, zum WM-Gold-Team 1994 zählte, 1993 das Weltcup-Finale gewann und Doppel-Europameisterin 1997 wurde.
Doppelvererber als Vater: Springen M, Dressur S
Grosso Z selbst war in beiden Disziplinen erfolgreich: Im Springsport bis Klasse M, im Dressursport bis Prix St. Georges und Intermediaire I. Solche doppelveranlagten Hengste gibt es nur noch selten – und werden auch nur noch höchst selten in beiden Sparten gefördert. Der Hengst – inzwischen 28-jährig – verbringt seinen Ruhestand auf dem rheinischen Gestüt Krefeld. Zeugte er mit Goldfever I ein internationales Top-Springpferd, wird dessen Vollbruder Goldfever II auf eine gehobene Dressurkarriere vorbereitet und konnte 2010 altersgemäß Erfolge bis Dressurpferde M vorweisen. Doch Grosso Z brachte auch SpitzenDressurpferde. Der Hengst Goethe etwa hat mit Heiner Schiergen 37 goldene Schleifen in Klasse S und Grand Prix erzielt. Insgesamt 88 Mal war er in Klasse S erfolgreich und begeisterte vielfach auf Schaunummern wie anlässlich der Aachener Hengstgala. Sicher unvergesslich ist sein Auftritt mit einem Miniaturpferd, das Heiner Schiergen von Goethes Sattel ausführte und das bestechende Verstärkungen zeigte, während Goethe imponierend bergauf gesprungene Einerwechsel zum Besten gab. Auch Ellen SchultenBaumer hatte mit der Stute Gina Royal eine Grosso Z-Tochter unter dem Sattel. Zweimal gewannen sie den Piaff-Förderpreis und das Hamburger Derby. „Eine große Dame, die immer mit ihrem Elan, Einsatz und ihrer Grundqualität zu überzeugen wusste“, so Ellen Schulten-Baumer. Mit Grosso’s Gentle hat sie seinen weiteren Grosso Z-Sohn im Stall. „Ein geniales Ausnahmetalent, der auf Größeres hoffen lässt und mit sämtlichen Höchstschwierigkeiten zu „spielen“ weiß. Bewegungsgenie und elegant wie eine Katze“, beschreibt ihn Schulten-Baumer.
Als Fohlen nach fünf Metern auf der Stallgasse verkauft
Zurück zu Sigurd Hochmuths Stute Gundula. Sie wurde mehrfach mit Grosso Z angepaart. Daraus entstand das M-Springpferd Gently und die Prämienstute Gloria Day. Mit Contender brachte sie das M-Springpferd Contano. Goldfever I kam 1991 in Meerbeck, gelegen im Landkreis Schaumburg, zur Welt. Als Fohlen verkaufte der Züchter den Fuchs an Uwe Bünger aus Hemmingen. „Es waren nur fünf Meter im Trab auf der Stallgasse, aber dann wusste ich schon, dass ich dieses Fohlen haben wollte“, denkt Bünger zurück. „Pferde mit gutem Trab können meistens auch gut springen – das war meine Erfahrung und die hat sich bei Goldfever auch bestätigt.“ Zweieinhalbjährig wurde Goldfever als Hengst vorbereitet, zur Hannoveraner Körung zugelassen und gekört. „Schon in der Vorbereitungszeit zeigte er immer viel Energie und Arbeitseifer. Goldfever war immer ein hellwaches Pferd“, berichtet Uwe Bünger. In Verden zeigte er sich von seiner besten Seite und überzeugte mit herausragendem Freispringen. Das zahlte sich aus – beim Hannoveraner Hengstmarkt 1993 avancierte er zum teuersten Springhengst und wurde für 145.000 Deutsche Mark versteigert. „Bei der Körung wurde er auch als Dressurpferd gehandelt, aber er war zweijährig schon wirklich überragend am Sprung. Für mich wäre er als Dressurpferd zu griffig gewesen“, berichtet Uwe Bünger. Goldfever wechselte zu einem Konsortium, zu dem das Gestüt Bretmühle aus Greiz zählte. Dreijährig absolvierte er seine Hengstleistungsprüfung in Adelheidsdorf und beendete sie mit 121,45 Punkten als Achter.
Entdeckt von Reitsport-Mäzen Dieter Schulze
Claudia Prohoffnik war die erste, die ihn vom Wiechenhof bei Hannover aus in den Sport brachte. Als Fünfjähriger entdeckte Dieter Schulze den Hengst und kaufte ihn. So wurde Goldfevers neues Zuhause der Stall von Ludger Beerbaum im westfälischen Riesenbeck. Dort ritt ihn anfangs Dirk Ahlmann, damaliger Bereiter im Stall Beerbaum. Goldfevers Erfolgsbilanz als junger Hengst: Elf Siege in Springpferdeprüfungen der Klasse L, acht Siege in Klasse M. „Fünfjährig habe ich ihn ausprobiert und sein Potenzial, das er schon damals zeigte, habe ich immer super eingeschätzt. Dazu kamen sein Charme und seine Ausstrahlung. Er war allerdings auch richtig Hengst, sehr selbstbewusst, ordnete sich nicht gerne unter und war nicht ganz so leicht zu händeln“, berichtet Ludger Beerbaum. Sechsjährig qualifizierte er sich mit Dirk Ahlmann zum Bundeschampionat und startete ebenfalls auf der Weltmeisterschaft der jungen Springpferde. Doch zwei Jahre bereitete Goldfever dem Olympiasieger Kopfzerbrechen. „Wenn er richtig auf Betriebstemperatur kam, gab er einem zwar ein unglaubliches Reitgefühl aber er hatte etwas zu viel Power. Da waren schon ein paar abenteuerliche Situationen dabei, die einem Himmelfahrtskommando glichen.“ Bei seinen Pflegern stand Goldfever schon mal gerne auf zwei Beinen, im LKW musste er allen anderen Pferden zeigen, wer der Boss ist und führte sich so wild auf, dass er in den Trog sprang. Nicht selten stand das Wort Kastration im Raum weil er einfach zu hengstig war. „Dieter Schulze war es, der immer sagte, nicht kastrieren. Wir probieren es noch etwas. Gott sei Dank muss man ja im Nachhinein sagen“, erzählt Ludger Beerbaum. Ende sieben-, Anfang achtjährig normalisierte sich Goldfevers Hengstigkeit immer mehr. „Der Durchbruch kam Ende achtjährig. Davor war man doch auch im Parcours oft mehr Beifahrer und es gab einige brenzlige Situationen, in denen ich wirklich in Sitznot kam. Doch dann gewann er die German Classics in Bremen und von da an wurde er sehr konstant und mir war klar, dass wir das hinkriegen werden.“ So begann Goldfevers internationale Karriere. Neunjährig wurde das Paar Deutscher Meister. Das war im Jahr 2000. Ein Jahr später war wiederum kein Vorbeikommen an Goldfever und Ludger Beerbaum auf den Deutschen Meisterschaft en. Gemeinsam reisten sie zu den Olympischen Spielen in Sydney. Und kehrten mit Teamgold nach Hause. 2001 siegten sie im Großen Preis beim CSI-A in Cannes, 2002 zählten sie zum siegreichen Nationenpreis-Team in Luzern und heimsten zwei besondere Siege ein: „Das war ein sehr erfolgreiches Jahr mit zwei meiner schönsten Erfolge auf Goldfever: Wir gewannen den Großen Preis von Aachen und von Calgary“, berichtet Ludger Beerbaum. Auch 2003 kam keiner an dem schnellen Fuchshengst in der Aachener Soers vorbei: Sieg im Großen Preis – eine Trophäe, die jeder Reiter gerne in seiner Karriere erzielt, hat sie doch einen enorm hohen Stellenwert. Denn beim CHIO Aachen starten traditionell die besten Paare der Welt und nicht selten gilt es als Sichtung für bedeutende Championate. Im gleichen Jahr folgte ein vierter Platz bei den German Masters in Stuttgart. 2004 folgte eines der erfolgreichsten Sportjahre von Goldfever: Sieg im Großen Preis von Zürich, Sieg im Großen Preis von Vigo in Spanien, Nationenpreis-Sieg beim CSIO La Baule. Dazu der Sieg im Großen Preis von Donaueschingen und ein zweiter Platz im Großen Preis von Münster, Sieg in der Riders Tour Team-Wertung in Hannover und der vierte Platz im Großen Preis von München. Tja, und dann waren da noch die Olympischen Spiele in Athen. Das deutsche Team hatte Gold geholt. Und darunter waren Goldfever und Ludger Beerbaum. Doch die Olympischen Spiele gerieten zum Desaster, kurze Zeit später sah sich Beerbaum Dopingvorwürfen ausgesetzt. Goldfever wurde positiv auf die verbotene Substanz Betamethason getestet. Goldfever sei monatelang wegen einer nässenden Scheuerstelle mit der Salbe behandelt worden und die Tierärzte seien davon ausgegangen, dass die Wirkstoffe nicht in den Blutkreislauf eindringen könnten. Beerbaum wurde im September 2005 vom CAS endgültig disqualifiziert und so war die olympische Teamgold-Medaille weg.
Die Erfolge hören nicht auf
Ludger Berbaum: „Goldfever konnte ein unglaubliches Reitgefühl vermitteln.”
Beim Großen Preis von Vigo in Spanien war Goldfever wieder voll da und wurde Zweiter. Es folgte der Einsatz beim Nationenpreis von Rom, den die deutsche Mannschaft mit Platz drei beendete. 2007 siegte Goldfever in Donaueschingen, dann kam die Springreiter-Europameisterschaft in Mannheim. Vor dem ersten Umlauf als Zweitplatzierter ins Rennen gegangen, musste der Lokalmatador – Beerbaum startet für den Reitverein Mannheim – auf dem 16-jährigen Hengst Goldfever am vorletzten Hindernis einen Klotz verbuchen: Damit fiel er auf Rang fünf ab. Im zweiten Umlauf zeigten die beiden wahre Nervenstärke und gingen nach einer Nullrunde in Führung. Doch es sollten noch einige hochkarätige Starter kommen. Würde Beerbaum seinen Traum, den Europameisterschaft s-Erfolg von 1997 an gleicher Stelle, wiederholen können? 11.000 Zuschauer waren gespannt. Doch als der gewaltige Schimmelhengst Cumano mit Jos Lansink den Parcours mit nur einem Zeitfehler beendete, waren die Gold-Träume geplatzt. Den Traum erfüllte sich eine begeisterte Meredith Michaels-Beerbaum auf ihrem Shutterfly: Einzel-Gold, Silber für Lansink und Bronze für Goldfever. „Davon habe ich geträumt, seit ich ein kleines Kind war, und dass es mir jetzt gelungen ist, macht mich unheimlich stolz. Als ich nach Deutschland kam, sah ich Leute wie Ludger und Jos reiten und dachte, wie toll es wäre, einmal neben solchen Reitern zu stehen. Dass die beiden heute auf dem Podest links und rechts neben mir standen – und ein Stückchen tiefer als ich, das ist einfach unglaublich“, strahlte die Amazone nach ihrem Sieg. Doch auch ihr Schwager war glücklich. „Wenn mir vor vier oder acht Wochen jemand gesagt hätte, dass ich hier mit Goldfever Bronze holen würde, ich hätte es nie und nimmer geglaubt“, so der 43-Jährige. Silber, genauer Team-Silber, konnte er auch mit nach Hause nehmen.
Emotionale Höhen und Tiefen
Als Goldfever 17 Jahre alt war wurde er Zweiter im Großen Preis von Göteborg. Das Jahr 2008 wurde für Ludger Beerbaum überschattet vom Tod von Dieter Schulze, der Goldfever fünfjährig entdeckt hat, und ihn seit Jahren gemeinsam mit seiner Ehefrau Madeleine Winter-Schulze sportlich mit Spitzenpferden unterstützte. Das Ehepaar war längst zu engen Freunden von Beerbaum geworden und der Tod belastete Beerbaum stark. Er galt als Favorit für das Frankfurter Festhallen Turnier, das 2008 das Finale der Masters League austrug. Doch Beerbaum sagte das Turnier wegen des Trauerfalls ab. Kurze Zeit später musste Beerbaum den Tod seines Vaters verarbeiten. Wie eng Tiefen und Höhen beieinanderliegen, machte wenige Tage später die Geburt von Beerbaums Tochter Cecilia Sophie deutlich: Seine Lebensgefährtin Arundell Davison schenkte ihm zwei Tage vor Weihnachten eine gesunde Tochter.
Ludger Beerbaum bei der Siegerehrung in der Springreiter-Europameisterschaft 2007 in Mannheim.
2009 stand für Goldfever der Abschied vom Sport an. Und der fiel Ludger Beerbaum sehr schwer. „Zu diesem Hengst habe ich eine sehr tiefe Bindung, denn er hat mir immer alles abverlangt. Ihn mal eben so nebenbei zu reiten, war nie möglich, man musste immer konzentriert sein. Je erfahrener er wurde, umso besser wurde das, doch anfangs durfte man auf dem Abreiteplatz in seinem Sattel kein Pläuschchen halten“, schmunzelt er. 18 Jahre alt war Goldfever, als er ein letztes Mal durch die Soers galoppierte. Dem Ort, den er zweimal als Sieger im Großen Preis verließ. Den CHIO Aachen wählte Beerbaum, um seinen Goldfever vom aktiven Sport zu verabschieden. „Das war ein sehr emotionaler Moment für mich und fiel mir nicht leicht. Es war aber schon lange überlegt, denn Goldfever hat so viel geleistet und immer gekämpft.“ In Worten: 61 Mal wurde Goldfever in der schweren Klasse die goldene Schleife angeheftet.
Hannoveraner Hengst des Jahres 2010
Goldfever ist heute ein aktiver Rentner. Zwei- bis dreimal die Woche wird er noch geritten – und nun steht der Zuchteinsatz wieder im Vordergrund. „Während seiner ganzen internationalen Sportzeit, also zehn Jahre lang, war Goldfever gar nicht im Deckeinsatz. Das ließ sich einfach nicht kombinieren, dazu war er immer zu hengstig“, berichtet Beerbaum. 2010 wurde ihm eine besondere Ehre zuteil: Goldfever wurde als Hannoveraner Hengst des Jahres ausgezeichnet. In der vollen Niedersachsenhalle durfte er anlässlich der Körung aufparadieren – dort wo seine Karriere zweieinhalbjährig als teuerster Springhengst begonnen hatte. Wer ihn live gesehen hat, war überwältigt von seiner Energie und Ausstrahlung, wie ein junger Hengst trat er auf, ließ sich zu einigen Bocksprüngen an der Hand hinreißen und spielte sich mächtig auf. Goldfever zum alten Eisen abstempeln? Beileibe nicht. Sein Züchter Sigurd Hochmuth, Aufzüchter Uwe Bünger – sie alle durften der Ehrung beiwohnen. Natürlich auch Goldfevers Besitzerin Madeleine Winter-Schulze, deren verstorbener Ehemann Dieter Schulze den Hengst fünfjährig entdeckt hat. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]
Star auf der Aachener Hengstgala 2011
Doch auch das Aachener Publikum durfte Goldfever 2011 noch einmal live erleben und sich überzeugen, wie frisch und kernig der Hengst noch ist. Auf der Aachener Hengstgala galoppierte sich der Fuchshengst in die Herzen der Zuschauer. „In Aachen ist immer eine enorme Stimmung und die Publikumslieblinge dürfen auf dem Abschlussring noch einmal antreten. Das sind meist nur Dressurpferde und auch 2010 waren es fünf Dressurhengste. Plus ein Springhengst: Goldfever“, erzählte ein stolzer Ludger Beerbaum. Als einziger Springvererber genoss er bei lauter Musik, unglaublicher Stimmung und tosendem Applaus seinen Auftritt. Sein Galoppiervermögen ließ die Erinnerung an die Siege im Großen Preis von Aachen in der Soers aufkommen. Goldfever – ein ganz Großer im Stall Beerbaum. „Er steht für mich in einer Linie mit Ratina, Priamos und Classic Touch“, erzählt Beerbaum. Und das will etwas heißen – mit Ratina Z und Classic Touch wurde er jeweils Olympiasieger.
Nächste Generation schon international top
2010 paradierte Goldfever I auf zur Ehrung für den Hannover Hengst des Jahres.
Die nächste Generation ist längst da. Im Stall Beerbaum unter dem Namen Gotha – eine ehrgeizige Fuchsstute von Goldfever, die Beerbaum vierjährig kaufte. „Sie habe ich direkt vom Züchter Jan Minners in Jork gekauft, damals war sie schwierig zu reiten, aber sie legte eine derartige Coolness beim Springen an den Tag, die mich sehr beeindruckte. Auch 1,20 Meter brachte Gotha nicht in Verlegenheit.“ Als junges Pferd wurde die Stute behutsam aufgebaut, in Springpferdeprüfungen nur dosiert eingesetzt – Springpferde-M hat sie gewonnen. Sechsjährig startete sie erstmals international in La Baule – und war direkt Zweite. „Da lief sie das erste Mal auf einem großen Platz und machte das alles sehr cool. Sie ist generell sehr selbstbewusst“, betont Beerbaum. Gotha hatte Zeit, in den großen Sport zu wachsen. Als sie siebenjährig war – im Jahr 2008 – hatte Beerbaum mit ihrem Vater Goldfever, Coupe de Coeur, Enorm und All Inclusive NRW mehrere Spitzenpferde im Stall. 2009 ging es für die aus einer Prestige Pilot-Mutter gezogene Hannoveraner Stute dann richtig los. In Hannover wurde sie Zweite im Großen Preis, holte Weltcup-Platzierungen in Lyon und Verona und gewann in Stuttgart den als Weltcup-Qualifikation ausgeschriebenen Großen Preis. Auch in der Gesamtwertung der Riders Tour lag sie vorne. Ganz der Vater? „Anders. Sie ist ebenfalls sehr selbstbewusst, man kann sagen, eine typische Fuchsstute, denn die haben ja oft ihre ganz eigenen Gedanken. Sie ist nicht so rittig wie ihr Vater, mehr der Freak-Typ. Aber sie hat mindestens so viel Grundkraft und Vermögen wie Goldfever – wenn nicht sogar mehr.“ 2010 holte sie erneut Weltcup-Punkte in Bordeaux, s’Hertogenbosh und beendete das Weltcup-Finale in Genf mit einem hervorragenden zweiten Platz – ihr bisher größter Erfolg. „Gotha zählt nun zu meinen ersten Pferden, dieses Jahr peilen wir erneut das Weltcup-Finale an“, so Beerbaum. Auch nach Italien durfte sie reisen, wurde in San Patrignano Achte im Großen Preis und Zweite in Paderborn. Den Großen Preis von Paderborn beendete sie als Zehnte. Zukunftspläne? Oh ja. „Wenn alles gesund bleibt, stehen die Europameisterschaft und die Olympischen Spiele in London natürlich weit oben“, offenbart Beerbaum. Das FN Jahrbuch Zucht druckt es schwarz auf weiß: In 2010 war Gotha gemeinsam mit Marco Kutschers Cash das erfolgreichste Pferd Deutschlands. Mit zehn Jahren ein enormer Erfolg. Und die Zukunft endet nicht: In Beerbaums Laufstall tummelt sich bereits die 2010 geborene Gotha II. „Ich habe auch einen Jährling von Goldfever aus einer For Pleasure-Mutter. Mich interessiert sein Blut sehr, auch die Kombination mit Holsteiner Stuten gefällt mir gut.“
Goldfevers einziger gekörter Sohn Goldwing startet in Kentucky
Intelligenz, Ehrgeiz, Temperament und Selbstbewusstsein zeichnen ihn aus.
Eine steile Laufbahn hat auch der bislang einzige gekörte Hengst von Goldfever, Moosbachhofs Goldwing, hingelegt. Gezogen von Manfred Gerken aus einer Lucarlo-Mutter, ist er im Besitz des österreichischen Gestüts Moosbachhof. Der Hannoveraner war Körsieger, gewann seine HLP in Neustadt/Dosse mit 133,81 Punkten und siegte 18 Mal in Springpferdeprüfungen der Klassen A, L und M mit Wertnoten bis 8.8. 2004 und 2005 qualifizierte er sich für das Bundeschampionat der fünf- und sechsjährigen Springpferde, siebenjährig war Goldwing schon auf S-Niveau erfolgreich. Gezogen ist er übrigens aus einer der bekanntesten deutschen Stutenlinien: Die Neustädter Linie der Pauline, die mit Doppel-Bundeschampionesse und Weltmeisterin Poetin, seinerzeit mit 2,4 Millionen Euro absolute Preisrekordhalterin aller Auktionen, Bundeschampion Quaterback und Siegerhengsten aufwarten kann. Goldwings Karriere verlief steil international: Mit dem ungarischen Nationenpreisreiter Sandor Szasz war er achtjährig international platziert in Italien, Deutschland und Österreich, 2008 siegte er auf S-Niveau, 2009 erzielte er einen herausragenden zweiten Platz beim Großen Preis von München. 2010 die Krönung: Teilnahme auf den Weltreiterspielen in Kentucky. Auch züchterisch konnte Goldwing bereits überzeugen mit Siegerfohlen in Österreich und Deutschland, Landessiegerstuten, einem Prämienhengst in Brandenburg, Freispring-Siegern und erfolgreichen Sportpferden. 60 Nachkommen waren 2010 bei der FN als Sportpferd registriert, viele haben bereits altersgemäß Springpferdeprüfungen gewonnen. Doch Goldfever hat weit mehr zu bieten als Gotha und Goldwing. Georgia etwa, international S erfolgreiche Hannoveraner Rappstute aus einer Come On-Mutter. Gezogen von Kurt-Heinrich Böttcher, ist sie mit Karl Brocks sowie Angelina und Siegfried Heeröder S-siegreich. Der von Arend Kamphorst gezogene Hannoveraner Goldstar. Der Fuchs kombiniert Goldfevers Gene mit Voltaire und Achill-Libero H auf der Mutterseite und ist international mit den Schwestern Mynou und Mylene Diederichsmeier unterwegs. Mit Mynou war Goldstar 2010 in den Großen Preisen von Neustadt/Dosse und Gera erfolgreich am Start. Nach nur wenigen Jahren Deckeinsatz schon ein enormer Zuchterfolg. Und da Goldfevers Zukunftsgenerationen erst nach seinem aktiven Sport-Ende gezeugt wurden, kann da noch ganz viel kommen. Auf Ludger Beerbaums neuer Hengststation wartet er auf die Damenwelt.
GOLDFEVER II
Gotha – ehrgeizig und cool. Die Grundkraft und das Vermögen hat sie von Goldfever.
2003 paarte Sigurd Hochmuth seine Stute Gundula erneut mit Grosso Z an. Was da 2004 im Stroh lag, war kein Fuchs sondern dunkelbraun und sollte erst einen ähnlichen, dann jedoch ganz anderen Weg gehen als sein prominenter Vollbruder: Goldfever II war geboren. Er blieb in der Hand seines Züchters und wurde 2006 zur hannoverschen Körung vorgestellt. Bei der Vorauswahl sah ihn Norbert Bramlage, Inhaber einer eigenen Hengststation im niedersächsischen Dinklage. „Er fiel mir dort besonders auf “, berichtet Bramlage. „Doch wie bei allen besonderen Hengsten gibt es auch bei ihm einen besonderen Weg.“ Denn auf der Körung selbst konnte Bramlage den Hengst mit der Katalognummer 17 überhaupt nicht verfolgen. Er hatte selbst die Katalognummer 3, einen Escudo-Sohn, am Start und zeitgleich auf der Trakehner Körung den Axis-Sohn Ballzauber. „Sobald meine Nummer 3 in Verden ihren Auftritt beendet hatte, bin ich ins Auto gesprungen und nach Neumünster gefahren. Die Nummer 17 und damit Goldfever habe ich kein einziges Mal gesehen“, so Bramlage. Als der Hengst samstags auf der Auktion versteigert wurde, war Bramlage bereits in Neumünster. Ballzauber wurde sonntags versteigert und steht nach einem Jahr in Beritt von Edward Gal inzwischen in Amerika bei Darren Chiacchia. Und Goldfever II? „Am Montag nach dem Hengstmarkt habe ich mich damit beschäftigt, wohin die Hengste gegangen sind. Goldfever wurde an einen Reit- und Ausbildungsstall versteigert. Da ich diesen Hengst sehr hoch eingeschätzt habe und mir vor allem seine große Korrektheit und seine elastische Stabilität im Rücken gefiel, rief ich dort an, was sie mit dem Hengst vorhaben und ob sie daran interessiert sind, ihn mir zu verpachten“, berichtet Bramlage. Das war der Fall und so stand der Dunkelbraune flugs bei ihm in Dinklage.
Tolles Springpferd mit viel Bewegung – was nun?
Goldfevers einziger gekörter Söhn Goldwing startet in Kentucky.
„Von Anfang an war er unheimlich freundlich und menschenbezogen, immer positiv eingestellt. Er zeigte von Beginn an seine sehr guten Grundgangarten, aber bei dieser schönen Springabstammung und seinem berühmten Vollbruder denkt man natürlich erstmal: Ein tolles Springpferd, das sich auch noch gut bewegt“, so Bramlage. Auch von Züchterseite wurde er so eingeschätzt und eingesetzt. „Goldfever II war von Beginn an ein stabiles Pferd, aber trotzdem sehr modern, langbeinig und langlinig, sehr korrekt im Fundament mit sehr guten Hufen. Kurz – ein sehr kompletter Hengst und noch dazu sehr nervenstark. Aus eigener Erfahrung hat ein Hengst meistens irgendwo eine Schwäche – aber die bei ihm zu finden, fiel schwer.“ Und so haben Bramlages den Hengst zum Ende der ersten Decksaison gekauft. Nach der zweiten Decksaison Ende vierjährig ging Goldfever II seine ersten Springpferdeprüfungen unter Matthias Janssen. Die beiden sammelten Schleifen bis zu Springpferdeprüfungen der Klasse L. „Und dennoch hatten wir sein Bewegungspotenzial immer im Auge und es hat uns gereizt, ihn dressurmäßig fördern zu lassen. Es war natürlich auch die Frage, die Züchter zu überzeugen, warum dieser Hengst Dressur geht, während der andere ein so erfolgreiches Springpferd war“, so Bramlage. Doch der Reiz war zu groß und so übernahm der 50-fache S-und Grand Prix-Sieger Markus Gribbe den Hengst Mitte fünfjährig. Fünf Wochen später trat das neue Paar bereits beim Verdener Gala-Abend anlässlich der Elite-Herbst-Auktion auf. Denn das war das Jahr, in dem Goldfever von Ludger Beerbaum aus dem Sport verabschiedet wurde. Nach dem großen Auftritt in Aachen verabschiedete sich Goldfever auch von seinem Hannoveraner Publikum in Verden. Und da sollte sein Vollbruder nicht fehlen.
Sechsjährig qualifiziert zum Bundeschampionat
Mit Markus Gribbe erfolgreich im Dressurviereck: Goldfever II.
Das Ziel der Bramlages, den Hengst in den Dressursport zu bringen, ging auf. Beim Oldenburger Landesturnier holte der Hannoveraner Hengst Platz drei in der Dressurpferdeprüfung der Klasse M und qualifizierte sich zum Bundeschampionat. „Goldfever ist ein richtiges Arbeitstier, er will sieben Tage die Woche arbeiten und hat einen super Charakter. Jeder, der ihn sieht, denkt, was für ein ruhiger Kerl er ist, aber innerlich ist er doch ein Sensibelchen. Er ist sehr lieb und ein bisschen wie ein Blüter: Braucht etwas, um wirklich warm zu werden aber dann ist er voll da. Und was er einmal gelernt hat, das sitzt zu 100 Prozent“, beschreibt ihn sein Reiter Markus Gribbe. Täglich darf der Hengst zum Ausgleich auf die Weide oder den Paddock. „Eine halbe Stunde grast er meist ganz ruhig und gelassen. Doch dann bekommt er seine fünf Minuten und bockt wild durch die Gegend. Danach kann ihn wieder jedes Kind führen“, berichtet der Dressurausbilder, der einen Stalltrakt auf Gut Füchtel in Vechta gepachtet hat. Eines muss er jedoch zugeben: Goldfever ist bestechlich. Und berechnend. „Meine Pferde bekommen vor der Arbeit immer ein Stück Zucker. Und nach der Arbeit einen Apfel. Wenn er den nicht bekommt, geht er am nächsten Tag schlecht“, schmunzelt er. In puncto Leistungsbereitschaft sind die beiden Goldfevers sich sehr ähnlich. Aber bei den Hengstmanieren ist der Zweite weit gelassener als sein fuchsfarbener Vollbruder. „Auch beim Verladen und auf dem Hänger verhält er sich mustergültig. Doch so ruhig er im Umgang ist, da ist richtig Power drin. Und ich muss zugeben, als ich ihn neu bekam bin ich nach drei Tagen einmal runtergefallen. Da hat er mal ordentlich gebockt“, erzählt Gribbe mit einem Grinsen. Sportlich hält er sehr viel von dem Hengst. Nächstes Ziel: „Wir hoffen, dass er sich weiter so gut entwickelt und weiter alles lernt. Die Qualifikation zum Nürnberger Burgpokal wäre natürlich ein tolles Ziel“, so Bramlage.
Auktionsfohlen aus den ersten Jahrgängen
Die beiden Vollbrüder im Rampenlicht auf der Hengstschau der Equitana 2011: Goldfever I und II.
Züchterisch konnte Goldfever II direkt aus seinen ersten Jahrgängen Auktionsfohlen stellen. „Sie haben sehr schnell die Züchter überzeugt, da sie sehr typvoll sind und sich das ausgesprochen schöne Gesicht des Vaters regelmäßig in ihnen findet. Viele Züchter haben ihn wieder benutzt und es gibt durchaus einige, die ihn nun schon die dritte und vierte Saison benutzen. Das ist schon eine Besonderheit finde ich“, erzählt Bramlage. Anfangs waren es vielfach springbetont gezogene Stuten, inzwischen überwiegen Dressurstuten, die von Goldfever II besamt werden. „Nach und nach haben die Dressurleute diesen Hengst entdeckt. Einige seiner Fohlen gingen bereits in dressursportlich versierte Fachhände. Mit den Preisen waren wir zufrieden, schließlich muss man immer bedenken, dass Goldfever nicht zu den klassischen Modehengsten zählt“, so Bramlage. Wie ein Hengst sich züchterisch wirklich durchsetzt, sieht man erst nach einigen Jahren. Zwischen den beiden Geburtsjahren von Goldfever liegen 13 Jahre. Und bei Goldfever I stand viele Jahre gar kein Deckeinsatz im Programm. Es kann also noch viel erwartet werden – vom feurigen Heißsporn Goldfever I, der die großen Springarenen der Welt dominierte, und von seinem smarten Dressurbruder Goldfever II, der noch viel vor sich hat.[/ihc-hide-content]
Wie die Ludger Beerbaum Stables offiziell mitteilen, ist der braune KWPN-Hengst Chaman im Alter von 20 Jahren verstorben.
„Leider müssen wir unseren Züchtern und den Freunden von Chaman mitteilen, dass der Hengst am Samstag in seiner Box gestorben ist“, sagt Ludger Beerbaum.
Nach einem ganz normalen Routinetag mit Deckeinsatz, Führmaschine und Paddock ist der 20 Jahre alte Sohn von Baloubet du Rouet aus einer Mutter von I Love You am späten Nachmittag in seiner Box für immer eingeschlafen.
„Mit Chaman verbinde ich sehr emotionale Erinnerungen“, sagt Ludger Beerbaum über den KWPN-Hengst. „Er war einfach und sehr schön zu reiten.“ Ludger Beerbaum und der sprunggewaltige Braune hatten eine besondere Partnerschaft und holten zusammen zahlreiche Siege, unter anderem den Sieg im German Masters von Stuttgart, die Großen Preise von Lyon/FRA, Lausanne/SUI, Ebreichsdorf/AUT, Wiesbaden/GER sowie der Global Champions Tour-Etappen Vienna Masters/AUT und Valkenswaard/NED. Chaman kam auf eine Gewinnsumme von etwa 1,8 Millionen Euro.
2017 wurde der Hengst 18-jährig beim internationalen Hallenturnier in Riesenbeck aus dem Sport verabschiedet.
Traurige Nachricht aus dem Stall Ludger Beerbaums in Riesenbeck. Die Holsteiner Stute Chiara ist am Mittwochmorgen gestorben.
Vier Wochen nach einer Kolik-Operation hat sich ihr Zustand derart verschlechtert, dass nach Rücksprache mit den Ärzten zum Wohle des Tieres entschieden wurde, Chiara einzuschläfern.
Ludger Beerbaum sagt: „Natürlich trifft uns diese Entscheidung sehr. Chiara war für mich über die Jahre hinweg viel mehr als ein Sportkamerad.“
Das war ein Jahresausklang nach Maß: Einen Tag vor Silvester gewann der deutsche Championatsreiter mit dem Zangersheider Hengst das Weltcup-Springen im belgischen Mechelen.
2018 verabschiedete Ahlmann seinen Crack Taloubet Z, nun hat er wieder einen äußerst vielversprechenden Hengst unter dem Sattel. Der 2009 geborene und deshalb seit heute als zehnjährig geltende Schimmel Clintrexo Z stammt aus der Zucht des Gestüts Zangersheide, das auch sein Besitzer ist. Der Sohn des Holsteiners Clintissimo Z ist ein echtes Familienpferd: Auch Züchter des Hannoveraner Muttervaters Rex Z (von Rebel Z I-Raqmioro) ist Leon Melchior, der verstorbene Chef des belgischen Gestüts Zangersheide. Clintrexo wurde von mehreren Reitern sportlich gefördert, zuletzt ging er unter Leon Melchiors Tochter Judy-Ann Melchior, die die Geschicke des Gestüts mittlerweile leitet und Lebenspartnerin von Christian Ahlmann ist. 2018 übernahm Ahlmann den Hengst, mit dem er seitdem auf der Erfolgsspur ist: Die beiden gewannen die Großen Preise in Wiesbaden und Münster, waren Zweite im Global Champions Tour-Springen in Berlin und Sechste im Weltcup-Springen von Helsinki.
Pech für Beerbaum und Holsteiner Hengst Casello
In dieser neunten Etappe des Weltcups der Springreiter im Messezentrum von Mechelen schafften nur vier Paare dank fehlerfreier Runden den Einzug ins Stechen. Der Franzose Kevin Staut setzte mit dem Holsteiner Wallach Cannary (v. Caretino-Lavall I-Silvester) ) als erster Starter mit fehlerfreien 40,98 Sekunden die Marke, die es zu unterbieten galt, was dem Niederländer Harrie Smolders mit Don VHP Z nicht gelang. Er blieb zwar fehlerfrei, brauchte mit dem Fuchs von Diamant de Semilly-Voltaire-Ramiro allerdings 41,4 Sekunden für die finale Runde. Alles andere als glücklich verlief das Stechen für Ludger Beerbaum. Sein Holsteiner Hengst Casello (von Casall-Carolus I-Caletto II) verweigerte an einem Oxer, es summierten sich 14 Fehlerpunkte. Am Ende sollte blieb Platz vier. Christian Ahlmann als letzter Starter machte dann „den Sack zu“: Fehlerfreie 39,87 Sekunden bedeuteten den Sieg.
Nach neun von 13 Stationen des Weltcups der Westeuropa-Liga liegt weiterhin der Schweizer Steve Guerdat mit 58 Punkten in Führung, dahinter Daniel Deußer und Kevin Staut (jeweils 51 Punkte). Christian Ahlmann folgt an Position sechs (46 Punkte), Ludger Beerbaum an neunter Stelle (38 Punkte).
Horse-Gate/Michaela Weber-Herrmann
Foto: Neues Dreamteam: Christian Ahlmann und Clintrexo Z, hier beim Großen Preis in Genf Anfang Dezember 2018. Fotograf: Stefan Lafrentz
Mit Chubakko bezieht ein, sowohl sportlich als auch züchterisch sehr interessanter Nachwuchshengst seine Beschälerbox neu in Riesenbeck – und passt damit ideal zur Hengstriege der Ludger Beerbaum Stables. Der sehr athletisch aufgemachte schwarzbraune Holsteiner Connor-Colman-Contender-Sohn kam 2013 im Züchterstall von Wolfgang Söhner zur Welt und beeindruckte drei Jahre später bei seiner Körung in München-Riem mit unglaublich vermögendem Freispringen, sehr guten Reflexen und viel Übersicht. Von Andreas Ilg vierjährig in den Sport gebracht, gelangen Chubakko auf Anhieb Seriensiege in Springpferdeprüfungen der Klassen A und L. Seit August 2018 neu unter dem Sattel von Klaus Krüp, gewann Chubakko u.a. die M-Springpferdeprüfung von Ellwangen deutlich mit 8,6.
Herausragende Leistung und hervorragende Abstammung
Bei seinem 14-Tage-Test 2016 in Marbach und den beiden Sportprüfungen 2017 und 2018 jeweils in Münster-Handorf gab es für seinen Charakter, seine Leistungsbereitschaft , seine Rittigkeit und seine Springanlage Noten bis 9,0.
Neben dem Blick auf die ersten sportlichen Meriten lohnt sich bei Chubakko auch der Blick ins Pedigree. Sein Vater Connor entstammt der Anpaarung der Corrado I und II-Vollschwester Korrada S an den Weltklasse-Hengst Casall Ask. 2013 Holsteiner Springchampion der Siebenjährigen, sammelte Connor anschließend unter dem Franzosen Nicolas Delmotte Siege und Platzierungen in den internationalen Klassements von Fontainebleau/FRA, Chantilly/FRA und Lier/BEL. Zu seinen neun gekörten Söhnen gehören auch die beiden Holsteiner Reservesieger Coruscant und Christer.
Chubakkos Mutter Waleska V, selbst in S*-Parcours platziert, geht auf die Holsteiner Leistungslinie 890 zurück, der u.a. besagter Global-Tour-Sieger Casall Ask/Rolf-Göran Bengtsson/SWE, der Team-Welt- und -Europameister Eurocommerce Berlin (Caspar)/Gerco Schröder/NED sowie die weiteren Hengste Cesano I und II, Clarence I-III, Carentan, Capone I und II, Casaretto, der bis Inter I siegreiche Ringo Starr/Ludwig Zierer und die Sportpferde Conally/Markus Renzel und Crocodile Dandy/Alison Firestone/USA entspringen. Waleskas Vollschwester Conella brachte den Holsteiner Reservesieger Uno I und den ebenfalls gekörten Uno II. Der Muttervater Colman ist Vater des ebenfalls in Riesenbeck beheimateten L.B. Convall, mit dem Philipp Weishaupt die Großen Preise von Aachen und Spruce Meadows/CAN sowie DM-Bronze gewinnen konnte.
In dritter und vierter Generation folgen die Jahrhundertvererber Contender und Landgraf I.
Zunächst über das Landgestüt Marbach im Deckeinsatz, stellte Chubakko aus seinen ersten beiden Jahrgängen zahlreiche prämierte Goldfohlen. So erhielt bei der Fohlenschau des Pferdezuchtverbandes Schwäbischen Wald in Schwäbisch Hall ein sehr sportives und sich elastisch bewegendes Hengstfohlen von Chubakko (M. v. Argentinus) den begehrten Perspektivpreis.