Schlagwort: Fohlengeburt

  • Hochträchtigkeit und Fohlengeburt (Teil 1)

    Hochträchtigkeit und Fohlengeburt (Teil 1)

    Die letzte Phase der Trächtigkeit und die Geburt des Fohlens sind die großen Höhepunkte im Zuchtstall. Was dabei zu beachten ist und welche Besonderheiten die Pferdegeburt prägen, verrät Privatdozent Dr. Claus P. Bartmann im Interview. Er ist der leitende Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim und Fachtierarzt für Pferde und Reproduktionsmedizin.

    Worauf ist beim Gesundheitsmanagement der trächtigen Stute zu achten?

    Eine gute allgemeine Gesundheitsvorsorge ist wichtig und natürlich müssen eine angemessene Haltung und eine angepasste Fütterung die Grundbedürfnisse der Stute absolut befriedigen. Dabei ist die Weidehaltung grundsätzlich von Vorteil. Zum Gesundheitsmanagement gehören Entwurmung und Parasitenkontrolle wie auch zeitgerechte Impfungen. Ein guter Impfstatus der Stute ist gerade auch für die passive Immunisierung des neugeborenen Fohlens durch die Aufnahme der ersten Milch, des Kolostrums, wichtig. Nötige Kernimpfungen sind Tetanus und Influenza, auch die Prophylaxe gegen das Equine Herpesvirus würde ich dringend empfehlen. Diese sollten Stutenhalter je nach verwendetem Impfstoff im fünften, siebten und neunten Monat der Trächtigkeit jeweils auffrischen lassen. Huf und Gebisspflege sollten ebenfalls zeitgerecht durchgeführt werden und nicht erst wenige Tage vor der Geburt. Die Hufeisen sollten spätestens gegen Ende der Trächtigkeit an den Hinterbeinen abgenommen werden. Zu empfehlen ist es ohnehin, trächtige Stuten in der Gruppe und am besten barhufig zu halten soweit das die Konstitution der Stute erlaubt. Zuletzt ist noch die Fütterung als wichtiger Aspekt zu nennen. Der Energiebedarf der tragenden Stute steigt erst ab dem achten Monat deutlich an, erreicht dann aber das 1,2 bis maximal 1,5-Fache. Der Bedarf an Eiweiß, Kalzium und Phosphor steigt deutlich. Auch Spuren- und Mengenelemente wie Selen und Jod müssen in ausreichender Menge in der Ration enthalten sein, aber nicht im Übermaß. Wenn das Grundfutter die Stute ausreichend damit versorgt, dann sollte man nichts zusätzlich füttern.

    Was könnte ein zu viel in dem Fall denn bedeuten?

    Bestimmte Spurenelemente wie Selen kann der Körper nicht aktiv ausscheiden. Bei übermäßiger Zufütterung selenhaltiger Ergänzungsfuttermittel kann so auch ein wirklich essentielles Spurenelement zu chronischen Vergiftungen mit Veränderungen des Ernährungszustandes, des Haarkleides oder Hufhorns führen. Entscheidend für eine angemessene Selenversorgung ist die Zufuhr in der täglichen Futterration. In jedem Fall sollte man immer auf die Herstellerangaben achten und prüfen, ob das Futter ein Alleinfutter ist oder spezielles Zuchtstutenfutter zugefüttert werden muss. Die Basis der Fütterung ist und bleibt ein gutes Heu – auch für hochtragende Stuten. Auch zum Ende der Trächtigkeit liegt die tägliche Futteraufnahmekapazität der Stute noch bei fast 2 kg Trockenmasse je 100 kg Körpermasse, die man auf Heu und Ergänzungsfutter aufteilen kann. Eine 600-kg-Stute verzehrt also etwa 9 kg Heu und 2,4 kg Ergänzungsfuttermittel. Wichtig ist, die Futterzusammensetzung und Ration auch während der frühen Laktation beizubehalten. Rund um den Abfohltermin ist ein Futterwechsel keine Option!

    Die einschlägigen Institute für Tierernährung der tierärztlichen Bildungsstätten, aber auch Futtermittelhersteller bieten sehr gute und individuelle Rationsberechnungen für Pferde an, was im Zweifelsfall ausgesprochen empfehlenswert ist.

    Wie sollte die Stute während der Trächtigkeit bewegt werden?

    Leichte Arbeit in allen Grundgangarten darf und sollte die Stute bis zum Ende des zweiten Drittels der Trächtigkeit weiterhin leisten und auch bis zum Abfohlen Zugang zu Weide und Paddock haben. Jegliche Bewegung im Schritt ist immer positiv zu sehen. Eher unüblich ist es, Stuten im letzten Drittel der Trächtigkeit noch zu reiten. Freie Bewegung ist dann gängiger und auch notwendig.

    Welche Maßnahmen empfehlen Sie zur Geburtsvorbereitung?

    Die wichtigste Maßnahme ist es, die tragende Stute etwa sechs bis acht Wochen vor der Geburt in der Abfohlbox aufzustallen. So hat ihr Körper die nötige Zeit, sich auf die Keimflora dort einzustellen. Auch die Biestmilch passt sich entsprechend an und bietet dem Fohlen so genau die Abwehrstoffe, die es in der neuen Umgebung braucht. Die Abfohlbox muss groß genug sein, dass auch Menschen dort Platz finden. Etwa 14 bis 20 m² sind ideal. Außerdem ist Helligkeit wichtig: tagsüber soll ausreichend Tageslicht in die Box kommen, nachts soll sie gut ausleuchtbar sein. Und ein rutschfester Boden ist wichtig – auch Gummimatten sind für diesen Zweck gut. Wasser muss natürlich ebenfalls einfach und direkt zur Verfügung stehen. Außerdem sollte die Abfohlbox nicht in einem Durchgangsbereich sondern ruhig gelegen sein. Bestenfalls herrscht dort wenig Fremdverkehr was Menschen und andere Pferde betrifft. Im Vorfeld kann man bereits einige Gegenstände vorbereiten, falls Geburtshilfe geleistet werden muss. Das sind zum Beispiel saubere Wassereimer, geeignete (schleimhautverträgliche) Seifen für Geburtshelfer und die Umgebung des Stutengenitals. Handtücher und Decken sollte man bereithalten, falls dem Fohlen unmittelbar nach der Geburt geholfen werden muss.

    Und was macht man mit der Stute selbst?

    Je näher die Geburt rückt, umso mehr Platz beansprucht die Gebärmutter im Bauchraum. Verstopfungsgefahr und eine gewisse Trägheit des Darms können die Folgen sein. Um die Verdauung anzuregen, können Stutenhalter Mesh und gekochten Leinsamen zufüttern. Den Schweif kann man sauber einbandagieren, wenn die Geburt einsetzt, aber weder zu fest noch zu lang. Ansonsten kann die Blutzirkulation gestört werden, was bis zum Absterben des Schweifs führen kann. Zur Feststellung der Trächtigkeit oder bei Verdacht auf eine Störung der Trächtigkeit ist eine tierärztliche gynäkologische Untersuchung durch Abtastung der Gebärmutter oder teilweise Darstellung durch Ultraschall möglich. Obwohl im Endstadium der Trächtigkeit die Gebärmutter und die Frucht nie vollständig abgetastet oder im Ultraschall betrachtet werden können, kann der Tierarzt so bereits vorab indirekte Hinweise auf Probleme wie Entzündungen der Eihäute erkennen. Das kann eine Routineuntersuchung sein, sollte aber spätestens dann gemacht werden, wenn die Stute auffällig ist.

    Welche Warnzeichen gibt es denn?

    Eine Störung der Trächtigkeit zeigt sich für den Züchter durch äußere Anzeichen einer Erkrankung. Dazu gehören Unwohlsein der Stute mit reduzierter Futteraufnahme, Apathie, Fieber, vaginaler Ausfluss und auch kolikähnliches Verhalten. Zudem sollte man auf die Anbildung des Euters achten, die im Normalfall erst in den letzten Wochen vor der Geburt mit deutlicher Größenzunahme und Schwellung der Euterhaut einhergeht. . Erst zwei bis drei Tage vor der Geburt sollten die sogenannten Harztropfen am Euter zu sehen sein. Diese sehen aus wie eingetrocknete Tropfen Milch und sind Anzeichen der nahenden Geburt. Eine zu frühe Euteranbildung oder gar Abfluss von Milch deutet auf eine Störung der Trächtigkeit hin oder sogar auf den Tod des Fohlens, den sogenannten Fruchttod. Auch wenn die Milch zeitnah zum errechneten Geburtstermin bereits fließt, ist das kritisch zu sehen. So kann sich zudem die Qualität der Biestmilch verschlechtern und damit die Immunversorgung des Fohlens. In beiden Fällen Anlass genug für eine tierärztliche Untersuchung.

    Mehr zur Fohlengeburt lesen Exclusive-Mitglieder im zweiten Teil des Interviews.

    Das Interview führte Lisa Freudlsperger

    Unser Experte: Priv.-Doz. Dr. Claus Peter Bartmann ist Leitender Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim (bei München) und Privatdozent an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Seine Arbeitsschwerpunkte als Fachtierarzt für Pferde umfassen Chirurgie, Fortpflanzungsmedizin und Zahnheilkunde. Sein Studium der Tiermedizin, seine Promotion und Habilitation absolvierte er an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

    Foto: Pferdeklinik Aschheim
  • Hochträchtigkeit und Fohlengeburt (Teil 2)

    Hochträchtigkeit und Fohlengeburt (Teil 2)

    Die Hochträchtigkeit und die Fohlengeburt sind Höhepunkte im Zuchtstall. Auf welche Warnsignale Sie achten sollten und was Pferdegeburten auszeichnet, verrät Privatdozent Dr. Claus P. Bartmann im Interview. Er ist der leitende Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim und Fachtierarzt für Pferde und für Reproduktionsmedizin. 

    Die Stute pflegt das neugeborene Fohlen.
    Eine Stute pflegt ihr neugeborenes Fohlen. Im Idealfall ist menschliche Hilfe bei der Geburt überflüssig. Foto: Claus Peter Bartmann

    Ersten Teil verpasst? Lesen Sie hier mehr zur Hochträchtigkeit der Stute.

    Welche Warnzeichen bei der Fohlengeburt gibt es?

    Eine Störung der Trächtigkeit zeigt sich für den Züchter durch äußere Anzeichen einer Erkrankung. Dazu gehören Unwohlsein der Stute mit reduzierter Futteraufnahme, Apathie, Fieber, vaginaler Ausfluss und auch kolikähnliches Verhalten. Zudem sollte man auf die Anbildung des Euters achten, die im Normalfall erst in den letzten Wochen vor der Geburt mit deutlicher Größenzunahme und Schwellung der Euterhaut einhergeht. . Erst zwei bis drei Tage vor der Geburt sollten die sogenannten Harztropfen am Euter zu sehen sein. Diese sehen aus wie eingetrocknete Tropfen Milch und sind Anzeichen der nahenden Geburt. Eine zu frühe Euteranbildung oder gar Abfluss von Milch deutet auf eine Störung der Trächtigkeit hin oder sogar auf den Tod des Fohlens, den sogenannten Fruchttod. Auch wenn die Milch zeitnah zum errechneten Geburtstermin bereits fließt, ist das kritisch zu sehen. So kann sich zudem die Qualität der Biestmilch verschlechtern und damit die Immunversorgung des Fohlens. In beiden Fällen Anlass genug für eine tierärztliche Untersuchung.

     

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    Wenn der errechnete Geburtstermin sich nähert und alles normal abläuft, welche Anzeichen deuten dann auf die nahende Geburt hin?

    Die Stute wird unruhig, zeigt kolikartige Symptome. Sie schwitzt und scharrt. Auch der bereits genannte Harztropfen ist ein Anzeichen, dass es bald losgeht. Die Geburt selbst ist in drei Stadien unterteilt: In der ersten Phase öffnet sich der Muttermund, die erste Fruchtblase platzt und Fruchtwasser tritt aus. Darauf folgt der zweite Abschnitt, das sogenannte Austreibungsstadium. Im Vergleich zu anderen Tierarten ist dies sehr kurz. Pferde gebären sehr schnell. In maximal 20 Minuten ist das Fohlen im Normalfall da. Die normale Gebärposition bei Pferden ist die Seitenlage der Stute. Das Fohlen kommt in „Vorderendlage“ zur Welt. Das bedeutet, dass die Vorderhufe zuerst erkennbar sind, danach die Nüstern. Das Fohlen ist dann noch umgeben von einer zweiten, weißlichen Fruchtblase, auch Amnion oder Schafhaut genannt. Diese zweite Fruchtblase reißt im Normalfall durch eine spontane Bewegung von Fohlen oder Stute. Geschieht das nicht unmittelbar nach der Austreibung des Fohlens, sollte man sie entsprechend vorsichtig über dem Kopf bzw. an den Nüstern öffnen, damit das Fohlen Luft bekommt und nicht erstickt – allerdings erst, sobald das Fohlen komplett aus dem Mutterleib gekommen ist. Über die Nabelschnur bleiben Mutter und Jungtier einige Minuten nach der Geburt weiterhin verbunden. Diese soll von selbst reißen, sobald sich Fohlen oder Stute bewegen. Die dritte und letzte Phase ist das Nachgeburtsstadium, in dem die Eihäute vollständig ausgetrieben werden. Die komplette Nachgeburt sollte bis zwei Stunden nach der Geburt vom Körper der Stute abgehen. Insgesamt sollte die Geburt bei ungestörtem Ablauf möglichst ohne menschliches Eingreifen ablaufen und die anwesenden Personen sollten sie nur beobachten.

    Welche Komplikationen kann es bei der Geburt geben? Wie erkennt man sie und was ist zu tun?

    Eine Geburtsstörung kann entweder von der Stute oder vom Fohlen ausgehen. Bei der Stute kann beispielsweise ein Beckenbruch in der Vergangenheit den Geburtsablauf behindern. Beim Fohlen sind typische Ursachen einer Geburtsstörung fehlerhafte Stellungen oder Haltungen, manchmal auch Fehlbildungen. Anzeichen einer Geburtsstörung sind immer als Notfall zu betrachten, gerade weil die zweite Phase der Geburt so schnell abläuft, ist hier jede Minute kostbar. Denn auch ein Fruchttod geschieht leider sehr schnell. Besteht also der Verdacht auf Komplikationen, rufen Sie sofort den Tierarzt. Auch bei deutlichen Verzögerungen ist das wichtig. Wenn beispielsweise die erste Phase abgeschlossen ist, die Fruchtblase geplatzt ist aber dann anhaltend nichts geschieht. Wenn kein Fohlen kommt oder nur ein Bein zu sehen ist. Dann liegt das Fohlen falsch oder der Kopf ist möglicherweise in falscher Haltung. Jegliche Stockung der Geburt ist als Notfall zu sehen. Also: Lieber einmal blinder Alarm als den Tod des Fohlens zu riskieren. Dabei rate ich ganz dringend von einer Laien-Geburtshilfe ab! Bitte nicht einfach selbst ziehen, nur weil ein Bein herausschaut, sondern besser beobachten und im Zweifelsfall zeitnah den Tierarzt hinzuziehen, der die Geburtshilfe übernimmt.

    Wie häufig kommt es zu solchen Notfällen?

    Insgesamt treten der Fachliteratur zufolge nur bei etwa vier Prozent der Stuten Geburtsstörungen auf. Das deckt sich auch mit meinen eigenen Erfahrungen. Trotzdem ist es auch bei unauffälligen und unproblematischen Geburten empfehlenswert, das neugeborene Fohlen am ersten Lebenstag vom Tierarzt auf seine Reife und allgemeinen Gesundheitszustand hin untersuchen zu lassen.

    Und wenn der errechnete Geburtstermin verstreicht und nichts passiert?

    Die Dauer der Trächtigkeit kann erheblich schwanken. Durchschnittlich beträgt sie 336 Tage, sie kann sich aber auch auf bis zu 400 Tage verlängern und das ohne negative Konsequenzen für Fohlen oder Stute. Es muss also dringend davon abgeraten werden, eine Geburt einfach aufgrund der Überschreitung einer durchschnittlichen Trächtigkeitsdauer einleiten zu lassen, sofern die Stute keine Anzeichen einer Störung zeigt. Eine spätere Geburt ist meist unproblematisch, eine Frühgeburt dagegen lebensgefährlich für das Fohlen. Als unterste Grenze für eine Überlebenschance des Fohlens gilt eine Trächtigkeitsdauer von 320 Tagen. Fohlt die Stute bereits früher ab, überlebt die Frucht in den seltensten Fällen. Umgekehrt stellt die Überschreitung dieser Zeitgrenze und auch der durchschnittlichen Trächtigkeitsdauer von 336 Tagen keinesfalls die Garantie für ein ausreichend reifes Fohlen dar, das kann wie oben gesagt individuell stark schwanken. Bei einer späteren Geburt sind Fohlen auch sehr selten “überreif“, da das Fohlen die Geburt auslöst, wenn es reif ist.

    Das Interview führte Lisa Freudlsperger

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    Unser Experte:

    Priv.-Doz. Dr. Claus Peter Bartmann ist Leitender Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim (bei München) und Privatdozent an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover. Seine Arbeitsschwerpunkte als Fachtierarzt für Pferde umfassen Chirurgie, Fortpflanzungsmedizin und Zahnheilkunde. Sein Studium der Tiermedizin, seine Promotion und Habilitation absolvierte er an der Tierärztlichen Hochschule Hannover.

    Claus Peter Bartmann ist Fachtierarzt für Pferde und Reproduktionsmedizin sowie leitender Oberarzt der Pferdeklinik Aschheim. Foto: Pferdeklinik Aschheim

     

  • Fohlengeburt – In freudiger Erwartung

    Fohlengeburt – In freudiger Erwartung

    Die Mehrzahl aller Stuten kann ihr Fohlen ohne Schwierigkeiten allein zur Welt bringen. Doch in zehn Prozent aller Fälle ist menschliche Hilfe nötig. Schlaflose Nächte müssen trotzdem nicht sein. In den Tagen vor der Geburt gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Stute zu überwachen.

     

    Stuten fohlen gern still und heimlich, immer dann, wenn der überwachende Mensch kurz zur Tankstelle fährt oder im Gemeinschaftsraum des Stalles ein Nickerchen macht. Hobbyzüchter kennen dieses Szenario nur zu gut, professionelle Züchter kämen überhaupt nicht mehr ins Bett, wenn sie jede Stute persönlich überwachen würden. Aber so ganz allein lassen will man die geliebten und wertvollen Tiere dann doch wieder nicht. Immerhin treten in jedem zehnten Fall Probleme auf. Und dann ist es gut, wenn ein erfahrener Helfer zur Stelle ist und notfalls den Tierarzt hinzuruft. Vor allem bei Stuten, die bereits Geburtsprobleme hatten, ist die Überwachung von großer Bedeutung. Frühere Schwergeburten, Fohlenverluste oder Erkrankungen während der Trächtigkeit sind Alarmsignale. Aber auch bei vollkommen gesunden Stuten ist es sinnvoll, die Geburt zu überwachen, um eine wirkungsvolle Erstversorgung des Fohlens zu gewährleisten.

    Kameraüberwachung

    Stallkameras filmen die Vorgänge im Stall und geben dem Pferdehalter so die Gelegenheit, seine Stute von zu Hause aus oder von unterwegs zu kontrollieren. © Lafrentz

    Rund die Hälfte aller Züchter nutzen einer Online Umfrage zufolge eine Videokamera als Haupt­-Überwachungselement in den Tagen vor der Geburt. Meist sind Systeme im Einsatz, die entweder über Funk oder Kabel übertragen. Kabelübertragung liefert gewöhnlich ein zuverlässigeres Bild, eignet sich aber nur, wenn Stall und Empfangsgerät in direkter Nähe liegen. Die Kameras sollten mit Infrarotlicht ausgestattet sein, um auch nachts brauchbare Aufnahmen zu machen. Alternativ kann man im Stall ein gedimmtes Licht brennen lassen. Bei modernen Systemen braucht es kein eigenes Fernsehgerät, das ständig in Betrieb ist, sondern die Beobachtung ist mit PC, Tablet oder Smartphone möglich. Anbieter wie „Stallkamera.de“ haben sich auf diese Art der Pferdeüberwachung spezialisiert und liefern dem Stallbetreiber ein komplettes Überwachungssystem für Stall, Weide oder Paddock. Von zu Hause und unterwegs, per Internet oder Handy können Pferdebesitzer dann ihre Tiere beobachten. So werden nicht nur Geburten schnell bemerkt, sondern auch Krankheiten. Die Kameras helfen außerdem, Diebe und Pferdeschänder zu überführen, und geben den Reitern die Gelegenheit, ihre Lieblinge auch vom Urlaub oder vom Büro aus zu kontrollieren. Neben dem Überwachungssystem selbst bietet Stallkamera.de seinen Kunden auch die Installation der Technik vor Ort und das Einrichten des Netzwerkes an. Die Bilder werden dann im Anschluss aber nur für berechtigte Nutzer freigegeben. Andere Anbieter bauen gezielt auf Voyeurismus: Zum Beispiel zeigen Fohlenkameras wie die „Barn Cam“ im Internet verschiedene Abfohlboxen aus aller Welt. Hier kann nicht nur jedermann die Geburt live verfolgen, sondern auch einen Fohlenalarm auslösen, wenn die große Stunde naht.

    Schweißmessung per Gurtsystem

    Bei jeder zehnten Fohlengeburt ist das Eingreifen des Menschen nötig. Dann sorgt eine möglichst zuverlässige Überwachung der Stute für ein hohes Maß an Sicherheit © adobestock/Ingeborg Zeh

    Doch auch das beste Netzwerk ersetzt nicht den regelmäßigen Kontrollgang in den Stall. Trotz Kameraüberwachung muss ein Züchter sich nachts alle zwei Stunden den Wecker stellen, um zumindest einen ausgiebigen Blick auf den Monitor zu werfen. Deshalb schwören viele Stutenbesitzer auf eine andere – oder zusätzliche – Möglichkeit: Geburtsmelder. Diese sehen in der Regel ähnlich aus wie Longiergurte und werden der Stute angelegt, sobald der errechnete Termin näher rückt oder erste Anzeichen der Geburt (siehe Kasten) sichtbar sind. Dabei gibt es verschiedene Systeme. Das erste elektronische Geburtsüberwachungssystem kam in Deutschland 1977 auf den Markt und hält sich dort nach wie vor tapfer: der „Wächtomat“ der Firma  Kegel. Er besteht aus einem Sender am Pferd und einem Empfänger in bis zu 200 Meter Entfernung. Die Stute trägt einen Brust­ oder Deckengurt, an dem ein spritzwasser­- und stoßgeschützter Sender befestigt ist. [ihc-hide-content ihc_mb_type=“show“ ihc_mb_who=“4,3″ ihc_mb_template=“3″ ]Daran befindet sich ein Messfühler, der die elektrische Leitfähigkeit auf dem Fell des Tieres misst. Steigt die Feuchtigkeit durch vermehrtes Schwitzen vor der Geburt an, wird dies über Funk an das Empfangsgerät übermittelt, welches daraufhin den Pferdehalter über eine festgelegte Rufnummer kontaktiert. Wem diese Schweißmessung allein nicht ausreicht, der kann sich für ein Kombisystem entscheiden, das zusätzlich den Geburtsweg der Stute überwacht. Dabei näht der Tierarzt an den Schamlippen der Stute einen Sender an, der mit einem Magneten verbunden ist. Kommt es zur Eröffnungsphase der Geburt, wird der Magnet vom Sender getrennt und dieser löst den Alarm aus. Gemeinsam mit der Schweißmessung verspricht die Firma Kegel somit „nahezu 100-­prozentige Überwachung der Geburtseinleitungsphase.“

    Scheidenkontrollsysteme

    Das sicherlich bekannteste Scheidenkontrollsystem ist das „Jan­ Wolters ­Abfohlsystem“. Zahlreiche Tierkliniken und große Zuchtstätten schwören darauf. „Das ist eindeutig das sicherste System auf dem Markt“, sagt Dr. Christian Schröer von der Tierärztlichen Klinik Siedenburg. Zusätzlich zur Scheidenkontrolle beobachtet der Tierarzt seine Stuten per Videokamera. In seinen Abfohlboxen fohlen jährlich rund 15 Stuten, bei denen Geburtsprobleme bekannt sind oder deren Besitzer keine Zeit für die Überwachung haben. Zusätzlich betreut Dr. Schröer mehrere Zuchtbetriebe, in denen weitere 100 Fohlen pro Jahr geboren werden: „Wir haben auch andere Geburtsmelder ausprobiert. Sie sind einfacher zu handhaben, weil man die Stute nicht sedieren muss, um sie anzubringen. Aber alle hatten häufige Fehlmeldungen.“ Abstoßungsreaktionen und oder Infektionen im Gebärkanal konnte Dr. Schröer noch bei keiner Stute beobachten. Voraussetzung dafür sei allerdings, dass die Implantate fachgerecht und steril angebracht würden. „Wir lassen zum Beispiel den Faden immer innen laufen, anstatt außen an den Schamlippen. So kann sich der Schweif der Stute nicht darin verfangen“, sagt Dr. Schröer. Seit mittlerweile 17 Jahren sei das Jan-Wolters­-System nun ohne jeden Ausfall oder Reparatur im Einsatz. „Es erspart uns viel Überwachungsarbeit in der Geburtenkontrolle. Insbesondere bei Problemstuten konnten wir so einige Fohlen durch zeitgerechte Geburtshilfe retten.“ Scheidenkontrollsysteme sind allgemein im Kommen. Der Nachteil: Der Sender schlägt erst an, wenn es bereits zum Austritt der Fruchtblase kommt. Dann hat man natürlich nur noch wenige Minuten Zeit. Deshalb sollten Pferdebesitzer, die einen weiten Weg zum Stall haben und Komplikationen befürchten, sich besser für ein anderes System entscheiden.

    Messung der Körpertemperatur

    Einige Geburtsmelder messen das Liegeverhalten der Stute, andere ihre Temperatur oder die Intensität ihrer Schweißabsonderung. Auch müssen sie robust gebaut sein, denn sie machen einiges mit – Wälzen im Schlamm und auf der Weide inklusive © Lafrentz

    Dass jedoch die Schweißmessung allein nicht ausreicht, um zuverlässig und möglichst ohne tägliche Fehlalarme eine Geburt vorherzusagen, haben mittlerweile die meisten Hersteller erkannt. Deshalb bauen neuere Systeme eher auf die Körpertemperatur. Bei entsprechenden Studien wurde die Temperatur von Stuten vor und während der Geburt gemessen. Dabei kam heraus: Etwa vier Stunden vor der eigentlichen Geburt sinkt die Körpertemperatur um durchschnittlich 0,76 °C ab. Ihren Tiefpunkt erreicht sie zum Zeitpunkt der Geburt. Dieser Temperaturrückgang ist ein relativ sicheres Indiz dafür, dass das Fohlen sich auf den Weg macht. Diese Erkenntnis liegt auch dem Geburtsmelder Radco der Firma Verdor aus Belgien zugrunde. Auch hier befindet sich der Sender in der Scheide, muss jedoch nicht eingenäht werden und baut auch nicht auf die Erweiterung des Geburtskanals. Hier geht es tatsächlich um eine genaue Temperaturmessung, die das System alle fünf Minuten vornimmt. Die bleistiftgroße Messsonde hält durch ein einfaches Klemmsystem in der Scheide, dennoch muss das Pferd aber ein Gurtsystem tragen.

    Kontrolle des Liegeverhaltens

    Noch ein weiteres Indiz spricht für eine bevorstehende Geburt: Das Liegeverhalten der Stute. Die Tierärztin Melanie Borchers untersuchte in ihrer Doktorarbeit die Häufigkeit der Seitenlage bei Stuten vor der Geburt. Dabei kam heraus, dass eine Stunde vor der Geburt die Zahl der in Seitenlage liegenden Stuten stark ansteigt. Ebenfalls erhöhte sich in dieser Zeit die Aktivität der Stuten, also das vermehrte Aufstehen, Drehen und wieder Hinlegen. Dieses Verhalten kann von Bewegungssensoren an einem Geburtsmelder registriert und ausgewertet werden. Beispielsweise baut der „Birth Alarm“ der Firma Gallagher darauf, dass die Stute sich zur Geburt in die Seitenlage begibt. Wie bei den meisten anderen Systemen auch, arbeiten Sender und Empfänger über Prepaidkarte und Handy. Der Sender sitzt oben auf einem Bauchgurt und wird von einem Überrollbügel geschützt. Das Ganze sieht also ähnlich aus wie ein Voltigiergurt und ist insgesamt sehr stabil gebaut. Da nicht jede Stute während der Geburt die gleichen Verhaltensweisen zeigt, bietet der Birth Alarm zwei verschiedene Einstellungsmöglichkeiten: Die erste ist für Stuten vorgesehen, die sich ausschließlich zur Geburt in die völlige Seitenlage begeben. In dieser Einstellung sendet das System nach 7,6 Sekunden Seitenlage – so lange dauert eine durchschnittliche Wehe – einen Alarm an den Empfänger. Die zweite Einstellung ist für Stuten, die generell häufig in der Seitenlage ruhen. Das betrifft etwa zehn Prozent aller Stuten. Im Falle einer Geburt bereitet sich die Stute nach den ersten Wehen auf die nächste Kontraktionswelle vor und verlässt dazu die seitliche Position. Ruht sie jedoch nur, so bleibt sie wesentlich länger liegen. In der zweiten Einstellung merkt sich das Gerät also die Abfolge von Liegen und Stehen und alarmiert den Züchter erst dann, wenn der Rhythmus einer Geburt entspricht. Außer dem Birth Alarm meldet auch der Columbus GSM Geburtsmelder die Seitenlage der Stute. Hier kann der Sender sowohl in einen Gurt eingepasst als auch am Halfter getragen werden. „Viele Pferdebesitzer wollen ihrer Stute mehr Bewegungsfreiheit geben und suchen deshalb nach Alternativen“, sagt Andreas Wegmann von Columbus. Der Halfter­ Geburtsmelder kann an jedem beliebigen Halfter, direkt unter dem Kinn der Stute, platziert werden und ruft direkt auf dem Handy oder Festnetztelefon an, wenn die Stute in Seitenlage geht. „Das funktioniert nach demselben Prinzip wie bei einer Wasserwaage“, erklärt Wegmann. „Legt die Stute sich hin, so registriert das Gerät den schrägen Winkel und springt an.

    Alleskönner-Halfter

    Das Horse Control Halfter misst sowohl die Temperatur als auch das Liegeverhalten der Stute © Hippomed

    Ebenfalls ein Halfter ­System ist das „Hippomed Horse Control Halfter“. Dieses misst sowohl die Temperatur als auch das Liegeverhalten der Stute. Deshalb besteht es nicht nur aus einem Kästchen mit Sender, sondern zusätzlich aus einem speziellen Halfter, das es in drei Größen gibt. In den Nacken­ und Nasenriemen sind Sensoren eingearbeitet, die die Temperatur des Pferdes messen. Zudem kontrolliert das System das Liegeverhalten der Stute. Spricht beides für eine bevorstehende Geburt, so sendet das Halfter den Alarm an eine Basisstation im Stall. Diese funktioniert über eine SIM ­Karte und leitet den Alarm entsprechend an ein Handy weiter. „An eine Basiseinheit können bis zu acht Halfter angeschlossen werden“, erklärt Hans­ Joachim Neumann von Hippomed. Auch die individuellen Bedürfnisse des jeweiligen Pferdes sind einstellbar – so kann beispielsweise anstelle einer Vollüberwachung auch nur die Temperatur oder nur das Liegeverhalten gemessen werden. Am Halfter selbst besteht zudem die Möglichkeit, die Empfindlichkeit des Systems zu verändern. So können mit dem „Horse Control Halfter“ nicht nur trächtige Stuten, sondern auch Pferde mit Schmerzzuständen überwacht werden, beispielsweise nach einer Kolik oder Operation. Neumann hat das System in Zusammenarbeit mit der Veterinärmedizinischen Universität Wien entworfen und entwickelt es ständig weiter. „Auch eine Scheidenkontrolle wird künftig nachrüstbar sein“, verrät er.

     

    Teststreifen

    Die so genannten „Harztropfen“ (Präkolostrum), erscheinen etwa ein bis zwei Tage vor der Geburt © Lafrentz

    Wer weder Videokameras installieren, noch einen Geburtsmelder mieten oder kaufen möchte, dem bleibt – neben einem Heubett im Stall – noch eine weitere Möglichkeit der Geburtenkontrolle: Geburts­-Teststreifen reagieren auf Veränderungen des Kalzium­ und Magnesiumgehalts in der Vorkolostralmilch der Stute. Je nach Gehalt lässt sich so voraussagen, ob das Abfohlen innert der nächsten 24 Stunden eintritt. Dazu wird rund ein Milliliter Milch mit destilliertem Wasser gemischt und der Teststreifen hineingetaucht. Inzwischen sind verschiedene Streifen auf dem Markt. Der Merckoquant 110025 (Firma Merck) hat fünf Balken, welche sich proportional zum Erdalkaliengehalt verfärben. Es konnte gezeigt werden, dass die Mehrzahl der Stuten bei einer Verfärbung aller Balken innerhalb der nächsten 24 Stunden gebären. Entwickelt wurde dieser „Gesamthärtetest“ ursprünglich, um den Härtegrad von Wasser zu bestimmen. Tierärzte bestellen ihn stattdessen zur Geburtenkontrolle. Weitere Teststreifen sind der Foal Watch ­Test von Chemetrics Inc. und der Predict­a­foal­-Teststreifen von Animal Healthcare Products. Alle Teststreifen können einfach im Internet bestellt werden.

     

    Anzeichen der Geburt

    • Sechs Wochen vor der Geburt: Vergrößerung des Euters.
    •  Einige Tage vor der Geburt: Einfallen der Kruppe durch die Erweichung der Beckenbänder
    •  Einige Tage vor der Geburt: Absenken des Bauches und Einfallen der Flanken
    •  Ein bis zwei Tage vor der Geburt: Austreten von Präkolostrum („Harztropfen“)
    •  Ein bis zwei Tage vor der Geburt: Schamspalte erscheint verlängert und leicht geöffnet. (Die Vaginal Schleimhaut wird feuchter und glänzend und es kann zum Abfließen von zähem Schleim kommen.)
    •  Vier Stunden vor der Geburt: Deutliches Abfallen der Körpertemperatur
    •  Zwei Stunden vor der Geburt: Milch kann tropfenweise oder im Strahl ablaufen.
    •  Kurz vor der Geburt: Schweißbildung im Bereich der Flanken und Ellbogen  [/ihc-hide-content]

    © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Regina Käsmayr, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.

  • Rund um die sichere Fohlengeburt

    Rund um die sichere Fohlengeburt

    Eine gute Vorbereitung ist alles, so heißt es oft. Fast jede Fohlengeburt verläuft ohne Komplikationen und die Mutterstute weiß instinktiv, was sie tun muss. Nichts desto trotz entspannt eine gute Vorbereitung den gewissenhaften Züchter und im Ernstfall ist Mutter und Neugeborenem schnell geholfen.

    Die Tage vor der Fohlengeburt

    Zur grundsätzlichen Vorbereitung auf die Fohlengeburt braucht die tragende Stute einen bestehenden Impfschutz. Diesen überträgt sie mit der Muttermilch dann auf ihr neugeborene Fohlen. Bereits einige Wochen vor dem errechneten Abfohltermin steht der Umzug der werdenen Mutter in die Abfohlbox an. So kann sie sich schon an die Umgebung und die Keimflora dort gewöhnen. Dadurch bildet die Stute wichtige Antikörper gegen die neuen Umgebungskeime, welche sie wiederum über die Muttermilch an ihr Fohlen weitergeben wird. So erhält das Fohlen eine passive Immunisierung. In der Abfohlbox ist besonders auf Hygiene zu achten, da das Neugeborene während und kurz nach der Geburt besonders anfällig für Infektionen ist. Eine sterile Umgebung für die Fohlengeburt ist nicht nötig, jedoch eine trockene und sauber gemistete Strohmatratze.

    Ein aufgewecktes und entspanntes Fohlen. / © stock.adobe.com/Foto-Biene

    Zum Schutz des Fohlens empfiehlt es sich, die Hufeisen der Stute runterzunehmen, wenn sie welche trägt. Das Ruhigstellen bzw. dauerhafte Stehen der hochtragenden Stute in der Box ist nicht notwendig. Die Bewegung auf Paddock oder Weide wirkt sich positiv auf ihren gesamten Stoffwechsel aus, von dem wiederum das Fohlen im Mutterleib profitiert. Ebenso verhält es sich mit dem Herdenverband. Die Gesellschaft der Artgenossen trägt maßgeblich zum Wohlbefinden der werdenden Mutter bei. Zu Beginn der der Geburt zieht sich die Stute aus eigenem Antrieb zurück. In der Regel ziehen die Stuten die nächtliche Zeit für die Geburt vor, in der sie sich in der Abfohlbox aufhalten.

    Während des Abfohlens

    Kurz vor der Geburt empfiehlt es sich, den Schweif der werdenden Mutter zu bandagieren. Dadurch können sich die Haare nirgends verfangen oder im Weg sein. Während der Fohlengeburt ziehen es die meisten Stuten vor, ungestört zu sein und separieren sich von der Herde. Diesen Wunsch sollte man auch als Mensch respektieren, solange kein Eingreifen zum Schutz der beiden Tiere notwendig ist. Die Geburt selbst dauert in der Regel wenige Minuten bis hin zu einer halben Stunde. Bei Komplikationen ist es sinnvoll, die Telefonnummer des Tierarztes bereits griffbereit zu haben und ihn zügig zu alarmieren. Bei einer komplikationslosen Fohlengeburt steht die Stute kurz darauf auf und zerreißt dabei die Nabelschnur. Sie sollte daher nicht künstlich durchtrennt werden. Lediglich das Desinfizieren des Nabelstumpfes mit einer Jodtinktur sollte der Mensch übernehmen.

    Nach der Fohlengeburt

    Die erste Milchmahlzeit ist enorm wichtig für das Neugeborene. / © stock.adobe.com/matilda553

    Ist das Fohlen auf der Welt und die Mutter aufgestanden, wird sie sich in der Regel daranmachen, ihr Neugeborenes abzulecken. Tut die Stute dies nicht oder es im Gesicht des Fohlens nicht ordentlich machen, sollte man die Nüstern vorsichtig von der Eihaut befreien, damit es atmen kann. Innerhalb von zwei Stunden nach der Geburt unternimmt das Fohlen die ersten Aufstehversuche und die Mutterstute stößt die Nachgeburt ab. Diese sollte man auf Vollständigkeit kontrollieren bzw. für den Tierarzt aufheben, damit er die Kontrolle durchführen kann. Bleiben Reste der Nachgeburt im Mutterleib zurück, droht der Stute eine Gebärmutterentzündung oder gar Blutvergiftung.

    Ist das Fohlen aufgestanden, folgen bald die ersten Trinkversuche. Mit dem ersten Säugen nimmt das Neugeborene die Kolostral-Milch und damit alle lebenswichtigen Abwehrstoffe auf. Innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem ersten Trinken setzt das Fohlen das sogenannten Darmpech, den ersten schwarzen und festen Kot, ab.

    Zeigt das Fohlen nach erste Mahlzeit Interesse an seiner Umwelt und erkundet die nähere Umgebung, ist dies ein gutes Zeichen für die Gesundheit.

    Horse-Gate/ACG