Ideen für die Zukunft – Holsteiner Verband
„Neustrukturierung des Holsteiner Verbandes“ steht über dem Papier, das eine Gruppe von Züchtern, darunter Sören von Rönne, Olympiareiter, Mannschaftsweltmeister und erfolgreicher Züchter zur Diskussion stellt.
„Unser Papier versucht, die Stimmung und die Kritikpunkte der Züchter, das was uns in den letzten zwei Monaten beschäftigt hat, aufzugreifen“, sagt er. „Wir brauchen mehr Mitbestimmung, mehr Kommunikation und vor allem mehr Transparenz. Und: Wir brauchen wieder ein Wirgefühl. Der Holsteiner Verband sollte seine Züchter mitnehmen.“ Die Mitglieder sollen entscheiden, der Vorstand im Auftrag der Mitglieder die Geschäftsführung leiten und kontrollieren, die Geschäftsführung ist für das Tagesgeschäft zuständig. Das Konzept (von Rönne: „Es wird nicht das einzige bleiben, ganz viele Leute machen sich jetzt konstruktive Gedanken“) umfasst fünf Kernpunkte.
1. Die Mitgliederversammlung der rund 5000 Holsteiner Züchter soll wieder als oberstes Verbandsorgan installiert werden. „Den Züchtern gehört der Verband, sie müssen den Vorstand wählen, ihnen müssen ein detaillierter Jahresabschluss und Jahresbericht vorgelegt werden.“ Und zwar so, dass sie Zeit und Muße haben, sich damit zu beschäftigen. Die Mitgliederversammlung soll über die langfristigen Ziele des Holsteiner Verbandes entscheiden und die kurzfristigen Ziele der Geschäftsführung bestätigen. Zur Zeit werden die Züchter durch von ihnen in jedem Körbezirk gewählte Delegierte vertreten, die quasi den Züchterwillen weiterreichen sollen. Dass eine Mitgliederversammlung schnell unübersichtlich wird, oder dass womöglich nur wenige Züchter teilnehmen und es schwierig sein könnte, Entscheidungen herbeizuführen, weiß auch Sören von Rönne. Einen Ausweg sieht die Züchtergruppe um von Rönne im Internet.
2. Das wirklich Neue an dem Konzept ist ein geschlossenes Internetforum für Mitglieder, die sich nur mit vollem Namen einloggen können, quasi eine ständige Mitgliederversammlung. In diesem Forum sollten Zahlen und Fakten, Quartals- und Jahresberichte sowie alle Beschlüsse des Vorstands und der Geschäftsführung einzusehen sein. Überschrift „Transparenz“. Hier könnten Fragen der Mitglieder an Vorstand, Geschäftsführung und Ausschüsse formuliert und Ziele diskutiert werden. Eine „Ethik-Kommission“ soll die Beiträge kontrollieren, damit es nicht zu inzwischen Netz-üblichen Shitstorms kommt. „Da jeder mit vollem Namen angemeldet ist, ist da eine ganz andere Hemmschwelle aufgebaut als bei anonymen Foren“, sagt von Rönne.
Um nicht internet-affine Züchter mitzunehmen, werden bei informellen regelmäßig stattfindenden Züchterstammtischen oder Körbezirks-versammlungen aktuelle Themen diskutiert, Internetbeiträge erarbeitet und regionale Veranstaltungen geplant. (In manchen Körbezirken gibt es diese Stammtische schon.) „Die Arbeit in den Körbezirken hat besonderes Gewicht.“
3. Der Vorstand soll kleiner und effektiver werden. „Good Governance“ ist das Schlagwort, das jetzt gerne im Raum steht. Will heißen, Umfang und Art der Geschäftsbeziehungen zwischen Mandatsträgern und dem Verband sollen, wenn sie überhaupt bestehen dürfen, zumindest offen gelegt werden.
Der Vorstand soll der Geschäftsführung konkrete Vorgaben machen und kontrollieren, ob und wie sie umgesetzt werden. „Der Vorstand sollte nicht ins Tagesgeschäft eingebunden sein“, sagt Sören von Rönne.
4. Für besondere Aufgaben sollen Ausschüsse aus Fachleuten gebildet werden, die fit im anstehenden Thema sind. Damit soll die Geschäftsführung und der Vorstand von Arbeit und Verantwortung entlastet werden, in Expertenrunden können neue Ideen entwickelt werden und zur Diskussion gestellt werden.
5. Die drei Abteilungen der Geschäftsführung (Zucht, Hengsthaltung, Vermarktung) sollten räumlich, finanziell und personell klar voneinander getrennt sein. Die Geschäftsführung erfüllt überschaubare und abgegrenzte Aufgabenbereiche, die von der Mitgliederversammlung festgelegt werden. Sie bekommt zusätzlich konkrete Vorgaben durch den Vorstand. Sie erstellt Quartals- und Jahresberichte, kommuniziert mit den Mitgliedern und legt dem Vorstand und der Mitgliederversammlung kurz- und mittelfristige Planungen vor.
Soweit das Konzept. „Es soll ein Arbeitspapier sein, nicht mehr“, sagt von Rönne. Themen, die mit allen Züchtern diskutiert werden sollten, brennen unter den Nägeln. „Wir müssen jetzt eine Struktur schaffen, in die alle Mitglieder eingebunden werden.“ Man hört, es gibt viel zu tun und die Diskussion hat wohl gerade erst begonnen.
ZU DEN HINTERGRÜNDEN
Der Vorstand des Holsteiner Verbands hatte vor kurzem geschlossen seinen Rücktritt im Vorfeld der Delegiertenversammlung Ende Februar bekannt gegeben, nachdem Vorwürfe laut geworden waren, dass sich das Vorstandsmitglied Christian Dietz Provisionen für von ihm vermittelte Auktionsgeschäfte von den Vorsitzenden hatte genehmigen lassen. Auch Auktionator Günther Friemel soll davon partizipiert haben. Der derzeitige Vorstand arbeitet aktuell noch kommissarisch.
Quelle: FN