Grundlagen der Pferdezucht: Hengstauswahl und Decksprung

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Grundlagen der Pferdezucht: Hengstauswahl und Decksprung

Ein Fohlen aus der eigenen Stute ziehen – das ist der Traum vieler Pferdebesitzer. Worauf es bei der Auswahl des richtigen Hengstes ankommt und was vor dem Decken zu beachten ist, erfahren Sie hier.

[caption id="attachment_4134" align="alignnone" width="554"] Stutenbesitzern stehen weltweit viele schöne Hengste zur Vefügung. Aber welcher ist der Richtige?[/caption] Die erste Frage, die ein künftiger Fohlenbesitzer sich stellen sollte, ist: „Was will ich eigentlich haben?“ Stammt ihre Stute aus einer bestimmten Blutlinie, die für spezielle sportliche Zwecke gezüchtet wurde? Dann sollten Sie nach einem Hengst suchen, der dieselben Anlagen mit sich bringt. Es macht beispielsweise nicht viel Sinn, wahllos einen schönen Dressur-Hengst mit einer Stute zu verpaaren, die ausschließlich Spring-Talent mitbringt. Ähnlich sieht es im Western-Sport aus. Wenn Sie gerne Pleasure-Prüfungen reiten wollen, ist ein kompakter, kurzbeiniger Cutting-Hengst nicht die richtige Wahl. Eine alte Züchterweisheit sagt: „Stecke dein Ziel sehr hoch!“. Auch wenn das Fohlen nur ein nettes Freizeitpferd werden soll, ist das noch lange kein Grund, den Haflingerhengst von nebenan zu seinem Vater zu machen. Denn auch ein Freizeitpferd muss frei von Stellungsfehlern, Erbkrankheiten und Charakterfehlern sein. Schauen Sie genau hin, welche Schwächen Ihre Stute hat und suchen Sie nach einem Hengst, der sich in diesem Bereich besonders gut vererbt. Was nicht funktioniert: Einen Mangel durch einen anderen ausgleichen. Ist ihre Stute beispielsweise extrem steil gefesselt, dann bringt ein durchtrittiger Hengst nicht das gewünschte Ergebnis. Allenfalls können Sie hoffen, dass ein korrekt gebauter Partner den Stellungsfehler der Stute ausgleicht. Wichtig: Hat Ihre Stute einen wirklich starken Mangel, so züchten Sie bitte nicht mit ihr. Je nach Erbgang wird sie ihr Problem mit einer Wahrscheinlichkeit bis zu 100 Prozent weitergeben. Das muss man keinem Fohlen zumuten.   [nextpage title="Decksprung"] Arten des Decksprungs Es gibt zwei Arten des Decksprungs: Den Natursprung sowie die künstliche Besamung mit Frisch-, Kühl- oder Gefriersperma. Ein Natursprung wird bei Sportpferden nur noch selten angeboten, obwohl er die besten Trächtigkeitsraten erzielt. Grund dafür ist zum einen die Verletzungsgefahr für beide Pferde. Vor allem der Hengst läuft Gefahr, dabei den einen oder anderen Tritt von der Stute abzubekommen. Zum anderen sind die entsprechenden Traumhengste nur selten in greifbarer Nähe aufgestallt. Wer sich für einen Pferdepapa aus den USA entscheidet, hat gar keine andere Möglichkeit, als zu Gefriersamen zu greifen. Aber auch Hengste aus dem anderen Teil Deutschlands sind oft nur über Kühlsamen zu bekommen. Dieser wird dann genau zum richtigen Zeitpunkt entnommen, aufbereitet und per Expressversand verschickt. Eine andere Möglichkeit ist, die Stute zur Deckstation des Hengstes zu bringen. Hier wird meist mit unverdünntem, nicht aufbereitetem Frischsamen besamt. Die Vor- und Nachteile der künstlichen Besamungen: Nicht jeder Züchter kann oder will von seinem Hengst Kühl- oder gar Gefriersamen gewinnen, denn der Prozess ist aufwändig und kostenintensiv. Nur eine anerkannte Deckstation darf ihn vornehmen. Beim Gefriersamen muss das Sperma außerdem von einer bestimmten Qualität sein, die nicht jeder Hengst erreicht. Auch der Stutenbesitzer hat bei der künstlichen Besamung mehr Aufwand: Steht der Tag der Ovulation an, so muss ein erfahrener Tierarzt die Stute bis zu fünfmal am Tag ultraschallen und den Kühlsamen genau im richtigen Moment bestellen bzw. den Gefriersamen auftauen. Hier kommt es auf das richtige Timing an. Geht etwas schief, ist der Monat vorbei. Geht es öfter schief, muss die Fohlenplanung vielleicht sogar auf das nächste Jahr verschoben werden. Vorteil: Die Stute kann stressfrei im heimischen Stall besamt werden und muss nicht erst zu einem weit entfernten Hengst transportiert werden. Es besteht keine Verletzungsgefahr.   [nextpage title="Deckvertrag und Zeitplan"] Deckvertrag Lesen Sie sich den Deckvertrag des Hengsthalters genau durch. Hier muss unbedingt eine Lebensfohlengarantie enthalten sein. Diese garantiert Ihnen, dass Sie kostenlos weiteren Samen erhalten, falls die Stute nicht aufnimmt oder verfohlt. Speziell im Westernbereich müssen Sie darauf achten, dass der Hengst in bestimmte Futurity-Programme einbezahlt wurde, falls Ihr Fohlen später daran teilnehmen soll. Der Name einer anerkannten Deckstation sollte unbedingt im Vertrag mit aufgeführt sein. Halten auch Sie selbst sich an die vorgeschriebenen Bedingungen. Eine Tupferprobe, Influenza-Impfung und Unbedenklichkeitsbescheinigung des Tierarztes sind das mindeste, was von der Stute gefordert wird. Krankheiten und Untugenden der Stute dürfen Sie nicht verheimlichen. Je nach Deckstation gibt es weitere Regeln, die der Stutenbesitzer beachten muss. Zeitplan erstellen Die beste Jahreszeit, um ein Fohlen zu ziehen, ist der Frühling. Die Trächtigkeitsspanne von Pferden beträgt elf Monate. Daher sollte frühestens im Februar mit der Bedeckung begonnen werden. Wann die Stute aufnahmebereit ist, erkennt der Tierarzt durch Ultraschall-Untersuchungen. Dabei nimmt er am besten auch gleich die gewünschte Tupferprobe, um zu erkennen, ob die Geschlechtsorgane der Stute keimfrei sind. Häufige Untersuchungen sind nun essentiell, denn der Follikel ist nur in den sechs Stunden nach dem Eisprung besamungsfähig. Etwa zwei bis drei Wochen nach der Besamung wissen Sie, ob die Stute aufgenommen hat, denn nun macht der Tierarzt einen weiteren Ultraschall, bei dem im besten Fall ein Embryo gefunden wird. Ist dies nicht der Fall, so steht im nächsten Zyklus die nächste Besamung an. Text: Regina Käsmayr