Frankfurt: Desperados FRH – der Olympiahengst und seine Kinder

Beim Internationalen Festhallenturnier in der Mainmetropole waren renommierte Hengste ebenso am Start wie ihre Nachkommen, die sich anschicken, in die Hufspuren der Väter zu treten. Zum Beispiel Desperados FRH – Titelheld der aktuellen Ausgabe des Standardwerkes „Ausgewählte Hengste Deutschlands“ – und seine Kinder. Man hatte ihn vermisst in den vergangenen Monaten, den Hengst, mit dem Kristina Bröring-Sprehe zum Goldteam der Olympischen Spiele 206 in Rio de Janeiro gehört hatte, wo die beiden außerdem eine Bronzemedaille in der Einzelwertung gewannen. Verletzungsbedingt hatte der Hannoveraner Rappe eine mehrere Monate dauernde Turnierpause einlegen müssen. https://www.youtube.com/watch?v=A5_wlR0fPU0   „Desti kommt mit Despi“ lautete dann die Schlagzeile, als bekannt wurde, dass die Olympionikin nicht nur mit dem fürs Finale des Louisdor-Preises qualifizierten Destiny OLD nach Frankfurt reisen würde, sondern auch dessen prominenten Vater Desperados FRH in der Mainmetropole satteln würde.

Die Youngster: Eleganz und Harmonie

Destiny OLD bestätigte die in ihn gesetzte Erwartung. Im stark besetzten Finale der acht- bis zehnjährigen Nachwuchs-Grand Prix-Pferde auf dem Sprung auf dem Weg in den internationalen Sport belegte der neunjährige, von Diedrich Wiggers aus einer Sandro Hit-Stute gezogene Oldenburger mit 73,302 Prozent Platz fünf, in der entscheidenden Finalrunde, dem Grand Prix, wurde er Dritter. „Und wenn es einen Preis für Eleganz und Harmonie geben würde, Kristina Bröring-Sprehe und Destiny würden ihn bekommen“, bescheinigte Kommentator Dr. Dietrich Plewa dem Paar nach dessen Vorstellung. „Destiny hat viel von seinem Vater, zum Beispiel den Ehrgeiz und die Versammlungsbereitschaft. Heute bin ich super zufrieden und freue mich, dass sich Destiny in dieser besonderen Atmosphäre so gut gezeigt hat, auch wenn hier nicht alles so gut geklappt hat wie zu Hause. Aber das kommt mit mehr Routine, das war hier erst sein zweiter langer Grand Prix“, sagte die Reiterin. Auch Isabell Werth setzt auf das Blut des Desperados FRH: Beim Burgpokal-Finale in Frankfurt war sie mit dem achtjährigen Hannoveraner Descolari von Desperados-Weltmeyer-Legat aus der Zucht von Manfred Zimmermann am Start. Noch bei seiner Qualifikation fürs Frankfurter Finale in Donaueschingen war der einstige Landbeschäler in Diensten des Brandenburgischen Landgestüts Neustadt/Dosse Hengst, mittlerweile allerdings wurde er kastriert. In der Einlaufprüfung in Frankfurt, dem St. Georg Special, belegte er Platz vier, im Finale wurde er mit 75,268 Prozent Zweiter. Züchterisch also wird Descolari keine Rolle mehr spielen, im Sport aber punktet er durchaus für seinen Vater.

Der Vater: eine „Bank“ auch in Sachen Zucht         

Aproppos Vater. Der „Oldie“ von Gestüt Sprehe – immerhin ist Desperados FRH mittlerweile 17-jährig – bewies in Frankfurt, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Nach achtmonatiger Turnierpause meldete sich der Hannoveraner aus der Zucht von Herbert Schütt eindrucksvoll im Viereck zurück. Kristina Bröring-Sprehe gewann mit ihm den Grand Prix Special in der Festhalle mit 78,085 Prozent, im Grand Prix wurden die beiden mit 76,891 Prozent Zweite. Von Ruhestand will der Hengst offensichtlich noch nichts wissen, erklärte die Reiterin. „Noch ein paar schöne Turnier“ wolle sie mit ihm im kommenden Jahr bestreiten, erklärte sie, dann wolle sie ihn eventuell von der sportlichen Bühne verabschieden. Fest steht das allerdings noch nicht. Was dagegen sicher ist, ist, dass sie mit Destiny talentierten Nachwuchs im Stall hat. Eben ganz der Papa. Und der hat schon jetzt auch züchterisch eine eindrucksvolle Bilanz vorzuweisen: Der Rappe aus der Zucht von Herbert Schütt ist ein Sohn des Donnerhall-Sohnes De Niro aus einer Stute von Wolkenstein II-Matcho AA. Schon vor Frankfurt standen 68 Siege der schweren Klasse auf seinem Konto, allein 42 davon in Vier-Sterne-Prüfungen. Bei rund 560.000 Euro liegt seine Lebensgewinnsumme – ein stolzer Betrag für ein Dressurpferd. Schon als junges Pferd machte Desperados von sich reden: Im Jahr 2004 war er Dritter im Bundeschampoionat der dreijährigen Hengste, auch 2004 und 2005 kam er bei den Bundeschampionaten auf den Bronzerang. Seine Bundeschampionats-Erfolgsgeschichte setzten seine Kinder fort: Seine Tochter Doris Day (Mutter von Brentano II) war 2010 Bundeschampionesse, sein gekörter Sohn Destacado (Mutter von Londonderry-Falkland), der in diesem Jahr mit Matthias Alexander Rath bei der Weltmeisterschaft der fünfjährigen Dressurpferde am Start war, wurde 2016 Bundeschampion. Auch züchterisch ist Desperados FRH „eine Bank“: Mehr als 500 seiner Nachkommen wurden als Turnierpferde eingetragen, für 24 von ihnen wurden Erfolge in der schweren Klasse registriert, mehr als 30 seiner Söhne wurden bereits gekört, außerdem beinahe 230 seiner Töchter als Zuchtstuten eingetragen und knapp 40 davon tragen den Titel „Staatsprämienstute“.

Der Großvater: die Nummer eins der Welt

Desperados‘ Vater De Niro (von Donnerhall-Akzent II-Wiesenbaum xxc) war und ist im Ranking des Weltzuchtverbandes WBFSH in den Jahren 2012, 2013 und 2015 bis 2018 die Nummer eins der Dressurvererber weltweit, während Desperados selbst 2016 die Weltrangliste der Dressurpferde anführte. Schon im Alter von sieben Jahren gab der 1993 geborene De Niro, der noch heute via TG-Sperma über den Klosterhof Medingen züchterisch genutzt werden kann, mit Dolf-Dietram Keller sein Grand Prix-Debut. Später feierte er Siege in Nationenpreisen, beim Deutschen Derby und im Championat der Berufsreiter, 2008 wurde er zum „Hannoveraner Hengst des Jahres“ gekürt. Eine Auszeichnung übrigens, die seinem Sohn Desperados FRH 2016 zuteilwurde. Horse-Gate/ Dr. Michaela Weber-Herrmann Foto/Video: Desperados FRH mit Kristina Bröring-Sprehe beim Internationalen Festhallenturnier Frankfurt.