EM Luhmühlen: Deutsches Team nach Gelände weiter vorne
Das deutsche Vielseitigkeitsteam hat bei den Europameisterschaften in Luhmühlen Kurs auf die Goldmedaille genommen. Mit vier – nahezu – fehlerfreien Geländerunden konnte sich das Quartett von Bundestrainer Hans Melzer seine Spitzenposition aus der Dressur vor Großbritannien und Frankreich erhalten. Das gilt auch für Michael Jung und Ingrid Klimke, die dank ihrer Nullrunden weiterhin die beiden vordersten Plätze für sich verbuchen können. Wer Europameister in der Team- und Einzelwertung wird, entscheidet sich morgen nach der Verfassungsprüfung und dem abschließenden Springen.
Den Auftakt für das deutsche Team machte Andreas Dibowski. Der Lokalmatador aus Döhle ging als dritter Starter auf den vom Briten Mike Etherington-Smith gebauten Kurs und war mit seiner Hannoveraner Stute Corrida FRH der Erste, der das Ziel sah. Zwei Sekunden fehlten ihm am Ende zur Nullrunde. „Es lief fast alles, wie wir es besprochen hatten. Im Kurs ist allerdings sehr viel zu springen und gerade für ein so vermögendes Pferd wie FRH Corrida kostet das natürlich Kraft“, sagte er im Ziel. Nach der Dressur war „Dibo“ mit seinem Resultat noch das Streichergebnis. Das sollte sich jedoch nach dem Start von Kai Rüder ändern. Dieser verlor bereits vor dem eigentlichen Start rund 40 Sekunden, da sein Colani Sunrise nicht in die Startbox wollte. „Im letzten Moment wollte er lieber los in Richtung Sprung eins, als nochmal umdrehen und in die Startbox rein“, sagte Rüder enttäuscht. Mit einer flotten Runde bewies der Fehmaraner, dass er auch schnell reiten kann. Ohne das Malheur zu Beginn wäre Rüder höchstwahrscheinlich ohne Zeitfehler ins Ziel gekommen und hätte sogar eine Chance auf eine Einzelmedaille gehabt. So addierten sich sein Topdressurergebnis und die Zeitfehler im Gelände zu insgesamt 41,8 Minuspunkten (Platz 35 im Zwischenstand).
Sandra Auffahrt mit Viamant du Matz bei der Teilprüfung Gelände in Luhmühlen. / © www.sportfotos-lafrentz.de/Stefan Lafrentz[/caption]
Bei den Europameisterschaften 2011 in Luhmühlen gewann sie die Silbermedaille, jetzt, acht Jahre später, ist Sandra Auffarth mit ihrem neuen Spitzenpferd Viamant du Matz beste Deutsche hinter Jung und Klimke. Dank einer schnellen Nullrunde – einer von 20 Nullrunden insgesamt – rangiert sie vor dem abschließenden Springen auf Platz 13 (31,7 Minuspunkte). „Ich bin total begeistert von meinem Pferd. Im Juni (bei der Deutschen Meisterschaft) war er an den ersten Sprüngen noch etwas wackelig mit den ganzen Zuschauern, aber heute war er von Anfang auf Spur“, sagte die Doppel-Weltmeisterin von 2014.
Jung und Klimke genoßen das Gelände in Luhmühlen
Damit lag es an Michael Jung und Ingrid Klimke mit ihren Nullrunden die Spitzenposition des deutschen Teams zu sichern. Jung legte vor und kam in 9:52 Minuten deutlich unterhalb der erlaubten Zeit von zehn Minuten und zehn Sekunden ins Ziel. fischerChipmunk FRH ist ein fantastisches Pferd“, schwärmte Jung. Lediglich gegen Ende sei er einmal für kurze Zeit aus dem Konzept gebracht worden, als ein Mann ihm plötzlich in den Weg gelaufen sei und gewunken habe. „Ich habe überlegt, anhalten oder nicht, aber dann haben die Leute geschrieben ‚weiterreiten‘ und dann hatte ich da einen richtigen Shit-Sprung. Aber mein Pferd hat richtig mitgekämpft, er weiß ja auch, wie es geht“, sagte Jung, der sich damit seine Ergebnis und die Spitzenposition aus der Dressur (20,9) sicherte. Als letzte deutsche Starterin machte es ihm Ingrid Klimke mit ihrem Oldenburger SAP Hale Bob OLD nach. „Ich bin überglücklich, Bobby ist im Gelände einfach in seinem Element“, sagte die Münsteranerin. „Es ist unglaublich, was hier los ist. Selbst auf freier Strecke ohne Hindernis stehen die Leute am Rand, rufen und klatschen. Das sind schon echte Glücksgefühle.“ Mit ihrem Zwischenstand von 22,2 Minuspunkten rangiert die Titelverteidigerin auf Platz zwei, keinen Abwurf entfernt von ihrem Teamkollegen Jung. „Das wird morgen bestimmt ein spannendes Springen“, sagte Klimke, denn auch der Franzose Thibaut Vallette mit Qing du Briot ENE HN mit 25,8 und der Niederländer Tim Lips mit Bayro mit 26,0 Minuspunkten liegen den beiden Spitzenreitern dicht auf den Fersen.Sandra Auffarth beste Einzelreiterin in Luhmühlen nach Dressur und Geländeritt
[caption id="attachment_170179" align="alignright" width="300"]EM-Neulinge starten gut im Gelände
Ebenfalls mit Nullrunden machten drei EM-Neulinge auf sich aufmerksam. Anna Siemer (Salzhausen) nutzte mit ihrer kleinen Stute FRH Butts Avondale gleich dreimal die vom Parcourschef eingebauten, längeren Hindernis-Alternativen und kam dennoch locker innerhalb der erlaubten Zeit ins Ziel. „Der Bundestrainer hat mir gesagt, Du hast das schnellste Pferd, dann zeig das auch“, sagte sie. Die schnellste Runde des Tages zeigte allerdings die 22-jährige Anna-Katharina Vogel (Biessenhofen) mit DSP Quintana P. „Es war unglaublich. Sie ließ sich so toll reiten“, sagte sie strahlend (31,9 Minuspunkte). Fast eine halbe Minute unter der erlaubten Zeit kamen die beiden ins Ziel. „Ich kann das Tempo nicht rausnehmen, wenn sie ihren Flow hat. Dann nehme ich ihr den ganzen Rhythmus und dann verliert sie auch ihren Atemrhythmus“, sagte sie (32,3 Minuspunkte). Eine Punktlandung gelang Christoph Wahler aus Bad Bevensen mit seinem Holsteiner Schimmel Carjatan S, Mitglied der Warendorfer Perspektivgruppe Vielseitigkeit. Der 25-Jährige knüpfte damit an seinen Erfolg im britischen Houghton Hall an, wo er in diesem Jahr den Nationenpreis in der Team- und Einzelwertung gewinnen konnte. „Die ersten zwei Sprünge waren ein bisschen irritierend, weil es echt laut war, aber ich glaube, dass ihn das auch nochmal ein bisschen nach vorne orientiert hat“, sagte Wahler (33,8). Mit seinen Ergebnissen rangiert das Trio dicht nacheinander auf den Plätzen 15, 16 und 18. Fehlerfrei, jedoch ein paar Sekunden zu langsam kamen der Warendorfer Sportsoldat Felix Etzel mit Bandit (36,3) und Jörg Kurbel (Rüsselsheim) mit Josera’s Entertain You (39,2) ins Ziel. Beide waren in der Dressur etwas unter ihren Möglichkeiten geblieben und rangieren im Zwischenstand auf den Plätzen 26 bzw. 32. Zwölf fehlerfreie Ritte von deutschen Reitern hatte Bundestrainer Hans Melzer für den Geländetag prophezeit, am Ende waren es zehn. Völlig überraschend kassierte Josefa Sommer (Immenhausen) mit dem erfahrenen Hamilton zwei Verweigerungen und fiel damit im Ranking auf Platz 54 zurück. Besonderes Pech hatte Nadine Marzahl (Munster). Nach einem gelungenen Start mit ihrer Fuchsstute Valentine, wurde die Pferdewirtin auf der Strecke angehalten, da sie ein Hindernis ausgelassen hatte. Laut Reglement bedeutet das den Ausschluss. Quelle: FN
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