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DKB-BCH 2017: Volle Fahrt voraus

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Warendorf (fn-press). Zwar stehen die jungen Fahrpferde nicht so im Fokus der Öffentlichkeit, dennoch haben auch sie alljährlich bei den DKB-Bundeschampionaten in Warendorf ihren großen Auftritt. In gleich drei Teilbereichen müssen die Nachwuchsfahrpferde richtig gut sein, damit ihnen die Richter am Ende die schwarz-rot-goldene Schärpe umhängen.

Bis die jungen Fahrpferde locker und geschmeidig durch die Dressur fahren, bis sie sich konzentriert und flott durch die engen Hindernisse schlängeln und bis sie so fein an den Hilfen stehen, dass auch die Fremdfahrer von ihnen begeistert sind, haben sie eine sorgfältige Grundausbildung und die Qualifikationsturniere hinter sich. Eingeteilt in die Gruppe der Vier- und Fünfjährigen sowie die Sechs- und Siebenjährigen, absolvieren die Fahrtalente in Warendorf auf dem Vielseitigkeitsplatz jeweils eine Eignungsprüfung für Fahrpferde als Finalqualifikation. Gespanne mit einer Wertnote von 5,0 schaffen es ins Finale. Hier werden die Top Fünf durch einen Fremdfahrer erneut getestet.

Die kombinierte Eignungsprüfung besteht aus einem Dressur- und einem Parcoursteil. Die Dressur wird stärker bewertet als der anschließende Hindernisparcours. „Beim Hindernisfahren geht es nicht wie sonst um die Geschwindigkeit, sondern es ist eher so etwas wie eine Gehorsamsprüfung. Außerdem wollen die Richter sehen, ob sich das Pferd geschmeidig durch die Hindernisse bewegt“, erklärt Vierspännerfahrer Rainer Duen, Träger des Goldenen Fahrabzeichens und mit seinen Gespannen selbst mehrfacher Bundeschampion. „Das ist aber dennoch anspruchsvoll, denn die Breite der Hindernisse beträgt nur 30 Zentimeter mehr als die Spurbreite der Kutsche“, so Duen. Hindernisfehler sollten die Fahrer auch vermeiden, da sie als Strafpunkte mit der Gesamtbewertung verrechnet werden.

Rainer Duen beschreibt das ideale Fahrpferd so: „Wichtig für ein gutes Fahrpferd ist zunächst natürlich, dass die Grundgangarten sicher und klar sind. Dazu gehören für mich ein gelassener, schreitender Schritt im klaren Viertakt und ein schwungvoller Gebrauchstrab mit taktsi-cheren Verstärkungen.“ Der Galopp hingegen spiele im Fahrsport keine so große Rolle. „Hier ist nicht die Art des Galoppierens wichtig, sondern lediglich, dass die Pferde gut vom Fleck weg galoppieren können.

Für den Körperbau gelten im Grunde dieselben Maßstäbe wie für ein gutes Reitpferd. Ich achte natürlich auch darauf, dass ein potentielles Bundeschampionatspferd über eine natürliche Ausstrahlung verfügt. Das Pferd sollte schon für positive Aufmerksamkeit sorgen, wenn es ins Viereck kommt!“ Und auch der Charakter muss stimmen: „ Ich möchte, dass meine Pferde leistungsbereit, motiviert und ehrgeizig sind. Gute Nerven spielen im Fahrsport ebenfalls eine große Rolle“, erklärt Duen.

Die deutsche Pferdezucht geht zwar nicht dahin, ein spezielles Fahrpferd zu züchten – sondern ein gutes Reitpferd, aber ein gutes Reitpferd kann eben bei entsprechender Ausbildung auch ein Top-Fahrpferd werden. „Denn auch die Reitpferdezucht ist bestrebt, ein großrahmiges, genügend kräftiges Pferd mit schwungvollen Bewegungen zu züchten – also genau das, was wir vor der Kutsche haben wollen“, so Duen. Bei den Prüfungen in Warendorf komme es auf eine extrem gute Bewegungsqualität an.

Die Aufgaben an sich unterscheiden sich nicht von denen der Sichtungsturniere. „Aber der Erfolgsdruck ist größer und die Atmosphäre der Bundeschampionate ist für die Pferde etwas schwieriger“, sagt Duen. Doch trotz des für die Fahrtalente aufregenden Umfelds lobt Rainer Duen die DKB Bundeschampionate ausdrücklich: „Ich finde, sowohl die Rahmenbedingungen als auch die Prüfungsbedingungen in Warendorf sind hervorragend. Wir haben dort als Fahrer gute Vorbereitungsmöglichkeiten und auch der Prüfungsplatz ist optimal. Es sind auch immer jede Menge fachkundige Zuschauer da, die die Fahrprüfungen sehen wollen.“

Einspänner-Weltmeister Dieter Lauterbach ist seit einigen Jahren als Fremdfahrer fürs Finale der besten Fahrpferde gebucht. Der Bundestrainer der Nachwuchsfahrer, Leiter der hessischen Landesreit- und Fahrschule sowie hessischer Landestrainer und Pferdewirtschaftsmeister kommt jedes Jahr mit viel Vorfreude zu den DKB-Bundeschampionaten: „Die DKB-Bundeschampionate hatten für mich als Teilnehmer immer einen hohen Stellenwert. Leider gingen die Teilnehmerzahlen zwischenzeitlich zurück. Seit 2016 sind die Zahlen auf Grund von verschiedenen Initiativen wieder gestiegen. Das freut mich sehr und ich komme sehr gerne, um die jungen Pferde als Fremdfahrer zu beurteilen. Die Herausforderung dabei ist, dass man nur wenig Zeit hat, die Pferde zu fahren. Man muss sich dementsprechend sehr schnell auf jedes Pferd einstellen, um das Potenzial, das in ihnen steckt, in einem Kommentar und einer Note zu beurteilen. Aber das macht wirklich großen Spaß! Ich finde, dass die DKB-Bundeschampionate dem Fahrer immer eine tolle Kulisse vor einem großen Publikum bieten. So manch ein Champion oder zumindest Finalteilnehmer hatte hier seine viel beachtete Feuertaufe und wurde nach einer erfolgreichen Teilnahme gut verkauft oder geht heute im großen Sport, bis zur WM.!“

Landgestüt-Hauptwärter Christian Koller hat bei seinen Auftritten bei den DKB-Bundeschampionaten ein echtes Heimspiel: Liegt seine Arbeitsstätte, das Warendorfer Landgestüt doch nur wenige Kilometer vom Gelände des DOKR entfernt. Koller fährt bei den DKB-Bundeschampionaten seit über einem Jahrzehnt auf der Welle des Erfolges und fuhr mit seinen Gespannen ein ums andere Mal den Titel des Bundeschampions ein. „Die Atmosphäre bei den DKB-Bundeschampionaten ist einzigartig und jedes Jahr aufs Neue schön. Darüber hinaus, ist es immer wieder ein tolles Gefühl, Pferde qualifiziert zu haben und Teilnehmer bei den DKB-Bundeschampionaten zu sein.“

Bei den Bundeschampionaten seien immer wieder Pferde an den Start gegangen, die sich auch später im Spitzen-Fahrsport behaupten konnten, beobachtet Koller. Das Bundeschampionat des Fahrpferdes kann aber auch der Startschuss für eine sportliche Karriere in einer anderen Disziplin sein. Landbeschäler Flavis ist hierfür das beste Beispiel. 2014 wurde Flavis Bundeschampion bei den Fahrpferden. In den beiden folgenden Jahren war er bei den Dressurpferden am Start und in diesem Jahr vertrat er Deutschland bei der Weltmeisterschaft der siebenjährigen Dressurpferde. Koller erklärt, warum Flavis zunächst Karriere im Fahrsport und dann erst im Dressurviereck machte: „Es gibt Pferde, die etwas mehr Zeit für ihre Entwicklung benötigen. Bei solchen Pferden hat es sich bisher als überaus positiv bewiesen, sie zum Fahrpferd auszubilden. Flavis ist ein hervorragendes Beispiel für den Erfolg einer solchen Vorgehensweise.“ Und da Fahrpferde im Alltag auch geritten werden, spricht nichts gegen diesen „zweispurigen“ Karrierebeginn. „Durch das Reiten bekommen die Pferde mehr Kraft und werden durchlässiger. Ebenso fällt es beim Reiten leichter die Stellung und Biegung eines Pferdes zu verbessern“, begründet Koller die Ausbildungs-Überschneidung bei Fahr- und Reitpferden. Besonders gern erinnert sich Christian Koller an seinen ersten Bundeschampionatstitel 2007 mit dem Landbeschäler De Libris. Ebenso war der Sieg mit Flavis für ihn ein großartiger Moment, da er ein außergewöhnliches Fahrpferd sei. FN/J.Kaup


Source: Presseservice Kerstan / Turniernews

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