Die Farbe und ihre Vererbung

„Rassetypischer Hengst in schicker Sonderlackierung“ – „Hengst vererbet reinerbig dunkel“ – solche und ähnliche Statements sind in Verkaufsanzeigen oder der Beschreibung auf den Seiten der Hengststationen nicht untypisch. Ist die Farbe auch nicht das Hauptargument bei der Entscheidung pro oder contra Pferdekauf oder Vererber, so spielt die Färbung doch für die meisten Käufer und Züchter eine relevante Rolle. Gerade für den Züchter ist die Beachtung, wie die Farbe sich vererbt, wichtig, da es neben der vererbten Leistung ein Kriterium beim Absatz auf dem Markt ist. Wie jede andere Eigenschaft auch, wird die Information zur Farbe des Nachkommens über die Gene vererbt. Insgesamt besitzt ein Pferd 32 Chromosomenpaare, entsprechend also 64 Chromosomen. Von jedem Elternteil wird die Hälfte der eigenen Chromosomen weitergegeben, so dass das Fohlen ebenfalls wieder über die üblichen 32 Chromosomenpaare verfügt. Auf einem Chromosom sind etliche Gene, wahrscheinlich mehrere tausende, hinterlegt, welche wiederum jegliche Erbinformation für das Fohlen enthalten. Die Farbe selbst wird nicht nur von einem Gen definiert, sondern vermutlich von circa sechs Stellen. Da jeder Genort doppelt existiert, wird die Farbe von insgesamt bis zu zwölf Genen bestimmt.

Dominante vs. rezessive Farbe

Nicht jedes vorhandene Gen kommt dabei zur Ausbildung. Dominante Gene setzen sich gegenüber rezessiven Genen durch und hindern diese daran, aufzutreten. In Fall der Farbe wird das rezessive Gen äußerlich nicht sichtbar. Bei dominanten Genen ist es nicht von Relevanz, ob die Informationen einfach oder doppelt vorhanden sind, sie treten in beiden Fällen in Erscheinung. Ein rezessives Farbgen kann sich nur durchsetzen, wenn es doppelt vorhanden ist. Damit muss es sowohl von der mütterlichen als auch von der väterlichen Seite an das Fohlen vererbt worden sein. Zur besseren Veranschaulichung gehen wir zunächst von den beiden Grundfarben Rappe und Fuchs beim Pferd aus, auch wenn in der Literatur der Braune oft zusätzlich als solche benannt wird. Die schwarzen Gene vererben sich dominant, während die Gene des Fuchses sich rezessiv verhalten.

Heterozygot vs. homozygot

Kreuzt man nun einen Fuchs mit einem Rappen, kann der Fuchs lediglich ein rotes Gen weitergeben, da er selbst mit dieser Farbausbildung nur diese hat und dementsprechend reinerbig sein muss. Der Rappe kann sowohl reinerbig (sog. homozygot) sein und somit lediglich über schwarze Gene verfügen oder mischerbig (sog. heterozygot) und damit ein rotes und ein schwarzes Gen besitzen. Ist der Rappe homozygot ist dem Fohlen schlussendlich ein rotes und ein schwarzes Gen mitgegeben worden und es wird entsprechend schwarzes Fell ausbilden. Wenn das schwarze Elternteil heterozygot ist, kann es seinem Nachkommen entweder das rote oder das schwarze Gen vererben. Die Chance auf einen Rappen steht also nur noch bei 50 Prozent. Werden zwei Füchse angepaart, kann lediglich ein fuchsfarbenes Fohlen entstehen, da beide Elternteile nur über rote Farbgene verfügen. Aus zwei Rappen kann hingegen ein Rappe oder ein Fuchs entstehen. Sind beide schwarzen Elternteile homozygot, ist lediglich ein Nachkommen mit schwarzem Fell möglich, da sie nur diese Gene selbst besitzen. Ist ein Elternteil heterozygot, ist das Fohlen ebenfalls ein Rappe, da nur ein einzelnes Fuchsgen weitergegeben werden kann und so das dominanten Gen für die schwarze Farbe es immer unterdrückt. Bei zwei heterozygoten Elternteilen ist sowohl ein reinerbiger Rappe, als auch ein mischerbiger Rappe oder reinerbiger Fuchs als Nachkommen möglich.

Weitere Fellfarben

Neben der Auskunft über roter oder schwarze Farbe, können die Gene noch weitere Informationen liefern. Der Braune ist genetisch ein Rappe, dessen Deckhaar lediglich durch den Braunfaktor aufgehellt wird. Am Langhaar ist das dominanten Gen auch hier zu erkennen, da es schwarzes ist. Bei hellem Langhaar, also rot, gelb bis weiß, ist auf beiden Genen das rezessive Rot vertreten. Der Braunfaktor vererbt sich entsprechend dominant weiter. Bei einem Schimmel verhält es sich ähnlich. Das Pferd kommt dunkel zur Welt, in seiner eigentlichen Farbgebung, und wird erst mit der Zeit weiß. Der Schimmel kann also jede Farbe vererbt bekommen und ist im Alter trotzdem weiß, vorausgesetzt er besitzt das zusätzliche Gen für den Schimmelfaktor. Genau genommen ist dieses Gen lediglich für eine frühzeitige Ergrauung des Pferdes verantwortlich und das weiß ist keine „echte Farbe“. Nichtsdestotrotz vererbt sich der Schimmelfaktor dominant. Somit entsteht immer ein Schimmelfohlen, wenn eines der Elterntiere ein reinerbiger Schimmel ist. Sind beide Eltern heterozygot, liegt die Wahrscheinlichkeit für ein dunkles Fohlen bei 25 Prozent, wenn das Schimmelgen nicht weitervererbt wird. Ebenso wahrscheinlich entsteht ein reinerbiger Schimmel, während zu 50 Prozent ein heterozygotes Schimmelfohlen geboren wird. Die Abweichungen zum beispielsweise Apfel- oder Fliegenschimmel verursachen wiederum weitere Farbgene. Horse-Gate/ACG