Der Hengst Dimaggio (Teil 2)

Der erste Jahrgang

[caption id="attachment_201427" align="alignleft" width="338"] Hinter den Kulissen der WM, Dimaggio im Stallzelt mit seinem Züchter Ralf Hollwedel © Ralf Hollwedel privat[/caption] Richtig interessant wurde er für die Züchter jedoch bald: Aus seinem ersten Jahrgang in Deutschland wurden drei Hengste gekört. Seine ersten Nachkommen in Großbritannien – er wurde dort vor allem an Stuten mit Hannoveraner Blut und KWPN­-Stuten angepaart – waren ebenso beeindruckend: Im Jahr 2002 lieferte er sowohl den British Sporthorse­-Champion als auch den British Warmblood-­Champion. Europaweit Aufmerksamkeit erregten seine Nachkommen, als diese die ersten Jungpferdeprüfungen liefen und auf der Weltmeisterschaft der Jungen Pferde zu sehen waren. Als Beispiel sei hier Cherie genannt, 2001 Weltmeisterin der 6-­jährigen Dressurpferde und Gewinnerin des Nürnberger-­Burg-­Pokals im Jahr 2003. Weitere Namen seiner Kinder, die sich eingebrannt haben, sind Del Magico, der Reservesieger der Weltmeisterschaft der Jungen Dressurpferde 2014 und das Championatspferd Half Moon Delphi, der unter Michael Eilberg zur britischen Equipe gehörte. Das Paar errang zum Beispiel Europameisterschafts­-Bronze 2013 und wurde Vize-Weltmeister in Caen (FRA).  

     

Dimaggios Nachkommen

[caption id="attachment_201429" align="alignleft" width="450"] Diaggio, 2006 geborener Dimaggio-Sohn aus einer Florestan I-Mutter, deckt bei Suzanne Lavandera in Großbritannien © Suzanne Lavandera[/caption] Als typische Dimaggio-Nachkommen bezeichnet Zuchtexperte Claus Schridde „dunkle Füchse, die sparsam mit Abzeichen gesegnet sind, in einer verfeinerten Form des Donnerhalls, edel auftretend und mit den typischen Donnerhall-­Merkmalen ausgestattet, wie der hohen Versammlungsfähigkeit“. Gute Pferde hat Dimaggio viele gemacht. Sein erster gekörter Sohn war Dinamic, geboren 2003, der über seine Mutter (Rubinstein I x Don Primero) auf Don Primero ingezogen ist. Er war bei Vorwerk, später im Landgestüt Schwaiganger aufgestellt. Züchterisch wird von Dimaggios jüngeren Söhnen viel erwartet, da wären zum Beispiel Dacosta (Dimaggio x Coriander), der im Landgestüt Celle aufgestellt ist, oder der Schimmelhengst Del Magico (Dimaggio x Feinbrand). „Außergewöhnlich gut finde ich persönlich den Desiderio“, erzählt Claus Schridde, der Hengst (Dimaggio x Donnerhall) ist bei der Station Pape aufgestellt.     [ihc-hide-content ihc_mb_type="show" ihc_mb_who="4,3" ihc_mb_template="3" ]

Der Louisdor-Preisträger

[caption id="attachment_201435" align="alignleft" width="450"] Dinamic, Vollbruder zu Duke of Britain. Er ist inzwischen als Privatschäler in Cuxhaven aufgestellt © Kiki Beelitz[/caption] Aufsehen erregte auch ein in Großbritannien gezogener Dimaggio­-Sohn, ein Wallach allerdings, namens Duke of Britain, der 2017 bei Horses & Dreams unter dem Kasselmann­-Bereiter Frederic Wanders auffiel. Mit 71,158 Prozent siegte das Paar im Louisdor­-Preis vor Ingrid Klimke, die zwei Pferde platzieren konnte. Duke of Britain, geboren 2007, ist übrigens Vollbruder zu Dinamic, beide stammen aus der Stute Real Gold (Rubinstein I x Don Primero). Dimaggio ist vielfach gern gesehen als Muttervater. Bestes Beispiel für so ein gelungenes Zuchtprodukt mit Dimaggio als Muttervater ist die Fürst­-Heinrich-Tochter Woodlanders Farouche aus der Dimaggio-Tochter Dornröschen, die selbst Grand­-Prix­ Platzierungen vorweisen kann. Woodlanders Farouche wurde im Jahr 2012 und 2011 Weltmeisterin der 5­ bzw. 6-­jährigen Dressurpferde mit jeweils sensationellen Noten. Die ganze Zuchtwelt sprach von ihr, denn die Stute strahlte auf dem Verdener Turnierplatz etwas Besonderes aus. Im Jahr 2016 gewann sie die kleinen Prüfungen, St. Georg und die Intermédiaire I beim CHIO in Aachen. Ihr Vollbruder Franz Ferdinand ist nun bei Pape als Deckhengst tätig. Die Töchter Dimaggios genießen einen sehr guten Ruf als Zuchtstuten, als Beispiel sei hier die Westfälische Siegerstute Dimma von 2012 genannt.  

Hohe Noten für Dimaggios Kinder

[caption id="attachment_201433" align="alignleft" width="350"] Dimaggio schied mit acht Jahren aus dem Sport aus. Seine Kinder sind hocherfolgreich - 2016 gingen gleich zwei direkte Dimaggio-Nachkommen bei den Olympischen Spielen in Rio an den Start. Ein Dressurpferd (FRA) und ein Vielseitigkeitspferd (NZ) © Ralf Hollwedel privat[/caption] Eher ein Geheimtipp sind die Nachkommen des Dimaggio­-Sohns Demirel. Der von der Familie Hölscher aus Gehrde gezogene Hengst deckte im Rheinland bei Ferienhof Stücker – nun machen seine 5­ und 6-­jährigen Kinder mit viel Talent in Jungpferdeprüfungen auf sich aufmerksam. Dimaggios Blut ist aktuell und gefragt: Aktuell Beachtung erhält auch zum Beispiel Dimagico, Hannoveraner Prämienhengst aus dem Jahr 2016, der auf dem Gestüt Bonhomme deckt. Auffällig waren dessen Schritt­ und Rittigkeitsnoten der Hengstleistungsprüfung: Mit 9,0 und 9,25 wurden diese bewertet, genauso wie Leistungsbereitschaft, Interieur und Charakter. Noten, die sich mit der Beschreibungen der Nachkommen durch Suzanne Lavandera decken. Und die hat als Hengsthalterin Dimaggios und Züchterin wie Reiterin nun einige gesehen und selbst angeritten. Ab 2004 deckte Dimaggio für einige Jahre auf dem Gestüt Vorwerk in Deutschland, dann kehrte er nach England zurück. Seine letzten Zuchtjahre verbrachte Dimaggio wieder in Deutschland auf der Station Böckmann, wo er von 2013 an bis zu seinem Tod als Deckhengst zu beziehen war. „Wir haben damals gezielt wieder nach einem D­Blut­Hengst gesucht“, berichtet Wiebke Hammermann, Besamungswartin bei Böckmann und zuständig für die Hengste dort. „Dimaggio war ein bewährter Hengst, und es gab viele Jahrgänge auf den Weltmeisterschaften der Jungen Pferde, auf denen Dimaggio­-Kinder stets weit vorn waren!“ Er war in diesen Jahren einer der Hengste bei Böckmann, die die meisten Stuten bekamen.

   

Von bestem Charakter

[caption id="attachment_201431" align="alignleft" width="450"] Dimaggio mit seiner Reiterin und Mitbesitzerin Suzanne Lavandera © Suzanne Lavandera[/caption] Von der Vererbung her hinterließ er in dieser Zeit „viel Qualität“, achten mussten die Züchter bei der Anpaarung allerdings auf den möglichst optimalen Rahmen der Stuten. Dimaggio streute von der Größe her, es gibt große und kleine Dimaggios, ebenso kurze und lange. „Mit Stuten so um die 1,68 oder 1,70 hat es immer gut gepasst“, sagt die Frau aus der Praxis, Besamungswartin Wiebke Hammermann. Sie erinnert sich an den Hengst als „ein sehr schlaues, braves und umgängliches Pferd“. Seine Jahre bei Böckmann verbrachte er zwischen Box, Phantom und Paddock, „der war immer gut zufrieden, ein tolles Pferd!“ Gesundheitlich war er stabil, doch ein letzter Schub der Hufrehe führte dann zum Einschläfern. „Für seine gesundheitliche Geschichte hat er ein hohes Alter erreicht!“, sagt Wiebke Hammermann, „und das liegt auch daran, dass das einer war, der immer wollte“. Passt zu den Beschreibungen der Reiterin Dimaggios. Suzanne Lavandera verweist auf die perfekten Interieur­-Eigenschaften der Nachkommen: „Viele seiner Nachkommen haben eine sehr gute Arbeitseinstellung. Sie denken mit und gehen vorwärts. Es sind allerdings keine Pferde, die man beim Anreiten überfallen darf. Das sind keine, die man am Samstag longiert und am Sonntag drauf sitzt. Sie sind nicht frech und sehen keine Gespenster, aber man muss zu Beginn langsam mit ihnen tun, geduldig sein. Das zahlen sie einem zurück, es sind fantastische Pferde vom Gemüt her!“ [/ihc-hide-content] © Dieser Auszug basiert auf einem Beitrag von Jeannette Aretz, der im Sammelwerk „Ausgewählte Hengste Deutschlands 2018/19“ erschienen ist.